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gerald kador FOLKVORD - Schule.at

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Bildung für eine bessere Welt?<br />

herausgeberIn: servicestelle menschenrechtsbildung / ludwig boltzmann institut für menschenrechte - forschungsverein (BIM-FV)


EDITORIAL<br />

In wenigen Mon<strong>at</strong>en geht die UN-Dekade für Menschenrechtserziehung (1995-2004) zu Ende. Gleich darauf<br />

beginnt die UN-Dekade der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (2005-2014), das „European Year of<br />

Citizenship through Educ<strong>at</strong>ion“ und das Bertha-von-Suttner-Gedenkjahr 2005. Menschenrechtsbildung,<br />

Globales Lernen, Demokr<strong>at</strong>ie-Bildung und Friedenspädagogik stehen im Zentrum der genannten<br />

Schwerpunktprogramme. Sie dienen uns auch als Anlass, in der vorliegenden Nummer auf diese miteinander<br />

verwandten Bildungsbereiche einzugehen.<br />

RReeiinnhhaarrdd EEcckkeerrtt beleuchtet zunächst einige generelle Berührungspunkte und Grundfragen dieser Konzepte,<br />

denen jeweils ein eigener Artikel gewidmet ist. EElliissaabbeetthh TTuurreekk beschäftigt sich mit der Situ<strong>at</strong>ion der<br />

Menschenrechtsbildung in Österreich und fokussiert dabei vor allem den schulischen Kontext, WWeerrnneerr<br />

WWiinntteerrsstteeiinneerr untersucht aktuelle friedenspädagogische Herausforderungen weltweit und KKaarrllhheeiinnzz DDüürrrr<br />

gibt einen Überblick über europäische Entwicklungen im Bereich Demokr<strong>at</strong>ie-Lernen. BBaarrbbaarraa HHeellmm berichtet<br />

über die Erfahrungen des Interkulturellen Zentrums mit intern<strong>at</strong>ionalen Schulprojekten und stellt dabei ein<br />

aktuelles Projekt zum Globalen Lernen vor. Den Vor- und Nachteilen von zeitlich begrenzten Schwerpunktprogrammen<br />

und intern<strong>at</strong>ionalen Kampagnen sind die Beiträge von HHeellmmuutthh HHaarrttmmeeyyeerr und BBaarrbbaarraa<br />

SScchhmmiieeddll gewidmet, die auch auf die Erfolge und Misserfolge einiger UN-Dekaden eingehen. Dass das Recht<br />

auf Bildung auch heute noch gefährdet ist, zeigt DDoorriiss PPiilllleerr am Beispiel von geistig behinderten Kindern in<br />

Russland auf.<br />

Die bewährten Rubriken von GGeerraalldd KKaaddoorr FFoollkkvvoorrdd und FFrraannzz LLeettttnneerr behandeln diesmal die Themen<br />

Konfliktbearbeitung, Krieg und Frieden. IInnggoo BBiieerriinnggeerr stellt das Friedensbüro Salzburg vor, ein Glossar<br />

schafft einen Überblick über einige der erwähnten intern<strong>at</strong>ionalen Schwerpunktprogramme und ein umfangreicher<br />

Serviceteil rundet wie immer das Angebot unseres Newsletters ab.<br />

Eine inform<strong>at</strong>ive Lektüre und viele neue Anregungen wünscht Ihnen<br />

Reinhard Eckert<br />

Teaching Human Rights Nr. 19, Mai 2004; Thema: Bildung für eine bessere Welt?<br />

3 Friedens-, Demokr<strong>at</strong>ie- und Menschenrechtsbildung: Verwandte Konzepte und ihre Querverbindungen<br />

(Reinhard Eckert)<br />

5 Zwischen Ansprüchen und Widersprüchen: Menschenrechtsbildung in schulischen Systemen Österreichs<br />

(Elisabeth Turek)<br />

9 Friedenspädagogik im Zeitalter der Globalisierung<br />

(Werner Wintersteiner)<br />

12 Demokr<strong>at</strong>ie-Bildung im europäischen Kontext<br />

(Karlheinz Dürr)<br />

15 Intern<strong>at</strong>ionale Schulprojekte<br />

(Barbara Helm)<br />

I-IV Ideen für den Unterricht: Ausgewählte Übungen zum Thema Konfliktbewältigung<br />

(Gerald Kador Folkvord)<br />

19 Konsequente Weiterentwicklung st<strong>at</strong>t von Kampagne zu Kampagne<br />

(Helmuth Hartmeyer)<br />

20 Die Dekade ist tot – es lebe die Dekade?<br />

(Barbara Schmiedl)<br />

22 Glossar<br />

(Red.)<br />

24 Organis<strong>at</strong>ionen stellen sich vor:<br />

Das Friedensbüro Salzburg<br />

25 „Nicht bildungsfähig“? Kinder mit geistiger Behinderung in Russland<br />

(Doris Piller, amnesty intern<strong>at</strong>ional Österreich)<br />

24 Krieg und Frieden in der Kinder- und Jugendliter<strong>at</strong>ur<br />

(Franz Lettner)<br />

27 Serviceseiten: Termine, Tipps und Inform<strong>at</strong>ionen<br />

(Red.)<br />

Die Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Titelbild: © Servicestelle Menschenrechtsbildung (SEM), Bearbeitung: olga/er


Friedens-, Demokr<strong>at</strong>ie- und<br />

Menschenrechtsbildung<br />

Verwandte Konzepte und ihre Querverbindungen<br />

von reinhard ECKERT<br />

In der pädagogischen Praxis und Fachliter<strong>at</strong>ur<br />

stößt man auf eine Reihe von Disziplinen,<br />

Terminologien und Konzepten, die aus einem<br />

politischen Anliegen heraus zu besseren Lebensbedingungen,<br />

einer gerechteren Gesellschaft<br />

und friedlichen Weltordnung beitragen<br />

wollen: Friedens-, Demokr<strong>at</strong>ie- und Menschenrechtsbildung,<br />

Globales Lernen, Antirassistische<br />

Bildungsarbeit etc. Solche „Bindestrichpädagogiken”<br />

(meist Randgebiete innerhalb<br />

des erziehungswissenschaftlichen Diskurses)<br />

werden gerne als naive Modeerscheinungen<br />

belächelt oder als Ausdruck unseriöser, wenn<br />

nicht sogar kontraproduktiver pädagogischer<br />

Allmachtsphantasien kritisiert.<br />

Die diesbezügliche Kritik stützt sich allerdings<br />

selten auf eine detaillierte Auseinandersetzung<br />

mit der M<strong>at</strong>erie. Sie übersieht daher häufig,<br />

dass den jeweiligen Konzepten kein weltfremder<br />

Idealismus, sondern eine kritische<br />

Analyse der bestehenden Verhältnisse zugrunde<br />

liegt. Angelpunkt aller Kritik ist freilich<br />

eine Grunds<strong>at</strong>zfrage: ob sich die Pädagogik für<br />

eine Veränderung der bestehenden Verhältnisse<br />

(dazu gehören auch massive Ungerechtigkeiten,<br />

Menschenrechtsverletzungen, Gewalt,<br />

Krieg, Rassismus und Sexismus - um nur einige<br />

Schlagwörter zu nennen) zuständig und verantwortlich<br />

fühlen soll oder ob sie damit nicht<br />

Teil des Problems wird, indem sie Kernaufgaben<br />

der Politik übernimmt.<br />

Zwei Seiten einer Medaille<br />

Die Illusion einer völlig unpolitischen Pädagogik<br />

ist heute weitgehend aufgegeben worden.<br />

Analysiert man die Geschichte der<br />

europäischen Pädagogik und insbesondere die<br />

Entwicklung des schulischen Bildungswesens,<br />

so zeigt sich, dass Politik und Pädagogik überwiegend<br />

in einem engen bis sehr engen Verhältnis<br />

zueinander standen. Dass die Politik<br />

auf die Erziehung und Bildung einwirkte, kann<br />

durchaus als die Regel angesehen werden; dass<br />

PädagogInnen die Politik beeinflussten, war<br />

hingegen die Ausnahme. Die Instrumentalisierung<br />

von Erziehung und Bildung für politische<br />

Zwecke zieht sich durch die gesamte europäische<br />

Geschichte. Und so wie die Politik jeweils<br />

zu positiven oder neg<strong>at</strong>iven Veränderungen<br />

beigetragen h<strong>at</strong>, t<strong>at</strong> es auch ihre „kleine<br />

Schwester“ 1, die Pädagogik.<br />

Wenn man Erziehung und Bildung historisch<br />

(unter menschenrechtlichen und friedenspolitischen<br />

Gesichtspunkten) betrachtet, erscheint<br />

ein janusköpfiges Gebilde. Die eine<br />

Seite der Medaille zeigt die Sch<strong>at</strong>tenseiten,<br />

die immer wieder auch die Pädagogik bestimmten:<br />

Fremdbestimmung, Gewalt, Segreg<strong>at</strong>ion,<br />

Indoktrinierung, Radikalisierung, Vereinnahmung,<br />

Verhetzung, egoistisches Konkur-<br />

renzstreben etc. Die andere Seite steht für die<br />

positiven Auswirkungen, zu denen PädagogInnen<br />

beigetragen haben: Alphabetisierung,<br />

Mündigkeit, Emanzip<strong>at</strong>ion, „empowerment“,<br />

Kooper<strong>at</strong>ion, Abbau von Vorurteilen, Verständigung,<br />

Versöhnung etc. 2<br />

Menschenrechtsbildung, Friedenspädadogik<br />

und andere verwandte Gebiete wollen zu<br />

einem solchen „freundlichen Gesicht“ der Pädagogik<br />

beitragen.<br />

Dabei müssen sie sich nicht nur mit der<br />

erwähnten Kehrseite der Medaille auseinandersetzen,<br />

sondern teilweise auch noch gewisse<br />

theoretische und didaktische Defizite ihrer<br />

Disziplinen 3 überwinden. Menschenrechte,<br />

Frieden, Demokr<strong>at</strong>ie, intern<strong>at</strong>ionale Solidarität<br />

etc. können als Lernziele schwer oper<strong>at</strong>ionalisiert<br />

werden; die Überzeugung von ihrer<br />

Notwendigkeit kann zu der Denkweise verleiten,<br />

dass diese Werte ohnehin selbsterklärend<br />

seien und keiner Legitim<strong>at</strong>ion bedürften.<br />

Zugleich liegt in dieser Offenheit aber eine<br />

Stärke, die möglicherweise erklärt, woher<br />

viele PraktikerInnen weltweit ihre Kraft und<br />

Inspir<strong>at</strong>ion nehmen. 4<br />

Dennoch ist eine tendenzielle Rückständigkeit<br />

der wissenschaftlichen Menschenrechtsund<br />

Friedenspädagogik nicht von der Hand zu<br />

weisen. Sie ist v.a. durch die folgenden Faktoren<br />

bedingt:<br />

• mangelnde gesellschaftliche, politische und<br />

akademische Anerkennung (als eigenständige<br />

pädagogische Disziplinen - und nicht bloß als<br />

Anhängsel der Rechts- und Politikwissenschaften<br />

bzw. der Friedensforschung) und<br />

dadurch fehlende Rahmenbedingungen;<br />

• divergierende Zugänge der beteiligten AkteurInnen<br />

(NGOs, Lehrkräfte, BildungspolitikerInnen<br />

und WissenschafterInnen), die<br />

daher auch die Ziele des Bildungsprozesses<br />

unterschiedlich gewichten5; • Mangel an Evalu<strong>at</strong>ion und theoretischer Reflexion:<br />

Angesichts der schwierigen Messbarkeit<br />

langfristiger Erfolge und aus Kostengründen<br />

verzichten zahlreiche Initi<strong>at</strong>iven auf<br />

Evaluierungen bzw. eine wissenschaftliche<br />

Begleitung ihrer Projekte.<br />

Begriffsfragen<br />

Im UNESCO-Kontext werden Friedens-, Demokr<strong>at</strong>ie-<br />

und Menschenrechtsbildung spätestens<br />

seit der 27. Tagung der UNESCO-Generalkonferenz<br />

im November 1993 weder konzeptionell<br />

noch politisch voneinander getrennt. Dies<br />

spiegelt sich insbesondere im zwei Jahre später<br />

verabschiedeten „Integrierten Rahmenund<br />

Aktionsplan zur Erziehung für Frieden,<br />

Menschenrechte und Demokr<strong>at</strong>ie“ 6 wider. Auch<br />

sonst werden die drei Disziplinen und andere<br />

verwandte Konzepte in der pädagogischen<br />

Praxis gewöhnlich nicht sehr streng unterschieden.<br />

Eine vom schwedischen Pädagogen<br />

Åke Bjerstedt durchgeführte Befragung von<br />

Mitgliedern der (innerhalb der Intern<strong>at</strong>ional<br />

03


04<br />

Peace Research Associ<strong>at</strong>ion angesiedelten)<br />

Peace Educ<strong>at</strong>ion Commission förderte 1991<br />

eine Vielzahl von Terminologien zutage, die<br />

intern<strong>at</strong>ional als Altern<strong>at</strong>iven zu dem Terminus<br />

peace educ<strong>at</strong>ion im Umlauf sind. 7<br />

Die jeweilige Wahl des Leitbegriffes hängt von<br />

vielerlei Faktoren wie den pädagogischen und<br />

politischen Rahmenbedingungen, der eigenen<br />

Überzeugung, aber auch von forschungsstr<strong>at</strong>egischen<br />

Überlegungen 8 ab. Das Bekenntnis zu<br />

einer bestimmten Terminologie bedeutet mitunter<br />

auch, dass ein „anderes“ Konzept als<br />

Teilbereich der „eigenen“ Disziplin gesehen<br />

wird. Auch wenn im Allgemeinen die Auffassung<br />

überwiegt, dass die Begriffe „ohnehin<br />

alle zusammengehören und dasselbe meinen“,<br />

ist es nicht gleichgültig, für welchen Leitbegriff<br />

sich jemand entscheidet. 9<br />

Querverbindungen<br />

Die Querverbindungen lassen sich besonders<br />

gut über die in der Menschenrechtsbildung<br />

them<strong>at</strong>isierten drei Gener<strong>at</strong>ionen der Menschenrechte<br />

illustrieren. Ein m.E. besonders<br />

überzeugendes Modell wurde von der kro<strong>at</strong>ischen<br />

Friedens- und Menschenrechtsbildnerin<br />

Vedrana Spajic-Vrkas entworfen. Darin werden<br />

die Menschenrechtsbildung, ´ ˇ<br />

das Globale<br />

Lernen, das Europar<strong>at</strong>skonzept Educ<strong>at</strong>ion for<br />

Democr<strong>at</strong>ic Citizenship und die Befreiungspädagogik<br />

(in der Tradition von Paulo Freire u.a.)<br />

als mögliche Überbegriffe für andere Konzepte<br />

wie Friedens-, Demokr<strong>at</strong>ie- und Interkulturelle<br />

Bildung skizziert:<br />

Querverbindungen unterschiedlicher „politischer Pädagogiken“ anhand<br />

der drei Menschenrechtsgener<strong>at</strong>ionen (nach Spajic-Vrkas ´<br />

ˇ2001,<br />

30)<br />

Einen Einblick in einige dieser Konzepte finden<br />

Sie in den Beiträgen dieses Hefts. ✖<br />

Reinhard Eckert ist Mitarbeiter der Servicestelle<br />

Menschenrechtsbildung.<br />

© SEM<br />

Liter<strong>at</strong>ur:<br />

• Blankertz, Herwig (1982): Die Geschichte der<br />

Pädagogik – von der Aufklärung bis zur Gegenwart.<br />

Wetzlar: Büchse der Pandora<br />

• Bjerstedt, Åke (1995): Peace Educ<strong>at</strong>ion: A World<br />

Perspective for the 1990s. In: Calleja, James (Hg.):<br />

Intern<strong>at</strong>ional Educ<strong>at</strong>ion and the University. London:<br />

Jessica Kingsley Publishers und Paris: UNESCO<br />

Publishing,<br />

• Bush, Kenneth D. & Saltarelli, Diana (Hg.) (2000):<br />

The Two Faces of Educ<strong>at</strong>ion in Ethnic Conflict.<br />

Towards a Peacebuilding Educ<strong>at</strong>ion for Children.<br />

Florence: United N<strong>at</strong>ions Children’s Fund –<br />

Innocenti Research Centre<br />

• Flowers, Nancy (2004): How to Define Human<br />

Rights Educ<strong>at</strong>ion? A Complex Answer to a Simple<br />

Question. In: Georgi, Viola B. & Seberich, Michael<br />

(Hg.): Intern<strong>at</strong>ional Perspectives in Human Rights<br />

Educ<strong>at</strong>ion. Gütersloh: Bertelsmann Found<strong>at</strong>ion<br />

Publishers, 105-127<br />

• Schirlbauer, Alfred (2001): Die Lehren des<br />

Krieges. Perspektiven einer Pädagogik der Konkurrenz.<br />

In: Liessmann, Konrad Paul (Hg.): Der V<strong>at</strong>er<br />

aller Dinge. Nachdenken über den Krieg. Wien:<br />

Zsolnay, 222-242<br />

• Spajic-Vrkas, ´ ˇ Vedrana (2001): Defining Human<br />

Rights Educ<strong>at</strong>ion. In: Englert, Adrienne (Hg.):<br />

Forum on Human Rights Educ<strong>at</strong>ion. Document<strong>at</strong>ion.<br />

European Youth Centre Budapest, 7-12 November<br />

2000. Budapest: EYCB, Director<strong>at</strong>e of Youth and<br />

Sport, Council of Europe, 25-33<br />

• Wintersteiner, Werner (1999): Pädagogik des<br />

Anderen. Bausteine für eine Friedenspädagogik in<br />

der Postmoderne. Münster: agenda<br />

1 Schirlbauer 2001, 232<br />

2 Zugegebenermaßen ist dies ein sehr vereinfachendes<br />

Bild, doch lässt es sich durch wissenschaftliche<br />

Untersuchungen, beispielsweise über die Rolle von<br />

Erziehung und Bildung in ethnischen Konflikten (Bush/<br />

Saltarelli 2000), untermauern.<br />

3 vgl. Flowers 2004, 106 und Wintersteiner 1999, 15f.<br />

4 vgl. Flowers 2004, 106<br />

5 vgl. Flowers 2004, 106-118<br />

6 in englischer Sprache unter<br />

www.unesco.org/shs/human_rights/hrff.htm<br />

7 Bjerstedt nennt nur die 32 am häufigsten verwendeten<br />

Begriffe. Dazu gehören neben democracy educ<strong>at</strong>ion und<br />

human rights educ<strong>at</strong>ion unter anderem die folgenden<br />

Bezeichnungen: antifascist educ<strong>at</strong>ion, awareness raising,<br />

citizen(ship) educ<strong>at</strong>ion, conflict resolution, cultural studies,<br />

disarmament educ<strong>at</strong>ion, ecological educ<strong>at</strong>ion, educ<strong>at</strong>ion for<br />

coexistence, educ<strong>at</strong>ion for intern<strong>at</strong>ional understanding,<br />

educ<strong>at</strong>ion for mutual understanding, Ghandian studies, global<br />

educ<strong>at</strong>ion, intercultural educ<strong>at</strong>ion, liber<strong>at</strong>ion educ<strong>at</strong>ion,<br />

multicultural educ<strong>at</strong>ion, political educ<strong>at</strong>ion, teaching about<br />

controversial issues, values educ<strong>at</strong>ion und world studies<br />

(vgl. Bjerstedt 1995, 89ff.).<br />

8 vgl. Wintersteiner 1999, 29<br />

9 vgl. Wintersteiner 1999, 22f.


