Erfahrungen und Perspektiven - Difu.de
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Flächenmanagement in Nordrhein-Westfalen:<br />
<strong>Erfahrungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Perspektiven</strong><br />
Tagungsdokumentation
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Forum Baulandmanagement NRW<br />
www.forum-bauland.nrw.<strong>de</strong><br />
Mitglie<strong>de</strong>r (Stand: Dezember 2009)<br />
Stadt Aachen • Stadt Bielefeld • Stadt Bocholt • Stadt Bochum • Stadt Bonn • Stadt<br />
Bottrop • Stadt Bürstadt (Hessen) • Stadt Castrop-Rauxel • Stadt Datteln • Stadt<br />
Dortm<strong>und</strong> • Stadt Düsseldorf • Stadt Essen • Stadt Euskirchen • Stadt Gelsenkirchen<br />
• Stadt Gladbeck • Stadt Gronau • Stadt Hamm • Stadt Heiligenhaus • Stadt Hennef<br />
(Sieg) • Stadt Herne • Stadt Hil<strong>de</strong>n • Stadt Kaarst • Stadt Krefeld • Stadt Leverkusen •<br />
Stadt Min<strong>de</strong>n • Stadt Münster • Stadt Ratingen • Stadt Remscheid • Stadt Rheinbach<br />
• Stadt Sankt Augustin • Stadt Solingen • Stadt Stolberg • Stadt Unna • Stadt Velbert<br />
• Stadt Werne • Stadt Wesel • Gemein<strong>de</strong> Westerkappeln • Stadt Wuppertal • Regionalverband<br />
Ruhr (RVR) • Städtetag NRW • Städte- <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>b<strong>und</strong> NRW (StGB NRW) •<br />
Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW (MBV) • ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s-<br />
<strong>und</strong> Stadtentwicklungsforschung gGmbH • Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement (IBoMa) •<br />
DSK Deutsche Stadt- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücksentwicklungsgesellschaft mbH • DU Die<strong>de</strong>richs<br />
Projektmanagement AG & Co. KG • NRW.URBAN GmbH & Co. KG • ThyssenKrupp Real<br />
Estate GmbH • WGZ Immobilien + Treuhand GmbH<br />
Bearbeitung <strong>und</strong> Kontakt<br />
Alexan<strong>de</strong>r Sbosny, Sebastian Siebert<br />
Koordinierungsstelle <strong>de</strong>s Forum Baulandmanagement NRW<br />
c/o StadtRaumKonzept GmbH<br />
Dipl.-Geogr. Sebastian Siebert<br />
Tel. +49 (0)231 5323-446<br />
Fax +49 (0)231 5323-445<br />
E-Mail kontakt@forum-bauland.nrw.<strong>de</strong><br />
Layout<br />
Thomas Milosek<br />
1. Auflage 2010<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung <strong>und</strong> Quellenangabe<br />
<strong>de</strong>s Herausgebers
Flächenmanagement in Nordrhein-Westfalen:<br />
<strong>Erfahrungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Perspektiven</strong><br />
Dokumentation <strong>de</strong>r Tagung vom<br />
12. März 2009 in Essen, Zeche Zollverein<br />
Alexan<strong>de</strong>r Sbosny<br />
Sebastian Siebert
Einleitung<br />
Seit über acht Jahren existiert mit <strong>de</strong>m Forum Baulandmanagement NRW ein innovatives,<br />
interdisziplinäres <strong>und</strong> kooperatives Netzwerk zu sämtlichen Fragen <strong>de</strong>s kommunalen<br />
Flächenmanagements.<br />
Entsprechend <strong>de</strong>n vielfältigen bo<strong>de</strong>npolitischen Herausfor<strong>de</strong>rungen, mit <strong>de</strong>nen sich<br />
Städte <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>n konfrontiert sehen, reicht das Arbeitsspektrum <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit knapp<br />
fünfzig im Forum zusammengeschlossenen Akteure weit über Strategien zur bedarfsgerechten<br />
Baulandausweisung hinaus: Der Umgang mit innerstädtischen Brachflächen, die<br />
Zusammenarbeit mit Privaten im Rahmen <strong>de</strong>s Stadtumbaus wie auch rechtliche Entwicklungen<br />
sind nur einige <strong>de</strong>r Themen, mit <strong>de</strong>nen sich das Forum praxisnah auseinan<strong>de</strong>rsetzt.<br />
Die vierte öffentliche Tagung am 12. März 2009 in <strong>de</strong>r Zollverein School in Essen bot <strong>de</strong>r<br />
interessierten Fachwelt erneut Einblick in die Forumsarbeit zum Flächenmanagement:<br />
• Wo steht das kommunale Flächenmanagement heute?<br />
• Was sind Ziele <strong>und</strong> Wege eines mo<strong>de</strong>rnen Baulandmanagements?<br />
Darüber hinaus bil<strong>de</strong>ten Entwicklungstrends, zukünftige Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> flächenpolitische<br />
Ansätze einen Schwerpunkt <strong>de</strong>r Veranstaltung:<br />
• Wie sehen in Anbetracht sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischer, ökonomischer <strong>und</strong><br />
gesellschaftlicher Rahmenbedingungen die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine zukünftige Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
aus?<br />
• Welchen Rahmen zur Siedlungsflächenentwicklung setzen die planungsrechtlichen<br />
Instrumente wie <strong>de</strong>r LEP 2025?<br />
• Inwieweit können Zielsetzungen zur Reduzierung <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme, zur<br />
vorrangigen Innenentwicklung <strong>und</strong> Brachflächenreaktivierung durch neue Handlungsansätze<br />
beför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n?<br />
Fazit <strong>de</strong>r Veranstaltung mit r<strong>und</strong> 160 Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern aus Politik <strong>und</strong><br />
Verwaltung, Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft war, dass die nachhaltige Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Städte <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>n, sowohl in ökologischer als auch in ökonomischer <strong>und</strong> sozialer<br />
Sicht, nach wie vor ein aktives Bo<strong>de</strong>nmanagement erfor<strong>de</strong>rt – angesichts <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
sogar mehr <strong>de</strong>nn je. Geeignete Strategien wird das Forum Baulandmanagement<br />
NRW auch in Zukunft im Kreise seiner Mitglie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> darüber hinaus entwickeln <strong>und</strong><br />
diskutieren.
Einleitung 4<br />
<strong>Erfahrungen</strong><br />
Stefan Raetz<br />
Baulandbereitstellung, Innenentwicklung <strong>und</strong> Stadtumbau –<br />
Das Forum Baulandmanagement NRW 6<br />
Hans-Ulrich Uehlecke<br />
Entwicklung von Brachflächen in Essen 9<br />
Klaus Erzigkeit<br />
Stadt Min<strong>de</strong>n - Wohnbaulandmanagement in <strong>de</strong>r Provinz 13<br />
Dr. Egbert Dransfeld<br />
Kommunales Bo<strong>de</strong>nmanagement – Ergebnisse einer<br />
aktuellen Befragung 19<br />
Stephan Keller<br />
Kommunale Handlungsmöglichkeiten im Spiegel <strong>de</strong>r<br />
rechtlichen Entwicklungen 21<br />
<strong>Perspektiven</strong><br />
Evamaria Küppers-Ullrich / Dr. Rolf Heyer<br />
Flächenpolitik in <strong>de</strong>r Stadtentwicklung 27<br />
Matthias Peck<br />
Allianz für die Fläche 32<br />
Kirsten Kötter<br />
Nachhaltige Siedlungsentwicklung im LEP 2025 36<br />
Dr. Egbert Dransfeld<br />
Bo<strong>de</strong>n 2030 - Anfor<strong>de</strong>rungen an eine zukünftige Bo<strong>de</strong>npolitik 39<br />
Stefan Raetz<br />
Schlusswort: Zukünftige Aufgaben für das<br />
Forum Baulandmanagement NRW 49<br />
Teilnehmerverzeichnis 51<br />
Gesamtmo<strong>de</strong>ration:<br />
Thomas Lennertz, BahnflächenEntwicklungsGesellschaft NRW mbH<br />
Inhalt
<strong>Erfahrungen</strong><br />
6<br />
Baulandbereitstellung, Innenentwicklung <strong>und</strong><br />
Stadtumbau – Das Forum Baulandmanagement NRW<br />
Stefan Raetz – Bürgermeister <strong>de</strong>r<br />
Stadt Rheinbach, Vorsitz Forum<br />
Baulandmanagement NRW<br />
Das Forum Baulandmanagement NRW ist<br />
ein Zusammenschluss von Akteuren <strong>de</strong>s<br />
Baulandmanagements zu einem interdisziplinären<br />
<strong>und</strong> -kommunalen Netzwerk. Darin<br />
haben sich Vertreter aus allen relevanten<br />
kommunalen Bereichen zusammenge-<br />
f<strong>und</strong>en – Planung, Bo<strong>de</strong>nordnung, Liegenschaften,<br />
Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> Wohnungswesen.<br />
Diese kommen dann mit Vertretern<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaft, <strong>de</strong>r Wissenschaft, <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s <strong>und</strong> aus Verbän<strong>de</strong>n an einen Tisch.<br />
Soviel darf ich Ihnen verraten: Das gibt stets<br />
spannen<strong>de</strong> Diskussionen in dieser R<strong>und</strong>e.<br />
Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Forums profitieren gegenseitig<br />
von <strong>de</strong>n eingebrachten Erfah-<br />
rungen, I<strong>de</strong>en <strong>und</strong> Lösungsansätzen. Doch<br />
wir kommunizieren nicht nur intern, son<strong>de</strong>rn<br />
tragen unsere Ergebnisse auch nach<br />
außen, um möglichst viele Akteure anzusprechen.<br />
Zurzeit zählt das Forum 38<br />
Mitgliedskommunen. Wer von Ihnen aktiv<br />
mitmachen möchte, <strong>de</strong>r ist natürlich recht<br />
herzlich eingela<strong>de</strong>n. Uns freut es auch, dass<br />
nicht nur Kommunen dabei sind, son<strong>de</strong>rn<br />
wir bereits weitere Partner gef<strong>und</strong>en haben,<br />
die das Forum unterstützen.<br />
Unsere Tätigkeiten konzentrieren sich auf die<br />
Bearbeitung aktueller städtebaulicher Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
– eine Themenstellung, die<br />
sich fortlaufend verän<strong>de</strong>rt, weil die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
sich stetig wan<strong>de</strong>ln. Von <strong>de</strong>r<br />
nachfragegerechten Baulandbereitstellung<br />
bis hin zu Themen <strong>de</strong>s Stadtumbaus – dies<br />
alles sind Aspekte, die auch in <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Kommunen sehr unterschiedlich angepackt<br />
wer<strong>de</strong>n. Über diese ganz unterschiedlichen<br />
Herangehensweisen wie auch unterschiedlichen<br />
Voraussetzungen wer<strong>de</strong>n wir im Laufe<br />
dieser Veranstaltung noch etwas erfahren.<br />
In unseren Diskussionen sind wir stets bestrebt,<br />
Praxisnähe zu erreichen. Denn was<br />
nützt es uns, wenn wir etwas in interessanten<br />
Zirkeln erörtern, das hinterher nicht<br />
praktisch angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann? Oft<br />
tauchen von Seiten <strong>de</strong>r Kommunen auch<br />
entsprechen<strong>de</strong> Fragen auf. Dann heißt es:<br />
Können wir das unserer Politik tatsächlich<br />
so vortragen? Wie müssen wir taktisch vorgehen,<br />
um dieses Thema auch in die Köpfe<br />
<strong>de</strong>r Entschei<strong>de</strong>r zu bringen?<br />
Die Schirmherrschaft über das Forum liegt<br />
regelmäßig beim Ministerium für Bauen<br />
<strong>und</strong> Verkehr <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen.<br />
Angefangen haben wir mit Michael<br />
Vesper, dann hat Oliver Wittke übernommen,<br />
<strong>und</strong> jetzt wird es dann auch übergehen<br />
auf <strong>de</strong>n Minister Lutz Lienenkämper.<br />
Der Vorsitz lag zunächst in Gelsenkirchen,<br />
dann hat Herr Trommer aus Bonn diese<br />
Aufgabe übernommen <strong>und</strong> nun ist <strong>de</strong>r Vorsitz<br />
nach Rheinbach gegangen. Die organisatorischen<br />
Aufgaben <strong>de</strong>s Forums verteilen
sich auf die Geschäftsstelle <strong>und</strong> die Koordinierungsstelle.<br />
Die Koordinierungsstelle ist<br />
beim ILS – Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong> Stadtentwicklungsforschung<br />
gGmbH angesie<strong>de</strong>lt,<br />
betreut durch Herrn Siebert, zuvor<br />
durch Frau Müller-Freckmann. Auch hier<br />
haben wir - wie mit <strong>de</strong>r Geschäftsstelle -<br />
eine hervorragen<strong>de</strong> Zusammenarbeit.<br />
An dieser Stelle gilt ein beson<strong>de</strong>rer Dank<br />
<strong>de</strong>r Lenkungsgruppe, die sich während<br />
eines Jahres mehrfach zusammenfin<strong>de</strong>t<br />
<strong>und</strong> die I<strong>de</strong>enschmie<strong>de</strong> für das darstellt,<br />
was später beraten, diskutiert <strong>und</strong> veröffentlicht<br />
wird. Am wichtigsten jedoch ist<br />
das eigentliche Forum mit seinen Tagungen,<br />
<strong>de</strong>n Werkstattgesprächen <strong>und</strong> natürlich<br />
auch <strong>de</strong>n vielen Expertisen aus <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />
Begleitung.<br />
Zu <strong>de</strong>n Themen, die aktuell im Forum behan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n, zählen beispielsweise die<br />
städtebaulichen, ökonomischen <strong>und</strong> or-<br />
ganisatorischen Erfolgsbedingungen innerstädtischen<br />
Wohnens. Einen weiteren<br />
Schwerpunkt bil<strong>de</strong>n Strategien kostengünstiger<br />
Flächenmobilisierung <strong>und</strong> die<br />
Umlagemöglichkeiten von Bo<strong>de</strong>nwertverän<strong>de</strong>rungen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich erfolgt die<br />
Schwerpunktbildung durch aktuelle Impulse<br />
aus <strong>de</strong>r Forumsarbeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Mitglie<strong>de</strong>rkreis.<br />
Wir sind natürlich ein Stück<br />
weit darauf angewiesen zu erfahren, wo<br />
<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Schuh vor Ort drückt.<br />
Bis heute haben wir zu<strong>de</strong>m zahlreiche öffentliche<br />
Fachtagungen durchgeführt. 2002<br />
fand die große Auftaktveranstaltung statt,<br />
gefolgt von <strong>de</strong>r Tagung ‚Baulandmanagement<br />
auf neuen Wegen‘ im Jahre 2004. 2005<br />
dann eine Regionalveranstaltung in Aachen<br />
zur Zukunft <strong>de</strong>s Wohnungsmarktes; 2006<br />
die Tagung ‚Wohnstandorte im Wettbewerb:<br />
Stadt, Land, Brache‘. Und jetzt 2009 eine<br />
Tagung zu <strong>de</strong>n <strong>Erfahrungen</strong> <strong>und</strong> – da wollen<br />
wir in dieser Veranstaltung natürlich<br />
7
8<br />
auch noch hin – <strong>de</strong>n <strong>Perspektiven</strong> <strong>de</strong>s Flächenmanagements<br />
in Nordrhein-Westfalen.<br />
Weitaus mehr Themen haben wir bislang<br />
im Rahmen unserer Werkstattgespräche im<br />
Mitglie<strong>de</strong>rkreis behan<strong>de</strong>lt. Wir haben hier<br />
sehr aktiv gearbeitet, eine Menge an Erfah-<br />
rungen ausgetauscht <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />
hinterher auch in verschie<strong>de</strong>nen Publikationen<br />
für die Allgemeinheit veröffentlicht.<br />
Weitere Informationen zum Forum Baulandmanagement<br />
NRW fin<strong>de</strong>n Sie auf<br />
www.forum-bauland.nrw.<strong>de</strong>.
Entwicklung von Brachflächen in Essen<br />
Hans-Ulrich Uehlecke – Stadt Essen<br />
Mit einem Anteil von r<strong>und</strong> 80% an Arbeitsplätzen<br />
im tertiären Bereich ist die Stadt<br />
Essen <strong>de</strong>r ‚Schreibtisch <strong>de</strong>s Ruhrgebiets‘.<br />
Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> DAX-Unternehmen haben hier<br />
ihren Hauptsitz, Essen ist Messe- <strong>und</strong> Universitätsstadt.<br />
Derzeit zählt die Stadt Essen<br />
r<strong>und</strong> 580.000 Einwohner, dies sind jedoch<br />
bereits etwa 45.000 weniger als noch vor<br />
16 Jahren. Zwar hat sich die Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r<br />
Wan<strong>de</strong>rungsverluste, die Anfang <strong>de</strong>s Jahrtausends<br />
noch zu verzeichnen war, inzwischen<br />
umgekehrt. Eine positive Bevölkerungsentwicklung<br />
wird allerdings durch die<br />
anhalten<strong>de</strong>n Sterbeüberschüsse blockiert.<br />
Möchte man die Stadt Essen bevölkerungsstrukturell<br />
charakterisieren, so kann man<br />
sagen, dass es auf <strong>de</strong>r einen Seite einen eher<br />
ärmeren, multi-ethnischen, jungen Nor<strong>de</strong>n,<br />
auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite einen eher reicheren,<br />
<strong>de</strong>utschen, alten Sü<strong>de</strong>n gibt. Dies ist ein<br />
zentraler Punkt für die Stadtentwicklung,<br />
vor allem aber die Stadterneuerung <strong>und</strong><br />
Themen wie ‚Soziale Stadt‘.<br />
Brachflächen, also Flächen, <strong>de</strong>ren Nutzung<br />
aufgegeben wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> die gegenwärtig<br />
keinen funktionellen Zusammenhang mit<br />
<strong>de</strong>n umgeben<strong>de</strong>n städtebaulichen Prägungen<br />
aufweisen, bieten wichtige Potenziale<br />
für revitalisieren<strong>de</strong> Entwicklungen<br />
im Innenbereich. Sie erfor<strong>de</strong>rn innovative,<br />
interdisziplinäre <strong>und</strong> multi-instrumentelle<br />
Herangehensweisen <strong>und</strong> sind oftmals nur<br />
mit erheblichen Vorinvestitionen zu entwickeln.<br />
Darüber hinaus spielt bei <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung, das zeigen zahlreiche <strong>Erfahrungen</strong>,<br />
die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit ökologischen<br />
Aspekten eine wichtige Rolle.<br />
Es wird immer wie<strong>de</strong>r darauf hingewiesen,<br />
dass Brachflächen eine erstaunliche Artenvielfalt<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r lokalen Flora <strong>und</strong><br />
Fauna aufweisen können.<br />
Brachfläche ist jedoch nicht gleich Brachfläche.<br />
Es existieren verschie<strong>de</strong>ne Brachenarten,<br />
mit <strong>de</strong>nen wir uns beschäftigen müssen.<br />
Dazu zählen die Industriebrachen als<br />
klassische Brachen, die mit <strong>de</strong>r Umstrukturierung<br />
großer Industriegesellschaften<br />
zusammenhängen, wie z. B. Krupp in Essen.<br />
Darüber hinaus gibt es Gewerbebrachen,<br />
d. h. aufgegebene Logistik- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsflächen.<br />
Bei Bahnbrachen wie<strong>de</strong>rum han<strong>de</strong>lt<br />
es sich um Güter- o<strong>de</strong>r Verschiebebahnhöfe,<br />
aber auch ganze Strecken, die<br />
stillgelegt wur<strong>de</strong>n.<br />
Was vielleicht für <strong>de</strong>n einen o<strong>de</strong>r die an<strong>de</strong>re<br />
jetzt erstaunlich klingen mag, ist <strong>de</strong>r<br />
Begriff <strong>de</strong>r Sportbrachen. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>mographischen Entwicklungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
Nachfragesituation haben wir in Essen einen<br />
Masterplan Sport entwickelt. Dabei hat sich<br />
ergeben, dass eine ganze Reihe von Sportflächen<br />
obsolet ist. Diese Sportflächen verwan<strong>de</strong>ln<br />
sich in Sportbrachen, sobald sie nicht<br />
mehr benötigt <strong>und</strong> von <strong>de</strong>n Vereinen, die<br />
einst darauf spielten, freigesetzt wer<strong>de</strong>n, so<br />
dass sie für <strong>de</strong>n Wohnungsbau o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Zwecke entwickelt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Des Weiteren gibt es Grünbrachen, das sind<br />
Grabelän<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r größere Restflächen, die<br />
wild begrünt waren, jedoch nicht unbedingt<br />
einer Vornutzung unterlagen. Auch<br />
diese können weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n. Und<br />
obwohl wir uns nicht im Osten Deutschlands<br />
befin<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n wir wahrscheinlich<br />
auch bald mit Wohnbrachen zu tun haben.<br />
Das sind jene Flächen mit <strong>de</strong>n Wohnungsbestän<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r 1950er <strong>und</strong> 1960er Jahre,<br />
die <strong>de</strong>n zukünftigen Wohnbedürfnissen <strong>de</strong>r<br />
Menschen nicht mehr entsprechen, so dass<br />
man sich nur dazu entschließen kann, diese<br />
Flächen irgendwann freizustellen <strong>und</strong> dann<br />
wie<strong>de</strong>r neu zu bebauen.<br />
9
10<br />
Für das bessere Verständnis will ich Ihnen<br />
nun kurz einen Überblick über Umnutzungspotenziale<br />
<strong>de</strong>r Stadt Essen geben.<br />
Um <strong>de</strong>n historischen Kern <strong>de</strong>r Stadt herum<br />
erstreckt sich zunächst einmal ein großer<br />
Gürtel von Gewerbe- <strong>und</strong> Industrieflächen.<br />
Daran anschließend entstan<strong>de</strong>n dann<br />
Stadterweiterungen, um <strong>de</strong>n zuziehen<strong>de</strong>n<br />
Arbeitern <strong>und</strong> Familien Wohnraum zu bieten.<br />
Bei <strong>de</strong>n hier hervorgehobenen Flächen<br />
han<strong>de</strong>lt es sich um Potenzialflächen, die in<br />
<strong>de</strong>n nächsten Jahren umgenutzt wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Von diesen Flächen, die relativ innenstadtnah<br />
liegen, sind gera<strong>de</strong> zwei o<strong>de</strong>r<br />
drei soweit, dass dort bereits gebaut wird.<br />
Die an<strong>de</strong>ren Flächen sind alle noch mit unterschiedlichen<br />
Nutzungen zu entwickeln.<br />
Die großen Flächen im Westen <strong>de</strong>r Innenstadt<br />
sind die sogenannten ‚Kruppschen<br />
Flächen‘, respektive das, was wir heute als<br />
‚Krupp-Gürtel‘ bezeichnen. Das gesamte<br />
Areal, hier mit einer Linie umfahren, ist<br />
unterteilt in Neubauentwicklungsgebiete<br />
<strong>und</strong> eine zentrale Grünfläche von mehr als<br />
20 ha Größe. Letztere soll als Park zwischen<br />
<strong>de</strong>n Wohnstandorten in Altendorf <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
City die angrenzen<strong>de</strong>n, baulich zu entwickeln<strong>de</strong>n<br />
Restflächen verbin<strong>de</strong>n.<br />
Das Gelän<strong>de</strong> war ursprünglich dicht bebaut<br />
mit Schmelzen, Schmie<strong>de</strong>n <strong>und</strong> sonstigen<br />
Anlagen zur Metallverarbeitung. Und nun<br />
entsteht hier u. a. die Thyssen-Krupp-<br />
Zentrale. Dieses Vorhaben ist schon im Bau,<br />
man erkennt die zukünftige Gestalt schon<br />
recht gut <strong>und</strong> kann sehen, dass dort städte-<br />
bauliche W<strong>und</strong>en geheilt wer<strong>de</strong>n.<br />
Sehr innenstadtnah, nördlich <strong>de</strong>r Universität,<br />
haben wir ein Gelän<strong>de</strong>, das einst als<br />
Universitätserweiterungsfläche vorgesehen<br />
war, dann aber vor etwa zehn Jahren aus<br />
<strong>de</strong>m Erweiterungsplan <strong>de</strong>r Universität Essen<br />
wie<strong>de</strong>r herausgefallen ist. Die Universität<br />
ist 25 Jahre alt <strong>und</strong> hat <strong>de</strong>n damals<br />
prognostizierten Expansionsbedarf nicht<br />
mehr. Die Fläche war von <strong>de</strong>r Stadt insgesamt<br />
aufgekauft <strong>und</strong> dann an das Land<br />
veräußert wor<strong>de</strong>n, war Standort eines Gaswerkes,<br />
dann zwischenzeitlich mit Bauhöfen<br />
u. ä. belegt, ist schließlich wie<strong>de</strong>r vom<br />
Land zurückgekauft wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> soll jetzt<br />
weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n. Auf dieser Entwicklungsfläche<br />
‚Thurmfeld‘ stellen wir uns<br />
Wohnungsbau im direkten Anschluss an<br />
<strong>de</strong>n nördlich angrenzen<strong>de</strong>n Park sowie eine<br />
tertiäre Nutzung entlang <strong>de</strong>r Hauptstraße<br />
im Westen vor.<br />
Ein weiteres Gebiet liegt noch innenstadtnäher<br />
südlich <strong>de</strong>r Universität – <strong>de</strong>r ehemalige<br />
Großmarkt mit Gleisanschluss <strong>und</strong><br />
einem großen Güterbahnhof, <strong>de</strong>r wie ein<br />
Riegel zwischen <strong>de</strong>r Universität <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
Innenstadt lag. Man hat erkannt, dass diese<br />
Fläche insgesamt entwickelt wer<strong>de</strong>n<br />
muss – dazu mussten die alten Nutzungen<br />
weichen. Die Vorbereitung <strong>de</strong>r neuen Entwicklung<br />
läuft seit etwa 20 Jahren: Das<br />
war beispielsweise die Absiedlung von 16<br />
Gewerbebetrieben, da mussten 120 Wohnungen<br />
freigezogen <strong>und</strong> abgerissen wer<strong>de</strong>n,<br />
da ohne Abbruch kein Eindruck von<br />
dieser Fläche entstehen kann, <strong>de</strong>r irgend-
welche Investoren anziehen könnte. Um<br />
das Ganze nach vorne zu bringen, haben<br />
wir eine große, auch republikweit beachtete<br />
<strong>Perspektiven</strong>werkstatt mit Bürgerbeteiligung<br />
durchgeführt. Das Ergebnis sah sehr<br />
schön aus, aber es wur<strong>de</strong> vom Markt nicht<br />
angenommen. Wir sind dann in die Bauleitplanung<br />
gegangen, jedoch wollte niemand<br />
realisieren, was an kleinteiligen Wohn- <strong>und</strong><br />
Geschäftsstrukturen entworfen wor<strong>de</strong>n<br />
war. Wir mussten also mehrfach Bebauungspläne<br />
innerhalb <strong>de</strong>r letzten zehn Jahre<br />
aufstellen, um diese Flächen überhaupt<br />
marktfähig zu machen. Insgesamt haben<br />
wir bislang etwa 11 Mio. ¤ investiert. Wir<br />
haben auch in <strong>de</strong>r Weststadt erfahren, dass<br />
es für ein attraktives Umfeld am besten<br />
ist, eine zentrale Grünfläche zu schaffen<br />
(6 Mio. ¤), um erst einmal die Qualitäten<br />
für die nächste Entwicklung vorzubereiten.<br />
Und natürlich ist das ein Altlastenstandort,<br />
so dass wir für die Aufbereitung <strong>und</strong><br />
Erschließung noch einmal etwa 6 Mio. ¤<br />
kalkulieren müssen.<br />
Zur Umsetzung ist die Entwicklungsgesellschaft<br />
Universitätsviertel gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n.<br />
Im Plan sieht man gut <strong>de</strong>n zentralen<br />
Park mit <strong>de</strong>n Wasserflächen. Dieses Viertel<br />
zwischen Universität <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Innenstadt<br />
bietet ganz neue Qualitäten. Südlich angrenzend<br />
entsteht ein neues innerstädtisches<br />
Einkaufszentrum mit 55.000 m 2<br />
Verkaufsfläche, wobei zwei Drittel davon<br />
bereits in Kaufhäusern an gleicher Stelle<br />
vorhan<strong>de</strong>n waren, die im Zuge dieser Neuentwicklung<br />
abgerissen wur<strong>de</strong>n.<br />
Es gibt verschie<strong>de</strong>ne Visionen, wie das<br />
später alles aussehen könnte. In Kürze soll<br />
entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, wie man mit <strong>de</strong>n Angeboten<br />
umgeht. Es gibt eine ganze Reihe<br />
interessanter Entwürfe, von <strong>de</strong>nen dann<br />
auch hoffentlich einer umgesetzt wird.<br />
‚Hoffentlich‘ sage ich, weil die Rahmenbedingungen<br />
<strong>de</strong>r Finanzmärkte auch dazu<br />
führen, dass solche Finanzierungen unsicherer<br />
gewor<strong>de</strong>n sind.<br />
Wir haben zu<strong>de</strong>m auch kleinere Brachen,<br />
die erst durch ihre Verbindung ein Entwicklungspotenzial<br />
ergeben. Am zweiten<br />
Innenstadtring haben wir eine Fläche mit<br />
Grabeland, die für <strong>de</strong>n Wohnungsbau vorgesehen<br />
ist, sowie eine an<strong>de</strong>re Fläche mit<br />
verschie<strong>de</strong>nen KFZ-Betrieben <strong>und</strong> Sportstätten.<br />
Hier ist, auch durch <strong>de</strong>n Einsatz<br />
von Städtebauför<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> EFRE-Mitteln<br />
in einer Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>r Essener<br />
Wirtschaftsför<strong>de</strong>rungsgesellschaft,<br />
<strong>de</strong>m Essener Technologie- <strong>und</strong> Entwicklungszentrum,<br />
<strong>de</strong>r RWE-Systems <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
Stadt <strong>de</strong>r Bildungspark Essen entstan<strong>de</strong>n.<br />
Wenn wir uns nun einer Bergbaubrache<br />
zuwen<strong>de</strong>n, dann haben wir in Altenessen<br />
eine große, einst von <strong>de</strong>r Zeche Heinrich<br />
belegte Fläche, die sozusagen eine gute<br />
<strong>und</strong> eine schlechte Seite hatte. Die gute<br />
war die nördliche Seite, die ohne Weiteres<br />
durch Wohnungsbau wie<strong>de</strong>rgenutzt wer<strong>de</strong>n<br />
konnte, also rentierlich zu nutzen war.<br />
Der südliche Teil <strong>de</strong>r Fläche blieb noch viele<br />
11
12<br />
Jahre liegen. Bis man dann über die Sanierung<br />
in Altenessen so viele Standortvorteile<br />
<strong>und</strong> Qualitäten geschaffen hat, dass<br />
es wie<strong>de</strong>r Zuzug <strong>und</strong> damit eine Nachfrage<br />
nach Flächen in diesem Stadtteil gab. Durch<br />
diese jahrelange Sanierung als Vorleistung<br />
<strong>und</strong> intelligente Lösungen im Umgang mit<br />
<strong>de</strong>n Altlasten wur<strong>de</strong> es dann möglich, eine<br />
rentierliche Entwicklung anzustoßen.<br />
Eine <strong>de</strong>r wenigen Stellen, wo wir direkt an<br />
<strong>de</strong>r Ruhr Wohnungsbau realisieren können,<br />
ist die Gewerbebrache Promena<strong>de</strong>nweg im<br />
Essener Sü<strong>de</strong>n. Die Fläche ist komplett freigeräumt,<br />
ein Entwickler hat bereits eine<br />
neue Erschließung geschaffen, ein entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Bebauungsplan ist fertig.<br />
Wichtiger Teil <strong>de</strong>r Umsetzungsstrategien –<br />
da erzähle ich Ihnen nichts Neues – sind<br />
interdisziplinäre Arbeitsgruppen, in <strong>de</strong>nen<br />
Stadtplanung, Umweltexperten, Tiefbau,<br />
Grünflächenplanung, Bo<strong>de</strong>nordnung,<br />
Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> auch die Immobilienwirtschaft<br />
zusammenarbeiten. Oft<br />
ist es notwendig, vorbereiten<strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>erwerb<br />
<strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>nordnung zu betreiben. In<br />
Fällen, in <strong>de</strong>nen wir mit <strong>de</strong>r Aufbereitung<br />
Schwierigkeiten haben, müssen wir natürlich<br />
auch För<strong>de</strong>rmittelakquise betreiben.<br />
Ganz wichtig sind auch die Mitnahme <strong>de</strong>r<br />
Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger <strong>und</strong> das Marketing.<br />
Die Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Projektdurchführung lassen<br />
sich in drei verschie<strong>de</strong>ne Kategorien<br />
einteilen: Zum einen kooperativ-begleitend,<br />
d. h. es gibt einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan,<br />
<strong>de</strong>n die Stadt gemeinsam mit<br />
<strong>de</strong>m Eigentümer aufstellt. Das Vorgehen<br />
kennen Sie alle: Durchführungsverträge,<br />
städtebauliche Verträge, ggf. ein Kooperationsmo<strong>de</strong>ll.<br />
Es gibt auch einen Bauland-<br />
beschluss, über dieses Kooperationsmo<strong>de</strong>ll<br />
eine Beteiligung an <strong>de</strong>n Infrastrukturfolgekosten<br />
zu regeln.<br />
Dann haben wir die Gruppe <strong>de</strong>r eigengesteuerten<br />
Maßnahmen, insbeson<strong>de</strong>re auf<br />
stadteigenen Gr<strong>und</strong>stücken, auch dies mit<br />
einer interdisziplinären Projektgruppe.<br />
Nach Bauleitplanung <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>nordnung<br />
kann das dann ggf. zu einem Projekt <strong>de</strong>r<br />
Stadterneuerung wer<strong>de</strong>n, Wettbewerbe<br />
wer<strong>de</strong>n dort veranstaltet, die Ausschreibungen<br />
müssen EU-weit erfolgen, sofern<br />
bestimmte Wertgrenzen überschritten<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Zu<strong>de</strong>m gibt es noch die Gruppe, die wir einmal<br />
als bilateral-aktiv bezeichnet haben. Es<br />
geht dabei um frem<strong>de</strong> Flächen, auf <strong>de</strong>nen<br />
jedoch die Stadt eine Entwicklung anstoßen<br />
<strong>und</strong> lenken möchte. Eine Lenkungsgruppe<br />
wird eingerichtet, in <strong>de</strong>r natürlich<br />
auch <strong>de</strong>r Eigentümer vertreten ist, eine<br />
gemeinsame Planung folgt, Wettbewerbe<br />
wer<strong>de</strong>n veranstaltet. So haben wir das z. B.<br />
auch im Krupp-Gürtel gemacht, wo die<br />
ganze Planung, <strong>de</strong>r Rahmenplan <strong>und</strong> die<br />
Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam mit <strong>de</strong>m<br />
Eigentümer entwickelt <strong>und</strong> finanziert <strong>und</strong><br />
auch mit Städtebauför<strong>de</strong>rungsmitteln geför<strong>de</strong>rt<br />
wur<strong>de</strong>n. Auf diese Art <strong>und</strong> Weise<br />
entstand eine große Win-Win-Situation,<br />
weil Eigentümer <strong>und</strong> Bürger mitgenommen<br />
<strong>und</strong> für alle Beteiligten hervorragen<strong>de</strong> Ergebnisse<br />
erzielt wur<strong>de</strong>n. Und das auf einer<br />
Fläche, die jahrzehntelang <strong>de</strong>r Stadtentwicklung<br />
entzogen war, da es Teil <strong>de</strong>r<br />
Unternehmensstrategie Krupp war, diese<br />
Flächen nicht aus <strong>de</strong>r Hand zu geben. Es<br />
gab jedoch ein Um<strong>de</strong>nken, <strong>und</strong> das war eine<br />
Riesenchance für die Stadt Essen – gekrönt<br />
durch die Unternehmensentscheidung, dort<br />
die Konzernzentrale anzusie<strong>de</strong>ln.
