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Erfahrungen und Perspektiven - Difu.de

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Flächenmanagement in Nordrhein-Westfalen:<br />

<strong>Erfahrungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Perspektiven</strong><br />

Tagungsdokumentation


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Forum Baulandmanagement NRW<br />

www.forum-bauland.nrw.<strong>de</strong><br />

Mitglie<strong>de</strong>r (Stand: Dezember 2009)<br />

Stadt Aachen • Stadt Bielefeld • Stadt Bocholt • Stadt Bochum • Stadt Bonn • Stadt<br />

Bottrop • Stadt Bürstadt (Hessen) • Stadt Castrop-Rauxel • Stadt Datteln • Stadt<br />

Dortm<strong>und</strong> • Stadt Düsseldorf • Stadt Essen • Stadt Euskirchen • Stadt Gelsenkirchen<br />

• Stadt Gladbeck • Stadt Gronau • Stadt Hamm • Stadt Heiligenhaus • Stadt Hennef<br />

(Sieg) • Stadt Herne • Stadt Hil<strong>de</strong>n • Stadt Kaarst • Stadt Krefeld • Stadt Leverkusen •<br />

Stadt Min<strong>de</strong>n • Stadt Münster • Stadt Ratingen • Stadt Remscheid • Stadt Rheinbach<br />

• Stadt Sankt Augustin • Stadt Solingen • Stadt Stolberg • Stadt Unna • Stadt Velbert<br />

• Stadt Werne • Stadt Wesel • Gemein<strong>de</strong> Westerkappeln • Stadt Wuppertal • Regionalverband<br />

Ruhr (RVR) • Städtetag NRW • Städte- <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>b<strong>und</strong> NRW (StGB NRW) •<br />

Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW (MBV) • ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s-<br />

<strong>und</strong> Stadtentwicklungsforschung gGmbH • Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement (IBoMa) •<br />

DSK Deutsche Stadt- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücksentwicklungsgesellschaft mbH • DU Die<strong>de</strong>richs<br />

Projektmanagement AG & Co. KG • NRW.URBAN GmbH & Co. KG • ThyssenKrupp Real<br />

Estate GmbH • WGZ Immobilien + Treuhand GmbH<br />

Bearbeitung <strong>und</strong> Kontakt<br />

Alexan<strong>de</strong>r Sbosny, Sebastian Siebert<br />

Koordinierungsstelle <strong>de</strong>s Forum Baulandmanagement NRW<br />

c/o StadtRaumKonzept GmbH<br />

Dipl.-Geogr. Sebastian Siebert<br />

Tel. +49 (0)231 5323-446<br />

Fax +49 (0)231 5323-445<br />

E-Mail kontakt@forum-bauland.nrw.<strong>de</strong><br />

Layout<br />

Thomas Milosek<br />

1. Auflage 2010<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung <strong>und</strong> Quellenangabe<br />

<strong>de</strong>s Herausgebers


Flächenmanagement in Nordrhein-Westfalen:<br />

<strong>Erfahrungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Perspektiven</strong><br />

Dokumentation <strong>de</strong>r Tagung vom<br />

12. März 2009 in Essen, Zeche Zollverein<br />

Alexan<strong>de</strong>r Sbosny<br />

Sebastian Siebert


Einleitung<br />

Seit über acht Jahren existiert mit <strong>de</strong>m Forum Baulandmanagement NRW ein innovatives,<br />

interdisziplinäres <strong>und</strong> kooperatives Netzwerk zu sämtlichen Fragen <strong>de</strong>s kommunalen<br />

Flächenmanagements.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>n vielfältigen bo<strong>de</strong>npolitischen Herausfor<strong>de</strong>rungen, mit <strong>de</strong>nen sich<br />

Städte <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>n konfrontiert sehen, reicht das Arbeitsspektrum <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit knapp<br />

fünfzig im Forum zusammengeschlossenen Akteure weit über Strategien zur bedarfsgerechten<br />

Baulandausweisung hinaus: Der Umgang mit innerstädtischen Brachflächen, die<br />

Zusammenarbeit mit Privaten im Rahmen <strong>de</strong>s Stadtumbaus wie auch rechtliche Entwicklungen<br />

sind nur einige <strong>de</strong>r Themen, mit <strong>de</strong>nen sich das Forum praxisnah auseinan<strong>de</strong>rsetzt.<br />

Die vierte öffentliche Tagung am 12. März 2009 in <strong>de</strong>r Zollverein School in Essen bot <strong>de</strong>r<br />

interessierten Fachwelt erneut Einblick in die Forumsarbeit zum Flächenmanagement:<br />

• Wo steht das kommunale Flächenmanagement heute?<br />

• Was sind Ziele <strong>und</strong> Wege eines mo<strong>de</strong>rnen Baulandmanagements?<br />

Darüber hinaus bil<strong>de</strong>ten Entwicklungstrends, zukünftige Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> flächenpolitische<br />

Ansätze einen Schwerpunkt <strong>de</strong>r Veranstaltung:<br />

• Wie sehen in Anbetracht sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischer, ökonomischer <strong>und</strong><br />

gesellschaftlicher Rahmenbedingungen die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine zukünftige Bo<strong>de</strong>npolitik<br />

aus?<br />

• Welchen Rahmen zur Siedlungsflächenentwicklung setzen die planungsrechtlichen<br />

Instrumente wie <strong>de</strong>r LEP 2025?<br />

• Inwieweit können Zielsetzungen zur Reduzierung <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme, zur<br />

vorrangigen Innenentwicklung <strong>und</strong> Brachflächenreaktivierung durch neue Handlungsansätze<br />

beför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n?<br />

Fazit <strong>de</strong>r Veranstaltung mit r<strong>und</strong> 160 Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern aus Politik <strong>und</strong><br />

Verwaltung, Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft war, dass die nachhaltige Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Städte <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>n, sowohl in ökologischer als auch in ökonomischer <strong>und</strong> sozialer<br />

Sicht, nach wie vor ein aktives Bo<strong>de</strong>nmanagement erfor<strong>de</strong>rt – angesichts <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

sogar mehr <strong>de</strong>nn je. Geeignete Strategien wird das Forum Baulandmanagement<br />

NRW auch in Zukunft im Kreise seiner Mitglie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> darüber hinaus entwickeln <strong>und</strong><br />

diskutieren.


Einleitung 4<br />

<strong>Erfahrungen</strong><br />

Stefan Raetz<br />

Baulandbereitstellung, Innenentwicklung <strong>und</strong> Stadtumbau –<br />

Das Forum Baulandmanagement NRW 6<br />

Hans-Ulrich Uehlecke<br />

Entwicklung von Brachflächen in Essen 9<br />

Klaus Erzigkeit<br />

Stadt Min<strong>de</strong>n - Wohnbaulandmanagement in <strong>de</strong>r Provinz 13<br />

Dr. Egbert Dransfeld<br />

Kommunales Bo<strong>de</strong>nmanagement – Ergebnisse einer<br />

aktuellen Befragung 19<br />

Stephan Keller<br />

Kommunale Handlungsmöglichkeiten im Spiegel <strong>de</strong>r<br />

rechtlichen Entwicklungen 21<br />

<strong>Perspektiven</strong><br />

Evamaria Küppers-Ullrich / Dr. Rolf Heyer<br />

Flächenpolitik in <strong>de</strong>r Stadtentwicklung 27<br />

Matthias Peck<br />

Allianz für die Fläche 32<br />

Kirsten Kötter<br />

Nachhaltige Siedlungsentwicklung im LEP 2025 36<br />

Dr. Egbert Dransfeld<br />

Bo<strong>de</strong>n 2030 - Anfor<strong>de</strong>rungen an eine zukünftige Bo<strong>de</strong>npolitik 39<br />

Stefan Raetz<br />

Schlusswort: Zukünftige Aufgaben für das<br />

Forum Baulandmanagement NRW 49<br />

Teilnehmerverzeichnis 51<br />

Gesamtmo<strong>de</strong>ration:<br />

Thomas Lennertz, BahnflächenEntwicklungsGesellschaft NRW mbH<br />

Inhalt


<strong>Erfahrungen</strong><br />

6<br />

Baulandbereitstellung, Innenentwicklung <strong>und</strong><br />

Stadtumbau – Das Forum Baulandmanagement NRW<br />

Stefan Raetz – Bürgermeister <strong>de</strong>r<br />

Stadt Rheinbach, Vorsitz Forum<br />

Baulandmanagement NRW<br />

Das Forum Baulandmanagement NRW ist<br />

ein Zusammenschluss von Akteuren <strong>de</strong>s<br />

Baulandmanagements zu einem interdisziplinären<br />

<strong>und</strong> -kommunalen Netzwerk. Darin<br />

haben sich Vertreter aus allen relevanten<br />

kommunalen Bereichen zusammenge-<br />

f<strong>und</strong>en – Planung, Bo<strong>de</strong>nordnung, Liegenschaften,<br />

Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> Wohnungswesen.<br />

Diese kommen dann mit Vertretern<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft, <strong>de</strong>r Wissenschaft, <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s <strong>und</strong> aus Verbän<strong>de</strong>n an einen Tisch.<br />

Soviel darf ich Ihnen verraten: Das gibt stets<br />

spannen<strong>de</strong> Diskussionen in dieser R<strong>und</strong>e.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Forums profitieren gegenseitig<br />

von <strong>de</strong>n eingebrachten Erfah-<br />

rungen, I<strong>de</strong>en <strong>und</strong> Lösungsansätzen. Doch<br />

wir kommunizieren nicht nur intern, son<strong>de</strong>rn<br />

tragen unsere Ergebnisse auch nach<br />

außen, um möglichst viele Akteure anzusprechen.<br />

Zurzeit zählt das Forum 38<br />

Mitgliedskommunen. Wer von Ihnen aktiv<br />

mitmachen möchte, <strong>de</strong>r ist natürlich recht<br />

herzlich eingela<strong>de</strong>n. Uns freut es auch, dass<br />

nicht nur Kommunen dabei sind, son<strong>de</strong>rn<br />

wir bereits weitere Partner gef<strong>und</strong>en haben,<br />

die das Forum unterstützen.<br />

Unsere Tätigkeiten konzentrieren sich auf die<br />

Bearbeitung aktueller städtebaulicher Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

– eine Themenstellung, die<br />

sich fortlaufend verän<strong>de</strong>rt, weil die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

sich stetig wan<strong>de</strong>ln. Von <strong>de</strong>r<br />

nachfragegerechten Baulandbereitstellung<br />

bis hin zu Themen <strong>de</strong>s Stadtumbaus – dies<br />

alles sind Aspekte, die auch in <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Kommunen sehr unterschiedlich angepackt<br />

wer<strong>de</strong>n. Über diese ganz unterschiedlichen<br />

Herangehensweisen wie auch unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen wer<strong>de</strong>n wir im Laufe<br />

dieser Veranstaltung noch etwas erfahren.<br />

In unseren Diskussionen sind wir stets bestrebt,<br />

Praxisnähe zu erreichen. Denn was<br />

nützt es uns, wenn wir etwas in interessanten<br />

Zirkeln erörtern, das hinterher nicht<br />

praktisch angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann? Oft<br />

tauchen von Seiten <strong>de</strong>r Kommunen auch<br />

entsprechen<strong>de</strong> Fragen auf. Dann heißt es:<br />

Können wir das unserer Politik tatsächlich<br />

so vortragen? Wie müssen wir taktisch vorgehen,<br />

um dieses Thema auch in die Köpfe<br />

<strong>de</strong>r Entschei<strong>de</strong>r zu bringen?<br />

Die Schirmherrschaft über das Forum liegt<br />

regelmäßig beim Ministerium für Bauen<br />

<strong>und</strong> Verkehr <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen.<br />

Angefangen haben wir mit Michael<br />

Vesper, dann hat Oliver Wittke übernommen,<br />

<strong>und</strong> jetzt wird es dann auch übergehen<br />

auf <strong>de</strong>n Minister Lutz Lienenkämper.<br />

Der Vorsitz lag zunächst in Gelsenkirchen,<br />

dann hat Herr Trommer aus Bonn diese<br />

Aufgabe übernommen <strong>und</strong> nun ist <strong>de</strong>r Vorsitz<br />

nach Rheinbach gegangen. Die organisatorischen<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s Forums verteilen


sich auf die Geschäftsstelle <strong>und</strong> die Koordinierungsstelle.<br />

Die Koordinierungsstelle ist<br />

beim ILS – Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong> Stadtentwicklungsforschung<br />

gGmbH angesie<strong>de</strong>lt,<br />

betreut durch Herrn Siebert, zuvor<br />

durch Frau Müller-Freckmann. Auch hier<br />

haben wir - wie mit <strong>de</strong>r Geschäftsstelle -<br />

eine hervorragen<strong>de</strong> Zusammenarbeit.<br />

An dieser Stelle gilt ein beson<strong>de</strong>rer Dank<br />

<strong>de</strong>r Lenkungsgruppe, die sich während<br />

eines Jahres mehrfach zusammenfin<strong>de</strong>t<br />

<strong>und</strong> die I<strong>de</strong>enschmie<strong>de</strong> für das darstellt,<br />

was später beraten, diskutiert <strong>und</strong> veröffentlicht<br />

wird. Am wichtigsten jedoch ist<br />

das eigentliche Forum mit seinen Tagungen,<br />

<strong>de</strong>n Werkstattgesprächen <strong>und</strong> natürlich<br />

auch <strong>de</strong>n vielen Expertisen aus <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Begleitung.<br />

Zu <strong>de</strong>n Themen, die aktuell im Forum behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n, zählen beispielsweise die<br />

städtebaulichen, ökonomischen <strong>und</strong> or-<br />

ganisatorischen Erfolgsbedingungen innerstädtischen<br />

Wohnens. Einen weiteren<br />

Schwerpunkt bil<strong>de</strong>n Strategien kostengünstiger<br />

Flächenmobilisierung <strong>und</strong> die<br />

Umlagemöglichkeiten von Bo<strong>de</strong>nwertverän<strong>de</strong>rungen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich erfolgt die<br />

Schwerpunktbildung durch aktuelle Impulse<br />

aus <strong>de</strong>r Forumsarbeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Mitglie<strong>de</strong>rkreis.<br />

Wir sind natürlich ein Stück<br />

weit darauf angewiesen zu erfahren, wo<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Schuh vor Ort drückt.<br />

Bis heute haben wir zu<strong>de</strong>m zahlreiche öffentliche<br />

Fachtagungen durchgeführt. 2002<br />

fand die große Auftaktveranstaltung statt,<br />

gefolgt von <strong>de</strong>r Tagung ‚Baulandmanagement<br />

auf neuen Wegen‘ im Jahre 2004. 2005<br />

dann eine Regionalveranstaltung in Aachen<br />

zur Zukunft <strong>de</strong>s Wohnungsmarktes; 2006<br />

die Tagung ‚Wohnstandorte im Wettbewerb:<br />

Stadt, Land, Brache‘. Und jetzt 2009 eine<br />

Tagung zu <strong>de</strong>n <strong>Erfahrungen</strong> <strong>und</strong> – da wollen<br />

wir in dieser Veranstaltung natürlich<br />

7


8<br />

auch noch hin – <strong>de</strong>n <strong>Perspektiven</strong> <strong>de</strong>s Flächenmanagements<br />

in Nordrhein-Westfalen.<br />

Weitaus mehr Themen haben wir bislang<br />

im Rahmen unserer Werkstattgespräche im<br />

Mitglie<strong>de</strong>rkreis behan<strong>de</strong>lt. Wir haben hier<br />

sehr aktiv gearbeitet, eine Menge an Erfah-<br />

rungen ausgetauscht <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

hinterher auch in verschie<strong>de</strong>nen Publikationen<br />

für die Allgemeinheit veröffentlicht.<br />

Weitere Informationen zum Forum Baulandmanagement<br />

NRW fin<strong>de</strong>n Sie auf<br />

www.forum-bauland.nrw.<strong>de</strong>.


Entwicklung von Brachflächen in Essen<br />

Hans-Ulrich Uehlecke – Stadt Essen<br />

Mit einem Anteil von r<strong>und</strong> 80% an Arbeitsplätzen<br />

im tertiären Bereich ist die Stadt<br />

Essen <strong>de</strong>r ‚Schreibtisch <strong>de</strong>s Ruhrgebiets‘.<br />

Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> DAX-Unternehmen haben hier<br />

ihren Hauptsitz, Essen ist Messe- <strong>und</strong> Universitätsstadt.<br />

Derzeit zählt die Stadt Essen<br />

r<strong>und</strong> 580.000 Einwohner, dies sind jedoch<br />

bereits etwa 45.000 weniger als noch vor<br />

16 Jahren. Zwar hat sich die Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r<br />

Wan<strong>de</strong>rungsverluste, die Anfang <strong>de</strong>s Jahrtausends<br />

noch zu verzeichnen war, inzwischen<br />

umgekehrt. Eine positive Bevölkerungsentwicklung<br />

wird allerdings durch die<br />

anhalten<strong>de</strong>n Sterbeüberschüsse blockiert.<br />

Möchte man die Stadt Essen bevölkerungsstrukturell<br />

charakterisieren, so kann man<br />

sagen, dass es auf <strong>de</strong>r einen Seite einen eher<br />

ärmeren, multi-ethnischen, jungen Nor<strong>de</strong>n,<br />

auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite einen eher reicheren,<br />

<strong>de</strong>utschen, alten Sü<strong>de</strong>n gibt. Dies ist ein<br />

zentraler Punkt für die Stadtentwicklung,<br />

vor allem aber die Stadterneuerung <strong>und</strong><br />

Themen wie ‚Soziale Stadt‘.<br />

Brachflächen, also Flächen, <strong>de</strong>ren Nutzung<br />

aufgegeben wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> die gegenwärtig<br />

keinen funktionellen Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>n umgeben<strong>de</strong>n städtebaulichen Prägungen<br />

aufweisen, bieten wichtige Potenziale<br />

für revitalisieren<strong>de</strong> Entwicklungen<br />

im Innenbereich. Sie erfor<strong>de</strong>rn innovative,<br />

interdisziplinäre <strong>und</strong> multi-instrumentelle<br />

Herangehensweisen <strong>und</strong> sind oftmals nur<br />

mit erheblichen Vorinvestitionen zu entwickeln.<br />

Darüber hinaus spielt bei <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung, das zeigen zahlreiche <strong>Erfahrungen</strong>,<br />

die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit ökologischen<br />

Aspekten eine wichtige Rolle.<br />

Es wird immer wie<strong>de</strong>r darauf hingewiesen,<br />

dass Brachflächen eine erstaunliche Artenvielfalt<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r lokalen Flora <strong>und</strong><br />

Fauna aufweisen können.<br />

Brachfläche ist jedoch nicht gleich Brachfläche.<br />

Es existieren verschie<strong>de</strong>ne Brachenarten,<br />

mit <strong>de</strong>nen wir uns beschäftigen müssen.<br />

Dazu zählen die Industriebrachen als<br />

klassische Brachen, die mit <strong>de</strong>r Umstrukturierung<br />

großer Industriegesellschaften<br />

zusammenhängen, wie z. B. Krupp in Essen.<br />

Darüber hinaus gibt es Gewerbebrachen,<br />

d. h. aufgegebene Logistik- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsflächen.<br />

Bei Bahnbrachen wie<strong>de</strong>rum han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um Güter- o<strong>de</strong>r Verschiebebahnhöfe,<br />

aber auch ganze Strecken, die<br />

stillgelegt wur<strong>de</strong>n.<br />

Was vielleicht für <strong>de</strong>n einen o<strong>de</strong>r die an<strong>de</strong>re<br />

jetzt erstaunlich klingen mag, ist <strong>de</strong>r<br />

Begriff <strong>de</strong>r Sportbrachen. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>mographischen Entwicklungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Nachfragesituation haben wir in Essen einen<br />

Masterplan Sport entwickelt. Dabei hat sich<br />

ergeben, dass eine ganze Reihe von Sportflächen<br />

obsolet ist. Diese Sportflächen verwan<strong>de</strong>ln<br />

sich in Sportbrachen, sobald sie nicht<br />

mehr benötigt <strong>und</strong> von <strong>de</strong>n Vereinen, die<br />

einst darauf spielten, freigesetzt wer<strong>de</strong>n, so<br />

dass sie für <strong>de</strong>n Wohnungsbau o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Zwecke entwickelt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Des Weiteren gibt es Grünbrachen, das sind<br />

Grabelän<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r größere Restflächen, die<br />

wild begrünt waren, jedoch nicht unbedingt<br />

einer Vornutzung unterlagen. Auch<br />

diese können weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n. Und<br />

obwohl wir uns nicht im Osten Deutschlands<br />

befin<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n wir wahrscheinlich<br />

auch bald mit Wohnbrachen zu tun haben.<br />

Das sind jene Flächen mit <strong>de</strong>n Wohnungsbestän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r 1950er <strong>und</strong> 1960er Jahre,<br />

die <strong>de</strong>n zukünftigen Wohnbedürfnissen <strong>de</strong>r<br />

Menschen nicht mehr entsprechen, so dass<br />

man sich nur dazu entschließen kann, diese<br />

Flächen irgendwann freizustellen <strong>und</strong> dann<br />

wie<strong>de</strong>r neu zu bebauen.<br />

9


10<br />

Für das bessere Verständnis will ich Ihnen<br />

nun kurz einen Überblick über Umnutzungspotenziale<br />

<strong>de</strong>r Stadt Essen geben.<br />

Um <strong>de</strong>n historischen Kern <strong>de</strong>r Stadt herum<br />

erstreckt sich zunächst einmal ein großer<br />

Gürtel von Gewerbe- <strong>und</strong> Industrieflächen.<br />

Daran anschließend entstan<strong>de</strong>n dann<br />

Stadterweiterungen, um <strong>de</strong>n zuziehen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitern <strong>und</strong> Familien Wohnraum zu bieten.<br />

Bei <strong>de</strong>n hier hervorgehobenen Flächen<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um Potenzialflächen, die in<br />

<strong>de</strong>n nächsten Jahren umgenutzt wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Von diesen Flächen, die relativ innenstadtnah<br />

liegen, sind gera<strong>de</strong> zwei o<strong>de</strong>r<br />

drei soweit, dass dort bereits gebaut wird.<br />

Die an<strong>de</strong>ren Flächen sind alle noch mit unterschiedlichen<br />

Nutzungen zu entwickeln.<br />

Die großen Flächen im Westen <strong>de</strong>r Innenstadt<br />

sind die sogenannten ‚Kruppschen<br />

Flächen‘, respektive das, was wir heute als<br />

‚Krupp-Gürtel‘ bezeichnen. Das gesamte<br />

Areal, hier mit einer Linie umfahren, ist<br />

unterteilt in Neubauentwicklungsgebiete<br />

<strong>und</strong> eine zentrale Grünfläche von mehr als<br />

20 ha Größe. Letztere soll als Park zwischen<br />

<strong>de</strong>n Wohnstandorten in Altendorf <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

City die angrenzen<strong>de</strong>n, baulich zu entwickeln<strong>de</strong>n<br />

Restflächen verbin<strong>de</strong>n.<br />

Das Gelän<strong>de</strong> war ursprünglich dicht bebaut<br />

mit Schmelzen, Schmie<strong>de</strong>n <strong>und</strong> sonstigen<br />

Anlagen zur Metallverarbeitung. Und nun<br />

entsteht hier u. a. die Thyssen-Krupp-<br />

Zentrale. Dieses Vorhaben ist schon im Bau,<br />

man erkennt die zukünftige Gestalt schon<br />

recht gut <strong>und</strong> kann sehen, dass dort städte-<br />

bauliche W<strong>und</strong>en geheilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Sehr innenstadtnah, nördlich <strong>de</strong>r Universität,<br />

haben wir ein Gelän<strong>de</strong>, das einst als<br />

Universitätserweiterungsfläche vorgesehen<br />

war, dann aber vor etwa zehn Jahren aus<br />

<strong>de</strong>m Erweiterungsplan <strong>de</strong>r Universität Essen<br />

wie<strong>de</strong>r herausgefallen ist. Die Universität<br />

ist 25 Jahre alt <strong>und</strong> hat <strong>de</strong>n damals<br />

prognostizierten Expansionsbedarf nicht<br />

mehr. Die Fläche war von <strong>de</strong>r Stadt insgesamt<br />

aufgekauft <strong>und</strong> dann an das Land<br />

veräußert wor<strong>de</strong>n, war Standort eines Gaswerkes,<br />

dann zwischenzeitlich mit Bauhöfen<br />

u. ä. belegt, ist schließlich wie<strong>de</strong>r vom<br />

Land zurückgekauft wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> soll jetzt<br />

weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n. Auf dieser Entwicklungsfläche<br />

‚Thurmfeld‘ stellen wir uns<br />

Wohnungsbau im direkten Anschluss an<br />

<strong>de</strong>n nördlich angrenzen<strong>de</strong>n Park sowie eine<br />

tertiäre Nutzung entlang <strong>de</strong>r Hauptstraße<br />

im Westen vor.<br />

Ein weiteres Gebiet liegt noch innenstadtnäher<br />

südlich <strong>de</strong>r Universität – <strong>de</strong>r ehemalige<br />

Großmarkt mit Gleisanschluss <strong>und</strong><br />

einem großen Güterbahnhof, <strong>de</strong>r wie ein<br />

Riegel zwischen <strong>de</strong>r Universität <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Innenstadt lag. Man hat erkannt, dass diese<br />

Fläche insgesamt entwickelt wer<strong>de</strong>n<br />

muss – dazu mussten die alten Nutzungen<br />

weichen. Die Vorbereitung <strong>de</strong>r neuen Entwicklung<br />

läuft seit etwa 20 Jahren: Das<br />

war beispielsweise die Absiedlung von 16<br />

Gewerbebetrieben, da mussten 120 Wohnungen<br />

freigezogen <strong>und</strong> abgerissen wer<strong>de</strong>n,<br />

da ohne Abbruch kein Eindruck von<br />

dieser Fläche entstehen kann, <strong>de</strong>r irgend-


welche Investoren anziehen könnte. Um<br />

das Ganze nach vorne zu bringen, haben<br />

wir eine große, auch republikweit beachtete<br />

<strong>Perspektiven</strong>werkstatt mit Bürgerbeteiligung<br />

durchgeführt. Das Ergebnis sah sehr<br />

schön aus, aber es wur<strong>de</strong> vom Markt nicht<br />

angenommen. Wir sind dann in die Bauleitplanung<br />

gegangen, jedoch wollte niemand<br />

realisieren, was an kleinteiligen Wohn- <strong>und</strong><br />

Geschäftsstrukturen entworfen wor<strong>de</strong>n<br />

war. Wir mussten also mehrfach Bebauungspläne<br />

innerhalb <strong>de</strong>r letzten zehn Jahre<br />

aufstellen, um diese Flächen überhaupt<br />

marktfähig zu machen. Insgesamt haben<br />

wir bislang etwa 11 Mio. ¤ investiert. Wir<br />

haben auch in <strong>de</strong>r Weststadt erfahren, dass<br />

es für ein attraktives Umfeld am besten<br />

ist, eine zentrale Grünfläche zu schaffen<br />

(6 Mio. ¤), um erst einmal die Qualitäten<br />

für die nächste Entwicklung vorzubereiten.<br />

Und natürlich ist das ein Altlastenstandort,<br />

so dass wir für die Aufbereitung <strong>und</strong><br />

Erschließung noch einmal etwa 6 Mio. ¤<br />

kalkulieren müssen.<br />

Zur Umsetzung ist die Entwicklungsgesellschaft<br />

Universitätsviertel gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n.<br />

Im Plan sieht man gut <strong>de</strong>n zentralen<br />

Park mit <strong>de</strong>n Wasserflächen. Dieses Viertel<br />

zwischen Universität <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Innenstadt<br />

bietet ganz neue Qualitäten. Südlich angrenzend<br />

entsteht ein neues innerstädtisches<br />

Einkaufszentrum mit 55.000 m 2<br />

Verkaufsfläche, wobei zwei Drittel davon<br />

bereits in Kaufhäusern an gleicher Stelle<br />

vorhan<strong>de</strong>n waren, die im Zuge dieser Neuentwicklung<br />

abgerissen wur<strong>de</strong>n.<br />

Es gibt verschie<strong>de</strong>ne Visionen, wie das<br />

später alles aussehen könnte. In Kürze soll<br />

entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, wie man mit <strong>de</strong>n Angeboten<br />

umgeht. Es gibt eine ganze Reihe<br />

interessanter Entwürfe, von <strong>de</strong>nen dann<br />

auch hoffentlich einer umgesetzt wird.<br />

‚Hoffentlich‘ sage ich, weil die Rahmenbedingungen<br />

<strong>de</strong>r Finanzmärkte auch dazu<br />

führen, dass solche Finanzierungen unsicherer<br />

gewor<strong>de</strong>n sind.<br />

Wir haben zu<strong>de</strong>m auch kleinere Brachen,<br />

die erst durch ihre Verbindung ein Entwicklungspotenzial<br />

ergeben. Am zweiten<br />

Innenstadtring haben wir eine Fläche mit<br />

Grabeland, die für <strong>de</strong>n Wohnungsbau vorgesehen<br />

ist, sowie eine an<strong>de</strong>re Fläche mit<br />

verschie<strong>de</strong>nen KFZ-Betrieben <strong>und</strong> Sportstätten.<br />

Hier ist, auch durch <strong>de</strong>n Einsatz<br />

von Städtebauför<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> EFRE-Mitteln<br />

in einer Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>r Essener<br />

Wirtschaftsför<strong>de</strong>rungsgesellschaft,<br />

<strong>de</strong>m Essener Technologie- <strong>und</strong> Entwicklungszentrum,<br />

<strong>de</strong>r RWE-Systems <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Stadt <strong>de</strong>r Bildungspark Essen entstan<strong>de</strong>n.<br />

