Zur Lageidentität des Dreieckspunktes I. Ordnung ... - roecken-hans.de
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Hans Röcken, Herscheid, Wilfried Kaiser und Manfred Spata, Bonn<br />
<strong>Zur</strong> <strong>Lagei<strong>de</strong>ntität</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Dreieckspunktes</strong> I. <strong>Ordnung</strong> Homert<br />
in <strong>de</strong>n Arnsberger Triangulationen 1810/17 und 1880/83<br />
1 Einleitung<br />
war geprägt durch die Einführung<br />
Der trigonometrische Punkt<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> französischen Meter-<br />
1. <strong>Ordnung</strong>, TP(1) Homert<br />
maßes und <strong><strong>de</strong>s</strong> Vollkreises<br />
liegt auf <strong>de</strong>r höchsten<br />
von 400 Gon mit <strong>de</strong>r Zen-<br />
Erhebung (656 m) <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
tesimalteilung.<br />
gleichnamigen sauer-<br />
Eckhardt legte zuländischenGebirgsnächst<br />
eine Dreiecks -<br />
zuges nördlich von<br />
kette I. <strong>Ordnung</strong> von<br />
Salwey und Eslohe.<br />
Darmstadt über ganz<br />
Seine zweihun<strong>de</strong>rt-<br />
Oberhessen bis nach<br />
jährigeVermessungs- Arnsberg. Die obergeschichte<br />
begann<br />
hessische Kette sollte<br />
1810 mit <strong>de</strong>r hessischen<br />
zugleich ein Teilstück<br />
Dreiecksmessung I. Ord-<br />
für eine Gradmessung<br />
nung im Herzogtum West-<br />
zwischen <strong>de</strong>n Sternwarten<br />
falen durch Christian Leonhard<br />
Mannheim und Seeberg bei<br />
Philipp Eckhardt. Später wur<strong>de</strong> Bild 1: Gotha bil<strong>de</strong>n. Er begann 1810 mit<br />
<strong>de</strong>r Punkt durch die Katasterver- Christian Leonhard <strong>de</strong>r Erkundung, Vermarkung und<br />
waltung Arnsberg 1881 und durch Philipp Eckhardt Messung <strong><strong>de</strong>s</strong> Dreiecksnetzes.<br />
die Preußische Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>aufnahme<br />
(Ehrmanntraut 1984)<br />
Unterstützt wur<strong>de</strong> er dabei vom<br />
1890 neu bestimmt und zum Null-<br />
Ingenieurgeographen Johann<br />
punkt <strong><strong>de</strong>s</strong> preußischen Katastersystems Nikolaus Emmerich (1791–1868), <strong>de</strong>m<br />
Nr. 34 erklärt. Über die bisher unklare späteren Leiter <strong>de</strong>r preußischen Kataster-<br />
<strong>Lagei<strong>de</strong>ntität</strong> zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen kommission Arnsberg (RMI 1944, Schmidt<br />
Punktbestimmungen und die erfolgreiche 1960, Ohlemutz 2006).<br />
örtliche Wie<strong>de</strong>rherstellung 1988 und 2007 Das Dreiecksnetz I. <strong>Ordnung</strong> im Her-<br />
wird nachfolgend berichtet.<br />
zogtum Westfalen (Bild 2) wur<strong>de</strong> 1812 erstmals<br />
provisorisch mit Repetitionstheodo-<br />
2 Die Dreiecksmessung I. <strong>Ordnung</strong><br />
im Herzogtum Westfalen 1810/16<br />
liten <strong><strong>de</strong>s</strong> Hofmechanikers Hektor Johann<br />
Rößler (1779–1863) aus Darmstadt beo-<br />
Durch <strong>de</strong>n Reichs<strong>de</strong>putationshauptschluss bachtet. Eckhardt und Emmerich berech-<br />
1803 gelangte das Herzogtum Westfalen, neten noch im selben Jahr vorläufige<br />
das bisher <strong>de</strong>m Erzbistum Köln zugehörig Werte für die Dreiecksseiten. Sie gingen<br />
war, zum Großherzogtum Hessen-Darm- dabei von <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Darmstädter Basis<br />
stadt. Es verblieb dort bis 1816, als es nach (Schleiermacher 1906) abgeleiteten Seite<br />
<strong>de</strong>m Wiener Kongress Preußen zugespro- Darmstadt-Nierstein aus. Für die Dreieckschen<br />
wur<strong>de</strong>. Im März 1809 übernahm <strong>de</strong>r punkte wur<strong>de</strong>n rechtwinklige Koordinaten<br />
Geograph und Astronom Chris tian Leon- mit Bezug auf die Stadtkirche zu Darmstadt<br />
hard Philipp Eckhardt (1784-1866, Bild 1, berechnet. Bedingt durch die Kriegsjahre<br />
Ehrmanntraut 1984) die Leitung <strong>de</strong>r hes- 1812/13 konnte nur die Triangulation I. und<br />
sischen Katasteraufnahme. Dabei beschritt II. <strong>Ordnung</strong> been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die Folgear-<br />
er völlig neue Wege, in<strong>de</strong>m er ein gleichmäbeiten für das Grundsteuerkataster blieben<br />
ßiges Dreiecksnetz I. bis III. <strong>Ordnung</strong> plante. unvollen<strong>de</strong>t. Als Eckhardt das westfälische<br />
Die Winkelmessung wur<strong>de</strong> mit einem The- Netz zur Kontrolle mit <strong>de</strong>r Triangulation <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
