2. Halbjahr 2005 - Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen ...
2. Halbjahr 2005 - Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen ...
2. Halbjahr 2005 - Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
F. A. N.<br />
P O S T<br />
! Heft 2 ! <strong>2.</strong> <strong>Halbjahr</strong> <strong>2005</strong> !<br />
Unser Vere<strong>in</strong>slogo<br />
S. 2<br />
Bienen-Zäune und<br />
Islandpferde<br />
S. 3<br />
Ste<strong>in</strong>e bitte liegen lassen<br />
S. 4<br />
Das Ende e<strong>in</strong>er Grabungsära:<br />
Anreppen<br />
S. 5<br />
Sondengänger<br />
S.6-7<br />
Mittelalterliche<br />
Schiffmühle<br />
S. 8<br />
Veranstaltungen<br />
<strong>2.</strong> Jahreshälfte <strong>2005</strong><br />
S. 10<br />
Luftbilder <strong>2005</strong><br />
S. 11<br />
Archäologische Sondage<br />
<strong>in</strong> Mehrholz/Aschen<br />
S. 12<br />
Spuren der Römer <strong>in</strong><br />
Südniedersachsen<br />
S. 13<br />
Archäologisch<br />
<strong>in</strong>spirierter Maigang<br />
S. 14<br />
FAN-Sem<strong>in</strong>artag im IML<br />
S. 15<br />
Fragmente des Bronzeeimers aus Grethem<br />
(vgl. Beitrag S. 6-7 )<br />
Foto: Chr. S. Fuchs, NLD
2<br />
Liebe Vere<strong>in</strong>smitglieder!<br />
Ist das der Kopf e<strong>in</strong>es Königs? Oder e<strong>in</strong>e<br />
alte Münze? Was hat der FAN da <strong>für</strong> e<strong>in</strong><br />
Logo auf all se<strong>in</strong>en Veröffentlichungen?<br />
Es ist e<strong>in</strong>e sogenannte Scheibenfibel aus<br />
Rullstorf, Ldkr. Lüneburg. Sie deutet e<strong>in</strong>e<br />
Tracht an, die ihre Wurzeln am Hof des<br />
Kaisers <strong>in</strong> Byzanz im 6. Jh. n. Chr. hat.<br />
Diese Formen wurden <strong>in</strong> der karol<strong>in</strong>gisch-ottonischen<br />
Kultur weitestgehend<br />
übernommen.<br />
Bei der Frauentracht wurde der Umhang<br />
(palla) von e<strong>in</strong>er Scheibenfibel am Hals<br />
oder vor der Brust verschlossen. Bei den<br />
Männern f<strong>in</strong>det man diese Art des<br />
Verschlusses vor allem bei den langen<br />
Reitermänteln, bei denen die Fibel nach<br />
zeitgenössischen Abbildungen meist auf<br />
der rechten Schulter getragen wurde.<br />
Vermutlich ist die <strong>in</strong>s 11. Jahrhundert n.<br />
Chr. zu datierende, münzförmige Scheibenfibel<br />
aus Rullstorf e<strong>in</strong> verloren gegangenes<br />
Schmuckstück <strong>in</strong> der Siedlung<br />
gewesen. Denn zu dieser Zeit waren<br />
Grabbeigaben <strong>in</strong> Form von Trachtelementen<br />
durch die Christianisierung längst<br />
nicht mehr Sitte.<br />
Die Verbreitung von münzförmigen Fibeln<br />
liegt im Mündungsgebiet des Rhe<strong>in</strong>es.<br />
Das Rullstorfer Exemplar hat e<strong>in</strong>en<br />
Durchmesser von 1,2 cm. Auf se<strong>in</strong>er<br />
Rückseite s<strong>in</strong>d Reste des Nadelhalters<br />
erhalten.<br />
Editorial<br />
Die Vorderseite enthält die typischen<br />
Merkmale e<strong>in</strong>er Münze, die als<br />
Fundstück auch erst so e<strong>in</strong>geliefert<br />
wurde.<br />
Die Fibel datiert vermutlich <strong>in</strong> das 10.<br />
oder 11.Jahrhundert n. Chr. Nach<br />
BERGER kommt sogar e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>grenzung<br />
der Herstellung <strong>in</strong> die Regierungszeit<br />
He<strong>in</strong>rich III. (1039 - 1056 n.Chr.) <strong>in</strong><br />
Frage.<br />
Die Befestigung durch die auf der<br />
Rückseite angebrachte Nadel war horizontal<br />
zur Gesichtsdarstellung angelegt,<br />
wodurch das Münzbild <strong>in</strong> aufrechter<br />
Position beim Tragen gezeigt wurde.<br />
Leider kann das Schmuckstück wegen<br />
se<strong>in</strong>er Fundlage im verbraunten Begehungshorizont<br />
ke<strong>in</strong>em Befund zugeordnet<br />
werden. Man vermutet, dass die<br />
Fibel eher zufällig verloren wurde, denn<br />
im Umfeld der Fundstelle s<strong>in</strong>d bisher<br />
zwar zahlreiche vorgeschichtliche Siedlungsreste<br />
freigelegt worden, jedoch<br />
ke<strong>in</strong>e aus dem 11. Jahrhundert.<br />
So steht die Scheibenfibel auch <strong>für</strong> die<br />
vielen noch offenen Fragestellungen,<br />
mit der Archäologen und Denkmalpfleger<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unendlichen Geschichte<br />
versuchen, die Puzzleteile historischer<br />
Gegebenheiten und Ausgrabungen zu<br />
e<strong>in</strong>em verständlichen Bild zusammenzufügen.<br />
Die Neugier, historische Fragestellungen<br />
zu erkunden und vielleicht auch e<strong>in</strong>mal<br />
e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Puzzleteil zum<br />
Gesamten h<strong>in</strong>zuzufügen, beflügelt nicht<br />
nur unsere Archäologen, sondern auch<br />
die Mitglieder des FAN immer wieder<br />
von Neuem.<br />
Bernd Günther
Auf der Suche nach Lüneburger Bienen<br />
Bienen-Zäune und Islandpferde<br />
“Die Lüneburger Zäune s<strong>in</strong>d durchweg<br />
zweistöckig, im Viereck gebaut, verschließbar<br />
und an der Rückseite durch Bretter und Stroh<br />
abgedichtet”. (Seggelke, “Imkerei”, Celle<br />
1930). “In der Entfernung von 2,34 m werden<br />
Böcke aufgerichtet, die von der oberen Kante<br />
der Grundlage vorn 1,50 m und h<strong>in</strong>ten 1,25 m<br />
hoch s<strong>in</strong>d. Auf diese Böcke kommen Sparren,<br />
die vorn und h<strong>in</strong>ten überstehen, damit der<br />
Schlagregen nicht an die Körbe kommen<br />
kann. In der Höhe von 70 cm kommt e<strong>in</strong><br />
Querriegel und auf diesen e<strong>in</strong>e Bohle. So<br />
haben alle Immenhäuser zwei Reihen Bienen<br />
übere<strong>in</strong>ander.” (Lehzen, Hauptstücke...der<br />
Lüneburger Bienenzucht, 3.Aufl., Hannover<br />
1908)<br />
Wie müssen wir uns solche Bienenzäune<br />
vorstellen? Wie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es “Fort” im Wilden<br />
Westen. E<strong>in</strong>e “Palisade” umschließt e<strong>in</strong>en<br />
viereckigen Hof; außen herum gibt es manchmal<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Wall mit Graben. Und <strong>in</strong>nen<br />
an der Palisade verläuft e<strong>in</strong>e Art Wehrgang,<br />
auf dem aber nicht Menschen, sondern Bienenkörbe<br />
ihren Platz gefunden haben.<br />
Vielleicht können Sie sich nun auch vorstellen,<br />
warum solche Bienenzäune schon<br />
seit langer Zeit me<strong>in</strong> Interesse erregen. Ihr<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild (Erdwall, Graben, Pfosten,<br />
Palisade) kann bei der Luftbildarchäologie<br />
oder bei e<strong>in</strong>er Ausgrabung durchaus verwechselt<br />
werden mit militärischen Anlagen<br />
aus dem Mittelalter oder aus der Vorgeschichte!<br />
Rund um die Ortschaft Eschede, Ldkr. Celle,<br />
zeigt die TK von 1899 beispielsweise 26 (!)<br />
e<strong>in</strong>getragene Bienenzäune. Und so entstand<br />
die Idee zu e<strong>in</strong>er archäologischen Prospektion<br />
mit Islandpferden, die wir denn auch im<br />
März <strong>2005</strong> durchgeführt haben. Wir wollten<br />