Wenn wir uns nun einer Bergbaubrache<br />

zuwen<strong>de</strong>n, dann haben wir in Altenessen<br />

eine große, einst von <strong>de</strong>r Zeche Heinrich<br />

belegte Fläche, die sozusagen eine gute<br />

<strong>und</strong> eine schlechte Seite hatte. Die gute<br />

war die nördliche Seite, die ohne Weiteres<br />

durch Wohnungsbau wie<strong>de</strong>rgenutzt wer<strong>de</strong>n<br />

konnte, also rentierlich zu nutzen war.<br />

Der südliche Teil <strong>de</strong>r Fläche blieb noch viele<br />

11


12<br />

Jahre liegen. Bis man dann über die Sanierung<br />

in Altenessen so viele Standortvorteile<br />

<strong>und</strong> Qualitäten geschaffen hat, dass<br />

es wie<strong>de</strong>r Zuzug <strong>und</strong> damit eine Nachfrage<br />

nach Flächen in diesem Stadtteil gab. Durch<br />

diese jahrelange Sanierung als Vorleistung<br />

<strong>und</strong> intelligente Lösungen im Umgang mit<br />

<strong>de</strong>n Altlasten wur<strong>de</strong> es dann möglich, eine<br />

rentierliche Entwicklung anzustoßen.<br />

Eine <strong>de</strong>r wenigen Stellen, wo wir direkt an<br />

<strong>de</strong>r Ruhr Wohnungsbau realisieren können,<br />

ist die Gewerbebrache Promena<strong>de</strong>nweg im<br />

Essener Sü<strong>de</strong>n. Die Fläche ist komplett freigeräumt,<br />

ein Entwickler hat bereits eine<br />

neue Erschließung geschaffen, ein entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Bebauungsplan ist fertig.<br />

Wichtiger Teil <strong>de</strong>r Umsetzungsstrategien –<br />

da erzähle ich Ihnen nichts Neues – sind<br />

interdisziplinäre Arbeitsgruppen, in <strong>de</strong>nen<br />

Stadtplanung, Umweltexperten, Tiefbau,<br />

Grünflächenplanung, Bo<strong>de</strong>nordnung,<br />

Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> auch die Immobilienwirtschaft<br />

zusammenarbeiten. Oft<br />

ist es notwendig, vorbereiten<strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>erwerb<br />

<strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>nordnung zu betreiben. In<br />

Fällen, in <strong>de</strong>nen wir mit <strong>de</strong>r Aufbereitung<br />

Schwierigkeiten haben, müssen wir natürlich<br />

auch För<strong>de</strong>rmittelakquise betreiben.<br />

Ganz wichtig sind auch die Mitnahme <strong>de</strong>r<br />

Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger <strong>und</strong> das Marketing.<br />

Die Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Projektdurchführung lassen<br />

sich in drei verschie<strong>de</strong>ne Kategorien<br />

einteilen: Zum einen kooperativ-begleitend,<br />

d. h. es gibt einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan,<br />

<strong>de</strong>n die Stadt gemeinsam mit<br />

<strong>de</strong>m Eigentümer aufstellt. Das Vorgehen<br />

kennen Sie alle: Durchführungsverträge,<br />

städtebauliche Verträge, ggf. ein Kooperationsmo<strong>de</strong>ll.<br />

Es gibt auch einen Bauland-<br />

beschluss, über dieses Kooperationsmo<strong>de</strong>ll<br />

eine Beteiligung an <strong>de</strong>n Infrastrukturfolgekosten<br />

zu regeln.<br />

Dann haben wir die Gruppe <strong>de</strong>r eigengesteuerten<br />

Maßnahmen, insbeson<strong>de</strong>re auf<br />

stadteigenen Gr<strong>und</strong>stücken, auch dies mit<br />

einer interdisziplinären Projektgruppe.<br />

Nach Bauleitplanung <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>nordnung<br />

kann das dann ggf. zu einem Projekt <strong>de</strong>r<br />

Stadterneuerung wer<strong>de</strong>n, Wettbewerbe<br />

wer<strong>de</strong>n dort veranstaltet, die Ausschreibungen<br />

müssen EU-weit erfolgen, sofern<br />

bestimmte Wertgrenzen überschritten<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong>de</strong>m gibt es noch die Gruppe, die wir einmal<br />

als bilateral-aktiv bezeichnet haben. Es<br />

geht dabei um frem<strong>de</strong> Flächen, auf <strong>de</strong>nen<br />

jedoch die Stadt eine Entwicklung anstoßen<br />

<strong>und</strong> lenken möchte. Eine Lenkungsgruppe<br />

wird eingerichtet, in <strong>de</strong>r natürlich<br />

auch <strong>de</strong>r Eigentümer vertreten ist, eine<br />

gemeinsame Planung folgt, Wettbewerbe<br />

wer<strong>de</strong>n veranstaltet. So haben wir das z. B.<br />

auch im Krupp-Gürtel gemacht, wo die<br />

ganze Planung, <strong>de</strong>r Rahmenplan <strong>und</strong> die<br />

Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam mit <strong>de</strong>m<br />

Eigentümer entwickelt <strong>und</strong> finanziert <strong>und</strong><br />

auch mit Städtebauför<strong>de</strong>rungsmitteln geför<strong>de</strong>rt<br />

wur<strong>de</strong>n. Auf diese Art <strong>und</strong> Weise<br />

entstand eine große Win-Win-Situation,<br />

weil Eigentümer <strong>und</strong> Bürger mitgenommen<br />

<strong>und</strong> für alle Beteiligten hervorragen<strong>de</strong> Ergebnisse<br />

erzielt wur<strong>de</strong>n. Und das auf einer<br />

Fläche, die jahrzehntelang <strong>de</strong>r Stadtentwicklung<br />

entzogen war, da es Teil <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensstrategie Krupp war, diese<br />

Flächen nicht aus <strong>de</strong>r Hand zu geben. Es<br />

gab jedoch ein Um<strong>de</strong>nken, <strong>und</strong> das war eine<br />

Riesenchance für die Stadt Essen – gekrönt<br />

durch die Unternehmensentscheidung, dort<br />

die Konzernzentrale anzusie<strong>de</strong>ln.


Stadt Min<strong>de</strong>n - Wohnbaulandmanagement in <strong>de</strong>r Provinz<br />

Klaus Erzigkeit – Stadt Min<strong>de</strong>n<br />

Die Stadt Min<strong>de</strong>n beherbergt knapp 83.000<br />

Einwohner auf einer Fläche von r<strong>und</strong><br />

101 km 2 . Mit einer entsprechen<strong>de</strong>n Einwohnerdichte<br />

von über 820 Einwohnern<br />

pro km 2 ist Min<strong>de</strong>n somit für die Verhältnisse<br />

<strong>de</strong>s ländlichen Raums Ostwestfalen-<br />

Lippe relativ dicht besie<strong>de</strong>lt. Seine jetzige<br />

Form erhielt die Stadt durch die Gebietsreform<br />

1973, als <strong>de</strong>r eigentliche Kern um<br />

13 Ortsteile <strong>und</strong> Dörfer erweitert wur<strong>de</strong>.<br />

Dies spiegelt sich immer noch in <strong>de</strong>r Siedlungsstruktur<br />

wi<strong>de</strong>r. Die Karte <strong>de</strong>r baulichen<br />

Entwicklung aus <strong>de</strong>m Flächennutzungsplan<br />

von 1978 veranschaulicht das.<br />

Die Stadt Min<strong>de</strong>n verfügt über einen relativ<br />

großen städtischen Kern, <strong>de</strong>r auch für <strong>de</strong>n<br />

angesprochenen Einzugsbereich so etwas<br />

wie regionale Urbanität darstellt. Darum<br />

gruppiert liegen die diversen, teilweise<br />

noch sehr ländlichen, z. T. landwirtschaftlich<br />

geprägten Ortsteile <strong>und</strong> Dörfer. Gut zu<br />

sehen sind z. B. die Streusiedlungsbereiche<br />

im Min<strong>de</strong>ner Nor<strong>de</strong>n. Auch das Umfeld <strong>de</strong>r<br />

Stadt ist überwiegend ländlich geprägt.<br />

Die interessante Frage im ländlichen Raum<br />

ist: Wie kann man eine strukturkonservative<br />

Bevölkerung <strong>und</strong> Kommunalpolitik<br />

dazu bringen, überhaupt ein Wohnbaulandmanagement<br />

einzuführen? Das Thema<br />

liegt in <strong>de</strong>r Provinz vielleicht etwas näher<br />

an <strong>de</strong>n Bürgern, da Wohnbau auf <strong>de</strong>n dortigen<br />

kleinen Flächen die vielen kleinen Eigentümer<br />

eher direkt betrifft als in <strong>de</strong>n<br />

großen Städten, wo wir es eher mit großen<br />

Wohnbaugesellschaften als Eigentümern<br />

zu tun haben. Aber die typischen Konflikte<br />

in Städten wie Min<strong>de</strong>n zwischen Innen <strong>und</strong><br />

Außen, zwischen <strong>de</strong>n Randbereichen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>m Kern, prägten natürlich auch bei uns<br />

die Diskussionen in <strong>de</strong>n letzten 30 Jahren.<br />

Sie bergen auch Konflikte für das Thema<br />

Flächenmanagement <strong>und</strong> <strong>de</strong>n bewussten<br />

Umgang mit <strong>de</strong>r Fläche.<br />

Abgesehen von integrierten Gesamtkonzepten<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren perspektivischen Überlegungen<br />

sind es gera<strong>de</strong> konkrete <strong>und</strong> vor<br />

allen Dingen auch größere Einzelprojekte,<br />

die exemplarisch von <strong>de</strong>r Dynamik <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt zeugen, diese auch<br />

prägen <strong>und</strong> das Interesse <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

fokussieren. Die Dominanz dieser Projekte<br />

schränkt natürlich die freien Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

respektive auch die Stadt-<br />

13


14<br />

entwicklung ein. Letztlich muss es darum<br />

gehen, die langfristigen Entwicklungen zu<br />

steuern bzw. diesen zu begegnen.<br />

Als min<strong>de</strong>stens genauso gravierend wie <strong>de</strong>r<br />

absolute Rückgang <strong>de</strong>r Bevölkerung ist die<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Altersstruktur in <strong>de</strong>r Stadt<br />

Min<strong>de</strong>n einzuschätzen. Der Anteil <strong>de</strong>r älteren<br />

wird zu Lasten <strong>de</strong>r jüngeren Jahrgänge wachsen.<br />

Das wird die bekannten Auswirkungen<br />

wie etwa eine mangeln<strong>de</strong> Auslastung <strong>de</strong>r<br />

städtischen Infrastruktur haben, vor allem<br />

bei Kin<strong>de</strong>rgärten <strong>und</strong> Schulen. Darüber hinaus<br />

wird <strong>de</strong>r Bedarf an seniorengerechten<br />

Wohnungen genau wie in an<strong>de</strong>ren Kommunen<br />

auch zu Handlungsbedarf führen.<br />

Ein konkretes Beispiel ist <strong>de</strong>r seit drei Jahren<br />

laufen<strong>de</strong> Prozess <strong>de</strong>r Schulentwicklungsplanung,<br />

<strong>de</strong>r in Min<strong>de</strong>n letztlich zu<br />

einem Rückbau von kommunaler Infrastruktur<br />

geführt hat. Hierbei haben wir die<br />

Zahl <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>schulstandorte von 16 auf<br />

11 reduziert. Ähnliches, nämlich eine Reduzierung<br />

von 15 auf 8, haben wir jetzt<br />

auch mit <strong>de</strong>n Feuerwehrhäusern vor. Ihnen<br />

allen wird klar sein, welche intensiven kommunalpolitischen<br />

Diskussionen eine solche<br />

Umsetzung voraussetzt.<br />

Dies ist jedoch nur eine erste Reaktion auf<br />

die Frage: Wie teuer ist die kommunale Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> was können wir uns leisten?<br />

Für die Wohnbauflächenentwicklung<br />

beson<strong>de</strong>rs be<strong>de</strong>utsam ist die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r haushalt- <strong>und</strong> eigentumsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Jahrgänge, also <strong>de</strong>r Haushaltsneugrün<strong>de</strong>r.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re hier sind starke Auswir-<br />

kungen auf die Wohnungsnachfrage <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n Flächenbedarf zu erwarten, <strong>de</strong>nn diese<br />

Jahrgänge sind rückläufig.<br />

Im Vergleich mit Städten im Osten<br />

Deutschlands o<strong>de</strong>r mit Städten im Ruhrgebiet<br />

erscheint <strong>de</strong>r Bevölkerungsrückgang<br />

in Min<strong>de</strong>n zwar recht mo<strong>de</strong>rat, er wird<br />

jedoch auch hier <strong>de</strong>utliche Spuren hinterlassen.<br />

Darüber hinaus steht die Stadt<br />

Min<strong>de</strong>n, ähnlich wie an<strong>de</strong>re Städte auch,<br />

vor Herausfor<strong>de</strong>rungen im Themenfeld Migration<br />

<strong>und</strong> Wohnungsmarkt. Die Zahl <strong>de</strong>r<br />

Bürger mit Migrationshintergr<strong>und</strong> steigt<br />

stark an, zurzeit haben min<strong>de</strong>stens 20% <strong>de</strong>r<br />

Min<strong>de</strong>ner Bürger einen Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Das ist für unsere Region durchaus<br />

nicht viel, in Espelkamp beispielsweise liegt<br />

die Quote doppelt so hoch.<br />

Um die bereits erwähnte strukturkonservative<br />

Gr<strong>und</strong>haltung <strong>de</strong>r Bevölkerung aufzuweichen,<br />

die sich natürlich auch in <strong>de</strong>r<br />

Politik nie<strong>de</strong>rschlägt, haben wir zunächst<br />

einmal begonnen, gemeinsam mit Politik<br />

<strong>und</strong> Bevölkerung ein politisches Zielsystem<br />

für die gesamte Stadtentwicklung zu diskutieren.<br />

Wir haben strategische Zielbereiche<br />

<strong>de</strong>finiert sowie Oberziele, strategische Unterziele<br />

<strong>und</strong> operationalisierte Ziele mit unserer<br />

Kommunalpolitik diskutiert, um die<br />

gesamte Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt zunächst<br />

einmal in eine Systematik zu bringen.<br />

Das Thema ‚Wohnbaulandmanagement‘<br />

fin<strong>de</strong>t sich unter <strong>de</strong>m Punkt ‚Regionales<br />

Zentrum‘. Wir haben darunter strategische<br />

Oberziele <strong>de</strong>finiert, die z. B. die Einwoh-


nerzahl betreffen o<strong>de</strong>r aber auch Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Ordnung als Thema haben. Bei <strong>de</strong>n<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> Projekten taucht dort neben<br />

<strong>de</strong>r Innenstadtentwicklung auch die<br />

konzeptionelle Wohnbaulan<strong>de</strong>ntwicklung<br />

als eines <strong>de</strong>r operationalisierten Ziele auf,<br />

welche die Kommunalpolitik weiterverfolgen<br />

möchte.<br />

Natürlich stellt die Entwicklung <strong>de</strong>r Flächennutzung<br />

einen sehr wichtigen Aspekt<br />

dar. Die Siedlungs- <strong>und</strong> Verkehrsfläche in<br />

Min<strong>de</strong>n ist von 1990 bis 2005 ungefähr um<br />

400 ha gewachsen, das sind knapp 5% <strong>de</strong>r<br />

Gesamtfläche. Parallel dazu ist <strong>de</strong>r Anteil<br />

<strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Nutzfläche zurückgegangen.<br />

Diese Entwicklung <strong>de</strong>s Flächenverbrauchs<br />

wird voraussichtlich auch<br />

durch <strong>de</strong>n Rückgang <strong>de</strong>r haushalts- <strong>und</strong><br />

eigentumsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Jahrgänge in Zukunft<br />

nicht gestoppt wer<strong>de</strong>n, was seine Grün<strong>de</strong><br />

vor allem im Rückgang <strong>de</strong>r durchschnittlichen<br />

Haushaltsgröße <strong>und</strong> <strong>de</strong>m gleichzeitigen<br />

Anstieg <strong>de</strong>r Wohnfläche pro Person<br />

hat. So geht auch eine Prognose <strong>de</strong>s ILS<br />

davon aus, dass in Min<strong>de</strong>n bis 2020 ein weiterer<br />

Bedarf an Wohnsiedlungsfläche von<br />

etwa 140 ha besteht. Erst danach, in <strong>de</strong>r<br />

Zeit von 2020 bis 2030, wür<strong>de</strong> sich rechnerisch<br />

ein negativer Bedarf von etwa 17 bis<br />

20 ha ergeben.<br />

Bei <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r Flächenentwicklung<br />

haben wir drei wesentliche Ansatzpunkte<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert. So wissen wir, dass das potenzielle<br />

Angebot an Wohnflächen <strong>de</strong>n rechne-<br />

rischen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n tatsächlichen Bedarf übersteigt.<br />

Der Stand <strong>de</strong>r Flächenausweisung<br />

auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Flächennutzungsplans<br />

von 1978 entspricht nicht mehr unbedingt<br />

<strong>de</strong>n heutigen Entwicklungserfor<strong>de</strong>rnissen<br />

<strong>und</strong> -perspektiven. Geeignete Informationen<br />

für die qualitative Bewertung <strong>de</strong>r Flächen,<br />

die in Anspruch genommen wer<strong>de</strong>n<br />

sollten, lagen seinerzeit in <strong>de</strong>r notwendigen<br />

Tiefe zu<strong>de</strong>m nicht vor.<br />

Deshalb haben wir zunächst recht simple,<br />

gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong> Zielsetzungen formuliert, die<br />

ähnlich wie eine Präambel das Vorgehen<br />

bei <strong>de</strong>r Ausweisung von Siedlungsflächen<br />

beschreiben sollen. Unterteilt in lang-<br />

fristige <strong>und</strong> kurzfristige Ziele <strong>und</strong> differenziert<br />

nach quantitativen <strong>und</strong> qualitativen<br />

Aspekten haben wir einen Vorschlag entwickelt,<br />

wie mit <strong>de</strong>r Ausweisung von Wohnbauflächen<br />

in Zukunft umzugehen ist. Sie<br />

wer<strong>de</strong>n feststellen, dass es uns zunächst<br />

vor allem darum ging, geeignete Informationsgr<strong>und</strong>lagen<br />

zu erarbeiten, <strong>de</strong>nn diese<br />

hatten wir bis dato nicht.<br />

Mittlerweile sind wir einen großen Schritt<br />

weiter. Für die Ausweisung von Wohnbauflächen<br />

haben wir das ‚Handlungsprogramm<br />

Konzeptionelle Wohnbauflächenentwicklung‘<br />

erarbeitet, das die drei<br />

Bereiche Aktivierung von Flächen mit<br />

Baurecht, Nachverdichtung <strong>und</strong> Aktivierung<br />

von Leerstän<strong>de</strong>n sowie Entwicklung<br />

zusätzlicher Flächen bei Bedarf beinhaltet.<br />

Das Controlling bzw. Monitoring stellen wir<br />

durch ein jährliches Berichtswesen sicher.<br />

15


16<br />

Wir haben dann eine Kartierung unserer<br />

Baulandpotentiale, die 210 ha freie Wohnbaulandfläche<br />

umfassen, durchgeführt <strong>und</strong><br />

festgestellt, dass davon auf 120 ha bereits<br />

Baurecht besteht. Hinzu kommt, dass <strong>de</strong>r<br />

Regionalplan bzw. seinerzeit <strong>de</strong>r Gebietsentwicklungsplan<br />

zusätzlich 200 ha Siedlungsflächenreserven<br />

ausweist. Diese Zahlen<br />

rühren daher, dass es früher Praxis <strong>de</strong>r<br />

Baulandausweisung in Min<strong>de</strong>n war, Flächen<br />

über <strong>de</strong>n Bedarf hinaus auszuweisen, um<br />

die Baulandpreise niedrig zu halten. Beson<strong>de</strong>rs<br />

in <strong>de</strong>r jüngeren Vergangenheit war<br />

es in <strong>de</strong>r Regel so, dass Baugebiete durch<br />

Erschließungsträger entwickelt wur<strong>de</strong>n. Die<br />

Erkenntnis, dass diese Zahlen <strong>und</strong> dieses<br />

Vorgehen nicht mit <strong>de</strong>n gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Zielen für die Baulandausweisung übereinstimmen<br />

<strong>und</strong> eine Innenentwicklung vor<br />

einer Außenentwicklung, eine verstärkte<br />

Nutzung vorhan<strong>de</strong>ner Baulandpotenziale<br />

sowie eine bedarfsorientierte Ausweisung<br />

von Siedlungsflächen so nicht realisierbar<br />

wären, führte dann zu <strong>de</strong>r Erarbeitung<br />

eines neuen Ansatzes für die Wohnflächenentwicklung,<br />

vor allem auch im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s ‚Mo<strong>de</strong>llprojektes Flächenmanagement‘.<br />

Wir haben mit <strong>de</strong>r Politik also einen Beurteilungsansatz<br />

für das Anlegen eines möglichst<br />

objektiven Maßstabes mit <strong>de</strong>n Zielen<br />

diskutiert, bei <strong>de</strong>r Ausweisung von Wohnbauflächen<br />

zum einen vor <strong>de</strong>r Neuausweisung<br />

auch alte Flächen heranzuziehen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n Flächennutzungsplan gr<strong>und</strong>legend zu<br />

überarbeiten. Das übergeordnete Ziel dabei<br />

ist natürlich eine verbesserte Steuerung <strong>de</strong>r<br />

städtebaulichen Entwicklung.<br />

Das potenzielle Bauland, also die im Flächennutzungsplan<br />

ausgewiesenen Flächen,<br />

wur<strong>de</strong>n dann mit Flächensteckbriefen versehen,<br />

in <strong>de</strong>nen von <strong>de</strong>r Lagebezeichnung<br />

bis zur Entfernung zum Stadtzentrum o<strong>de</strong>r<br />

zum nächsten Kin<strong>de</strong>rgarten eine Vielzahl<br />

an Informationen enthalten sind. Auf <strong>de</strong>r<br />

Basis von Beurteilungskriterien wur<strong>de</strong>n<br />

dann positive, neutrale <strong>und</strong> negative Bewertungen<br />

vorgenommen. Das betraf insbeson<strong>de</strong>re<br />

die städtebauliche Lage, aber<br />

etwa auch die Entfernung einer Wohnbaufläche<br />

zum ÖPNV o<strong>de</strong>r zu zentralen Versorgungsbereichen.<br />

Im Ergebnis hatten wir dann vier Prioritätsstufen,<br />

wobei wir von <strong>de</strong>n im Flächennutzungsplan<br />

ausgewiesenen Flächen unter<br />

<strong>de</strong>n genannten Beurteilungskriterien<br />

vorrangig r<strong>und</strong> 14 ha entwickeln wollen.<br />

Einzelne Flächen vierter Priorität sind nach<br />

intensiven Diskussionen mit <strong>de</strong>n Ortsvorstehern<br />

entsprechend aus <strong>de</strong>m Flächennutzungsplan<br />

genommen wor<strong>de</strong>n.<br />

Wir haben, was die konzeptionelle Wohnbauflächenentwicklung<br />

angeht, das Ziel <strong>de</strong>r<br />

Aktivierung von Baulücken, Nachverdichtungspotentialen,<br />

Leerstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Brachen<br />

mittlerweile gut erreicht bzw. sind auf einem<br />

guten Wege. Bei <strong>de</strong>r Schaffung von neuem<br />

Bauland haben wir die Anwendung unserer<br />

Flächenbewertungen konsequent durchgehalten<br />

<strong>und</strong> das wenige, was wir überhaupt noch<br />

gemacht haben, am Bedarf orientiert. Zu<strong>de</strong>m<br />

haben wir auch ein adäquates Berichtssys-<br />

tem aufgebaut. Die Statistik weist mittlerweile<br />

einen <strong>de</strong>utlichen Rückgang an freien


Wohnbaulandflächen aus: Während wir im<br />

Jahr 2004 noch 225 ha zur Verfügung hatten,<br />

waren es En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres 2008 noch 199,7 ha.<br />

Das ist ein ziemlich großer Erfolg für die Stadt<br />

Min<strong>de</strong>n. Wir hatten 2005 erst einen Anteil<br />

von etwa 15% <strong>de</strong>r Bautätigkeit in Baulücken,<br />

inzwischen haben wir dort 50% erreicht –<br />

eine Folge unserer För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Nachverdichtung.<br />

Fazit: Was die Baulan<strong>de</strong>ntwicklung angeht,<br />

so habe ich ja dargestellt, dass wir vor einem<br />

Wachstum mit absehbarem En<strong>de</strong> stehen.<br />

Mit Bezug auf die Infrastruktur muss man<br />

festhalten, dass eine weitere Aus<strong>de</strong>hnung<br />

in die Fläche auch zu einer schlechteren<br />

Auslastung, also höheren Kosten für die<br />

Kommune <strong>und</strong> damit letztlich zu höheren<br />

Kosten für die Bürger führen wür<strong>de</strong>. Ich bin<br />

überzeugt, dass vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

finanziellen Situation eigentlich aller Kommunen<br />

in NRW allein dieser Aspekt lohnt,<br />

die Anstrengung zu wagen, sich hier auf<br />

ein strukturiertes, nicht immer einfaches<br />

<strong>und</strong> oft konfliktbela<strong>de</strong>nes Vorgehen einzulassen.<br />

Ich glaube, dass wir uns, wie auch viele<br />

an<strong>de</strong>re Kommunen nicht nur in NRW, darüber<br />

Gedanken machen müssen, wie wir<br />

die notwendige Infrastruktur auch künftig<br />

noch finanzieren können <strong>und</strong> was qualitativ<br />

eigentlich wirklich notwendig ist. Die<br />

Beteiligung <strong>de</strong>r Bürgerschaft ist bei solch<br />

einem Vorgehen natürlich unverzichtbar.<br />

Im Ergebnis wird das dazu führen, dass<br />

sich Infrastruktur ten<strong>de</strong>nziell aus <strong>de</strong>r Fläche<br />

zurückzieht. Dabei sollte aus meiner<br />

Sicht aber gleichzeitig eine Qualitäts- o<strong>de</strong>r<br />

Standardverbesserung herauskommen, so<br />

z. B. bei <strong>de</strong>r eingangs erwähnten Schulentwicklungsplanung<br />

verbesserte Lernbedingungen<br />

für Lehrer <strong>und</strong> Schüler.<br />

Im Ergebnis entstehen sicherlich Konzentrationsten<strong>de</strong>nzen<br />

in <strong>de</strong>n Städten, wo-<br />

durch sich die Standortbedingungen <strong>de</strong>r<br />

am ländlichsten geprägten Wohngebiete<br />

verschlechtern wer<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>utet konkret,<br />

dass wir uns in Zukunft insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Ortsteile zuwen<strong>de</strong>n<br />

müssen.<br />

Ich möchte abschließend darauf eingehen,<br />

welche generellen Erfolgsfaktoren für<br />

Entwicklungsprozesse aus <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />

unserer Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n<br />

Wohnbauflächenentwicklungen formuliert<br />

wer<strong>de</strong>n können. Der erste Erfolgsfaktor<br />

ist es, anpassungs- <strong>und</strong> fortschreibungsfähige,<br />

also nicht statische Konzepte zu<br />

erarbeiten, in <strong>de</strong>nen verbindliche Ziele<br />

formuliert wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Erreichung kontrolliert<br />

<strong>und</strong> die ggf. angepasst wer<strong>de</strong>n<br />

können. Hier ist schon <strong>de</strong>r zweite Faktor,<br />

nämlich die Verbindlichkeit, genannt. Es hat<br />

schon zu viele Planungen gegeben, die nur<br />

Planungen geblieben, in <strong>de</strong>n Schubla<strong>de</strong>n<br />

verschw<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> letztendlich nicht<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n konnten. Wir haben im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s ‚Mo<strong>de</strong>llprojektes Flächenmanagement‘<br />

über die Einbindung von Politik<br />

<strong>und</strong> Bürgerschaft während <strong>de</strong>r gesamten<br />

Erarbeitung eine Verbindlichkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse,<br />

d. h. <strong>de</strong>r Ziele <strong>und</strong> Projekte hergestellt.<br />

Wie gut dieser gemeinsame Schwur<br />

hält, wird die Zukunft zeigen. Bisher je<strong>de</strong>nfalls<br />

funktioniert das in Min<strong>de</strong>n. Ich glaube,<br />

das Herstellen von Verbindlichkeit ist<br />

<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Punkt. Im unmittelbaren<br />

Zusammenhang damit steht auch <strong>de</strong>r dritte<br />

Erfolgsfaktor, nämlich die Kooperation <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Dialog. Die Einbindung <strong>und</strong> Partizipation,<br />

sowohl <strong>de</strong>r Entscheidungsträger als<br />

auch <strong>de</strong>r Menschen einer Stadt insgesamt,<br />

ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die<br />

Entwicklung von Verän<strong>de</strong>rungsprozessen.<br />

Wesentliche Informationen <strong>und</strong> Erkenntnisse,<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> strategische Ausrichtungen<br />

stammen hierbei aus <strong>de</strong>m Forum<br />

Baulandmanagement NRW.<br />

17


18<br />

Diskussion<br />

Thomas Lennertz: Ist das <strong>de</strong>nn die Einsicht <strong>de</strong>r Ökonomie,<br />

dass die Politik diesen Weg mitgeht? O<strong>de</strong>r ist<br />

das <strong>de</strong>m konsequenten Abarbeiten nach Strategiezielen<br />

<strong>und</strong> Oberzielen zu verdanken? Konnten Sie <strong>de</strong>r Politik<br />

