Sprachpolitik und Sprachkultur in Europa - IG-Muttersprache
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Internationales Symposium<br />
„<strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“<br />
Graz<br />
23.-24. April 2010<br />
Veranstaltet von:<br />
<strong>IG</strong> <strong>Muttersprache</strong> e.V. Graz
Liebe Teilnehmer am Symposium !<br />
Herzlich willkommen <strong>in</strong> Graz, der Landeshauptstadt<br />
der Steiermark.<br />
Die INTERESSENGEMEINSCHAFT MUTTERSPRA-<br />
CHE unternimmt mit dem Symposium „<strong>Sprachpolitik</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“ den Versuch, über den<br />
Bereich unseres Sprachraumes h<strong>in</strong>aus europäische Tendenzen<br />
darzustellen <strong>und</strong> zu diskutieren.<br />
Wir hatten unser – zugegebenermaßen hochgestecktes<br />
– Ziel so formuliert:<br />
Sprachen bewegen sich wie Wasser durch unsere Welt.<br />
Wasser kann sich se<strong>in</strong>en Weg frei suchen oder durch<br />
Menschenhand <strong>in</strong> gewisse Richtungen geführt oder unnatürlich<br />
verbaut werden. Sprachen f<strong>in</strong>den ähnliche Bed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> unserer Welt vor. Vom freien Fluß bis zur<br />
Überregulierung.<br />
Diese Ersche<strong>in</strong>ungsbilder <strong>in</strong> den verschiedenen Sprachen<br />
untersucht nun das <strong>in</strong>ternationale wissenschaftliche,<br />
sprachpolitische Symposium.<br />
Beispielhaft werden europäische Sprachräume zusammengefaßt<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer jeweiligen historischen Entwicklung<br />
besprochen.<br />
Der Ablauf gliedert sich dabei <strong>in</strong> drei Gruppen:<br />
1. Großsprachräume (Frankreich, Deutschland)<br />
2, Kle<strong>in</strong>sprachräume (Österreich, Slowakei, Ungarn, Slovenien).<br />
3. Sprachvere<strong>in</strong>e, Sprachpraktiker<br />
Dabei wird im Kontext <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong>,<br />
die historische Entwicklung bis h<strong>in</strong> zum aktuellen Sprachstand,<br />
die Wechselbeziehung zwischen Normierung <strong>und</strong><br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
gelebter Sprache untersucht werden.<br />
Ist Sprache e<strong>in</strong> Medium staatspolitischer Überlegungen<br />
oder bleibt sie im Rahmen kulturpolitischer Maßnahmen?<br />
Dient Sprache dann als e<strong>in</strong> Mittel der Abgrenzung<br />
oder der Ausgrenzung? Bleibt Sprache dann nur e<strong>in</strong> Identifikationsmerkmal<br />
gegenüber Nachbarstaaten oder kann<br />
Sprache zu e<strong>in</strong>em geopolitischen Instrument gebraucht<br />
werden?<br />
Vor allem die gelebte Sprache <strong>in</strong> der reflektierten Form der<br />
Literatur wird durch Beispiele e<strong>in</strong>es Schriftstellers dargestellt<br />
Als verb<strong>in</strong>dendes, zentrales Thema kommt dann durch<br />
alle Beiträge die Frage: Wo liegen die Möglichkeiten <strong>und</strong><br />
Grenzen e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>flussnahme auf Sprachen? Wird Sprache<br />
politischen Zielen unterworfen, ist sie e<strong>in</strong> ökonomisches<br />
Vehikel oder kann sie ihre „Re<strong>in</strong>heit“ <strong>in</strong> den Gefilden<br />
der Poesie bewahren?<br />
Diese unterschiedlichen Positionen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> sollen die<br />
Vielfalt der Entwicklungen <strong>und</strong> Möglichkeiten skizzieren.<br />
Dabei besteht die Möglichkeit, Sprachräume kle<strong>in</strong>erer<br />
Länder aus den geschilderten Blickw<strong>in</strong>keln den Teilnehmern<br />
bekannt zu machen.<br />
Wir s<strong>in</strong>d überzeugt, daß die sprachliche Vielfalt <strong>Europa</strong>s<br />
e<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>er Kraft ausmacht <strong>und</strong> treten dafür<br />
e<strong>in</strong>, diese Vielfalt zu bewahren <strong>und</strong> auszubauen.<br />
E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> Vielfalt muß das Ziel <strong>Europa</strong>s se<strong>in</strong> !<br />
O.Univ. Prof. Dr. Werner Pfannhauser<br />
Obmann der <strong>IG</strong> MUTTERSPRACHE, Graz<br />
2
Tagungsprogramm<br />
Freitag, Beg<strong>in</strong>n 13:30 h<br />
Madame<br />
Odile Canale<br />
Franz. Bildungsm<strong>in</strong>isterium<br />
Paris<br />
“L‘emploi de la langue française, un cadre légal respecté<br />
?”<br />
“Die Anwendung der französischen Sprache im gesetzlichen<br />
Rahmen?“<br />
Herr<br />
Prof. Dr. Gerhard Stickel<br />
Inst. f. Deutsche Sprache<br />
Mannheim<br />
„Die deutsche Sprache im europäischen Kontext“<br />
Herr<br />
Dr. Karl Irresberger<br />
B<strong>und</strong>eskanzleramt / Verfassungsdienst<br />
Wien<br />
„Deutsche Sprache <strong>und</strong> österreichisches Recht - e<strong>in</strong><br />
Tour d‘Horizon“<br />
Herr<br />
Dr. Kurt Gawlitta<br />
Vere<strong>in</strong> Deutsche Sprache<br />
Berl<strong>in</strong><br />
Das Wörtermachen nimmt<br />
den Deutschen ke<strong>in</strong>er ab!<br />
Herr<br />
M.A. Thomas Paulwitz<br />
Deutsche Sprachwelt<br />
Erlangen<br />
„400 Jahre organisierte Pflege der deutschen<br />
Sprache“<br />
Sprachvere<strong>in</strong>igungen im Wandel der Zeit<br />
Herr<br />
Dr. Helwig Brunner<br />
Literat/Naturwissenschafter<br />
Graz<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
„Die dichte Sprache der Dichter - die forsche Sprache<br />
der Forscher“<br />
Herr<br />
Klaus Jagersbacher<br />
Sprachwerker<br />
Graz<br />
„Sprechen Sie Denglisch“<br />
Samstag, Beg<strong>in</strong>n 09:00 h<br />
Empfang durch den Herrn Bürgermeister<br />
im Hörsaal I2<br />
Herr<br />
UProf Dr. Werner Pfannhauser<br />
<strong>IG</strong> <strong>Muttersprache</strong><br />
Heiligenkreuz am Waasen<br />
„Sprachpflege <strong>in</strong> Österreich“<br />
Herr<br />
Dr. Re<strong>in</strong>er Pogarell<br />
Inst. f. Betriebsl<strong>in</strong>guistik<br />
Paderborn<br />
„Hat die deutsche Sprache noch e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen<br />
Wert?“<br />
Frau<br />
Prof. Dr. Livia Adamcova<br />
Wirtschaftsuniversität Bratislava<br />
Bratislava<br />
„Deutsch an der Grenze zum deutschen Sprachraum<br />
- se<strong>in</strong> Status als Fremdsprache <strong>in</strong> der Slowakei“<br />
Frau<br />
MMag. Tünde Primus-Kövendi<br />
Gerichtsdolmetsch<br />
Graz<br />
„2009- Jahr der ungarischen Sprache (Rückblick)“<br />
Frau<br />
Prof. Dr. Marjeta Humar<br />
Slov.Akademie d. Wissenschaften<br />
Ljubljana<br />
„Anglešč<strong>in</strong>a, anglicizmi <strong>in</strong> slovenska term<strong>in</strong>ologija“<br />
“Anglizismen im Slovenischen ”<br />
3
Veranstalter:<br />
<strong>IG</strong> <strong>Muttersprache</strong> e.V.<br />
Pf 43<br />
A-8047 Graz.<br />
http://www.pfannhauser.at/muttersprache/<br />
muttersprache@pfannhauser.at<br />
Veranstaltungsort:<br />
Hörsaal I2 TU Graz<br />
Lage A-8010 Graz, Inffeldgasse 12<br />
Straßenbahnstation L<strong>in</strong>ie 6: Schulzentrum St. Peter<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Kurzfassungen Vorträge Seite<br />
Adamcova Livia ................................................................................................................................. 5<br />
Brunner Helwig ................................................................................................................................. 6<br />
Canale Odile .................................................................................................................................... 10<br />
Gawlitta Kurt ................................................................................................................................... 11<br />
Humar Marjetta .............................................................................................................................. 12<br />
Irresberger Karl ............................................................................................................................... 23<br />
Jagersbacher Klaus .......................................................................................................................... 27<br />
Paulwitz Thomas ............................................................................................................................. 28<br />
Pfannhauser Werner ....................................................................................................................... 29<br />
Pogarell Re<strong>in</strong>er ................................................................................................................................ 31<br />
Primus-Kövendi Tünde .................................................................................................................. 31<br />
Stickel Gerhard ................................................................................................................................ 32<br />
4
Kurzfassung des Vortrags:<br />
Deutsch an der Grenze zum deutschen Sprachraum -<br />
se<strong>in</strong> Status als Fremdsprache <strong>in</strong> der Slowakei<br />
(Livia Adamcova, Bratislava/Slowakei)<br />
Der Vortrag widmet sich der Situation <strong>und</strong> den Tendenzen<br />
der deutschen Sprache <strong>in</strong> der Tschechoslowakei<br />
<strong>und</strong> pr<strong>in</strong>zipiell nach der Gründung der selbstständigen<br />
Slowakischen Republik 1994 bis heute. Er versucht, die<br />
Sprachsituation aus der Sicht der Bevölkerung <strong>und</strong> der<br />
staatlichen Institutionen zu beleuchten <strong>und</strong> kommt<br />
zum Schluss, dass Deutsch nach wie vor e<strong>in</strong>e starke Stellung<br />
<strong>in</strong> der Gesellschaft hat <strong>und</strong> die Nachfrage nach der<br />
deutschen Sprache als Ware auf dem Fremdsprachenmarkt<br />
ständig steigt. Sicher trägt dazu auch die weltweite<br />
Mobilität <strong>und</strong> das erhöhte Prestige des Sprachenlernens<br />
<strong>und</strong> der fremdsprachlichen Kompetenz bei.<br />
Dieser Beitrag über die deutsche Sprache außerhalb<br />
der deutschsprachigen Länder besteht aus drei Teilen:<br />
Im ersten Teil wird die Situation des Deutschen aus soziol<strong>in</strong>guistischer<br />
Sicht quantitativ <strong>und</strong> qualitativ analysiert<br />
<strong>und</strong> die Motivationsgründe für das Erlernen der<br />
deutschen Sprache <strong>in</strong> der Slowakei genannt. Im zweiten<br />
Teil verhelfen uns e<strong>in</strong>ige historisch-kulturelle <strong>und</strong> geographische<br />
Daten zum besseren Verständnis der Tradition<br />
des Deutschen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Slowakei. Es<br />
wird darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die Mehrsprachigkeit für<br />
das Gebiet der heutigen Slowakei <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />
ihr Schicksal war <strong>und</strong> dass daraus nicht nur politischkulturelle,<br />
sondern auch sprachliche Bee<strong>in</strong>flussung<br />
resultierte. Es ist auch heute ke<strong>in</strong>e Seltenheit, dass es<br />
hier viele dreisprachige Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Familien gibt<br />
(Deutsch-Slowakisch-Ungarisch). Im letzten Vortragsteil<br />
werden die Stellung <strong>und</strong> Perspektiven der slowakischen<br />
Germanistik <strong>in</strong> der Gegenwart (am Beispiel der<br />
Hochschulen <strong>und</strong> Universitäten <strong>und</strong> ihrer Curricula)<br />
skizziert. Es wird hervorgehoben, dass sich die slowakischen<br />
Germanisten <strong>und</strong> Deutschlehrer nach der Wende<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
1989 sehr aktiv für die Zusammenarbeit mit ausländischen<br />
Bildungs<strong>in</strong>stitutionen <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>setzten<br />
(z.B. Goethe-Institut, Österreich-Institut, Österreich-<br />
Kooperation), weil die Germanistik als Wissenschaft<br />
<strong>in</strong> der Slowakei immer e<strong>in</strong>e gute Tradition hatte. Sie sichern<br />
auch weiterh<strong>in</strong> die Kont<strong>in</strong>uität des Kontakts des<br />
Slowakischen mit dem deutschen Sprachraum <strong>und</strong> die<br />
damit verb<strong>und</strong>ene Möglichkeit, <strong>in</strong> verschiedenen kommunikativen<br />
Situationen Deutschkenntnisse auch wirklich<br />
gebrauchen zu können. Das ist e<strong>in</strong>er der Gründe,<br />
warum viele Slowaken die deutsche Sprache erlernen<br />
V o r t r a g s g l i e d e r u n g<br />
1. E<strong>in</strong>leitung<br />
2. Pr<strong>in</strong>zipielle Überlegungen zur<br />
sprachenpolitischen Situation <strong>in</strong> der Slowakei<br />
3. Deutsch <strong>in</strong> der Slowakei - quantitative <strong>und</strong><br />
qualitative Analyse<br />
4. E<strong>in</strong>ige Bemerkungen zur Tradition des<br />
Deutschen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Slowakei<br />
5. Die Stellung der slowakischen Germanistik <strong>in</strong><br />
der Gegenwart - Kooperation<br />
<strong>und</strong> Perspektiven<br />
6. Schlussbemerkungen<br />
5
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Helwig Brunner<br />
Die dichte Sprache der Dichter – die forsche Sprache der Forscher<br />
1<br />
»Je weiter sie fortschreitet, desto mehr wird die Kunst<br />
zur Wissenschaft. Und im gleichen Maße wird die Wissenschaft<br />
zur Kunst. Beide werden sich an der Spitze<br />
wiederbegegnen, nachdem sie sich an der Basis getrennt<br />
hatten.« Diese bemer-kenswerten Sätze Flauberts zitiert<br />
Patrick Deville <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufsatz Über wissenschaftliche<br />
<strong>und</strong> poetische Schreibweisen. [1] Sie benennen e<strong>in</strong><br />
kühnes Idealziel: die Überw<strong>in</strong>dung der babylonischen<br />
Verwirrung nicht nur der Sprachen, sondern auch der<br />
Denkweisen, die sich mittels jener Sprachen – <strong>in</strong> diesem<br />
Fall: der Wissen-schaftssprache <strong>und</strong> der poetischen<br />
Sprache – schon unüberbrückbar weit vone<strong>in</strong>an-der<br />
entfernt zu haben sche<strong>in</strong>en. Und zwar e<strong>in</strong>e Überw<strong>in</strong>dung<br />
nicht als umstürzleri-sches Drittes, sondern natürlich<br />
<strong>und</strong> notwendig aus sich selbst heraus, <strong>in</strong>dem der<br />
Fortschritt des e<strong>in</strong>en <strong>und</strong> der Fortschritt des anderen<br />
auf dieselbe Spitze h<strong>in</strong>auslau-fen.<br />
So wenig, wie Deville dies getan hat, werde auch ich<br />
hier ke<strong>in</strong>e vergleichende sprach- oder sonstwie wissenschaftliche<br />
Analyse liefern – nicht nur, weil ich ke<strong>in</strong><br />
Sprachwissenschafter b<strong>in</strong>, sondern auch wegen der Parte<strong>in</strong>ahme<br />
zugunsten der Wissenschaft, die damit bereits<br />
vollzogen wäre. Ich beschränke mich auf die e<strong>in</strong>fa-che,<br />
ke<strong>in</strong>em besonderen methodischen Regelwerk (außer<br />
Grammatik <strong>und</strong> Haus-verstand) verpflichtete Anschauung<br />
dessen, was ich aus eigener Erfahrung gut kenne:<br />
den naturwissenschaftlichen, speziell biowissenschaftlichen<br />
Sprach-gebrauch auf der e<strong>in</strong>en <strong>und</strong> die poetische<br />
Sprache – hier vor allem e<strong>in</strong>e bestimmte Richtung von<br />
nicht vorrangig experimenteller, sondern an sprachlicher<br />
<strong>und</strong> damit <strong>in</strong>haltlicher Dichte orientierter deutschsprachiger<br />
Gegenwartspoesie – auf der ande-ren Seite.<br />
2<br />
Was zunächst auffällt: Die heutige Wissenschaftssprache<br />
ist e<strong>in</strong>e entpersonalisierte Sprache, e<strong>in</strong>e Sprache<br />
ohne Ich. Die angestrebte <strong>in</strong>tersubjektive Nachvollziehbar-keit<br />
der Aussagen macht auch das sprechende beziehungsweise<br />
schreibende Ich – das es natürlich gibt,<br />
denn ohne e<strong>in</strong> solches käme Sprache ja gar nicht zustande<br />
– <strong>in</strong> logischer Konsequenz austauschbar <strong>und</strong> damit<br />
vernachlässigbar. Das Ich kataly-siert den Wissen-<br />
schaftstext, stellt sich ihm als Urheber zur Verfügung,<br />
um gleich-zeitig schon wieder aus ihm zu verschw<strong>in</strong>den<br />
<strong>und</strong> außer e<strong>in</strong>em Autorennamen alle Spuren se<strong>in</strong>er<br />
selbst zu verwischen. Vielleicht tummeln Wissenschafter<br />
sich des-halb so gerne auf Kongressen: nicht nur, um<br />
Wissen auszutauschen – das wäre im Wesentlichen auch<br />
anhand der Fachpublikationen möglich –, sondern<br />
auch, um ihr Ich zu restaurieren <strong>und</strong> es mit anderen<br />
Forscher-Ichs zu verschwistern.<br />
Die Ichlosigkeit wissenschaftlichen Sprechens hat – neben<br />
dem unzweifelhaften Vorteil größtmöglicher Sachlichkeit<br />
– e<strong>in</strong>e weit reichende Konsequenz: Indem das<br />
Ich sich aus se<strong>in</strong>em Sprechen zurückzieht, zieht es sich <strong>in</strong><br />
gewisser Weise auch aus se<strong>in</strong>er Verantwortung zurück.<br />
Die Verantwortung des Wissenschafters beschränkt<br />
sich im Wesentlichen darauf, die Regeln der Wissenschaft<br />
redlich befolgt zu ha-ben, Begriffe def<strong>in</strong>itionsgemäß<br />
verwendet, Ergebnisse sorgfältig erhoben, Interpre-tationen<br />
schlüssig hergeleitet <strong>und</strong> aus anderen<br />
Quellen Übernommenes ordnungs-gemäß zitiert zu<br />
haben. Doch was das Gesagte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividuellen<br />
<strong>und</strong> gesell-schaftlichen Gesamtzusammenhang bedeutet<br />
– <strong>und</strong> ob es etwas bedeutet –, ist nicht oder nur am<br />
Rande Gegenstand des wissenschaftlichen Diskurses.<br />
In der Regel wird es dem Wissenschafter nicht abverlangt,<br />
sich auf e<strong>in</strong>er Metaebene über se<strong>in</strong>e Tätigkeit<br />
zu äußern. Mehr als wissenschaftstheoretische Allgeme<strong>in</strong>plätze<br />
oder halbprivate Bekenntnisse, welche e<strong>in</strong>e<br />
übergeordnete Relevanz des wissenschaftli-chen Unterfangens<br />
eher <strong>in</strong>frage stellen als untermauern würden,<br />
wären von den meisten Vertretern dieser Diszipl<strong>in</strong> auch<br />
nicht zu erwarten. So bleibt auch manche zweifelhafte<br />
Ges<strong>in</strong>nung, die der persönliche Antrieb des e<strong>in</strong>en oder<br />
anderen For-schergeistes ist, unerkannt im Dunkeln.<br />
3<br />
Wissenschaftliches Sprechen ist – von den seltenen Ereignissen<br />
echter Paradig-menwechsel e<strong>in</strong>mal abgesehen<br />
– Sprechen <strong>in</strong>nerhalb def<strong>in</strong>itorischer Grenzen. Forschung<br />