Stadt Min<strong>de</strong>n - Wohnbaulandmanagement in <strong>de</strong>r Provinz<br />
Klaus Erzigkeit – Stadt Min<strong>de</strong>n<br />
Die Stadt Min<strong>de</strong>n beherbergt knapp 83.000<br />
Einwohner auf einer Fläche von r<strong>und</strong><br />
101 km 2 . Mit einer entsprechen<strong>de</strong>n Einwohnerdichte<br />
von über 820 Einwohnern<br />
pro km 2 ist Min<strong>de</strong>n somit für die Verhältnisse<br />
<strong>de</strong>s ländlichen Raums Ostwestfalen-<br />
Lippe relativ dicht besie<strong>de</strong>lt. Seine jetzige<br />
Form erhielt die Stadt durch die Gebietsreform<br />
1973, als <strong>de</strong>r eigentliche Kern um<br />
13 Ortsteile <strong>und</strong> Dörfer erweitert wur<strong>de</strong>.<br />
Dies spiegelt sich immer noch in <strong>de</strong>r Siedlungsstruktur<br />
wi<strong>de</strong>r. Die Karte <strong>de</strong>r baulichen<br />
Entwicklung aus <strong>de</strong>m Flächennutzungsplan<br />
von 1978 veranschaulicht das.<br />
Die Stadt Min<strong>de</strong>n verfügt über einen relativ<br />
großen städtischen Kern, <strong>de</strong>r auch für <strong>de</strong>n<br />
angesprochenen Einzugsbereich so etwas<br />
wie regionale Urbanität darstellt. Darum<br />
gruppiert liegen die diversen, teilweise<br />
noch sehr ländlichen, z. T. landwirtschaftlich<br />
geprägten Ortsteile <strong>und</strong> Dörfer. Gut zu<br />
sehen sind z. B. die Streusiedlungsbereiche<br />
im Min<strong>de</strong>ner Nor<strong>de</strong>n. Auch das Umfeld <strong>de</strong>r<br />
Stadt ist überwiegend ländlich geprägt.<br />
Die interessante Frage im ländlichen Raum<br />
ist: Wie kann man eine strukturkonservative<br />
Bevölkerung <strong>und</strong> Kommunalpolitik<br />
dazu bringen, überhaupt ein Wohnbaulandmanagement<br />
einzuführen? Das Thema<br />
liegt in <strong>de</strong>r Provinz vielleicht etwas näher<br />
an <strong>de</strong>n Bürgern, da Wohnbau auf <strong>de</strong>n dortigen<br />
kleinen Flächen die vielen kleinen Eigentümer<br />
eher direkt betrifft als in <strong>de</strong>n<br />
großen Städten, wo wir es eher mit großen<br />
Wohnbaugesellschaften als Eigentümern<br />
zu tun haben. Aber die typischen Konflikte<br />
in Städten wie Min<strong>de</strong>n zwischen Innen <strong>und</strong><br />
Außen, zwischen <strong>de</strong>n Randbereichen <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>m Kern, prägten natürlich auch bei uns<br />
die Diskussionen in <strong>de</strong>n letzten 30 Jahren.<br />
Sie bergen auch Konflikte für das Thema<br />
Flächenmanagement <strong>und</strong> <strong>de</strong>n bewussten<br />
Umgang mit <strong>de</strong>r Fläche.<br />
Abgesehen von integrierten Gesamtkonzepten<br />
<strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren perspektivischen Überlegungen<br />
sind es gera<strong>de</strong> konkrete <strong>und</strong> vor<br />
allen Dingen auch größere Einzelprojekte,<br />
die exemplarisch von <strong>de</strong>r Dynamik <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt zeugen, diese auch<br />
prägen <strong>und</strong> das Interesse <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />
fokussieren. Die Dominanz dieser Projekte<br />
schränkt natürlich die freien Gestaltungsmöglichkeiten,<br />
respektive auch die Stadt-<br />
13
14<br />
entwicklung ein. Letztlich muss es darum<br />
gehen, die langfristigen Entwicklungen zu<br />
steuern bzw. diesen zu begegnen.<br />
Als min<strong>de</strong>stens genauso gravierend wie <strong>de</strong>r<br />
absolute Rückgang <strong>de</strong>r Bevölkerung ist die<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Altersstruktur in <strong>de</strong>r Stadt<br />
Min<strong>de</strong>n einzuschätzen. Der Anteil <strong>de</strong>r älteren<br />
wird zu Lasten <strong>de</strong>r jüngeren Jahrgänge wachsen.<br />
Das wird die bekannten Auswirkungen<br />
wie etwa eine mangeln<strong>de</strong> Auslastung <strong>de</strong>r<br />
städtischen Infrastruktur haben, vor allem<br />
bei Kin<strong>de</strong>rgärten <strong>und</strong> Schulen. Darüber hinaus<br />
wird <strong>de</strong>r Bedarf an seniorengerechten<br />
Wohnungen genau wie in an<strong>de</strong>ren Kommunen<br />
auch zu Handlungsbedarf führen.<br />
Ein konkretes Beispiel ist <strong>de</strong>r seit drei Jahren<br />
laufen<strong>de</strong> Prozess <strong>de</strong>r Schulentwicklungsplanung,<br />
<strong>de</strong>r in Min<strong>de</strong>n letztlich zu<br />
einem Rückbau von kommunaler Infrastruktur<br />
geführt hat. Hierbei haben wir die<br />
Zahl <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>schulstandorte von 16 auf<br />
11 reduziert. Ähnliches, nämlich eine Reduzierung<br />
von 15 auf 8, haben wir jetzt<br />
auch mit <strong>de</strong>n Feuerwehrhäusern vor. Ihnen<br />
allen wird klar sein, welche intensiven kommunalpolitischen<br />
Diskussionen eine solche<br />
Umsetzung voraussetzt.<br />
Dies ist jedoch nur eine erste Reaktion auf<br />
die Frage: Wie teuer ist die kommunale Infrastruktur<br />
<strong>und</strong> was können wir uns leisten?<br />
Für die Wohnbauflächenentwicklung<br />
beson<strong>de</strong>rs be<strong>de</strong>utsam ist die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r haushalt- <strong>und</strong> eigentumsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Jahrgänge, also <strong>de</strong>r Haushaltsneugrün<strong>de</strong>r.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re hier sind starke Auswir-<br />
kungen auf die Wohnungsnachfrage <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>n Flächenbedarf zu erwarten, <strong>de</strong>nn diese<br />
Jahrgänge sind rückläufig.<br />
Im Vergleich mit Städten im Osten<br />
Deutschlands o<strong>de</strong>r mit Städten im Ruhrgebiet<br />
erscheint <strong>de</strong>r Bevölkerungsrückgang<br />
in Min<strong>de</strong>n zwar recht mo<strong>de</strong>rat, er wird<br />
jedoch auch hier <strong>de</strong>utliche Spuren hinterlassen.<br />
Darüber hinaus steht die Stadt<br />
Min<strong>de</strong>n, ähnlich wie an<strong>de</strong>re Städte auch,<br />
vor Herausfor<strong>de</strong>rungen im Themenfeld Migration<br />
<strong>und</strong> Wohnungsmarkt. Die Zahl <strong>de</strong>r<br />
Bürger mit Migrationshintergr<strong>und</strong> steigt<br />
stark an, zurzeit haben min<strong>de</strong>stens 20% <strong>de</strong>r<br />
Min<strong>de</strong>ner Bürger einen Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />
Das ist für unsere Region durchaus<br />
nicht viel, in Espelkamp beispielsweise liegt<br />
die Quote doppelt so hoch.<br />
Um die bereits erwähnte strukturkonservative<br />
Gr<strong>und</strong>haltung <strong>de</strong>r Bevölkerung aufzuweichen,<br />
die sich natürlich auch in <strong>de</strong>r<br />
Politik nie<strong>de</strong>rschlägt, haben wir zunächst<br />
einmal begonnen, gemeinsam mit Politik<br />
<strong>und</strong> Bevölkerung ein politisches Zielsystem<br />
für die gesamte Stadtentwicklung zu diskutieren.<br />
Wir haben strategische Zielbereiche<br />
<strong>de</strong>finiert sowie Oberziele, strategische Unterziele<br />
<strong>und</strong> operationalisierte Ziele mit unserer<br />
Kommunalpolitik diskutiert, um die<br />
gesamte Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt zunächst<br />
einmal in eine Systematik zu bringen.<br />
Das Thema ‚Wohnbaulandmanagement‘<br />
fin<strong>de</strong>t sich unter <strong>de</strong>m Punkt ‚Regionales<br />
Zentrum‘. Wir haben darunter strategische<br />
Oberziele <strong>de</strong>finiert, die z. B. die Einwoh-
nerzahl betreffen o<strong>de</strong>r aber auch Sicherheit<br />
<strong>und</strong> Ordnung als Thema haben. Bei <strong>de</strong>n<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> Projekten taucht dort neben<br />
<strong>de</strong>r Innenstadtentwicklung auch die<br />
konzeptionelle Wohnbaulan<strong>de</strong>ntwicklung<br />
als eines <strong>de</strong>r operationalisierten Ziele auf,<br />
welche die Kommunalpolitik weiterverfolgen<br />
möchte.<br />
Natürlich stellt die Entwicklung <strong>de</strong>r Flächennutzung<br />
einen sehr wichtigen Aspekt<br />
dar. Die Siedlungs- <strong>und</strong> Verkehrsfläche in<br />
Min<strong>de</strong>n ist von 1990 bis 2005 ungefähr um<br />
400 ha gewachsen, das sind knapp 5% <strong>de</strong>r<br />
Gesamtfläche. Parallel dazu ist <strong>de</strong>r Anteil<br />
<strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Nutzfläche zurückgegangen.<br />
Diese Entwicklung <strong>de</strong>s Flächenverbrauchs<br />
wird voraussichtlich auch<br />
durch <strong>de</strong>n Rückgang <strong>de</strong>r haushalts- <strong>und</strong><br />
eigentumsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Jahrgänge in Zukunft<br />
nicht gestoppt wer<strong>de</strong>n, was seine Grün<strong>de</strong><br />
vor allem im Rückgang <strong>de</strong>r durchschnittlichen<br />
Haushaltsgröße <strong>und</strong> <strong>de</strong>m gleichzeitigen<br />
Anstieg <strong>de</strong>r Wohnfläche pro Person<br />
hat. So geht auch eine Prognose <strong>de</strong>s ILS<br />
davon aus, dass in Min<strong>de</strong>n bis 2020 ein weiterer<br />
Bedarf an Wohnsiedlungsfläche von<br />
etwa 140 ha besteht. Erst danach, in <strong>de</strong>r<br />
Zeit von 2020 bis 2030, wür<strong>de</strong> sich rechnerisch<br />
ein negativer Bedarf von etwa 17 bis<br />
20 ha ergeben.<br />
Bei <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r Flächenentwicklung<br />
haben wir drei wesentliche Ansatzpunkte<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert. So wissen wir, dass das potenzielle<br />
Angebot an Wohnflächen <strong>de</strong>n rechne-<br />
rischen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n tatsächlichen Bedarf übersteigt.<br />
Der Stand <strong>de</strong>r Flächenausweisung<br />
auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Flächennutzungsplans<br />
von 1978 entspricht nicht mehr unbedingt<br />
<strong>de</strong>n heutigen Entwicklungserfor<strong>de</strong>rnissen<br />
<strong>und</strong> -perspektiven. Geeignete Informationen<br />
für die qualitative Bewertung <strong>de</strong>r Flächen,<br />
die in Anspruch genommen wer<strong>de</strong>n<br />
sollten, lagen seinerzeit in <strong>de</strong>r notwendigen<br />
Tiefe zu<strong>de</strong>m nicht vor.<br />
Deshalb haben wir zunächst recht simple,<br />
gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong> Zielsetzungen formuliert, die<br />
ähnlich wie eine Präambel das Vorgehen<br />
bei <strong>de</strong>r Ausweisung von Siedlungsflächen<br />
beschreiben sollen. Unterteilt in lang-<br />
fristige <strong>und</strong> kurzfristige Ziele <strong>und</strong> differenziert<br />
nach quantitativen <strong>und</strong> qualitativen<br />
Aspekten haben wir einen Vorschlag entwickelt,<br />
wie mit <strong>de</strong>r Ausweisung von Wohnbauflächen<br />
in Zukunft umzugehen ist. Sie<br />
wer<strong>de</strong>n feststellen, dass es uns zunächst<br />
vor allem darum ging, geeignete Informationsgr<strong>und</strong>lagen<br />
zu erarbeiten, <strong>de</strong>nn diese<br />
hatten wir bis dato nicht.<br />
Mittlerweile sind wir einen großen Schritt<br />
weiter. Für die Ausweisung von Wohnbauflächen<br />
haben wir das ‚Handlungsprogramm<br />
Konzeptionelle Wohnbauflächenentwicklung‘<br />
erarbeitet, das die drei<br />
Bereiche Aktivierung von Flächen mit<br />
Baurecht, Nachverdichtung <strong>und</strong> Aktivierung<br />
von Leerstän<strong>de</strong>n sowie Entwicklung<br />
zusätzlicher Flächen bei Bedarf beinhaltet.<br />
Das Controlling bzw. Monitoring stellen wir<br />
durch ein jährliches Berichtswesen sicher.<br />
15
16<br />
Wir haben dann eine Kartierung unserer<br />
Baulandpotentiale, die 210 ha freie Wohnbaulandfläche<br />
umfassen, durchgeführt <strong>und</strong><br />
festgestellt, dass davon auf 120 ha bereits<br />
Baurecht besteht. Hinzu kommt, dass <strong>de</strong>r<br />
Regionalplan bzw. seinerzeit <strong>de</strong>r Gebietsentwicklungsplan<br />
zusätzlich 200 ha Siedlungsflächenreserven<br />
ausweist. Diese Zahlen<br />
rühren daher, dass es früher Praxis <strong>de</strong>r<br />
Baulandausweisung in Min<strong>de</strong>n war, Flächen<br />
über <strong>de</strong>n Bedarf hinaus auszuweisen, um<br />
die Baulandpreise niedrig zu halten. Beson<strong>de</strong>rs<br />
in <strong>de</strong>r jüngeren Vergangenheit war<br />
es in <strong>de</strong>r Regel so, dass Baugebiete durch<br />
Erschließungsträger entwickelt wur<strong>de</strong>n. Die<br />
Erkenntnis, dass diese Zahlen <strong>und</strong> dieses<br />
Vorgehen nicht mit <strong>de</strong>n gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Zielen für die Baulandausweisung übereinstimmen<br />
<strong>und</strong> eine Innenentwicklung vor<br />
einer Außenentwicklung, eine verstärkte<br />
Nutzung vorhan<strong>de</strong>ner Baulandpotenziale<br />
sowie eine bedarfsorientierte Ausweisung<br />
von Siedlungsflächen so nicht realisierbar<br />
wären, führte dann zu <strong>de</strong>r Erarbeitung<br />
eines neuen Ansatzes für die Wohnflächenentwicklung,<br />
vor allem auch im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s ‚Mo<strong>de</strong>llprojektes Flächenmanagement‘.<br />
Wir haben mit <strong>de</strong>r Politik also einen Beurteilungsansatz<br />
für das Anlegen eines möglichst<br />
objektiven Maßstabes mit <strong>de</strong>n Zielen<br />
diskutiert, bei <strong>de</strong>r Ausweisung von Wohnbauflächen<br />
zum einen vor <strong>de</strong>r Neuausweisung<br />
auch alte Flächen heranzuziehen <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>n Flächennutzungsplan gr<strong>und</strong>legend zu<br />
überarbeiten. Das übergeordnete Ziel dabei<br />
ist natürlich eine verbesserte Steuerung <strong>de</strong>r<br />
städtebaulichen Entwicklung.<br />
Das potenzielle Bauland, also die im Flächennutzungsplan<br />
ausgewiesenen Flächen,<br />
wur<strong>de</strong>n dann mit Flächensteckbriefen versehen,<br />
in <strong>de</strong>nen von <strong>de</strong>r Lagebezeichnung<br />
bis zur Entfernung zum Stadtzentrum o<strong>de</strong>r<br />
zum nächsten Kin<strong>de</strong>rgarten eine Vielzahl<br />
an Informationen enthalten sind. Auf <strong>de</strong>r<br />
Basis von Beurteilungskriterien wur<strong>de</strong>n<br />
dann positive, neutrale <strong>und</strong> negative Bewertungen<br />
vorgenommen. Das betraf insbeson<strong>de</strong>re<br />
die städtebauliche Lage, aber<br />
etwa auch die Entfernung einer Wohnbaufläche<br />
zum ÖPNV o<strong>de</strong>r zu zentralen Versorgungsbereichen.<br />
Im Ergebnis hatten wir dann vier Prioritätsstufen,<br />
wobei wir von <strong>de</strong>n im Flächennutzungsplan<br />
ausgewiesenen Flächen unter<br />
<strong>de</strong>n genannten Beurteilungskriterien<br />
vorrangig r<strong>und</strong> 14 ha entwickeln wollen.<br />
Einzelne Flächen vierter Priorität sind nach<br />
intensiven Diskussionen mit <strong>de</strong>n Ortsvorstehern<br />
entsprechend aus <strong>de</strong>m Flächennutzungsplan<br />
genommen wor<strong>de</strong>n.<br />
Wir haben, was die konzeptionelle Wohnbauflächenentwicklung<br />
angeht, das Ziel <strong>de</strong>r<br />
Aktivierung von Baulücken, Nachverdichtungspotentialen,<br />
Leerstän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Brachen<br />
mittlerweile gut erreicht bzw. sind auf einem<br />
guten Wege. Bei <strong>de</strong>r Schaffung von neuem<br />
Bauland haben wir die Anwendung unserer<br />
Flächenbewertungen konsequent durchgehalten<br />
<strong>und</strong> das wenige, was wir überhaupt noch<br />
gemacht haben, am Bedarf orientiert. Zu<strong>de</strong>m<br />
haben wir auch ein adäquates Berichtssys-<br />
tem aufgebaut. Die Statistik weist mittlerweile<br />
einen <strong>de</strong>utlichen Rückgang an freien
Wohnbaulandflächen aus: Während wir im<br />
Jahr 2004 noch 225 ha zur Verfügung hatten,<br />
waren es En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres 2008 noch 199,7 ha.<br />
Das ist ein ziemlich großer Erfolg für die Stadt<br />
Min<strong>de</strong>n. Wir hatten 2005 erst einen Anteil<br />
von etwa 15% <strong>de</strong>r Bautätigkeit in Baulücken,<br />
inzwischen haben wir dort 50% erreicht –<br />
eine Folge unserer För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Nachverdichtung.<br />
Fazit: Was die Baulan<strong>de</strong>ntwicklung angeht,<br />
so habe ich ja dargestellt, dass wir vor einem<br />
Wachstum mit absehbarem En<strong>de</strong> stehen.<br />
Mit Bezug auf die Infrastruktur muss man<br />
festhalten, dass eine weitere Aus<strong>de</strong>hnung<br />
in die Fläche auch zu einer schlechteren<br />
Auslastung, also höheren Kosten für die<br />
Kommune <strong>und</strong> damit letztlich zu höheren<br />
Kosten für die Bürger führen wür<strong>de</strong>. Ich bin<br />
überzeugt, dass vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
finanziellen Situation eigentlich aller Kommunen<br />
in NRW allein dieser Aspekt lohnt,<br />
die Anstrengung zu wagen, sich hier auf<br />
ein strukturiertes, nicht immer einfaches<br />
<strong>und</strong> oft konfliktbela<strong>de</strong>nes Vorgehen einzulassen.<br />
Ich glaube, dass wir uns, wie auch viele<br />
an<strong>de</strong>re Kommunen nicht nur in NRW, darüber<br />
Gedanken machen müssen, wie wir<br />
die notwendige Infrastruktur auch künftig<br />
noch finanzieren können <strong>und</strong> was qualitativ<br />
eigentlich wirklich notwendig ist. Die<br />
Beteiligung <strong>de</strong>r Bürgerschaft ist bei solch<br />
einem Vorgehen natürlich unverzichtbar.<br />
Im Ergebnis wird das dazu führen, dass<br />
sich Infrastruktur ten<strong>de</strong>nziell aus <strong>de</strong>r Fläche<br />
zurückzieht. Dabei sollte aus meiner<br />
Sicht aber gleichzeitig eine Qualitäts- o<strong>de</strong>r<br />
Standardverbesserung herauskommen, so<br />
z. B. bei <strong>de</strong>r eingangs erwähnten Schulentwicklungsplanung<br />
verbesserte Lernbedingungen<br />
für Lehrer <strong>und</strong> Schüler.<br />
Im Ergebnis entstehen sicherlich Konzentrationsten<strong>de</strong>nzen<br />
in <strong>de</strong>n Städten, wo-<br />
durch sich die Standortbedingungen <strong>de</strong>r<br />
am ländlichsten geprägten Wohngebiete<br />
verschlechtern wer<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>utet konkret,<br />
dass wir uns in Zukunft insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Ortsteile zuwen<strong>de</strong>n<br />
müssen.<br />
Ich möchte abschließend darauf eingehen,<br />
welche generellen Erfolgsfaktoren für<br />
Entwicklungsprozesse aus <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />
unserer Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n<br />
Wohnbauflächenentwicklungen formuliert<br />
wer<strong>de</strong>n können. Der erste Erfolgsfaktor<br />
ist es, anpassungs- <strong>und</strong> fortschreibungsfähige,<br />
also nicht statische Konzepte zu<br />
erarbeiten, in <strong>de</strong>nen verbindliche Ziele<br />
formuliert wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Erreichung kontrolliert<br />
<strong>und</strong> die ggf. angepasst wer<strong>de</strong>n<br />
können. Hier ist schon <strong>de</strong>r zweite Faktor,<br />
nämlich die Verbindlichkeit, genannt. Es hat<br />
schon zu viele Planungen gegeben, die nur<br />
Planungen geblieben, in <strong>de</strong>n Schubla<strong>de</strong>n<br />
verschw<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> letztendlich nicht<br />
umgesetzt wer<strong>de</strong>n konnten. Wir haben im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s ‚Mo<strong>de</strong>llprojektes Flächenmanagement‘<br />
über die Einbindung von Politik<br />
<strong>und</strong> Bürgerschaft während <strong>de</strong>r gesamten<br />
Erarbeitung eine Verbindlichkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse,<br />
d. h. <strong>de</strong>r Ziele <strong>und</strong> Projekte hergestellt.<br />
Wie gut dieser gemeinsame Schwur<br />
hält, wird die Zukunft zeigen. Bisher je<strong>de</strong>nfalls<br />
funktioniert das in Min<strong>de</strong>n. Ich glaube,<br />
das Herstellen von Verbindlichkeit ist<br />
<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Punkt. Im unmittelbaren<br />
Zusammenhang damit steht auch <strong>de</strong>r dritte<br />
Erfolgsfaktor, nämlich die Kooperation <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r Dialog. Die Einbindung <strong>und</strong> Partizipation,<br />
sowohl <strong>de</strong>r Entscheidungsträger als<br />
auch <strong>de</strong>r Menschen einer Stadt insgesamt,<br />
ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die<br />
Entwicklung von Verän<strong>de</strong>rungsprozessen.<br />
Wesentliche Informationen <strong>und</strong> Erkenntnisse,<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> strategische Ausrichtungen<br />
stammen hierbei aus <strong>de</strong>m Forum<br />
Baulandmanagement NRW.<br />
17
18<br />
Diskussion<br />
Thomas Lennertz: Ist das <strong>de</strong>nn die Einsicht <strong>de</strong>r Ökonomie,<br />
dass die Politik diesen Weg mitgeht? O<strong>de</strong>r ist<br />
das <strong>de</strong>m konsequenten Abarbeiten nach Strategiezielen<br />
<strong>und</strong> Oberzielen zu verdanken? Konnten Sie <strong>de</strong>r Politik<br />
<strong>de</strong>utlich machen, dass dahinter ein ökonomischer<br />
Zwang steht, wenn Sie Gr<strong>und</strong>schul- o<strong>de</strong>r Feuerwehrstandorte<br />
aufgeben? Denn schließlich ist das ja ein<br />
unheimliches Zurückgehen hinter eine möglicherweise<br />
einmal in Plänen vorgedachte Entwicklung.<br />
Klaus Erzigkeit: Man muss wissen, dass im Hintergr<strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>ner Politik immer noch ein Entwicklungsplan<br />
aus <strong>de</strong>n 1970er Jahren steht, <strong>de</strong>r eine<br />
Bevölkerung von 125.000 Einwohnern vorsah. Das<br />
hat lange Einfluss auf die Straßeninfrastruktur usw.<br />
gehabt. Das Thema ‚Qualität‘ war in <strong>de</strong>r Tat vordringlich<br />
für die Politik. Wenn ich das Beispiel Schulentwicklungsplanung<br />
nehme, dann haben wir zunächst<br />
einmal auf <strong>de</strong>r qualitativen Basis diskutiert. Wie<br />
können wir eine gute Gr<strong>und</strong>schule mit vernünftiger<br />
Lehrerausstattung usw. sicherstellen? Da kamen wir<br />
gemeinsam mit <strong>de</strong>n Eltern, die wir beteiligt haben,<br />
in Workshops zu <strong>de</strong>m Schluss, dass das nur funktioniert,<br />
wenn eine Schule min<strong>de</strong>stens zweizügig ist.<br />
Von dieser Gr<strong>und</strong>prämisse ausgehend haben wir uns<br />
die zu erwarten<strong>de</strong>n Einschulungszahlen <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>schulen<br />
angeschaut. Und dabei war eben das Ergebnis,<br />
dass eine ganze Zahl von Gr<strong>und</strong>schulen eben<br />
nicht zweizügig sein kann, weil keine erfor<strong>de</strong>rliche<br />
Anzahl an Kin<strong>de</strong>rn da ist. Nach durchaus immer noch<br />
harten Diskussionen kam man dann zu <strong>de</strong>m Ergebnis,<br />
einzelne Schulen zu schließen. Häufig wur<strong>de</strong> dann<br />
gefor<strong>de</strong>rt, zwei Schulen zu schließen <strong>und</strong> eine neue<br />
zu bauen, das gibt es dann auch analog gerne bei <strong>de</strong>r<br />
Feuerwehr. Der Umzug in ein neues gemeinsames<br />
Gebäu<strong>de</strong> ist leichter zu gestalten als das Zusammenführen<br />
in einem bestehen<strong>de</strong>n. Nichts<strong>de</strong>stotrotz, das<br />
kann man durchaus schaffen.<br />
Plenum: Welche Be<strong>de</strong>utung hat das Thema stadtregionale<br />
Baulandpolitik für Min<strong>de</strong>n? Inwieweit fin<strong>de</strong>t<br />
eine Abstimmung mit <strong>de</strong>n Umlandgemein<strong>de</strong>n statt,<br />
um zur einer Kooperation <strong>und</strong> Abschaffung <strong>de</strong>r Konkurrenzsituation<br />
zu gelangen?<br />
Klaus Erzigkeit: Da die Lan<strong>de</strong>sgrenze nach Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />
drei Kilometer östlich <strong>de</strong>s Stadtzentrums verläuft,<br />
haben wir eine beson<strong>de</strong>re Situation. Das ist ein Problem,<br />
das man immer im Hinterkopf haben muss. Die<br />
nächste Stadt im Osten ist die Stadt Bückeburg in<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen, mit <strong>de</strong>r wir jetzt einen gemeinsamen<br />
Planungsverband für die Realisierung <strong>de</strong>s ‚RegioPort<br />
Weser‘ gegrün<strong>de</strong>t haben. Dafür war natürlich erst einmal<br />
ein Staatsvertrag mit Hannover erfor<strong>de</strong>rlich. Das<br />
geht alles, aber solche Probleme hat man natürlich<br />
nicht, wenn man mitten in Nordrhein-Westfalen liegt.<br />
Aber auch dieses tun wir, wir re<strong>de</strong>n also durchaus mit<br />
unseren Nachbarstädten in Nie<strong>de</strong>rsachsen.<br />
Dann haben wir natürlich die Umlandgemein<strong>de</strong>n,<br />
die schon im ‚Speckgürtel‘ <strong>de</strong>r Stadt liegen. Unter<br />
<strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r gestiegenen Benzinpreise in <strong>de</strong>n<br />
letzten fünf bis sieben Jahren neige ich jedoch eher<br />
dazu zu sagen „lagen“. Ich schätze ja <strong>de</strong>n Ausdruck<br />
‚Mittelstadt mit oberstädtischen Funktionen‘, die<br />
haben wir <strong>de</strong> facto auch, wir haben auch eine Fachhochschule,<br />
<strong>und</strong> vielleicht kokettiere ich manchmal<br />
auch mit <strong>de</strong>m Begriff ‚Provinz‘. Nichts<strong>de</strong>stotrotz:<br />
Was liegt schon hinter Bielefeld vom Kern Nord-<br />
rhein-Westfalens aus gesehen? Da kommt ja nicht<br />
mehr viel.<br />
Am Rand unseres ehemaligen Speckgürtels haben wir<br />
aber durchaus das Phänomen, dass alte Menschen ihre<br />
alten Bauernhäuser verkaufen möchten – die möchte<br />
aber keiner mehr haben. Insofern ist die Konkurrenzsituation<br />
eine durchaus an<strong>de</strong>re gewor<strong>de</strong>n, das Bild hat<br />
sich gewan<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> wir gehen unter an<strong>de</strong>ren Voraussetzungen<br />
auf unsere Nachbargemein<strong>de</strong>n zu. Es geht<br />
nicht mehr darum zu verhin<strong>de</strong>rn, dass diese an unseren<br />
Stadtgrenzen noch einen Bebauungsgebiet ausweisen<br />
mit einem Preis von 40 pro m 2 . Diese Gr<strong>und</strong>stücke<br />
wür<strong>de</strong>n sie gar nicht mehr loswer<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> das ist für<br />
uns auch ganz erfreulich. Die Bevölkerung zieht eher<br />
in die Stadt hinein. Wir haben jetzt vor, dieses ko-<br />
operative Mo<strong>de</strong>ll zur Nachverdichtung <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Gemein<strong>de</strong>n vorzustellen, damit diese es vielleicht auch<br />
schaffen, ihre Siedlungen zu verdichten <strong>und</strong> nicht weiter<br />
in die Fläche zu gehen.