<strong>de</strong>utlich machen, dass dahinter ein ökonomischer<br />

Zwang steht, wenn Sie Gr<strong>und</strong>schul- o<strong>de</strong>r Feuerwehrstandorte<br />

aufgeben? Denn schließlich ist das ja ein<br />

unheimliches Zurückgehen hinter eine möglicherweise<br />

einmal in Plänen vorgedachte Entwicklung.<br />

Klaus Erzigkeit: Man muss wissen, dass im Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>ner Politik immer noch ein Entwicklungsplan<br />

aus <strong>de</strong>n 1970er Jahren steht, <strong>de</strong>r eine<br />

Bevölkerung von 125.000 Einwohnern vorsah. Das<br />

hat lange Einfluss auf die Straßeninfrastruktur usw.<br />

gehabt. Das Thema ‚Qualität‘ war in <strong>de</strong>r Tat vordringlich<br />

für die Politik. Wenn ich das Beispiel Schulentwicklungsplanung<br />

nehme, dann haben wir zunächst<br />

einmal auf <strong>de</strong>r qualitativen Basis diskutiert. Wie<br />

können wir eine gute Gr<strong>und</strong>schule mit vernünftiger<br />

Lehrerausstattung usw. sicherstellen? Da kamen wir<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>n Eltern, die wir beteiligt haben,<br />

in Workshops zu <strong>de</strong>m Schluss, dass das nur funktioniert,<br />

wenn eine Schule min<strong>de</strong>stens zweizügig ist.<br />

Von dieser Gr<strong>und</strong>prämisse ausgehend haben wir uns<br />

die zu erwarten<strong>de</strong>n Einschulungszahlen <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>schulen<br />

angeschaut. Und dabei war eben das Ergebnis,<br />

dass eine ganze Zahl von Gr<strong>und</strong>schulen eben<br />

nicht zweizügig sein kann, weil keine erfor<strong>de</strong>rliche<br />

Anzahl an Kin<strong>de</strong>rn da ist. Nach durchaus immer noch<br />

harten Diskussionen kam man dann zu <strong>de</strong>m Ergebnis,<br />

einzelne Schulen zu schließen. Häufig wur<strong>de</strong> dann<br />

gefor<strong>de</strong>rt, zwei Schulen zu schließen <strong>und</strong> eine neue<br />

zu bauen, das gibt es dann auch analog gerne bei <strong>de</strong>r<br />

Feuerwehr. Der Umzug in ein neues gemeinsames<br />

Gebäu<strong>de</strong> ist leichter zu gestalten als das Zusammenführen<br />

in einem bestehen<strong>de</strong>n. Nichts<strong>de</strong>stotrotz, das<br />

kann man durchaus schaffen.<br />

Plenum: Welche Be<strong>de</strong>utung hat das Thema stadtregionale<br />

Baulandpolitik für Min<strong>de</strong>n? Inwieweit fin<strong>de</strong>t<br />

eine Abstimmung mit <strong>de</strong>n Umlandgemein<strong>de</strong>n statt,<br />

um zur einer Kooperation <strong>und</strong> Abschaffung <strong>de</strong>r Konkurrenzsituation<br />

zu gelangen?<br />

Klaus Erzigkeit: Da die Lan<strong>de</strong>sgrenze nach Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

drei Kilometer östlich <strong>de</strong>s Stadtzentrums verläuft,<br />

haben wir eine beson<strong>de</strong>re Situation. Das ist ein Problem,<br />

das man immer im Hinterkopf haben muss. Die<br />

nächste Stadt im Osten ist die Stadt Bückeburg in<br />

Nie<strong>de</strong>rsachsen, mit <strong>de</strong>r wir jetzt einen gemeinsamen<br />

Planungsverband für die Realisierung <strong>de</strong>s ‚RegioPort<br />

Weser‘ gegrün<strong>de</strong>t haben. Dafür war natürlich erst einmal<br />

ein Staatsvertrag mit Hannover erfor<strong>de</strong>rlich. Das<br />

geht alles, aber solche Probleme hat man natürlich<br />

nicht, wenn man mitten in Nordrhein-Westfalen liegt.<br />

Aber auch dieses tun wir, wir re<strong>de</strong>n also durchaus mit<br />

unseren Nachbarstädten in Nie<strong>de</strong>rsachsen.<br />

Dann haben wir natürlich die Umlandgemein<strong>de</strong>n,<br />

die schon im ‚Speckgürtel‘ <strong>de</strong>r Stadt liegen. Unter<br />

<strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r gestiegenen Benzinpreise in <strong>de</strong>n<br />

letzten fünf bis sieben Jahren neige ich jedoch eher<br />

dazu zu sagen „lagen“. Ich schätze ja <strong>de</strong>n Ausdruck<br />

‚Mittelstadt mit oberstädtischen Funktionen‘, die<br />

haben wir <strong>de</strong> facto auch, wir haben auch eine Fachhochschule,<br />

<strong>und</strong> vielleicht kokettiere ich manchmal<br />

auch mit <strong>de</strong>m Begriff ‚Provinz‘. Nichts<strong>de</strong>stotrotz:<br />

Was liegt schon hinter Bielefeld vom Kern Nord-<br />

rhein-Westfalens aus gesehen? Da kommt ja nicht<br />

mehr viel.<br />

Am Rand unseres ehemaligen Speckgürtels haben wir<br />

aber durchaus das Phänomen, dass alte Menschen ihre<br />

alten Bauernhäuser verkaufen möchten – die möchte<br />

aber keiner mehr haben. Insofern ist die Konkurrenzsituation<br />

eine durchaus an<strong>de</strong>re gewor<strong>de</strong>n, das Bild hat<br />

sich gewan<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> wir gehen unter an<strong>de</strong>ren Voraussetzungen<br />

auf unsere Nachbargemein<strong>de</strong>n zu. Es geht<br />

nicht mehr darum zu verhin<strong>de</strong>rn, dass diese an unseren<br />

Stadtgrenzen noch einen Bebauungsgebiet ausweisen<br />

mit einem Preis von 40 pro m 2 . Diese Gr<strong>und</strong>stücke<br />

wür<strong>de</strong>n sie gar nicht mehr loswer<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> das ist für<br />

uns auch ganz erfreulich. Die Bevölkerung zieht eher<br />

in die Stadt hinein. Wir haben jetzt vor, dieses ko-<br />

operative Mo<strong>de</strong>ll zur Nachverdichtung <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Gemein<strong>de</strong>n vorzustellen, damit diese es vielleicht auch<br />

schaffen, ihre Siedlungen zu verdichten <strong>und</strong> nicht weiter<br />

in die Fläche zu gehen.


Kommunales Bo<strong>de</strong>nmanagement –<br />

Ergebnisse einer aktuellen Befragung<br />

Dr. Egbert Dransfeld –<br />

Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement<br />

Im Jahr 2000 hat das Forum Baulandmanagement<br />

NRW b<strong>und</strong>esweit in <strong>de</strong>r Arbeit<br />

‚Bausteine zum Baulandbeschluss‘ kommunale<br />

Baulandbeschlüsse hinsichtlich<br />

ihrer Zielsetzungen, Instrumentarien,<br />

spezifischen Regelungen <strong>und</strong> Festsetzungstiefe<br />

untersucht <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

für kommunale Baulandbeschlüsse gegeben.<br />

1 Hierauf aufbauend möchte das<br />

Forum Baulandmanagement NRW die oft<br />

langjährigen <strong>Erfahrungen</strong> <strong>de</strong>r Kommunen<br />

mit ihren Baulandbeschlüssen bzw.<br />

Baulandstrategien zusammenstellen <strong>und</strong><br />

hierbei auch einen Blick auf die künftigen<br />

Aufgaben <strong>de</strong>r Kommunen unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen<br />

werfen.<br />

Fragestellungen, die sich für die Evaluierung<br />

<strong>de</strong>r Baulandbeschlüsse <strong>und</strong> -strategien<br />

ergeben, sind insbeson<strong>de</strong>re:<br />

• Wie haben sich Baulandbeschlüsse <strong>und</strong><br />

-strategien in <strong>de</strong>r Vergangenheit bewährt?<br />

• Sehen die Kommunen Anpassungs-<br />

<strong>und</strong> Än<strong>de</strong>rungsbedarf auf Gr<strong>und</strong> neuer<br />

Rahmenbedingungen?<br />

• Welchen künftigen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

unterliegen Baulandbeschlüsse <strong>und</strong><br />

-strategien?<br />

• Können Baulandbeschlüsse <strong>und</strong> -strategien<br />

auch unter <strong>de</strong>n neuen Rahmenbedingungen<br />

kommunale Zielsetzungen<br />

unterstützen o<strong>de</strong>r sind sie<br />

nicht mehr im bisherigen Umfang erfor<strong>de</strong>rlich?<br />

Zur Beantwortung dieser Fragen hat das<br />

Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement im Auftrag<br />

<strong>de</strong>s Forum Baulandmanagement NRW<br />

Anfang 2009 b<strong>und</strong>eweit 141 Kommunen<br />

schriftlich befragt, wovon 71 antworteten.<br />

Als Ergebnis <strong>de</strong>r Befragung lässt sich zusammenfassend<br />

festhalten: Baulandbeschlüsse<br />

<strong>und</strong> -strategien haben sich in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit aus Sicht <strong>de</strong>r Kommunen<br />

bewährt. Sie stellen ein wichtiges Instrument<br />

<strong>de</strong>s kommunalen Baulandmanagements<br />

dar. Die gesetzten Ziele, insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Bereitstellung von ausreichend<br />

bezahlbarem Bauland <strong>und</strong> die (Re-)Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Baulandbereitstellung,<br />

konnten weitestgehend erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n. Die meisten Kommunen sehen<br />

ihre Baulandbeschlüsse <strong>und</strong> -strategien als<br />

wichtig an – <strong>und</strong> als notwendig, um die<br />

gesetzten Ziele zu erreichen.<br />

Für die meisten Kommunen stellen Baulandbeschlüsse<br />

<strong>und</strong> -strategien auch unter<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r Auswirkungen <strong>de</strong>r<br />

verän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen nach wie<br />

vor ein wichtiges Instrument <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>npolitik<br />

dar, wenn auch unter geän<strong>de</strong>rten<br />

Vorzeichen.<br />

Kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik ist letztlich mehr<br />

als nur die Entwicklung, Finanzierung <strong>und</strong><br />

Vermarktung von Baugr<strong>und</strong>stücken. Sie<br />

kann ebenso be<strong>de</strong>utsam für darüber hinausgehen<strong>de</strong><br />

Aufgaben wie etwa Bestandsentwicklung<br />

<strong>und</strong> -aufwertung, Zwischennutzungen<br />

o<strong>de</strong>r interkommunale Kooperation<br />

auf <strong>de</strong>m Bauland- / Wohnungsmarkt sein.<br />

Eine umfassen<strong>de</strong> kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik<br />

ist Voraussetzung für die Bewältigung <strong>de</strong>r<br />

anstehen<strong>de</strong>n Zukunftsaufgaben.<br />

Baulandbeschlüsse <strong>und</strong> -strategien sind<br />

auch – <strong>und</strong> gera<strong>de</strong> – unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r<br />

sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rahmenbedingungen<br />

1 Dransfeld, E.; Freckmann, J.;<br />

Joeres, B. u. Pfeiffer, P.: Bausteine<br />

zum Baulandbeschluss. Hrsg. vom<br />

Forum Baulandmanagement NRW,<br />

Dortm<strong>und</strong>, 2000.<br />

19


20<br />

Diskussion<br />

kein ‚Auslaufmo<strong>de</strong>ll‘. Sie sind nicht (mehr<br />

nur) als Instrument <strong>de</strong>r Baulan<strong>de</strong>ntwicklung<br />

allein zu verstehen, son<strong>de</strong>rn als umfassen<strong>de</strong>s<br />

kommunales Flächenmanagement.<br />

Sie dienen <strong>de</strong>r Bewältigung künftiger<br />

kommunaler Aufgaben, insbeson<strong>de</strong>re unter<br />

Berücksichtigung<br />

• <strong>de</strong>r Erfor<strong>de</strong>rnisse einer nachfrageorientierten<br />

Baulan<strong>de</strong>ntwicklung mit verstärkter<br />

Berücksichtigung qualitativer<br />

Aspekte,<br />

• eines optimierten Bestandsmanagements,<br />

• regionaler Aspekte <strong>und</strong> zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Erfor<strong>de</strong>rnisse interkommunaler Kooperation<br />

sowie<br />

Plenum: Ein Aspekt, <strong>de</strong>n wir in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

im Forum häufig diskutiert haben, ist <strong>de</strong>r Paradigmenwechsel<br />

von <strong>de</strong>r Baulandmobilisierung auf <strong>de</strong>r<br />

‚grünen Wiese‘ hin zum Flächenrecycling. Spiegelt<br />

sich diese Verän<strong>de</strong>rung auch in <strong>de</strong>n Ergebnissen Ihrer<br />

Umfrage wi<strong>de</strong>r?<br />

Egbert Dransfeld: In <strong>de</strong>r Kumulation <strong>de</strong>r Antworten<br />

ist ein<strong>de</strong>utig festzustellen, dass die überwiegen<strong>de</strong><br />

Zahl <strong>de</strong>r befragten Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Überzeugung ist,<br />

dass die ‚Grüne-Wiese-Entwicklung‘ – auch wenn sie<br />

mittelfristig noch notwendig sein wird – langfristig<br />

betrachtet ein Auslaufmo<strong>de</strong>ll ist <strong>und</strong> wir <strong>de</strong>n Fokus<br />

auf Innenentwicklung <strong>und</strong> Brachflächenreaktivierung<br />

legen müssen. Allerdings: Geantwortet haben<br />

nicht die Politiker, son<strong>de</strong>rn Stadtplaner <strong>und</strong> profes-<br />

• <strong>de</strong>s Erfor<strong>de</strong>rnisses <strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r<br />

Flächennutzungen unter Berücksichtigung<br />

ökologischer <strong>und</strong> klimatischer<br />

Aspekte.<br />

Baulandstrategien – seien sie festgelegt<br />

als politische Gr<strong>und</strong>satz- bzw. Detailbeschlüsse<br />

o<strong>de</strong>r verwaltungsintern geregelte<br />

Vorgehensweisen – sind auch künftig ein<br />

sinnvoller Weg, die Leitbil<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Zielsetzungen<br />

<strong>de</strong>r kommunalen Bo<strong>de</strong>npolitik zu<br />

verankern <strong>und</strong> umzusetzen, das Problembewusstsein<br />

zu schärfen <strong>und</strong> <strong>Perspektiven</strong><br />

für die Bewältigung <strong>de</strong>r Zukunftsaufgaben<br />

zu entwickeln.<br />

Eine ausführliche Darstellung sowie Interpretation <strong>de</strong>r Befragungsergebnisse<br />

bietet folgen<strong>de</strong> Veröffentlichung, <strong>de</strong>r auch<br />

die obigen Textpassagen entnommen sind <strong>und</strong> die kostenfrei<br />

beim Forum Baulandmanagement NRW bestellt wer<strong>de</strong>n<br />

kann:<br />

Dransfeld, E. <strong>und</strong> Pfeiffer, P.: Evaluierung von kommunalen<br />

Baulandbeschlüssen <strong>und</strong> -strategien. Hrsg. vom Forum Baulandmanagement<br />

NRW, Dortm<strong>und</strong> 2009.<br />

sionelle Flächenmanager, die das Thema möglicherweise<br />

schon an<strong>de</strong>rs adaptiert haben als die Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> die Politik. Aber zumin<strong>de</strong>st in dieser ‚Kaste‘, davon<br />

bin ich überzeugt, ist das Thema angekommen.<br />

Plenum: Nicht alle Städte, die Baulandmanagement<br />

betreiben, sind im Forum organisiert. Sie haben ja<br />

auch Zahlen genannt, die offensichtlich über das Forum<br />

hinausgehen. Haben Sie einen Überblick, wie viele<br />

Städte in Nordrhein-Westfalen überhaupt einen Baulandbeschluss<br />

haben?<br />

Egbert Dransfeld: Das weiß ich wirklich nicht. Man<br />

hat dies lei<strong>de</strong>r bisher nicht systematisch abgefragt.<br />

Vor meinem Erfahrungshintergr<strong>und</strong> wür<strong>de</strong> ich zwischen<br />

30 <strong>und</strong> 40% schätzen.


Kommunale Handlungsmöglichkeiten im Spiegel <strong>de</strong>r<br />

rechtlichen Entwicklungen<br />

Stephan Keller –<br />

Städte- <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>b<strong>und</strong> NRW<br />

Politisches <strong>und</strong> planerisches Kernanliegen<br />

<strong>de</strong>r letzten 15 bis 20 Jahre war die Mobilisierung<br />

von Bauland. Dies resultierte<br />

aus <strong>de</strong>r Verknappung <strong>de</strong>s Angebots in <strong>de</strong>n<br />

1980er Jahren, bedingt durch Zuwan<strong>de</strong>rung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>mographische Entwicklung. Die<br />

sogenannten ‚Babyboomer‘, die geburtenstarken<br />

Jahrgänge, sorgten für eine hohe<br />

Nachfrage. Wenn wir davon ausgehen, dass<br />

die eigentumsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Generation jene<br />

Leute umfasst, die zwischen 30 <strong>und</strong> 45<br />

Jahre alt sind, dann drängten diese bis zu<br />

Beginn dieses Jahrzehnts auf <strong>de</strong>n Markt.<br />

Erst jetzt verschwin<strong>de</strong>n sie langsam wie<strong>de</strong>r<br />

– mit <strong>de</strong>n Konsequenzen, zu <strong>de</strong>nen ich<br />

gleich kommen wer<strong>de</strong>.<br />

Was hat sich am Paradigma ‚Bauland mobilisieren<br />

ist wichtig, insbeson<strong>de</strong>re unter<br />

Schonung <strong>de</strong>s städtischen Haushaltes‘ nun<br />

geän<strong>de</strong>rt? Im Bericht <strong>de</strong>s Rates für Nachhaltige<br />

Entwicklung aus <strong>de</strong>m Jahre 2004,<br />

in <strong>de</strong>m auch das Ihnen bekannte 30 ha-Ziel<br />

formuliert ist, heißt es: „Die I<strong>de</strong>e, mit <strong>de</strong>r<br />

Ausweisung von Gewerbegebieten <strong>und</strong><br />

Wohnungsbauflächen auf <strong>de</strong>r grünen Wiese<br />

die Wirtschaft anzukurbeln <strong>und</strong> sozialen<br />

Ausgleich zu schaffen, ist gescheitert.“<br />

Die kommunale Planungshoheit sieht <strong>de</strong>r<br />

Rat für Nachhaltige Entwicklung nicht<br />

durch eine Verwirklichung <strong>de</strong>s 30 ha-Ziels<br />

bedroht, son<strong>de</strong>rn durch einen interkommunalen<br />

Wettbewerb, in <strong>de</strong>m bedrohliche<br />

Schattenkosten durch über<strong>de</strong>hnte Erschließung<br />

<strong>und</strong> Infrastruktur die kommunale<br />

Handlungshoheit ökonomisch <strong>und</strong> fiskalisch<br />

aushöhlen. Dieser Paradigmenwechsel ist<br />

für einen Kommunalvertreter starker Tobak.<br />

Man kann ihn auch daran festmachen, dass<br />

dieses 30 ha-Ziel 2003 / 2004 erst einmal in<br />

die ‚Öko-Ecke‘ einsortiert wur<strong>de</strong>. Aber inzwischen<br />

hat sich diese I<strong>de</strong>e weit in das politische<br />

Bewusstsein <strong>und</strong> in die politischen<br />

Aktionen – auch unserer Lan<strong>de</strong>sregierung –<br />

eingegraben <strong>und</strong> ist, so glaube ich, ein allgemein<br />

akzeptiertes Ziel – mit Folgen für<br />

die kommunale Baulandpolitik.<br />

Der Weg vom Paradigma ‚Mobilisieren zu geringen<br />

Kosten‘ hin zum Thema ‚Flächensparen<br />

/ Innenentwicklung‘ spiegelt sich auch in<br />

<strong>de</strong>r Rechtsentwicklung <strong>de</strong>r letzten 20 Jahre<br />

wi<strong>de</strong>r. So war das Thema ‚Mobilisierung‘ <strong>de</strong>r<br />

Antrieb für alle größeren Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />

Baugesetzbuches in <strong>de</strong>n 1990er Jahren. Das<br />

Baugesetzbuch, seit 1987 in <strong>de</strong>r Nachfolge<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbaugesetzes, ist erstmals nach<br />

<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung geän<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n,<br />

um <strong>de</strong>n Bedarfen in <strong>de</strong>n neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn<br />

Rechnung zu tragen. Dazu zählen das<br />

BauGB-Maßnahmengesetz von 1990 <strong>und</strong><br />

das Investitionserleichterungs- <strong>und</strong> Wohnbaulandgesetz<br />

von 1993, das wie<strong>de</strong>rum das<br />

BauGB-Maßnahmengesetz <strong>und</strong> das BauGB<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Punkten geän<strong>de</strong>rt hat.<br />

Was hat man gemacht? Man hat die Verfahren<br />

gestrafft, das Vorkaufsrecht weiterentwickelt<br />

<strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re die städtebaulichen<br />

Verträge erstmals gesetzgeberisch<br />

normiert. Nicht, dass es diese nicht vorher<br />

auch schon gegeben hätte, aber vorher war<br />

es eben sehr stark durch die Rechtsprechung<br />

geprägtes Recht. Seit 1990 stan<strong>de</strong>n<br />

die städtebaulichen Verträge im BauGB-<br />

Maßnahmengesetz. Die städtebauliche<br />

Entwicklungsmaßnahme ist reaktiviert<br />

wor<strong>de</strong>n (es gab sie schon einmal im Städtebauför<strong>de</strong>rungsgesetz<br />

von 1971) – durchaus<br />

mit einer gewissen Anwendungspraxis in<br />

<strong>de</strong>n 1990er Jahren. Inzwischen ist, zumin<strong>de</strong>st<br />

was die tatsächliche Durchführung<br />

dieser Maßnahmen anbelangt, eine gewisse<br />

Ruhe eingekehrt.<br />

21


22<br />

Im BauROG, <strong>de</strong>m Gesetz zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Baurechts <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Raumordnungsrechts<br />

von 1998, hatten wir planungsrechtliche<br />

Verbesserungen dadurch, dass man <strong>de</strong>n<br />

Naturschutz – Stichwort Baurechtskompromiss<br />

– in einer wie ich fin<strong>de</strong> durchaus<br />

planungsfre<strong>und</strong>lichen Art <strong>und</strong> Weise ins<br />

BauGB integriert hat. Der eigentliche Meilenstein<br />

war jedoch die Integration <strong>de</strong>r<br />

städtebaulichen Verträge. Beim befristeten<br />

BauGB-Maßnahmengesetz <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Investitionserleichterungsgesetz<br />

war man sich<br />

ja noch nicht so ganz sicher, ob man diese<br />

Form <strong>de</strong>s kooperativen Han<strong>de</strong>lns im Städtebau<br />

tatsächlich fortführen <strong>und</strong> auch verstetigen<br />

wollte. Mit <strong>de</strong>m BauROG ist diese<br />

Entscheidung gefallen, man hat das Recht<br />

<strong>de</strong>r städtebaulichen Verträge ins BauGB<br />

übernommen. Ebenso wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r VEP – o<strong>de</strong>r<br />

wie er dann hieß: <strong>de</strong>r vorhabenbezogene<br />

Bebauungsplan – im BauGB verankert. Man<br />

hat schließlich für ein weiteres Element <strong>de</strong>r<br />

Verfahrenserleichterung <strong>und</strong> -beschleunigung<br />

gesorgt, in<strong>de</strong>m man die präventive<br />

Kontrolle, also die Genehmigungspflicht<br />

<strong>de</strong>r meisten Bebauungspläne, abgeschafft<br />

hat. Dies waren die Meilensteine in <strong>de</strong>n<br />

1990er Jahren.<br />

Das EAG Bau 2004 hatte dann wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Schwerpunkte. Hier ging es in erster<br />

Linie darum, die strategische Umweltprüfung,<br />

die sogenannte Plan-UP, ins Baurecht<br />

zu integrieren. Seit<strong>de</strong>m haben wir die<br />

Umweltprüfung, <strong>de</strong>n Umweltbericht <strong>und</strong><br />

die Verpflichtungen zum Monitoring im<br />

Gesetz. Im Bereich <strong>de</strong>r Baulan<strong>de</strong>ntwicklung<br />

kamen die vereinfachte Umlegung, hervorgegangen<br />

aus <strong>de</strong>r alten Grenzregelung, <strong>und</strong><br />

das Thema Baurecht auf Zeit hinzu, also<br />

die Möglichkeit, bedingtes o<strong>de</strong>r befristetes<br />

Baurecht vorzusehen.<br />

Baulandmobilisierung <strong>und</strong> Verfahrenserleichterungen<br />

stan<strong>de</strong>n also im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>.<br />

Man wollte <strong>de</strong>n Kommunen ein Instrumentarium<br />

an die Hand geben, schnell<br />

<strong>und</strong> kostengünstig Bauland entwickeln zu<br />

können, um <strong>de</strong>n tatsächlichen Gegebenheiten<br />

auf <strong>de</strong>m Markt Rechnung zu tragen.<br />

Auf dieser Basis existieren umfassen<strong>de</strong><br />

Möglichkeiten zur Baulandmobilisierung<br />

unter Schonung <strong>de</strong>s städtischen Haushalts.<br />

Ich freue mich ganz beson<strong>de</strong>rs, dass – wie<br />

die aktuelle Umfrage belegt (vgl. Beitrag<br />

Dransfeld) – kaum Rechtsprobleme gesehen<br />

wer<strong>de</strong>n. Das <strong>de</strong>ckt sich auch mit<br />

meinem Bild. Auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>ssen, was in<br />

<strong>de</strong>n 1990er Jahren an Gesetzgebung geschaffen<br />

wor<strong>de</strong>n ist, können wir tatsächlich<br />

alles das machen, was wir machen wollen:<br />

Traditionelle Angebotsplanung sowieso –<br />

das macht aber heutzutage so gut wie<br />

keiner mehr –, Bo<strong>de</strong>nbevorratungspolitik,<br />

Zwischenerwerbsmo<strong>de</strong>lle, entwe<strong>de</strong>r direkt<br />

über die Kommune o<strong>de</strong>r mit einer kommunal<br />

beherrschten Gesellschaft. Ich glaube<br />

in <strong>de</strong>r Tat, dass dies das Mo<strong>de</strong>ll ist, bei <strong>de</strong>m<br />

die Gemein<strong>de</strong> am meisten steuern<strong>de</strong>n Einfluss<br />

hat, auch wenn sie natürlich gewisse<br />

Risiken wie Vorfinanzierung o<strong>de</strong>r Vermarktung<br />

trägt. Die Handlungsspielräume <strong>de</strong>r<br />

Kommune sind dabei aber beson<strong>de</strong>rs groß.<br />

Die Frage ist jedoch, wer dieses Vorgehen<br />

heutzutage noch finanzieren kann. Allein<br />

die Kommunen in Nordrhein-Westfalen haben<br />

zurzeit über 13 Milliar<strong>de</strong>n Euro an Kassenkrediten<br />

aufgenommen. 175 Kommunen<br />

sind in <strong>de</strong>r Haushaltssicherung, 110 haben<br />

einen Nothaushalt. Aus <strong>de</strong>n Diskussionen<br />

<strong>de</strong>r letzten Monate wissen wir, dass einigen<br />

Städten die Überschuldung droht – mit<br />

Konsequenzen, die wir uns gar nicht richtig<br />

vorstellen können <strong>und</strong> die auch in <strong>de</strong>r<br />

kommunalen Finanzwelt bisher eigentlich<br />

eher in fernen theoretischen Diskussionen<br />

erörtert wor<strong>de</strong>n sind. Und das betrifft nicht<br />

nur einzelne Großstädte im Ruhrgebiet. Die<br />

kommunale Finanzsituation ist nach wie<br />

vor verheerend. Insofern sind die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Zwischenerwerbs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nvorratspolitik<br />

sicherlich in vielen Gemein<strong>de</strong>n<br />

nur eingeschränkt zu realisieren.<br />

Als fast gleichwertig jedoch, <strong>und</strong> auch das<br />

hat die Umfrage bestätigt, ist das Thema<br />

städtebauliche Verträge zu sehen – also<br />

kooperative Strategien, um die wohnbaupolitischen<br />

<strong>und</strong> fiskalischen Vorstellungen<br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> über städtebauliche Verträge<br />

mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Eigentümern zu<br />

realisieren. Obwohl sie in <strong>de</strong>r Praxis nicht<br />

mehr allzu oft Anwendung fin<strong>de</strong>t, hat auch<br />

die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />

hier nach wie vor eine gewisse Be<strong>de</strong>utung<br />

in Form eines ‚Drohmittels‘, wenn es <strong>de</strong>nn


nicht zu einer Kooperation mit <strong>de</strong>n Eigentümern<br />

kommt.<br />

Der Rechtsrahmen bietet also eine gute Basis<br />

für Kooperationsmo<strong>de</strong>lle. Wir können die<br />

Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung städtebaulicher<br />

Maßnahmen auf <strong>de</strong>n Vertragspartner<br />

übertragen, wir können Planungskostenersatz<br />

einfor<strong>de</strong>rn – <strong>und</strong> zwar auch für interne<br />

Kosten, was die Rechtsprechung vor einigen<br />

Jahren noch einmal klar gestellt hat: Soweit<br />

sich eine Leistung nach § 4b BauGB privatisieren<br />

ließe, können die internen Kosten,<br />

falls die Leistung nicht vergeben wird, auf<br />

<strong>de</strong>n Investor abgewälzt wer<strong>de</strong>n. Sofern ein<br />

unmittelbarer Zusammenhang besteht, ist<br />

auch ein Folgekostenersatz möglich, worauf<br />

ich später noch eingehen wer<strong>de</strong>. Desweiteren<br />

haben wir eine Berücksichtigungsfähigkeit<br />

sozial-, familien- <strong>und</strong> umweltpolitischer<br />

Zielsetzungen (z. B. zur För<strong>de</strong>rung<br />

erneuerbarer Energien o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wohnbedarfe<br />

bestimmter Bevölkerungsgruppen).<br />

Die Abschöpfung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nwertsteigerungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r maßnahmebedingten<br />