ist gewissermaßen e<strong>in</strong> Spiel, e<strong>in</strong> globalisierter<br />
<strong>und</strong> regionalisierter Leis-tungskampf im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />
Regelwerks, das gewisse Spielräume für Virtuosität <strong>und</strong><br />
Ehrgeiz schafft – vergleichbar etwa mit Fußball <strong>und</strong> wie<br />
6
dieser im breiten Spektrum zwischen hoch dotierter<br />
Professionalität <strong>und</strong> ehrenamtlicher Liebhaberei angesiedelt.<br />
E<strong>in</strong>e hohe Leistungsfähigkeit im S<strong>in</strong>ne der def<strong>in</strong>ierten<br />
Spielziele <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende f<strong>in</strong>anzielle<br />
Ausstattung des organisatorischen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>s entscheiden<br />
hier wie dort maßgeblich darüber, <strong>in</strong> welche<br />
Liga die Mannschaft oder der e<strong>in</strong>zelne Spieler aufzusteigen<br />
<strong>in</strong> der Lage ist.<br />
Innerhalb e<strong>in</strong>es ausdef<strong>in</strong>ierten Fachvokabulars spricht<br />
es sich weitgehend mühelos <strong>und</strong> frei von jeglicher Anfechtung<br />
der sprachlichen Mittel. Für den Forscher<br />
selbst schafft das e<strong>in</strong> angenehmes Ambiente der Souveränität,<br />
das erhalten bleibt, solange der Text sich <strong>in</strong>nerhalb<br />
der abgesteckten Grenzen se<strong>in</strong>er Fachdiszipl<strong>in</strong><br />
bewegt – <strong>und</strong> dies ist <strong>in</strong> Zeiten der fortschreitenden<br />
Spezialisierung fast immer der Fall. Allmähliche Veränderungen<br />
der <strong>in</strong>sgesamt (zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> unseren Breiten)<br />
eher be-häbig-konservativen Wissenschaftssprache<br />
sche<strong>in</strong>en unmittelbar den gesicherten fachlichen Fortschritt<br />
abzubilden. Dieser ist es auch, der vordergründig<br />
darüber entscheidet, was weiterh<strong>in</strong> als relevant <strong>und</strong><br />
erforschenswert gilt.<br />
Dass es aber neben <strong>in</strong>nerwissenschaftlichen Kriterien<br />
<strong>in</strong> Wahrheit vielfach politi-sche oder wirtschaftliche Interessen<br />
s<strong>in</strong>d, die über die Speisung von Geldströmen<br />
bestimmte wissenschaftliche Arbeitsrichtungen <strong>und</strong><br />
damit auch Sprechweisen be-günstigen oder beh<strong>in</strong>dern,<br />
wird kaum je <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen Tragweite thematisiert.<br />
Obwohl die Wissenschaftssprache e<strong>in</strong> weitgehend geschlossenes<br />
System zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, f<strong>in</strong>den auch E<strong>in</strong>färbungen<br />
aus anderen Sprachregistern <strong>und</strong> umgekehrt<br />
An-biederungen des wissenschaftlichen Sprechens an<br />
wissenschaftsfremde Werthal-tungen f<strong>in</strong>den statt. Solchen<br />
Vorgängen setzen der wissenschaftssprachliche<br />
Kon-servativismus <strong>und</strong> die Selbstre<strong>in</strong>igungskraft des<br />
fachlichen Regelwerks gewisse Widerstände entgegen;<br />
dennoch f<strong>in</strong>den sie statt <strong>und</strong> bleiben <strong>in</strong> der Regel<br />
m<strong>in</strong>des-tens so lange unreflektiert, wie es nicht zu krass<br />
missbräulichen Vere<strong>in</strong>nahmungen der Forschung durch<br />
politisch-ideologische Interessen <strong>und</strong> Systeme kommt.<br />
Derartige gesellschaftspolitische Aspekte können durchaus<br />
e<strong>in</strong> Unbehagen gegen-über der Wissenschaftssprache<br />
<strong>und</strong> ihren <strong>in</strong> weltanschaulichen Belangen nicht<br />
sel-ten naiven bis verschrobenen Anwendern wecken.<br />
Doch über die politische Wach-samkeit h<strong>in</strong>aus ist es<br />
auch notwendig, die gr<strong>und</strong>sätzliche Verortung der Wissen-schaft<br />
auf der geistigen Landkarte zeitgenössischen<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Denkens kritisch zu prüfen. »Etwas zu sehen heißt stets,<br />
etwas anderes zu übersehen. Es gibt ke<strong>in</strong> Sehen ohne<br />
bl<strong>in</strong>den Fleck«, heißt es bei Wolfgang Welsch. [2] In<br />
dem Maß, wie die Wissen-schaft den Blick auf ihren<br />
Gegenstand schärft, wird ihr Sehen partikulär <strong>und</strong> ihr<br />
Sprechen unvollständig. Nicht zufällig s<strong>in</strong>d daher seit<br />
e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten – etwa zeitgleich mit dem Durchbruch<br />
f<strong>und</strong>ierter postmoderner Philosophien – die<br />
Gren-zen ihrer eigenen Paradigmen (<strong>und</strong> damit auch<br />
ihrer eigenen Sprache) zu e<strong>in</strong>em lohnenden, freilich<br />
e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tellektuellen M<strong>in</strong>derheit vorbehaltenen Thema<br />
der Na-turwissenschaft geworden.<br />
Zum Gesamtensemble zeitgenössischer Pluralität<br />
<strong>und</strong> Mehrsprachigkeit [3] kann das wissenschaftliche<br />
Denkgebäude mit se<strong>in</strong>en spezifischen Sprachregistern<br />
jeden-falls nur dann wertvolle, nachhaltig verwertbare<br />
Beiträge leisten, wenn es sich als Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Weltbildes<br />
– <strong>und</strong> nicht als das Weltbild schlechth<strong>in</strong> – versteht<br />
<strong>und</strong> relativiert. Wohl stärker <strong>und</strong> vor allem auch<br />
sprachbewusster als bisher sollte die Anb<strong>in</strong>dung der<br />
fachwissenschaftlichen Diskurse an das soziokulturelle<br />
Gesamtge-füge unserer Gesellschaft <strong>und</strong> deren außerwissenschaftliche<br />
Dimensionen erfolgen. In diesem<br />
Zusammenhang kommt auch e<strong>in</strong>em niveauvollen Wissenschaftsjourna-lismus,<br />
der das fachwissenschaftliche<br />
Geschehen für e<strong>in</strong>e breite Öffentlichkeit kri-tisch aufbereitet,<br />
e<strong>in</strong>e immer wichtigere Aufgabe zu.<br />
4<br />
Innerhalb ihrer klaren Grenzen <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>heitlicht im<br />
Korsett analytischer Denk-muster verwendet die Wissenschaftssprache<br />
durchwegs Begriffe <strong>und</strong> Strukturen,<br />
die ohne Probleme <strong>in</strong> andere Sprachen – <strong>in</strong>sbesondere<br />
natürlich <strong>in</strong> die Wissen-schaftssprache Englisch – übersetzbar<br />
s<strong>in</strong>d. Um die Verständlichkeit für e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ter-nationales<br />
Fachpublikum von vornhere<strong>in</strong> zu gewährleisten,<br />
wird etwa die Publika-tionstätigkeit der Biowissenschaften<br />
bis herunter auf die prov<strong>in</strong>zielle Ebene von taxonomischen<br />
Systematiken <strong>in</strong> late<strong>in</strong>isch-griechischer<br />
<strong>und</strong> Zusammenfassungen <strong>in</strong> englischer Sprache begleitet.<br />
Dies wird <strong>in</strong> geradezu ritualisierter Weise auch<br />
dann beibehalten, wenn aufgr<strong>und</strong> des regionalen Charakters<br />
e<strong>in</strong>er Fachzeitschrift <strong>und</strong> der ebenfalls regional<br />
beschränkten Relevanz der besprochenen Inhalte e<strong>in</strong>e<br />
Rezeption e<strong>in</strong>es Artikels <strong>in</strong> andere Sprachräume kaum<br />
zu erwarten ist.<br />
Demgegenüber ist der poetische Text – <strong>und</strong> auf ihn<br />
7
kommen wir nun zunehmend zu sprechen – viel stärker<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stammsprache verankert <strong>und</strong> <strong>in</strong> vielen Fällen<br />
nicht ohne wesentlichen Verlust an Bedeutung <strong>und</strong> Atmosphäre<br />
<strong>in</strong> andere Sprachen übersetzbar. Jean Paul<br />
me<strong>in</strong>te sogar po<strong>in</strong>tiert, wer übersetzt werden könne,<br />
verdie-ne es nicht, übersetzt zu werden – <strong>und</strong> hat damit<br />
für jeden, der den spezifischen Mehrwert des poetischen<br />
Textes gegenüber anderen, une<strong>in</strong>geschränkt übersetzbaren<br />
Textsorten kennt <strong>und</strong> schätzt, nicht ganz Unrecht.<br />
Der grenzgängerische Cha-rakter des genu<strong>in</strong> Poetischen<br />
an den Rändern fassbarer Bedeutungen br<strong>in</strong>gt es mit<br />
sich, dass die Möglichkeiten der Sprache so weit ausgelotet<br />
<strong>und</strong> erweitert, ihre Strukturen <strong>und</strong> Bedeutungen<br />
so weit verdichtet <strong>und</strong> gebrochen werden, dass an ei-ne<br />
Übersetzung oder gleichwertige Nachdichtung oft nicht<br />
zu denken ist. Jeder erfahrene Dichter bezieht dies <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>e Überlegungen mit e<strong>in</strong>, wenn es etwa darum geht,<br />
e<strong>in</strong>e Auswahl von Versen für den Vortrag bei e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen<br />
Poesie-festival oder für den Abdruck <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er fremdsprachigen Anthologie zu treffen.<br />
5<br />
Wenn wir vorh<strong>in</strong> den Rückzug des Ich aus dem Wissenschaftstext<br />
auch als Rück-zug aus e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen<br />
Verantwortung – <strong>und</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte<br />
Verantwortung für die bloße Erfüllung e<strong>in</strong>es Regelwerks<br />
– gedeutet haben, so trifft für den poetischen Text das<br />
genaue Gegenteil zu. Die Rolle des Sprechenden be-ziehungsweise<br />
Schreibenden im poetischen Text ist mehr<br />
als nur Verantwortlich-keit, sie ist vielmehr e<strong>in</strong>e weitgehende<br />
Identifikation. Die schreibende Person, ob sie<br />
sich nun als lyrisches Ich zu erkennen gibt oder nicht,<br />
verwirklicht sich gewis-sermaßen erst im Gedicht, <strong>in</strong>dem<br />
dieses die Gesamtheit der – naturgemäß oft regellosen<br />
oder widersprüchlichen – Beziehungen se<strong>in</strong>es Autors<br />
zur Wirklichkeit bün-delt <strong>und</strong> fassbar macht.<br />
Der Dichter ist für Inhalt, Form <strong>und</strong> Sprache se<strong>in</strong>es<br />
Gedichts une<strong>in</strong>geschränkt ver-antwortlich, er hat sie <strong>in</strong><br />
jedem Fall zu überprüfen, die visuelle <strong>und</strong> klangliche<br />
Äs-thetik herauszuarbeiten <strong>und</strong> für jedes Gedicht die<br />
gemäße Form durch kont<strong>in</strong>uierli-che Wortarbeit neu<br />
zu erf<strong>in</strong>den. [4] Wo sich der Dichter auf das vorgegebene<br />
Re-gelwerk e<strong>in</strong>er bestimmten Poetik verlässt (wie<br />
der Wissenschafter sich auf standar-disierte Methoden<br />
<strong>und</strong> textstrukturelle Vorgaben verlassen soll), verliert<br />
der poeti-sche Text rasch an Authentizität <strong>und</strong> Überzeugungskraft.<br />
Denn, so me<strong>in</strong>te schon der Komponist<br />
Maurice Ravél, »Kunst macht Regeln, aber Regeln ma-<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
chen ke<strong>in</strong>e Kunst«. Und damit me<strong>in</strong>te er ke<strong>in</strong>eswegs<br />
nur die Musik.<br />
6<br />
Was der Wissenschafter <strong>in</strong> der Regel meidet wie der<br />
Teufel das Weihwasser, ist al-so das tägliche Brot des<br />
Dichters: das def<strong>in</strong>itorische Regelwerk zu sprengen, die<br />
Grenzen analytischen Denkens zu überschreiten. Poetisches<br />
Schreiben ist immer auch der riskante Versuch,<br />
»das eigene Gedicht klüger zu machen, als se<strong>in</strong> Autor es<br />
ist«, wie es e<strong>in</strong> gern zitiertes Paradoxon Durs Grünbe<strong>in</strong>s<br />
(das bei näherer Be-trachtung so paradox gar nicht ist)<br />
auf den Punkt br<strong>in</strong>gt. Das hieße dann auch: dem eigenen<br />
Gedicht mehr Weltbezüge, mehr Wirklichkeit zu<br />
verleihen, als e<strong>in</strong>em selbst zuteil wird. Oder anders gesagt:<br />
mit dem Gedicht über sich selbst, über uns selbst<br />
h<strong>in</strong>auszuweisen. Denn gute Poesie hat immer auch Verweischarakter:<br />
»Jedes Gedicht ist e<strong>in</strong>e Übersetzung / des<br />
e<strong>in</strong>en Gedichts, / das es nur <strong>in</strong> Übersetzungen gibt«,<br />
schreibt etwa Julian Schutt<strong>in</strong>g. [5] Und noch provokanter<br />
heißt es bei José Ángel Valente: »Das poetische Wort<br />
beg<strong>in</strong>nt an dem Punkt, an dem das Sagen un-möglich<br />
wird.« [6] Daher zeigt es, wie schon Paul Celan konstatierte,<br />
immer auch e<strong>in</strong>e starke Neigung zum Verstummen.<br />
Es sche<strong>in</strong>t somit e<strong>in</strong>en impliziten Erkenntnis-Mehrwert<br />
der Poesie zu geben, der das re<strong>in</strong> analytische Denken<br />
entscheidend übersteigt. Für Gert Jonke, das 2009 allzu<br />
früh verstorbene Sprachgenie, gibt es im Gedicht e<strong>in</strong>en<br />
»Punkt von Erkenntnis, […] e<strong>in</strong>e Sek<strong>und</strong>e, <strong>in</strong> der<br />
du begreifst zu verstehen, wie die ganze Welt, wie der<br />
Kosmos zusammengesetzt ist.« [7] Von dem Wissen<br />
um diesen besonderen Mehr-wert, um das Erkenntnispotenzial<br />
der dichterischen Sprache, ist poetisches<br />
Spre-chen im günstigen Fall geprägt. Im ungünstigen<br />
Fall negiert das Gedicht e<strong>in</strong> sol-ches Wissen, lässt sich<br />
willig auf germanistische Interpretationsrout<strong>in</strong>en herunter-brechen<br />
oder – schlimmer noch – vor den Karren<br />
schöngeistigen Politgeplänkels spannen. Es verflacht zur<br />
Sprachartistik, zum oberflächenästhetisch behübschten<br />
Selbsttherapeutikum für Möchtegerndichter oder zu<br />
was auch immer. Es gibt viele Möglichkeiten, schlechte<br />
Gedichte zu schreiben.<br />
7<br />
Natürlich wird, wie die Wissenschaftssprache <strong>und</strong> noch<br />
mehr als diese, auch die poetische Sprache durch den<br />
8
Zeitgeist <strong>und</strong> durch gesellschaftspolitische Gegebenheiten<br />
e<strong>in</strong>gefärbt. Doch eben diesen Umstand mitzureflektieren<br />
<strong>und</strong> aktiv zu nut-zen, ist Teil der poetischen<br />
Spracharbeit. Wenn der Dichter den E<strong>in</strong>flüssen <strong>und</strong><br />
E<strong>in</strong>flüsterungen aus der Gesellschaft bl<strong>in</strong>d erliegt, versteht<br />
er se<strong>in</strong> Hand- <strong>und</strong> Kopfwerk nicht. Er zieht also,<br />
wollen wir hoffen, die Register se<strong>in</strong>er Sprachorgel immer<br />
bewusst, auf e<strong>in</strong> bestimmtes Klangbild <strong>und</strong> Bedeutungsfeld<br />
abzielend, an bestimmte Traditionsstränge<br />
der sprachlichen Tongebung anknüpfend oder mit<br />
ih-nen brechend. Während die Wissenschaftssprache<br />
sich – siehe oben – von fremden E<strong>in</strong>färbungen recht<br />
<strong>und</strong> schlecht freihält, kann die Poesie, wenn sie es will,<br />
durch-aus mit ihnen spielen. Oder sie kann es lassen<br />
<strong>und</strong> sich e<strong>in</strong>er des Zeitgeistigen ra-dikal – im ursprünglichen<br />
Worts<strong>in</strong>n, also: an die Wurzeln gehend – bere<strong>in</strong>igten,<br />
e-xistenziellen Universalsprache bedienen. Dem<br />
Gedicht stehen im Gr<strong>und</strong>e alle Sprachregister zur Verfügung,<br />
auch <strong>und</strong> sogar das wissenschaftliche, um sie zu<br />
be-nützen, zu mischen, zu konterkarieren oder auf die<br />
Spitze zu treiben.<br />
E<strong>in</strong>e zweite Geme<strong>in</strong>samkeit poetischen <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />
Sprechens liegt dar<strong>in</strong>, dass auch die Poesie<br />
mitunter der Aufbereitung bedarf, um für e<strong>in</strong>e breitere<br />
Öffentlichkeit zugänglich, überprüfbar <strong>und</strong> im Gesamtzusammenhang<br />
e<strong>in</strong>er plura-len Sprachwirklichkeit<br />
e<strong>in</strong>ordenbar zu werden. Versuche der Vermittlung von<br />
Poe-sie im öffentlichen Raum oder im allgeme<strong>in</strong>en Bildungskanon<br />
ersche<strong>in</strong>en hierzu-lande so exotisch, wie<br />
sie anderenorts – etwa <strong>in</strong> der spanischsprachigen Welt<br />
– selbstverständlich s<strong>in</strong>d. Tatsächlich ersche<strong>in</strong>t gerade<br />
die deutschsprachige Lyrik-tradition besonders weit <strong>in</strong><br />
hermetische Regionen vorgedrungen, besonders gründlich<br />
mit den Wassern der Dekonstruktion gewaschen<br />
<strong>und</strong> besonders tief <strong>in</strong> schwie-rige Diskurse verstrickt<br />
zu se<strong>in</strong>, sodass die Vermittlung selbst an e<strong>in</strong> überdurchschnittlich<br />
<strong>in</strong>teressiertes Literaturpublikum nicht immer<br />
leicht fällt. Wo sie mühe-loser zu gel<strong>in</strong>gen sche<strong>in</strong>t,<br />
etwa bei poetry slams, fällt das Licht nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />
auf das, was als repräsentativ für das zeitgenössische<br />
deutschsprachige Lyrikgeschehen gelten kann. Schreibunterfangen<br />
wie das vorliegende können vielleicht zu<br />
e<strong>in</strong>er etwas ausgewogeneren Belichtung des unbekannten<br />
Wesens Poesie beitragen.<br />
8<br />
Und drittens: Beiden Sprachen, der poetischen wie der<br />
wissenschaftlichen, ist es zweifellos geme<strong>in</strong>sam, dass sie<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
mit e<strong>in</strong>er kritischen Reflexion ihrer eigenen Gren-zen<br />
gut beraten s<strong>in</strong>d. Diese kann sich vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
der sprachkritischen Philosophien Wittgenste<strong>in</strong>s <strong>und</strong><br />
Mautners abzeichnen, kann auf systemtheoretische<br />
Überlegungen oder, <strong>in</strong> ganz anderer Weise, auf die<br />
dichterische Dekonstruktion der Sprache durch die experimentelle<br />
Literatur rekurrieren, sie kann sich aber<br />
auch oh-ne großes Brimborium schlichtweg aus der<br />
praktischen Erfahrungen ihrer Anwen-der ergeben.<br />
So macht etwa im Bereich der Naturwissenschaften e<strong>in</strong><br />
Spitzenforscher wie Niels Bohr e<strong>in</strong>en gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Unterschied zwischen dem, wie Natur ist, <strong>und</strong> dem,<br />
was wir über sie sagen können. Und von dichterischer<br />
Seite me<strong>in</strong>te Ilma Rakusa vor fast schon zwei Jahrzehnten<br />
<strong>in</strong> ihrer Grazer Poetikvorlesung: »Begreifen<br />
der Welt liegt nicht im Wort über die Welt.« Auch für<br />
Herta Müller, Nobelpreisträge-r<strong>in</strong> für Literatur, ist e<strong>in</strong><br />
tiefes Misstrauen gegen die Sprache selbstverständlich.<br />
[8] Vielleicht liegt gerade hier, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kritischen <strong>und</strong><br />
