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Sprachpolitik und Sprachkultur in Europa - IG-Muttersprache

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Internationales Symposium<br />

„<strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“<br />

Graz<br />

23.-24. April 2010<br />

Veranstaltet von:<br />

<strong>IG</strong> <strong>Muttersprache</strong> e.V. Graz


Liebe Teilnehmer am Symposium !<br />

Herzlich willkommen <strong>in</strong> Graz, der Landeshauptstadt<br />

der Steiermark.<br />

Die INTERESSENGEMEINSCHAFT MUTTERSPRA-<br />

CHE unternimmt mit dem Symposium „<strong>Sprachpolitik</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“ den Versuch, über den<br />

Bereich unseres Sprachraumes h<strong>in</strong>aus europäische Tendenzen<br />

darzustellen <strong>und</strong> zu diskutieren.<br />

Wir hatten unser – zugegebenermaßen hochgestecktes<br />

– Ziel so formuliert:<br />

Sprachen bewegen sich wie Wasser durch unsere Welt.<br />

Wasser kann sich se<strong>in</strong>en Weg frei suchen oder durch<br />

Menschenhand <strong>in</strong> gewisse Richtungen geführt oder unnatürlich<br />

verbaut werden. Sprachen f<strong>in</strong>den ähnliche Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> unserer Welt vor. Vom freien Fluß bis zur<br />

Überregulierung.<br />

Diese Ersche<strong>in</strong>ungsbilder <strong>in</strong> den verschiedenen Sprachen<br />

untersucht nun das <strong>in</strong>ternationale wissenschaftliche,<br />

sprachpolitische Symposium.<br />

Beispielhaft werden europäische Sprachräume zusammengefaßt<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer jeweiligen historischen Entwicklung<br />

besprochen.<br />

Der Ablauf gliedert sich dabei <strong>in</strong> drei Gruppen:<br />

1. Großsprachräume (Frankreich, Deutschland)<br />

2, Kle<strong>in</strong>sprachräume (Österreich, Slowakei, Ungarn, Slovenien).<br />

3. Sprachvere<strong>in</strong>e, Sprachpraktiker<br />

Dabei wird im Kontext <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong>,<br />

die historische Entwicklung bis h<strong>in</strong> zum aktuellen Sprachstand,<br />

die Wechselbeziehung zwischen Normierung <strong>und</strong><br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

gelebter Sprache untersucht werden.<br />

Ist Sprache e<strong>in</strong> Medium staatspolitischer Überlegungen<br />

oder bleibt sie im Rahmen kulturpolitischer Maßnahmen?<br />

Dient Sprache dann als e<strong>in</strong> Mittel der Abgrenzung<br />

oder der Ausgrenzung? Bleibt Sprache dann nur e<strong>in</strong> Identifikationsmerkmal<br />

gegenüber Nachbarstaaten oder kann<br />

Sprache zu e<strong>in</strong>em geopolitischen Instrument gebraucht<br />

werden?<br />

Vor allem die gelebte Sprache <strong>in</strong> der reflektierten Form der<br />

Literatur wird durch Beispiele e<strong>in</strong>es Schriftstellers dargestellt<br />

Als verb<strong>in</strong>dendes, zentrales Thema kommt dann durch<br />

alle Beiträge die Frage: Wo liegen die Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

Grenzen e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>flussnahme auf Sprachen? Wird Sprache<br />

politischen Zielen unterworfen, ist sie e<strong>in</strong> ökonomisches<br />

Vehikel oder kann sie ihre „Re<strong>in</strong>heit“ <strong>in</strong> den Gefilden<br />

der Poesie bewahren?<br />

Diese unterschiedlichen Positionen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> sollen die<br />

Vielfalt der Entwicklungen <strong>und</strong> Möglichkeiten skizzieren.<br />

Dabei besteht die Möglichkeit, Sprachräume kle<strong>in</strong>erer<br />

Länder aus den geschilderten Blickw<strong>in</strong>keln den Teilnehmern<br />

bekannt zu machen.<br />

Wir s<strong>in</strong>d überzeugt, daß die sprachliche Vielfalt <strong>Europa</strong>s<br />

e<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>er Kraft ausmacht <strong>und</strong> treten dafür<br />

e<strong>in</strong>, diese Vielfalt zu bewahren <strong>und</strong> auszubauen.<br />

E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> Vielfalt muß das Ziel <strong>Europa</strong>s se<strong>in</strong> !<br />

O.Univ. Prof. Dr. Werner Pfannhauser<br />

Obmann der <strong>IG</strong> MUTTERSPRACHE, Graz<br />

2


Tagungsprogramm<br />

Freitag, Beg<strong>in</strong>n 13:30 h<br />

Madame<br />

Odile Canale<br />

Franz. Bildungsm<strong>in</strong>isterium<br />

Paris<br />

“L‘emploi de la langue française, un cadre légal respecté<br />

?”<br />

“Die Anwendung der französischen Sprache im gesetzlichen<br />

Rahmen?“<br />

Herr<br />

Prof. Dr. Gerhard Stickel<br />

Inst. f. Deutsche Sprache<br />

Mannheim<br />

„Die deutsche Sprache im europäischen Kontext“<br />

Herr<br />

Dr. Karl Irresberger<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt / Verfassungsdienst<br />

Wien<br />

„Deutsche Sprache <strong>und</strong> österreichisches Recht - e<strong>in</strong><br />

Tour d‘Horizon“<br />

Herr<br />

Dr. Kurt Gawlitta<br />

Vere<strong>in</strong> Deutsche Sprache<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Das Wörtermachen nimmt<br />

den Deutschen ke<strong>in</strong>er ab!<br />

Herr<br />

M.A. Thomas Paulwitz<br />

Deutsche Sprachwelt<br />

Erlangen<br />

„400 Jahre organisierte Pflege der deutschen<br />

Sprache“<br />

Sprachvere<strong>in</strong>igungen im Wandel der Zeit<br />

Herr<br />

Dr. Helwig Brunner<br />

Literat/Naturwissenschafter<br />

Graz<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

„Die dichte Sprache der Dichter - die forsche Sprache<br />

der Forscher“<br />

Herr<br />

Klaus Jagersbacher<br />

Sprachwerker<br />

Graz<br />

„Sprechen Sie Denglisch“<br />

Samstag, Beg<strong>in</strong>n 09:00 h<br />

Empfang durch den Herrn Bürgermeister<br />

im Hörsaal I2<br />

Herr<br />

UProf Dr. Werner Pfannhauser<br />

<strong>IG</strong> <strong>Muttersprache</strong><br />

Heiligenkreuz am Waasen<br />

„Sprachpflege <strong>in</strong> Österreich“<br />

Herr<br />

Dr. Re<strong>in</strong>er Pogarell<br />

Inst. f. Betriebsl<strong>in</strong>guistik<br />

Paderborn<br />

„Hat die deutsche Sprache noch e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen<br />

Wert?“<br />

Frau<br />

Prof. Dr. Livia Adamcova<br />

Wirtschaftsuniversität Bratislava<br />

Bratislava<br />

„Deutsch an der Grenze zum deutschen Sprachraum<br />

- se<strong>in</strong> Status als Fremdsprache <strong>in</strong> der Slowakei“<br />

Frau<br />

MMag. Tünde Primus-Kövendi<br />

Gerichtsdolmetsch<br />

Graz<br />

„2009- Jahr der ungarischen Sprache (Rückblick)“<br />

Frau<br />

Prof. Dr. Marjeta Humar<br />

Slov.Akademie d. Wissenschaften<br />

Ljubljana<br />

„Anglešč<strong>in</strong>a, anglicizmi <strong>in</strong> slovenska term<strong>in</strong>ologija“<br />

“Anglizismen im Slovenischen ”<br />

3


Veranstalter:<br />

<strong>IG</strong> <strong>Muttersprache</strong> e.V.<br />

Pf 43<br />

A-8047 Graz.<br />

http://www.pfannhauser.at/muttersprache/<br />

muttersprache@pfannhauser.at<br />

Veranstaltungsort:<br />

Hörsaal I2 TU Graz<br />

Lage A-8010 Graz, Inffeldgasse 12<br />

Straßenbahnstation L<strong>in</strong>ie 6: Schulzentrum St. Peter<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Kurzfassungen Vorträge Seite<br />

Adamcova Livia ................................................................................................................................. 5<br />

Brunner Helwig ................................................................................................................................. 6<br />

Canale Odile .................................................................................................................................... 10<br />

Gawlitta Kurt ................................................................................................................................... 11<br />

Humar Marjetta .............................................................................................................................. 12<br />

Irresberger Karl ............................................................................................................................... 23<br />

Jagersbacher Klaus .......................................................................................................................... 27<br />

Paulwitz Thomas ............................................................................................................................. 28<br />

Pfannhauser Werner ....................................................................................................................... 29<br />

Pogarell Re<strong>in</strong>er ................................................................................................................................ 31<br />

Primus-Kövendi Tünde .................................................................................................................. 31<br />

Stickel Gerhard ................................................................................................................................ 32<br />

4


Kurzfassung des Vortrags:<br />

Deutsch an der Grenze zum deutschen Sprachraum -<br />

se<strong>in</strong> Status als Fremdsprache <strong>in</strong> der Slowakei<br />

(Livia Adamcova, Bratislava/Slowakei)<br />

Der Vortrag widmet sich der Situation <strong>und</strong> den Tendenzen<br />

der deutschen Sprache <strong>in</strong> der Tschechoslowakei<br />

<strong>und</strong> pr<strong>in</strong>zipiell nach der Gründung der selbstständigen<br />

Slowakischen Republik 1994 bis heute. Er versucht, die<br />

Sprachsituation aus der Sicht der Bevölkerung <strong>und</strong> der<br />

staatlichen Institutionen zu beleuchten <strong>und</strong> kommt<br />

zum Schluss, dass Deutsch nach wie vor e<strong>in</strong>e starke Stellung<br />

<strong>in</strong> der Gesellschaft hat <strong>und</strong> die Nachfrage nach der<br />

deutschen Sprache als Ware auf dem Fremdsprachenmarkt<br />

ständig steigt. Sicher trägt dazu auch die weltweite<br />

Mobilität <strong>und</strong> das erhöhte Prestige des Sprachenlernens<br />

<strong>und</strong> der fremdsprachlichen Kompetenz bei.<br />

Dieser Beitrag über die deutsche Sprache außerhalb<br />

der deutschsprachigen Länder besteht aus drei Teilen:<br />

Im ersten Teil wird die Situation des Deutschen aus soziol<strong>in</strong>guistischer<br />

Sicht quantitativ <strong>und</strong> qualitativ analysiert<br />

<strong>und</strong> die Motivationsgründe für das Erlernen der<br />

deutschen Sprache <strong>in</strong> der Slowakei genannt. Im zweiten<br />

Teil verhelfen uns e<strong>in</strong>ige historisch-kulturelle <strong>und</strong> geographische<br />

Daten zum besseren Verständnis der Tradition<br />

des Deutschen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Slowakei. Es<br />

wird darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die Mehrsprachigkeit für<br />

das Gebiet der heutigen Slowakei <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

ihr Schicksal war <strong>und</strong> dass daraus nicht nur politischkulturelle,<br />

sondern auch sprachliche Bee<strong>in</strong>flussung<br />

resultierte. Es ist auch heute ke<strong>in</strong>e Seltenheit, dass es<br />

hier viele dreisprachige Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Familien gibt<br />

(Deutsch-Slowakisch-Ungarisch). Im letzten Vortragsteil<br />

werden die Stellung <strong>und</strong> Perspektiven der slowakischen<br />

Germanistik <strong>in</strong> der Gegenwart (am Beispiel der<br />

Hochschulen <strong>und</strong> Universitäten <strong>und</strong> ihrer Curricula)<br />

skizziert. Es wird hervorgehoben, dass sich die slowakischen<br />

Germanisten <strong>und</strong> Deutschlehrer nach der Wende<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

1989 sehr aktiv für die Zusammenarbeit mit ausländischen<br />

Bildungs<strong>in</strong>stitutionen <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>setzten<br />

(z.B. Goethe-Institut, Österreich-Institut, Österreich-<br />

Kooperation), weil die Germanistik als Wissenschaft<br />

<strong>in</strong> der Slowakei immer e<strong>in</strong>e gute Tradition hatte. Sie sichern<br />

auch weiterh<strong>in</strong> die Kont<strong>in</strong>uität des Kontakts des<br />

Slowakischen mit dem deutschen Sprachraum <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>ene Möglichkeit, <strong>in</strong> verschiedenen kommunikativen<br />

Situationen Deutschkenntnisse auch wirklich<br />

gebrauchen zu können. Das ist e<strong>in</strong>er der Gründe,<br />

warum viele Slowaken die deutsche Sprache erlernen<br />

V o r t r a g s g l i e d e r u n g<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

2. Pr<strong>in</strong>zipielle Überlegungen zur<br />

sprachenpolitischen Situation <strong>in</strong> der Slowakei<br />

3. Deutsch <strong>in</strong> der Slowakei - quantitative <strong>und</strong><br />

qualitative Analyse<br />

4. E<strong>in</strong>ige Bemerkungen zur Tradition des<br />

Deutschen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Slowakei<br />

5. Die Stellung der slowakischen Germanistik <strong>in</strong><br />

der Gegenwart - Kooperation<br />

<strong>und</strong> Perspektiven<br />

6. Schlussbemerkungen<br />

5


Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Helwig Brunner<br />

Die dichte Sprache der Dichter – die forsche Sprache der Forscher<br />

1<br />

»Je weiter sie fortschreitet, desto mehr wird die Kunst<br />

zur Wissenschaft. Und im gleichen Maße wird die Wissenschaft<br />

zur Kunst. Beide werden sich an der Spitze<br />

wiederbegegnen, nachdem sie sich an der Basis getrennt<br />

hatten.« Diese bemer-kenswerten Sätze Flauberts zitiert<br />

Patrick Deville <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufsatz Über wissenschaftliche<br />

<strong>und</strong> poetische Schreibweisen. [1] Sie benennen e<strong>in</strong><br />

kühnes Idealziel: die Überw<strong>in</strong>dung der babylonischen<br />

Verwirrung nicht nur der Sprachen, sondern auch der<br />

Denkweisen, die sich mittels jener Sprachen – <strong>in</strong> diesem<br />

Fall: der Wissen-schaftssprache <strong>und</strong> der poetischen<br />

Sprache – schon unüberbrückbar weit vone<strong>in</strong>an-der<br />

entfernt zu haben sche<strong>in</strong>en. Und zwar e<strong>in</strong>e Überw<strong>in</strong>dung<br />

nicht als umstürzleri-sches Drittes, sondern natürlich<br />

<strong>und</strong> notwendig aus sich selbst heraus, <strong>in</strong>dem der<br />

Fortschritt des e<strong>in</strong>en <strong>und</strong> der Fortschritt des anderen<br />

auf dieselbe Spitze h<strong>in</strong>auslau-fen.<br />

So wenig, wie Deville dies getan hat, werde auch ich<br />

hier ke<strong>in</strong>e vergleichende sprach- oder sonstwie wissenschaftliche<br />

Analyse liefern – nicht nur, weil ich ke<strong>in</strong><br />

Sprachwissenschafter b<strong>in</strong>, sondern auch wegen der Parte<strong>in</strong>ahme<br />

zugunsten der Wissenschaft, die damit bereits<br />

vollzogen wäre. Ich beschränke mich auf die e<strong>in</strong>fa-che,<br />

ke<strong>in</strong>em besonderen methodischen Regelwerk (außer<br />

Grammatik <strong>und</strong> Haus-verstand) verpflichtete Anschauung<br />

dessen, was ich aus eigener Erfahrung gut kenne:<br />

den naturwissenschaftlichen, speziell biowissenschaftlichen<br />

Sprach-gebrauch auf der e<strong>in</strong>en <strong>und</strong> die poetische<br />

Sprache – hier vor allem e<strong>in</strong>e bestimmte Richtung von<br />

nicht vorrangig experimenteller, sondern an sprachlicher<br />

<strong>und</strong> damit <strong>in</strong>haltlicher Dichte orientierter deutschsprachiger<br />

Gegenwartspoesie – auf der ande-ren Seite.<br />

2<br />

Was zunächst auffällt: Die heutige Wissenschaftssprache<br />

ist e<strong>in</strong>e entpersonalisierte Sprache, e<strong>in</strong>e Sprache<br />

ohne Ich. Die angestrebte <strong>in</strong>tersubjektive Nachvollziehbar-keit<br />

der Aussagen macht auch das sprechende beziehungsweise<br />

schreibende Ich – das es natürlich gibt,<br />

denn ohne e<strong>in</strong> solches käme Sprache ja gar nicht zustande<br />

– <strong>in</strong> logischer Konsequenz austauschbar <strong>und</strong> damit<br />

vernachlässigbar. Das Ich kataly-siert den Wissen-<br />

schaftstext, stellt sich ihm als Urheber zur Verfügung,<br />

um gleich-zeitig schon wieder aus ihm zu verschw<strong>in</strong>den<br />

<strong>und</strong> außer e<strong>in</strong>em Autorennamen alle Spuren se<strong>in</strong>er<br />

selbst zu verwischen. Vielleicht tummeln Wissenschafter<br />

sich des-halb so gerne auf Kongressen: nicht nur, um<br />

Wissen auszutauschen – das wäre im Wesentlichen auch<br />

anhand der Fachpublikationen möglich –, sondern<br />

auch, um ihr Ich zu restaurieren <strong>und</strong> es mit anderen<br />

Forscher-Ichs zu verschwistern.<br />

Die Ichlosigkeit wissenschaftlichen Sprechens hat – neben<br />

dem unzweifelhaften Vorteil größtmöglicher Sachlichkeit<br />

– e<strong>in</strong>e weit reichende Konsequenz: Indem das<br />

Ich sich aus se<strong>in</strong>em Sprechen zurückzieht, zieht es sich <strong>in</strong><br />

gewisser Weise auch aus se<strong>in</strong>er Verantwortung zurück.<br />

Die Verantwortung des Wissenschafters beschränkt<br />

sich im Wesentlichen darauf, die Regeln der Wissenschaft<br />

redlich befolgt zu ha-ben, Begriffe def<strong>in</strong>itionsgemäß<br />

verwendet, Ergebnisse sorgfältig erhoben, Interpre-tationen<br />

schlüssig hergeleitet <strong>und</strong> aus anderen<br />

Quellen Übernommenes ordnungs-gemäß zitiert zu<br />

haben. Doch was das Gesagte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividuellen<br />

<strong>und</strong> gesell-schaftlichen Gesamtzusammenhang bedeutet<br />

– <strong>und</strong> ob es etwas bedeutet –, ist nicht oder nur am<br />

Rande Gegenstand des wissenschaftlichen Diskurses.<br />

In der Regel wird es dem Wissenschafter nicht abverlangt,<br />

sich auf e<strong>in</strong>er Metaebene über se<strong>in</strong>e Tätigkeit<br />

zu äußern. Mehr als wissenschaftstheoretische Allgeme<strong>in</strong>plätze<br />

oder halbprivate Bekenntnisse, welche e<strong>in</strong>e<br />

übergeordnete Relevanz des wissenschaftli-chen Unterfangens<br />

eher <strong>in</strong>frage stellen als untermauern würden,<br />

wären von den meisten Vertretern dieser Diszipl<strong>in</strong> auch<br />

nicht zu erwarten. So bleibt auch manche zweifelhafte<br />

Ges<strong>in</strong>nung, die der persönliche Antrieb des e<strong>in</strong>en oder<br />

anderen For-schergeistes ist, unerkannt im Dunkeln.<br />

3<br />

Wissenschaftliches Sprechen ist – von den seltenen Ereignissen<br />

echter Paradig-menwechsel e<strong>in</strong>mal abgesehen<br />

– Sprechen <strong>in</strong>nerhalb def<strong>in</strong>itorischer Grenzen. Forschung<br />

ist gewissermaßen e<strong>in</strong> Spiel, e<strong>in</strong> globalisierter<br />

<strong>und</strong> regionalisierter Leis-tungskampf im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

Regelwerks, das gewisse Spielräume für Virtuosität <strong>und</strong><br />

Ehrgeiz schafft – vergleichbar etwa mit Fußball <strong>und</strong> wie<br />

6


dieser im breiten Spektrum zwischen hoch dotierter<br />

Professionalität <strong>und</strong> ehrenamtlicher Liebhaberei angesiedelt.<br />

E<strong>in</strong>e hohe Leistungsfähigkeit im S<strong>in</strong>ne der def<strong>in</strong>ierten<br />

Spielziele <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende f<strong>in</strong>anzielle<br />

Ausstattung des organisatorischen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>s entscheiden<br />

hier wie dort maßgeblich darüber, <strong>in</strong> welche<br />

Liga die Mannschaft oder der e<strong>in</strong>zelne Spieler aufzusteigen<br />

<strong>in</strong> der Lage ist.<br />

Innerhalb e<strong>in</strong>es ausdef<strong>in</strong>ierten Fachvokabulars spricht<br />

es sich weitgehend mühelos <strong>und</strong> frei von jeglicher Anfechtung<br />

der sprachlichen Mittel. Für den Forscher<br />

selbst schafft das e<strong>in</strong> angenehmes Ambiente der Souveränität,<br />

das erhalten bleibt, solange der Text sich <strong>in</strong>nerhalb<br />

der abgesteckten Grenzen se<strong>in</strong>er Fachdiszipl<strong>in</strong><br />

bewegt – <strong>und</strong> dies ist <strong>in</strong> Zeiten der fortschreitenden<br />