Kommunales Bo<strong>de</strong>nmanagement –<br />
Ergebnisse einer aktuellen Befragung<br />
Dr. Egbert Dransfeld –<br />
Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement<br />
Im Jahr 2000 hat das Forum Baulandmanagement<br />
NRW b<strong>und</strong>esweit in <strong>de</strong>r Arbeit<br />
‚Bausteine zum Baulandbeschluss‘ kommunale<br />
Baulandbeschlüsse hinsichtlich<br />
ihrer Zielsetzungen, Instrumentarien,<br />
spezifischen Regelungen <strong>und</strong> Festsetzungstiefe<br />
untersucht <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
für kommunale Baulandbeschlüsse gegeben.<br />
1 Hierauf aufbauend möchte das<br />
Forum Baulandmanagement NRW die oft<br />
langjährigen <strong>Erfahrungen</strong> <strong>de</strong>r Kommunen<br />
mit ihren Baulandbeschlüssen bzw.<br />
Baulandstrategien zusammenstellen <strong>und</strong><br />
hierbei auch einen Blick auf die künftigen<br />
Aufgaben <strong>de</strong>r Kommunen unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen<br />
werfen.<br />
Fragestellungen, die sich für die Evaluierung<br />
<strong>de</strong>r Baulandbeschlüsse <strong>und</strong> -strategien<br />
ergeben, sind insbeson<strong>de</strong>re:<br />
• Wie haben sich Baulandbeschlüsse <strong>und</strong><br />
-strategien in <strong>de</strong>r Vergangenheit bewährt?<br />
• Sehen die Kommunen Anpassungs-<br />
<strong>und</strong> Än<strong>de</strong>rungsbedarf auf Gr<strong>und</strong> neuer<br />
Rahmenbedingungen?<br />
• Welchen künftigen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
unterliegen Baulandbeschlüsse <strong>und</strong><br />
-strategien?<br />
• Können Baulandbeschlüsse <strong>und</strong> -strategien<br />
auch unter <strong>de</strong>n neuen Rahmenbedingungen<br />
kommunale Zielsetzungen<br />
unterstützen o<strong>de</strong>r sind sie<br />
nicht mehr im bisherigen Umfang erfor<strong>de</strong>rlich?<br />
Zur Beantwortung dieser Fragen hat das<br />
Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement im Auftrag<br />
<strong>de</strong>s Forum Baulandmanagement NRW<br />
Anfang 2009 b<strong>und</strong>eweit 141 Kommunen<br />
schriftlich befragt, wovon 71 antworteten.<br />
Als Ergebnis <strong>de</strong>r Befragung lässt sich zusammenfassend<br />
festhalten: Baulandbeschlüsse<br />
<strong>und</strong> -strategien haben sich in <strong>de</strong>r<br />
Vergangenheit aus Sicht <strong>de</strong>r Kommunen<br />
bewährt. Sie stellen ein wichtiges Instrument<br />
<strong>de</strong>s kommunalen Baulandmanagements<br />
dar. Die gesetzten Ziele, insbeson<strong>de</strong>re<br />
die Bereitstellung von ausreichend<br />
bezahlbarem Bauland <strong>und</strong> die (Re-)Finanzierung<br />
<strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Baulandbereitstellung,<br />
konnten weitestgehend erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n. Die meisten Kommunen sehen<br />
ihre Baulandbeschlüsse <strong>und</strong> -strategien als<br />
wichtig an – <strong>und</strong> als notwendig, um die<br />
gesetzten Ziele zu erreichen.<br />
Für die meisten Kommunen stellen Baulandbeschlüsse<br />
<strong>und</strong> -strategien auch unter<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r Auswirkungen <strong>de</strong>r<br />
verän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen nach wie<br />
vor ein wichtiges Instrument <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
dar, wenn auch unter geän<strong>de</strong>rten<br />
Vorzeichen.<br />
Kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik ist letztlich mehr<br />
als nur die Entwicklung, Finanzierung <strong>und</strong><br />
Vermarktung von Baugr<strong>und</strong>stücken. Sie<br />
kann ebenso be<strong>de</strong>utsam für darüber hinausgehen<strong>de</strong><br />
Aufgaben wie etwa Bestandsentwicklung<br />
<strong>und</strong> -aufwertung, Zwischennutzungen<br />
o<strong>de</strong>r interkommunale Kooperation<br />
auf <strong>de</strong>m Bauland- / Wohnungsmarkt sein.<br />
Eine umfassen<strong>de</strong> kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
ist Voraussetzung für die Bewältigung <strong>de</strong>r<br />
anstehen<strong>de</strong>n Zukunftsaufgaben.<br />
Baulandbeschlüsse <strong>und</strong> -strategien sind<br />
auch – <strong>und</strong> gera<strong>de</strong> – unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r<br />
sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rahmenbedingungen<br />
1 Dransfeld, E.; Freckmann, J.;<br />
Joeres, B. u. Pfeiffer, P.: Bausteine<br />
zum Baulandbeschluss. Hrsg. vom<br />
Forum Baulandmanagement NRW,<br />
Dortm<strong>und</strong>, 2000.<br />
19
20<br />
Diskussion<br />
kein ‚Auslaufmo<strong>de</strong>ll‘. Sie sind nicht (mehr<br />
nur) als Instrument <strong>de</strong>r Baulan<strong>de</strong>ntwicklung<br />
allein zu verstehen, son<strong>de</strong>rn als umfassen<strong>de</strong>s<br />
kommunales Flächenmanagement.<br />
Sie dienen <strong>de</strong>r Bewältigung künftiger<br />
kommunaler Aufgaben, insbeson<strong>de</strong>re unter<br />
Berücksichtigung<br />
• <strong>de</strong>r Erfor<strong>de</strong>rnisse einer nachfrageorientierten<br />
Baulan<strong>de</strong>ntwicklung mit verstärkter<br />
Berücksichtigung qualitativer<br />
Aspekte,<br />
• eines optimierten Bestandsmanagements,<br />
• regionaler Aspekte <strong>und</strong> zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Erfor<strong>de</strong>rnisse interkommunaler Kooperation<br />
sowie<br />
Plenum: Ein Aspekt, <strong>de</strong>n wir in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
im Forum häufig diskutiert haben, ist <strong>de</strong>r Paradigmenwechsel<br />
von <strong>de</strong>r Baulandmobilisierung auf <strong>de</strong>r<br />
‚grünen Wiese‘ hin zum Flächenrecycling. Spiegelt<br />
sich diese Verän<strong>de</strong>rung auch in <strong>de</strong>n Ergebnissen Ihrer<br />
Umfrage wi<strong>de</strong>r?<br />
Egbert Dransfeld: In <strong>de</strong>r Kumulation <strong>de</strong>r Antworten<br />
ist ein<strong>de</strong>utig festzustellen, dass die überwiegen<strong>de</strong><br />
Zahl <strong>de</strong>r befragten Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Überzeugung ist,<br />
dass die ‚Grüne-Wiese-Entwicklung‘ – auch wenn sie<br />
mittelfristig noch notwendig sein wird – langfristig<br />
betrachtet ein Auslaufmo<strong>de</strong>ll ist <strong>und</strong> wir <strong>de</strong>n Fokus<br />
auf Innenentwicklung <strong>und</strong> Brachflächenreaktivierung<br />
legen müssen. Allerdings: Geantwortet haben<br />
nicht die Politiker, son<strong>de</strong>rn Stadtplaner <strong>und</strong> profes-<br />
• <strong>de</strong>s Erfor<strong>de</strong>rnisses <strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r<br />
Flächennutzungen unter Berücksichtigung<br />
ökologischer <strong>und</strong> klimatischer<br />
Aspekte.<br />
Baulandstrategien – seien sie festgelegt<br />
als politische Gr<strong>und</strong>satz- bzw. Detailbeschlüsse<br />
o<strong>de</strong>r verwaltungsintern geregelte<br />
Vorgehensweisen – sind auch künftig ein<br />
sinnvoller Weg, die Leitbil<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Zielsetzungen<br />
<strong>de</strong>r kommunalen Bo<strong>de</strong>npolitik zu<br />
verankern <strong>und</strong> umzusetzen, das Problembewusstsein<br />
zu schärfen <strong>und</strong> <strong>Perspektiven</strong><br />
für die Bewältigung <strong>de</strong>r Zukunftsaufgaben<br />
zu entwickeln.<br />
Eine ausführliche Darstellung sowie Interpretation <strong>de</strong>r Befragungsergebnisse<br />
bietet folgen<strong>de</strong> Veröffentlichung, <strong>de</strong>r auch<br />
die obigen Textpassagen entnommen sind <strong>und</strong> die kostenfrei<br />
beim Forum Baulandmanagement NRW bestellt wer<strong>de</strong>n<br />
kann:<br />
Dransfeld, E. <strong>und</strong> Pfeiffer, P.: Evaluierung von kommunalen<br />
Baulandbeschlüssen <strong>und</strong> -strategien. Hrsg. vom Forum Baulandmanagement<br />
NRW, Dortm<strong>und</strong> 2009.<br />
sionelle Flächenmanager, die das Thema möglicherweise<br />
schon an<strong>de</strong>rs adaptiert haben als die Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> die Politik. Aber zumin<strong>de</strong>st in dieser ‚Kaste‘, davon<br />
bin ich überzeugt, ist das Thema angekommen.<br />
Plenum: Nicht alle Städte, die Baulandmanagement<br />
betreiben, sind im Forum organisiert. Sie haben ja<br />
auch Zahlen genannt, die offensichtlich über das Forum<br />
hinausgehen. Haben Sie einen Überblick, wie viele<br />
Städte in Nordrhein-Westfalen überhaupt einen Baulandbeschluss<br />
haben?<br />
Egbert Dransfeld: Das weiß ich wirklich nicht. Man<br />
hat dies lei<strong>de</strong>r bisher nicht systematisch abgefragt.<br />
Vor meinem Erfahrungshintergr<strong>und</strong> wür<strong>de</strong> ich zwischen<br />
30 <strong>und</strong> 40% schätzen.
Kommunale Handlungsmöglichkeiten im Spiegel <strong>de</strong>r<br />
rechtlichen Entwicklungen<br />
Stephan Keller –<br />
Städte- <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>b<strong>und</strong> NRW<br />
Politisches <strong>und</strong> planerisches Kernanliegen<br />
<strong>de</strong>r letzten 15 bis 20 Jahre war die Mobilisierung<br />
von Bauland. Dies resultierte<br />
aus <strong>de</strong>r Verknappung <strong>de</strong>s Angebots in <strong>de</strong>n<br />
1980er Jahren, bedingt durch Zuwan<strong>de</strong>rung<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>mographische Entwicklung. Die<br />
sogenannten ‚Babyboomer‘, die geburtenstarken<br />
Jahrgänge, sorgten für eine hohe<br />
Nachfrage. Wenn wir davon ausgehen, dass<br />
die eigentumsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Generation jene<br />
Leute umfasst, die zwischen 30 <strong>und</strong> 45<br />
Jahre alt sind, dann drängten diese bis zu<br />
Beginn dieses Jahrzehnts auf <strong>de</strong>n Markt.<br />
Erst jetzt verschwin<strong>de</strong>n sie langsam wie<strong>de</strong>r<br />
– mit <strong>de</strong>n Konsequenzen, zu <strong>de</strong>nen ich<br />
gleich kommen wer<strong>de</strong>.<br />
Was hat sich am Paradigma ‚Bauland mobilisieren<br />
ist wichtig, insbeson<strong>de</strong>re unter<br />
Schonung <strong>de</strong>s städtischen Haushaltes‘ nun<br />
geän<strong>de</strong>rt? Im Bericht <strong>de</strong>s Rates für Nachhaltige<br />
Entwicklung aus <strong>de</strong>m Jahre 2004,<br />
in <strong>de</strong>m auch das Ihnen bekannte 30 ha-Ziel<br />
formuliert ist, heißt es: „Die I<strong>de</strong>e, mit <strong>de</strong>r<br />
Ausweisung von Gewerbegebieten <strong>und</strong><br />
Wohnungsbauflächen auf <strong>de</strong>r grünen Wiese<br />
die Wirtschaft anzukurbeln <strong>und</strong> sozialen<br />
Ausgleich zu schaffen, ist gescheitert.“<br />
Die kommunale Planungshoheit sieht <strong>de</strong>r<br />
Rat für Nachhaltige Entwicklung nicht<br />
durch eine Verwirklichung <strong>de</strong>s 30 ha-Ziels<br />
bedroht, son<strong>de</strong>rn durch einen interkommunalen<br />
Wettbewerb, in <strong>de</strong>m bedrohliche<br />
Schattenkosten durch über<strong>de</strong>hnte Erschließung<br />
<strong>und</strong> Infrastruktur die kommunale<br />
Handlungshoheit ökonomisch <strong>und</strong> fiskalisch<br />
aushöhlen. Dieser Paradigmenwechsel ist<br />
für einen Kommunalvertreter starker Tobak.<br />
Man kann ihn auch daran festmachen, dass<br />
dieses 30 ha-Ziel 2003 / 2004 erst einmal in<br />
die ‚Öko-Ecke‘ einsortiert wur<strong>de</strong>. Aber inzwischen<br />
hat sich diese I<strong>de</strong>e weit in das politische<br />
Bewusstsein <strong>und</strong> in die politischen<br />
Aktionen – auch unserer Lan<strong>de</strong>sregierung –<br />
eingegraben <strong>und</strong> ist, so glaube ich, ein allgemein<br />
akzeptiertes Ziel – mit Folgen für<br />
die kommunale Baulandpolitik.<br />
Der Weg vom Paradigma ‚Mobilisieren zu geringen<br />
Kosten‘ hin zum Thema ‚Flächensparen<br />
/ Innenentwicklung‘ spiegelt sich auch in<br />
<strong>de</strong>r Rechtsentwicklung <strong>de</strong>r letzten 20 Jahre<br />
wi<strong>de</strong>r. So war das Thema ‚Mobilisierung‘ <strong>de</strong>r<br />
Antrieb für alle größeren Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
Baugesetzbuches in <strong>de</strong>n 1990er Jahren. Das<br />
Baugesetzbuch, seit 1987 in <strong>de</strong>r Nachfolge<br />
<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esbaugesetzes, ist erstmals nach<br />
<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung geän<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n,<br />
um <strong>de</strong>n Bedarfen in <strong>de</strong>n neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn<br />
Rechnung zu tragen. Dazu zählen das<br />
BauGB-Maßnahmengesetz von 1990 <strong>und</strong><br />
das Investitionserleichterungs- <strong>und</strong> Wohnbaulandgesetz<br />
von 1993, das wie<strong>de</strong>rum das<br />
BauGB-Maßnahmengesetz <strong>und</strong> das BauGB<br />
in verschie<strong>de</strong>nen Punkten geän<strong>de</strong>rt hat.<br />
Was hat man gemacht? Man hat die Verfahren<br />
gestrafft, das Vorkaufsrecht weiterentwickelt<br />
<strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re die städtebaulichen<br />
Verträge erstmals gesetzgeberisch<br />
normiert. Nicht, dass es diese nicht vorher<br />
auch schon gegeben hätte, aber vorher war<br />
es eben sehr stark durch die Rechtsprechung<br />
geprägtes Recht. Seit 1990 stan<strong>de</strong>n<br />
die städtebaulichen Verträge im BauGB-<br />
Maßnahmengesetz. Die städtebauliche<br />
Entwicklungsmaßnahme ist reaktiviert<br />
wor<strong>de</strong>n (es gab sie schon einmal im Städtebauför<strong>de</strong>rungsgesetz<br />
von 1971) – durchaus<br />
mit einer gewissen Anwendungspraxis in<br />
<strong>de</strong>n 1990er Jahren. Inzwischen ist, zumin<strong>de</strong>st<br />
was die tatsächliche Durchführung<br />
dieser Maßnahmen anbelangt, eine gewisse<br />
Ruhe eingekehrt.<br />
21
22<br />
Im BauROG, <strong>de</strong>m Gesetz zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Baurechts <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Raumordnungsrechts<br />
von 1998, hatten wir planungsrechtliche<br />
Verbesserungen dadurch, dass man <strong>de</strong>n<br />
Naturschutz – Stichwort Baurechtskompromiss<br />
– in einer wie ich fin<strong>de</strong> durchaus<br />
planungsfre<strong>und</strong>lichen Art <strong>und</strong> Weise ins<br />
BauGB integriert hat. Der eigentliche Meilenstein<br />
war jedoch die Integration <strong>de</strong>r<br />
städtebaulichen Verträge. Beim befristeten<br />
BauGB-Maßnahmengesetz <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Investitionserleichterungsgesetz<br />
war man sich<br />
ja noch nicht so ganz sicher, ob man diese<br />
Form <strong>de</strong>s kooperativen Han<strong>de</strong>lns im Städtebau<br />
tatsächlich fortführen <strong>und</strong> auch verstetigen<br />
wollte. Mit <strong>de</strong>m BauROG ist diese<br />
Entscheidung gefallen, man hat das Recht<br />
<strong>de</strong>r städtebaulichen Verträge ins BauGB<br />
übernommen. Ebenso wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r VEP – o<strong>de</strong>r<br />
wie er dann hieß: <strong>de</strong>r vorhabenbezogene<br />
Bebauungsplan – im BauGB verankert. Man<br />
hat schließlich für ein weiteres Element <strong>de</strong>r<br />
Verfahrenserleichterung <strong>und</strong> -beschleunigung<br />
gesorgt, in<strong>de</strong>m man die präventive<br />
Kontrolle, also die Genehmigungspflicht<br />
<strong>de</strong>r meisten Bebauungspläne, abgeschafft<br />
hat. Dies waren die Meilensteine in <strong>de</strong>n<br />
1990er Jahren.<br />
Das EAG Bau 2004 hatte dann wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Schwerpunkte. Hier ging es in erster<br />
Linie darum, die strategische Umweltprüfung,<br />
die sogenannte Plan-UP, ins Baurecht<br />
zu integrieren. Seit<strong>de</strong>m haben wir die<br />
Umweltprüfung, <strong>de</strong>n Umweltbericht <strong>und</strong><br />
die Verpflichtungen zum Monitoring im<br />
Gesetz. Im Bereich <strong>de</strong>r Baulan<strong>de</strong>ntwicklung<br />
kamen die vereinfachte Umlegung, hervorgegangen<br />
aus <strong>de</strong>r alten Grenzregelung, <strong>und</strong><br />
das Thema Baurecht auf Zeit hinzu, also<br />
die Möglichkeit, bedingtes o<strong>de</strong>r befristetes<br />
Baurecht vorzusehen.<br />
Baulandmobilisierung <strong>und</strong> Verfahrenserleichterungen<br />
stan<strong>de</strong>n also im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>.<br />
Man wollte <strong>de</strong>n Kommunen ein Instrumentarium<br />
an die Hand geben, schnell<br />
<strong>und</strong> kostengünstig Bauland entwickeln zu<br />
können, um <strong>de</strong>n tatsächlichen Gegebenheiten<br />
auf <strong>de</strong>m Markt Rechnung zu tragen.<br />
Auf dieser Basis existieren umfassen<strong>de</strong><br />
Möglichkeiten zur Baulandmobilisierung<br />
unter Schonung <strong>de</strong>s städtischen Haushalts.<br />
Ich freue mich ganz beson<strong>de</strong>rs, dass – wie<br />
die aktuelle Umfrage belegt (vgl. Beitrag<br />
Dransfeld) – kaum Rechtsprobleme gesehen<br />
wer<strong>de</strong>n. Das <strong>de</strong>ckt sich auch mit<br />
meinem Bild. Auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>ssen, was in<br />
<strong>de</strong>n 1990er Jahren an Gesetzgebung geschaffen<br />
wor<strong>de</strong>n ist, können wir tatsächlich<br />
alles das machen, was wir machen wollen:<br />
Traditionelle Angebotsplanung sowieso –<br />
das macht aber heutzutage so gut wie<br />
keiner mehr –, Bo<strong>de</strong>nbevorratungspolitik,<br />
Zwischenerwerbsmo<strong>de</strong>lle, entwe<strong>de</strong>r direkt<br />
über die Kommune o<strong>de</strong>r mit einer kommunal<br />
beherrschten Gesellschaft. Ich glaube<br />
in <strong>de</strong>r Tat, dass dies das Mo<strong>de</strong>ll ist, bei <strong>de</strong>m<br />
die Gemein<strong>de</strong> am meisten steuern<strong>de</strong>n Einfluss<br />
hat, auch wenn sie natürlich gewisse<br />
Risiken wie Vorfinanzierung o<strong>de</strong>r Vermarktung<br />
trägt. Die Handlungsspielräume <strong>de</strong>r<br />
Kommune sind dabei aber beson<strong>de</strong>rs groß.<br />
Die Frage ist jedoch, wer dieses Vorgehen<br />
heutzutage noch finanzieren kann. Allein<br />
die Kommunen in Nordrhein-Westfalen haben<br />
zurzeit über 13 Milliar<strong>de</strong>n Euro an Kassenkrediten<br />
aufgenommen. 175 Kommunen<br />
sind in <strong>de</strong>r Haushaltssicherung, 110 haben<br />
einen Nothaushalt. Aus <strong>de</strong>n Diskussionen<br />
<strong>de</strong>r letzten Monate wissen wir, dass einigen<br />
Städten die Überschuldung droht – mit<br />
Konsequenzen, die wir uns gar nicht richtig<br />
vorstellen können <strong>und</strong> die auch in <strong>de</strong>r<br />
kommunalen Finanzwelt bisher eigentlich<br />
eher in fernen theoretischen Diskussionen<br />
erörtert wor<strong>de</strong>n sind. Und das betrifft nicht<br />
nur einzelne Großstädte im Ruhrgebiet. Die<br />
kommunale Finanzsituation ist nach wie<br />
vor verheerend. Insofern sind die Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Zwischenerwerbs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nvorratspolitik<br />
sicherlich in vielen Gemein<strong>de</strong>n<br />
nur eingeschränkt zu realisieren.<br />
Als fast gleichwertig jedoch, <strong>und</strong> auch das<br />
hat die Umfrage bestätigt, ist das Thema<br />
städtebauliche Verträge zu sehen – also<br />
kooperative Strategien, um die wohnbaupolitischen<br />
<strong>und</strong> fiskalischen Vorstellungen<br />
<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> über städtebauliche Verträge<br />
mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Eigentümern zu<br />
realisieren. Obwohl sie in <strong>de</strong>r Praxis nicht<br />
mehr allzu oft Anwendung fin<strong>de</strong>t, hat auch<br />
die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />
hier nach wie vor eine gewisse Be<strong>de</strong>utung<br />
in Form eines ‚Drohmittels‘, wenn es <strong>de</strong>nn
nicht zu einer Kooperation mit <strong>de</strong>n Eigentümern<br />
kommt.<br />
Der Rechtsrahmen bietet also eine gute Basis<br />
für Kooperationsmo<strong>de</strong>lle. Wir können die<br />
Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung städtebaulicher<br />
Maßnahmen auf <strong>de</strong>n Vertragspartner<br />
übertragen, wir können Planungskostenersatz<br />
einfor<strong>de</strong>rn – <strong>und</strong> zwar auch für interne<br />
Kosten, was die Rechtsprechung vor einigen<br />
Jahren noch einmal klar gestellt hat: Soweit<br />
sich eine Leistung nach § 4b BauGB privatisieren<br />
ließe, können die internen Kosten,<br />
falls die Leistung nicht vergeben wird, auf<br />
<strong>de</strong>n Investor abgewälzt wer<strong>de</strong>n. Sofern ein<br />
unmittelbarer Zusammenhang besteht, ist<br />
auch ein Folgekostenersatz möglich, worauf<br />
ich später noch eingehen wer<strong>de</strong>. Desweiteren<br />
haben wir eine Berücksichtigungsfähigkeit<br />
sozial-, familien- <strong>und</strong> umweltpolitischer<br />
Zielsetzungen (z. B. zur För<strong>de</strong>rung<br />
erneuerbarer Energien o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wohnbedarfe<br />
bestimmter Bevölkerungsgruppen).<br />
Die Abschöpfung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nwertsteigerungen<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r maßnahmebedingten<br />
Kosten ist ohne weiteres <strong>und</strong> zwar<br />
einschließlich dieser sozialpolitischen o<strong>de</strong>r<br />
auch ökologischen Zielsetzungen möglich.<br />
Die Formulierung ‚im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
maßnahmebedingten Kosten‘ ist dabei<br />
aber die große Einschränkung. Meines Erachtens<br />
bewegen wir uns auf sehr unsicherem<br />
Terrain. Ich wür<strong>de</strong> soweit gehen zu<br />
sagen, dass alles, was über <strong>de</strong>n Kostenersatz,<br />
also die Abschöpfung <strong>de</strong>s Planungswertes<br />
oberhalb <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Baulandproduktion,<br />
hinausgeht, rechtswidrig ist.<br />
In allen Baugesetzbuch-Novellen <strong>und</strong> in<br />
allen Än<strong>de</strong>rungskommissionen zur Fortentwicklung<br />
<strong>de</strong>s BauGB ist immer wie<strong>de</strong>r<br />
über diese Frage diskutiert wor<strong>de</strong>n: Sollen<br />
wir Möglichkeiten eröffnen, Planungswerte<br />
abzuschöpfen? Doch diese Frage ist immer<br />
wie<strong>de</strong>r mit ‚Nein‘ beantwortet wor<strong>de</strong>n.<br />
Ich glaube, hier gibt es einen ganz klaren,<br />
gesetzgeberisch erkennbaren Willen, dies<br />
nicht zuzulassen. Insofern führt kein Weg<br />
an <strong>de</strong>r These vorbei, dass wir nur im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r maßnahmebedingten Kosten Planungswert<br />
abschöpfen können.<br />
Ausgehend von dieser These kann man<br />
nun trefflich darüber streiten, was <strong>de</strong>nn<br />
noch ‚maßnahmebedingt‘ ist. Die Rechtsprechung<br />
sagt, man darf keine gemein<strong>de</strong>gebietsbezogene<br />
Betrachtung vornehmen,<br />
gera<strong>de</strong> bei unterschiedlichen Baugebieten.<br />
Man darf auch nicht hochrechnen, welchen<br />
Bedarfszuwachs an bspw. Kin<strong>de</strong>rgartenplätzen<br />
die Baulan<strong>de</strong>ntwicklung insgesamt<br />
bringt <strong>und</strong> dies dann auf alle umlegen. Man<br />
muss vielmehr ermitteln, was die konkrete<br />
Maßnahme an Folgebedarf bringt <strong>und</strong><br />
kann das dann auch umlegen. Das führt<br />
dazu, dass wir auch als Verband in <strong>de</strong>r Beratungspraxis<br />
gegenüber Pauschalen eine<br />
eher skeptische Haltung einnehmen. Ein<br />
25%-Mo<strong>de</strong>ll halte ich nicht <strong>de</strong>shalb für<br />
problematisch, weil es vielleicht ein unangemessener<br />
Anteil ist, son<strong>de</strong>rn weil es<br />
eben keinen konkreten Bezug mehr zu <strong>de</strong>n<br />
maßnahmebedingten Kosten aufweist. Hier<br />
besteht immer die Gefahr eines Verlusts <strong>de</strong>s<br />
konkreten Bezugs. Insofern sollte man hier<br />
vorsichtig sein.<br />
Ich glaube, etwas großzügiger kann man<br />
es handhaben, wenn wir eben nicht über<br />
so große Pauschalen re<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn die<br />
Kosten aufschlüsseln <strong>und</strong> dann bestimmte<br />
Anliegen, etwa die För<strong>de</strong>rung von Bevölkerungsgruppen<br />
mit beson<strong>de</strong>ren Bedürfnissen<br />
auf <strong>de</strong>m Wohnungsmarkt, mit beispielsweise<br />
2,5% <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>stückswertes beziffern.<br />
Das wäre meiner Ansicht nach dann schon<br />
wie<strong>de</strong>r ein konkreter Zweck, wobei man<br />
aber sicherlich darüber streiten kann, ob<br />
eine solche Pauschale zulässig wäre.<br />
Man kann natürlich sagen: „Es ist ein kalkulierbares<br />
Risiko. Wenn alle von <strong>de</strong>m Geschäft<br />
profitieren, wird keiner klagen <strong>und</strong><br />
dann sind alle glücklich.“ Ich glaube, auf<br />
dieser Basis fahren auch die meisten Kommunen,<br />
die diese Mo<strong>de</strong>lle anwen<strong>de</strong>n. Mir<br />
ist auch kein Fall bekannt, dass eine solche<br />
25%-Regelung irgendwo vor Gericht<br />
gekippt wäre. Aber letztlich gibt es hier<br />
sicherlich rechtliche Risiken.<br />
Inzwischen gibt es auch in <strong>de</strong>r Gesetzgebung<br />
Bestrebungen, die vom Thema Mobilisieren<br />
hin zum Thema Flächensparen<br />
<strong>und</strong> Innenentwicklung führen. Im Regierungsentwurf<br />
zur vorerst letzten Novelle<br />
<strong>de</strong>s BauGB 2006, das dann zum 01.01.2007<br />
in Kraft getreten ist, heißt es: „Eine we-<br />
23
24<br />
sentliche Zielsetzung <strong>de</strong>r im Koalitionsvertrag<br />
ebenfalls vereinbarten Nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie ist die Verringerung<br />
