Ralf-Uwe Beck: Augenblick mal (Leseprobe)
Zwei-Minuten-Andachten mitten aus dem Leben – tiefsinnig, anregend, humorvoll Ralf-Uwe Beck, bekannt durch die MDR-Radioreihe »Augenblick mal«, durchkreuzt mit seinen Zwei-Minuten-Texten den Alltag. Mal Andacht, mal Statement wirken sie wie ein Einspruch: Augenblick mal, da war doch noch was. Er greift Themen aus dem Nachrichtenstrom und unserem rasanten Alltag auf und lässt sie unter die Haut gehen: tiefsinnig, politisch, mitunter zornig oder humorvoll.
Zwei-Minuten-Andachten mitten aus dem Leben – tiefsinnig, anregend, humorvoll
Ralf-Uwe Beck, bekannt durch die MDR-Radioreihe »Augenblick mal«, durchkreuzt mit seinen Zwei-Minuten-Texten den Alltag. Mal Andacht, mal Statement wirken sie wie ein Einspruch: Augenblick mal, da war doch noch was. Er greift Themen aus dem Nachrichtenstrom und unserem rasanten Alltag auf und lässt sie unter die Haut gehen: tiefsinnig, politisch, mitunter zornig oder humorvoll.
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zen im Zelt und starren vor sich hin. Zweijährige reißen sich<br />
die Haare aus und kratzen sich die Arme auf. Allen setzt die<br />
Kälte zu, die erbärmliche Nässe, der Schlamm, in dem die<br />
Zelte versinken. Dazwischen Dixi-Klos, eins für 200 Menschen.<br />
Weihnachten singen wir: Ihr Kinderlein kommet, ach kommet<br />
doch all … Gefeiert wird die Geburt eines Kindes. Zart<br />
und zerbrechlich. Zur Welt gekommen in einem Stall. Sehr<br />
einfache Verhältnisse. Dieses Kind in der Krippe berührt uns,<br />
jedes Jahr. Jedenfalls an Weihnachten. Ihr Kinderlein kommet<br />
… für die Weihnachtsidylle reicht es, aber auch für<br />
Barmherzigkeit? Wenn von Weihnachten mehr bleiben soll<br />
als ein paar abgebrannte Kerzen, dann muss sich das auch<br />
an den Kindern in Moria zeigen.<br />
Dann, es geht auf Ostern zu, endlich die befreiende Nachricht:<br />
Die deutsche Regierung hat sich darauf verständigt,<br />
Kinder und Jugendliche aus den überfüllten Flüchtlingslagern<br />
in Griechenland aufzunehmen. Wenn es eine Koalition<br />
der Willigen gibt, also auch andere Länder einen angemessenen<br />
Anteil übernehmen. Wenn die Kinder unter 14 Jahre<br />
alt sind, wenn sie allein – ohne Eltern – unterwegs sind oder<br />
wenn sie schwer erkrankt sind. Das trifft wohl auf 1000 bis<br />
1500 Kinder zu.<br />
Das ist eine gute Nachricht. Für diese Kinder. Das ist eine<br />
schlechte Nachricht für Fünfzehn-, Sechzehn- und Siebzehnjährige.<br />
Es ist eine beschämende Nachricht für dieses<br />
Europa. Als wäre dieses Europa mit seinen 500 Millionen<br />
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