Zwischen Ansprüchen und<br />

Widersprüchen<br />

Menschenrechtsbildung in schulischen<br />

Systemen Österreichs<br />

von elisabeth TUREK<br />

„Ein Klassensprecher muss leider damit rechnen,<br />

bei der Benotung Nachteile zu haben. Es<br />

wird signalisiert: Du hast Nachteile, wenn du<br />

dich für jemanden einsetzt.“<br />

„In meiner Klasse gibt es ein ‘Herdenprinzip’.<br />

Die Starken in der Gruppe setzen sich durch,<br />

die anderen ziehen mit. Deswegen geht es vor<br />

allem darum, Zivilcourage zu zeigen und zu<br />

fördern, die Persönlichkeit der anderen zu<br />

stärken.“<br />

„Das eigene Handeln im Schulalltag ist wichtig,<br />

auch die Persönlichkeit des Lehrers. Sie<br />

bestimmt die Inhalte, die vermittelt werden,<br />

wenn es um Menschenrechte geht.“<br />

Schulische Menschenrechtsbildung ist eine<br />

komplexe Angelegenheit – das verdeutlichen<br />

die unterschiedlichen Beobachtungen von<br />

Hauptschullehrerinnen zum „Menschenrechtsumfeld<br />

<strong>Schule</strong>“ 1.<br />

Sie regen auch dazu an, Fragen zu stellen:<br />

Kann Menschenrechtsbildung in einem „undemokr<strong>at</strong>ischen“<br />

Klassen- und Schulumfeld überhaupt<br />

vermittelt werden oder ist das ein<br />

Widerspruch an und für sich? Wie weit sind<br />

ihre Lernziele von dem, was im schulischen<br />

Alltag t<strong>at</strong>sächlich bei den SchülerInnen ankommt<br />

und Spuren hinterlässt, entfernt? Wie<br />

weit wollen oder können sich LehrerInnen und<br />

SchülerInnen – auch auf Grund ihrer persönlichen<br />

Voraussetzungen - überhaupt auf das<br />

Thema Menschenrechte einlassen? Welche<br />

Rolle haben Lehrkräfte in der Menschenrechtsbildung?<br />

Und schließlich: sind die Ideen und<br />

Werte der Menschenrechte – pointiert gefragt –<br />

überhaupt „erlernbar“?<br />

Lernen über, für und durch Menschenrechte<br />

Menschenrechtsbildung ist vielschichtig und<br />

kann alle Beteiligten auch mit blinden Flecken<br />

konfrontieren. Irrit<strong>at</strong>ionen schmälern die<br />

Anerkennung der Brisanz und Bedeutung von<br />

Menschenrechtsbildung keineswegs, im Gegenteil.<br />

Sie ermöglichen neue oder ungewohnte<br />

Perspektiven auf Strukturen und Systeme<br />

von <strong>Schule</strong>, auf das Lernen und zwischenmenschliche<br />

Beziehungen – vorausgesetzt,<br />

Menschenrechtsbildung wird als ganzheitlicher<br />

und nachhaltiger Lernprozess (im Sinn von<br />

„Lernen über, Lernen durch und Lernen für<br />

die Menschenrechte“ 2) verstanden.<br />

Ein wesentlicher Aspekt in diesem holistischen<br />

Verständnis ist ein offener Blick auf die Frage:<br />

Wie halten wir es an der <strong>Schule</strong> bzw. in der<br />

Klasse mit den Menschenrechten? Die Bedingungen,<br />

in die Menschenrechtsbildung eingebettet<br />

ist (strukturell und hierarchisch, m<strong>at</strong>eriell,<br />

zeitlich, methodisch, Klassendynamik,<br />

persönliche Komponenten etc.), gestalten<br />

letztlich entscheidend den Möglichkeitsraum<br />

für ihre Entfaltung. Das betrifft das Vorhandensein<br />

von Angeboten für Soziales Lernen<br />

ebenso wie den Erwerb von Methodenkompetenzen.<br />

Der Frage, wie in der Menschenrechtsbildung<br />

Schulkultur(en) bzw. <strong>Schule</strong>ntwicklungen, die<br />

Beziehungen zwischen SchülerInnen und<br />

LehrerInnen, die Bedingungen des Lernens<br />

(auch im Hinblick auf Lehr- und Stundenpläne),<br />

die m<strong>at</strong>eriellen Rahmenbedingungen,<br />

bis hin zur Schul- und Bildungspolitik zusammenwirken,<br />

ist bislang im Vergleich zu norm<strong>at</strong>iven<br />

und präskriptiven Zielsetzungen wenig<br />

Aufmerksamkeit geschenkt worden.<br />

„Take your school’s<br />

Human Rights Temper<strong>at</strong>ure“<br />

- diese Methode ist<br />

eine Möglichkeit zur<br />

Erhebung der menschenrechtlichenAtmosphäre<br />

an der eigenen<br />

<strong>Schule</strong>. Inform<strong>at</strong>ionen<br />

dazu finden Sie unter<br />

www.hri.ca/projects/<br />

hrtemper<strong>at</strong>ure oder<br />

www.hrea.org/erc/<br />

Library/First_Steps/ part2_eng.html. Auf Deutsch gibt es einen ähnlichen<br />

Fragebogen in: Taylor, Mark (2000): Die Europäische Menschenrechtskonvention,<br />

Einstiegshilfen für den Unterricht. Straßburg:<br />

Europar<strong>at</strong>; Zielgruppe: 8-14 Jahre; kostenlos zu beziehen über die<br />

Servicestelle Menschenrechtsbildung (service@humanrights.<strong>at</strong>).<br />

Die Versuchung liegt nahe, das Blickfeld vor<br />

allem auf das SOLL zu richten (die Schüler-<br />

Innen sollen die Menschenrechte kennen, für<br />

ihre Wahrung eintreten, sie als Werte anerkennen<br />

usw.). Wenn dabei das IST (Interessen,<br />

Stärken und Schwächen, Erwartungshaltungen<br />

der SchülerInnen und LehrerInnen, psychosoziale<br />

Voraussetzungen sowie die oben skizzierten<br />

Rahmenbedingungen) ausgeblendet wird,<br />

kann sich allerdings wenig bewegen. Das, was<br />

Menschenrechtsbildung letztlich bewirken<br />

KANN, entwickelt sich im Spannungsfeld von<br />

Visionen, Zielen, Potenzialen und Grenzen der<br />

Menschenrechtsbildung – also, vereinfacht ausgedrückt:<br />

zwischen dem, was sein SOLL und<br />

dem, was IST.<br />

Institutionelle Verankerung, Relevanz und<br />

Ziele<br />

Menschenrechtsbildung ist eine rel<strong>at</strong>iv junge<br />

pädagogische Disziplin. In Österreich ist sie<br />

seit 1978 formal über das Unterrichtsprinzip<br />

„Politische Bildung“ in das Schulwesen integriert.<br />

Diesem Prinzip zufolge ist die Politische<br />

Bildung grundlegender Bestandteil des Unterrichts<br />

in allen Fächern, auf allen Schulstufen<br />

und in allen Schultypen. Eines ihrer Ziele<br />

besteht laut Grunds<strong>at</strong>zerlass in der Förderung<br />

der „Fähigkeit und Bereitschaft (…), für unantastbare<br />

Grundwerte, wie Freiheit und Menschenwürde,<br />

einzutreten, Vorurteile abzubauen<br />

und sich auch für die Belange Benachteiligter<br />

einzusetzen.“ 3 Weiters ist die Them<strong>at</strong>ik<br />

der Menschenrechte als Lehrstoff im Pflichtgegenstand<br />

Politische Bildung – meist in Verbin-<br />

05


06<br />

dung mit Geschichte, Rechtskunde, Wirtschaftskunde<br />

etc. – in allen Schultypen ab der<br />

9. Schulstufe verankert. Zu erwähnen ist in<br />

diesem Zusammenhang, dass 2001 an den<br />

Allgemeinbildenden Höheren <strong>Schule</strong>n das Fach<br />

„Geschichte und Politische Bildung“ für die<br />

elfte und zwölfte Schulstufe etabliert wurde.<br />

Auch wenn es keine einheitliche Definition zur<br />

Menschenrechtsbildung gibt, existiert im Hinblick<br />

auf ihre Relevanz im Schulunterricht<br />

intern<strong>at</strong>ional ein breiter Konsens. Er spiegelt<br />

sich in intern<strong>at</strong>ionalen Aktionsprogrammen der<br />

UN (etwa im Rahmen der UN-Dekade für Menschenrechtserziehung<br />

1995-2004 oder im<br />

„Integrierten Rahmenaktionsplan zur Erziehung<br />

für Frieden, Menschenrechte und Demokr<strong>at</strong>ie“<br />

der UNESCO von 1995 4), in<br />

Empfehlungen des Europar<strong>at</strong>es (1985) 5 bzw. im<br />

Projekt „Educ<strong>at</strong>ion for Democr<strong>at</strong>ic Citizenship“/EDC)<br />