odolit statt mit Sextant o<strong>de</strong>r Borda-Kreis Großherzogtums Berg von Benzenberg in<br />
ausgeführt. Die strenge Berechnung <strong>de</strong>r Verbindung brachte, erkannte er, dass das<br />
Koordinaten bezog sich auf <strong>de</strong>n Nullpunkt bisher nur provisorisch beobachtete Netz I.<br />
Darmstadt. Bei <strong>de</strong>r Detailaufnahme <strong>de</strong>r <strong>Ordnung</strong> unzureichen<strong>de</strong> Netzspannungen<br />
Katastergrundstücke war <strong>de</strong>r Messtisch aufwies und er es durch ein endgültiges<br />
und die graphische Messmetho<strong>de</strong> nicht zu ersetzen habe (Schmidt 1960, Ehrmann-<br />
gestattet. Die Mess- und Rechentechnik traut 1984, Sukkau 2002).<br />
32 VDVmagazin 1/09 l <strong>Zur</strong> <strong>Lagei<strong>de</strong>ntität</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Dreieckspunktes</strong> I. <strong>Ordnung</strong> Homert in <strong>de</strong>n Arnsberger Triangulationen 1810/17 und 1880/83<br />
3 Die Dreiecksmessung<br />
I. <strong>Ordnung</strong> im Regierungsbezirk<br />
Arnsberg 1816/19<br />
Als 1816 das Herzogtum Westfalen mit <strong>de</strong>r<br />
Grafschaft Mark und an<strong>de</strong>ren kleineren<br />
Gebieten zum preußischen Regierungsbezirk<br />
Arnsberg zusammengefasst wur<strong>de</strong>,<br />
entschloss man sich, über <strong>de</strong>n gesamten<br />
Bezirk ein Dreiecksnetz I. <strong>Ordnung</strong> für die<br />
Zwecke <strong><strong>de</strong>s</strong> neuen Grundsteuerkatasters<br />
zu legen. Zugleich sollte das wenig genaue<br />
Westfälische Netz von 1812 vollständig neu<br />
beobachtet wer<strong>de</strong>n. Eckhardt kehrte 1816<br />
nach Darmstadt zurück und überließ die<br />
trigonometrischen Arbeiten im nun preußischen<br />
Arnsberg seinem früheren Gehilfen<br />
und Stellvertreter Emmerich. Dieser verblieb<br />
in preußischem Katasterdienst, seit<br />
1819 als Dirigent <strong>de</strong>r Katasterkommission<br />
Arnsberg und 1835 als Steuerrat und Vorstand<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> Katasterbüros. Emmerich starb<br />
1868 in Arnsberg (Schmidt 1960, S. 57).<br />
Die Arnsberger Dreiecke I. <strong>Ordnung</strong><br />
wur<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>nselben Vorschriften wie<br />
die oberhessischen Netze bestimmt. Eine<br />
eigene Grundlinie wur<strong>de</strong> nicht gemessen,<br />
son<strong>de</strong>rn nur Anschlüsse an das oberhes-<br />
Bild 2: Dreiecksnetz I. <strong>Ordnung</strong> in Oberhessen und<br />
im Herzogtum Westfalen 1810/12 (Schmidt 1960)
Bild 3: Dreiecksnetz I. <strong>Ordnung</strong> im Regierungsbezirk Arnsberg 1816/19 (Schmidt 1960, Anlage 2)<br />
sische, bergische und holländische Netz<br />
beigebracht. Im Vergleich zu <strong>de</strong>n benachbarten<br />
Netzteilen im Bergischen und Hessischen<br />
sind die Arnsberger Dreiecke relativ<br />
klein. Das Netz enthielt insgesamt 47<br />
Dreiecke zwischen 36 Punkten (Bild 3).<br />
Zu Winkelmessungen nutzten Emmerich<br />
und <strong>de</strong>r Chorograph Padberg 1817<br />
<strong>de</strong>n Repetitionstheodolit Nr. 25 von Rößler.<br />
In <strong>de</strong>n Jahren 1817/19 berechnete Emmerich<br />
das Dreiecksnetz vorläufig, wobei er<br />
von <strong>de</strong>r oberhessischen Dreiecksseite<br />
Bollerberg-Eisenberg ausging. Vorab wur<strong>de</strong>n<br />
die Horizont- und Dreiecksschlussfehler<br />
gleichmäßig verteilt; <strong>de</strong>r Winkelfehler<br />
betrug danach sw = 10 Neusekun<strong>de</strong>n. Eine<br />
systematische Netzausgleichung gelang<br />
Emmerich nicht. Er beurteilte die Dreiecksberechnung<br />
als ausreichend genau,<br />
sodass sie „für Arbeiten zum Behuf einer<br />
Katastralvermessung nichts zu wünschen<br />
übrig läßt“ (Schmidt 1960, S. 58).<br />
Gemäß einer Verfügung <strong>de</strong>r Katasterdirektion<br />
1821 berechnete Emmerich (und<br />
Geometer Vorlän<strong>de</strong>r zur Kontrolle) für alle<br />
Netzpunkte ebene rechtwinklige Koordinaten<br />
mit <strong>de</strong>m Nullpunkt Kölner Dom, Dachreiter<br />
(Tabelle 2). Dabei wandte er das bewährte<br />
Verfahren einer Dreiecksberechnung in vornehmlich<br />
ring- und bogenförmigen Berechnungszügen<br />
ohne Verteilung <strong>de</strong>r Schlussfehler<br />
(ms = 30 m) an. Solch inhomogene<br />
Koordinatenberechnungen zeitigten bei<br />
Folgearbeiten manchmal Spannungen bei<br />
TP(I) von bis zu 10 m. Deshalb wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />
folgen<strong>de</strong>n Jahrzehnten das Arnsberger Netz<br />
