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Sibylle Luig | Nix als Trouble mit dem Ex

Esther, 35, Promi-Reporterin, bereitet sich im Hotel Alpenwirt auf ihre Traumhochzeit mit Jürgen vor. Alles scheint perfekt, bis sie dem Eigentümer des Hotels begegnet: Es ist ihr Ex-Freund Mark, zu dem sie seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Erinnerungen an die Zeit mit ihm, ihrer ersten großen Liebe, werden wach und stürzen Esther in ein Gefühlschaos. Richtig kompliziert wird es aber, als Esther im Hotel den smarten Filmstar Danyal Karim kennenlernt. Um trotz der Hochzeitsvorbereitungen ein Exklusiv-Interview mit ihm machen zu können, kommt Esther auf eine aberwitzige Idee …

Esther, 35, Promi-Reporterin, bereitet sich im Hotel Alpenwirt auf ihre Traumhochzeit mit Jürgen vor. Alles scheint perfekt, bis sie dem Eigentümer des Hotels begegnet: Es ist ihr Ex-Freund Mark, zu dem sie seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Erinnerungen an die Zeit mit ihm, ihrer ersten großen Liebe, werden wach und stürzen Esther in ein Gefühlschaos.
Richtig kompliziert wird es aber, als Esther im Hotel den smarten Filmstar Danyal Karim kennenlernt. Um trotz der Hochzeitsvorbereitungen ein Exklusiv-Interview mit ihm machen zu können, kommt Esther auf eine aberwitzige Idee …

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<strong>Nix</strong> <strong>als</strong> <strong>Trouble</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Ex</strong>


Alle Ähnlichkeiten <strong>mit</strong> lebenden oder verstorbenen Personen sind in<br />

diesem Buch zufällig. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte.<br />

www.verlag-monikafuchs.de<br />

www.sibylle-luig.de<br />

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek:<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation<br />

in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<br />

http://dnb.dnb.de abrufbar.<br />

ISBN 978-3-947066-02-5 – auch <strong>als</strong> eBook erhältlich<br />

© 2020 Verlag Monika Fuchs | Hildesheim<br />

Text: <strong>Sibylle</strong> <strong>Luig</strong><br />

Cover-/Umschlaggestaltung: Buchgewand Coverdesign |<br />

www.buch-gewand.de | Verwendete Grafiken/Fotos: kite-kit; oksanello;<br />

julieboro; ivanishchev@gmail.com (alle depositphotos.com) | Michal Sanca;<br />

bamamaba (alle shutterstock.com) | inquieta (stock.adobe.com)<br />

Layout und Satz: Die Bücherfüxin | Hildesheim | www.buecherfuexin.de<br />

Lektorat: Casjen Griesel<br />

Alle Teile dieses Buches sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfätigungen,<br />

Abdrucke, Bearbeitungen, Verfilmungen etc. sind nur <strong>mit</strong> Erlaubnis der<br />