e<strong>in</strong>mal im Gelände schauen, was sich davon<br />
noch erhalten hat. Die Landschaft um<br />
Eschede ist herrlich. Aber das Suchergebnis<br />
war leider absolut negativ: Viele Stellen liegen<br />
heute im Ackerland und sowohl dort wie auch<br />
<strong>in</strong> den Waldstücken gab es ke<strong>in</strong>e Spuren der<br />
ehemaligen Bienenstände. Wenn es e<strong>in</strong>en<br />
trockenen Frühsommer gibt, werden wir uns<br />
die Stellen noch e<strong>in</strong>mal aus der Luft ansehen.<br />
Ich würde es aber auch sehr gut f<strong>in</strong>den, wenn<br />
Sie e<strong>in</strong>mal rund um Ihren Ort nach Spuren<br />
solcher Immenzäune suchen, - e<strong>in</strong>e alte<br />
Landkarte (“Preußische Landesaufnahme”)<br />
ist dabei sehr hilfreich. Gibt es dort noch<br />
e<strong>in</strong>en Wall und Graben? Oder haben Sie <strong>in</strong><br />
Ihrem Heimatort womöglich noch e<strong>in</strong>en erhaltenen<br />
“Immentun”?<br />
Rückmeldungen bitte an He<strong>in</strong>z-Dieter Freese<br />
3
Am 30. April <strong>2005</strong> unternahmen 30 FAN-<br />
Mitglieder e<strong>in</strong>en Rundgang im Verdener<br />
“Sachsenha<strong>in</strong>”. Zu Beg<strong>in</strong>n hielt der Geologe<br />
Dr. Werner Bartholomäus, Hannover, e<strong>in</strong><br />
flammendes Plädoyer da<strong>für</strong>, jeden “F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>g”<br />
doch am Fundort zu belassen. Aber gibt es <strong>in</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> überhaupt noch große Ste<strong>in</strong>e,<br />
die genau dort liegen, wo die letzte Eiszeit sie<br />
h<strong>in</strong>geschoben hat? Alle<strong>in</strong> im Verdener<br />
“Sachsenha<strong>in</strong>” wurden <strong>in</strong> den Jahren<br />
1934/35 mehrere tausend Ste<strong>in</strong>e aus ganz<br />
<strong>Niedersachsen</strong> zu e<strong>in</strong>em großen Ste<strong>in</strong>kreis<br />
rund um e<strong>in</strong>en “Aufmarschplatz” zusammengefügt.<br />
Sie sollen er<strong>in</strong>nern an das “Blutgericht” im<br />
Jahre 782, als Karl der Große angeblich 4500<br />
Sachsen h<strong>in</strong>richten ließ. Dr. Bartholomäus<br />
konnte so manchem Ste<strong>in</strong> gleich ansehen,<br />
woher er stammte: Etwa aus dem Raum<br />
Osnabrück oder aus dem Kreis Gött<strong>in</strong>gen.<br />
Weil nicht genug F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>ge angeliefert wurden,<br />
musste man auch auf Ste<strong>in</strong>brüche<br />
zurückgreifen.<br />
Von He<strong>in</strong>rich Himmler wurde der<br />
“Sachsenha<strong>in</strong>” e<strong>in</strong>geweiht am 21. Juni 1935,<br />
wobei auf e<strong>in</strong>er neuheidnischen Kultstätte<br />
das Sonnenwendfeuer brannte. Nach dem<br />
Kriege haben die Alliierten das Gelände an<br />
die Evangelische Kirche übergeben und nur<br />
die “Kultstätte” abgetragen. Ob das so richtig<br />
war?<br />
Inzwischen ist der Ort nämlich e<strong>in</strong>e touristische<br />
Sehenswürdigkeit, und die Besucher<br />
aus nah und fern halten die Anlage wirklich<br />
<strong>für</strong> e<strong>in</strong> Werk unserer Vorfahren und s<strong>in</strong>d<br />
bee<strong>in</strong>druckt. So entsteht e<strong>in</strong> falsches Bild der<br />
Geschichte.<br />
Viel besser wäre es gewesen, wenn die<br />
F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> situ verblieben wären. Denn so<br />
mancher Ste<strong>in</strong> zeigt <strong>in</strong>teressante vor- und<br />
frühgeschichtliche Bearbeitungsspuren:<br />
Schälchen und Rillen. Dr. Detlef Schünemann,<br />
Verden, ist diesen Spuren <strong>in</strong> den vergangenen<br />
30 Jahren nachgegangen. Er hat<br />
mehrfach se<strong>in</strong>e Erkenntnisse über<br />
Rillenste<strong>in</strong>e publiziert und trug nun vor den<br />
FAN-Mitgliedern se<strong>in</strong>en Wissensstand<br />
anhand ausgewählter Ste<strong>in</strong>e vor. Sehr viele<br />
Rillen, so Dr. Schünemann, s<strong>in</strong>d vermutlich<br />
4<br />
Ste<strong>in</strong>e bitte liegen lassen!<br />
auf ehemalige Spaltungsversuche zurückzuführen.<br />
In die vor- und frühgeschichtliche<br />
Zeit ist e<strong>in</strong> Rillenste<strong>in</strong> dagegen sicher<br />
e<strong>in</strong>zuordnen, wenn e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />
hergestellt werden kann, beispielsweise zu<br />
e<strong>in</strong>em Grabhügel oder zu e<strong>in</strong>em Gräberfeld<br />
oder durch e<strong>in</strong>e Ausgrabung an se<strong>in</strong>em<br />
ursprünglichen Lagerplatz. Insofern ist es<br />
bedauerlich, dass so viele Ste<strong>in</strong>e vor 70<br />
Große FAN´S <strong>in</strong>teressierten sich <strong>für</strong> Dom und<br />
Kirche<br />
Jahren aus ihrem Zusammenhang gerissen<br />
wurden, um hier bei Verden e<strong>in</strong> neues Bild<br />
der Geschichte entstehen zu lassen.<br />
Große und kle<strong>in</strong>e FAN´s auch <strong>für</strong> die “H<strong>in</strong>kel-<br />
Ste<strong>in</strong>e”<br />
Anfahrt: Vom Stadtzentrum aus nach Norden<br />
(Bremer Strasse), vor der Eisenbahn-<br />
Unterführung l<strong>in</strong>ks abbiegen <strong>in</strong> die Eisseler<br />
Straße, nach circa 800 m liegt rechts der<br />
Süde<strong>in</strong>gang zum Sachsenha<strong>in</strong>.<br />
He<strong>in</strong>z-Dieter Freese
Das Ende e<strong>in</strong>er Grabungsära:<br />
Anreppen<br />
“Das Ende e<strong>in</strong>er Grabungsära: Anreppen” war<br />
das Thema e<strong>in</strong>es anschaulichen Diavortrags<br />
anlässlich der Jahreshauptversammlung des<br />
FAN am 5.3.2002, gehalten von Dr. Johann-<br />
Sebastian Kühlborn aus Münster, dem <strong>für</strong> die<br />
langjährigen großflächigen Ausgrabungen u.a.<br />
der römischen Lippelager Oberaden (mit<br />
Beck<strong>in</strong>ghausen), Haltern und eben auch Anreppen<br />
verantwortlichen Referatsleiter<br />
Prov<strong>in</strong>zialrömische <strong>Archäologie</strong> am Westfälischen<br />
Museum <strong>für</strong> <strong>Archäologie</strong>.<br />
Das ca. 23 ha große Standlager Anreppen wurde<br />
durch e<strong>in</strong>en glücklichen Zufall 1967 entdeckt.<br />
Von 1988 bis Ende 2004 wurden weitere<br />
Flächen im Zentrum und zuletzt vorwiegend im<br />
Ostteil des offenbar mehrphasigen Lagers untersucht.<br />
Dabei traten u.a. zu<br />
Tage: e<strong>in</strong> offenbar <strong>für</strong> besondere<br />
Repräsentationsaufgaben<br />
errichtetes außerordentlich<br />
großes Prätorium, bei dem der<br />
Ausgräber im E<strong>in</strong>-klang mit<br />
Velleius Paterculus II, 105 an<br />
Tiberius denkt (W<strong>in</strong>ter-lager <strong>in</strong><br />
Germanien 4/5 n.Chr.); ferner<br />
e<strong>in</strong> Wirtschaftsgebäude (fabrica),<br />
e<strong>in</strong> großer Speicher (horreum)<br />
und Mannschaftsunterkünfte<br />
an der südlichen<br />
Wallstraße, dagegen leider<br />
nicht der gesuchte zugehörige<br />
Hafen.<br />
Da<strong>für</strong> wurde sensationellerweise<br />
<strong>in</strong> den allerletzten<br />
