Die LUPE 76 vom 29.10.12 als PDF - Haus Hall
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Ausgabe <strong>76</strong> Oktober 2012<br />
Auftragskunst aus der Marienburg<br />
Damit Arbeit nicht krank macht
2<br />
Vorwort<br />
Aus dem Inhalt<br />
Impressum<br />
Lupe <strong>76</strong> – 2012<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
es ist schon eine Weile her, da durfte ich an der Eröffnung eines Verwaltungsneubaus<br />
teilnehmen, an dessen Wänden großfl ächige Bilder hingen, die<br />
schwerer behinderte Menschen aus den Werkstätten <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> gemalt hatten.<br />
<strong>Die</strong> Künstler waren natürlich bei der Eröffnung dabei und voller Stolz, dass<br />
ihre Werke jetzt das neue Gebäude zieren. Beim Betrachten der Fotos aus der<br />
Kunstwerkstatt geht es Ihnen vielleicht wie mir: <strong>Die</strong> bunten Farben und das<br />
Lachen der Menschen strahlen so viel Lebensfreude aus, dass man sich davon<br />
nur anstecken lassen will. Auch das ist Inklusion!<br />
In den Einrichtungen und <strong>Die</strong>nsten der Stiftung <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> steht das körperliche<br />
und seelische Wohlbefi nden der uns anvertrauten Menschen im Mittelpunkt<br />
der Bemühungen. Dabei wissen wir, dass es den Betreuten nur gut gehen<br />
kann, wenn es auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut geht. Leider<br />
gibt es auch in der Stiftung immer wieder mal Ausfälle durch physische oder<br />
psychische Überlastung. Das soll nicht sein! <strong>Die</strong> durchgeführten Gesundheitstage<br />
mit der Überschrift „Fitness für Körper und Seele“ waren ein erster Schritt<br />
zu mehr Gesundheitsprävention. Weitere werden folgen. Am Ende profi tieren<br />
alle davon: die Mitarbeiter durch bessere Gesundheit, die Stiftung durch weniger<br />
Ausfälle und die Betreuten durch fi tte Mitarbeiter.<br />
Bleiben auch Sie fi t!<br />
Es grüßt Sie<br />
Dr. Thomas Bröcheler<br />
Gesundheitsprävention:<br />
Damit Arbeit nicht krank macht S. 6<br />
Tandemlauf:<br />
Laufen und Schwitzen für die neue Sorthalle S. 15<br />
<strong>Die</strong> <strong>LUPE</strong> – Zeitschrift der Stiftung <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>, Nr. <strong>76</strong>, <strong>29.10.12</strong><br />
Herausgeber: Bischöfl iche Stiftung <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>, Dr. Thomas Bröcheler, Direktor<br />
Tungerloh-Capellen 4, 48712 Gescher<br />
Redaktion: Ulla Pietsch (up), ulla.pietsch@haushall.de und<br />
Michel Hülskemper (mhü), michel.huelskemper@haushall.de<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 02542-703 1006<br />
Fotos: Steffi Dünne, Ansgar Höing, Michel Hülskemper, Ulla Pietsch, Pia Rauball,<br />
Stiftung <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>/Archiv<br />
Produktion: antek Werbekontor GmbH, Gescher<br />
Aufl age: 2.600 Exemplare<br />
Vertrieb: Kostenlose Ausgabe in allen Einrichtungen von <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> an jeden Interessierten<br />
Postbezug: Mechtild Belker, Tel. 02542-703 1001<br />
Internet: <strong>Die</strong> <strong>LUPE</strong> ist auch im Internet zu fi nden unter www.haushall.de/Publikationen/<strong>LUPE</strong><br />
Konto: Nr. 53 000 329 · Sparkasse Westmünsterland BLZ 401 545 30<br />
© <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>, 2012<br />
www.haushall.de<br />
In der Kunstwerkstatt des Zweiten<br />
Lebensraums in Coesfeld fi nden Beschäftigte<br />
mit schwerer Behinderung<br />
gestalterische Ausdrucksmittel: Pinsel,<br />
Schwamm, Farbe und Leinwand. Sie<br />
malen, wischen oder stempeln farbenfrohe<br />
Bilder mit abstrakten Motiven.<br />
<strong>Die</strong>se Arbeit hat Außenwirkung: <strong>Die</strong><br />
Bilder können bestellt und nach individuellen<br />
Wünschen angefertigt werden.<br />
Sie fi nden ihren Platz in Räumlichkeiten<br />
von Hotels, Banken oder Arztpraxen<br />
– und an privaten Wänden. Weitere<br />
Information:<br />
Annette Hövelbrinks, Abteilungsleiterin<br />
Marketing u. Vertrieb der Werkstätten<br />
<strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>, Tel. 02542-703 7111,<br />
annette.hoevelbrinks@haushall.de<br />
Auftragskunst aus der Marienburg<br />
Steffi Dünne ist Fotografi n und lebt in<br />
Ahaus. Ihr Schwerpunkt ist Hochzeits-,<br />
Familien- und Kinderfotografi e. Sie<br />
hat die Kunstwerkstatt in der Marienburg<br />
besucht und die Beschäftigten in<br />
ihrer individuellen Arbeit mit Farben<br />
und Malutensilien fotografi sch festgehalten.<br />
Entstanden sind Bilder, mit<br />
denen eine Präsentationsmappe für<br />
die Kunstwerkstatt erstellt wurde. Eine<br />
Auswahl zeigen wir auf den folgenden<br />
Seiten. Kontakt Steffi Dünne:<br />
www.moments4you.eu up<br />
Lupe <strong>76</strong> – 2012<br />
3
Auftragskunst aus der Marienburg<br />
4 Lupe <strong>76</strong> – 2012<br />
Auftragskunst aus der Marienburg<br />
Lupe <strong>76</strong> – 2012<br />
5
Gesundheitsprävention: Damit Arbeit nicht krank macht<br />
Gesundheitstage: Fitness für Körper und Seele Burn out: Auch in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> ein Thema?<br />
Gesund bleiben: Das wünschen wir uns selbst und uns gegenseitig. <strong>Die</strong> Leitung und die Mitarbeitervertretung haben<br />
sich in diesem Jahr viel mit dem Thema Gesundheit der Mitarbeiter beschäftigt. Was können wir tun, damit Arbeit<br />
nicht krank macht? Wie können wir gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen gestalten? Und was kann jeder selbst<br />
für sich tun, um gesund zu bleiben?<br />
Als ein Ergebnis wurden die diesjährigen<br />
Studientage unter das Thema<br />
„Fitness für Körper und Seele“ gestellt.<br />
Dabei ging es insbesondere um die<br />
Schwerpunkte psychische Belastungen<br />
und Rückenleiden. Jeder Mitarbeiter<br />
hatte die Möglichkeit, sich aus<br />
einem umfangreichen Programm nach<br />
eigenem Interesse einzelne Veranstaltungsbausteine<br />
zusammenzustellen.<br />
Schnupperkurse<br />
Im Mittelpunkt standen praktische<br />
Schnupperkurse zum Ausprobieren und<br />
Kennenlernen. Dafür war bequeme Trai-<br />
ningskleidung angesagt. Power für<br />
Bauch, Rücken und Beine, Zumba<br />
mit Musik, Fitnessübungen für Schulter<br />
und Rücken – hinter solchen Bezeichnungen<br />
standen Bewegung und<br />
Schweiß und das in kleinen Gruppen<br />
in den Gymnastikhallen. Ruhiger ging<br />
es bei den Entspannungsangeboten<br />
zu. Da gab es die fünf Tibeter, QiGong<br />
und die Methode der Progressiven<br />
Muskelentspannung. Wer seinen Tagesablauf<br />
geschickt zusammenstellte,<br />
konnte im stündlichen Wechsel viele<br />
Erfahrungen sammeln und Anregungen<br />
zum Weitermachen mitnehmen.<br />
Check-up<br />
Wer eine persönliche Einzelberatung<br />
wünschte, nahm an einem individu-<br />
ellen Check-up teil. Mittels der MediMouse,<br />
einem handlichen, computergestützten<br />
Messgerät, wurde die<br />
Beweglichkeit der Wirbelsäule überprüft<br />
und sofort auf dem Monitor<br />
dargestellt, so dass rückenbedingte<br />
Risiken und Beschwerdekomplexe zu<br />
erkennen waren. Im anschließenden<br />
Gespräch konnten die drei parallel arbeitenden<br />
Physiotherapeuten gleich<br />
geeignete Trainingsmaßnahmen empfehlen.<br />
Ähnlich der Check-up zur psychischen<br />
Belastung: Wer wollte, füllte einen Fragebogen<br />
aus, mit dem die persönliche<br />
Stressverarbeitung und mögliche Gefährdungen<br />
festgestellt wurden. <strong>Die</strong><br />
Ergebnisse wurden in einem anschließenden<br />
kurzen Beratungsgespräch individuell<br />
besprochen. Alle Check-ups<br />
wurden streng vertraulich behandelt.<br />
Vorträge<br />
Ergänzend fanden im Festsaal Vorträge<br />
statt. Dr. Dagmar Siebecke sprach über<br />
„Burnout-Prophylaxe im Alltag“. Leicht<br />
verständlich erklärte die Psychologin<br />
und Arbeitswissenschaftlerin die positiven<br />
und negativen Aspekte von Stress<br />
und zeigte auf, was der Einzelne und<br />
was der Betrieb vorbeugend tun kann.<br />
Dr. Volker Schrage informierte über<br />
Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten<br />
von Burnout und gab prak-<br />
Kreativ gestaltet waren die verschiedenen Infostände im Festsaal.<br />
tische Empfehlungen zum Ernährungs-<br />
und Bewegungsverhalten – witzig und<br />
doch tiefgründig.<br />
Informationsstände<br />
Der Festsaal in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> glich einer<br />
Messe. Zahlreiche kreativ gestaltete<br />
Stände boten Informationen und Gelegenheiten<br />
zum Gespräch: die AOK über<br />