Spezialisierung fast immer der Fall. Allmähliche Veränderungen<br />

der <strong>in</strong>sgesamt (zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> unseren Breiten)<br />

eher be-häbig-konservativen Wissenschaftssprache<br />

sche<strong>in</strong>en unmittelbar den gesicherten fachlichen Fortschritt<br />

abzubilden. Dieser ist es auch, der vordergründig<br />

darüber entscheidet, was weiterh<strong>in</strong> als relevant <strong>und</strong><br />

erforschenswert gilt.<br />

Dass es aber neben <strong>in</strong>nerwissenschaftlichen Kriterien<br />

<strong>in</strong> Wahrheit vielfach politi-sche oder wirtschaftliche Interessen<br />

s<strong>in</strong>d, die über die Speisung von Geldströmen<br />

bestimmte wissenschaftliche Arbeitsrichtungen <strong>und</strong><br />

damit auch Sprechweisen be-günstigen oder beh<strong>in</strong>dern,<br />

wird kaum je <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen Tragweite thematisiert.<br />

Obwohl die Wissenschaftssprache e<strong>in</strong> weitgehend geschlossenes<br />

System zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, f<strong>in</strong>den auch E<strong>in</strong>färbungen<br />

aus anderen Sprachregistern <strong>und</strong> umgekehrt<br />

An-biederungen des wissenschaftlichen Sprechens an<br />

wissenschaftsfremde Werthal-tungen f<strong>in</strong>den statt. Solchen<br />

Vorgängen setzen der wissenschaftssprachliche<br />

Kon-servativismus <strong>und</strong> die Selbstre<strong>in</strong>igungskraft des<br />

fachlichen Regelwerks gewisse Widerstände entgegen;<br />

dennoch f<strong>in</strong>den sie statt <strong>und</strong> bleiben <strong>in</strong> der Regel<br />

m<strong>in</strong>des-tens so lange unreflektiert, wie es nicht zu krass<br />

missbräulichen Vere<strong>in</strong>nahmungen der Forschung durch<br />

politisch-ideologische Interessen <strong>und</strong> Systeme kommt.<br />

Derartige gesellschaftspolitische Aspekte können durchaus<br />

e<strong>in</strong> Unbehagen gegen-über der Wissenschaftssprache<br />

<strong>und</strong> ihren <strong>in</strong> weltanschaulichen Belangen nicht<br />

sel-ten naiven bis verschrobenen Anwendern wecken.<br />

Doch über die politische Wach-samkeit h<strong>in</strong>aus ist es<br />

auch notwendig, die gr<strong>und</strong>sätzliche Verortung der Wissen-schaft<br />

auf der geistigen Landkarte zeitgenössischen<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Denkens kritisch zu prüfen. »Etwas zu sehen heißt stets,<br />

etwas anderes zu übersehen. Es gibt ke<strong>in</strong> Sehen ohne<br />

bl<strong>in</strong>den Fleck«, heißt es bei Wolfgang Welsch. [2] In<br />

dem Maß, wie die Wissen-schaft den Blick auf ihren<br />

Gegenstand schärft, wird ihr Sehen partikulär <strong>und</strong> ihr<br />

Sprechen unvollständig. Nicht zufällig s<strong>in</strong>d daher seit<br />

e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten – etwa zeitgleich mit dem Durchbruch<br />

f<strong>und</strong>ierter postmoderner Philosophien – die<br />

Gren-zen ihrer eigenen Paradigmen (<strong>und</strong> damit auch<br />

ihrer eigenen Sprache) zu e<strong>in</strong>em lohnenden, freilich<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tellektuellen M<strong>in</strong>derheit vorbehaltenen Thema<br />

der Na-turwissenschaft geworden.<br />

Zum Gesamtensemble zeitgenössischer Pluralität<br />

<strong>und</strong> Mehrsprachigkeit [3] kann das wissenschaftliche<br />

Denkgebäude mit se<strong>in</strong>en spezifischen Sprachregistern<br />

jeden-falls nur dann wertvolle, nachhaltig verwertbare<br />

Beiträge leisten, wenn es sich als Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Weltbildes<br />

– <strong>und</strong> nicht als das Weltbild schlechth<strong>in</strong> – versteht<br />

<strong>und</strong> relativiert. Wohl stärker <strong>und</strong> vor allem auch<br />

sprachbewusster als bisher sollte die Anb<strong>in</strong>dung der<br />

fachwissenschaftlichen Diskurse an das soziokulturelle<br />

Gesamtge-füge unserer Gesellschaft <strong>und</strong> deren außerwissenschaftliche<br />

Dimensionen erfolgen. In diesem<br />

Zusammenhang kommt auch e<strong>in</strong>em niveauvollen Wissenschaftsjourna-lismus,<br />

der das fachwissenschaftliche<br />

Geschehen für e<strong>in</strong>e breite Öffentlichkeit kri-tisch aufbereitet,<br />

e<strong>in</strong>e immer wichtigere Aufgabe zu.<br />

4<br />

Innerhalb ihrer klaren Grenzen <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>heitlicht im<br />

Korsett analytischer Denk-muster verwendet die Wissenschaftssprache<br />

durchwegs Begriffe <strong>und</strong> Strukturen,<br />

die ohne Probleme <strong>in</strong> andere Sprachen – <strong>in</strong>sbesondere<br />

natürlich <strong>in</strong> die Wissen-schaftssprache Englisch – übersetzbar<br />

s<strong>in</strong>d. Um die Verständlichkeit für e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ter-nationales<br />

Fachpublikum von vornhere<strong>in</strong> zu gewährleisten,<br />

wird etwa die Publika-tionstätigkeit der Biowissenschaften<br />

bis herunter auf die prov<strong>in</strong>zielle Ebene von taxonomischen<br />

Systematiken <strong>in</strong> late<strong>in</strong>isch-griechischer<br />

<strong>und</strong> Zusammenfassungen <strong>in</strong> englischer Sprache begleitet.<br />

Dies wird <strong>in</strong> geradezu ritualisierter Weise auch<br />

dann beibehalten, wenn aufgr<strong>und</strong> des regionalen Charakters<br />

e<strong>in</strong>er Fachzeitschrift <strong>und</strong> der ebenfalls regional<br />

beschränkten Relevanz der besprochenen Inhalte e<strong>in</strong>e<br />

Rezeption e<strong>in</strong>es Artikels <strong>in</strong> andere Sprachräume kaum<br />

zu erwarten ist.<br />

Demgegenüber ist der poetische Text – <strong>und</strong> auf ihn<br />

7


kommen wir nun zunehmend zu sprechen – viel stärker<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stammsprache verankert <strong>und</strong> <strong>in</strong> vielen Fällen<br />

nicht ohne wesentlichen Verlust an Bedeutung <strong>und</strong> Atmosphäre<br />

<strong>in</strong> andere Sprachen übersetzbar. Jean Paul<br />

me<strong>in</strong>te sogar po<strong>in</strong>tiert, wer übersetzt werden könne,<br />

verdie-ne es nicht, übersetzt zu werden – <strong>und</strong> hat damit<br />

für jeden, der den spezifischen Mehrwert des poetischen<br />

Textes gegenüber anderen, une<strong>in</strong>geschränkt übersetzbaren<br />

Textsorten kennt <strong>und</strong> schätzt, nicht ganz Unrecht.<br />

Der grenzgängerische Cha-rakter des genu<strong>in</strong> Poetischen<br />

an den Rändern fassbarer Bedeutungen br<strong>in</strong>gt es mit<br />

sich, dass die Möglichkeiten der Sprache so weit ausgelotet<br />

<strong>und</strong> erweitert, ihre Strukturen <strong>und</strong> Bedeutungen<br />

so weit verdichtet <strong>und</strong> gebrochen werden, dass an ei-ne<br />

Übersetzung oder gleichwertige Nachdichtung oft nicht<br />

zu denken ist. Jeder erfahrene Dichter bezieht dies <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Überlegungen mit e<strong>in</strong>, wenn es etwa darum geht,<br />

e<strong>in</strong>e Auswahl von Versen für den Vortrag bei e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen<br />

Poesie-festival oder für den Abdruck <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er fremdsprachigen Anthologie zu treffen.<br />

5<br />

Wenn wir vorh<strong>in</strong> den Rückzug des Ich aus dem Wissenschaftstext<br />

auch als Rück-zug aus e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen<br />

Verantwortung – <strong>und</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte<br />

Verantwortung für die bloße Erfüllung e<strong>in</strong>es Regelwerks<br />

– gedeutet haben, so trifft für den poetischen Text das<br />

genaue Gegenteil zu. Die Rolle des Sprechenden be-ziehungsweise<br />

Schreibenden im poetischen Text ist mehr<br />

als nur Verantwortlich-keit, sie ist vielmehr e<strong>in</strong>e weitgehende<br />

Identifikation. Die schreibende Person, ob sie<br />

sich nun als lyrisches Ich zu erkennen gibt oder nicht,<br />

verwirklicht sich gewis-sermaßen erst im Gedicht, <strong>in</strong>dem<br />

dieses die Gesamtheit der – naturgemäß oft regellosen<br />

oder widersprüchlichen – Beziehungen se<strong>in</strong>es Autors<br />

zur Wirklichkeit bün-delt <strong>und</strong> fassbar macht.<br />

Der Dichter ist für Inhalt, Form <strong>und</strong> Sprache se<strong>in</strong>es<br />

Gedichts une<strong>in</strong>geschränkt ver-antwortlich, er hat sie <strong>in</strong><br />

jedem Fall zu überprüfen, die visuelle <strong>und</strong> klangliche<br />

Äs-thetik herauszuarbeiten <strong>und</strong> für jedes Gedicht die<br />

gemäße Form durch kont<strong>in</strong>uierli-che Wortarbeit neu<br />

zu erf<strong>in</strong>den. [4] Wo sich der Dichter auf das vorgegebene<br />

Re-gelwerk e<strong>in</strong>er bestimmten Poetik verlässt (wie<br />

der Wissenschafter sich auf standar-disierte Methoden<br />

<strong>und</strong> textstrukturelle Vorgaben verlassen soll), verliert<br />

der poeti-sche Text rasch an Authentizität <strong>und</strong> Überzeugungskraft.<br />

Denn, so me<strong>in</strong>te schon der Komponist<br />

Maurice Ravél, »Kunst macht Regeln, aber Regeln ma-<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

chen ke<strong>in</strong>e Kunst«. Und damit me<strong>in</strong>te er ke<strong>in</strong>eswegs<br />

nur die Musik.<br />

6<br />

Was der Wissenschafter <strong>in</strong> der Regel meidet wie der<br />

Teufel das Weihwasser, ist al-so das tägliche Brot des<br />

Dichters: das def<strong>in</strong>itorische Regelwerk zu sprengen, die<br />

Grenzen analytischen Denkens zu überschreiten. Poetisches<br />

Schreiben ist immer auch der riskante Versuch,<br />

»das eigene Gedicht klüger zu machen, als se<strong>in</strong> Autor es<br />

ist«, wie es e<strong>in</strong> gern zitiertes Paradoxon Durs Grünbe<strong>in</strong>s<br />

(das bei näherer Be-trachtung so paradox gar nicht ist)<br />

auf den Punkt br<strong>in</strong>gt. Das hieße dann auch: dem eigenen<br />

Gedicht mehr Weltbezüge, mehr Wirklichkeit zu<br />

verleihen, als e<strong>in</strong>em selbst zuteil wird. Oder anders gesagt:<br />

mit dem Gedicht über sich selbst, über uns selbst<br />

h<strong>in</strong>auszuweisen. Denn gute Poesie hat immer auch Verweischarakter:<br />

»Jedes Gedicht ist e<strong>in</strong>e Übersetzung / des<br />

e<strong>in</strong>en Gedichts, / das es nur <strong>in</strong> Übersetzungen gibt«,<br />

schreibt etwa Julian Schutt<strong>in</strong>g. [5] Und noch provokanter<br />

heißt es bei José Ángel Valente: »Das poetische Wort<br />

beg<strong>in</strong>nt an dem Punkt, an dem das Sagen un-möglich<br />

wird.« [6] Daher zeigt es, wie schon Paul Celan konstatierte,<br />

immer auch e<strong>in</strong>e starke Neigung zum Verstummen.<br />

Es sche<strong>in</strong>t somit e<strong>in</strong>en impliziten Erkenntnis-Mehrwert<br />

der Poesie zu geben, der das re<strong>in</strong> analytische Denken<br />

entscheidend übersteigt. Für Gert Jonke, das 2009 allzu<br />

früh verstorbene Sprachgenie, gibt es im Gedicht e<strong>in</strong>en<br />

»Punkt von Erkenntnis, […] e<strong>in</strong>e Sek<strong>und</strong>e, <strong>in</strong> der<br />

du begreifst zu verstehen, wie die ganze Welt, wie der<br />

Kosmos zusammengesetzt ist.« [7] Von dem Wissen<br />

um diesen besonderen Mehr-wert, um das Erkenntnispotenzial<br />

der dichterischen Sprache, ist poetisches<br />

Spre-chen im günstigen Fall geprägt. Im ungünstigen<br />

Fall negiert das Gedicht e<strong>in</strong> sol-ches Wissen, lässt sich<br />

willig auf germanistische Interpretationsrout<strong>in</strong>en herunter-brechen<br />

oder – schlimmer noch – vor den Karren<br />

schöngeistigen Politgeplänkels spannen. Es verflacht zur<br />

Sprachartistik, zum oberflächenästhetisch behübschten<br />

Selbsttherapeutikum für Möchtegerndichter oder zu<br />

was auch immer. Es gibt viele Möglichkeiten, schlechte<br />

Gedichte zu schreiben.<br />

7<br />

Natürlich wird, wie die Wissenschaftssprache <strong>und</strong> noch<br />

mehr als diese, auch die poetische Sprache durch den<br />

8


Zeitgeist <strong>und</strong> durch gesellschaftspolitische Gegebenheiten<br />

e<strong>in</strong>gefärbt. Doch eben diesen Umstand mitzureflektieren<br />

<strong>und</strong> aktiv zu nut-zen, ist Teil der poetischen<br />

Spracharbeit. Wenn der Dichter den E<strong>in</strong>flüssen <strong>und</strong><br />

E<strong>in</strong>flüsterungen aus der Gesellschaft bl<strong>in</strong>d erliegt, versteht<br />

er se<strong>in</strong> Hand- <strong>und</strong> Kopfwerk nicht. Er zieht also,<br />

wollen wir hoffen, die Register se<strong>in</strong>er Sprachorgel immer<br />

bewusst, auf e<strong>in</strong> bestimmtes Klangbild <strong>und</strong> Bedeutungsfeld<br />

abzielend, an bestimmte Traditionsstränge<br />

der sprachlichen Tongebung anknüpfend oder mit<br />

ih-nen brechend. Während die Wissenschaftssprache<br />

sich – siehe oben – von fremden E<strong>in</strong>färbungen recht<br />

<strong>und</strong> schlecht freihält, kann die Poesie, wenn sie es will,<br />

durch-aus mit ihnen spielen. Oder sie kann es lassen<br />

<strong>und</strong> sich e<strong>in</strong>er des Zeitgeistigen ra-dikal – im ursprünglichen<br />

Worts<strong>in</strong>n, also: an die Wurzeln gehend – bere<strong>in</strong>igten,<br />

e-xistenziellen Universalsprache bedienen. Dem<br />

Gedicht stehen im Gr<strong>und</strong>e alle Sprachregister zur Verfügung,<br />

auch <strong>und</strong> sogar das wissenschaftliche, um sie zu<br />

be-nützen, zu mischen, zu konterkarieren oder auf die<br />

Spitze zu treiben.<br />

E<strong>in</strong>e zweite Geme<strong>in</strong>samkeit poetischen <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />

Sprechens liegt dar<strong>in</strong>, dass auch die Poesie<br />

mitunter der Aufbereitung bedarf, um für e<strong>in</strong>e breitere<br />

Öffentlichkeit zugänglich, überprüfbar <strong>und</strong> im Gesamtzusammenhang<br />

e<strong>in</strong>er plura-len Sprachwirklichkeit<br />

e<strong>in</strong>ordenbar zu werden. Versuche der Vermittlung von<br />

Poe-sie im öffentlichen Raum oder im allgeme<strong>in</strong>en Bildungskanon<br />

ersche<strong>in</strong>en hierzu-lande so exotisch, wie<br />

sie anderenorts – etwa <strong>in</strong> der spanischsprachigen Welt<br />

– selbstverständlich s<strong>in</strong>d. Tatsächlich ersche<strong>in</strong>t gerade<br />

die deutschsprachige Lyrik-tradition besonders weit <strong>in</strong><br />

hermetische Regionen vorgedrungen, besonders gründlich<br />

mit den Wassern der Dekonstruktion gewaschen<br />

<strong>und</strong> besonders tief <strong>in</strong> schwie-rige Diskurse verstrickt<br />

zu se<strong>in</strong>, sodass die Vermittlung selbst an e<strong>in</strong> überdurchschnittlich<br />

<strong>in</strong>teressiertes Literaturpublikum nicht immer<br />

leicht fällt. Wo sie mühe-loser zu gel<strong>in</strong>gen sche<strong>in</strong>t,<br />

etwa bei poetry slams, fällt das Licht nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

auf das, was als repräsentativ für das zeitgenössische<br />

deutschsprachige Lyrikgeschehen gelten kann. Schreibunterfangen<br />

wie das vorliegende können vielleicht zu<br />

e<strong>in</strong>er etwas ausgewogeneren Belichtung des unbekannten<br />

Wesens Poesie beitragen.<br />

8<br />

Und drittens: Beiden Sprachen, der poetischen wie der<br />

wissenschaftlichen, ist es zweifellos geme<strong>in</strong>sam, dass sie<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

mit e<strong>in</strong>er kritischen Reflexion ihrer eigenen Gren-zen<br />

gut beraten s<strong>in</strong>d. Diese kann sich vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

der sprachkritischen Philosophien Wittgenste<strong>in</strong>s <strong>und</strong><br />

Mautners abzeichnen, kann auf systemtheoretische<br />

Überlegungen oder, <strong>in</strong> ganz anderer Weise, auf die<br />

dichterische Dekonstruktion der Sprache durch die experimentelle<br />

Literatur rekurrieren, sie kann sich aber<br />

auch oh-ne großes Brimborium schlichtweg aus der<br />

praktischen Erfahrungen ihrer Anwen-der ergeben.<br />

So macht etwa im Bereich der Naturwissenschaften e<strong>in</strong><br />

Spitzenforscher wie Niels Bohr e<strong>in</strong>en gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Unterschied zwischen dem, wie Natur ist, <strong>und</strong> dem,<br />

was wir über sie sagen können. Und von dichterischer<br />

Seite me<strong>in</strong>te Ilma Rakusa vor fast schon zwei Jahrzehnten<br />

<strong>in</strong> ihrer Grazer Poetikvorlesung: »Begreifen<br />

der Welt liegt nicht im Wort über die Welt.« Auch für<br />

Herta Müller, Nobelpreisträge-r<strong>in</strong> für Literatur, ist e<strong>in</strong><br />

tiefes Misstrauen gegen die Sprache selbstverständlich.<br />

[8] Vielleicht liegt gerade hier, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kritischen <strong>und</strong><br />

bescheidenen Handhabung des Sprachmaterials <strong>und</strong><br />

damit e<strong>in</strong>er Relativierung der eigenen Sprechweise,<br />

e<strong>in</strong> we-sentlicher Schlüssel zu jener nachhaltigen Wiederbegegnung<br />

von Wissenschaft <strong>und</strong> Poesie, von der<br />

e<strong>in</strong>gangs die Rede war.<br />

E<strong>in</strong>zelne helle Dichterköpfe nehmen diese Wiederbegegnung<br />

mit e<strong>in</strong>em – allen sprachkritischen Anfechtungen<br />

zum Trotz – neu def<strong>in</strong>ierten Vertrauen <strong>in</strong> die<br />

Spra-che bereits vorweg. So war der bereits erwähnte<br />

Gert Jonke durchaus erfolgreich auf der Suche nach<br />

e<strong>in</strong>er »neuen Sprache«, die imstande wäre, das Poetische<br />

mit dem Analytischen, das Denken mit dem Empf<strong>in</strong>den<br />

zu verb<strong>in</strong>den. Jonke selbst hat se<strong>in</strong>e Literatur<br />

folgerichtig als »künstlerische Forschung« bezeichnet.<br />

[7] Dass Jonke also jene B<strong>in</strong>nengrenzen der Sprache,<br />

die das wissenschaftliche vom poeti-schen Sprechen<br />

trennt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en neuen, erweiterten Denkraum zu öffnen<br />

bemüht war, sollte uns, die wir die Sprache wohl<br />

nicht <strong>in</strong> derart luzide Höhen zu treiben vermögen, zum<strong>in</strong>dest<br />

auf e<strong>in</strong>en wesentlichen Sachverhalt aufmerksam<br />

machen: dass die Grenzen, die zwischen Sprech-<br />

<strong>und</strong> Denkweisen gezogen wurden <strong>und</strong> werden, nicht<br />

notwendigerweise unumstößlich s<strong>in</strong>d. Gerade dort,<br />

wo Sprache ihre höchste Qualität entfaltet, liegt stets<br />

auch die Möglichkeit anderen Denkens, ande-ren<br />

Sprechens <strong>und</strong> anderen Verstehens zum Greifen nahe.<br />

[1] Patrick Deville, Über wissenschaftliche <strong>und</strong> poetische<br />

Schreibweisen, Literaturverlag Droschl, Graz 1992.<br />

9


[2] Wolfgang Welsch, Grenzgänge der Ästhetik, Reclam,<br />

Stuttgart 1996.<br />

[3] Wolfgang Welsch, Unsere postmoderne Moderne,<br />

VCH Verlagsgesellschaft, We<strong>in</strong>heim 1987.<br />

[4] Yang Lian, Aufzeichnungen e<strong>in</strong>es glückseligen Dämons.<br />

Gedichte <strong>und</strong> Reflexionen. Suhrkamp Verlag,<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 2009.<br />