Jahren <strong>in</strong> der Nähe des<br />
Osttores mit fünf oder sechs<br />
Speichern (der größte 20,5 x<br />
37,25 m) e<strong>in</strong>e gesondert<br />
e<strong>in</strong>gegrenzte richtige “Speicherstadt” aufgedeckt,<br />
deren enorme Lagerungskapazität<br />
ke<strong>in</strong>eswegs mit dem Eigenbedarf der Anreppen-Garnison<br />
erklärbar ist, zumal im mit 18 ha<br />
nur wenig kle<strong>in</strong>eren Hauptlager <strong>in</strong> Haltern nur<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Speichergebäude existiert hat. Dr.<br />
Kühlborn <strong>in</strong>terpretiert Anreppen daher als Versorgungsbasis<br />
<strong>für</strong> im auf die Weser gerichteten<br />
östlichen Raum operierende Truppen.<br />
Dass e<strong>in</strong>e allem Ansche<strong>in</strong> nach römische ca.<br />
27 m breite Straße etwa 500 m östlich des Lagers<br />
anhand begleitender Straßengräben festgestellt<br />
werden konnte, ist <strong>in</strong> diesem Zusam-<br />
BERICHTE: Römer-AG<br />
menhang ebenfalls bemerkenswert.<br />
Zur Datierung des Lagers verwies der Referent<br />
auf die dendrochronologische Auswertung der<br />
Hölzer e<strong>in</strong>es Brunnens im Lager<strong>in</strong>neren und<br />
e<strong>in</strong>er Mannschaftslatr<strong>in</strong>e: 5 n.Chr.<br />
Nicht festlegen wollte er sich trotz Nachfrage<br />
jedoch auf das wichtige Enddatum, das er aber<br />
ausdrücklich nicht mit dem auch <strong>in</strong> der Fachwissenschaft<br />
wieder umstrittenen Enddatum<br />
Halterns (bisher mehrheitlich 9 n.Chr.; jetzt<br />
jedoch wieder tiberisch?) gleichsetzt. Neben<br />
der Keramik spielt hierbei die befremdliche Tatsache<br />
e<strong>in</strong>e Rolle, dass von den immerh<strong>in</strong> 410<br />
Anreppener Fundmünzen ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige die<br />
z.B. <strong>für</strong> Haltern und Kalkriese so charakteristischen<br />
Gegenstempel IMP mit Lituus (Augurstab)<br />
und VAR aufweist. Daraus (etwa mit<br />
Chantra<strong>in</strong>e) zu schießen, dass Anreppen eben<br />
vor 9 n.Chr. friedlich aufgelassen worden sei,<br />
Römerlager Anreppen:Profilschnitt durch den Spitzgraben e<strong>in</strong>er älteren römischen<br />
Befestigung. In der Grabenfüllung die Abrücke von zwei<br />
Pfosten(Pfahlgründung) e<strong>in</strong>es später an dieser Stelle errichteten<br />
Magaz<strong>in</strong>s.(Foto nach “Neujahrsgruss 2001”, Abb 36)<br />
würde - nur e<strong>in</strong> Gegenargument -den ohneh<strong>in</strong><br />
ziemlich engen Belegungszeitraum (seit 4/5<br />
n.Chr.) noch weiter e<strong>in</strong>engen.<br />
Jedenfalls bleibt abzuwarten, ob die von Dr.<br />
Kühlborn <strong>für</strong> 2008 avisierte Anreppener Grabungsveröffentlichung<br />
klärt, ob sich Anreppen<br />
als neuer Dreh- und Angelpunkt der Datierung<br />
der Lippelager eignet und <strong>in</strong> dieser wichtigen<br />
und nicht zuletzt auch <strong>für</strong> Kalkriese bedeutsamen<br />
Funktion Haltern ablöst.<br />
Wilhelm Dräger<br />
5
Suchen und bewahren!<br />
In der Regel ist der Ruf der Sondengänger bei<br />
den Denkmalpflegern nicht besonders gut.<br />
Das hat natürlich se<strong>in</strong>e Ursachen, denn die<br />
größere Gruppe verfährt frei nach dem Motto<br />
“ist der Ruf erst ru<strong>in</strong>iert, lebt es sich völlig<br />
ungeniert”. Die Verkaufsbörse E-Bay zeigt,<br />
welche historischen Funde ungeniert der<br />
Sammelleidenschaft und oft nur dem Gew<strong>in</strong>nstreben<br />
geopfert werden. Bei Sammlertreffen<br />
unter dem Tisch angebotene Schätze aus<br />
Grabhügeln Südosteuropas künden von der<br />
Beraubung archäologischer Fundstellen und<br />
dem illegalen Handel mit vorgeschichtlichen<br />
Altertümern..<br />
E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Anzahl von Sondengängern arbeitet<br />
direkt mit der Denkmalpflege zusammen<br />
und hält sich an die Vorgaben, wonach bekannte<br />
Denkmale wie Burgen und Grabhügel,<br />
aber auch vom Pflug noch unberührte Flächen<br />
tabu s<strong>in</strong>d. Trotz dieser E<strong>in</strong>schränkung gel<strong>in</strong>gt<br />
Bronzeeimer, nach den e<strong>in</strong>gelieferten Fragmenten<br />
im NLD zeichnerisch rekonstruiert.Namengebender<br />
Fundort <strong>für</strong> diese sog. Hemmoorer Bronzeeimer ist<br />
der Urnenfriedhof Hemmoor östlich des Flüsschens<br />
Oste, bei der Geme<strong>in</strong>de Westersode, Ldkr.<br />
Cuxhaven<br />
Zeichnung Frau V. Diaz<br />
es diesen Sondengängern immer wieder,<br />
wichtige Fundstellen, die auf den beackerten<br />
Flächen der Zerstörung durch die moderne<br />
Landwirtschaft anheim gefallen s<strong>in</strong>d, neu zu<br />
entdecken, dort Funde zu bergen und die<br />
Aufmerksamkeit der Denkmalpflege auf diese<br />
Gebiete zu lenken, Gebiete, <strong>in</strong> denen über<br />
6<br />
Berichte: Sondengänger<br />
kurz oder lang alle Befunde und Funde zerstört<br />
se<strong>in</strong> dürften.<br />
Unser FAN - Mitglied Peter Haverkamp<br />
brachte zu e<strong>in</strong>em unserer Treffen e<strong>in</strong>e ganze<br />
Reihe von Funden, die zweifellos von e<strong>in</strong>em<br />
Mess<strong>in</strong>geimer, e<strong>in</strong>em sog. Hemmoor-Eimer,<br />
stammen. Henkel und Randstücke waren<br />
bereits vom Pflug zerbrochen, e<strong>in</strong>e Menge<br />
Blechfragmente von der Eimerwandung und<br />
der vollständige Boden lagen dabei. Leider<br />
war dieser vom F<strong>in</strong>der geborgen und nur grob<br />
Innenwandung e<strong>in</strong>es Blechfragmentes mit<br />
Abdrücken e<strong>in</strong>es fe<strong>in</strong>en Gewebes. Foto Chr.<br />
Fuchs, NLD.<br />
e<strong>in</strong>gemessen worden, leider deshalb, weil<br />
man durch e<strong>in</strong>e fachgerechte archäologische<br />
Freilegung und E<strong>in</strong>messung weitere Befunde<br />
hätte erheben können.<br />
Nun - dieser Schaden ist im Vergleich zum<br />
Nutzen eher ger<strong>in</strong>g, denn ohne die Suche mit<br />
der Sonde wären alle Funde und Befunde verloren<br />
gegangen, Funde, die nach der zeichnerischen<br />
Rekonstruktion des Mess<strong>in</strong>geimers<br />
Seitenansicht des Henkels. Zeichnung V. Diaz, NLD<br />
im Niedersächsischen Landesamt <strong>für</strong><br />
Denkmalpflege erkennen lassen, um was <strong>für</strong><br />
e<strong>in</strong> schönes Fundstück es sich handelt. Zieht<br />
man die Funde aus dem Umfeld der Fund-
Aus dem Knochenbrand aussortiert: Fragmente e<strong>in</strong>es<br />
verzierten Dreilagenkammes<br />
stelle und aus dem im Unterteil geborgenen<br />
Knochenbrand h<strong>in</strong>zu, so wird auch dem Laien<br />
deutlich, dass es nicht nur um die Bergung von<br />
Metallteilen geht, vielmehr noch weitere<br />
Grabbeigaben, darunter Fragmente e<strong>in</strong>es<br />
verzierten Dreilagenkammes, e<strong>in</strong> Bronzeknopf,<br />
Bronzeschmelz und Teile von geschmolzenen<br />
blauen Glasperlen zur Ausstattung e<strong>in</strong>er reichen<br />
German<strong>in</strong> gehört haben dürften.<br />
Berichte: Sondengänger<br />
