dialog 3-2020 Herbst
"nächstes jahr ..." - Wie wird es werden? Die Selbstverständlichkeit, mit der wir zu planen gewohnt waren, hat dieses Jahr uns gründlich ausgetrieben. Das nächste abzusehen, gleicht dem sprichwörtlichen Blick in die Kristallkugel oder dem Lesen in Teeblättern. In dieser Ausgabe des dialog beleuchten wir verschiedene Aspekte der allgemeinen Verunsicherung, zeigen aber natürlich auch Positives auf: z.B. wie eine schlichte Hühnerleiter optimistisch stimmen kann.
"nächstes jahr ..." - Wie wird es werden? Die Selbstverständlichkeit, mit der wir zu planen gewohnt waren, hat dieses Jahr uns gründlich ausgetrieben. Das nächste abzusehen, gleicht dem sprichwörtlichen Blick in die Kristallkugel oder dem Lesen in Teeblättern.
In dieser Ausgabe des dialog beleuchten wir verschiedene Aspekte der allgemeinen Verunsicherung, zeigen aber natürlich auch Positives auf: z.B. wie eine schlichte Hühnerleiter optimistisch stimmen kann.
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die welt
Foto: Paul Stajan
das wort
Nächstes Jahr …?
In den Kindergärten und Schulen hat das neue Jahr schon begonnen. Auch in
der Heilandskirche startet wieder ein buntes Programm. Mit vielen Fragezeichen:
Wie wird es werden? Die Selbstverständlichkeit, mit der wir zu planen
gewohnt waren, hat uns dieses Jahr gründlich ausgetrieben. Das nächste abzusehen,
gleicht dem sprichwörtlichen Blick in die Kristallkugel oder dem Lesen
in Teeblättern.
„Nächstes Jahr in Jerusalem!“
So lautet der jüdische Wunsch zum Passafest und am Versöhnungstag. Er steht
für die Hoffnung des jüdischen Volkes angesichts der Zerstreuung in aller Welt.
Generationen von Jüdinnen und Juden gingen mit diesen Worten auseinander
ohne die geringste Aussicht, den Ort der großen Sehnsucht je erreichen zu können.
In der jüngeren Vergangenheit war ein Treffen in Jerusalem keine große
Herausforderung mehr, bis – dieses Jahr.
Umdisponiert
Der Sehnsuchtsort der Grazerin Esther Ornig liegt in Indien, und sie hat ein
großes Ziel für nächstes Jahr: dorthin zurück. Vom abrupten Ende ihres Volontariats
unter Straßenkindern und ihren neuen Plänen hat sie Alice Samec erzählt.
Wie eine schlichte Hühnerleiter optimistisch stimmen kann, erfahren Sie im
Beitrag des renommierten Demografen Wolfgang Lutz. Unsere Gemeindevertreterin
und Lektorin Ulrike Brombauer nimmt Sie mit durch luftige Höhen
zum irdischen Glück in einer Klinik für Menschen mit Demenz.
Festjahr 2021
Am 15. April 1821 wurde die erste evangelische Gemeinde in Graz nach der
Gegenreformation gegründet. Nächstes Jahr feiern wir also unser 200-Jahr-
Jubiläum! Näheres zu den geplanten Feierlichkeiten gibt es in der nächsten Ausgabe
des dialog.
In das Festjahr geht die Pfarrgemeinde mit neuer Besetzung: Felix Hulla hat das
Amt des zweiten Pfarrers übernommen. Als Nachfolgerin von Heinz Schubert
wurde Angelika Halbedl-Herrich zur Kuratorin gewählt, die Stellvertretung ist
von Traudl Szyszkowitz auf Thomas Wychodil übergegangen. Auf ein Neues!
Möge es Sie anregen zum dialog, gerne auch persönlich!
•
Pfarrer Matthias Weigold
Kristallkugel, Sterne, Hände, Karten
– in vielen Dingen soll die Zukunft
stehen. Sie vorherzusehen, versuchen
Menschen schon seit jeher.
Feuer als mystisches Element ist weltweit
zum Wahrsagen genutzt worden.
Die Zukunft kann in den Formen und
Farben der Flammen, im Rauch, in der
Asche stehen – oder in verbrannten
Knochen.
In Polen wird traditionell am 30. November,
am Andreastag, in die Zukunft
geschaut. Wer zu seinem zukünftigen
Ehepartner oder möglichem Wohlstand
etwas wissen will, gießt heißes Wachs
durch den Griff eines alten Schlüssels
in kaltes Wasser. Die erstarrten Wachsformen
werden dann ins Licht gehalten
und ihre Schatten interpretiert.
Das Lesen in Teeblättern oder Kaffeesatz,
entstanden vermutlich in Osteuropa
und der Türkei, fand großen
Anklang auch in Großbritannien. Die
Formen des Suds am Boden einer Tasse
sollen die Zukunft vorhersagen: Eine
Taube bedeutet Wohlstand und Glück,
ein Stuhl eine bevorstehende Schwangerschaft.
In China entstand vor über 2.000 Jahren
das Yijing, eine Sammlung von
Strichzeichen und zugeordneten Sprüchen,
die auch für die Wahrsagung verwendet
wird. Es ist eine komplexe, auf
Zahlensymbolik basierende Interpretationshilfe:
64 verschiedene Strichzeichen
mit jeweils sechs Zusatzhinweisen
bieten 384 Interpretationsmöglichkeiten
– und wenn man die Übergänge
dazwischen mitberücksichtigt,
sind es 4.096. Und das ist noch nicht
alles …
•
Unlängst war in meiner Zeitung im
Tageshoroskop für mein Sternzeichen
folgendes zu lesen: „Was bleibt,
was wird gehen? Die Phase, auf die
Sie sich zubewegen, steht ganz im
Zeichen des Umbruchs. Dass das
nicht immer einfach sein wird, erklärt
sich von allein.“ Da könnte
man für das eigene Privat- oder Berufsleben
allerhand hineininterpredie
fußnote
von kuratorin
angelika
halbedl-herrich
Foto: Fischer
tieren. Das würde sogar für meine
Aktivitäten in der Heilandskirche
passen. Hier hat bereits eine personelle
Umgestaltungsphase begonnen.
Gut, dass Heinz Schubert der
Gemeinde erhalten bleibt, auch
wenn er als Kurator geht.
Um eine Nachfolgerin oder einen
Nachfolger zu finden, muss man
aber gar nicht in die Sterne schauen.
Es gibt hier engagierte Menschen,
die dieses Ehrenamt wieder mit
Kopf und Herz erfüllen. Die Wahl ist
nun auf mich gefallen. Es wird nicht
immer einfach sein, aber es ist gemeinsam
zu schaffen. Fürs nächste
Jahr und gerne länger.
•
kuratorin@heilandskirche.st
dialog september 2020 - nr. 182 3