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Psychische Erkrankungen im Fokus der Krankenkassen (pdf)

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<strong>Psychische</strong> <strong>Erkrankungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> <strong>der</strong> Gesundheitsreporte <strong>der</strong> <strong>Krankenkassen</strong><br />

Angesichts <strong>der</strong> geringen Zahlen <strong>der</strong>er, die<br />

eine (angemessene) Behandlung ihrer psychischen<br />

Störung erhalten, sind darüber<br />

hinaus Maßnahmen zur Sekundärprävention<br />

(Früherkennung) psychischer Störungen<br />

von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Bezogen<br />

auf Depressionen empfiehlt daher <strong>der</strong><br />

Sachverständigenrat für die Konzertierte<br />

Aktion <strong>im</strong> Gesundheitswesen (SVR) in seinem<br />

Gutachten 2000/2001 die Stärkung<br />

entsprechen<strong>der</strong> Kompetenzen insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf Ebene <strong>der</strong> Hausärzte. Für den<br />

hausärztlichen Bereich for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Sachverständigenrat<br />

außerdem die Entwicklung<br />

und Implementation von evidenzbasierten<br />

Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung<br />

depressiver Störungen (SVR, 2000/2001;<br />

Arolt, 2003). Das Kooperationsprojekt „gesundheitsziele.de“<br />

des Bundesministeriums<br />

für Gesundheit und <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

für Versicherungswissenschaft und -gestaltung<br />

e.V. hat „Depressive <strong>Erkrankungen</strong>“ als<br />

sechstes nationales Gesundheitsziel 3 festgelegt<br />

und entsprechende Umsetzungsstrategien<br />

in einem aktuelle Bericht publiziert<br />

(Bundesministerium für Gesundheit,<br />

2006).<br />

Projekte <strong>der</strong> <strong>Krankenkassen</strong>:<br />

Neue Versorgungsansätze bei<br />

<strong>der</strong> Behandlung psychischer<br />

Störungen<br />

Die gesetzlichen <strong>Krankenkassen</strong> haben<br />

eine Vielzahl neuer Ansätze in <strong>der</strong> Versorgung<br />

psychischer Störungen entwickelt,<br />

von denen <strong>im</strong> Folgenden einige beispielhaft<br />

dargestellt werden. So ist das Engagement<br />

<strong>der</strong> DAK hervorzuheben, das in wesentlichen<br />

Punkten die o. g. Empfehlungen<br />

des Sachverständigenrates praktisch<br />

umsetzt. Die DAK hält vor allem die ambulante<br />

Behandlung <strong>der</strong>zeit für unzureichend,<br />

da Hausärzte häufig nicht rechtzeitig<br />

an die zuständigen Spezialisten überweisen.<br />

Sie för<strong>der</strong>t daher mit diversen Kooperationsprojekten<br />

eine Stärkung des<br />

Hausarztes und eine höhere Integration <strong>der</strong><br />

verschiedenen Behandlungsebenen und<br />

Professionen (u.a. „Psy-Case-Management“<br />

und „Fortbildung in pychosomatischer<br />

Grundversorgung für Hausärzte“).<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung, die<br />

auch die mentale Gesundheit mit einschließt,<br />

ist das Projekt „Opstapje“ <strong>der</strong> BKK<br />

tätig: Mit <strong>der</strong> Stärkung elterlicher gesund-<br />

128<br />

heitsbezogener Kompetenzen versucht das<br />

Projekt Kleinkin<strong>der</strong> aus sozial benachteiligten<br />

Familien zu för<strong>der</strong>n und Entwicklungsdefiziten<br />

vorzubeugen (BKK, 2006).<br />

Der Prävention von Depressionen widmet<br />

sich das „Berliner Bündnis gegen Depressionen“,<br />

eine Initiative <strong>der</strong> BKK und <strong>der</strong><br />

Charité Berlin. Schwerpunkte sind die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Versorgung sowie Informations-<br />

und Präventionsmaßnahmen<br />

vorrangig für türkische Migranten und<br />

Migrantinnen sowie für Multiplikatoren in<br />

Berlin (BKK, 2006).<br />

Zahlreiche Projekte <strong>der</strong> <strong>Krankenkassen</strong> beschäftigen<br />

sich auch mit zielgruppenspezifischer<br />

Suchtprävention, vor allem bezogen<br />

auf Alkoholsucht: Beispiele sind die<br />

Projekte „Suchtprävention in <strong>der</strong> Schule“<br />

und „Prävention des Alkoholmissbrauchs<br />

bei Obdachlosen“ (BKK, 2006).<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Qualitätssicherung von<br />

