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Script - Stimme und Individuum

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hfkm-Regensburg / Stimmk<strong>und</strong>e / <strong>Script</strong> SS 09<br />

Christian Schmidt<br />

<strong>Stimme</strong> <strong>und</strong> <strong>Individuum</strong><br />

Stimmgattungen / Stimmtypen<br />

1. Einführung<br />

Die Klassifizierung der Sing- <strong>und</strong> Sängerstimme<br />

• Klassifizierungsversuche sind gr<strong>und</strong>sätzlich notwendig, zur Bestimmung von Leistungsgrenzen<br />

im beruflichen Alltag des Sängers. Von deren Beachtung hängt oft die<br />

sängerische Existenz <strong>und</strong> die lebenslange Bewahrung einer leistungsfähigen <strong>Stimme</strong> ab.<br />

• Die lebenslange Belastung der Singstimme im beruflichen Bereich (natürlich insbesondere<br />

bei Opern- <strong>und</strong> Konzertsängern aber auch bei Choristen <strong>und</strong> Kirchenmusikern <strong>und</strong> Musiklehrern)<br />

kann in einer falschen Klassifizierung zu wiederkehrenden Stimmstörungen oder<br />

völligem stimmlichem Versagen führen.<br />

• Die Klassifizierung in Stimmgattungen (Stimmlagen) <strong>und</strong> Stimmtypen (Stimmfächer) ist<br />

vorwiegend für die Darbietung der traditionellen Opern- <strong>und</strong> Konzertwerke gültig.<br />

• Sie ergibt sich einmal aus der natürlichen Veranlagung der Sänger <strong>und</strong> zum anderen aus<br />

den Anforderungen in der künstlerischen Praxis.<br />

• Gesangspartien zeitgenössischer Werke lassen sich nur schwer in althergebrachter Weise<br />

klassifizieren, besonders in den Genres der Unterhaltungsmusik.<br />

2. Stimmgattungen = Stimmlagen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich: Sopran – Alt - Tenor - Baß.<br />

Chorgesang:<br />

Aufgliederung jeder Stimmgattung in eine 1. <strong>und</strong> 2. <strong>Stimme</strong><br />

Sologesang:<br />

• Frauen: Einteilung in Sopran, Mezzosopran <strong>und</strong> Alt<br />

• Männer: Tenor, Bariton <strong>und</strong> Baß<br />

• Jede dieser Stimmlagen unterscheidet sich nach oben ungefähr durch eine Terz im<br />

Gr<strong>und</strong>ton (siehe Umfänge)<br />

• Eine weitere Einteilung, wie sie vor allem für den Bühnengesang üblich ist, steht nur bedingt<br />

mit der Stimmgattung in Zusammenhang; denn sie berücksichtigt weniger die Höhenlage<br />

<strong>und</strong> den Stimmumfang als vor allem Klangfarbe, Stärke <strong>und</strong> Beweglichkeit der<br />

<strong>Stimme</strong>. Man spricht dann von Stimmtypen (Siehe dort)<br />

Lebenslange Festlegung auf eine bestimmten Stimmgattung nicht immer möglich<br />

In der Praxis gibt es sinnvolle stimmliche Entwicklungen <strong>und</strong> Gattungs- oder Typwechsel analog<br />

zu den körperlichen Veränderungen der verschiedenen Lebensalter (siehe dort).<br />

• Im professionellen Bereich wir immer wieder der Wechsel zu einer höheren <strong>und</strong> dramatischeren<br />

Stimmgattung erfolgreich vorgenommen.<br />

• Im Bereich des Laiensingens kann es mit zunehmendem Alter <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ener<br />

nachlassender Leistungsfähigkeit, Elastizität <strong>und</strong> Spannkraft zu einem Wechsel in eine<br />

tiefere Stimmlage kommen.<br />

Eine Unterteilung in hohe, mittlere <strong>und</strong> tiefe Stimmgattungen stellt jedoch einen brauchbaren<br />

Kompromiss dar, der den Anforderungen in der sängerischen Praxis weitgehend entspricht.<br />

Vor allem zu Beginn einer Stimmausbildung ist es wünschenswert, die natürlichen Anlagen<br />

zu erkennen <strong>und</strong> die Unterrichtsmethodik darauf einzustellen.<br />

1


Bewertet werden zuallererst<br />

hfkm-Regensburg / Stimmk<strong>und</strong>e / <strong>Script</strong> SS 09<br />