Bluthochdruck und heimlichen Zucker<br />
in Lebensmitteln, das Zentrum für Gesundes<br />
Arbeiten über Unternehmenskonzepte,<br />
die Betriebsärztin Anne Ikemann<br />
über Ergonomie am Arbeitsplatz.<br />
Doch nicht nur externe, sondern auch<br />
interne Experten stellten sich mit ihren<br />
Angeboten dar: <strong>Die</strong> Diätfachkräfte<br />
Marlies Rohling und Gaby Böing informierten<br />
über gesunde Ernährung und<br />
über die Beratungsangebote der <strong>Haus</strong><br />
<strong>Hall</strong>er Großküche. <strong>Die</strong> Seelsorger der<br />
Stiftung berichteten über Exerzitien<br />
und Besinnungstage für Mitarbeiter.<br />
Psychologen und weitere Mitarbeiter<br />
der Abteilung Beratung und Therapie<br />
erläuterten ihre Möglichkeiten,<br />
in Krisensituationen Hilfe zu leisten.<br />
Christiane Flüchter, Pflegefachkraft,<br />
und Kollegen zeigten Hilfsmittel und<br />
Handgriffe für rückenschonende Pflege.<br />
Viele weitere Mitwirkende, die gar<br />
nicht alle aufgezählt werden können,<br />
machten deutlich, welches Potenzial<br />
an Fachwissen und Erfahrung in der<br />
Mitarbeiterschaft vorhanden ist. Konsequenterweise<br />
stand auch das Mittagessen<br />
unter dem Motto: „gesund und<br />
lecker“.<br />
Auswertung<br />
Jeder Teilnehmer wurde gebeten, am<br />
Schluss der Veranstaltung, die über<br />
drei Tage streute, seine Beurteilung<br />
abzugeben. Alle Bögen wurden anonym<br />
ausgewertet. <strong>Die</strong> Auswertung ergab<br />
gute Gesamtnoten und eine hohe<br />
Zufriedenheit mit den Inhalten und<br />
Methoden. Das Interesse an weiterführenden<br />
Angeboten ist groß, insbesondere<br />
zu den Themen: „Rücken gesund<br />
halten“ und „Stress vermeiden und bewältigen“.<br />
mhü<br />
Gesundheitsprävention: Damit Arbeit nicht krank macht<br />
Dr. Dagmar Siebecke ist Arbeitswissenschaftlerin und Psychologin. Burnout-Prophylaxe ist ihr großes Thema.<br />
Sie informiert und berät Führungskräfte und Mitarbeiter der Stiftung <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> beim Aufspüren von Risikofaktoren<br />
und bei der Entwicklung konkreter Maßnahmen.<br />
<strong>LUPE</strong>: Alle reden von Burnout und das<br />
nicht nur in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>. <strong>Die</strong> Medien haben<br />
längst das Thema entdeckt und<br />
berichten darüber. Auch Ihr Vortrag<br />
bei den Studientagen handelte davon.<br />
Ist die Lage so dramatisch?<br />
Dagmar Siebecke: Der Begriff Burnout<br />
ist in letzter Zeit viel zu häufig unreflektiert<br />
und im Sinne einer Panikmache<br />
verwendet worden. Man sollte<br />
in vielen Fällen zunächst von Belastungen<br />
sprechen. Trotzdem muss man<br />
feststellen: Jeder dritte Beschäftigte<br />
in deutschen Unternehmen zeigt ein<br />
erhöhtes Burnout-Risiko, 5 % zeigen<br />
Zeichen eines klinischen Burnouts. Das<br />
sind Zahlen, mit denen man sich beschäftigen<br />
muss, denn dahinter stehen<br />
die Gesundheit, das Wohlbefinden und<br />
die Arbeitskraft vieler Menschen.<br />
Sie haben bisher überwiegend mit<br />
Industrieunternehmen zusammengearbeitet.<br />
Was beobachten Sie in sozialen<br />
Einrichtungen wie <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>?<br />
Es gibt hier ein erhöhtes Risiko für<br />
Burnout. Das hängt zusammen mit der<br />
großen Bereitschaft der Mitarbeiter,<br />
für andere Menschen da zu sein, sich<br />
mit der beruflichen Aufgabe voll zu<br />
identifizieren und dabei die eigenen<br />
Grenzen zu überschreiten. Andererseits<br />
nehmen viele Mitarbeiter im so-<br />
zialen Bereich die Signale des eigenen<br />
Körpers wahr und sie sind eher bereit,<br />
sich frühzeitig mit den Anzeichen von<br />
Burnout auseinanderzusetzen.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie bei den<br />
<strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>er Studientagen gemacht?<br />
Wir haben verschiedene Gesundheits-<br />
Checkups angeboten, darunter auch<br />
eines zur psychischen Gesundheit.<br />
Jeder, der mitmachen wollte, hat zunächst<br />
einen 5-Minuten-Fragebogen<br />
ausgefüllt, um das eigene Arbeitsver-<br />
<strong>Die</strong> Medi-Mouse erstellt eine digitale Ansicht der Wirbelsäule und ihrer Risikostellen.<br />
halten und die persönlichen Stressverarbeitungsmöglichkeiten<br />
zu reflektieren.<br />
Dabei ging es auch um Dinge wie<br />
Verausgabungsbereitschaft, Perfektionsstreben<br />
und Resignationstendenz. <strong>Die</strong><br />
Bögen wurden sofort ausgewertet und<br />
es gab die Möglichkeit, sie anschließend<br />
in einem individuellen Beratungsgespräch<br />
zu besprechen. <strong>Die</strong>ses<br />
Angebot wurde sehr stark nachgefragt;<br />
alle Termine, die zur Verfügung standen,<br />
wurden genutzt. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />
bleiben streng vertraulich und werden<br />
nirgendwo festgehalten.<br />
Vielleicht können Sie dennoch einige<br />
Ergebnisse zusammenfassen?<br />
Mir fällt vor allem positiv auf, wie viele<br />
hoch motivierte Mitarbeiter es hier<br />
gibt. Das schlägt sich auch in der At-<br />
mosphäre nieder, die ich durchweg<br />
freundlich finde. Probleme entstehen<br />
wie anderswo auch etwa dann,<br />
wenn berufliche Aufgaben kaum zu<br />
bewältigen sind, wenn Unsicherheit,<br />
Zeitdruck und wirtschaftlicher Druck<br />
den Arbeitsalltag bestimmen. Mangelnde<br />
Wertschätzung durch Kunden,<br />
Geschäftspartner oder Vorgesetzte<br />
können Belastungen darstellen. Wenn<br />
Mitarbeiter nicht in der Lage sind, sich<br />
von der beruflichen Situation innerlich<br />
auf verträgliche Weise zu distanzieren<br />
und wenn dann möglicherweise noch<br />
starker Stress aus dem privaten Lebensumfeld<br />
hinzukommt, kann das zu<br />
gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
führen.<br />
Wie kann Burnout vermieden werden?<br />
Das Ziel muss doch sein, langfristig<br />
arbeitsfähig zu bleiben. Prophylaxe<br />
sollte nach meiner Auffassung in zwei<br />
Richtungen gehen: Zum einen haben<br />
die Führungskräfte im Unternehmen<br />
die Aufgabe, die Belastungen, denen<br />
die Mitarbeiter am Arbeitsplatz ausgesetzt<br />
sind, zu kennen und Problemlösungen<br />
für negative Stressfaktoren<br />
zu erarbeiten. Dazu gehört auch eine<br />
Sensibilität für die individuelle Situation<br />
des einzelnen unterstellten Mitarbeiters.<br />
Eine Bedeutung hat auch, ob<br />
und mit welchen Mitteln Vorgesetzte<br />
bzw. das Gesamtunternehmen die Mitarbeiter<br />
motivieren können.<br />
Prophylaxe ist aber auch eine Aufgabe<br />
für jeden Mitarbeiter. Jeder sollte<br />
sich fragen: Was macht mir Stress?<br />
Wie mache ich mir Stress? Wie reagiere<br />
ich bei Stress? Auslöser, Bewertung<br />
und Konsequenz von Stress sind nicht<br />
dasselbe. Und außerdem bei jedem<br />
Menschen unterschiedlich. Wichtig ist,<br />
dass jeder sich aktiv mit den Stress erzeugenden<br />
Faktoren auseinandersetzt,<br />
die Opferrolle verlässt und die inneren<br />
Gedanken und Muster überprüft. Auch<br />
Ausgleich und Regeneration in der<br />
Freizeit liegen in der Verantwortung<br />
des Einzelnen.<br />
Fragen und Aufzeichnung:<br />
Michel Hülskemper, <strong>LUPE</strong><br />
6 Lupe <strong>76</strong> – 2012 Lupe <strong>76</strong> – 2012 7
Gesundheitsprävention: Damit Arbeit nicht krank macht Gesundheitsprävention: Damit Arbeit nicht krank macht<br />
Belastungen sehen und damit umgehen Aktiv werden – über den Tag hinaus<br />
Gesundheitsprävention: eine Aufgabe nicht nur für jeden einzelnen Mitarbeiter, sondern für das ganze Unternehmen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>LUPE</strong> sprach mit dem Direktor von <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>, Dr. Thomas Bröcheler über seine Einschätzungen.<br />
<strong>LUPE</strong>: Nur jeder vierte Mitarbeiter<br />
hat bei den Gesundheitstagen mitgemacht.<br />
Hat sich der Aufwand gelohnt?<br />
Thomas Bröcheler: Ich meine schon.<br />
<strong>Die</strong> positiven Reaktionen sind weit<br />
überwiegend und sprechen eine deutliche<br />
Sprache. Das Programm war<br />
durchdacht und bot jedem viele Möglichkeiten,<br />
etwas für sich zu tun und<br />
Anregungen mitzunehmen – ob bei<br />
den Vorträgen, den persönlichen Beratungsgesprächen<br />
oder bei den vielen<br />
Bewegungsangeboten. Insgesamt<br />
haben die Gesundheitstage herausgestellt,<br />
wie wichtig das Thema ist. Und<br />
mit der Veranstaltung ist es ja noch<br />
nicht zu Ende.<br />
Wird es weiterhin Angebote für Sport<br />
und Entspannung geben?<br />
Ja, bestimmt. Das Interesse daran ist<br />
jedenfalls groß. Bei der Planung geht<br />