therapeutischen Angeboten hat die TK das<br />

Vorhaben „Qualitätsmonitoring in <strong>der</strong> ambulanten<br />

Psychotherapie“ entwickelt, das<br />

Transparenz über die Behandlungsergebnisse<br />

herstellen soll (TK, 2005b).<br />

Mit <strong>der</strong> Ressourcenför<strong>der</strong>ung von Arbeitnehmern,<br />

die sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen<br />

befinden, beschäftigt<br />

sich das Projekt „JobFit Regional – Gesundheitsorientiertes<br />

Selbstmanagement<br />

in Verän<strong>der</strong>ungsprozessen“ (BKK, 2006).<br />

Die Gestaltungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Rahmen<br />

<strong>der</strong> integrierten Versorgung haben ebenfalls<br />

mehrere <strong>Krankenkassen</strong> für den Themenbereich<br />

psychischer Störungen aufgegriffen.<br />

Mit <strong>der</strong> bedarfsgerechten Vernetzung<br />

ambulanter und stationärer Angebote wird<br />

dabei spezifischen Versorgungsbedarfen<br />

Rechnung getragen. Beispiele sind Versorgungsangebote<br />

„aus einer Hand“ <strong>im</strong><br />

Bereich Schizophrenie bzw. Depressionen,<br />

bei denen alle anfallenden Leistungen über<br />

Komplexpauschalen abgerechnet werden<br />

(TK, 2005b). Das Vorhaben „Rückzugsräume“<br />

(AOK Bremen) bietet psychisch<br />

Erkrankten ein auf den individuellen Bedarf<br />

zugeschnittenes ambulantes Behandlungsnetzwerk,<br />

in dem verschiedene regionale<br />

Akteure zusammengeschlossen sind<br />

(GAPSY GmbH, 2006).<br />

Fazit<br />

Sowohl <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> aktuellen AU-<br />

Reporte <strong>der</strong> <strong>Krankenkassen</strong> als auch<br />

bevölkerungsbezogene Studien zeigen,<br />

dass psychischen <strong>Erkrankungen</strong> eine hohe<br />

und zudem wachsende Bedeutung zukommt.<br />

Die Fakten veranschaulichen einen<br />

dringenden Handlungsbedarf, dem auch<br />

bereits auf verschiedenen Ebenen Rechnung<br />

getragen wird. So bieten z. B. die<br />

gesetzlichen <strong>Krankenkassen</strong> zur Versorgung<br />

psychischer Störungen eine Vielzahl von<br />

innovativen und bedarfsgerechten Maßnahmen<br />

an, und auf Bundesebene lässt<br />

das Projekt „gesundheitsziele.de“ neue<br />

Handlungsempfehlungen für den Bereich<br />

<strong>der</strong> Depressionen erwarten.<br />

Allerdings gilt es, in Deutschland zukünftig<br />

beson<strong>der</strong>s dem Bedarf von Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Erkennung und Behandlung<br />

psychischer Störungen mehr Aufmerksamkeit<br />

zu widmen. Auch <strong>der</strong> geschlechtsspezifisch<br />

unterschiedlichen Belastung durch<br />

das Ausmaß psychischer <strong>Erkrankungen</strong> sowie<br />

durch einzelne Störungsbil<strong>der</strong> (Depressionen<br />

bei Frauen, Abhängigkeitserkrankungen<br />

bei Männern) sollten in <strong>der</strong> Planung<br />

und Gestaltung weiterer Projekte<br />

Berücksichtigung finden. Ebenso machen<br />

die auffällig hohen Raten von AU-Tagen<br />

aufgrund psychischer Störungen in best<strong>im</strong>mten<br />

Berufsgruppen (personenbezogene<br />

Dienstleistungen) eine nähere<br />

Analyse <strong>der</strong> dortigen Arbeitsbedingungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Nicht zuletzt gilt es, die wissenschaftliche<br />

Evaluation von Projekten <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong><br />

Prävention, Früherkennung und Therapie<br />

psychischer <strong>Erkrankungen</strong> stärker einzufor<strong>der</strong>n<br />

und umzusetzen. Denn nur auf einer<br />

evidenzbasierten Grundlage ist es möglich,<br />

erfolgreiche Modelle „Guter Praxis“ zu ermitteln.<br />

Es ist zu hoffen, dass sich diese<br />

dann zukünftig in <strong>der</strong> Versorgungslandschaft<br />

etablieren und auch kassen- bzw.<br />

län<strong>der</strong>übergreifend angeboten werden.<br />

3 Weitere Gesundheitsziele sind: Diabetes<br />

Mellitus Typ 2, Brustkrebs, Tabakkonsum,<br />

Gesund aufwachsen und Patientensouveränität.<br />

Psychotherapeutenjournal 2/2006

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