Rechteinhaber gestattet. Anfragen richten Sie bitte an den Verlag.<br />

Printed in EU 2020


Inhalt<br />

Kapitel 1 7<br />

Kapitel 2 22<br />

Kapitel 3 1999 39<br />

Kapitel 4 58<br />

Kapitel 5 74<br />

Kapitel 6 1999 88<br />

Kapitel 7 101<br />

Kapitel 8 119<br />

Kapitel 9 2007 136<br />

Kapitel 10 144<br />

Kapitel 11 160<br />

Kapitel 12 2008 177<br />

Kapitel 13 191<br />

Kapitel 14 1999 210<br />

Kapitel 15 217<br />

5


1<br />

E<br />

s lag eine sommerlich satte Ruhe über der Anlage<br />

des Wellness-Hotels Alpenwirt. Auf <strong>dem</strong> lichtblauen<br />

Himmel schlummerten Schäfchenwolken. Über den Tennisplätzen<br />

summten Bienen emsig in der Mittagshitze.<br />

Die Wiesen leuchteten grün und die Kieswege glitzerten<br />

silbrig in der strahlenden Sonne. Von den umliegenden<br />

Weiden hörte man das Muhen der Kühe, untermalt vom<br />

leisen Geläute ihrer Glocken. Was könnte schöner sein <strong>als</strong><br />

ein Sommertag in den Bergen?<br />

Esther saß auf ihrem Balkon und betrachtete die Aussicht<br />

<strong>mit</strong> Wohlgefallen. Es war nicht nur wunderschön, es<br />

war auch ganz genau so, wie sie sich das perfekte Setting<br />

für ihre Hochzeit vorstellte. Sie stemmte die Füße gegen<br />

den großen Blumenkasten und erfreute sich an ihren<br />

frisch in Geraniumrot lackierten Fußnägeln in<strong>mit</strong>ten der<br />

Blütenpracht. Gestern war sie noch im verregneten Köln<br />

gewesen und hatte sich nicht vorstellen können, den<br />

nächsten Tag schon in den Bergen zu verbringen. Jetzt<br />

kam es ihr undenkbar vor, irgendwo anders auf der Welt<br />

zu sein. Es war einfach zu schön. Heute Abend sollten<br />

sich Jürgens und ihre Eltern kennenlernen. Morgen würde<br />

Gerlinde, ihre beste Freundin und Trauzeugin, ankom-<br />

7


men, und am Sonntag war dann schon der große Tag. Unfassbar,<br />

wie schnell das auf einmal alles gekommen war.<br />

Fast ein bisschen zu schnell. Und es gab immer noch ein<br />

paar Dinge, um die sie sich bisher nicht gekümmert hatte.<br />

Der Blumenschmuck fiel ihr <strong>als</strong> Erstes ein, und ach ja – die<br />

Sitzordnung! Und natürlich ihre Frisur. Sie hatte eine Todo-Liste<br />

gemacht, aber die lag drinnen im Hotelzimmer.<br />

Es stand noch so viel darauf, dass Esther sie vorsichtshalber<br />

unter einem Stapel Zeitschriften versteckt hatte. Viel<br />

lieber wollte sie die Aussicht genießen und einfach darauf<br />

vertrauen, dass alles andere genauso perfekt werden würde<br />

wie das Kuhgebimmel-Idyll vor ihrem Balkon.<br />

Sie wackelte <strong>mit</strong> den Zehen und betrachtete das Ergebnis<br />

ihrer Probe-Pediküre. Das hatte sie immerhin schon<br />

geschafft: An diesem coolen Rot würde sie auf jeden Fall<br />

festhalten, und alles andere würde sie morgen <strong>mit</strong> Gerlinde<br />

zusammen ganz schnell entscheiden.<br />

Esther gähnte ausgedehnt und streckte sich. Die Sonne<br />

hatte sie schläfrig gemacht. Wie spät war es eigentlich?<br />

Sie schaute auf die Uhr: kurz nach drei. Der Nach<strong>mit</strong>tag<br />

schien sich endlos vor ihr auszudehnen. Ohne Gerlinde<br />

hatte sie keine Lust, ihre Liste abzuarbeiten. Aber sonst<br />

hatte sie auch nicht viel zu tun. Wenn sie sich die Pediküre<br />

nur nicht so früh gebucht hätte … Sie unterdrückte ein erneutes<br />

Gähnen. Außer <strong>dem</strong> festlichen Abendessen, einer<br />

nachgeholten Verlobungsfeier im kleinen Familienkreis,<br />

hatte sie heute nichts mehr vor.<br />

Zusammen <strong>mit</strong> einer Biene, die sich für Geranium zu interessieren<br />

schien, verscheuchte Esther den sanften Anflug<br />

von Bedenken <strong>mit</strong> ihrer Hand. Das würde schon nett<br />

werden, das Abendessen. Sie legte den Kopf in den Nacken<br />

und starrte in das unglaubliche Blau des Sommer-<br />

8


himmels hinauf, um den Schäfchenwolken Formen zuzuordnen.<br />

Sie wartete so lange, bis ein Wölkchen für einen<br />

flüchtigen Moment wie ein vierblättriges Kleeblatt aussah,<br />

und lächelte dann zufrieden. Es lag ja auf der Hand,<br />

dass sie Glück gehabt hatte. Jürgen war ein Traummann.<br />

Er sah gut aus, war charmant und eloquent.<br />

Nur das Kennenlernen der Eltern, das hätte sie gerne<br />

schon hinter sich gehabt. Es war nicht auszuschließen,<br />

dass ihre Eltern Jürgens Eltern ziemlich hohl finden würden.<br />

Und Jürgens Eltern würden ihre Eltern … hm, was<br />

würden sie wohl von ihnen halten?<br />

Für einen Augenblick sah Esther ihren zukünftigen<br />

Schwie gervater vor sich. Manfred Kuhnke war ein Vollblutgeschäfts<br />

mann. Einer, der es selbst zu etwas gebracht<br />

hatte, wie er gerne betonte. Für ihn war Geld gleich Erfolg.<br />

Dazu passten der Goldschmuck und das glockenhelle Lachen<br />

von Jürgens Mutter Roswitha, <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> sie versuchte,<br />