bescheidenen Handhabung des Sprachmaterials <strong>und</strong><br />
damit e<strong>in</strong>er Relativierung der eigenen Sprechweise,<br />
e<strong>in</strong> we-sentlicher Schlüssel zu jener nachhaltigen Wiederbegegnung<br />
von Wissenschaft <strong>und</strong> Poesie, von der<br />
e<strong>in</strong>gangs die Rede war.<br />
E<strong>in</strong>zelne helle Dichterköpfe nehmen diese Wiederbegegnung<br />
mit e<strong>in</strong>em – allen sprachkritischen Anfechtungen<br />
zum Trotz – neu def<strong>in</strong>ierten Vertrauen <strong>in</strong> die<br />
Spra-che bereits vorweg. So war der bereits erwähnte<br />
Gert Jonke durchaus erfolgreich auf der Suche nach<br />
e<strong>in</strong>er »neuen Sprache«, die imstande wäre, das Poetische<br />
mit dem Analytischen, das Denken mit dem Empf<strong>in</strong>den<br />
zu verb<strong>in</strong>den. Jonke selbst hat se<strong>in</strong>e Literatur<br />
folgerichtig als »künstlerische Forschung« bezeichnet.<br />
[7] Dass Jonke also jene B<strong>in</strong>nengrenzen der Sprache,<br />
die das wissenschaftliche vom poeti-schen Sprechen<br />
trennt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en neuen, erweiterten Denkraum zu öffnen<br />
bemüht war, sollte uns, die wir die Sprache wohl<br />
nicht <strong>in</strong> derart luzide Höhen zu treiben vermögen, zum<strong>in</strong>dest<br />
auf e<strong>in</strong>en wesentlichen Sachverhalt aufmerksam<br />
machen: dass die Grenzen, die zwischen Sprech-<br />
<strong>und</strong> Denkweisen gezogen wurden <strong>und</strong> werden, nicht<br />
notwendigerweise unumstößlich s<strong>in</strong>d. Gerade dort,<br />
wo Sprache ihre höchste Qualität entfaltet, liegt stets<br />
auch die Möglichkeit anderen Denkens, ande-ren<br />
Sprechens <strong>und</strong> anderen Verstehens zum Greifen nahe.<br />
[1] Patrick Deville, Über wissenschaftliche <strong>und</strong> poetische<br />
Schreibweisen, Literaturverlag Droschl, Graz 1992.<br />
9
[2] Wolfgang Welsch, Grenzgänge der Ästhetik, Reclam,<br />
Stuttgart 1996.<br />
[3] Wolfgang Welsch, Unsere postmoderne Moderne,<br />
VCH Verlagsgesellschaft, We<strong>in</strong>heim 1987.<br />
[4] Yang Lian, Aufzeichnungen e<strong>in</strong>es glückseligen Dämons.<br />
Gedichte <strong>und</strong> Reflexionen. Suhrkamp Verlag,<br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 2009.<br />
[5] Julian Schutt<strong>in</strong>g, Flugblätter, Otto Müller Verlag,<br />
Salzburg 1990.<br />
[6] José Ángel Valente, Vorschlag für e<strong>in</strong>e Annäherung<br />
an das poetische Wort, <strong>in</strong>: Joachim Sartorius (Hg.),<br />
M<strong>in</strong>ima Poetica. Für e<strong>in</strong>e Poetik des zeitgenössischen<br />
Gedichts, Verlag Kiepenheuer & Witsch,<br />
Köln 1999, S. 73–79.<br />
[7] Klaus Amann, Nachwort, <strong>in</strong>: Gert Jonke, Alle Gedichte,<br />
Verlag Jung <strong>und</strong> Jung, Salzburg <strong>und</strong> Wien<br />
2010, S. 140-154.<br />
[8] Herta Müller <strong>und</strong> Renata Schmidtkunz, Ich glaube<br />
nicht an die Sprache. Herta Müller im Gespräch<br />
mit Renata Schmidtkunz, Wieser Verlag, Klagenfurt<br />
2009.<br />
Odile Canale, Paris<br />
L‘emploi de la langue française: un cadre légal respecté?<br />
L‘article 2 de la Constitution prévoit « La langue de la<br />
République est le français ».<br />
La loi du 4 août 1994 relative à l‘emploi de la langue<br />
française dote la France d‘une véritable législation l<strong>in</strong>guistique<br />
qui a <strong>in</strong>spiré de nombreux Etats, notamment<br />
en Europe. Ce texte n‘a pas vocation à préserver la pureté<br />
du français en faisant la chasse aux mots étrangers: il<br />
porte sur la présence du français et non sur son contenu.<br />
Ce n‘est pas une « mach<strong>in</strong>e de guerre » contre l‘anglais.<br />
Il marque la volonté de ma<strong>in</strong>tenir le français comme<br />
élément de cohésion sociale et langue de communication<br />
<strong>in</strong>ternationale, dans une France qui se veut ouverte<br />
sur l‘extérieur et partie prenante de la mondialisation.<br />
La loi de 1994 pose le pr<strong>in</strong>cipe que la langue française<br />
est la langue de l‘enseignement, du travail, des échanges<br />
et des services publics et « le lien privilégié des Etats<br />
constituant la communauté de la francophonie ».<br />
Elle vise à garantir à nos concitoyens un « droit au français<br />
», en leur permettant notamment de disposer dans<br />
leur vie quotidienne, au travail, pour l‘accès au savoir et<br />
à la culture, d‘une <strong>in</strong>formation en langue française de<br />
nature à assurer leur sécurité et leur santé.<br />
Cette loi a été complétée par des textes réglementaires,<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Helwig Brunner, geb. 1967, lebt <strong>in</strong> Graz. Doktorat im<br />
Fach Biologie/Ökologie, Konzertdiplom <strong>und</strong> Magisterium<br />
<strong>in</strong> Musik. Schriftsteller <strong>und</strong> Geschäftsführer e<strong>in</strong>es<br />
ökologischen Planungsbüros. Zehn literarische Bücher<br />
– zuletzt »Die Zuckerfrau« (Roman, Leykam 2008),<br />
»Süßwasser we<strong>in</strong>en« (Gedichte, Sonderzahl 2008) <strong>und</strong><br />
»Schuberts Katze« (Musikgedichte, Edition Thurnhof<br />
2010) –, daneben zahlreiche Beiträge <strong>in</strong> Anthologien,<br />
Literaturzeitschriften, Zeitungen <strong>und</strong> im R<strong>und</strong>funk;<br />
außerdem Fachartikel <strong>in</strong> naturwissenschaftlichen Büchern<br />
<strong>und</strong> Zeitschriften. Mitherausgeber der Zeitschrift<br />
für Literatur, Kunst <strong>und</strong> Zeitkritik »Lichtungen«. Theodor-Körner-Förderpreis<br />
für Wissenschaft, Literaturförderungspreis<br />
der Stadt Graz, Ernst-Meister-Förderpreis<br />
für Lyrik der Stadt Hagen, 1. Preis beim Literaturwettbewerb<br />
»Vision <strong>Europa</strong>« der Akademie Graz. Im Internet<br />
unter www.helwigbrunner.at <strong>und</strong> www.oekoteam.<br />
at.<br />
une jurisprudence, notamment en matière sociale. On<br />
peut se demander si elle est toujours adaptée à la réalité<br />
du XXIème siècle (les tentatives pour la modifier, la moderniser<br />
etc...n‘ont pas abouti). Certa<strong>in</strong>s souhaiteraient<br />
supprimer certa<strong>in</strong>es de ses obligations qui leur paraissent<br />
rétrogrades, d‘autres la trouvent trop peu contraignante<br />
et accusent les pouvoirs publics de ne pas la faire<br />
appliquer.<br />
Quels sont les enjeux de ces critiques? Comment faire<br />
évoluer les mentalités pour amener à une prise de conscience<br />
des citoyens? Quel stratégie mettre en place pour<br />
promouvoir les politiques l<strong>in</strong>guistiques en Europe?<br />
Die Anwendung der französischen<br />
Sprache im gesetzlichen Rahmen?<br />
Der Artikel 2 der Verfassung sagt: Französisch ist die<br />
Republiksprache.<br />
Das Gesetz vom 4. August 1994 bezüglich der Verwendung<br />
der französischen Sprache brachte Frankreich e<strong>in</strong><br />
bemerkenswertes Sprachgesetz, an das sich zahlreiche<br />
10
Staaten, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> anlehnten. Diese Fassung<br />
hat nicht die Aufgabe die Re<strong>in</strong>heit des Französischen<br />
zu erhalten mit e<strong>in</strong>er Fremdwörterjagd: es handelt<br />
sich um die Ausstrahlung <strong>und</strong> nicht um den Inhalt<br />
der Sprache. Es ist ke<strong>in</strong>e „Kriegsmasch<strong>in</strong>e“ gegen das<br />
Englische.<br />
Es kennzeichnet den Willen, das Französische beizubehalten<br />
als gesellschaftliches B<strong>in</strong>deglied <strong>und</strong> als Sprache<br />
<strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen Verständigung, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Frankreich,<br />
das sich nach außen offen sieht <strong>und</strong> an der Internationalisierung<br />
teilhat.<br />
Das Gesetz von 1994 hat zum Gr<strong>und</strong>satz, dass Französisch<br />
die Unterrichtssprache ist, <strong>in</strong> der Arbeitswelt,<br />
im Geschäftsleben <strong>und</strong> im öffentlichen Dienst <strong>und</strong> als<br />
„vorrangiges B<strong>in</strong>deglied <strong>in</strong> den Staaten der Frankophonie<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wird“.<br />
Es bezweckt, unseren Bürgern e<strong>in</strong> Recht auf Franzö-<br />
Das Wörtermachen nimmt den Deutschen ke<strong>in</strong>er ab!<br />
Dr. Kurt Gawlitta, Berl<strong>in</strong><br />
Der Vortrag:<br />
Sollen wir „Laptop“, „Notebook“ oder etwa „Klapprechner“<br />
sagen? E<strong>in</strong>e lebendige Sprachgeme<strong>in</strong>schaft kann<br />
<strong>und</strong> will gr<strong>und</strong>sätzlich alles <strong>in</strong> ihrer Sprache ausdrücken.<br />
Dazu greift sie auf eigene Wortstämme zurück,<br />
wandelt sie ab, komb<strong>in</strong>iert sie neu. Manchmal nimmt<br />
sie auch fremde Wörter auf <strong>und</strong> passt sie <strong>in</strong> Grammatik,<br />
Aussprache <strong>und</strong> Schreibweise der Landessprache an.<br />
So werden sie e<strong>in</strong>es Tages eigene Wörter. Die Ingenieure<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftsführer unseres Landes wollen dies offensichtlich<br />
nicht. Sie übernehmen für technische Neuheiten<br />
ungefiltert die angloamerikanischen Bezeichnungen<br />
<strong>und</strong> machen sich — ganz k<strong>und</strong>enfre<strong>und</strong>lich<br />
— nicht mehr die Mühe, mit den dämlichen deutschen<br />
„Usern <strong>und</strong> User<strong>in</strong>nen“ <strong>in</strong> ihrer Sprache zu sprechen.<br />
Durch die Bezeichnung „airbag“ z.B. wird sogar die<br />
deutsche Ingenieurleistung im weltweiten Wettbewerb<br />
verschenkt. Grenzt es nicht an Gehirnwäsche, wenn wir<br />
alle schließlich brav „flatrate“ sagen, auch wenn viele<br />
immer noch nicht wissen, was das heißt? Wann begreifen<br />
Werbeleute <strong>und</strong> Vorstände der Unternehmen end-<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
sisch zu sichern, es <strong>in</strong> ihrem Alltagsleben zu verwenden,<br />
bei der Arbeit, im Zugang zu Wissen <strong>und</strong> Kultur, auf<br />
Nachrichten <strong>in</strong> französisch, sodaß Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
abgesichert s<strong>in</strong>d.<br />
Dieses Gesetz wurde ergänzt durch Verordnungen,<br />
Rechtserkenntnisse, vor allem im Sozialrecht. Man kann<br />
sich fragen, ob es den Verhältnissen des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
angepasst ist (Versuche es zu verändern, modernisieren<br />
etc. … brachten ke<strong>in</strong> Ergebnis). E<strong>in</strong>ige wollen gewisse<br />
gesetzliche Auflagen daraus abschaffen, die ihnen rückschrittlich<br />
ersche<strong>in</strong>en, andere fanden es zu wenig weit<br />
gehend <strong>und</strong> klagten den Staat an, es nicht umzusetzen.<br />
Was ist der S<strong>in</strong>n dieser Kritik? Wie die Denkungsart<br />
dorth<strong>in</strong> zu br<strong>in</strong>gen, dass sich die Bürger dessen bewusst<br />
werden? Welche Strategie anwenden, um die <strong>Sprachpolitik</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Europa</strong> zu fördern?<br />
lich, wie fe<strong>in</strong>dselig sie gegenüber unseren Mitbürgern<br />
handeln? E<strong>in</strong>fach lächerlich, den Amerikanern sogar<br />
noch pseudoenglische Wörter wie „Beamer“, „Body<br />
bag“, „Wellness“ oder „Mobb<strong>in</strong>g“ zu liefern, die sie bei<br />
uns nicht bestellt haben! Der Referent versucht, für die<br />
Absurdität dieser Situation breiteres Verständnis zu wecken,<br />
<strong>und</strong> schildert, welche Möglichkeiten die Bürgergesellschaft<br />
<strong>und</strong> der Staat hätten, die Wortbildung unserer<br />
Sprache wieder <strong>in</strong> die eigene Hand zu nehmen.<br />
Der Referent:<br />
Dr. phil. Kurt Gawlitta, Berl<strong>in</strong>, Jurist <strong>und</strong> Erziehungswissenschaftler,<br />
Autor von Fachartikeln, Romanen <strong>und</strong><br />
Erzählungen (z.B. „Der verkaufte M<strong>und</strong>“, Roman, 2004;<br />
„Ausbruch“, Roman, 2007), Regionalvorsitzender Berl<strong>in</strong>/Potsdam<br />
im Vere<strong>in</strong> Deutsche Sprache (VDS), stellvertretender<br />
Vorsitzender des Arbeitskreises im VDS<br />
„Sprachenpolitik <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“, Mitglied des französischen<br />
Sprachvere<strong>in</strong>s „Défense de la langue française“.<br />
11
Marjeta Humar<br />
Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU<br />
Ljubljana<br />
Anglešč<strong>in</strong>a, anglicizmi <strong>in</strong> slovenska term<strong>in</strong>ologija<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Povzetek<br />
V zadnjih dveh desetletjih prodira anglešč<strong>in</strong>a na področje znanosti <strong>in</strong> v visoko šolstvo s posameznimi<br />
term<strong>in</strong>i <strong>in</strong> kot jezik objav <strong>in</strong> predavanj. Če bo državna znanstvena politika anglešč<strong>in</strong>o kot jezik znanosti<br />
še naprej tako nekritično <strong>in</strong> sprenevedavo podpirala, bo slovenšč<strong>in</strong>a postala jezik t. i. izgubljenih področij,<br />
saj nekatera znanstvena področja ne bodo imela oz. ne bodo (več) razvijala slovenskih poimenovanj –<br />
zlasti tehniške stroke. Pritisk anglešč<strong>in</strong>e je viden zlasti v strokovnih delih s področja tehnike, ki vsebujejo<br />
veliko anglicizmov. V ožjem smislu kot anglicizme označujemo besede, prevzete iz anglešč<strong>in</strong>e. V širšem<br />
smislu pa še angleške elemente na drugih jezikovnih ravneh, npr.: pravopis, izgovor, besedotvorje. V<br />
prispevku opozarjamo na nekatere probleme pri slovenjenju. Na pomembnost anglešč<strong>in</strong>e kot t. i. jezika<br />
znanosti kažejo tudi term<strong>in</strong>ološki slovarji, ki več<strong>in</strong>oma vsebujejo angleške ustreznike, drugi jeziki se<br />
navajajo zlasti iz praktičnih razlogov.<br />
Problematika jezika v slovenski znanosti<br />
Slovenci se kot drugi Evropejci pogosto sprašujemo, ali se v prihodnosti lahko zgodi, da bo anglešč<strong>in</strong>a s<br />
svojim izrazjem preoblikovala narodne jezike ali pa jih sploh izr<strong>in</strong>ila. Da je vpliv anglešč<strong>in</strong>e močan, je<br />
vidno na vseh področjih življenja. V preteklih 30 ali 40 letih je anglešč<strong>in</strong>a izpodr<strong>in</strong>jala zlasti slovenska<br />
imena trgov<strong>in</strong>, lokalov1 <strong>in</strong> se močno uveljavila v mladostniški govorici – slengu. V zadnjih dveh desetletjih<br />
prodira anglešč<strong>in</strong>a na področje znanosti <strong>in</strong> v visoko šolstvo s posameznimi term<strong>in</strong>i <strong>in</strong> anglešč<strong>in</strong>o kot<br />
jezikom objav <strong>in</strong> predavanj.<br />
Slovenci imamo bogato zgodov<strong>in</strong>o doslej uspešnih prizadevanj za ohranitev slovenskega jezika oziroma<br />
njegovo uveljavitev na vseh področjih življenja. Ta segajo od izgube samostojnosti Karantanije v 8.<br />
stoletju do danes. Slovenšč<strong>in</strong>o kot narodni jezik sta v zgodov<strong>in</strong>i ogrožali: nemšč<strong>in</strong>a <strong>in</strong> srbohrvašč<strong>in</strong>a,<br />
ker smo bili vključeni v države, v katerih sta bila ta dva jezika vodilna glede na število prebivalcev, jezik<br />
oblastnikov ipd.<br />
Kljub drugačnim pričakovanjem pred osamosvojitvijo v samostojni Sloveniji že dalj časa ugotavljamo<br />
nasprotujoča si dejstva v zvezi s položajem slovenšč<strong>in</strong>e. Na problematiko rabe slovenskega jezika<br />
želi opozoriti politike, znanstvenike, univerzitetne predavatelje <strong>in</strong> vse, ki urejajo jezikovno politiko v<br />
slovenski znanosti, izjava, sprejeta na mednarodni konferenci z naslovom Jezikovna različnost <strong>in</strong> jeziki<br />
v visokem šolstvu, ki je potekala v novembru 2009 v Ljubljani. Pobudo za organizacijo konference je<br />
dala Evropska zveza za term<strong>in</strong>ologijo (The European Association for Term<strong>in</strong>ology – EAFT), katere<br />
član je tudi Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU. Omenjenima organizatorjema se<br />
1 Ta proces je še zmeraj živ. Sredi Ljubljane smo v zadnjem času dobili pekarno, ki se imenuje<br />
Happy Pek. Poimenovanje ni ne slovensko ne angleško: angleško bi bilo Happy baker/Happy Baker,<br />
slovensko pa Srečni pek. Velika začetnica slovenske besede kaže na angleški pravopis. Lastnik je Slovenec.<br />
12
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
je priključilo še Evropsko združenje državnih jezikovnih ustanov (European Federation of National<br />
Institutions for Language – EFNIL), Haag, moralno <strong>in</strong> f<strong>in</strong>ančno pa so konferenco podprli Sektor za<br />
slovenski jezik M<strong>in</strong>istrstva za kulturo, M<strong>in</strong>istrstvo za visoko šolstvo <strong>in</strong> Délégation générale à la langue<br />
française et aux langues de France iz Pariza. Konference so se udeležili predstavniki iz več evropskih<br />
držav: iz Belgije, Nizozemske, Švedske, Romunije, Španije, Portugalske, Madžarske, Francije, Irske,<br />
Nemčije, Latvije, Danske, Hrvaške, s Cipra <strong>in</strong> seveda iz Slovenije, ki so v svojih prispevkih prikazali<br />
razmere v njihovih državah. Anglizacija visokega šolstva je marsikje že dejstvo, drugod pa se – tako kot<br />
pri nas – začenja.<br />
Eden od pokazateljev tihega prehajanja na anglešč<strong>in</strong>o kot jezik znanosti je gotovo dejstvo, da prireditelji<br />
kljub večkratnim povabilom na konferenco niso mogli privabiti niti enega dekana slovenskih univerz,<br />
niti na odprtje ne.<br />
Slovenski udeleženci so sprejeli t. i. Ljubljansko izjavo, 2 ki opozarja na problem izgubljanja slovenšč<strong>in</strong>e<br />
v visokem šolstvu, mednarodna izjava pa zaradi nekaterih različnih pogledov ni bila dokončana.<br />
Slovenski udeleženci konference so ugotovili, da je odnos do slovenskega jezika v slovenski državi<br />
protisloven:<br />
-<br />
-<br />
»država Slovenija je s pravnimi akti slovenskemu jeziku kot temeljnemu delu slovenske narodne<br />
identitete določila ustrezen položaj;<br />
država Slovenija zahtev, zapisanih v pravnih aktih, zlasti glede rabe jezika v visokem šolstvu <strong>in</strong><br />
razvoja slovenske term<strong>in</strong>ologije, ne izpolnjuje v celoti ali pa sploh ne,<br />
zato opozarjamo, da lahko slovenšč<strong>in</strong>a sčasoma postane jezik, v katerem nekatera področja ne<br />
bodo imela oz. ne bodo (več) razvijala slovenskih poimenovanj <strong>in</strong> bo sporazumevanje potekalo le<br />
še v tujem jeziku.<br />