es auch um ganz praktische Fragen wie<br />
etwa die richtige Uhrzeit, den richtigen<br />
Ort usw., damit Mitarbeiter auch wirklich<br />
teilnehmen können. Das klappt<br />
übrigens am besten, wenn Mitarbeiter<br />
sich zusammenschließen und selbst<br />
einen konkreten Vorschlag machen.<br />
<strong>Die</strong> Abteilung Fortbildung koordiniert<br />
dann diese Kurse und sorgt dafür, dass<br />
sie bekannt sind und weitere Kollegen<br />
teilnehmen können. Deswegen haben<br />
wir die Abteilung personell etwas aufgestockt.<br />
Maßnahmen<br />
An den Gesundheitstagen haben im<br />
März 400 Mitarbeiter teilgenommen.<br />
Über das Jahr hinweg finden zahlreiche<br />
weitere hausinterne Veranstaltungen<br />
im Rahmen der Gesundheitsprävention<br />
statt. In allen Bereichen<br />
diskutieren Mitarbeiter-Workshops<br />
über konkrete Gesundheitsrisiken<br />
und Lösungsideen. <strong>Die</strong> Leitungskräfte<br />
nehmen an Fortbildungsseminaren<br />
zum Thema „Gesundes Führen“<br />
teil. Mit allen Abteilungsleitern<br />
führten externe Berater Einzelgespräche<br />
zum gleichen Thema. Weite-<br />
<strong>Die</strong> psychischen Belastungen der Mitarbeiter<br />
am Arbeitsplatz scheinen zuzunehmen.<br />
Was ist in dieser Hinsicht<br />
zu tun?<br />
Alle Führungskräfte sind hier in einer<br />
besonderen Verantwortung. Es geht<br />
darum, die Situation jedes einzelnen<br />
Mitarbeiters im Blick zu haben, bevor<br />
es zu einem Burnout kommt. Ich meine,<br />
dass die Sensibilität dafür bei den<br />
Verantwortlichen in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> bereits<br />
groß ist. Auch sind wir mit den regelmäßigen<br />
Führungsgesprächen gut<br />
aufgestellt. Wir mussten allerdings<br />
feststellen, dass die vorhandenen Beratungsangebote<br />
noch nicht überall<br />
bekannt sind. <strong>Die</strong> Mitarbeiter der Abteilung<br />
Beratung und Therapie stehen<br />
auch bei Krisen und Konflikten am Arbeitsplatz<br />
zur Verfügung und können<br />
jederzeit angesprochen werden.<br />
Ganz wichtig ist jedenfalls, dass die<br />
Mitarbeiter nicht nur mit Routine<br />
ihre Aufgaben erledigen, sondern mit<br />
Freude und Motivation bei der Arbeit<br />
sind. Wenn jemand frustrierende Erlebnisse<br />
an seinem Arbeitsplatz hatte<br />
und sich deshalb in einer <strong>Die</strong>nst-nach-<br />
Vorschrift-Haltung einrichtet, muss ich<br />
ganz deutlich sagen: Das wollen wir<br />
nicht akzeptieren und mit dem Mitarbeiter<br />
gemeinsam nach Lösungen<br />
suchen. Eine große Herausforderung<br />
ist der angemessene Umgang mit Vorschriften<br />
und Dokumentationspflich-<br />
re Kurse behandeln „Stressbewältigung<br />
und Ressourcenmanagement“.<br />
„Nachhaltigkeitsworkshops“ sollen<br />
sicherstellen, dass Gelerntes und<br />
Verabredetes überprüft und fortgeführt<br />
wird.<br />
Das Gesamtprogramm war Anfang<br />
2012 geplant worden. Kooperationspartner<br />
ist das „Zentrum für Gesundes<br />
Arbeiten Münsterland“ in Legden.<br />
Das Programm wird gefördert<br />
mit Mitteln des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen und der Europäischen<br />
Union.<br />
ten. So sinnvoll und notwendig das<br />
alles ist, müssen wir gleichzeitig aufpassen,<br />
dass das nicht zu viel Raum<br />
einnimmt und sich nachteilig auf die<br />
Arbeitshaltung und Arbeitszufriedenheit<br />
auswirkt. Insgesamt finde ich aber<br />
die Einstellung der Mitarbeiter sehr<br />
positiv. Das erkennt man beispielsweise<br />
bei dem großen Engagement, mit<br />
dem die Ferienfahrten für die Bewohner<br />
durchgeführt werden.<br />
Welche Anforderungen werden durch<br />
die Arbeitsmedizin gestellt?<br />
Wir müssen uns beispielsweise immer<br />
wieder fragen, ob wir auf bestimmte<br />
Situationen gut eingestellt sind. Etwa:<br />
Sind die vielen Bildschirmarbeitsplätze<br />
richtig ausgestattet? Wo in der Werkstatt<br />
liegen Gefährdungen vor? Jedes<br />
neue Gebäude löst neue Fragen aus.<br />
Welche Aufgaben sehen Sie in der nahen<br />
Zukunft kommen?<br />
<strong>Die</strong> Mitarbeiter werden im Durchschnitt<br />
älter. Gleichzeitig wird die Arbeit nicht<br />
weniger und die Arbeitsbelastung nicht<br />
geringer. Mit dieser Entwicklung und<br />
ihren Folgen werden wir uns alle mehr<br />
beschäftigen müssen.<br />
Fragen und Aufzeichnung:<br />
Michel Hülskemper, <strong>LUPE</strong><br />
Über gesunde Ernährung informierten<br />
Fachkräfte der <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>er Großküche.<br />
Zumba ist ein Programm aus Fitnessübungen mit rhythmischer Musik und kann mit oder auch ohne Socken absolviert werden.<br />
Dranbleiben am Thema: Das haben sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für sich selbst vorgenommen. Sie wollen<br />
aktiv etwas für die eigene Gesundheit tun und das mit Spaß, ohne den Muff von „Leibesertüchtigung“ aus grauer<br />
Vorzeit. Ergänzend zu den privaten Sportgruppen im Verein am Heimatort gibt es ein zunehmendes Interesse an entsprechenden<br />
Angeboten nahe am Arbeitsplatz.<br />
<strong>Die</strong> Auswertung der Gesundheitstage,<br />
die im März stattgefunden haben,<br />
spricht eine eindeutige Sprache. Viele<br />
Mitarbeiter der Stiftung <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong><br />
wünschen sich mehr Angebote, insbesondere<br />
zu den Stichworten: Rücken,<br />
Stress und Fitness.<br />
Daraufhin hat die Leitung sich erneut<br />
mit dem Thema befasst und<br />
festgestellt, dass zur nachhaltigen<br />
Verankerung des präventiven Gesundheitsschutzes<br />
in der Stiftung weitere<br />
Ressourcen benötigt werden. Beschlossen<br />
wurde die Einrichtung einer<br />
Projektstelle, die <strong>als</strong> Ansprechpartner<br />
für Mitarbeiter zur Verfügung steht,<br />
Angebote entwickelt und koordiniert.<br />
Gesundheitsförderung<br />
Monika Holtmann-Gesing leitet die Ab-<br />
teilung Fortbildung in der Stiftung<br />
<strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>. Sie hält sowohl Angebote<br />
zur körperlichen wie auch zur seelischen<br />
Gesundheit der Mitarbeiter für<br />
wichtig. Sie hat zahlreiche Hinweise<br />
und Wünsche von Mitarbeitern aufgegriffen<br />
und bereits eine ganze Reihe<br />
von Kursen für das kommende Jahr geplant.<br />
Ein kurzer Blick auf die Themenliste<br />
zeigt, wie groß die Bandbreite ist.<br />
Es ist auch ein Blick auf die Problem-<br />
anzeigen, Erwartungen und Hoffnungen<br />
der Mitarbeiter: Arbeitsorganisation<br />
und Zeitmanagement, Atem und<br />
Stimme, „alter“ Mitarbeiter sein – auftan-ken<br />
für die Zukunft, Achtsamkeit<br />
und sich nicht verlieren, zur Ruhe kommen<br />
und innehalten im Advent, Frauen<br />
in Leitungspositionen. Hinzu kommen<br />
Schnupperkurse wie QiGong und andere.<br />
<strong>Die</strong>se und viele weitere Seminarangebote<br />
finden sich im Fortbildungsprogramm<br />
mit festen Terminangaben.<br />
Betriebssportgruppen<br />
<strong>Die</strong> Mitarbeiterinnen in der Kita St.<br />
Antonius haben es allen vorgemacht:<br />
Begeistert von einem Fitness-Schnup-<br />
perkurs in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> haben zehn von<br />
ihnen die Initiative ergriffen und sich<br />
für ein festes Kursangebot eingesetzt.<br />
Unter dem Titel Cardio-Fit-Programm<br />
trafen sie sich zehn Mal mittwochs<br />
nach der Arbeit um 17:15 Uhr im Bewegungsraum<br />
der Kita. <strong>Die</strong> Kosten übernahmen<br />
teils die Krankenkassen, teils<br />
die Stiftung <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>. Doch es geht<br />
weiter: Nach Abschluss der Kursreihe<br />
beschlossen die Teilnehmer – auch<br />
Kollegen aus anderen Abteilungen sind<br />
dabei – weiterzumachen. So ist aus der<br />
Kursgruppe eine Betriebssportgruppe<br />
geworden, die zusammenbleibt. Bewegungsübungen<br />
mit flotter Musik bringen<br />
den Kreislauf richtig in Schwung;<br />
die Anleitung übernimmt eine fachkundige<br />
Trainingsleiterin.<br />
Benjamin Gosda verstärkt seit Sommer<br />
2012 die Abteilung Fortbildung.<br />
Seine Aufgabe besteht darin, zusätzliche<br />
Angebote zur körperlichen Gesundheitsförderung<br />
zu koordinieren.<br />
8 Lupe <strong>76</strong> – 2012 Lupe <strong>76</strong> – 2012 9
Gesundheitsprävention: Damit Arbeit nicht krank macht<br />
Er setzt dabei vor allem auf Initiativen<br />
aus den Reihen der Mitarbeiterschaft.<br />
<strong>Die</strong> Erfahrung zeigt: Wenn mehrere<br />
Mitarbeiter gemeinsam ein Sportangebot<br />
vorschlagen und auch eine konkrete<br />
Terminidee haben, ist das Ganze<br />
leichter zu realisieren. Weitere Teilnehmer<br />
können sich dann anschließen.<br />