[5] Julian Schutt<strong>in</strong>g, Flugblätter, Otto Müller Verlag,<br />

Salzburg 1990.<br />

[6] José Ángel Valente, Vorschlag für e<strong>in</strong>e Annäherung<br />

an das poetische Wort, <strong>in</strong>: Joachim Sartorius (Hg.),<br />

M<strong>in</strong>ima Poetica. Für e<strong>in</strong>e Poetik des zeitgenössischen<br />

Gedichts, Verlag Kiepenheuer & Witsch,<br />

Köln 1999, S. 73–79.<br />

[7] Klaus Amann, Nachwort, <strong>in</strong>: Gert Jonke, Alle Gedichte,<br />

Verlag Jung <strong>und</strong> Jung, Salzburg <strong>und</strong> Wien<br />

2010, S. 140-154.<br />

[8] Herta Müller <strong>und</strong> Renata Schmidtkunz, Ich glaube<br />

nicht an die Sprache. Herta Müller im Gespräch<br />

mit Renata Schmidtkunz, Wieser Verlag, Klagenfurt<br />

2009.<br />

Odile Canale, Paris<br />

L‘emploi de la langue française: un cadre légal respecté?<br />

L‘article 2 de la Constitution prévoit « La langue de la<br />

République est le français ».<br />

La loi du 4 août 1994 relative à l‘emploi de la langue<br />

française dote la France d‘une véritable législation l<strong>in</strong>guistique<br />

qui a <strong>in</strong>spiré de nombreux Etats, notamment<br />

en Europe. Ce texte n‘a pas vocation à préserver la pureté<br />

du français en faisant la chasse aux mots étrangers: il<br />

porte sur la présence du français et non sur son contenu.<br />

Ce n‘est pas une « mach<strong>in</strong>e de guerre » contre l‘anglais.<br />

Il marque la volonté de ma<strong>in</strong>tenir le français comme<br />

élément de cohésion sociale et langue de communication<br />

<strong>in</strong>ternationale, dans une France qui se veut ouverte<br />

sur l‘extérieur et partie prenante de la mondialisation.<br />

La loi de 1994 pose le pr<strong>in</strong>cipe que la langue française<br />

est la langue de l‘enseignement, du travail, des échanges<br />

et des services publics et « le lien privilégié des Etats<br />

constituant la communauté de la francophonie ».<br />

Elle vise à garantir à nos concitoyens un « droit au français<br />

», en leur permettant notamment de disposer dans<br />

leur vie quotidienne, au travail, pour l‘accès au savoir et<br />

à la culture, d‘une <strong>in</strong>formation en langue française de<br />

nature à assurer leur sécurité et leur santé.<br />

Cette loi a été complétée par des textes réglementaires,<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Helwig Brunner, geb. 1967, lebt <strong>in</strong> Graz. Doktorat im<br />

Fach Biologie/Ökologie, Konzertdiplom <strong>und</strong> Magisterium<br />

<strong>in</strong> Musik. Schriftsteller <strong>und</strong> Geschäftsführer e<strong>in</strong>es<br />

ökologischen Planungsbüros. Zehn literarische Bücher<br />

– zuletzt »Die Zuckerfrau« (Roman, Leykam 2008),<br />

»Süßwasser we<strong>in</strong>en« (Gedichte, Sonderzahl 2008) <strong>und</strong><br />

»Schuberts Katze« (Musikgedichte, Edition Thurnhof<br />

2010) –, daneben zahlreiche Beiträge <strong>in</strong> Anthologien,<br />

Literaturzeitschriften, Zeitungen <strong>und</strong> im R<strong>und</strong>funk;<br />

außerdem Fachartikel <strong>in</strong> naturwissenschaftlichen Büchern<br />

<strong>und</strong> Zeitschriften. Mitherausgeber der Zeitschrift<br />

für Literatur, Kunst <strong>und</strong> Zeitkritik »Lichtungen«. Theodor-Körner-Förderpreis<br />

für Wissenschaft, Literaturförderungspreis<br />

der Stadt Graz, Ernst-Meister-Förderpreis<br />

für Lyrik der Stadt Hagen, 1. Preis beim Literaturwettbewerb<br />

»Vision <strong>Europa</strong>« der Akademie Graz. Im Internet<br />

unter www.helwigbrunner.at <strong>und</strong> www.oekoteam.<br />

at.<br />

une jurisprudence, notamment en matière sociale. On<br />

peut se demander si elle est toujours adaptée à la réalité<br />

du XXIème siècle (les tentatives pour la modifier, la moderniser<br />

etc...n‘ont pas abouti). Certa<strong>in</strong>s souhaiteraient<br />

supprimer certa<strong>in</strong>es de ses obligations qui leur paraissent<br />

rétrogrades, d‘autres la trouvent trop peu contraignante<br />

et accusent les pouvoirs publics de ne pas la faire<br />

appliquer.<br />

Quels sont les enjeux de ces critiques? Comment faire<br />

évoluer les mentalités pour amener à une prise de conscience<br />

des citoyens? Quel stratégie mettre en place pour<br />

promouvoir les politiques l<strong>in</strong>guistiques en Europe?<br />

Die Anwendung der französischen<br />

Sprache im gesetzlichen Rahmen?<br />

Der Artikel 2 der Verfassung sagt: Französisch ist die<br />

Republiksprache.<br />

Das Gesetz vom 4. August 1994 bezüglich der Verwendung<br />

der französischen Sprache brachte Frankreich e<strong>in</strong><br />

bemerkenswertes Sprachgesetz, an das sich zahlreiche<br />

10


Staaten, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> anlehnten. Diese Fassung<br />

hat nicht die Aufgabe die Re<strong>in</strong>heit des Französischen<br />

zu erhalten mit e<strong>in</strong>er Fremdwörterjagd: es handelt<br />

sich um die Ausstrahlung <strong>und</strong> nicht um den Inhalt<br />

der Sprache. Es ist ke<strong>in</strong>e „Kriegsmasch<strong>in</strong>e“ gegen das<br />

Englische.<br />

Es kennzeichnet den Willen, das Französische beizubehalten<br />

als gesellschaftliches B<strong>in</strong>deglied <strong>und</strong> als Sprache<br />

<strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen Verständigung, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Frankreich,<br />

das sich nach außen offen sieht <strong>und</strong> an der Internationalisierung<br />

teilhat.<br />

Das Gesetz von 1994 hat zum Gr<strong>und</strong>satz, dass Französisch<br />

die Unterrichtssprache ist, <strong>in</strong> der Arbeitswelt,<br />

im Geschäftsleben <strong>und</strong> im öffentlichen Dienst <strong>und</strong> als<br />

„vorrangiges B<strong>in</strong>deglied <strong>in</strong> den Staaten der Frankophonie<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird“.<br />

Es bezweckt, unseren Bürgern e<strong>in</strong> Recht auf Franzö-<br />

Das Wörtermachen nimmt den Deutschen ke<strong>in</strong>er ab!<br />

Dr. Kurt Gawlitta, Berl<strong>in</strong><br />

Der Vortrag:<br />

Sollen wir „Laptop“, „Notebook“ oder etwa „Klapprechner“<br />

sagen? E<strong>in</strong>e lebendige Sprachgeme<strong>in</strong>schaft kann<br />

<strong>und</strong> will gr<strong>und</strong>sätzlich alles <strong>in</strong> ihrer Sprache ausdrücken.<br />

Dazu greift sie auf eigene Wortstämme zurück,<br />

wandelt sie ab, komb<strong>in</strong>iert sie neu. Manchmal nimmt<br />

sie auch fremde Wörter auf <strong>und</strong> passt sie <strong>in</strong> Grammatik,<br />

Aussprache <strong>und</strong> Schreibweise der Landessprache an.<br />

So werden sie e<strong>in</strong>es Tages eigene Wörter. Die Ingenieure<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsführer unseres Landes wollen dies offensichtlich<br />

nicht. Sie übernehmen für technische Neuheiten<br />

ungefiltert die angloamerikanischen Bezeichnungen<br />

<strong>und</strong> machen sich — ganz k<strong>und</strong>enfre<strong>und</strong>lich<br />

— nicht mehr die Mühe, mit den dämlichen deutschen<br />

„Usern <strong>und</strong> User<strong>in</strong>nen“ <strong>in</strong> ihrer Sprache zu sprechen.<br />

Durch die Bezeichnung „airbag“ z.B. wird sogar die<br />

deutsche Ingenieurleistung im weltweiten Wettbewerb<br />

verschenkt. Grenzt es nicht an Gehirnwäsche, wenn wir<br />

alle schließlich brav „flatrate“ sagen, auch wenn viele<br />

immer noch nicht wissen, was das heißt? Wann begreifen<br />

Werbeleute <strong>und</strong> Vorstände der Unternehmen end-<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

sisch zu sichern, es <strong>in</strong> ihrem Alltagsleben zu verwenden,<br />

bei der Arbeit, im Zugang zu Wissen <strong>und</strong> Kultur, auf<br />

Nachrichten <strong>in</strong> französisch, sodaß Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

abgesichert s<strong>in</strong>d.<br />

Dieses Gesetz wurde ergänzt durch Verordnungen,<br />

Rechtserkenntnisse, vor allem im Sozialrecht. Man kann<br />

sich fragen, ob es den Verhältnissen des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

angepasst ist (Versuche es zu verändern, modernisieren<br />

etc. … brachten ke<strong>in</strong> Ergebnis). E<strong>in</strong>ige wollen gewisse<br />

gesetzliche Auflagen daraus abschaffen, die ihnen rückschrittlich<br />

ersche<strong>in</strong>en, andere fanden es zu wenig weit<br />

gehend <strong>und</strong> klagten den Staat an, es nicht umzusetzen.<br />

Was ist der S<strong>in</strong>n dieser Kritik? Wie die Denkungsart<br />

dorth<strong>in</strong> zu br<strong>in</strong>gen, dass sich die Bürger dessen bewusst<br />

werden? Welche Strategie anwenden, um die <strong>Sprachpolitik</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Europa</strong> zu fördern?<br />

lich, wie fe<strong>in</strong>dselig sie gegenüber unseren Mitbürgern<br />

handeln? E<strong>in</strong>fach lächerlich, den Amerikanern sogar<br />

noch pseudoenglische Wörter wie „Beamer“, „Body<br />

bag“, „Wellness“ oder „Mobb<strong>in</strong>g“ zu liefern, die sie bei<br />

uns nicht bestellt haben! Der Referent versucht, für die<br />

Absurdität dieser Situation breiteres Verständnis zu wecken,<br />

<strong>und</strong> schildert, welche Möglichkeiten die Bürgergesellschaft<br />

<strong>und</strong> der Staat hätten, die Wortbildung unserer<br />

Sprache wieder <strong>in</strong> die eigene Hand zu nehmen.<br />

Der Referent:<br />

Dr. phil. Kurt Gawlitta, Berl<strong>in</strong>, Jurist <strong>und</strong> Erziehungswissenschaftler,<br />

Autor von Fachartikeln, Romanen <strong>und</strong><br />

Erzählungen (z.B. „Der verkaufte M<strong>und</strong>“, Roman, 2004;<br />

„Ausbruch“, Roman, 2007), Regionalvorsitzender Berl<strong>in</strong>/Potsdam<br />

im Vere<strong>in</strong> Deutsche Sprache (VDS), stellvertretender<br />

Vorsitzender des Arbeitskreises im VDS<br />

„Sprachenpolitik <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“, Mitglied des französischen<br />

Sprachvere<strong>in</strong>s „Défense de la langue française“.<br />

11


Marjeta Humar<br />

Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU<br />

Ljubljana<br />

Anglešč<strong>in</strong>a, anglicizmi <strong>in</strong> slovenska term<strong>in</strong>ologija<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Povzetek<br />

V zadnjih dveh desetletjih prodira anglešč<strong>in</strong>a na področje znanosti <strong>in</strong> v visoko šolstvo s posameznimi<br />

term<strong>in</strong>i <strong>in</strong> kot jezik objav <strong>in</strong> predavanj. Če bo državna znanstvena politika anglešč<strong>in</strong>o kot jezik znanosti<br />

še naprej tako nekritično <strong>in</strong> sprenevedavo podpirala, bo slovenšč<strong>in</strong>a postala jezik t. i. izgubljenih področij,<br />

saj nekatera znanstvena področja ne bodo imela oz. ne bodo (več) razvijala slovenskih poimenovanj –<br />

zlasti tehniške stroke. Pritisk anglešč<strong>in</strong>e je viden zlasti v strokovnih delih s področja tehnike, ki vsebujejo<br />

veliko anglicizmov. V ožjem smislu kot anglicizme označujemo besede, prevzete iz anglešč<strong>in</strong>e. V širšem<br />

smislu pa še angleške elemente na drugih jezikovnih ravneh, npr.: pravopis, izgovor, besedotvorje. V<br />

prispevku opozarjamo na nekatere probleme pri slovenjenju. Na pomembnost anglešč<strong>in</strong>e kot t. i. jezika<br />

znanosti kažejo tudi term<strong>in</strong>ološki slovarji, ki več<strong>in</strong>oma vsebujejo angleške ustreznike, drugi jeziki se<br />

navajajo zlasti iz praktičnih razlogov.<br />

Problematika jezika v slovenski znanosti<br />

Slovenci se kot drugi Evropejci pogosto sprašujemo, ali se v prihodnosti lahko zgodi, da bo anglešč<strong>in</strong>a s<br />

svojim izrazjem preoblikovala narodne jezike ali pa jih sploh izr<strong>in</strong>ila. Da je vpliv anglešč<strong>in</strong>e močan, je<br />

vidno na vseh področjih življenja. V preteklih 30 ali 40 letih je anglešč<strong>in</strong>a izpodr<strong>in</strong>jala zlasti slovenska<br />

imena trgov<strong>in</strong>, lokalov1 <strong>in</strong> se močno uveljavila v mladostniški govorici – slengu. V zadnjih dveh desetletjih<br />

prodira anglešč<strong>in</strong>a na področje znanosti <strong>in</strong> v visoko šolstvo s posameznimi term<strong>in</strong>i <strong>in</strong> anglešč<strong>in</strong>o kot<br />

jezikom objav <strong>in</strong> predavanj.<br />

Slovenci imamo bogato zgodov<strong>in</strong>o doslej uspešnih prizadevanj za ohranitev slovenskega jezika oziroma<br />

njegovo uveljavitev na vseh področjih življenja. Ta segajo od izgube samostojnosti Karantanije v 8.<br />

stoletju do danes. Slovenšč<strong>in</strong>o kot narodni jezik sta v zgodov<strong>in</strong>i ogrožali: nemšč<strong>in</strong>a <strong>in</strong> srbohrvašč<strong>in</strong>a,<br />

ker smo bili vključeni v države, v katerih sta bila ta dva jezika vodilna glede na število prebivalcev, jezik<br />

oblastnikov ipd.<br />

Kljub drugačnim pričakovanjem pred osamosvojitvijo v samostojni Sloveniji že dalj časa ugotavljamo<br />

nasprotujoča si dejstva v zvezi s položajem slovenšč<strong>in</strong>e. Na problematiko rabe slovenskega jezika<br />

želi opozoriti politike, znanstvenike, univerzitetne predavatelje <strong>in</strong> vse, ki urejajo jezikovno politiko v<br />

slovenski znanosti, izjava, sprejeta na mednarodni konferenci z naslovom Jezikovna različnost <strong>in</strong> jeziki<br />

v visokem šolstvu, ki je potekala v novembru 2009 v Ljubljani. Pobudo za organizacijo konference je<br />

dala Evropska zveza za term<strong>in</strong>ologijo (The European Association for Term<strong>in</strong>ology – EAFT), katere<br />

član je tudi Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU. Omenjenima organizatorjema se<br />

1 Ta proces je še zmeraj živ. Sredi Ljubljane smo v zadnjem času dobili pekarno, ki se imenuje<br />

Happy Pek. Poimenovanje ni ne slovensko ne angleško: angleško bi bilo Happy baker/Happy Baker,<br />

slovensko pa Srečni pek. Velika začetnica slovenske besede kaže na angleški pravopis. Lastnik je Slovenec.<br />

12


Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

je priključilo še Evropsko združenje državnih jezikovnih ustanov (European Federation of National<br />

Institutions for Language – EFNIL), Haag, moralno <strong>in</strong> f<strong>in</strong>ančno pa so konferenco podprli Sektor za<br />

slovenski jezik M<strong>in</strong>istrstva za kulturo, M<strong>in</strong>istrstvo za visoko šolstvo <strong>in</strong> Délégation générale à la langue<br />

française et aux langues de France iz Pariza. Konference so se udeležili predstavniki iz več evropskih<br />

držav: iz Belgije, Nizozemske, Švedske, Romunije, Španije, Portugalske, Madžarske, Francije, Irske,<br />

Nemčije, Latvije, Danske, Hrvaške, s Cipra <strong>in</strong> seveda iz Slovenije, ki so v svojih prispevkih prikazali<br />

razmere v njihovih državah. Anglizacija visokega šolstva je marsikje že dejstvo, drugod pa se – tako kot<br />

pri nas – začenja.<br />

Eden od pokazateljev tihega prehajanja na anglešč<strong>in</strong>o kot jezik znanosti je gotovo dejstvo, da prireditelji<br />

kljub večkratnim povabilom na konferenco niso mogli privabiti niti enega dekana slovenskih univerz,<br />

niti na odprtje ne.<br />

Slovenski udeleženci so sprejeli t. i. Ljubljansko izjavo, 2 ki opozarja na problem izgubljanja slovenšč<strong>in</strong>e<br />

v visokem šolstvu, mednarodna izjava pa zaradi nekaterih različnih pogledov ni bila dokončana.<br />

Slovenski udeleženci konference so ugotovili, da je odnos do slovenskega jezika v slovenski državi<br />

protisloven:<br />

-<br />

-<br />

»država Slovenija je s pravnimi akti slovenskemu jeziku kot temeljnemu delu slovenske narodne<br />

identitete določila ustrezen položaj;<br />

država Slovenija zahtev, zapisanih v pravnih aktih, zlasti glede rabe jezika v visokem šolstvu <strong>in</strong><br />

razvoja slovenske term<strong>in</strong>ologije, ne izpolnjuje v celoti ali pa sploh ne,<br />

zato opozarjamo, da lahko slovenšč<strong>in</strong>a sčasoma postane jezik, v katerem nekatera področja ne<br />

bodo imela oz. ne bodo (več) razvijala slovenskih poimenovanj <strong>in</strong> bo sporazumevanje potekalo le<br />

še v tujem jeziku.<br />

Dejansko stanje:<br />

1. Anglešč<strong>in</strong>a že vrsto let vztrajno prodira v študijske vseb<strong>in</strong>e <strong>in</strong> raziskovalno delo visokošolskih<br />

učiteljev v Sloveniji, zlasti po vstopu v EU <strong>in</strong> uvedbi Bolonjske deklaracije.<br />

2. Rabo anglešč<strong>in</strong>e podpirajo Merila za volitve v nazive visokošolskih učiteljev, znanstvenih<br />

delavcev <strong>in</strong> sodelavcev, po katerih so v slovenšč<strong>in</strong>i objavljeni znanstveni dosežki ovrednoteni<br />

le s polovičnimi točkami, med nujnimi pogoji za izvolitev pa so predvidene le objave ’v enem<br />

od svetovnih jezikov’, zato so znanstvene objave v slovenšč<strong>in</strong>i zapostavljene <strong>in</strong> za napredovanje<br />

nepomembne.<br />

3. Na mnogih slovenskih visokošolskih ustanovah se več<strong>in</strong>oma poučuje <strong>in</strong> zato razvija le tujejezična<br />

term<strong>in</strong>ologija, država <strong>in</strong> univerza ne f<strong>in</strong>ancirata ustrezno mednarodnih izmenjav študentov,<br />

predvsem v smislu ovrednotenja <strong>in</strong> spodbujanja vzporednega izvajanja predmetov v slovenskem<br />

<strong>in</strong> tujem jeziku.<br />

4. Term<strong>in</strong>ološki slovarji, ki so navadno najmanj pet- ali desetletno delo skup<strong>in</strong>e strokovnjakov, v<br />

sistemu ocenjevanja znanstvenih rezultatov niso ustrezno ovrednoteni.<br />

5. Delo <strong>in</strong> sodelovanje pri razvoju slovenske term<strong>in</strong>ologije je f<strong>in</strong>ančno zelo slabo podprto.«<br />

Izjava o slovenšč<strong>in</strong>i v visokem šolstvu je bila poslana vsem dekanom slovenskih univerz, Slovenski<br />

akademiji znanosti <strong>in</strong> umetnosti, predsedniku države, predsedniku slovenske vlade, m<strong>in</strong>istru za znanost<br />