immer wie<strong>de</strong>r neu berechnet, teils mit Bezug<br />
zum Nullpunkt Kölner Dom (alter barocker<br />
Dachreiter), teils zur Soester Warte (Wartturm)<br />
und teils streng nach <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
kleinsten Quadrate (durch Steuerrat Dr. A.<br />
Hügel); weitere Einzelheiten sind bei RMI<br />
(1944, S. 49) und Schmidt (1960, S. 58–63<br />
und 242) nachzulesen.<br />
Die Dreieckspunkte wur<strong>de</strong>n alle durch<br />
„Marksteine“ bzw. „Tagsteine“ (Pfeiler)<br />
kenntlich gemacht (Bild 4). In einer rund<br />
50 cm tiefen Grube wur<strong>de</strong> eine quadratische<br />
(70 x 70 cm) Pflasterung aus Feldsteinen<br />
eingebracht, die in ihrer Mitte einen „Mittelpunktstein“<br />
(Grundplatte 20 x 20 x 15 cm)<br />
mit einer 3-cm-Bohrung schützen. Erst<br />
nach <strong>de</strong>r Winkelmessung 1817 setzte man<br />
zusätzliche, rund 70 cm lange Marksteine<br />
aus Sandstein, Kalkstein o<strong>de</strong>r Grauwacke<br />
darüber, die jedoch schon nach wenigen<br />
Bild 4: Prinzipskizze einer Dreiecksvermarkung<br />
I. O., rechts die Pflasterung mit Grundplatte und<br />
Zentrierloch, links <strong>de</strong>r Markstein über <strong>de</strong>r Grundplatte<br />
(Röcken 1988)<br />
Jahren gestohlen wur<strong>de</strong>n. Die Pfeiler haben<br />
einen tonnenförmigen Kopf und auf <strong>de</strong>r<br />
Vor<strong>de</strong>rseite ein eingemeißeltes Dreieck mit<br />
<strong>de</strong>r römischen Zahl I für die Netzordnung.<br />
Der Pfeiler selbst war so gesetzt, dass<br />
die Mitte einer Seitenfläche die Lage <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
<strong>Dreieckspunktes</strong> bezeichnete. (RMI 1944,<br />
Röcken 1988, Schmidt 1960 und 1986).<br />
Die Bezirksregierung Köln, Abt. Geobasis.<br />
nrw (früher: Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>vermessungsamt NRW<br />
in Bonn-Bad Go<strong><strong>de</strong>s</strong>berg) besitzt in seiner<br />
historischen Vermarkungssammlung zwei<br />
gleichförmige Exemplare <strong>de</strong>r Arnsberger<br />
Pfeiler II. <strong>Ordnung</strong>.<br />
4 Der Dreieckspunkt I. <strong>Ordnung</strong><br />
Homert 1817<br />
Die Erkundung und Vermarkung sowie<br />
die vorläufige Beobachtung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Dreieckspunktes</strong><br />
I. <strong>Ordnung</strong> Homert erfolgte<br />
bereits im Jahr 1812 durch Eckhardt. Erst<br />
1817 suchte Emmerich <strong>de</strong>n Punkt Homert<br />
erneut auf, um die endgültigen Winkelmessungen<br />
zu beobachten. Er benutzte<br />
wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>n Repetitionstheodolit Nr. 25<br />
von Rößler (Bild 5). Der Theodolit besaß<br />
eine (damals mo<strong>de</strong>rne) Kreisteilung von<br />
400 Neugrad (Gon), einen Kreisdurchmesser<br />
von 19,5 cm, 15-fache Fernrohrvergrößerung<br />
und 4 Ablesenonien. Der<br />
Kreis war in 800 Teile geteilt, damit ließen<br />
sich mit Hilfe <strong>de</strong>r Nonien einzelne Winkel<br />
auf 25 Neusekun<strong>de</strong>n ablesen (Eckhardt<br />
1813). Dies war nicht ausreichend, weil<br />
z. B. 25 Neusekun<strong>de</strong>n auf 10 km Zielweite<br />
eine seitliche Abweichung von 0,4<br />
m bewirken. <strong>Zur</strong> Steigerung <strong>de</strong>r Winkel-<br />
Bild 5: Repetitionstheodolit von Rößler<br />
(Eckhardt 1813)<br />
<strong>Zur</strong> <strong>Lagei<strong>de</strong>ntität</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Dreieckspunktes</strong> I. <strong>Ordnung</strong> Homert in <strong>de</strong>n Arnsberger Triangulationen 1810/17 und 1880/83 l VDVmagazin 1/09<br />
33
messgenauigkeit konnten einerseits die<br />
unvermeidlichen Zentrier- und Teilungsfehler<br />
durch Messung in bei<strong>de</strong>n Fernrohrlagen<br />
und an <strong>de</strong>n Nonien gemin<strong>de</strong>rt und<br />
an<strong>de</strong>rerseits die Ablesung durch eine in<br />
<strong>de</strong>r Regel fünf- bzw. zehnfache Repetitionsmessung<br />
verfeinert wer<strong>de</strong>n. Mit dieser<br />
Winkelmessmetho<strong>de</strong> erzielte man im<br />
Arnsberger Netz I. <strong>Ordnung</strong> zwar stationsweise<br />
wechseln<strong>de</strong> Genauigkeiten, <strong>de</strong>r<br />
durchschnittliche Winkelfehler beträgt sw<br />
= 8 Neusekun<strong>de</strong>n (Schmidt 1960, S. 57,<br />
Röcken 1988).<br />
<strong>Zur</strong> Winkelmessung waren die Zielpunkte<br />
mit Holzsignalen zentrisch über<br />
<strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>npunkten bebaut (Bild 6). Auf<br />