Kosten ist ohne weiteres <strong>und</strong> zwar<br />

einschließlich dieser sozialpolitischen o<strong>de</strong>r<br />

auch ökologischen Zielsetzungen möglich.<br />

Die Formulierung ‚im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

maßnahmebedingten Kosten‘ ist dabei<br />

aber die große Einschränkung. Meines Erachtens<br />

bewegen wir uns auf sehr unsicherem<br />

Terrain. Ich wür<strong>de</strong> soweit gehen zu<br />

sagen, dass alles, was über <strong>de</strong>n Kostenersatz,<br />

also die Abschöpfung <strong>de</strong>s Planungswertes<br />

oberhalb <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Baulandproduktion,<br />

hinausgeht, rechtswidrig ist.<br />

In allen Baugesetzbuch-Novellen <strong>und</strong> in<br />

allen Än<strong>de</strong>rungskommissionen zur Fortentwicklung<br />

<strong>de</strong>s BauGB ist immer wie<strong>de</strong>r<br />

über diese Frage diskutiert wor<strong>de</strong>n: Sollen<br />

wir Möglichkeiten eröffnen, Planungswerte<br />

abzuschöpfen? Doch diese Frage ist immer<br />

wie<strong>de</strong>r mit ‚Nein‘ beantwortet wor<strong>de</strong>n.<br />

Ich glaube, hier gibt es einen ganz klaren,<br />

gesetzgeberisch erkennbaren Willen, dies<br />

nicht zuzulassen. Insofern führt kein Weg<br />

an <strong>de</strong>r These vorbei, dass wir nur im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r maßnahmebedingten Kosten Planungswert<br />

abschöpfen können.<br />

Ausgehend von dieser These kann man<br />

nun trefflich darüber streiten, was <strong>de</strong>nn<br />

noch ‚maßnahmebedingt‘ ist. Die Rechtsprechung<br />

sagt, man darf keine gemein<strong>de</strong>gebietsbezogene<br />

Betrachtung vornehmen,<br />

gera<strong>de</strong> bei unterschiedlichen Baugebieten.<br />

Man darf auch nicht hochrechnen, welchen<br />

Bedarfszuwachs an bspw. Kin<strong>de</strong>rgartenplätzen<br />

die Baulan<strong>de</strong>ntwicklung insgesamt<br />

bringt <strong>und</strong> dies dann auf alle umlegen. Man<br />

muss vielmehr ermitteln, was die konkrete<br />

Maßnahme an Folgebedarf bringt <strong>und</strong><br />

kann das dann auch umlegen. Das führt<br />

dazu, dass wir auch als Verband in <strong>de</strong>r Beratungspraxis<br />

gegenüber Pauschalen eine<br />

eher skeptische Haltung einnehmen. Ein<br />

25%-Mo<strong>de</strong>ll halte ich nicht <strong>de</strong>shalb für<br />

problematisch, weil es vielleicht ein unangemessener<br />

Anteil ist, son<strong>de</strong>rn weil es<br />

eben keinen konkreten Bezug mehr zu <strong>de</strong>n<br />

maßnahmebedingten Kosten aufweist. Hier<br />

besteht immer die Gefahr eines Verlusts <strong>de</strong>s<br />

konkreten Bezugs. Insofern sollte man hier<br />

vorsichtig sein.<br />

Ich glaube, etwas großzügiger kann man<br />

es handhaben, wenn wir eben nicht über<br />

so große Pauschalen re<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn die<br />

Kosten aufschlüsseln <strong>und</strong> dann bestimmte<br />

Anliegen, etwa die För<strong>de</strong>rung von Bevölkerungsgruppen<br />

mit beson<strong>de</strong>ren Bedürfnissen<br />

auf <strong>de</strong>m Wohnungsmarkt, mit beispielsweise<br />

2,5% <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>stückswertes beziffern.<br />

Das wäre meiner Ansicht nach dann schon<br />

wie<strong>de</strong>r ein konkreter Zweck, wobei man<br />

aber sicherlich darüber streiten kann, ob<br />

eine solche Pauschale zulässig wäre.<br />

Man kann natürlich sagen: „Es ist ein kalkulierbares<br />

Risiko. Wenn alle von <strong>de</strong>m Geschäft<br />

profitieren, wird keiner klagen <strong>und</strong><br />

dann sind alle glücklich.“ Ich glaube, auf<br />

dieser Basis fahren auch die meisten Kommunen,<br />

die diese Mo<strong>de</strong>lle anwen<strong>de</strong>n. Mir<br />

ist auch kein Fall bekannt, dass eine solche<br />

25%-Regelung irgendwo vor Gericht<br />

gekippt wäre. Aber letztlich gibt es hier<br />

sicherlich rechtliche Risiken.<br />

Inzwischen gibt es auch in <strong>de</strong>r Gesetzgebung<br />

Bestrebungen, die vom Thema Mobilisieren<br />

hin zum Thema Flächensparen<br />

<strong>und</strong> Innenentwicklung führen. Im Regierungsentwurf<br />

zur vorerst letzten Novelle<br />

<strong>de</strong>s BauGB 2006, das dann zum 01.01.2007<br />

in Kraft getreten ist, heißt es: „Eine we-<br />

23


24<br />

sentliche Zielsetzung <strong>de</strong>r im Koalitionsvertrag<br />

ebenfalls vereinbarten Nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie ist die Verringerung<br />

<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme durch<br />

Stärkung <strong>de</strong>r Innenentwicklung. Mit <strong>de</strong>m<br />

Gesetzentwurf sollen daher auch die vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Potenziale durch Wie<strong>de</strong>rnutzung<br />

von Flächen, Nachverdichtung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re<br />

Maßnahmen <strong>de</strong>r Innenentwicklung besser<br />

ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n, um die gezielte<br />

erstmalige Inanspruchnahme von Flächen<br />

für Siedlungszwecke weiter zu verringern.“<br />

Ziel ist also die Innenentwicklung <strong>und</strong> Reduzierung<br />

<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme,<br />

wobei die Frage ist, wie man hier auf die<br />

Formulierung „weiter verringern“ kam – bis<br />

jetzt hat es noch keine Verringerung <strong>de</strong>r<br />

erstmaligen Inanspruchnahme von Flächen<br />

gegeben.<br />

Diese Zielsetzung schlägt sich auch im Gesetz<br />

nie<strong>de</strong>r, nämlich in Verfahren, mit <strong>de</strong>nen<br />

man speziell im Innenbereich etwas<br />

bewirken kann. Im Wesentlichen sind das<br />

Verfahrenserleichterungen, die Anreize setzen<br />

sollen, eben verstärkt auf das Thema<br />

Innenentwicklung zu setzen: Bebauungspläne<br />

<strong>de</strong>r Innenentwicklung im beschleunigten<br />

Verfahren nach § 13a BauGB <strong>und</strong><br />

die Flexibilisierung <strong>de</strong>s vorhabenbezogenen<br />

Bebauungsplans. Eigentlich eher <strong>de</strong>m Thema<br />

Stärkung <strong>de</strong>r Innenstädte <strong>und</strong> Einzelhan<strong>de</strong>l<br />

zuzuordnen sind die sogenannten<br />

Ausschlussbebauungspläne nach § 9 Abs.<br />

2a BauGB als neues ‚Zaubermittel‘ <strong>de</strong>r Einzelhan<strong>de</strong>lssteuerung<br />

sowie die privaten<br />

Initiativen <strong>de</strong>r Stadtentwicklung, in Nord-<br />

rhein-Westfalen geregelt im Gesetz über<br />

Immobilien- <strong>und</strong> Standortgemeinschaften.<br />

Auch das Landschaftsgesetz 2006 hat die<br />

Möglichkeiten zur Innenentwicklung gestärkt.<br />

Wenn Flächen einmal baulich o<strong>de</strong>r<br />

verkehrlich genutzt waren <strong>und</strong> sich nach<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r Nutzung dort Biotope entwickeln,<br />

dann ist die spätere Beseitigung<br />

dieser Biotope kein Eingriff in Natur <strong>und</strong><br />

Landschaft.<br />

Ich wage jetzt eine Prognose: Wir wer<strong>de</strong>n<br />

im nächsten Jahr, ganz unabhängig vom<br />

Ausgang <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagswahl, mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit wie<strong>de</strong>r eine Diskussion<br />

um eine Novelle <strong>de</strong>s BauGB führen. Diese<br />

wird nicht vorrangig <strong>de</strong>m Thema Flächenin-<br />

anspruchnahme gewidmet sein, aber sie<br />

wird auch dieses Thema betreffen. Im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong><br />

wird das Thema ‚Klimaschutz <strong>und</strong><br />

Bauleitplanung‘ stehen: Was dürfen Kommunen<br />

im Bereich <strong>de</strong>s Klimaschutzes für<br />

Festsetzungen treffen? Die Unsicherheiten<br />

sind dabei so groß, dass <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

angesichts <strong>de</strong>r Wichtigkeit dieser Aufgabe<br />

reagieren wird. Und wenn man dann ohnehin<br />

das BauGB än<strong>de</strong>rt, könnte ich mir<br />

vorstellen, dass auch das Thema Flächeninanspruchnahme<br />

eine Rolle spielen könnte.<br />

Von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung für das Thema<br />

<strong>und</strong> mit Sicherheit zu erwarten ist ein<br />

neuer Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplan. Ich nenne<br />

nur zwei Stichworte, die zumin<strong>de</strong>st aus<br />

<strong>de</strong>r Diskussion bekannt sind: Wir haben auf<br />

B<strong>und</strong>esebene das 30 ha-Ziel, woraus sich<br />

für das Umweltministerium ein 5 ha-Ziel<br />

für Nordrhein-Westfalen ergibt. Das für die<br />

Lan<strong>de</strong>splanung zuständige Ressort rechnet<br />

mit 7 ha. Die Frage ist, ob eine solche<br />

Zielvorgabe <strong>de</strong>mnächst auch ein Ziel <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>splanung ist. Eine weitere, in diesem<br />

Zusammenhang interessante Frage ist, ob<br />

<strong>de</strong>r LEP Aussagen zum Verhältnis von Innen-<br />

<strong>und</strong> Außenentwicklung treffen wird.<br />

Nach<strong>de</strong>m es also etwa 10 bis 15 Jahre<br />

eine Rechtsentwicklung mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt<br />

‚Baulandmobilisierung‘ gegeben<br />

hat <strong>und</strong> praktikable Instrumente entwickelt<br />

wur<strong>de</strong>n, um Bauland unter Schonung<br />

städtischer Haushalte bereitstellen<br />

zu können, geht <strong>de</strong>r Trend jetzt in<br />

eine an<strong>de</strong>re Richtung <strong>und</strong> schiebt das<br />

Thema ‚Reduzierung <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme‘<br />

in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> –<br />

sicherlich nicht ganz zu unrecht.<br />

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus<br />

für Baulandstrategien? Zunächst muss man<br />

festhalten, dass <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rte Rechtsrahmen<br />

kommunale Baulandstrategien nicht<br />

einschränkt. Alles das, was man bisher<br />

durfte, darf man auch weiterhin; die Baulandbeschlüsse<br />

bleiben gültig; das Instrumentarium<br />

kann wie gewohnt eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Gesetzgeber schafft lediglich<br />

Anreize für Innenentwicklung <strong>und</strong> Flächensparen<br />

– insbeson<strong>de</strong>re über Verfahrenserleichterungen,<br />

wie es beim § 13a BauGB<br />

beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wird.


Ich glaube auch, dass wir künftig nicht auf<br />

das zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Instrumentarium<br />

verzichten können, <strong>de</strong>nn wir wer<strong>de</strong>n<br />

auch in Zukunft noch Bedarfe ab<strong>de</strong>cken<br />

müssen. Es ist ein Trugschluss zu glauben,<br />

dass es keinen Bedarf an Bauland mehr<br />

gibt, weil die meisten Städte schrumpfen.<br />

Die Zahl <strong>de</strong>r Haushalte vergrößert sich<br />

weiter, genauso wie <strong>de</strong>r Flächenbedarf pro<br />

Kopf. Insofern müssen wir davon ausgehen,<br />

dass wir zumin<strong>de</strong>st noch bis weit ins<br />

nächste Jahrzehnt, in <strong>de</strong>n meisten Kommunen<br />

wahrscheinlich auch noch bis ins<br />

dritte Jahrzehnt dieses Jahrh<strong>und</strong>erts, einen<br />

Bedarf an Fläche haben. Diesen müssen wir<br />

auf die Art <strong>und</strong> Weise mobilisieren, wie wir<br />

das bisher auch schon getan haben.<br />

Der Paradigmenwechsel von <strong>de</strong>r Mobilisierung<br />

zum Flächensparen macht ein<br />

strategisches Baulandmanagement nicht<br />

überflüssig, son<strong>de</strong>rn erhöht sogar seine<br />

Notwendigkeit. Dabei muss die Transparenz<br />

in Bezug auf die langfristigen fiskalischen<br />

Auswirkungen baulandpolitischer Entscheidungen<br />

weiter verbessert wer<strong>de</strong>n. Ein Aspekt,<br />

<strong>de</strong>r meiner Meinung nach in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

durchaus zu kurz gekommen<br />

ist, ist die langfristige Kostenbetrachtung –<br />

also die über die Produktionskosten hinaus<br />

entstehen<strong>de</strong>n fiskalischen Auswirkungen<br />

von baulandpolitischen Entscheidungen.<br />

Dies ist eine strategische Aufgabe, die es<br />

zu bewältigen gilt <strong>und</strong> die auch Eingang<br />

in Baulandbeschlüsse fin<strong>de</strong>n müsste. In<br />

Nordrhein-Westfalen wer<strong>de</strong>n dazu gera<strong>de</strong><br />

interessante Instrumente entwickelt – ich<br />

erinnere an die Projekte LEAN² o<strong>de</strong>r FIN.30.<br />

Ich glaube zu<strong>de</strong>m, dass Baulandmanagement<br />

zukünftig auch <strong>de</strong>n Erhalt <strong>und</strong> die<br />

Aktivierung <strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s mit einbeziehen<br />

muss. Müssen wir <strong>de</strong>n Bedarf, <strong>de</strong>r heute unzweifelhaft<br />

noch da ist, tatsächlich durch<br />

Neubauland <strong>de</strong>cken? O<strong>de</strong>r gibt es Mechanismen,<br />

um diesen Bedarf in <strong>de</strong>n Bestand<br />

umzulenken? Wir wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n nächsten<br />

zehn Jahren im Segment <strong>de</strong>r Einfamilienhäuser<br />

ein großes Angebot im Bestand haben.<br />

Die Herausfor<strong>de</strong>rung wird sein, die Bedarfe<br />

o<strong>de</strong>r die Nachfrage in diesen Bereich<br />

zu lenken. Das Instrument, Maßnahmen z. B.<br />

zur Deckung <strong>de</strong>s Wohnbedarfs junger Familien<br />

aus <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nwertsteigerung zu<br />

finanzieren, versagt natürlich an dieser<br />

Stelle. Wenn wir kein neues Bauland entwickeln,<br />

son<strong>de</strong>rn versuchen, <strong>de</strong>n Bestand zu<br />

aktivieren, haben wir auch keine Möglichkeit,<br />

<strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nwert abzuschöpfen.<br />

Der sich verschärfen<strong>de</strong> Wettbewerb<br />

um Einwohner angesichts <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischen<br />

Entwicklung erfor<strong>de</strong>rt eine<br />

Stärkung <strong>de</strong>s regionalen Aspekts in <strong>de</strong>n<br />

Baulandstrategien <strong>de</strong>r Zukunft. Um<br />

Schrumpfungsprozesse zu organisieren,<br />

müssen wir stärker interkommunal zusammenarbeiten.<br />

Es ist kein guter Beleg für<br />

strategisches Han<strong>de</strong>ln auf kommunaler<br />

Seite, dass meines Wissens nach das einzige<br />

ansatzweise funktionieren<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll<br />

einer interkommunalen Kooperation im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Wohnbaulan<strong>de</strong>ntwicklung in<br />

<strong>de</strong>r Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler zu<br />

fin<strong>de</strong>n ist. Wobei man es hier auch vergleichsweise<br />

einfach hatte, da man in <strong>de</strong>n<br />

letzten 20 Jahren nur <strong>de</strong>n Zuwachs verteilen<br />

musste. Wenn es jedoch darum geht,<br />

Schrumpfung zu organisieren, wird es erheblich<br />

schwerer. Trotz<strong>de</strong>m müssen wir hier<br />

versuchen, zu Kooperationen zu kommen.<br />

25


26<br />

Diskussion<br />

Thomas Lennertz: Sofern man Baulandstrategien<br />

mit Außenentwicklung gleichsetzen wür<strong>de</strong>, müsste<br />

die Gesetzgebung diesen Strategien ja einen Riegel<br />

vorschieben. Sie umfassen aber viel mehr. Müsste<br />

man diese Baulandstrategien nicht eher schärfen,<br />

um zu einer Forcierung <strong>de</strong>r Innenentwicklung zu<br />

kommen? Da vielleicht gera<strong>de</strong> die Strategien letztendlich<br />

außerhalb klarer gesetzlicher Instrumente<br />

besser funktionieren, als je<strong>de</strong>s Detail genau rechtlich<br />

zu regeln? Denn das scheint ja auch das Resümee zu<br />

sein: Wenn wir wirklich das Ziel einer Verringerung<br />

<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme haben, brauchen wir<br />

einen geeigneten Instrumentenkasten. Und da ist<br />

eben die Frage, ob dafür die Gesetze o<strong>de</strong>r die lan<strong>de</strong>splanerischen<br />

Instrumente allein ausreichend sind,<br />

o<strong>de</strong>r ob man das Instrumentarium <strong>de</strong>r Baulandstrategien<br />

schärfen muss?<br />

Stephan Keller: In <strong>de</strong>r Vergangenheit dienten Baulandstrategien<br />

im Wesentlichen dazu, Neubauland<br />

zu mobilisieren <strong>und</strong> dazu auch Freiraum in Anspruch<br />

zu nehmen. Das kann man auch durchaus selbstkritisch<br />

von kommunaler Seite so sehen. Mittlerweile<br />

wer<strong>de</strong>n die Schwerpunkte häufig schon an<strong>de</strong>rs gesetzt,<br />

<strong>und</strong> dafür gibt es viele Beispiele <strong>und</strong> einige<br />

Vorzeigeprojekte. Das Thema ist vielfach auch in <strong>de</strong>n<br />

Köpfen <strong>de</strong>r kommunalen Entschei<strong>de</strong>r angekommen.<br />

Realität in <strong>de</strong>r Vergangenheit war es aber, doch sehr<br />

stark auf <strong>de</strong>n Neubau zu setzen – <strong>und</strong> eben nicht auf<br />

<strong>de</strong>n Neubau in Baulücken, son<strong>de</strong>rn auf die Erschließung<br />

neuer Baugebiete an <strong>de</strong>n Ortsrän<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r<br />

sogar weiter davon entfernt.<br />

Plenum: Wobei das eine das an<strong>de</strong>re ja überhaupt<br />

nicht ausschließt. Man kann das gut miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n,<br />

gera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n neuen Bebauungsplänen <strong>de</strong>r<br />

Innenentwicklung. Ich <strong>de</strong>nke dass heutzutage fast<br />

70% aller Bebauungspläne nach § 13a BauGB aufgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Plenum: Ich bin überzeugt, dass sich die fiskalischen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Aspekte noch stark verän<strong>de</strong>rn<br />

wer<strong>de</strong>n. Es wird nicht mehr zu einer Bo<strong>de</strong>nwertabschöpfung<br />

kommen, son<strong>de</strong>rn es wird zu einem Bo<strong>de</strong>nmin<strong>de</strong>rwertausgleich<br />

kommen müssen. Wie man<br />

damit umgehen soll, wird <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Diskussionspunkt<br />

sein.<br />

Plenum: Die Mobilisierung im Innenbereich ist in<br />

kleineren Städten ja durch persönliche Beziehungen<br />

geprägt, in größeren Städten ist das jedoch <strong>de</strong>utlich<br />

schwieriger. Wenn man das Thema auch b<strong>und</strong>espolitisch<br />

forcieren will, ist eine Reform <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>steuer<br />

erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Stephan Keller: Der Deutsche Städtetag arbeitet<br />

seit etwa 20 Jahren daran, die Gr<strong>und</strong>steuer irgendwie<br />

zur Mobilisierung einzusetzen. Das birgt jedoch<br />

immer einen schwerwiegen<strong>de</strong>n Konflikt mit<br />

<strong>de</strong>njenigen, die for<strong>de</strong>rn, Steuern möglichst ohne<br />

Lenkungswirkung zu erheben. Ich weiß also nicht,<br />

ob wir an dieser Stelle weiterkommen. Gere<strong>de</strong>t wird<br />

über eine Gr<strong>und</strong>steuerreform schon lange, aber sie<br />

ist noch nie auf <strong>de</strong>n Weg gebracht wor<strong>de</strong>n.


Flächenpolitik in <strong>de</strong>r Stadtentwicklung<br />

Evamaria Küppers-Ullrich –<br />

Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />

Dr. Rolf Heyer – LEG Stadtentwicklung<br />

Küppers-Ullrich: Lebenswerte Städte <strong>und</strong><br />

attraktive Innenstädte la<strong>de</strong>n die Menschen<br />

zum Wohnen in <strong>de</strong>r Stadt ein. Somit ist<br />

dies aktiver Freiraumschutz <strong>und</strong> damit<br />

auch Ziel für eine nachhaltige Bo<strong>de</strong>n- <strong>und</strong><br />

Städtebaupolitik mit <strong>de</strong>r Absicht, Flächen<br />

zu sparen. Es geht um eine gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Stärkung <strong>de</strong>r Städte als Motoren <strong>de</strong>r regionalen<br />

Entwicklung <strong>und</strong> als Stätten <strong>de</strong>r<br />

Innovation <strong>und</strong> Kreativität, als Orte <strong>de</strong>s<br />

Wohnens, <strong>de</strong>r Lebensqualität <strong>und</strong> eben<br />

auch <strong>de</strong>r Bauqualität im Sinne <strong>de</strong>r Leipzig<br />

Charta. Innenstädte <strong>und</strong> Stadtteilzentren<br />

sind zu entwickeln als attraktive<br />

Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsstandorte durch städtebaulichen<br />

Denkmalschutz, städtebauliche<br />

Sanierung <strong>und</strong> Entwicklung einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Neunutzung von Brachen <strong>und</strong> unter<br />

Verzicht auf die Inanspruchnahme von Flächen<br />

‚auf <strong>de</strong>r grünen Wiese‘. Hinzu tritt<br />

die Planung <strong>und</strong> Umsetzung integrierter<br />

Maßnahmen für die Programmgebiete <strong>de</strong>r<br />

Sozialen Stadt mit <strong>de</strong>n jeweiligen spezifischen<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> die Bewältigung<br />

<strong>de</strong>r Probleme <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mographischen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftsstrukturellen Wan<strong>de</strong>ls im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s Stadtumbaus.<br />

Diese Zielsetzungen spiegeln sich wi<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> zum Jahreswechsel 2008 / 2009<br />

erfolgten Neuordnung <strong>de</strong>r Städtebauför<strong>de</strong>rung<br />

in Nordrhein-Westfalen. Im Hinblick<br />

auf die Stärkung <strong>de</strong>r Innenstädte liegt <strong>de</strong>r<br />

Schwerpunkt für das Ministerium für Bauen<br />

<strong>und</strong> Verkehr <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />

(MBV NRW) natürlich auf <strong>de</strong>n baulichen<br />

Maßnahmen, <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>und</strong> Gestaltung<br />

<strong>de</strong>s öffentlichen Raums, neuen Nutzungen<br />

von innerstädtischen Räumen <strong>und</strong><br />

Gebäu<strong>de</strong>n sowie <strong>de</strong>r Erhaltung <strong>und</strong> Sicherung<br />

<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>bestan<strong>de</strong>s. Dazu dienen<br />

auch Wettbewerbe wie ‚Stadt macht Platz –<br />

NRW macht Plätze‘, ‚Ab in die Mitte!‘ <strong>und</strong><br />

‚Standort Innenstadt – Raum für I<strong>de</strong>en‘,<br />

ein Wettbewerb, <strong>de</strong>r sich im Moment im<br />

Wesentlichen mit <strong>de</strong>r Zukunftsinitiative<br />

Ruhr befasst. Dazu gehören aber auch die<br />

För<strong>de</strong>rung von Mobilisierungs- <strong>und</strong> Umsetzungskonzepten<br />

wie Public-Private-Partnership-Initiativen,<br />

Stadtmarketing o<strong>de</strong>r<br />

Immobilien- <strong>und</strong> Standortgemeinschaften.<br />

<strong>Perspektiven</strong><br />

27


28<br />

Das zweite große Handlungsfeld einer aktiven<br />

Städtebaupolitik ist <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rgegenstand<br />

‚Soziale Stadt‘. Hier geht es natürlich<br />

insbeson<strong>de</strong>re um das Zusammenleben in <strong>de</strong>r<br />

Stadt <strong>und</strong> die Lösung sozialer Konflikte mit<br />

<strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s Städtebaus, um funktionsfähige<br />

Quartiere in <strong>de</strong>n Städten zu stabilisieren.<br />

Dazu gehört auch die Herrichtung<br />

<strong>und</strong> Umnutzung industrieller Brachflächen.<br />

Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rgebieten <strong>de</strong>r Sozialen<br />

Stadt befin<strong>de</strong>n sich zahlreiche Brachflächen,<br />

die im Rahmen <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Umwandlung o<strong>de</strong>r Attraktivitätssteigerung<br />

<strong>de</strong>r Gebiete mit behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n – o<strong>de</strong>r<br />

mit behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n sollten. Oft ist es<br />

erstaunlicherweise lei<strong>de</strong>r so, dass gera<strong>de</strong><br />

die Brachen ausgelassen wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Hinblick auf Brachen ist insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />

‚Stadtumbau West‘ ein För<strong>de</strong>rprogramm,<br />

das weiterhelfen kann. Der Stadtumbau<br />

West ist ein zentrales Element zur Bewältigung<br />

von Strukturwan<strong>de</strong>l, Schrumpfungsprozessen,<br />

<strong>de</strong>mographischem Wan<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />

zur Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen.<br />

Er zielt darauf ab, <strong>de</strong>m<br />

drohen<strong>de</strong>n Funktions- <strong>und</strong> Attraktivitätsverlust<br />

von Städten <strong>und</strong> <strong>de</strong>m schwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Wohnwert ganzer Wohnquartiere entgegenzuwirken.<br />

Die wichtigsten Schwerpunkte<br />

<strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rprogramms liegen in <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>rnutzung brachgefallener Flächen,<br />

<strong>de</strong>r Stabilisierung <strong>de</strong>r Innenstädte als Einzelhan<strong>de</strong>lszentren<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r gleichzeitigen<br />

Aufwertung als Wohnstandorte sowie <strong>de</strong>r<br />

Anpassung von Wohnquartieren an zukünftige<br />

Wohnbedürfnisse – zu nennen<br />

sind hier insbeson<strong>de</strong>re die familienfre<strong>und</strong>-<br />

lichen Wohnangebote o<strong>de</strong>r, im Zuge <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>mographischen Wan<strong>de</strong>ls, natürlich auch<br />

neue Wohnangebote für ältere <strong>und</strong> pflegebedürftige<br />

Menschen. Auch die nötige Anpassung<br />

<strong>de</strong>r Infrastruktur kann aus Mitteln<br />

<strong>de</strong>s Stadtumbau West geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Sinne <strong>de</strong>s Baulandmanagements liegt<br />

<strong>de</strong>r Schwerpunkt auf <strong>de</strong>m Umgang mit<br />

Brachen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Leerstand von Gebäu<strong>de</strong>n.<br />

Gewerbe- <strong>und</strong> Industriebrachen, auch<br />

Bahn- <strong>und</strong> Konversionsflächen wer<strong>de</strong>n immer<br />

mehr zum Problem. Hier können sowohl<br />

<strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>erwerb als auch die Aufbereitung<br />

bzw. Beseitigung von Umweltschä<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Aber auch die Gebäu<strong>de</strong><br />

stellen ein immer größeres Problemfeld dar,<br />

wenn man an umzunutzen<strong>de</strong> Kirchengebäu<strong>de</strong>,<br />

Kasernen, Gewerbe- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsimmobilien<br />

<strong>de</strong>nkt. Auch <strong>de</strong>r Abriss kann in<br />

Einzelfällen geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Städtebaupolitik <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nord-<br />

rhein-Westfalen liegt auf einer Linie mit <strong>de</strong>r<br />

Zielsetzung <strong>de</strong>r Reduzierung <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />

auf 30 ha. Uns liegt aktuell<br />

ein Papier <strong>de</strong>r Chefs <strong>de</strong>r Staatskanzleien<br />

aller Län<strong>de</strong>r zur ‚Nachhaltigkeitsstrategie<br />

<strong>de</strong>r Städte‘ vor, <strong>und</strong> auch hier spielt die<br />

Reduzierung <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />

eine ganz beson<strong>de</strong>re Rolle. Die Inanspruchnahme<br />

<strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen rechtlichen<br />

Instrumentariums nach Baugesetzbuch ist<br />

dabei ein ganz wichtiger Tatbestand wie<br />

auch eine sogenannte ‚Flächennutzungseffizienzsteigerung‘<br />

in <strong>de</strong>n drei Schritten<br />

Vermei<strong>de</strong>n, Mobilisieren <strong>und</strong> Revitalisieren.<br />

Nicht nur mit <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>r Städtebau-<br />

för<strong>de</strong>rung lässt sich Baulandmanagement<br />

betreiben. Auch die soziale Wohnraumför<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />

hat ein För<strong>de</strong>rangebot zur Reaktivierung innerstädtischer<br />

Brachflächen entwickelt. Mit<br />

diesem Instrumentarium können für Wohnungsbauvorhaben<br />

För<strong>de</strong>rmittel sowohl für<br />

die Brachflächenaufbereitung als auch für<br />

<strong>de</strong>n Wohnungsbau aus einer Hand bereitgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Mit diesem För<strong>de</strong>rangebot<br />

existiert also auch unabhängig vom Gebietsbezug<br />

<strong>de</strong>r Stadterneuerung die Möglichkeit<br />

zur Reaktivierung von Brachflächen<br />

für <strong>de</strong>n Wohnungsbau. Das dient insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Innenentwicklung <strong>und</strong> kann auch


kleinere Flächen erfassen, um <strong>de</strong>n Außenraum<br />

zu schonen. Geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n alle<br />

Kosten, von Gutachten zur Gefährdungsabschätzung,<br />

Maßnahmen zur Bo<strong>de</strong>nsanierung,<br />

Abbrucharbeiten, standortbedingte<br />

Gründungsmehrkosten usw. – also all das,<br />

was zur Aufbereitung einer Brachfläche für<br />

<strong>de</strong>n Wohnungsbau erfor<strong>de</strong>rlich ist. Um die<br />

Suburbanisierung zu bremsen <strong>und</strong> damit<br />

die Freirauminanspruchnahme zu begrenzen,<br />

wird im Rahmen <strong>de</strong>r sozialen Wohnraumför<strong>de</strong>rung<br />

zu<strong>de</strong>m ein Stadtbonus als<br />

zusätzliches För<strong>de</strong>rdarlehen für <strong>de</strong>n Bau<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Erwerb selbstgenutztem Wohneigentums<br />

insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n großen<br />

Städten <strong>und</strong> Hochpreisregionen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Nordrhein-Westfalen gewährt.<br />