2 Ljubljanska izjava, objavljena v Jezikoslovnih zapiskih, glasilo Inštituta za slovenski jezik Frana<br />

Ramovša ZRC SAZU, št. 15, 1–2. Ljubljana 2009. 295–297.<br />

13


Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

<strong>in</strong> tehnologijo, m<strong>in</strong>istrici za kulturo, vsem poslanskim skup<strong>in</strong>am v slovenskem parlamentu, posameznim<br />

poslancem <strong>in</strong> drugim pomembnim posameznikom. Podprl jo je predsednik Slovenske akademije<br />

znanosti <strong>in</strong> umetnosti akademik Jože Trontelj, prav tako tudi m<strong>in</strong>ister za znanost <strong>in</strong> tehnologijo Gregor<br />

Golobič, ki je predstavnike Inštituta za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU povabil na pogovor<br />

<strong>in</strong> obljubil, da se bo za to problematiko zavzel. Po dogovoru naj bi spomladi 2010 m<strong>in</strong>istrstvo za znanost<br />

<strong>in</strong> tehnologijo, Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU <strong>in</strong> Slovenska akademija znanosti<br />

<strong>in</strong> umetnosti pripravili pogovor o tem, kaj storiti.<br />

Če bo državna znanstvena politika anglešč<strong>in</strong>o kot jezik znanosti še naprej tako nekritično <strong>in</strong> sprenevedavo<br />

podpirala, bo slovenšč<strong>in</strong>a postala jezik t. i. izgubljenih področij, saj nekatera znanstvena področja ne bodo<br />

imela oz. ne bodo (več) razvijala slovenskih poimenovanj – zlasti tehniške stroke. Postala bo jezik, ki se<br />

“govori samo v copatih,” kot je na posvetu o slovenskem jeziku, ki ga je leta 2007 pripravila Slovenska<br />

akademija znanosti <strong>in</strong> umetnosti v Ljubljani, rekel akademik Janez Orešnik. Že zdaj pa je opazno to, da<br />

se slovenšč<strong>in</strong>a vedno bolj uveljavlja kot jezik poljudnoznanstvenih besedil, saj njihovo število ne upada,<br />

zmanjšuje pa se število znanstvenih besedil, objavljenih v slovenšč<strong>in</strong>i. (Gogala, 2008)<br />

Do pred kratkim je vzbujalo skrb tudi odr<strong>in</strong>janje jezikovne problematike iz sredstev javnega obveščanja.<br />

Pred osamosvojitvijo je pri Socialistični zvezi delovnega ljudstva Slovenije 3 delovalo Jezikovno razsodišče,<br />

ki je opozarjalo na nepravilnosti v javni rabi slovenskega jezika, tako tudi na vdiranje angleškega izrazja.<br />

Izjave so objavljala sredstva javnega obveščanja: radio, televizija, časopisje. Televizija <strong>in</strong> radio sta<br />

tudi sicer imela oddaje, posvečene slovenskemu jeziku, nekateri časopisi pa so objavljali prispevke o<br />

posameznih jezikovnih problemih, zlasti t. i. jezikovne kotičke. 4 Po razpadu Jugoslavije <strong>in</strong> osamosvojitvi<br />

Slovenije Jezikovno razsodišče ni bilo obnovljeno. Nasprotujejo mu tudi nekateri vplivni jezikoslovci,<br />

ki menijo, da vsakršno normiranje jezika negativno vpliva na sproščeno rabo. Zanimivo je, da politične<br />

stranke jezik sicer vključujejo v svoje programe, vendar kot posebno temo <strong>in</strong> dovolj argumentirano samo<br />

NSi. Te problematike pa v javnih predstavitvah ne poudarjajo, kar kaže na to, da Slovencem jezik ni<br />

vrednota, ki bi pritegnila volivce. Liberalnejše stranke poudarjajo večkulturnost, desničarske stranke ji<br />

nasprotujejo. (Stritar, 2009)<br />

V zadnjem času pa so vidni nekateri pozitivni premiki na tem področju. Osrednji slovenski časopis Delo<br />

objavlja rubriko o jeziku Besede, besede, besede, tudi radio Slovenija <strong>in</strong> televizija Slovenija sta uvedla<br />

oddaje o slovenskem jeziku.<br />

Verjetno je zdaj še čas, da se anglizacija zavre. Če pa bo anglešč<strong>in</strong>a kot jezik visokega šolstva <strong>in</strong> znanosti<br />

prevladala, bo pot nazaj do ponovne polnofunkcionalne vzpostavitve narodnega jezika, za kar si npr. že<br />

leta prizadevajo nekatere države (npr. Irska, Južnoafriška republika), zelo težka ali nemogoča. Vzroki za<br />

anglizacijo pri nas pa so gotovo popolnoma drugačni kot v omenjenih državah.<br />

3 Socialistična zveza delovnega ljudstva Slovenije (kratica SZDLS) je bila »prostovoljna demokratična<br />

fronta vseh delovnih ljudi <strong>in</strong> občanov kot posameznikov <strong>in</strong> njihovih družbenopolitičnih <strong>in</strong> drugih<br />

<strong>in</strong>teresnih oblik združevanja z namenom graditve socialistične samoupravne družbe«. Ustanovljena<br />

je bila aprila 1953, ko se je dotedanja Osvobodilna fronta preimenovala na 4. kongresu. 27. decembra 1989 je<br />

prenehala delovati kot družbenopolitična organizacija, nato pa se je preoblikovala v Socialistično stranko Slovenije.<br />

(http://sl.wikipedia.org/wiki/Socialisti%C4%8Dna_zveza_delovnega_ljudstva_Slovenije)<br />

4 Najdlje je najbrž vztrajal Jezikovni kotiček Janka Modra v Ljubljanskem dnevniku. Janko Moder<br />

je bil tudi član ene od sestav Jezikovnega razsodišča.<br />

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Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Slovenšč<strong>in</strong>a danes ni jezik, ki umira, zagotovo pa jo ogroža anglešč<strong>in</strong>a, ki nam je nihče ne vsiljuje kot<br />

nekdaj nemšč<strong>in</strong>o ali srbohrvašč<strong>in</strong>o. Nevarna je zato, ker je po mnenju zlasti mladih ljudi »boljši jezik,<br />

jezik, ki omogoča mednarodno uveljavitev«.<br />

Jezikovni problemi na področju term<strong>in</strong>ologije so zelo veliki zaradi stalnega dotoka tujega izrazja, ki<br />

bi ga bilo treba poslovenjati. Zelo pomembno vlogo pri tem imajo sredstva javnega obveščanja, zlasti<br />

radio <strong>in</strong> televizija. Tu je pogosto opazna nekritična uporaba angleških poimenovanj, ker želijo zelo hitro<br />

posredovati novice. Tako na radiu ali televiziji kaj novega najprej poimenujejo kar z angleškim imenom,<br />

bodisi da izraz še ni poslovenjen ali da je angleški »veliko bolj zanimiv«, čeprav imamo slovenski<br />

izraz.<br />

Primera: V jutranji oddaji Radia Slovenija o rekreaciji so kar dolgo govorili o nordic walk<strong>in</strong>g, kar je bilo<br />

mogoče čisto preprosto posloveniti z nordijska hoja. 29. marca zjutraj so v oddaji, namenjeni šolarjem,<br />

govorili o »big boxu«, ki so ga poslovenili kot »vokalno bobnanje«, kar je zelo nerodno ali neustrezno,<br />

saj se s petjem, cmokanjem <strong>in</strong> drugimi glasovi oponašajo glasbeni <strong>in</strong>štrumenti, ustvarja glasba. Hitrica<br />

ne opravičuje rabe angleškega poimenovanja niti ne slabega slovenskega poimenovanja. Kot zanimivo<br />

politično izrazje, ki pove »nekaj več«, pa se kar pogosto pojavljajo angleški term<strong>in</strong>i, npr.: hear<strong>in</strong>g,<br />

impičment.<br />

Nov<strong>in</strong>arji bi morali imeti na voljo naslov, kamor bi se obrnili po pomoč. Ta pa bi morala biti hitra. Z<br />

jezikovnim svetovanjem se ob drugem delu ukvarjajo sodelavci Inštituta za slovenski jezik Frana Ramovša<br />

ZRC SAZU, v glavnem pa so uporabniki bolj ali manj prepuščeni sami sebi <strong>in</strong> svoji iznajdljivosti.<br />

Anglešč<strong>in</strong>a kot vodilni mednarodni jezik novorazvijajočih se znanosti <strong>in</strong> »posrednik več<strong>in</strong>e novega<br />

znanja« (Smolej, 2007: 548) ob podpori slovenske znanstvene politike tako ogroža slovenski znanstveni<br />

jezik. Zaradi objav v anglešč<strong>in</strong>i se ne bo razvijalo slovensko znanstveno izrazje, zaradi premajhne skrbi<br />

pa bo v sicer slovenskih besedilih preveč anglicizmov.<br />

Kaj je anglicizem? V Slovarju slovenskega knjižnega jezika je opisan kot ‘element anglešč<strong>in</strong>e v kakem<br />

drugem jeziku’.<br />

V ožjem smislu kot anglicizme označujemo besede, prevzete iz anglešč<strong>in</strong>e. V širšem smislu pa še<br />

angleške elemente na drugih jezikovnih ravneh, npr.: pravopis, izgovor, besedotvorje.<br />

Najmočnejši vpliv angleškega jezika se kaže na področju strokovnega izrazja, tj. term<strong>in</strong>ov, kratic <strong>in</strong><br />

drugih poimenovanj, kjer so zelo opazni naslednji pojavi:<br />

- raba citatnih ali prevzetih angleških term<strong>in</strong>ov, za katere že imamo ustrezna poslovenjena<br />

poimenovanja: praseodymium, neodymimum namesto prazeodim <strong>in</strong> neodim, mišmetal namesto<br />

mešana kov<strong>in</strong>a5 (Smolej 2007: 549); sp<strong>in</strong>-off podjetje (v korpusu Nova beseda 40 zadetkov) za<br />

odcepljeno podjetje (v Novi besedi6 še ni registriran, najde se v Najdi.si, na Googlu); snowboard (v<br />

Novi besedi 115 zadetkov) za snežna deska (v Novi besedi 2 zadetka); zarezne smuči (v Novi besedi<br />

nobenega zadetka) za karv<strong>in</strong>g smuči (v Novi besedi 34 zadetkov), carv<strong>in</strong>g smuči (v Novi besedi 69<br />

zadetkov); kompjuter (v Novi besedi 31 zadetkov) za računalnik (v Novi besedi 13.750 zadetkov),<br />

5 Ustrezna poslovenjena poimenovanja navajata Slovar slovenskega knjižnega jezika <strong>in</strong> Metalurški<br />

term<strong>in</strong>ološki slovar Andreja Paul<strong>in</strong>a, kar kaže na ustaljenost poslovenjenih oblik.<br />

6 Nova beseda je prosto dostopna spletna besedilna zbirka, ki jo ureja Inštitut za slovenski jezik<br />

Frana Ramovša.<br />

15


-<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

krmiljenje črpalne enote je izvedeno po načelu master-slave (za kar bi bilo že ustrezneje uporabiti<br />

po načelu nadrejeni-podrejeni 7 ) ipd.;<br />

v strokovnih besedilih je zelo pogosto pojasnjevanje slovenskega poimenovanja z angleškim, navadno<br />

navedenim v oklepaju, včasih tudi posebej opozorjeno, da gre za angleški izraz: 8 izdvajanje logistike<br />

(outsourc<strong>in</strong>g); sistem osebnega pozivanja (pagg<strong>in</strong>g); 9 šaržni proces (batch process); standard določa<br />

tri vrste vodenja: osnovno (basic), postopkovno (procedural) <strong>in</strong> koord<strong>in</strong>acijsko (coord<strong>in</strong>ation)<br />

vodenje; računalništvo v oblaku (angl. cloud comput<strong>in</strong>g); tematska povezovanja pobratenih mest<br />

(town tw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g); priključi <strong>in</strong> uporabljaj (Plug-and-Play); koord<strong>in</strong>acijski modul (Coord<strong>in</strong>ation<br />

module); proizvodne naloge se pošiljajo na modul za vodenje (Control module) – Actuations.xml;<br />

sistem za diagnosticiranje napak (Fault diagnosis system); upoštevana priporočila organizacije<br />

WBF (World Batch Forum), ki za razvoj XML shem (XSD – XML Schema Def<strong>in</strong>ition) upošteva ISA<br />

standarde; HBM sporoča, da je dal na trg izdelke za hitro zbiranje podatkov z imenom genesis High<br />

Speed, ki obsega vrsto različnih enot merilne opreme za hitro zbiranje podatkov (angl. high-speed<br />

data aquisition) <strong>in</strong> zapise prehodnih pojavov (angl. transient record<strong>in</strong>g); merilni dajalniki tlaka HBM<br />

se npr. uporabljajo pri razvoju sodobnih sistemov za vbrizgavanje goriva s skupnim visokotlačnim<br />

zbiralnikom (angl. common rail fuel <strong>in</strong>jection); 10 tiskalniku lahko poizkusimo pošiljati podatke v<br />

surovi obliki <strong>in</strong> se s tem izognemo dolgotrajni <strong>in</strong> računsko <strong>in</strong>tenzivni operaciji pretvarjanja v posebno<br />

obliko izboljšane metadatoteke (enhanced metafile; njegov preprosti program za podatkovne zbirke<br />

– PC File – je postal med prijatelji <strong>in</strong> kolegi iz službe v okolici Seattla prava uspešnica; 11<br />

- manj pogosto je pojasnjevanje angleškega poimenovanja s slovenskim: Logitech Cordless Wheel<br />

Mouse je Logitechova brezžična miška; 12<br />

- raba angleških poimenovanj iz izvorno angleških list<strong>in</strong>: Prav tako pa smo v 6. okvirnem programu<br />

uspeli pridobiti sredstva za projekt Future bridge; Projekt Listen to the voice of Villages, Projekt<br />

CO Neutral Transport for the Alp<strong>in</strong>e Space; 2 13 neodvisni test DNV company je potrdil, da prevleke<br />

batnic, izdelane s tehnologijo Eatonite Laser Coat<strong>in</strong>g, izpolnjujejo zahteve, navedene v smernicah<br />

Guidel<strong>in</strong>e for qualification of wear and corrosion protection surface materials for piston rods, ki so<br />

bile razvite kot del skupnega projekta Jo<strong>in</strong>t Industry Project (JIP); 14<br />

- raba angleških poimenovanj, zapisanih v angleških računalniških programih: Tako, recimo, izbira<br />

'mouse' nastopa v »System Sett<strong>in</strong>gs/mouse« <strong>in</strong> v »Preferences/Peripherals/mouse«, klik te izbire pa<br />

nas pripelje do različnih menujev; 15<br />

- raba kratic, nastalih iz angleške besedne zveze: AC iz. Alternat<strong>in</strong>g Current za izmenični tok, ADC iz<br />

Analog-to-Digital Converter za analogno-digitalni pretvornik, ADP iz Automatic Data Process<strong>in</strong>g<br />

za avtomatska obdelava podatkov, AM iz Amplitude Modulation za amplitudna modulacija, ASCII<br />

7 I-slovar: razmerje nadrejeni-podrejeni -a -- sr (angl. master/slave relationship).<br />

8 Ljudmila Bokal (2009: 113) meni, da ta tip v nekaterih primerih kaže na besedotvorno moč<br />

slovenšč<strong>in</strong>e. Na eni strani njena trditev drži, na drugi pa taki dostavki kažejo na manjšo ustaljenost slovenskega<br />

poimenovanja. Kadar je takih angleških pojasnil <strong>in</strong> kratic več, je besedilo po videzu <strong>in</strong> slogu<br />

neslovensko <strong>in</strong> težko razumljivo. Da je tako dvojezično izražanje pogosto, kaže pregled besedilne<br />

zbirke Nova beseda. Velik del angleških poimenovanj s področja računalništva je mogoče najti v sicer<br />

slovenskih besedilih kot pojasnilne pridatke k slovenskim.<br />

9 Iz nelektoriranega besedila za Kamniški zbornik 2010.<br />

10 Iz nelektoriranih besedil za revijo Ventil.<br />

11 Iz Nove besede (revija Monitor).<br />

12 Iz Nove besede (revija Monitor).<br />

13 Iz nelektoriranega besedila za Kamniški zbornik 2010.<br />

14 Iz nelektoriranega besedila za revijo Ventil.<br />

15 Iz Nove besede (revija Monitor).<br />

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Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

iz American Standard Code for Information Interchange za standardni nabor znakov za izmenjavo<br />

<strong>in</strong>formacij; 16<br />

- navajanje neprevedenega besedila sredi slovenskega: je dejal dr. Luis F. Garfias, director of Test<strong>in</strong>g<br />

& Qualification for DNV’s Materials & Corrosion Technology Center <strong>in</strong> Columbus, Ohio; v ta tip<br />

sodijo tudi neposlovenjene preglednice <strong>in</strong> sheme, prenesene neposredno iz tujejezičnega članka: 17<br />

-<br />

-<br />

Slika 1: Komponente celovitega sistema vodenja <strong>in</strong> <strong>in</strong>formacijski tok znotraj sistema<br />

Vpliv angleškega jezika se kaže tudi na ravni pravopisa:<br />

- pisava občih poimenovanj z veliko začetnico: je uporabil Cer (op. M. H. slovensko ime cerij), da<br />

je dobil okroglo obliko grafita (Smolej 2007: 550); PantheonTM dopolnjuje zmogljivosti planiranja<br />

proizvodnje s Preactorjem; MultiLift kontejner; 18<br />

- raba izvirno <strong>in</strong> poslovenjeno pisanih angleških term<strong>in</strong>ov v istem besedilu: mišmetal, mishmetal,<br />

mischmetal namesto slovenskega poimenovanja mešana kov<strong>in</strong>a (Smolej 2007: 550);<br />

- različna pisava citatnih term<strong>in</strong>ov: krmiljenje črpalne enote je izvedeno po načelu master–slave preko<br />

osrednjega krmilnega računalnika; radijski master slave; mnenje o Master-Slave modulu; zaščita z<br />

master/slave funkcijo; 19<br />

- pisava zloženk s kratičnim prvim delom pogosto odstopa od načel Slovenskega pravopisa. (Stramljič,<br />

2003: 112). Pisali naj bi jih z vezajem med kratičnim delom <strong>in</strong> besedo, npr. GSM-omrežje, vendar<br />

je pogosta pisava brez vezaja: POW’R-RISER ® dvigalka; PC krmiljenje; deluje na osnovi PEM<br />

gorivnih celic; LPT vrata. Težave, kje postaviti vezaj, imajo tudi lektorji, zlasti takrat, ko kratici<br />

sledi razvezava v oklepaju: LPT (L<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>ter) vrata; za izmenjavo podatkov preko podatkovnega<br />

strežnika je bila izbrana metoda izmenjave preko XML (eXtensible Markup Language) sporočil; 20<br />

- uvajanje nove rabe ločil: Start:up podjetje, Start:up delavnica. 21<br />

Vpliv anglešč<strong>in</strong>e se kaže tudi na ravni izgovora term<strong>in</strong>ov, lastnih imen <strong>in</strong> kratic:<br />

- angleški izgovor kratice z angleško podlago: džipiès, namesto gepeès (GPS – Global Position<strong>in</strong>g<br />

System);<br />

- angleški izgovor kratice s slovensko podlago: didiví, namesto dǝvǝdǝ̀ ali devedé (DDV –davek na<br />

dodano vrednost), bidipí namesto bǝdǝpǝ̀ ali bedepe (BDP – bruto družbeni proizvod).<br />

16 Iz Slovarja elektronike, elektrotehnike <strong>in</strong> telekomunikacij soavtorjev Carla Muccija <strong>in</strong> Marjete<br />

Humar, ki bo letos izšel pri založbi Mladika v Trstu.<br />

17 Iz nelektoriranega besedila za revijo Ventil.<br />

18 Iz nelektoriranega besedila za revijo Ventil.<br />

19 Po iskalniku Najdi si.<br />

20 Iz nelektoriranega besedila za revijo Ventil.<br />

21 http://www.startup.si/Dokumenti/Dogodki/Startup_delavnice_26.aspx?id_menu=26.<br />

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Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Vplivi na ravni besedotvorja:<br />

- pojavljajo se novi tipi tvorjenk, zlasti iz delov, povezanih z vezajem: ski-fon, Mobi-Beležnica<br />

(Stramljič, 2003: 111), za slovenske besede je takšna povezava značilna za priredne zloženke, v<br />

katerih vezaj pomeni <strong>in</strong>: črno-bel ipd.<br />

- naraščanje tipa zloženk z eno- ali veččrkovno kratično sestav<strong>in</strong>o zlasti na področju telefonije,<br />

računalništva <strong>in</strong> tehnike sploh: e-klepetalnica (e = elektronski), e-klik, e-knjiga, e-knjigarna<br />

(Stramljič, 2003: 111), kratična sestav<strong>in</strong>a e- je v Novi besedi zelo pogosta, saj se z njo zlagajo car<strong>in</strong>a,<br />

cerkev, država, državljan, ekonomija, gospodarstvo, pošta ipd., po seznamu novih besed v Novejši<br />

slovenski leksiki pa je takih zloženk več kot 40. (Gložančev idr., 2009: 79–85)<br />

