Klicken Sie hier um den vollständigen Bericht zu - Feuerwehr Schwyz
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118 swissfire.ch 11|2012 Einsatz<br />
Gwerder ist als erster Offizier auf dem<br />
Scha<strong>den</strong>platz. Er stellt fest, dass das Feuer<br />
von der in Vollbrand stehen<strong>den</strong>, hölzernen<br />
Werkstattfassade bereits auf das Verteilergebäude<br />
(Heizzentrale) – ebenfalls aus<br />
Holz gebaut – übergegriffen hat. Es entsteht<br />
eine enorme Hitze, die Richtung Biogastanks,<br />
Trafostation und Autobahnböschung<br />
strahlt. Zudem besteht Übergriffsgefahr auf<br />
das angebaute, jedoch durch eine Betonmauer<br />
getrennte Holzschnitzellager und<br />
<strong>den</strong> Bürotrakt. Es befin<strong>den</strong> sich keine Personen<br />
in <strong>den</strong> Gebäu<strong>den</strong>. Neben dem Brandobjekt<br />
sind im Freien Holzschnitzel aufgehäuft.<br />
Gwerder übernimmt die Einsatzleitung.<br />
Als Sofortmassnahme befiehlt er via<br />
Funk <strong>den</strong> Einsatzkräften im <strong>Feuerwehr</strong>lokal,<br />
dass sofort mit dem Schlauchverlegeanhänger<br />
ein Wassertransport vom<br />
Hydranten an der Gewerbestrasse aufgebaut<br />
wird und der Grosslüfter sowie die<br />
Motorspritze unverzüglich auf Platz transportiert<br />
wer<strong>den</strong> sollen. Er entschliesst sich:<br />
1. Schützen der ca. 15 Meter entfernten<br />
Biogasanlage und Trafostation, 2. Halten<br />
der angebauten Holzschnitzelhalle, 3. Löschen,<br />
4. Folgeschä<strong>den</strong> vermei<strong>den</strong>.<br />
Gasflaschen explodieren<br />
Der Einsatzleiter lässt die Biogasanlage mit<br />
dem Schnellangriff ab TLF kühlen. Parallel<br />
<strong>zu</strong> der Zubringerleitung ab Hydrant<br />
«Gewerbestrasse» wird ein weiterer Wassertransport<br />
mit Motorspritzen ab Muota<br />
und Seewern aufgebaut. Schlussendlich<br />
verhindern die AdF <strong>den</strong> Übergriff auf die<br />
Lagerhalle und bekämpfen <strong>den</strong> Brand mit<br />
neun Druckleitungen und fünf Wasserwerfern.<br />
Mit dem Grosslüfter (MGV) wird die<br />
Kühlung der Biogasanlage und der Fassade<br />
Richtung Bürotrakt unterstützt.<br />
Während des Einsatzes explodieren Gasflaschen<br />
(Acetylen und Sauerstoff). Verletzt<br />
wird niemand. Nach rund zwei Stun<strong>den</strong> ist<br />
der Brand gelöscht. Der Übergriff auf andere<br />
Gebäude kann verhindert wer<strong>den</strong>. Es<br />
folgen Nachlöscharbeiten. «Dass wir während<br />
des ganzen Einsatzes auf die sehr guten<br />
Anlage und Gebäudekenntnisse des<br />
Verwaltungsratspräsi<strong>den</strong>ten Bapist Reichmuth<br />
<strong>zu</strong>rückgreifen konnten, hat uns sehr<br />
gedient», betonte der EL. f<br />
Aldo Lehner, Korrespon<strong>den</strong>t Innerschweiz<br />
Es besteht Übergriffsgefahr auf das angebaute,<br />
jedoch durch eine Betonmauer getrennte Holzschnitzellager<br />
und <strong>den</strong> Bürotrakt.<br />
Erfolg durch Gebäudekenntnisse,<br />
richtige Alarmierung und etwas Glück<br />
Der Brand bei der AGRO Energie <strong>Schwyz</strong><br />
AG hat exemplarisch aufgezeigt, wo die<br />
Herausforderungen bei Störfällen moderner<br />
Energie und Fernheizanlagen liegen. Eine<br />
Kombination technisch komplexer Installationen<br />
und Prozesse, hohe Brandlasten und<br />
weitere Gefahren machen diese Ereignisse<br />
<strong>zu</strong> einer echten Herausforderung für <strong>den</strong><br />
Einsatzleiter.<br />
Im vorliegen<strong>den</strong> Fall darf man von Glück<br />
im Unglück sprechen, die grössten Brandlasten<br />
wie das Holzschnitzellager neben<br />
dem Brandobjekt und der etwas weiter entfernte<br />
Gasfolienspeicher mit Biogas waren<br />
beim Eintreffen der <strong>Feuerwehr</strong> noch nicht<br />
in Brand geraten und konnten in der Folge<br />
gehalten wer<strong>den</strong>. Die zügige und gezielte<br />
Intervention der ausgerückten Einsatzkräfte<br />
trug massgeblich da<strong>zu</strong> bei.<br />
Gebäudekenntnisse sind<br />
das A und O<br />
Energieerzeugungsanlagen sind aufgrund<br />
der komplexen Bausubstanz für die rä<strong>um</strong>liche<br />
Orientierung eine Herausforderung.<br />
Die dort ablaufen<strong>den</strong> Prozesse machen solche<br />
Anlagen für <strong>den</strong> Laien <strong>zu</strong> einem Buch<br />
mit sieben <strong>Sie</strong>geln. Es ist absolut entschei<strong>den</strong>d,<br />
dass sich <strong>Feuerwehr</strong>en seriös auf sol<br />
che Störfälle vorbereiten. Eine frühzeitige<br />
Beübung der Anlage stellt sicher, dass Ausrückkonzept,<br />
Vorgehensweise oder Verantwortlichkeiten<br />
rechtzeitig geklärt wer<strong>den</strong><br />
können. Die spezifischen Gefahren einer<br />
Anlage können durch <strong>den</strong> Anlagenbetreiber<br />
im Übungsfall optimal weitergegeben wer<strong>den</strong>.<br />
Biogas<br />
Die Vergärung von Biomasse lässt unter<br />
Luftausschluss brennbare Gase wie Methan,<br />
Schwefelwasserstoff und Ammoniak<br />
entstehen. Nicht brennbares Kohlendioxid<br />
oder weitere Spurengase sind ebenfalls in<br />
Biogas enthalten. Die einzelnen Bestandteile<br />
treten dabei abhängig vom vergärten<br />
Substrat in variierender Zusammenset<strong>zu</strong>ng<br />
auf. Methan als hochentzündlicher sowie<br />
Ammoniak und Schwefelwasserstoff als<br />
stark toxische Bestandteile können aufwendige<br />
Sicherheitsmassnahmen notwendig<br />
machen:<br />
• Messen der Konzentration von Atemgiften,<br />
Sauerstoffgehalt und der Explosionsgrenzen<br />
• Arbeit in der Anlage und im Freien in unmittelbarer<br />
Anlagenähe nur mit <strong>um</strong>luftunabhängigem<br />
Atemschutz<br />
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