das Unternehmergetöse ihres Mannes zu übertönen. Aber<br />

eigentlich waren sie ganz nett, oder? Zu ihr waren sie immer<br />

freundlich und großzügig gewesen. Und sie waren begeistert<br />

von Jürgens und ihren Hochzeitsplänen, was man<br />

von ihren Eltern nicht gerade behaupten konnte.<br />

»Das Alter hast du ja«, hatte ihre Mutter zu ihr gesagt,<br />

<strong>als</strong> sie ihnen von Jürgens Antrag berichtet hatte. Nach<br />

übertriebener Freude hatte das nicht geklungen. Das Alter<br />

hast du ja … Esther rollte <strong>mit</strong> den Augen. Wo andere<br />

Mütter sich zumindest »Herzlichen Glückwunsch« abgerungen<br />

hätten.<br />

Esther stand auf. Sie würde eine kleine Runde durchs<br />

Hotel drehen. Schließlich musste sie sich auskennen,<br />

wenn sie ihre Hochzeitsgäste hier begrüßen wollte. Unter<br />

ihrem Balkonstuhl fand sie ihre Flip-Flops und schlüpf-<br />

9


te hinein. Im Zimmer blieb sie vor <strong>dem</strong> Spiegel am Kleiderschrank<br />

stehen. Konnte sie so rausgehen? Ihre langen<br />

braunen Haare waren immer noch ein bisschen feucht<br />

vom Duschen und hatten auf <strong>dem</strong> T-Shirt nasse Flecken<br />

hinterlassen. Ihre Jogginghose sah auch nicht gerade so<br />

aus, <strong>als</strong> dass man darin Gäste hätte empfangen wollen.<br />

Esther zögerte, aber vor siebzehn Uhr konnten Jürgens Eltern<br />

nicht hier sein.<br />

Sie beschloss, sich jetzt erstmal umzuschauen und erst<br />

danach zurechtzumachen. Auf Jürgen würde sie auch<br />

nicht stoßen, der kümmerte sich um seinen Trauzeugen.<br />

Esther fuhr sich <strong>mit</strong> der Hand durch die feuchten Haare<br />

und betrachtete weiter ihr Spiegelbild. Durchs Hotel zu<br />

wandern und die Anlage zu erkunden, würde sicher Spaß<br />

machen. Vielleicht würde ihr beim Spazierengehen auch<br />

noch etwas für ihren Trauspruch einfallen. Am Anfang<br />

hatte ihr die Idee gut gefallen, dass sie sich selbst einen<br />

Satz füreinander überlegen würden. Aber jetzt wusste sie<br />

beim besten Willen nicht, was sie zu Jürgen am Altar anderes<br />

sagen sollte <strong>als</strong> »Ja, ich will«. Aus irgendeinem amerikanischen<br />

Film müsste sie doch einen Spruch klauen<br />

können, oder? Wenn nur Miri schon da wäre, die kannte<br />

jede romantische Komödie, die jem<strong>als</strong> gedreht worden<br />

war. Oder noch besser: Gerlinde! Wenn ihre beste Freundin<br />

schon da wäre, könnte sie jetzt <strong>mit</strong> ihr Sekt trinken<br />

und sie müsste ihren Verlobungsring bestaunen. Gerlinde<br />

würde sicher ein schön kitschiger Trauspruch einfallen.<br />

Zum hundertsten Mal an diesem Nach<strong>mit</strong>tag zog Esther<br />

ihr Handy aus der Hosentasche, aber es blieb dabei: keine<br />

neuen Nachrichten, keine Mail, keine SMS und auch keine<br />

neue WhatsApp. Ihre letzten Nachrichten an Gerlinde<br />

und Miri waren immer noch ungelesen.<br />

10


Esther stopfte ihr Handy zurück in die ausgebeulte Tasche<br />

ihrer Sporthose und lächelte ihrem Spiegelbild aufmunternd<br />

zu. Ist ja auch egal, dachte sie. Später würde<br />

noch genug los sein. Aperitifs an der Bar, das Abendessen.<br />

Im Anschluss würde Jürgen zwar <strong>mit</strong> seinen Freunden<br />

vom Tennisverein zum Junggesellenabschied aufbrechen,<br />

aber wenn er zurückkam, dann würde sich alles nur<br />

um sie beide und ihre Hochzeit drehen. Meine Hochzeit<br />

<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Mann, der mich glücklich machen wird. Meine<br />

Hochzeit <strong>mit</strong> Herrn Dr. Jürgen Kuhnke, dachte Esther verträumt.<br />