Opisani pojavi so odraz globalizacije <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternacionalizacije. Mi smo pregledali bolj negativne strani,<br />

ki jih pr<strong>in</strong>aša srečevanje anglešč<strong>in</strong>e <strong>in</strong> slovenšč<strong>in</strong>e. Dejansko pa je za vsem tem veliko napora za<br />

slovenjenje izrazja. Ker znanje priteka zlasti z angleških govornih območij, teh pojavov ni mogoče<br />

zaustaviti. Gotovo pa je res tudi to, kar ugotavlja Stramljičeva za besedotvorne novosti, »da to ni nujno<br />

zgolj negativni vpliv, ki bi lahko vodil k izgubi jezikovne identitete, saj se na ta nač<strong>in</strong> širijo tudi tvorbene<br />

možnosti slovenšč<strong>in</strong>e /…/« (Stramljič, 2003: 115)<br />

Nekateri problemi slovenjenja term<strong>in</strong>ov<br />

Pri novih term<strong>in</strong>ih je gotovo velik problem, kako jih posloveniti. Tu sta dve možnosti:<br />

1. prevod izraza – najpogostejši so dobesedni prevodi, t. i. kalki, ali prevodi zelo blizu dobesednemu:<br />

nordic walk<strong>in</strong>g – nordijska hoja; 22 sort order – nač<strong>in</strong> razvrščanja, draft mode – nač<strong>in</strong> osnutka,<br />

mouse – miška, grid – mreža, bridge – most, male connector – moški priključek; 23 hitra izdelava<br />

prototipov (Rapid Prototyp<strong>in</strong>g), hitra izdelava (Rapid Manufactur<strong>in</strong>g), hitra izdelava prototipov <strong>in</strong><br />

orodij (Rapid Prototyp<strong>in</strong>g & Tool<strong>in</strong>g); 24<br />

- Izraz mora biti preveden tako, da omogoča tvorbo besedne druž<strong>in</strong>e. Lep primer je npr. splet za <strong>in</strong>ternet,<br />

iz katerega se izpeljejo: spleten, spletišče, spletno ipd.<br />

- Izraz mora biti preveden tako, da pokriva pojem. Pri prevajanju izrazja se tako lahko pojavijo različni<br />

problemi.<br />

Primer: critical <strong>in</strong>frastructure poimenuje <strong>in</strong>frastrukturo, brez katere družba ne bi mogla delovati:<br />

prometno omrežje, energetika, športni objekti ipd. V slovenšč<strong>in</strong>i se pojavljata dva prevoda kritična<br />

<strong>in</strong>frastruktura <strong>in</strong> vitalna <strong>in</strong>frastruktura. Kritična <strong>in</strong>frastruktura je kot prevod najbolj priročna, vendar<br />

je napačna. Slovenska beseda kritičen nima pomena: ’odločilen, nujen, nujno potreben’, kot ga ima<br />

angleška critical. Zato je prevod kritična <strong>in</strong>frastruktura zavajajoč. Vitalna <strong>in</strong>frastruktura je ustreznejša.<br />

Druge možnosti so še: življenjsko pomembna <strong>in</strong>frastruktura, nujna <strong>in</strong>frastruktura, ključna <strong>in</strong>frastruktura,<br />

osnovna <strong>in</strong>frastruktura. 25<br />

2.<br />

pisna <strong>in</strong> oblikovna poslovenitev term<strong>in</strong>a je manj ustrezna možnost. Za uporabnike je sprejemljiva<br />

zlasti pri <strong>in</strong>ternacionalizmih z grško ali lat<strong>in</strong>sko podlago: <strong>in</strong>terpolation – <strong>in</strong>terpolacija, compact<br />

disk – kompaktna plošča, constructor – konstruktor, multiplex<strong>in</strong>g – multipleksiranje, secondary<br />

22 Radio Slovenija.<br />

23 Leksikon računalništva <strong>in</strong> <strong>in</strong>formatike, založba Pasadena, Ljubljana 2002.<br />

24 Revija Ventil.<br />

25 Iz odgovora Mojce Žagar Karer, sodelavke Sekcije za term<strong>in</strong>ološke slovarje Inštituta za slovenski<br />

jezik Frana Ramovša ZRC SAZU, na vprašanje podiplomskega študentaBožidarja Željka iz<br />

Centra Vlade RS za <strong>in</strong>formatiko.<br />

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Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

key – sek<strong>und</strong>arni ključ 26 ipd. Tako se poslovenijo tudi angleški izrazi, če iz slovenskega prevoda ni<br />

mogoče napraviti drugih besed besedne druž<strong>in</strong>e, če se v ustreznem času ne najde ustrezno slovensko<br />

poimenovanje ipd.<br />

Primer wellness: kot slovenski ustreznik se pojavlja dobro počutje, ki ga je mogoče uporabiti v zvezah:<br />

center za dobro počutje, program za dobro počutje, oaza dobrega počutja, neustrezen pa je pridevnik:<br />

dobropočutni, tudi prevod počutnost <strong>in</strong> počutnostni, ki ju je predlagal dr. Janez Dular, se v rabi<br />

najverjetneje ne bo uveljavil. Tako se vse bolj uveljavlja samo pisna podomačitev velnes. 27<br />

Vpliv anglešč<strong>in</strong>e na izbiro ustreznikov v slovenskih term<strong>in</strong>oloških slovarjih<br />

Da je anglešč<strong>in</strong>a v sodobnem času – v zadnjih 5 letih – jezik, iz katerega prihaja največ strokovnega<br />

izrazja, kažejo tudi angleški ustrezniki v slovenskih term<strong>in</strong>oloških slovarjih.<br />

Slovarji, ki se že dolgo izdelujejo (več kot 10 let) ali so se začeli izdelovati pred več kot 10 leti, nimajo<br />

tujejezičnih ustreznikov, npr. veter<strong>in</strong>arski, geološki, geografski, tehniški slovar. Dvojezični slovarji<br />

imajo največkrat angleške, tudi nemške <strong>in</strong> francoske ustreznike, odvisno od stroke. Slovensko-italijanski<br />

slovarji so namenjeni zamejskim Slovencem v Italiji ali pa so vezani na stroke, povezane z govorci<br />

italijanšč<strong>in</strong>e (npr. lov), slovensko-nemški pa najpogosteje zamejcem v Avstriji ali pa uslovarjajo stroke,<br />

ki so še danes ali pa so bile v preteklosti strokovno vezane na nemšč<strong>in</strong>o (gradbeništvo, strojništvo), ali<br />

pa so namenjeni poslovnim stikom z nemško govorečimi (poslovni slovar). Slovarji nastajajo v okviru<br />

Inštituta za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU, kot diplomske naloge na fakultetah ali pa so<br />

delo posameznikov.<br />

Leta 2005 je bilo, kot izkazuje Cobiss, izdelanih 8 slovarjev z anglešč<strong>in</strong>o kot drugim ali izhodiščnim<br />

jezikom (vojaški slovar, slovar gradbeništva <strong>in</strong> arhitektura, fotografije, gemologije, slovar javnega<br />

naročanja, poslovni slovar, strojniški slovar, izrazje uporabe betona ). En slovar ima tudi francoske<br />

ustreznike (področje gradbeništva <strong>in</strong> arhitekture), trije pa še nemške (poslovni, strojniški, uporaba betona).<br />

Brez tujih ustreznikov sta: veter<strong>in</strong>arski <strong>in</strong> geografski. Slovensko-italijanski gradbeniški je bil izdelan<br />

za zamejce v Italiji, slovensko-madžarski slovar ekonomskih izrazov pa za zamejce na Madžarskem.<br />

Leta 2006 ima 7 slovarjev angleške ustreznike (lat<strong>in</strong>sko-ameriški standardni plesi, deskanje na snegu,<br />

medic<strong>in</strong>a, zavarovalništvo, vojska, promet, metalurgija). Metalurški ima ob anglešč<strong>in</strong>i še nemšč<strong>in</strong>o. Za<br />

potrebe zamejcev pa je bil izdan italijansko-slovenski <strong>in</strong> slovensko-italijanski slovar gradbeništva. Brez<br />

ustreznikov sta izšla zvezek veter<strong>in</strong>arskega slovarja <strong>in</strong> geološki term<strong>in</strong>ološki slovar. Leta 2007 je bilo<br />

izdelanih 5 term<strong>in</strong>oloških slovarjev z angleškimi ustrezniki, od katerih ima Tehniški metalurški slovar še<br />

nemške ustreznike. Italijanske ustreznike imata dva slovarja, namenjena zamejskim Slovencem v Italiji.<br />

Nemško-slovenski je slovar s področja akvaristike, lovski slovar pa ima ob nemšč<strong>in</strong>i še italijanšč<strong>in</strong>o.<br />

Slovenski medic<strong>in</strong>ski <strong>in</strong> Slovenski tehniški slovar pa nimata ustreznikov. Leta 2008 je izšlo 10 slovarjev<br />

z angleškimi ustrezniki, eden od njih ima še francoske, dva pa nemške ustreznike. Leta 2009 so izšli 4<br />

slovarji z angleškimi ustrezniki, en slovar ima ob angleških še nemške ustreznike, en slovar je nemškoslovenski,<br />

samo slovenske term<strong>in</strong>e ima 5 slovarjev. Leta 2010 je že izšel Bibliotekarski term<strong>in</strong>ološki<br />

slovar, ki ima angleške ustreznike.<br />

26 Leksikon računalništva <strong>in</strong> <strong>in</strong>formatike, založba Pasadena, Ljubljana 2002.<br />

27 Iz odgovora N<strong>in</strong>e Led<strong>in</strong>ek, sodelavke Sekcije za term<strong>in</strong>ološke slovarje Inštituta za slovenski<br />

jezik Frana Ramovša ZRC SAZ, na vprašanje Barbare Gregorič Gorenc z Zavoda za tehnično izobraževanje.<br />

19


Zaključek<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Slovenska znanstvena politika bi se morala bolj zavedati usodnosti svojih odločitev <strong>in</strong> bi morala<br />

slovenšč<strong>in</strong>i priznati vrednost znanstvenega jezika. Gotovo pa je, da je potrebno objavljati tudi<br />

v anglešč<strong>in</strong>i. Tudi vsem predavanjem v anglešč<strong>in</strong>i se ne bo mogoče izogniti, vendar kadar je to<br />

smiselno: ob obiskih uglednih tujih predavateljev, kadar je veliko tujih študentov, vendar morajo biti<br />

na voljo tudi slovenska predavanja <strong>in</strong> izpiti v slovenskem jeziku, vsaj za slovenske študente.<br />

Angleško izrazje bi bilo treba hitreje poslovenjati. S slovenjenjem zlasti za nov<strong>in</strong>arsko rabo bi se<br />

morala ukvarjati skup<strong>in</strong>a ljudi, ki bi se posvečala samo temu delu, pri čemer bi morala imeti na<br />

razpolago pomoč strokovnjakov različnih področij. Če se s pretresanjem term<strong>in</strong>ov ukvarjajo ljudje,<br />

ki so obremenjeni z različnimi nalogami, čeprav na področju term<strong>in</strong>ologije, poteka slovenjenje za<br />

uporabnike prepočasi, medtem se že uveljavi angleško poimenovanje.<br />

Slovenskim člankom v revijah je potrebno dodajati angleške povzetke (dober primer je npr. revija<br />

Slovenska vojska), angleškim člankom pa razširjene slovenske povzetke (revija Ventil, Arheološki<br />

zbornik).<br />

Term<strong>in</strong>ološki slovarji naj imajo ob drugih jezikih tudi angleške ustreznike.<br />

Term<strong>in</strong>ološke slovarje je treba objavljati na spletu, da dosežejo čim večji krog uporabnikov.<br />

Literatura<br />

BOKAL, Ljudmila, 2009: Prevzemanje glede na vrste. N<strong>in</strong>a Led<strong>in</strong>ek, Mojca Žagar Karer, Marjeta Humar<br />

(ur.): Term<strong>in</strong>ologija <strong>in</strong> sodobna term<strong>in</strong>ografija. Ljubljana: Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša<br />

ZRC SAZU.<br />

GLOŽANČEV, Alenka, JAKOPIN, Primož, MICHELIZZA, Mija, URŠIČ, Lučka, ŽELE, Andreja,<br />

2009: Novejša slovenska leksika v povezavi s spletnimi viri. Ljubljana: Inštitut za slovenski jezik Frana<br />

Ramovša ZRC SAZU.<br />

GOGALA, Matija, 2008: Raba slovenšč<strong>in</strong>e v naravoslovju (biologiji, geografiji, geologiji). Tone Pavček<br />

(ur.): Posvet o slovenskem jeziku. Zbornik prispevkov na posvetu 15. maja 2007. Ljubljana: Slovenska<br />

akademija znanosti <strong>in</strong> umetnosti. 77–79.<br />

SMOLEJ, Mojca, 2007: Hitrost tehničnih sprememb <strong>in</strong> strokovni jezik – primer metalurgije. Razvoj<br />

slovenskega strokovnega izrazja. Ljubljana: Univerza v Ljubljani, Filozofska fakulteta, Oddelek za<br />

slovenistiko, Center za slovenšč<strong>in</strong>o kot drugi/tuji jezik. 547–558.<br />

STRAMLJIČ BREZNIK, Irena, 2003: Besedotvorna tipologija novonastalega besedja s področja<br />

mobilne telefonije. Slavistična revija 51. Posebna številka. 106–118.<br />

STRITAR, Mojca, 2009: Slovenšč<strong>in</strong>a <strong>in</strong> drugi jeziki – vrednota ali grožnja? Programi slovenskih<br />

parlamentarnih strank 2008. Infrastruktura slovenšč<strong>in</strong>e <strong>in</strong> slovenistike / The Infrastructure of the Slovene<br />

Language and Slovene Studies. Zbornik Obdobja 28. Ljubljana: Center za slovenšč<strong>in</strong>o kot drugi/tuji<br />

jezik. 353–358. http://www.centerslo.net/files/file/simpozij/simp28/Stritar.pdf<br />

20


Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Marjeta Humar<br />

Fran-Ramovš-Institut für slowenische Sprache ZRC SAZU<br />

Ljubljana<br />

Englisch, Anglizismen<br />

<strong>und</strong> slowenische Term<strong>in</strong>ologie<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

In den letzten zwei Jahrzehnten dr<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> Slowenien Englisch<br />

mit e<strong>in</strong>zelnen Term<strong>in</strong>i <strong>und</strong> als Publikations- <strong>und</strong><br />

Vortragssprache <strong>in</strong> das Gebiet der Wissenschaft <strong>und</strong> des<br />

Hochschulwesens e<strong>in</strong>. Sollte die Wissenschaftspolitik<br />

Englisch als Sprache der Wissenschaft auch weiterh<strong>in</strong> so<br />

unkritisch <strong>und</strong> naiv unterstützen, wird Slowenisch zur<br />

Sprache der sog. „verlorenen Gebiete“ werden, werden<br />

doch gewisse wissenschaftliche Bereiche – vor allem technische<br />

Fächer – ke<strong>in</strong>e slowenischen Bezeichnungen mehr<br />

entwickeln bzw. zur Verfügung haben. Der Druck des<br />

Englischen ist vor allem <strong>in</strong> wissenschaftlichen Arbeiten<br />

<strong>in</strong> der Technik merklich, <strong>in</strong> denen zahlreiche Anglizismen<br />

verwendet werden. Im engeren S<strong>in</strong>ne gelten Wörter,<br />

die aus dem Englischen übernommen werden, als Anglizismen.<br />

Im weiteren S<strong>in</strong>ne zählen dazu noch englische<br />

Elemente auf anderen sprachlichen Ebenen, z.B.: Orthographie,<br />

Artikulation, Wortbildung. Im vorliegenden<br />

Beitrag wird auf e<strong>in</strong>ige Probleme bei der Übertragung<br />

<strong>in</strong>s Slowenische – der Slowenisierung – e<strong>in</strong>gegangen. Auf<br />

die Bedeutsamkeit des Englischen als sog. Wissenschaftssprache<br />

deuten term<strong>in</strong>ologische Wörterbücher h<strong>in</strong>, die<br />

meist englische Entsprechungen enthalten, andere Sprachen<br />

werden <strong>in</strong>sbesondere aus praktischen Gründen angeführt.<br />

Die Problematik der Sprache <strong>in</strong> der slowenischen Wissenschaft<br />

In Slowenien fragt man sich, ob das Englische mit se<strong>in</strong>en<br />

Fachausdrücken die Nationalsprachen <strong>in</strong> Zukunft verändern<br />

oder sogar verdrängen könnte. Dass der E<strong>in</strong>fluss des<br />

Englischen stark ist, lässt sich <strong>in</strong> allen Lebensgebieten erkennen.<br />

In den vergangenen 30 oder 40 Jahren wurde das<br />

Englische zum wesentlichen Bestandteil der Jugendsprache.<br />

In den letzten zwei Jahrzehnten dr<strong>in</strong>gt das Englische<br />

<strong>in</strong> die Gebiete der Wissenschaft <strong>und</strong> des Hochschulwesens<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Es wird daher darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass das Slowenische<br />

mit der Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen ke<strong>in</strong>e slowenischen<br />

Term<strong>in</strong>i mehr haben oder entwickeln wird <strong>und</strong><br />

die Kommunikation nur noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fremdsprache<br />

vonstatten gehen wird.<br />

Tatsächliche Situation:<br />

1. Das Englische dr<strong>in</strong>gt schon seit e<strong>in</strong>igen Jahren beharrlich<br />

<strong>in</strong> die Lehr<strong>in</strong>halte <strong>und</strong> die Forschungstätigkeit<br />

der Hochschullehrenden <strong>in</strong> Slowenien e<strong>in</strong>;<br />

2. In Slowenien werden auf Slowenisch veröffentlichte<br />

wissenschaftliche Leistungen nur mit der Hälfte der<br />

Impactpo<strong>in</strong>ts bewertet, wissenschaftliche Publikationen<br />

auf Slowenisch s<strong>in</strong>d daher benachteiligt;<br />

3. An zahlreichen slowenischen Hochschule<strong>in</strong>richtungen<br />

wird mehrheitlich fremdsprachige Term<strong>in</strong>ologie<br />

gelehrt <strong>und</strong> daher auch entwickelt;<br />

4. Term<strong>in</strong>ologiewörterbücher, die üblicherweise fünf<br />

bis zehn Jahre Arbeit e<strong>in</strong>er Gruppe von Fachleuten<br />

bedeuten, werden im Bewertungssystem wissenschaftlicher<br />

Ergebnisse nicht angemessen bewertet;<br />

5. Die (Mit-)Arbeit bei der Entwicklung slowenischer<br />

Term<strong>in</strong>ologie wird f<strong>in</strong>anziell sehr schlecht unterstützt.<br />

Vor dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die staatliche Selbstständigkeit war<br />

<strong>in</strong> Slowenien e<strong>in</strong> Sprachschiedsgericht tätig, das auf Unregelmäßigkeiten<br />

bei der öffentlichen Verwendung des<br />

Slowenischen <strong>und</strong> auf das Vordr<strong>in</strong>gen englischer Begriffe<br />

h<strong>in</strong>wies. Im R<strong>und</strong>funk gab es Sendungen, die der<br />

slowenischen Sprache gewidmet waren, e<strong>in</strong>ige Zeitungen<br />

veröffentlichten Beiträge zu e<strong>in</strong>zelnen sprachlichen Problemen.<br />

In letzter Zeit s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige positive Veränderungen auf<br />

diesem Gebiet erkennbar. In der bedeutenden slowenischen<br />

Tageszeitung Delo ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Sprachrubrik, die<br />

staatlichen Radio- <strong>und</strong> Fernsehsender br<strong>in</strong>gen Sendungen<br />

zur slowenischen Sprache.<br />

Slowenisch ist ke<strong>in</strong>e Sprache, die im Sterben begriffen<br />

ist, mit Sicherheit wird sie allerd<strong>in</strong>gs vom Englischen<br />

bedroht, obwohl das Englische von niemandem aufgezwungen<br />

wird, wie etwa früher das Deutsche oder das<br />

Serbokroatische.<br />

Sprachliche Probleme auf dem Gebiet der Term<strong>in</strong>ologie<br />

s<strong>in</strong>d aufgr<strong>und</strong> des ständigen Zuflusses fremdsprach-<br />

21


licher Fachausdrücke, die slowenisiert werden sollten,<br />

besonders groß. E<strong>in</strong>e bedeutende Rolle spielen dabei die<br />

öffentlichen Medien, allen voran Radio <strong>und</strong> Fernsehen.<br />

Hier ist vielfach e<strong>in</strong> unkritischer Umgang mit slowenischer<br />

Term<strong>in</strong>ologie zu bemerken.<br />

Journalisten sollte die Möglichkeit geboten werden, sich<br />

<strong>in</strong> solchen Fällen an e<strong>in</strong>e öffentliche Stelle um Hilfe zu<br />

wenden.<br />

Der stärkste E<strong>in</strong>fluss des Englischen zeigt sich auf dem<br />

Gebiet der Fachausdrücke, also der Term<strong>in</strong>i, Abkürzungen<br />

<strong>und</strong> anderer Bezeichnungen:<br />

- Verwendung von zitierten oder übernommenen<br />

englischen Term<strong>in</strong>i<br />

- <strong>in</strong> Fachtexten wird oftmals die slowenische Bezeichnungen<br />

mit der englischen erklärt<br />

- seltener gibt es englische Bezeichnungen mit slowenischer<br />

Erklärung<br />

- Verwendung englischer Bezeichnungen aus englischen<br />

Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Akten<br />

- Verwendung englischer Bezeichnungen, die <strong>in</strong> englischsprachigen<br />