Dr. Heyer: Das seit <strong>de</strong>m 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

unbegrenzte Wachstum unserer Städte<br />

ist, so glaube ich, vorbei. Wo <strong>de</strong>rzeit noch<br />

Wachstum vorhan<strong>de</strong>n ist, ist meist auch ein<br />

En<strong>de</strong> absehbar. Kluge Politik wird sich auf<br />

diesen Paradigmenwechsels weg von <strong>de</strong>n<br />

Wachstumsi<strong>de</strong>ologien <strong>und</strong> Wertabschöpfungsdiskussionen<br />

einstellen <strong>und</strong> überlegen,<br />

wie man damit umgehen kann. Es gibt<br />

Schätzungen, die in Nordrhein-Westfalen<br />

um 2010 von einem Brachflächenbestand<br />

in einer Größenordnung von 40.000 ha<br />

ausgehen. Bei einem Nachhaltigkeitsziel<br />

von 5-7 ha Flächeninanspruchnahme hätten<br />

wir allein auf Brachflächen noch ein<br />

Potenzial für 15 bis 20 Jahre.<br />

Aber: Sind diese Flächen <strong>de</strong>nn auch verfügbar?<br />

Sind sie frei für neue Nutzungen?<br />

Sind sie dafür geeignet? Liegen sie an <strong>de</strong>n<br />

richtigen Standorten? Passen unsere Instrumente,<br />

die wir in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

angewen<strong>de</strong>t haben, überhaupt noch? Passt<br />

z. B. das Instrument Gr<strong>und</strong>stücksfonds? Es<br />

hat eine Zeit gegeben, in <strong>de</strong>r dieser etwas<br />

wie die ‚Abwrackprämie‘ für große Gr<strong>und</strong>stückseigentümer<br />

war. Ich glaube, diese<br />

Zeiten sind vorbei. Bei <strong>de</strong>n letzten Gr<strong>und</strong>stücken<br />

haben wir keine Prämien mehr gezahlt,<br />

son<strong>de</strong>rn uns von <strong>de</strong>n Eigentümern<br />

dafür, dass wir die Flächen übernommen<br />

haben, Geld geben lassen.<br />

Zu <strong>de</strong>n Projekten, die wir über <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>stücksfonds<br />

realisiert haben, gehören<br />

etwa <strong>de</strong>r Landschaftspark in Duisburg,<br />

Dortm<strong>und</strong>-Phoenix o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Westpark in<br />

Bochum. In <strong>de</strong>n letzten 30 Jahren haben<br />

wir unzweifelhaft eine Vielzahl von Erfolgen<br />

verbuchen können. Die I<strong>de</strong>e ist 1979 in<br />

Castrop-Rauxel geboren <strong>und</strong> dann ab 1980<br />

durch uns umgesetzt wor<strong>de</strong>n. Der Gr<strong>und</strong>stücksfonds<br />

war <strong>und</strong> ist immer noch ein<br />

erfolgreiches Instrument für <strong>de</strong>n Strukturwan<strong>de</strong>l<br />

im Ruhrgebiet, aber auch in ganz<br />

Nordrhein-Westfalen. Es ging dabei jedoch<br />

immer um die Lösung einer Einzelproblematik,<br />

<strong>de</strong>r Fonds war nie ein strategisches<br />

Instrument. Das heißt, wir haben uns immer<br />

um das Problem <strong>de</strong>r einzelnen Brachfläche<br />

gekümmert. Wir haben versucht,<br />

diese einzelne Brachfläche, die als W<strong>und</strong>e<br />

in <strong>de</strong>r Stadt zurückgeblieben ist, zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> über diese Entwicklung eine<br />

Ausstrahlungswirkung auf die Umgebung<br />

zu schaffen. Das hat dort funktioniert, wo<br />

wir ausreichend große Brachen hatten. Die<br />

durchschnittliche Größe im Gr<strong>und</strong>stücksfonds<br />

liegt bei 10-12 ha, die Bandbreite<br />

reicht jedoch von 1 bis hin zu 130 ha.<br />

Vor zwei Jahren haben wir eine Evaluationsstudie<br />

erstellen lassen <strong>und</strong> uns damit<br />

auseinan<strong>de</strong>r gesetzt, wie eigentlich die<br />

Brache <strong>de</strong>r Zukunft aussieht. Das ist dann<br />

nämlich nicht mehr die große Brache von<br />

30 o<strong>de</strong>r mehr Hektar, son<strong>de</strong>rn das sind<br />

eher die kleinen Brachflächen, die dann<br />

im ganzen Stadtgebiet zu Tage treten.<br />

Wir haben uns natürlich auch an gesamtstädtischen<br />

Prozessen beteiligt. In einer<br />

Großstadt gibt es eine Vielzahl Mitspieler<br />

29


30<br />

im Geschäft <strong>de</strong>r Brachflächenentwicklung.<br />

Eine strategische Stadtentwicklung bzw.<br />

ein strategischer Umgang mit Flächenentwicklung,<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Rahmen <strong>de</strong>r Innenentwicklung<br />

<strong>und</strong> auf Brachen, kann nur<br />

funktionieren, wenn alle Eigentümer o<strong>de</strong>r<br />

zumin<strong>de</strong>st die überwiegen<strong>de</strong> Zahl <strong>de</strong>r Eigentümer<br />

mitspielen.<br />

In Zukunft wer<strong>de</strong>n wir die bewährten Instrumente<br />

wie <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>stücksfonds, die<br />

Bahnflächenentwicklungsgesellschaft,<br />

PPP-Mo<strong>de</strong>lle auf kommunaler Seite, Projektgesellschaften<br />

etc. bün<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> versuchen<br />

müssen, daraus für Städte integrierte<br />

Entwicklungskonzepte zu formulieren <strong>und</strong><br />

umzusetzen. Diesen Ansatz haben wir unter<br />

<strong>de</strong>n Arbeitstitel ‚Flächenpool Nordrhein-<br />

Westfalen‘ gestellt. Wir sind <strong>de</strong>r Ansicht,<br />

dass die Mitwirkung in einem Aufklärungs-<br />

bzw. Konsensprozess, wie ihn die Bahnflächenentwicklungsgesellschaft<br />

etabliert<br />

hat, für viele Beteiligte Vorteile haben kann.<br />

Dass man dies über eine Management-<br />

Organisation macht, damit es eben nur einen<br />

Ansprechpartner gibt für alle Flächen.<br />

Dass alle mitwirkungsbereiten Eigentümer<br />

strategisch mit einbezogen wer<strong>de</strong>n. Dass es<br />

eine Gesamtplanung über alle Flächen gibt,<br />

wir haben diese einmal ‚Masterplan Brache‘<br />

genannt. Dass es zunächst einmal geringe<br />

Eigenanteile für die mitwirkungsbereiten<br />

Eigentümer gibt – für Planung, Untersuchung<br />

<strong>und</strong> Gutachten, also in dieser frühen<br />

Entwicklungsphase. Und dass es letztlich<br />

Transparenz für alle gibt.<br />

Das kann am En<strong>de</strong> Möglichkeiten eröffnen,<br />

diese Einzelflächen in Paketlösungen mit<br />

größeren Eigentümern o<strong>de</strong>r in ein Konsensverfahren<br />

mit <strong>de</strong>r Stadt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />

einzubringen. Das kann auch durchaus<br />

auf interkommunaler o<strong>de</strong>r regionaler Ebene<br />

passieren. Der Eigentümer erhält damit<br />

Entwicklungsmöglichkeiten, die jedoch in<br />

gesamtstädtisches Han<strong>de</strong>ln eingeb<strong>und</strong>en<br />

sein müssen. Das heißt, wir brauchen dafür<br />

einen strategischen Ansatz. Und man muss<br />

auch ganz <strong>de</strong>utlich sagen: Für die Eigentümer,<br />

die nicht mitwirkungsbereit sind, gibt<br />

es dann kein Planungsrecht. Planungsrecht<br />

heißt in vielen Fällen, dass wir bestehen<strong>de</strong>s<br />

Planungsrecht än<strong>de</strong>rn müssen. Und darüber<br />

ist die Kommune wie<strong>de</strong>r im Geschäft. Man<br />

kann dann durchaus auch Flächen haben,<br />

die nicht baulich entwickelt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

die für eine landwirtschaftliche o<strong>de</strong>r kleingärtnerische<br />

Nutzung in Frage kommen.<br />

Das Ergebnis muss es sein, einen Verzicht<br />

auf Entwicklung im Freiraum zu erreichen,<br />

damit man diese Innenentwicklung entsprechend<br />

för<strong>de</strong>rn kann. Wir wollen versuchen,<br />

dieses Instrument – auch in <strong>de</strong>r<br />

Diskussion mit <strong>de</strong>r kommunalen Seite – in<br />

<strong>de</strong>n nächsten Jahren weiter zu entwickeln.<br />

Wichtig wird aber sein, dass wir die Wachstumsutopien<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit nicht weiter<br />

pflegen, son<strong>de</strong>rn diesen Paradigmenwan<strong>de</strong>l<br />

auch konkret in politisches <strong>und</strong><br />

planerisches Han<strong>de</strong>ln umsetzen.<br />

Küppers-Ullrich: Bei geringer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

öffentlichen Mitteln <strong>de</strong>r Kommunen ist die<br />

temporäre Nutzung sicherlich auch eine<br />

kreative Reaktivierung von brachliegen<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> min<strong>de</strong>rgenutzten Flächen jenseits gängiger<br />

immobilienwirtschaftlicher Verwertungsmuster.<br />

Nicht alle Brachflächen sind<br />

sofort vermarktbar, so dass sich durchaus<br />

die ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Fläche für eine temporäre<br />

Nutzung anbieten kann.<br />

Das Institut für Gartenkunst <strong>und</strong> Landschaftskultur,<br />

eine Gründung <strong>de</strong>r RWTH Aachen<br />

auf Schloss Dyck, hat im Auftrag <strong>de</strong>s<br />

MBV NRW einen Forschungsauftrag zum<br />

Thema ‚Freiraum auf Zeit‘ bearbeitet <strong>und</strong><br />

ein entsprechen<strong>de</strong>s Internetangebot entwickelt.<br />

Das Institut hat festgestellt, dass in<br />

Gebieten mit negativen Entwicklungsvorzeichen<br />

ein zunehmen<strong>de</strong>r Flächenüberhang<br />

entsteht, <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n ökonomischen<br />

Strukturwan<strong>de</strong>l natürlich zukünftig weiter<br />

verschärft wird. Daher wird die temporäre<br />

Nutzung von Frei- <strong>und</strong> Brachflächen zum<br />

Instrument einer strategischen Stadtentwicklung.<br />

In <strong>de</strong>r Studie <strong>de</strong>s Instituts wur<strong>de</strong>n in einem<br />

ersten Schritt zunächst die typischen Brachen<br />

kategorisiert, also Industriebrachen,<br />

Bahnbrachen, Militärbrachen, <strong>de</strong>r Rück-<br />

<strong>und</strong> Umbau innerhalb von Wohngebieten<br />

aber auch sonstige untergenutzte Flächen.<br />

Anschließend wur<strong>de</strong>n beispielhaft Flächen,<br />

die in die För<strong>de</strong>rprogramme Stadtumbau<br />

West o<strong>de</strong>r Soziale Stadt eingeb<strong>und</strong>en sind,


untersucht. Daran anschließend wur<strong>de</strong>n für<br />

diese Fälle Szenarien <strong>und</strong> Entwicklungsvorschläge<br />

erarbeitet bzw. vorhan<strong>de</strong>ne gute<br />

Ergebnisse analysiert <strong>und</strong> aufgelistet.<br />

Als Ergebnis zeichnet sich ab, dass Zwischennutzungen<br />

innerhalb <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />

För<strong>de</strong>rkulissen durchaus umsetzbar<br />

sind <strong>und</strong> auch ein hohes Potenzial in<br />

Bezug auf die Wie<strong>de</strong>rinwertsetzung von<br />

Frei- <strong>und</strong> Brachflächen aufweisen. Mit<br />

<strong>de</strong>r Zwischennutzug wer<strong>de</strong>n die sonst als<br />

Schandfleck in <strong>de</strong>r Landschaft liegen<strong>de</strong>n<br />

Flächen zum strategischen Element von<br />

langfristigen Stadtumbauprojekten. Die<br />

temporären Nutzungen wer<strong>de</strong>n zum Marketinginstrument,<br />

um die Flächen bekannter<br />

zu machen, <strong>und</strong> zum gestalterischen<br />

Element zur Aufwertung von Stadträumen.<br />

Sie dienen auch als Wohnumfeldverbesserungsmaßnahmen,<br />

als Elemente<br />

regionaler Entwicklungsmaßnahmen o<strong>de</strong>r<br />

Instrumente zur För<strong>de</strong>rung innovativer<br />

Wirtschaftszweige.<br />

Zwischennutzungen kommen jedoch häufig<br />

nicht zustan<strong>de</strong>, weil die Eigentümer <strong>de</strong>ren<br />

Verstetigung fürchten <strong>und</strong> die Rechtslage<br />

für viele Beteiligte unklar ist. Deshalb<br />

benötigen Zwischennutzungen in <strong>de</strong>r Regel<br />

‚Kümmerer‘, die sich um diese Projekte<br />

bemühen. Ziel war es daher auch, durch<br />

die Schaffung <strong>de</strong>s Internetportals www.<br />

freiraum-auf-zeit.nrw.<strong>de</strong> <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Akteuren in Stadtumbauprozessen<br />

<strong>de</strong>n Zugang zum Thema ‚Zwischennutzung‘<br />

zu erleichtern. Auf <strong>de</strong>m Portal ist auch ein<br />

Mustervertrag erhältlich.<br />

Wir hoffen, dass wir mit diesem Angebot<br />

einen weiteren Baustein zur Umsetzung<br />

von temporären Nutzungen auf Brachflächen<br />

vermitteln können – zusätzlich<br />

zu <strong>de</strong>n Projekten im Rahmen von REFINA,<br />

<strong>de</strong>n Arbeitshilfen <strong>de</strong>s Forum Baulandmanagement<br />

NRW <strong>und</strong> <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Werkstattberichten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für<br />

Bauwesen <strong>und</strong> Raumordnung zu temporären<br />

Nutzungen.<br />

31


Allianz für die Fläche<br />

32<br />

Matthias Peck – Ministerium für<br />

Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz, Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Verbraucherschutz <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />

Die Flächeninanspruchnahme von Freiraum<br />

für Siedlung <strong>und</strong> Verkehr ist ein<strong>de</strong>utig zu<br />

hoch, das ist sicherlich nichts Neues. Viel<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>de</strong>r wesentliche Kern<br />

<strong>de</strong>s Problems ist jedoch, dass <strong>de</strong>r Trend in<br />

die falsche Richtung weist. B<strong>und</strong>esweit liegen<br />

wir immer noch bei über 100 ha Flächenverbrauch<br />

täglich. Es gibt einen kleinen<br />

statistischen Ausreißer im Jahre 2003,<br />

<strong>de</strong>r aber zu vernachlässigen ist. Eine Trendwen<strong>de</strong><br />

ist <strong>de</strong>rzeit aber nicht in Sicht.<br />

Wir können nicht sagen, dass überall gleich<br />

viel Fläche in Anspruch genommen wird.<br />

Vielmehr haben wir regional einen sehr unterschiedlichen<br />

Umgang mit Fläche. Einem<br />

<strong>de</strong>utlichen Rückgang <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />

im Ballungsbereich <strong>de</strong>s Ruhrgebietes<br />

steht eine <strong>de</strong>utlich erhöhte Flächeninanspruchnahme<br />

im ländlichen Raum<br />

gegenüber, etwa im Münsterland, in Ostwestfalen-Lippe<br />

<strong>und</strong> am Nie<strong>de</strong>rrhein mit<br />

zum Teil extremen Zunahmen. Das heißt<br />

auch, dass das Thema differenziert zu behan<strong>de</strong>ln<br />

ist <strong>und</strong> unterschiedliche Lösungsansätze<br />

erfor<strong>de</strong>rt.<br />

R<strong>und</strong> 115 ha tägliche Inanspruchnahme sind<br />

schwer vorstellbar. Es wer<strong>de</strong>n dann immer<br />

die berühmten 120 Fußballfel<strong>de</strong>r angeführt,<br />

aber wer hat schon 120 Fußballfel<strong>de</strong>r vor<br />

<strong>de</strong>r Haustür <strong>und</strong> kann sich das vorstellen?<br />

Wenn wir die gesamte Fläche zusammenfügen<br />

wür<strong>de</strong>n, die in Nordrhein-Westfalen in<br />

einem Jahr für Siedlung <strong>und</strong> Verkehr in Anspruch<br />

genommen wird, dann entspräche<br />

das ziemlich genau <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>s Nationalparks<br />

Eifel. An<strong>de</strong>rs ausgedrückt wäre<br />

in zwei Jahren <strong>de</strong>r gesamte Nationalpark<br />

Eifel für Siedlungs- <strong>und</strong> Verkehrsflächen<br />

komplett in Anspruch genommen. Das auch<br />

nochmal, um die Dimension <strong>und</strong> Dramatik<br />

dieses Themas vor Augen zu führen.<br />

Natürlich haben wir das nicht geballt an<br />

einem Fleck, son<strong>de</strong>rn wir haben mal hier<br />

ein kleines Gebiet <strong>und</strong> mal da ein Areal –<br />

<strong>und</strong> das macht es auch so schwierig, das<br />

Thema anzugehen. Die Landwirtschaft hat<br />

am meisten unter <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />

zu lei<strong>de</strong>n. Das betrifft nicht nur die<br />

Versorgung mit Lebensmitteln, son<strong>de</strong>rn


zunehmend auch das Thema regenerative<br />

Energien.<br />

Zu <strong>de</strong>n ökologischen Folgen <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />

gehört die Zerschneidung<br />

von Landschaften <strong>und</strong> Landschaftsbil<strong>de</strong>rn.<br />

Verbindungswege für Tiere wer<strong>de</strong>n damit<br />

unterbrochen <strong>und</strong> Ausbreitungsmöglichkeiten<br />

verhin<strong>de</strong>rt. Wir haben <strong>de</strong>rzeit in<br />

Nordrhein-Westfalen noch drei unzerschnittene<br />

Gebiete im Bereich von 100 km 2 ,<br />

die Ten<strong>de</strong>nz ist auch hier rückläufig. Wir<br />

haben zu<strong>de</strong>m die Beeinträchtigung <strong>und</strong><br />

Zerstörung wertvoller Biotope. In Nord-<br />

rhein-Westfalen sind <strong>de</strong>rzeit 42% <strong>de</strong>r Pflanzenarten,<br />

50% <strong>de</strong>r Säugetierarten <strong>und</strong> 53%<br />

<strong>de</strong>r Vogelarten entwe<strong>de</strong>r gefähr<strong>de</strong>t, vom<br />

Aussterben bedroht o<strong>de</strong>r bereits ausgestorben.<br />

Die Inanspruchnahme von Flächen hat<br />

auch erhebliche Auswirkungen auf die Bo<strong>de</strong>nfunktion.<br />

Versiegelte Fläche ist nicht<br />

einfach wie<strong>de</strong>r zu entsiegeln <strong>und</strong> dann wie<br />

vorher zu nutzen. Verb<strong>und</strong>en mit <strong>de</strong>m großen<br />

Thema Gr<strong>und</strong>wasserneubildung kommen<br />

wir zum Problem <strong>de</strong>r Hochwassergefahr, die<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>utlich zugenommen<br />

hat. Häufigere Starkregenereignisse infolge<br />

<strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls führen auch bei bislang<br />

völlig unauffälligen kleinen Flüssen zu verheeren<strong>de</strong>n<br />

Problemen.<br />

Diese Folgen im Bereich <strong>de</strong>r Ökologie sind<br />

für viele sicherlich nichts Neues. In <strong>de</strong>n<br />

Kommunen wird oft gesagt: „Das ist alles<br />

richtig <strong>und</strong> wir achten auch darauf,<br />

dass <strong>de</strong>r Ökologie hier nicht allzu viel<br />

Scha<strong>de</strong>n zugefügt wird, aber wir müssen<br />

wachsen, wir müssen uns wirtschaftlich<br />

entwickeln <strong>und</strong> natürlich müssen wir Arbeitsplätze<br />

schaffen.“ Hier stellt sich die<br />

Frage: Stimmt das eigentlich? Stimmt die<br />

alte Formel überhaupt, die besagt: „Flächeninanspruchnahme<br />

für Gewerbe o<strong>de</strong>r<br />

für Wohnungsbau ist gleichbe<strong>de</strong>utend mit<br />

neuen Unternehmen, neuen Gewerbesteuereinnahmen,<br />

neuen Einwohnern, neuem<br />

Steueraufkommen“? Ich habe daran zumin<strong>de</strong>st<br />

meine Zweifel.<br />

Die <strong>de</strong>mographische Entwicklung sagt<br />

ganz <strong>de</strong>utlich: „Wir wer<strong>de</strong>n weniger!“ Und<br />

wenn wir weniger wer<strong>de</strong>n, müssen weniger<br />

Bezahlen<strong>de</strong> immer mehr Kosten für Infrastruktur<br />

aufbringen, insbeson<strong>de</strong>re dann,<br />

wenn diese sich in die Fläche aus<strong>de</strong>hnt. Einer<br />

Neuschaffung von Infrastrukturen <strong>und</strong><br />

Siedlungsflächen steht jedoch in <strong>de</strong>r Regel<br />

kein entsprechen<strong>de</strong>r Rückbau gegenüber.<br />

Wenn eine Kommune neue Wohnsiedlungsschwerpunkte<br />

am Stadtrand o<strong>de</strong>r außerhalb<br />

entwickelt, müssen dort neue Straßen,<br />

sonstige technische Infrastrukturen,<br />

neue Kin<strong>de</strong>rgärten, neue Schulen <strong>und</strong> neue<br />

Einkaufsmöglichkeiten geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Gleichzeitig gibt es diese Infrastruktur aber<br />

bereits in einer sich immer mehr entvölkern<strong>de</strong>n<br />

Innenstadt, die weiter unterhalten<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Am Beispiel <strong>de</strong>s Kanalnetzes<br />

kann man das sehr gut nachvollziehen: Wir<br />

haben ein immer länger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Netz<br />

<strong>und</strong> eine relativ gleichbleiben<strong>de</strong>, in Zukunft<br />

sogar abnehmen<strong>de</strong> Bevölkerung, die dieses<br />

Kanalnetz natürlich unterhalten muss. Je<br />

mehr man also in die Fläche geht <strong>und</strong> je<br />

mehr neue Gebiete man entwickelt, <strong>de</strong>sto<br />

mehr Kosten hat die Kommune langfristig<br />

zu tragen. Ich glaube, auch Kommunalpolitiker<br />

kommen hier ins Nach<strong>de</strong>nken. Ein<br />

Baugebiet zu entwickeln be<strong>de</strong>utet erst einmal<br />

relativ überschaubare Kosten. Aber wie<br />

ist es mit <strong>de</strong>n langfristigen Infrastrukturkosten,<br />

die daraus resultieren? Rechnet sich<br />

das auch dann noch, wenn Kanalbaumaßnahmen,<br />

Straßenunterhaltung, Kin<strong>de</strong>rgärten<br />

<strong>und</strong> Schulen mit in die Rechnung einbezogen<br />

wer<strong>de</strong>n?<br />

Da ich aus <strong>de</strong>m Umweltministerium komme,<br />

fin<strong>de</strong> ich es manchmal scha<strong>de</strong>, dass das<br />

ökologische Argument offensichtlich seit<br />

vielen Jahren allein nicht trägt. Die ökonomische<br />

Betrachtung ist jedoch ein Ansatz-<br />

33


34<br />

punkt, <strong>de</strong>r auch Kommunalpolitiker <strong>und</strong><br />

Planer hellhörig wer<strong>de</strong>n lässt.<br />

Minister Eckhard Uhlenberg hat dieses Thema<br />

zu Beginn seiner Amtszeit aufgegriffen<br />

<strong>und</strong> im Mai 2006 die ‚Allianz für die Fläche‘<br />

gegrün<strong>de</strong>t. Sehr viele <strong>und</strong> unterschiedliche<br />

Institutionen sind dort vertreten, zum Teil<br />

auch Bereiche, die sonst nicht immer unbedingt<br />

an einem Strang ziehen, aber zu<br />

diesem Thema gesagt haben: „Wir fin<strong>de</strong>n<br />

das wichtig, <strong>und</strong> wir möchten auch unseren<br />

Beitrag zum Thema Flächenpolitik leisten.“<br />

Wir sind uns sehr wohl darüber im Klaren,<br />

dass die ‚Allianz für die Fläche‘ nicht das<br />

Allheilmittel zur Lösung <strong>de</strong>s Problems <strong>de</strong>s<br />

Flächenverbrauchs ist. Daran arbeiten kluge<br />

Köpfe schon seit vielen Jahren, aber <strong>de</strong>n<br />

Königsweg hat bislang niemand gef<strong>und</strong>en.<br />

Wir wer<strong>de</strong>n ihn auch nicht fin<strong>de</strong>n. Wir haben<br />

aber auch nicht diesen Anspruch. Unser<br />

Ansatz ist, dass je<strong>de</strong> Initiative <strong>und</strong> je<strong>de</strong><br />

Maßnahme, die zu einer Reduzierung <strong>de</strong>s<br />

Flächenverbrauchs führt, eine gute Maßnahme<br />

<strong>und</strong> als Beispiel in <strong>de</strong>r ‚Allianz für<br />

die Fläche‘ willkommen ist. Wir wollen über<br />

<strong>de</strong>n Austausch <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r unterschiedlichen Gruppen schauen,<br />

dass wir Maßnahmen fin<strong>de</strong>n, die das Thema<br />

wirklich angehen, <strong>und</strong> sei es auch erst einmal<br />

nur im kleinen Bereich.<br />

Das strategische effiziente Flächenmanagement<br />

ist dabei ein Schwerpunkt. Das<br />

Umweltministerium hat ein Mo<strong>de</strong>llprojekt<br />

geför<strong>de</strong>rt, in <strong>de</strong>m mit vier Kommunen versucht<br />

wur<strong>de</strong>, sich <strong>de</strong>m Thema Flächenmanagement<br />

einmal regional differenziert<br />

in <strong>de</strong>r Form zu nähern, dass man gesagt<br />

hat: „Was haben wir eigentlich für Flächen<br />

in unserer Kommune?“ In <strong>de</strong>n wenigsten<br />

Kommunen gibt es wirklich eine Übersicht<br />

<strong>und</strong> eine strategische Planung für <strong>de</strong>n Umgang<br />

mit Fläche. Vielmehr wird bei Auftreten<br />

eines Bedarfs kurzfristig eine Fläche<br />

gesucht. Dabei gilt aber wie in einem<br />

Haushalt: Fläche ist ein hohes Gut, ein<br />

nicht vermehrbares Gut, ein endliches Gut.<br />

Das heißt, ähnlich wie <strong>de</strong>r Kämmerer mit<br />

seinem Haushalt muss man sich Gedanken<br />

darüber machen, wie man eigentlich mit<br />

<strong>de</strong>n zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Ressourcen<br />

umgehen möchte. Was gibt es für Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Potenziale <strong>und</strong> wo will man<br />

strategisch damit hin? Wie soll dieses Potenzial<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n?<br />

In Ems<strong>de</strong>tten hat man sich speziell in <strong>de</strong>r<br />

Wohnraumentwicklung unter <strong>de</strong>m Slogan<br />

„Innen wohnen, außen schonen“ mit einer<br />

Priorisierung <strong>de</strong>r Innen- vor <strong>de</strong>r Außenentwicklung<br />

befasst. Dazu wur<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs<br />

freie Gr<strong>und</strong>stücke im Innenbereich untersucht.<br />

Jetzt ist es natürlich nicht so, dass<br />

diejenigen, die schon in <strong>de</strong>r Stadt wohnen,<br />

die Innenverdichtung begrüßen. Das ist ein<br />

Problem, das angegangen wer<strong>de</strong>n muss <strong>und</strong><br />

das in Ems<strong>de</strong>tten sehr gut zusammen mit<br />

<strong>de</strong>n Anwohnern, <strong>de</strong>m Rat <strong>und</strong> allen sonstigen<br />

Beteiligten, die in so einen Prozess<br />

hineingehören, angegangen wur<strong>de</strong>. Das ist<br />

ein mühsamer Prozess, das ist nicht einfach<br />

<strong>und</strong> das kriegt man auch nicht geschenkt.<br />

Aber es lohnt sich.<br />

Ein weiterer ganz wichtiger Ansatz im<br />

Bereich <strong>de</strong>r ‚Allianz für die Fläche‘ ist die<br />

Stärkung <strong>de</strong>s öffentlichen Bewusstseins.<br />

Ich glaube, wir haben keine an<strong>de</strong>re Chance,<br />

als ein Bewusstsein für das Thema<br />

Flächenverbrauch zu schaffen – ähnlich,<br />

wie es mittlerweile ein Bewusstsein für<br />

<strong>de</strong>n Klimawan<strong>de</strong>l gibt. Wir kommen we<strong>de</strong>r<br />

allein über Gesetze, noch über Verordnungen,<br />

noch über direktive Maßnahmen<br />

aus Düsseldorf damit weiter. Wir haben<br />

nicht <strong>de</strong>n <strong>de</strong>taillierten Kenntnisstand, wie<br />

sich die Situation in <strong>de</strong>n einzelnen Kommunen<br />

darstellt. Abgesehen davon wi<strong>de</strong>rspräche<br />

eine Kompetenzverlagerung<br />

auf die Ebene <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>satz<br />

<strong>de</strong>r kommunalen Planungshoheit <strong>und</strong> wür<strong>de</strong><br />

meiner Meinung nach das Problem sogar<br />

eher verschärfen.<br />

Wir wollen die Kommunen statt<strong>de</strong>ssen dabei<br />

unterstützen, sich mit diesem Thema<br />

aktiv auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Nach <strong>de</strong>n vier<br />

Pilotprojekten in Arnsberg, Bottrop, Ems<strong>de</strong>tten<br />

<strong>und</strong> Min<strong>de</strong>n haben wir ein Folgeprojekt<br />

mit zwölf weiteren Kommunen geför<strong>de</strong>rt.<br />

Es gibt mittlerweile Tools, mittels<br />

<strong>de</strong>rer u. a. verschie<strong>de</strong>ne Flächen- <strong>und</strong> Entwicklungsoptionen<br />

hinsichtlich ihrer Folgekosten<br />

verglichen wer<strong>de</strong>n können. Und das<br />

ist immer <strong>de</strong>r Punkt, wo die Kommunalpolitiker<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsträger vor Ort sehr<br />

hellhörig wer<strong>de</strong>n.