6 wider.<br />

Das Recht auf Menschenrechtsbildung ist schon<br />

in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte<br />

(AEMR) verankert. Artikel 26 bezieht<br />

sich auf ein umfassendes Bildungsverständnis<br />

von der „vollen Entfaltung der menschlichen<br />

Persönlichkeit“ sowie der „Stärkung der<br />

Achtung vor den Menschenrechten und<br />

Grundfreiheiten“. Der Kern der Menschenrechte<br />

und der Menschenrechtsbildung ist die<br />

Menschenwürde, die jedem Menschen unabhängig<br />

von Herkunft, Religion, Geschlecht<br />

oder Kultur zukommt. Im schulischen Kontext<br />

bedeutet das sowohl die Sicherung des elementaren<br />

Rechts von Kindern und Jugendlichen<br />

auf Bildung als auch deren grundlegende<br />

persönliche Anerkennung.<br />

Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der<br />

Menschenrechte (1948)<br />

1. Jeder h<strong>at</strong> das Recht auf Bildung. Die Bildung<br />

ist unentgeltlich, zum mindesten der Grundschulunterricht<br />

und die grundlegende Bildung.<br />

Der Grundschulunterricht ist oblig<strong>at</strong>orisch.<br />

Fach- und Berufsschulunterricht müssen allgemein<br />

verfügbar gemacht werden, und der<br />

Hochschulunterricht muß allen gleichermaßen<br />

entsprechend ihren Fähigkeiten offenstehen.<br />

2. Die Bildung muß auf die volle Entfaltung der<br />

menschlichen Persönlichkeit und auf die<br />

Stärkung der Achtung vor den Menschenrechten<br />

und Grundfreiheiten gerichtet sein. Sie muß zu<br />

Verständnis, Toleranz und Freundschaft zwischen<br />

allen N<strong>at</strong>ionen und allen rassischen oder<br />

religiösen Gruppen beitragen und der Tätigkeit<br />

der Vereinten N<strong>at</strong>ionen für die Wahrung des<br />

Friedens förderlich sein.<br />

3. Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die<br />

Art der Bildung zu wählen, die ihren Kindern<br />

zuteil werden soll.<br />

Die Didaktik einer holistischen Menschenrechtsbildung<br />

umfasst das Zusammenwirken<br />

von Politischer Bildung und Sozialem Lernen.<br />

Ein Beispiel für die Stärkung von Selbstachtung: Ein Workshopteilnehmer<br />

präsentiert stolz seine Stärken, die ihm von MitschülerInnen zugeschrieben<br />

wurden.<br />

Wie bereits angedeutet, liegt ihr ein multidimensionaler<br />

Bildungsbegriff zugrunde, der<br />

nicht nur die Vermittlung von Wissen, sondern<br />

auch von Fähigkeiten und Werthaltungen – also<br />

neben der kognitiven auch die handlungsorientierte<br />

und affektive Ebene - beinhaltet. Eine<br />

vierte, ebenso wichtige Dimension wurde noch<br />

nicht erwähnt: die Persönlichkeitsbildung.<br />

Menschenrechtsbildung zielt letztlich auch auf<br />

Selbstachtung und die Stärkung des Individuums<br />

im Sinn von „empowerment“ ab und soll<br />

zu einer „allseitigen Entwicklung der menschlichen<br />

Persönlichkeit“ 7 beitragen.<br />

Im Hinblick auf den schulischen Kontext lassen<br />

sich die zentralen Lernziele folgendermaßen<br />

zusammenfassen: Kinder und Jugendliche sollen<br />

dazu befähigt werden, eigene Menschenrechte<br />

und die Rechte anderer zu erkennen<br />

und einzufordern; sie sollen ein Bewusstsein<br />

dafür entwickeln, dass sie persönlich an der<br />

Verwirklichung der Menschenrechte mitwirken<br />

können. Es geht darum, zu vermitteln, dass<br />

jede/r verantwortlich ist, auch die Rechte von<br />

anderen Menschen zu sichern. Auf der Grundlage<br />

von emotionaler und kognitiver Sensibilisierung<br />

gegenüber Menschenrechten sollen<br />

SchülerInnen mit altersgerechten und schüler-<br />

Innenzentrierten Methoden Kompetenzen wie<br />

die Fähigkeit zu solidarischem Handeln, Konfliktfähigkeit<br />

oder Ambiguitätstoleranz erwerben.<br />

Das konkrete Handeln von SchülerInnen,<br />

das Engagement für Menschenrechte, gilt als<br />

vorrangiges Ziel.<br />

Menschenrechtsbildung ist also mit einer<br />

Vielzahl hoch angesetzter Ansprüche verbunden<br />

– in den meisten Fällen wohl auch mit der<br />

Diskrepanz zwischen der übergeordneten Ziel-<br />

© WUK KinderKultur


vorstellung einer Bewusstseinsbildung im Geist<br />

der intern<strong>at</strong>ionalen Zusammenarbeit einerseits<br />

und einem allgemein wenig entwickelten<br />

menschenrechtlichen Alltagsbewusstsein andererseits.<br />

Menschenrechtsbildung in der schulischen<br />

Praxis?<br />

Wie sieht die Praxis an Österreichs <strong>Schule</strong>n aus<br />

– sowohl die „explizite“ (am Erarbeiten von<br />

menschenrechtsrelevanten Themen orientierte)<br />

als auch die „implizite“ (Menschenrechte<br />

als durchgängiges Handlungsprinzip)? Bleiben<br />

„Lernen durch“ und „Lernen für“ Menschenrechte<br />

wohlklingende Worthülsen? Eine umfassende<br />

Studie zum „Menschenrechtsumfeld<br />

<strong>Schule</strong>“ in Österreich steht noch aus – klar ist<br />

jedoch, dass Menschenrechtsbildung in erster<br />

Linie vom jeweiligen Engagement der<br />

Lehrkräfte abhängt. Dass menschenrechtliche<br />

Themen selten langfristig und system<strong>at</strong>isch<br />

bearbeitet werden, hängt nicht zuletzt mit<br />

beschränkten Stundenkontingenten bzw. Zeitdruck<br />

sowie knappen Ressourcen für Soziales<br />

Lernen zusammen.<br />

Die Umsetzung einer vielschichtigen Menschenrechtsbildung<br />

stellt eine Herausforderung<br />

dar. Sie braucht unter anderem viel<br />

Zeit, eine hohe Frustr<strong>at</strong>ionstoleranz und die<br />

Entwicklung von Methodenkompetenzen. „Sie<br />

fängt bei Kleinigkeiten an“ – wie der Villacher<br />

Menschenrechtspädagoge Edmund Huditz bemerkt<br />

– „und erfordert das Hinschauen, das<br />

Zuhören und das Einmischen“ (in Alltagssitu<strong>at</strong>ionen<br />

der Ausgrenzung und Diskriminierung).<br />

Einer der Angelpunkte ist für mich dabei die<br />

Anerkennung und der Respekt – er schließt<br />

auch die Anerkennung der Heterogenität der<br />

Schulkinder und Jugendlichen mit ein. Wie<br />

Annedore Prengel, Professorin für Grundschulpädagogik<br />

an der Universität Potsdam, über<br />

die Pädagogik des Schulanfangs schreibt, geht<br />

es sowohl für LehrerInnen als auch für<br />

SchülerInnen darum, sich die Fähigkeit zur Anerkennung<br />

anzueignen: „Das könnte so klingen:<br />

Ja, ich weiß, du bist stärker oder<br />

schwächer als ich, du kannst schneller rechnen<br />

oder du läufst langsamer als ich und wir sind<br />

dabei als Personen gleichwertig ebenso wie<br />

verschieden.“ (Prengel 2004)<br />

In diesem Sinn würde Menschenrechtsbildung<br />

für alle Beteiligten einen nachhaltigen Lernprozess<br />

bedeuten – mit Spannendem, Erfreulichem,<br />

Frustr<strong>at</strong>ionserlebnissen und einem<br />

ungewissen Ausgang.<br />

Didaktische Kriterien und Methodik<br />

Welche methodisch-didaktischen Kriterien<br />

könnten in der Menschenrechtsbildung hilfreich<br />

sein?<br />

Lernprinzipien und -formen:<br />

• Selbstbestimmte und selbstorganisierte<br />

Lernformen: unterschiedliche Perspektiven<br />

anbieten, suchen, entdecken lassen. 8<br />

• Ressourcenorientierung - ein Grundelement<br />

der systemischen Pädagogik: das Wissen und<br />

die Erfahrung der Kinder/Jugendlichen als<br />

Ressourcen nutzen bzw. die SchülerInnen<br />

durch Fragen aktivieren, sodass sie die<br />

Antworten selbst erforschen und herausfinden<br />

können.<br />

• Perspektivenwechsel und kritisches Denken<br />

fördern: Mehrdeutigkeiten zulassen und<br />

nicht tabuisieren; Kontroversielles kontroversiell<br />

darstellen, niemandem die eigene<br />

Meinung aufzwingen.<br />

• Kleingruppenarbeit ermöglichen: Das<br />

Konzept der „Complex Instruction“ 9 könnte<br />

in diesem Zusammenhang bereichernd sein.<br />

• Rollenänderung: LehrerIn übernimmt die<br />

Rolle eines „Facilit<strong>at</strong>ors“ (Moder<strong>at</strong>orIn,<br />

der/die die SchülerInnen begleitet).<br />

• Globale Betrachtung schulen: globale<br />

Zusammenhänge in Beziehung zur eigenen<br />

Lebensrealität setzen.<br />

• Vermeidung von „K<strong>at</strong>astrophenpädagogik“(z.B.<br />

gleich zum Einstieg in ein Thema<br />

die SchülerInnen mit massiven Menschenrechtsverletzungen<br />

konfrontieren, ohne<br />

Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen) und<br />

Eurozentrismus (im Sinn von:„Dort ist es<br />

schlecht um die Menschenrechte bestellt,<br />

bei uns/in Europa bzw. in Österreich gibt es<br />

dagegen gar keine Menschenrechtsverletzungen“).<br />

Sesseltanz einmal anders: Niemand scheidet aus.<br />

Methoden:<br />

• Vielfältig, aktuell, anschaulich, vergleichend:<br />

Audiovisuelles, Tageszeitungen,<br />

Fotos, The<strong>at</strong>ermethoden, bildnerischgestaltende<br />

Methoden, Rollenspiele etc.<br />

• Berücksichtigung unterschiedlicher Lerntypen:<br />

verschiedene Angebote für unterschiedliche<br />

Lerntypen (visuell, akustisch,<br />

kinästhetisch, haptisch…).<br />

Herausforderungen liegen auch darin, von<br />

allzu hohen Erwartungshaltungen Abstand zu<br />

nehmen und im eigenen Schulumfeld Voraus-<br />

© WUK KinderKultur<br />

07


08<br />

setzungen für alltäglich gelebte Menschenrechte<br />

zu schaffen. Ich gehe davon aus, dass<br />

das „richtige Bewusstsein“ nicht vermittelt<br />

werden kann (quasi als „Input-Output“-<br />

Mechanismus). Entsprechende Rahmenbedingungen<br />

ermöglichen hingegen, dass sich<br />

SchülerInnen mit Menschenrechten auseinandersetzen<br />

und ihre Meinung bilden können. Die<br />

Entwicklung eines Umfeldes, das die Lehr- und<br />

Lernprozesse der Menschenrechtsbildung begünstigt,<br />

bestimmt wesentlich ihre Entfaltungsmöglichkeiten,<br />

sollte Menschenrechtsbildung<br />

nicht als reine Wissensvermittlung verstanden<br />

werden, sondern als multidimensionaler<br />

Prozess. ✖<br />

Elisabeth Turek ist Mitarbeiterin der Servicestelle<br />

Menschenrechtsbildung.<br />

Liter<strong>at</strong>ur:<br />

• Delors, Jacques (1997): Lernfähigkeit: Unser verborgener<br />

Reichtum. UNESCO-Bericht zur Bildung<br />

für das 21. Jahrhundert. Hg. von der Deutschen<br />

UNESCO-Kommission. Berlin: Luchterhand (2. Aufl.<br />

Juni 1998). Der Bericht ist das Ergebnis weltweiter<br />

Analysen und dreijähriger Ber<strong>at</strong>ungen der Intern<strong>at</strong>ionalen<br />

Kommission „Bildung für das 21. Jahrhundert“<br />

mit LehrerInnen, ForscherInnen, StudentInnen,<br />

RegierungsvertreterInnen und Nichtregierungsorganis<strong>at</strong>ionen.<br />

• Dürr, Karlheinz, Martins Ferreira, Isabel; Spajic- ´<br />

Vrkas, ˇ Vedrana (2000): Demokr<strong>at</strong>ie-Lernen in<br />

Europa. Strasbourg: Council of Europe, deutsche<br />

Fassung 2001<br />

• Europar<strong>at</strong>-Ministerkomitee (1987): Empfehlung<br />

Nr. R(85)7 des Ministerkomitees an die Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />

über das Lehren und Lernen der Menschenrechte<br />

an <strong>Schule</strong>n, online unter<br />

www.humanrights.<strong>at</strong> > M<strong>at</strong>erialien/Downloads ><br />

Menschenrechte allgemein<br />

• Huditz, Edmund (2001): Fragen der Menschenrechtserziehung/-bildung<br />

im schulischen Bereich.<br />

Unveröffentlichtes Thesenpapier. Edmund<br />

Huditz ist Bildungsreferent von amnesty intern<strong>at</strong>ional<br />

Österreich in Villach/Kärnten.<br />

• Lenhart, Volker (2003): Pädagogik der Menschenrechte.<br />

Opladen: Leske + Budrich<br />

• Prengel, Annedore (2004): Hunger nach Anerkennung.<br />

Annedore Prengel über die Pädagogik des<br />

Schulanfangs, online auf der Website der Universität<br />

Potsdam unter www.uni-potsdam.de/portal/<br />

feb04/prengel.htm<br />

• Voß, Reinhard (Hg.) (1998): SchulVisionen.<br />

Theorie und Praxis systemisch-konstruktivistischer<br />

Pädagogik, Heidelberg: Carl Auer<br />

• Wintersteiner Werner (1999): Pädagogik des<br />

Anderen. Bausteine für eine Friedenspädagogik in<br />

der Postmoderne. Münster: agenda<br />

• Wintersteiner Werner (2000): „Kultur des<br />

Friedens“ in der <strong>Schule</strong>? <strong>Schule</strong>ntwicklung aus<br />

friedenspädagogischer Sicht, online auf der Website<br />

des Instituts für Friedenspädagogik Tübingen unter<br />

www.friedenspaedagogik.de/themen/f_erzieh/fe11<br />

.htm<br />

1 Den Rahmen für die Diskussion über <strong>Schule</strong> und<br />

Menschenrechtsbildung bildete ein dreistündiger Workshop<br />

zur Politischen Bildung und Menschenrechtsbildung in<br />

Stainach-Irdning (im Frühling 2004). Teilgenommen haben<br />

14 Hauptschullehrerinnen aus <strong>Schule</strong>n in der Region.<br />

2 Lernen über die Menschenrechte bedeutet die Vermitt-<br />

lung von Wissen über Bedeutung, Formen, Entwicklung,<br />

Schutz, zentrale Dokumente etc. der Menschenrechte und<br />

die damit zusammenhängende Verantwortung des Sta<strong>at</strong>es<br />

und des Individuums. In diesem Bereich gibt es an österreichischen<br />

<strong>Schule</strong>n ein recht vielfältiges Spektrum an<br />

Aktivitäten; es wird allerdings selten langfristig an menschenrechtlichen<br />

Themen gearbeitet (in Form von Jahresprojekten,<br />

Ausstellungen o.Ä.). Unter Lernen für die Menschenrechte<br />

kann das Engagement für Menschenrechte<br />

verstanden werden und die Entwicklung von Kompetenzen,<br />

die Menschenrechte auf lokaler, n<strong>at</strong>ionaler und intern<strong>at</strong>ionaler<br />

Ebene zu fördern und zu schützen (kritisches Analysieren,<br />

aktives Zuhören, Kooper<strong>at</strong>ions- und Konfliktfähigkeit,<br />

Verantwortungsbewusstsein). Lernen durch die Menschenrechte<br />

bedeutet, in einem Setting und einer Atmosphäre<br />

zu unterrichten, in denen sich die Prinzipien der<br />

Menschenrechte widerspiegeln.<br />

3 Politische Bildung in den <strong>Schule</strong>n. Grunds<strong>at</strong>zerlass zum<br />

Unterrichtsprinzip. Der Grunds<strong>at</strong>zerlass kann von der Website<br />

der Servicestelle Politische Bildung (www.politischebildung.<strong>at</strong><br />

> Infos und Tipps > Erlässe) heruntergeladen<br />

werden.<br />

4 in englischer Sprache unter www.unesco.org/shs/<br />

human_rights/hrff.htm<br />

5 als Download unter www.humanrights.<strong>at</strong> > M<strong>at</strong>erialien/Downloads<br />

> Menschenrechte allgemein<br />

6 nähere Inform<strong>at</strong>ionen unter www.coe.int/edc sowie im<br />

Glossar (S. 22f.) und im Artikel von Karlheinz Dürr (S. 12ff.)<br />

7 Aktionsplan zur UN-Dekade der Menschenrechtserziehung,<br />

zitiert nach: Köhler, Werner (Gesamtred.) (1997):<br />

Erziehung für Frieden, Demokr<strong>at</strong>ie und Menschenrechte im<br />

Unesco-Kontext. Sammelband ausgewählter Dokumente<br />

und M<strong>at</strong>erialien/Europäisches Universitätszentrum für<br />

Friedensstudien (EPU). Stadtschlaining und Bonn: Österreichische<br />

und Deutsche UNESCO-Kommission<br />

8 Eine Studie von Barbara Asbrand/Universität Erlangen-<br />

Nürnberg zum Thema „Globalisierung aus der Perspektive<br />

Jugendlicher – Einstellungen Jugendlicher zur Politik“ über<br />

politisches Lernen und selbstbestimmte Lernformen beleuchtet<br />

diesen Aspekt. Als Download (ppt) unter<br />

did.m<strong>at</strong>.uni-bayreuth.de/~lbn/global1/Globalisierung_<br />

aus_der_Perspektive_Jugendlicher.ppt<br />

9 „Complex Instruction“ (CI) umfasst die kre<strong>at</strong>ive und viele<br />

verschiedene Fähigkeiten ansprechende Arbeit mit Kleingruppen<br />

und zielt darauf ab, mehr Ausgeglichenheit unter<br />

den SchülerInnen herzustellen. Ausgehend von der Heterogenität<br />

der Lerngruppe/Klasse besteht die Grundidee der CI<br />

darin, gleichzeitig mehrere Kleingruppenarbeiten anzubieten,<br />

die unterschiedliche (verbale, räumlich-kinästhetische,<br />

m<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ische, musikalische) Fähigkeiten ansprechen. In<br />

jeder Kleingruppe können dann noch einmal spezifische<br />

Zuständigkeiten verteilt werden: M<strong>at</strong>erialmanagement,<br />

Zeitmanagement, Moder<strong>at</strong>ion, Präsent<strong>at</strong>ion etc.). Eine<br />

interessante Website zum Konzept der Complex Instruction<br />

ist auf einem Infoserver der Stanford University/USA zu finden:<br />

cgi.stanford.edu/group/pci/cgi-bin/site.cgi<br />

© WUK KinderKultur


Friedenspädagogik im<br />

Zeitalter der Globalisierung<br />

von werner WINTERSTEINER<br />

1. Globalisierung als komplexe Vernetzung<br />

Globalisierung ist ein widersprüchlich gebrauchter,<br />

vieldeutiger Begriff. Unstrittiges<br />

Charakteristikum ist aber wohl die gewaltig<br />

ansteigende Vernetzung der Wirtschafts- und<br />

Finanzmärkte, die bisher rel<strong>at</strong>iv abgeschottete<br />

N<strong>at</strong>ional- oder Regionalökonomien in den<br />

Weltmarkt hineinzerrt, sowie die neoliberale<br />

Wirtschaftspolitik, die den gegenwärtigen<br />

Globalisierungsprozess prägt. Darüber hinaus<br />

ist aber die Intensivierung aller Vernetzungen<br />

zu nennen, die durch dichtere<br />

Verkehrsverbindungen und<br />

Kommunik<strong>at</strong>ionsnetze auch<br />

auf kulturellem Gebiet „komplexe<br />

Verbundenheit“ („complex<br />

connectivity“, vgl.<br />

Tomlinson 1999, v.a. 1-11) erzeugt.<br />

Tendenziell entsteht<br />

ein weltweiter öffentlicher<br />

Raum. Bisher abgeschottete<br />

Kulturen und politische Gemeinschaften<br />

werden aufgebrochen,<br />

Traditionen zerstört,<br />

Hierarchien entmachtet und<br />

Kulturen vermischt. Globalisierung<br />

ist ein nicht umkehrbarer<br />

Prozess, der aber sehr<br />

wohl gestaltet werden kann.<br />

Der neoliberalen Marktglobalisierung<br />

muss eine „andere<br />

Globalisierung“, eine „Globalisierung<br />

mit menschlichem<br />

Antlitz“ entgegengesetzt werden.<br />

2. Globalisierung und Bildung<br />

Bildung, jahrhundertelang<br />

eine genuin sta<strong>at</strong>liche Domäne<br />

und wesentliches Instrument<br />

zur „N<strong>at</strong>ions-Bildung“, verliert<br />

mehr und mehr diese Rolle.<br />

Zugleich haben die medialen<br />

Revolutionen den Zugang<br />

zum Wissen vollkommen verändert. Schulische<br />

Bildung h<strong>at</strong> ihr Wissensmonopol weitgehend<br />

verloren. Hinzu kommt die T<strong>at</strong>sache, dass Bildung<br />

nicht mehr auf eine (frühe) Lebensphase<br />

beschränkt werden kann. Die von der globalisierten<br />

Wirtschaft erzwungene berufliche<br />

Mobilität und Flexibilität macht „lebenslanges<br />

Lernen“ zur Voraussetzung im wirtschaftlichen<br />

Überlebenskampf. All das ermöglicht und<br />

erzwingt zugleich die Öffnung des Bildungswesens<br />

für priv<strong>at</strong>e Unternehmen, die Schaffung<br />

eines Bildungsmarktes. Bildung wird in<br />

nie gekanntem Ausmaß zur Ware. Damit wird<br />

der zumindest rhetorisch erhobene Anspruch<br />

gleicher Bildungschancen für alle obsolet.<br />

Bildung droht zur Ausbildung zu verkommen.<br />

Ethische Ansprüche, politische Aufklärung,<br />

Globales Netzwerk für Frieden und<br />

Friedenserziehung<br />

„The Hague Appeal for Peace“ versammelte<br />

1999, zum 100. Jahrestag der Ersten<br />

Weltfriedenskonferenz in Den Haag, über<br />

10.000 AktivistInnen aus der ganzen Welt. Es<br />

wurde eine Friedensagenda verabschiedet, die<br />

auch von der UNO als Dokument anerkannt<br />

wurde. Aus dieser Veranstaltung ist die Global<br />

Campaign for Peace Educ<strong>at</strong>ion, ein weltweites<br />

Netzwerk von FriedenspädagogInnen, hervorgegangen.<br />

emanzip<strong>at</strong>orische Absichten drohen ihren<br />

St<strong>at</strong>us als zentrale Bildungsziele zu verlieren<br />

und müssen „am Markt“ mit anderen Zielen um<br />

Ressourcen konkurrieren.<br />

Zugleich verändern sich die Sozialis<strong>at</strong>ions- und<br />

Lebensbedingungen der Heranwachsenden: Die<br />

Unsicherheit wird verallgemeinert in dreifacher<br />

Hinsicht: Ungewissheit (über die<br />

Zukunft), Unsicherheit (mangelnde stabile<br />

Lebensbedingungen) und Schutzlosigkeit (Bedrohungen<br />

im Alltag) (vgl. Bauman 2000, 29<br />

ff.). Die Zunahme von N<strong>at</strong>ionalismus, Fremdenfeindlichkeit<br />

und Rassismus ist auch eine<br />

Folge dieser gesellschaftlichen Unsicherheiten,<br />

die Menschen für falsche Auswege empfänglich<br />

machen.<br />

3. Kultur des Friedens als<br />

pädagogische Antwort auf<br />

die Globalisierung?<br />

Diese Entwicklung macht<br />

eine ethische und politische<br />

Fundierung von Bildung zwar<br />

schwieriger, aber auch notwendiger.<br />

Das ist mehr und<br />

anderes als jene Lesart des<br />

Globalen Lernens, die dieses<br />

auf die Vermittlung „globaler<br />

Schlüsselkompetenzen“ reduziert.<br />

Die Schlüsselqualifik<strong>at</strong>ionen<br />

sollen die in instabilen<br />

Zeiten unvermeidliche Flexibilität<br />

sichern; sie seien eine<br />

rel<strong>at</strong>iv stabile Basis von<br />

Grundkenntnissen und -fertigkeiten<br />

als Voraussetzung<br />

für lebenslanges Lernen.<br />

Eine solche „global literacy“<br />

(globale Bildung bzw. Belesenheit)<br />

mit Mehrsprachigkeit<br />

(meist nur Englisch),<br />

interkultureller Kommunik<strong>at</strong>ion<br />

und Computerkenntnissen<br />

ist wohl nicht mehr<br />

als die süße pädagogische<br />

Begleitmusik zum beinharten<br />

Wirtschaftsliberalismus und<br />

eine Neuauflage des westlichen<br />

Kulturimperialismus.<br />

Es braucht im Gegens<strong>at</strong>z dazu<br />

ein übergeordnetes Konzept, das das Bedürfnis<br />

nach global literacy „kritisch erfüllt“<br />

und zwischen sinnvollen neuen Anforderungen<br />

und einer Fortsetzung imperialer Herrschaft<br />

mit anderen Mitteln unterscheidet. Hier bietet<br />

sich friedenspädagogische politische Bildung<br />

als Leitbild pädagogischen Handelns an. Sie ist<br />

ihrem heutigen Selbstverständnis nach ein<br />

Gesamtkonzept, das interkulturelles Lernen,<br />

globale Bildung und Umwelterziehung ebenso<br />

umfasst wie Abrüstungserziehung, Bildung für<br />

Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung und<br />

den gewaltfreien Umgang mit Konflikten sowie<br />

soziales Lernen. Die differentia specifica der<br />

Friedenspädagogik im engeren Sinne ist die<br />

Kritik an jeder Form der Gewalt oder, positiv<br />

09


10<br />

gesprochen, die Arbeit an einer Kultur des<br />

Friedens. Kultur des Friedens beschränkt sich<br />

nicht auf die politische Sphäre, sondern fragt<br />

nach Handlungsmöglichkeiten im Alltag.<br />

Weltbilder und Identitätsentwürfe, Vorstellungen<br />

vom geglückten Leben, ihre Repräsent<strong>at</strong>ionen<br />

im priv<strong>at</strong>en Handeln wie in der Kunst<br />

oder in trivialen Medien rücken in den Blickpunkt.<br />

4. Friedenspädagogik in einer sich globalisierenden<br />

Welt<br />

Friedenspädagogik ist seit ihren Anfängen vor<br />

dem Ersten Weltkrieg global orientiert und<br />

intern<strong>at</strong>ional organisiert – z.B. die Peace<br />

Educ<strong>at</strong>ion Commission (PEC) 1 innerhalb der<br />

IPRA (Intern<strong>at</strong>ional Peace Research Associ<strong>at</strong>ion)<br />