Diese kleine nach<strong>mit</strong>tägliche Durststrecke würde sie<br />

schon überstehen. Apropos Durst. Sie beschloss, einen<br />

Sekt an der Hotelbar zu trinken. Einen Moment lang<br />

überlegte sie, ob sie sich eine Zigarette dazu gönnen sollte,<br />

aber dann entschied sie sich dagegen. Jürgen mochte es<br />

nicht, wenn sie rauchte. Es tat ihm weh, zu sehen, wie sie<br />

sich selbst schadete. Weil er sie so sehr liebte.<br />

Seit sie <strong>mit</strong> Jürgen zusammen war, rauchte sie fast gar<br />

nicht mehr. Vielleicht sollte sie gerade deshalb jetzt eine<br />

rauchen? Wie früher! Schließlich waren diese letzten Tage<br />

vor ihrer Hochzeit ein Abschied von einem Lebensabschnitt.<br />

Sie könnte ja mal eine <strong>mit</strong>nehmen.<br />

Esther kramte die Schachtel aus einer Seitentasche ihres<br />

Kulturbeutels, wo sie sie versteckt hatte, hervor und zog<br />

eine Zigarette und ihr Feuerzeug heraus. Dann wählte sie<br />

ein Buch und eine Zeitschrift, <strong>mit</strong> denen man sich sehen<br />

lassen konnte, falls doch jemand früher ankommen sollte,<br />

steckte alles in ihre Handtasche und verließ ihr Zimmer.<br />

Im Aufzug überlegte sie, ob sie auf der Etage ihrer Eltern<br />

anhalten sollte, um sie zum Sekttrinken <strong>mit</strong>zunehmen.<br />

Aber dann entschied sie sich fürs Rauchen. Ihre Eltern<br />

11


könnte sie später auch noch treffen. Das klang doch gut.<br />

Jetzt hatte sie ein Nach<strong>mit</strong>tagsprogramm.<br />

Esther stieg im Erdgeschoss aus <strong>dem</strong> Lift aus und ging<br />

auf <strong>dem</strong> schweren roten Teppich in Richtung Foyer. Alles<br />

blitzte und blinkte, man merkte an jeder Ecke, dass<br />

das Hotel frisch saniert war. Ein bisschen mehr Patina,<br />

ein bisschen »die Dietrich ist auch immer so gerne hier<br />

gewesen« hätte ihr gut gefallen, aber ihre Eltern hatten<br />

das Hotel ausgesucht, und schön war es wirklich. Und<br />

»die Dietrich« war wahrscheinlich nie in den Bergen gewesen.<br />

Obwohl sie gut in die Hotelbar des Alpenwirt gepasst<br />

hätte, wie Esther feststellte, <strong>als</strong> sie die Bar gefunden<br />

hatte. In diesem Raum <strong>mit</strong> seinem breiten Eichenparkett<br />

und den dunklen, indirekt beleuchteten Wänden war ein<br />

Hauch des alten Flairs erhalten geblieben. Richtig schön<br />

war es hier, aber anscheinend wollte keiner der wenigen<br />

Gäste bei diesem strahlenden Sonnenschein in einem der<br />

wunderbar tiefen, cognacfarbenen Sessel liegen und Alkohol<br />

trinken. Nur ich, dachte Esther, und ließ sich <strong>mit</strong><br />

einem zufriedenen Seufzen in das weiche Leder sinken.<br />

Ach, war das schön. Noch bevor sie beim Kellner Sekt bestellte,<br />

zündete sie sich eine Zigarette an. Mit <strong>dem</strong> wohligen<br />

Gedanken daran, dass dies höchstwahrscheinlich<br />

ihre allerletzte Zigarette jem<strong>als</strong> sein würde, blies sie den<br />

blauen Dunst fast andächtig in die Luft. Hübsch sah das<br />

aus, wie er sich da gemächlich in Richtung der dunklen<br />

Kassettendecke emporkringelte. Eigentlich schade, dass<br />

sie nun ganz aufhören musste. Manchmal eine Zigarette<br />

zu rauchen, war doch eine schöne Sache. Sie nahm noch<br />

einen Zug und lauschte <strong>dem</strong> leisen Knistern der Glut. Ja,<br />

das hatte was. Das war zweifelsohne sehr atmosphärisch<br />

und richtig gemütlich.<br />

12


»Das ist übrigens eine Nichtraucherbar«, hörte sie plötzlich<br />

eine Stimme ganz in der Nähe. Sie schaute sich um,<br />

aber alles, was sie sah, waren die Rücklehnen anderer Ledersessel.<br />

»Entschuldigung«, sagte Esther trotz<strong>dem</strong>, während sie<br />

dachte, dass es doch immer irgendwo einen Spielverderber<br />

gab. Sie suchte nach etwas, an <strong>dem</strong> sie ihre Zigarette<br />

ausmachen könnte, <strong>als</strong> sie eine schmale, bläuliche Rauchsäule<br />

hinter einem dieser anderen Sessel aufsteigen sah.<br />

Aha, so war das <strong>als</strong>o. Sie musste grinsen.<br />

»Keine Sorge«, rief sie der Rücklehne des Sessels zu,<br />

»ich inhaliere nicht.«<br />

Der blaue Dunst über <strong>dem</strong> Sessel geriet in Bewegung.<br />

Ein Mann stand auf, drehte sich um und kam langsam auf<br />

sie zu.<br />

Esther wusste, wer es war, noch bevor er sich vollständig<br />

aus <strong>dem</strong> Sessel erhoben hatte. Sie hatte schon oft gelesen,<br />