<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme durch<br />
Stärkung <strong>de</strong>r Innenentwicklung. Mit <strong>de</strong>m<br />
Gesetzentwurf sollen daher auch die vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Potenziale durch Wie<strong>de</strong>rnutzung<br />
von Flächen, Nachverdichtung <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re<br />
Maßnahmen <strong>de</strong>r Innenentwicklung besser<br />
ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n, um die gezielte<br />
erstmalige Inanspruchnahme von Flächen<br />
für Siedlungszwecke weiter zu verringern.“<br />
Ziel ist also die Innenentwicklung <strong>und</strong> Reduzierung<br />
<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme,<br />
wobei die Frage ist, wie man hier auf die<br />
Formulierung „weiter verringern“ kam – bis<br />
jetzt hat es noch keine Verringerung <strong>de</strong>r<br />
erstmaligen Inanspruchnahme von Flächen<br />
gegeben.<br />
Diese Zielsetzung schlägt sich auch im Gesetz<br />
nie<strong>de</strong>r, nämlich in Verfahren, mit <strong>de</strong>nen<br />
man speziell im Innenbereich etwas<br />
bewirken kann. Im Wesentlichen sind das<br />
Verfahrenserleichterungen, die Anreize setzen<br />
sollen, eben verstärkt auf das Thema<br />
Innenentwicklung zu setzen: Bebauungspläne<br />
<strong>de</strong>r Innenentwicklung im beschleunigten<br />
Verfahren nach § 13a BauGB <strong>und</strong><br />
die Flexibilisierung <strong>de</strong>s vorhabenbezogenen<br />
Bebauungsplans. Eigentlich eher <strong>de</strong>m Thema<br />
Stärkung <strong>de</strong>r Innenstädte <strong>und</strong> Einzelhan<strong>de</strong>l<br />
zuzuordnen sind die sogenannten<br />
Ausschlussbebauungspläne nach § 9 Abs.<br />
2a BauGB als neues ‚Zaubermittel‘ <strong>de</strong>r Einzelhan<strong>de</strong>lssteuerung<br />
sowie die privaten<br />
Initiativen <strong>de</strong>r Stadtentwicklung, in Nord-<br />
rhein-Westfalen geregelt im Gesetz über<br />
Immobilien- <strong>und</strong> Standortgemeinschaften.<br />
Auch das Landschaftsgesetz 2006 hat die<br />
Möglichkeiten zur Innenentwicklung gestärkt.<br />
Wenn Flächen einmal baulich o<strong>de</strong>r<br />
verkehrlich genutzt waren <strong>und</strong> sich nach<br />
Aufgabe <strong>de</strong>r Nutzung dort Biotope entwickeln,<br />
dann ist die spätere Beseitigung<br />
dieser Biotope kein Eingriff in Natur <strong>und</strong><br />
Landschaft.<br />
Ich wage jetzt eine Prognose: Wir wer<strong>de</strong>n<br />
im nächsten Jahr, ganz unabhängig vom<br />
Ausgang <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>estagswahl, mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit wie<strong>de</strong>r eine Diskussion<br />
um eine Novelle <strong>de</strong>s BauGB führen. Diese<br />
wird nicht vorrangig <strong>de</strong>m Thema Flächenin-<br />
anspruchnahme gewidmet sein, aber sie<br />
wird auch dieses Thema betreffen. Im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong><br />
wird das Thema ‚Klimaschutz <strong>und</strong><br />
Bauleitplanung‘ stehen: Was dürfen Kommunen<br />
im Bereich <strong>de</strong>s Klimaschutzes für<br />
Festsetzungen treffen? Die Unsicherheiten<br />
sind dabei so groß, dass <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />
angesichts <strong>de</strong>r Wichtigkeit dieser Aufgabe<br />
reagieren wird. Und wenn man dann ohnehin<br />
das BauGB än<strong>de</strong>rt, könnte ich mir<br />
vorstellen, dass auch das Thema Flächeninanspruchnahme<br />
eine Rolle spielen könnte.<br />
Von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung für das Thema<br />
<strong>und</strong> mit Sicherheit zu erwarten ist ein<br />
neuer Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplan. Ich nenne<br />
nur zwei Stichworte, die zumin<strong>de</strong>st aus<br />
<strong>de</strong>r Diskussion bekannt sind: Wir haben auf<br />
B<strong>und</strong>esebene das 30 ha-Ziel, woraus sich<br />
für das Umweltministerium ein 5 ha-Ziel<br />
für Nordrhein-Westfalen ergibt. Das für die<br />
Lan<strong>de</strong>splanung zuständige Ressort rechnet<br />
mit 7 ha. Die Frage ist, ob eine solche<br />
Zielvorgabe <strong>de</strong>mnächst auch ein Ziel <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>splanung ist. Eine weitere, in diesem<br />
Zusammenhang interessante Frage ist, ob<br />
<strong>de</strong>r LEP Aussagen zum Verhältnis von Innen-<br />
<strong>und</strong> Außenentwicklung treffen wird.<br />
Nach<strong>de</strong>m es also etwa 10 bis 15 Jahre<br />
eine Rechtsentwicklung mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt<br />
‚Baulandmobilisierung‘ gegeben<br />
hat <strong>und</strong> praktikable Instrumente entwickelt<br />
wur<strong>de</strong>n, um Bauland unter Schonung<br />
städtischer Haushalte bereitstellen<br />
zu können, geht <strong>de</strong>r Trend jetzt in<br />
eine an<strong>de</strong>re Richtung <strong>und</strong> schiebt das<br />
Thema ‚Reduzierung <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme‘<br />
in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> –<br />
sicherlich nicht ganz zu unrecht.<br />
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus<br />
für Baulandstrategien? Zunächst muss man<br />
festhalten, dass <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rte Rechtsrahmen<br />
kommunale Baulandstrategien nicht<br />
einschränkt. Alles das, was man bisher<br />
durfte, darf man auch weiterhin; die Baulandbeschlüsse<br />
bleiben gültig; das Instrumentarium<br />
kann wie gewohnt eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Gesetzgeber schafft lediglich<br />
Anreize für Innenentwicklung <strong>und</strong> Flächensparen<br />
– insbeson<strong>de</strong>re über Verfahrenserleichterungen,<br />
wie es beim § 13a BauGB<br />
beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wird.
Ich glaube auch, dass wir künftig nicht auf<br />
das zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Instrumentarium<br />
verzichten können, <strong>de</strong>nn wir wer<strong>de</strong>n<br />
auch in Zukunft noch Bedarfe ab<strong>de</strong>cken<br />
müssen. Es ist ein Trugschluss zu glauben,<br />
dass es keinen Bedarf an Bauland mehr<br />
gibt, weil die meisten Städte schrumpfen.<br />
Die Zahl <strong>de</strong>r Haushalte vergrößert sich<br />
weiter, genauso wie <strong>de</strong>r Flächenbedarf pro<br />
Kopf. Insofern müssen wir davon ausgehen,<br />
dass wir zumin<strong>de</strong>st noch bis weit ins<br />
nächste Jahrzehnt, in <strong>de</strong>n meisten Kommunen<br />
wahrscheinlich auch noch bis ins<br />
dritte Jahrzehnt dieses Jahrh<strong>und</strong>erts, einen<br />
Bedarf an Fläche haben. Diesen müssen wir<br />
auf die Art <strong>und</strong> Weise mobilisieren, wie wir<br />
das bisher auch schon getan haben.<br />
Der Paradigmenwechsel von <strong>de</strong>r Mobilisierung<br />
zum Flächensparen macht ein<br />
strategisches Baulandmanagement nicht<br />
überflüssig, son<strong>de</strong>rn erhöht sogar seine<br />
Notwendigkeit. Dabei muss die Transparenz<br />
in Bezug auf die langfristigen fiskalischen<br />
Auswirkungen baulandpolitischer Entscheidungen<br />
weiter verbessert wer<strong>de</strong>n. Ein Aspekt,<br />
<strong>de</strong>r meiner Meinung nach in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
durchaus zu kurz gekommen<br />
ist, ist die langfristige Kostenbetrachtung –<br />
also die über die Produktionskosten hinaus<br />
entstehen<strong>de</strong>n fiskalischen Auswirkungen<br />
von baulandpolitischen Entscheidungen.<br />
Dies ist eine strategische Aufgabe, die es<br />
zu bewältigen gilt <strong>und</strong> die auch Eingang<br />
in Baulandbeschlüsse fin<strong>de</strong>n müsste. In<br />
Nordrhein-Westfalen wer<strong>de</strong>n dazu gera<strong>de</strong><br />
interessante Instrumente entwickelt – ich<br />
erinnere an die Projekte LEAN² o<strong>de</strong>r FIN.30.<br />
Ich glaube zu<strong>de</strong>m, dass Baulandmanagement<br />
zukünftig auch <strong>de</strong>n Erhalt <strong>und</strong> die<br />
Aktivierung <strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s mit einbeziehen<br />
muss. Müssen wir <strong>de</strong>n Bedarf, <strong>de</strong>r heute unzweifelhaft<br />
noch da ist, tatsächlich durch<br />
Neubauland <strong>de</strong>cken? O<strong>de</strong>r gibt es Mechanismen,<br />
um diesen Bedarf in <strong>de</strong>n Bestand<br />
umzulenken? Wir wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n nächsten<br />
zehn Jahren im Segment <strong>de</strong>r Einfamilienhäuser<br />
ein großes Angebot im Bestand haben.<br />
Die Herausfor<strong>de</strong>rung wird sein, die Bedarfe<br />
o<strong>de</strong>r die Nachfrage in diesen Bereich<br />
zu lenken. Das Instrument, Maßnahmen z. B.<br />
zur Deckung <strong>de</strong>s Wohnbedarfs junger Familien<br />
aus <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nwertsteigerung zu<br />
finanzieren, versagt natürlich an dieser<br />
Stelle. Wenn wir kein neues Bauland entwickeln,<br />
son<strong>de</strong>rn versuchen, <strong>de</strong>n Bestand zu<br />
aktivieren, haben wir auch keine Möglichkeit,<br />
<strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nwert abzuschöpfen.<br />
Der sich verschärfen<strong>de</strong> Wettbewerb<br />
um Einwohner angesichts <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischen<br />
Entwicklung erfor<strong>de</strong>rt eine<br />
Stärkung <strong>de</strong>s regionalen Aspekts in <strong>de</strong>n<br />
Baulandstrategien <strong>de</strong>r Zukunft. Um<br />
Schrumpfungsprozesse zu organisieren,<br />
müssen wir stärker interkommunal zusammenarbeiten.<br />
Es ist kein guter Beleg für<br />
strategisches Han<strong>de</strong>ln auf kommunaler<br />
Seite, dass meines Wissens nach das einzige<br />
ansatzweise funktionieren<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll<br />
einer interkommunalen Kooperation im<br />
Bereich <strong>de</strong>r Wohnbaulan<strong>de</strong>ntwicklung in<br />
<strong>de</strong>r Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler zu<br />
fin<strong>de</strong>n ist. Wobei man es hier auch vergleichsweise<br />
einfach hatte, da man in <strong>de</strong>n<br />
letzten 20 Jahren nur <strong>de</strong>n Zuwachs verteilen<br />
musste. Wenn es jedoch darum geht,<br />
Schrumpfung zu organisieren, wird es erheblich<br />
schwerer. Trotz<strong>de</strong>m müssen wir hier<br />
versuchen, zu Kooperationen zu kommen.<br />
25
26<br />
Diskussion<br />
Thomas Lennertz: Sofern man Baulandstrategien<br />
mit Außenentwicklung gleichsetzen wür<strong>de</strong>, müsste<br />
die Gesetzgebung diesen Strategien ja einen Riegel<br />
vorschieben. Sie umfassen aber viel mehr. Müsste<br />
man diese Baulandstrategien nicht eher schärfen,<br />
um zu einer Forcierung <strong>de</strong>r Innenentwicklung zu<br />
kommen? Da vielleicht gera<strong>de</strong> die Strategien letztendlich<br />
außerhalb klarer gesetzlicher Instrumente<br />
besser funktionieren, als je<strong>de</strong>s Detail genau rechtlich<br />
zu regeln? Denn das scheint ja auch das Resümee zu<br />
sein: Wenn wir wirklich das Ziel einer Verringerung<br />
<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme haben, brauchen wir<br />
einen geeigneten Instrumentenkasten. Und da ist<br />
eben die Frage, ob dafür die Gesetze o<strong>de</strong>r die lan<strong>de</strong>splanerischen<br />
Instrumente allein ausreichend sind,<br />
o<strong>de</strong>r ob man das Instrumentarium <strong>de</strong>r Baulandstrategien<br />
schärfen muss?<br />
Stephan Keller: In <strong>de</strong>r Vergangenheit dienten Baulandstrategien<br />
im Wesentlichen dazu, Neubauland<br />
zu mobilisieren <strong>und</strong> dazu auch Freiraum in Anspruch<br />
zu nehmen. Das kann man auch durchaus selbstkritisch<br />
von kommunaler Seite so sehen. Mittlerweile<br />
wer<strong>de</strong>n die Schwerpunkte häufig schon an<strong>de</strong>rs gesetzt,<br />
<strong>und</strong> dafür gibt es viele Beispiele <strong>und</strong> einige<br />
Vorzeigeprojekte. Das Thema ist vielfach auch in <strong>de</strong>n<br />
Köpfen <strong>de</strong>r kommunalen Entschei<strong>de</strong>r angekommen.<br />
Realität in <strong>de</strong>r Vergangenheit war es aber, doch sehr<br />
stark auf <strong>de</strong>n Neubau zu setzen – <strong>und</strong> eben nicht auf<br />
<strong>de</strong>n Neubau in Baulücken, son<strong>de</strong>rn auf die Erschließung<br />
neuer Baugebiete an <strong>de</strong>n Ortsrän<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r<br />
sogar weiter davon entfernt.<br />
Plenum: Wobei das eine das an<strong>de</strong>re ja überhaupt<br />
nicht ausschließt. Man kann das gut miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n,<br />
gera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n neuen Bebauungsplänen <strong>de</strong>r<br />
Innenentwicklung. Ich <strong>de</strong>nke dass heutzutage fast<br />
70% aller Bebauungspläne nach § 13a BauGB aufgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Plenum: Ich bin überzeugt, dass sich die fiskalischen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlichen Aspekte noch stark verän<strong>de</strong>rn<br />
wer<strong>de</strong>n. Es wird nicht mehr zu einer Bo<strong>de</strong>nwertabschöpfung<br />
kommen, son<strong>de</strong>rn es wird zu einem Bo<strong>de</strong>nmin<strong>de</strong>rwertausgleich<br />
kommen müssen. Wie man<br />
damit umgehen soll, wird <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Diskussionspunkt<br />
sein.<br />
Plenum: Die Mobilisierung im Innenbereich ist in<br />
kleineren Städten ja durch persönliche Beziehungen<br />
geprägt, in größeren Städten ist das jedoch <strong>de</strong>utlich<br />
schwieriger. Wenn man das Thema auch b<strong>und</strong>espolitisch<br />
forcieren will, ist eine Reform <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>steuer<br />
erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Stephan Keller: Der Deutsche Städtetag arbeitet<br />
seit etwa 20 Jahren daran, die Gr<strong>und</strong>steuer irgendwie<br />
zur Mobilisierung einzusetzen. Das birgt jedoch<br />
immer einen schwerwiegen<strong>de</strong>n Konflikt mit<br />
<strong>de</strong>njenigen, die for<strong>de</strong>rn, Steuern möglichst ohne<br />
Lenkungswirkung zu erheben. Ich weiß also nicht,<br />
ob wir an dieser Stelle weiterkommen. Gere<strong>de</strong>t wird<br />
über eine Gr<strong>und</strong>steuerreform schon lange, aber sie<br />
ist noch nie auf <strong>de</strong>n Weg gebracht wor<strong>de</strong>n.
Flächenpolitik in <strong>de</strong>r Stadtentwicklung<br />
Evamaria Küppers-Ullrich –<br />
Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />
Dr. Rolf Heyer – LEG Stadtentwicklung<br />
Küppers-Ullrich: Lebenswerte Städte <strong>und</strong><br />
attraktive Innenstädte la<strong>de</strong>n die Menschen<br />
zum Wohnen in <strong>de</strong>r Stadt ein. Somit ist<br />
dies aktiver Freiraumschutz <strong>und</strong> damit<br />
auch Ziel für eine nachhaltige Bo<strong>de</strong>n- <strong>und</strong><br />
Städtebaupolitik mit <strong>de</strong>r Absicht, Flächen<br />
zu sparen. Es geht um eine gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Stärkung <strong>de</strong>r Städte als Motoren <strong>de</strong>r regionalen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> als Stätten <strong>de</strong>r<br />
Innovation <strong>und</strong> Kreativität, als Orte <strong>de</strong>s<br />
Wohnens, <strong>de</strong>r Lebensqualität <strong>und</strong> eben<br />
auch <strong>de</strong>r Bauqualität im Sinne <strong>de</strong>r Leipzig<br />
Charta. Innenstädte <strong>und</strong> Stadtteilzentren<br />
sind zu entwickeln als attraktive<br />
Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsstandorte durch städtebaulichen<br />
Denkmalschutz, städtebauliche<br />
Sanierung <strong>und</strong> Entwicklung einschließlich<br />
<strong>de</strong>r Neunutzung von Brachen <strong>und</strong> unter<br />
Verzicht auf die Inanspruchnahme von Flächen<br />
‚auf <strong>de</strong>r grünen Wiese‘. Hinzu tritt<br />
die Planung <strong>und</strong> Umsetzung integrierter<br />
Maßnahmen für die Programmgebiete <strong>de</strong>r<br />
Sozialen Stadt mit <strong>de</strong>n jeweiligen spezifischen<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> die Bewältigung<br />
<strong>de</strong>r Probleme <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mographischen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftsstrukturellen Wan<strong>de</strong>ls im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s Stadtumbaus.<br />
Diese Zielsetzungen spiegeln sich wi<strong>de</strong>r in<br />
<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> zum Jahreswechsel 2008 / 2009<br />
erfolgten Neuordnung <strong>de</strong>r Städtebauför<strong>de</strong>rung<br />
in Nordrhein-Westfalen. Im Hinblick<br />
auf die Stärkung <strong>de</strong>r Innenstädte liegt <strong>de</strong>r<br />
Schwerpunkt für das Ministerium für Bauen<br />
<strong>und</strong> Verkehr <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />
(MBV NRW) natürlich auf <strong>de</strong>n baulichen<br />
Maßnahmen, <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>und</strong> Gestaltung<br />
<strong>de</strong>s öffentlichen Raums, neuen Nutzungen<br />
von innerstädtischen Räumen <strong>und</strong><br />
Gebäu<strong>de</strong>n sowie <strong>de</strong>r Erhaltung <strong>und</strong> Sicherung<br />
<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>bestan<strong>de</strong>s. Dazu dienen<br />
auch Wettbewerbe wie ‚Stadt macht Platz –<br />
NRW macht Plätze‘, ‚Ab in die Mitte!‘ <strong>und</strong><br />
‚Standort Innenstadt – Raum für I<strong>de</strong>en‘,<br />
ein Wettbewerb, <strong>de</strong>r sich im Moment im<br />
Wesentlichen mit <strong>de</strong>r Zukunftsinitiative<br />
Ruhr befasst. Dazu gehören aber auch die<br />
För<strong>de</strong>rung von Mobilisierungs- <strong>und</strong> Umsetzungskonzepten<br />
wie Public-Private-Partnership-Initiativen,<br />
Stadtmarketing o<strong>de</strong>r<br />
Immobilien- <strong>und</strong> Standortgemeinschaften.<br />
<strong>Perspektiven</strong><br />
27
28<br />
Das zweite große Handlungsfeld einer aktiven<br />
Städtebaupolitik ist <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rgegenstand<br />
‚Soziale Stadt‘. Hier geht es natürlich<br />
insbeson<strong>de</strong>re um das Zusammenleben in <strong>de</strong>r<br />
Stadt <strong>und</strong> die Lösung sozialer Konflikte mit<br />
<strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s Städtebaus, um funktionsfähige<br />
Quartiere in <strong>de</strong>n Städten zu stabilisieren.<br />
Dazu gehört auch die Herrichtung<br />
<strong>und</strong> Umnutzung industrieller Brachflächen.<br />
Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rgebieten <strong>de</strong>r Sozialen<br />
Stadt befin<strong>de</strong>n sich zahlreiche Brachflächen,<br />
die im Rahmen <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Umwandlung o<strong>de</strong>r Attraktivitätssteigerung<br />
<strong>de</strong>r Gebiete mit behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n – o<strong>de</strong>r<br />
mit behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n sollten. Oft ist es<br />
erstaunlicherweise lei<strong>de</strong>r so, dass gera<strong>de</strong><br />
die Brachen ausgelassen wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Hinblick auf Brachen ist insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />
‚Stadtumbau West‘ ein För<strong>de</strong>rprogramm,<br />
das weiterhelfen kann. Der Stadtumbau<br />
West ist ein zentrales Element zur Bewältigung<br />
von Strukturwan<strong>de</strong>l, Schrumpfungsprozessen,<br />
<strong>de</strong>mographischem Wan<strong>de</strong>l <strong>und</strong><br />
zur Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen.<br />
Er zielt darauf ab, <strong>de</strong>m<br />
drohen<strong>de</strong>n Funktions- <strong>und</strong> Attraktivitätsverlust<br />
von Städten <strong>und</strong> <strong>de</strong>m schwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Wohnwert ganzer Wohnquartiere entgegenzuwirken.<br />
Die wichtigsten Schwerpunkte<br />
<strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rprogramms liegen in <strong>de</strong>r<br />
Wie<strong>de</strong>rnutzung brachgefallener Flächen,<br />
<strong>de</strong>r Stabilisierung <strong>de</strong>r Innenstädte als Einzelhan<strong>de</strong>lszentren<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>r gleichzeitigen<br />
Aufwertung als Wohnstandorte sowie <strong>de</strong>r<br />
Anpassung von Wohnquartieren an zukünftige<br />
Wohnbedürfnisse – zu nennen<br />
sind hier insbeson<strong>de</strong>re die familienfre<strong>und</strong>-<br />
lichen Wohnangebote o<strong>de</strong>r, im Zuge <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>mographischen Wan<strong>de</strong>ls, natürlich auch<br />
neue Wohnangebote für ältere <strong>und</strong> pflegebedürftige<br />
Menschen. Auch die nötige Anpassung<br />
<strong>de</strong>r Infrastruktur kann aus Mitteln<br />
<strong>de</strong>s Stadtumbau West geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Sinne <strong>de</strong>s Baulandmanagements liegt<br />
<strong>de</strong>r Schwerpunkt auf <strong>de</strong>m Umgang mit<br />
Brachen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Leerstand von Gebäu<strong>de</strong>n.<br />
Gewerbe- <strong>und</strong> Industriebrachen, auch<br />
Bahn- <strong>und</strong> Konversionsflächen wer<strong>de</strong>n immer<br />
mehr zum Problem. Hier können sowohl<br />
<strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>erwerb als auch die Aufbereitung<br />
bzw. Beseitigung von Umweltschä<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n. Aber auch die Gebäu<strong>de</strong><br />
stellen ein immer größeres Problemfeld dar,<br />
wenn man an umzunutzen<strong>de</strong> Kirchengebäu<strong>de</strong>,<br />
Kasernen, Gewerbe- <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>lsimmobilien<br />
<strong>de</strong>nkt. Auch <strong>de</strong>r Abriss kann in<br />
Einzelfällen geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Städtebaupolitik <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nord-<br />
rhein-Westfalen liegt auf einer Linie mit <strong>de</strong>r<br />
Zielsetzung <strong>de</strong>r Reduzierung <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />
auf 30 ha. Uns liegt aktuell<br />
ein Papier <strong>de</strong>r Chefs <strong>de</strong>r Staatskanzleien<br />
aller Län<strong>de</strong>r zur ‚Nachhaltigkeitsstrategie<br />
<strong>de</strong>r Städte‘ vor, <strong>und</strong> auch hier spielt die<br />
Reduzierung <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />
eine ganz beson<strong>de</strong>re Rolle. Die Inanspruchnahme<br />
<strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen rechtlichen<br />
Instrumentariums nach Baugesetzbuch ist<br />
dabei ein ganz wichtiger Tatbestand wie<br />
auch eine sogenannte ‚Flächennutzungseffizienzsteigerung‘<br />
in <strong>de</strong>n drei Schritten<br />
Vermei<strong>de</strong>n, Mobilisieren <strong>und</strong> Revitalisieren.<br />
Nicht nur mit <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>r Städtebau-<br />
för<strong>de</strong>rung lässt sich Baulandmanagement<br />
betreiben. Auch die soziale Wohnraumför<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />
hat ein För<strong>de</strong>rangebot zur Reaktivierung innerstädtischer<br />
Brachflächen entwickelt. Mit<br />
diesem Instrumentarium können für Wohnungsbauvorhaben<br />
För<strong>de</strong>rmittel sowohl für<br />
die Brachflächenaufbereitung als auch für<br />
<strong>de</strong>n Wohnungsbau aus einer Hand bereitgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Mit diesem För<strong>de</strong>rangebot<br />
existiert also auch unabhängig vom Gebietsbezug<br />
<strong>de</strong>r Stadterneuerung die Möglichkeit<br />
zur Reaktivierung von Brachflächen<br />
für <strong>de</strong>n Wohnungsbau. Das dient insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>r Innenentwicklung <strong>und</strong> kann auch
kleinere Flächen erfassen, um <strong>de</strong>n Außenraum<br />
zu schonen. Geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n alle<br />
Kosten, von Gutachten zur Gefährdungsabschätzung,<br />
Maßnahmen zur Bo<strong>de</strong>nsanierung,<br />
Abbrucharbeiten, standortbedingte<br />
Gründungsmehrkosten usw. – also all das,<br />
was zur Aufbereitung einer Brachfläche für<br />
<strong>de</strong>n Wohnungsbau erfor<strong>de</strong>rlich ist. Um die<br />
Suburbanisierung zu bremsen <strong>und</strong> damit<br />
die Freirauminanspruchnahme zu begrenzen,<br />
wird im Rahmen <strong>de</strong>r sozialen Wohnraumför<strong>de</strong>rung<br />
zu<strong>de</strong>m ein Stadtbonus als<br />
zusätzliches För<strong>de</strong>rdarlehen für <strong>de</strong>n Bau<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Erwerb selbstgenutztem Wohneigentums<br />
insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n großen<br />
Städten <strong>und</strong> Hochpreisregionen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
Nordrhein-Westfalen gewährt.<br />
Dr. Heyer: Das seit <strong>de</strong>m 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
unbegrenzte Wachstum unserer Städte<br />
ist, so glaube ich, vorbei. Wo <strong>de</strong>rzeit noch<br />
Wachstum vorhan<strong>de</strong>n ist, ist meist auch ein<br />
En<strong>de</strong> absehbar. Kluge Politik wird sich auf<br />
diesen Paradigmenwechsels weg von <strong>de</strong>n<br />
Wachstumsi<strong>de</strong>ologien <strong>und</strong> Wertabschöpfungsdiskussionen<br />
einstellen <strong>und</strong> überlegen,<br />
wie man damit umgehen kann. Es gibt<br />
Schätzungen, die in Nordrhein-Westfalen<br />
um 2010 von einem Brachflächenbestand<br />
in einer Größenordnung von 40.000 ha<br />
ausgehen. Bei einem Nachhaltigkeitsziel<br />