In Frage kommen viele Sportangebote,<br />
die längst in der Gesellschaft etabliert<br />
und anerkannt sind, auch wenn<br />
manche Namen vielleicht exotisch klingen.<br />
Zum Beispiel: Zumba, Pilates, Qi-<br />
Gong, Progressive Muskelentspannung.<br />
Oder aber auch: Ernährungsberatung.<br />
„Hier ist noch vieles denkbar“, betont<br />
Monika Holtmann-Gesing. „Wichtig ist,<br />
dass die Teilnehmer für sich einen persönlichen<br />
Nutzen sehen können. Letztlich<br />
geht es um die Balance zwischen<br />
Betriebsärztin<br />
Anne Ikemann ist seit 1986 <strong>als</strong> Betriebsärztin<br />
in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> tätig. Alle<br />
14 Tage nimmt sie ihre Termine<br />
wahr. Dazu gehören die Erstuntersuchungen<br />
von neuen Mitarbeitern<br />
und viele weitere, wie etwa die Abklärung<br />
des Hepatitisschutzes, Bildschirmsehtests,<br />
Gefährdungsanalysen<br />
bei Schwangerschaft und Wiedereingliederung<br />
nach längerer Krankheit.<br />
Hinzu kommen regelmäßige Begehungen,<br />
häufig gemeinsam mit<br />
10 Lupe <strong>76</strong> – 2012<br />
den Anforderungen durch die Arbeit<br />
und dem Wunsch, ein ausgeglichenes,<br />
gesundes Leben zu führen. Deshalb<br />
müssen die zeitlichen Umstände des<br />
jeweiligen Angebotes wirklich in den<br />
eigenen Tagesablauf passen.“<br />
Kassen zahlen mit<br />
Grundsätzlich begrüßen es die meisten<br />
Krankenkassen, wenn ihre Versicherten<br />
etwas für ihre Fitness tun; sie tragen<br />
meist eine oder zwei Präventionsmaßnahmen<br />
pro Person und Jahr, indem<br />
sie von den Teilnehmergebühren eines<br />
anerkannten Kurses bis zu 80 % übernehmen.<br />
<strong>Die</strong> verbleibenden Kosten eines<br />
Kurses zur Gesundheitsprävention<br />
übernimmt <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> <strong>als</strong> Arbeitgeber.<br />
müh<br />
einem Vertreter der Berufsgenossenschaft.<br />
Im Mittelpunkt steht<br />
dabei die ergonomische Gestaltung<br />
der Arbeitsplätze, ob am Schreibtisch<br />
oder in der Pflege. Zunehmend<br />
gewinnen die Themen Deeskalation<br />
in schwierigen Betreuungssituationen<br />
sowie psychische Belastung<br />
durch Arbeitsverdichtung an Bedeutung.<br />
Jeder Mitarbeiter kann sich direkt<br />
mit seinem Anliegen an Anne Ike-<br />
Ideen sind gefragt<br />
„Vorschläge sind willkommen“, betont<br />
die Fortbildungsleiterin Monika<br />
Holtmann-Gesing. Wer eine Idee<br />
für ein neues Angebot hat, wer<br />
eine Betriebssportgruppe gründen<br />
will, wer Anschluss sucht, wendet<br />
sich an sie.<br />
Tel. 02542-703 4250, monika.holtmann-gesing@haushall.de<br />
QiGong kommt aus der traditionellen chinesischen Medizin. Durch die Aktivierung der Energieflüsse im Körper (Qi) erfolgt eine<br />
stimulierende Wirkung auf Organe und Körperregionen. Ein wohltuender Entspannungseffekt schließt sich an. <strong>Die</strong> Übungen finden<br />
im Stehen statt und haben wunderbar blumige Namen. Hier: Das Nashorn grüßt den Mond. Und: Das Drachenpärchen im Wasserbad.<br />
mann wenden. „Seit den Gesundheitstagen<br />
geschieht das zunehmend“,<br />
stellt sie fest. Mitarbeiter<br />
erhoffen sich von ihr insbesondere<br />
Unterstützung, um eine Situation<br />
am Arbeitsplatz zu verbessern. „<strong>Die</strong><br />
Sensibilität für Fragen des Arbeitsschutzes<br />
ist größer geworden.“<br />
Kontakt und Termine über Mechtild<br />
Belker, Tel. 02542-703 1001.<br />
mhü<br />
+ A k t u e l l + + + A k t u e l l + + + A k t u e l l +<br />
Boaaah…BOMAH! <strong>Die</strong> Berufsmesse in Ahaus<br />
irgendwas-soziales.de: Das Motto der <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>er Fotoaktion war nicht zu übersehen.<br />
130 Berufe an einem Tag kennenlernen<br />
– wie kann das gehen? <strong>Die</strong> BOMAH ist<br />
eine Gelegenheit dafür. BOMAH steht<br />
für: Berufsorientierungsmesse Ahaus.<br />
Auf dem Gelände der Berufskollegs an<br />
der Kivitstegge waren an einem Tag<br />
im September etwa 6.000 Jugendliche<br />
unterwegs, um sich über Ausbildungsgänge<br />
und Perspektiven zu informieren.<br />
Darauf hatten sich Handwerksbetriebe,<br />
Unternehmen, Innungen und<br />
soziale Einrichtungen aus dem Kreis<br />
Borken eingestellt. Meister und Ausbilder<br />
aus den Betrieben standen ebenso<br />
wie Azubis und Lehrer für Beratungs-<br />
Wir, zwei Schüler und vier Schülerinnen<br />
der Liebfrauenschule Coesfeld,<br />
Bildungsgang „Heilerziehungspflege<br />
berufsbegleitend“, sind in unterschiedlichen<br />
Einrichtungen der Behindertenhilfe<br />
tätig. Zu Beginn unseres<br />
zweiten Ausbildungsjahres stand nun<br />
eine Projektarbeit an. In der Elisabeth-<br />
Gruppe bekamen wir die Möglichkeit,<br />
gemeinsam mit Kindern etwas zu<br />
schaffen, was das Sehen, Hören, Riechen<br />
und Fühlen anregt. So entstand<br />
die Idee, eine Sinnesecke im Garten<br />
der Gruppe einzurichten. Nach einem<br />
Vortreffen zum Kennenlernen und<br />
Planen gemeinsam mit den Kindern,<br />
legten wir am nächsten Tag mit der<br />
Umsetzung los. Wir legten ein Kräu-<br />
gespräche zur Verfügung. Einiges wurde<br />
praktisch demonstriert, wobei die<br />
Ergebnisse der Bäcker und der Köche<br />
besonders lecker waren.<br />
In diesem Jahr war die Stiftung <strong>Haus</strong><br />
<strong>Hall</strong> erstm<strong>als</strong> vertreten. Wie können<br />
wir die Aufmerksamkeit der jungen<br />
Leute gewinnen – für unsere Berufe,<br />
für unsere Stiftung, für die Jobs in<br />
der Behindertenhilfe? Das waren die<br />
Ausgangsfragen für ein gemischtes<br />
Team von jungen Praktikanten und<br />
erfahrenen Mitarbeitern. Eine kleine<br />
Fotoaktion diente <strong>als</strong> Eisbrecher<br />
und Hingucker gleichermaßen. Wer<br />
Fühlbaum und Kräuterbeet gestaltet<br />
terbeet an, bauten einen Fühlbaum auf<br />
und gestalteten ihn. Und wir richteten<br />
eine Sitzecke aus Baumstümpfen her.<br />
Schneiden, kleben, malen und pflanzen<br />
waren nur einige Schritte, die zur Umsetzung<br />
nötig waren. Sponsoren stellten<br />
uns Steine, Holz, Rindenmulch,<br />
Pflanzen, Farben und weiteres Material<br />
zur Verfügung. Neben der Arbeit kam<br />
der Spaß nicht zu kurz. So landete zum<br />
Beispiel die Farbe nicht nur auf den<br />
Baumstümpfen, sondern auch mal im<br />
Gesicht. Zwar hat das Wetter nicht immer<br />
so gut mitgespielt, aber davon haben<br />
wir uns nicht unterkriegen lassen.<br />
Bei der Einweihung am 2.10. feierten<br />
wir unser gelungenes Projekt!<br />
Irena Emming, Liebfrauenschule Coesfeld/Red.<br />
wollte, konnte sich den Abzug gleich<br />
<strong>als</strong> Souvenir mitnehmen. Ein kleiner<br />
Geschicklichkeitsparcours mit dem<br />
Rollstuhl forderte jeden heraus, es<br />
auszuprobieren. Und die Rollfiets war<br />
auf dem Schulhof gleich eine Attraktion.<br />
Rollstuhl und Rollfiets: Symbole<br />
für das Berufsfeld Behindertenhilfe,<br />
Symbole, die stellvertretend stehen<br />
für die schweren Beeinträchtigungen<br />
der Betroffenen, Symbole, die von<br />
den jungen Leuten leicht genommen<br />
und gleich verstanden wurden. „Was<br />
kann man hier lernen?“ war dann die<br />
oft gestellte Frage. Oder: „Kann man<br />
da ein Praktikum machen?“ Ja, man<br />
kann! Tatsächlich standen Schnupperpraktika<br />
und Freiwillige Soziale <strong>Die</strong>nste<br />
im Mittelpunkt des Interesses. Darüber<br />
konnten die anwesenden <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>er<br />
Bufdis und Ex-Praktikanten selbst<br />
am besten berichten. Fotos von der<br />
BOMAH und mehr zum Thema unter<br />
www.irgendwas-soziales.de mhü<br />
COEMBO am 17.11.12<br />
<strong>Die</strong> Coesfelder Messe zur beruflichen<br />
Orientierung findet von<br />
10:00 bis 15:00 Uhr im Schulzentrum<br />
statt. Auch hier wird die Stiftung<br />
<strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> wieder vertreten<br />
sein. Mehr unter www.coembo.de<br />
Marvin aus der Elisabeth-Gruppe und<br />
Timo von der Liebfrauenschule Coesfeld<br />
legen noch einmal Hand an den Fühlbaum:<br />
sie bringen dort gemeinsam eine<br />
Bürste an.<br />
Lupe <strong>76</strong> – 2012<br />
11
+ A k t u e l l + + + A k t u e l l + + + A k t u e l l +<br />
+ A k t u e l l + + + A k t u e l l + + + A k t u e l l +<br />
unicoe: bis auf das Gramm genau Neue Marke: BioPur – Genuss aus Coesfeld<br />
„Eigentlich arbeite ich im Lager“, erzählt<br />
Joachim Engels, „aber heute falte<br />
ich diese Bögen.“ Es sind Montageanleitungen<br />
für Hängebeschläge. Er arbeitet<br />
mit Ausdauer, und es gefällt ihm<br />
gut hier: „<strong>Die</strong> Kollegen sind nett und<br />