Bronzeknöpfe und Bronzeniet ausgesondert<br />
aus dem Leichenbrand<br />
des <strong>in</strong> situ angetroffenen Unterteils<br />
des Bronzeeimers.<br />
Achtkantige Bruchstücke e<strong>in</strong>es weiteren Eimerhenkels.<br />
Diese Fragmente zeigen an den Bruchstellen deutliche<br />
Schmelzspuren, die wohl im Scheiterhaufen entstanden<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Der von prov<strong>in</strong>zial-römischen Handwerkern<br />
hergestellte Eimer ist wohl schon im ersten<br />
Jahrh. n. Chr. auf Handelswegen <strong>in</strong>s germanische<br />
Siedlungsgebiet gelangt. Deutliche<br />
Abnutzungsspuren im Bereich des Henkels<br />
lassen vermuten, dass e<strong>in</strong>e gewisse Zeit vergangen<br />
se<strong>in</strong> dürfte, bis er als Behältnis <strong>für</strong> den<br />
Knochenbrand <strong>in</strong> die Erde gelangte. An e<strong>in</strong>igen<br />
Teilen der Wandung s<strong>in</strong>d Abdrücke e<strong>in</strong>es fe<strong>in</strong>en<br />
Gewebes erhalten. Diese lassen vermuten, dass<br />
der Knochenbrand zusätzlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Le<strong>in</strong>en(?)sack gelegen hat oder dass er im<br />
oberen Bereich von e<strong>in</strong>em Le<strong>in</strong>engewebe<br />
bedeckt war.<br />
Die Funde werden ab Juni <strong>2005</strong> im Museum Bad<br />
Fall<strong>in</strong>gbostel, Michelsen Str. 1, zu sehen se<strong>in</strong>.<br />
Wir danken Herrn Peter Haverkamp <strong>für</strong> die vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege.<br />
Um die Funde und mögliche weitere<br />
Befunde an der Fundstelle werden sich nun<br />
außer Herrn Haverkamp auch der Kreisbeauftragte<br />
<strong>für</strong> Archäologische Denkmalpflege, Herr<br />
Wilhelm Meyer, und die vor Ort tätige Archäologische<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft e.V. unter fachlicher<br />
Beratung durch das NLD kümmern.<br />
Zu hoffen bleibt, dass <strong>in</strong> guter Zusammenarbeit -<br />
auch mit dem Pächter und Grundeigentümer -<br />
weitere Fragmente des Mess<strong>in</strong>geimers geborgen<br />
werden und sodann die Frage der Restaurierung<br />
dieses schönen Fundes <strong>in</strong> greifbare Nähe rückt.<br />
Dr. Wilhelm Gebers<br />
7
8<br />
Berichte: Mittelalterliche Schiffmühle<br />
Seltene Schiffmühlenbohlen aus dem<br />
Mittelalter<br />
Der Hobbyarchäologe Dieter Rennemann<br />
aus Bars<strong>in</strong>ghausen stieß im<br />
Herbst 2003 auf Eichenholzbohlen,<br />
welche von e<strong>in</strong>em Baggerunternehmen<br />
beim Ausheben der B<strong>in</strong>nener Kieskuhle<br />
bereits im Spätsommer 2002 aus der<br />
Flutlehmschicht freigelegt wurden. Seit<br />
diesem Zeitpunkt lagerte der, wie sich<br />
gut e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahre später heausstellen<br />
sollte, <strong>für</strong> die Weserregion e<strong>in</strong>malige<br />
Fund unbeachtet im Gestrüpp.<br />
Nachdem Rennemann den Bezirks-<br />
archäologen Dr. Cosack und den Kreisdenkmalpfleger<br />
W. Spechter über se<strong>in</strong>en<br />
Fund <strong>in</strong>formierte, konnten diese sich<br />
zunächst “ke<strong>in</strong>en Reim auf die Bohlen<br />
machen”.<br />
Erste Untersuchungen ergaben dann,<br />
dass sie Teil e<strong>in</strong>er Schiffsmühle aus dem<br />
Mittelalter se<strong>in</strong> müssten. Schiffsmühlen<br />
erhoben sich auf E<strong>in</strong>bäumen und bestanden<br />
aus e<strong>in</strong>em Schiff als Träger des<br />
Mühlhauses und e<strong>in</strong>em pramartigen<br />
Schiff als Träger des Mühlrades, dem<br />
Wellschiff oder Wellkahn. Das Hausschiff<br />
lag am Ufer, der Wellkahn war der<br />
Strommitte zugewandt. Zwischen beiden<br />
drehte sich das Mühlrad durch die Fluss-<br />
strömung, wodurch wiederum die Zahnräder<br />
und der Mahlste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Bewegung<br />
versetzt wurden. Der erste bisher e<strong>in</strong>malige<br />
archäologische Fund dieser Art, e<strong>in</strong><br />
9,25m langer und 6 Tonnen schwerer<br />
E<strong>in</strong>baum, wurde 1983 <strong>in</strong> der Le<strong>in</strong>e<br />
gemacht.<br />
Die Vermutung, dass die Eichenbohlen<br />
zeitlich e<strong>in</strong>em dieser mittelalterlichen<br />
Bauwerke entsprechen, konnten die<br />
Ergebnisse der dendrochronologischen<br />
Altersbestimmungsmethode, womit die<br />
Preßler GMBH <strong>für</strong> Planung und Bauforschung<br />
(Emsland) beauftragt war,<br />
bestätigen. Dabei wurde beim Abschluss<br />
des Verfahrens an sieben Holzbohlen<br />
(siehe Foto) bei sechs von sieben<br />
Proben mit 99,9%iger Sicherheitswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
das Fälljahr ermittelt.<br />
Demnach s<strong>in</strong>d die Eichen der Bohle 1<br />
und 2 1669, die Eiche der Bohle 4 1686,<br />
die der Bohle 5 1685 und die der Bohle 6<br />
1566 gefällt worden. Die Probe der dritten<br />
Bohle war nicht auswertefähig und<br />
blieb somit ohne Datierungserfolg.<br />
Obwohl das dendrochronologische<br />
Datierungsverfahren nur <strong>für</strong> das untersuchte<br />
Bauwerk das Fälljahr der Bäume<br />
bestimmen kann, nicht jedoch das<br />
Baujahr, besteht e<strong>in</strong> gut belegbarer
Berichte und Neuersche<strong>in</strong>ungen von FAN-Mitgliedern<br />
Zusammenhang zwischen beiden Daten.<br />
Für e<strong>in</strong>e relativ kurze Zeitspanne zwischen<br />
Fälljahr und Baujahr sprechen zum<br />
e<strong>in</strong>en handwerklich praktische Tatsachen<br />
wie Insektenbefall bei nur wenigen Jahren<br />
Lagerung, wie Arbeitsökonomie, da saftfrisches<br />
Holz doppelt so schnell und leicht<br />
bearbeitet werden konnte, oder wie<br />
Äußerlichkeiten, da bei der Verarbeitung<br />
von trockenem Holz Absplitterungen und<br />
Abfaserungen sichtbar werden.<br />
Zum anderen liefern schriftliche Quellen<br />
den e<strong>in</strong>deutigsten Nachweis <strong>für</strong> unmittelbar<br />
nach dem E<strong>in</strong>schlag verarbeitetes<br />
Holz. Schon <strong>in</strong> der Polizei- und<br />
Bürgerordnung der Mosel/Hunsrück/<br />
Eifelregion aus dem 16. Jahrhundert kann<br />
man bereits e<strong>in</strong> Strafgesetz zur<br />
Bauholzordnung f<strong>in</strong>den, das den Bürgern<br />
verbietet, Bauholz länger als e<strong>in</strong> Jahr<br />
unverarbeitet zu lagern. Werden<br />
<strong>in</strong>schriftlich oder archivarisch datierte<br />
Gebäude zu diesen Indizien h<strong>in</strong>zugenommen,<br />
so lässt sich e<strong>in</strong>e maximale<br />
Zeitdifferenz von zwei bis drei Jahren ausmachen.<br />
Da nach dem Fällen ke<strong>in</strong>e weiteren<br />
Jahrr<strong>in</strong>ge h<strong>in</strong>zukommen, bildet der<br />
letzte erhaltene Jahrr<strong>in</strong>g die Grundlage<br />
der Dendrochronologie und liefert das<br />
e<strong>in</strong>zig verlässliche Datum. Im Fall der<br />
B<strong>in</strong>nener Schiffsmühle konnte dieser<br />
glücklicherweise erhaltene R<strong>in</strong>g bei allen<br />