Christian Schmidt<br />

• Tonhöhenumfang<br />

• Timbre<br />

• Sprechstimmlage<br />

Aber gerade bei Anfängern mit ihren gesangstechnisch noch wenig ausgebildeten <strong>Stimme</strong>n<br />

treten oft Schwierigkeiten auf, weil Tonhöhenumfang <strong>und</strong> sängerische Klangbildung noch nicht<br />

voll entwickelt sind oder sogar einem Klangideal »nachgesungen« wird, das nicht den eigenen<br />

natürlichen Voraussetzungen entspricht. Wenn ein solches Klangideal fixiert ist, haben Gesangspädagogen<br />

mitunter Schwierigkeiten, die natürliche Stimmveranlagung zu erkennen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich lässt sich nur aus der Kombination verschiedener Merkmale ein einigermaßen<br />

verlässliches Urteil bilden.<br />

2.1. Medizinisch phoniatrische Klassifizierungsmöglichkeiten:<br />

Anatomische Kriterien<br />

• Körperbau<br />

• Ansatzrohr<br />

• Kehlkopf<br />

• Stimmlippen<br />

• nachteilige Faktoren<br />

2<br />

Funktionelle Kriterien<br />

• Untere Stimmgrenze<br />

• Kaustimme<br />

• phonischer Nullpunkt,<br />

• mittlere Sprechstimmlage<br />

• Stimmumfang, Tonhöhenumfang<br />

• mittlere Stimmlage<br />

• Timbre (vorherrschende persönliche Klangfarbe)<br />

• Verteilung der Register<br />

2.1.1. Anatomische (biologische) Kriterien:<br />

Konstitution, Körperbau, Habitus<br />

Dimensionen <strong>und</strong> Form von Kehlkopf <strong>und</strong> Ansatzrohr<br />

Hormonelle Einflüsse (sie können die Stimmgattung mitbedingen)<br />

Körpergröße:<br />

• Es finden sich mit zunehmender Körpergröße tiefere <strong>Stimme</strong>n<br />

• Bei den Frauen treten die Unterschiede weniger hervor als bei den Männern<br />

Gesichtsform:<br />

• Das Gesicht des Tenors tendiert dahin, mehr r<strong>und</strong>lich zu sein<br />

• je tiefer die <strong>Stimme</strong>, umso länglicher werden die Gesichtszüge.<br />

Hals:<br />

• Das Genick ist mehr schlank bei Sängern mit tiefer <strong>Stimme</strong>, während solche mit hoher<br />

<strong>Stimme</strong> ganz allgemein kurze Nacken haben, <strong>und</strong> je breiter der Nacken, umso kräftiger ist<br />

die <strong>Stimme</strong>.<br />

Brustkorb:<br />

• Der Brustkorb der Tenöre erscheint mehr quadratisch, tief von vorn nach hinten<br />

• Die Träger tiefer <strong>Stimme</strong>n haben einen langen Brustkasten, der relativ flach ist. Das hat<br />

eine schmalere Oberfläche des Zwerchfells bei Sängern mit tiefer als mit hoher <strong>Stimme</strong><br />

zur Folge.<br />

Habitus:<br />

• Besonders bei tiefen Frauenstimmen tritt mitunter eine Tendenz zu männlichem Habitus<br />

hervor<br />

• bei hohen Tenören deuten sich manchmal weibliche Züge an.<br />

Ansatzrohr:<br />

• Größere Räume des Ansatzrohres entsprechen tiefen Stimmlagen<br />

• Kleinere Räume weisen auf hohe hin.


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Christian Schmidt<br />

Resonanzhöhlen:<br />

• Große, umfangreiche Resonanzhöhlen entsprechen den tiefen Stimmlagen<br />

• Kleinere Resonanzhöhlen entsprechen den hohen Stimmlagen<br />

Luftröhre:<br />

• Die Luftröhre erscheint bei Betrachtung mit dem Kehlkopfspiegel weit <strong>und</strong> gerade beim<br />

Bassisten<br />

• Je höher die Stimmlage, desto weniger weit kann man in die Luftröhre hineinsehen<br />

• Weit offene Morgagnische Ventrikel charakterisieren oft mächtige <strong>Stimme</strong>n<br />

Kehlkopf:<br />

• Bei Bassisten erscheint er sehr groß in allen seinen Dimensionen (tastbar)<br />