einen damals neuartigen, doppeltürmigen<br />
Signalbau von Emmerich auf <strong>de</strong>m Punkt<br />
Bischofshard 1832 macht Sukkau (2002,<br />
S. 23) aufmerksam, <strong>de</strong>r aber erst bei <strong>de</strong>n<br />
Folgenetzen wirksam wur<strong>de</strong>.<br />
Die Protokolle <strong>de</strong>r Winkelmessung<br />
befin<strong>de</strong>n sich noch heute bei <strong>de</strong>r Bezirksregierung<br />
Arnsberg. Auf <strong>de</strong>m Punkt Homert<br />
wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r einzelne Winkel in bei<strong>de</strong>n Fernrohrlagen<br />
zu je 10 Repetitionen gemessen.<br />
Am 6. Oktober 1817 beobachtete Emmerich<br />
auf Homert <strong>de</strong>n Winkel zwischen <strong>de</strong>n Zielpunkten<br />
Balverwald und Ensterknick, einer<br />
von insgesamt sechs Winkeln, die gemeinsam<br />
einen theoretischen Horizontschluss<br />
von 400 Gon bil<strong>de</strong>n müssten. Unabwendbare<br />
Ziel- und Ablesefehler ergaben einen<br />
Horizontschluss von 400,00 96 51, <strong>de</strong>r<br />
gleichmäßig auf alle Richtungen verteilt<br />
wur<strong>de</strong> (Tabelle 1).<br />
5 Der Dreieckspunkt I. <strong>Ordnung</strong><br />
Homert 1881<br />
Bild 7: Arnsberger Verbindungsnetz I. <strong>Ordnung</strong> 1880/83 (Schmidt 1960, Anlage 3)<br />
Bild 6: Katastersignal im Regierungsbezirk Arnsberg<br />
(Röcken 1988)<br />
<strong>Zur</strong> Vorbereitung <strong><strong>de</strong>s</strong> Katastersystems 34<br />
mit <strong>de</strong>m Nullpunkt Homert (siehe nächster<br />
Abschnitt) bestimmte die Katasterverwaltung<br />
in Arnsberg ein neues Dreiecksnetz I.<br />
<strong>Ordnung</strong> im Südwestteil <strong><strong>de</strong>s</strong> Regierungsbezirks<br />
Ansberg. Die Arbeiten übernahmen <strong>de</strong>r<br />
Katasterinspektor Strohe und <strong>de</strong>r Feldmesser<br />
Schwengber. Die meisten oberirdischen<br />
Vermarkungen <strong>de</strong>r alten Arnsberger Netze<br />
34 VDVmagazin 1/09 l <strong>Zur</strong> <strong>Lagei<strong>de</strong>ntität</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Dreieckspunktes</strong> I. <strong>Ordnung</strong> Homert in <strong>de</strong>n Arnsberger Triangulationen 1810/17 und 1880/83<br />
waren zwischenzeitlich zerstört<br />
wor<strong>de</strong>n und konnten wegen mangeln<strong>de</strong>r<br />
Einmessungen nicht wie<strong>de</strong>rhergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Auch auf <strong>de</strong>m<br />
TP(I) Homert war ein „Stein o<strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>res Vermarkungsmaterial nicht<br />
mehr vorhan<strong>de</strong>n“ (Schmidt, 1960,<br />
S. 148). Somit musste <strong>de</strong>r Großteil<br />
<strong>de</strong>r Netzpunkte neu erkun<strong>de</strong>t und<br />
vermarkt wer<strong>de</strong>n (Bild 7). Zu <strong>de</strong>n 20<br />
Neupunkten gehörte auch <strong>de</strong>r Festpunkt<br />
Homert, <strong>de</strong>r künftig Nullpunkt<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> Systems 34 sein sollte.<br />
Die neuen Punkte wur<strong>de</strong>n nach<br />
<strong>de</strong>m Vorbild <strong>de</strong>r Preußischen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>aufnahme<br />
durch Pfeiler und<br />
Platte vermarkt und zusätzlich durch<br />
vier versenkte Dränrohre gesichert.<br />
Die Pfeiler trugen auf <strong>de</strong>r Kopffläche<br />
(16 x 16 cm) diagonale Kreuzschnitte<br />
und auf <strong>de</strong>r Nordseite die<br />
Inschrift „T.P. 1881“ (Bild 8). Zusätzlich<br />
wur<strong>de</strong>n alle Bo<strong>de</strong>npunkte topographisch<br />
eingemessen.<br />
Die Winkel wur<strong>de</strong>n mit einem<br />
fünfzölligen Mikroskoptheodoliten (Bild 9)<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> Mechanikers Carl Bamberg (1847–1892)<br />
beobachtet und stationsweise ausgeglichen.<br />
Es wur<strong>de</strong>n zunächst Koordinaten im<br />
vorläufigen Katastersystem 38 Köln und<br />
geographische Koordinaten berechnet.<br />
Aus diesen wie<strong>de</strong>rum bestimmte man die<br />
rechtwinklig-sphäroidischen Koordinaten<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> vorgeschriebenen vorläufigen Systems<br />
34 mit <strong>de</strong>m Nullpunkt Homert (Tabelle 2)<br />
(Schmidt 1960, S. 148 –150). Bisher unklar<br />
Bild 8: Arnsberger Pfeiler 1881, Sammlung Geobasis.nrw Bonn (Foto: Spata 2008)
Bild 9: Mikroskoptheodolit von Carl Bamberg, um 1880 (Foto: Rüeger, UNSW Sydney, 2007)<br />
war die Lagedifferenz <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Homert-<br />
Vermarkungen von 1817 und 1881 (siehe<br />