dass Herzen in solchen Momenten zum Aussetzen neigen<br />

oder zum Rasen. Dass sie beides auf einmal tun konnten,<br />

war ihr neu.<br />

»Hallo Esther!« Mark lächelte.<br />

Esther schaffte es noch nicht einmal, »hallo Mark« zu<br />

sagen, sie starrte ihn einfach nur an und ihre Gedanken<br />

überschlugen sich. Das war Mark, der da vor ihr stand.<br />

Mit kurzen Haaren und in Anzughose und einem weißen<br />

Hemd <strong>mit</strong> breitem italienischem Kragen. Lässig sah er<br />

aus, die Hände in die Hüften gestemmt, die Zigarette im<br />

Mundwinkel. Es schien ihn nicht im Geringsten zu überraschen,<br />

sie hier zu treffen.<br />

Das konnte sie von sich nicht behaupten. Esther war<br />

überrascht. Total überrascht. Hektisch zog sie an ihrer Zigarette,<br />

verschluckte sich und musste husten.<br />

13


Mark schaute sie an. »Bist du sicher, dass du nicht inhalierst?«<br />

Esther rang nach Luft und spürte, wie ihr Gesicht vom<br />

Husten rot wurde. Na toll! So hatte sie sich ihr Wiedersehen<br />

nicht vorgestellt. Mark besser aussehend <strong>als</strong> jem<strong>als</strong><br />

zuvor und sie in Jogginghose <strong>mit</strong> nassen Haaren und unter<br />

Atemnot leidend.<br />

Aber der Husten erwies sich <strong>als</strong> Rettung. Wenn sie ihrem<br />

ersten Instinkt hätte folgen können, hätte sie ihn angeschnauzt,<br />

was er hier zu suchen habe. Aber während<br />

sie so vor sich hin hustete, fiel ihr gerade noch rechtzeitig<br />

ein, was sie sich dam<strong>als</strong> geschworen hatte. Sie hatte sich<br />

geschworen, dass sie, Esther, niem<strong>als</strong> mehr vor Mark die<br />

Fassung verlieren würde. Was auch immer geschehen<br />

würde: Das würde ihr nie, nie wieder passieren!<br />

Contenance, Esther, Contenance. Sie unterdrückte den<br />

Hustenreiz und atmete durch. Einundzwanzig, zweiundzwanzig,<br />

dreiundzwanzig.<br />

»Mark, wie nett!« Endlich konnte sie wieder sprechen.<br />

Als hätte sie es geprobt, stand sie auf und lächelte ihn<br />

freundlich an. Na gut, sie hatte es geprobt, ganz am Anfang<br />

ihrer Trennung. Esther stellte sich auf die Zehenspitzen<br />

und beugte sich vor, um ihn auf die Wange zu küssen.<br />

Sie bereute es augenblicklich. Seine Bartstoppeln kitzelten<br />

die Haut an ihrem H<strong>als</strong> und er roch sexy. Nach irgendeinem<br />

teuren Aftershave. Was hatte sie erwartet? Dass er<br />

sich immer noch an den Old-Spice-Vorräten seines Vaters<br />

bedienen würde?<br />

Sie sahen sich an und Esther fiel nicht ein, was sie weiter<br />

hätte sagen können. Trotz der Proben. Es war einfach<br />

alles viel zu lange her. Sie hatte sich außer<strong>dem</strong> nie vorgestellt,<br />