• Bei den mittleren <strong>Stimme</strong>n erscheint er kleiner frontal <strong>und</strong> der Winkel des Schildknorpels<br />

breiter<br />

• Die höchsten <strong>Stimme</strong>n haben einen ger<strong>und</strong>eten Adamsapfel <strong>und</strong> die kleinsten Dimensionen<br />

• Ganz allgemein hat der Kehlkopf den größten Abstand vom Rachen bei den tiefen <strong>Stimme</strong>n<br />

<strong>und</strong> steht höher bei höherer Stimmlage<br />

• Ein an jugendlicher <strong>Stimme</strong> erhobener Bef<strong>und</strong> kann mit deren Reifung Änderungen erfahren;<br />

es finden sich Größenverschiebungen am Ansatzrohr wie am Stimmapparat selbst.<br />

Stimmlippen<br />

• Bei langen Stimmlippen eine Tendenz zu tieferer Stimmlage<br />

• Bei kurzen eine Tendenz zu höherer Stimmlage<br />

� Die Stimmlippenlänge nimmt bei den tieferen <strong>Stimme</strong>n gegenüber den höheren<br />

zu. Auch hier drückt sich die Beziehung bei den Frauen nicht so deutlich aus wie<br />

bei Männern.<br />

• Man hat nachgewiesen, dass man die Stimmlippenlänge nicht exakt messen kann, weil<br />

sie von verschiedenen Faktoren (u. a. Tonhöhe) abhängig ist. In der Literatur wird für einen<br />

Baß bei Entspannung in Ruhe (Abduktion) eine Gesamtlänge von 24—25 mm angegeben;<br />

diese nimmt zum Sopran hin immer mehr ab, so dass bei hohen <strong>Stimme</strong>n nur<br />

noch 14—17 mm Stimmlippenlänge gemessen wurde.<br />

Nachteilige Faktoren:<br />

Es gibt Merkmale des Körperbaus (z.B. Asymmetrien im Kehlkopf) die als Zeichen einer<br />

schlechten Belastbarkeit des Stimmorgans gelten <strong>und</strong> deshalb für ein Berufssängertum fast<br />

immer als prognostisch ungünstig anzusehen sind.<br />

Während für die Tonhöhe die Stimmlippen <strong>und</strong> ihre Schwingungsverhältnisse verantwortlich<br />

sind, wird das Timbre von Form <strong>und</strong> Größe des Rachens, von der Weite des Kehlraums <strong>und</strong><br />

von der Gaumenform bestimmt<br />

• Ein weiter Abstand zwischen dem Zäpfchen <strong>und</strong> der Rachenhinterwand spricht für einen<br />

großen Resonanzraum, besonders nützlich für den Bassisten<br />

• Ein enger oberer Rachen ist bei allen Stimmgattungen der Güte der Gesangsstimme<br />

abträglich<br />

• Eine dicke <strong>und</strong> besonders im hinteren Teil sich hochwölbende Zunge, die die Weite besonders<br />

des mittleren Rachens behindert, ist meist die Ursache für das sog. „Knödeln„<br />

<strong>und</strong> kann die artikulatorische Beweglichkeit beeinträchtigen<br />

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• Ein schlankes Zäpfchen (Uvula), ganz gleich welcher Länge, sieht man häufig bei hohen<br />

<strong>Stimme</strong>n, während beim Baß sich meist eine breit ansetzende Uvula findet.<br />

• Eine breite flache Gaumenform gibt ein dunkles Timbre, <strong>und</strong> ein hoher, steiler, spitzförmiger<br />

Gaumen färbt die <strong>Stimme</strong> hell.<br />

Dabei ist man jedoch vor Überraschungen nicht sicher <strong>und</strong> muss sich manchmal über die<br />

starke Diskrepanz zwischen Stimmlippenbef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Timbre der <strong>Stimme</strong> w<strong>und</strong>ern.<br />

Die sängerischen Entwicklung ist abzuwarten <strong>und</strong> nach einiger Zeit erneut zu überprüfen<br />