2, die Intern<strong>at</strong>ional Associ<strong>at</strong>ion of<br />

Teachers for Peace 3 oder die Global Campaign<br />

for Peace Educ<strong>at</strong>ion (Hague Appeal for<br />

Peace) 4. Mit dem Journal of Peace Educ<strong>at</strong>ion 5<br />

(ab Frühjahr 2004) wurde erstmals auch ein<br />

weltweites wissenschaftliches Forum geschaffen.<br />

Dennoch bedeutet die Globalisierung eine<br />

neue Herausforderung. Es geht darum, im<br />

Sinne von Globalem Lernen komplexe<br />

Zusammenhänge zwischen globaler Entwicklung<br />

und der eigenen Lebenssitu<strong>at</strong>ion sichtbar<br />

zu machen und kosmopolitisches Denken zu<br />

lehren. Diese Horizonterweiterung muss sich<br />

an aktuellen friedenspolitischen Problemfeldern<br />

bewähren. Sie muss dazu verhelfen, globale<br />

Fragen als Fragen der Weltinnenpolitik zu<br />

stellen. Dazu ein paar Andeutungen:<br />

Die globale Dimension von Gefährdungen wird<br />

immer sichtbarer. Die (friedens-)pädagogische<br />

Herausforderung besteht darin, trotz unübersehbarer<br />

neg<strong>at</strong>iver Entwicklungen eine positive<br />

Perspektive anzubieten. Die komplexen<br />

Zusammenhänge, die hinter diesen scheinbar<br />

chaotischen Entwicklungen stehen, müssen<br />

aufgedeckt werden: Viele K<strong>at</strong>astrophen sind<br />

von Menschen gemacht und können von<br />

Menschen verändert werden. Es gibt bereits<br />

weltweite Aktivitäten, diese globalen Gefährdungen<br />

durch gemeinsame Anstrengungen<br />

abzuwenden. Diese müssen bekannt gemacht<br />

werden.<br />

Der drohende Verlust des Politischen und die<br />

Gegenbewegung für eine „globale Demokr<strong>at</strong>ie“<br />

ist eine weitere (friedens-)pädagogische<br />

Herausforderung. Sie besteht darin, politisches<br />

Handeln (und politische Bildung) ebenfalls<br />

im globalen Maßstab zu definieren um<br />

neue Handlungsräume zu eröffnen. Zahlreiche<br />

ermutigende Ansätze dazu finden sich bei globalisierungskritischen<br />

TheoretikerInnen, die<br />

eine „Politik der Globalisierung“ (vgl. Beck<br />

1998) entwerfen.<br />

Identitätsfragen stellen sich dringlicher, weil<br />

Identität nicht mehr selbstverständlich gegeben<br />

ist: Bisherige Sicherheiten brechen dram<strong>at</strong>isch<br />

weg. Massenmedien und Massenmigr<strong>at</strong>ion<br />

verändern nicht nur die Lebensbedingungen<br />

derer, die zu Flucht und Migr<strong>at</strong>ion gezwungen<br />

sind, sondern auch derer, die ihren Geburtsort<br />

nie verlassen haben. Die (friedens-)pädagogische<br />

Herausforderung besteht in der<br />

Entwicklung einer Pädagogik des Anderen: Erst<br />

das Respektieren der Andersheit des/der<br />

Anderen sichert die eigene Eigenart und erlaubt<br />

ihre Entfaltung. Ziel ist es, das Zusammenleben<br />

in einer Welt der Unterschiede zu<br />

lernen.<br />

Veränderungen von Krieg und Frieden: Auffälligste<br />

Veränderung ist die Zunahme von<br />

„neuen Kriegen“. Kriege zwischen Sta<strong>at</strong>en sind<br />

nach wie vor vorhanden, doch erleben wir –<br />

speziell seit Ende des „Kalten Krieges“ – eine<br />

starke Zunahme von „Bürgerkriegen“, die<br />

zugleich intern<strong>at</strong>ionale Konflikte sind. Die<br />

Kriege in der ehemaligen Sowjetunion, im ehemaligen<br />

Jugoslawien, in Ruanda, in Somalia, in<br />

Westafrika usw. seit den 1990er Jahren waren<br />

innersta<strong>at</strong>liche Kriege bzw. Kriege in zerfallenden<br />

und zerfallenen Sta<strong>at</strong>en. In solchen<br />

Sta<strong>at</strong>en, wo die politische Macht geschwächt<br />

ist oder zusammenbricht, priv<strong>at</strong>isiert sich<br />

auch die militärische Gewalt und schafft eine<br />

eigene Kriegsökonomie. Damit verändern sich<br />

die Kriege entscheidend. Die klare Unterscheidbarkeit<br />

zwischen stabilem Friedenszustand<br />

und chaotischem Krieg verwischt sich<br />

immer mehr zu diffusen Zeiten und Zonen des<br />

Weder-Krieg-noch-Frieden. Die Zivilbevölkerung<br />

ist nicht mehr bloß „zufälliges” Opfer<br />

der Komb<strong>at</strong>tantInnen, sondern deren Faustpfand.<br />

Terror gegen die Bevölkerung, ihre system<strong>at</strong>ische<br />

Ausraubung oder Vertreibung ist<br />

Teil der Str<strong>at</strong>egie bzw. der Kriegsökonomie.<br />

Die Unterscheidung zwischen Politik, Krieg und<br />

Verbrechen wird immer schwieriger. Die friedenspädagogische<br />

Herausforderung besteht<br />

darin, die großen Zusammenhänge aufzuzeigen


und auf altern<strong>at</strong>ive Konzepte wie auf altern<strong>at</strong>ive<br />

soziale Kräfte aufmerksam zu machen.<br />

Globalisierung ist eben nicht nur globalisierte<br />

Gewalt, sondern sie lässt auch globale Netzwerke<br />

und Bündnisse entstehen (vgl. die Bewegung<br />

in Chiapas, Mexiko). Der Slogan der GlobalisierungskritikerInnen,<br />

„Eine andere Welt<br />

ist möglich“, sollte auch zur Richtschnur<br />

pädagogischen Handelns werden. Es gilt, neue<br />

Denkmöglichkeiten zu erschließen. Diese werden<br />

freilich nur dann angenommen, wenn sie<br />

auch realistische Handlungsaltern<strong>at</strong>iven in<br />

Aussicht stellen.<br />

Es ist allerdings fraglich, ob dieses pädagogische<br />

Programm in der gegenwärtigen Schulstruktur<br />

und mit den heutigen Lernformen<br />

umgesetzt werden kann. Denn das Bildungssystem,<br />

nicht nur die einzelne <strong>Schule</strong>, müsste<br />

neu ausgerichtet werden auf die „Ausbildung<br />

einer kosmopolitischen Identität, die nicht<br />

einfach elementarere Formen der sozialen<br />

Zusammengehörigkeit (...) ergänzen und z.B.<br />

zu einer n<strong>at</strong>ionalen Identität hinzukommen<br />

kann. (...) Sie muss vielmehr die Prämissen der<br />

N<strong>at</strong>ionalerziehung grundlegend erschüttern“<br />

(Seitz 2002, 461). Dies wäre aber ein eigenes<br />

Kapitel. Denn eine verantwortungsvolle<br />

Pädagogik darf sich nicht darauf beschränken,<br />

die Lehrinhalte dieser neuen Orientierung<br />

bereitzustellen, sie muss auch die politischen<br />

Rahmenbedingungen einklagen, die dafür<br />

erforderlich sind. ✖<br />

Werner Wintersteiner ist Deutschdidaktiker und<br />

Friedenspädagoge an der Universität Klagenfurt. Er<br />

fungiert als Herausgeber der Zeitschrift „inform<strong>at</strong>ionen<br />

zur deutschdidaktik“ (ide), ist Mitglied im<br />

Editorial Board der neugegründeten intern<strong>at</strong>ionalen<br />

Zeitschrift „Journal of Peace Educ<strong>at</strong>ion“ und<br />

Gründer des europäischen Netzwerks für Friedenserziehung<br />

EURED (European Educ<strong>at</strong>ion as Peace<br />

Educ<strong>at</strong>ion). 66<br />

Liter<strong>at</strong>ur:<br />

• Bauman, Zygmunt (2000): Die Krise der Politik.<br />

Fluch und Chance einer neuen Öffentlichkeit.<br />

Hamburg: Hamburger Edition<br />

• Beck, Ulrich (Hg.) (1998): Politik der Globalisierung.<br />

Frankfurt: Suhrkamp<br />

• Seitz, Klaus (2002): Bildung in der Weltgesellschaft.<br />

Gesellschaftstheoretische Grundlagen<br />

Globalen Lernens. Frankfurt: Brandes & Apsel<br />

• Tomlinson, John (1999): Globaliz<strong>at</strong>ion and Culture.<br />

Cambridge: Polity Press<br />

• Wintersteiner, Werner (1999): Pädagogik des<br />

Anderen. Bausteine für eine Friedenspädagogik in<br />

der Postmoderne. Münster: agenda<br />

1 www.uwm.edu/Dept/Peace/pec.html<br />

2 www.uwm.edu/Dept/Peace/ipra.html<br />

3 Die Organis<strong>at</strong>ion besitzt keine englischsprachige Website;<br />

ihr letzter Kongress (Hamburg 2003) ist dokumentiert unter<br />

www.ppf-germany-congress.org.<br />

4 www.haguepeace.org<br />

5 www.tandf.co.uk/journals/titles/17400201.asp<br />

6 www.aspr.ac.<strong>at</strong>/eured.htm<br />

Frieden ist Weltfrieden<br />

Immer schon h<strong>at</strong> die Friedensbewegung Frieden als den einen und unteilbaren Weltfrieden definiert – hier symbolisiert in Picassos Darstellung „Krieg<br />

und Frieden“ in einer Kapelle im südfranzösischen Vallauris: Die Völker der Welt schützen gemeinsam den Frieden der Erde.<br />

Quelle: Sylvie Forestier, Pablo Picasso, La guerre et la paix. Paris: Réunion des Musées N<strong>at</strong>ionaux, 1995.<br />

11


Demokr<strong>at</strong>ie-Bildung im<br />

europäischen Kontext<br />

von karlheinz DÜRR<br />

Europa h<strong>at</strong> sich in den Jahren seit dem Fall der<br />

Berliner Mauer grundlegend verändert. Mit den<br />

Systemumstürzen in Mittelost- und Osteuropa<br />

sind völlig neue Dimensionen einer gemeinsamen<br />

europäischen Zukunft des vormals<br />

geteilten Kontinents entstanden. Am deutlichsten<br />

sichtbar werden diese Veränderungen in<br />

den Beitritten von mehreren ex-kommunistischen<br />

Sta<strong>at</strong>en zur EU und zur NATO.<br />

Bildung ist einer der wichtigsten Bereiche, in<br />

denen es gilt, die Zusammenarbeit auf europäischer<br />

Ebene zu fördern und zu festigen.<br />

Gerade in den Fragen, die mit Demokr<strong>at</strong>ieund<br />

Menschenrechtsbildung zusammenhängen,<br />

besteht - insbesondere in den Reformländern,<br />

aber keineswegs nur dort - ein sehr hoher Bedarf<br />

an intern<strong>at</strong>ionaler Bildungskooper<strong>at</strong>ion.<br />

Ein weit reichender Unterstützungsprozess<br />

wird in diesen Themenbereichen von USamerikanischen<br />

Initi<strong>at</strong>iven geleistet, die schon<br />

seit Beginn der 1990er Jahre mit umfassenden<br />

Programmen in praktisch allen post-kommunistischen<br />

Gesellschaften aktiv wurden. In zahlreichen<br />

Ländern wird beispielsweise das<br />

CIVITAS-Programm „Project Citizen“ durchgeführt,<br />

das nicht nur Fortbildungsmaßnahmen<br />

für Lehrkräfte, sondern auch konkrete Schulprojekte<br />

umfasst. Einzelne Sta<strong>at</strong>en wie Bosnien-Herzegowina<br />

und Kro<strong>at</strong>ien haben Elemen-<br />

menarbeit ist in MOE-Ländern sehr aktiv.<br />

Goethe-Institute bestehen in vielen Hauptstädten<br />

und bieten Maßnahmen vor allem im<br />

kulturellen und sprachlichen Bereich an. In<br />

Österreich ist insbesondere KulturKontakt<br />

Austria (www.kulturkontakt.or.<strong>at</strong>) hervorzuheben,<br />

eine Organis<strong>at</strong>ion, die sich sehr stark und<br />

mit wertvollen Programmen und Projekten in<br />

den Balkan-Ländern engagiert. Die von den<br />

österreichischen Servicestellen Politische Bildung<br />

und Menschenrechtsbildung herausgegebenen<br />

M<strong>at</strong>erialien sind von hoher Qualität<br />

und werden auch in den Balkan-Ländern<br />

genutzt.<br />

CIVITAS Sarajevo führt in Bosnien ein sehr<br />

umfangreiches Programm zur Qualifizierung<br />

von LehrerInnen in diesem Themenbereich<br />

durch und organisiert zunehmend auch<br />

Jugendbegegnungen und Sommercamps für<br />

intern<strong>at</strong>ionale Gruppen. Hervorzuheben ist<br />

auch der intern<strong>at</strong>ionale UNESCO Bildungsserver<br />

D@dalos (www.dadalos.org), der in den<br />

wichtigsten Balkansprachen verfügbar ist und<br />

den PraktikerInnen Zugang zu einer Fülle von<br />

M<strong>at</strong>erialien bietet. Im Blick auf ganz Europa<br />

muss auf eines der umfassendsten Projekte<br />

hingewiesen werden, das vom Europar<strong>at</strong> unter<br />

der Bezeichnung „Educ<strong>at</strong>ion for Democr<strong>at</strong>ic<br />

Citizenship (EDC)“ 1 durchgeführt wird und das<br />

im folgenden kurz beschrieben werden soll.<br />

BMBWK<br />

12 te US-amerikanischer Projektansätze sogar in<br />

Rasch, ©<br />

ihre Lehrpläne oder curricularen Vorschriften<br />

übernommen.<br />

Ähnlich nachhaltige Wirkungen erzielen auch<br />

andere Programme, darunter die von der USamerikanischen<br />

nichtsta<strong>at</strong>lichen Organis<strong>at</strong>ion<br />

„Street Law“ in vielen Ländern implementierten<br />

Jugendbildungsprogramme.<br />

Die Reichweite europäischer Programme ist<br />

schwerer zu überschauen. Von intern<strong>at</strong>ionalen<br />

Organis<strong>at</strong>ionen über Stiftungen und nichtsta<strong>at</strong>liche<br />