hilfsbereit, sie sind alle in Ordnung“.<br />
Seit dem 1.8.2012 ist die unicoe eine<br />
eigene GmbH und ein Integrationsbetrieb,<br />
gesteuert durch die Werkstätten<br />
<strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>. Sechs Mitarbeiter mit<br />
Behinderung und neun Mitarbeiter<br />
ohne Behinderung arbeiten inzwischen<br />
hier. Hauptsächlich sortieren<br />
und verpacken sie Zubehörteile für die<br />
Möbelindustrie. An einer computergesteuerten<br />
Verpackungsmaschine lernt<br />
Maschinenführer Gerd Nienhaus seinen<br />
Kollegen Marcel H. an. <strong>Die</strong> Maschine<br />
stellt den Inhalt der Beschlagbeutel,<br />
wie z.B. Schrauben, Dübel und viele<br />
weitere verschiedene Teile in einer<br />
festgelegten Anzahl zusammen. Dann<br />
befördert sie alles in einen Beutel,<br />
der zugeschweißt wird. Zu Beginn des<br />
Auftrags werden fünf Beutel auf ihren<br />
Inhalt kontrolliert, d.h. mit den Stückzahlen<br />
im Auftrag verglichen. Gerd<br />
Nienhaus und seine Kollegen geben<br />
das Gewicht der korrekt zusammenge-<br />
<strong>Die</strong> Werkstatt erleben<br />
Am 1. Juli 2012 war es so weit. <strong>Die</strong><br />
WfbM Ahaus öffnete ihre Tür für Familien,<br />
Freunde und Bekannte und auch<br />
für die Öffentlichkeit. Im Mittelpunkt<br />
stand unsere neue und frisch renovierte<br />
Werkstatt.<br />
<strong>Die</strong> Tage vorher waren mit Putzen<br />
und Dekorieren vergangen. Bilder verschönerten<br />
den Flur, frische Blumen<br />
die Fensterbänke. Mit Spannung erwarteten<br />
wir die ersten Gäste. Gegen<br />
14 Uhr ging das bunte Treiben endlich<br />
los. Für viele Besucher war es interessant<br />
zu sehen, wie viele verschiedene<br />
Arbeitsangebote es in der Werkstatt<br />
gibt, auch für die ganz schwachen Beschäftigten.<br />
Stolz zeigten wir unsere<br />
Arbeit und beantworteten viele Fragen.<br />
Zum Beispiel: Wie baut man eine<br />
Toilettenbürste zusammen? Oder: Wie<br />
wird das Hundefutter verpackt? <strong>Die</strong><br />
Gerd Nienhaus und Marcel H. berprüfen die Beschlagbeutel.<br />
stellten Beutel in den Computer der<br />
Maschine ein. Im weiteren Betrieb sortiert<br />
die Maschine dann selbst die Beutel<br />
aus, die nicht dem vorgegebenen<br />
Gewicht entsprechen. <strong>Die</strong> Teile aus diesen<br />
Beuteln werden wieder neu der Maschine<br />
zugeführt. Und nächste Woche<br />
kommt ein anderer Auftrag, mit einer<br />
neuen Anzahl von Montagekleinteilen.<br />
up<br />
Besucher konnten miterleben, wie wir<br />
mit einer Ampelwaage an das richtige<br />
Gewicht kommen oder dass wir mit verschiedenen<br />
Zählvorrichtungen arbeiten.<br />
Zum Sonntagnachmittagskaffee<br />
gab es in unserem neuen Speisesaal<br />
Kuchen und im Innenhof Wurst und Eis.<br />
Es war für mich etwas Besonderes, dass<br />
ich meiner Familie meine Arbeit einmal<br />
zeigen konnte. Wir hatten Zeit für Gespräche<br />
und Interessierte konnten sich<br />
z.B. auch Informationen über unsere<br />
Sportangebote holen. Unser neuer<br />
Snoezelraum kam besonders gut an.<br />
<strong>Die</strong> Gäste erfuhren, dass die Arbeitsplätze<br />
so eingerichtet sind, dass jeder<br />
Beschäftige seine Arbeit gut ausführen<br />
kann. Und dass auch Leute mit einer<br />
Behinderung viel leisten können.<br />
Nadine Segbert, Werkstatt Ahaus<br />
Prüfung bestanden!<br />
Nach dreijähriger Ausbildungszeit<br />
in der Küche der Werkstatt Ahaus<br />
hat sie es geschafft: Am 3.7. 2012<br />
hat Melanie Behm an der Landwirtschaftskammer<br />
NRW die Prüfung<br />
zur <strong>Haus</strong>wirtschaftshelferin<br />
bestanden. Erstm<strong>als</strong> wurde damit<br />
in der Werkstatt eine Ausbildung<br />
für den ersten Arbeitsmarkt<br />
durchgeführt. <strong>Haus</strong>wirtschaftsleiterin<br />
Maria Stromberg war Melanie<br />
Behms Ausbilderin. Praktika<br />
in der Großküche, der Wäscherei,<br />
der Schneiderei und in der Floristik<br />
der Werkstatt <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> in<br />
Gescher waren ebenso Bestandteil<br />
der Ausbildung wie der Besuch<br />
des Berufskollegs Lise Meitner in<br />
Ahaus. Melanie Behm: „Viele Leute<br />
haben mich unterstützt. Ohne<br />
sie hätte ich es nicht geschafft.“<br />
Wir gratulieren Melanie Behm und<br />
wünschen ihr viel Erfolg auf dem<br />
weiteren Weg! up<br />
„Wollen Sie mal kosten?“ Tanja Güldenhoven erntet Anfang September gemeinsam<br />
mit ihren Kollegen die späten Himbeeren. Laut Gärtner Thomas van der Aa tragen sie<br />
bei gutem Wetter bis zum ersten Frost Früchte.<br />
<strong>Die</strong> Werkstätten <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> gehen mit<br />
einer neuen Eigenmarke an den Start:<br />
„Bio Pur – Genuss aus Coesfeld“. Auf<br />
der Obstplantage der Marienburg hat<br />
man schon immer umweltbewusst gearbeitet.<br />
Seit 2009 sind die Werkstätten<br />
<strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> Mitglied im Naturland<br />
– Verband für ökologischen Landbau<br />
e.V. Nach einer dreijährigen Umstellungsphase<br />
sind die Plantage der Marienburg<br />
und deren Produkte nun nach<br />
Naturland-Richtlinien zertifi ziert. Das<br />
Tafelobst, die Säfte und Fruchtaufstriche<br />
aus der Marienburg sind <strong>als</strong> „Bio-<br />
Pur“-Produkte in Hofl äden, Lebensmittel-<br />
und Getränkemärkten der Region<br />
ab Mitte November 2012 erhältlich.<br />
Annette Hövelbrinks, Abteilungsleiterin<br />
Marketing und Vertrieb der Werkstätten<br />
<strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>: „<strong>Die</strong> Produkte unserer<br />
Mosterei sind seit jeher bekannt.<br />
Wir verwenden für die Herstellung der<br />
Bio-Produkte Obst aus eigenem Anbau<br />
und ausschließlich naturbelassene<br />
Zutaten. <strong>Die</strong> Marke „Bio Pur – Genuss<br />
aus Coesfeld“ signalisiert dem Verbraucher,<br />
dass es sich um regionale<br />
Bio-Produkte „frisch <strong>vom</strong> Feld direkt<br />
ins Glas“ handelt.<br />
Mit der Naturland-Zulassung waren<br />
Umstellungen in allen Arbeitsbereichen<br />
verbunden. Angefangen beim<br />
Obstanbau auf der 9 ha großen Plantage:<br />
<strong>Die</strong> Gärtner wurden in Schulungen<br />
über den ökologischen Anbau fachkundig<br />
gemacht. Neue Obstpfl anzen für die<br />
Plantage, die alte Pfl anzen ersetzen<br />
sollen, müssen von anerkannten Bio-<br />
Betrieben stammen. Gedüngt wird mit<br />
Kompost, Pferdemist, Hornspänen und<br />
Haarmehl, <strong>als</strong>o nur mit organischem<br />
Dünger. <strong>Die</strong> Obstbäume und -stauden<br />
sollen gestärkt werden, damit sie sich<br />
gut gegen Schädlinge und Unkraut<br />
durchsetzen können. Dafür dürfen nur<br />
wenige anerkannte, umweltschonende<br />
Mittel in begrenzter Menge verwendet<br />
werden. Unkraut darf nicht mit Gift<br />
vernichtet werden, sondern die Mitarbeiter<br />
müssen es mit den Händen herausrupfen.<br />
Sowohl beim Anbau <strong>als</strong> auch bei der<br />
Verarbeitung der Früchte wird alles<br />
genauestens schriftlich festgehalten.<br />
Theo Heenen, Abteilungsleiter Werkstatt<br />
in Coesfeld: „Hinter allen Ferti-<br />
gungsstufen stehen Protokolle, die die<br />
Naturland-Richtlinien erfüllen.“ Das<br />
heißt, es muss auf Formularen eingetragen<br />
werden: Was wird hergestellt?<br />
Wie und mit welchen Zutaten wird es<br />
hergestellt? Der Rohrohrzucker für die<br />
Konfi türen zum Beispiel muss aus biologischem<br />
Anbau stammen. Nicht nur<br />
die Einkaufsquelle und die eingekaufte<br />
Menge müssen klar ersichtlich sein,<br />
sondern auch, in welchen Untermengen<br />
der Zucker in welchen Produkten<br />
verwendet wird. Für die Etiketten der<br />
Saftfl aschen und Konfi türegläser gibt<br />
es die Kennzeichnungsverordnung für<br />
Lebensmittel. Der Käufer soll erkennen,<br />
was in den Produkten enthalten<br />
ist. Bestimmte Inhaltsstoffe müssen<br />
auf einen Blick lesbar sein. Ein Lebensmittellabor<br />
prüft deshalb die<br />
Zusammensetzung der Produkte und<br />
listet die Inhaltsstoffe und Nährwertangaben<br />
auf. Für den Verbraucher <strong>als</strong>o<br />
zertifi zierte Bio-Qualität und bessere<br />
Information! Ulla Pietsch, <strong>LUPE</strong><br />
Heißes zur kalten Jahreszeit – der<br />
Familienpunsch, ein Mehrfruchtsaft<br />
mit 100 % Fruchtgehalt aus Apfel-<br />
Birnen- Himbeer- und schwarzem<br />
Johannisbeersaft. Tafelobst und<br />
Obstprodukte der Plantage und<br />
Mosterei der Marienburg sind erhältlich<br />
beim Fruchtgenuss, der Verkaufsstelle<br />
in der: InHand-Werkstatt<br />
Coesfeld<br />
Borkener Str. 83<br />
Mo - Fr 9:00 - 15:30 Uhr.<br />