Vor allem in Grenzfällen ist enge Zusammenarbeit zwischen Gesangspädagogen <strong>und</strong> Stimmärzten<br />

angeraten<br />

Man bewertet zwar auch - im Zusammenhang mit anderen Merkmalen - Körperbau <strong>und</strong> -<br />

größe, Stimmlippenlänge, mittlere Sprechstimmlage <strong>und</strong> Timbre beim Sprechen <strong>und</strong> Singen,<br />

gibt letztendlich aber den subjektiven Eindrücken <strong>und</strong> gewachsener Hörerfahrung einen ausreichend<br />

großen Spielraum.<br />

2.1.2. Funktionelle Kriterien<br />

Phonischer Nullpunkt<br />

Kaustimme<br />

Indifferenzlage<br />

Stimmumfang<br />

Mittlere Stimmlage<br />

Registergrenzen<br />

Timbre<br />

Untere Stimmgrenze:<br />

• Der tiefste Ton einer <strong>Stimme</strong>, ihr phonischer Nullpunkt ist genetisch festgelegt <strong>und</strong> deshalb<br />

spätestens nach Abschluss des Wachstums unveränderlich. Er ergibt wichtigen Aufschluss<br />

über den Stimmtypus.<br />

Kaustimme:<br />

• Die Wesensverwandtschaft von Kau- <strong>und</strong> Artikulationsbewegungen führt zur Definition der<br />

sogenannten Kaustimme. Sie zeichnet sich aus durch tiefe, gelöste <strong>und</strong> volle Stimmgebung<br />

<strong>und</strong> liegt etwa eine Terz tiefer als die Indifferenzlage.<br />

• Die Lage der Kaustimme zeigt - wie die mittlere Sprechstimmlage - bei den Männern deutlichere<br />

Unterschiede als bei den Frauen.<br />

Indifferenzlage (auch mittlere Sprechstimmlage):<br />

• Mit Indifferenzlage ist unter Physiologischen Bedingungen derjenige Tonhöhenbereich<br />

innerhalb des Stimmumfanges gemeint, in dem mit geringstem Kraftaufwand anhaltend<br />

<strong>und</strong> mühelos gesprochen werden kann. Er liegt im unteren Drittel des Stimmumfanges,<br />

eine Quarte bis Quinte über der unteren Grenze.<br />

• Personen, die hoch sprechen besitzen stets auch eine hohe Singstimme.<br />

• Tiefer Sprechende können einer tieferen Stimmlage angehören, aber feste Zusammenhänge<br />

gibt es dabei nicht.<br />

• Sie ist ein guter Anhaltspunkt, jedoch sind die Unterschiede bei den Frauenstimmen nicht<br />

so deutlich ausgeprägt wie bei den Männerstimmen.<br />

• Sie kann infolge unvollständiger Mutation oder unzweckmäßigem Stimmgebrauch überhöht<br />

sein; hierdurch kann es zur Fehlbeurteilung kommen<br />

Stimmumfang:<br />

• Er trägt anfänglich nur wenig zur Klassifizierung bei, hängt er doch weitgehend vom Trainingsstand<br />

<strong>und</strong> natürlich der funktionierenden Technik eines Stimmorgans ab.<br />

• Bei den Stimmumfängen müssen wir solche sog. Durchschnittsstimmen von den künstlerisch<br />

verwertbaren <strong>Stimme</strong>n unterscheiden. Nach neueren Erkenntnissen erreicht die<br />

Durchschnittsstimme ganz allgemein nicht den Umfang von 2 Oktaven. Während bei den<br />

Kinderstimmen zwischen Sopran, Mezzo <strong>und</strong> Alt in den oberen Tongrenzen Unterschiede<br />

von einer Terz g2/e2/c2 gef<strong>und</strong>en werden, ist in der gleichen Lage der Erwachsenenstimme<br />

nur ein Ton Unterschied g2, f2, e2. Zwischen den Durchschnittsstimmen <strong>und</strong> den<br />

Kunstgesangsstimmen bestehen in den für die einzelnen Stimmgattungen verlangten<br />

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Stimmumfängen große Unterschiede. Allgemein kann man sagen, dass die Grenzen des<br />

oberen Stimmumfangs bei den Durchschnittsstimmen um eine Terz bis eine Sext tiefer<br />

liegen, als bisher beschrieben wurde, während die unteren Tongrenzen etwa gleich<br />

geblieben sind.<br />

• Alt- <strong>und</strong> Baritonstimmen weisen die kleinsten Umfänge auf<br />

Mittlere Stimmlage:<br />

• Die mittlere Stimmlage, d. h. die Mitte zwischen dem höchsten <strong>und</strong> dem tiefsten Ton, kann<br />

zur Bestimmung herangezogen werden<br />

Registergrenzen:<br />

• Nach Registergrenzen sind keine eindeutigen Festlegungen möglich, allein die obere<br />