Proben, bis auf e<strong>in</strong>e Ausnahme, zu e<strong>in</strong>er<br />
optimalen Datierung mit Hilfe von sogenannten<br />
Jahrr<strong>in</strong>gkalendern, e<strong>in</strong>er aus<br />
e<strong>in</strong>er Vielzahl von Vergleichsproben<br />
zusammengesetzte Jahrr<strong>in</strong>gchronologie,<br />
beitragen.<br />
Nach ihrer exakten Datierung zählen die<br />
B<strong>in</strong>nener Schiffsmühlenbohlen von nun an<br />
zu den e<strong>in</strong>maligen Funden <strong>in</strong> der<br />
Mittelalterarchäologie und können derzeit<br />
im Nienburger Museum bewundert werden.<br />
Katar<strong>in</strong>a Becker<br />
Ulrich Werz: Gegenstempel auf reichsund<br />
Prov<strong>in</strong>zialprägungen der römischen<br />
Kaiserzeit, Speyer 2004, <strong>in</strong>:<br />
Schriftenreihen der Numismatischen<br />
Gesellschaft Speyer, Bd. 45. ISBN 3-<br />
934723-05-5<br />
16 römische Münzen im Industrie<br />
Museum Lohne - Münzen aus der<br />
Dümmerniederung, hrsg. vom IML,<br />
Lohne 2003. ISBN 3- 9808151-5-3<br />
9
03. 09 <strong>2005</strong> Samstag 10.00 Uhr<br />
Bohrkernsondagen <strong>in</strong> Forst bei Bevern,<br />
Ldkr. Holzm<strong>in</strong>den. Leitung Dr. W. Gebers,<br />
V. Klages. Begrenzte Teilnehmerzahl,<br />
Anmeldung und Auskunft: V. Klages unter<br />
Tel. 05561-5574.<br />
10. 09. <strong>2005</strong> Samstag, 15 Uhr.<br />
Treffen <strong>in</strong> Amel<strong>in</strong>ghausen, Ldkr. Lüneburg.<br />
FAN-Mitglied Ralf Wollitz führt<br />
uns zu kle<strong>in</strong>en, verborgenen Ru<strong>in</strong>en<br />
und Wüstungen, die er im südlichen<br />
Landkreis Lüneburg entdeckt hat.<br />
2<strong>2.</strong> - 25. 09. <strong>2005</strong> (Donnerstag bis<br />
Sonntag) Römer AG. Jahresexkursion<br />
nach Nijmegen und Xanten<br />
Programm:<br />
Donnerstag, 2<strong>2.</strong> 09.<br />
-14.00 Uhr: Treffen im Quartier Hotel<br />
Atlanta (Grote Markt)<br />
(Garagenplätze <strong>in</strong> der Tiefgarage<br />
Kelfkensbos direkt vor dem Museum “Het<br />
Valkhof”; 100m zum Hotel)<br />
-15.30 Uhr: Stadtführung durch das römische<br />
Nimwegen unter archäologischer<br />
Leitung<br />
-18.00 Uhr. Altstadtbummel<br />
Freitag, 23.09.<br />
-10.00 Uhr: Führung durch die römischen<br />
Sammlungen des Museums “Het Valkhof”<br />
anschließend Zeit z. fr. Verfügung<br />
-15.30 Uhr: Start zum Kops Plateau und<br />
Hunerberg (mit Führung?)<br />
Treffpunkt vor dem Museum “Het Valkhof”<br />
Abends Zeit z. fr. Verfügung<br />
Sonnabend, 24.09<br />
-9.00 Uhr: Abfahrt nach Xanten zum Hotel<br />
Nibelungenhof<br />
-11.15 Uhr: Führung im Regionalmuseum<br />
anschließend Zeit z. fr. Verfügung<br />
-14.30 Uhr: Führung durch die<br />
Trajansstadt (Archäologischer Park)<br />
-17.00 Uhr: Domführung mit Krypta<br />
-20.00 Uhr: geme<strong>in</strong>sames Abendessen im<br />
10<br />
Veranstaltungen <strong>2005</strong><br />
Hotel Neumeyer<br />
Sonntag, 25.09.<br />
-10.00 Uhr Führung durch die römischen<br />
Thermen<br />
-Anschließend zum Abschluss Fahrt auf<br />
den Fürstenberg (Castra Vetera I)<br />
Treffpunkt: Kirche <strong>in</strong> Birten bei Xanten<br />
10. 10. <strong>2005</strong> Montag, 19.30 Uhr:<br />
Numismatischer Vortrag mit Lichtbildern<br />
von B. Hamborg <strong>in</strong> E<strong>in</strong>beck, Pestalozzischule<br />
1<strong>2.</strong> 11. <strong>2005</strong> Hannover, 13.00 Uhr:<br />
Archäologischer Stammtisch im<br />
“Paulaner” am Thielenplatz.<br />
19.11. <strong>2005</strong> Herbsttreffen der Luftbild AG<br />
im NLD, Hannover.<br />
Aus befreundeten Vere<strong>in</strong>en<br />
Die Archäologische Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
e. V. Landkreis Soltau-Fall<strong>in</strong>gbostel,<br />
Michelsenstr. 1, 29683 Fall<strong>in</strong>gbostel,<br />
Tel. 05162/985428, gibt folgenden <strong>in</strong>teressanten<br />
Vortrag bekannt:<br />
03. 11. <strong>2005</strong> Das Römerlager<br />
Hedemünden (Dr. Grote)<br />
20 Jahre Archäologische Gruppe L<strong>in</strong>gen<br />
Am Sonntag, 18. September <strong>2005</strong>, eröffnet<br />
die Archäologische Gruppe L<strong>in</strong>gen im<br />
Emslandmuseum L<strong>in</strong>gen die Ausstellung<br />
”Gefährdet, geborgen, gerettet - Archäologische<br />
Spurensuche im Raum L<strong>in</strong>gen”<br />
11.00 Uhr: Grußworte zur Eröffnung,<br />
anschließend Vorträge<br />
13.00 Uhr :Mittagsimbiss im Kutscherhaus des<br />
Emslandmuseums<br />
14.00 Uhr: Busexkursion<br />
- Grabhügelgruppe Langen/Espel; -Schatzfund-<br />
Gedenkste<strong>in</strong> Lengerich/Sudderweh;<br />
-Megalithgrab Thu<strong>in</strong>e und Burg Venhaus<br />
Ankunft <strong>in</strong> L<strong>in</strong>gen gegen 18.00 Uhr
Abseits<br />
Es ist so still; die Heide liegt<br />
Im warmen Mittagssonnenstrahle,<br />
E<strong>in</strong> rosaroter Schimmer fliegt<br />
Um ihre alten Gräbermale;<br />
Die Kräuter blühn, der Heideduft<br />
Steigt <strong>in</strong> die blaue Sommerluft.<br />
Laufkäfer hasten durchs Gesträuch<br />
In ihren goldnen Panzerröckchen,<br />
Die Bienen hängen Zweig um Zweig<br />
Sich an der Edelheiden Glöckchen;<br />
Die Vögel schwirren aus dem Kraut-<br />
Die Luft ist voller Lerchenlaut.<br />
Dieses schöne Gedicht von Theodor Storm<br />
kann uns helfen, den Luftbildbefund vom 29.<br />
Juni <strong>2005</strong> zu deuten.<br />
Ich <strong>in</strong>terpretiere ihn so: Wir blicken von oben<br />
auf e<strong>in</strong> Getreidefeld <strong>in</strong> der “Schotenheide” und<br />
sehen als Verfärbung im Getreide e<strong>in</strong>e alte<br />
Hofstelle <strong>in</strong>mitten der früheren Allmende, weit<br />
entfernt vom Dorf Rodewald. Vor 100, 200 oder<br />
300 Jahren stand hier e<strong>in</strong> stabiles rechteckiges<br />
Fachwerk-Haus. Auf jeder Längsseite sehen<br />
wir vier kräftige Pfosten und nach Süden h<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Überdachung, - e<strong>in</strong>en “Schuppen”?<br />
E<strong>in</strong> ortsfremder Wanderer hätte die Kate womöglich<br />
gar nicht entdeckt, denn sie war<br />
umgeben von e<strong>in</strong>er umlaufenden Hecke<br />
(“Knick”) und e<strong>in</strong>em Graben, so konnten die<br />
kle<strong>in</strong>e rote Kuh, die Ziege und die Hühner sich<br />
e<strong>in</strong>iges Futter rund ums Haus suchen. Der<br />
Zuweg zur Kate wurde rechter Hand begleitet<br />
von Hecke und Graben. Und vor dem Haus<br />
stand der Brunnen mit kühlem Nass <strong>für</strong> Mensch<br />
und Vieh. He<strong>in</strong>z-Dieter Freese<br />
Berichte: Luftbilder <strong>2005</strong><br />
E<strong>in</strong> halbverfallen niedrig Haus<br />
Steht e<strong>in</strong>sam hier und sonnbeschienen;<br />
Der Kätner lehnt zur Tür h<strong>in</strong>aus,<br />
Behaglich bl<strong>in</strong>zelnd nach den Bienen;<br />
Se<strong>in</strong> Junge auf dem Ste<strong>in</strong> davor<br />
Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.<br />
Kaum zittert durch die Mittagsruh<br />
E<strong>in</strong> Schlag der Dorfuhr, der entfernten;<br />
Dem Alten fällt die Wimper zu,<br />