Computerprogrammen verwendet<br />

werden<br />

- Verwendung von Abkürzungen, die aus englischen<br />

Wortverb<strong>in</strong>dungen entstanden s<strong>in</strong>d<br />

- Anführung nicht übersetzter Textstellen <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>es slowenischen Textes<br />

Der E<strong>in</strong>fluss des Englischen zeigt sich auch auf Ebene<br />

der Orthographie:<br />

- Schreibweise allgeme<strong>in</strong>er Bezeichnungen mit großem<br />

Anfangsbuchstaben<br />

- Verwendung ursprünglich englischer <strong>und</strong> orthographisch<br />

slowenisierter Term<strong>in</strong>i <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Text<br />

- unterschiedliche Schreibweise von Fachausdrücken<br />

- Schreibung von Komposita mit abgekürztem erstem<br />

Teil weicht von den Pr<strong>in</strong>zipien der slowenischen Orthographie<br />

ab<br />

- E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er neuen Verwendung von Interpunktionen<br />

Der E<strong>in</strong>fluss des Englischen zeigt sich auch auf Ebene der<br />

Aussprache der Term<strong>in</strong>i, von Eigennamen <strong>und</strong> Abkürzungen:<br />

- englische Aussprache von Abkürzungen mit englischer<br />

Basis<br />

- englische Aussprache von Abkürzungen mit slowenischer<br />

Basis<br />

E<strong>in</strong>fluss auf Ebene der Wortbildung:<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

- es treten neue Typen von Wortschöpfungen auf<br />

- Zunahme von Komposita mit e<strong>in</strong>em oder mehreren<br />

Buchstaben als Bestandteil von Abkürzungen<br />

E<strong>in</strong>ige Probleme bei der Slowenisierung von Term<strong>in</strong>i<br />

1. Übersetzung des Ausdrucks – am häufigsten wortwörtliche<br />

Übersetzungen, sog. Kalkierungen, oder<br />

Übersetzungen, sehr nahe der wortwörtlichen<br />

- der Term<strong>in</strong>us muss so übersetzt werden, dass die<br />

Wortfamilie gebildet werden kann<br />

- der Term<strong>in</strong>us muss so übersetzt se<strong>in</strong>, dass er die gesamte<br />

orig<strong>in</strong>ale Bedeutung umfasst<br />

2. die Slowenisierung der Schreibung e<strong>in</strong>es Term<strong>in</strong>us<br />

gilt als weniger geeignete Möglichkeit<br />

Schluss<br />

- die slowenische Wissenschaftspolitik sollte sich der<br />

Bedeutung ihrer Entscheidungen stärker bewusst<br />

werden <strong>und</strong> dem Slowenischen se<strong>in</strong>en Wert als Wissenschaftssprache<br />

zuerkennen. Trotz allem muss<br />

auch auf Englisch publiziert werden;<br />

- Englische Bezeichnungen sollten schneller slowenisiert<br />

werden;<br />

- Slowenischen Artikeln sollten <strong>in</strong> Zeitschriften englischsprachige<br />

Zusammenfassungen angefügt werden,<br />

englischen Artikeln wiederum ausführliche slowenische<br />

Zusammenfassungen;<br />

- Term<strong>in</strong>ologiewörterbücher sollten nebst anderen<br />

Fremdsprachen auch englische Entsprechungen be<strong>in</strong>halten;<br />

- Term<strong>in</strong>ologiewörterbücher sollten im Internet veröffentlicht<br />

werden, um e<strong>in</strong>en möglichst großen<br />

Kreis an Nutzern zu erreichen.<br />

Literatur<br />

BOKAL, Ljudmila, 2009: Prevzemanje glede na vrste.<br />

N<strong>in</strong>a Led<strong>in</strong>ek, Mojca Žagar Karer, Marjeta Humar (ur.):<br />

Term<strong>in</strong>ologija <strong>in</strong> sodobna term<strong>in</strong>ografija. Ljubljana:<br />

Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU.<br />

GLOŽANČEV, Alenka, JAKOPIN, Primož,<br />

MICHELIZZA, Mija, URŠIČ, Lučka, ŽELE, Andreja,<br />

2009: Novejša slovenska leksika v povezavi s spletnimi<br />

viri. Ljubljana: Inštitut za slovenski jezik Frana<br />

Ramovša ZRC SAZU.<br />

GOGALA, Matija, 2008: Raba slovenšč<strong>in</strong>e v<br />

naravoslovju (biologiji, geografiji, geologiji). Tone<br />

Pavček (ur.): Posvet o slovenskem jeziku. Zbornik<br />

prispevkov na posvetu 15. maja 2007. Ljubljana:<br />

22


Slovenska akademija znanosti <strong>in</strong> umetnosti. 77–79.<br />

SMOLEJ, Mojca, 2007: Hitrost tehničnih sprememb <strong>in</strong><br />

strokovni jezik – primer metalurgije. Razvoj slovenskega<br />

strokovnega izrazja. Ljubljana: Univerza v Ljubljani,<br />

Filozofska fakulteta, Oddelek za slovenistiko, Center<br />

za slovenšč<strong>in</strong>o kot drugi/tuji jezik. 547–558.<br />

STRAMLJIČ BREZNIK, Irena, 2003: Besedotvorna<br />

tipologija novonastalega besedja s področja mobilne<br />

telefonije. Slavistična revija 51. Posebna številka. 106–<br />

Deutsche Sprache <strong>und</strong> österreichisches Recht –<br />

e<strong>in</strong> Tour d‘Horizon<br />

von<br />

Dr. Karl IRRESBERGER,<br />

M<strong>in</strong>isterialrat im B<strong>und</strong>eskanzleramt/Verfassungsdienst<br />

Inhaltsübersicht:<br />

1. Vorbemerkungen ................................................... 1<br />

1.1. Juristerei <strong>und</strong> Sprache ........................................ 1<br />

1.2. Hier <strong>und</strong> Jetzt ..................................................... 1<br />

2. Österreichisches Sprachenrecht ............................ 2<br />

2.1. Die Staatssprache ............................................... 2<br />

E<strong>in</strong>zelne Probleme .................................................... 2<br />

2.2. „Sprachenrecht“ – „die den sprachlichen M<strong>in</strong>derheiten<br />

b<strong>und</strong>esgesetzlich e<strong>in</strong>geräumten Rechte“ ....... 2<br />

3.1. Rechtssprache – Juristensprache – Amtssprache 3<br />

3.2. Insbesondere zur Gesetzessprache ..................... 4<br />

3.2.1. Charakteristik .................................................. 4<br />

3.2.2. <strong>Sprachpolitik</strong> im Bereich der Rechtssprache .. 4<br />

3.3. Jüngere Entwicklungen: Verenglischung, Vergenderung,<br />

Verarmung ................................................... 5<br />

3.3.1. Verenglischung ................................................ 5<br />

3.3.2. Vergenderung .................................................. 5<br />

3.3.3. Verarmung ....................................................... 5<br />

Literaturauswahl<br />

1. Vorbemerkungen<br />

1.1. Juristerei <strong>und</strong> Sprache<br />

Für den Juristen ist die Sprache Werkzeug, aber auch<br />

Gegenstand se<strong>in</strong>er Arbeit; ist doch das Recht e<strong>in</strong>e<br />

Sollensordnung – <strong>und</strong> was gesollt ist (was, hier: von<br />

staatlicher Autorität, gewollt ist), kann kaum anders<br />

als durch Sprache ausgedrückt <strong>und</strong> vertieft werden.<br />

Das unterscheidet die Rechtswissenschaft von e<strong>in</strong>er<br />

Reihe anderer Wissenschaften. Und wer nun der<br />

Zunft der Gesetzesverfasser, der Legisten, angehört,<br />

der fühlt sich auf e<strong>in</strong>em Sprachsymposium vollends<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

118.<br />

STRITAR, Mojca, 2009: Slovenšč<strong>in</strong>a <strong>in</strong> drugi<br />

jeziki – vrednota ali grožnja? Programi slovenskih<br />

parlamentarnih strank 2008. Infrastruktura slovenšč<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong> slovenistike / The Infrastructure of the Slovene<br />

Language and Slovene Studies. Zbornik Obdobja 28.<br />

Ljubljana: Center za slovenšč<strong>in</strong>o kot drugi/tuji jezik.<br />

353–358. http://www.centerslo.net/files/file/simpozij/<br />

simp28/Stritar.pdf<br />

zu Hause.<br />

1.2. Hier <strong>und</strong> Jetzt<br />

Dieser Vortrag hat Ehrgeiziges vor: E<strong>in</strong>er, wie der<br />

Vortragende annimmt, ganz überwiegend nichtjuristischen<br />

Zuhörerschaft zwei umfangreiche Themenbereiche<br />

<strong>in</strong> W<strong>in</strong>deseile vor Augen zu führen:<br />

• Die Sprache aus rechtlicher Sicht <strong>und</strong><br />

• das Recht aus sprachlicher (aber juristisch gefärbter)<br />

Sicht.<br />

Dabei handelt es sich beide Male um das österreichische<br />

Recht <strong>und</strong> überwiegend um die deutsche Sprache.<br />

2. Österreichisches Sprachenrecht<br />

2.1. Die Staatssprache<br />

Es kann hilfreich se<strong>in</strong>, sich die Position, die der deutschen<br />

Sprache im österreichischen Recht zukommt,<br />

als Mittelposition vorzustellen: Das Recht muss das<br />

Verhältnis der, <strong>in</strong> Österreich dom<strong>in</strong>ierenden, deutschen<br />

Sprache e<strong>in</strong>erseits zu den e<strong>in</strong>heimischen M<strong>in</strong>derheitssprachen,<br />

andererseits zu anderen (lebenden<br />

<strong>und</strong> toten) Fremdsprachen klären.<br />

Zentrale Norm ist hier Artikel 8 Abs. 1 des B<strong>und</strong>es-<br />

Verfassungsgesetzes (B-VG):<br />

„(1) Die deutsche Sprache ist, unbeschadet der den<br />

sprachlichen M<strong>in</strong>derheiten b<strong>und</strong>esgesetzlich e<strong>in</strong>geräumten<br />

Rechte, die Staatssprache der Republik.“<br />

Was folgt aus der Festlegung als „Staatssprache der<br />

Republik“?<br />

Es folgt daraus, dass das Deutsche (gr<strong>und</strong>sätzlich)<br />

– die Sprache der Gesetzgebung<br />

23


– die Verhandlungssprache des Nationalrates, der<br />

Landtage usw.<br />

– die Amtssprache, also im amtlichen Verkehr zu verwenden<br />

– – vom Staat (Gesetzgeber, Behörde, wohl auch<br />

Kammern …)<br />

– – gegenüber dem Staat (<strong>in</strong> Anträgen usw.)<br />

– die Kommandosprache des Heeres<br />

– die Unterrichtssprache der öffentlichen Schulen<br />

ist.<br />

E<strong>in</strong>zelne Probleme<br />

Problem der „Beimengung“ anderer Sprachen:<br />

–– fremdsprachliche Fachausdrücke (zB late<strong>in</strong>ische,<br />

zB <strong>in</strong> Gesetzestexten; dazu VfSlg. 4092/1961)<br />

–– fremdsprachliche Zitate (zB <strong>in</strong> Parlamentsreden)<br />

Fremdsprachige Rechtsnormen:<br />

– Fremdsprachige Staatsverträge, die für die Normunterworfenen<br />

Österreichs unmittelbar gelten<br />

(Art. 50 B VG)<br />

– Rezeption fremdsprachiger Normen durch Verweisung?<br />

Beispiele:<br />

–– Technische Normen (ISO, ASTM)<br />

(auch im Fremdsprachenunterricht?)<br />

2.2. „Sprachenrecht“ – „die den sprachlichen M<strong>in</strong>derheiten<br />

b<strong>und</strong>esgesetzlich e<strong>in</strong>geräumten Rechte“<br />

Die Rechtslage ist unübersichtlich.<br />

In verfassungs- <strong>und</strong> völkerrechtlicher H<strong>in</strong>sicht s<strong>in</strong>d<br />

zu beachten:<br />

– Staatsvertrag von Wien (1955), Art. 7 Z 3<br />

– Staatsvertrag von St. Germa<strong>in</strong>-en-Laye, Art. 66 Abs<br />

3 <strong>und</strong> 4<br />

Unterverfassungsgesetzliche Regelungen:<br />

– Volksgruppengesetz mit Durchführungsverordnungen:<br />

– – Topographieverordnung-Kärnten <strong>und</strong> -Burgenland<br />

(Verordnung der B<strong>und</strong>esregierung über die<br />

Bestimmung von Gebietsteilen, <strong>in</strong> denen topographische<br />

Bezeichnungen <strong>und</strong> Aufschriften sowohl<br />

<strong>in</strong> deutscher als auch <strong>in</strong> […] Sprache anzubr<strong>in</strong>gen<br />

s<strong>in</strong>d (Stichwort: „Ortstafelfrage“)<br />

– – Amtssprachenverordnungen (Verordnung der<br />

B<strong>und</strong>esregierung über die Bestimmung der Gerichte,<br />

Verwaltungsbehörden <strong>und</strong> sonstigen<br />

Dienststellen, vor denen die […] Sprache zusätzlich<br />

zur deutschen Sprache als Amtssprache zugelassen<br />

wird<br />

– Verordnung der B<strong>und</strong>esregierung über die Volksgruppenbeiräte<br />

(für die kroatische, die slowe-<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

nische, die ungarische, die tschechische <strong>und</strong> die<br />

slowakische Volksgruppe <strong>und</strong> die der Roma)<br />

– M<strong>in</strong>derheiten-Schulgesetze für das Burgenland <strong>und</strong><br />

für Kärnten<br />

Hier mögen die folgenden Feststellungen genügen:<br />

– Volksgruppen s<strong>in</strong>d autochthone, also e<strong>in</strong>gesessene<br />

Sprachm<strong>in</strong>derheiten. ZB s<strong>in</strong>d Tschechen,<br />

Slowaken <strong>und</strong> Roma schon lange genug <strong>in</strong> Teilen<br />

Österreichs ansässig, Türken noch nicht.<br />

– Die Regelungen für die Bereiche der Topographie,<br />

der Amtssprache <strong>und</strong> der Schule (<strong>und</strong> erst recht<br />

der Volksgruppenbeiräte) haben unterschiedliche<br />

Anwendungsbereiche. Ihre Darstellung würde<br />

den Rahmen des Vortrages sprengen. E<strong>in</strong> eigentliches<br />

Sprachenrecht gibt es nur für die (burgenland<br />

)kroatische, die (Kärntner) slowenische <strong>und</strong><br />

die (burgenland )ungarische Volksgruppe.<br />

3. Die österreichische Rechtssprache als Ausdrucks-<br />

<strong>und</strong> Kommunikationsmittel<br />

3.1. Rechtssprache – Juristensprache – Amtssprache<br />

Zu unterscheiden ist zwischen<br />

• der Ausdrucksweise der Rechtsvorschriften selbst<br />

(eigentliche Rechtssprache, Gesetzessprache),<br />

• der Ausdrucksweise der Juristen (Juristensprache),<br />

die e<strong>in</strong> Sprechen über das Recht ist, <strong>und</strong><br />

• der Amts- oder Verwaltungssprache („Amtsdeutsch“)<br />

Kennzeichnend für die Juristensprache ist<br />

• e<strong>in</strong> beträchtlicher Anteil an Fach- <strong>und</strong> Fremdwörtern<br />

<strong>und</strong> fachspezifischen Abkürzungen,<br />

auch aus dem Late<strong>in</strong>ischen „ex lege“, „ipso iure“,<br />

„leg[is] cit[atae]“,<br />

Kennzeichnend für die Gesetzessprache s<strong>in</strong>d<br />

• e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger (ja, wirklich!) Anteil an Fach- <strong>und</strong><br />

Fremdwörtern<br />

• e<strong>in</strong> hoher Anteil an selbstgeschaffenen Austriazismen<br />

• e<strong>in</strong> hoher Abstraktionsgrad, da das Recht nicht<br />

nur für konkret vorhandene, sondern auch für<br />

künftige Ersche<strong>in</strong>ungen der Wirklichkeit passende<br />

Lösungen bieten soll – „Behältnis“, „Datenfernübertragung“,<br />

„Oberleitungskraftfahrzeug“,<br />

• e<strong>in</strong>e nicht immer ger<strong>in</strong>ge sprachliche Komplexität<br />

Kennzeichnend für die Amtssprache s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere<br />

• e<strong>in</strong> nennenswerter Anteil an Fach- <strong>und</strong> Fremd-<br />

24


wörtern <strong>und</strong> fachspezifischen Abkürzungen aus<br />

der Gesetzes- <strong>und</strong> der Juristensprache<br />

• e<strong>in</strong> Sondervokabular:<br />

– Spezialvokabeln wie „glaublich“ (Adv.), „vorhablich“<br />

(Adj.), „ha.“ „da.“ „ho.“, „do.“ (Adj. oder<br />

Adv.; aufzulösen [aber niemals ausgeschrieben]<br />

„hieramtig“/„dortamtig“ oder „hieramts“/„dortamts“<br />

bzw. „hierortig“/„dort-ortig“ oder „hierorts“/„dortorts“),<br />

„oz.“ („obzitiert“) u. e. („unter<br />

e<strong>in</strong>em“), „aktenk<strong>und</strong>ig“, „Verfolg“/„Nachhang“,<br />

„Amtser<strong>in</strong>nerung“, …<br />

– e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong> wenig Late<strong>in</strong>: „pro domo“<br />

– altertümliche: „soh<strong>in</strong>“, „sonach“, „anher“, …<br />

– Vokabeln mit vom allgeme<strong>in</strong>en Sprachgebrauch<br />

krass abweichender Bedeutung: „Schimmel“,<br />

„Schwiegermutter“, „E<strong>in</strong>lauf“ <strong>und</strong> „Auslauf“,<br />

„Verstoß“ (scil.: „<strong>in</strong> ~ geraten“), udgl.<br />

3.2. Insbesondere zur Gesetzessprache<br />

3.2.1. Charakteristik<br />

Wie erwähnt, enthält die Gesetzessprache verhältnismäßig<br />

wenige Fremdwörter;<br />

– teils aus Streben nach Allgeme<strong>in</strong>verständlichkeit,<br />

– teils aufgr<strong>und</strong> althergebrachter Vorstellungen<br />

über e<strong>in</strong>e der „Rolle“ des Gesetzgebers angemessene<br />

Ausdrucksweise,<br />

– teils als Erbe früherer Sprachpflege.<br />

Als Erbe früherer Sprachpflege werden sogar gängige<br />

Fremdwörter eher vermieden:<br />

direkt/<strong>in</strong>direkt č unmittelbar/mittelbar, relativ č verhältnismäßig,<br />

maximal č höchstens, adäquat č angemessen,<br />

komplett č zur Gänze, vollständig, …<br />

– auch wenn das Fremdwort womöglich klarer als<br />

das re<strong>in</strong> deutsche wäre: relevant č erheblich/maßgeblich,<br />

irrelevant č unbeachtlich, aliquot č anteilig/entsprechend,<br />

analog č entsprechend, …<br />

Heutzutage ist aber Sprachpflege ke<strong>in</strong> Gesichtspunkt<br />

mehr, <strong>und</strong> das vermiedene Fremdwort dr<strong>in</strong>gt<br />

langsam vor: fernmündlich č telefonisch, fernschriftlich<br />

č telegrafisch, Abschrift č Kopie, …<br />

3.2.2. <strong>Sprachpolitik</strong> im Bereich der Rechtssprache<br />

Die von der B<strong>und</strong>esregierung beschlossenen Legistischen<br />

Richtl<strong>in</strong>ien 1990 stellen <strong>in</strong>sbesondere folgende<br />

Regeln auf:<br />

32. Fremdwörter: Fremdwörter, für die e<strong>in</strong> treffender<br />

deutscher Ausdruck zur Verfügung steht, s<strong>in</strong>d nicht<br />

zu verwenden. Das E<strong>in</strong>deutschen von Fremdwörtern<br />

ist zu vermeiden, wenn dadurch neue Kunstbegriffe<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

entstehen oder schwierige Umschreibungen notwendig<br />

werden.<br />

33. Zeitgemäße Wortwahl: Die Wortwahl bei der<br />

Formulierung von Rechtsvorschriften soll üblich <strong>und</strong><br />

zeitgemäß se<strong>in</strong>. Auf veraltete, ungebräuchlich gewordene<br />

Ausdrücke soll verzichtet werden.<br />

Beispiel: Im Jahr 1999 ließ die B<strong>und</strong>esregierung die<br />

Rechtsordnung durchforsten, um alte sprachliche<br />

Formulierungen, die geeignet erschienen, Beh<strong>in</strong>derte<br />

zu diskrim<strong>in</strong>ieren, durch zeitgemäße zu ersetzen. Da<br />

Ergebnis war das B<strong>und</strong>esgesetz, mit dem zur Beseitigung<br />

beh<strong>in</strong>dertendiskrim<strong>in</strong>ierender Bestimmungen<br />

das Allgeme<strong>in</strong>e Verwaltungsverfahrensgesetz 1991,<br />

das Arbeiterkammergesetz, die Allgeme<strong>in</strong>e Bergpolizeiverordnung,<br />

die B<strong>und</strong>esabgabenordnung, das F<strong>in</strong>anzstrafgesetz,<br />

die Abgabenexekutionsordnung, das<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Bürgerliche Gesetzbuch, das Gerichtsorganisationsgesetz<br />