Vereinigungen bis hin zu einzelnen<br />

Lehrstühlen bestehen viele Projekte und<br />

Kooper<strong>at</strong>ionen. Die Europäische Union h<strong>at</strong> mit<br />

ihren Sokr<strong>at</strong>es-Förderprogrammen eine Reihe<br />

von Möglichkeiten geschaffen, die auch<br />

Projektförderungen zur Demokr<strong>at</strong>ie- und<br />

Menschenrechtsbildung ermöglichen. Allerdings<br />

zeigt die praktische Erfahrung, dass es<br />

gerade mit mittel- und osteuropäischen (MOE)<br />

Ländern immer wieder Probleme in der konkreten<br />

Projektzusammenarbeit gibt; das extrem<br />

reglementierte Verfahren im Rahmen von<br />

EU-Projekten erweist sich in der konkreten<br />

Projektarbeit nicht selten als hinderlich und<br />

sogar abschreckend. In Deutschland sind es vor<br />

allem priv<strong>at</strong>e Stiftungen (z.B. die Körber-<br />

Stiftung), ferner insbesondere auch die parteinahen<br />

Stiftungen (z.B. Adenauer-, Ebert-,<br />

Naumann-, Böll-, Seidel-Stiftung), die sich in<br />

hohem Maße in den Reformländern engagieren.<br />

Auch der Deutsche Volkshochschulverband<br />

bzw. dessen Institut für Intern<strong>at</strong>ionale Zusam-<br />

Educ<strong>at</strong>ion for Democr<strong>at</strong>ic Citizenship (EDC)<br />

Auf Grund des großen Bedarfs an intern<strong>at</strong>ionalem<br />

Austausch im Bereich des Demokr<strong>at</strong>ie-<br />

Lernens h<strong>at</strong> der 2. Gipfel der Sta<strong>at</strong>s- und Regierungschefs<br />

der Mitgliedssta<strong>at</strong>en des Europar<strong>at</strong>s<br />

schon 1997 einen Aktionsplan verabschiedet,<br />

der die Errichtung eines Großprojekts<br />

„Educ<strong>at</strong>ion for Democr<strong>at</strong>ic Citizenship“ vorsah.<br />

Die 1. Phase des Projekts wurde von der<br />

Bildungsabteilung des Europar<strong>at</strong>s 1997-2000<br />

erfolgreich durchgeführt. Zahlreiche „Sites of


Citizenship“ wurden eingerichtet und Seminare<br />

für Multiplik<strong>at</strong>orInnen, außerschulische<br />

Aktivitäten und Konferenzen wurden durchgeführt,<br />

die praktisch in allen Reformländern<br />

dazu beitrugen, die Wertegrundlagen, Kompetenzen<br />

und Fähigkeiten zu bestimmen, die für<br />

eine verantwortungsvolle und kritische demokr<strong>at</strong>ische<br />

Sta<strong>at</strong>sbürgerInnenschaft in schulischen<br />

und außerschulischen Bildungsprozessen<br />

vermittelt werden. Die Ergebnisse dieser ersten<br />

Phase wurden in vier Berichten zusammengefasst.<br />

2<br />

Bei der Projekt-Schlusskonferenz der Europäischen<br />

BildungsministerInnen im September<br />

2000 wies der Generalsekretär des Europar<strong>at</strong>s,<br />

Walter Schwimmer, darauf hin, dass das Feld<br />

des Demokr<strong>at</strong>ie-Lernens zu einem Kernbestandteil<br />

der Arbeit des Europar<strong>at</strong>s geworden<br />

sei. Die Konferenz beschloss, eine 2. Phase des<br />

EDC-Projekts, aber mit veränderten Zielen und<br />

Arbeitsmethoden, einzuleiten (2001-2004).<br />

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der ekl<strong>at</strong>anten<br />

Mittelknappheit fokussiert diese Phase<br />

auf<br />

• die Errichtung eines europäischen Netzwerks<br />

von n<strong>at</strong>ionalen EDC-Koordin<strong>at</strong>orInnen,<br />

• bi- und multil<strong>at</strong>erale Kooper<strong>at</strong>ionen und Ber<strong>at</strong>ungsprozesse<br />

zur Curriculumentwicklung<br />

und Bildungspolitik im Bereich des Demokr<strong>at</strong>ie-Lernens,<br />

• die Intensivierung der Aktivitäten im Rahmen<br />

des Stabilitätspaktes für Südosteuropa<br />

und<br />

• die Verbesserung von Kommunik<strong>at</strong>ion und<br />

Erfahrungsaustausch.<br />

Das Netzwerk der n<strong>at</strong>ionalen EDC-Koordin<strong>at</strong>orInnen<br />

Im Zentrum dieser Zielsetzungen stand der<br />

Aufbau eines Netzwerks von n<strong>at</strong>ionalen EDC-<br />

Koordin<strong>at</strong>orInnen, die sich zweimal jährlich zu<br />

Koordinierungskonferenzen treffen. Die Konferenzen<br />

dienen der Förderung der Zusammenarbeit<br />

in bi- und multil<strong>at</strong>eralen Projekten,<br />

dem Austausch von Expertise und gegenseitigen<br />

Unterstützungsmaßnahmen.<br />

Im gesamten Kontext der 2. Phase des EDC-<br />

Projekts spielen theoretische Überlegungen<br />

zur politischen Bildung, wie sie etwa in der<br />

Bundesrepublik Deutschland seit vielen Jahren<br />

angestellt werden, eine untergeordnete Rolle.<br />

Das mag vielen PolitikdidaktikerInnen in<br />

Deutschland provok<strong>at</strong>iv erscheinen; wer aber<br />

jemals in den Reformländern an „politischer<br />

Bildung“ mitgewirkt h<strong>at</strong>, wird zustimmen, dass<br />

die Prioritäten dort ganz anders gesetzt werden<br />

müssen. Der Europar<strong>at</strong> trägt mit seiner<br />

Arbeit diesen andersartigen Prioritäten und<br />

Bedarfslagen Rechnung. Das Koordin<strong>at</strong>orInnen-<br />

Netzwerk ist eine unmittelbar wirksame<br />

Maßnahme, mit einem (im Verhältnis zur<br />

Reichweite) gezwungenermaßen sehr begrenzten<br />

finanziellen und personellen Eins<strong>at</strong>z auf<br />

der konkreten Arbeitsebene (in der LehrerIn-<br />

nenfortbildung, in der Erwachsenenbildung, im<br />

Bereich der Curriculumentwicklung) möglichst<br />

intensiv unterstützend tätig zu werden. Im<br />

Mittelpunkt stehen dabei der Austausch von<br />

erprobten Modellen und die erwähnten bi- und<br />

multil<strong>at</strong>eralen Kooper<strong>at</strong>ionen. Zwei größere<br />

Studien werden diesen Prozess begleiten: die<br />

bereits fertiggestellte „All-European Study on<br />

EDC Policies 3“ und die ab Mitte 2004 erhältliche<br />

Europar<strong>at</strong>sstudie „The School – A Democr<strong>at</strong>ic<br />

Community. The All-European Study on<br />

Pupil Particip<strong>at</strong>ion in the School“.<br />

Ein „europäischer Grundkonsens“ zum Demokr<strong>at</strong>ie-Lernen?<br />

Gibt es angesichts all dieser Ansätze bereits so<br />

etwas wie einen „europäischen Grundlagenkonsens“<br />

in den Bildungsbereichen, die sich<br />

mit Demokr<strong>at</strong>ie-Lernen und Menschenrechtsbildung<br />

in Europa befassen? Die Frage ist<br />

aktueller denn je - wird aber von vielen PolitikbildnerInnen<br />

in Europa verneint. Einen<br />

europäischen Grundlagenkonsens wird es nie<br />

geben, so hört man immer wieder - und die<br />

Begründungen reichen kaum tiefer als zur Aussage,<br />

dass EuropäerInnen in diesen sensiblen<br />

Bildungsbereichen eben prinzipiell weder hinreichend<br />

einigungsfähig noch -willig seien.<br />

Anderswo h<strong>at</strong> man mit intern<strong>at</strong>ionalen Ansätzen<br />

weniger Probleme. So arbeitet beispielsweise<br />

das Center for Civic Educ<strong>at</strong>ion (CCE) in<br />

Calabasas, Kalifornien, schon seit mehreren<br />

Jahren erfolgreich an einem „Intern<strong>at</strong>ional<br />

Framework for Educ<strong>at</strong>ion for Democracy“; darauf<br />

kann sich seit dessen Veröffentlichung<br />

Ende 2002 jede mit Demokr<strong>at</strong>iebildung<br />

befasste Organis<strong>at</strong>ion stützen. Es ist die logische<br />

Folge des extensiven Engagements USamerikanischer<br />

Bildungsinstitutionen im Ausland,<br />

insbesondere auch in den Reformländern<br />

Mittel- und Osteuropas, den Demokr<strong>at</strong>isierungsprozess<br />

durch umfassende und weit<br />

reichende Weiterbildungsprojekte (Seminare,<br />

Austauschprogramme, Konferenzen zum Erfahrungsaustausch)<br />

zu unterstützen. Im Vergleich<br />

© Rasch, BMBWK<br />

13


14<br />

dazu erscheinen – wie oben schon angedeutet<br />

– die europäischen Bemühungen eher punktuell<br />

und fragmentiert und haben generell eine weit<br />

geringere Reichweite und eine weit geringere<br />

finanzielle Ausst<strong>at</strong>tung.<br />

Ausblick<br />

Es ist aus<br />

meiner<br />

S i c h t<br />

k e i n e<br />

Frage,<br />

dass sich<br />

trotz aller<br />

Einschränkungen<br />

ganz allmählich<br />

die Konturen<br />

eines<br />

europäis<br />

c h e n<br />

Grundlagenverständnisses<br />

zu zentralen Fragen der<br />

Demokr<strong>at</strong>ie- und der Menschenrechtsbildung<br />

herauskristallisieren. Die in diesem Beitrag<br />

erwähnten Studien sowie die in Endnote 2<br />

aufgelisteten Berichte sind in ihrer Summe<br />

bereits ein großer Schritt in diese Richtung.<br />

Der Europar<strong>at</strong> könnte auf Grund der T<strong>at</strong>sache,<br />

dass er die nach der Zahl der Mitgliedsländer<br />

größte europäische Organis<strong>at</strong>ion ist, eine hervorragende<br />

Basis bieten, um diesen Prozess<br />

der Konsensentwicklung weiter voranzutreiben.<br />

Seine unzureichende finanzielle und personelle<br />

Ausst<strong>at</strong>tung erweist sich allerdings als<br />

fast unüberwindliches Hindernis auf diesem<br />

Weg. Das Netzwerk der EDC-Koordin<strong>at</strong>orInnen<br />

wiederum könnte eine ideale Arbeitspl<strong>at</strong>tform<br />

darstellen, doch wäre dazu eine sehr viel<br />

stärkere Öffnung für die praktische Projektarbeit<br />

notwendig. Von zunehmender Bedeutung<br />

sind Kooper<strong>at</strong>ionsansätze und Zusammenschlüsse<br />

nichtsta<strong>at</strong>licher, intern<strong>at</strong>ional<br />

arbeitender Organis<strong>at</strong>ionen. Sie sind die Basis,<br />

auf der sich Pl<strong>at</strong>tformen für die fachspezifische<br />

und methodisch-didaktische Kommunik<strong>at</strong>ion<br />

und den Erfahrungsaustausch im europäischen<br />

Maßstab bilden und die letztlich<br />

einen wertvollen Beitrag leisten können, um<br />

die zentralen Prämissen eines in ganz Europa<br />

akzeptablen Grundkonsenses zum Demokr<strong>at</strong>ie-<br />

Lernen zu erarbeiten. ✖<br />

Karlheinz Dürr ist Leiter des Fachrefer<strong>at</strong>s Europa<br />

der Landeszentrale für politische Bildung Baden-<br />

Württemberg. Er ist Sch<strong>at</strong>zmeister und Mitglied des<br />

Steuerungsausschusses von Civitas Intern<strong>at</strong>ional,<br />

Brüssel, und war von 2001 bis 2003 EDC-Koordin<strong>at</strong>or<br />

des Europar<strong>at</strong>s für Deutschland.<br />

1 Für den deutschsprachigen Raum gibt es noch keine einheitliche<br />

Übersetzung des Begriffes EDC. In der intern<strong>at</strong>ionalen<br />

Diskussion scheint mir der Begriff Demokr<strong>at</strong>ie-Lernen oder<br />

–Bildung am besten geeignet. Andere Bezeichnungen sind teilweise<br />

inakzeptabel (bspw. der in der ehemaligen DDR<br />

gebräuchliche<br />

B e g r i f f<br />

„Sta<strong>at</strong>sbürgerkunde“)<br />

oder in postkommunistischen<br />

Sta<strong>at</strong>en<br />

missverständlich<br />

(z.B. wird<br />

dort „politische<br />

Bildung“<br />

häufig mit po-<br />

EDUCATION<br />

FOR DEMOCRATIC<br />

CITIZENSHIP<br />

litischerIndoktrin<strong>at</strong>iongleichgesetzt). 2 Die vier<br />

Berichte, auf<br />

die online<br />

unter<br />

www.coe.int/<br />

edc > Resources > Documents and public<strong>at</strong>ions zugegriffen<br />

werden kann, sind (in Klammern die verfügbaren Sprachversionen<br />

sowie die Bezugsquellen):<br />

1. César Birzéa: Educ<strong>at</strong>ion for Democr<strong>at</strong>ic Citizenship: A<br />

Lifelong Learning Experience, Council of Europe Document<br />

DGIV/EDU/CIT (2000)21, Strasbourg 2000 (engl., franz.;<br />

erhältl. beim Europar<strong>at</strong> in Straßburg)<br />

2. Karlheinz Dürr, Vedrana Spajic-Vrkas, ´ ˇ Isabel Martins Fereira:<br />

Str<strong>at</strong>egies for Learning Democr<strong>at</strong>ic Citizenship, DECS/EDU/CIT<br />

(2000)16, Strasbourg 2000 (engl., franz.; erhältl. beim<br />

Europar<strong>at</strong> in Straßburg; deutsch: Demokr<strong>at</strong>ie-Lernen in<br />

Europa, kostenlos zu beziehen über die Servicestelle<br />

Menschenrechtsbildung (service@humanrights.<strong>at</strong>), als Download<br />

unter www.politische-bildung.<strong>at</strong> > M<strong>at</strong>erialien ><br />

M<strong>at</strong>erialienliste online > Europa)<br />

3. François Audigier: Basic Concepts and Core Competencies<br />

for EDC, DGIV/EDU/CIT (2000)23, Strasbourg 2000 (engl.,<br />

franz.; erhältl. beim Europar<strong>at</strong> in Straßburg)<br />

4. Liam Carey u. Keith Forrester: Sites of Citizenship:<br />

Empowerment, Particip<strong>at</strong>ion and Partnerships, DECS/EDU/CIT<br />

(1999)62 def. 2, Strasbourg 2000.<br />

3 Im Internet zu finden unter www.coe.int/T/e/Cultural_Cooper<strong>at</strong>ion/Educ<strong>at</strong>ion/E.D.C/Documents_and_public<strong>at</strong>ions/<br />

By_Type/Studies/All_european_study_complete.PDF<br />

Kontakt:<br />

Dr. Karlheinz Dürr<br />

Fachrefer<strong>at</strong> Europa<br />

Landeszentrale für politische Bildung<br />

Baden-Württemberg<br />

Hanner Steige 1<br />

D-72574 Bad Urach<br />

E-Mail: Karlheinz.Duerr@LPB.BWL.de


Intern<strong>at</strong>ionale Schulprojekte<br />

Möglichkeiten in den Bereichen Friedenserziehung,<br />

Menschenrechtsbildung<br />

und Globales Lernen<br />

von barbara HELM<br />

Eine Schulpartnerschaft bietet viele Chancen<br />

für einen konstruktiven und partnerschaftlichen<br />

Lernprozess.<br />

Sie kann:<br />

• das Verständnis globaler Zusammenhänge<br />

fördern,<br />

• durch persönliche Kontakte zum Abbau von<br />

Vorurteilen beitragen,<br />

• die sprachliche und interkulturelle Kompetenz<br />

der Lernenden erweitern helfen,<br />

• fächerübergreifenden Unterricht anregen<br />

und zu einer neuen Lernkultur ermutigen,<br />

• zur Entwicklung von Schlüsselkompetenzen<br />

verhelfen.<br />

Das Prinzip des „Übereinander-Lernens“ wird<br />

in einer gelungenen Lernpartnerschaft zu<br />

einem „Miteinander-Lernen“ weiterentwikkelt.<br />

1. Was ist eine „Schulpartnerschaft“?<br />

Der Begriff „intern<strong>at</strong>ionale Schulpartnerschaften“<br />

fasst verschiedenste pädagogische<br />

Formen und Methoden zusammen, die dazu<br />

dienen, ein differenziertes Verständnis<br />

• für ein anderes Land und seine Menschen,<br />

ihre Sprache, Geschichte und Kultur sowie<br />

• für globale Zusammenhänge in den Bereichen<br />

Wirtschaft, Ökologie und Politik<br />

zu entwickeln.<br />

Bei den Kooper<strong>at</strong>ionen mit <strong>Schule</strong>n aus anderen<br />