Er träumt von se<strong>in</strong>en Honigernten.<br />
- Ke<strong>in</strong> Klang der aufgeregten Zeit<br />
Drang noch <strong>in</strong> diese E<strong>in</strong>samkeit.<br />
Grabung Rullstorf<br />
Es warten sicher viele FAN-Mitglieder, die als<br />
Paten mit e<strong>in</strong>er Geldspende zum Gel<strong>in</strong>gen der<br />
Grabungen <strong>in</strong> Rullstorf beigetragen haben -<br />
aber ebenso die zahlreichen ehrenamtlichen<br />
Helfer, die sich bei den Ausgrabung auf dem<br />
Kronsberg engagiert haben, auf e<strong>in</strong>en Bericht<br />
zu Stand der Grabungen.<br />
Es wäre schlecht, e<strong>in</strong>e Erfolgsgeschichte auf so<br />
wenig Platz wie hier übrig geblieben ist,<br />
unterzubr<strong>in</strong>gen. Da ständig neue Ergebnisse<br />
ergraben werden und über e<strong>in</strong>e noch<br />
andauernde Aktion nicht abschließend berichtet<br />
werden kann, haben wir uns entschlossen,<br />
zunächst nur Bilder vom Fortgang der<br />
Grabungen im Internet auf unserer Homepage<br />
zu veröffentlichen. Der zusammenfassende<br />
Bericht ersche<strong>in</strong>t im ersten Heft des kommenden<br />
Jahres.<br />
Bereits an dieser Stelle möchte ich allen Paten<br />
und Spendern sowie den eherenamtlichen<br />
Helfern me<strong>in</strong>en ganz besonderen Dank aussprechen.<br />
Viele haben gezeigt, dass man nicht<br />
mutlos aufgeben soll, wenn staatliche Mittel zur<br />
Neige gehen. Alle haben den Beweis erbracht,<br />
dass der <strong>Archäologie</strong> <strong>in</strong> der Denkmalpflege von<br />
den Bürgern die Beachtung entgegen gebracht<br />
wird, die man auch gerne als staatliche<br />
Verpflichtung gegenüber unserem kulturellen<br />
Erbe sehen würde.<br />
Auf diesem Weg haben wir e<strong>in</strong>en Teilerfolg zu<br />
verzeichnen, denn das Land <strong>Niedersachsen</strong> hat<br />
sich <strong>in</strong>zwischen mit e<strong>in</strong>em zusätzlichen Beitrag<br />
an den Grabungskosten beteiligt. Wir freuen<br />
uns, dass unser Beispiel Anerkennung gefunden<br />
hat.<br />
Wilhelm Gebers 11
Archäologische Sondage <strong>in</strong><br />
Mehrholz/Aschen<br />
Der Hof Groß-Mehrholz liegt am Ostrand des seit<br />
1817 durch die Bohlenwegforschung <strong>in</strong>s Blickfeld<br />
der Öffentlichkeit getretenen Moorengpasses<br />
Brägel(Lohne) - Aschen (Diepholz). Zwei se<strong>in</strong>er<br />
heute mit bloßem Auge nicht mehr wahrnehmbaren<br />
Wallanlagen wurden im<br />
letzten Jahrzehnt des 19.<br />
Jahrhunderts durch Prof.<br />
F. Knoke (Osnabrück)<br />
und H. Prejawa (Diepholz)<br />
unabhängig vone<strong>in</strong>ander<br />
bekannt gemacht.<br />
Seitdem flammt bis heute<br />
immer wieder e<strong>in</strong>e Datierungsdiskussion<br />
auf.<br />
Nachdem dem jungen<br />
Archäologen Dr. H.<br />
Piesker (Hannover)<br />
1935/36 leider nur e<strong>in</strong>e<br />
allzu grobe zeitliche E<strong>in</strong>ordnung<br />
der größeren ca.<br />
20 ha-Anlage mit “zwischen<br />
ca. 400 v.Chr. und<br />
ca. 1100 n.Chr.” gelungen<br />
war, bemüht sich die<br />
Römer-AG des FAN seit<br />
der Auff<strong>in</strong>dung zweier<br />
römischer Republikdenare durch den Entdecker<br />
Kalkrieses Major T. Clunn im Frühjahr und Herbst<br />
1997, durch Luftbild- und Metallsondenpropektionen,<br />
zwei Bodenuntersuchungen und e<strong>in</strong>e Magnometervermessung<br />
(auf 1,4ha) und zwischendurch<br />
1999 durch zwei Probeschnitte (durch Dr.<br />
Bischop, Bremen) um e<strong>in</strong>e genauere zeitliche<br />
E<strong>in</strong>ordnung.<br />
Nach <strong>in</strong>tensiver Vorarbeit unter anderem z. B.<br />
durch e<strong>in</strong>e GPS-gestützte Hofvermessung durch<br />
Dr. Wilhelm Gebers 2003 wurde am 23. und 24.<br />
April <strong>2005</strong> unter dessen Leitung e<strong>in</strong> ca. 100 m<br />
langer und gut 3 m breiter Baggerschnitt durch den<br />
sensiblen Bereich der zentralen Hofwiese gelegt.<br />
18 Mitglieder der FAN-AG “Römer <strong>in</strong> <strong>Niedersachsen</strong>”,<br />
unterstützt von zwei erfahrenen Grabungstechnikern<br />
aus Sachsen-Anhalt (Dokumentation),<br />
wurden bei der Bearbeitung des großen Schnittes<br />
<strong>für</strong> ihr Engagement mit e<strong>in</strong>em Wetter belohnt, wie<br />
es wohl ke<strong>in</strong>er <strong>für</strong> April (!) so schön erwartet hätte.<br />
An der Dokumentation, die sich u.a. auf weit über<br />
200 Fotos stützen kann, wird so zügig gearbeitet,<br />
dass sie noch im Mai vorliegt. E<strong>in</strong> erster Bericht von<br />
den Grabungsergebnissen dürfte nach Bearbeitung<br />
der Funde und der z.T. doch recht überraschenden<br />
Befunde spätestens am 1<strong>2.</strong><br />
12<br />
BERICHTE: Römer-AG<br />
November <strong>2005</strong> <strong>in</strong> Hannover diskutiert werden<br />
können.<br />
An dieser Stelle ist aber zunächst e<strong>in</strong>mal allen<br />
Beteiligten Dank auszusprechen: allen, die ihr<br />
Wochenende geopfert haben und z.T. von weit<br />
angereist waren; dann jedoch <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Dr.<br />
Gebers, dem als Grabungsleiter mit größtenteils<br />
archäologisch ungeübtem Team e<strong>in</strong>e besondere<br />
Unsere Grabungsmannschaft <strong>in</strong> Mehrholz - v.l.n.r. -Bernd Günther, Bernd Ammerich,<br />
Volker Platen (Techniker), Hermann Speckmann, Wilhelm Dräger (Projektleiter), Volker<br />
Klages, Dr. Wilhelm Gebers (Grabungsleiter), Frau Anneliese Gebers (Vorstand),<br />
Wilfried Haase (Vorstand), Ra<strong>in</strong>er Gaffga, He<strong>in</strong>rich Mehrholz (Grundeigentümer),<br />
He<strong>in</strong>z-Werner Meyersieck, Wolfgang Engemann (Baggerfirma Uder), Jan Stammler<br />
(Techniker), Karl-Franz Hoffmann, Horst Nitz, Günter Lange, Hartmut Oosthuys,;<br />
Teilnehmer, die nicht auf dem Bild s<strong>in</strong>d: Gerd Lübbers (Vorstand), W<strong>in</strong>fried Rötepohl-<br />
Bahlmann, Falk Liebezeit, Dr. Dieter Bischop.<br />
Verantwortung aufgebürdet war, und ebenso dem<br />
Grundeigentümer He<strong>in</strong>rich Mehrholz, der erneut,<br />
wie bereits seit 1997, größte Geduld mit den die<br />
Hofrout<strong>in</strong>e doch mehrfach erheblich belastenden<br />
archäologischen Untersuchungen aufbrachte und<br />
bei Bedarf immer wieder auch selbst mit anpackte.<br />
Die Stadt Diepholz als untere Denkmalbehörde<br />
unterstützte auch diesmal wieder dankenswerterweise<br />
durch e<strong>in</strong>en <strong>für</strong> die Dokumentation erforderlichen<br />
f<strong>in</strong>anziellen Beitrag das Projekt. Die aus<br />
Aschen stammende Firma Uder ließ es sich nach<br />
Anfrage durch die Stadt nicht nehmen, mit e<strong>in</strong>em<br />
leistungsstarken Bagger sozusagen Nachbarschaftshilfe<br />
zu leisten.<br />
Die von Bernd Günther erstellte Fotodokumentation<br />
ergänzt s<strong>in</strong>nvollerweise die aus der Luft seit<br />
1997 alljährlich durchgeführte Luftbilddokumentation<br />
von unserem Piloten Günter Lange.<br />
Übrigens ergibt sich am Samstag, 11. Juni <strong>2005</strong>,<br />