dass Mark und sie bei einem Wiedersehen alleine<br />

14


sein würden. Da waren immer auch andere Leute gewesen.<br />

Irgendein gesellschaftlicher Rahmen, in <strong>dem</strong> sie sich<br />

bewegt hatten. Ein Gespräch hätte sich von ganz allein ergeben.<br />

»Ach, Mark, wie nett, dich hier zu sehen …« Heute<br />

war das anders. Sie standen alleine in dieser Bar wie Boxer<br />

im Ring und starrten einander an.<br />

Mark war derjenige, der das Schweigen brach: »Deine<br />

Haare sind nass!«<br />

Instinktiv griff sich Esther in den Nacken und fuhr sich<br />

durch die Haare.<br />

»Feucht«, korrigiert sie ihn und ärgerte sich sofort. »Meine<br />

Haare sind feucht, nicht nass.« Es wurde nicht besser.<br />

»Ach so, feucht.« Mark grinste.<br />

»Ich habe geduscht.«<br />

Esther merkte, dass sie trotzig klang. Was für eine<br />

schwachsinnige Unterhaltung. Nach<strong>dem</strong> man sich zehn<br />

Jahre lang nicht gesehen hatte.<br />

»Ah.«<br />

Er schaute sie weiter an. Sie spürte förmlich, wie seine<br />

Blicke über ihren Körper wanderten. Warum gelang es<br />

ihr nicht, genauso zurückzuschauen? Sie versuchte es. Es<br />

kann doch nicht sein, dass Männer so schauen können<br />

und Frauen nicht.<br />

»Hab ich da was?« Mark fing an, sich am Hemd rumzuwischen.<br />

Doch, anscheinend war es so.<br />

»Nein, du hast da nichts«, sagte Esther resigniert. »Du<br />

siehst super aus.«<br />

Es stimmte. Mark war perfekt angezogen und sie in Jogginghose.<br />

Als hätte sie die Kontrolle über ihr Leben verloren.<br />

Wer hatte das nochmal gesagt? Egal.<br />

Am liebsten würde sie jetzt hinter einem der Sessel stehen.<br />

Aber um dorthin zu gelangen, hätte sie sich entweder<br />

15


völlig albern rückwärts zurückziehen oder sich umdrehen<br />

müssen. Und das Hinterteil der Sporthose war noch weniger<br />

vorteilhaft <strong>als</strong> die ausgebeulten Knie. Was war das nur<br />

für eine dämliche Situation? Was gab ihm das Recht, sie<br />

so anzuschauen, und was machte er überhaupt hier?<br />

»Was machst du hier?« Ein überhaupt konnte sie sich<br />

gerade noch verkneifen.<br />

»Was ich hier mache?« Mark lächelte. »Dasselbe könnte<br />

ich dich fragen.«<br />

Esther zögerte. Sie wusste selbst nicht warum. Eigentlich<br />

müsste es doch ein Triumph sein, ihm entgegenzuschleudern,<br />

dass sie hier, in diesem Traumhotel, am<br />

Pfingstsonntag ihre Hochzeit feiern würde. Nach allem,<br />

was zwischen ihnen gewesen war.<br />

Wieso sagte er nichts? Wieso schaute er sie einfach immer<br />

nur weiter an? Mit diesem dämlichen Grinsen im Gesicht?<br />

Plötzlich war sie wütend. »Schau mich nicht so an!«<br />

Sie hätte ihn am liebsten geboxt.<br />

»Wie schau ich dich denn an?«, fragte Mark interessiert.<br />

Ihr Treffen, das Esther aus der Fassung brachte, schien<br />

ihn zu erheitern.<br />

»Wie du mich anschaust? Du weißt genau, wie du mich<br />

anschaust. Mit diesem Ich-weiß-wie-du-nackt-aussiehst-<br />

Blick!«<br />

Mark zog die Augenbrauen langsam hoch und Esther<br />

konnte dabei zuschauen, wie sich sein ironisches Grinsen<br />

auf seinem ganzen Gesicht ausbreitete.<br />

»Du meinst <strong>mit</strong> diesem Ich-weiß-wie-du-vor-zehn-Jahren-nackt-ausgesehen-hast-Blick?«<br />

Esther stöhnte. Es war einfach unglaublich, in welche<br />

Richtung dieses Gespräch <strong>mit</strong> Mark in wenigen Minuten<br />

16


abgedriftet war. Wenn Jürgen sie jetzt hören würde. Jürgen.<br />

Sie atmete erneut tief durch.<br />

»Ich feiere hier meine Verlobung«, erklärte Esther <strong>mit</strong><br />

<strong>dem</strong> Rest Haltung, den sie aufbringen konnte. Als Mark<br />

nicht reagierte, fügte sie hinzu: »Heute Abend. Mit meinem<br />

Traummann. Und am Sonntag feiere ich meine<br />

Hochzeit. Ebenfalls hier.«<br />

»Aha. Ebenfalls <strong>mit</strong> deinem Traummann, nehme ich<br />

an?«<br />

»Selbstverständlich!«, sagte Esther würdevoll.<br />

»Ich gratuliere.« Er streckte ihr die Hand entgegen.<br />

Esther hätte sie gerne weggeschlagen, konnte sich aber<br />

gerade noch beherrschen.<br />

»Da hast du dir ein schönes Fleckchen ausgesucht für<br />

deine Hochzeit«, lobte Mark und zog seine Hand wieder<br />

zurück. Er war nicht aus der Ruhe zu bringen. Er schien<br />

sich weder zu wundern, dass sie hier war, noch, dass sie<br />

heiraten wollte. Aber eigentlich konnte ihr das ja auch<br />

völlig egal sein.<br />

»Ja, das ist es wirklich. Ein schönes Fleckchen …« Esther<br />

sah sich in der Bar um. Plötzlich war sie stolz, dass ihre<br />

Eltern so ein tolles Hotel für sie ausgesucht hatten. Da<strong>mit</strong><br />

konnte sie sich überall und auch vor Mark sehen lassen.<br />

»Darf ich dich auf ein Glas Sekt einladen? Anstoßen auf<br />

deine Hochzeit?«<br />

Esther zögerte. Sie war sich nicht sicher, was sie davon<br />

halten sollte. Trotz<strong>dem</strong>, so hatte sie sich ein Treffen schon<br />

eher vorgestellt. Souverän, gelassen. Zwei Erwachsene,<br />

die entspannt <strong>mit</strong>einander plauderten. Sie glücklich und<br />

verlobt, er nett und zuvorkommend. So könnte sie sich<br />

auch auf ein Getränk einladen lassen, oder? Einen Moment<br />

überlegte sie noch, aber dann nickte sie. Mark ging<br />

17


zur Bar, um gleich darauf <strong>mit</strong> zwei Gläsern Sekt zurückzukommen.<br />

