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Jahresanzeiger 2011 - Stadtverwaltung Tanna

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Vor wenigen Tagen fand eine unendlich<br />

lange und lautstarke Stadtratssitzung<br />

hinter verschlossenen Türen statt. Sie<br />

veranlasste uns zu tiefgründigen Recherchen,<br />

und wir wollen das kaum zu fassende Ergebnis<br />

unseren Lesern hier nicht vorenthalten, auch<br />

wenn es die weihnachtliche Stimmung in so<br />

mancher Familie trüben wird. Nun aber zum<br />

Fakt: Der Bus-Schülerverkehr zwischen <strong>Tanna</strong><br />

und Hirschberg wird jeweils freitags ersatzlos gestrichen!<br />

Die Tänner Kinder (5. bis 10. Klasse)<br />

werden am Ende jeder Woche den Schulweg nach<br />

Hirschberg „per pedes“ absolvieren – bekommen<br />

diesen jedoch als Sportstunde gutgeschrieben.<br />

Erinnern wir uns noch an unsere Schulzeit:<br />

Es gab damals wenig Busse, geschweige denn<br />

Eltern, die ihre Zöglinge mit dem Auto zum Unterricht<br />

brachten. Die Verantwortlichen in Kreis<br />

und Stadt wollen mit dem ab Januar geltenden<br />

Lauf der Schüler nicht nur an alte Gepflogenheiten<br />

erinnern, sondern insbesondere finanzielle<br />

Einsparungen erreichen und die Ökobilanz unseres<br />

Omnibusunternehmens verbessern. Ganz nebenbei<br />

könnte das Vorhaben auch zur Stärkung<br />

der körperlichen Fitness unserer Schüler und<br />

Lehrer beitragen. Ja, und Sie haben natürlich<br />

richtig gelesen, auch die Lehrer sollen mit zur<br />

Hirschberger Schule laufen, denn wie wir aus unterrichteten<br />

Kreisen unserer <strong>Tanna</strong>er Ärzteschaft<br />

erfuhren, leiden gerade Tänner Schulmeister unter<br />

Bluthochdruck, Krampfadern und arteriovenösen<br />

Gefäßpolstern (umgangssprachlich<br />

auch Hämorrhoiden genannt), weshalb man ihnen<br />

deshalb dringendst nahelegt, die allfreitägliche<br />

Wandertour zur Förderung der Gesundheit<br />

eifrig zu nutzen.<br />

Inzwischen laufen im wahrsten Sinne des<br />

Wortes hinter verschlossenen Türen bereits die<br />

Planungen zum Streckenverlauf, zu den Geh -<br />

zeiten und natürlich auch zum Thema eventueller<br />

Gefährdungen auf der Strecke. Der <strong>Tanna</strong>er<br />

Nordic-Walking-Club „Stockenten“, dem auch<br />

mehrere Lehrerinnen angehören, und unser<br />

Frankenwaldverein empfehlen natürlich die ca.<br />

20 km lange Strecke des Saale-Orla-Rundweges,<br />

denn dieser führt fernab jeder Straße gut beschildert<br />

(rotes Dreieck auf weißem Grund) direkt<br />

nach Hirschberg; er überfordert jedoch mit ca. 20<br />

km Länge die meisten unserer Schüler und Lehrer.<br />

Ebenso im Test ist der ca. 12 km lange Weg<br />

quer durch die Kämmera nach Gefell und von<br />

dort über Dobareuth nach Hirschberg. Diese<br />

Strecke wurde vor allem in den zwanziger Jahren<br />

des vorigen Jahrhunderts durch <strong>Tanna</strong>er Arbeiter,<br />

die in der Lederfabrik Hirschberg ihrem Brot -<br />

Letzte Meldung<br />

erwerb nachgingen, täglich bewältigt – und dies<br />

im Sommer wie im Winter. Traurig berühmt wurde<br />

diese Tatsache durch den Raubmord an der<br />

Fabrikarbeiterin Lina Trampler in der Nähe des<br />

Binsenflecks – die Täter fanden jedoch den im<br />

Essgeschirr gut versteckten Lohn damals nicht.<br />

Um nun solche oder andere Zwischenfälle in<br />

der Kämmera zu vermeiden, haben sich die Tänner<br />

Altlehrer und -lehrerinnen Altenhofen, Diez<br />

Hirmer, Dr. Petzold, Lenk, Sachse, Eckner, Bunz,<br />

Stiller, Diersch und Henkel bereit erklärt, die<br />

Streckenabsicherung in der Kämmera zu übernehmen<br />

und auf dem Rosenbühl eine Rast- und<br />

Pflegestation einzurichten. Denn es ist nicht bekannt,<br />

ob jedes Kind oder jeder Lehrer in der Lage<br />

ist, anfangs bereits den Rosenbühl ohne Schaden<br />

zu erreichen. Ein entsprechendesmedizinisches<br />

Notfallset<br />

steht für Fußblasen,<br />

Wadenkrämpfe, Seitenstechen,Dehydration,<br />

Simulatio und<br />

Kreislaufzusammenbrüche<br />

zur Verfügung.<br />

Die <strong>Tanna</strong>er<br />

Ärzte Stark, Kühne,<br />

Dr. Flügel-Riemenschneider<br />

und Schnedermann<br />

werden jeweils<br />

einen Notdienst<br />

einrichten, um<br />

schnelle Hilfe leis ten<br />

zu können. Auch wollen<br />

pensionierte <strong>Tanna</strong>er<br />

Waldarbeiter wie<br />

Leo Dankwart, Ro-<br />

83<br />

land Friedrich u.a. zur Verfügung stehen, da ihnen<br />

das große und oftmals unzugängliche Waldgebiet<br />

der Kämmera und die auch dort vorhandenen<br />

Moorgebiete bestens bekannt sind.<br />

In der ersten Unterrichtswoche des neuen<br />

Jahres werden alle Eltern und Schüler über diese<br />

neue Maßnahme informiert und bezüglich des<br />

neuen Schulweges sollen umfangreiche Schulungen<br />

und Lehrgänge stattfinden; so zu Fragen<br />

richtiger Kleidung, Mitführen von Wasser und<br />

Proviant, und auch ein Überlebenstraining soll<br />

unseren Kindern im unwahrscheinlichen Fall eines<br />

Verlaufens ermöglichen, mehrere Tage im<br />

großen Waldgebiet der Kämmera lebend auszuharren.<br />

Dazu wird allen Erziehungsberechtigten<br />

dringendst empfohlen, ihre Zöglinge den einheimischen<br />

„Zahnräten“ Vogel und Melle vorzustellen,<br />

denn nur sanierte und funktionierende Gebisse<br />

ermöglichen die Nahrungsaufnahme<br />

harter Wurzeln oder durch die Jägerschaft ausgelegter<br />

Kastanien und Eicheln.<br />

Die seit Jahren im reußischen Oberland ausgerottete<br />

Tollwut und die vor kurzem sehr erfolgreich<br />

absolvierte Treibjagd minimiert mögliche<br />

Angriffe von Wildsauen, Hirschen und Muffelwild<br />

fast gegen null. Dennoch sollen unsere Schüler<br />

auch solchen Gefahren gut begegnen können,<br />

deshalb wird das Erklettern von Bäumen im neuen<br />

Jahr vorrangig im Sportunterricht trainiert.<br />

Nun wünschen wir allen Lehrern und<br />

Schülern einen frohen Schulweg nach Hirschberg,<br />

und wir sind sicher, im nächsten Jahr über<br />

positive Auswirkungen berichten zu können.<br />

Matthias Wolfram

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