beim FAN-Sem<strong>in</strong>artag im Industrie Museum Lohne<br />
sicher e<strong>in</strong>e Gelegenheit zu e<strong>in</strong>em “Mehrholz-<br />
Me<strong>in</strong>ungsaustausch”.<br />
Wilhelm Dräger<br />
Projektleitung
Spuren der Römer <strong>in</strong><br />
Südniedersachsen<br />
Münzexperte Bernd Hamborg<br />
berichtet über numismatische<br />
Zeitzeugen unserer Region<br />
Lichtbilder-Vortrag am 10.10.<strong>2005</strong>, 19.30 Uhr,<br />
<strong>in</strong> der Aula der Pestalozzischule E<strong>in</strong>beck,<br />
Langer Wall 16<br />
Münzen s<strong>in</strong>d vertraute Gegenstände, mit denen<br />
wir als Tausch- und als Wertaufbewahrungsmittel<br />
täglich umgehen und die aus wirtschaftlichen<br />
Erwägungen unverzichtbar geworden s<strong>in</strong>d.<br />
Diese jedoch nicht unter dem Aspekt des wertmäßigen<br />
bzw. des praktischen Nutzens, sondern<br />
als Geschichtsquelle, als archäologische Quelle<br />
oder vielleicht sogar als Kunstwerk zu betrachten,<br />
ist das Thema des o.g. Vortrages des<br />
Uelzener Numismatikers und Vizepräsidenten<br />
der Numismatischen Gesellschaft Hannover,<br />
Bernd Hamborg, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>beck.<br />
Dupondius des Augustus, 16-8 v.Chr.,<br />
7,79 gr., mit Gegenstempel IMP auf der<br />
Rückseite<br />
1994 wurde bei e<strong>in</strong>er Geländeprospektion <strong>in</strong><br />
der Gemarkung Vogelbeck diese Münze auf<br />
der Oberfläche e<strong>in</strong>es Ackers durch den<br />
Ortsheimatpfleger Re<strong>in</strong>hard<br />
Kopp aufgefunden.<br />
Berichte: Römer-AG<br />
Münzen aus antiken Zeiten besitzen <strong>für</strong> uns<br />
großen Quellenwert als authentische Zeugnisse<br />
ihrer Zeit. Die Münzen der Römer beispielsweise<br />
s<strong>in</strong>d häufig sehr aufschlussreiche Fundstücke:<br />
sie bergen <strong>in</strong> Bild und Umschrift zahlreiche<br />
Informationen zu Leistungen und Erfolgen<br />
der Vorfahren aber auch zu Ehrungen, Tugenden,<br />
Parolen und Programmen der jeweiligen<br />
Herrscher.<br />
Als bewusstes Mittel zur Selbstdarstellung e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
vermitteln Portraits E<strong>in</strong>drücke zur<br />
Persönlichkeit; Inschriften und Insignien geben<br />
H<strong>in</strong>weise auf die Herrschaftsauffassung und<br />
erlauben so direkte E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das damaligen<br />
Zeitgeschehen.<br />
Das Verbreitungsgebiet der römischen Münzen<br />
erstreckte sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er größten Ausdehnung<br />
vom Schwarzen Meer bis nach Britannien, von<br />
Nordafrika bis zu Rhe<strong>in</strong> und Donau. Damit waren<br />
sie Zahlungsmittel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gültigkeitsbereich<br />
größer als der des heutigen Euro.<br />
Unter Kaiser Augustus (27v.-14n.Chr.) wurde das<br />
bestehende Münzwesen reorganisiert.Grundlage<br />
des neuen Systems waren nun Münzen aus<br />
Gold, Silber und aus Kupferlegierungen, die <strong>in</strong><br />
bestimmten Wert- und Gewichtsverhältnissen<br />
zue<strong>in</strong>ander standen.<br />
Die Porträtierung noch lebender Personen wurde<br />
unter Augustus als Regel e<strong>in</strong>geführt, und er<br />
betonte nun vermehrt auch aktuelle Erfolge, bed<strong>in</strong>gt<br />
durch die Kontrolle über die Münzbilder.<br />
Natürlich haben auch die Römer, dort wo sie<br />
lebten, Spuren h<strong>in</strong>terlassen. Am Jahresanfang<br />
2004 wurde durch die Kreisarchäologie<br />
Gött<strong>in</strong>gen nach <strong>in</strong>tensiven Prospektionen und<br />
etlichen Probegrabungen das erste Römerlager<br />
<strong>Niedersachsen</strong>s <strong>in</strong> Hedemünden, Landkreis<br />
Gött<strong>in</strong>gen, nachgewiesen.<br />
Von hier aus erstrecken sich Kommunikationsbahnen<br />
auch bis <strong>in</strong> das nördliche Le<strong>in</strong>egebiet.<br />
Das Le<strong>in</strong>etal kann nun vielleicht aufgrund der<br />
Münzfunde als wichtige Durchgangsstraße<br />
angesehen werden (siehe dazu F. Berger <strong>in</strong> “16<br />
römische Münzen”, 2003, Seite 48).<br />
Der E<strong>in</strong>becker Geschichtsvere<strong>in</strong> und der<br />
<strong>Freundeskreis</strong> <strong>für</strong> <strong>Archäologie</strong> <strong>in</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
(siehe auch www.fan-nds.de) haben diesen<br />
Vortragsabend geme<strong>in</strong>sam geplant; alle Heimatund<br />
Münzfreunde s<strong>in</strong>d dazu herzlichst e<strong>in</strong>geladen.<br />
Volker Klages<br />
13
Archäologisch <strong>in</strong>spirierter Maigang am 21. Mai <strong>2005</strong><br />
Nach E<strong>in</strong>treffen der Teilnehmer an der Pappmühle <strong>in</strong> Hessisch-Oldendorf Fahrt<br />
durch das Blutbachtal unterhalb des Hohenste<strong>in</strong>/Süntel, <strong>in</strong> dem Heimatforscher gern<br />
den bei Tacitus im Zusammenhang mit der Schlacht bei Idistaviso (16 n.Chr.) erwähnten<br />
“Herculesha<strong>in</strong>” sehen, zur nahen Amelungsburg.<br />
Die Führung durch diese 15ha große bedeutende Anlage auf dem Amelungsberg mit<br />
1000m erhaltenem Randwall<br />
und e<strong>in</strong>em zweiphasigen Vorwall<br />
übernahm wie schon <strong>in</strong><br />
den Jahren 2003 (Gehrdener<br />
Burg) und 2004 (Beusterburg)<br />
Dr. Klemens Wilhelmi <strong>in</strong> gewohnt<br />
fachkundiger und zugleich<br />
anschaulicher Weise. Vor<br />
der bereits <strong>in</strong> den 80er Jahren<br />
vom damaligen Institut <strong>für</strong><br />
Denkmalpflege aufgestellten<br />
großen Infotafel, auf der die<br />
Burg noch als sächsische<br />
Volksburg bezeichnet wird,<br />
wies er auf den <strong>in</strong>zwischen<br />
e<strong>in</strong>getretenen Erkenntnisfortschritt<br />
h<strong>in</strong>, nach welchem nicht<br />
nur die Amelungsburg, sondern<br />
auch die benachbarten<br />
ehemals “sächsischen” Burgen<br />
Babilonie und Wittek<strong>in</strong>dsburg<br />
(bei der Porta Westfalica)<br />
sowie Schnippenburg bei<br />
Ostercappeln (Ldkr. Osnabrück),<br />
die z.Zt. ergraben wird,<br />
erwiesenermaßen eisenzeitlichen<br />
Ursprungs s<strong>in</strong>d, d.h. bis<br />
<strong>in</strong> die Zeit um Christi Geburt<br />
datieren.<br />
Auf die von Seiten der bezirksarchäologischen Denkmalpflege gerade <strong>in</strong> Vorbereitung<br />
bef<strong>in</strong>dliche Amelungsburg-Publikation wird man gespannt se<strong>in</strong> dürfen.<br />
Nach angemessener Rast im gemütlichen Restaurant der Pappmühle wurde die erst<br />
1992 entdeckte und seit dem Vorjahr öffentlich zugängliche Schillat-Tropfste<strong>in</strong>höhle<br />
(s. Foto) <strong>in</strong> Langenfeld/Süntel unter der engagierten Führung der Paläontolog<strong>in</strong><br />
Angelika Schwager besichtigt: Innerhalb e<strong>in</strong>er Stunde erlebten die Teilnehmer die<br />
Märchenwelt e<strong>in</strong>er auf 185 m ausgebauten Tropfste<strong>in</strong>höhle und e<strong>in</strong>e Zeitreise durch<br />