Ländern handelt es sich um ein weit verbreitetes<br />

Phänomen, das in allen Schulformen<br />

zu finden ist und in Zukunft noch stärker zum<br />

pädagogischen Selbstverständnis von <strong>Schule</strong>n<br />

gehören wird. Eine intern<strong>at</strong>ionale Schulpartnerschaft<br />

umfasst in der Praxis sehr häufig<br />

auch so genannte Klassenpartnerschaften.<br />

Einzelne LehrerInnen oder auch Teams von<br />

Lehrkräften kooperieren mit KollegInnen aus<br />

anderen Ländern und integrieren die Schulbzw.<br />

Klassenpartnerschaft in ihren regulären<br />

Unterricht. Die häufigsten Formen sind gemeinsame<br />

Unterrichtsprojekte, Briefpartnerschaften<br />

sowie (gegenseitige) Besuche von<br />

Schulklassen. Eine zunehmend größere Bedeutung<br />

für die pädagogische Gestaltung gewinnen<br />

die neuen Inform<strong>at</strong>ions- und Kommunik<strong>at</strong>ionstechnologien.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen zu Schulpartnerschaften<br />

im Allgemeinen, inklusive rechtlicher Rahmenbedingungen<br />

und Unterstützungsmöglichkeiten<br />

sowie konkreter Beispiele, enthält die Broschüre<br />

„Intern<strong>at</strong>ionale Schulpartnerschaften.<br />

Ein Leitfaden“, die im Interkulturellen<br />

Zentrum erhältlich ist. 1<br />

2. Wozu intern<strong>at</strong>ionale Schulpartnerschaften?<br />

Intern<strong>at</strong>ionale Schulpartnerschaften verfolgen<br />

gesellschaftspolitische Zielsetzungen, wie z.B.<br />

die Entwicklung intern<strong>at</strong>ionaler Perspektiven<br />

im Sinne des Globalen Lernens, den Abbau von<br />

Fremdenangst und die Erziehung gegen Rassismus<br />

und Fremdenfeindlichkeit. Sie unterstützen<br />

die Entwicklung von Kommunik<strong>at</strong>ion und<br />

Interaktion zwischen Menschen verschiedener<br />

Kulturen und tragen zur Verbesserung von<br />

Fremdsprachenkompetenzen bei.<br />

Im Rahmen einer intern<strong>at</strong>ionalen Schulpartnerschaft<br />

können neue und globale Zugänge zu<br />

verschiedenen Unterrichtsbereichen wie Geographie<br />

und Wirtschaftskunde, Geschichte und<br />

Politische Bildung oder auch Biologie - und<br />

nicht zuletzt zum Sprachunterricht - aufgebaut<br />

werden. Zudem können neue Kommuni-k<strong>at</strong>ionstechnologien<br />

in der Praxis erprobt werden.<br />

Fächerübergreifende Projekte motivieren<br />

auch, moderne Lernformen auszuprobieren;<br />

grenzüberschreitende Kooper<strong>at</strong>ionen sind damit<br />

Teil einer „neuen Lernkultur“.<br />

LehrerInnen nennen verschiedene Ziele und<br />

Inhalte, die sie mit einer intern<strong>at</strong>ionalen<br />

Schulpartnerschaft verbinden:<br />

• Erweiterung der Sprachkenntnisse,<br />

• Entwicklung der kommunik<strong>at</strong>iven Kompetenz,<br />

• soziales Lernen und Persönlichkeitsentwicklung<br />

der SchülerInnen,<br />

• Erweiterung des Unterrichts und Einführung<br />

neuer Unterrichtsmethoden,<br />

• Politische Bildung,<br />

• Globales Lernen,<br />

• Belebung des Unterrichts und neue Motiv<strong>at</strong>ion<br />

für SchülerInnen und Lehrkräfte,<br />

• Abbau von Vorurteilen und Aversionen,<br />

• Interkulturelles Lernen,<br />

• Solidarität,<br />

• Entwicklung intern<strong>at</strong>ionalen Bewusstseins.<br />

© IZ<br />

15


16<br />

Der dabei initiierte Lernprozess zielt ebenso<br />

sehr auf die Erweiterung von Kenntnissen und<br />

Fertigkeiten ab wie auf die Entwicklung von<br />

Werten, Einstellungen und Verhaltensweisen<br />

im Sinne der Offenheit, Toleranz und Wertschätzung<br />

gegenüber den (noch) fremden Mitmenschen.<br />

Eine österreichweite Untersuchung<br />

des Zentrums für <strong>Schule</strong>ntwicklung stellte im<br />

Jahr 1997 folgende positive Auswirkungen auf<br />

beteiligte SchülerInnen fest:<br />

• Verständnis, Toleranz, Aufgeschlossenheit<br />

(46%),<br />

• Interesse für Fremdes und globale Vorgänge<br />

(18%),<br />

• Erweiterung des Horizonts (18 %) und<br />

• positive Effekte auf das Interesse an Sprachen<br />

(10,7 %). 2<br />

Darüber hinaus werden in der Studie zusätzliche<br />

positive Effekte auf das Schulumfeld und<br />

die Rahmenbedingungen genannt, wie etwa<br />

Länder übergreifende Freundschaften, gestiegenes<br />

Engagement bei Eltern und LehrerInnen<br />

und positive Auswirkungen auf den Unterricht.<br />

3. Schulpartnerschaften im Wandel der Zeit<br />

Intern<strong>at</strong>ionale Begegnung als Beitrag zur<br />

Friedenssicherung<br />

Schulpartnerschaften sind nicht erst eine<br />

Erscheinung der letzten Jahre, wiewohl zahlreiche<br />

<strong>Schule</strong>n (zumindest in Europa) nun vermehrt<br />

Schwerpunkte in Richtung Intern<strong>at</strong>ionalisierung<br />

setzen - aus welchen Gründen auch<br />

immer. Dass die direkte und absichtsvolle<br />

Begegnung von jungen Menschen aus verschiedenen<br />

Ländern und Kulturen ein Beitrag zu<br />

einer friedlicheren Welt sein kann und soll,<br />

wurde bereits vor langer Zeit erkannt.<br />

Insbesondere nach den beiden Weltkriegen<br />

wurden verschiedene Programme 3 ins Leben<br />

gerufen, mit dem Ziel EinzelschülerInnenaustausch<br />

- als Beitrag zur Friedenssicherung - zu<br />

ermöglichen.<br />

Fremdsprachenkompetenz und Fall des<br />

„Eisernen Vorhangs“<br />

Die Motiv<strong>at</strong>ion, ein intern<strong>at</strong>ionales Schulprojekt<br />

zu starten bzw. eine Schul- oder Klassenpartnerschaft<br />

einzugehen, ging in den letzten<br />

Jahrzehnten - und geht bis heute - oft von den<br />

FremdsprachenlehrerInnen aus. Ziel ist dabei<br />

vorrangig die Erweiterung der Fremdsprachenkompetenz.<br />

Nach der Öffnung der Grenzen im<br />

Gefolge der politischen Umbrüche in Mittel-,<br />

Ost- und Südosteuropa Ende der 1980er/Anfang<br />

der 1990er Jahre kam es zu einer Welle<br />

von neuen Schulpartnerschaften mit <strong>Schule</strong>n in<br />

diesen (Nachbar-)Ländern. Für Schulpartnerschaftsprojekte<br />

österreichischer <strong>Schule</strong>n mit<br />

<strong>Schule</strong>n in Ost- und Südosteuropa gibt es im<br />

Rahmen des „Osteuropafonds“ finanzielle Unterstützung.<br />

4<br />

Europäische Integr<strong>at</strong>ion und Globalisierung<br />

Im vergangenen Jahrzehnt wurden sowohl auf<br />

n<strong>at</strong>ionaler als auch auf intern<strong>at</strong>ionaler - d.h.<br />

vorwiegend europäischer - Ebene verschiedene<br />

Programme und Initi<strong>at</strong>iven zur Förderung der<br />

intern<strong>at</strong>ionalen Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong>n<br />

gestartet. Sie alle verfolgen das Ziel, durch<br />

die grenzüberschreitende, praktische Zusammenarbeit<br />

von <strong>Schule</strong>n die Kooper<strong>at</strong>ion zwischen<br />

den Bildungssystemen in ganz Europa zu<br />

erhöhen, das Bewusstsein für die Zusammengehörigkeit<br />

der verschiedenen europäischen<br />

Kulturen zu vertiefen und die europäische<br />

Identität der BürgerInnen zu stärken.<br />

Mit der Einführung der Bildungsprogramme der<br />

Europäischen Union 5 und den Pilotprojekten<br />

des Europar<strong>at</strong>es 6 bekamen Kontakte mit<br />

<strong>Schule</strong>n in anderen Ländern einen neuen und<br />

selbstverständlichen Stellenwert im pädagogischen<br />

Alltag: Eine intern<strong>at</strong>ionale Schulpartnerschaft<br />

h<strong>at</strong> sich vom „Nischenbereich“ im<br />

Fremdsprachenunterricht zu einem Angelpunkt<br />

des Schulprofils entwickelt. Sie trägt im<br />

Zeitalter der Globalisierung zur Entwicklung<br />

von Schlüsselkompetenzen bei und eröffnet<br />

allen Beteiligten - in allen Unterrichtsgegenständen<br />

- neue Perspektiven.<br />

4. Praktische Projektbeispiele<br />

Global Educ<strong>at</strong>ion Week (seit 1999)<br />

Diese europaweite Initi<strong>at</strong>ive fand erstmals im<br />

Jahr 1999 st<strong>at</strong>t und wird seitdem jährlich im<br />

November abgehalten. Das North-South Centre<br />

des Europar<strong>at</strong>es 7 ist die intern<strong>at</strong>ionale Koordinierungsstelle.<br />

Die 45 Mitgliedssta<strong>at</strong>en des<br />

Europar<strong>at</strong>es treten in einer europaweiten<br />

Kampagne gegen Diskriminierung und<br />

Intoleranz und für eine Kultur der globalen<br />

Solidarität ein. In den <strong>Schule</strong>n vieler europäischer<br />

Länder werden in dieser Woche Schwerpunkte<br />

zu Globalem Lernen gesetzt.<br />

In Österreich haben das Interkulturelle<br />

Zentrum und die Südwind Agentur www.suedwind-agentur.<strong>at</strong><br />

in Kooper<strong>at</strong>ion mit dem Bildungsministerium<br />

alle österreichischen <strong>Schule</strong>n<br />

eingeladen, sich an dieser Initi<strong>at</strong>ive zu<br />

beteiligen. Neben verschiedenen Angeboten<br />

der Südwind Agentur zu Globalem Lernen<br />

© IZ


I<br />

Übung 1:<br />

Ekl<strong>at</strong> in der M<strong>at</strong>hestunde<br />

Thema: Entstehen von Konflikten und Möglichkeiten<br />

zu deren Bearbeitung<br />

Ziel: Die SchülerInnen verstehen, wie scheinbar<br />

kleine Anlässe zu großen Auseinandersetzungen<br />

führen können und werden mit der<br />

Möglichkeit der Konfliktvermittlung durch Dritte<br />

vertraut.<br />

Alter: ab der 7. Schulstufe<br />

Methode: Rollenspiel<br />

Zeit: 1 bis 2 Unterrichtseinheiten<br />

<strong>gerald</strong> <strong>kador</strong> <strong>FOLKVORD</strong><br />

M<strong>at</strong>erial: Kopiervorlagen, je eine Kopie der<br />

Rollenbeschreibungen für Linda, Peter Schumacher<br />

und Monika Kranich<br />

Erklären Sie den SchülerInnen, dass Sie mit<br />

ihnen anhand eines Rollenspieles erforschen<br />

wollen, wie Konflikte entstehen und wie man<br />

damit umgehen kann. Erklären Sie kurz, dass<br />

es in dem Rollenspiel um eine Auseinandersetzung<br />

zwischen einem Lehrer und einer<br />

Schülerin geht, in der eine dritte Person vermitteln<br />

soll. Vergeben Sie nun die drei Rollen -<br />

Linda, Schumacher und Kranich - an je eine<br />

Schülerin/einen Schüler. Drei weitere Schüler-<br />

Innen werden zu speziellen BeobachterInnen<br />

ernannt. Jede/r von ihnen soll einen der drei<br />

Charaktere im Rollenspiel besonders genau<br />

beobachten, um nachher über dessen Verhalten<br />

zu berichten. Der Rest der Klasse soll aufmerksam<br />

zusehen, um das Geschehen anschließend<br />

zu diskutieren.<br />

Geben Sie jetzt jedem der drei Rollencharaktere<br />

die jeweilige Rollenbeschreibung (siehe Kopiervorlagen).<br />

Die drei verlassen daraufhin für<br />

sechs bis sieben Minuten das Klassenzimmer<br />

um sich kurz auf ihre Rollen vorzubereiten.<br />

Dabei sollen sie keinesfalls miteinander reden.<br />

Wenn die drei SchauspielerInnen außer Hörweite<br />

sind, beschreiben Sie die Situ<strong>at</strong>ion etwas<br />

genauer für den Rest der Klasse.<br />

Gestern h<strong>at</strong> sich in der M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ikstunde ein<br />

kleines Drama zugetragen. Es war die erste<br />

Stunde und Schularbeit. Etwa zehn Minuten<br />

nach Unterrichtsbeginn ist plötzlich Linda hereingepl<strong>at</strong>zt.<br />

Das kommt schon manchmal vor,<br />

dass sie zu spät zum Unterricht kommt, überhaupt<br />

in die M<strong>at</strong>he-Stunde. Sie hasst M<strong>at</strong>he<br />

und steht mit dem Lehrer, Herrn Schumacher,<br />

auf Kriegsfuß. Gestern ist der Schumacher explodiert.<br />

Er h<strong>at</strong> Linda angefahren, was sie<br />

sich denn einbilde und gesagt, wenn ihr die<br />

<strong>Schule</strong> so egal sei, könne sie eigentlich gleich<br />

wieder gehen. Linda h<strong>at</strong> ihn daraufhin angeschrien<br />

und einen „Faschisten“ genannt.<br />

Ideen für den Unterricht<br />

Dann ist sie aus der Klasse gerannt und die<br />

ganze Stunde lang nicht mehr aufgetaucht.<br />

Herr Schumacher h<strong>at</strong> sich nach dieser Episode<br />

an Lindas Klassenvorstand gewandt und<br />

ernste disziplinäre Konsequenzen gefordert.<br />

Der Klassenvorstand h<strong>at</strong> vorgeschlagen, dass<br />

Herr Schumacher und Linda zunächst einmal<br />

versuchen sollen, über die ganze Sache zu<br />

reden. Beide haben sich dazu bereit erklärt.<br />

Um das Gespräch leichter zu machen, ist auch<br />

eine dritte Person dabei: Frau Kranich, Geschichtelehrerin<br />

in Lindas Klasse, die Linda<br />

selbst sich als Vermittlerin ausgesucht h<strong>at</strong>.<br />

Holen Sie nun die drei DarstellerInnen herein<br />

und lassen Sie sie an einem Ort Pl<strong>at</strong>z nehmen,<br />

an dem sie vom Rest der Klasse gut beobachtet<br />

werden können. Erklären Sie, dass es wichtig<br />

ist, dass die ZuschauerInnen während des<br />

Spieles keinerlei Kommentare von sich geben,<br />

sondern die Geschehnisse nur stumm beobachten.<br />

Dann bitten Sie Frau Kranich, das Gespräch<br />

einzuleiten.<br />

Beenden Sie die Szene, wenn eine Lösung des<br />

Konfliktes erreicht wurde oder wenn Sie das<br />

Gefühl haben, dass sich nichts mehr Wesentliches<br />

weiter entwickelt. Fragen Sie nun hintereinander<br />

(und in dieser Reihenfolge) Linda,<br />

Herrn Schumacher und Frau Kranich, wie sie<br />

das Geschehene erlebt haben. Die drei sollen<br />

dabei versuchen, weiterhin innerhalb ihrer<br />

Rollen zu antworten. (D.h. Linda beschreibt<br />

ihre Gedanken, nicht die Schülerin, die sie<br />

gespielt h<strong>at</strong>.) Erst danach ist das Rollenspiel<br />

auch für die drei DarstellerInnen beendet und<br />

sie können wieder als sie selbst agieren.<br />

Wichtig ist es, dieses Ablegen der Rollen durch<br />

eine Bewegung deutlich zu machen, indem die<br />

Beteiligten z.B. ihre Rollen im wahrsten Sinne<br />

des Wortes abstreifen oder abschütteln.<br />

Fordern Sie nun die drei speziellen BeobachterInnen<br />

auf, aus ihrer Sicht über das Verhalten<br />

der drei Charaktere zu berichten. Sie sollen<br />

dabei besonders dazu Stellung nehmen, inwieweit<br />

sich die Haltung der Charaktere während<br />

der Szene verändert h<strong>at</strong>. Es geht also nicht um<br />

eine Beurteilung der schauspielerischen Leistung<br />

der drei DarstellerInnen, sondern um eine<br />

genaue Beobachtung der Konfliktdynamik.<br />

Setzen Sie nun das Gespräch mit der ganzen<br />

Klasse fort. Erörtern Sie dabei unter anderem<br />

die folgenden Fragen:<br />

• Worin genau bestand der Konflikt zwischen<br />

Linda und Herrn Schumacher? Was war der<br />

unmittelbare Anlass und was die tiefere<br />

Ursache?<br />

• Waren Linda und Schumacher sich über die<br />

tieferen Ursachen des Konflikts im Klaren?<br />

• Waren sich die beiden bewusst, wie der/die<br />

andere den Konflikt und dessen Ursachen erlebte?