»Auf deine Hochzeit!«<br />

»Auf meine Hochzeit.« Esther nahm einen Schluck aus<br />

<strong>dem</strong> Glas, das er ihr gegeben hatte. »Ist das wirklich eine<br />

Nichtraucherbar?« Auf einmal hatte sie schreckliche Lust<br />

auf eine Zigarette.<br />

»Ich fürchte, ja. So ist das heutzutage. Aber jetzt, wo hier<br />

nichts los ist, machen die sicher eine Ausnahme.« Er stand<br />

auf, um erneut zum Tresen zu gehen. Er kam <strong>mit</strong> einem<br />

Aschenbecher zurück und schob Esther sein Päckchen<br />

Zigaretten hin.<br />

»Nimm dir.«<br />

Esther nahm sich eine Zigarette und ließ sie sich von<br />

ihm anzünden. Es waren Camel. Endlich etwas wirklich<br />

Vertrautes. Mark hatte schon immer Camel geraucht.<br />

»Ich rauche fast gar nicht mehr.« Esther blies den Rauch<br />

in Richtung Decke.<br />

»Ich auch nicht. Wo auch? Und <strong>mit</strong> wem, oder?«<br />

»Stimmt. Ist ja auch besser so.«<br />

»Absolut. Schlechte Angewohnheit.« Mark grinste und<br />

zog an seiner Zigarette. Esther grinste zurück und merkte,<br />

wie sie sich entspannte. Es war gar nicht so schlimm, Mark<br />

zu treffen und <strong>mit</strong> ihm auf ihre Hochzeit anzustoßen. Im<br />

Gegenteil. Genauso funktionierte es perfekt. Besser könnte<br />

ein Treffen gar nicht ablaufen. Bis auf die Jogginghose<br />

natürlich. Und die nassen Haare, <strong>als</strong>o die feuchten Haare.<br />

Sie fasste sich wieder in den Nacken. Inzwischen waren<br />

sie fast trocken. Umso besser, dachte sie, <strong>als</strong> sich ihr Ring<br />

in den Haaren verhedderte. Sie versuchte, einen Blick auf<br />

seine rechte Hand zu werfen, während sie <strong>mit</strong> ihrem Verlobungsring<br />

kämpfte. Vielleicht war er ja schon lange …<br />

18


»Bist du verheiratet?« Sie konnte sich die Frage nicht<br />

verkneifen. Falls sie Mark da<strong>mit</strong> überraschte, ließ er es<br />

sich jedenfalls nicht anmerken.<br />

»Nein. Hat sich nicht ergeben. Ich hab’s versucht, aber<br />

ist dann nix geworden. Irgendwie.« Er machte eine Pause<br />

und lächelte Esther an. »Na ja. Wie das so ist.«<br />

Esther überlegte noch, was sie darauf antworten sollte,<br />

<strong>als</strong> das Lächeln aus seinem Gesicht plötzlich verschwand.<br />

Er drückte seine Zigarette aus und stand auf. Esther<br />

drehte sich um. Jemand musste ihre Unterhaltung <strong>mit</strong>angehört<br />

haben.<br />

Bitte nicht Jürgen, bitte nicht Jürgen, bitte nicht Jürgen.<br />

Jürgen war sowieso eifersüchtig. Wenn er sie jetzt hier<br />

sehen würde, wie sie <strong>mit</strong> einem fremden Mann in der Hotelbar<br />

rauchte, dann fände er das bestimmt nicht lustig.<br />

Und noch weniger lustig, wenn er herausfände, dass dieser<br />

Mann gar nicht so fremd war.<br />

Aber es war nicht Jürgen. Es war eine Frau. Schlank und<br />

groß, größer <strong>als</strong> Esther und schlanker <strong>als</strong> sie. Und sehr<br />

schön. Sie sah ein bisschen aus wie Cindy Crawford ohne<br />

das markante Muttermal. Nur viel jünger natürlich <strong>als</strong><br />

Cindy Crawford. Sehr jung sogar.<br />

»Mark?« Cindys Stimme war der Vorwurf deutlich anzuhören.<br />

»Kommst du? Es ist schon halb vier.«<br />

Mark schaute auf seine Armbanduhr, murmelte »Mist«<br />

und nickte dann Esther zu. »Tut mir leid. Ich muss. Wir<br />

sehen uns.«<br />

»Mark, hast du da gerade geraucht?«, hörte Esther Cindy<br />

noch im Weggehen fragen. Mark schien ihr eine Antwort<br />

schuldig zu bleiben.<br />

Stöhnend ließ sich Esther zurück in ihren Sessel fallen.<br />

Auf einmal fühlte sie sich, <strong>als</strong> hätte sie die Begegnung <strong>mit</strong><br />