die Erdgeschichte.<br />
Wilhelm Dräger<br />
14<br />
Berichte: Römer- AG<br />
Schillat-Höhle bei Langenfeld. Foto nach e<strong>in</strong>em Flyer der<br />
Tourist-Information Hessisch-Oldendorf (S. Brauers, H.<br />
Faust, R. Holm) www.schillathoehle.de
FAN-Sem<strong>in</strong>artag im<br />
Industrie Museum Lohne<br />
am 11. Juni <strong>2005</strong><br />
Nach der Begrüßung durch das Leiter-Duo des<br />
Museums Ulrike Hagemeier und Benno Dräger<br />
<strong>in</strong> der gemütlichen Museumscafeteria - bei<br />
großzügiger Bewirtung - eröffnete Dr. Gebers<br />
um 10h das Vormittagsprogramm mit e<strong>in</strong>em<br />
Bericht über den archäologischen Teil des von<br />
ihm und se<strong>in</strong>em Team 2003 begleiteten<br />
Pipel<strong>in</strong>ebaus von Stade bis zur östlichen Grenze<br />
des Bundeslandes <strong>Niedersachsen</strong>. Nicht ohne<br />
Mitgefühl erfuhren die Teilnehmer - auch im Bild<br />
- von den nicht nur durch die bisweilen extrem<br />
schlechten Witterungsbed<strong>in</strong>gungen verursachten<br />
enormen Herausforderungen e<strong>in</strong>es Mammutprojektes,<br />
bei dem die<br />
Mannschaft durch be<strong>in</strong>ahe<br />
unerträglichen Zeitdruck<br />
zur Bergung möglichst vieler<br />
der unerwartet zahlreichen<br />
Funde und Befunde<br />
wiederholt die Grenzen der<br />
Belastbarkeit kennenlernte.<br />
Im <strong>2.</strong> Hauptreferat gab<br />
Horst Nitz als Diplomphysiker<br />
e<strong>in</strong>en kompakten<br />
Überblick über zwei der<br />
wichtigsten archäologischenDatierungsmethoden.<br />
Mit übersichtlichen<br />
Skizzen und Tabellen<br />
machte er das <strong>für</strong> naturwissenschaftliche<br />
Laien sehr<br />
anspruchsvolle Thema verständlich. In erster<br />
L<strong>in</strong>ie vermittelte der Referent e<strong>in</strong>en lebendigen<br />
E<strong>in</strong>druck von den durch fortgeschriebene<br />
ungeklärte Prämissen verursachten Risiken der<br />
wichtigen C 14-Methode, bei denen - so das<br />
etwas resignierende Fazit - eben die Vorgaben<br />
der Physiker von der <strong>Archäologie</strong> nur unzureichend<br />
umgesetzt würden.<br />
Vergleichsweise besser abgesichert und <strong>in</strong> der<br />
Auswertung daher verlässlicher erschien Nitz<br />
die im Laufe der letzten Jahrzehnte zunehmend<br />
mit Vergleichsmaterial stärker ausgestattete<br />
Dendrochronologie.<br />
Als willkommene E<strong>in</strong>lage überraschte Bernd<br />
Hamborg als Numismatiker die Teilnehmer mit<br />
der Kurzvorstellung e<strong>in</strong>er Leihgabe an das<br />
Aus befreundeten Vere<strong>in</strong>en<br />
Industrie Museum: e<strong>in</strong>er aus Xanten stammenden,<br />
beim Rhe<strong>in</strong>ischen Landesmuseum<br />
registrierten Sammlung von Denaren und<br />
gegengestempelten (!) Assen der römischen<br />
Republik und des Augustus, die ihn <strong>in</strong> ihrer<br />
Zusammensetzung stark an die 16 aus der<br />
Dümmerregion stammenden, von ihm selbst<br />
“rekonstruierten” römischen Fundmünzen des<br />
Industrie Museums er<strong>in</strong>nerten.<br />
Nach ausgiebiger Rast im idyllischen Lohner<br />
Hotel “Hopener Wald”, den meisten von früheren<br />
FAN-Treffen wohlbekannt, führte Alf Metzler<br />
(NLD) im Campemoor an der Grenze zwischen<br />
den Landkreisen Vechta und Osnabrück (sehr<br />
nahe bei Kalkriese) die von ihm ergrabenen<br />
neolithischen Pfahlwege XXXI (Pr) bis XXXVI<br />
(Pr) vor.<br />
E<strong>in</strong> gutes Stück des mit ca. 7000 Jahren<br />
weltweit bisher ältesten bekannten Weges lag<br />
gerade frei, daneben - e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
Sensation - e<strong>in</strong> neu entdeckter schmaler Fußweg,<br />
bei diesem Alter und <strong>in</strong> dieser Bauart wohl<br />
ebenfalls ziemlich e<strong>in</strong>zigartig. Außerdem fiel e<strong>in</strong><br />
weiterer noch nicht dokumentierter Weg <strong>in</strong>s<br />
Auge, der sich durch Risse im darüber liegenden<br />
abgetragenen Bereich bemerkbar gemacht<br />
hatte und überraschend e<strong>in</strong>e andere Richtung<br />
als alle übrigen 5 Wege e<strong>in</strong>schlägt.<br />
Um 17h endete e<strong>in</strong> erlebnisreiches FAN-Treffen,<br />
das vielfältige Interessen zu berücksichtigen<br />
hatte, mit herzlichem Dank an die wieder perfekte<br />
Vorbereitung.<br />
Wilhelm Dräger<br />
15
Über<br />
den F. A. N.<br />
Der "<strong>Freundeskreis</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Archäologie</strong> <strong>in</strong> <strong>Niedersachsen</strong>"<br />
hat das Ziel, archäologische<br />
Denkmalpflege und Forschung <strong>in</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> zu fördern.<br />
Dabei arbeiten wir zusammen mit<br />
dem Niedersächsischen<br />
Landesamt <strong>für</strong> Denkmalpflege <strong>in</strong><br />
Hannover.<br />
Unser Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong>formiert über<br />
Aufgaben und Ziele<br />
archäologischer Denkmalpflege.<br />
Heimatkundlich <strong>in</strong>teressierten<br />
Bürgern und Laienforschern wird<br />
die Möglichkeit gegeben, aktiv<br />
gestaltend an den Aufgaben der<br />
Denkmalpflege mitzuwirken.<br />
Dies geschieht <strong>in</strong> Arbeitsgruppen,<br />
bei Studientagen und Vorträgen,<br />
bei Exkursionen, Feldbegehungen<br />
und Ausgrabungen sowie <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit anderen<br />
archäologisch tätigen Vere<strong>in</strong>en<br />
oder durch Veröffentlichungen<br />
und Museumsbesuche.<br />
Auch eigene Schwerpunktsetzungen<br />
s<strong>in</strong>d erwünscht.<br />
So f<strong>in</strong>den Sie uns<br />
! <strong>Freundeskreis</strong> <strong>für</strong> <strong>Archäologie</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> (FAN) e. V.<br />
c/o Dr. W. Gebers, Landesamt <strong>für</strong><br />
Denkmalpflege, 30175 Hannover<br />
Scharnhorststr. 1, Tel. 0511 925 5345<br />
Bankverb<strong>in</strong>dung:<br />
Sparkasse Hannover,<br />
BLZ 250 501 80, Kto. 49908<br />
! im Internet<br />
www.fan-nds.de<br />
email: Gebers@fan-nds.de<br />
Vorstand<br />
! Dr. Wilhelm Gebers<br />
NLD, Tel. 0511 925 5345<br />
! Anneliese Gebers<br />
! Wilhelm Dräger<br />
Deisterallee 28, 31848<br />
Bad Münder 05042 1380<br />
oder Tel. 0511 493 258<br />
! He<strong>in</strong>z-Dieter Freese<br />
Hamburger Str. 146,<br />
38518 Gifhorn,<br />
Tel. 05371 942 777<br />
! Wilfried Haase<br />
Lohhausener Str. 39, 30853<br />
Langenhagen, Tel. 0511 731 492<br />
! Lübbers, Gerd<br />
Schulenburger Landstr. 192<br />
30419 Hannover<br />
Tel. 0511 633699<br />
! Bernd Günther (Internet)<br />
Breslauer Str. 7,<br />
D-30916 Isernhagen<br />
Tel. +49 5139 279370<br />
email:guenther@fan-nds.de<br />
Die "FAN-Post", Mitteilungsblatt des Freundes-<br />
kreises <strong>für</strong> <strong>Archäologie</strong> <strong>in</strong> <strong>Niedersachsen</strong> e. V.,<br />
ersche<strong>in</strong>t halbjährlich. V. i. S. d. P.: He<strong>in</strong>z-Dieter<br />
Freese, Gifhorn. Auflage 300.