Wir haben viele Fachveranstaltungen<br />

durchgeführt <strong>und</strong> sind an die kommunalen<br />

Spitzenverbän<strong>de</strong> sowie die kommunalpolitischen<br />

Vereinigungen <strong>de</strong>r Parteien herangetreten.<br />

Dort gibt es mittlerweile eine<br />

<strong>de</strong>utlich größere Bereitschaft, sich mit <strong>de</strong>m<br />

Thema auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Wir haben<br />

das Thema natürlich auch in <strong>de</strong>n Regionalräten<br />

vorgestellt mit <strong>de</strong>m Ergebnis, dass<br />

mittlerweile zwei Regionalräte einstimmige<br />

Beschlüsse gefasst haben <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ‚Allianz<br />

für die Fläche‘ beigetreten sind. Wir haben<br />

natürlich auch Kontakte zur Forschung<br />

<strong>und</strong> sind dort in sehr engem Austausch,<br />

ich habe schon das Beispiel <strong>de</strong>r Berechnungstools<br />

erwähnt, die zunehmend von<br />

Kommunen nachgefragt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Ziel <strong>de</strong>r Reduzierung <strong>de</strong>s Flächenverbrauchs<br />

von <strong>de</strong>rzeit r<strong>und</strong> 115 ha auf 30 ha<br />

bis zum Jahr 2020, wie es <strong>de</strong>r Rat für Nachhaltige<br />

Entwicklung formuliert hat, ist ein<br />

ehrgeiziges Ziel, aber meiner Ansicht nach<br />

unbedingt notwendig. Auf Initiative von<br />

Minister Uhlenberg wur<strong>de</strong> die Thematik<br />

auch nochmals Gegenstand <strong>de</strong>r Umweltministerkonferenz<br />

2007; <strong>und</strong> auch die Umweltministerkonferenz<br />

hat sich einstimmig<br />

diesem Ziel angeschlossen <strong>und</strong> for<strong>de</strong>rt die<br />

Län<strong>de</strong>r auf, entsprechen<strong>de</strong> Maßnahmen zu<br />

ergreifen. Für Nordrhein-Westfalen wür<strong>de</strong><br />

dies eine Reduzierung von <strong>de</strong>rzeit etwa<br />

15 ha auf 5 bis 7 ha be<strong>de</strong>uten. Und ob es<br />

jetzt 5, 6 o<strong>de</strong>r 7 ha sind, ist völlig uninteressant.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd ist, dass wir eine<br />

Trendwen<strong>de</strong> weg von einer andauern<strong>de</strong>n<br />

Steigerung <strong>de</strong>s Flächenverbrauchs schaffen.<br />

Und falls wir es schaffen, in <strong>de</strong>n nächsten<br />

Jahren auf 10 ha zu kommen, ist das<br />

schon ein w<strong>und</strong>erbarer Erfolg, weil es in die<br />

richtige Richtung weist.<br />

Daher sollten wir uns nicht darüber streiten,<br />

ob nun 0, 5, 6 o<strong>de</strong>r 7 ha, das ist wirklich<br />

ein aka<strong>de</strong>mischer Streit. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

ist die Trendwen<strong>de</strong> <strong>und</strong> entschei<strong>de</strong>nd ist<br />

dabei auch <strong>de</strong>r Ansatz, vom Kannibalismus<br />

<strong>de</strong>s kommunalen Kampfes um Einwohner<br />

wegzukommen. Wir müssen uns von <strong>de</strong>m<br />

Denken verabschie<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong>r Einwohner<br />

<strong>und</strong> je<strong>de</strong>s Unternehmen einen Gewinn<br />

be<strong>de</strong>utet <strong>und</strong> dafür alles möglich gemacht<br />

wird. Das funktioniert bei einer schrumpfen<strong>de</strong>n<br />

Bevölkerung auf Dauer nicht. Das<br />

kann im Einzelfall für eine Kommune gut<br />

gehen, für die drei Nachbarkommunen hat<br />

es aber erschrecken<strong>de</strong> Folgen.<br />

Die Antwort auf die Frage, warum es unbedingt<br />

notwendig ist, sich mit <strong>de</strong>m Thema<br />

Flächenverbrauch auseinan<strong>de</strong>rzusetzen,<br />

ist eigentlich eine ganz einfache: Wir<br />

haben nur diese eine Er<strong>de</strong>, <strong>und</strong> wir haben<br />

nur eine begrenzte Fläche. Fläche ist eine<br />

endliche Ressource. Und <strong>de</strong>swegen ist es<br />

notwendig, sich mit <strong>de</strong>m Thema intensiv<br />

zu befassen.<br />

Das Ziel bis 2020: tägliche Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Siedlungsd<br />

V k h flä h i D hl d hö h 30 h<br />

<strong>und</strong> Verkehrsfläche in Deutschland höchstens 30 ha<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

400<br />

20<br />

0<br />

120 ha 129 ha 115 ha 114 ha 113 ha 30 ha<br />

1993 1997 2001 2002 2003 2020<br />

bis bis bis bis bis<br />

1996 2000 2004 2005 2006<br />

SuV<br />

Quelle: BBR Bonn 2006; Stat. B<strong>und</strong>esamt<br />

35


Nachhaltige Siedlungsentwicklung im LEP 2025<br />

36<br />

Kirsten Kötter – Ministerium für<br />

Wirtschaft, Mittelstand <strong>und</strong> Energie<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />

Warum ein neuer Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplan?<br />

Der aktuelle Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplan<br />

stammt aus <strong>de</strong>m Jahr 1995, seine Gr<strong>und</strong>lagen<br />

aus <strong>de</strong>n frühen 1990er Jahren. Bereits<br />

diese Tatsache ver<strong>de</strong>utlicht <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n<br />

Handlungsbedarf, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r Zwischenzeit<br />

haben sich die Rahmenbedingungen<br />

maßgeblich verän<strong>de</strong>rt. Zu nennen sind hier<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographische Wan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> die Globalisierung. Bis ungefähr zum<br />

Jahr 2000 gab es in weiten Teilen Nord-<br />

rhein-Westfalens noch eine Zunahme <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung. Seither erleben wir bezogen<br />

auf Nordrhein-Westfalen einen mo<strong>de</strong>raten<br />

Bevölkerungsrückgang, <strong>de</strong>r sich kleinräumig<br />

jedoch sehr unterschiedlich darstellt. In <strong>de</strong>n<br />

stärker betroffenen Gemein<strong>de</strong>n kann es im<br />

Hinblick auf die Auslastung <strong>de</strong>r Infrastruktur<br />

– <strong>de</strong>r sozialen, wie z. B. Kin<strong>de</strong>rgärten<br />

o<strong>de</strong>r Schulen, ebenso wie <strong>de</strong>r technischen –<br />

zu Problemen kommen. Ein weiteres mittelfristiges<br />

Problem ist, dass die Wirtschaft<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bevölkerungsrückgangs nicht<br />

mehr wie bisher aus einem Nachwuchskräftereservoir<br />

wird schöpfen können. Folglich<br />

wer<strong>de</strong>n die Unternehmen sich verstärkt um<br />

Nachwuchskräfte bemühen müssen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> können wir beobachten,<br />

dass Kommunen zunehmend um<br />

Einwohner <strong>und</strong> Unternehmen konkurrieren.<br />

Was aus Sicht einer einzelnen Gemein<strong>de</strong><br />

eine sinnvolle Strategie zu sein scheint,<br />

nämlich die Ausweisung zusätzlicher Flächen<br />

für Wohn- <strong>und</strong> Gewerbegebiete, verkehrt<br />

sich dann ins Gegenteil, wenn alle<br />

396 Gemein<strong>de</strong>n in Nordrhein-Westfalen<br />

dieselbe Strategie verfolgen. Die Folge<br />

ist ein Überangebot an Bauland <strong>und</strong> ein<br />

Unterbietungswettbewerb <strong>de</strong>r Städte bei<br />

<strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>stückspreisen. Aus lan<strong>de</strong>splanerischer<br />

Sicht ist diese Strategie daher nicht<br />

zielführend.<br />

Wie steuert <strong>de</strong>r neue Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplan<br />

2025 (LEP 2025) die zukünftige Siedlungsentwicklung?<br />

Es ist nicht beabsichtigt,<br />

Flächenkontingente zur Reduzierung<br />

<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme vorzugeben.<br />

Gleichwohl müssen wir zu einer Reduzierung<br />

<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme kommen,<br />

ob zu einer Reduzierung <strong>de</strong>r aktuellen<br />

täglichen Flächeninanspruchnahme


auf die Hälfte o<strong>de</strong>r ein Drittel sei dahingestellt.<br />

Die Notwendigkeit zum sparsamen<br />

Umgang mit Flächen ergibt sich schon<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s absehbaren Bevölkerungsrückgangs.<br />

In <strong>de</strong>r Vergangenheit ging es<br />

primär darum, Wachstum zu verteilen. In<br />

<strong>de</strong>r Zukunft stehen Maßnahmen <strong>de</strong>r Konsolidierung<br />

im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>, in einzelnen<br />

Gemein<strong>de</strong>n auch <strong>de</strong>s Rückbaus. Dies wird<br />

zweifelsohne mit schmerzhaften Einschnitten<br />

verb<strong>und</strong>en sein. Siedlungsentwicklung<br />

muss jedoch auch im Jahr 2025<br />

unter ökonomischen, sozialen <strong>und</strong> ökologischen<br />

Gesichtspunkten nachhaltig sein.<br />

Gera<strong>de</strong> die ökonomischen Probleme –<br />

immer weniger Menschen müssen über Gebühren<br />

<strong>und</strong> Abgaben für die vorhan<strong>de</strong>ne,<br />

‚überdimensionierte‘ Infrastruktur aufkommen<br />

– wer<strong>de</strong>n zunehmend akut, sodass wir<br />

heute die entsprechen<strong>de</strong>n Maßnahmen ergreifen<br />

müssen.<br />

Unseren Überlegungen für die zukünftige<br />

Siedlungsentwicklung liegen verschie<strong>de</strong>ne<br />

Leitgedanken zu Gr<strong>und</strong>e.<br />

Vom Bevölkerungsrückgang ist nicht nur<br />

das Ruhrgebiet betroffen. Gera<strong>de</strong> am<br />

Ostrand von Nordrhein-Westfalen gibt es<br />

ländlich geprägte Regionen, in <strong>de</strong>nen sich<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerungsrückgang zunehmend<br />

dramatisch auswirkt. Auf <strong>de</strong>r einen Seite<br />

haben wir Regionen, die langfristig noch<br />

wachsen wer<strong>de</strong>n. Daher strebt <strong>de</strong>r LEP 2025<br />

problemorientierte Lösungen an, die <strong>de</strong>n<br />

Bedürfnissen <strong>de</strong>r einzelnen Regionen <strong>und</strong><br />

Gemein<strong>de</strong>n Rechnung tragen. Dabei ist die<br />

bisherige Differenzierung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplans<br />

von 1995 in Ballungskern,<br />

Ballungsrand <strong>und</strong> ländlich strukturierte<br />

Räume wenig hilfreich. Die Probleme, die<br />

diese Raumtypen früher charakterisiert haben,<br />

wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mographischen<br />

Wan<strong>de</strong>l überlagert. Deshalb wird <strong>de</strong>r neue<br />

LEP 2025 von dieser Unterglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s absehen.<br />

Der LEP 2025 setzt vermehrt auf Raumqualität<br />

<strong>und</strong> wird das Thema Siedlungsentwicklung<br />

– unabhängig ob für Wohnen<br />

o<strong>de</strong>r für Gewerbe – stärker mit an<strong>de</strong>ren<br />

Themen verknüpfen. Einen neuen Aspekt<br />

will ich dabei herausgreifen, zumal die<br />

Schlagworte wie ‚Dezentrale Konzentra-<br />

tion‘, ‚Kompakte Siedlungsentwicklung‘<br />

o<strong>de</strong>r ‚Stadt <strong>de</strong>r kurzen Wege‘ hinlänglich<br />

bekannt sind. Neu ist das Thema ‚Kulturlandschaften‘.<br />

Es wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Aspekt ‚Kulturlandschaft‘<br />

nicht gerecht, ihn einfach<br />

nur mit ‚schönem Freiraum‘ o<strong>de</strong>r ‚schöner<br />

Landschaft‘ in Verbindung zu bringen.<br />

Die I<strong>de</strong>e, die wir verfolgen, ist die ‚Kulturlandschaft‘<br />

als Einheit aus bebautem <strong>und</strong><br />

unbebautem Raum, d. h. die historische<br />

Innenstadt ist uns genauso wichtig wie<br />

die ‚schöne Landschaft‘. Untersuchungen<br />

haben gezeigt, dass insbeson<strong>de</strong>re die regionale<br />

I<strong>de</strong>ntität, die sich auch im Thema<br />

‚Kulturlandschaften‘ wi<strong>de</strong>rspiegelt, vor<br />

<strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Globalisierung eine<br />

zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung bekommt.<br />

Wenn sich die Lebensbedingungen angleichen,<br />

kommt es im Internet-Zeitalter für einen<br />

gut qualifizierten Arbeitnehmer immer<br />

weniger darauf an, wo er seinen Arbeitsplatz<br />

hat. An<strong>de</strong>re Faktoren wer<strong>de</strong>n dann<br />

zunehmend wichtig, wie z. B. eine aufgr<strong>und</strong><br />

historischer Bausubstanz unverwechselbare<br />

Innenstadt o<strong>de</strong>r ein attraktives Naherholungs-<br />

<strong>und</strong> Freizeitangebot. Das heißt,<br />

die weichen Standortfaktoren, welche die<br />

Lebensqualität bestimmen, gewinnen an<br />

Be<strong>de</strong>utung. Das ist die I<strong>de</strong>e, die wir mit <strong>de</strong>m<br />

Thema ‚Kulturlandschaften‘ verbin<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

mit <strong>de</strong>m wir die Herausbildung regionaler<br />

I<strong>de</strong>ntitäten beför<strong>de</strong>rn wollen.<br />

Zentrales Anliegen <strong>de</strong>s LEP 2025 ist es,<br />

durch die zukünftige Siedlungsentwicklung<br />

die vorhan<strong>de</strong>ne Infrastruktur langfristig<br />

zu sichern. Dazu ist eine stärkere<br />

Konzentration erfor<strong>de</strong>rlich – <strong>und</strong> zwar<br />

auf die Standorte, in <strong>de</strong>nen Infrastruktur<br />

schon vorhan<strong>de</strong>n ist <strong>und</strong> nicht erst gebaut<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Diese Bereiche kann man<br />

Siedlungsschwerpunkte o<strong>de</strong>r zentrale Siedlungsbereiche<br />

nennen. Wichtig ist, dass die<br />

weitere Siedlungsentwicklung sich auf diese<br />

Standorte konzentriert. Wir gehen davon<br />

aus, dass je<strong>de</strong> Gemein<strong>de</strong> im Minimum einen<br />

zentralen Siedlungsbereich haben sollte.<br />

Aufgr<strong>und</strong> beispielsweise einer bipolaren<br />

Siedlungsentwicklung können es auch zwei<br />

zentrale Bereiche sein. Erweiterungen von<br />

Siedlungsflächen sollen sich an diese(n)<br />

zentrale(n) Siedlungsbereich(e) unmittelbar<br />

anschließen.<br />

37


38<br />

Eine Konzentration auf zentrale Siedlungsbereiche<br />

be<strong>de</strong>utet im Umkehrschluss,<br />

dass kleine Ortsteile in ihrer zukünftigen<br />

Entwicklung begrenzt wer<strong>de</strong>n sollen. Angesichts<br />

<strong>de</strong>s Rückgangs <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens –<br />

spätestens ab <strong>de</strong>m Jahr 2020 wer<strong>de</strong>n alle<br />

Gemein<strong>de</strong>n bis auf die Region Köln / Bonn<br />

betroffen sein – ist das unausweichlich,<br />

wenn wir die Infrastrukturkosten langfristig<br />

bezahlbar halten wollen.<br />

Sofern ein Bedarf besteht, soll auch in<br />

Zukunft an <strong>de</strong>n zentralen Siedlungsbereichen<br />

eine weitere Siedlungsentwicklung<br />

möglich sein. Wir stellen uns vor, dass <strong>de</strong>r<br />

Bedarf auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage eines Siedlungsflächenmonitorings<br />

ermittelt wird. Dazu<br />

sind verlässliche Daten erfor<strong>de</strong>rlich. Manche<br />

Regionen arbeiten auf diesem Gebiet<br />

bereits mit geographischen Informationssystemen.<br />

Ein nicht zu unterschätzen<strong>de</strong>r<br />

Wert eines Monitorings ist, dass auf diese<br />

Weise aktuelle <strong>und</strong> bessere Kenntnisse<br />

über die Entwicklungspotenziale in<br />

einer Gemein<strong>de</strong> zur Verfügung stehen.<br />

Dies setzt allerdings voraus, dass die Erhebungen<br />

regelmäßig – beispielsweise alle<br />

zwei bis drei Jahre – durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein fortlaufen<strong>de</strong>s Siedlungsflächenmonitoring<br />

kann auch zu einer Beschleunigung<br />

<strong>de</strong>r Verfahren von Regional- <strong>und</strong> Bauleitplanung<br />

beitragen, weil die Daten nicht<br />

erst aufwendig erhoben wer<strong>de</strong>n müssen,<br />

son<strong>de</strong>rn unmittelbar abrufbar sind.<br />

Ein an<strong>de</strong>rer Aspekt, <strong>de</strong>n wir zukünftig<br />

stärker berücksichtigen wollen, sind die<br />

bereits angesprochenen Infrastrukturfolgekosten.<br />

Während sich die Gemein<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Regel mit <strong>de</strong>n Ersterstellungskosten im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Bauleitplanung vergleichsweise<br />

intensiv auseinan<strong>de</strong>rsetzen – je nach<br />

verwen<strong>de</strong>tem Mo<strong>de</strong>ll können 90-100%<br />

dieser Kosten auch auf die Gr<strong>und</strong>stückseigentümer<br />

übertragen wer<strong>de</strong>n –, spielen<br />

die Betriebskosten, die einen kommunalen<br />

Haushalt auf Jahre o<strong>de</strong>r sogar Jahrzehnte<br />

stark belasten können, nicht selten eine<br />

nachgeordnete Rolle. Aktuelle Untersuchungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s REFINA-Forschungsschwerpunkts<br />

haben gezeigt, dass<br />

je nach Siedlungsstruktur Einsparungspotenziale<br />

von 30-50% bei <strong>de</strong>r technischen<br />

<strong>und</strong> 10% bei <strong>de</strong>r sozialen Infrastruktur<br />

existieren.<br />

Fazit: Eine zentrale Zielsetzung im neuen<br />

LEP 2025 ist das Flächensparen. Bei berechtigtem<br />

<strong>und</strong> nachgewiesenem Bedarf wer<strong>de</strong>n<br />

jedoch auch weiterhin Erweiterungen<br />

<strong>de</strong>r Siedlungsfläche möglich sein. Dies ist<br />

auch <strong>de</strong>m Umstand geschul<strong>de</strong>t, dass Nord-<br />

rhein-Westfalen ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Wirtschaftsstandort<br />

<strong>und</strong> das bevölkerungsreichste<br />

Land in Deutschland ist.


Bo<strong>de</strong>n 2030 -<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an eine zukünftige Bo<strong>de</strong>npolitik<br />

Dr. Egbert Dransfeld –<br />

Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement<br />

Die Bo<strong>de</strong>nfrage <strong>und</strong> die Be<strong>de</strong>utung<br />

kommunaler Bo<strong>de</strong>npolitik heute <strong>und</strong> in<br />

Zukunft<br />

Bo<strong>de</strong>npolitik 2030 – wenn wir über die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an eine zukünftige Bo<strong>de</strong>npolitik<br />

für die nächsten 20 Jahre nach<strong>de</strong>nken<br />

sollen, kommen wir meiner Meinung nicht<br />

umhin, uns zunächst einmal klar zu machen,<br />

was <strong>de</strong>nn eigentlich im Kern unter<br />

Bo<strong>de</strong>npolitik überhaupt zu verstehen ist.<br />

Dazu ist auch ein Blick in die Vergangenheit<br />

sinnvoll.<br />

„Darum sollt ihr das Land nicht verkaufen<br />

für immer; <strong>de</strong>nn das Land ist mein, <strong>und</strong><br />

ihr seid Fremdlinge <strong>und</strong> Gäste vor mir.“<br />

3. Buch Mose, Kapitel 25, Vers 23<br />

Der Mensch ist auf Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n angewiesen,<br />

auf Bo<strong>de</strong>n bewegt er sich, arbeitet,<br />

lebt er. Stadt braucht Bo<strong>de</strong>n! Bo<strong>de</strong>n<br />

ist die Voraussetzung für die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Städte – ohne verfügbaren Bo<strong>de</strong>n gibt<br />

es keine Stadtentwicklung, keine Entwicklung<br />

von Wohnbaugr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> keine<br />

Wirtschaftsentwicklung. Bo<strong>de</strong>n ist aber in<br />

<strong>de</strong>n wenigsten Fällen frei verfügbar. Nach<br />

<strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>gesetz fallen das Eigentum<br />

<strong>und</strong> die Rechte an seiner Nutzung i. d. R.<br />

nicht <strong>de</strong>r Allgemeinheit zu, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>m<br />

Einzelnen. Das Eigentum <strong>und</strong> die Verfügungsgewalt<br />

über <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utet<br />

Herrschaftsrecht <strong>und</strong> Macht – umso mehr,<br />

wenn sich das Gr<strong>und</strong>eigentum in <strong>de</strong>r Hand<br />

Weniger befin<strong>de</strong>t. Die Interessen <strong>de</strong>s Einzelnen<br />

als Eigentümer auf <strong>de</strong>r einen Seite<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Allgemeinheit auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite lassen sich nicht immer miteinan<strong>de</strong>r<br />

vereinbaren. Dieser ‚Bef<strong>und</strong>‘ steht zunächst<br />

am Anfang je<strong>de</strong>r bo<strong>de</strong>npolitischen<br />

Debatte!<br />

Es geht mithin um die sogenannte ‚Bo<strong>de</strong>nfrage‘,<br />

die seit alters her die Gemüter<br />

ganzer Generationen von Verfassungs-<br />

rechtlern, Sozialethikern, Theologen, Wohnungswirtschaftlern,<br />

Politikern, aber auch<br />

gera<strong>de</strong> von Stadtplanern beschäftigt hat.<br />

Was ist die Bo<strong>de</strong>nfrage?<br />

Im Kern ist es die Frage, inwieweit <strong>de</strong>r im<br />

Wesentlichen unvermehrbare Produktionsfaktor<br />

Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r gleichen Verfügungsgewalt<br />

<strong>de</strong>s Eigentümers untersteht – o<strong>de</strong>r<br />

besser unterstehen darf – wie an<strong>de</strong>re,<br />

(aber) vermehrbare Güter.<br />

Antwort: Nach <strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>gesetz im Prinzip<br />

ja; aber immerhin ist in Artikel 14 <strong>de</strong>s<br />

Gr<strong>und</strong>gesetzes von <strong>de</strong>n ‚Vätern‘ <strong>de</strong>s selbigen<br />

(‚abgeschrieben‘ aus <strong>de</strong>r Weimarer<br />

Verfassung) die Sozialpflichtigkeit <strong>de</strong>s Eigentums<br />

festgelegt: „Sein Gebrauch (auch<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns) soll zugleich <strong>de</strong>m Wohle<br />

<strong>de</strong>r Allgemeinheit dienen“.<br />

„Die Tatsache, dass <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n<br />

unvermehrbar <strong>und</strong> unentbehrlich ist,<br />

verbietet es, seine Nutzung <strong>de</strong>m unübersehbaren<br />

Spiel <strong>de</strong>r freien Kräfte <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Belieben <strong>de</strong>s Einzelnen vollständig zu überlassen;<br />

eine gerechte Rechts- <strong>und</strong> Gesellschaftsordnung<br />

zwingt vielmehr dazu, die<br />

Interessen <strong>de</strong>r Allgemeinheit beim Bo<strong>de</strong>n<br />

in weit stärkerem Maße zur Geltung zu<br />

bringen als bei an<strong>de</strong>ren Vermögensgütern.“<br />

B<strong>und</strong>esverfassungsgericht: BVerfGE 21, S. 82f.<br />

39


Abbildungen aus:<br />

Häberli, R. et al.:<br />

Bo<strong>de</strong>n-Kultur, Vorschläge für<br />

eine haushälterische Nutzung<br />

<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns in <strong>de</strong>r Schweiz.<br />

Zürich 1991, S. 59 f.<br />

1 Dransfeld, E.; Voß, W.: Funktionsweise<br />

städtischer Bo<strong>de</strong>nmärkte in<br />

Mitgliedstaaten <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Gemeinschaft – ein Systemvergleich.<br />

Hrsg. vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Raumordnung <strong>und</strong><br />

Städtebau, Bonn 1993, S. 292-293<br />

40<br />

Alles also doch gut durchdacht? Ich bin<br />

da skeptisch! Bo<strong>de</strong>n unterliegt einem ständigen<br />

Spannungsfeld zwischen Privat- <strong>und</strong><br />

Gemeineigentum. Winrich Voß <strong>und</strong> ich<br />

haben dies einmal so umschrieben 1 : „Im<br />

Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn wird in<br />

Deutschland ein ‚Spagat‘ zwischen einem<br />

sehr starken räumlichen Steuerungsanspruch<br />

<strong>und</strong> einer <strong>de</strong>n Alt- <strong>und</strong> Zwischeneigentümern<br />

möglichst viele Freiheiten lassen<strong>de</strong>n<br />

Bo<strong>de</strong>npolitik versucht.“ Sichtbares<br />

Zeichen hierfür (<strong>und</strong> damit objektiv) sind<br />

beispielsweise entwe<strong>de</strong>r eine übermäßige<br />

Hortung o<strong>de</strong>r Unterausnutzungen von<br />

Baugr<strong>und</strong>stücken (man könnte dazu auch<br />

Bo<strong>de</strong>nspekulation sagen), eine hohe Flächeninanspruchnahme<br />

(vgl. die Debatte um<br />

das ‚30-ha Ziel‘) <strong>und</strong> auch ein allgemein<br />

hohes Bo<strong>de</strong>n- <strong>und</strong> Immobilienpreisniveau,<br />

das <strong>de</strong>n Zugang zum Wohneigentum ten<strong>de</strong>nziell<br />

erschwert.<br />

Der Mangel an Bauland för<strong>de</strong>rt ten<strong>de</strong>nziell<br />

eine einseitige Verteilung <strong>de</strong>s Eigentums (Distributionsproblem);<br />

nicht je<strong>de</strong>r hat Zugang<br />

zum Bo<strong>de</strong>nmarkt. Nur wer finanziell in <strong>de</strong>r<br />

Lage ist, auch höhere Preise zu zahlen, kann<br />

sich Eigentum am Bo<strong>de</strong>n verschaffen. Die Eigentumsquote<br />

in Deutschland ist im internationalen<br />

Vergleich entsprechend gering.<br />

Unzufrie<strong>de</strong>nheit ergibt sich zu<strong>de</strong>m aus<br />

<strong>de</strong>r vergleichsweise hohen Ausschöpfung<br />

leistungsloser Bo<strong>de</strong>nwertgewinne durch<br />

Alt- <strong>und</strong> Zwischeneigentümer, die Bo<strong>de</strong>nspekulation<br />

erst ermöglicht, aber auch für<br />

sozialen Unfrie<strong>de</strong>n sorgt (Neid).<br />

Nicht zu vergessen sind die aus Sicht <strong>de</strong>r<br />

Stadtplanung ten<strong>de</strong>nziell negativen allokativen<br />

Wirkungen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Bo<strong>de</strong>nmarktsystems:<br />

Planimplementierung fin<strong>de</strong>t<br />

häufig nicht an <strong>de</strong>n eigentlich stadtplane-<br />

risch geeigneten Standorten statt – im Gegenteil:<br />

Stadtplanung hat sich sehr häufig<br />

<strong>de</strong>r (privaten) Nichtverkaufsbereitschaft<br />

zu beugen – ob ‚Grüne Wiese‘ o<strong>de</strong>r Brache,<br />

dies macht kaum einen Unterschied.<br />

Gr<strong>und</strong>stücke müssen zunächst ‚mobilisiert‘<br />

wer<strong>de</strong>n – im Übrigen ein mühsames Geschäft,<br />

das viel Zeit <strong>und</strong> Geld kostet (u. a.<br />

auch ‚För<strong>de</strong>rgeld‘).<br />

Die ‚gol<strong>de</strong>ne Regel‘ <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nmarktes:<br />