Dejansko stanje:<br />
1. Anglešč<strong>in</strong>a že vrsto let vztrajno prodira v študijske vseb<strong>in</strong>e <strong>in</strong> raziskovalno delo visokošolskih<br />
učiteljev v Sloveniji, zlasti po vstopu v EU <strong>in</strong> uvedbi Bolonjske deklaracije.<br />
2. Rabo anglešč<strong>in</strong>e podpirajo Merila za volitve v nazive visokošolskih učiteljev, znanstvenih<br />
delavcev <strong>in</strong> sodelavcev, po katerih so v slovenšč<strong>in</strong>i objavljeni znanstveni dosežki ovrednoteni<br />
le s polovičnimi točkami, med nujnimi pogoji za izvolitev pa so predvidene le objave ’v enem<br />
od svetovnih jezikov’, zato so znanstvene objave v slovenšč<strong>in</strong>i zapostavljene <strong>in</strong> za napredovanje<br />
nepomembne.<br />
3. Na mnogih slovenskih visokošolskih ustanovah se več<strong>in</strong>oma poučuje <strong>in</strong> zato razvija le tujejezična<br />
term<strong>in</strong>ologija, država <strong>in</strong> univerza ne f<strong>in</strong>ancirata ustrezno mednarodnih izmenjav študentov,<br />
predvsem v smislu ovrednotenja <strong>in</strong> spodbujanja vzporednega izvajanja predmetov v slovenskem<br />
<strong>in</strong> tujem jeziku.<br />
4. Term<strong>in</strong>ološki slovarji, ki so navadno najmanj pet- ali desetletno delo skup<strong>in</strong>e strokovnjakov, v<br />
sistemu ocenjevanja znanstvenih rezultatov niso ustrezno ovrednoteni.<br />
5. Delo <strong>in</strong> sodelovanje pri razvoju slovenske term<strong>in</strong>ologije je f<strong>in</strong>ančno zelo slabo podprto.«<br />
Izjava o slovenšč<strong>in</strong>i v visokem šolstvu je bila poslana vsem dekanom slovenskih univerz, Slovenski<br />
akademiji znanosti <strong>in</strong> umetnosti, predsedniku države, predsedniku slovenske vlade, m<strong>in</strong>istru za znanost<br />
2 Ljubljanska izjava, objavljena v Jezikoslovnih zapiskih, glasilo Inštituta za slovenski jezik Frana<br />
Ramovša ZRC SAZU, št. 15, 1–2. Ljubljana 2009. 295–297.<br />
13
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
<strong>in</strong> tehnologijo, m<strong>in</strong>istrici za kulturo, vsem poslanskim skup<strong>in</strong>am v slovenskem parlamentu, posameznim<br />
poslancem <strong>in</strong> drugim pomembnim posameznikom. Podprl jo je predsednik Slovenske akademije<br />
znanosti <strong>in</strong> umetnosti akademik Jože Trontelj, prav tako tudi m<strong>in</strong>ister za znanost <strong>in</strong> tehnologijo Gregor<br />
Golobič, ki je predstavnike Inštituta za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU povabil na pogovor<br />
<strong>in</strong> obljubil, da se bo za to problematiko zavzel. Po dogovoru naj bi spomladi 2010 m<strong>in</strong>istrstvo za znanost<br />
<strong>in</strong> tehnologijo, Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU <strong>in</strong> Slovenska akademija znanosti<br />
<strong>in</strong> umetnosti pripravili pogovor o tem, kaj storiti.<br />
Če bo državna znanstvena politika anglešč<strong>in</strong>o kot jezik znanosti še naprej tako nekritično <strong>in</strong> sprenevedavo<br />
podpirala, bo slovenšč<strong>in</strong>a postala jezik t. i. izgubljenih področij, saj nekatera znanstvena področja ne bodo<br />
imela oz. ne bodo (več) razvijala slovenskih poimenovanj – zlasti tehniške stroke. Postala bo jezik, ki se<br />
“govori samo v copatih,” kot je na posvetu o slovenskem jeziku, ki ga je leta 2007 pripravila Slovenska<br />
akademija znanosti <strong>in</strong> umetnosti v Ljubljani, rekel akademik Janez Orešnik. Že zdaj pa je opazno to, da<br />
se slovenšč<strong>in</strong>a vedno bolj uveljavlja kot jezik poljudnoznanstvenih besedil, saj njihovo število ne upada,<br />
zmanjšuje pa se število znanstvenih besedil, objavljenih v slovenšč<strong>in</strong>i. (Gogala, 2008)<br />
Do pred kratkim je vzbujalo skrb tudi odr<strong>in</strong>janje jezikovne problematike iz sredstev javnega obveščanja.<br />
Pred osamosvojitvijo je pri Socialistični zvezi delovnega ljudstva Slovenije 3 delovalo Jezikovno razsodišče,<br />
ki je opozarjalo na nepravilnosti v javni rabi slovenskega jezika, tako tudi na vdiranje angleškega izrazja.<br />
Izjave so objavljala sredstva javnega obveščanja: radio, televizija, časopisje. Televizija <strong>in</strong> radio sta<br />
tudi sicer imela oddaje, posvečene slovenskemu jeziku, nekateri časopisi pa so objavljali prispevke o<br />
posameznih jezikovnih problemih, zlasti t. i. jezikovne kotičke. 4 Po razpadu Jugoslavije <strong>in</strong> osamosvojitvi<br />
Slovenije Jezikovno razsodišče ni bilo obnovljeno. Nasprotujejo mu tudi nekateri vplivni jezikoslovci,<br />
ki menijo, da vsakršno normiranje jezika negativno vpliva na sproščeno rabo. Zanimivo je, da politične<br />
stranke jezik sicer vključujejo v svoje programe, vendar kot posebno temo <strong>in</strong> dovolj argumentirano samo<br />
NSi. Te problematike pa v javnih predstavitvah ne poudarjajo, kar kaže na to, da Slovencem jezik ni<br />
vrednota, ki bi pritegnila volivce. Liberalnejše stranke poudarjajo večkulturnost, desničarske stranke ji<br />
nasprotujejo. (Stritar, 2009)<br />
V zadnjem času pa so vidni nekateri pozitivni premiki na tem področju. Osrednji slovenski časopis Delo<br />
objavlja rubriko o jeziku Besede, besede, besede, tudi radio Slovenija <strong>in</strong> televizija Slovenija sta uvedla<br />
oddaje o slovenskem jeziku.<br />
Verjetno je zdaj še čas, da se anglizacija zavre. Če pa bo anglešč<strong>in</strong>a kot jezik visokega šolstva <strong>in</strong> znanosti<br />
prevladala, bo pot nazaj do ponovne polnofunkcionalne vzpostavitve narodnega jezika, za kar si npr. že<br />
leta prizadevajo nekatere države (npr. Irska, Južnoafriška republika), zelo težka ali nemogoča. Vzroki za<br />
anglizacijo pri nas pa so gotovo popolnoma drugačni kot v omenjenih državah.<br />
3 Socialistična zveza delovnega ljudstva Slovenije (kratica SZDLS) je bila »prostovoljna demokratična<br />
fronta vseh delovnih ljudi <strong>in</strong> občanov kot posameznikov <strong>in</strong> njihovih družbenopolitičnih <strong>in</strong> drugih<br />
<strong>in</strong>teresnih oblik združevanja z namenom graditve socialistične samoupravne družbe«. Ustanovljena<br />
je bila aprila 1953, ko se je dotedanja Osvobodilna fronta preimenovala na 4. kongresu. 27. decembra 1989 je<br />
prenehala delovati kot družbenopolitična organizacija, nato pa se je preoblikovala v Socialistično stranko Slovenije.<br />
(http://sl.wikipedia.org/wiki/Socialisti%C4%8Dna_zveza_delovnega_ljudstva_Slovenije)<br />
4 Najdlje je najbrž vztrajal Jezikovni kotiček Janka Modra v Ljubljanskem dnevniku. Janko Moder<br />
je bil tudi član ene od sestav Jezikovnega razsodišča.<br />
14
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Slovenšč<strong>in</strong>a danes ni jezik, ki umira, zagotovo pa jo ogroža anglešč<strong>in</strong>a, ki nam je nihče ne vsiljuje kot<br />
nekdaj nemšč<strong>in</strong>o ali srbohrvašč<strong>in</strong>o. Nevarna je zato, ker je po mnenju zlasti mladih ljudi »boljši jezik,<br />
jezik, ki omogoča mednarodno uveljavitev«.<br />
Jezikovni problemi na področju term<strong>in</strong>ologije so zelo veliki zaradi stalnega dotoka tujega izrazja, ki<br />
bi ga bilo treba poslovenjati. Zelo pomembno vlogo pri tem imajo sredstva javnega obveščanja, zlasti<br />
radio <strong>in</strong> televizija. Tu je pogosto opazna nekritična uporaba angleških poimenovanj, ker želijo zelo hitro<br />
posredovati novice. Tako na radiu ali televiziji kaj novega najprej poimenujejo kar z angleškim imenom,<br />
bodisi da izraz še ni poslovenjen ali da je angleški »veliko bolj zanimiv«, čeprav imamo slovenski<br />
izraz.<br />
Primera: V jutranji oddaji Radia Slovenija o rekreaciji so kar dolgo govorili o nordic walk<strong>in</strong>g, kar je bilo<br />
mogoče čisto preprosto posloveniti z nordijska hoja. 29. marca zjutraj so v oddaji, namenjeni šolarjem,<br />
govorili o »big boxu«, ki so ga poslovenili kot »vokalno bobnanje«, kar je zelo nerodno ali neustrezno,<br />
saj se s petjem, cmokanjem <strong>in</strong> drugimi glasovi oponašajo glasbeni <strong>in</strong>štrumenti, ustvarja glasba. Hitrica<br />
ne opravičuje rabe angleškega poimenovanja niti ne slabega slovenskega poimenovanja. Kot zanimivo<br />
politično izrazje, ki pove »nekaj več«, pa se kar pogosto pojavljajo angleški term<strong>in</strong>i, npr.: hear<strong>in</strong>g,<br />
impičment.<br />
Nov<strong>in</strong>arji bi morali imeti na voljo naslov, kamor bi se obrnili po pomoč. Ta pa bi morala biti hitra. Z<br />
jezikovnim svetovanjem se ob drugem delu ukvarjajo sodelavci Inštituta za slovenski jezik Frana Ramovša<br />
ZRC SAZU, v glavnem pa so uporabniki bolj ali manj prepuščeni sami sebi <strong>in</strong> svoji iznajdljivosti.<br />
Anglešč<strong>in</strong>a kot vodilni mednarodni jezik novorazvijajočih se znanosti <strong>in</strong> »posrednik več<strong>in</strong>e novega<br />
znanja« (Smolej, 2007: 548) ob podpori slovenske znanstvene politike tako ogroža slovenski znanstveni<br />
jezik. Zaradi objav v anglešč<strong>in</strong>i se ne bo razvijalo slovensko znanstveno izrazje, zaradi premajhne skrbi<br />
pa bo v sicer slovenskih besedilih preveč anglicizmov.<br />
Kaj je anglicizem? V Slovarju slovenskega knjižnega jezika je opisan kot ‘element anglešč<strong>in</strong>e v kakem<br />
drugem jeziku’.<br />
V ožjem smislu kot anglicizme označujemo besede, prevzete iz anglešč<strong>in</strong>e. V širšem smislu pa še<br />
angleške elemente na drugih jezikovnih ravneh, npr.: pravopis, izgovor, besedotvorje.<br />
Najmočnejši vpliv angleškega jezika se kaže na področju strokovnega izrazja, tj. term<strong>in</strong>ov, kratic <strong>in</strong><br />
drugih poimenovanj, kjer so zelo opazni naslednji pojavi:<br />
- raba citatnih ali prevzetih angleških term<strong>in</strong>ov, za katere že imamo ustrezna poslovenjena<br />
poimenovanja: praseodymium, neodymimum namesto prazeodim <strong>in</strong> neodim, mišmetal namesto<br />
mešana kov<strong>in</strong>a5 (Smolej 2007: 549); sp<strong>in</strong>-off podjetje (v korpusu Nova beseda 40 zadetkov) za<br />
odcepljeno podjetje (v Novi besedi6 še ni registriran, najde se v Najdi.si, na Googlu); snowboard (v<br />
Novi besedi 115 zadetkov) za snežna deska (v Novi besedi 2 zadetka); zarezne smuči (v Novi besedi<br />
nobenega zadetka) za karv<strong>in</strong>g smuči (v Novi besedi 34 zadetkov), carv<strong>in</strong>g smuči (v Novi besedi 69<br />
zadetkov); kompjuter (v Novi besedi 31 zadetkov) za računalnik (v Novi besedi 13.750 zadetkov),<br />
5 Ustrezna poslovenjena poimenovanja navajata Slovar slovenskega knjižnega jezika <strong>in</strong> Metalurški<br />
term<strong>in</strong>ološki slovar Andreja Paul<strong>in</strong>a, kar kaže na ustaljenost poslovenjenih oblik.<br />
6 Nova beseda je prosto dostopna spletna besedilna zbirka, ki jo ureja Inštitut za slovenski jezik<br />
Frana Ramovša.<br />
15
-<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
krmiljenje črpalne enote je izvedeno po načelu master-slave (za kar bi bilo že ustrezneje uporabiti<br />
po načelu nadrejeni-podrejeni 7 ) ipd.;<br />
v strokovnih besedilih je zelo pogosto pojasnjevanje slovenskega poimenovanja z angleškim, navadno<br />
navedenim v oklepaju, včasih tudi posebej opozorjeno, da gre za angleški izraz: 8 izdvajanje logistike<br />
(outsourc<strong>in</strong>g); sistem osebnega pozivanja (pagg<strong>in</strong>g); 9 šaržni proces (batch process); standard določa<br />
tri vrste vodenja: osnovno (basic), postopkovno (procedural) <strong>in</strong> koord<strong>in</strong>acijsko (coord<strong>in</strong>ation)<br />
vodenje; računalništvo v oblaku (angl. cloud comput<strong>in</strong>g); tematska povezovanja pobratenih mest<br />
(town tw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g); priključi <strong>in</strong> uporabljaj (Plug-and-Play); koord<strong>in</strong>acijski modul (Coord<strong>in</strong>ation<br />
module); proizvodne naloge se pošiljajo na modul za vodenje (Control module) – Actuations.xml;<br />
sistem za diagnosticiranje napak (Fault diagnosis system); upoštevana priporočila organizacije<br />
WBF (World Batch Forum), ki za razvoj XML shem (XSD – XML Schema Def<strong>in</strong>ition) upošteva ISA<br />
standarde; HBM sporoča, da je dal na trg izdelke za hitro zbiranje podatkov z imenom genesis High<br />
Speed, ki obsega vrsto različnih enot merilne opreme za hitro zbiranje podatkov (angl. high-speed<br />
data aquisition) <strong>in</strong> zapise prehodnih pojavov (angl. transient record<strong>in</strong>g); merilni dajalniki tlaka HBM<br />
se npr. uporabljajo pri razvoju sodobnih sistemov za vbrizgavanje goriva s skupnim visokotlačnim<br />
zbiralnikom (angl. common rail fuel <strong>in</strong>jection); 10 tiskalniku lahko poizkusimo pošiljati podatke v<br />
surovi obliki <strong>in</strong> se s tem izognemo dolgotrajni <strong>in</strong> računsko <strong>in</strong>tenzivni operaciji pretvarjanja v posebno<br />
obliko izboljšane metadatoteke (enhanced metafile; njegov preprosti program za podatkovne zbirke<br />
– PC File – je postal med prijatelji <strong>in</strong> kolegi iz službe v okolici Seattla prava uspešnica; 11<br />
- manj pogosto je pojasnjevanje angleškega poimenovanja s slovenskim: Logitech Cordless Wheel<br />
Mouse je Logitechova brezžična miška; 12<br />
- raba angleških poimenovanj iz izvorno angleških list<strong>in</strong>: Prav tako pa smo v 6. okvirnem programu<br />
uspeli pridobiti sredstva za projekt Future bridge; Projekt Listen to the voice of Villages, Projekt<br />
CO Neutral Transport for the Alp<strong>in</strong>e Space; 2 13 neodvisni test DNV company je potrdil, da prevleke<br />
batnic, izdelane s tehnologijo Eatonite Laser Coat<strong>in</strong>g, izpolnjujejo zahteve, navedene v smernicah<br />
Guidel<strong>in</strong>e for qualification of wear and corrosion protection surface materials for piston rods, ki so<br />
bile razvite kot del skupnega projekta Jo<strong>in</strong>t Industry Project (JIP); 14<br />
- raba angleških poimenovanj, zapisanih v angleških računalniških programih: Tako, recimo, izbira<br />
'mouse' nastopa v »System Sett<strong>in</strong>gs/mouse« <strong>in</strong> v »Preferences/Peripherals/mouse«, klik te izbire pa<br />
nas pripelje do različnih menujev; 15<br />
- raba kratic, nastalih iz angleške besedne zveze: AC iz. Alternat<strong>in</strong>g Current za izmenični tok, ADC iz<br />
Analog-to-Digital Converter za analogno-digitalni pretvornik, ADP iz Automatic Data Process<strong>in</strong>g<br />
za avtomatska obdelava podatkov, AM iz Amplitude Modulation za amplitudna modulacija, ASCII<br />
7 I-slovar: razmerje nadrejeni-podrejeni -a -- sr (angl. master/slave relationship).<br />
8 Ljudmila Bokal (2009: 113) meni, da ta tip v nekaterih primerih kaže na besedotvorno moč<br />
slovenšč<strong>in</strong>e. Na eni strani njena trditev drži, na drugi pa taki dostavki kažejo na manjšo ustaljenost slovenskega<br />
poimenovanja. Kadar je takih angleških pojasnil <strong>in</strong> kratic več, je besedilo po videzu <strong>in</strong> slogu<br />
neslovensko <strong>in</strong> težko razumljivo. Da je tako dvojezično izražanje pogosto, kaže pregled besedilne<br />
zbirke Nova beseda. Velik del angleških poimenovanj s področja računalništva je mogoče najti v sicer<br />
slovenskih besedilih kot pojasnilne pridatke k slovenskim.<br />
9 Iz nelektoriranega besedila za Kamniški zbornik 2010.<br />
10 Iz nelektoriranih besedil za revijo Ventil.<br />
11 Iz Nove besede (revija Monitor).<br />
12 Iz Nove besede (revija Monitor).<br />
13 Iz nelektoriranega besedila za Kamniški zbornik 2010.<br />
14 Iz nelektoriranega besedila za revijo Ventil.<br />
15 Iz Nove besede (revija Monitor).<br />
16
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
iz American Standard Code for Information Interchange za standardni nabor znakov za izmenjavo<br />
<strong>in</strong>formacij; 16<br />
- navajanje neprevedenega besedila sredi slovenskega: je dejal dr. Luis F. Garfias, director of Test<strong>in</strong>g<br />
& Qualification for DNV’s Materials & Corrosion Technology Center <strong>in</strong> Columbus, Ohio; v ta tip<br />
sodijo tudi neposlovenjene preglednice <strong>in</strong> sheme, prenesene neposredno iz tujejezičnega članka: 17<br />
-<br />
-<br />
Slika 1: Komponente celovitega sistema vodenja <strong>in</strong> <strong>in</strong>formacijski tok znotraj sistema<br />
Vpliv angleškega jezika se kaže tudi na ravni pravopisa:<br />
- pisava občih poimenovanj z veliko začetnico: je uporabil Cer (op. M. H. slovensko ime cerij), da<br />
je dobil okroglo obliko grafita (Smolej 2007: 550); PantheonTM dopolnjuje zmogljivosti planiranja<br />
proizvodnje s Preactorjem; MultiLift kontejner; 18<br />
- raba izvirno <strong>in</strong> poslovenjeno pisanih angleških term<strong>in</strong>ov v istem besedilu: mišmetal, mishmetal,<br />
mischmetal namesto slovenskega poimenovanja mešana kov<strong>in</strong>a (Smolej 2007: 550);<br />
- različna pisava citatnih term<strong>in</strong>ov: krmiljenje črpalne enote je izvedeno po načelu master–slave preko<br />
osrednjega krmilnega računalnika; radijski master slave; mnenje o Master-Slave modulu; zaščita z<br />
master/slave funkcijo; 19<br />
- pisava zloženk s kratičnim prvim delom pogosto odstopa od načel Slovenskega pravopisa. (Stramljič,<br />
2003: 112). Pisali naj bi jih z vezajem med kratičnim delom <strong>in</strong> besedo, npr. GSM-omrežje, vendar<br />
je pogosta pisava brez vezaja: POW’R-RISER ® dvigalka; PC krmiljenje; deluje na osnovi PEM<br />
gorivnih celic; LPT vrata. Težave, kje postaviti vezaj, imajo tudi lektorji, zlasti takrat, ko kratici<br />
sledi razvezava v oklepaju: LPT (L<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>ter) vrata; za izmenjavo podatkov preko podatkovnega<br />
strežnika je bila izbrana metoda izmenjave preko XML (eXtensible Markup Language) sporočil; 20<br />
- uvajanje nove rabe ločil: Start:up podjetje, Start:up delavnica. 21<br />
Vpliv anglešč<strong>in</strong>e se kaže tudi na ravni izgovora term<strong>in</strong>ov, lastnih imen <strong>in</strong> kratic:<br />
- angleški izgovor kratice z angleško podlago: džipiès, namesto gepeès (GPS – Global Position<strong>in</strong>g<br />
System);<br />
- angleški izgovor kratice s slovensko podlago: didiví, namesto dǝvǝdǝ̀ ali devedé (DDV –davek na<br />
dodano vrednost), bidipí namesto bǝdǝpǝ̀ ali bedepe (BDP – bruto družbeni proizvod).<br />
16 Iz Slovarja elektronike, elektrotehnike <strong>in</strong> telekomunikacij soavtorjev Carla Muccija <strong>in</strong> Marjete<br />
Humar, ki bo letos izšel pri založbi Mladika v Trstu.<br />
17 Iz nelektoriranega besedila za revijo Ventil.<br />