Abschnitt 8).<br />
6 Der Nullpunkt Homert <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
Preußischen Katastersystems 34<br />
1879/81<br />
Durch Beschluss <strong><strong>de</strong>s</strong> Zentraldirektoriums<br />
<strong>de</strong>r Vermessungen in Berlin von 1879 wur<strong>de</strong>n<br />
für Katastervermessungen rechtwinklig-sphäroidische<br />
Koordinatensysteme eingeführt.<br />
Diese Koordinaten konnten bei<br />
lokalen Detailvermessungen wie rechtwinklig-ebene<br />
Koordinaten benutzt wer<strong>de</strong>n;<br />
es han<strong>de</strong>lt sich praktisch um eine ordinatentreue<br />
Abbildung ohne stören<strong>de</strong> Verzerrungen.<br />
Dazu begrenzte man die Ost-West-<br />
Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Systeme auf etwa 60 km<br />
seitlichen Abstand vom Nullmeridian, die<br />
Nord-Süd-Aus<strong>de</strong>hnung war nicht kritisch.<br />
Auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong><strong>de</strong>s</strong> heutigen Nordrhein-<br />
Westfalen wur<strong>de</strong> neben an<strong>de</strong>ren Systemen<br />
<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>npunkt Homert als Nullpunkt für<br />
das Koordinatensystem 34 vorgeschrieben<br />
(Bild 10). Der Meridian <strong><strong>de</strong>s</strong> Nullpunktes war<br />
die Abszissenachse mit positiver Zählung<br />
nach Nor<strong>de</strong>n (+x), die Ordinaten positiv nach<br />
Osten (+y) (Schmidt 1960, S. 168 und 218).<br />
Das System Homert war zunächst nur<br />
vorläufig festgelegt, weil seine geographischen<br />
Koordinaten durch die Preußische<br />
Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>aufnahme noch nicht exakt vorlagen.<br />
Die vorläufigen geographischen Koordinaten<br />
erhielt <strong>de</strong>r Nullpunkt Homert aus <strong>de</strong>r Berechnung<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> Arnsberger Verbindungsnetzes<br />
1880/83. Die Werte (Tab. 2) fan<strong>de</strong>n Eingang<br />
in das Verzeichnis <strong>de</strong>r Koordinatensysteme<br />
<strong>de</strong>r Anweisung IX (Pr. Finanzminister 1881).<br />
Hieraus berechnete die Katasterverwaltung<br />
in Arnsberg rechtwinklig-sphäroidische für<br />
die Detailvermessungen. Erst 1897 veröffentlichte<br />
die Preußischen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>aufnahme<br />
(PrLA) die geographischen Koordinaten <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
Nullpunkts Homert für das endgültige Koordinatensystem<br />
34 (Tab. 2); sie beruhen auf<br />
<strong>de</strong>n Ergebnissen <strong><strong>de</strong>s</strong> Nie<strong>de</strong>rrheinischen Dreiecksnetzes<br />
(NDN). Sogleich ließ das Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>kulturamt<br />
Münster die im Band XX <strong>de</strong>r Pr.LA<br />
veröffentlichten geographischen Koordinaten<br />
aller TP im Sauerland nach Formular 6 <strong>de</strong>r<br />
Tabelle 1: Winkelmessung auf Homert durch Emmerich 1817 (Bild 3)<br />
Winkel zwischen gemessen Gon ausgeglichen Gon<br />
Balverwald Ensterknick 110,85 22 18 110, 85 06 10<br />
Ensterknick Hunau 76,15 14 99 76, 14 98 90<br />
Hunau Härdler 51,88 49 68 51,88 33 60<br />
Härdler Engelsberg 57,64 74 99 57,64 58 90<br />
Engelsberg Nordhelle 41,88 04 99 41,87 88 90<br />
Nordhelle Balverwald 61,59 29 68 61,59 13 60<br />
400,00 96 51 400,00 00 00<br />
Bild 10: Katastersystem 34 Homert 1879/81 (Schmidt 1960, S. 218)<br />
Anweisung IX in entsprechen<strong>de</strong> Koordinaten<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> Systems Homert umrechnen. Bei<br />
<strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Hilfsgröße B <strong><strong>de</strong>s</strong> Null-<br />
0<br />
punktes Homert passierte ein logarithmischer<br />
Fehler, <strong>de</strong>r sich bei <strong>de</strong>r Umformung aller<br />
Punkte so auswirkte, dass <strong>de</strong>ren Abszissen<br />
x um 38 mm zu klein angegeben wur<strong>de</strong>n. Der<br />
gleiche Fehler trat auch bei allen sogenannten<br />
TP(S) auf, die von Umlegungsbehör<strong>de</strong>n<br />
im System Homert bestimmt wur<strong>de</strong>n. Der<br />
Fehler konnte erst bei <strong>de</strong>r Berechnung von<br />
Gauß-Krüger-Koordinaten nach 1924 wie<strong>de</strong>r<br />
bereinigt wer<strong>de</strong>n (Schmidt 1960, S. 169).<br />
7 Der TP 1. <strong>Ordnung</strong> Homert 1890<br />
Nach 1880 schuf die Preußische Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>aufnahme<br />
im westlichen Staatsgebiet<br />
ein geschlossenes Festpunktfeld I.<br />