Konfi türen, Gelees und Liköre gibt<br />
es außerdem im:<br />
Werkstattladen Coesfeld<br />
Pfauengasse 3<br />
Mo - Do 9:30 - 12:00 und<br />
14:30 - 18:00 Uhr,<br />
Fr 9:30 - 18:00 Uhr,<br />
Sa 9:30 - 12:30<br />
und zu den gleichen Öffnungszeiten<br />
im Werkstattladen Gescher, Tungerloh-Capellen<br />
4<br />
12 Lupe <strong>76</strong> – 2012 Lupe <strong>76</strong> – 2012 13
+ A k t u e l l + + + A k t u e l l + + + A k t u e l l +<br />
Wer will mitmachen? Gebärden lernen!<br />
Der Gebärdenkurs in der Werkstatt Gescher bei der Begrüßung.<br />
„Wer will mit?“ Mit einer Gebärde holt<br />
Kursleiterin Dagmar Tegeler die Interessierten<br />
in der Werkstatt Coesfeld<br />
zum Gebärdenkurs ab. „<strong>Hall</strong>o, hallo,<br />
schön, dass Du da bist!“ und viele<br />
winkende Hände – so z.B. geht es los.<br />
In lockerer, spielerischer Atmosphäre<br />
übt Dagmar Tegeler, Mitarbeiterin der<br />
Abteilung Berufliche Integration Bil-<br />
dung, mit den Teilnehmern die Gebärden<br />
des Monats. „Im Modulverfahren<br />
lernen wir Gebärden zum allmählichen<br />
Vokabularaufbau“, erklärt Dagmar Tegeler,<br />
„das sind Gebärden der so genannten<br />
„kleinen Wörter“, die wir oft<br />
Maria Jaschinski lebt in der Wohnstätte<br />
Maria Droste in Coesfeld. Dort<br />
in ihrem Zimmer geht sie ihrer Lieblingsbeschäftigung<br />
nach: Sie schreibt<br />
möglichst jeden Tag sehr genau ihre<br />
persönliche Chronik. Über ihren Tagesablauf<br />
und das Geschehen in der<br />
Wohnstätte. Mit Bleistift in Hefte oder<br />
Kladden. Mit Uhrzeiten und genauen<br />
Ortsangaben. Sie beschreibt z.B. ihren<br />
Weg zur Rhythmus-Gruppe in Gescher,<br />
an der sie regelmäßig teilnimmt. Den<br />
Weg dorthin legt sie selbständig zurück:<br />
„Um drei Uhr ging ich von der<br />
anwenden können und die 80% unserer<br />
Sprache ausmachen. Im ersten<br />
Modul z.B. lernen wir die Gebärden:<br />
noch mal, fertig, weg, anders, machen,<br />
helfen, mehr, was, um einfache Aktivitäten<br />
auszudrücken.“ Nach dem Gebärdenkurs<br />
tragen die Teilnehmer in eine<br />
eigene Übersicht, den Pictogenda-<br />
Kalender, ein, was sie gelernt haben.<br />
So kann auch ihr Umfeld davon erfahren.<br />
<strong>Die</strong> Gebärdenkurse richten sich an<br />
Beschäftigte und Gruppenleiter der<br />
Werkstätten. Jeder, der Gebärden in<br />
seinem Umfeld nutzt, kann ohne An-<br />
Marienburg zur Bushaltestelle Baakenesch.<br />
Da kam auch schon der Bus<br />
R 51, fuhr nach Gescher, <strong>Hall</strong>erweg.<br />
Es war sehr pünktlich mit der Zeit. Ich<br />
ging nach <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> und machte da<br />
noch eine Runde.“ Auch Fahrten mit<br />
dem großen Bulli werden notiert, und<br />
natürlich auch, wer alles mitgefahren<br />
ist. Maria Jaschinski ist vielseitig<br />
interessiert. Ihr Zimmer beherbergt<br />
eine große Sammlung an Eulen – aus<br />
Plüsch, Keramik oder Holz. Und sie<br />
tanzt gern, wie z.B. auf dem Marienburgfest<br />
zur Schlagermusik! up<br />
meldung kommen. <strong>Die</strong> Teilnehmer<br />
können evtl. selbst nicht verständlich<br />
sprechen. Andere möchten Gebärden<br />
lernen, um sich mit Gebärdennutzern<br />
zu verständigen. Dagmar Tegeler: „Als<br />
das neue Bürogebäude der Werkstatt<br />
gebaut wurde, hat Bernd Wellering<br />
u.a. die Gebärden „Bauen“ und „Geld“<br />
gelernt. Nach dem Kurs wollte er mir<br />
mitteilen, dass Bauen heute sehr teuer<br />
ist. Ohne diese Gebärden hätte ich<br />
nicht verstanden, was er mir erzählen<br />
wollte.“ Auch Namen lassen sich mit<br />
Gebärden darstellen. Der Gebärdenname<br />
kann mit der eigenen Persönlichkeit<br />
und Vorlieben zu tun haben (z.B.<br />
über den Kopf streichen), es kann ein<br />
körperliches Merkmal sein oder direkten<br />
Bezug zum Namen haben, wie z.B.<br />
beim Werkstattleiter Herrn Dreyer (drei<br />
Finger).<br />
<strong>Die</strong> Gebärdenkurse der Werkstätten<br />
werden in Gescher, Ahaus, Stadtlohn<br />
und Coesfeld angeboten. Dagmar Tegeler,<br />
Maria Redders und Angelika Kemper<br />
unterrichten nach der Deutschen<br />
Gebärdensprache und anderen Methoden<br />
der Unterstützten Kommunikation.<br />
Marina Gottschlich und Mareike Kiers-<br />
Oestermann begleiten die Kurse mit<br />
der Gitarre. Justine Deiters, Beschäftigte<br />
in der Werkstatt Ahaus, unterstützt<br />
den dortigen Gebärdenkurs. Sie<br />
hat die Deutsche Gebärdensprache an<br />
der Schule für Gehörlose gelernt. up<br />
Eifrige Chronistin in der WS Maria Droste<br />
Maria Jaschinski an ihrem Schreibtisch<br />
in der WS Maria Droste<br />
+ A k t u e l l + + + A k t u e l l + + + A k t u e l l +<br />
Laufen und Schwitzen für die neue Sporthalle<br />
„Herzlichen Dank für den schönen<br />
Sonntagnachmittag auch im Namen<br />
der Läufer <strong>vom</strong> <strong>Die</strong>nstagssport. Sie<br />
waren alle unheimlich begeistert und<br />
kaum zu bremsen. Meine Güte, was für<br />
ein Aufwand bezüglich der Organisa-<br />
tion! Starke Leistung <strong>vom</strong> Orga-Team“<br />
schrieb Petra Bodem, Kursleiterin bei<br />
der DJK-VBRS Coesfeld. In der Tat: Das<br />
„bewegte Fest“ der Förderschule war in<br />
vieler Hinsicht etwas Besonderes.<br />
<strong>Die</strong> Förderschule und der Förderverein<br />
von <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> hatten sich zusammengetan,<br />
um eine Idee gemeinsam<br />
zu realisieren: ein Schulfest mit vielen<br />
Gästen und Partnern, gewidmet dem<br />
Projekt „neue Sporthalle“. Nach monatelangen<br />
Vorbereitungen vor allem<br />
des Lehrerteams waren alle Akteure<br />
gespannt: Kommt die Idee an? Macht<br />
überhaupt jemand mit? Bleibt der Festplatz<br />
vielleicht gähnend leer?<br />
Nein, im Gegenteil: Über 1.000 Menschen<br />
kamen und belebten die Szene.<br />
Da gab es jede Menge Spiele zum<br />
ausprobieren und mitmachen, von<br />
Wikingerschach über Stelzenlaufen<br />
bis Schwungtuchwerfen. Daneben die<br />
Bühne mit zahlreichen Tanzdarbietungen<br />
und Bands: die „Musikraum-<br />
Checker“ und die Lehrerband „Pommes<br />
Connection“, die Flötenspieler und die<br />
Tanz-AG mit einem Tüchertanz und<br />
viele mehr. Und über allem schwebte<br />
der Duft von Waffeln, Kaffee und Bratwurst.<br />
Unübersehbar war der Start- und Zielpunkt<br />
des Tandemlaufes in der Mitte<br />
des Festplatzes – das Herzstück der<br />
Veranstaltung. Ab 15:00 Uhr setzten<br />
sich mehr <strong>als</strong> 200 Läufer in Bewegung:<br />
Schüler der Förderschule, unterstützt<br />
Rennen, schieben, rollen: Mitmachen war wichtiger <strong>als</strong> gewinnen.<br />
von unterschiedlichsten Partnergruppen<br />
wie etwa Sportvereine, Partnerschulklassen,<br />
Pfadfinder und und und.<br />
Zusammen trabten, rannten, rollten,<br />
schoben sie los, in kleineren oder größeren<br />
Tandemeinheiten, um die kurze<br />
oder längere Rundstrecke auf dem<br />
<strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>er Gelände zu bewältigen.<br />
Viele hatten sich noch kurz vor Beginn<br />
der Läufe spontan zur Teilnahme<br />
entschlossen und vor dem Startbüro<br />
geduldig Schlange gestanden. Wer<br />
mitmachte, wurde musikalisch angefeuert:<br />
Dudelsackspieler und Trommler<br />
gaben ihr Bestes, um die Läufer an der<br />
Strecke zu motivieren. Nicht Höchstleistung<br />
war gefragt, sondern die Freude<br />
am gemeinsamen Erlebnis.<br />
Ja, und um’s Geld ging es auch. Der<br />
Erlös der Veranstaltung, so stand es<br />
von vornherein fest, sollte in das „Projekt<br />
neue Sporthalle“ fließen. Am Ende<br />
konnte der Förderverein melden: Rund<br />
4.000 EUR Sponsorengeld konnten die<br />
Schüler in ihrem privaten Umfeld auftreiben.<br />
Und mehr <strong>als</strong> 6.000 EUR spendeten<br />
Unternehmen, Sparkassen, Versicherungen<br />
und Einzelpersonen direkt<br />
in die Projektkasse des Fördervereins.<br />
Einige Unternehmen brachten nicht<br />
nur eine Spende mit, sondern traten<br />
sogar mit einer Läufergruppe an.<br />
„Der <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>er Tandemlauf war<br />
meiner Meinung nach eine gelungene<br />
Veranstaltung. Glückwunsch! Eure viele<br />
Arbeit hat sich gelohnt“, so Brigitte<br />
Koch-Höne. Sie ist Lehrerin am Coesfelder<br />
Liebfrauen-Kolleg und hatte<br />
den Einsatz einer Schülergruppe koordiniert:<br />
14 angehende Erzieher und<br />
Heilerziehungspfleger betreuten die<br />
Spielstände.<br />
Nicole Theisen, Schulpflegschaftsvorsitzende,<br />
äußerte sich begeistert<br />
zum Schluss der Veranstaltung: „Fantastisch,<br />
wie gerne und wie großzügig<br />
so viele Menschen die Idee des<br />