18 Iz nelektoriranega besedila za revijo Ventil.<br />
19 Po iskalniku Najdi si.<br />
20 Iz nelektoriranega besedila za revijo Ventil.<br />
21 http://www.startup.si/Dokumenti/Dogodki/Startup_delavnice_26.aspx?id_menu=26.<br />
17
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Vplivi na ravni besedotvorja:<br />
- pojavljajo se novi tipi tvorjenk, zlasti iz delov, povezanih z vezajem: ski-fon, Mobi-Beležnica<br />
(Stramljič, 2003: 111), za slovenske besede je takšna povezava značilna za priredne zloženke, v<br />
katerih vezaj pomeni <strong>in</strong>: črno-bel ipd.<br />
- naraščanje tipa zloženk z eno- ali veččrkovno kratično sestav<strong>in</strong>o zlasti na področju telefonije,<br />
računalništva <strong>in</strong> tehnike sploh: e-klepetalnica (e = elektronski), e-klik, e-knjiga, e-knjigarna<br />
(Stramljič, 2003: 111), kratična sestav<strong>in</strong>a e- je v Novi besedi zelo pogosta, saj se z njo zlagajo car<strong>in</strong>a,<br />
cerkev, država, državljan, ekonomija, gospodarstvo, pošta ipd., po seznamu novih besed v Novejši<br />
slovenski leksiki pa je takih zloženk več kot 40. (Gložančev idr., 2009: 79–85)<br />
Opisani pojavi so odraz globalizacije <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternacionalizacije. Mi smo pregledali bolj negativne strani,<br />
ki jih pr<strong>in</strong>aša srečevanje anglešč<strong>in</strong>e <strong>in</strong> slovenšč<strong>in</strong>e. Dejansko pa je za vsem tem veliko napora za<br />
slovenjenje izrazja. Ker znanje priteka zlasti z angleških govornih območij, teh pojavov ni mogoče<br />
zaustaviti. Gotovo pa je res tudi to, kar ugotavlja Stramljičeva za besedotvorne novosti, »da to ni nujno<br />
zgolj negativni vpliv, ki bi lahko vodil k izgubi jezikovne identitete, saj se na ta nač<strong>in</strong> širijo tudi tvorbene<br />
možnosti slovenšč<strong>in</strong>e /…/« (Stramljič, 2003: 115)<br />
Nekateri problemi slovenjenja term<strong>in</strong>ov<br />
Pri novih term<strong>in</strong>ih je gotovo velik problem, kako jih posloveniti. Tu sta dve možnosti:<br />
1. prevod izraza – najpogostejši so dobesedni prevodi, t. i. kalki, ali prevodi zelo blizu dobesednemu:<br />
nordic walk<strong>in</strong>g – nordijska hoja; 22 sort order – nač<strong>in</strong> razvrščanja, draft mode – nač<strong>in</strong> osnutka,<br />
mouse – miška, grid – mreža, bridge – most, male connector – moški priključek; 23 hitra izdelava<br />
prototipov (Rapid Prototyp<strong>in</strong>g), hitra izdelava (Rapid Manufactur<strong>in</strong>g), hitra izdelava prototipov <strong>in</strong><br />
orodij (Rapid Prototyp<strong>in</strong>g & Tool<strong>in</strong>g); 24<br />
- Izraz mora biti preveden tako, da omogoča tvorbo besedne druž<strong>in</strong>e. Lep primer je npr. splet za <strong>in</strong>ternet,<br />
iz katerega se izpeljejo: spleten, spletišče, spletno ipd.<br />
- Izraz mora biti preveden tako, da pokriva pojem. Pri prevajanju izrazja se tako lahko pojavijo različni<br />
problemi.<br />
Primer: critical <strong>in</strong>frastructure poimenuje <strong>in</strong>frastrukturo, brez katere družba ne bi mogla delovati:<br />
prometno omrežje, energetika, športni objekti ipd. V slovenšč<strong>in</strong>i se pojavljata dva prevoda kritična<br />
<strong>in</strong>frastruktura <strong>in</strong> vitalna <strong>in</strong>frastruktura. Kritična <strong>in</strong>frastruktura je kot prevod najbolj priročna, vendar<br />
je napačna. Slovenska beseda kritičen nima pomena: ’odločilen, nujen, nujno potreben’, kot ga ima<br />
angleška critical. Zato je prevod kritična <strong>in</strong>frastruktura zavajajoč. Vitalna <strong>in</strong>frastruktura je ustreznejša.<br />
Druge možnosti so še: življenjsko pomembna <strong>in</strong>frastruktura, nujna <strong>in</strong>frastruktura, ključna <strong>in</strong>frastruktura,<br />
osnovna <strong>in</strong>frastruktura. 25<br />
2.<br />
pisna <strong>in</strong> oblikovna poslovenitev term<strong>in</strong>a je manj ustrezna možnost. Za uporabnike je sprejemljiva<br />
zlasti pri <strong>in</strong>ternacionalizmih z grško ali lat<strong>in</strong>sko podlago: <strong>in</strong>terpolation – <strong>in</strong>terpolacija, compact<br />
disk – kompaktna plošča, constructor – konstruktor, multiplex<strong>in</strong>g – multipleksiranje, secondary<br />
22 Radio Slovenija.<br />
23 Leksikon računalništva <strong>in</strong> <strong>in</strong>formatike, založba Pasadena, Ljubljana 2002.<br />
24 Revija Ventil.<br />
25 Iz odgovora Mojce Žagar Karer, sodelavke Sekcije za term<strong>in</strong>ološke slovarje Inštituta za slovenski<br />
jezik Frana Ramovša ZRC SAZU, na vprašanje podiplomskega študentaBožidarja Željka iz<br />
Centra Vlade RS za <strong>in</strong>formatiko.<br />
18
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
key – sek<strong>und</strong>arni ključ 26 ipd. Tako se poslovenijo tudi angleški izrazi, če iz slovenskega prevoda ni<br />
mogoče napraviti drugih besed besedne druž<strong>in</strong>e, če se v ustreznem času ne najde ustrezno slovensko<br />
poimenovanje ipd.<br />
Primer wellness: kot slovenski ustreznik se pojavlja dobro počutje, ki ga je mogoče uporabiti v zvezah:<br />
center za dobro počutje, program za dobro počutje, oaza dobrega počutja, neustrezen pa je pridevnik:<br />
dobropočutni, tudi prevod počutnost <strong>in</strong> počutnostni, ki ju je predlagal dr. Janez Dular, se v rabi<br />
najverjetneje ne bo uveljavil. Tako se vse bolj uveljavlja samo pisna podomačitev velnes. 27<br />
Vpliv anglešč<strong>in</strong>e na izbiro ustreznikov v slovenskih term<strong>in</strong>oloških slovarjih<br />
Da je anglešč<strong>in</strong>a v sodobnem času – v zadnjih 5 letih – jezik, iz katerega prihaja največ strokovnega<br />
izrazja, kažejo tudi angleški ustrezniki v slovenskih term<strong>in</strong>oloških slovarjih.<br />
Slovarji, ki se že dolgo izdelujejo (več kot 10 let) ali so se začeli izdelovati pred več kot 10 leti, nimajo<br />
tujejezičnih ustreznikov, npr. veter<strong>in</strong>arski, geološki, geografski, tehniški slovar. Dvojezični slovarji<br />
imajo največkrat angleške, tudi nemške <strong>in</strong> francoske ustreznike, odvisno od stroke. Slovensko-italijanski<br />
slovarji so namenjeni zamejskim Slovencem v Italiji ali pa so vezani na stroke, povezane z govorci<br />
italijanšč<strong>in</strong>e (npr. lov), slovensko-nemški pa najpogosteje zamejcem v Avstriji ali pa uslovarjajo stroke,<br />
ki so še danes ali pa so bile v preteklosti strokovno vezane na nemšč<strong>in</strong>o (gradbeništvo, strojništvo), ali<br />
pa so namenjeni poslovnim stikom z nemško govorečimi (poslovni slovar). Slovarji nastajajo v okviru<br />
Inštituta za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU, kot diplomske naloge na fakultetah ali pa so<br />
delo posameznikov.<br />
Leta 2005 je bilo, kot izkazuje Cobiss, izdelanih 8 slovarjev z anglešč<strong>in</strong>o kot drugim ali izhodiščnim<br />
jezikom (vojaški slovar, slovar gradbeništva <strong>in</strong> arhitektura, fotografije, gemologije, slovar javnega<br />
naročanja, poslovni slovar, strojniški slovar, izrazje uporabe betona ). En slovar ima tudi francoske<br />
ustreznike (področje gradbeništva <strong>in</strong> arhitekture), trije pa še nemške (poslovni, strojniški, uporaba betona).<br />
Brez tujih ustreznikov sta: veter<strong>in</strong>arski <strong>in</strong> geografski. Slovensko-italijanski gradbeniški je bil izdelan<br />
za zamejce v Italiji, slovensko-madžarski slovar ekonomskih izrazov pa za zamejce na Madžarskem.<br />
Leta 2006 ima 7 slovarjev angleške ustreznike (lat<strong>in</strong>sko-ameriški standardni plesi, deskanje na snegu,<br />
medic<strong>in</strong>a, zavarovalništvo, vojska, promet, metalurgija). Metalurški ima ob anglešč<strong>in</strong>i še nemšč<strong>in</strong>o. Za<br />
potrebe zamejcev pa je bil izdan italijansko-slovenski <strong>in</strong> slovensko-italijanski slovar gradbeništva. Brez<br />
ustreznikov sta izšla zvezek veter<strong>in</strong>arskega slovarja <strong>in</strong> geološki term<strong>in</strong>ološki slovar. Leta 2007 je bilo<br />
izdelanih 5 term<strong>in</strong>oloških slovarjev z angleškimi ustrezniki, od katerih ima Tehniški metalurški slovar še<br />
nemške ustreznike. Italijanske ustreznike imata dva slovarja, namenjena zamejskim Slovencem v Italiji.<br />
Nemško-slovenski je slovar s področja akvaristike, lovski slovar pa ima ob nemšč<strong>in</strong>i še italijanšč<strong>in</strong>o.<br />
Slovenski medic<strong>in</strong>ski <strong>in</strong> Slovenski tehniški slovar pa nimata ustreznikov. Leta 2008 je izšlo 10 slovarjev<br />
z angleškimi ustrezniki, eden od njih ima še francoske, dva pa nemške ustreznike. Leta 2009 so izšli 4<br />
slovarji z angleškimi ustrezniki, en slovar ima ob angleških še nemške ustreznike, en slovar je nemškoslovenski,<br />
samo slovenske term<strong>in</strong>e ima 5 slovarjev. Leta 2010 je že izšel Bibliotekarski term<strong>in</strong>ološki<br />
slovar, ki ima angleške ustreznike.<br />
26 Leksikon računalništva <strong>in</strong> <strong>in</strong>formatike, založba Pasadena, Ljubljana 2002.<br />
27 Iz odgovora N<strong>in</strong>e Led<strong>in</strong>ek, sodelavke Sekcije za term<strong>in</strong>ološke slovarje Inštituta za slovenski<br />
jezik Frana Ramovša ZRC SAZ, na vprašanje Barbare Gregorič Gorenc z Zavoda za tehnično izobraževanje.<br />
19
Zaključek<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Slovenska znanstvena politika bi se morala bolj zavedati usodnosti svojih odločitev <strong>in</strong> bi morala<br />
slovenšč<strong>in</strong>i priznati vrednost znanstvenega jezika. Gotovo pa je, da je potrebno objavljati tudi<br />
v anglešč<strong>in</strong>i. Tudi vsem predavanjem v anglešč<strong>in</strong>i se ne bo mogoče izogniti, vendar kadar je to<br />
smiselno: ob obiskih uglednih tujih predavateljev, kadar je veliko tujih študentov, vendar morajo biti<br />
na voljo tudi slovenska predavanja <strong>in</strong> izpiti v slovenskem jeziku, vsaj za slovenske študente.<br />
Angleško izrazje bi bilo treba hitreje poslovenjati. S slovenjenjem zlasti za nov<strong>in</strong>arsko rabo bi se<br />
morala ukvarjati skup<strong>in</strong>a ljudi, ki bi se posvečala samo temu delu, pri čemer bi morala imeti na<br />
razpolago pomoč strokovnjakov različnih področij. Če se s pretresanjem term<strong>in</strong>ov ukvarjajo ljudje,<br />
ki so obremenjeni z različnimi nalogami, čeprav na področju term<strong>in</strong>ologije, poteka slovenjenje za<br />
uporabnike prepočasi, medtem se že uveljavi angleško poimenovanje.<br />
Slovenskim člankom v revijah je potrebno dodajati angleške povzetke (dober primer je npr. revija<br />
Slovenska vojska), angleškim člankom pa razširjene slovenske povzetke (revija Ventil, Arheološki<br />
zbornik).<br />
Term<strong>in</strong>ološki slovarji naj imajo ob drugih jezikih tudi angleške ustreznike.<br />
Term<strong>in</strong>ološke slovarje je treba objavljati na spletu, da dosežejo čim večji krog uporabnikov.<br />
Literatura<br />
BOKAL, Ljudmila, 2009: Prevzemanje glede na vrste. N<strong>in</strong>a Led<strong>in</strong>ek, Mojca Žagar Karer, Marjeta Humar<br />
(ur.): Term<strong>in</strong>ologija <strong>in</strong> sodobna term<strong>in</strong>ografija. Ljubljana: Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša<br />
ZRC SAZU.<br />
GLOŽANČEV, Alenka, JAKOPIN, Primož, MICHELIZZA, Mija, URŠIČ, Lučka, ŽELE, Andreja,<br />
2009: Novejša slovenska leksika v povezavi s spletnimi viri. Ljubljana: Inštitut za slovenski jezik Frana<br />
Ramovša ZRC SAZU.<br />
GOGALA, Matija, 2008: Raba slovenšč<strong>in</strong>e v naravoslovju (biologiji, geografiji, geologiji). Tone Pavček<br />
(ur.): Posvet o slovenskem jeziku. Zbornik prispevkov na posvetu 15. maja 2007. Ljubljana: Slovenska<br />
akademija znanosti <strong>in</strong> umetnosti. 77–79.<br />
SMOLEJ, Mojca, 2007: Hitrost tehničnih sprememb <strong>in</strong> strokovni jezik – primer metalurgije. Razvoj<br />
slovenskega strokovnega izrazja. Ljubljana: Univerza v Ljubljani, Filozofska fakulteta, Oddelek za<br />
slovenistiko, Center za slovenšč<strong>in</strong>o kot drugi/tuji jezik. 547–558.<br />
STRAMLJIČ BREZNIK, Irena, 2003: Besedotvorna tipologija novonastalega besedja s področja<br />
mobilne telefonije. Slavistična revija 51. Posebna številka. 106–118.<br />
STRITAR, Mojca, 2009: Slovenšč<strong>in</strong>a <strong>in</strong> drugi jeziki – vrednota ali grožnja? Programi slovenskih<br />
parlamentarnih strank 2008. Infrastruktura slovenšč<strong>in</strong>e <strong>in</strong> slovenistike / The Infrastructure of the Slovene<br />
Language and Slovene Studies. Zbornik Obdobja 28. Ljubljana: Center za slovenšč<strong>in</strong>o kot drugi/tuji<br />
jezik. 353–358. http://www.centerslo.net/files/file/simpozij/simp28/Stritar.pdf<br />
20
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Marjeta Humar<br />
Fran-Ramovš-Institut für slowenische Sprache ZRC SAZU<br />
Ljubljana<br />
Englisch, Anglizismen<br />
<strong>und</strong> slowenische Term<strong>in</strong>ologie<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
In den letzten zwei Jahrzehnten dr<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> Slowenien Englisch<br />
mit e<strong>in</strong>zelnen Term<strong>in</strong>i <strong>und</strong> als Publikations- <strong>und</strong><br />
Vortragssprache <strong>in</strong> das Gebiet der Wissenschaft <strong>und</strong> des<br />
Hochschulwesens e<strong>in</strong>. Sollte die Wissenschaftspolitik<br />
Englisch als Sprache der Wissenschaft auch weiterh<strong>in</strong> so<br />
unkritisch <strong>und</strong> naiv unterstützen, wird Slowenisch zur<br />
Sprache der sog. „verlorenen Gebiete“ werden, werden<br />
doch gewisse wissenschaftliche Bereiche – vor allem technische<br />
Fächer – ke<strong>in</strong>e slowenischen Bezeichnungen mehr<br />
entwickeln bzw. zur Verfügung haben. Der Druck des<br />
Englischen ist vor allem <strong>in</strong> wissenschaftlichen Arbeiten<br />
<strong>in</strong> der Technik merklich, <strong>in</strong> denen zahlreiche Anglizismen<br />
verwendet werden. Im engeren S<strong>in</strong>ne gelten Wörter,<br />
die aus dem Englischen übernommen werden, als Anglizismen.<br />
Im weiteren S<strong>in</strong>ne zählen dazu noch englische<br />
Elemente auf anderen sprachlichen Ebenen, z.B.: Orthographie,<br />
Artikulation, Wortbildung. Im vorliegenden<br />
Beitrag wird auf e<strong>in</strong>ige Probleme bei der Übertragung<br />
<strong>in</strong>s Slowenische – der Slowenisierung – e<strong>in</strong>gegangen. Auf<br />
die Bedeutsamkeit des Englischen als sog. Wissenschaftssprache<br />
deuten term<strong>in</strong>ologische Wörterbücher h<strong>in</strong>, die<br />
meist englische Entsprechungen enthalten, andere Sprachen<br />
werden <strong>in</strong>sbesondere aus praktischen Gründen angeführt.<br />
Die Problematik der Sprache <strong>in</strong> der slowenischen Wissenschaft<br />
In Slowenien fragt man sich, ob das Englische mit se<strong>in</strong>en<br />
Fachausdrücken die Nationalsprachen <strong>in</strong> Zukunft verändern<br />
oder sogar verdrängen könnte. Dass der E<strong>in</strong>fluss des<br />
Englischen stark ist, lässt sich <strong>in</strong> allen Lebensgebieten erkennen.<br />
In den vergangenen 30 oder 40 Jahren wurde das<br />
Englische zum wesentlichen Bestandteil der Jugendsprache.<br />
In den letzten zwei Jahrzehnten dr<strong>in</strong>gt das Englische<br />
<strong>in</strong> die Gebiete der Wissenschaft <strong>und</strong> des Hochschulwesens<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Es wird daher darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass das Slowenische<br />
mit der Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen ke<strong>in</strong>e slowenischen<br />
Term<strong>in</strong>i mehr haben oder entwickeln wird <strong>und</strong><br />
die Kommunikation nur noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fremdsprache<br />
vonstatten gehen wird.<br />
Tatsächliche Situation:<br />
1. Das Englische dr<strong>in</strong>gt schon seit e<strong>in</strong>igen Jahren beharrlich<br />
<strong>in</strong> die Lehr<strong>in</strong>halte <strong>und</strong> die Forschungstätigkeit<br />
der Hochschullehrenden <strong>in</strong> Slowenien e<strong>in</strong>;<br />
2. In Slowenien werden auf Slowenisch veröffentlichte<br />
wissenschaftliche Leistungen nur mit der Hälfte der<br />
Impactpo<strong>in</strong>ts bewertet, wissenschaftliche Publikationen<br />
auf Slowenisch s<strong>in</strong>d daher benachteiligt;<br />
3. An zahlreichen slowenischen Hochschule<strong>in</strong>richtungen<br />
wird mehrheitlich fremdsprachige Term<strong>in</strong>ologie<br />
gelehrt <strong>und</strong> daher auch entwickelt;<br />
4. Term<strong>in</strong>ologiewörterbücher, die üblicherweise fünf<br />
bis zehn Jahre Arbeit e<strong>in</strong>er Gruppe von Fachleuten<br />
bedeuten, werden im Bewertungssystem wissenschaftlicher<br />
Ergebnisse nicht angemessen bewertet;<br />
5. Die (Mit-)Arbeit bei der Entwicklung slowenischer<br />
Term<strong>in</strong>ologie wird f<strong>in</strong>anziell sehr schlecht unterstützt.<br />
Vor dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die staatliche Selbstständigkeit war<br />
<strong>in</strong> Slowenien e<strong>in</strong> Sprachschiedsgericht tätig, das auf Unregelmäßigkeiten<br />
bei der öffentlichen Verwendung des<br />
Slowenischen <strong>und</strong> auf das Vordr<strong>in</strong>gen englischer Begriffe<br />
h<strong>in</strong>wies. Im R<strong>und</strong>funk gab es Sendungen, die der<br />
slowenischen Sprache gewidmet waren, e<strong>in</strong>ige Zeitungen<br />
veröffentlichten Beiträge zu e<strong>in</strong>zelnen sprachlichen Problemen.<br />
In letzter Zeit s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige positive Veränderungen auf<br />
diesem Gebiet erkennbar. In der bedeutenden slowenischen<br />
Tageszeitung Delo ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Sprachrubrik, die<br />
staatlichen Radio- <strong>und</strong> Fernsehsender br<strong>in</strong>gen Sendungen<br />
zur slowenischen Sprache.<br />
Slowenisch ist ke<strong>in</strong>e Sprache, die im Sterben begriffen<br />
ist, mit Sicherheit wird sie allerd<strong>in</strong>gs vom Englischen<br />
bedroht, obwohl das Englische von niemandem aufgezwungen<br />
wird, wie etwa früher das Deutsche oder das<br />
Serbokroatische.<br />
Sprachliche Probleme auf dem Gebiet der Term<strong>in</strong>ologie<br />
s<strong>in</strong>d aufgr<strong>und</strong> des ständigen Zuflusses fremdsprach-<br />
21