bis IV. <strong>Ordnung</strong>. Die trigonometrischen<br />
Arbeiten nach einheitlichen Messungsund<br />
Berechnungsverfahren unterlagen<br />
<strong>de</strong>r Leitung <strong><strong>de</strong>s</strong> Generals Oskar Schreiber<br />
(1829 –1905). Das Sauerland wur<strong>de</strong> über<strong>de</strong>ckt<br />
durch das Nie<strong>de</strong>rrheinische Dreiecksnetz<br />
1893 –1895 (NDN), das 1887/88<br />
durch <strong>de</strong>n Hauptmann Hans Ben<strong>de</strong>mann<br />
(1852 –1914) erkun<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Zum Punkt<br />
Homert (Bild 11) schrieb Ben<strong>de</strong>mann in<br />
seinem Bericht: „Homert ist ein guter<br />
Netzpunkt mit durchschnittlich 4–5 Meilen<br />
(= 30 bis 38 km) Gesichtsfeld, nach<br />
Nor<strong>de</strong>n weiter, nach Sü<strong>de</strong>n etwas näher,<br />
da hier das höhere Rothaargebirge vorliegt.“<br />
(…) „Auf <strong>de</strong>r Kuppe steht ein Katastersignal,<br />
Hängepfeiler von 5 m Beobachtungshöhe,<br />
darunter zentrisch <strong>de</strong>r<br />
Festlegungsstein, Inschrift T.P., darunter<br />
1881, diagonaler Kreuzschnitt.“ (Fröhlich<br />
und Spata, S. 63/64). Der Punkt Homert<br />
wur<strong>de</strong> 1890 mit <strong>de</strong>r üblichen preußischen<br />
Vermarkung Pfeiler und Platte zentrisch<br />
umvermarkt, <strong>de</strong>r Pfeiler von 1881 wur<strong>de</strong><br />
<strong>Zur</strong> <strong>Lagei<strong>de</strong>ntität</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Dreieckspunktes</strong> I. <strong>Ordnung</strong> Homert in <strong>de</strong>n Arnsberger Triangulationen 1810/17 und 1880/83 l VDVmagazin 1/09<br />
35
Tabelle 2: Lagekoordinaten <strong><strong>de</strong>s</strong> Dreiecksnetzpunktes Homert I. <strong>Ordnung</strong><br />
Jahr Stelle Ordinate y Abszisse x I<strong>de</strong>ntität, Bezugssystem<br />
1817 Kataster 41104,90 18709,37 Kölner Dom, Dachreiter<br />
entfernt. Die Beobachtungen fan<strong>de</strong>n<br />
auf einem Holzpfeiler (Hängepfeiler von<br />
9,2 m Höhe) statt, und zwar in <strong>de</strong>r I. O.<br />
1894, II. O. 1897 und III. O. 1898 (Schmidt<br />
1960, S. 153 –157). Die geographischen<br />
Koordinaten <strong>de</strong>r Berechnung von 1897<br />
wur<strong>de</strong> nach 1924 durch das Reichsamt<br />
für Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>aufnahme in Gauß-Krüger-Koordinaten<br />
umgerechnet (Tabelle 2).<br />
8 Denkmalschutz für historische<br />
trigonometrische Punkte<br />
Durch das Denkmalschutzgesetz (DSchG<br />
NRW) von 1980 ist <strong>de</strong>r Auftrag erteilt, im<br />
Lan<strong>de</strong> vorhan<strong>de</strong>ne Denkmäler wissenschaftlich<br />
zu erforschen und zu dokumentieren.<br />
Hierzu zählen auch historische trigonometrische<br />
Punkte (TP). Das Innenministerium<br />
NRW unterstützt durch seinen<br />
Run<strong>de</strong>rlass vom 16.12.1981 ausdrücklich<br />
<strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r historischen Vermarkungen.<br />
In <strong>de</strong>r Regel zählen die historischen<br />
Vermarkungen zu <strong>de</strong>n Bau<strong>de</strong>nkmälern<br />
(nicht zu <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nk mälern!),<br />
3 437 667,42 5 681 338,23 PrLA = Netz 1977<br />
1881 Kataster 0,00 0,00 Vorl. System 34<br />
51°15'52,27" 25°46'18,39" Arnsberger Verbindungsnetz<br />
1880/83<br />
1897 PrLA 51°15'53,2853" 25°46'24,7338" Endg. System 34,<br />
NDN 1893/95<br />
1897 PrLA 3 437 670,09 5 681 340,54 RfL Gauß-Krüger 1934,<br />
PrLA = Netz 1977<br />
Bild 11: TP Homert im Nie<strong>de</strong>rrheinischen Dreiecksnetz 1893/95 (Schmidt<br />
1960, Anlage 4)<br />
die zu ihrem Schutz in die Denkmallisten<br />
bei <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n eingetragen wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Laufe <strong>de</strong>r letzten Jahre sind eine große<br />
Anzahl historischer Vermarkungen von<br />
<strong>de</strong>n Vermessungsstellen in NRW dokumentiert<br />
und unter Schutz gestellt wor<strong>de</strong>n<br />
(Schmidt 1982/83, Klugmann 1990).<br />
Die historischen Vermarkungen <strong>de</strong>r Arnsberger<br />
Dreiecksnetze wur<strong>de</strong>n be son<strong>de</strong>rs<br />
intensiv in <strong>de</strong>r Örtlichkeit untersucht. So<br />
suchte Dr. Rudolf Schmidt bei mehr als 200<br />
Punkten nach Tagesmarken (Pfeilern) <strong>de</strong>r<br />
Netze I. und II. <strong>Ordnung</strong>, wobei er 2 Pfeiler<br />
I. O. und 19 Pfeiler II. O. noch vor Ort vorfand<br />
(Schmidt 1986 und 1989).<br />
Eine noch aufwendigere Suche betrieb<br />