Ideen für den Unterricht <strong>gerald</strong> <strong>kador</strong> <strong>FOLKVORD</strong> II<br />

• Was halten die SchülerInnen vom Result<strong>at</strong>?<br />

War es zufrieden stellend für Linda, für Herrn<br />

Schumacher, für die ZuschauerInnen?<br />

• Waren die Situ<strong>at</strong>ion und ihr Ausgang realistisch?<br />

• Welche Bedeutung h<strong>at</strong>te die Vermittlerin,<br />

Frau Kranich? Hätte die Sache ohne sie<br />

einen anderen Ausgang gehabt?<br />

• Was halten die SchülerInnen vom Verhalten<br />

der drei Charaktere? Was hätte speziell Frau<br />

Kranich anders machen können bzw. sollen?<br />

(Anm.: Hier ist es noch einmal wichtig klarzumachen,<br />

dass es sich um eine Beurteilung<br />

der Charaktere, nicht der DarstellerInnen<br />

handelt.)<br />

• H<strong>at</strong> der/die eine oder andere schon einmal<br />

eine ähnliche Situ<strong>at</strong>ion erlebt? Wie ist sie<br />

verlaufen? H<strong>at</strong> jemand einen Konflikt erlebt,<br />

in dem eine dritte Person vermittelt h<strong>at</strong>?<br />

• Wäre es eine gute Idee, öfters in Konflikten<br />

eine/n neutrale/n VermittlerIn zuzuziehen?<br />

Ließe sich das auch in der Klasse anwenden?<br />

Vielleicht auch in der <strong>Schule</strong>, für Konflikte<br />

zwischen LehrerInnen und SchülerInnen?<br />

• Warum ist es für eine echte Lösung von<br />

Konflikten so wichtig, dass es keine/n<br />

VerliererIn gibt?<br />

Gehen Sie nun näher auf die Idee ein, Konflikte<br />

dadurch auszuräumen, dass man VerliererInnen<br />

vermeidet. Erklären Sie, dass ein Konflikt die<br />

folgenden möglichen Result<strong>at</strong>e haben kann und<br />

fragen Sie die SchülerInnen nach Beispielen<br />

aus ihrer eigenen Erfahrung:<br />

Rollenbeschreibung Linda<br />

SiegerIn-SiegerIn (win-win): Alle sind zufrieden<br />

und fühlen, sie hätten bekommen, was sie wollten<br />

bzw. brauchten.<br />

SiegerIn-VerliererIn (win-lose): Eine der Konfliktparteien<br />

bekommt nicht, was sie will, fühlt<br />

sich als VerliererIn und ist unzufrieden.<br />

VerliererIn-VerliererIn (lose-lose): Alle haben<br />

mit Streiten nur ihre Zeit verschwendet. Niemand<br />

h<strong>at</strong> bekommen, was er/sie wollte, alle<br />

sind unzufrieden und fühlen sich als VerliererInnen.<br />

Möglichkeiten zur Weiterarbeit:<br />

Betrachten sie mit der Klasse die Entstehung<br />

größerer Konflikte, eventuell auch kriegerischer<br />

Auseinandersetzungen in der Gegenwart und<br />

der Vergangenheit. Gab es irgendwann die<br />

Möglichkeit, eine Win-Win-Situ<strong>at</strong>ion zu schaffen<br />

und so eine (weitere) Eskal<strong>at</strong>ion zu vermeiden?<br />

Gibt es diese Möglichkeit vielleicht immer noch?<br />

Wenden Sie das Win-Win-Prinzip an, um echte<br />

Konflikte, die in der Klasse entstehen, zu bearbeiten.<br />

Die betroffenen Personen oder die<br />

ganze Klasse soll nach einer Lösung suchen, die<br />

keine VerliererInnen nach sich zieht. Dabei<br />

muss es sich nicht immer um einen Kompromiss<br />

handeln. Zum Beispiel kann es sich für zwei<br />

Kinder, die um ein Spielzeug streiten, herausstellen,<br />

dass es viel lustiger ist, gemeinsam<br />

damit zu spielen. Es wird selbstverständlich<br />

nicht immer möglich sein, Konflikte nach einem<br />

reinen Win-Win-Prinzip zu lösen, aber es lohnt<br />

sich jedenfalls, diesen Ans<strong>at</strong>z zu versuchen.<br />

Gestern war ein fürchterlicher Tag. Es war M<strong>at</strong>he-Schularbeit und du warst so gestresst, dass<br />

du die Nacht davor fast nichts geschlafen h<strong>at</strong>test. Du hasst M<strong>at</strong>he. Was haben denn alle diese<br />

künstlichen Formeln und Zahlen mit dem Leben zu tun? Und der Schumacher, dein M<strong>at</strong>he-<br />

Lehrer, macht dir auch zu schaffen. Ursprünglich fandest du ihn recht o.k. In den letzten<br />

Mon<strong>at</strong>en aber hast du immer mehr den Eindruck bekommen, als hätte er sich entschieden, dass<br />

du einfach zu dumm für sein Fach seist. Einmal h<strong>at</strong> er dich so herablassend behandelt, dass es<br />

dich wirklich verletzt h<strong>at</strong>. Seither ist Krieg zwischen dir und dem Schumacher und jede<br />

M<strong>at</strong>hestunde für dich eine Qual.<br />

Gestern ist dann alles zusammengekommen. Weil Schularbeit war, bist du extra früh von zuhause<br />

weggegangen. Aber dann h<strong>at</strong> dein Bus eine Panne gehabt und du bist mehr als 20 Minuten<br />

festgesessen. N<strong>at</strong>ürlich bist du dann viel zu spät in die Stunde gekommen. Aber bevor du noch<br />

irgend etwas erklären konntest, h<strong>at</strong> dich der Schumacher total niedergemacht und gesagt, dass<br />

du eigentlich gleich wieder gehen kannst. Da bist du auch explodiert, hast ihn angeschrien und<br />

einen „Faschisten“ genannt. Dann bist du aus der Klasse gerannt und hast den Rest der Stunde<br />

auf dem Klo zugebracht.<br />

Jetzt will dich der Schumacher n<strong>at</strong>ürlich fertig machen. Aber dein Klassenvorstand h<strong>at</strong> gemeint,<br />

bevor er irgend etwas in der Sache tut, sollen sich du und der Schumacher einmal aussprechen.<br />

Du glaubst nicht, dass das etwas bringen kann, der Schumacher hasst dich einfach. Aber du<br />

hast trotzdem zugestimmt, zumal du das Angebot bekommen hast, eine andere Lehrperson zu<br />

bestimmen, die auch bei dem Gespräch dabei sein soll. Du hast dich für Frau Kranich entschieden,<br />

deine Geschichtelehrerin: eine, die wirklich Verständnis für ihre SchülerInnen h<strong>at</strong>.


III<br />

<strong>gerald</strong> <strong>kador</strong> <strong>FOLKVORD</strong><br />

Rollenbeschreibung Peter Schumacher<br />

Ideen für den Unterricht<br />

Gestern h<strong>at</strong> sich in einer deiner M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ikstunden ein kleines Drama zugetragen. Es war die<br />

erste Stunde und Schularbeit. Wie üblich bei einer M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ikschularbeit war es völlig still und<br />

alle haben sehr konzentriert gearbeitet. Doch etwa zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn ist<br />

plötzlich Linda hereingepl<strong>at</strong>zt. Das war wieder einmal typisch! Linda war nie eine besondere<br />

Leuchte, aber früher h<strong>at</strong> sie sich zumindest bemüht. In den letzten Mon<strong>at</strong>en aber ist sie nicht<br />

mehr auszuhalten gewesen. Sie h<strong>at</strong> überhaupt nicht mehr aufgepasst, war frech und h<strong>at</strong> nur<br />

noch gestört. Entsprechend sind auch ihre Leistungen noch mehr abgestürzt.<br />

Als sie also gestern wieder zu spät kam, und noch dazu zur Schularbeit, ist dir der Kragen<br />

gepl<strong>at</strong>zt. Du bist sie angefahren und hast gesagt, wenn sie die <strong>Schule</strong> so wenig interessiere,<br />

könne sie eigentlich genauso gut gleich wieder gehen. Anst<strong>at</strong>t sich zu entschuldigen h<strong>at</strong> Linda<br />

begonnen herumzuschreien und dich einen „Faschisten“ genannt. Dann ist sie aus der Klasse<br />

gerannt und die ganze Stunde nicht mehr zurückgekommen.<br />

Nach dieser Episode hast du dich an Lindas Klassenvorstand gewandt und ihn aufgefordert,<br />

Linda ordentlich ins Gebet zu nehmen. Die junge Dame muss endlich einmal Manieren lernen,<br />

sonst h<strong>at</strong> sie an dieser <strong>Schule</strong> nichts zu suchen. Der Klassenvorstand h<strong>at</strong> dich aber gebeten,<br />

zunächst noch ein Gespräch mit Linda zu führen. Du hast eigentlich keine große Lust, dich mit<br />

dem Mädchen noch mehr auseinanderzusetzen, aber vielleicht sollte man ihr diese Möglichkeit<br />

wirklich noch geben. Linda h<strong>at</strong> auch das Angebot bekommen, eine andere Lehrperson zu<br />

wählen, die bei dem Gespräch dabei sein soll. Sie h<strong>at</strong> sich für Frau Kranich entschieden, die in<br />

Lindas Klasse Geschichte unterrichtet. Das ist ganz in Ordnung. Die Kranich ist eine vernünftige<br />

Person.<br />

Rollenbeschreibung Monika Kranich<br />

Gestern h<strong>at</strong> sich in einer der Klassen, in denen du Geschichte unterrichtest, ein kleines Drama<br />

zugetragen. Es war die erste Stunde und M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ikschularbeit. Etwa zehn Minuten nach<br />

Unterrichtsbeginn ist plötzlich Linda in das Klassenzimmer gepl<strong>at</strong>zt. Das kommt schon manchmal<br />

vor, dass Linda nicht ganz pünktlich ist. Du hast auch den Eindruck, dass Linda nicht gerade<br />

begeistert von M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ik ist. Zumindest h<strong>at</strong> sie in der Geschichtestunde (in Geschichte ist<br />

sie eine der Besten und Engagiertesten der Klasse) einmal gesagt, wie viel interessanter es sei,<br />

von wirklichen Menschen zu lernen als von künstlichen Formeln und Zahlen. Soviel du weißt,<br />

steht Linda auch mit ihrem M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>iklehrer, Peter Schumacher, auf Kriegsfuß.<br />

Gestern also ist Linda zu spät zur M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ikschularbeit gekommen. Peter Schumacher h<strong>at</strong> sie<br />

zurechtgewiesen (wahrscheinlich nicht gerade freundlich) und Linda h<strong>at</strong> ihn daraufhin angeschrien<br />

und einen „Faschisten“ genannt. Dann ist sie aus der Klasse gerannt und die ganze<br />

Stunde lang nicht mehr aufgetaucht.<br />

Peter Schumacher h<strong>at</strong> sich nach dieser Episode an Lindas Klassenvorstand gewandt und ernste<br />

disziplinäre Konsequenzen gefordert. Du hast Verständnis dafür, dass er verärgert ist, aber du<br />

findest es gut, dass der Klassenvorstand Schumacher und Linda überzeugt h<strong>at</strong>, zunächst noch<br />

ein Gespräch miteinander zu führen. Es sollte auch eine dritte Person, eine andere Lehrperson<br />

nach Lindas Wahl, als Vermittlerin dabei sein. Linda h<strong>at</strong> sich für dich entschieden.<br />

Deine Rolle in dem Gespräch wird es sein, zwischen den beiden Streitparteien zu vermitteln.<br />

Versuche, so wenig wie möglich Stellung zu beziehen und schon gar nicht Partei zu ergreifen.<br />

St<strong>at</strong>tdessen solltest du durch Kommentare und Fragen die beiden dazu bringen, über die<br />

Ursachen ihres Konfliktes zu reden und zu einer Lösung zu kommen, die es ihnen möglich<br />

macht, in Zukunft vernünftig miteinander umzugehen und einander zu respektieren. Wenn das<br />

Gespräch ein Erfolg sein soll, so darf sich keine/r der beiden am Ende als VerliererIn fühlen.<br />

Es wird auch deine Aufgabe sein, das Gespräch einzuleiten. Fordere die beiden auf, nacheinander<br />

und ohne einander zu unterbrechen darzustellen, was sich da gestern aus ihrer Sicht<br />

ereignet h<strong>at</strong>. Da Peter Schumacher der Mächtigere der beiden ist, solltest du Linda beginnen<br />

lassen.


Ideen für den Unterricht <strong>gerald</strong> <strong>kador</strong> <strong>FOLKVORD</strong><br />

Übung 2:<br />

HypnotiseurIn<br />

(Quelle: Folkvord, Gerald (2002): Skritt for<br />

skritt. M<strong>at</strong>eriell til undervisning om menneskerettigheter.<br />

AI Norwegen)<br />

Thema: Macht und Machtmissbrauch<br />

Ziel: Die SchülerInnen erleben, wie es ist,<br />

Macht und Kontrolle auszuüben bzw. zur Zielscheibe<br />

von Machtmissbrauch zu werden<br />

Alter: ab der 9. Schulstufe<br />

Methode: Bewegungsspiel in Paaren<br />

Zeit: 15 Minuten<br />

Die SchülerInnen bilden Paare. In jedem Paar<br />

übernimmt ein/e SchülerIn die Rolle des<br />

Hypnotiseurs/der Hypnotiseurin (H.); der/die<br />

andere ist das Medium (M.). Wenn H. seine/ihre<br />

Handfläche vor das Gesicht des Mediums hält,<br />

wird dieses hypnotisiert und fixiert seinen Blick<br />

auf die Hand. Wenn nun H. seine/ihre Hand<br />

langsam bewegt, muss das Medium folgen,<br />

indem es sein Gesicht immer in der gleichen<br />

Position zur Handfläche hält. H. kann jetzt das<br />

Medium steuern wie er/sie will, kann es verschiedene<br />

Bewegungen ausführen, sich<br />

strecken oder auf dem Boden kriechen lassen.<br />

Alles Steuern geschieht dabei völlig wortlos.<br />

Nach ein paar Minuten werden die Medien<br />

„geweckt“ und die Rollen getauscht.<br />

Diskussionspunkte:<br />

• Wie war es, HypnotiseurIn bzw. Medium zu<br />

sein?<br />

• Haben die HypnotiseurInnen ihre Macht ausgenützt<br />

oder waren sie zurückhaltend? H<strong>at</strong><br />

sich das im Laufe der Übung verändert? H<strong>at</strong><br />

der/die eine oder andere HypnotiseurIn<br />

begonnen das Medium zu unterdrücken?<br />

• War das Verhalten der HypnotiseurInnen in<br />

der zweiten Runde dadurch beeinflusst, wie<br />

sie selbst zuvor als Medien behandelt worden<br />

waren?<br />

Diese Übung kann auch in zwei verschiedenen<br />

Varianten ausgeführt werden. H. kann entweder<br />

den Auftrag erhalten, die Übung für das<br />

Medium spannend und lustig, aber nicht unangenehm<br />

zu gestalten, oder er/sie kann aufgefordert<br />

werden, mit dem Medium zu spielen, es<br />

seine/ihre Macht fühlen zu lassen und es zu<br />

unterdrücken. Wenn die verfügbare Zeit und<br />

die Lust der SchülerInnen es erlauben, ist es<br />

am spannendsten, dass beide PartnerInnen<br />

beide Varianten ausprobieren.<br />

IV<br />

Die Übung kann als Ausgangspunkt für eine<br />

weiterführende Diskussion über Macht<br />

und Machtmissbrauch dienen:<br />

• In welchen Situ<strong>at</strong>ionen erleben wir, dass<br />

jemand Macht über andere ausübt (z.B. im<br />

Sta<strong>at</strong>, in der Familie, in der <strong>Schule</strong>, in<br />

Vereinen oder anderen Gruppen ...)?<br />

• Auf welche Weise wird die Macht ausgeübt?<br />

• Warum wird Macht so oft missbraucht um<br />

andere zu unterdrücken?<br />

• Was kann man tun, um solchen Machtmissbrauch<br />

zu verhindern?<br />

• Welche Folgen können Machtmissbrauch<br />

und Unterdrückung haben?<br />

• Wie wirkt sich Unterdrückung auf die Opfer<br />

und auf die UnterdrückerInnen aus? ✖


(Ausstellungen, Workshops, Unterrichtsm<strong>at</strong>erialien)<br />

bietet das Interkulturelle Zentrum die<br />

Vermittlung einer Partnerschule im Süden an.<br />

Interessierte <strong>Schule</strong>n und Lehrkräfte werden<br />

bei der Vorbereitung, Planung und Durchführung<br />

der Kooper<strong>at</strong>ion ber<strong>at</strong>en.<br />

Die Global Educ<strong>at</strong>ion Week findet jährlich Mitte<br />

November st<strong>at</strong>t, zeitgleich mit der Friedenswoche,<br />

die vom Österreichischen Netzwerk<br />

für Frieden und Gewaltfreiheit 8 organisiert<br />

wird.<br />

Weitere Inform<strong>at</strong>ionen und M<strong>at</strong>erialien gibt es<br />

auf der österreichischen Homepage<br />

www.globaleduc<strong>at</strong>ionweek.<strong>at</strong>.<br />

Globale them<strong>at</strong>ische Schulnetzwerke<br />

Das Interkulturelle Zentrum h<strong>at</strong> in den letzten<br />

Jahren drei intern<strong>at</strong>ionale Pilotprojekte<br />

betreut:<br />

• „Peace Educ<strong>at</strong>ion and Conflict Resolution“<br />

(1994-1997),<br />

• „School Network Human Rights“ (1999-2001)<br />

und<br />

• Educ<strong>at</strong>ion for Global Citizenship (2001-2002<br />

sowie aktuell 2003–2006).<br />

Die Projekte zeichnen sich durch besondere<br />

Prinzipien, Zielsetzungen und Strukturen aus:<br />

• ein Netzwerk von <strong>Schule</strong>n aus verschiedenen<br />

Kontinenten,<br />

• ein gemeinsames Thema, zu dem in jeder<br />

beteiligten <strong>Schule</strong> gearbeitet wird,<br />

• Lehrkräfte aus diesen <strong>Schule</strong>n planen gemeinsam<br />

den Projektverlauf (Inhalte, Kooper<strong>at</strong>ion),<br />

• SchülerInnen gestalten ihren Lernprozess<br />

aktiv mit,<br />

• Ergebnisse und Erfahrungen werden intern<strong>at</strong>ional<br />

ausgetauscht,<br />

• Initiierung neuer Lernerfahrungen und<br />

Lerndimensionen,<br />

• Prozessbegleitung durch ein externes Team<br />

(Projektkoordin<strong>at</strong>ion, Leitungsteam),<br />

• Erfahrungslernen durch Reflexion und Evalu<strong>at</strong>ion<br />

des Prozesses auf verschiedenen<br />

Ebenen und durch alle beteiligten AkteurInnen.<br />

Zu den Projekten sind Dokument<strong>at</strong>ionen kostenlos<br />

im Interkulturellen Zentrum erhältlich:<br />

• Helm, Barbara/Taylor, Mark/Teutsch, Rüdiger<br />

(2002): School Network Human Rights.<br />

Handbook for School-based projects. Wien:<br />

BMBWK (Hg.)<br />

• Hendrick, Diane/Schwendenwein, Ursula/<br />

Teutsch, Rüdiger (2000): Peace Educ<strong>at</strong>ion and<br />

Conflict Resolution. Handbook for Schoolbased<br />

Projects. Wien; als Download unter<br />

www.iz.or.<strong>at</strong>/schoolproj/best-school/peaceeduc<strong>at</strong>ion/peace-educ<strong>at</strong>ion.html<br />