licher Fachausdrücke, die slowenisiert werden sollten,<br />
besonders groß. E<strong>in</strong>e bedeutende Rolle spielen dabei die<br />
öffentlichen Medien, allen voran Radio <strong>und</strong> Fernsehen.<br />
Hier ist vielfach e<strong>in</strong> unkritischer Umgang mit slowenischer<br />
Term<strong>in</strong>ologie zu bemerken.<br />
Journalisten sollte die Möglichkeit geboten werden, sich<br />
<strong>in</strong> solchen Fällen an e<strong>in</strong>e öffentliche Stelle um Hilfe zu<br />
wenden.<br />
Der stärkste E<strong>in</strong>fluss des Englischen zeigt sich auf dem<br />
Gebiet der Fachausdrücke, also der Term<strong>in</strong>i, Abkürzungen<br />
<strong>und</strong> anderer Bezeichnungen:<br />
- Verwendung von zitierten oder übernommenen<br />
englischen Term<strong>in</strong>i<br />
- <strong>in</strong> Fachtexten wird oftmals die slowenische Bezeichnungen<br />
mit der englischen erklärt<br />
- seltener gibt es englische Bezeichnungen mit slowenischer<br />
Erklärung<br />
- Verwendung englischer Bezeichnungen aus englischen<br />
Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Akten<br />
- Verwendung englischer Bezeichnungen, die <strong>in</strong> englischsprachigen<br />
Computerprogrammen verwendet<br />
werden<br />
- Verwendung von Abkürzungen, die aus englischen<br />
Wortverb<strong>in</strong>dungen entstanden s<strong>in</strong>d<br />
- Anführung nicht übersetzter Textstellen <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>es slowenischen Textes<br />
Der E<strong>in</strong>fluss des Englischen zeigt sich auch auf Ebene<br />
der Orthographie:<br />
- Schreibweise allgeme<strong>in</strong>er Bezeichnungen mit großem<br />
Anfangsbuchstaben<br />
- Verwendung ursprünglich englischer <strong>und</strong> orthographisch<br />
slowenisierter Term<strong>in</strong>i <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Text<br />
- unterschiedliche Schreibweise von Fachausdrücken<br />
- Schreibung von Komposita mit abgekürztem erstem<br />
Teil weicht von den Pr<strong>in</strong>zipien der slowenischen Orthographie<br />
ab<br />
- E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er neuen Verwendung von Interpunktionen<br />
Der E<strong>in</strong>fluss des Englischen zeigt sich auch auf Ebene der<br />
Aussprache der Term<strong>in</strong>i, von Eigennamen <strong>und</strong> Abkürzungen:<br />
- englische Aussprache von Abkürzungen mit englischer<br />
Basis<br />
- englische Aussprache von Abkürzungen mit slowenischer<br />
Basis<br />
E<strong>in</strong>fluss auf Ebene der Wortbildung:<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
- es treten neue Typen von Wortschöpfungen auf<br />
- Zunahme von Komposita mit e<strong>in</strong>em oder mehreren<br />
Buchstaben als Bestandteil von Abkürzungen<br />
E<strong>in</strong>ige Probleme bei der Slowenisierung von Term<strong>in</strong>i<br />
1. Übersetzung des Ausdrucks – am häufigsten wortwörtliche<br />
Übersetzungen, sog. Kalkierungen, oder<br />
Übersetzungen, sehr nahe der wortwörtlichen<br />
- der Term<strong>in</strong>us muss so übersetzt werden, dass die<br />
Wortfamilie gebildet werden kann<br />
- der Term<strong>in</strong>us muss so übersetzt se<strong>in</strong>, dass er die gesamte<br />
orig<strong>in</strong>ale Bedeutung umfasst<br />
2. die Slowenisierung der Schreibung e<strong>in</strong>es Term<strong>in</strong>us<br />
gilt als weniger geeignete Möglichkeit<br />
Schluss<br />
- die slowenische Wissenschaftspolitik sollte sich der<br />
Bedeutung ihrer Entscheidungen stärker bewusst<br />
werden <strong>und</strong> dem Slowenischen se<strong>in</strong>en Wert als Wissenschaftssprache<br />
zuerkennen. Trotz allem muss<br />
auch auf Englisch publiziert werden;<br />
- Englische Bezeichnungen sollten schneller slowenisiert<br />
werden;<br />
- Slowenischen Artikeln sollten <strong>in</strong> Zeitschriften englischsprachige<br />
Zusammenfassungen angefügt werden,<br />
englischen Artikeln wiederum ausführliche slowenische<br />
Zusammenfassungen;<br />
- Term<strong>in</strong>ologiewörterbücher sollten nebst anderen<br />
Fremdsprachen auch englische Entsprechungen be<strong>in</strong>halten;<br />
- Term<strong>in</strong>ologiewörterbücher sollten im Internet veröffentlicht<br />
werden, um e<strong>in</strong>en möglichst großen<br />
Kreis an Nutzern zu erreichen.<br />
Literatur<br />
BOKAL, Ljudmila, 2009: Prevzemanje glede na vrste.<br />
N<strong>in</strong>a Led<strong>in</strong>ek, Mojca Žagar Karer, Marjeta Humar (ur.):<br />
Term<strong>in</strong>ologija <strong>in</strong> sodobna term<strong>in</strong>ografija. Ljubljana:<br />
Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU.<br />
GLOŽANČEV, Alenka, JAKOPIN, Primož,<br />
MICHELIZZA, Mija, URŠIČ, Lučka, ŽELE, Andreja,<br />
2009: Novejša slovenska leksika v povezavi s spletnimi<br />
viri. Ljubljana: Inštitut za slovenski jezik Frana<br />
Ramovša ZRC SAZU.<br />
GOGALA, Matija, 2008: Raba slovenšč<strong>in</strong>e v<br />
naravoslovju (biologiji, geografiji, geologiji). Tone<br />
Pavček (ur.): Posvet o slovenskem jeziku. Zbornik<br />
prispevkov na posvetu 15. maja 2007. Ljubljana:<br />
22
Slovenska akademija znanosti <strong>in</strong> umetnosti. 77–79.<br />
SMOLEJ, Mojca, 2007: Hitrost tehničnih sprememb <strong>in</strong><br />
strokovni jezik – primer metalurgije. Razvoj slovenskega<br />
strokovnega izrazja. Ljubljana: Univerza v Ljubljani,<br />
Filozofska fakulteta, Oddelek za slovenistiko, Center<br />
za slovenšč<strong>in</strong>o kot drugi/tuji jezik. 547–558.<br />
STRAMLJIČ BREZNIK, Irena, 2003: Besedotvorna<br />
tipologija novonastalega besedja s področja mobilne<br />
telefonije. Slavistična revija 51. Posebna številka. 106–<br />
Deutsche Sprache <strong>und</strong> österreichisches Recht –<br />
e<strong>in</strong> Tour d‘Horizon<br />
von<br />
Dr. Karl IRRESBERGER,<br />
M<strong>in</strong>isterialrat im B<strong>und</strong>eskanzleramt/Verfassungsdienst<br />
Inhaltsübersicht:<br />
1. Vorbemerkungen ................................................... 1<br />
1.1. Juristerei <strong>und</strong> Sprache ........................................ 1<br />
1.2. Hier <strong>und</strong> Jetzt ..................................................... 1<br />
2. Österreichisches Sprachenrecht ............................ 2<br />
2.1. Die Staatssprache ............................................... 2<br />
E<strong>in</strong>zelne Probleme .................................................... 2<br />
2.2. „Sprachenrecht“ – „die den sprachlichen M<strong>in</strong>derheiten<br />
b<strong>und</strong>esgesetzlich e<strong>in</strong>geräumten Rechte“ ....... 2<br />
3.1. Rechtssprache – Juristensprache – Amtssprache 3<br />
3.2. Insbesondere zur Gesetzessprache ..................... 4<br />
3.2.1. Charakteristik .................................................. 4<br />
3.2.2. <strong>Sprachpolitik</strong> im Bereich der Rechtssprache .. 4<br />
3.3. Jüngere Entwicklungen: Verenglischung, Vergenderung,<br />
Verarmung ................................................... 5<br />
3.3.1. Verenglischung ................................................ 5<br />
3.3.2. Vergenderung .................................................. 5<br />
3.3.3. Verarmung ....................................................... 5<br />
Literaturauswahl<br />
1. Vorbemerkungen<br />
1.1. Juristerei <strong>und</strong> Sprache<br />
Für den Juristen ist die Sprache Werkzeug, aber auch<br />
Gegenstand se<strong>in</strong>er Arbeit; ist doch das Recht e<strong>in</strong>e<br />
Sollensordnung – <strong>und</strong> was gesollt ist (was, hier: von<br />
staatlicher Autorität, gewollt ist), kann kaum anders<br />
als durch Sprache ausgedrückt <strong>und</strong> vertieft werden.<br />
Das unterscheidet die Rechtswissenschaft von e<strong>in</strong>er<br />
Reihe anderer Wissenschaften. Und wer nun der<br />
Zunft der Gesetzesverfasser, der Legisten, angehört,<br />
der fühlt sich auf e<strong>in</strong>em Sprachsymposium vollends<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
118.<br />
STRITAR, Mojca, 2009: Slovenšč<strong>in</strong>a <strong>in</strong> drugi<br />
jeziki – vrednota ali grožnja? Programi slovenskih<br />
parlamentarnih strank 2008. Infrastruktura slovenšč<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong> slovenistike / The Infrastructure of the Slovene<br />
Language and Slovene Studies. Zbornik Obdobja 28.<br />
Ljubljana: Center za slovenšč<strong>in</strong>o kot drugi/tuji jezik.<br />
353–358. http://www.centerslo.net/files/file/simpozij/<br />
simp28/Stritar.pdf<br />
zu Hause.<br />
1.2. Hier <strong>und</strong> Jetzt<br />
Dieser Vortrag hat Ehrgeiziges vor: E<strong>in</strong>er, wie der<br />
Vortragende annimmt, ganz überwiegend nichtjuristischen<br />
Zuhörerschaft zwei umfangreiche Themenbereiche<br />
<strong>in</strong> W<strong>in</strong>deseile vor Augen zu führen:<br />
• Die Sprache aus rechtlicher Sicht <strong>und</strong><br />
• das Recht aus sprachlicher (aber juristisch gefärbter)<br />
Sicht.<br />
Dabei handelt es sich beide Male um das österreichische<br />
Recht <strong>und</strong> überwiegend um die deutsche Sprache.<br />
2. Österreichisches Sprachenrecht<br />
2.1. Die Staatssprache<br />
Es kann hilfreich se<strong>in</strong>, sich die Position, die der deutschen<br />
Sprache im österreichischen Recht zukommt,<br />
als Mittelposition vorzustellen: Das Recht muss das<br />
Verhältnis der, <strong>in</strong> Österreich dom<strong>in</strong>ierenden, deutschen<br />
Sprache e<strong>in</strong>erseits zu den e<strong>in</strong>heimischen M<strong>in</strong>derheitssprachen,<br />
andererseits zu anderen (lebenden<br />
<strong>und</strong> toten) Fremdsprachen klären.<br />
Zentrale Norm ist hier Artikel 8 Abs. 1 des B<strong>und</strong>es-<br />
Verfassungsgesetzes (B-VG):<br />
„(1) Die deutsche Sprache ist, unbeschadet der den<br />
sprachlichen M<strong>in</strong>derheiten b<strong>und</strong>esgesetzlich e<strong>in</strong>geräumten<br />
Rechte, die Staatssprache der Republik.“<br />
Was folgt aus der Festlegung als „Staatssprache der<br />
Republik“?<br />
Es folgt daraus, dass das Deutsche (gr<strong>und</strong>sätzlich)<br />
– die Sprache der Gesetzgebung<br />
23
– die Verhandlungssprache des Nationalrates, der<br />
Landtage usw.<br />
– die Amtssprache, also im amtlichen Verkehr zu verwenden<br />
– – vom Staat (Gesetzgeber, Behörde, wohl auch<br />
Kammern …)<br />
– – gegenüber dem Staat (<strong>in</strong> Anträgen usw.)<br />
– die Kommandosprache des Heeres<br />
– die Unterrichtssprache der öffentlichen Schulen<br />
ist.<br />
E<strong>in</strong>zelne Probleme<br />
Problem der „Beimengung“ anderer Sprachen:<br />
–– fremdsprachliche Fachausdrücke (zB late<strong>in</strong>ische,<br />
zB <strong>in</strong> Gesetzestexten; dazu VfSlg. 4092/1961)<br />
–– fremdsprachliche Zitate (zB <strong>in</strong> Parlamentsreden)<br />
Fremdsprachige Rechtsnormen:<br />
– Fremdsprachige Staatsverträge, die für die Normunterworfenen<br />
Österreichs unmittelbar gelten<br />
(Art. 50 B VG)<br />
– Rezeption fremdsprachiger Normen durch Verweisung?<br />
Beispiele:<br />
–– Technische Normen (ISO, ASTM)<br />
(auch im Fremdsprachenunterricht?)<br />
2.2. „Sprachenrecht“ – „die den sprachlichen M<strong>in</strong>derheiten<br />
b<strong>und</strong>esgesetzlich e<strong>in</strong>geräumten Rechte“<br />
Die Rechtslage ist unübersichtlich.<br />
In verfassungs- <strong>und</strong> völkerrechtlicher H<strong>in</strong>sicht s<strong>in</strong>d<br />
zu beachten:<br />
– Staatsvertrag von Wien (1955), Art. 7 Z 3<br />
– Staatsvertrag von St. Germa<strong>in</strong>-en-Laye, Art. 66 Abs<br />
3 <strong>und</strong> 4<br />
Unterverfassungsgesetzliche Regelungen:<br />
– Volksgruppengesetz mit Durchführungsverordnungen:<br />
– – Topographieverordnung-Kärnten <strong>und</strong> -Burgenland<br />
(Verordnung der B<strong>und</strong>esregierung über die<br />
Bestimmung von Gebietsteilen, <strong>in</strong> denen topographische<br />
Bezeichnungen <strong>und</strong> Aufschriften sowohl<br />
<strong>in</strong> deutscher als auch <strong>in</strong> […] Sprache anzubr<strong>in</strong>gen<br />
s<strong>in</strong>d (Stichwort: „Ortstafelfrage“)<br />
– – Amtssprachenverordnungen (Verordnung der<br />
B<strong>und</strong>esregierung über die Bestimmung der Gerichte,<br />
Verwaltungsbehörden <strong>und</strong> sonstigen<br />
Dienststellen, vor denen die […] Sprache zusätzlich<br />
zur deutschen Sprache als Amtssprache zugelassen<br />
wird<br />
– Verordnung der B<strong>und</strong>esregierung über die Volksgruppenbeiräte<br />
(für die kroatische, die slowe-<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
nische, die ungarische, die tschechische <strong>und</strong> die<br />
slowakische Volksgruppe <strong>und</strong> die der Roma)<br />
– M<strong>in</strong>derheiten-Schulgesetze für das Burgenland <strong>und</strong><br />
für Kärnten<br />
Hier mögen die folgenden Feststellungen genügen:<br />
– Volksgruppen s<strong>in</strong>d autochthone, also e<strong>in</strong>gesessene<br />
Sprachm<strong>in</strong>derheiten. ZB s<strong>in</strong>d Tschechen,<br />
Slowaken <strong>und</strong> Roma schon lange genug <strong>in</strong> Teilen<br />
Österreichs ansässig, Türken noch nicht.<br />
– Die Regelungen für die Bereiche der Topographie,<br />
der Amtssprache <strong>und</strong> der Schule (<strong>und</strong> erst recht<br />
der Volksgruppenbeiräte) haben unterschiedliche<br />
Anwendungsbereiche. Ihre Darstellung würde<br />
den Rahmen des Vortrages sprengen. E<strong>in</strong> eigentliches<br />
Sprachenrecht gibt es nur für die (burgenland<br />
)kroatische, die (Kärntner) slowenische <strong>und</strong><br />
die (burgenland )ungarische Volksgruppe.<br />
3. Die österreichische Rechtssprache als Ausdrucks-<br />
<strong>und</strong> Kommunikationsmittel<br />
3.1. Rechtssprache – Juristensprache – Amtssprache<br />
Zu unterscheiden ist zwischen<br />
• der Ausdrucksweise der Rechtsvorschriften selbst<br />
(eigentliche Rechtssprache, Gesetzessprache),<br />
• der Ausdrucksweise der Juristen (Juristensprache),<br />
die e<strong>in</strong> Sprechen über das Recht ist, <strong>und</strong><br />
• der Amts- oder Verwaltungssprache („Amtsdeutsch“)<br />
Kennzeichnend für die Juristensprache ist<br />
• e<strong>in</strong> beträchtlicher Anteil an Fach- <strong>und</strong> Fremdwörtern<br />
<strong>und</strong> fachspezifischen Abkürzungen,<br />
auch aus dem Late<strong>in</strong>ischen „ex lege“, „ipso iure“,<br />
„leg[is] cit[atae]“,<br />
Kennzeichnend für die Gesetzessprache s<strong>in</strong>d<br />
• e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger (ja, wirklich!) Anteil an Fach- <strong>und</strong><br />
Fremdwörtern<br />
• e<strong>in</strong> hoher Anteil an selbstgeschaffenen Austriazismen<br />
• e<strong>in</strong> hoher Abstraktionsgrad, da das Recht nicht<br />
nur für konkret vorhandene, sondern auch für<br />
künftige Ersche<strong>in</strong>ungen der Wirklichkeit passende<br />
Lösungen bieten soll – „Behältnis“, „Datenfernübertragung“,<br />
„Oberleitungskraftfahrzeug“,<br />
• e<strong>in</strong>e nicht immer ger<strong>in</strong>ge sprachliche Komplexität<br />
Kennzeichnend für die Amtssprache s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere<br />
• e<strong>in</strong> nennenswerter Anteil an Fach- <strong>und</strong> Fremd-<br />
24
wörtern <strong>und</strong> fachspezifischen Abkürzungen aus<br />
der Gesetzes- <strong>und</strong> der Juristensprache<br />
• e<strong>in</strong> Sondervokabular:<br />
– Spezialvokabeln wie „glaublich“ (Adv.), „vorhablich“<br />
(Adj.), „ha.“ „da.“ „ho.“, „do.“ (Adj. oder<br />
Adv.; aufzulösen [aber niemals ausgeschrieben]<br />
„hieramtig“/„dortamtig“ oder „hieramts“/„dortamts“<br />
bzw. „hierortig“/„dort-ortig“ oder „hierorts“/„dortorts“),<br />
„oz.“ („obzitiert“) u. e. („unter<br />
e<strong>in</strong>em“), „aktenk<strong>und</strong>ig“, „Verfolg“/„Nachhang“,<br />
„Amtser<strong>in</strong>nerung“, …<br />
– e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong> wenig Late<strong>in</strong>: „pro domo“<br />
– altertümliche: „soh<strong>in</strong>“, „sonach“, „anher“, …<br />
– Vokabeln mit vom allgeme<strong>in</strong>en Sprachgebrauch<br />
krass abweichender Bedeutung: „Schimmel“,<br />
„Schwiegermutter“, „E<strong>in</strong>lauf“ <strong>und</strong> „Auslauf“,<br />
„Verstoß“ (scil.: „<strong>in</strong> ~ geraten“), udgl.<br />
3.2. Insbesondere zur Gesetzessprache<br />
3.2.1. Charakteristik<br />
Wie erwähnt, enthält die Gesetzessprache verhältnismäßig<br />
wenige Fremdwörter;<br />
– teils aus Streben nach Allgeme<strong>in</strong>verständlichkeit,<br />
– teils aufgr<strong>und</strong> althergebrachter Vorstellungen<br />
über e<strong>in</strong>e der „Rolle“ des Gesetzgebers angemessene<br />
Ausdrucksweise,<br />
– teils als Erbe früherer Sprachpflege.<br />
Als Erbe früherer Sprachpflege werden sogar gängige<br />
Fremdwörter eher vermieden:<br />
direkt/<strong>in</strong>direkt č unmittelbar/mittelbar, relativ č verhältnismäßig,<br />
maximal č höchstens, adäquat č angemessen,<br />
komplett č zur Gänze, vollständig, …<br />
– auch wenn das Fremdwort womöglich klarer als<br />
das re<strong>in</strong> deutsche wäre: relevant č erheblich/maßgeblich,<br />
irrelevant č unbeachtlich, aliquot č anteilig/entsprechend,<br />
analog č entsprechend, …<br />
Heutzutage ist aber Sprachpflege ke<strong>in</strong> Gesichtspunkt<br />
mehr, <strong>und</strong> das vermiedene Fremdwort dr<strong>in</strong>gt<br />
langsam vor: fernmündlich č telefonisch, fernschriftlich<br />
č telegrafisch, Abschrift č Kopie, …<br />
3.2.2. <strong>Sprachpolitik</strong> im Bereich der Rechtssprache<br />
Die von der B<strong>und</strong>esregierung beschlossenen Legistischen<br />
Richtl<strong>in</strong>ien 1990 stellen <strong>in</strong>sbesondere folgende<br />
Regeln auf:<br />
32. Fremdwörter: Fremdwörter, für die e<strong>in</strong> treffender<br />
deutscher Ausdruck zur Verfügung steht, s<strong>in</strong>d nicht<br />
zu verwenden. Das E<strong>in</strong>deutschen von Fremdwörtern<br />
ist zu vermeiden, wenn dadurch neue Kunstbegriffe<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
entstehen oder schwierige Umschreibungen notwendig<br />
werden.<br />
33. Zeitgemäße Wortwahl: Die Wortwahl bei der<br />
Formulierung von Rechtsvorschriften soll üblich <strong>und</strong><br />
zeitgemäß se<strong>in</strong>. Auf veraltete, ungebräuchlich gewordene<br />
Ausdrücke soll verzichtet werden.<br />
Beispiel: Im Jahr 1999 ließ die B<strong>und</strong>esregierung die<br />