<strong>de</strong>r Autor Hans Röcken, in<strong>de</strong>m er nicht<br />
nur nach Tagesmarken Ausschau hielt,<br />
son<strong>de</strong>rn seit 1986 auch die unterirdischen<br />
Grundplatten und Pflasterungen <strong>de</strong>r Dreieckspunkte<br />
I. und II. <strong>Ordnung</strong> in seine<br />
Arbeit einbezog (www.<strong>roecken</strong>-<strong>hans</strong>.<strong>de</strong>).<br />
Das bisherige Ergebnis bei rund 30 Punktuntersuchungen<br />
ergab, dass bei 90 % <strong>de</strong>r<br />
Bild 12: Freigelegte Pflasterung <strong><strong>de</strong>s</strong> Punktes Homert 1817<br />
(Foto: Röcken 1988)<br />
36 VDVmagazin 1/09 l <strong>Zur</strong> <strong>Lagei<strong>de</strong>ntität</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Dreieckspunktes</strong> I. <strong>Ordnung</strong> Homert in <strong>de</strong>n Arnsberger Triangulationen 1810/17 und 1880/83<br />
Punkte die unterirdische Pflasterung und<br />
die Grundplatte mehr o<strong>de</strong>r weniger unversehrt<br />
noch vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />
In Absprache mit <strong>de</strong>m Westfälischen<br />
Amt für Denkmalpflege in Münster entwickelte<br />
Röcken die Einmessung und Dokumentation<br />
<strong>de</strong>r Punktuntersuchungen. Sein<br />
Ziel ist es, alle Punkte <strong>de</strong>r Dreiecksvermessung<br />
im Herzogtum Westfalen als technikgeschichtliche<br />
Denkmale in die Denkmallis -<br />
te <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n eintragen zu lassen.<br />
9 Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
<strong>Dreieckspunktes</strong> Homert 1817<br />
Anhand <strong>de</strong>r Winkelmessprotokolle von<br />
1817 war es Hans Röcken möglich, mit<br />
<strong>de</strong>m Programmsystem KATRIN eine Netzausgleichung<br />
aller Dreieckspunkte in einem<br />
Guss zu berechnen. Als Anschluss punkte<br />
nutzte er wenige, aber ein<strong>de</strong>utig erkannte<br />
i<strong>de</strong>ntische Punkte. Die so ermittelten Gauß-<br />
Krüger-Koordinaten <strong>de</strong>r Dreieckspunkte<br />
dienen als Suchkoordinaten im Fel<strong>de</strong>, um<br />
über einfaches tachymetrisches Anhängen<br />
an benachbarte TP die Vermarkung <strong>de</strong>r<br />
alten Dreieckspunkte aufzuspüren.<br />
Zwar war bekannt, dass man 1881<br />
beim Punkt Homert offensichtlich die alte<br />
Punktlage von 1817 nicht mehr auffand<br />
und <strong><strong>de</strong>s</strong>halb eine neue Vermarkung einbrachte,<br />
unbekannt war aber die Abweichung<br />
<strong>de</strong>r neuen Punktlage 1881 von <strong>de</strong>r<br />
alten Punktlage 1817. Schmidt (1960, S.<br />
225) vermutete anhand von Kontrolltransformationen<br />
eine Größenordnung von dy<br />
= –3,1 m und dx = +1,4 m, also nur eine<br />
relativ kleine Exzentrizität in Anbetracht <strong>de</strong>r<br />
flachen Bergspitze <strong><strong>de</strong>s</strong> Homert.<br />
Am Pfingstmontag, <strong>de</strong>n 23. Mai 1988<br />
fand Hans Röcken mit Hilfe <strong>de</strong>r vorab<br />
berechneten Suchkoordinaten in unmittel-
Bild 13: Auf<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Punktlage Homert 1817<br />
(Foto: Kaiser 2007)<br />
barer Nähe <strong><strong>de</strong>s</strong> heutigen TP(1) Homert in<br />
0,45 m Tiefe Reste <strong>de</strong>r alten Pflasterung;<br />
<strong>de</strong>r Arnsberger Pfeiler und die Zentrierplatte<br />
fehlten (Bild 12). Von <strong>de</strong>r Pflasterung<br />
waren drei Ecken noch vorhan<strong>de</strong>n. Hierdurch<br />
konnte die Größe <strong>de</strong>r Pflasterung<br />
mit 70 x 70 cm ein<strong>de</strong>utig be stimmt und<br />
das Punktzentrum auf wenige Zentimeter<br />
sicher rekon struiert wer<strong>de</strong>n. Danach betragen<br />
die Abweichungen ge genüber <strong>de</strong>m<br />
Punkt zentrum von 1881 bzw. 1890 dy =<br />
– 2,67 m und dx = –2,31 m.<br />
Am 23. Juni 2007 erhielt <strong>de</strong>r Punkt Homert<br />
nochmals Besuch von fünf Geodäten (Hans<br />
Fröhlich, Wilfried Kaiser, Hans Röcken, Manfred<br />
Spata und Peter Sukkau), um die teilweise<br />
zerstörte Pflasterung <strong><strong>de</strong>s</strong> Punktes 1817<br />
um eine neue Zentrierplatte aus Ziegelbrand<br />
mit Loch zu ergänzen (Bil<strong>de</strong>r 13 und 14).<br />
Neben <strong>de</strong>r neuen Zentrierplatte wur<strong>de</strong><br />
auch eine früher übliche Sicherungsflasche<br />
(Prosecco) mit einem Wie<strong>de</strong>rherstellungsprotokoll<br />
in die Grube gelegt. Für <strong>de</strong>n alten Punkt<br />