von 5-7 ha Flächeninanspruchnahme hätten<br />
wir allein auf Brachflächen noch ein<br />
Potenzial für 15 bis 20 Jahre.<br />
Aber: Sind diese Flächen <strong>de</strong>nn auch verfügbar?<br />
Sind sie frei für neue Nutzungen?<br />
Sind sie dafür geeignet? Liegen sie an <strong>de</strong>n<br />
richtigen Standorten? Passen unsere Instrumente,<br />
die wir in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
angewen<strong>de</strong>t haben, überhaupt noch? Passt<br />
z. B. das Instrument Gr<strong>und</strong>stücksfonds? Es<br />
hat eine Zeit gegeben, in <strong>de</strong>r dieser etwas<br />
wie die ‚Abwrackprämie‘ für große Gr<strong>und</strong>stückseigentümer<br />
war. Ich glaube, diese<br />
Zeiten sind vorbei. Bei <strong>de</strong>n letzten Gr<strong>und</strong>stücken<br />
haben wir keine Prämien mehr gezahlt,<br />
son<strong>de</strong>rn uns von <strong>de</strong>n Eigentümern<br />
dafür, dass wir die Flächen übernommen<br />
haben, Geld geben lassen.<br />
Zu <strong>de</strong>n Projekten, die wir über <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>stücksfonds<br />
realisiert haben, gehören<br />
etwa <strong>de</strong>r Landschaftspark in Duisburg,<br />
Dortm<strong>und</strong>-Phoenix o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Westpark in<br />
Bochum. In <strong>de</strong>n letzten 30 Jahren haben<br />
wir unzweifelhaft eine Vielzahl von Erfolgen<br />
verbuchen können. Die I<strong>de</strong>e ist 1979 in<br />
Castrop-Rauxel geboren <strong>und</strong> dann ab 1980<br />
durch uns umgesetzt wor<strong>de</strong>n. Der Gr<strong>und</strong>stücksfonds<br />
war <strong>und</strong> ist immer noch ein<br />
erfolgreiches Instrument für <strong>de</strong>n Strukturwan<strong>de</strong>l<br />
im Ruhrgebiet, aber auch in ganz<br />
Nordrhein-Westfalen. Es ging dabei jedoch<br />
immer um die Lösung einer Einzelproblematik,<br />
<strong>de</strong>r Fonds war nie ein strategisches<br />
Instrument. Das heißt, wir haben uns immer<br />
um das Problem <strong>de</strong>r einzelnen Brachfläche<br />
gekümmert. Wir haben versucht,<br />
diese einzelne Brachfläche, die als W<strong>und</strong>e<br />
in <strong>de</strong>r Stadt zurückgeblieben ist, zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> über diese Entwicklung eine<br />
Ausstrahlungswirkung auf die Umgebung<br />
zu schaffen. Das hat dort funktioniert, wo<br />
wir ausreichend große Brachen hatten. Die<br />
durchschnittliche Größe im Gr<strong>und</strong>stücksfonds<br />
liegt bei 10-12 ha, die Bandbreite<br />
reicht jedoch von 1 bis hin zu 130 ha.<br />
Vor zwei Jahren haben wir eine Evaluationsstudie<br />
erstellen lassen <strong>und</strong> uns damit<br />
auseinan<strong>de</strong>r gesetzt, wie eigentlich die<br />
Brache <strong>de</strong>r Zukunft aussieht. Das ist dann<br />
nämlich nicht mehr die große Brache von<br />
30 o<strong>de</strong>r mehr Hektar, son<strong>de</strong>rn das sind<br />
eher die kleinen Brachflächen, die dann<br />
im ganzen Stadtgebiet zu Tage treten.<br />
Wir haben uns natürlich auch an gesamtstädtischen<br />
Prozessen beteiligt. In einer<br />
Großstadt gibt es eine Vielzahl Mitspieler<br />
29
30<br />
im Geschäft <strong>de</strong>r Brachflächenentwicklung.<br />
Eine strategische Stadtentwicklung bzw.<br />
ein strategischer Umgang mit Flächenentwicklung,<br />
insbeson<strong>de</strong>re im Rahmen <strong>de</strong>r Innenentwicklung<br />
<strong>und</strong> auf Brachen, kann nur<br />
funktionieren, wenn alle Eigentümer o<strong>de</strong>r<br />
zumin<strong>de</strong>st die überwiegen<strong>de</strong> Zahl <strong>de</strong>r Eigentümer<br />
mitspielen.<br />
In Zukunft wer<strong>de</strong>n wir die bewährten Instrumente<br />
wie <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>stücksfonds, die<br />
Bahnflächenentwicklungsgesellschaft,<br />
PPP-Mo<strong>de</strong>lle auf kommunaler Seite, Projektgesellschaften<br />
etc. bün<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> versuchen<br />
müssen, daraus für Städte integrierte<br />
Entwicklungskonzepte zu formulieren <strong>und</strong><br />
umzusetzen. Diesen Ansatz haben wir unter<br />
<strong>de</strong>n Arbeitstitel ‚Flächenpool Nordrhein-<br />
Westfalen‘ gestellt. Wir sind <strong>de</strong>r Ansicht,<br />
dass die Mitwirkung in einem Aufklärungs-<br />
bzw. Konsensprozess, wie ihn die Bahnflächenentwicklungsgesellschaft<br />
etabliert<br />
hat, für viele Beteiligte Vorteile haben kann.<br />
Dass man dies über eine Management-<br />
Organisation macht, damit es eben nur einen<br />
Ansprechpartner gibt für alle Flächen.<br />
Dass alle mitwirkungsbereiten Eigentümer<br />
strategisch mit einbezogen wer<strong>de</strong>n. Dass es<br />
eine Gesamtplanung über alle Flächen gibt,<br />
wir haben diese einmal ‚Masterplan Brache‘<br />
genannt. Dass es zunächst einmal geringe<br />
Eigenanteile für die mitwirkungsbereiten<br />
Eigentümer gibt – für Planung, Untersuchung<br />
<strong>und</strong> Gutachten, also in dieser frühen<br />
Entwicklungsphase. Und dass es letztlich<br />
Transparenz für alle gibt.<br />
Das kann am En<strong>de</strong> Möglichkeiten eröffnen,<br />
diese Einzelflächen in Paketlösungen mit<br />
größeren Eigentümern o<strong>de</strong>r in ein Konsensverfahren<br />
mit <strong>de</strong>r Stadt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />
einzubringen. Das kann auch durchaus<br />
auf interkommunaler o<strong>de</strong>r regionaler Ebene<br />
passieren. Der Eigentümer erhält damit<br />
Entwicklungsmöglichkeiten, die jedoch in<br />
gesamtstädtisches Han<strong>de</strong>ln eingeb<strong>und</strong>en<br />
sein müssen. Das heißt, wir brauchen dafür<br />
einen strategischen Ansatz. Und man muss<br />
auch ganz <strong>de</strong>utlich sagen: Für die Eigentümer,<br />
die nicht mitwirkungsbereit sind, gibt<br />
es dann kein Planungsrecht. Planungsrecht<br />
heißt in vielen Fällen, dass wir bestehen<strong>de</strong>s<br />
Planungsrecht än<strong>de</strong>rn müssen. Und darüber<br />
ist die Kommune wie<strong>de</strong>r im Geschäft. Man<br />
kann dann durchaus auch Flächen haben,<br />
die nicht baulich entwickelt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
die für eine landwirtschaftliche o<strong>de</strong>r kleingärtnerische<br />
Nutzung in Frage kommen.<br />
Das Ergebnis muss es sein, einen Verzicht<br />
auf Entwicklung im Freiraum zu erreichen,<br />
damit man diese Innenentwicklung entsprechend<br />
för<strong>de</strong>rn kann. Wir wollen versuchen,<br />
dieses Instrument – auch in <strong>de</strong>r<br />
Diskussion mit <strong>de</strong>r kommunalen Seite – in<br />
<strong>de</strong>n nächsten Jahren weiter zu entwickeln.<br />
Wichtig wird aber sein, dass wir die Wachstumsutopien<br />
<strong>de</strong>r Vergangenheit nicht weiter<br />
pflegen, son<strong>de</strong>rn diesen Paradigmenwan<strong>de</strong>l<br />
auch konkret in politisches <strong>und</strong><br />
planerisches Han<strong>de</strong>ln umsetzen.<br />
Küppers-Ullrich: Bei geringer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
öffentlichen Mitteln <strong>de</strong>r Kommunen ist die<br />
temporäre Nutzung sicherlich auch eine<br />
kreative Reaktivierung von brachliegen<strong>de</strong>n<br />
<strong>und</strong> min<strong>de</strong>rgenutzten Flächen jenseits gängiger<br />
immobilienwirtschaftlicher Verwertungsmuster.<br />
Nicht alle Brachflächen sind<br />
sofort vermarktbar, so dass sich durchaus<br />
die ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Fläche für eine temporäre<br />
Nutzung anbieten kann.<br />
Das Institut für Gartenkunst <strong>und</strong> Landschaftskultur,<br />
eine Gründung <strong>de</strong>r RWTH Aachen<br />
auf Schloss Dyck, hat im Auftrag <strong>de</strong>s<br />
MBV NRW einen Forschungsauftrag zum<br />
Thema ‚Freiraum auf Zeit‘ bearbeitet <strong>und</strong><br />
ein entsprechen<strong>de</strong>s Internetangebot entwickelt.<br />
Das Institut hat festgestellt, dass in<br />
Gebieten mit negativen Entwicklungsvorzeichen<br />
ein zunehmen<strong>de</strong>r Flächenüberhang<br />
entsteht, <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n ökonomischen<br />
Strukturwan<strong>de</strong>l natürlich zukünftig weiter<br />
verschärft wird. Daher wird die temporäre<br />
Nutzung von Frei- <strong>und</strong> Brachflächen zum<br />
Instrument einer strategischen Stadtentwicklung.<br />
In <strong>de</strong>r Studie <strong>de</strong>s Instituts wur<strong>de</strong>n in einem<br />
ersten Schritt zunächst die typischen Brachen<br />
kategorisiert, also Industriebrachen,<br />
Bahnbrachen, Militärbrachen, <strong>de</strong>r Rück-<br />
<strong>und</strong> Umbau innerhalb von Wohngebieten<br />
aber auch sonstige untergenutzte Flächen.<br />
Anschließend wur<strong>de</strong>n beispielhaft Flächen,<br />
die in die För<strong>de</strong>rprogramme Stadtumbau<br />
West o<strong>de</strong>r Soziale Stadt eingeb<strong>und</strong>en sind,
untersucht. Daran anschließend wur<strong>de</strong>n für<br />
diese Fälle Szenarien <strong>und</strong> Entwicklungsvorschläge<br />
erarbeitet bzw. vorhan<strong>de</strong>ne gute<br />
Ergebnisse analysiert <strong>und</strong> aufgelistet.<br />
Als Ergebnis zeichnet sich ab, dass Zwischennutzungen<br />
innerhalb <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />
För<strong>de</strong>rkulissen durchaus umsetzbar<br />
sind <strong>und</strong> auch ein hohes Potenzial in<br />
Bezug auf die Wie<strong>de</strong>rinwertsetzung von<br />
Frei- <strong>und</strong> Brachflächen aufweisen. Mit<br />
<strong>de</strong>r Zwischennutzug wer<strong>de</strong>n die sonst als<br />
Schandfleck in <strong>de</strong>r Landschaft liegen<strong>de</strong>n<br />
Flächen zum strategischen Element von<br />
langfristigen Stadtumbauprojekten. Die<br />
temporären Nutzungen wer<strong>de</strong>n zum Marketinginstrument,<br />
um die Flächen bekannter<br />
zu machen, <strong>und</strong> zum gestalterischen<br />
Element zur Aufwertung von Stadträumen.<br />
Sie dienen auch als Wohnumfeldverbesserungsmaßnahmen,<br />
als Elemente<br />
regionaler Entwicklungsmaßnahmen o<strong>de</strong>r<br />
Instrumente zur För<strong>de</strong>rung innovativer<br />
Wirtschaftszweige.<br />
Zwischennutzungen kommen jedoch häufig<br />
nicht zustan<strong>de</strong>, weil die Eigentümer <strong>de</strong>ren<br />
Verstetigung fürchten <strong>und</strong> die Rechtslage<br />
für viele Beteiligte unklar ist. Deshalb<br />
benötigen Zwischennutzungen in <strong>de</strong>r Regel<br />
‚Kümmerer‘, die sich um diese Projekte<br />
bemühen. Ziel war es daher auch, durch<br />
die Schaffung <strong>de</strong>s Internetportals www.<br />
freiraum-auf-zeit.nrw.<strong>de</strong> <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Akteuren in Stadtumbauprozessen<br />
<strong>de</strong>n Zugang zum Thema ‚Zwischennutzung‘<br />
zu erleichtern. Auf <strong>de</strong>m Portal ist auch ein<br />
Mustervertrag erhältlich.<br />
Wir hoffen, dass wir mit diesem Angebot<br />
einen weiteren Baustein zur Umsetzung<br />
von temporären Nutzungen auf Brachflächen<br />
vermitteln können – zusätzlich<br />
zu <strong>de</strong>n Projekten im Rahmen von REFINA,<br />
<strong>de</strong>n Arbeitshilfen <strong>de</strong>s Forum Baulandmanagement<br />
NRW <strong>und</strong> <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Werkstattberichten <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esamtes für<br />
Bauwesen <strong>und</strong> Raumordnung zu temporären<br />
Nutzungen.<br />
31
Allianz für die Fläche<br />
32<br />
Matthias Peck – Ministerium für<br />
Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz, Landwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Verbraucherschutz <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />
Die Flächeninanspruchnahme von Freiraum<br />
für Siedlung <strong>und</strong> Verkehr ist ein<strong>de</strong>utig zu<br />
hoch, das ist sicherlich nichts Neues. Viel<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>de</strong>r wesentliche Kern<br />
<strong>de</strong>s Problems ist jedoch, dass <strong>de</strong>r Trend in<br />
die falsche Richtung weist. B<strong>und</strong>esweit liegen<br />
wir immer noch bei über 100 ha Flächenverbrauch<br />
täglich. Es gibt einen kleinen<br />
statistischen Ausreißer im Jahre 2003,<br />
<strong>de</strong>r aber zu vernachlässigen ist. Eine Trendwen<strong>de</strong><br />
ist <strong>de</strong>rzeit aber nicht in Sicht.<br />
Wir können nicht sagen, dass überall gleich<br />
viel Fläche in Anspruch genommen wird.<br />
Vielmehr haben wir regional einen sehr unterschiedlichen<br />
Umgang mit Fläche. Einem<br />
<strong>de</strong>utlichen Rückgang <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />
im Ballungsbereich <strong>de</strong>s Ruhrgebietes<br />
steht eine <strong>de</strong>utlich erhöhte Flächeninanspruchnahme<br />
im ländlichen Raum<br />
gegenüber, etwa im Münsterland, in Ostwestfalen-Lippe<br />
<strong>und</strong> am Nie<strong>de</strong>rrhein mit<br />
zum Teil extremen Zunahmen. Das heißt<br />
auch, dass das Thema differenziert zu behan<strong>de</strong>ln<br />
ist <strong>und</strong> unterschiedliche Lösungsansätze<br />
erfor<strong>de</strong>rt.<br />
R<strong>und</strong> 115 ha tägliche Inanspruchnahme sind<br />
schwer vorstellbar. Es wer<strong>de</strong>n dann immer<br />
die berühmten 120 Fußballfel<strong>de</strong>r angeführt,<br />
aber wer hat schon 120 Fußballfel<strong>de</strong>r vor<br />
<strong>de</strong>r Haustür <strong>und</strong> kann sich das vorstellen?<br />
Wenn wir die gesamte Fläche zusammenfügen<br />
wür<strong>de</strong>n, die in Nordrhein-Westfalen in<br />
einem Jahr für Siedlung <strong>und</strong> Verkehr in Anspruch<br />
genommen wird, dann entspräche<br />
das ziemlich genau <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>s Nationalparks<br />
Eifel. An<strong>de</strong>rs ausgedrückt wäre<br />
in zwei Jahren <strong>de</strong>r gesamte Nationalpark<br />
Eifel für Siedlungs- <strong>und</strong> Verkehrsflächen<br />
komplett in Anspruch genommen. Das auch<br />
nochmal, um die Dimension <strong>und</strong> Dramatik<br />
dieses Themas vor Augen zu führen.<br />
Natürlich haben wir das nicht geballt an<br />
einem Fleck, son<strong>de</strong>rn wir haben mal hier<br />
ein kleines Gebiet <strong>und</strong> mal da ein Areal –<br />
<strong>und</strong> das macht es auch so schwierig, das<br />
Thema anzugehen. Die Landwirtschaft hat<br />
am meisten unter <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />
zu lei<strong>de</strong>n. Das betrifft nicht nur die<br />
Versorgung mit Lebensmitteln, son<strong>de</strong>rn
zunehmend auch das Thema regenerative<br />
Energien.<br />
Zu <strong>de</strong>n ökologischen Folgen <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />
gehört die Zerschneidung<br />
von Landschaften <strong>und</strong> Landschaftsbil<strong>de</strong>rn.<br />
Verbindungswege für Tiere wer<strong>de</strong>n damit<br />
unterbrochen <strong>und</strong> Ausbreitungsmöglichkeiten<br />
verhin<strong>de</strong>rt. Wir haben <strong>de</strong>rzeit in<br />
Nordrhein-Westfalen noch drei unzerschnittene<br />
Gebiete im Bereich von 100 km 2 ,<br />
die Ten<strong>de</strong>nz ist auch hier rückläufig. Wir<br />
haben zu<strong>de</strong>m die Beeinträchtigung <strong>und</strong><br />
Zerstörung wertvoller Biotope. In Nord-<br />
rhein-Westfalen sind <strong>de</strong>rzeit 42% <strong>de</strong>r Pflanzenarten,<br />
50% <strong>de</strong>r Säugetierarten <strong>und</strong> 53%<br />
<strong>de</strong>r Vogelarten entwe<strong>de</strong>r gefähr<strong>de</strong>t, vom<br />
Aussterben bedroht o<strong>de</strong>r bereits ausgestorben.<br />
Die Inanspruchnahme von Flächen hat<br />
auch erhebliche Auswirkungen auf die Bo<strong>de</strong>nfunktion.<br />
Versiegelte Fläche ist nicht<br />
einfach wie<strong>de</strong>r zu entsiegeln <strong>und</strong> dann wie<br />
vorher zu nutzen. Verb<strong>und</strong>en mit <strong>de</strong>m großen<br />
Thema Gr<strong>und</strong>wasserneubildung kommen<br />
wir zum Problem <strong>de</strong>r Hochwassergefahr, die<br />
in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>utlich zugenommen<br />
hat. Häufigere Starkregenereignisse infolge<br />
<strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls führen auch bei bislang<br />
völlig unauffälligen kleinen Flüssen zu verheeren<strong>de</strong>n<br />
Problemen.<br />
Diese Folgen im Bereich <strong>de</strong>r Ökologie sind<br />
für viele sicherlich nichts Neues. In <strong>de</strong>n<br />
Kommunen wird oft gesagt: „Das ist alles<br />
richtig <strong>und</strong> wir achten auch darauf,<br />
dass <strong>de</strong>r Ökologie hier nicht allzu viel<br />
Scha<strong>de</strong>n zugefügt wird, aber wir müssen<br />
wachsen, wir müssen uns wirtschaftlich<br />
entwickeln <strong>und</strong> natürlich müssen wir Arbeitsplätze<br />
schaffen.“ Hier stellt sich die<br />
Frage: Stimmt das eigentlich? Stimmt die<br />
alte Formel überhaupt, die besagt: „Flächeninanspruchnahme<br />
für Gewerbe o<strong>de</strong>r<br />
für Wohnungsbau ist gleichbe<strong>de</strong>utend mit<br />
neuen Unternehmen, neuen Gewerbesteuereinnahmen,<br />
neuen Einwohnern, neuem<br />
Steueraufkommen“? Ich habe daran zumin<strong>de</strong>st<br />
meine Zweifel.<br />
Die <strong>de</strong>mographische Entwicklung sagt<br />
ganz <strong>de</strong>utlich: „Wir wer<strong>de</strong>n weniger!“ Und<br />
wenn wir weniger wer<strong>de</strong>n, müssen weniger<br />
Bezahlen<strong>de</strong> immer mehr Kosten für Infrastruktur<br />
aufbringen, insbeson<strong>de</strong>re dann,<br />
wenn diese sich in die Fläche aus<strong>de</strong>hnt. Einer<br />
Neuschaffung von Infrastrukturen <strong>und</strong><br />
Siedlungsflächen steht jedoch in <strong>de</strong>r Regel<br />
kein entsprechen<strong>de</strong>r Rückbau gegenüber.<br />
Wenn eine Kommune neue Wohnsiedlungsschwerpunkte<br />
am Stadtrand o<strong>de</strong>r außerhalb<br />
entwickelt, müssen dort neue Straßen,<br />
sonstige technische Infrastrukturen,<br />
neue Kin<strong>de</strong>rgärten, neue Schulen <strong>und</strong> neue<br />
Einkaufsmöglichkeiten geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Gleichzeitig gibt es diese Infrastruktur aber<br />
bereits in einer sich immer mehr entvölkern<strong>de</strong>n<br />
Innenstadt, die weiter unterhalten<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Am Beispiel <strong>de</strong>s Kanalnetzes<br />
kann man das sehr gut nachvollziehen: Wir<br />
haben ein immer länger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Netz<br />
<strong>und</strong> eine relativ gleichbleiben<strong>de</strong>, in Zukunft<br />
sogar abnehmen<strong>de</strong> Bevölkerung, die dieses<br />
Kanalnetz natürlich unterhalten muss. Je<br />
mehr man also in die Fläche geht <strong>und</strong> je<br />
mehr neue Gebiete man entwickelt, <strong>de</strong>sto<br />
mehr Kosten hat die Kommune langfristig<br />
zu tragen. Ich glaube, auch Kommunalpolitiker<br />
kommen hier ins Nach<strong>de</strong>nken. Ein<br />
Baugebiet zu entwickeln be<strong>de</strong>utet erst einmal<br />
relativ überschaubare Kosten. Aber wie<br />
ist es mit <strong>de</strong>n langfristigen Infrastrukturkosten,<br />
die daraus resultieren? Rechnet sich<br />
das auch dann noch, wenn Kanalbaumaßnahmen,<br />
Straßenunterhaltung, Kin<strong>de</strong>rgärten<br />
<strong>und</strong> Schulen mit in die Rechnung einbezogen<br />
wer<strong>de</strong>n?<br />
Da ich aus <strong>de</strong>m Umweltministerium komme,<br />
fin<strong>de</strong> ich es manchmal scha<strong>de</strong>, dass das<br />
ökologische Argument offensichtlich seit<br />
vielen Jahren allein nicht trägt. Die ökonomische<br />
Betrachtung ist jedoch ein Ansatz-<br />
33
34<br />
punkt, <strong>de</strong>r auch Kommunalpolitiker <strong>und</strong><br />
Planer hellhörig wer<strong>de</strong>n lässt.<br />
Minister Eckhard Uhlenberg hat dieses Thema<br />
zu Beginn seiner Amtszeit aufgegriffen<br />
<strong>und</strong> im Mai 2006 die ‚Allianz für die Fläche‘<br />
gegrün<strong>de</strong>t. Sehr viele <strong>und</strong> unterschiedliche<br />
Institutionen sind dort vertreten, zum Teil<br />
auch Bereiche, die sonst nicht immer unbedingt<br />
an einem Strang ziehen, aber zu<br />
diesem Thema gesagt haben: „Wir fin<strong>de</strong>n<br />
das wichtig, <strong>und</strong> wir möchten auch unseren<br />
Beitrag zum Thema Flächenpolitik leisten.“<br />
Wir sind uns sehr wohl darüber im Klaren,<br />
dass die ‚Allianz für die Fläche‘ nicht das<br />
Allheilmittel zur Lösung <strong>de</strong>s Problems <strong>de</strong>s<br />
Flächenverbrauchs ist. Daran arbeiten kluge<br />
Köpfe schon seit vielen Jahren, aber <strong>de</strong>n<br />
Königsweg hat bislang niemand gef<strong>und</strong>en.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n ihn auch nicht fin<strong>de</strong>n. Wir haben<br />
aber auch nicht diesen Anspruch. Unser<br />
Ansatz ist, dass je<strong>de</strong> Initiative <strong>und</strong> je<strong>de</strong><br />
Maßnahme, die zu einer Reduzierung <strong>de</strong>s<br />
Flächenverbrauchs führt, eine gute Maßnahme<br />
<strong>und</strong> als Beispiel in <strong>de</strong>r ‚Allianz für<br />
die Fläche‘ willkommen ist. Wir wollen über<br />
<strong>de</strong>n Austausch <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
<strong>de</strong>r unterschiedlichen Gruppen schauen,<br />
dass wir Maßnahmen fin<strong>de</strong>n, die das Thema<br />
wirklich angehen, <strong>und</strong> sei es auch erst einmal<br />
nur im kleinen Bereich.<br />
Das strategische effiziente Flächenmanagement<br />
ist dabei ein Schwerpunkt. Das<br />
Umweltministerium hat ein Mo<strong>de</strong>llprojekt<br />
geför<strong>de</strong>rt, in <strong>de</strong>m mit vier Kommunen versucht<br />
wur<strong>de</strong>, sich <strong>de</strong>m Thema Flächenmanagement<br />
einmal regional differenziert<br />
in <strong>de</strong>r Form zu nähern, dass man gesagt<br />
hat: „Was haben wir eigentlich für Flächen<br />
in unserer Kommune?“ In <strong>de</strong>n wenigsten<br />
Kommunen gibt es wirklich eine Übersicht<br />
<strong>und</strong> eine strategische Planung für <strong>de</strong>n Umgang<br />
mit Fläche. Vielmehr wird bei Auftreten<br />
eines Bedarfs kurzfristig eine Fläche<br />
gesucht. Dabei gilt aber wie in einem<br />
Haushalt: Fläche ist ein hohes Gut, ein<br />
nicht vermehrbares Gut, ein endliches Gut.<br />
Das heißt, ähnlich wie <strong>de</strong>r Kämmerer mit<br />
seinem Haushalt muss man sich Gedanken<br />
darüber machen, wie man eigentlich mit<br />
<strong>de</strong>n zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Ressourcen<br />
umgehen möchte. Was gibt es für Möglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Potenziale <strong>und</strong> wo will man<br />
strategisch damit hin? Wie soll dieses Potenzial<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n?<br />
In Ems<strong>de</strong>tten hat man sich speziell in <strong>de</strong>r<br />
Wohnraumentwicklung unter <strong>de</strong>m Slogan<br />
„Innen wohnen, außen schonen“ mit einer<br />
Priorisierung <strong>de</strong>r Innen- vor <strong>de</strong>r Außenentwicklung<br />
befasst. Dazu wur<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs<br />
freie Gr<strong>und</strong>stücke im Innenbereich untersucht.<br />
Jetzt ist es natürlich nicht so, dass<br />
diejenigen, die schon in <strong>de</strong>r Stadt wohnen,<br />
die Innenverdichtung begrüßen. Das ist ein<br />
Problem, das angegangen wer<strong>de</strong>n muss <strong>und</strong><br />
das in Ems<strong>de</strong>tten sehr gut zusammen mit<br />
<strong>de</strong>n Anwohnern, <strong>de</strong>m Rat <strong>und</strong> allen sonstigen<br />
Beteiligten, die in so einen Prozess<br />
hineingehören, angegangen wur<strong>de</strong>. Das ist<br />
ein mühsamer Prozess, das ist nicht einfach<br />
<strong>und</strong> das kriegt man auch nicht geschenkt.<br />
Aber es lohnt sich.<br />
Ein weiterer ganz wichtiger Ansatz im<br />
Bereich <strong>de</strong>r ‚Allianz für die Fläche‘ ist die<br />
Stärkung <strong>de</strong>s öffentlichen Bewusstseins.<br />
Ich glaube, wir haben keine an<strong>de</strong>re Chance,<br />
als ein Bewusstsein für das Thema<br />
Flächenverbrauch zu schaffen – ähnlich,<br />
wie es mittlerweile ein Bewusstsein für<br />
<strong>de</strong>n Klimawan<strong>de</strong>l gibt. Wir kommen we<strong>de</strong>r<br />
allein über Gesetze, noch über Verordnungen,<br />
noch über direktive Maßnahmen<br />
aus Düsseldorf damit weiter. Wir haben<br />
nicht <strong>de</strong>n <strong>de</strong>taillierten Kenntnisstand, wie<br />
sich die Situation in <strong>de</strong>n einzelnen Kommunen<br />
darstellt. Abgesehen davon wi<strong>de</strong>rspräche<br />
eine Kompetenzverlagerung<br />
auf die Ebene <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>satz<br />
<strong>de</strong>r kommunalen Planungshoheit <strong>und</strong> wür<strong>de</strong><br />
meiner Meinung nach das Problem sogar<br />
eher verschärfen.<br />
Wir wollen die Kommunen statt<strong>de</strong>ssen dabei<br />
unterstützen, sich mit diesem Thema<br />
aktiv auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Nach <strong>de</strong>n vier<br />
Pilotprojekten in Arnsberg, Bottrop, Ems<strong>de</strong>tten<br />
<strong>und</strong> Min<strong>de</strong>n haben wir ein Folgeprojekt<br />
mit zwölf weiteren Kommunen geför<strong>de</strong>rt.<br />
Es gibt mittlerweile Tools, mittels<br />
<strong>de</strong>rer u. a. verschie<strong>de</strong>ne Flächen- <strong>und</strong> Entwicklungsoptionen<br />
hinsichtlich ihrer Folgekosten<br />
verglichen wer<strong>de</strong>n können. Und das<br />
ist immer <strong>de</strong>r Punkt, wo die Kommunalpolitiker<br />
<strong>und</strong> Entscheidungsträger vor Ort sehr<br />
hellhörig wer<strong>de</strong>n.