Tandemlaufs und unsere erste richtige<br />
Sporthalle unterstützen! Alle Besucher<br />
und Läufer erlebten ein fröhliches und<br />
unbekümmertes Miteinander der <strong>Haus</strong><br />
<strong>Hall</strong>er Förderschüler und ihrer Freunde.<br />
Ein guter Schritt auf dem Weg zur<br />
Inklusion!“ mhü<br />
Kurz vor dem Start: Martina Kemper und<br />
Mirko Grepling.<br />
Projekt Sporthalle<br />
<strong>Die</strong> Stiftung <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> baut eine<br />
neue Sporthalle neben der Förderschule.<br />
Wichtig ist eine gute Ausstattung,<br />
damit auch Menschen mit<br />
schwerer Behinderung die <strong>Hall</strong>e<br />
gut nutzen können. Dafür fehlt<br />
noch Geld. Der Förderverein will<br />
50.000 EUR für diesen Zweck aufbringen.<br />
Helfen Sie mit!<br />
Förderverein <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>, Sparkasse<br />
Westmünsterland, BLZ 401 545 30,<br />
Konto 53 038 824<br />
14 Lupe <strong>76</strong> – 2012 Lupe <strong>76</strong> – 2012 15
+ A k t u e l l + + + A k t u e l l + + + A k t u e l l +<br />
Natur verbindet – nach dieser Idee wurden Bewohner der Wohngruppe Andreas in<br />
Velen, Betreuer Markus Lanfer und Achtklässler der Hauptschule Ramsdorf gemeinsam<br />
aktiv. Am Naturerlebnisstand beim Parkfestival am 30.9. in Velen boten sie Stockbrot<br />
und die Gestaltung von Marterpfählen an – und waren gut besucht! up<br />
Ferien vor 50 Jahren<br />
Agnes Hübers hat sich zum Ferienfoto<br />
in der <strong>LUPE</strong> 75 gemeldet. Sie war während<br />
ihres Arbeitslebens in verschiedenen<br />
Bereichen von <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> tätig.<br />
Sie erinnert sich an die Ferienfreizeit<br />
im Sommer 1962 nahe der Teufelsschlucht<br />
an der Berkel in Vreden. Man<br />
übernachtete mit etwa 28 Personen in<br />
einem 20-Personen-Zelt. Auch sonst<br />
lebte man mit manchem Provisorium,<br />
„behelfsmäßig“, wie z.B. dem Naturklo<br />
(Donnerbalken). Es gab keinen<br />
Kühlschrank. So bekam der damalige<br />
Direktor von <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>, Herr Kolbe,<br />
bei einem Besuch versehentlich angeschimmeltes<br />
Brot serviert. <strong>Die</strong> Frau<br />
links im Bild ist eine finnische Sonderschullehrerin,<br />
die einen Teil ihrer Ferien<br />
in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> verbrachte. <strong>Die</strong> Frau,<br />
die gerade das Pfannengericht kostet,<br />
ist Frau Hübers selbst. Herzlichen Dank<br />
für die lebhaft geschilderte Erinnerung!<br />
up<br />
Kaiserwetter für Kartoffelkönige: Kinder<br />
und Eltern der Kita St. Antonius trafen<br />
sich wie jedes Jahr zur Kartoffelsuche<br />
auf einem Acker in Tungerloh. <strong>Die</strong>smal<br />
gab es zwei Kartoffelkönige, Luis Kemna<br />
und Jana Andrieu, die mit Applaus<br />
gefeiert wurden. <strong>Die</strong> Kita St. Antonius<br />
ist neuerdings ein Familienzentrum. Sie<br />
möchte über die Betreuung der Kinder hinaus<br />
auch den Familien mehr Angebote<br />
zugänglich machen. Dazu gehören auch<br />
die Unterstützung und Beratung bei psychosozialen<br />
oder entwicklungsbedingten<br />
Belastungen. Red.<br />
Adieu <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>!<br />
Es geschieht nun mal im Leben,<br />
dass man Abschied nehmen muss:<br />
von lieben Menschen, vertrauter<br />
Umgebung und Tätigkeiten, die einem<br />
viel bedeutet haben. So nehme<br />
ich jetzt Abschied von <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>,<br />
wo ich über zwei Jahre ehrenamtlich<br />
in unterschiedlichen Bereichen<br />
arbeiten durfte: mit Frauen von der<br />
Cäcilia- und Anna-Gruppe, <strong>als</strong> Vorlesepatin<br />
in der Gelben Gruppe der<br />
Kindertagesstätte St. Antonius und<br />
<strong>als</strong> Leiterin von verschiedenen Fortbildungskursen<br />
in den Werkstätten<br />
Ahaus und Gescher. <strong>Die</strong> Tätigkeiten<br />
in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> haben mir sehr viel bedeutet<br />
und gegeben. Da war zum<br />
einen die positive Rückmeldung<br />
und Zuneigung der Teilnehmer und<br />
zum anderen die bereitwillige und<br />
vorbehaltlose Aufnahme und Unterstützung<br />
durch die Betreuer, die Anregungen<br />
und Ideen aufgriffen und<br />
mir so ein Gefühl der Zugehörigkeit<br />
vermittelten. Danke euch allen und<br />
weiterhin alles Gute!<br />
Eure Irmgard Festring<br />
+ A k t u e l l + + + A k t u e l l + + + A k t u e l l +<br />
Ein Nachmittag in der Anton-Gruppe<br />
Ein Freitagnachmittag im Juli, 15:30 Uhr:<br />
Ich besuche die Anton-Gruppe im <strong>Haus</strong><br />
am Wald. An einem schönen großen A<br />
wie Anton erkenne ich den richtigen<br />
Eingang, wo mich die Betreuer Anni<br />
Föcker und Josef Kemper freundlich<br />
begrüßen. Und schon trudeln auch die<br />
Bewohner ein, die eine Arbeitswoche<br />
hinter sich haben. Rüdiger Beeke z.B.<br />
kommt angekündigt nach <strong>Haus</strong>e und<br />
benötigt Hilfe beim Türenöffnen. Nach<br />
dem Ablegen schaut er erst einmal<br />
nach dem Rechten: die Lichter im Gemeinschaftsraum<br />
und im Flur müssen<br />
brennen. Er betätigt die entsprechenden<br />
Schalter und setzt auch noch eine<br />
Blumenvase an ihren richtigen Platz.<br />
Jürgen Kaiser präsentiert mir stolz<br />
sein Zimmer. Im Regal blinkt ein tolles<br />
Disco-Licht. „Nächste Woche werde ich<br />
60“, verrät mir Jürgen. Dann ist richtig<br />
was los in der Anton-Gruppe: Neun<br />
Gäste hat er zum Kaffeetrinken eingeladen.<br />
Heute Nachmittag schaut sein<br />
Freund Helmut Krone auf einen kurzen<br />
Plausch vorbei. In seiner Freizeit ist<br />
Jürgen vielseitig interessiert: zweimal<br />
monatlich besucht er gemeinsam mit<br />
seinem gesetzlichen Vertreter Clemens<br />
Flucks die Sauna. Manchmal auch das<br />
Solarium – man erkennt es an seiner<br />
kräftigen Gesichtsfarbe!<br />
Frank Brosowski dagegen verbringt<br />
den Tag überwiegend am Boden kauernd,<br />
gern auf kühlen Fliesen. Einer<br />
seiner Lieblingsplätze ist das Zimmer<br />
von Michael Kropp, der das toleriert.<br />
Jeder in der Gruppe hat gute Antennen<br />
für Frank und bewegt sich umsichtig,<br />
um ihn nicht anzurempeln oder über<br />
ihn zu stolpern. Ich bin an diesem<br />
Nachmittag manches Mal überrascht,<br />
wo und wie Frank gerade auftaucht.<br />
Lothar Franzke hat beim Sommerfest<br />
einen Tischkicker erstanden. Der steht<br />
im Wohnzimmer bereit für große Turniere.<br />
Betreuerin Anni Föcker und Lo-<br />
Jürgen Kaiser baut leidenschaftlich gern LEGO-Häuser. Das Baumaterial lagert er in<br />
seinen Schränken. Selbstverständlich nach Farben sortiert!<br />
thar Franzke, beide recht treffsicher,<br />
liefern sich ein spannendes Spiel. Am<br />
Ende gewinnt Anni mit 10:8 und nun<br />
bekommt Lothar Unterstützung von<br />
Betreuer Josef Kemper. Wieder geht es<br />
Schlag auf Schlag, und diesmal behalten<br />
die Herren die Oberhand!<br />
Michael Kropp ist ein eher zurückhaltender<br />
Gruppenbewohner, der in<br />
seinem Rollstuhl das Geschehen beobachtet.<br />
Er registriert sehr genau die<br />
Gegenstände in seiner unmittelbaren<br />
Umgebung. Michael liebt es zu duschen<br />
und er isst und trinkt sehr gern.<br />
Thomas Röttjer mag die Ruhe und das<br />
Fernsehen. Klaus Gröning äußert sich<br />
durch Gesten. Er liebt es, spazieren zu<br />
gehen und sich auf dem Trainingsrad<br />
zu bewegen.<br />
<strong>Die</strong> Anton-Gruppe ist eine der ältesten<br />
Wohngruppen in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>, wenn<br />
nicht sogar die älteste. Und auch die<br />
derzeitigen neun Bewohner haben ein<br />
reifes Alter erreicht: allesamt sind sie<br />
zwischen 40 und 60 Jahre alt. „Das Leben<br />
in der Gruppe hat sich gut eingespielt“,<br />
erzählt mir Josef Kemper, „es<br />
funktioniert gut, weil wir individuelle<br />
Bedürfnisse berücksichtigen und trotzdem<br />
möglichst viel gemeinschaftlich<br />
tun.“ Zum Beispiel bei den Mahlzeiten.<br />
Anni Föcker und ihr Kollege reichen zunächst<br />
Einzelnen das Essen, bevor sie<br />
mit allen anderen gemeinsam Abendbrot<br />
essen. Feste Aufgaben gehören<br />
für manche zum Tagesablauf dazu: So<br />
räumt z.B. Lothar Franzke immer speziell<br />
das Essgeschirr von Thomas Röttger<br />
ab. Außerdem holt Lothar an bestimmten<br />
Tagen die Brötchen für seine Mitbewohner,<br />
„und für die Gabriel-Gruppe<br />
auch“, erzählt er mir stolz. Nach dem<br />
Abendbrot ist er beim Abräumen dabei.<br />
Jürgen Kaiser räumt die Spülmaschine<br />
ein und aus und wischt die Tische ab.<br />