von 1817 wur<strong>de</strong>n inzwischen die Gauß-Krüger-Koordinaten<br />
als Stationspunkt 4714–3.1<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> TP(1) Homert in <strong>de</strong>n amtlichen Nachweis<br />
<strong>de</strong>r TP (Programm PfiFF) übernommen, um<br />
ihn unter <strong>de</strong>n Schutz nach Vermessungs- und<br />
Katastergesetz NRW zu stellen.<br />
Literatur<br />
Eckhardt, C. L. P.: Neuer Repetitionstheodolit,<br />
verfertigt von Hector Rößler, Großherzoglich-<br />
Hessischer Hofmechanikus. Darmstadt 1813;<br />
Rezension in: Jenaische Allgemeine Literatur-<br />
Zeitung, 1814, Band 3 und 4, Spalten 147–152.<br />
Ehrmanntraut, R.: Vater <strong>de</strong>r hessischen Geodäsie<br />
– Zum 200. Geburtstag von Christian Leonhard<br />
Philipp Eckhardt. In: Tagungsführer zum 68.<br />
Deutschen Geodätentag in Mainz 1984,<br />
S. 80–83.<br />
Fröhlich, H., und Spata, M. (Hg.): Das Reisetagebuch<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> Hauptmanns Ben<strong>de</strong>mann. Zweite<br />
Auflage, Sankt Augustin 2004.<br />
Klugmann, H.-J.: Der Nachweis historischer<br />
Festpunkte <strong>de</strong>r Grundlagenvermessung beim<br />
Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>vermessungsamt Nordrhein-Westfalen.<br />
In: Nachrichten aus <strong>de</strong>m öffentlichen Vermes-<br />
Bild 14: Rekonstruktion <strong><strong>de</strong>s</strong> Punktzentrums<br />
Homert 1817 durch eine Platte (Foto: Kaiser 2007)<br />
sungsdienst Nordrhein-Westfalen (NÖV),<br />
23. Jg., 2/1990, S. 66 –72.<br />
Ohlemutz, W.: Die geodätischen Grundlagen <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>vermessung im ehemaligen Großherzogtum<br />
Hessen. In: Allgemeine Vermessungs-Nachrichten<br />
(AVN), 5/2006, S. 186 –191 und 348 –351.<br />
Pr. Finanzminister (Hg.): Anweisung IX für die<br />
trigonometrischen und polygonometrischen<br />
Arbeiten vom 25.10.1881; darin als Anlage das<br />
Verzeichnis <strong>de</strong>r allgemeinen Koordinatensysteme<br />
für die Bestimmung <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>r trigonometrischen<br />
und polygonometrischen Punkte für<br />
Spezialvermessungen.<br />
Reichsministerium <strong><strong>de</strong>s</strong> Innern (Hg.): Planheft<br />
Groß<strong>de</strong>utsches Reich, Überblick über die<br />
Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>vermessungs- und Kartenwerke. Gotha<br />
1944, S. 48 –50.<br />
Röcken, H.: Heimatforscher Hans Röcken fand<br />
<strong>de</strong>n verschütteten Messpunkt wie<strong>de</strong>r. In:<br />
Sü<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r Tageblatt, 23.4.1988, 7. Lokalseite<br />
und 30.4.1988, 6. Lokalseite.<br />
Röcken, H.: http://www.<strong>roecken</strong>-<strong>hans</strong>.<strong>de</strong>, darin:<br />
Triangulation im Herzogtum Westfalen 1812.<br />
Schleiermacher, L.: Denkschrift zur Basismessung<br />
zwischen Darmstadt und Griesheim,<br />
ausgeführt durch Eckhardt und Schleiermacher<br />
im Jahre 1808. In: Zeitschrift für Vermessungswesen,<br />
35. Jg., 1906, S. 169 –185.<br />
Schmidt, R.: Die Triangulationen in Nordrhein-<br />
Westfalen. Druck: Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>vermessungsamt<br />
NRW, Bad Go<strong><strong>de</strong>s</strong>berg 1960.<br />
Schmidt, R.: Historische TP(1) im Rheinland und<br />
im Reg.Bez. Arnsberg als Objekte <strong><strong>de</strong>s</strong> Denkmalschutzes.<br />
In: Nachrichten aus <strong>de</strong>m öffentlichen<br />
Vermessungsdienst Nordrhein-Westfalen (NÖV),<br />
15. Jg., 4/1982, S. 208 –219 und 1983, S. 183.<br />
Schmidt, R.: Alte Dreieckspunkte II. <strong>Ordnung</strong><br />
im Sü<strong>de</strong>n und Westen <strong><strong>de</strong>s</strong> Regierungsbezirks<br />
Arnsberg. In: BDVI-FORUM, 4/1986, S. 455–459<br />
und 4/1989, S. 275 –276.<br />
Sukkau, P.: An <strong>de</strong>n Wurzeln <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>vermessung<br />
– Wie<strong>de</strong>rauf<strong>de</strong>ckung von historischen<br />
Vermessungspunkten. In: Der Vermessungsingenieur<br />
(VI), 53, 1/2002, S. 20 –24.<br />
Autoren<br />
Hans Röcken, Gartenstraße 6, 58849 Herscheid<br />
(Mail: post@<strong>roecken</strong>-<strong>hans</strong>.<strong>de</strong>)<br />
Wilfried Kaiser, Bezirksregierung Köln, Abteilung<br />
geobasis.nrw, Muffendorfer Str. 19 –21,<br />
53177 Bonn (Mail: wilfried.kaiser@bezreg-koeln.<br />
nrw.<strong>de</strong>)<br />
Manfred Spata, Zingsheimstraße 2, 53225 Bonn<br />
(Mail: spata.bonn@t-online.<strong>de</strong>)<br />
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