Grenze des Brustregisters, am ehesten bestimmbar, lässt sich unter Vorbehalt bei der<br />

Klassifizierung verwenden. Die Klangfarbe wird häufig überbewertet, kann aber für den<br />

Erfahrenen aufschlussreich sein. Immer muss man bedenken, dass der Stimmklang willkürlich<br />

aufgehellt <strong>und</strong> verdunkelt werden kann.<br />

Neben der Bestimmung bezüglich der Stimmgattung ebenfalls wichtig:<br />

• das Wohlbefinden während des Singens<br />

• der Grad der Anstrengung<br />

• Missempfindungen <strong>und</strong> Hustenreiz<br />

• der Zeitpunkt der <strong>Stimme</strong>rmüdung<br />

• die Dauer der Erholung<br />

• die Tendenz zu sek<strong>und</strong>är organischen Veränderungen (Phonationsverdickungen)<br />

Überprüfung des Berufssängers durch einen Phoniater durch Erstellung regelmäßig Sing- <strong>und</strong><br />

Sprechstimmprofile, um die Merkmale Tonhöhen- <strong>und</strong> Dynamikumfang sowie Klangfähigkeit<br />

der <strong>Stimme</strong> vokalabhängig in eine Gesamtbeurteilung ein-beziehen zu können.<br />

3. Stimmtypen = Stimmfächer<br />

Die Einteilung der Stimmtypen gilt überwiegend für Bühnensolisten (professionelle Sänger)<br />

<strong>und</strong> hat sich erst Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts mit der stimmlichen Spezialisierung auf bestimmte<br />

Partien herausgebildet.<br />

Auch hier erweist es sich als schwierig, sängerische Individualität zu typisieren, ein gewisser<br />

persönlichen Spielraum muss erhalten bleiben.<br />

Stimmtypen beziehen sich nur bedingt auf die Stimmgattung <strong>und</strong> berücksichtigen weniger Höhe<br />

<strong>und</strong> Umfang der <strong>Stimme</strong> als vielmehr ihre<br />

»Struktur«<br />

Stärke, Klangfarbe, Beweglichkeit, Akzentuierungsmöglichkeiten,<br />

Expansivität, Vibrato, Einsatz <strong>und</strong> Absatz.<br />

Auch: Atemkraft, Gestalt, körperliche Gewandtheit,<br />

Persönlichkeitsstruktur, Temperament,<br />

Ausdrucksvermögen (psychische Voraussetzungen für eine sängerische Aufgabe)<br />

Grenzen zwischen den Stimmgattungen sind fließend.<br />

Festlegungen erfolgen häufig zu einem Zeitpunkt, wo die körperliche Entwicklung des Einzuschätzenden<br />

noch nicht abgeschlossen ist <strong>und</strong> bestimmte sachliche Merkmale der <strong>Stimme</strong><br />

durch die Ausbildung noch verändert werden können, <strong>und</strong> auch weil gewisse Wunschvorstellungen<br />

von Sänger <strong>und</strong> Pädagogen die Entscheidung erschweren.<br />

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Die einzelnen Typen ergeben sich demnach aus:<br />

• individuellen Besonderheiten der körperlichen, psychischen <strong>und</strong> stimmlichen Veranlagung<br />

<strong>und</strong> Leistungsfähigkeit<br />

• Anforderungen in der praktischen künstlerischen Arbeit<br />

3.2. Einteilung:<br />

Sopran: Soubrette, lyrischer Sopran, jugendlich-dramatischer Sopran. Zwischenfach, hochdramatischer<br />

Sopran, Koloratursopran, dramatischer Koloratursopran<br />

Mezzosopran<br />

Alt: Spielalt, dramatischer Alt<br />

Tenor: Tenorbuffo, Charaktertenor, lyrischer Tenor, jugendlicher Heldentenor, Zwischenfach,<br />

schwerer Heldentenor<br />

Bariton: Spielbariton, lyrischer Bariton, Charakterbariton, Zwischenfach, Heldenbariton<br />

Baß: Baßbuffo, seriöser Baß, Spielbaß, Charakterbaß<br />

unabhängig von Geschlecht <strong>und</strong> Stimmgattung<br />

ergeben sich folgende Stimmtypen:<br />

• Spiel oder Buffotyp<br />

• Charaktertyp<br />

• lyrischer oder seriöser Typ<br />

• spezieller Koloraturtyp für die hohe Frauenstimme<br />

• dramatischer oder heldischer Typ<br />

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