Wir haben viele Fachveranstaltungen<br />
durchgeführt <strong>und</strong> sind an die kommunalen<br />
Spitzenverbän<strong>de</strong> sowie die kommunalpolitischen<br />
Vereinigungen <strong>de</strong>r Parteien herangetreten.<br />
Dort gibt es mittlerweile eine<br />
<strong>de</strong>utlich größere Bereitschaft, sich mit <strong>de</strong>m<br />
Thema auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Wir haben<br />
das Thema natürlich auch in <strong>de</strong>n Regionalräten<br />
vorgestellt mit <strong>de</strong>m Ergebnis, dass<br />
mittlerweile zwei Regionalräte einstimmige<br />
Beschlüsse gefasst haben <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ‚Allianz<br />
für die Fläche‘ beigetreten sind. Wir haben<br />
natürlich auch Kontakte zur Forschung<br />
<strong>und</strong> sind dort in sehr engem Austausch,<br />
ich habe schon das Beispiel <strong>de</strong>r Berechnungstools<br />
erwähnt, die zunehmend von<br />
Kommunen nachgefragt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Ziel <strong>de</strong>r Reduzierung <strong>de</strong>s Flächenverbrauchs<br />
von <strong>de</strong>rzeit r<strong>und</strong> 115 ha auf 30 ha<br />
bis zum Jahr 2020, wie es <strong>de</strong>r Rat für Nachhaltige<br />
Entwicklung formuliert hat, ist ein<br />
ehrgeiziges Ziel, aber meiner Ansicht nach<br />
unbedingt notwendig. Auf Initiative von<br />
Minister Uhlenberg wur<strong>de</strong> die Thematik<br />
auch nochmals Gegenstand <strong>de</strong>r Umweltministerkonferenz<br />
2007; <strong>und</strong> auch die Umweltministerkonferenz<br />
hat sich einstimmig<br />
diesem Ziel angeschlossen <strong>und</strong> for<strong>de</strong>rt die<br />
Län<strong>de</strong>r auf, entsprechen<strong>de</strong> Maßnahmen zu<br />
ergreifen. Für Nordrhein-Westfalen wür<strong>de</strong><br />
dies eine Reduzierung von <strong>de</strong>rzeit etwa<br />
15 ha auf 5 bis 7 ha be<strong>de</strong>uten. Und ob es<br />
jetzt 5, 6 o<strong>de</strong>r 7 ha sind, ist völlig uninteressant.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd ist, dass wir eine<br />
Trendwen<strong>de</strong> weg von einer andauern<strong>de</strong>n<br />
Steigerung <strong>de</strong>s Flächenverbrauchs schaffen.<br />
Und falls wir es schaffen, in <strong>de</strong>n nächsten<br />
Jahren auf 10 ha zu kommen, ist das<br />
schon ein w<strong>und</strong>erbarer Erfolg, weil es in die<br />
richtige Richtung weist.<br />
Daher sollten wir uns nicht darüber streiten,<br />
ob nun 0, 5, 6 o<strong>de</strong>r 7 ha, das ist wirklich<br />
ein aka<strong>de</strong>mischer Streit. Entschei<strong>de</strong>nd<br />
ist die Trendwen<strong>de</strong> <strong>und</strong> entschei<strong>de</strong>nd ist<br />
dabei auch <strong>de</strong>r Ansatz, vom Kannibalismus<br />
<strong>de</strong>s kommunalen Kampfes um Einwohner<br />
wegzukommen. Wir müssen uns von <strong>de</strong>m<br />
Denken verabschie<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong>r Einwohner<br />
<strong>und</strong> je<strong>de</strong>s Unternehmen einen Gewinn<br />
be<strong>de</strong>utet <strong>und</strong> dafür alles möglich gemacht<br />
wird. Das funktioniert bei einer schrumpfen<strong>de</strong>n<br />
Bevölkerung auf Dauer nicht. Das<br />
kann im Einzelfall für eine Kommune gut<br />
gehen, für die drei Nachbarkommunen hat<br />
es aber erschrecken<strong>de</strong> Folgen.<br />
Die Antwort auf die Frage, warum es unbedingt<br />
notwendig ist, sich mit <strong>de</strong>m Thema<br />
Flächenverbrauch auseinan<strong>de</strong>rzusetzen,<br />
ist eigentlich eine ganz einfache: Wir<br />
haben nur diese eine Er<strong>de</strong>, <strong>und</strong> wir haben<br />
nur eine begrenzte Fläche. Fläche ist eine<br />
endliche Ressource. Und <strong>de</strong>swegen ist es<br />
notwendig, sich mit <strong>de</strong>m Thema intensiv<br />
zu befassen.<br />
Das Ziel bis 2020: tägliche Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Siedlungsd<br />
V k h flä h i D hl d hö h 30 h<br />
<strong>und</strong> Verkehrsfläche in Deutschland höchstens 30 ha<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
400<br />
20<br />
0<br />
120 ha 129 ha 115 ha 114 ha 113 ha 30 ha<br />
1993 1997 2001 2002 2003 2020<br />
bis bis bis bis bis<br />
1996 2000 2004 2005 2006<br />
SuV<br />
Quelle: BBR Bonn 2006; Stat. B<strong>und</strong>esamt<br />
35
Nachhaltige Siedlungsentwicklung im LEP 2025<br />
36<br />
Kirsten Kötter – Ministerium für<br />
Wirtschaft, Mittelstand <strong>und</strong> Energie<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />
Warum ein neuer Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplan?<br />
Der aktuelle Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplan<br />
stammt aus <strong>de</strong>m Jahr 1995, seine Gr<strong>und</strong>lagen<br />
aus <strong>de</strong>n frühen 1990er Jahren. Bereits<br />
diese Tatsache ver<strong>de</strong>utlicht <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n<br />
Handlungsbedarf, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r Zwischenzeit<br />
haben sich die Rahmenbedingungen<br />
maßgeblich verän<strong>de</strong>rt. Zu nennen sind hier<br />
insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographische Wan<strong>de</strong>l<br />
<strong>und</strong> die Globalisierung. Bis ungefähr zum<br />
Jahr 2000 gab es in weiten Teilen Nord-<br />
rhein-Westfalens noch eine Zunahme <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung. Seither erleben wir bezogen<br />
auf Nordrhein-Westfalen einen mo<strong>de</strong>raten<br />
Bevölkerungsrückgang, <strong>de</strong>r sich kleinräumig<br />
jedoch sehr unterschiedlich darstellt. In <strong>de</strong>n<br />
stärker betroffenen Gemein<strong>de</strong>n kann es im<br />
Hinblick auf die Auslastung <strong>de</strong>r Infrastruktur<br />
– <strong>de</strong>r sozialen, wie z. B. Kin<strong>de</strong>rgärten<br />
o<strong>de</strong>r Schulen, ebenso wie <strong>de</strong>r technischen –<br />
zu Problemen kommen. Ein weiteres mittelfristiges<br />
Problem ist, dass die Wirtschaft<br />
aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bevölkerungsrückgangs nicht<br />
mehr wie bisher aus einem Nachwuchskräftereservoir<br />
wird schöpfen können. Folglich<br />
wer<strong>de</strong>n die Unternehmen sich verstärkt um<br />
Nachwuchskräfte bemühen müssen.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> können wir beobachten,<br />
dass Kommunen zunehmend um<br />
Einwohner <strong>und</strong> Unternehmen konkurrieren.<br />
Was aus Sicht einer einzelnen Gemein<strong>de</strong><br />
eine sinnvolle Strategie zu sein scheint,<br />
nämlich die Ausweisung zusätzlicher Flächen<br />
für Wohn- <strong>und</strong> Gewerbegebiete, verkehrt<br />
sich dann ins Gegenteil, wenn alle<br />
396 Gemein<strong>de</strong>n in Nordrhein-Westfalen<br />
dieselbe Strategie verfolgen. Die Folge<br />
ist ein Überangebot an Bauland <strong>und</strong> ein<br />
Unterbietungswettbewerb <strong>de</strong>r Städte bei<br />
<strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>stückspreisen. Aus lan<strong>de</strong>splanerischer<br />
Sicht ist diese Strategie daher nicht<br />
zielführend.<br />
Wie steuert <strong>de</strong>r neue Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplan<br />
2025 (LEP 2025) die zukünftige Siedlungsentwicklung?<br />
Es ist nicht beabsichtigt,<br />
Flächenkontingente zur Reduzierung<br />
<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme vorzugeben.<br />
Gleichwohl müssen wir zu einer Reduzierung<br />
<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme kommen,<br />
ob zu einer Reduzierung <strong>de</strong>r aktuellen<br />
täglichen Flächeninanspruchnahme
auf die Hälfte o<strong>de</strong>r ein Drittel sei dahingestellt.<br />
Die Notwendigkeit zum sparsamen<br />
Umgang mit Flächen ergibt sich schon<br />
aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s absehbaren Bevölkerungsrückgangs.<br />
In <strong>de</strong>r Vergangenheit ging es<br />
primär darum, Wachstum zu verteilen. In<br />
<strong>de</strong>r Zukunft stehen Maßnahmen <strong>de</strong>r Konsolidierung<br />
im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>, in einzelnen<br />
Gemein<strong>de</strong>n auch <strong>de</strong>s Rückbaus. Dies wird<br />
zweifelsohne mit schmerzhaften Einschnitten<br />
verb<strong>und</strong>en sein. Siedlungsentwicklung<br />
muss jedoch auch im Jahr 2025<br />
unter ökonomischen, sozialen <strong>und</strong> ökologischen<br />
Gesichtspunkten nachhaltig sein.<br />
Gera<strong>de</strong> die ökonomischen Probleme –<br />
immer weniger Menschen müssen über Gebühren<br />
<strong>und</strong> Abgaben für die vorhan<strong>de</strong>ne,<br />
‚überdimensionierte‘ Infrastruktur aufkommen<br />
– wer<strong>de</strong>n zunehmend akut, sodass wir<br />
heute die entsprechen<strong>de</strong>n Maßnahmen ergreifen<br />
müssen.<br />
Unseren Überlegungen für die zukünftige<br />
Siedlungsentwicklung liegen verschie<strong>de</strong>ne<br />
Leitgedanken zu Gr<strong>und</strong>e.<br />
Vom Bevölkerungsrückgang ist nicht nur<br />
das Ruhrgebiet betroffen. Gera<strong>de</strong> am<br />
Ostrand von Nordrhein-Westfalen gibt es<br />
ländlich geprägte Regionen, in <strong>de</strong>nen sich<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerungsrückgang zunehmend<br />
dramatisch auswirkt. Auf <strong>de</strong>r einen Seite<br />
haben wir Regionen, die langfristig noch<br />
wachsen wer<strong>de</strong>n. Daher strebt <strong>de</strong>r LEP 2025<br />
problemorientierte Lösungen an, die <strong>de</strong>n<br />
Bedürfnissen <strong>de</strong>r einzelnen Regionen <strong>und</strong><br />
Gemein<strong>de</strong>n Rechnung tragen. Dabei ist die<br />
bisherige Differenzierung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplans<br />
von 1995 in Ballungskern,<br />
Ballungsrand <strong>und</strong> ländlich strukturierte<br />
Räume wenig hilfreich. Die Probleme, die<br />
diese Raumtypen früher charakterisiert haben,<br />
wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mographischen<br />
Wan<strong>de</strong>l überlagert. Deshalb wird <strong>de</strong>r neue<br />
LEP 2025 von dieser Unterglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s absehen.<br />
Der LEP 2025 setzt vermehrt auf Raumqualität<br />
<strong>und</strong> wird das Thema Siedlungsentwicklung<br />
– unabhängig ob für Wohnen<br />
o<strong>de</strong>r für Gewerbe – stärker mit an<strong>de</strong>ren<br />
Themen verknüpfen. Einen neuen Aspekt<br />
will ich dabei herausgreifen, zumal die<br />
Schlagworte wie ‚Dezentrale Konzentra-<br />
tion‘, ‚Kompakte Siedlungsentwicklung‘<br />
o<strong>de</strong>r ‚Stadt <strong>de</strong>r kurzen Wege‘ hinlänglich<br />
bekannt sind. Neu ist das Thema ‚Kulturlandschaften‘.<br />
Es wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Aspekt ‚Kulturlandschaft‘<br />
nicht gerecht, ihn einfach<br />
nur mit ‚schönem Freiraum‘ o<strong>de</strong>r ‚schöner<br />
Landschaft‘ in Verbindung zu bringen.<br />
Die I<strong>de</strong>e, die wir verfolgen, ist die ‚Kulturlandschaft‘<br />
als Einheit aus bebautem <strong>und</strong><br />
unbebautem Raum, d. h. die historische<br />
Innenstadt ist uns genauso wichtig wie<br />
die ‚schöne Landschaft‘. Untersuchungen<br />
haben gezeigt, dass insbeson<strong>de</strong>re die regionale<br />
I<strong>de</strong>ntität, die sich auch im Thema<br />
‚Kulturlandschaften‘ wi<strong>de</strong>rspiegelt, vor<br />
<strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Globalisierung eine<br />
zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung bekommt.<br />
Wenn sich die Lebensbedingungen angleichen,<br />
kommt es im Internet-Zeitalter für einen<br />
gut qualifizierten Arbeitnehmer immer<br />
weniger darauf an, wo er seinen Arbeitsplatz<br />
hat. An<strong>de</strong>re Faktoren wer<strong>de</strong>n dann<br />
zunehmend wichtig, wie z. B. eine aufgr<strong>und</strong><br />
historischer Bausubstanz unverwechselbare<br />
Innenstadt o<strong>de</strong>r ein attraktives Naherholungs-<br />
<strong>und</strong> Freizeitangebot. Das heißt,<br />
die weichen Standortfaktoren, welche die<br />
Lebensqualität bestimmen, gewinnen an<br />
Be<strong>de</strong>utung. Das ist die I<strong>de</strong>e, die wir mit <strong>de</strong>m<br />
Thema ‚Kulturlandschaften‘ verbin<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />
mit <strong>de</strong>m wir die Herausbildung regionaler<br />
I<strong>de</strong>ntitäten beför<strong>de</strong>rn wollen.<br />
Zentrales Anliegen <strong>de</strong>s LEP 2025 ist es,<br />
durch die zukünftige Siedlungsentwicklung<br />
die vorhan<strong>de</strong>ne Infrastruktur langfristig<br />
zu sichern. Dazu ist eine stärkere<br />
Konzentration erfor<strong>de</strong>rlich – <strong>und</strong> zwar<br />
auf die Standorte, in <strong>de</strong>nen Infrastruktur<br />
schon vorhan<strong>de</strong>n ist <strong>und</strong> nicht erst gebaut<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Diese Bereiche kann man<br />
Siedlungsschwerpunkte o<strong>de</strong>r zentrale Siedlungsbereiche<br />
nennen. Wichtig ist, dass die<br />
weitere Siedlungsentwicklung sich auf diese<br />
Standorte konzentriert. Wir gehen davon<br />
aus, dass je<strong>de</strong> Gemein<strong>de</strong> im Minimum einen<br />
zentralen Siedlungsbereich haben sollte.<br />
Aufgr<strong>und</strong> beispielsweise einer bipolaren<br />
Siedlungsentwicklung können es auch zwei<br />
zentrale Bereiche sein. Erweiterungen von<br />
Siedlungsflächen sollen sich an diese(n)<br />
zentrale(n) Siedlungsbereich(e) unmittelbar<br />
anschließen.<br />
37
38<br />
Eine Konzentration auf zentrale Siedlungsbereiche<br />
be<strong>de</strong>utet im Umkehrschluss,<br />
dass kleine Ortsteile in ihrer zukünftigen<br />
Entwicklung begrenzt wer<strong>de</strong>n sollen. Angesichts<br />
<strong>de</strong>s Rückgangs <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens –<br />
spätestens ab <strong>de</strong>m Jahr 2020 wer<strong>de</strong>n alle<br />
Gemein<strong>de</strong>n bis auf die Region Köln / Bonn<br />
betroffen sein – ist das unausweichlich,<br />
wenn wir die Infrastrukturkosten langfristig<br />
bezahlbar halten wollen.<br />
Sofern ein Bedarf besteht, soll auch in<br />
Zukunft an <strong>de</strong>n zentralen Siedlungsbereichen<br />
eine weitere Siedlungsentwicklung<br />
möglich sein. Wir stellen uns vor, dass <strong>de</strong>r<br />
Bedarf auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage eines Siedlungsflächenmonitorings<br />
ermittelt wird. Dazu<br />
sind verlässliche Daten erfor<strong>de</strong>rlich. Manche<br />
Regionen arbeiten auf diesem Gebiet<br />
bereits mit geographischen Informationssystemen.<br />
Ein nicht zu unterschätzen<strong>de</strong>r<br />
Wert eines Monitorings ist, dass auf diese<br />
Weise aktuelle <strong>und</strong> bessere Kenntnisse<br />
über die Entwicklungspotenziale in<br />
einer Gemein<strong>de</strong> zur Verfügung stehen.<br />
Dies setzt allerdings voraus, dass die Erhebungen<br />
regelmäßig – beispielsweise alle<br />
zwei bis drei Jahre – durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Ein fortlaufen<strong>de</strong>s Siedlungsflächenmonitoring<br />
kann auch zu einer Beschleunigung<br />
<strong>de</strong>r Verfahren von Regional- <strong>und</strong> Bauleitplanung<br />
beitragen, weil die Daten nicht<br />
erst aufwendig erhoben wer<strong>de</strong>n müssen,<br />
son<strong>de</strong>rn unmittelbar abrufbar sind.<br />
Ein an<strong>de</strong>rer Aspekt, <strong>de</strong>n wir zukünftig<br />
stärker berücksichtigen wollen, sind die<br />
bereits angesprochenen Infrastrukturfolgekosten.<br />
Während sich die Gemein<strong>de</strong>n in<br />
<strong>de</strong>r Regel mit <strong>de</strong>n Ersterstellungskosten im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Bauleitplanung vergleichsweise<br />
intensiv auseinan<strong>de</strong>rsetzen – je nach<br />
verwen<strong>de</strong>tem Mo<strong>de</strong>ll können 90-100%<br />
dieser Kosten auch auf die Gr<strong>und</strong>stückseigentümer<br />
übertragen wer<strong>de</strong>n –, spielen<br />
die Betriebskosten, die einen kommunalen<br />
Haushalt auf Jahre o<strong>de</strong>r sogar Jahrzehnte<br />
stark belasten können, nicht selten eine<br />
nachgeordnete Rolle. Aktuelle Untersuchungen<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s REFINA-Forschungsschwerpunkts<br />
haben gezeigt, dass<br />
je nach Siedlungsstruktur Einsparungspotenziale<br />
von 30-50% bei <strong>de</strong>r technischen<br />
<strong>und</strong> 10% bei <strong>de</strong>r sozialen Infrastruktur<br />
existieren.<br />
Fazit: Eine zentrale Zielsetzung im neuen<br />
LEP 2025 ist das Flächensparen. Bei berechtigtem<br />
<strong>und</strong> nachgewiesenem Bedarf wer<strong>de</strong>n<br />
jedoch auch weiterhin Erweiterungen<br />
<strong>de</strong>r Siedlungsfläche möglich sein. Dies ist<br />
auch <strong>de</strong>m Umstand geschul<strong>de</strong>t, dass Nord-<br />
rhein-Westfalen ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Wirtschaftsstandort<br />
<strong>und</strong> das bevölkerungsreichste<br />
Land in Deutschland ist.
Bo<strong>de</strong>n 2030 -<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an eine zukünftige Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
Dr. Egbert Dransfeld –<br />
Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement<br />
Die Bo<strong>de</strong>nfrage <strong>und</strong> die Be<strong>de</strong>utung<br />
kommunaler Bo<strong>de</strong>npolitik heute <strong>und</strong> in<br />
Zukunft<br />
Bo<strong>de</strong>npolitik 2030 – wenn wir über die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an eine zukünftige Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
für die nächsten 20 Jahre nach<strong>de</strong>nken<br />
sollen, kommen wir meiner Meinung nicht<br />
umhin, uns zunächst einmal klar zu machen,<br />
was <strong>de</strong>nn eigentlich im Kern unter<br />
Bo<strong>de</strong>npolitik überhaupt zu verstehen ist.<br />
Dazu ist auch ein Blick in die Vergangenheit<br />
sinnvoll.<br />
„Darum sollt ihr das Land nicht verkaufen<br />
für immer; <strong>de</strong>nn das Land ist mein, <strong>und</strong><br />
ihr seid Fremdlinge <strong>und</strong> Gäste vor mir.“<br />
3. Buch Mose, Kapitel 25, Vers 23<br />
Der Mensch ist auf Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n angewiesen,<br />
auf Bo<strong>de</strong>n bewegt er sich, arbeitet,<br />
lebt er. Stadt braucht Bo<strong>de</strong>n! Bo<strong>de</strong>n<br />
ist die Voraussetzung für die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Städte – ohne verfügbaren Bo<strong>de</strong>n gibt<br />
es keine Stadtentwicklung, keine Entwicklung<br />
von Wohnbaugr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> keine<br />
Wirtschaftsentwicklung. Bo<strong>de</strong>n ist aber in<br />
<strong>de</strong>n wenigsten Fällen frei verfügbar. Nach<br />
<strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>gesetz fallen das Eigentum<br />
<strong>und</strong> die Rechte an seiner Nutzung i. d. R.<br />
nicht <strong>de</strong>r Allgemeinheit zu, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>m<br />
Einzelnen. Das Eigentum <strong>und</strong> die Verfügungsgewalt<br />
über <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utet<br />
Herrschaftsrecht <strong>und</strong> Macht – umso mehr,<br />
wenn sich das Gr<strong>und</strong>eigentum in <strong>de</strong>r Hand<br />
Weniger befin<strong>de</strong>t. Die Interessen <strong>de</strong>s Einzelnen<br />
als Eigentümer auf <strong>de</strong>r einen Seite<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Allgemeinheit auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Seite lassen sich nicht immer miteinan<strong>de</strong>r<br />
vereinbaren. Dieser ‚Bef<strong>und</strong>‘ steht zunächst<br />
am Anfang je<strong>de</strong>r bo<strong>de</strong>npolitischen<br />
Debatte!<br />
Es geht mithin um die sogenannte ‚Bo<strong>de</strong>nfrage‘,<br />
die seit alters her die Gemüter<br />
ganzer Generationen von Verfassungs-<br />
rechtlern, Sozialethikern, Theologen, Wohnungswirtschaftlern,<br />
Politikern, aber auch<br />
gera<strong>de</strong> von Stadtplanern beschäftigt hat.<br />
Was ist die Bo<strong>de</strong>nfrage?<br />
Im Kern ist es die Frage, inwieweit <strong>de</strong>r im<br />
Wesentlichen unvermehrbare Produktionsfaktor<br />
Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r gleichen Verfügungsgewalt<br />
<strong>de</strong>s Eigentümers untersteht – o<strong>de</strong>r<br />
besser unterstehen darf – wie an<strong>de</strong>re,<br />
(aber) vermehrbare Güter.<br />
Antwort: Nach <strong>de</strong>m Gr<strong>und</strong>gesetz im Prinzip<br />
ja; aber immerhin ist in Artikel 14 <strong>de</strong>s<br />
Gr<strong>und</strong>gesetzes von <strong>de</strong>n ‚Vätern‘ <strong>de</strong>s selbigen<br />
(‚abgeschrieben‘ aus <strong>de</strong>r Weimarer<br />
Verfassung) die Sozialpflichtigkeit <strong>de</strong>s Eigentums<br />
festgelegt: „Sein Gebrauch (auch<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns) soll zugleich <strong>de</strong>m Wohle<br />
<strong>de</strong>r Allgemeinheit dienen“.<br />
„Die Tatsache, dass <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n<br />
unvermehrbar <strong>und</strong> unentbehrlich ist,<br />
verbietet es, seine Nutzung <strong>de</strong>m unübersehbaren<br />
Spiel <strong>de</strong>r freien Kräfte <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />
Belieben <strong>de</strong>s Einzelnen vollständig zu überlassen;<br />
eine gerechte Rechts- <strong>und</strong> Gesellschaftsordnung<br />
zwingt vielmehr dazu, die<br />
Interessen <strong>de</strong>r Allgemeinheit beim Bo<strong>de</strong>n<br />
in weit stärkerem Maße zur Geltung zu<br />
bringen als bei an<strong>de</strong>ren Vermögensgütern.“<br />
B<strong>und</strong>esverfassungsgericht: BVerfGE 21, S. 82f.<br />
39
Abbildungen aus:<br />
Häberli, R. et al.:<br />
Bo<strong>de</strong>n-Kultur, Vorschläge für<br />
eine haushälterische Nutzung<br />
<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns in <strong>de</strong>r Schweiz.<br />
Zürich 1991, S. 59 f.<br />
1 Dransfeld, E.; Voß, W.: Funktionsweise<br />
städtischer Bo<strong>de</strong>nmärkte in<br />
Mitgliedstaaten <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Gemeinschaft – ein Systemvergleich.<br />
Hrsg. vom B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Raumordnung <strong>und</strong><br />
Städtebau, Bonn 1993, S. 292-293<br />
40<br />
Alles also doch gut durchdacht? Ich bin<br />
da skeptisch! Bo<strong>de</strong>n unterliegt einem ständigen<br />
Spannungsfeld zwischen Privat- <strong>und</strong><br />
Gemeineigentum. Winrich Voß <strong>und</strong> ich<br />
haben dies einmal so umschrieben 1 : „Im<br />
Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn wird in<br />
Deutschland ein ‚Spagat‘ zwischen einem<br />
sehr starken räumlichen Steuerungsanspruch<br />
<strong>und</strong> einer <strong>de</strong>n Alt- <strong>und</strong> Zwischeneigentümern<br />
möglichst viele Freiheiten lassen<strong>de</strong>n<br />
Bo<strong>de</strong>npolitik versucht.“ Sichtbares<br />
Zeichen hierfür (<strong>und</strong> damit objektiv) sind<br />
beispielsweise entwe<strong>de</strong>r eine übermäßige<br />
Hortung o<strong>de</strong>r Unterausnutzungen von<br />
Baugr<strong>und</strong>stücken (man könnte dazu auch<br />
Bo<strong>de</strong>nspekulation sagen), eine hohe Flächeninanspruchnahme<br />
(vgl. die Debatte um<br />
das ‚30-ha Ziel‘) <strong>und</strong> auch ein allgemein<br />
hohes Bo<strong>de</strong>n- <strong>und</strong> Immobilienpreisniveau,<br />
das <strong>de</strong>n Zugang zum Wohneigentum ten<strong>de</strong>nziell<br />
erschwert.<br />
Der Mangel an Bauland för<strong>de</strong>rt ten<strong>de</strong>nziell<br />
eine einseitige Verteilung <strong>de</strong>s Eigentums (Distributionsproblem);<br />
nicht je<strong>de</strong>r hat Zugang<br />
zum Bo<strong>de</strong>nmarkt. Nur wer finanziell in <strong>de</strong>r<br />
Lage ist, auch höhere Preise zu zahlen, kann<br />
sich Eigentum am Bo<strong>de</strong>n verschaffen. Die Eigentumsquote<br />
in Deutschland ist im internationalen<br />
Vergleich entsprechend gering.<br />
Unzufrie<strong>de</strong>nheit ergibt sich zu<strong>de</strong>m aus<br />
<strong>de</strong>r vergleichsweise hohen Ausschöpfung<br />
leistungsloser Bo<strong>de</strong>nwertgewinne durch<br />
Alt- <strong>und</strong> Zwischeneigentümer, die Bo<strong>de</strong>nspekulation<br />
erst ermöglicht, aber auch für<br />
sozialen Unfrie<strong>de</strong>n sorgt (Neid).<br />
Nicht zu vergessen sind die aus Sicht <strong>de</strong>r<br />
Stadtplanung ten<strong>de</strong>nziell negativen allokativen<br />
Wirkungen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Bo<strong>de</strong>nmarktsystems:<br />
Planimplementierung fin<strong>de</strong>t<br />
häufig nicht an <strong>de</strong>n eigentlich stadtplane-<br />
risch geeigneten Standorten statt – im Gegenteil:<br />
Stadtplanung hat sich sehr häufig<br />
<strong>de</strong>r (privaten) Nichtverkaufsbereitschaft<br />
zu beugen – ob ‚Grüne Wiese‘ o<strong>de</strong>r Brache,<br />
dies macht kaum einen Unterschied.<br />
Gr<strong>und</strong>stücke müssen zunächst ‚mobilisiert‘<br />
wer<strong>de</strong>n – im Übrigen ein mühsames Geschäft,<br />
das viel Zeit <strong>und</strong> Geld kostet (u. a.<br />
auch ‚För<strong>de</strong>rgeld‘).<br />
Die ‚gol<strong>de</strong>ne Regel‘ <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nmarktes:<br />
Der Bo<strong>de</strong>nmarkt soll gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
sicherstellen, dass Wohnbauland <strong>und</strong><br />
Wohnungen<br />
• in benötigter Menge,<br />
• in angemessener Lage,<br />
• in <strong>de</strong>r gewünschten Eigentumsform,<br />
• zur rechten Zeit <strong>und</strong><br />
• zu einem angemessenen Preis<br />
angeboten wer<strong>de</strong>n. Hierbei sollen gleichzeitig<br />
• ökonomische Effizienz <strong>und</strong><br />
• soziale <strong>und</strong> ökologische Ausgewogenheit<br />
gewahrt bleiben.<br />
Zitiert nach Hooper, A. J. (erweitert): Policy innovations<br />
and urban landmarkets. In: OECD Urban<br />
Affairs Programme, Paris 1989<br />
Der <strong>de</strong>utsche Bo<strong>de</strong>nmarkt kann <strong>de</strong>n Anspruch,<br />
für je<strong>de</strong> akzeptable Nutzung ein<br />
geeignetes Gr<strong>und</strong>stück am richtigen Ort zu<br />
einem angemessenen Preis zur Verfügung<br />
zu stellen, nicht immer (optimal) leisten.<br />
Mit dieser ‚Gemengelage‘, o<strong>de</strong>r mit an<strong>de</strong>ren<br />
Worten, mit diesem ‚Dilemma <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nmarktes‘<br />
müssen nun schon Generationen von<br />
Stadtplanern leben <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n es wohl auch<br />
weiterhin tun müssen. Im Übrigen sind sie ja<br />
auch nicht ganz alleine, es gibt ja noch die Spe-
zialisten: die ‚Liegenschaftler‘, die ‚Umleger‘,<br />
die ‚Bo<strong>de</strong>nmanager‘, die es ja wie<strong>de</strong>r ‚richten‘<br />
können. Gut zu hören, dass man uns braucht!<br />
Aber es kommt auch auf das richtige Zusammenspiel<br />
an! Damit ist Augenhöhe gemeint.<br />
„Die Bearbeitung <strong>und</strong> Ausnutzung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns<br />
ist eine Pflicht <strong>de</strong>s Gr<strong>und</strong>besitzers<br />
gegenüber <strong>de</strong>r Gemeinschaft. Die Wertsteigerung<br />
<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns, die ohne eine Arbeits-<br />
o<strong>de</strong>r Kapitalaufwendung auf das<br />
Gr<strong>und</strong>stück entsteht, ist für die Gesamtheit<br />
nutzbar zu machen.“<br />
Weimarer Reichsverfassung, Art. 155 Abs. 3<br />
Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns für die Stadtentwicklung,<br />
die Folgen <strong>de</strong>s Privateigentums am<br />
Bo<strong>de</strong>n <strong>und</strong> beson<strong>de</strong>rs die Fragen zur Überwindung<br />
<strong>de</strong>s ‚Bo<strong>de</strong>ndilemmas‘ sind keine neuen<br />
Themen, <strong>de</strong>nnoch aktuell. Bo<strong>de</strong>nreformerische<br />
Bewegungen gibt es entsprechend lange.<br />
(1) Die Verteilung <strong>und</strong> Nutzung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns<br />
wird von Staats wegen überwacht. Missbräuche<br />
sind abzustellen.<br />
(2) Steigerungen <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nwertes, die<br />
ohne beson<strong>de</strong>ren Arbeits- o<strong>de</strong>r Kapitalaufwand<br />
<strong>de</strong>s Eigentümers entstehen, sind für<br />
die Allgemeinheit nutzbar zu machen.<br />
Bayerische Verfassung, Art. 161<br />
Schon 1919 wur<strong>de</strong> die ‚Bo<strong>de</strong>nfrage‘ in <strong>de</strong>r<br />
Verfassung <strong>de</strong>r Weimarer Republik behan<strong>de</strong>lt.<br />
Der B<strong>und</strong> <strong>de</strong>utscher Bo<strong>de</strong>nreformer<br />
(mit Adolf Damaschke) for<strong>de</strong>rte eine verfassungsmäßige<br />
Verankerung von Gr<strong>und</strong>sätzen<br />
über die Heimstättenbildung <strong>und</strong><br />
die Vergesellschaftung <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>rente.<br />
Hiermit sollten Bo<strong>de</strong>npreisspekulationen<br />
bekämpft wer<strong>de</strong>n. Dies hat Einzug in die<br />
Weimarer Verfassung gef<strong>und</strong>en: Planungsbedingte<br />
Bo<strong>de</strong>nwertsteigerungen sind abzuschöpfen!<br />
Im Übrigen hat dies interessanterweise<br />
bis heute in <strong>de</strong>r Bayerischen<br />
Lan<strong>de</strong>sverfassung (Art. 161) ‚überlebt‘, aber<br />
auch nur dort. Die Bo<strong>de</strong>nwertproblematik<br />
blieb in <strong>de</strong>r Weimarer Republik in <strong>de</strong>r Praxis<br />
aber gr<strong>und</strong>sätzlich – wie auch bis heute in<br />
Bayern – ungelöst. Sie hat uns <strong>de</strong>nnoch etwas<br />
wirklich Wertvolles hinterlassen – das<br />
Erbbaurecht, welches das Nutzungsrecht<br />
am Bo<strong>de</strong>n vom Eigentum am Gr<strong>und</strong>stück<br />
trennt. Gut, dass wir das haben!<br />
Alle bisherigen Bemühungen,<br />
einen Planungswertausgleicheinzuführen,<br />
scheiterten jedoch;<br />