<strong>und</strong> die Strafprozeßordnung 1975<br />

geändert werden, BGBl. I Nr. 164/1999. Es enthielt<br />

Ersetzungen der folgenden Art: taub č gehörlos oder<br />

hochgradig hörbeh<strong>in</strong>dert, wahns<strong>in</strong>nig č psychisch beh<strong>in</strong>dert,<br />

schwachs<strong>in</strong>nig, blöds<strong>in</strong>nig č geistig beh<strong>in</strong>dert,<br />

Gebrechlichkeit č Beh<strong>in</strong>derung.<br />

E<strong>in</strong>e neuere sprachpolitische Entwicklung ist die<br />

„Sprachliche Gleichbehandlung“ (Vermeidung der<br />

Verwendung maskul<strong>in</strong>er Wortformen zur geme<strong>in</strong>samen<br />

Bezeichnung männlicher <strong>und</strong> weiblicher Personen).<br />

3.3. Jüngere Entwicklungen: Verenglischung, Vergenderung,<br />

Verarmung<br />

3.3.1. Verenglischung<br />

Die Zunahme englischer Wörter <strong>in</strong> der Gesetzessprache<br />

ist im Wesentlichen e<strong>in</strong>e Folge desselben Vorganges<br />

<strong>in</strong> den verschiedenen Lebens- <strong>und</strong> Wissenschaftsbereichen.<br />

Besonders ist sie im Bildungsbereich zu<br />

beobachten: Schüler müssen an Überprüfungen der<br />

Bildungsstandards sowie an Surveys <strong>und</strong> Assessments<br />

teilnehmen (§ 6 Abs. 2 BIFIE-Gesetz), die Rechtsvorschriften<br />

s<strong>in</strong>d durchwirkt mit Ausdrücken wie „outgo<strong>in</strong>g“,<br />

„<strong>in</strong>com<strong>in</strong>g“, „follow-up“ udgl.<br />

E<strong>in</strong> seltsames Phänomen s<strong>in</strong>d dabei englische Bezeichnungen,<br />

die <strong>in</strong> Gesetzestiteln, aber nicht im Gesetzestext<br />

selbst vorkommen; seltsam deshalb, weil ja<br />

der Gesetzestitel den Inhalt des Gesetzes kurz angeben<br />

will. So fehlt im E Government-Gesetz das Wort<br />

„E Government“, im E Commerce-Gesetz das Wort „E<br />

Commerce“.<br />

25


Das Geme<strong>in</strong>schaftsrecht ist <strong>in</strong>teressanterweise ke<strong>in</strong><br />

unmittelbarer Förderer des Verenglischungsprozesses.<br />

Deutsch ist ja e<strong>in</strong>e der Amtssprachen der Europäischen<br />

Union. In der Praxis bedeutet das, dass e<strong>in</strong><br />

Rechtstext zuerst auf Englisch oder Französisch gedraftet<br />

<strong>und</strong> später von Sprachjuristen <strong>in</strong>s Deutsche<br />

übersetzt wird. Dieser deutsche Text ist frei von unbedachten<br />

Anglizismen (oder Gallizismen). Andererseits<br />

können Anglizismen <strong>und</strong> Gallizismen unabhängig<br />

von der offiziellen Deutschen Fassung im Euro-Jargon<br />

oder zB Universitätsjargon festsetzen <strong>und</strong> auf diesem<br />

Umweg <strong>in</strong> das österreichische Gesetz e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen. ZB<br />

war den Verfassern des § 51 des Universitätsgesetzes<br />

2002 vermutlich gar nicht bewusst, dass es für „jo<strong>in</strong>t,<br />

double oder multiple degree program“ amtliche deutsche<br />

Entsprechungen gibt (double or multiple degree<br />

= Doppel- oder Mehrfachabschluss).<br />

Die Verenglischung ist e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Phänomen<br />

der Entwicklung der deutschen Sprache, die <strong>in</strong> der<br />

Rechtssprache wegen deren konservativen Charakters<br />

weniger ausgeprägt ist als <strong>in</strong> der Allgeme<strong>in</strong>sprache<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftssprache.<br />

3.3.2. Vergenderung<br />

Im S<strong>in</strong>ne sprachlicher Gleichbehandlung wird gegen<br />

das „generische Maskul<strong>in</strong>um“ vorgegangen, bei dem<br />

e<strong>in</strong>e männliche Wortform Männer <strong>und</strong> Frauen me<strong>in</strong>t.<br />

Hauptsächliche Methoden:<br />

– Ausweichen: Studenten č Studierende, B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>ister<br />

č Regierungsmitglied, Lenkerberechtigung<br />

č Lenkberechtigung<br />

– Paarformen: die B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> oder der B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>ister,<br />

die Antragsteller<strong>in</strong> oder der Antragsteller,<br />

…<br />

3.3.3. Verarmung<br />

Als Verarmung möchte ich Entwicklungen zusammenfassen,<br />

die zum Teil den Wortschatz, zum Teil die<br />

Wort- <strong>und</strong> Begriffsbildung betreffen. Beispiele:<br />

Wortschatz: Blutleere Ausdrücke wie „erfolgen“ werden<br />

bevorzugt, bildhafte wie „hervorleuchten“ gemieden.<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Satzbildung: Nebensätze, die zur Verwendung von<br />

Verben nötigen würden, werden zugunsten von Nom<strong>in</strong>alkonstruktionen<br />

vermieden.<br />

Kompositabildung, Begriffsbildung: Die Begriffsbildung<br />

erfolgt zunehmend grammatikfrei, vgl. „E<strong>in</strong>getragene<br />

Partnerschaft-Gesetz“, „Abwasseremissionsverordnung<br />

Kartoffelverarbeitung“, „Landtag<br />

Steiermark“ (früher: „Steiermärkischer Landtag“).<br />

Auch die „B<strong>in</strong>destrichschwäche“ (Getrenntschreibung<br />

von Hauptwortzusammensetzungen, ohne B<strong>in</strong>destriche)<br />

dr<strong>in</strong>gt vor.<br />

Literaturauswahl<br />

B<strong>und</strong>eskanzleramt [der Republik Österreich] (Hg.):<br />

Handbuch der Rechtssetzungstechnik. Teil 1: Legistische<br />

Richtl<strong>in</strong>ien 1990, 2.Auflage, Wien 1992; Teil 2:<br />

Richtl<strong>in</strong>ien für die Wiederverlautbarung von B<strong>und</strong>esgesetzen,<br />

Wien o.J.<br />

Fle<strong>in</strong>er-Gerster, Thomas: Wie soll man Gesetze schreiben?<br />

Leitfaden für die Redaktion normativer Texte,<br />

Bern-Stuttgart 1985.<br />

Honsell, He<strong>in</strong>rich: Vom heutigen Stil der Gesetzgebung.<br />

Antrittsvorlesung gehalten am 16. Jänner 1979<br />

an der Universität Salzburg, Salzburg 1979<br />

Kolonovits, Dieter: Sprachenrecht <strong>in</strong> Österreich, Wien<br />

1999.<br />

Schäffer, He<strong>in</strong>z (Hg.): Gesetzgebung <strong>und</strong> Rechtskultur.<br />

Internationales Symposion Salzburg 1986, Wien<br />

1987.<br />

Schönherr, Fritz: Sprache <strong>und</strong> Recht. Aufsätze <strong>und</strong><br />

Vorträge, Wien 1985.<br />

W<strong>in</strong>kler, Günther/Schilcher, Bernd (Gesamtredaktion):<br />

Gesetzgebung. Kritische Überlegungen zur<br />

Gesetzgebungslehre <strong>und</strong> zur Gesetzgebungstechnik,<br />

Wien-New York 1981.<br />

Wolff, Karl: Die Gesetzessprache, Wien 1952.<br />

Legistik-Internetseite des B<strong>und</strong>eskanzleramtes-Verfassungsdienst:http://www.b<strong>und</strong>eskanzleramt.at/legistik<br />

26


Beitrag von Klaus Jagersbacher, Graz<br />

„Sprechen Sie denglisch?“<br />

Die Frage „Sprechen Sie denglisch?“ oder, anders gefragt,<br />

„Können Sie englisch bzw. denglisch“ lesen, wird von<br />

den meisten Jugendlichen wohl mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>deutigen<br />

„Ja natürlich“ beantwortet. Aber wie sieht dies bei den<br />

Senioren aus, jenen die heute 60, 70, 80 oder gar noch<br />

älter s<strong>in</strong>d? Die <strong>in</strong> der Schule noch ke<strong>in</strong>en oder nur e<strong>in</strong>en<br />

rudimentären englischen Sprachunterricht hatten?<br />

Dies g<strong>in</strong>g mir durch den Kopf, als ich beim Zeitungslesen<br />

im Frühjahr 2009 fest stellte, dass immer mehr<br />

englische bzw. „denglische“ Worte, Ausdrücke, Zitate<br />

etc. zu lesen s<strong>in</strong>d. Wobei mir diese Entwicklung lange<br />

Zeit gar nicht besonders auffiel, da ich achte<strong>in</strong>halb Jahre<br />

<strong>in</strong> England gelebt hatte <strong>und</strong> dadurch englisch so etwas<br />

wie zu me<strong>in</strong>er zweiten „<strong>Muttersprache</strong>“ geworden ist,<br />

ich also e<strong>in</strong>fach darüber h<strong>in</strong>weg gelesen habe.<br />

Da ich für das Seniorenbüro der Stadt Graz ehrenamtlich<br />

bereits e<strong>in</strong>e Veranstaltungsreihe die sich „Von Galerie<br />

zu Galerie“ (e<strong>in</strong>e Gruppe Senioren besucht e<strong>in</strong>mal<br />

im Monat e<strong>in</strong>e Grazer Galerie, lernt den Galeristen <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>e Künstler kennen, bespricht die gerade laufende<br />

Ausstellung etc. etc.) nennt, organisiere <strong>und</strong> durchführe,<br />

warf ich die „denglisch“ Frage bei e<strong>in</strong>em Jour Fixe im<br />

Seniorenbüro auf <strong>und</strong> schlug - nach positiver Diskussion<br />

– vor, monatlich ehrenamtlich „denglisch“ St<strong>und</strong>en<br />

zu organisieren <strong>und</strong> abzuhalten (r<strong>und</strong> 60 bis 75 M<strong>in</strong>uten).<br />

Dabei g<strong>in</strong>g es mir nicht um e<strong>in</strong>en Sprachkurs - <strong>und</strong><br />

schon gar nicht darum, das Thema <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er wissenschaftlichen<br />

Form ab zu handeln. Es geht mir mehr<br />

darum das, was wir alle jeden Tag <strong>in</strong> den Medien (Zei-<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

tung, Magaz<strong>in</strong>e, TV/Radio oder Werbung etc.) lesen<br />

<strong>und</strong> hören können zur Sprache zu br<strong>in</strong>gen, zu übersetzen,<br />

zu entschlüsseln <strong>und</strong> zu kommentieren.<br />

Wobei ich ke<strong>in</strong>en Frontalvortrag halte, sondern versuche,<br />

die „denglische“ Sprache geme<strong>in</strong>sam mit den<br />

Anwesenden zu erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> entsprechend <strong>in</strong> die<br />

deutsche Sprache bzw. <strong>in</strong> unseren Alltagsleben e<strong>in</strong>zuordnen.<br />

Dabei erlaube ich mir ab <strong>und</strong> zu auch e<strong>in</strong> „Augenzw<strong>in</strong>kern“<br />

bzw. „würze“ mit etwas Humor.<br />

Mit anderen Worten, wir beschäftigen uns auf e<strong>in</strong>fache,<br />

zwanglose <strong>und</strong> humorvolle Weise mit den vorhandenen<br />

Gegebenheiten, ohne diese zu be- oder gar zu verurteilen.<br />

Ich sammle <strong>und</strong> notiere also, was mir – oder jedem anderen<br />

– unter die Augen bzw. <strong>in</strong> die F<strong>in</strong>ger kommt. In<br />

diesem Zusammenhang unternehme ich ke<strong>in</strong>e besonderen<br />

Anstrengungen, d.h. ich überlasse die D<strong>in</strong>ge dem<br />

Zufall.<br />

Damit dies aber nicht <strong>in</strong> „Kraut <strong>und</strong> Rüben“ ausartet,<br />

bündle ich das gef<strong>und</strong>ene zu Themen wie die Medien<br />

(media), Musik <strong>und</strong> Kunst (music and art), Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Wohlbef<strong>in</strong>den (health and wellness), Schönheit<br />

(beauty), Mode (fashion), Gesellschaft (society), E<strong>in</strong>kaufen<br />

(shopp<strong>in</strong>g), Wirtschaft (economy) usw. Weiter<br />

achte ich darauf, dass sich durch jede „denglisch“ St<strong>und</strong>e<br />

e<strong>in</strong> „roter Faden“ zieht.<br />

So „lernen“ – hoffentlich - die Senioren auf unterhaltsame<br />

Art <strong>und</strong> Weise „denglisch“.<br />

27


400 Jahre organisierte Pflege der deutschen Sprache<br />

Sprachvere<strong>in</strong>igungen im Wandel der Zeit<br />

Vortrag auf dem Symposium der <strong>IG</strong> <strong>Muttersprache</strong> am<br />

23./24. April 2010 <strong>in</strong> Graz<br />

Von Thomas Paulwitz<br />

Der alte Mann <strong>in</strong> Leo Tolstois Geschichte wußte, daß er<br />

die Früchte der Apfelbäumchen, die er pflanzte, niemals<br />

würde selbst ernten können. Den Spöttern sagte er: „Ich<br />

selbst werde ke<strong>in</strong>e ernten. Aber wenn nach vielen Jahren<br />

andere die Äpfel von diesen Bäumen essen, werden sie<br />

mir dankbar se<strong>in</strong>.“ Daher kümmerte ihn nicht der Spott<br />

der Besserwisser, die es eben nicht besser wußten. Auch<br />

die Ausdruckskraft unserer Sprache verdanken wir den<br />

e<strong>in</strong>stmaligen Sprachveredlern <strong>und</strong> dem Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

währenden R<strong>in</strong>gen um das treffende Wort. Wir können<br />

heute ernten <strong>und</strong> nutznießen, was die Fruchtbr<strong>in</strong>ger<br />

von e<strong>in</strong>st <strong>und</strong> andere säten.<br />

Mit der Gründung des ersten deutschen Sprachvere<strong>in</strong>s,<br />

der Fruchtbr<strong>in</strong>genden Gesellschaft, begann am<br />

24. August 1617 <strong>in</strong> Weimar die Geschichte der organisierten<br />

Sprachpflege im deutschen Sprachraum. Doch<br />

anders als <strong>in</strong> Frankreich die Académie française von<br />

1635 konnte sie sich nicht als zentrale Anlaufstelle für<br />

Sprachfragen durchsetzen. Die staatliche Zersplitterung<br />

des deutschen Sprachraums spiegelt sich <strong>in</strong> der Vielfalt<br />

der Sprachvere<strong>in</strong>igungen wider.<br />

In r<strong>und</strong> vierh<strong>und</strong>ert Jahren entstanden <strong>und</strong> verg<strong>in</strong>gen<br />

zahlreiche E<strong>in</strong>richtungen, die sich um das Stärken des<br />

Sprachbewußtse<strong>in</strong>s bemühten <strong>und</strong> bemühen. Bed<strong>in</strong>gt<br />

durch den Wandel der Zeit fanden sie unterschiedliche<br />

Formen der Organisation <strong>und</strong> des Widerhalls. Den<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Sprachgesellschaften des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts folgten die<br />

„Deutschen Gesellschaften“ des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong><br />

der „Allgeme<strong>in</strong>e Deutsche Sprachvere<strong>in</strong>“, der von 1885<br />

bis 1943 bestand. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten<br />

e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>richtungen die Traditionsstränge fort. Mit<br />

dem Ende des Kalten Krieges kam es nach 1990 zu e<strong>in</strong>er<br />

Gründungswelle neuer Sprachvere<strong>in</strong>igungen.<br />

Welche Brüche prägen die Geschichte der Sprachvere<strong>in</strong>igungen?<br />

Mit welchen Gegenständen beschäftigten sie<br />

sich hauptsächlich? Vor welchen Schwierigkeiten standen<br />

sie? Welche Früchte trug ihre Spracharbeit? Warum<br />

gibt es heute <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>en merkwürdigen<br />

Dualismus zwischen den offiziellen, steuerf<strong>in</strong>anzierten<br />

Institutionen <strong>und</strong> den Bürger<strong>in</strong>itiativen? Wie sieht die<br />

Zukunft der organisierten Sprachpflege aus? Diese Fragen<br />

werden im Vordergr<strong>und</strong> des Vortrags stehen.<br />

Thomas Paulwitz, geboren am 13. Juli 1973 <strong>in</strong> Eichstätt,<br />

ist Historiker <strong>und</strong> Sprachpfleger. Er arbeitet als Schriftleiter<br />

der Zeitschrift DEUTSCHE SPRACHWELT (Erlangen).<br />

Außerdem ist er Vorsitzender des Sprachausschusses<br />

des Pegnesischen Blumenordens (Nürnberg)<br />

<strong>und</strong> Vorstandsmitglied der Neuen Fruchtbr<strong>in</strong>genden<br />

Gesellschaft (Köthen/Anhalt). Er ist verheiratet <strong>und</strong> Vater<br />

zweier K<strong>in</strong>der.<br />

Kontakt:<br />

DEUTSCHE SPRACHWELT, Postfach 1449, D-91004<br />

Erlangen, thomas.paulwitz@deutsche-sprachwelt.de,<br />

www.deutsche-sprachwelt.de<br />

28


Sprache <strong>und</strong> Identität<br />

O.Univ.Prof. Dr. Werner Pfannhauser<br />

Interessengeme<strong>in</strong>schaft <strong>Muttersprache</strong> Graz, Österreich<br />

Wie ich mich ausdrücke, me<strong>in</strong>e Gedanken mitteile be<strong>in</strong>haltet<br />

bereits charakteristische <strong>und</strong> unverwechselbare<br />

Merkmale me<strong>in</strong>er Identität.<br />

Identität me<strong>in</strong>t hier die typischen Sprach- <strong>und</strong> Denkmuster,<br />

die Form wie ich mich ausdrücke.<br />

Diese kommen aus altem, zum Teil unbewußten Traditionen.<br />

In e<strong>in</strong>er Zeit der zunehmenden Globalisierung, die teilweise<br />

Züge e<strong>in</strong>er Gleichmacherei <strong>und</strong> E<strong>in</strong>ebnung auf<br />

niederem Niveau zeigt, suchen die Menschen nach Geme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>und</strong> damit identitätsstiftenden Merkmalen<br />

ihrer Geme<strong>in</strong>schaft.<br />

Es steht für mich als Forderung außer Zweifel:<br />

<strong>Europa</strong> ist nötig, jedoch muß es e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> Vielfalt<br />

se<strong>in</strong> <strong>und</strong> auch bleiben.<br />

Regionalismus, das „<strong>Europa</strong> der Vaterländer“, die Heimat<br />

s<strong>in</strong>d nicht alle<strong>in</strong> überkommene identitätsstiftende<br />

E<strong>in</strong>heiten, sondern geradezu die Voraussetzung e<strong>in</strong>es<br />

gee<strong>in</strong>ten –nicht e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>heitlichten – <strong>Europa</strong>s.<br />

Um nicht mißverstanden zu werden:<br />

Hier wird nicht der Eigenbrötlerei, der krampfhaften<br />

Abgrenzung, dem Kantönligeist das Wort geredet.<br />

Beispielsweise fordert die <strong>IG</strong> <strong>Muttersprache</strong> <strong>in</strong> ihren<br />

Satzungen, das Erlernen des Englischen als „L<strong>in</strong>gua<br />

franca“, als weltweite Verkehrssprache.<br />

Gleichzeitig aber wird den überbordenden Anglizismen<br />

<strong>in</strong> unserer <strong>Muttersprache</strong> der Kampf angesagt.<br />

E<strong>in</strong> Widerspruch ?<br />

In me<strong>in</strong>en Augen ke<strong>in</strong>esfalls.<br />

Jede Sprache an ihren Platz.<br />

Im heimatlichen Bereich der Sprachgruppe sollte e<strong>in</strong><br />

möglichst anglizismen- <strong>und</strong> auch fremdwortfreies<br />

Deutsch gesprochen werden.<br />

Maxime : Ke<strong>in</strong> Fremdwort für das was auch gut deutsch<br />

ausgedruckt werden kann.<br />

Die Betonung liegt auf gut !<br />

Im <strong>in</strong>ternationalen Verkehr tritt die Landessprache<br />

(wenn ich ihrer mächtig b<strong>in</strong>) oder Englisch als Ver-<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

kehrssprache auf.<br />

Auch hier ist e<strong>in</strong>e saubere Trennung anzustreben.<br />

Ich habe das „anglizismen- <strong>und</strong> fremdwortfreie<br />

Deutsch“ erwähnt.<br />

Abgesehen von politisch motivierten negativen Reflexen<br />

darauf, die versuchen jede Diskussion darüber<br />

abzuwürgen, ergibt sich aus dieser Forderung die Verpflichtung<br />

schöpferisch mit der eigenen Sprache umzugehen.<br />

Erf<strong>in</strong>dergeist <strong>und</strong> die Suche nach alten Wortwurzeln<br />

zur Darstellung neuer Begriffe <strong>in</strong> unserer <strong>Muttersprache</strong><br />

s<strong>in</strong>d dazu Erfordernisse.<br />

Sprache ist nie endgültig abgeschlossen, sie ist ständig<br />

<strong>in</strong> Entwicklung.<br />

Der Sprachbewußte hat es <strong>in</strong> der Hand, die Entwicklung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der Sprache zuträgliche an Identität <strong>und</strong><br />