Einige sehen nun fern, andere sind in<br />
ihren Zimmern und hören Musik oder<br />
schalten auf andere Weise ab, bevor sie<br />
sich auf das Schlafengehen vorbereiten<br />
oder vorbereitet werden. Gemeinsames<br />
Zähneputzen gehört z.B. dazu. Und<br />
das Heraussuchen der richtigen Kleidung<br />
für die Nacht und den nächsten<br />
Tag. Und der geht locker an, denn es<br />
ist ja Wochenende! Ulla Pietsch, <strong>LUPE</strong><br />
Montag, 12. November<br />
Martinsfest<br />
Förderschule, 17:15 Uhr<br />
<strong>Die</strong>nstag, 20. November<br />
Mommenta Münsterland<br />
Klassisches Konzert<br />
Festsaal Marienburg, 19:30 Uhr<br />
Sonntag, 25. November<br />
Sonntagskonzert Anchora<br />
Frauenchor aus Nottuln<br />
Festsaal Marienburg, 16:00 Uhr<br />
Sonntag, 23. Dezember<br />
Adventslieder zum Mitsingen<br />
mit dem Chor deCHORation<br />
Kapelle <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>, 16:00 Uhr<br />
16 Lupe <strong>76</strong> – 2012 Lupe <strong>76</strong> – 2012 17
+ A k t u e l l + + + A k t u e l l + + + A k t u e l l +<br />
Eine Begegnung im Bocholter Hospiz<br />
Udo Leiße im Hospiz. Der passionierte Hobbyfotograf verbrachte seine letzten Wochen<br />
im Guten Hirten.<br />
Wir haben uns im Hospiz kennen gelernt.<br />
Zur Begrüßung gab es keinen<br />
Händedruck, aber ein freundliches<br />
Lächeln. Udo Leiße saß in seinem<br />
Rollstuhl, die Hände unbeweglich auf<br />
den Armlehnen. Schnell kamen wir<br />
aufs Fotografi eren zu sprechen, plauderten<br />
über Kameras und Objektive.<br />
Dann über Norwegen, ein Land, das wir<br />
beide mögen und in dem er eine ganze<br />
Zeit lang gelebt hatte. Er erzählte<br />
von seinen Erlebnissen im Hochgebirge,<br />
von Polarlicht, Schneestürmen und<br />
Stratosphärenleuchten, ich von Fjordfahrten,<br />
Rucksackwanderungen und<br />
Eiszapfen in der Mittsommernacht.<br />
„Wann fahren wir zusammen hin“,<br />
fragte er, wieder mit einem Lächeln,<br />
und uns beiden war klar, dass es zu so<br />
einer Reise nicht kommen würde.<br />
Ein paar Monate vorher war eine<br />
tödliche Krankheit festgestellt worden.<br />
Sie schritt rasant schnell voran. Udo<br />
Leiße war in seinen Bewegungsmöglichkeiten<br />
immer mehr eingeschränkt<br />
und bald auf intensive Pfl ege angewiesen.<br />
Dennoch nahm er alle Entscheidungen<br />
selbst in die Hand. Er organisierte<br />
seine Aufnahme in das Hospiz im<br />
<strong>Haus</strong> <strong>vom</strong> Guten Hirten, regelte seinen<br />
Nachlass, besprach alles mit seinen<br />
Kindern, bereitete seine Beerdigungsfeier<br />
zusammen mit einem Freund vor.<br />
Schließlich wurde alles immer mühsamer:<br />
das Sprechen, das Trinken, das<br />
Atmen. Gegen Ende hatte Udo Leiße<br />
den Wunsch, nicht allein zu sein. So<br />
war immer jemand da, auch nachts. Er<br />
starb friedlich am 22. Juli im Alter von<br />
64 Jahren.<br />
Gesehen haben wir uns nur zweimal.<br />
Aber die Momente hinterlassen starke<br />
Erinnerungen. An einen Mann mit<br />
einer markanten Persönlichkeit. An<br />
einen unabhängigen Kopf voller Lebenserfahrungen.<br />
An einen, der sich<br />
durch Enttäuschungen nicht kleinkriegen<br />
ließ. An einen, der aus der Kirche<br />
ausgetreten war und sich dennoch ein<br />
katholisches Hospiz für seine letzte Lebenszeit<br />
ausgesucht hatte.<br />
Udo Leiße fotografi erte und schrieb,<br />
hielt Gedanken und Weisheiten in<br />
Bildern und Gedichten fest, oft mit<br />
Wortspielen und Bildwitz, vermehrt in<br />
seinen beiden letzten Jahren. In aller<br />
Kürze auf den Punkt gebracht, schrieb<br />
er:<br />
Freude soll bleiben,<br />
Schmerz vergeh’n!<br />
Bekenn Dich zu beidem,<br />
Du wirst besteh’n.<br />
Omega<br />
Der Ambulante Hospizdienst der<br />
Omega-Regionalgruppe Bocholt besteht<br />
aus Ehrenamtlichen. Sie setzen<br />
sich persönlich und unmittelbar<br />
für trauernde und sterbende<br />
Menschen und für ihre Angehörigen<br />
ein. Dazu gehören insbesondere<br />
Besuchsdienste, aber auch etwa<br />
Fahrdienste und die Unterstützung<br />
bei Behörden. Rund 100 Personen<br />
und ihre Familien wurden im Jahr<br />
2011 in Bocholt und Umgebung<br />
intensiv begleitet. www.omega-ev.<br />
de/Bocholt, Tel. 02871-18 48 23.<br />
Palliativnetzwerk<br />
Das Palliativ- und Hospiz-Netz Bocholt<br />
e. V. ist ein Verbund, in dem<br />
viele Fachleute eng zusammenarbeiten,<br />
darunter auch Ärzte und<br />
ein Krankenhaus. Ihr Ziel ist die<br />
Verbesserung der Lebensqualität<br />
von Menschen in der letzten Phase<br />
ihres Lebens. Sie sollen nach Möglichkeit<br />
bis zuletzt in ihrer gewohnten<br />
Umgebung bleiben können.<br />
Schmerzen, belastende Symptome,<br />
psychosoziale und spirituelle Bedürfnisse:<br />
In allen Punkten sieht<br />
das weltanschaulich ungebundene<br />
Netzwerk seine Aufgaben. Ein Faltblatt<br />
informiert genauer; erhältlich<br />
im Guten Hirten.<br />
Hospiz im Guten Hirten<br />
In dem Altenheim an der Karolingerstraße<br />
stehen zwei stationäre<br />
Hospizplätze zur Verfügung. Sie<br />
sind in der Kurzzeitpfl egegruppe<br />
integriert. <strong>Die</strong> Pfl ege übernehmen<br />
geschulte Fachkräfte. Sie arbeiten<br />
Hand in Hand mit den Angehörigen<br />
und den ehrenamtlichen Begleitern<br />
des ambulanten Hospizdienstes.<br />
2011 wurden 22 Personen im Hospiz<br />
in ihrer letzten Lebensphase begleitet.<br />
Tel. 02871-95 81 04.<br />
Michel Hülskemper, <strong>LUPE</strong><br />
Ein Weg zum Nachdenken<br />
In Gescher ist ein neuer Kreuzweg entstanden,<br />
der an der Pankratius-Kirche<br />
beginnt, an der geplanten Fußgängerbrücke<br />
bis zum Friedhof über das Gelände<br />
von <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> führt, an der Antonius-Kirche<br />
in Tungerloh vorbeigeht und<br />
an der Anton-Wiesch-Gedächtnisstätte.<br />
endet (6,6 km). Nach einer Idee von<br />
Pfarrer Udo <strong>Die</strong>penbrock haben die 14<br />
Bronzetafeln aus der Marienkirche einen<br />
neuen Platz gefunden und bleiben<br />
der Gescherer Bevölkerung erhalten. Der<br />
Künstler Erich Büscher-Eilert hatte die<br />
Tafeln 1999 geschaffen. Sie wurden in<br />
der Glockengießerei in Gescher gegossen<br />
und dort auch für die Aufstellung<br />
unter freiem Himmel präpariert.<br />
Kreuzwege wurden ursprünglich von<br />
heimgekehrten Jerusalem-Pilgern angelegt,<br />
die den historischen Leidensweg<br />
Jesu nachbauten. Sie befi nden sich häufi<br />
g draußen vor Wallfahrtskirchen und<br />
im Innenraum der Kirchen. In <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong><br />
stehen nun drei Stationen am Weg. <strong>Die</strong><br />
siebte Station am Soldatenfriedhof zeigt<br />
Wir trauern um die Verstorbene:<br />
Gabriele Hennecke<br />
geb. 29.07.1960, war seit dem 01.11.2003 <strong>als</strong> Abteilungsleiterin Finanz- und Rechnungswesen<br />
in der Stiftung <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong> tätig. Sie starb am 13.10.2012 und wurde auf<br />
dem Friedhof in Gelsenkirchen-Buer beigesetzt.<br />
den zum zweiten Mal gefallenen Jesus<br />
und erinnert daran, dass viele Menschen,<br />
die gefallen und gescheitert sind,<br />
häufi g auch noch von den Mitmenschen<br />
und deren Meinungsführern verspottet<br />
und verlacht werden. An der achten<br />
Station weist Jesus die Frauen, die über<br />
ihn und seinen Leidensweg weinen, auf<br />
die Not und die Gefährdung ihrer eigenen<br />
Welt, ihrer Kinder und Mitmenschen<br />
hin. <strong>Die</strong> neunte Station am <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>er<br />
Friedhof zeigt Jesus bei seinem dritten<br />
Fall und erinnert an die Menschen, die<br />
unter der Last ihres Schicks<strong>als</strong> vollkommen<br />
zusammengebrochen sind.<br />
<strong>Die</strong> Stationen stehen jetzt an einem<br />
beliebten Spazierweg in <strong>Haus</strong> <strong>Hall</strong>, an<br />
dem auch die von Ulrich Hahn geschaffene<br />
Marienstatue ihren Platz hat, eine<br />
Einladung zum Anschauen und Nachdenken.<br />
Josef Bücker, Abt. Seelsorge<br />
18 Lupe <strong>76</strong> – 2012 Lupe <strong>76</strong> – 2012 19<br />
Herbst<br />
<strong>Die</strong> Blätter fallen, fallen wie von weit,<br />
<strong>als</strong> welkten in den Himmeln ferne Gärten;<br />
sie fallen mit verneinender Gebärde.<br />
Und in den Nächten fällt die schwere Erde<br />
aus allen Sternen in die Einsamkeit.<br />
Wir alle fallen. <strong>Die</strong>se Hand da fällt.<br />
Und sieh dir andre an: es ist in allen.<br />
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen<br />
unendlich sanft in seinen Händen hält.<br />
Rainer Maria Rilke