zuletzt die <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
Nordrhein-Westfalen im<br />
Jahr 1997. Die Erhebung<br />
einer Baulandsteuer<br />
wur<strong>de</strong> bereits 1963 wie<strong>de</strong>r<br />
außer Kraft gesetzt. Auch die Diskussionen<br />
über die Einführung einer Besteuerung<br />
<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nwertzuwachses blieben bis<br />
heute reine Theorie.<br />
Es hat auch nicht an guten Fachleuten gefehlt,<br />
die hierzu immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Finger in<br />
die W<strong>und</strong>e gelegt haben. Unter <strong>de</strong>n vielen<br />
Experten möchte ich Oskar von Nell-Breuning,<br />
Jesuit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r große Vertreter <strong>de</strong>r katholischen<br />
Soziallehre <strong>de</strong>r Nachkriegszeit,<br />
beson<strong>de</strong>rs hervorheben, <strong>de</strong>r für mich in<br />
bemerkenswerter Weise die Dinge klar <strong>und</strong><br />
unmissverständlich angesprochen hat. Gibt<br />
es diese ‚Typen‘ heute nicht mehr? Traut<br />
sich keiner mehr, Klares zu sagen?<br />
Der höhere Wert, zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n durch<br />
eine höhere Nutzung aufsteigen kann,<br />
schwebt als ‚floating value‘ wie eine Wolke<br />
über <strong>de</strong>r Landschaft. Je<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nbesitzer<br />
glaubt o<strong>de</strong>r hofft zum min<strong>de</strong>sten, diese<br />
Wolke wer<strong>de</strong> ihren Segen gera<strong>de</strong> über seinem<br />
Gr<strong>und</strong>stück entla<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> so hält er<br />
an seinem Gr<strong>und</strong>stück fest, bis es, wenn<br />
auch erst nach sehr langer Zeit, zu guter<br />
Letzt doch einmal für die höhere Nutzung<br />
benötigt <strong>und</strong> in Anspruch genommen wird.<br />
Nell-Breuning, O. von: Bo<strong>de</strong>neigentum-Bo<strong>de</strong>npolitik-Bo<strong>de</strong>nmarkt,<br />
DASL-Berichte Nr. 8, 1983<br />
41
Foto: Oswald von Nell-Breuning,<br />
Anekdoten-Erinnerungen-<br />
Originaltexte.<br />
Hrsg. von Arnold, J., Trier 2007<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Haushaltszahlen<br />
im Zeitraum 2005-2025<br />
42<br />
Kleve<br />
Düren<br />
Borken<br />
Coesfeld<br />
Steinfurt<br />
Münster<br />
Warendorf<br />
Gütersloh<br />
Wesel<br />
Recklinghausen<br />
Bottrop<br />
Gelsen-<br />
Hamm<br />
kirchen<br />
Herne<br />
Oberhausen<br />
Dortm<strong>und</strong><br />
Duisburg<br />
Ennepe-<br />
Ruhr- Hagen<br />
Unna<br />
Soest<br />
Kreis<br />
Märkischer Kreis<br />
Hochsauerlandkreis<br />
Olpe<br />
Siegen-Wittgenstein<br />
Mülheim<br />
Essen<br />
a. d. Ruhr<br />
Bochum<br />
Krefeld<br />
Viersen<br />
Mönchengladbach<br />
Mettmann<br />
WupperDüsseltaldorf<br />
Remscheid<br />
Solingen<br />
Heinsberg<br />
Rhein-Kreis<br />
Neuss<br />
Rheinisch-<br />
Bergischer<br />
Kreis Oberbergischer<br />
Kreis<br />
Rhein-Erft-<br />
Kreis<br />
Köln<br />
Aachen<br />
Aachen<br />
Euskirchen<br />
Bonn<br />
Rhein-Sieg-Kreis<br />
Die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />
als sogenanntes ‚schärfstes Schwert‘<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Bo<strong>de</strong>nrechtes ist durch die<br />
Rechtsprechung mittlerweile stumpf gewor<strong>de</strong>n.<br />
An<strong>de</strong>re Instrumente (z. B. städtebauliche<br />
Verträge) ermöglichen wenigstens<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r gesetzlichen Bestimmungen<br />
eine Beteiligung <strong>de</strong>r Eigentümer an <strong>de</strong>n<br />
Kosten <strong>de</strong>r Baulan<strong>de</strong>ntwicklung. Eine Abschöpfung<br />
<strong>de</strong>r planungsbedingten Wertsteigerungen<br />
ermöglichen sie jedoch nicht.<br />
Hilf Dir selbst! Es war die kommunale Baulandpolitik,<br />
die diese Probleme in Ermangelung<br />
übergeordneter (staatlicher) Unter-<br />
Regierungsbezirke<br />
kreisfreie Städte <strong>und</strong> Kreise<br />
Min<strong>de</strong>n-Lübbecke<br />
Herford<br />
Bielefeld<br />
Pa<strong>de</strong>rborn<br />
Lippe<br />
Höxter<br />
Verän<strong>de</strong>rungen 2025 gegenüber 2005<br />
unter -6%<br />
-6% bis unter 0%<br />
0 bis unter 6%<br />
6% bis unter 12%<br />
12% <strong>und</strong> mehr2% <strong>und</strong> mehr<br />
Lan<strong>de</strong>samt für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik Nordrhein-Westfalen: Auswirkungen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mographischen<br />
Wan<strong>de</strong>ls. Statistische Analysen <strong>und</strong> Studien Nordrhein-Westfalen, Band 38, Düsseldorf 2006, S. 9<br />
stützung bislang lösen musste. Kommunale<br />
Baulandstrategien <strong>und</strong> sog. Gr<strong>und</strong>satzbeschlüsse<br />
zum kommunalen Bauland- <strong>und</strong><br />
Bo<strong>de</strong>nmanagement sind ‚Ersatz‘ für nicht<br />
erfolgte Bo<strong>de</strong>nreformen <strong>de</strong>r Vergangenheit;<br />
sie versuchen, ein Optimum an allokativer<br />
<strong>und</strong> distributiver Steuerung zurück<br />
zu gewinnen.<br />
Zwischenfazit: Trotz kommunaler Baulandstrategien<br />
ist es bisher nicht optimal <strong>und</strong><br />
vor allem nicht flächen<strong>de</strong>ckend gelungen,<br />
eine wirklich sozial- <strong>und</strong> raumverträgliche<br />
Bo<strong>de</strong>nbeschaffung sowie Bo<strong>de</strong>npreisbildung<br />
zu ermöglichen!<br />
Welche Entwicklungen beeinflussen<br />
die Bo<strong>de</strong>npolitik zukünftig maßgeblich?<br />
Die Bo<strong>de</strong>npolitik wird maßgeblich durch<br />
<strong>de</strong>mografische, gesellschaftspolitische,<br />
wirtschaftliche <strong>und</strong> klimatische Faktoren<br />
beeinflusst, die sich auf Nachfrage <strong>und</strong> Angebot<br />
auf <strong>de</strong>m Immobilienmarkt auswirken.<br />
Allgemein wer<strong>de</strong>n die <strong>de</strong>mografischen Entwicklungen<br />
<strong>de</strong>rzeit schlagwortartig wie<br />
folgt umschrieben: „Wir wer<strong>de</strong>n weniger,<br />
älter <strong>und</strong> bunter.“<br />
Trotz <strong>de</strong>r in vielen Städten <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>n<br />
rückläufigen Bevölkerung steigt die<br />
Zahl <strong>de</strong>r Haushalte in Nordrhein-Westfalen<br />
mittelfristig noch an, aber schon nicht<br />
mehr überall (vgl. Ruhrgebiet, Hochsauerlandkreis).<br />
In Verbindung mit einem zunehmen<strong>de</strong>n<br />
Wohnflächenbedarf pro Kopf<br />
führt diese Entwicklung mittelfristig noch<br />
zu einem Anstieg <strong>de</strong>r Nachfrage.<br />
Eine immer älter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Bevölkerung<br />
verbleibt länger am selben Wohnstandort,<br />
so dass Einfamilienhäuser immer später für<br />
nachrücken<strong>de</strong> Generationen frei wer<strong>de</strong>n.<br />
Umwandlungsphasen stehen später an. An<strong>de</strong>rerseits<br />
wird die ältere Generation zunehmend<br />
mobiler, verlässt in größerem Maße<br />
<strong>de</strong>n bisherigen Wohnstandort <strong>und</strong> zieht in<br />
zentralere Lagen um, so dass hierdurch ein<br />
neues Nachfragepotenzial entsteht.<br />
Die Abnahme <strong>de</strong>r nachfragerelevanten Altersgruppe<br />
<strong>de</strong>r 30-40-Jährigen führt da-
6.000.000<br />
5.000.000<br />
4.000.000<br />
3.000.000<br />
2.000.000<br />
1.000.000<br />
0<br />
21,1%<br />
17,5%<br />
26,2%<br />
23,5%<br />
gegen zu einer rückläufigen Nachfrage auf<br />
<strong>de</strong>m Eigenheimmarkt.<br />
Die Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> stellen<br />
in Nordrhein-Westfalen mit 23% schon<br />
heute einen großen Anteil <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />
Auch ihr Anteil an <strong>de</strong>n Immobilienbesitzern<br />
steigt. Mit steigen<strong>de</strong>r Eigentumsquote<br />
wächst auch <strong>de</strong>r Einfluss auf die Stadtentwicklung<br />
<strong>und</strong> die Be<strong>de</strong>utung für die Bo<strong>de</strong>npolitik,<br />
auch wenn sich durch Personen mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> keine gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
an<strong>de</strong>ren Nachfragepotenziale als bei an<strong>de</strong>ren<br />
Bevölkerungsgruppen ergeben.<br />
Die Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Gesellschaft sind<br />
durch eine zunehmen<strong>de</strong> Inhomogenisierung<br />
<strong>und</strong> Flexibilisierung gekennzeichnet. Lebensstile<br />
wer<strong>de</strong>n unterschiedlicher, die klassische<br />
Familienstruktur löst sich auf (Stichwort:<br />
von <strong>de</strong>r Großfamilie zur Patchwork-Familie),<br />
neue Formen <strong>de</strong>s privaten Zusammenlebens<br />
entwickeln sich <strong>und</strong> Lebensabläufe<br />
<strong>und</strong> -phasen differenzieren sich zunehmend.<br />
Durch an<strong>de</strong>re Lebensziele <strong>und</strong> Lebensformen<br />
verän<strong>de</strong>rn sich auch die Ansprüche an das<br />
Wohnen <strong>und</strong> das Wohnumfeld. Die Nachfrage<br />
verän<strong>de</strong>rt sich insbeson<strong>de</strong>re qualitativ –<br />
sie wird differenzierter <strong>und</strong> vielfältiger.<br />
unter 20 20-40 40-60 60-80 80+ Summe<br />
Jahr 2005 3.811.575 4.728.010 5.057.233 3.709.632 768.902 18.075.352<br />
Jahr 2030 3.053.800 4.098.200 4.282.800 4.639.300 1.346.700 17.420.800<br />
Verän<strong>de</strong>rung 2005-2030 -19,9% -13,3% -15,3% +25,1% +75,1% -3,6%<br />
28,0%<br />
24,6%<br />
20,5%<br />
26,6%<br />
4,3%<br />
7,7%<br />
unter 20 20-40 40-60 60-80 80 <strong>und</strong><br />
mehr<br />
Jahr 2005 Jahr 2030<br />
Eigene Darstellung nach Daten Lan<strong>de</strong>samt für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik Nordrhein-Westfalen: Auswirkungen <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>mographischen Wan<strong>de</strong>ls. Statistische Analysen <strong>und</strong> Studien Nordrhein-Westfalen, Band 38, Düsseldorf 2006, S. 4<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Altersstruktur<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung in Nordrhein-<br />
Westfalen (2005-2030)<br />
Anteil <strong>de</strong>r Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
an <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
2006<br />
Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Bevölkerung <strong>und</strong> Erwerbstätigkeit, Bevölkerung mit Migrations-<br />
hintergr<strong>und</strong> – Ergebnissse <strong>de</strong>s Mikrozensus. Wiesba<strong>de</strong>n 2006, S. 16<br />
43
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Haushaltsformen<br />
seit 1900<br />
Nachfrage <strong>und</strong> Angebot im<br />
Marktsegment <strong>de</strong>r Einfamilienhäuser<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
bis 2025<br />
44<br />
1900 „die Großfamilie“ 1961 „die Kleinfamilie“<br />
Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />
Restfamilien<br />
Familien mit<br />
einem Kind<br />
Witwer <strong>und</strong> Witwen<br />
Außenseiter <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
Alleinerziehen<strong>de</strong> mit einem Kind<br />
Restfamilien<br />
Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />
Nomadische<br />
Haushalte<br />
Alleinstehen<strong>de</strong><br />
Senioren<br />
1<br />
2<br />
Familien mit<br />
zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />
Familien mit<br />
zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />
Familien mit<br />
einem Kind<br />
Singles<br />
2<br />
3<br />
3<br />
4<br />
5+<br />
3-Generationen-<br />
Familien<br />
3<br />
4<br />
Homosexuelle Paare<br />
5+<br />
Alleinerziehen<strong>de</strong><br />
mit einem Kind<br />
Großfamilien<br />
Großfamilien<br />
Patchwork-Familien<br />
Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />
Alleinleben<strong>de</strong><br />
Frauen<br />
Alleinleben<strong>de</strong><br />
Männer<br />
Familien mit<br />
einem Kind<br />
Restfamilien<br />
2000 „Multifamilien“ 2010 „Patchwork Society“<br />
1<br />
1<br />
2<br />
1<br />
1<br />
Familien mit<br />
zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />
Großfamilien<br />
4-Generationen-<br />
Paare mit<br />
zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />
Paare mit 4<br />
einem Kind<br />
5+ Familien<br />
4<br />
Patchwork-Familien<br />
4<br />
3-Generationen-<br />
Alleinerziehen<strong>de</strong> mit<br />
einem Kind 3<br />
3<br />
Familien<br />
Alleinerziehen<strong>de</strong><br />
2<br />
mit zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />
Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />
Alleinstehen<strong>de</strong><br />
Senioren 1<br />
2<br />
2 Restfamilien<br />
2 Homosexuelle Paare<br />
1<br />
1<br />
Singles<br />
Nomadische<br />
Haushalte<br />
Das Zukunftsinstitut: Future Living — die Zukunft <strong>de</strong>r Lebensstile. Kelkheim 2003<br />
Wie verän<strong>de</strong>rt sich die Wohnbaulandnachfrage<br />
künftig? Was heißt<br />
dies für die Vermarktbarkeit <strong>und</strong> für<br />
die Preise?<br />
Die Entwicklung <strong>de</strong>r Wohnbaulandnachfrage<br />
wird regional sehr unterschiedlich<br />
verlaufen. Es ist mit einem noch stärkeren<br />
Nebeneinan<strong>de</strong>r von wachsen<strong>de</strong>n, stagnieren<strong>de</strong>n<br />
<strong>und</strong> schrumpfen<strong>de</strong>n Regionen zu<br />
rechnen. Bereits heute sind in einigen<br />
Regionen rückläufige Nachfrageentwicklungen<br />
zu verzeichnen. Auch in wachsen<strong>de</strong>n<br />
Regionen zeigen sich die ersten<br />
Auswirkungen: Neubaugebiete vermark-<br />
ten sich schleppen<strong>de</strong>r als noch vor einigen<br />
Jahren.<br />
3<br />
Durch die Zunahme an Bestandsimmobilien<br />
einerseits <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Rückgang <strong>de</strong>r Nachfrageseite<br />
an<strong>de</strong>rerseits wird ten<strong>de</strong>nziell Druck<br />
auf <strong>de</strong>n Markt <strong>de</strong>r Wohngr<strong>und</strong>stücke ausgeübt.<br />
Ein Rückgang <strong>de</strong>s Einfamilienhausneubaus<br />
ist die Folge; das be<strong>de</strong>utet auch,<br />
dass die Nachfrage nach Wohngr<strong>und</strong>stücken<br />
sinkt. Nach einer Studie <strong>de</strong>s Eduard<br />
Pestel Instituts für Systemforschung wird<br />
schon etwa 2013 die Gesamtnachfrage<br />
nach Einfamilienhäusern rechnerisch durch<br />
Eduard Pestel Institut für Systemforschung: Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wohnungsnachfrage <strong>und</strong> Reaktion <strong>de</strong>s<br />
Wohnungsangebotes in NRW bis 2025. Düsseldorf 2006, S. 27<br />
4<br />
5+
das Angebot an Gebrauchtimmobilien abge<strong>de</strong>ckt.<br />
Ungebrochener Trend in die Stadt<br />
Eigenheimgenehmigungen in Ballungsräumen<br />
<strong>und</strong> im übrigen B<strong>und</strong>esgebiet<br />
(ohne Berlin <strong>und</strong> neue Län<strong>de</strong>r)<br />
Verän<strong>de</strong>rungen von 1995<br />
bis 2005 in Prozent<br />
-26<br />
-6<br />
Ballungsraum<br />
übrige Regionen<br />
Statistisches B<strong>und</strong>esamt / LBS Research<br />
Randbereich<br />
Kernstadt<br />
+52<br />
Künftig wird die Vermarktbarkeit von<br />
Wohnbaugr<strong>und</strong>stücken (<strong>und</strong> Immobilien)<br />
noch stärker an <strong>de</strong>r Lage orientiert sein als<br />
bisher. Nur nachgefragte Lagen lassen sich<br />
dann noch zu einem (aus Verkäufersicht)<br />
akzeptablen Preis verkaufen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
die peripheren Lagen mit schlechter Infrastrukturausstattung<br />
lassen sich nur noch<br />
schlecht vermarkten. Der ‚Mythos‘ sicherer<br />
Immobilienrenditen durch ‚garantierte‘<br />
jährliche Wertsteigerungen ist vor <strong>de</strong>m<br />
Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r künftigen Entwicklungen<br />
nicht mehr zu halten.<br />
Brauchen wir in Zukunft noch neues<br />
Wohnbauland?<br />
Die Frage ist zunächst mit „ja“ zu beantworten,<br />
da zumin<strong>de</strong>st mittelfristig die Nachfrage<br />
nach Wohnbauland auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />
steigen<strong>de</strong>n Wohnflächenbedarfs <strong>und</strong> verän<strong>de</strong>rter<br />
qualitativer Ansprüche (die nicht<br />
durch <strong>de</strong>n Bestand ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n können)<br />
steigen wird. Langfristig betrachtet ist jedoch<br />
insgesamt mit einem Rückgang <strong>de</strong>r<br />
Nachfrage nach Wohnbauland zu rechnen.<br />
Eine reine Angebotsplanung mit <strong>de</strong>m Ziel,<br />
Einwohner zu halten o<strong>de</strong>r neue hinzuzugewinnen,<br />
ist jedoch nicht mehr die richtige<br />
Strategie.<br />
Wie steuert man (bo<strong>de</strong>npolitisch)<br />
schrumpfen<strong>de</strong> Städte?<br />
Beson<strong>de</strong>rs ein Thema wird die bo<strong>de</strong>npolitische<br />
Debatte in <strong>de</strong>n nächsten 20 bis<br />
30 Jahren dominieren: Wie lässt sich die<br />
allmähliche Leere in <strong>de</strong>n schrumpfen<strong>de</strong>n<br />
Städten steuern? Gibt es Möglichkeiten<br />
eines geordneten Rückzuges? Kann an <strong>de</strong>n<br />
Standorten abgerissen wer<strong>de</strong>n, wo es städtebaulich<br />
sinnvoll ist <strong>und</strong> dadurch hilft,<br />
perforierte Stadt zu vermei<strong>de</strong>n? Gute Plankonzepte<br />
sind hierzu schnell gemacht, daran<br />
wird es nicht scheitern. Lassen sie sich<br />
aber auch realisieren? Ich bin da skeptisch!<br />
Eins erscheint mir aber sicher: es wird zunehmend<br />
– wörtlich gemeint – sichtbar<br />
wer<strong>de</strong>n, welche Lagen <strong>und</strong> Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />
ständigen ‚Druck‘ nicht mehr gewachsen<br />
sein wer<strong>de</strong>n. Wir wer<strong>de</strong>n – ob wir wollen<br />
o<strong>de</strong>r nicht – lernen müssen, Immobilien<br />
<strong>und</strong> ganze Areale/Straßenzüge als<br />
‚Stadtschrott‘, als räumliches Ergebnis <strong>de</strong>r<br />
Schrumpfungsprozesse zu akzeptieren.<br />
Stadtumbau als wohlgemeinte ‚Therapie‘ ist<br />
zunächst die richtige Antwort, wird aber<br />
vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s zu erwarten<strong>de</strong>n<br />
Perforations- / Fragezeichengebiet Rückbaugebiet<br />
45
Die ‚perforierte‘ Bo<strong>de</strong>nrichtwertkarte<br />
Fotos aus: Hunger, B.: Wo steht<br />
<strong>de</strong>r Stadtumbau Ost – <strong>und</strong> was<br />
kann <strong>de</strong>r Westen davon lernen?<br />
In: Stadtumbau, Informationen<br />
zur Raumentwicklung, Heft<br />
10/11, 2003, S. 652<br />
46<br />
enormen quantitativen Ausmaßes <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
Tatsache, dass öffentliche Kassen – langfristig<br />
betrachtet – wie<strong>de</strong>r knapper wer<strong>de</strong>n,<br />
we<strong>de</strong>r überall noch nachhaltig diese negative<br />
Entwicklung aufhalten können. Wir<br />
müssen zu<strong>de</strong>m zunehmend erkennen, dass<br />
das <strong>de</strong>utsche Bo<strong>de</strong>nrecht <strong>de</strong>n geordneten<br />
Rückzug keineswegs begünstigt. Im Gegenteil!<br />
Die sogenannten ‚Schrottimmobilien‘<br />
lassen sich nicht mal so einfach rückbauen.<br />
Die Durchsetzung von Abbruchgeboten<br />
<strong>und</strong> entsprechen<strong>de</strong>n Verfügungen ist<br />
in <strong>de</strong>r Praxis äußerst schwer. Die ‚Wertfiktion‘<br />
vieler Einzeleigentümer blockiert<br />
zu<strong>de</strong>m vielfach die Veräußerungsbereitschaft.<br />
Der Bo<strong>de</strong>nmarkt verliert auch seine<br />
Korrekturfunktion: keine Erträge, Verzicht<br />
auf Investitionen = Herunterfahren <strong>de</strong>r<br />
Instandhaltung(sbereitschaft).<br />
Blocka<strong>de</strong>n entstehen auch dadurch, dass –<br />
solange kein gerechter Vorteils- <strong>und</strong> Lastenausgleich<br />
im <strong>de</strong>utschen Bo<strong>de</strong>nrecht vorhan<strong>de</strong>n<br />
ist – kaum jemand bereit sein dürfte,<br />
zum Vorteil <strong>de</strong>s Nachbarn sein Objekt zuerst<br />
abzureißen. Frei nach <strong>de</strong>m Motto: „Wer<br />
sich zuerst bewegt, hat schon verloren.“ Das<br />
wirtschaftliche ‚Aussitzen‘ von ‚Schrottimmobilien‘<br />
wird im Übrigen auch steuerlich<br />
geför<strong>de</strong>rt – man kann jetzt schon seinen<br />
Leerstand bei <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Einkommensteuer<br />
min<strong>de</strong>rnd gelten machen. Wird das<br />
Objekt dazu noch or<strong>de</strong>ntlich ‚eingemottet‘<br />
(‚Stadtumbauer‘ sprechen von ‚Einmottungsstrategien‘),<br />
lässt sich die Sache zunächst<br />
noch eine Weile ganz gut ‚ertragen‘.<br />
Ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Punkt kommt noch<br />
hinzu: Räumliche Steuerung unter Wachstumsbedingungen<br />
kannte bislang – im<br />
Gegensatz zur Situation in <strong>de</strong>r ‚leeren<br />
Stadt‘ – gr<strong>und</strong>sätzlich noch ein wichtiges<br />
‚Schmiermittel‘, nämlich die Umverteilungsmöglichkeit<br />
von sicheren Bo<strong>de</strong>nwertzuwächsen<br />
(über die man freilich auch<br />
kontrovers <strong>de</strong>battieren kann). Wenn aber<br />
keine Wertzuwächse mehr zu generieren<br />
sind, fehlt <strong>de</strong>r Stadt dieses ‚natürliche‘ Lenkungsinstrument.<br />
Ich sehe vor diesem schwierigen Umfeld –<br />
im Hinblick auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n – drei Aspekte,<br />
die in <strong>de</strong>r Stadtumbau<strong>de</strong>batte mehr Gewicht<br />
erfahren sollten:<br />
1. Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r langfristig<br />
zu erwarten<strong>de</strong>n zunehmen<strong>de</strong>n ‚Leere‘<br />
müssen sich die Städte, die davon betroffen<br />
sind, darüber klar wer<strong>de</strong>n, dass man nicht<br />
alle Lagen <strong>und</strong> alle Objekte retten kann. Es<br />
kann nicht je<strong>de</strong> lärmgeplagte Ausfallstraße,<br />
die heute noch überwiegend <strong>de</strong>m Wohnen<br />
dient, in <strong>de</strong>r jetzigen Form erhalten bleiben.<br />
Der Lärm bleibt! ‚Potemkin´sche Dörfer‘ an<br />
Hauptausfallstraßen – warum eigentlich<br />
nicht?! Raumkanten könnte man so erhalten!<br />
Macht es wirklich Sinn, Großwohnanlagen<br />
<strong>de</strong>r 1960er <strong>und</strong> 1970er Jahre heute
(teuer) so ‚aufzupeppen‘, dass sie zwar für<br />
einige Jahre ‚überleben‘ können, aber spätestens<br />
in <strong>de</strong>r ‚nächsten R<strong>und</strong>e‘ wie<strong>de</strong>r danie<strong>de</strong>r<br />
liegen (wir hatten dies schon einmal<br />
in <strong>de</strong>n 1980er Jahren). Die Städte können<br />
voraussichtlich nicht alles schultern <strong>und</strong><br />
gleichzeitig machen. Wir müssen dringlich<br />
heute <strong>und</strong> nicht erst morgen eine Debatte<br />
über richtige Prioritäten führen <strong>und</strong> zwar<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Fachdisziplin Städtebau <strong>und</strong><br />
natürlich zusammen mit <strong>de</strong>r Politik. Das ist<br />
sicher schmerzlich, aber notwendig!<br />
2. Stadtplaner, Liegenschaftler <strong>und</strong><br />
Stadtpolitiker müssen lernen, Leerstand<br />
bzw. ‚Stadtschrott‘ solange bewusst auszuhalten,<br />
zu ertragen, bis sich die Immobilienpreise<br />
so weit abgesenkt haben (o<strong>de</strong>r gegen<br />
null tendieren), dass ein Ankauf <strong>de</strong>r Immobilie<br />
für die Kommune ‚erträglich‘ erscheint<br />
<strong>und</strong> nicht auch noch unnötige Mitnahmeeffekte<br />
entstehen. Warum? Unter <strong>de</strong>r Prämisse<br />
eines unverän<strong>de</strong>rten Bo<strong>de</strong>nrechts verbleibt<br />
eigentlich weiterhin nur <strong>de</strong>r (hoheitliche)<br />
Zwischenerwerb als Planimplementierungsinstrument.<br />
Nicht, dass Sie mich falsch verstehen,<br />
dies ist durchaus eine ‚kluge‘ Stadtumbaustrategie.<br />
Es muss aber aus meiner<br />
Sicht eine Debatte über <strong>de</strong>n richtigen Zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>s Ankaufs <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Einsetzens von<br />
Stadtumbaumitteln geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
„Gegen <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>eigentümer, <strong>de</strong>r seinen<br />
Bo<strong>de</strong>n brach liegen lässt, können kein Gerichtsvollzieher<br />
<strong>und</strong> kein Konkurs etwas<br />
ausrichten.“<br />
Zitat: Krüger, H.: Sozialisierung. In: Bettermann,<br />
K. A., Nipper<strong>de</strong>y, H. C., Scheuner, U.: Die Gr<strong>und</strong>rechte.<br />
1958<br />
3. Leerstand <strong>und</strong> Brachfallen ziehen<br />
keinen Eigentumsverlust nach sich. Sie können<br />
keinen Eigentümer einer Brachfläche<br />
verpflichten, seinen gr<strong>und</strong>stücksbezogenen<br />
Pflichten nachzukommen. Auch vor <strong>de</strong>m<br />
Hintergr<strong>und</strong> einer wirklich funktionieren<strong>de</strong>n<br />
Flächenkreislaufwirtschaft muss wie<strong>de</strong>r eine<br />
Bo<strong>de</strong>nrechtsdiskussion geführt wer<strong>de</strong>n. Ich<br />
glaube, dass sich die Sozialpflichtigkeit <strong>de</strong>s<br />
Eigentums im Sinne von Art. 14 GG vor <strong>de</strong>m<br />
Hintergr<strong>und</strong> stark schrumpfen<strong>de</strong>r Städte völlig<br />
neu stellt, je<strong>de</strong>nfalls an<strong>de</strong>rs als in Wachs-<br />
tumsphasen. Der B<strong>und</strong>esgesetzgeber muss<br />
aufgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, dafür zu sorgen, dass<br />
das Städtebaurecht auch für diese großen<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen umsetzungsfähig bleibt.<br />
Hierzu gehören z. B. ein rechtlich im BauGB<br />
kodifiziertes Mo<strong>de</strong>ll eines gerechten Vorteils- /<br />
Ausgleichssystem <strong>und</strong> für Einzelfälle bzw. für<br />
beson<strong>de</strong>rs schwierige Fälle die Möglichkeit<br />
<strong>de</strong>r erweiterten Enteignungsmöglichkeit von<br />
Brachen <strong>und</strong> Schrottimmobilien zur Aneignung<br />
<strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>stücke. Die Koppelung <strong>de</strong>s<br />
Wohls <strong>de</strong>r Allgemeinheit an <strong>de</strong>n ‚Brachenzustand‘<br />
als eine mögliche Anwendungsvoraussetzung<br />
<strong>de</strong>r Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme<br />
in § 165 Abs. 3 Nr. 2 BauGB reicht<br />
hierfür meiner Meinung nicht aus.<br />
Planung<br />
Nutzung<br />
Flächenkreislauf<br />
brachliegend<br />
Nutzungsaufgabe<br />
Ein Blick ins Gesetz erleichtert bekanntlich<br />
die Arbeit: Wir haben im Gr<strong>und</strong>gesetz nicht<br />
nur Art. 14, son<strong>de</strong>rn auch Art. 15: „Gr<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n können zum Zwecke <strong>de</strong>r Vergesellschaftung<br />
in Gemeineigentum o<strong>de</strong>r<br />
in an<strong>de</strong>re Formen <strong>de</strong>r Gemeinwirtschaft<br />
überführt wer<strong>de</strong>n.“ Dazu ist auch Mut nötig!<br />
Das Land NRW hat dies 1997 mit <strong>de</strong>r<br />
B<strong>und</strong>esratinitiative zur Einführung <strong>de</strong>s<br />
Planungswertausgleichs bewiesen. Zumin<strong>de</strong>st<br />
muss es – meine Damen <strong>und</strong> Herren –<br />
gera<strong>de</strong> auf einer solchen Tagung, die ja bewusst<br />
die Debatte über langfristige <strong>Perspektiven</strong><br />
in <strong>de</strong>n Fokus gerückt hat, erlaubt<br />
sein, weitergehen<strong>de</strong> For<strong>de</strong>rungen anzu<strong>de</strong>nken.<br />
Wann <strong>de</strong>nn sonst, wenn nicht heute!?<br />
Bleiben noch weitere Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />
eine zukünftige Bo<strong>de</strong>npolitik?<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren – seien Sie beruhigt:<br />
Nicht je<strong>de</strong> Stadt in NRW schrumpft;<br />
<strong>und</strong> in vielen Schrumpfungsstädten wird<br />
es in <strong>de</strong>n stabilen, guten Lagen auch weiterhin<br />
städtebauliche Neuentwicklungen<br />
geben. Die ganz gr<strong>und</strong>sätzlichen ‚alten‘,<br />
‚eigentlichen‘ Bo<strong>de</strong>nfragen (allokative <strong>und</strong><br />
47
Abbildung aus:<br />
Häberli, R. et al.: Bo<strong>de</strong>n-<br />
Kultur, Vorschläge für eine<br />
haushälterische Nutzung <strong>de</strong>s<br />
Bo<strong>de</strong>ns in <strong>de</strong>r Schweiz. Zürich<br />
1991, S. 59<br />
48<br />
distributive Seite <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nmarktes), die ich<br />
zu Beginn meiner Ausführungen dargelegt<br />
habe, bleiben uns mit Sicherheit erhalten.<br />
Ich bin sogar davon überzeugt, dass diese<br />
beson<strong>de</strong>re ‚Gleichzeitigkeit <strong>de</strong>s Ungleichzeitigen‘<br />
die Bo<strong>de</strong>nrechts<strong>de</strong>batte noch beschleunigen<br />
könnte. Wertzuwachsverteilung<br />
an <strong>de</strong>r einen Stelle <strong>und</strong> Wertverluste an <strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>ren – wie soll das auf Dauer gut gehen?<br />
Also eigentlich doch genug ‚Stoff‘ für eine<br />
bo<strong>de</strong>npolitische Debatte! Aber ich warne<br />
Sie: Die in <strong>de</strong>r Vergangenheit geführten<br />
bo<strong>de</strong>npolitischen Debatten waren bislang<br />
nicht sehr von Erfolg gekrönt. Je<strong>de</strong>r ist mit<br />
Verän<strong>de</strong>rungen sofort einverstan<strong>de</strong>n – wenn<br />
es nur nicht <strong>de</strong>n eigenen Bo<strong>de</strong>n betrifft.<br />
Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren, liebe<br />
Forumsmitglie<strong>de</strong>r, bleiben Sie <strong>de</strong>nnoch <strong>de</strong>r<br />
bo<strong>de</strong>npolitischen Debatte nicht fern – sie<br />
ist spannend <strong>und</strong> es lohnt sich – <strong>de</strong>nken Sie<br />
auch bo<strong>de</strong>npolitisch!<br />
Mehr zu diesem Thema bietet folgen<strong>de</strong> Veröffentlichung, die<br />
kostenfrei beim Forum Baulandmanagement NRW bestellt<br />
wer<strong>de</strong>n kann:<br />
Dransfeld, E.; Pfeiffer, P. <strong>und</strong> Platzek, C.: Bo<strong>de</strong>n 2030 – Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
für die kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Umgang<br />
mit Einfamilienhausgebieten <strong>de</strong>r 1950er, 1960er <strong>und</strong><br />
1970er Jahre. Hrsg. vom Forum Baulandmanagement NRW,<br />
Dortm<strong>und</strong> 2009.
