Tourismusforschung in Bayern

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Axel Schrand 1.3 Organisation und Mitglieder Der Studienkreis für Tourismus war ein als gemeinnützig anerkannter „eingetragener Verein“ (e.V.). Er finanzierte sich typischerweise aus – ca. 10% Mitgliedsbeiträge – ca. 25% Zuschüsse von Bundesministerien (Ferntourismus, Jugendreisen) – ca. 65% Einnahmen aus Forschung, Beratungen, Tagungen und Publikationen. Der Studienkreis hatte etwa 180 Mitglieder, die zwei Gruppen angehörten: a) rund 50 individuelle Mitglieder, darunter vor allem Professoren aus relevanten Fakultäten der Tourismuswissenschaft wie Geographie, Kulturwissenschaft, Ökonomie, Pädagogik, Psychologie und Soziologie, und b) rund 130 Organisationen und Unternehmen als korporative Mitgliedern (TUI, NUR Touristic, Studiosus, Deutsches Reisebüro, Deutsche Lufthansa, LTU, ADAC, DRV, DZT, DFV u.a.). Die Arbeitsfelder des Studienkreises waren in vier Referaten organisiert: – Marktforschung („Reiseanalyse [RA]“, wissenschaftliche Beratung) – Ferntourismus („Sympathie-Magazine“, Fernreiseleiter-Seminare) – Jugendtourismus (Jahrbuch für Jugendreisen, Ferienpädagogik) – Regionalentwicklung und Umweltfragen (Planung, „Sanfter Tourismus“). 1.4 Gründungs-, Wachstums- und Finalphase Der Studienkreis für Tourismus wurde 1961 in Bonn gegründet, residierte kurzfristig in München, bevor er dann sein endgültiges Domizil in Starnberg fand. Zu den 13 Gründungsmitgliedern aus Tourismusforschung und Tourismuswirtschaft zählten – Heinz Hahn, Studienkreis für internationale Probleme, München – Paul Rieger, Pfarrer an der Evangelischen Akademie Tutzing – Anton Hittmaier, Prof. an der Medizinischen Universitätsklinik Innsbruck – Walter Kahn, Geschäftsführer der Scharnow-Reisen, Hannover – Herbert Degener, Geschäftsführer der Touropa-Reisen, München – Hubert Tigges, Geschäftsführer der Dr.Tigges-Fahrten, Wuppertal. Mit dem schnellen Wachstums des Tourismus in Deutschland in den 70er und 80er Jahren erweiterten sich auch die Arbeitsfelder des Studienkreises, der in seiner Blütezeit 18 Mitarbeiter beschäftigte. Neue Herausforderungen des Tourismus ver- 32
Der Studienkreis für Tourismus in Starnberg langten auch die Errichtung neuer Referate, wie z.B. das für „Regionalentwicklung und Umweltfragen“. Die zunehmende Auftragsforschung führte auch zu einer verstärkten Delegierung der Forschung an institutsexterne Tourismusforscher wie z.B. Wolfgang Meyer (München) und Klaus Hartmann (Mainz). Ende der 80er Jahre zeigte der Studienkreis für Tourismus erstmals Krisensymptome, die vor allem in Liquiditätsengpässen Anfang der 1990er Jahre (ca. 250.000 DM) sichtbar wurden und zur Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit führten. Die Gründe für den unausweichlichen Konkurs des Studienkreises im Jahre 1993 waren insbesondere – rückläufige Auftragseingänge, u. a. durch Konkurrenzinstitutionen (DWIF, IPK) – chronische Unterfinanzierung, u. a. durch (zu) niedrige Mitgliedsbeiträge – Führungsprobleme, u. a. durch häufiges Replacement von Führungskräften – fehlgeschlagene Sanierungsversuche, u. a. durch Interim-Geschäftsführer – Interessenskonflikte mit Mitgliedern, u. a. mit solchen aus der Tourismuswirtschaft – fehlende Management-Methoden, u. a. Profit Center, Projektmanagement – defizitäre Ablauforganisation, u. a. keine Ausstattung mit Computern. Die vielfältigen Rettungsversuche für den Studienkreis waren alle erfolglos. Ein Konzept zur Einführung moderner Management-Methoden, das der Forschungsreferent Jörn Mundt 1990 vorlegte, fand nur wenig Resonanz bei den Entscheidungs- und Verantwortungsträgern. 1991 übernahm die Münchner Fachhochschul-Professorin Felizitas Romeiß-Stracke die Geschäftsführung des Studienkreises, die sie jedoch bereits nach wenigen Wochen wegen der desolaten Finanzsituation wieder abgab. Ludwig Wegele war dann Vorsitzender der „Struktur und Sanierungskommission“, deren Arbeit auch nicht zum gewünschten Erfolg führte. Diese personelle Besetzung war insofern sehr außergewöhnlich und verwunderlich, da Wegeles Unternehmen „Tourproject Wegele KG“ in direkter Konkurrenz mit dem Studienkreis im Consulting-Bereich stand. Auch der DRV-Vorschlag einer Reorganisation fand beim Studienkreis keinen Anklang: Der DRV wollte eine kommerzielle Tochter des Studienkreises gründen, bei der die jährlich durchgeführte Reiseanalyse angesiedelt sein sollte. Durch diese Konstruktion hätte der DRV einen dominierenden Einfluss auf die Reiseanalyse gewonnen und sich auch gleichzeitig unliebsamer Mitarbeiter des Studienkreises entledigt. Schließlich wurde in der Finalphase des Studienkreises der Wirtschaftsingenieur Thomas Bausch vom Generalsanierer Ludwig Wegele am 33
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