Der Bo<strong>de</strong>nmarkt soll gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

sicherstellen, dass Wohnbauland <strong>und</strong><br />

Wohnungen<br />

• in benötigter Menge,<br />

• in angemessener Lage,<br />

• in <strong>de</strong>r gewünschten Eigentumsform,<br />

• zur rechten Zeit <strong>und</strong><br />

• zu einem angemessenen Preis<br />

angeboten wer<strong>de</strong>n. Hierbei sollen gleichzeitig<br />

• ökonomische Effizienz <strong>und</strong><br />

• soziale <strong>und</strong> ökologische Ausgewogenheit<br />

gewahrt bleiben.<br />

Zitiert nach Hooper, A. J. (erweitert): Policy innovations<br />

and urban landmarkets. In: OECD Urban<br />

Affairs Programme, Paris 1989<br />

Der <strong>de</strong>utsche Bo<strong>de</strong>nmarkt kann <strong>de</strong>n Anspruch,<br />

für je<strong>de</strong> akzeptable Nutzung ein<br />

geeignetes Gr<strong>und</strong>stück am richtigen Ort zu<br />

einem angemessenen Preis zur Verfügung<br />

zu stellen, nicht immer (optimal) leisten.<br />

Mit dieser ‚Gemengelage‘, o<strong>de</strong>r mit an<strong>de</strong>ren<br />

Worten, mit diesem ‚Dilemma <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nmarktes‘<br />

müssen nun schon Generationen von<br />

Stadtplanern leben <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n es wohl auch<br />

weiterhin tun müssen. Im Übrigen sind sie ja<br />

auch nicht ganz alleine, es gibt ja noch die Spe-


zialisten: die ‚Liegenschaftler‘, die ‚Umleger‘,<br />

die ‚Bo<strong>de</strong>nmanager‘, die es ja wie<strong>de</strong>r ‚richten‘<br />

können. Gut zu hören, dass man uns braucht!<br />

Aber es kommt auch auf das richtige Zusammenspiel<br />

an! Damit ist Augenhöhe gemeint.<br />

„Die Bearbeitung <strong>und</strong> Ausnutzung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns<br />

ist eine Pflicht <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>besitzers<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Gemeinschaft. Die Wertsteigerung<br />

<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns, die ohne eine Arbeits-<br />

o<strong>de</strong>r Kapitalaufwendung auf das<br />

Gr<strong>und</strong>stück entsteht, ist für die Gesamtheit<br />

nutzbar zu machen.“<br />

Weimarer Reichsverfassung, Art. 155 Abs. 3<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns für die Stadtentwicklung,<br />

die Folgen <strong>de</strong>s Privateigentums am<br />

Bo<strong>de</strong>n <strong>und</strong> beson<strong>de</strong>rs die Fragen zur Überwindung<br />

<strong>de</strong>s ‚Bo<strong>de</strong>ndilemmas‘ sind keine neuen<br />

Themen, <strong>de</strong>nnoch aktuell. Bo<strong>de</strong>nreformerische<br />

Bewegungen gibt es entsprechend lange.<br />

(1) Die Verteilung <strong>und</strong> Nutzung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns<br />

wird von Staats wegen überwacht. Missbräuche<br />

sind abzustellen.<br />

(2) Steigerungen <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nwertes, die<br />

ohne beson<strong>de</strong>ren Arbeits- o<strong>de</strong>r Kapitalaufwand<br />

<strong>de</strong>s Eigentümers entstehen, sind für<br />

die Allgemeinheit nutzbar zu machen.<br />

Bayerische Verfassung, Art. 161<br />

Schon 1919 wur<strong>de</strong> die ‚Bo<strong>de</strong>nfrage‘ in <strong>de</strong>r<br />

Verfassung <strong>de</strong>r Weimarer Republik behan<strong>de</strong>lt.<br />

Der B<strong>und</strong> <strong>de</strong>utscher Bo<strong>de</strong>nreformer<br />

(mit Adolf Damaschke) for<strong>de</strong>rte eine verfassungsmäßige<br />

Verankerung von Gr<strong>und</strong>sätzen<br />

über die Heimstättenbildung <strong>und</strong><br />

die Vergesellschaftung <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>rente.<br />

Hiermit sollten Bo<strong>de</strong>npreisspekulationen<br />

bekämpft wer<strong>de</strong>n. Dies hat Einzug in die<br />

Weimarer Verfassung gef<strong>und</strong>en: Planungsbedingte<br />

Bo<strong>de</strong>nwertsteigerungen sind abzuschöpfen!<br />

Im Übrigen hat dies interessanterweise<br />

bis heute in <strong>de</strong>r Bayerischen<br />

Lan<strong>de</strong>sverfassung (Art. 161) ‚überlebt‘, aber<br />

auch nur dort. Die Bo<strong>de</strong>nwertproblematik<br />

blieb in <strong>de</strong>r Weimarer Republik in <strong>de</strong>r Praxis<br />

aber gr<strong>und</strong>sätzlich – wie auch bis heute in<br />

Bayern – ungelöst. Sie hat uns <strong>de</strong>nnoch etwas<br />

wirklich Wertvolles hinterlassen – das<br />

Erbbaurecht, welches das Nutzungsrecht<br />

am Bo<strong>de</strong>n vom Eigentum am Gr<strong>und</strong>stück<br />

trennt. Gut, dass wir das haben!<br />

Alle bisherigen Bemühungen,<br />

einen Planungswertausgleicheinzuführen,<br />

scheiterten jedoch;<br />

zuletzt die <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Nordrhein-Westfalen im<br />

Jahr 1997. Die Erhebung<br />

einer Baulandsteuer<br />

wur<strong>de</strong> bereits 1963 wie<strong>de</strong>r<br />

außer Kraft gesetzt. Auch die Diskussionen<br />

über die Einführung einer Besteuerung<br />

<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nwertzuwachses blieben bis<br />

heute reine Theorie.<br />

Es hat auch nicht an guten Fachleuten gefehlt,<br />

die hierzu immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Finger in<br />

die W<strong>und</strong>e gelegt haben. Unter <strong>de</strong>n vielen<br />

Experten möchte ich Oskar von Nell-Breuning,<br />

Jesuit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r große Vertreter <strong>de</strong>r katholischen<br />

Soziallehre <strong>de</strong>r Nachkriegszeit,<br />

beson<strong>de</strong>rs hervorheben, <strong>de</strong>r für mich in<br />

bemerkenswerter Weise die Dinge klar <strong>und</strong><br />

unmissverständlich angesprochen hat. Gibt<br />

es diese ‚Typen‘ heute nicht mehr? Traut<br />

sich keiner mehr, Klares zu sagen?<br />

Der höhere Wert, zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n durch<br />

eine höhere Nutzung aufsteigen kann,<br />

schwebt als ‚floating value‘ wie eine Wolke<br />

über <strong>de</strong>r Landschaft. Je<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nbesitzer<br />

glaubt o<strong>de</strong>r hofft zum min<strong>de</strong>sten, diese<br />

Wolke wer<strong>de</strong> ihren Segen gera<strong>de</strong> über seinem<br />

Gr<strong>und</strong>stück entla<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> so hält er<br />

an seinem Gr<strong>und</strong>stück fest, bis es, wenn<br />

auch erst nach sehr langer Zeit, zu guter<br />

Letzt doch einmal für die höhere Nutzung<br />

benötigt <strong>und</strong> in Anspruch genommen wird.<br />

Nell-Breuning, O. von: Bo<strong>de</strong>neigentum-Bo<strong>de</strong>npolitik-Bo<strong>de</strong>nmarkt,<br />

DASL-Berichte Nr. 8, 1983<br />

41


Foto: Oswald von Nell-Breuning,<br />

Anekdoten-Erinnerungen-<br />

Originaltexte.<br />

Hrsg. von Arnold, J., Trier 2007<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Haushaltszahlen<br />

im Zeitraum 2005-2025<br />

42<br />

Kleve<br />

Düren<br />

Borken<br />

Coesfeld<br />

Steinfurt<br />

Münster<br />

Warendorf<br />

Gütersloh<br />

Wesel<br />

Recklinghausen<br />

Bottrop<br />

Gelsen-<br />

Hamm<br />

kirchen<br />

Herne<br />

Oberhausen<br />

Dortm<strong>und</strong><br />

Duisburg<br />

Ennepe-<br />

Ruhr- Hagen<br />

Unna<br />

Soest<br />

Kreis<br />

Märkischer Kreis<br />

Hochsauerlandkreis<br />

Olpe<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

Mülheim<br />

Essen<br />

a. d. Ruhr<br />

Bochum<br />

Krefeld<br />

Viersen<br />

Mönchengladbach<br />

Mettmann<br />

WupperDüsseltaldorf<br />

Remscheid<br />

Solingen<br />

Heinsberg<br />

Rhein-Kreis<br />

Neuss<br />

Rheinisch-<br />

Bergischer<br />

Kreis Oberbergischer<br />

Kreis<br />

Rhein-Erft-<br />

Kreis<br />

Köln<br />

Aachen<br />

Aachen<br />

Euskirchen<br />

Bonn<br />

Rhein-Sieg-Kreis<br />

Die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />

als sogenanntes ‚schärfstes Schwert‘<br />

<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Bo<strong>de</strong>nrechtes ist durch die<br />

Rechtsprechung mittlerweile stumpf gewor<strong>de</strong>n.<br />

An<strong>de</strong>re Instrumente (z. B. städtebauliche<br />

Verträge) ermöglichen wenigstens<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r gesetzlichen Bestimmungen<br />

eine Beteiligung <strong>de</strong>r Eigentümer an <strong>de</strong>n<br />

Kosten <strong>de</strong>r Baulan<strong>de</strong>ntwicklung. Eine Abschöpfung<br />

<strong>de</strong>r planungsbedingten Wertsteigerungen<br />

ermöglichen sie jedoch nicht.<br />

Hilf Dir selbst! Es war die kommunale Baulandpolitik,<br />

die diese Probleme in Ermangelung<br />

übergeordneter (staatlicher) Unter-<br />

Regierungsbezirke<br />

kreisfreie Städte <strong>und</strong> Kreise<br />

Min<strong>de</strong>n-Lübbecke<br />

Herford<br />

Bielefeld<br />

Pa<strong>de</strong>rborn<br />

Lippe<br />

Höxter<br />

Verän<strong>de</strong>rungen 2025 gegenüber 2005<br />

unter -6%<br />

-6% bis unter 0%<br />

0 bis unter 6%<br />

6% bis unter 12%<br />

12% <strong>und</strong> mehr2% <strong>und</strong> mehr<br />

Lan<strong>de</strong>samt für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik Nordrhein-Westfalen: Auswirkungen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mographischen<br />

Wan<strong>de</strong>ls. Statistische Analysen <strong>und</strong> Studien Nordrhein-Westfalen, Band 38, Düsseldorf 2006, S. 9<br />

stützung bislang lösen musste. Kommunale<br />

Baulandstrategien <strong>und</strong> sog. Gr<strong>und</strong>satzbeschlüsse<br />

zum kommunalen Bauland- <strong>und</strong><br />

Bo<strong>de</strong>nmanagement sind ‚Ersatz‘ für nicht<br />

erfolgte Bo<strong>de</strong>nreformen <strong>de</strong>r Vergangenheit;<br />

sie versuchen, ein Optimum an allokativer<br />

<strong>und</strong> distributiver Steuerung zurück<br />

zu gewinnen.<br />

Zwischenfazit: Trotz kommunaler Baulandstrategien<br />

ist es bisher nicht optimal <strong>und</strong><br />

vor allem nicht flächen<strong>de</strong>ckend gelungen,<br />

eine wirklich sozial- <strong>und</strong> raumverträgliche<br />

Bo<strong>de</strong>nbeschaffung sowie Bo<strong>de</strong>npreisbildung<br />

zu ermöglichen!<br />

Welche Entwicklungen beeinflussen<br />

die Bo<strong>de</strong>npolitik zukünftig maßgeblich?<br />

Die Bo<strong>de</strong>npolitik wird maßgeblich durch<br />

<strong>de</strong>mografische, gesellschaftspolitische,<br />

wirtschaftliche <strong>und</strong> klimatische Faktoren<br />

beeinflusst, die sich auf Nachfrage <strong>und</strong> Angebot<br />

auf <strong>de</strong>m Immobilienmarkt auswirken.<br />

Allgemein wer<strong>de</strong>n die <strong>de</strong>mografischen Entwicklungen<br />

<strong>de</strong>rzeit schlagwortartig wie<br />

folgt umschrieben: „Wir wer<strong>de</strong>n weniger,<br />

älter <strong>und</strong> bunter.“<br />

Trotz <strong>de</strong>r in vielen Städten <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>n<br />

rückläufigen Bevölkerung steigt die<br />

Zahl <strong>de</strong>r Haushalte in Nordrhein-Westfalen<br />

mittelfristig noch an, aber schon nicht<br />

mehr überall (vgl. Ruhrgebiet, Hochsauerlandkreis).<br />

In Verbindung mit einem zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Wohnflächenbedarf pro Kopf<br />

führt diese Entwicklung mittelfristig noch<br />

zu einem Anstieg <strong>de</strong>r Nachfrage.<br />

Eine immer älter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Bevölkerung<br />

verbleibt länger am selben Wohnstandort,<br />

so dass Einfamilienhäuser immer später für<br />

nachrücken<strong>de</strong> Generationen frei wer<strong>de</strong>n.<br />

Umwandlungsphasen stehen später an. An<strong>de</strong>rerseits<br />

wird die ältere Generation zunehmend<br />

mobiler, verlässt in größerem Maße<br />

<strong>de</strong>n bisherigen Wohnstandort <strong>und</strong> zieht in<br />

zentralere Lagen um, so dass hierdurch ein<br />

neues Nachfragepotenzial entsteht.<br />

Die Abnahme <strong>de</strong>r nachfragerelevanten Altersgruppe<br />

<strong>de</strong>r 30-40-Jährigen führt da-


6.000.000<br />

5.000.000<br />

4.000.000<br />

3.000.000<br />

2.000.000<br />

1.000.000<br />

0<br />

21,1%<br />

17,5%<br />

26,2%<br />

23,5%<br />

gegen zu einer rückläufigen Nachfrage auf<br />

<strong>de</strong>m Eigenheimmarkt.<br />

Die Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> stellen<br />

in Nordrhein-Westfalen mit 23% schon<br />

heute einen großen Anteil <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />

Auch ihr Anteil an <strong>de</strong>n Immobilienbesitzern<br />

steigt. Mit steigen<strong>de</strong>r Eigentumsquote<br />

wächst auch <strong>de</strong>r Einfluss auf die Stadtentwicklung<br />

<strong>und</strong> die Be<strong>de</strong>utung für die Bo<strong>de</strong>npolitik,<br />

auch wenn sich durch Personen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> keine gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

an<strong>de</strong>ren Nachfragepotenziale als bei an<strong>de</strong>ren<br />

Bevölkerungsgruppen ergeben.<br />

Die Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Gesellschaft sind<br />

durch eine zunehmen<strong>de</strong> Inhomogenisierung<br />

<strong>und</strong> Flexibilisierung gekennzeichnet. Lebensstile<br />

wer<strong>de</strong>n unterschiedlicher, die klassische<br />

Familienstruktur löst sich auf (Stichwort:<br />

von <strong>de</strong>r Großfamilie zur Patchwork-Familie),<br />

neue Formen <strong>de</strong>s privaten Zusammenlebens<br />

entwickeln sich <strong>und</strong> Lebensabläufe<br />

<strong>und</strong> -phasen differenzieren sich zunehmend.<br />

Durch an<strong>de</strong>re Lebensziele <strong>und</strong> Lebensformen<br />

verän<strong>de</strong>rn sich auch die Ansprüche an das<br />

Wohnen <strong>und</strong> das Wohnumfeld. Die Nachfrage<br />

verän<strong>de</strong>rt sich insbeson<strong>de</strong>re qualitativ –<br />

sie wird differenzierter <strong>und</strong> vielfältiger.<br />

unter 20 20-40 40-60 60-80 80+ Summe<br />

Jahr 2005 3.811.575 4.728.010 5.057.233 3.709.632 768.902 18.075.352<br />

Jahr 2030 3.053.800 4.098.200 4.282.800 4.639.300 1.346.700 17.420.800<br />

Verän<strong>de</strong>rung 2005-2030 -19,9% -13,3% -15,3% +25,1% +75,1% -3,6%<br />

28,0%<br />

24,6%<br />

20,5%<br />

26,6%<br />

4,3%<br />

7,7%<br />

unter 20 20-40 40-60 60-80 80 <strong>und</strong><br />

mehr<br />

Jahr 2005 Jahr 2030<br />

Eigene Darstellung nach Daten Lan<strong>de</strong>samt für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik Nordrhein-Westfalen: Auswirkungen <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>mographischen Wan<strong>de</strong>ls. Statistische Analysen <strong>und</strong> Studien Nordrhein-Westfalen, Band 38, Düsseldorf 2006, S. 4<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Altersstruktur<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung in Nordrhein-<br />

Westfalen (2005-2030)<br />

Anteil <strong>de</strong>r Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

an <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

2006<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Bevölkerung <strong>und</strong> Erwerbstätigkeit, Bevölkerung mit Migrations-<br />

hintergr<strong>und</strong> – Ergebnissse <strong>de</strong>s Mikrozensus. Wiesba<strong>de</strong>n 2006, S. 16<br />

43


Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Haushaltsformen<br />

seit 1900<br />

Nachfrage <strong>und</strong> Angebot im<br />

Marktsegment <strong>de</strong>r Einfamilienhäuser<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

bis 2025<br />

44<br />

1900 „die Großfamilie“ 1961 „die Kleinfamilie“<br />

Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />

Restfamilien<br />

Familien mit<br />

einem Kind<br />

Witwer <strong>und</strong> Witwen<br />

Außenseiter <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

Alleinerziehen<strong>de</strong> mit einem Kind<br />

Restfamilien<br />

Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />

Nomadische<br />

Haushalte<br />

Alleinstehen<strong>de</strong><br />

Senioren<br />

1<br />

2<br />

Familien mit<br />

zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />

Familien mit<br />

zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />

Familien mit<br />

einem Kind<br />

Singles<br />

2<br />

3<br />

3<br />

4<br />

5+<br />

3-Generationen-<br />

Familien<br />

3<br />

4<br />

Homosexuelle Paare<br />

5+<br />

Alleinerziehen<strong>de</strong><br />

mit einem Kind<br />

Großfamilien<br />

Großfamilien<br />

Patchwork-Familien<br />

Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />

Alleinleben<strong>de</strong><br />

Frauen<br />

Alleinleben<strong>de</strong><br />

Männer<br />

Familien mit<br />

einem Kind<br />

Restfamilien<br />

2000 „Multifamilien“ 2010 „Patchwork Society“<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Familien mit<br />

zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />

Großfamilien<br />

4-Generationen-<br />

Paare mit<br />

zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />

Paare mit 4<br />

einem Kind<br />

5+ Familien<br />

4<br />

Patchwork-Familien<br />

4<br />

3-Generationen-<br />

Alleinerziehen<strong>de</strong> mit<br />

einem Kind 3<br />

3<br />

Familien<br />

Alleinerziehen<strong>de</strong><br />

2<br />

mit zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />

Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />

Alleinstehen<strong>de</strong><br />

Senioren 1<br />

2<br />

2 Restfamilien<br />

2 Homosexuelle Paare<br />

1<br />

1<br />

Singles<br />

Nomadische<br />

Haushalte<br />

Das Zukunftsinstitut: Future Living — die Zukunft <strong>de</strong>r Lebensstile. Kelkheim 2003<br />

Wie verän<strong>de</strong>rt sich die Wohnbaulandnachfrage<br />

künftig? Was heißt<br />

dies für die Vermarktbarkeit <strong>und</strong> für<br />

die Preise?<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>r Wohnbaulandnachfrage<br />

wird regional sehr unterschiedlich<br />

verlaufen. Es ist mit einem noch stärkeren<br />

Nebeneinan<strong>de</strong>r von wachsen<strong>de</strong>n, stagnieren<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> schrumpfen<strong>de</strong>n Regionen zu<br />

rechnen. Bereits heute sind in einigen<br />

Regionen rückläufige Nachfrageentwicklungen<br />

zu verzeichnen. Auch in wachsen<strong>de</strong>n<br />

Regionen zeigen sich die ersten<br />

Auswirkungen: Neubaugebiete vermark-<br />

ten sich schleppen<strong>de</strong>r als noch vor einigen<br />

Jahren.<br />

3<br />

Durch die Zunahme an Bestandsimmobilien<br />

einerseits <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Rückgang <strong>de</strong>r Nachfrageseite<br />

an<strong>de</strong>rerseits wird ten<strong>de</strong>nziell Druck<br />

auf <strong>de</strong>n Markt <strong>de</strong>r Wohngr<strong>und</strong>stücke ausgeübt.<br />

Ein Rückgang <strong>de</strong>s Einfamilienhausneubaus<br />

ist die Folge; das be<strong>de</strong>utet auch,<br />

dass die Nachfrage nach Wohngr<strong>und</strong>stücken<br />

sinkt. Nach einer Studie <strong>de</strong>s Eduard<br />

Pestel Instituts für Systemforschung wird<br />

schon etwa 2013 die Gesamtnachfrage<br />

nach Einfamilienhäusern rechnerisch durch<br />

Eduard Pestel Institut für Systemforschung: Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wohnungsnachfrage <strong>und</strong> Reaktion <strong>de</strong>s<br />

Wohnungsangebotes in NRW bis 2025. Düsseldorf 2006, S. 27<br />

4<br />

5+


das Angebot an Gebrauchtimmobilien abge<strong>de</strong>ckt.<br />

Ungebrochener Trend in die Stadt<br />

Eigenheimgenehmigungen in Ballungsräumen<br />

<strong>und</strong> im übrigen B<strong>und</strong>esgebiet<br />

(ohne Berlin <strong>und</strong> neue Län<strong>de</strong>r)<br />

Verän<strong>de</strong>rungen von 1995<br />

bis 2005 in Prozent<br />

-26<br />

-6<br />

Ballungsraum<br />

übrige Regionen<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt / LBS Research<br />

Randbereich<br />

Kernstadt<br />

+52<br />

Künftig wird die Vermarktbarkeit von<br />

Wohnbaugr<strong>und</strong>stücken (<strong>und</strong> Immobilien)<br />

noch stärker an <strong>de</strong>r Lage orientiert sein als<br />

bisher. Nur nachgefragte Lagen lassen sich<br />

dann noch zu einem (aus Verkäufersicht)<br />

akzeptablen Preis verkaufen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

die peripheren Lagen mit schlechter Infrastrukturausstattung<br />

lassen sich nur noch<br />

schlecht vermarkten. Der ‚Mythos‘ sicherer<br />

Immobilienrenditen durch ‚garantierte‘<br />

jährliche Wertsteigerungen ist vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r künftigen Entwicklungen<br />

nicht mehr zu halten.<br />

Brauchen wir in Zukunft noch neues<br />

Wohnbauland?<br />

Die Frage ist zunächst mit „ja“ zu beantworten,<br />

da zumin<strong>de</strong>st mittelfristig die Nachfrage<br />

nach Wohnbauland auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

steigen<strong>de</strong>n Wohnflächenbedarfs <strong>und</strong> verän<strong>de</strong>rter<br />

qualitativer Ansprüche (die nicht<br />

durch <strong>de</strong>n Bestand ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n können)<br />

steigen wird. Langfristig betrachtet ist jedoch<br />

insgesamt mit einem Rückgang <strong>de</strong>r<br />

Nachfrage nach Wohnbauland zu rechnen.<br />

Eine reine Angebotsplanung mit <strong>de</strong>m Ziel,<br />

Einwohner zu halten o<strong>de</strong>r neue hinzuzugewinnen,<br />

ist jedoch nicht mehr die richtige<br />

Strategie.<br />

Wie steuert man (bo<strong>de</strong>npolitisch)<br />

schrumpfen<strong>de</strong> Städte?<br />

Beson<strong>de</strong>rs ein Thema wird die bo<strong>de</strong>npolitische<br />

Debatte in <strong>de</strong>n nächsten 20 bis<br />

30 Jahren dominieren: Wie lässt sich die<br />

allmähliche Leere in <strong>de</strong>n schrumpfen<strong>de</strong>n<br />

Städten steuern? Gibt es Möglichkeiten<br />

eines geordneten Rückzuges? Kann an <strong>de</strong>n<br />

Standorten abgerissen wer<strong>de</strong>n, wo es städtebaulich<br />

sinnvoll ist <strong>und</strong> dadurch hilft,<br />

perforierte Stadt zu vermei<strong>de</strong>n? Gute Plankonzepte<br />

sind hierzu schnell gemacht, daran<br />

wird es nicht scheitern. Lassen sie sich<br />

aber auch realisieren? Ich bin da skeptisch!<br />

Eins erscheint mir aber sicher: es wird zunehmend<br />

– wörtlich gemeint – sichtbar<br />

wer<strong>de</strong>n, welche Lagen <strong>und</strong> Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />

ständigen ‚Druck‘ nicht mehr gewachsen<br />

sein wer<strong>de</strong>n. Wir wer<strong>de</strong>n – ob wir wollen<br />

o<strong>de</strong>r nicht – lernen müssen, Immobilien<br />

<strong>und</strong> ganze Areale/Straßenzüge als<br />

‚Stadtschrott‘, als räumliches Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

Schrumpfungsprozesse zu akzeptieren.<br />

Stadtumbau als wohlgemeinte ‚Therapie‘ ist<br />

zunächst die richtige Antwort, wird aber<br />

vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s zu erwarten<strong>de</strong>n<br />

Perforations- / Fragezeichengebiet Rückbaugebiet<br />

45


Die ‚perforierte‘ Bo<strong>de</strong>nrichtwertkarte<br />

Fotos aus: Hunger, B.: Wo steht<br />

<strong>de</strong>r Stadtumbau Ost – <strong>und</strong> was<br />

kann <strong>de</strong>r Westen davon lernen?<br />

In: Stadtumbau, Informationen<br />

zur Raumentwicklung, Heft<br />

10/11, 2003, S. 652<br />

46<br />

enormen quantitativen Ausmaßes <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Tatsache, dass öffentliche Kassen – langfristig<br />

betrachtet – wie<strong>de</strong>r knapper wer<strong>de</strong>n,<br />

we<strong>de</strong>r überall noch nachhaltig diese negative<br />

Entwicklung aufhalten können. Wir<br />

müssen zu<strong>de</strong>m zunehmend erkennen, dass<br />

das <strong>de</strong>utsche Bo<strong>de</strong>nrecht <strong>de</strong>n geordneten<br />

Rückzug keineswegs begünstigt. Im Gegenteil!<br />

Die sogenannten ‚Schrottimmobilien‘<br />

lassen sich nicht mal so einfach rückbauen.<br />

Die Durchsetzung von Abbruchgeboten<br />

<strong>und</strong> entsprechen<strong>de</strong>n Verfügungen ist<br />

in <strong>de</strong>r Praxis äußerst schwer. Die ‚Wertfiktion‘<br />

vieler Einzeleigentümer blockiert<br />

zu<strong>de</strong>m vielfach die Veräußerungsbereitschaft.<br />

Der Bo<strong>de</strong>nmarkt verliert auch seine<br />

Korrekturfunktion: keine Erträge, Verzicht<br />

auf Investitionen = Herunterfahren <strong>de</strong>r<br />

Instandhaltung(sbereitschaft).<br />

Blocka<strong>de</strong>n entstehen auch dadurch, dass –<br />

solange kein gerechter Vorteils- <strong>und</strong> Lastenausgleich<br />

im <strong>de</strong>utschen Bo<strong>de</strong>nrecht vorhan<strong>de</strong>n<br />

ist – kaum jemand bereit sein dürfte,<br />

zum Vorteil <strong>de</strong>s Nachbarn sein Objekt zuerst<br />

abzureißen. Frei nach <strong>de</strong>m Motto: „Wer<br />

sich zuerst bewegt, hat schon verloren.“ Das<br />

wirtschaftliche ‚Aussitzen‘ von ‚Schrottimmobilien‘<br />

wird im Übrigen auch steuerlich<br />

geför<strong>de</strong>rt – man kann jetzt schon seinen<br />

Leerstand bei <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Einkommensteuer<br />

min<strong>de</strong>rnd gelten machen. Wird das<br />

Objekt dazu noch or<strong>de</strong>ntlich ‚eingemottet‘<br />

(‚Stadtumbauer‘ sprechen von ‚Einmottungsstrategien‘),<br />

lässt sich die Sache zunächst<br />

noch eine Weile ganz gut ‚ertragen‘.<br />

Ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Punkt kommt noch<br />

hinzu: Räumliche Steuerung unter Wachstumsbedingungen<br />

kannte bislang – im<br />

Gegensatz zur Situation in <strong>de</strong>r ‚leeren<br />

Stadt‘ – gr<strong>und</strong>sätzlich noch ein wichtiges<br />

‚Schmiermittel‘, nämlich die Umverteilungsmöglichkeit<br />

von sicheren Bo<strong>de</strong>nwertzuwächsen<br />

(über die man freilich auch<br />

kontrovers <strong>de</strong>battieren kann). Wenn aber<br />

keine Wertzuwächse mehr zu generieren<br />

sind, fehlt <strong>de</strong>r Stadt dieses ‚natürliche‘ Lenkungsinstrument.<br />