Schlusswort: Zukünftige Aufgaben für das<br />
Forum Baulandmanagement NRW<br />
Stefan Raetz – Bürgermeister <strong>de</strong>r<br />
Stadt Rheinbach, Vorsitz Forum<br />
Baulandmanagement NRW<br />
Wir haben heute viel diskutiert <strong>und</strong> gelernt.<br />
Wir haben einen Einblick in die Praxis<br />
erhalten, gera<strong>de</strong> auch in <strong>de</strong>n Diskussionsbeiträgen.<br />
Wir haben die Wissenschaft zu<br />
Wort kommen lassen <strong>und</strong> einen Einblick<br />
in die Initiativen <strong>und</strong> Vorgaben <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
erhalten – insgesamt also ein sehr breit<br />
aufgestelltes Programm dieser Tagung. Es<br />
gab viele Wortbeiträge <strong>und</strong> eine Menge an<br />
Input, <strong>de</strong>n wir für unsere weitere Arbeit<br />
aufnehmen können. Mein Dank gilt natürlich<br />
zunächst allen Referenten dafür, dass<br />
sie sich zur Verfügung gestellt <strong>und</strong> uns hier<br />
so viele Informationen gegeben haben.<br />
Fasst man <strong>de</strong>n heutigen Tag zusammen, so<br />
wird eines ganz <strong>de</strong>utlich: Bauland- o<strong>de</strong>r<br />
auch Bo<strong>de</strong>nmanagement scha<strong>de</strong>t nicht!<br />
Wenn es Nebenwirkungen hat, dann nur<br />
positive. Was sind nun unsere zukünftigen<br />
Aufgaben im Forum Baulandmanagement?<br />
Haben wir überhaupt noch welche? Nach<br />
<strong>de</strong>m heutigen Tag kann man, so glaube ich,<br />
ganz klar sagen: Ja, die haben wir! Denn es<br />
sind viele Fragen <strong>und</strong> zahlreiche Hinweise<br />
aufgetaucht auf das, was man noch einmal<br />
aufgreifen sollte. Dies wird uns dann in Zukunft<br />
im Rahmen unserer Werkstattreihe<br />
weiter beschäftigen.<br />
Nach wie vor existieren vielfältige bo<strong>de</strong>npolitische<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n<br />
Kommunen – jedoch mit <strong>de</strong>utlichen Unterschie<strong>de</strong>n!<br />
So fin<strong>de</strong>t man weiterhin bedarfsgerechte<br />
Baulandausweisung dort,<br />
wo noch Wachstum stattfin<strong>de</strong>t, aber man<br />
weiß auch, dass dies zukünftig ein En<strong>de</strong><br />
haben wird. Aber: Gibt es bereits dort <strong>de</strong>n<br />
Rückzug aus <strong>de</strong>r Fläche? Wie gehen diese<br />
Kommunen damit um?<br />
Ein weiteres, nach wie vor aktuelles Thema<br />
stellt die Nachnutzung innerstädtischer<br />
Brachflächen dar, dies haben wir bei fast<br />
allen Wortbeiträgen heute gehört. Welche<br />
aktuellen Best-Practice-Beispiele existie-<br />
ren hier? Wer geht wie an die Umsetzung?<br />
Dies hat sicherlich auch viel mit politischen<br />
Rahmenbedingungen zu tun. Darüber hinaus<br />
haben wir etwas erfahren über die<br />
Zusammenarbeit mit Privaten. Diese ist<br />
wichtig, <strong>de</strong>nn oft schaffen wir es als Kommunen<br />
nicht allein. Doch: Wen bin<strong>de</strong>n wir<br />
ein? Welche Mo<strong>de</strong>lle gibt es dazu?<br />
Auch das Thema ‚Städtebauliche Verträge‘<br />
ist heute noch einmal in <strong>de</strong>n Fokus<br />
gesetzt wor<strong>de</strong>n. Die existieren<strong>de</strong>n rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen machen<br />
Mut, es auch anzupacken. Wir haben –<br />
z. B. beim Thema ‚Zwischennutzungen‘ –<br />
bereits gezeigt, dass wir hier flexibel <strong>und</strong><br />
sehr innovativ vorgehen können.<br />
Folglich geht es auch weiterhin um die<br />
klassischen Fragen <strong>de</strong>s kommunalen Flächenmanagements.<br />
Mithilfe <strong>de</strong>r vielen Praxisbeispiele<br />
<strong>und</strong> wissenschaftlichen Expertisen<br />
haben wir heute gesehen, wo es in<br />
Nordrhein-Westfalen hingehen kann <strong>und</strong><br />
wo wir stehen.<br />
Wir haben auch gelernt, dass es unterschiedlichste<br />
Grün<strong>de</strong> gibt, warum sich<br />
Städte <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Thema<br />
Flächenmanagement beschäftigen: Manche<br />
aus einer Not, an<strong>de</strong>re dagegen (noch)<br />
aus einem gewissen Luxusproblem heraus.<br />
Wachstum, Schrumpfung, Brache, Nachnutzung,<br />
Abschöpfung, Steuerung – es sind<br />
viele verschie<strong>de</strong>ne Grün<strong>de</strong>, die heute ge-<br />
49
50<br />
nannt wor<strong>de</strong>n sind. Des Weiteren gibt es<br />
unterschiedlichste Ziele, die einzelne Kommunen<br />
mithilfe eines Flächenmanagements<br />
realisieren wollen. Wichtig hierbei ist: Es<br />
existiert kein Patentrezept, je<strong>de</strong>r muss seinen<br />
Weg fin<strong>de</strong>n.<br />
Intensiv beschäftigen wer<strong>de</strong>n wir uns mit<br />
<strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Befragung zum Bo<strong>de</strong>nmanagement,<br />
die Herr Dr. Dransfeld uns<br />
vorgestellt hat. Zu<strong>de</strong>m – <strong>und</strong> das wird eine<br />
ebenso interessante Diskussion wer<strong>de</strong>n –<br />
natürlich mit <strong>de</strong>n ‚Bo<strong>de</strong>n 2030‘-Thesen.<br />
Einige <strong>de</strong>r Punkte, die aus <strong>de</strong>m Publikum<br />
benannt o<strong>de</strong>r auch in <strong>de</strong>n Vorträgen angesprochen<br />
wur<strong>de</strong>n, müssen nun zunächst<br />
einmal strukturiert wer<strong>de</strong>n, um zu sehen,<br />
wo wir eigentlich stehen. Einerseits gewinnt<br />
das Thema <strong>de</strong>r stadtregionalen Baulandpolitik,<br />
<strong>de</strong>r interkommunalen Kooperation<br />
in <strong>de</strong>r Wohnbaulan<strong>de</strong>ntwicklung an<br />
Be<strong>de</strong>utung. Doch: Wie weit sind wir damit?<br />
Wie funktioniert die Abstimmung mit <strong>de</strong>n<br />
Nachbarstädten? Kommt diese Zusammenarbeit<br />
nur auf Druck o<strong>de</strong>r gar aus <strong>de</strong>r Not<br />
heraus zustan<strong>de</strong>? Zu<strong>de</strong>m gilt es, <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nmarkt<br />
weiter zu beobachten. Auch das<br />
ist noch einmal von Herrn Dr. Dransfeld<br />
betont wor<strong>de</strong>n. Bo<strong>de</strong>npreisdämpfung <strong>und</strong><br />
Folgekosten sind weiterhin drängen<strong>de</strong> Themen.<br />
Was darf hier abgeschöpft wer<strong>de</strong>n?<br />
Dabei gibt es gewisse Unsicherheiten. Wie<br />
sieht die Angemessenheit aus? Die Kausalität<br />
<strong>de</strong>r Baulandproduktionskosten ist<br />
mehrfach angesprochen wor<strong>de</strong>n.<br />
Ein weiterer Aspekt, <strong>de</strong>r uns in Zukunft sicherlich<br />
beschäftigen wird, ist die Frage, ob<br />
wir uns schon in einer Phase befin<strong>de</strong>n, in<br />
<strong>de</strong>r Baulandbeschlüsse, die einmal gefasst<br />
wor<strong>de</strong>n sind, angepasst wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Muss hier bereits jetzt <strong>de</strong>r nächste Schritt<br />
getan, also sozusagen ‚Baulandbeschlüsse<br />
2.0‘ gefasst wer<strong>de</strong>n?<br />
Genauso müssen wir uns mit <strong>de</strong>n neuen auf<br />
uns zukommen<strong>de</strong>n Rahmenbedingungen<br />
<strong>de</strong>r kommunalen Baulandpolitik beschäftigen.<br />
Vier Punkte sind genannt wor<strong>de</strong>n:<br />
Erstens <strong>de</strong>r Klimaschutz, <strong>de</strong>r heute eine<br />
<strong>de</strong>utlich wichtigere Rolle spielt als zu <strong>de</strong>n<br />
Zeiten, in <strong>de</strong>nen wir uns erstmalig mit Baulandmanagement<br />
beschäftigt haben. Zweitens<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographische Wan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r nun<br />
wesentlich näher an uns heran gerückt ist<br />
als noch vor zehn, fünfzehn Jahren. Drittens<br />
das Thema <strong>de</strong>r angespannten Haushaltslage<br />
in <strong>de</strong>n Kommunen <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>r<br />
Wirtschaftlichkeit. Und viertens die geän<strong>de</strong>rten<br />
<strong>und</strong> differenzierten Lebensstile.<br />
Gesellschaft <strong>und</strong> Politik spielen hier eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Ein weiterer Punkt ist die Transparenz in<br />
Bezug auf die langfristigen fiskalischen<br />
Auswirkungen bo<strong>de</strong>npolitischer Entscheidungen<br />
– diese muss weiter verbessert<br />
wer<strong>de</strong>n. Lohnt es sich tatsächlich überall,<br />
in eine weitere Baulan<strong>de</strong>ntwicklung hineinzugehen?<br />
Wie sehen die Folgekosten<br />
aus?<br />
Auch Aspekte, die bisher noch nicht im Fokus<br />
stan<strong>de</strong>n, erfor<strong>de</strong>rn in Zukunft weiteres<br />
Nach<strong>de</strong>nken: Welche Finanzierungsmechanismen<br />
sind bei bestandsorientierten<br />
Strategien <strong>de</strong>nkbar? Sind wir nun bereits<br />
soweit, dass wir uns über einen Bo<strong>de</strong>nmin<strong>de</strong>rwertausgleich<br />
statt über eine Abschöpfung<br />
unterhalten müssen? O<strong>de</strong>r sogar eine<br />
‚Abwrackprämie‘ für Gr<strong>und</strong>stückseigentümer<br />
als Anreiz zur Brachflächeninnenentwicklung?<br />
Möglicherweise sogar Flächenzertifikate<br />
für Flächenneuentwicklung?<br />
Darüber hinaus müssen Stadtrückbaustrategien<br />
weiter beleuchtet wer<strong>de</strong>n: Haben<br />
wir hier bereits einen integrierten, strategischen<br />
Ansatz gef<strong>und</strong>en?<br />
Eines wird also <strong>de</strong>utlich: Wir haben viel zu<br />
tun bei <strong>de</strong>r Aufarbeitung dieser Tagung,<br />
aber eben auch viele spannen<strong>de</strong> Themen<br />
für unsere Werkstattreihe. Denken Sie bitte<br />
weiterhin an die Arbeit <strong>de</strong>s Forums <strong>und</strong><br />
wenn möglich: Machen Sie mit!
A<br />
Alt, Bettina Kreis Steinfurt<br />
Altenbockum, Annette: Stadt Essen<br />
B<br />
Beck, Christel in <strong>de</strong>r Stadt Selm<br />
Bennewitz, Bruno Stadt Köln<br />
Berndgen-Kaiser, Andrea ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong><br />
Stadtentwicklungsforschung<br />
Bleeker, Helmut Bezirksregierung Köln<br />
Blocher, Jürgen Deutscher Städtetag<br />
Böd<strong>de</strong>ker, Ralf Stadt Gladbeck<br />
Boshuven, Manfred Stadt Hamminkeln<br />
Brockmeyer, Dietmar Gemein<strong>de</strong> Nordwal<strong>de</strong><br />
Brühl, Timo Emschergenossenschaft<br />
Buckardt, Alexan<strong>de</strong>r Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Wuppertal AöR<br />
Busshoff, Joachim Stadt Bocholt<br />
C<br />
Cepa, Helmut Stadt Marl<br />
D<br />
Dapper, Walter Stadt Münster<br />
Denstorff, Robin Stadt Rheinbach<br />
Devers, Andreas Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />
Dilks, Peter Stadt Lü<strong>de</strong>nscheid<br />
Dransfeld, Dr. Egbert Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement<br />
Dreßler, Regina Stadt Oberhausen<br />
Dudda, Günter Stadt Wesel<br />
Dworski, Martin BahnflächenEntwicklungsGesellschaft NRW<br />
E<br />
Eilert, Walter RAG AG<br />
Erzigkeit, Klaus Stadt Min<strong>de</strong>n<br />
F<br />
Fels, Barbara LAG 21 NRW e.V.<br />
Flügge, Harald Stadt Heiligenhaus<br />
Fox-Kämper, Runrid ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong><br />
Stadtentwicklungsforschung<br />
Franke, Niklas Stadt Xanten<br />
Fricke, Claudia Stadt Leverkusen<br />
Fritzsche, Susanne Stadt Nettetal<br />
Fröhlich, Peter Bezirksregierung Arnsberg<br />
G<br />
Gebert, Bernd Stadt Gelsenkirchen<br />
Geilmann, Ulrich Gemein<strong>de</strong> Alpen<br />
George, Klaus Stadt Essen<br />
Ger<strong>de</strong>s, Frank Stadt Werne<br />
Geßner, Ulrike Stadt Düsseldorf<br />
Giesen, Ingrid Stadt Wesel<br />
Gismann, Constanze Stadt Bornheim<br />
Teilnehmerverzeichnis<br />
51
52<br />
Gla<strong>de</strong>, Dieter Stadt Frechen<br />
H<br />
Hagelstein, Adrienne Stadt Wesel<br />
Hartmann, Joachim Stadt Vre<strong>de</strong>n<br />
Hei<strong>de</strong>lmeier, Roland Stadt Sankt Augustin<br />
Hering, Christian Bürstädter Gr<strong>und</strong>stücksentwicklungsGmbH<br />
Heyer, Dr. Rolf LEG Stadtentwicklung<br />
Hinze, Klaus Stadt Datteln<br />
Hoeft, Doris Stadt Essen<br />
Holter, Christel Stadt Willich<br />
Hölzle, Michael Stadt Ratingen<br />
Hugenberg, Alexandro Stadt Voer<strong>de</strong><br />
Hülser, Hans-Walter Stadt Krefeld<br />
I<br />
Iwer, Nicole Regionalverband Ruhr<br />
J<br />
Jakob, Christian Stadt Greven<br />
Jost, Maria Stadt Gladbeck<br />
K<br />
Kassubek, Michael Stadt Wuppertal<br />
Keller, Stephan Städte- <strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>b<strong>und</strong> NRW<br />
Kemkes, Jochen Stadt Emmerich am Rhein<br />
Kersten, Thomas B<strong>und</strong>esverband Deutscher Volks- <strong>und</strong><br />
Betriebswirte e. V.<br />
Kestermann, Rainer Bezirksregierung Arnsberg<br />
Klein, Herbert Stadt Sankt Augustin<br />
Kochanek, Franz Stadt Bochum<br />
Köppen, Jörg Stadt Gladbeck<br />
Koschmie<strong>de</strong>r, Peter Stadt Essen<br />
Kötter, Kirsten Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand <strong>und</strong><br />
Energie <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />
Krafzik, Joachim Stadt Gronau<br />
Krantz, Klaus Stadt Goch<br />
Krischer, Uwe Stadt Altena<br />
Kritzler, Wolfgang Stadt Krefeld<br />
Kröger, Kirsten Kreis Euskirchen<br />
Künzl, Sebastian WGZ Immobilien + Treuhand GmbH<br />
Küppers-Ullrich, Evamaria Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s NRW<br />
Kurowsky, Hans-Joachim Stadt Hil<strong>de</strong>n<br />
L<br />
Lennertz, Thomas BahnflächenEntwicklungsGesellschaft NRW<br />
Litzkendorf, Gudrun Stadt Duisburg<br />
Loke, Wolfgang Stadt Bochum<br />
M<br />
Maritzen, Jutta Rheinhafen Krefeld GmbH & Co KG<br />
Math, Sandra Stadt Ems<strong>de</strong>tten<br />
Mauck, Hartwig Stadt Bochum
Meierjohann, Hartmut Bezirksregierung Detmold<br />
Meiers, Franz LEG Stadtentwicklung<br />
Menzel, Martin Stadt Solingen<br />
Meyer, Christian Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />
Möhnke, Udo Stadt Bochum<br />
Müller, Klaus Stadt Bottrop<br />
Müller, Martina Gemeinnütziger Spar- <strong>und</strong> Bauverein<br />
Friemersheim<br />
Müller, Jörg Stadt Men<strong>de</strong>n<br />
Müller-Freckmann, Jennifer BahnflächenEntwicklungsGesellschaft NRW<br />
Müther, Claus Rafael Stadt Detmold<br />
N<br />
Niestegge, Diana Stadt Vre<strong>de</strong>n<br />
O<br />
Oermann, Dietrich Stadt Gladbeck<br />
Oste, Frank Stadt Essen<br />
P<br />
Peck, Matthias Ministerium für Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz,<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />
Peil, Stefan Stadt Essen<br />
Pelz, Carina InWis GmbH<br />
Peterburs, Siegfried Stadt Heiligenhaus<br />
Peveling, Franz-Josef Harpen Immobilien GmbH<br />
Piniek, Sonja InWis GmbH<br />
R<br />
Raetz, Stefan Stadt Rheinbach /<br />
Vorsitz Forum Baulandmanagement NRW<br />
Rapp, Christoph Ministerium für Umwelt- <strong>und</strong> Naturschutz,<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s NRW<br />
Rehfeuter, Thomas RAG Montan Immobilien<br />
Reinholz, Anette Stadt Aachen<br />
Reith, Jürgen Stadt Dormagen<br />
Renetzki, Peter RAG Montan Immobilien<br />
Reuter, Ruth Stadt Dinslaken<br />
Rin<strong>de</strong>l, Birgit Stadt Men<strong>de</strong>n<br />
Rosenkranz, Rainer Stadt Essen<br />
Rothe, Berthold Stadt Euskirchen<br />
Rühle, Frank Stadt Krefeld<br />
Rykers, Stephanie Stadt Viersen<br />
S<br />
San<strong>de</strong>r, Sven Regionalverband Ruhr<br />
Sbosny, Alexan<strong>de</strong>r ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong><br />
Stadtentwicklungsforschung<br />
Schiefer, Thomas Stadt Mechernich<br />
Schmidt, Frank Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Velbert<br />
Schoenen, Hiltrud Stadt Krefeld<br />
53
54<br />
Schubert, Jörg Stadt Remscheid<br />
Schwamberg, Erich Stadt Datteln<br />
Schwarz, Ingo Stadt Langenfeld<br />
Schwarz, Stefan Stadt Essen<br />
Seck, Thomas Stadt Wuppertal<br />
Siebert, Sebastian StadtRaumKonzept / Koordinierungsstelle<br />
Forum Baulandmanagement NRW<br />
Siegers, Norbert WFO - Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Oberhausen GmbH<br />
Singh, Christiane Stadt Wülfrath<br />
Sommerhäuser, Ingeborg Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />
Spring-Ojih, Dorothee im Regionalverband Ruhr<br />
Staege, Volker RAG AG<br />
Steimann-Menne, Martina Stadt Hamm<br />
Stiegen, Heinz Stadt Korschenbroich<br />
Streuff, Heinz Stadt Rees<br />
T<br />
Tenfel<strong>de</strong>, Wilma Stadt Hattingen<br />
Thelen, Andrea Stadt Willich<br />
Tiepelmann, Reiner Stadt Kreuztal<br />
Trüggelmann, Volker Bau- <strong>und</strong> Liegenschaftsbetrieb NRW<br />
U<br />
Uehlecke, Hans-Ulrich Stadt Essen<br />
Ufermann, Claus Gemein<strong>de</strong> Nordwal<strong>de</strong><br />
V<br />
Vetter, Frank Stadt Gronau<br />
Vogel, Dorothe Stadt Münster<br />
Vogt, Dieter Stadt Greven<br />
Völler, Raphael Stadt Hamm<br />
W<br />
Wachs, Dr. Stefan Stadt Emmerich am Rhein<br />
Wagner, Jeannette Stadt Bonn<br />
Wahle, Klaus Stadt Mesche<strong>de</strong><br />
Werheit, Dr. Martina Stadt Bergisch Gladbach<br />
Werkmeister, Lars ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong><br />
Stadtentwicklungsforschung<br />
Wienberg, Carsten Stadt Dormagen<br />
Wiesenberger, Nikolaus Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW<br />
Wietfeld, Albert Stadt Warstein<br />
Wöltge, Ingo Stadt Viersen<br />
Wowra, Andrea Stadt Essen<br />
Wucherpfennig, Michael NRW.BANK<br />
Wuschansky, Dr. Bernd ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s- <strong>und</strong><br />
Stadtentwicklungsforschung<br />
Z<br />
Zinz, Regine Stadt Stuttgart<br />
Zipter, Detlef Stadt Köln<br />
Zündorf, Paul Stadt Euskirchen