Rechtsordnung durchforsten, um alte sprachliche<br />
Formulierungen, die geeignet erschienen, Beh<strong>in</strong>derte<br />
zu diskrim<strong>in</strong>ieren, durch zeitgemäße zu ersetzen. Da<br />
Ergebnis war das B<strong>und</strong>esgesetz, mit dem zur Beseitigung<br />
beh<strong>in</strong>dertendiskrim<strong>in</strong>ierender Bestimmungen<br />
das Allgeme<strong>in</strong>e Verwaltungsverfahrensgesetz 1991,<br />
das Arbeiterkammergesetz, die Allgeme<strong>in</strong>e Bergpolizeiverordnung,<br />
die B<strong>und</strong>esabgabenordnung, das F<strong>in</strong>anzstrafgesetz,<br />
die Abgabenexekutionsordnung, das<br />
Allgeme<strong>in</strong>e Bürgerliche Gesetzbuch, das Gerichtsorganisationsgesetz<br />
<strong>und</strong> die Strafprozeßordnung 1975<br />
geändert werden, BGBl. I Nr. 164/1999. Es enthielt<br />
Ersetzungen der folgenden Art: taub č gehörlos oder<br />
hochgradig hörbeh<strong>in</strong>dert, wahns<strong>in</strong>nig č psychisch beh<strong>in</strong>dert,<br />
schwachs<strong>in</strong>nig, blöds<strong>in</strong>nig č geistig beh<strong>in</strong>dert,<br />
Gebrechlichkeit č Beh<strong>in</strong>derung.<br />
E<strong>in</strong>e neuere sprachpolitische Entwicklung ist die<br />
„Sprachliche Gleichbehandlung“ (Vermeidung der<br />
Verwendung maskul<strong>in</strong>er Wortformen zur geme<strong>in</strong>samen<br />
Bezeichnung männlicher <strong>und</strong> weiblicher Personen).<br />
3.3. Jüngere Entwicklungen: Verenglischung, Vergenderung,<br />
Verarmung<br />
3.3.1. Verenglischung<br />
Die Zunahme englischer Wörter <strong>in</strong> der Gesetzessprache<br />
ist im Wesentlichen e<strong>in</strong>e Folge desselben Vorganges<br />
<strong>in</strong> den verschiedenen Lebens- <strong>und</strong> Wissenschaftsbereichen.<br />
Besonders ist sie im Bildungsbereich zu<br />
beobachten: Schüler müssen an Überprüfungen der<br />
Bildungsstandards sowie an Surveys <strong>und</strong> Assessments<br />
teilnehmen (§ 6 Abs. 2 BIFIE-Gesetz), die Rechtsvorschriften<br />
s<strong>in</strong>d durchwirkt mit Ausdrücken wie „outgo<strong>in</strong>g“,<br />
„<strong>in</strong>com<strong>in</strong>g“, „follow-up“ udgl.<br />
E<strong>in</strong> seltsames Phänomen s<strong>in</strong>d dabei englische Bezeichnungen,<br />
die <strong>in</strong> Gesetzestiteln, aber nicht im Gesetzestext<br />
selbst vorkommen; seltsam deshalb, weil ja<br />
der Gesetzestitel den Inhalt des Gesetzes kurz angeben<br />
will. So fehlt im E Government-Gesetz das Wort<br />
„E Government“, im E Commerce-Gesetz das Wort „E<br />
Commerce“.<br />
25
Das Geme<strong>in</strong>schaftsrecht ist <strong>in</strong>teressanterweise ke<strong>in</strong><br />
unmittelbarer Förderer des Verenglischungsprozesses.<br />
Deutsch ist ja e<strong>in</strong>e der Amtssprachen der Europäischen<br />
Union. In der Praxis bedeutet das, dass e<strong>in</strong><br />
Rechtstext zuerst auf Englisch oder Französisch gedraftet<br />
<strong>und</strong> später von Sprachjuristen <strong>in</strong>s Deutsche<br />
übersetzt wird. Dieser deutsche Text ist frei von unbedachten<br />
Anglizismen (oder Gallizismen). Andererseits<br />
können Anglizismen <strong>und</strong> Gallizismen unabhängig<br />
von der offiziellen Deutschen Fassung im Euro-Jargon<br />
oder zB Universitätsjargon festsetzen <strong>und</strong> auf diesem<br />
Umweg <strong>in</strong> das österreichische Gesetz e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen. ZB<br />
war den Verfassern des § 51 des Universitätsgesetzes<br />
2002 vermutlich gar nicht bewusst, dass es für „jo<strong>in</strong>t,<br />
double oder multiple degree program“ amtliche deutsche<br />
Entsprechungen gibt (double or multiple degree<br />
= Doppel- oder Mehrfachabschluss).<br />
Die Verenglischung ist e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Phänomen<br />
der Entwicklung der deutschen Sprache, die <strong>in</strong> der<br />
Rechtssprache wegen deren konservativen Charakters<br />
weniger ausgeprägt ist als <strong>in</strong> der Allgeme<strong>in</strong>sprache<br />
<strong>und</strong> Wissenschaftssprache.<br />
3.3.2. Vergenderung<br />
Im S<strong>in</strong>ne sprachlicher Gleichbehandlung wird gegen<br />
das „generische Maskul<strong>in</strong>um“ vorgegangen, bei dem<br />
e<strong>in</strong>e männliche Wortform Männer <strong>und</strong> Frauen me<strong>in</strong>t.<br />
Hauptsächliche Methoden:<br />
– Ausweichen: Studenten č Studierende, B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>ister<br />
č Regierungsmitglied, Lenkerberechtigung<br />
č Lenkberechtigung<br />
– Paarformen: die B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> oder der B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>ister,<br />
die Antragsteller<strong>in</strong> oder der Antragsteller,<br />
…<br />
3.3.3. Verarmung<br />
Als Verarmung möchte ich Entwicklungen zusammenfassen,<br />
die zum Teil den Wortschatz, zum Teil die<br />
Wort- <strong>und</strong> Begriffsbildung betreffen. Beispiele:<br />
Wortschatz: Blutleere Ausdrücke wie „erfolgen“ werden<br />
bevorzugt, bildhafte wie „hervorleuchten“ gemieden.<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Satzbildung: Nebensätze, die zur Verwendung von<br />
Verben nötigen würden, werden zugunsten von Nom<strong>in</strong>alkonstruktionen<br />
vermieden.<br />
Kompositabildung, Begriffsbildung: Die Begriffsbildung<br />
erfolgt zunehmend grammatikfrei, vgl. „E<strong>in</strong>getragene<br />
Partnerschaft-Gesetz“, „Abwasseremissionsverordnung<br />
Kartoffelverarbeitung“, „Landtag<br />
Steiermark“ (früher: „Steiermärkischer Landtag“).<br />
Auch die „B<strong>in</strong>destrichschwäche“ (Getrenntschreibung<br />
von Hauptwortzusammensetzungen, ohne B<strong>in</strong>destriche)<br />
dr<strong>in</strong>gt vor.<br />
Literaturauswahl<br />
B<strong>und</strong>eskanzleramt [der Republik Österreich] (Hg.):<br />
Handbuch der Rechtssetzungstechnik. Teil 1: Legistische<br />
Richtl<strong>in</strong>ien 1990, 2.Auflage, Wien 1992; Teil 2:<br />
Richtl<strong>in</strong>ien für die Wiederverlautbarung von B<strong>und</strong>esgesetzen,<br />
Wien o.J.<br />
Fle<strong>in</strong>er-Gerster, Thomas: Wie soll man Gesetze schreiben?<br />
Leitfaden für die Redaktion normativer Texte,<br />
Bern-Stuttgart 1985.<br />
Honsell, He<strong>in</strong>rich: Vom heutigen Stil der Gesetzgebung.<br />
Antrittsvorlesung gehalten am 16. Jänner 1979<br />
an der Universität Salzburg, Salzburg 1979<br />
Kolonovits, Dieter: Sprachenrecht <strong>in</strong> Österreich, Wien<br />
1999.<br />
Schäffer, He<strong>in</strong>z (Hg.): Gesetzgebung <strong>und</strong> Rechtskultur.<br />
Internationales Symposion Salzburg 1986, Wien<br />
1987.<br />
Schönherr, Fritz: Sprache <strong>und</strong> Recht. Aufsätze <strong>und</strong><br />
Vorträge, Wien 1985.<br />
W<strong>in</strong>kler, Günther/Schilcher, Bernd (Gesamtredaktion):<br />
Gesetzgebung. Kritische Überlegungen zur<br />
Gesetzgebungslehre <strong>und</strong> zur Gesetzgebungstechnik,<br />
Wien-New York 1981.<br />
Wolff, Karl: Die Gesetzessprache, Wien 1952.<br />
Legistik-Internetseite des B<strong>und</strong>eskanzleramtes-Verfassungsdienst:http://www.b<strong>und</strong>eskanzleramt.at/legistik<br />
26
Beitrag von Klaus Jagersbacher, Graz<br />
„Sprechen Sie denglisch?“<br />
Die Frage „Sprechen Sie denglisch?“ oder, anders gefragt,<br />
„Können Sie englisch bzw. denglisch“ lesen, wird von<br />
den meisten Jugendlichen wohl mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>deutigen<br />
„Ja natürlich“ beantwortet. Aber wie sieht dies bei den<br />
Senioren aus, jenen die heute 60, 70, 80 oder gar noch<br />
älter s<strong>in</strong>d? Die <strong>in</strong> der Schule noch ke<strong>in</strong>en oder nur e<strong>in</strong>en<br />
rudimentären englischen Sprachunterricht hatten?<br />
Dies g<strong>in</strong>g mir durch den Kopf, als ich beim Zeitungslesen<br />
im Frühjahr 2009 fest stellte, dass immer mehr<br />
englische bzw. „denglische“ Worte, Ausdrücke, Zitate<br />
etc. zu lesen s<strong>in</strong>d. Wobei mir diese Entwicklung lange<br />
Zeit gar nicht besonders auffiel, da ich achte<strong>in</strong>halb Jahre<br />
<strong>in</strong> England gelebt hatte <strong>und</strong> dadurch englisch so etwas<br />
wie zu me<strong>in</strong>er zweiten „<strong>Muttersprache</strong>“ geworden ist,<br />
ich also e<strong>in</strong>fach darüber h<strong>in</strong>weg gelesen habe.<br />
Da ich für das Seniorenbüro der Stadt Graz ehrenamtlich<br />
bereits e<strong>in</strong>e Veranstaltungsreihe die sich „Von Galerie<br />
zu Galerie“ (e<strong>in</strong>e Gruppe Senioren besucht e<strong>in</strong>mal<br />
im Monat e<strong>in</strong>e Grazer Galerie, lernt den Galeristen <strong>und</strong><br />
se<strong>in</strong>e Künstler kennen, bespricht die gerade laufende<br />
Ausstellung etc. etc.) nennt, organisiere <strong>und</strong> durchführe,<br />
warf ich die „denglisch“ Frage bei e<strong>in</strong>em Jour Fixe im<br />
Seniorenbüro auf <strong>und</strong> schlug - nach positiver Diskussion<br />
– vor, monatlich ehrenamtlich „denglisch“ St<strong>und</strong>en<br />
zu organisieren <strong>und</strong> abzuhalten (r<strong>und</strong> 60 bis 75 M<strong>in</strong>uten).<br />
Dabei g<strong>in</strong>g es mir nicht um e<strong>in</strong>en Sprachkurs - <strong>und</strong><br />
schon gar nicht darum, das Thema <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er wissenschaftlichen<br />
Form ab zu handeln. Es geht mir mehr<br />
darum das, was wir alle jeden Tag <strong>in</strong> den Medien (Zei-<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
tung, Magaz<strong>in</strong>e, TV/Radio oder Werbung etc.) lesen<br />
<strong>und</strong> hören können zur Sprache zu br<strong>in</strong>gen, zu übersetzen,<br />
zu entschlüsseln <strong>und</strong> zu kommentieren.<br />
Wobei ich ke<strong>in</strong>en Frontalvortrag halte, sondern versuche,<br />
die „denglische“ Sprache geme<strong>in</strong>sam mit den<br />
Anwesenden zu erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> entsprechend <strong>in</strong> die<br />
deutsche Sprache bzw. <strong>in</strong> unseren Alltagsleben e<strong>in</strong>zuordnen.<br />
Dabei erlaube ich mir ab <strong>und</strong> zu auch e<strong>in</strong> „Augenzw<strong>in</strong>kern“<br />
bzw. „würze“ mit etwas Humor.<br />
Mit anderen Worten, wir beschäftigen uns auf e<strong>in</strong>fache,<br />
zwanglose <strong>und</strong> humorvolle Weise mit den vorhandenen<br />
Gegebenheiten, ohne diese zu be- oder gar zu verurteilen.<br />
Ich sammle <strong>und</strong> notiere also, was mir – oder jedem anderen<br />
– unter die Augen bzw. <strong>in</strong> die F<strong>in</strong>ger kommt. In<br />
diesem Zusammenhang unternehme ich ke<strong>in</strong>e besonderen<br />
Anstrengungen, d.h. ich überlasse die D<strong>in</strong>ge dem<br />
Zufall.<br />
Damit dies aber nicht <strong>in</strong> „Kraut <strong>und</strong> Rüben“ ausartet,<br />
bündle ich das gef<strong>und</strong>ene zu Themen wie die Medien<br />
(media), Musik <strong>und</strong> Kunst (music and art), Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Wohlbef<strong>in</strong>den (health and wellness), Schönheit<br />
(beauty), Mode (fashion), Gesellschaft (society), E<strong>in</strong>kaufen<br />
(shopp<strong>in</strong>g), Wirtschaft (economy) usw. Weiter<br />
achte ich darauf, dass sich durch jede „denglisch“ St<strong>und</strong>e<br />
e<strong>in</strong> „roter Faden“ zieht.<br />
So „lernen“ – hoffentlich - die Senioren auf unterhaltsame<br />
Art <strong>und</strong> Weise „denglisch“.<br />
27
400 Jahre organisierte Pflege der deutschen Sprache<br />
Sprachvere<strong>in</strong>igungen im Wandel der Zeit<br />
Vortrag auf dem Symposium der <strong>IG</strong> <strong>Muttersprache</strong> am<br />
23./24. April 2010 <strong>in</strong> Graz<br />
Von Thomas Paulwitz<br />
Der alte Mann <strong>in</strong> Leo Tolstois Geschichte wußte, daß er<br />
die Früchte der Apfelbäumchen, die er pflanzte, niemals<br />
würde selbst ernten können. Den Spöttern sagte er: „Ich<br />
selbst werde ke<strong>in</strong>e ernten. Aber wenn nach vielen Jahren<br />
andere die Äpfel von diesen Bäumen essen, werden sie<br />
mir dankbar se<strong>in</strong>.“ Daher kümmerte ihn nicht der Spott<br />
der Besserwisser, die es eben nicht besser wußten. Auch<br />
die Ausdruckskraft unserer Sprache verdanken wir den<br />
e<strong>in</strong>stmaligen Sprachveredlern <strong>und</strong> dem Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
währenden R<strong>in</strong>gen um das treffende Wort. Wir können<br />
heute ernten <strong>und</strong> nutznießen, was die Fruchtbr<strong>in</strong>ger<br />
von e<strong>in</strong>st <strong>und</strong> andere säten.<br />
Mit der Gründung des ersten deutschen Sprachvere<strong>in</strong>s,<br />
der Fruchtbr<strong>in</strong>genden Gesellschaft, begann am<br />
24. August 1617 <strong>in</strong> Weimar die Geschichte der organisierten<br />
Sprachpflege im deutschen Sprachraum. Doch<br />
anders als <strong>in</strong> Frankreich die Académie française von<br />
1635 konnte sie sich nicht als zentrale Anlaufstelle für<br />
Sprachfragen durchsetzen. Die staatliche Zersplitterung<br />
des deutschen Sprachraums spiegelt sich <strong>in</strong> der Vielfalt<br />
der Sprachvere<strong>in</strong>igungen wider.<br />
In r<strong>und</strong> vierh<strong>und</strong>ert Jahren entstanden <strong>und</strong> verg<strong>in</strong>gen<br />
zahlreiche E<strong>in</strong>richtungen, die sich um das Stärken des<br />
Sprachbewußtse<strong>in</strong>s bemühten <strong>und</strong> bemühen. Bed<strong>in</strong>gt<br />
durch den Wandel der Zeit fanden sie unterschiedliche<br />
Formen der Organisation <strong>und</strong> des Widerhalls. Den<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Sprachgesellschaften des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts folgten die<br />
„Deutschen Gesellschaften“ des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong><br />
der „Allgeme<strong>in</strong>e Deutsche Sprachvere<strong>in</strong>“, der von 1885<br />
bis 1943 bestand. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten<br />
e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>richtungen die Traditionsstränge fort. Mit<br />
dem Ende des Kalten Krieges kam es nach 1990 zu e<strong>in</strong>er<br />
Gründungswelle neuer Sprachvere<strong>in</strong>igungen.<br />
Welche Brüche prägen die Geschichte der Sprachvere<strong>in</strong>igungen?<br />
Mit welchen Gegenständen beschäftigten sie<br />
sich hauptsächlich? Vor welchen Schwierigkeiten standen<br />
sie? Welche Früchte trug ihre Spracharbeit? Warum<br />
gibt es heute <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>en merkwürdigen<br />
Dualismus zwischen den offiziellen, steuerf<strong>in</strong>anzierten<br />
Institutionen <strong>und</strong> den Bürger<strong>in</strong>itiativen? Wie sieht die<br />
Zukunft der organisierten Sprachpflege aus? Diese Fragen<br />
werden im Vordergr<strong>und</strong> des Vortrags stehen.<br />
Thomas Paulwitz, geboren am 13. Juli 1973 <strong>in</strong> Eichstätt,<br />
ist Historiker <strong>und</strong> Sprachpfleger. Er arbeitet als Schriftleiter<br />
der Zeitschrift DEUTSCHE SPRACHWELT (Erlangen).<br />
Außerdem ist er Vorsitzender des Sprachausschusses<br />
des Pegnesischen Blumenordens (Nürnberg)<br />
<strong>und</strong> Vorstandsmitglied der Neuen Fruchtbr<strong>in</strong>genden<br />
Gesellschaft (Köthen/Anhalt). Er ist verheiratet <strong>und</strong> Vater<br />
zweier K<strong>in</strong>der.<br />
Kontakt:<br />
DEUTSCHE SPRACHWELT, Postfach 1449, D-91004<br />
Erlangen, thomas.paulwitz@deutsche-sprachwelt.de,<br />
www.deutsche-sprachwelt.de<br />
28
Sprache <strong>und</strong> Identität<br />
O.Univ.Prof. Dr. Werner Pfannhauser<br />
Interessengeme<strong>in</strong>schaft <strong>Muttersprache</strong> Graz, Österreich<br />
Wie ich mich ausdrücke, me<strong>in</strong>e Gedanken mitteile be<strong>in</strong>haltet<br />
bereits charakteristische <strong>und</strong> unverwechselbare<br />
Merkmale me<strong>in</strong>er Identität.<br />
Identität me<strong>in</strong>t hier die typischen Sprach- <strong>und</strong> Denkmuster,<br />
die Form wie ich mich ausdrücke.<br />
Diese kommen aus altem, zum Teil unbewußten Traditionen.<br />
In e<strong>in</strong>er Zeit der zunehmenden Globalisierung, die teilweise<br />
Züge e<strong>in</strong>er Gleichmacherei <strong>und</strong> E<strong>in</strong>ebnung auf<br />
niederem Niveau zeigt, suchen die Menschen nach Geme<strong>in</strong>schaft<br />
<strong>und</strong> damit identitätsstiftenden Merkmalen<br />
ihrer Geme<strong>in</strong>schaft.<br />
Es steht für mich als Forderung außer Zweifel:<br />
<strong>Europa</strong> ist nötig, jedoch muß es e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> Vielfalt<br />
se<strong>in</strong> <strong>und</strong> auch bleiben.<br />
Regionalismus, das „<strong>Europa</strong> der Vaterländer“, die Heimat<br />
s<strong>in</strong>d nicht alle<strong>in</strong> überkommene identitätsstiftende<br />
E<strong>in</strong>heiten, sondern geradezu die Voraussetzung e<strong>in</strong>es<br />
gee<strong>in</strong>ten –nicht e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>heitlichten – <strong>Europa</strong>s.<br />
Um nicht mißverstanden zu werden:<br />
Hier wird nicht der Eigenbrötlerei, der krampfhaften<br />
Abgrenzung, dem Kantönligeist das Wort geredet.<br />
Beispielsweise fordert die <strong>IG</strong> <strong>Muttersprache</strong> <strong>in</strong> ihren<br />
Satzungen, das Erlernen des Englischen als „L<strong>in</strong>gua<br />
franca“, als weltweite Verkehrssprache.<br />
Gleichzeitig aber wird den überbordenden Anglizismen<br />
<strong>in</strong> unserer <strong>Muttersprache</strong> der Kampf angesagt.<br />
E<strong>in</strong> Widerspruch ?<br />
In me<strong>in</strong>en Augen ke<strong>in</strong>esfalls.<br />
Jede Sprache an ihren Platz.<br />
Im heimatlichen Bereich der Sprachgruppe sollte e<strong>in</strong><br />
möglichst anglizismen- <strong>und</strong> auch fremdwortfreies<br />
Deutsch gesprochen werden.<br />
Maxime : Ke<strong>in</strong> Fremdwort für das was auch gut deutsch<br />
ausgedruckt werden kann.<br />
Die Betonung liegt auf gut !<br />
Im <strong>in</strong>ternationalen Verkehr tritt die Landessprache<br />
(wenn ich ihrer mächtig b<strong>in</strong>) oder Englisch als Ver-<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
kehrssprache auf.<br />
Auch hier ist e<strong>in</strong>e saubere Trennung anzustreben.<br />