Schöpferkraft orientierte Richtung zu lenken.<br />

In mehreren europäischen Ländern gibt es Sprachgesetze<br />

zum Schutz der eigenen Sprache.<br />

Wie sehr oder wie wenig diese geglückt s<strong>in</strong>d wird im<br />

Rahmen dieses Symposiums noch im E<strong>in</strong>zelnen besprochen.<br />

Jedenfalls übt die Europäische Geme<strong>in</strong>schaft erheblichen<br />

legistischen Druck auf die Mitgliedsländer aus.<br />

Unter Bezug auf e<strong>in</strong>e der drei Gr<strong>und</strong>freiheiten der Union,<br />

dem freien Warenverkehr , wird regulierend e<strong>in</strong>gegriffen.<br />

S<strong>in</strong>d die für e<strong>in</strong> bestimmtes Erzeugnis geltenden<br />

sprachlichen Anforderungen durch Geme<strong>in</strong>schaftsrichtl<strong>in</strong>ien<br />

vollständig harmonisiert worden, können<br />

die Mitgliedstaaten ke<strong>in</strong>e zusätzlichen sprachlichen<br />

Anforderungen festlegen.<br />

In Ermangelung e<strong>in</strong>er vollständigen Harmonisierung<br />

der sprachlichen Anforderungen bezüglich der Angaben<br />

auf e<strong>in</strong>geführten Erzeugnissen können die Mit-<br />

29


gliedstaaten e<strong>in</strong>zelstaatliche Maßnahmen erlassen, die<br />

die Verfassung dieser Angaben entweder <strong>in</strong> der Sprache<br />

des Gebietes, <strong>in</strong> dem die Erzeugnisse verkauft werden,<br />

oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen, für die Verbraucher <strong>in</strong> diesem<br />

Gebiet leicht verständlichen Sprache vorschreiben.<br />

Dafür stellt der Gerichtshof aber zwei Bed<strong>in</strong>gungen<br />

auf. Die Maßnahmen müssen zum e<strong>in</strong>en unterschiedslos<br />

für alle nationalen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>geführten Erzeugnisse<br />

gelten <strong>und</strong> zum anderen im H<strong>in</strong>blick auf das von ihnen<br />

verfolgte Ziel des Verbraucherschutzes verhältnismäßig<br />

se<strong>in</strong> (1).<br />

Nach Artikel 6 Absatz 3 des Vertrages über die Europäische<br />

Union (EUV) gehört die Sprache zur nationalen<br />

Identität der Mitgliedstaaten, was bedeutet, dass alle<br />

Sprachen der Mitgliedstaaten den gleichen kulturellen<br />

Wert haben. In der Literatur spricht man daher bereits<br />

von e<strong>in</strong>em „Gr<strong>und</strong>recht auf die eigene Sprache“.<br />

Artikel 8 des Österreichischen B<strong>und</strong>esverfassungsgesetzes<br />

lautet :<br />

„Die deutsche Sprache, unbeschadet der den sprachlichen<br />

M<strong>in</strong>derheiten b<strong>und</strong>esgesetzlich e<strong>in</strong>geräumten<br />

Rechte, die Staatssprache der Republik. Die Republik<br />

(B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den) bekennt sich zu ihrer<br />

gewachsenen sprachlichen <strong>und</strong> kulturellen Vielfalt,<br />

die <strong>in</strong> den autochthonen Volksgruppen zum Ausdruck<br />

kommt. Sprache <strong>und</strong> Kultur, Bestand <strong>und</strong> Erhaltung<br />

dieser Volksgruppen s<strong>in</strong>d zu achten, zu sichern <strong>und</strong> zu<br />

fördern. Die Österreichische Gebärdensprache ist als<br />

eigenständige Sprache anerkannt.“ (2)<br />

In EU – <strong>Europa</strong> existieren neben Österreich <strong>in</strong> den<br />

Staaten Bulgarien, Griechenland, Portugal <strong>und</strong> Zypern<br />

verfassungsrechtliche Bestimmungen zur Sprache.<br />

Was e<strong>in</strong>e vernünftige auf die Vielfalt <strong>Europa</strong>s h<strong>in</strong> an-<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

gelegte <strong>Sprachpolitik</strong> vermag kommt sehr gut <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Stellungnahme des EU – Ausschusses der Regionen<br />

zum Ausdruck:<br />

Sprache se<strong>in</strong>, so heißt es dort Sprache „das F<strong>und</strong>ament<br />

der Kultur. Sie stellt das wichtigste Kommunikationsmittel<br />

für die Mitglieder der Gesellschaft dar <strong>und</strong> ist<br />

somit die Vorbed<strong>in</strong>gung für E<strong>in</strong>heit. Damit Menschen<br />

mite<strong>in</strong>ander kommunizieren <strong>und</strong> kulturelle Informationen<br />

verarbeiten können, muss es e<strong>in</strong> System geme<strong>in</strong>samer<br />

sprachlicher Symbole geben. Die Sprache ist e<strong>in</strong><br />

Träger kultureller Symbole <strong>und</strong> damit von Informationen.<br />

Jegliche für die Existenz e<strong>in</strong>er Gesellschaft bedeutende<br />

Information ist <strong>in</strong> gesprochener oder Zeichensprache<br />

gespeichert. Geschriebene Sprache ermöglicht<br />

die zeitliche <strong>und</strong> räumliche Übermittlung kultureller<br />

Informationen <strong>und</strong> Bedeutungen.“<br />

Es ist zu wünschen – ne<strong>in</strong>, zu fordern – daß dieses <strong>Europa</strong><br />

der Regionen e<strong>in</strong> Gegengewicht zu den Tendenzen<br />

der Zentralisierung <strong>in</strong> der Europäischen Union bildet.<br />

Sprach- <strong>und</strong> kulturbewußte Menschen müssen im Interssse<br />

des Erhalts der Vielfalt <strong>Europa</strong>s dazu ihren Beitrag<br />

leisten.<br />

Schrifttum<br />

(1) P<strong>in</strong>a Moisier, Dissertation,<br />

„Sprachenpolitik <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“, Rechtswissenschaften,<br />

Wien 2009<br />

(2) Artikel 8 B<strong>und</strong>es-Verfassungsgesetz (B-VG), StF:<br />

BGBl. Nr. 1/1930<br />

(3) Amtsblatt der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften, C<br />

180/63, 11.6.1998<br />

30


Warum soll man Deutsch lernen –<br />

wirtschaftliche Gründe für die deutsche Sprache<br />

E<strong>in</strong> großer Sprachraum ist <strong>in</strong> Bedrängnis gekommen.<br />

Die deutsche Sprache wird aus vielen Bereichen sogar<br />

<strong>in</strong>nerhalb der deutschsprachigen Staaten verdrängt.<br />

Deutschlehrer <strong>und</strong> Deutschdozenten <strong>in</strong> aller Welt bangen<br />

um ihren Arbeitsplatz. Sie bewerben diese Sprache<br />

als alte Sprache mit e<strong>in</strong>er großen Literatur, e<strong>in</strong>er Sprache,<br />

<strong>in</strong> der Hegel <strong>und</strong> Kant philosophiert haben.<br />

Ungefähr so bewerben die Griechen ihre Sprache. Die<br />

Dänen machen Reklame mit e<strong>in</strong>em Märchendichter.<br />

Die Isländer mit e<strong>in</strong>em alten Nationalepos. Immer mit<br />

dem Erfolg, dass sich e<strong>in</strong>e gewisse Anzahl Liebhaber<br />

dieser Sprachen f<strong>in</strong>den lässt. Der deutsche Sprachraum<br />

kann über die kulturellen Argumente h<strong>in</strong>aus jedoch<br />

sehr handfeste Gründe für das Deutschlernen anführen.<br />

Deutsch sprechen zu können br<strong>in</strong>gt geldwerten Nutzen.<br />

Tünde Primus-Kövendi, Graz<br />

2009 - Jahr der ungarischen Sprache<br />

1. Kurze historische Übersicht der ungarischen Sprache<br />

Ungarisch gehört zum f<strong>in</strong>no-ugrischen Zweig der<br />

uralischen<br />

Sprachenfamilie. Landnahme 896. Christianisierung<br />

unter dem König Stephan I. - das Late<strong>in</strong>ische als<br />

Schriftsprache. 1.Schriftdenkmal des Ungarischen:<br />

die Schrifturk<strong>und</strong>e der Benedikt<strong>in</strong>erabtei von Tihany<br />

(1055). Habsburger Herrschaft (1699-1867/1918): E<strong>in</strong>fluss<br />

der deutschen Sprache. Sprachreformbewegung<br />

Ende des 18. Jh.s, <strong>in</strong> der Folge wird Ungarisch 1844<br />

Amtssprache.<br />

2. Lebenswerk des bedeutenden Spracherneuerers Ferenc<br />

Kaz<strong>in</strong>czy<br />

Der 1759 <strong>in</strong> Kaschau Geborene entschloss sich die<br />

ungarische Sprache<br />

<strong>und</strong> Literatur zu reformieren, <strong>in</strong>dem er Übersetzungen<br />

der Klassiker<br />

verfasste bzw. den Wortschatz der Sprache um neue<br />

Wörter erweiterte. 1788 startete er mit zwei Fre<strong>und</strong>en<br />

das erste Literaturmagaz<strong>in</strong> „ Magyar Múzeum“. Nach<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Fehlende Deutschkenntnisse s<strong>in</strong>d für zahlreiche Handelspartner<br />

der deutschsprachigen Länder sehr teuer.<br />

Im Vortrag werden e<strong>in</strong>drucksvolle Zahlen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige<br />

spannende Beispiele genannt.<br />

Der Autor plädiert <strong>in</strong>sgesamt dafür, den „Wert“ der<br />

deutschen Sprache <strong>in</strong> Zukunft viel pragmatischer zu<br />

untermauern, selbstverständlich ohne dabei die ideellen<br />

Werte zu unterschlagen.<br />

Re<strong>in</strong>er Pogarell<br />

Institut für Betriebsl<strong>in</strong>guistik<br />

Schulze-Delitzsch-Straße 40<br />

33100-Paderborn<br />

Re<strong>in</strong>er.pogarell@teleos-web.de<br />

www.betriebsl<strong>in</strong>guistik.de<br />

e<strong>in</strong>em<br />

Todesurteil (Teilnahme an e<strong>in</strong>er Verschwörung gegen<br />

die Habsburger im Jahre 1801) kommt er nach 7 Jahren<br />

Kerker frei <strong>und</strong> zieht nach Széphalom/Nord-Westungarn.<br />

Hier<br />

stirbt er 1831.<br />

3. Merkwürdige Tendenzen <strong>in</strong> der Entwicklung der ungarischen<br />

Sprache <strong>in</strong><br />

den letzten 20 Jahren<br />

Durch die Wende von 1989 entstand e<strong>in</strong> neues politisches<br />

System <strong>in</strong><br />

Ungarn, was das E<strong>in</strong>strömen von ausländischem Kapital,<br />

folglich<br />

Niederlassungen fremdsprachiger Firmen <strong>und</strong> Unternehmen<br />

ermöglichte. Die vielschichtige<br />

Medienlandschaft, <strong>in</strong> der Werbung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>schaltungen<br />

für fremde Produkte<br />

dom<strong>in</strong>ierten, verstärkten noch diese Tendenzen. (Vokal-Schw<strong>und</strong>,<br />

erhöhtes Sprachtempo, Vere<strong>in</strong>fachung<br />

der grammatikalischen Gesetze, usw.) Auch der Gebrauch<br />

des Mobiltelefons<br />

31


verursachte Veränderungen im Wortgebrauch; die<br />

SMS-Sprache vere<strong>in</strong>facht vieles.<br />

4. Entgegengesetzte Bestrebungen<br />

- auf politischer Ebene: das Sprachgesetz 2001<br />

- Bewußtmachung dieser Problematik <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />

Gerhard Stickel, (IDS Mannheim / EFNIL)<br />

Die deutsche Sprache im europäischen Kontext<br />

Die derzeitige Entwicklung der deutschen Sprache<br />

ist mehr als bisher <strong>in</strong> der neueren Geschichte von<br />

Faktoren bestimmt, die von außen <strong>in</strong> die Sprachgeme<strong>in</strong>schaft<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> wirken oder auch von Deutschsprachigen<br />

aktiv <strong>in</strong> den eigenen Sprachgebrauch aufgenommen<br />

werden. Kontakte zu anderen Sprachen<br />

haben für größere Teile der Bevölkerung zugenommen.<br />

H<strong>in</strong>zu kommen durch Massenmedien <strong>und</strong> Internet<br />

vermittelte sprachliche E<strong>in</strong>flüsse e<strong>in</strong>er ‚globalen‘<br />

Kommunikation. Sprachliche Neuerungen s<strong>in</strong>d<br />

besonders im Bereich des Wortschatzes zu beobachten.<br />

Das soll anhand neuer Entlehnungen aus dem<br />

(amerikanischen) Englisch <strong>und</strong> anderer Neuwörter<br />

illustriert werden. Die E<strong>in</strong>stellungen der deutschsprachigen<br />

Menschen zum aktuellen Sprachwandel variieren<br />

zwischen ängstlicher oder aggressiver Abwehr<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

(Fachzeitschriften, R<strong>und</strong>funk, Wettbewerbe <strong>in</strong> den<br />

Schulen)<br />

5. Die Pflege der <strong>Muttersprache</strong> soll für JEDENMANN<br />

Herzenssache se<strong>in</strong>.<br />

Zielsetzungen: Konsequenz, Verantwortung, Leidenschaft<br />

jeglicher Veränderung <strong>und</strong> eilfertiger Übernahme von<br />

Neologismen, besonders von Anglizismen, <strong>in</strong> den eigenen<br />

Sprachgebrauch.<br />

Zum derzeitigen Sprachwandel gehört auch e<strong>in</strong> partieller<br />

Domänenverlust des Deutschen wie auch anderer<br />

europäischer Sprachen, der sich u.a. im Bereich der<br />

Wissenschaftskommunikation <strong>und</strong> <strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen<br />

Politik <strong>und</strong> Wirtschaft abzeichnet. Dem versuchen<br />

mehrere sprachpolitische Initiativen zur aktiven<br />

Bee<strong>in</strong>flussung der Sprachentwicklung entgegenzuwirken,<br />

u.a. durch Förderung der Mehrsprachigkeit<br />

<strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> anderen europäischen Staaten.<br />

E<strong>in</strong>e dieser Initiativen soll kurz vorgestellt werden.<br />

Falls der zeitliche Rahmen es erlaubt, sollen auch drei<br />

mögliche Szenarien zur künftigen Entwicklung des<br />

Deutschen skizziert werden.<br />

32


Tel./Fax: 0316/302 026, Postfach 43,<br />

A 8047 Graz-Ragnitz<br />

Konto 8.430.753, Raiff.LdBk.Stmk,<br />

Fil. Graz-Ragnitz, BLZ 38000<br />

Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

<strong>IG</strong> MUTTERSPRACHE IN ÖSTERREICH GRAZ<br />

Aus e<strong>in</strong>er zunächst losen Bürger<strong>in</strong>itiative „Interessengeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>Muttersprache</strong> <strong>in</strong> Österreich Graz” entstand<br />

Anfang Mai 1998 der behördlich angemeldete<br />

Vere<strong>in</strong>.<br />

Schon im Herbst 1999 fand auf Anregung des Obmannes<br />

o.Univ.Prof. Dr. Werner Pfannhauser die ERSTE<br />

INTERNATIONALE TAGUNG zum Thema <strong>Muttersprache</strong><br />

<strong>in</strong> Graz statt, mit Teilnehmern aus Deutschland,<br />

der Schweiz, Südtirol <strong>und</strong> Österreich.<br />

Seither gibt es e<strong>in</strong>e erfolgreiche Zusammenarbeit auf<br />

breiter Ebene im NETZWERK DEUTSCHER SPRA-<br />

CHE<br />

Warum HILFE?<br />

n Produkte werden englisch beworben, bezeichnet<br />

<strong>und</strong> be schrieben.<br />

n Neuen Sport gibt es nur noch auf Englisch.<br />

n Stellen werden auf Englisch ausgeschrieben.<br />

n Bahn, Luftfahrt, Post <strong>und</strong> Telefon verdrängen deutsche<br />

Bezeichnungen durch englische.<br />

n Gesungen <strong>und</strong> gefeiert wird auf Englisch – beim<br />

Ge burtstag (Happy birthday to you), beim Heiraten<br />

(Just married).<br />

n Unsere Wissenschaft schreibt schon <strong>in</strong> Englisch;<br />

sie beg<strong>in</strong>nt, auf Englisch zu lehren <strong>und</strong> Studienabschlüsse<br />

englisch zu bezeichnen.<br />

n Neue Begriffe werden aus dem Englischen übernommen.<br />

Unsere Sprache verliert ihre Fähigkeit,<br />

sich durch neue Wortprägungen der Moderne anzupassen.<br />

Dieser Prozeß verändert unsere Sprache<br />

mehr als vergleichbare Ent wicklungen <strong>in</strong> ihrer Geschichte.<br />

n Ursachen sehen wir <strong>in</strong> Amerikabesessenheit, e<strong>in</strong>em<br />

ge störten Sprachbewusstse<strong>in</strong>, Globalisierungsbeflissenheit,<br />

Profilierungssucht, gedankenloser<br />

Nachplapperei <strong>und</strong> Liebe dienerei.<br />

o.Univ.Prof. Dr. Werner Pfannhauser<br />

Postfach 43, A 8047 Graz-Ragnitz<br />

Mobilruf: 0664/1401543 • Tel./Fax: 0316/302 026<br />

www.pfannhauser.at/muttersprache • muttersprache@pfannhauser.at<br />

Was ist zu TUN?<br />

n Wir machen den Bürgern bewusst, dass unser<br />

wichtigstes Kulturgut, unsere Sprache, bedroht ist.<br />

Wir wenden uns an die Entscheidungsträger <strong>in</strong> Politik<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft, um sie für den Schutz unserer<br />

Sprache zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

n Wir machen Front dagegen, dass uns für den<br />

„Haus ge brauch“ e<strong>in</strong>e fremde Sprache aufgedrängt<br />

werden soll; wir sagen jedem, dass wir zu Hause auf<br />

Deutsch angeredet werden wollen.<br />

n Wir tun es <strong>in</strong> Abständen immer wieder: <strong>in</strong> den<br />

Medien – R<strong>und</strong>funk, Fernsehen <strong>und</strong> Zeitungen<br />

– präsent zu se<strong>in</strong>, dann durch Kontaktaufnahme<br />

mit Sprachwissenschaft lern, mit Protestbriefen an<br />

Sprachsünder <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er eigenen Zeitung.<br />

n Wir wenden uns bei unseren Aktionen nur gegen<br />

die unkritische Übernahme von überflüssigen Anglizismen<br />

<strong>und</strong> Amerikanismen, denn wir s<strong>in</strong>d nicht<br />

gegen e<strong>in</strong> Fremdwort, das e<strong>in</strong>e Lücke füllt.<br />

n Wir s<strong>in</strong>d demokratisch, liberal <strong>und</strong> proeuropäisch,<br />

wir s<strong>in</strong>d im E<strong>in</strong>klang mit der offiziellen Sprachenpolitik<br />

der Europäischen Union.<br />

n Wir verstehen uns auch als Anwalt derer, die wegen<br />

unzuläglicher Beherrschung der englischen<br />

Sprache ausgegrenzt werden <strong>und</strong> Schwierigkeiten<br />

haben, am modernen Leben teilzuhaben.<br />

n Sie nicht auch? Wenn sie <strong>in</strong> der Firma für Ihren E<strong>in</strong>kauf<br />

e<strong>in</strong>e „Fashion card“ erhalten statt e<strong>in</strong>er K<strong>und</strong>enkarte;<br />

wenn Ihr Abendprogramm im Fernsehen<br />

jetzt „Prime time“ heißt oder „Fast food“ unsere<br />

Esskultur verdrängt? Oder wenn der Sportreporter<br />

von „Slow motion“ faselt, obwohl es doch den bildhaften<br />

deutschen Ausdruck Zeitlupe gibt, <strong>und</strong> alles<br />

e<strong>in</strong> „Highlight“ ist, was sonst e<strong>in</strong> Höhepunkt war,<br />

dass unsere K<strong>in</strong>der nur noch „Kids“ s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> dass<br />

man sie nur noch auf Englisch zu erreichen glaubt,<br />

mit „Don´t dr<strong>in</strong>k and drive“ oder „Take care of<br />

your ears“ als Warnung vor Alkohol <strong>und</strong> zu lauter<br />

Discomusik?<br />

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