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Psychische Erkrankungen im Fokus der Krankenkassen (pdf)

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auch für Län<strong>der</strong> mit guter psychotherapeutischer<br />

Versorgung wie Deutschland<br />

(Wittchen & Jacobi, 2005). Hinweise auf<br />

Unterversorgung gibt es beson<strong>der</strong>s bei Patientinnen<br />

und Patienten mit Sucht- und<br />

Angsterkrankungen sowie allgemein bei<br />

Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen (Wittchen & Jacobi,<br />

2005; Wittchen et al., 1999).<br />

Kombination mehrerer Faktoren<br />

für die Entwicklung verantwortlich<br />

Welches sind nun die Gründe für die steigenden<br />

AU-Zahlen aufgrund psychischer<br />

Störungen in den letzten Jahren? Ob sich<br />

die steigende Diagnosezahl in den Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungentatsächlich<br />

durch eine steigende Inzidenz bzw.<br />

Prävalenz psychischer Störungen erklären<br />

lässt o<strong>der</strong> ob diese z.B. durch eine höhere<br />

Entdeckungsrate bedingt ist, wird kontrovers<br />

diskutiert. Für Deutschland liegen bislang<br />

keine repräsentativen Langzeitstudien<br />

vor, die eine tatsächliche Zunahme psychischer<br />

Störungen belegen könnten, und<br />

auch in zum Vergleich herangezogenen<br />

Untersuchungen aus dem europäischen<br />

Ausland finden sich dafür keine Belege<br />

(Wittchen & Jacobi, 2005). Gleichwohl finden<br />

sich für einzelne Störungsbil<strong>der</strong>, insbeson<strong>der</strong>e<br />

für Depressionen und Suchterkrankungen,<br />

Hinweise auf einen realen Anstieg<br />

<strong>der</strong> Erkrankungsfälle in den letzten<br />

Jahren (Wittchen & Jacobi, 2005).<br />

Die DAK hat verschiedene Erklärungsmodelle<br />

für die steigenden AU-Zahlen bei psychischen<br />

Störungen durch Experten und<br />

Expertinnen 2 bewerten lassen (DAK, 2005).<br />

Dabei kristallisiert sich heraus, dass die Fachleute<br />

eine Kombination mehrerer Faktoren<br />

für die Entwicklung verantwortlich machen.<br />

Sie gehen davon aus, dass zum einen die<br />

Häufigkeit <strong>der</strong> psychischen Störungen in den<br />

letzten Jahren real zugenommen hat, zum<br />

an<strong>der</strong>en aber auch verbesserte diagnostische<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> Hausärzte zu einer<br />

höheren Entdeckungsrate führen. Darüber<br />

hinaus äußern Betroffene nach Aussage <strong>der</strong><br />

Fachleute heute früher von sich aus entsprechende<br />

Symptome und sind auch eher<br />

bereit, die Diagnose einer psychischen Erkrankung<br />

zu akzeptieren. Als Ursache für<br />

eine real steigende Inzidenz psychischer<br />

Störungen nennen die Experten u. a. Belastungen<br />

durch den Wegfall sozialer Struktu-<br />

Psychotherapeutenjournal 2/2006<br />

ren, die steigende Arbeitslosigkeit, die wachsende<br />

Zahl unsicherer Arbeitsverhältnisse<br />

sowie die Zunahme von Arbeitsbelastungen.<br />

Als beson<strong>der</strong>s bedeutsame Belastungen<br />

schätzten sie die Faktoren Zeitdruck, Überund<br />

Unterfor<strong>der</strong>ung, geringen Handlungsspielraum<br />

und mangelnde Anerkennung in<br />

<strong>der</strong> Erwerbsarbeit ein (DAK, 2005; BKK,<br />

2005).<br />

Aktuelle Handlungsempfehlungen<br />

für den Bereich psychischer<br />

Störungen auf nationaler<br />

und internationaler Ebene<br />

Angesichts <strong>der</strong> hohen und zunehmenden<br />

Bedeutung psychischer Störungen soll<br />

nach Empfehlungen <strong>der</strong> WHO-Europa vor<br />

allem durch Gesundheitsför<strong>der</strong>ung, frühe<br />

Krisenintervention und die Beschreitung innovativer<br />

Wege bei Versorgung und Wie-<br />

J. Lademann, H. Mertesacker, B. Gebhardt<br />

<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung die psychische Gesundheit<br />

verbessert werden (WHO, 2005).<br />

In ihrer aktuellen Veröffentlichung „Green<br />

paper – <strong>im</strong>proving the mental health of the<br />

population“ (European Commission,<br />

2005) nennt die Europäische Kommission<br />

die folgenden Strategien als vorrangig:<br />

Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> seelischen Gesundheit<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung, die Prävention seelischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong>, eine Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

von Menschen mit psychischen<br />

Störungen und Behin<strong>der</strong>ungen sowie<br />

die Entwicklung eines Systems von Information,<br />

Forschung und Wissen über psychische<br />

Gesundheit auf EU-Ebene.<br />

2 Z.B. Wissenschaftler, Psychotherapeuten sowie<br />

Vertreter von Kostenträgern.<br />

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