19


ihrer Jugendliebe um Jahre altern lassen. Jetzt brauchte<br />

sie unbedingt noch einen Sekt, oder vielleicht doch etwas<br />

Stärkeres?<br />

Sie bestellte sich einen Cuba Libre. Das sah wenigstens<br />

unverfänglich aus. Von einer Cola nicht zu unterscheiden,<br />

falls noch mehr Leute aus ihrer Vergangenheit hier auftauchen<br />

sollten. Esther griff zum Glas, das ihr der Kellner<br />

reichte, und nahm mehrere große Schlucke.<br />

Tausend Mal hatte sie sich ausgemalt, wie es sein würde,<br />

Mark irgendwann zufällig wiederzusehen. Sie hatte anfangs<br />

ganze Tage da<strong>mit</strong> verbracht, sich coole und lockere<br />

Sprüche für genau diesen Anlass zu überlegen.<br />

Lange hatte es diese Momente gegeben, in denen sie<br />

dachte, da steht er, das ist er. Im Kino, im Café oder einfach<br />

nur auf der Straße. Ihr Herz hatte angefangen zu klopfen,<br />

und sie hatte genauer hingesehen oder war auf ihn zugegangen,<br />

aber nie war er es wirklich gewesen. Irgendwann<br />

hatte sie aufgehört, sich vorzustellen, ihn zu treffen. An<br />

den Bushaltestellen standen keine Männer mehr, die ihm<br />

ähnelten, und auch aus den Cafés und Restaurants war er<br />

allmählich verschwunden. Sie hatte die coolen und lockeren<br />

Sprüche, die sie sich zurechtgelegt hatte, vergessen<br />

und nur noch ganz selten an ihn gedacht. Bis heute. Es<br />

dauerte, bis der Cuba Libre zu wirken begann.<br />

Was zum Teufel trieb Mark hier? War er zufällig im gleichen<br />

Hotel? Warum hatte er sich nicht gewundert, sie zu<br />

treffen? Hatte er gewusst, dass sie hier war? Möglich wäre<br />

es. Seine Eltern waren zur Hochzeit eingeladen. Schließlich<br />

waren Ute und Klaus die besten Freunde ihrer Eltern.<br />

Sie könnten es ihm erzählt haben. Aber ergab das Sinn?<br />

Theoretisch wussten Ute und Klaus immer, wo sie war. Jedenfalls<br />

dann, wenn ihre eigenen Eltern es auch wussten.<br />

20


Esthers Mutter und Ute telefonierten jeden Tag. Jeden<br />

Tag mehrm<strong>als</strong> selbstverständlich. Das hatte aber in den<br />

letzten zehn Jahren nie dazu geführt, dass Mark plötzlich<br />

irgendwo aufgetaucht war.<br />

Aber hier war er. In <strong>dem</strong> Hotel, in <strong>dem</strong> sie Jürgen heiraten<br />

sollte.<br />

Jürgen. Oh Gott, was würde Jürgen dazu sagen, dass<br />

Mark hier war? Bei <strong>dem</strong> Gedanken rutschte Esther noch<br />

etwas tiefer in den Ledersessel.<br />

Jürgen kannte Mark »nur« <strong>als</strong> Esthers große Liebe. Ja, so<br />

in etwa hatte sie Jürgen das am Anfang ihrer Beziehung<br />

geschildert. Am Anfang, <strong>als</strong> sie vor Aufregung kein Auge<br />

zutun konnte, wenn Jürgen neben ihr lag. Als an Schlaf<br />

nicht zu denken war, wenn es noch irgendeine kleine unbedeutende<br />

Geschichte von ihr gab, die sie ihm bisher<br />

nicht erzählt hatte. In diesem Rausch ihrer Anfangszeit,<br />

<strong>als</strong> sie wollte, dass Jürgen alles, alles von ihr wissen sollte,<br />

<strong>als</strong> sie sich am liebsten »Jürgen forever« auf den Hintern<br />

tätowieren lassen wollte. In dieser verrückten Zeit, da hatte<br />

sie ihm von Mark erzählt. Ausführlich erzählt. Schwer<br />

vorstellbar, dass sie das jetzt wieder runterspielen konnte.<br />

Esther trank ihren Cuba Libre aus.<br />

Was hatte sie sich nur dabei gedacht, diese läppische<br />

Teenie-Beziehung so zu stilisieren? Und jetzt tauchte<br />

dieser sagenumwobene Mark plötzlich wenige Tage vor<br />

ihrer Hochzeit auf. Wenn Jürgen auf Mark treffen würde,<br />

würde er ausflippen. Wenn einer nicht an einen lustigen<br />

Zufall glauben würde, dann Jürgen. Er und Mark durften<br />

sich auf keinen Fall begegnen. Was sollte sie nur tun? Sie<br />

brauchte dringend einen Plan. Mark musste unbedingt<br />

verschwinden.<br />

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