Ich sehe vor diesem schwierigen Umfeld –<br />

im Hinblick auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n – drei Aspekte,<br />

die in <strong>de</strong>r Stadtumbau<strong>de</strong>batte mehr Gewicht<br />

erfahren sollten:<br />

1. Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r langfristig<br />

zu erwarten<strong>de</strong>n zunehmen<strong>de</strong>n ‚Leere‘<br />

müssen sich die Städte, die davon betroffen<br />

sind, darüber klar wer<strong>de</strong>n, dass man nicht<br />

alle Lagen <strong>und</strong> alle Objekte retten kann. Es<br />

kann nicht je<strong>de</strong> lärmgeplagte Ausfallstraße,<br />

die heute noch überwiegend <strong>de</strong>m Wohnen<br />

dient, in <strong>de</strong>r jetzigen Form erhalten bleiben.<br />

Der Lärm bleibt! ‚Potemkin´sche Dörfer‘ an<br />

Hauptausfallstraßen – warum eigentlich<br />

nicht?! Raumkanten könnte man so erhalten!<br />

Macht es wirklich Sinn, Großwohnanlagen<br />

<strong>de</strong>r 1960er <strong>und</strong> 1970er Jahre heute


(teuer) so ‚aufzupeppen‘, dass sie zwar für<br />

einige Jahre ‚überleben‘ können, aber spätestens<br />

in <strong>de</strong>r ‚nächsten R<strong>und</strong>e‘ wie<strong>de</strong>r danie<strong>de</strong>r<br />

liegen (wir hatten dies schon einmal<br />

in <strong>de</strong>n 1980er Jahren). Die Städte können<br />

voraussichtlich nicht alles schultern <strong>und</strong><br />

gleichzeitig machen. Wir müssen dringlich<br />

heute <strong>und</strong> nicht erst morgen eine Debatte<br />

über richtige Prioritäten führen <strong>und</strong> zwar<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Fachdisziplin Städtebau <strong>und</strong><br />

natürlich zusammen mit <strong>de</strong>r Politik. Das ist<br />

sicher schmerzlich, aber notwendig!<br />

2. Stadtplaner, Liegenschaftler <strong>und</strong><br />

Stadtpolitiker müssen lernen, Leerstand<br />

bzw. ‚Stadtschrott‘ solange bewusst auszuhalten,<br />

zu ertragen, bis sich die Immobilienpreise<br />

so weit abgesenkt haben (o<strong>de</strong>r gegen<br />

null tendieren), dass ein Ankauf <strong>de</strong>r Immobilie<br />

für die Kommune ‚erträglich‘ erscheint<br />

<strong>und</strong> nicht auch noch unnötige Mitnahmeeffekte<br />

entstehen. Warum? Unter <strong>de</strong>r Prämisse<br />

eines unverän<strong>de</strong>rten Bo<strong>de</strong>nrechts verbleibt<br />

eigentlich weiterhin nur <strong>de</strong>r (hoheitliche)<br />

Zwischenerwerb als Planimplementierungsinstrument.<br />

Nicht, dass Sie mich falsch verstehen,<br />

dies ist durchaus eine ‚kluge‘ Stadtumbaustrategie.<br />

Es muss aber aus meiner<br />

Sicht eine Debatte über <strong>de</strong>n richtigen Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>s Ankaufs <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Einsetzens von<br />

Stadtumbaumitteln geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

„Gegen <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>eigentümer, <strong>de</strong>r seinen<br />

Bo<strong>de</strong>n brach liegen lässt, können kein Gerichtsvollzieher<br />

<strong>und</strong> kein Konkurs etwas<br />

ausrichten.“<br />

Zitat: Krüger, H.: Sozialisierung. In: Bettermann,<br />

K. A., Nipper<strong>de</strong>y, H. C., Scheuner, U.: Die Gr<strong>und</strong>rechte.<br />

1958<br />

3. Leerstand <strong>und</strong> Brachfallen ziehen<br />

keinen Eigentumsverlust nach sich. Sie können<br />

keinen Eigentümer einer Brachfläche<br />

verpflichten, seinen gr<strong>und</strong>stücksbezogenen<br />

Pflichten nachzukommen. Auch vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergr<strong>und</strong> einer wirklich funktionieren<strong>de</strong>n<br />

Flächenkreislaufwirtschaft muss wie<strong>de</strong>r eine<br />

Bo<strong>de</strong>nrechtsdiskussion geführt wer<strong>de</strong>n. Ich<br />

glaube, dass sich die Sozialpflichtigkeit <strong>de</strong>s<br />

Eigentums im Sinne von Art. 14 GG vor <strong>de</strong>m<br />

Hintergr<strong>und</strong> stark schrumpfen<strong>de</strong>r Städte völlig<br />

neu stellt, je<strong>de</strong>nfalls an<strong>de</strong>rs als in Wachs-<br />

tumsphasen. Der B<strong>und</strong>esgesetzgeber muss<br />

aufgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, dafür zu sorgen, dass<br />

das Städtebaurecht auch für diese großen<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen umsetzungsfähig bleibt.<br />

Hierzu gehören z. B. ein rechtlich im BauGB<br />

kodifiziertes Mo<strong>de</strong>ll eines gerechten Vorteils- /<br />

Ausgleichssystem <strong>und</strong> für Einzelfälle bzw. für<br />

beson<strong>de</strong>rs schwierige Fälle die Möglichkeit<br />

<strong>de</strong>r erweiterten Enteignungsmöglichkeit von<br />

Brachen <strong>und</strong> Schrottimmobilien zur Aneignung<br />

<strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>stücke. Die Koppelung <strong>de</strong>s<br />

Wohls <strong>de</strong>r Allgemeinheit an <strong>de</strong>n ‚Brachenzustand‘<br />

als eine mögliche Anwendungsvoraussetzung<br />

<strong>de</strong>r Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme<br />

in § 165 Abs. 3 Nr. 2 BauGB reicht<br />

hierfür meiner Meinung nicht aus.<br />

Planung<br />

Nutzung<br />

Flächenkreislauf<br />

brachliegend<br />

Nutzungsaufgabe<br />

Ein Blick ins Gesetz erleichtert bekanntlich<br />

die Arbeit: Wir haben im Gr<strong>und</strong>gesetz nicht<br />

nur Art. 14, son<strong>de</strong>rn auch Art. 15: „Gr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n können zum Zwecke <strong>de</strong>r Vergesellschaftung<br />

in Gemeineigentum o<strong>de</strong>r<br />

in an<strong>de</strong>re Formen <strong>de</strong>r Gemeinwirtschaft<br />

überführt wer<strong>de</strong>n.“ Dazu ist auch Mut nötig!<br />

Das Land NRW hat dies 1997 mit <strong>de</strong>r<br />

B<strong>und</strong>esratinitiative zur Einführung <strong>de</strong>s<br />

Planungswertausgleichs bewiesen. Zumin<strong>de</strong>st<br />

muss es – meine Damen <strong>und</strong> Herren –<br />

gera<strong>de</strong> auf einer solchen Tagung, die ja bewusst<br />

die Debatte über langfristige <strong>Perspektiven</strong><br />

in <strong>de</strong>n Fokus gerückt hat, erlaubt<br />

sein, weitergehen<strong>de</strong> For<strong>de</strong>rungen anzu<strong>de</strong>nken.<br />

Wann <strong>de</strong>nn sonst, wenn nicht heute!?<br />

Bleiben noch weitere Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />

eine zukünftige Bo<strong>de</strong>npolitik?<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren – seien Sie beruhigt:<br />

Nicht je<strong>de</strong> Stadt in NRW schrumpft;<br />

<strong>und</strong> in vielen Schrumpfungsstädten wird<br />

es in <strong>de</strong>n stabilen, guten Lagen auch weiterhin<br />

städtebauliche Neuentwicklungen<br />

geben. Die ganz gr<strong>und</strong>sätzlichen ‚alten‘,<br />

‚eigentlichen‘ Bo<strong>de</strong>nfragen (allokative <strong>und</strong><br />

47


Abbildung aus:<br />

Häberli, R. et al.: Bo<strong>de</strong>n-<br />

Kultur, Vorschläge für eine<br />

haushälterische Nutzung <strong>de</strong>s<br />

Bo<strong>de</strong>ns in <strong>de</strong>r Schweiz. Zürich<br />

1991, S. 59<br />

48<br />

distributive Seite <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nmarktes), die ich<br />

zu Beginn meiner Ausführungen dargelegt<br />

habe, bleiben uns mit Sicherheit erhalten.<br />

Ich bin sogar davon überzeugt, dass diese<br />

beson<strong>de</strong>re ‚Gleichzeitigkeit <strong>de</strong>s Ungleichzeitigen‘<br />

die Bo<strong>de</strong>nrechts<strong>de</strong>batte noch beschleunigen<br />

könnte. Wertzuwachsverteilung<br />

an <strong>de</strong>r einen Stelle <strong>und</strong> Wertverluste an <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren – wie soll das auf Dauer gut gehen?<br />

Also eigentlich doch genug ‚Stoff‘ für eine<br />

bo<strong>de</strong>npolitische Debatte! Aber ich warne<br />

Sie: Die in <strong>de</strong>r Vergangenheit geführten<br />

bo<strong>de</strong>npolitischen Debatten waren bislang<br />

nicht sehr von Erfolg gekrönt. Je<strong>de</strong>r ist mit<br />

Verän<strong>de</strong>rungen sofort einverstan<strong>de</strong>n – wenn<br />

es nur nicht <strong>de</strong>n eigenen Bo<strong>de</strong>n betrifft.<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren, liebe<br />

Forumsmitglie<strong>de</strong>r, bleiben Sie <strong>de</strong>nnoch <strong>de</strong>r<br />

bo<strong>de</strong>npolitischen Debatte nicht fern – sie<br />

ist spannend <strong>und</strong> es lohnt sich – <strong>de</strong>nken Sie<br />

auch bo<strong>de</strong>npolitisch!<br />

Mehr zu diesem Thema bietet folgen<strong>de</strong> Veröffentlichung, die<br />

kostenfrei beim Forum Baulandmanagement NRW bestellt<br />

wer<strong>de</strong>n kann:<br />

Dransfeld, E.; Pfeiffer, P. <strong>und</strong> Platzek, C.: Bo<strong>de</strong>n 2030 – Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

für die kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Umgang<br />

mit Einfamilienhausgebieten <strong>de</strong>r 1950er, 1960er <strong>und</strong><br />

1970er Jahre. Hrsg. vom Forum Baulandmanagement NRW,<br />

Dortm<strong>und</strong> 2009.


Schlusswort: Zukünftige Aufgaben für das<br />

Forum Baulandmanagement NRW<br />

Stefan Raetz – Bürgermeister <strong>de</strong>r<br />

Stadt Rheinbach, Vorsitz Forum<br />

Baulandmanagement NRW<br />

Wir haben heute viel diskutiert <strong>und</strong> gelernt.<br />

Wir haben einen Einblick in die Praxis<br />

erhalten, gera<strong>de</strong> auch in <strong>de</strong>n Diskussionsbeiträgen.<br />

Wir haben die Wissenschaft zu<br />

Wort kommen lassen <strong>und</strong> einen Einblick<br />

in die Initiativen <strong>und</strong> Vorgaben <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

erhalten – insgesamt also ein sehr breit<br />

aufgestelltes Programm dieser Tagung. Es<br />

gab viele Wortbeiträge <strong>und</strong> eine Menge an<br />

Input, <strong>de</strong>n wir für unsere weitere Arbeit<br />

aufnehmen können. Mein Dank gilt natürlich<br />

zunächst allen Referenten dafür, dass<br />

sie sich zur Verfügung gestellt <strong>und</strong> uns hier<br />

so viele Informationen gegeben haben.<br />

Fasst man <strong>de</strong>n heutigen Tag zusammen, so<br />

wird eines ganz <strong>de</strong>utlich: Bauland- o<strong>de</strong>r<br />

auch Bo<strong>de</strong>nmanagement scha<strong>de</strong>t nicht!<br />

Wenn es Nebenwirkungen hat, dann nur<br />

positive. Was sind nun unsere zukünftigen<br />

Aufgaben im Forum Baulandmanagement?<br />

Haben wir überhaupt noch welche? Nach<br />

<strong>de</strong>m heutigen Tag kann man, so glaube ich,<br />

ganz klar sagen: Ja, die haben wir! Denn es<br />

sind viele Fragen <strong>und</strong> zahlreiche Hinweise<br />

aufgetaucht auf das, was man noch einmal<br />

aufgreifen sollte. Dies wird uns dann in Zukunft<br />

im Rahmen unserer Werkstattreihe<br />

weiter beschäftigen.<br />

Nach wie vor existieren vielfältige bo<strong>de</strong>npolitische<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n<br />

Kommunen – jedoch mit <strong>de</strong>utlichen Unterschie<strong>de</strong>n!<br />

So fin<strong>de</strong>t man weiterhin bedarfsgerechte<br />

Baulandausweisung dort,<br />

wo noch Wachstum stattfin<strong>de</strong>t, aber man<br />

weiß auch, dass dies zukünftig ein En<strong>de</strong><br />

haben wird. Aber: Gibt es bereits dort <strong>de</strong>n<br />

Rückzug aus <strong>de</strong>r Fläche? Wie gehen diese<br />

Kommunen damit um?<br />

Ein weiteres, nach wie vor aktuelles Thema<br />

stellt die Nachnutzung innerstädtischer<br />

Brachflächen dar, dies haben wir bei fast<br />

allen Wortbeiträgen heute gehört. Welche<br />

aktuellen Best-Practice-Beispiele existie-<br />

ren hier? Wer geht wie an die Umsetzung?<br />

Dies hat sicherlich auch viel mit politischen<br />

Rahmenbedingungen zu tun. Darüber hinaus<br />

haben wir etwas erfahren über die<br />

Zusammenarbeit mit Privaten. Diese ist<br />

wichtig, <strong>de</strong>nn oft schaffen wir es als Kommunen<br />

nicht allein. Doch: Wen bin<strong>de</strong>n wir<br />

ein? Welche Mo<strong>de</strong>lle gibt es dazu?<br />

Auch das Thema ‚Städtebauliche Verträge‘<br />

ist heute noch einmal in <strong>de</strong>n Fokus<br />

gesetzt wor<strong>de</strong>n. Die existieren<strong>de</strong>n rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen machen<br />

Mut, es auch anzupacken. Wir haben –<br />

z. B. beim Thema ‚Zwischennutzungen‘ –<br />

bereits gezeigt, dass wir hier flexibel <strong>und</strong><br />

sehr innovativ vorgehen können.<br />

Folglich geht es auch weiterhin um die<br />

klassischen Fragen <strong>de</strong>s kommunalen Flächenmanagements.<br />

Mithilfe <strong>de</strong>r vielen Praxisbeispiele<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlichen Expertisen<br />

haben wir heute gesehen, wo es in<br />

Nordrhein-Westfalen hingehen kann <strong>und</strong><br />

wo wir stehen.<br />

Wir haben auch gelernt, dass es unterschiedlichste<br />

Grün<strong>de</strong> gibt, warum sich<br />

Städte <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Thema<br />

Flächenmanagement beschäftigen: Manche<br />

aus einer Not, an<strong>de</strong>re dagegen (noch)<br />

aus einem gewissen Luxusproblem heraus.<br />

Wachstum, Schrumpfung, Brache, Nachnutzung,<br />

Abschöpfung, Steuerung – es sind<br />

viele verschie<strong>de</strong>ne Grün<strong>de</strong>, die heute ge-<br />

49


50<br />

nannt wor<strong>de</strong>n sind. Des Weiteren gibt es<br />

unterschiedlichste Ziele, die einzelne Kommunen<br />

mithilfe eines Flächenmanagements<br />

realisieren wollen. Wichtig hierbei ist: Es<br />

existiert kein Patentrezept, je<strong>de</strong>r muss seinen<br />

Weg fin<strong>de</strong>n.<br />

Intensiv beschäftigen wer<strong>de</strong>n wir uns mit<br />

<strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Befragung zum Bo<strong>de</strong>nmanagement,<br />

die Herr Dr. Dransfeld uns<br />

vorgestellt hat. Zu<strong>de</strong>m – <strong>und</strong> das wird eine<br />

ebenso interessante Diskussion wer<strong>de</strong>n –<br />

natürlich mit <strong>de</strong>n ‚Bo<strong>de</strong>n 2030‘-Thesen.<br />

Einige <strong>de</strong>r Punkte, die aus <strong>de</strong>m Publikum<br />

benannt o<strong>de</strong>r auch in <strong>de</strong>n Vorträgen angesprochen<br />

wur<strong>de</strong>n, müssen nun zunächst<br />

einmal strukturiert wer<strong>de</strong>n, um zu sehen,<br />

wo wir eigentlich stehen. Einerseits gewinnt<br />

das Thema <strong>de</strong>r stadtregionalen Baulandpolitik,<br />

<strong>de</strong>r interkommunalen Kooperation<br />

in <strong>de</strong>r Wohnbaulan<strong>de</strong>ntwicklung an<br />

Be<strong>de</strong>utung. Doch: Wie weit sind wir damit?<br />

Wie funktioniert die Abstimmung mit <strong>de</strong>n<br />

Nachbarstädten? Kommt diese Zusammenarbeit<br />

nur auf Druck o<strong>de</strong>r gar aus <strong>de</strong>r Not<br />

heraus zustan<strong>de</strong>? Zu<strong>de</strong>m gilt es, <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nmarkt<br />

weiter zu beobachten. Auch das<br />

ist noch einmal von Herrn Dr. Dransfeld<br />

betont wor<strong>de</strong>n. Bo<strong>de</strong>npreisdämpfung <strong>und</strong><br />

Folgekosten sind weiterhin drängen<strong>de</strong> Themen.<br />

Was darf hier abgeschöpft wer<strong>de</strong>n?<br />

Dabei gibt es gewisse Unsicherheiten. Wie<br />

sieht die Angemessenheit aus? Die Kausalität<br />

<strong>de</strong>r Baulandproduktionskosten ist<br />

mehrfach angesprochen wor<strong>de</strong>n.<br />

Ein weiterer Aspekt, <strong>de</strong>r uns in Zukunft sicherlich<br />

beschäftigen wird, ist die Frage, ob<br />

wir uns schon in einer Phase befin<strong>de</strong>n, in<br />

<strong>de</strong>r Baulandbeschlüsse, die einmal gefasst<br />

wor<strong>de</strong>n sind, angepasst wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Muss hier bereits jetzt <strong>de</strong>r nächste Schritt<br />

getan, also sozusagen ‚Baulandbeschlüsse<br />

2.0‘ gefasst wer<strong>de</strong>n?<br />

Genauso müssen wir uns mit <strong>de</strong>n neuen auf<br />

uns zukommen<strong>de</strong>n Rahmenbedingungen<br />

<strong>de</strong>r kommunalen Baulandpolitik beschäftigen.<br />

Vier Punkte sind genannt wor<strong>de</strong>n:<br />

Erstens <strong>de</strong>r Klimaschutz, <strong>de</strong>r heute eine<br />

<strong>de</strong>utlich wichtigere Rolle spielt als zu <strong>de</strong>n<br />

Zeiten, in <strong>de</strong>nen wir uns erstmalig mit Baulandmanagement<br />

beschäftigt haben. Zweitens<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographische Wan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r nun<br />

wesentlich näher an uns heran gerückt ist<br />

als noch vor zehn, fünfzehn Jahren. Drittens<br />

das Thema <strong>de</strong>r angespannten Haushaltslage<br />

in <strong>de</strong>n Kommunen <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaftlichkeit. Und viertens die geän<strong>de</strong>rten<br />

<strong>und</strong> differenzierten Lebensstile.<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> Politik spielen hier eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Ein weiterer Punkt ist die Transparenz in<br />

Bezug auf die langfristigen fiskalischen<br />

Auswirkungen bo<strong>de</strong>npolitischer Entscheidungen<br />

– diese muss weiter verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n. Lohnt es sich tatsächlich überall,<br />

in eine weitere Baulan<strong>de</strong>ntwicklung hineinzugehen?<br />

Wie sehen die Folgekosten<br />

aus?<br />

Auch Aspekte, die bisher noch nicht im Fokus<br />

stan<strong>de</strong>n, erfor<strong>de</strong>rn in Zukunft weiteres<br />

Nach<strong>de</strong>nken: Welche Finanzierungsmechanismen<br />

sind bei bestandsorientierten<br />

Strategien <strong>de</strong>nkbar? Sind wir nun bereits<br />

soweit, dass wir uns über einen Bo<strong>de</strong>nmin<strong>de</strong>rwertausgleich<br />

statt über eine Abschöpfung<br />

unterhalten müssen? O<strong>de</strong>r sogar eine<br />

‚Abwrackprämie‘ für Gr<strong>und</strong>stückseigentümer<br />

als Anreiz zur Brachflächeninnenentwicklung?<br />

Möglicherweise sogar Flächenzertifikate<br />

für Flächenneuentwicklung?<br />

Darüber hinaus müssen Stadtrückbaustrategien<br />

weiter beleuchtet wer<strong>de</strong>n: Haben<br />

wir hier bereits einen integrierten, strategischen<br />

Ansatz gef<strong>und</strong>en?<br />

Eines wird also <strong>de</strong>utlich: Wir haben viel zu<br />

tun bei <strong>de</strong>r Aufarbeitung dieser Tagung,<br />

aber eben auch viele spannen<strong>de</strong> Themen<br />

für unsere Werkstattreihe. Denken Sie bitte<br />

weiterhin an die Arbeit <strong>de</strong>s Forums <strong>und</strong><br />

wenn möglich: Machen Sie mit!


A<br />

Alt, Bettina Kreis Steinfurt<br />

Altenbockum, Annette: Stadt Essen<br />

B<br />

Beck, Christel in <strong>de</strong>r Stadt Selm<br />

Bennewitz, Bruno Stadt Köln<br />

Berndgen-Kaiser, Andrea ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong><br />

Stadtentwicklungsforschung<br />

Bleeker, Helmut Bezirksregierung Köln<br />

Blocher, Jürgen Deutscher Städtetag<br />

Böd<strong>de</strong>ker, Ralf Stadt Gladbeck<br />

Boshuven, Manfred Stadt Hamminkeln<br />

Brockmeyer, Dietmar Gemein<strong>de</strong> Nordwal<strong>de</strong><br />

Brühl, Timo Emschergenossenschaft<br />

Buckardt, Alexan<strong>de</strong>r Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Wuppertal AöR<br />

Busshoff, Joachim Stadt Bocholt<br />

C<br />

Cepa, Helmut Stadt Marl<br />

D<br />

Dapper, Walter Stadt Münster<br />

Denstorff, Robin Stadt Rheinbach<br />

Devers, Andreas Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />

Dilks, Peter Stadt Lü<strong>de</strong>nscheid<br />

Dransfeld, Dr. Egbert Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement<br />

Dreßler, Regina Stadt Oberhausen<br />

Dudda, Günter Stadt Wesel<br />

Dworski, Martin BahnflächenEntwicklungsGesellschaft NRW<br />

E<br />

Eilert, Walter RAG AG<br />

Erzigkeit, Klaus Stadt Min<strong>de</strong>n<br />

F<br />

Fels, Barbara LAG 21 NRW e.V.<br />

Flügge, Harald Stadt Heiligenhaus<br />

Fox-Kämper, Runrid ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong><br />

Stadtentwicklungsforschung<br />

Franke, Niklas Stadt Xanten<br />

Fricke, Claudia Stadt Leverkusen<br />

Fritzsche, Susanne Stadt Nettetal<br />

Fröhlich, Peter Bezirksregierung Arnsberg<br />

G<br />

Gebert, Bernd Stadt Gelsenkirchen<br />

Geilmann, Ulrich Gemein<strong>de</strong> Alpen<br />

George, Klaus Stadt Essen<br />

Ger<strong>de</strong>s, Frank Stadt Werne<br />

Geßner, Ulrike Stadt Düsseldorf<br />

Giesen, Ingrid Stadt Wesel<br />

Gismann, Constanze Stadt Bornheim<br />

Teilnehmerverzeichnis<br />

51


52<br />

Gla<strong>de</strong>, Dieter Stadt Frechen<br />

H<br />

Hagelstein, Adrienne Stadt Wesel<br />

Hartmann, Joachim Stadt Vre<strong>de</strong>n<br />

Hei<strong>de</strong>lmeier, Roland Stadt Sankt Augustin<br />

Hering, Christian Bürstädter Gr<strong>und</strong>stücksentwicklungsGmbH<br />

Heyer, Dr. Rolf LEG Stadtentwicklung<br />

Hinze, Klaus Stadt Datteln<br />

Hoeft, Doris Stadt Essen<br />

Holter, Christel Stadt Willich<br />

Hölzle, Michael Stadt Ratingen<br />

Hugenberg, Alexandro Stadt Voer<strong>de</strong><br />

Hülser, Hans-Walter Stadt Krefeld<br />

I<br />

Iwer, Nicole Regionalverband Ruhr<br />

J<br />

Jakob, Christian Stadt Greven<br />

Jost, Maria Stadt Gladbeck<br />

K<br />

Kassubek, Michael Stadt Wuppertal<br />

Keller, Stephan Städte- <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>b<strong>und</strong> NRW<br />

Kemkes, Jochen Stadt Emmerich am Rhein<br />

Kersten, Thomas B<strong>und</strong>esverband Deutscher Volks- <strong>und</strong><br />

Betriebswirte e. V.<br />

Kestermann, Rainer Bezirksregierung Arnsberg<br />

Klein, Herbert Stadt Sankt Augustin<br />

Kochanek, Franz Stadt Bochum<br />

Köppen, Jörg Stadt Gladbeck<br />

Koschmie<strong>de</strong>r, Peter Stadt Essen<br />

Kötter, Kirsten Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand <strong>und</strong><br />

Energie <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />

Krafzik, Joachim Stadt Gronau<br />

Krantz, Klaus Stadt Goch<br />

Krischer, Uwe Stadt Altena<br />

Kritzler, Wolfgang Stadt Krefeld<br />

Kröger, Kirsten Kreis Euskirchen<br />

Künzl, Sebastian WGZ Immobilien + Treuhand GmbH<br />

Küppers-Ullrich, Evamaria Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s NRW<br />

Kurowsky, Hans-Joachim Stadt Hil<strong>de</strong>n<br />

L<br />

Lennertz, Thomas BahnflächenEntwicklungsGesellschaft NRW<br />

Litzkendorf, Gudrun Stadt Duisburg<br />

Loke, Wolfgang Stadt Bochum<br />

M<br />

Maritzen, Jutta Rheinhafen Krefeld GmbH & Co KG<br />

Math, Sandra Stadt Ems<strong>de</strong>tten<br />

Mauck, Hartwig Stadt Bochum


Meierjohann, Hartmut Bezirksregierung Detmold<br />

Meiers, Franz LEG Stadtentwicklung<br />

Menzel, Martin Stadt Solingen<br />

Meyer, Christian Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />

Möhnke, Udo Stadt Bochum<br />

Müller, Klaus Stadt Bottrop<br />

Müller, Martina Gemeinnütziger Spar- <strong>und</strong> Bauverein<br />

Friemersheim<br />

Müller, Jörg Stadt Men<strong>de</strong>n<br />

Müller-Freckmann, Jennifer BahnflächenEntwicklungsGesellschaft NRW<br />

Müther, Claus Rafael Stadt Detmold<br />

N<br />

Niestegge, Diana Stadt Vre<strong>de</strong>n<br />

O<br />

Oermann, Dietrich Stadt Gladbeck<br />

Oste, Frank Stadt Essen<br />

P<br />

Peck, Matthias Ministerium für Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz,<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />

Peil, Stefan Stadt Essen<br />

Pelz, Carina InWis GmbH<br />

Peterburs, Siegfried Stadt Heiligenhaus<br />

Peveling, Franz-Josef Harpen Immobilien GmbH<br />

Piniek, Sonja InWis GmbH<br />

R<br />

Raetz, Stefan Stadt Rheinbach /<br />

Vorsitz Forum Baulandmanagement NRW<br />

Rapp, Christoph Ministerium für Umwelt- <strong>und</strong> Naturschutz,<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s NRW<br />

Rehfeuter, Thomas RAG Montan Immobilien<br />

Reinholz, Anette Stadt Aachen<br />

Reith, Jürgen Stadt Dormagen<br />

Renetzki, Peter RAG Montan Immobilien<br />

Reuter, Ruth Stadt Dinslaken<br />

Rin<strong>de</strong>l, Birgit Stadt Men<strong>de</strong>n<br />

Rosenkranz, Rainer Stadt Essen<br />

Rothe, Berthold Stadt Euskirchen<br />

Rühle, Frank Stadt Krefeld<br />

Rykers, Stephanie Stadt Viersen<br />

S<br />

San<strong>de</strong>r, Sven Regionalverband Ruhr<br />

Sbosny, Alexan<strong>de</strong>r ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong><br />

Stadtentwicklungsforschung<br />

Schiefer, Thomas Stadt Mechernich<br />

Schmidt, Frank Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Velbert<br />

Schoenen, Hiltrud Stadt Krefeld<br />

53


54<br />

Schubert, Jörg Stadt Remscheid<br />

Schwamberg, Erich Stadt Datteln<br />

Schwarz, Ingo Stadt Langenfeld<br />

Schwarz, Stefan Stadt Essen<br />

Seck, Thomas Stadt Wuppertal<br />

Siebert, Sebastian StadtRaumKonzept / Koordinierungsstelle<br />

Forum Baulandmanagement NRW<br />

Siegers, Norbert WFO - Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Oberhausen GmbH<br />

Singh, Christiane Stadt Wülfrath<br />

Sommerhäuser, Ingeborg Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />

Spring-Ojih, Dorothee im Regionalverband Ruhr<br />

Staege, Volker RAG AG<br />

Steimann-Menne, Martina Stadt Hamm<br />

Stiegen, Heinz Stadt Korschenbroich<br />

Streuff, Heinz Stadt Rees<br />

T<br />

Tenfel<strong>de</strong>, Wilma Stadt Hattingen<br />

Thelen, Andrea Stadt Willich<br />

Tiepelmann, Reiner Stadt Kreuztal<br />

Trüggelmann, Volker Bau- <strong>und</strong> Liegenschaftsbetrieb NRW<br />

U<br />

Uehlecke, Hans-Ulrich Stadt Essen<br />

Ufermann, Claus Gemein<strong>de</strong> Nordwal<strong>de</strong><br />

V<br />

Vetter, Frank Stadt Gronau<br />

Vogel, Dorothe Stadt Münster<br />

Vogt, Dieter Stadt Greven<br />

Völler, Raphael Stadt Hamm<br />

W<br />

Wachs, Dr. Stefan Stadt Emmerich am Rhein<br />

Wagner, Jeannette Stadt Bonn<br />

Wahle, Klaus Stadt Mesche<strong>de</strong><br />

Werheit, Dr. Martina Stadt Bergisch Gladbach<br />

Werkmeister, Lars ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong><br />

Stadtentwicklungsforschung<br />

Wienberg, Carsten Stadt Dormagen<br />

Wiesenberger, Nikolaus Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />

Wietfeld, Albert Stadt Warstein<br />

Wöltge, Ingo Stadt Viersen<br />

Wowra, Andrea Stadt Essen<br />

Wucherpfennig, Michael NRW.BANK<br />

Wuschansky, Dr. Bernd ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong><br />

Stadtentwicklungsforschung<br />

Z<br />

Zinz, Regine Stadt Stuttgart<br />

Zipter, Detlef Stadt Köln<br />

Zündorf, Paul Stadt Euskirchen

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