Ich habe das „anglizismen- <strong>und</strong> fremdwortfreie<br />
Deutsch“ erwähnt.<br />
Abgesehen von politisch motivierten negativen Reflexen<br />
darauf, die versuchen jede Diskussion darüber<br />
abzuwürgen, ergibt sich aus dieser Forderung die Verpflichtung<br />
schöpferisch mit der eigenen Sprache umzugehen.<br />
Erf<strong>in</strong>dergeist <strong>und</strong> die Suche nach alten Wortwurzeln<br />
zur Darstellung neuer Begriffe <strong>in</strong> unserer <strong>Muttersprache</strong><br />
s<strong>in</strong>d dazu Erfordernisse.<br />
Sprache ist nie endgültig abgeschlossen, sie ist ständig<br />
<strong>in</strong> Entwicklung.<br />
Der Sprachbewußte hat es <strong>in</strong> der Hand, die Entwicklung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der Sprache zuträgliche an Identität <strong>und</strong><br />
Schöpferkraft orientierte Richtung zu lenken.<br />
In mehreren europäischen Ländern gibt es Sprachgesetze<br />
zum Schutz der eigenen Sprache.<br />
Wie sehr oder wie wenig diese geglückt s<strong>in</strong>d wird im<br />
Rahmen dieses Symposiums noch im E<strong>in</strong>zelnen besprochen.<br />
Jedenfalls übt die Europäische Geme<strong>in</strong>schaft erheblichen<br />
legistischen Druck auf die Mitgliedsländer aus.<br />
Unter Bezug auf e<strong>in</strong>e der drei Gr<strong>und</strong>freiheiten der Union,<br />
dem freien Warenverkehr , wird regulierend e<strong>in</strong>gegriffen.<br />
S<strong>in</strong>d die für e<strong>in</strong> bestimmtes Erzeugnis geltenden<br />
sprachlichen Anforderungen durch Geme<strong>in</strong>schaftsrichtl<strong>in</strong>ien<br />
vollständig harmonisiert worden, können<br />
die Mitgliedstaaten ke<strong>in</strong>e zusätzlichen sprachlichen<br />
Anforderungen festlegen.<br />
In Ermangelung e<strong>in</strong>er vollständigen Harmonisierung<br />
der sprachlichen Anforderungen bezüglich der Angaben<br />
auf e<strong>in</strong>geführten Erzeugnissen können die Mit-<br />
29
gliedstaaten e<strong>in</strong>zelstaatliche Maßnahmen erlassen, die<br />
die Verfassung dieser Angaben entweder <strong>in</strong> der Sprache<br />
des Gebietes, <strong>in</strong> dem die Erzeugnisse verkauft werden,<br />
oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen, für die Verbraucher <strong>in</strong> diesem<br />
Gebiet leicht verständlichen Sprache vorschreiben.<br />
Dafür stellt der Gerichtshof aber zwei Bed<strong>in</strong>gungen<br />
auf. Die Maßnahmen müssen zum e<strong>in</strong>en unterschiedslos<br />
für alle nationalen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>geführten Erzeugnisse<br />
gelten <strong>und</strong> zum anderen im H<strong>in</strong>blick auf das von ihnen<br />
verfolgte Ziel des Verbraucherschutzes verhältnismäßig<br />
se<strong>in</strong> (1).<br />
Nach Artikel 6 Absatz 3 des Vertrages über die Europäische<br />
Union (EUV) gehört die Sprache zur nationalen<br />
Identität der Mitgliedstaaten, was bedeutet, dass alle<br />
Sprachen der Mitgliedstaaten den gleichen kulturellen<br />
Wert haben. In der Literatur spricht man daher bereits<br />
von e<strong>in</strong>em „Gr<strong>und</strong>recht auf die eigene Sprache“.<br />
Artikel 8 des Österreichischen B<strong>und</strong>esverfassungsgesetzes<br />
lautet :<br />
„Die deutsche Sprache, unbeschadet der den sprachlichen<br />
M<strong>in</strong>derheiten b<strong>und</strong>esgesetzlich e<strong>in</strong>geräumten<br />
Rechte, die Staatssprache der Republik. Die Republik<br />
(B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den) bekennt sich zu ihrer<br />
gewachsenen sprachlichen <strong>und</strong> kulturellen Vielfalt,<br />
die <strong>in</strong> den autochthonen Volksgruppen zum Ausdruck<br />
kommt. Sprache <strong>und</strong> Kultur, Bestand <strong>und</strong> Erhaltung<br />
dieser Volksgruppen s<strong>in</strong>d zu achten, zu sichern <strong>und</strong> zu<br />
fördern. Die Österreichische Gebärdensprache ist als<br />
eigenständige Sprache anerkannt.“ (2)<br />
In EU – <strong>Europa</strong> existieren neben Österreich <strong>in</strong> den<br />
Staaten Bulgarien, Griechenland, Portugal <strong>und</strong> Zypern<br />
verfassungsrechtliche Bestimmungen zur Sprache.<br />
Was e<strong>in</strong>e vernünftige auf die Vielfalt <strong>Europa</strong>s h<strong>in</strong> an-<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
gelegte <strong>Sprachpolitik</strong> vermag kommt sehr gut <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Stellungnahme des EU – Ausschusses der Regionen<br />
zum Ausdruck:<br />
Sprache se<strong>in</strong>, so heißt es dort Sprache „das F<strong>und</strong>ament<br />
der Kultur. Sie stellt das wichtigste Kommunikationsmittel<br />
für die Mitglieder der Gesellschaft dar <strong>und</strong> ist<br />
somit die Vorbed<strong>in</strong>gung für E<strong>in</strong>heit. Damit Menschen<br />
mite<strong>in</strong>ander kommunizieren <strong>und</strong> kulturelle Informationen<br />
verarbeiten können, muss es e<strong>in</strong> System geme<strong>in</strong>samer<br />
sprachlicher Symbole geben. Die Sprache ist e<strong>in</strong><br />
Träger kultureller Symbole <strong>und</strong> damit von Informationen.<br />
Jegliche für die Existenz e<strong>in</strong>er Gesellschaft bedeutende<br />
Information ist <strong>in</strong> gesprochener oder Zeichensprache<br />
gespeichert. Geschriebene Sprache ermöglicht<br />
die zeitliche <strong>und</strong> räumliche Übermittlung kultureller<br />
Informationen <strong>und</strong> Bedeutungen.“<br />
Es ist zu wünschen – ne<strong>in</strong>, zu fordern – daß dieses <strong>Europa</strong><br />
der Regionen e<strong>in</strong> Gegengewicht zu den Tendenzen<br />
der Zentralisierung <strong>in</strong> der Europäischen Union bildet.<br />
Sprach- <strong>und</strong> kulturbewußte Menschen müssen im Interssse<br />
des Erhalts der Vielfalt <strong>Europa</strong>s dazu ihren Beitrag<br />
leisten.<br />
Schrifttum<br />
(1) P<strong>in</strong>a Moisier, Dissertation,<br />
„Sprachenpolitik <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“, Rechtswissenschaften,<br />
Wien 2009<br />
(2) Artikel 8 B<strong>und</strong>es-Verfassungsgesetz (B-VG), StF:<br />
BGBl. Nr. 1/1930<br />
(3) Amtsblatt der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften, C<br />
180/63, 11.6.1998<br />
30
Warum soll man Deutsch lernen –<br />
wirtschaftliche Gründe für die deutsche Sprache<br />
E<strong>in</strong> großer Sprachraum ist <strong>in</strong> Bedrängnis gekommen.<br />
Die deutsche Sprache wird aus vielen Bereichen sogar<br />
<strong>in</strong>nerhalb der deutschsprachigen Staaten verdrängt.<br />
Deutschlehrer <strong>und</strong> Deutschdozenten <strong>in</strong> aller Welt bangen<br />
um ihren Arbeitsplatz. Sie bewerben diese Sprache<br />
als alte Sprache mit e<strong>in</strong>er großen Literatur, e<strong>in</strong>er Sprache,<br />
<strong>in</strong> der Hegel <strong>und</strong> Kant philosophiert haben.<br />
Ungefähr so bewerben die Griechen ihre Sprache. Die<br />
Dänen machen Reklame mit e<strong>in</strong>em Märchendichter.<br />
Die Isländer mit e<strong>in</strong>em alten Nationalepos. Immer mit<br />
dem Erfolg, dass sich e<strong>in</strong>e gewisse Anzahl Liebhaber<br />
dieser Sprachen f<strong>in</strong>den lässt. Der deutsche Sprachraum<br />
kann über die kulturellen Argumente h<strong>in</strong>aus jedoch<br />
sehr handfeste Gründe für das Deutschlernen anführen.<br />
Deutsch sprechen zu können br<strong>in</strong>gt geldwerten Nutzen.<br />
Tünde Primus-Kövendi, Graz<br />
2009 - Jahr der ungarischen Sprache<br />
1. Kurze historische Übersicht der ungarischen Sprache<br />
Ungarisch gehört zum f<strong>in</strong>no-ugrischen Zweig der<br />
uralischen<br />
Sprachenfamilie. Landnahme 896. Christianisierung<br />
unter dem König Stephan I. - das Late<strong>in</strong>ische als<br />
Schriftsprache. 1.Schriftdenkmal des Ungarischen:<br />
die Schrifturk<strong>und</strong>e der Benedikt<strong>in</strong>erabtei von Tihany<br />
(1055). Habsburger Herrschaft (1699-1867/1918): E<strong>in</strong>fluss<br />
der deutschen Sprache. Sprachreformbewegung<br />
Ende des 18. Jh.s, <strong>in</strong> der Folge wird Ungarisch 1844<br />
Amtssprache.<br />
2. Lebenswerk des bedeutenden Spracherneuerers Ferenc<br />
Kaz<strong>in</strong>czy<br />
Der 1759 <strong>in</strong> Kaschau Geborene entschloss sich die<br />
ungarische Sprache<br />
<strong>und</strong> Literatur zu reformieren, <strong>in</strong>dem er Übersetzungen<br />
der Klassiker<br />
verfasste bzw. den Wortschatz der Sprache um neue<br />
Wörter erweiterte. 1788 startete er mit zwei Fre<strong>und</strong>en<br />
das erste Literaturmagaz<strong>in</strong> „ Magyar Múzeum“. Nach<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
Fehlende Deutschkenntnisse s<strong>in</strong>d für zahlreiche Handelspartner<br />
der deutschsprachigen Länder sehr teuer.<br />
Im Vortrag werden e<strong>in</strong>drucksvolle Zahlen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige<br />
spannende Beispiele genannt.<br />
Der Autor plädiert <strong>in</strong>sgesamt dafür, den „Wert“ der<br />
deutschen Sprache <strong>in</strong> Zukunft viel pragmatischer zu<br />
untermauern, selbstverständlich ohne dabei die ideellen<br />
Werte zu unterschlagen.<br />
Re<strong>in</strong>er Pogarell<br />
Institut für Betriebsl<strong>in</strong>guistik<br />
Schulze-Delitzsch-Straße 40<br />
33100-Paderborn<br />
Re<strong>in</strong>er.pogarell@teleos-web.de<br />
www.betriebsl<strong>in</strong>guistik.de<br />
e<strong>in</strong>em<br />
Todesurteil (Teilnahme an e<strong>in</strong>er Verschwörung gegen<br />
die Habsburger im Jahre 1801) kommt er nach 7 Jahren<br />
Kerker frei <strong>und</strong> zieht nach Széphalom/Nord-Westungarn.<br />
Hier<br />
stirbt er 1831.<br />
3. Merkwürdige Tendenzen <strong>in</strong> der Entwicklung der ungarischen<br />
Sprache <strong>in</strong><br />
den letzten 20 Jahren<br />
Durch die Wende von 1989 entstand e<strong>in</strong> neues politisches<br />
System <strong>in</strong><br />
Ungarn, was das E<strong>in</strong>strömen von ausländischem Kapital,<br />
folglich<br />
Niederlassungen fremdsprachiger Firmen <strong>und</strong> Unternehmen<br />
ermöglichte. Die vielschichtige<br />
Medienlandschaft, <strong>in</strong> der Werbung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>schaltungen<br />
für fremde Produkte<br />
dom<strong>in</strong>ierten, verstärkten noch diese Tendenzen. (Vokal-Schw<strong>und</strong>,<br />
erhöhtes Sprachtempo, Vere<strong>in</strong>fachung<br />
der grammatikalischen Gesetze, usw.) Auch der Gebrauch<br />
des Mobiltelefons<br />
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verursachte Veränderungen im Wortgebrauch; die<br />
SMS-Sprache vere<strong>in</strong>facht vieles.<br />
4. Entgegengesetzte Bestrebungen<br />
- auf politischer Ebene: das Sprachgesetz 2001<br />
- Bewußtmachung dieser Problematik <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />
Gerhard Stickel, (IDS Mannheim / EFNIL)<br />
Die deutsche Sprache im europäischen Kontext<br />
Die derzeitige Entwicklung der deutschen Sprache<br />
ist mehr als bisher <strong>in</strong> der neueren Geschichte von<br />
Faktoren bestimmt, die von außen <strong>in</strong> die Sprachgeme<strong>in</strong>schaft<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> wirken oder auch von Deutschsprachigen<br />
aktiv <strong>in</strong> den eigenen Sprachgebrauch aufgenommen<br />
werden. Kontakte zu anderen Sprachen<br />
haben für größere Teile der Bevölkerung zugenommen.<br />
H<strong>in</strong>zu kommen durch Massenmedien <strong>und</strong> Internet<br />
vermittelte sprachliche E<strong>in</strong>flüsse e<strong>in</strong>er ‚globalen‘<br />
Kommunikation. Sprachliche Neuerungen s<strong>in</strong>d<br />
besonders im Bereich des Wortschatzes zu beobachten.<br />
Das soll anhand neuer Entlehnungen aus dem<br />
(amerikanischen) Englisch <strong>und</strong> anderer Neuwörter<br />
illustriert werden. Die E<strong>in</strong>stellungen der deutschsprachigen<br />
Menschen zum aktuellen Sprachwandel variieren<br />
zwischen ängstlicher oder aggressiver Abwehr<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
(Fachzeitschriften, R<strong>und</strong>funk, Wettbewerbe <strong>in</strong> den<br />
Schulen)<br />
5. Die Pflege der <strong>Muttersprache</strong> soll für JEDENMANN<br />
Herzenssache se<strong>in</strong>.<br />
Zielsetzungen: Konsequenz, Verantwortung, Leidenschaft<br />
jeglicher Veränderung <strong>und</strong> eilfertiger Übernahme von<br />
Neologismen, besonders von Anglizismen, <strong>in</strong> den eigenen<br />
Sprachgebrauch.<br />
Zum derzeitigen Sprachwandel gehört auch e<strong>in</strong> partieller<br />
Domänenverlust des Deutschen wie auch anderer<br />
europäischer Sprachen, der sich u.a. im Bereich der<br />
Wissenschaftskommunikation <strong>und</strong> <strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen<br />
Politik <strong>und</strong> Wirtschaft abzeichnet. Dem versuchen<br />
mehrere sprachpolitische Initiativen zur aktiven<br />
Bee<strong>in</strong>flussung der Sprachentwicklung entgegenzuwirken,<br />
u.a. durch Förderung der Mehrsprachigkeit<br />
<strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> anderen europäischen Staaten.<br />
E<strong>in</strong>e dieser Initiativen soll kurz vorgestellt werden.<br />
Falls der zeitliche Rahmen es erlaubt, sollen auch drei<br />
mögliche Szenarien zur künftigen Entwicklung des<br />
Deutschen skizziert werden.<br />
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Tel./Fax: 0316/302 026, Postfach 43,<br />
A 8047 Graz-Ragnitz<br />
Konto 8.430.753, Raiff.LdBk.Stmk,<br />
Fil. Graz-Ragnitz, BLZ 38000<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
<strong>IG</strong> MUTTERSPRACHE IN ÖSTERREICH GRAZ<br />
Aus e<strong>in</strong>er zunächst losen Bürger<strong>in</strong>itiative „Interessengeme<strong>in</strong>schaft<br />
<strong>Muttersprache</strong> <strong>in</strong> Österreich Graz” entstand<br />
Anfang Mai 1998 der behördlich angemeldete<br />
Vere<strong>in</strong>.<br />
Schon im Herbst 1999 fand auf Anregung des Obmannes<br />
o.Univ.Prof. Dr. Werner Pfannhauser die ERSTE<br />
INTERNATIONALE TAGUNG zum Thema <strong>Muttersprache</strong><br />
<strong>in</strong> Graz statt, mit Teilnehmern aus Deutschland,<br />
der Schweiz, Südtirol <strong>und</strong> Österreich.<br />
Seither gibt es e<strong>in</strong>e erfolgreiche Zusammenarbeit auf<br />
breiter Ebene im NETZWERK DEUTSCHER SPRA-<br />
CHE<br />
Warum HILFE?<br />
n Produkte werden englisch beworben, bezeichnet<br />
<strong>und</strong> be schrieben.<br />
n Neuen Sport gibt es nur noch auf Englisch.<br />
n Stellen werden auf Englisch ausgeschrieben.<br />
n Bahn, Luftfahrt, Post <strong>und</strong> Telefon verdrängen deutsche<br />
Bezeichnungen durch englische.<br />
n Gesungen <strong>und</strong> gefeiert wird auf Englisch – beim<br />
Ge burtstag (Happy birthday to you), beim Heiraten<br />
(Just married).<br />
n Unsere Wissenschaft schreibt schon <strong>in</strong> Englisch;<br />
sie beg<strong>in</strong>nt, auf Englisch zu lehren <strong>und</strong> Studienabschlüsse<br />
englisch zu bezeichnen.<br />
n Neue Begriffe werden aus dem Englischen übernommen.<br />
Unsere Sprache verliert ihre Fähigkeit,<br />
sich durch neue Wortprägungen der Moderne anzupassen.<br />
Dieser Prozeß verändert unsere Sprache<br />
mehr als vergleichbare Ent wicklungen <strong>in</strong> ihrer Geschichte.<br />
n Ursachen sehen wir <strong>in</strong> Amerikabesessenheit, e<strong>in</strong>em<br />
ge störten Sprachbewusstse<strong>in</strong>, Globalisierungsbeflissenheit,<br />
Profilierungssucht, gedankenloser<br />
Nachplapperei <strong>und</strong> Liebe dienerei.<br />
o.Univ.Prof. Dr. Werner Pfannhauser<br />
Postfach 43, A 8047 Graz-Ragnitz<br />
Mobilruf: 0664/1401543 • Tel./Fax: 0316/302 026<br />
www.pfannhauser.at/muttersprache • muttersprache@pfannhauser.at<br />
Was ist zu TUN?<br />
n Wir machen den Bürgern bewusst, dass unser<br />
wichtigstes Kulturgut, unsere Sprache, bedroht ist.<br />
Wir wenden uns an die Entscheidungsträger <strong>in</strong> Politik<br />
<strong>und</strong> Wirtschaft, um sie für den Schutz unserer<br />
Sprache zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
n Wir machen Front dagegen, dass uns für den<br />
„Haus ge brauch“ e<strong>in</strong>e fremde Sprache aufgedrängt<br />
werden soll; wir sagen jedem, dass wir zu Hause auf<br />
Deutsch angeredet werden wollen.<br />
n Wir tun es <strong>in</strong> Abständen immer wieder: <strong>in</strong> den<br />
Medien – R<strong>und</strong>funk, Fernsehen <strong>und</strong> Zeitungen<br />
– präsent zu se<strong>in</strong>, dann durch Kontaktaufnahme<br />
mit Sprachwissenschaft lern, mit Protestbriefen an<br />
Sprachsünder <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er eigenen Zeitung.<br />
n Wir wenden uns bei unseren Aktionen nur gegen<br />
die unkritische Übernahme von überflüssigen Anglizismen<br />
<strong>und</strong> Amerikanismen, denn wir s<strong>in</strong>d nicht<br />
gegen e<strong>in</strong> Fremdwort, das e<strong>in</strong>e Lücke füllt.<br />
n Wir s<strong>in</strong>d demokratisch, liberal <strong>und</strong> proeuropäisch,<br />
wir s<strong>in</strong>d im E<strong>in</strong>klang mit der offiziellen Sprachenpolitik<br />
der Europäischen Union.<br />
n Wir verstehen uns auch als Anwalt derer, die wegen<br />
unzuläglicher Beherrschung der englischen<br />
Sprache ausgegrenzt werden <strong>und</strong> Schwierigkeiten<br />
haben, am modernen Leben teilzuhaben.<br />
n Sie nicht auch? Wenn sie <strong>in</strong> der Firma für Ihren E<strong>in</strong>kauf<br />
e<strong>in</strong>e „Fashion card“ erhalten statt e<strong>in</strong>er K<strong>und</strong>enkarte;<br />
wenn Ihr Abendprogramm im Fernsehen<br />
jetzt „Prime time“ heißt oder „Fast food“ unsere<br />
Esskultur verdrängt? Oder wenn der Sportreporter<br />
von „Slow motion“ faselt, obwohl es doch den bildhaften<br />
deutschen Ausdruck Zeitlupe gibt, <strong>und</strong> alles<br />
e<strong>in</strong> „Highlight“ ist, was sonst e<strong>in</strong> Höhepunkt war,<br />
dass unsere K<strong>in</strong>der nur noch „Kids“ s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> dass<br />
man sie nur noch auf Englisch zu erreichen glaubt,<br />
mit „Don´t dr<strong>in</strong>k and drive“ oder „Take care of<br />
your ears“ als Warnung vor Alkohol <strong>und</strong> zu lauter<br />
Discomusik?<br />
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