Intern<strong>at</strong>ionales Schulpartnerschaftsprojekt:<br />

Global Citizenship (2001/2002)<br />

Im Mittelpunkt dieses Projektes steht das<br />

Thema „Globales Lernen - Educ<strong>at</strong>ion for<br />

Global Citizenship“ im Rahmen von intern<strong>at</strong>ionalen<br />

Schulpartnerschaftsprojekten. Erfahrungen<br />

von Nichtregierungsorganis<strong>at</strong>ionen<br />

sowie aus der schulischen Praxis wurden<br />

zusammengetragen, reflektiert und der interessierten<br />

Öffentlichkeit zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Das Projekt wurde im Schuljahr 2001/2002 vom<br />

Österreichischen Bildungsministerium<br />

(BMBWK) initiiert und wird vom Interkulturellen<br />

Zentrum (IZ), in Kooper<strong>at</strong>ion mit der<br />

Südwind Agentur, betreut. Es umfasst neben<br />

zahlreichen österreichischen <strong>Schule</strong>n mit<br />

deren Partnerschulen in Afrika, Asien oder<br />

L<strong>at</strong>einamerika auch Nichtregierungsorganis<strong>at</strong>ionen<br />

in Kamerun, Chile, Italien, Rumänien<br />

und den Niederlanden. Das Projekt wird von<br />

der Europäischen Union unterstützt.<br />

Educ<strong>at</strong>ion for Global Citizenship – Globales<br />

Lernen. Handbook for school-based projects<br />

Ziel dieses Projektes ist es, einen qualit<strong>at</strong>iven<br />

Beitrag zum Konzept „Educ<strong>at</strong>ion for Global<br />

Citizenship“ zu leisten. Einen zentralen<br />

Bereich nehmen dabei intern<strong>at</strong>ionale Schulkooper<strong>at</strong>ionen<br />

mit <strong>Schule</strong>n in Afrika, Asien und<br />

L<strong>at</strong>einamerika ein. Erfahrungen aus der Schulpraxis<br />

wurden zusammengetragen und einer<br />

qualit<strong>at</strong>iven Analyse unterzogen. Die Ergebnisse<br />

wurden in Form eines „Handbuches“ mit<br />

Praxisbeispielen und Vorschlägen für die schulische<br />

Praxis zusammengestellt und stehen seit<br />

dem Schuljahr 2002/03 interessierten PädagogInnen<br />

zur Verfügung. 9<br />

Educ<strong>at</strong>ion for Global Citizenship<br />

Erziehung zu verantwortungsvollem Denken<br />

und Handeln in einer globalen Welt.<br />

Intern<strong>at</strong>ionales Schul- und NGO-Netzwerk<br />

(2003-2006)<br />

Anschließend an das soeben beschriebene<br />

Projekt wurde im Frühjahr 2003 das EU-Projekt<br />

„Educ<strong>at</strong>ion for Global Citizenship“ gestartet.<br />

Dieses Netzwerk aus <strong>Schule</strong>n und NGOs ist ein<br />

intern<strong>at</strong>ionales Bildungsprojekt, gefördert von<br />

der Europäischen Union sowie vom BMBWK,<br />

Abt. I/6. Ein Teil der Projektmittel wird von<br />

priv<strong>at</strong>en SponsorInnen sowie durch Eigenmittel<br />

der Organis<strong>at</strong>ionen aufgebracht. Das Pilotprojekt<br />

„Educ<strong>at</strong>ion for Global Citizenship“ wird<br />

von den KonsortialpartnerInnen Interkulturelles<br />

Zentrum sowie Südwind-Agentur getragen;<br />

weitere ProjektpartnerInnen sind Nichtregierungsorganis<strong>at</strong>ionen<br />

in Kamerun, Chile, Italien<br />

und den Niederlanden. Jede dieser NGOs<br />

arbeitet mit fünf <strong>Schule</strong>n zusammen. Das<br />

Projekt wurde in enger Abstimmung mit den<br />

ProjektpartnerInnen konzipiert.<br />

17


18<br />

Hauptziel ist die Entwicklung eines Curriculum-Modells<br />

zu Educ<strong>at</strong>ion for Global<br />

Citizenship, das in den beteiligten Pilotschulen<br />

umgesetzt und – je nach Möglichkeit – in<br />

den Bildungslandschaften der Projektländer<br />

verankert werden soll.<br />

Eine große Herausforderung sowie der innov<strong>at</strong>ive<br />

Aspekt des Projekts besteht in der gleichberechtigten<br />

Zusammenarbeit zwischen LehrerInnen<br />

und SchülerInnen und BildungsexpertInnen<br />

aus dem Norden und dem Süden. Die<br />

unterschiedlichen Hintergründe und Realitäten<br />

der TeilnehmerInnen in diesem Projekt beeinflussen<br />

den Prozess und das Konzept von<br />

„Educ<strong>at</strong>ion for Global Citizenship“.<br />

Gefördert wird der Aufbau von qualit<strong>at</strong>iven<br />

Nord-Süd-Partnerschaften und damit der Austausch<br />

von jeweils spezifischen Kenntnissen<br />

und Erfahrungen im Bereich des Globalen<br />

Lernens. Durch das Projekt werden neue<br />

Methoden und Ressourcen wie Unterrichtsbehelfe<br />

zu „Educ<strong>at</strong>ion for Global Citizenship“<br />

entwickelt und erstellt.<br />

In den Partnerländern finden jeweils Seminare<br />

für LehrerInnen und SchülerInnen st<strong>at</strong>t; Fragen<br />

und Probleme, die Jugendliche betreffen, sind<br />

der Ausgangspunkt des Projekts. Zu einem<br />

Austausch kommt es bei den Intern<strong>at</strong>ionalen<br />

Konferenzen, Schulpartnerschaften werden<br />

installiert, schulübergreifende Projekte initiiert.<br />

Weitere Inform<strong>at</strong>ionen zum Projekt sowie<br />

Auszüge aus dem „Handbook“ finden sich<br />

unter www.globalcitizenship.<strong>at</strong> bzw.<br />

doku.cac.<strong>at</strong>/handbuch_221003.pdf<br />

Unterstützung und Ber<strong>at</strong>ung durch das IZ<br />

Das Interkulturelle Zentrum ist vom BMBWK<br />

mit der Vermittlung und Ber<strong>at</strong>ung intern<strong>at</strong>ionaler<br />

Schulpartnerschaften beauftragt.<br />

Das IZ bietet an Schulpartnerschaften interessierten<br />

PädagogInnen Ber<strong>at</strong>ung und Unterstützung,<br />

insbesondere Unterstützung bei der<br />

Suche nach einer geeigneten Partnerschule<br />

sowie Ber<strong>at</strong>ung zur qualit<strong>at</strong>iven Gestaltung<br />

einer Schulpartnerschaft. Weiters stellen wir<br />

M<strong>at</strong>erialien zum Thema zur Verfügung. ✖<br />

Barbara Helm ist AHS-Lehrerin für Geographie und<br />

Geschichte und Mitarbeiterin des Interkulturellen<br />

Zentrums (Arbeitsbereiche: Vermittlung und Ber<strong>at</strong>ung<br />

intern<strong>at</strong>ionaler Schulpartnerschaften, Betreuung<br />

them<strong>at</strong>ischer Netzwerke, Global Educ<strong>at</strong>ion<br />

Week).<br />

Die Bilder zeigen SchülerInnen bei der „First Intern<strong>at</strong>ional Conference“<br />

des Projektes Educ<strong>at</strong>ion for Global Citizenship, die vom 21.-24. April<br />

2004 in Salzburg st<strong>at</strong>tgefunden h<strong>at</strong>. Die SchülerInnen sind Delegierte<br />

aus den Projektpartnerschulen in Kamerun, Chile, Italien, den<br />

Niederlanden und Österreich.<br />

Der Artikel basiert überwiegend auf Barbara<br />

Helms Beitrag „Friedenserziehung in intern<strong>at</strong>ionalen<br />

Schulprojekten“ in dem Sammelband<br />

von Hämmerle, Pete/Roithner, Thomas (Hg.)<br />

(2003): Dem Rad in die Speichen fallen.<br />

Stimmen von FriedensnobelpreisträgerInnen<br />

und das österreichische Netzwerk für eine<br />

Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit.<br />

Ein Arbeitsbuch. Haid: Verlag Thomas Roithner<br />

Bezugsquelle: Thomas Roithner, c/o ÖSFK<br />

Wien, Wiedner Gürtel 10, 1040 Wien, E-Mail:<br />

thomasroithner@yahoo.com<br />

1 Fennes, H./Finder, G./Teutsch R. (1996): Intern<strong>at</strong>ionale<br />

Schulpartnerschaften. Ein Leitfaden. Hg.: Bundesministerium<br />

für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten (BMUK), Wien<br />

2 Zentrum für <strong>Schule</strong>ntwicklung - BMUK (Hg.) (1997):<br />

Intern<strong>at</strong>ionalisierung an Österreichs <strong>Schule</strong>n. Ergebnisse einer<br />

bundesweiten Erhebung im Schuljahr 1996/97, Graz, S. 18<br />

3 z.B. die SchülerInnenaustauschorganis<strong>at</strong>ion AFS<br />

(www.afs.<strong>at</strong>)<br />

4 Inform<strong>at</strong>ionen und Antragstellung beim Interkulturellen<br />

Zentrum<br />

5 europa.eu.int/comm/educ<strong>at</strong>ion/index_en.html<br />

6 www.coe.int/T/E/Cultural_Co-oper<strong>at</strong>ion/educ<strong>at</strong>ion<br />

7 www.coe.int/T/E/North-South_Centre<br />

8 www.friedensnetzwerk.<strong>at</strong><br />

9 erhältlich im Interkulturellen Zentrum; als Download unter<br />

www.globalcitizenship.<strong>at</strong><br />

Kontakt:<br />

Interkulturelles Zentrum<br />

Bacherpl<strong>at</strong>z 10<br />

1050 Wien<br />

Fon: 01/586 75 44 12<br />

Fax: 01/586 75 44 9<br />

E-Mail: iz@iz.or.<strong>at</strong><br />

Web: www.iz.or.<strong>at</strong><br />

© IZ


Konsequente Weiterentwicklung<br />

st<strong>at</strong>t von Kampagne zu<br />

Kampagne<br />

von helmuth HARTMEYER<br />

Auf die Frage, wie wir am besten eine gerechte<br />

Welt ohne Armut und Hunger erreichen,<br />

folgt meist der Hinweis, „bei den Kindern in<br />

der <strong>Schule</strong> zu beginnen“.<br />

Nun ist das Lernen über die Welt keine einfache<br />

Sache. Es umfasst monströse Inhalte: es<br />

geht um Milliarden von Menschen, um die<br />

Beziehungen zwischen allen Gesellschaften,<br />

Kulturen, Religionen. Es beschäftigt sich mit<br />

den elementarsten Fragen menschlichen Überlebens,<br />

Lebens und Zusammenlebens. Es geht<br />

um Inhalte, die räumlich weit entfernt scheinen,<br />

in ihren Zusammenhängen schwierig zu<br />

verstehen sind und den SchülerInnen ein hohes<br />

Abstraktionsvermögen abverlangen. Reine Wissensvermittlung<br />

und auch noch so subtile technologisch<br />

unterstützte Inform<strong>at</strong>ionsschübe reichen<br />

nicht aus.<br />

Es liegt daher auf der Hand, dass einschlägig<br />

tätige Organis<strong>at</strong>ionen und Institutionen möglichst<br />

umfassende und flächendeckende Bildungsprogramme<br />

entwickeln, die uns auf die<br />

Sprünge helfen und damit die gewünschte politische<br />

Zielrichtung erreichen sollen.<br />

Ehrgeizige Ziele<br />

Die Vorstellung, in jeweils 10 Jahren die Welt<br />

nachhaltig verbessern zu können, ist eine seit<br />

vielen Jahrzehnten gelebte. Nach dem Ende<br />

des Zweiten Weltkrieges war die Intern<strong>at</strong>ionale<br />

Gemeinschaft der festen Überzeugung, dass<br />

nun „Entwicklung“ angesagt und auch durchsetzbar<br />

sei. Der feste Glaube, aktuell mit den<br />

so genannten Millenniumsentwicklungszielen<br />

erneut binnen Zehnjahresfrist die drängendsten<br />

Probleme der Menschheit lösen zu können,<br />

ist auch im noch jungen neuen Jahrhundert<br />

ungebrochen. Bis 2015 sollen ehrgeizige<br />

Ziele wie die Halbierung der extremen Armut<br />

und des Hungers, die Verwirklichung der allgemeinen<br />

Primärschulbildung oder die Sicherung<br />

der ökologischen Nachhaltigkeit erreicht sein.<br />

Bildungsprogramme schließen sich den politischen<br />

Schüben an. 2001 wurde die UN-Dekade<br />

für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit<br />

ausgerufen, im Dezember 2004 endet<br />

die UN-Menschenrechtsbildungsdekade, 2005<br />

beginnt mit der UNESCO-Dekade „Bildung für<br />

eine Nachhaltige Entwicklung“ eine weitere<br />

Initi<strong>at</strong>ive. So sehr die pädagogisch ausgerichteten<br />

Grundzüge der jüngsten Dekade zu<br />

begrüßen sind (die Förderung des Verständnisses<br />

der globalen Zusammenhänge sowie des<br />

Wissens und der Fähigkeiten, um Menschen<br />

allen Alters in die Lage zu versetzen, Verantwortung<br />

für das Schaffen einer nachhaltigen<br />

Zukunft zu übernehmen), so besteht doch zugleich<br />

die Gefahr, dass Bildung sich einmal<br />

mehr in den Dienst der Politik stellt.<br />

Aufruf zur professionellen Gelassenheit<br />

Bildung sollte sich nicht instrumentalisieren<br />

lassen. Sie ist kein Motor unmittelbarer gesellschaftlicher<br />

Veränderung und kann und soll<br />

Politik nicht ersetzen. Bildung, speziell das<br />

Lernen über so komplexe Inhalte wie die Zukunft<br />

unseres Planeten, sollte sich dem Credo<br />

von Planbarkeit entziehen. Lernen sollte sich<br />

um Gelassenheit angesichts des zeitlichen und<br />

sachlichen Problemdrucks bemühen. Anst<strong>at</strong>t<br />

sich persönlich für das Leid auf dieser Welt<br />

verantwortlich zu fühlen, sollte auf professionelle<br />

Distanz gegangen werden.<br />

Die Auffassung, mit der Bildungsarbeit einen<br />

Hebel für die Gestaltung der Welt in der Hand<br />

zu haben, stammt aus den 1970er und 1980er<br />

Jahren, als Bildung als progressiver Aspekt von<br />

Entwicklungshilfe gesehen wurde. Es genügt<br />

jedoch nicht, das (vermeintlich?) Richtige nur<br />

oft genug zu sagen, damit es anerkannt wird -<br />

wenn man überhaupt weiß, was das Richtige<br />

ist. Die Inform<strong>at</strong>ionen müssen sich in den Lebenswirklichkeiten<br />

der Lernenden widerspiegeln.<br />

Schon die bloße Anpassung des Menschen<br />

an die sich immer rascher ändernden Verhältnisse<br />

in der Lebensumwelt ist schwierig genug.<br />

Die Verfahren, um Menschen von heute an die<br />

aktuellen Standards heranzuführen und zu gewöhnen,<br />

werden immer aufwändiger. Darüber<br />

hinaus gibt es in der Bildung durch Einsparungen<br />

immer weniger Verständnis, Kraft, Zeit<br />

und Geld für Verstehens-, Orientierungs- und<br />

Kommunik<strong>at</strong>ionsarbeit.<br />

Grenzen von Kampagnen<br />

Wenn Bildung heute mehr denn je zuvor zu<br />

Markte getragen wird, oftmals verpackt in<br />

<strong>at</strong>traktive Kampagnen und Dekaden, wird sie<br />

zum Spielball von Moden und Trends. Lernen<br />

eignet sich nicht vordergründig zur Herstellung<br />

einer besseren Welt, sondern sollte die<br />

Fähigkeit zur Selbstbestimmung fördern - das<br />

Globale Lernen eine solche in einem globalen<br />

Kontext. Entwicklungspolitisches Lernen wurde<br />

früher ausschließlich als Wissenserwerb<br />

über andere Lebenswelten definiert, um den<br />

„Verdammten der Erde“ besser helfen zu können.<br />

Heute geht es verstärkt um die eigene<br />

Verstricktheit in weltweite Entwicklungen, um<br />

eine Auseinandersetzung mit der eigenen<br />

Lebenswelt im Lichte globaler Erfahrungshorizonte.<br />

Die „Globale Welt“ soll konkret erfahrbar<br />

gemacht werden. Diesen Anspruch gilt es<br />

© SEM, olga/er<br />

19


20<br />

auch in der Friedenserziehung und Menschenrechtsbildung<br />

zu verwirklichen.<br />

Bildung und Unterricht können ein über das<br />

Bildungsmoment hinausgehendes Bewusstsein<br />

von der eigenen Verstricktheit in globale Fragen<br />

zum Entstehen bringen. Dies erfordert<br />

Neugier und das Streben nach Freiheit und<br />

Kre<strong>at</strong>ivität, aber auch Geduld und Konsequenz.<br />

Wenn Menschen sich selbst und ihre<br />

Interessen besser kennen, Zusammenhänge<br />

verstehen und Einsicht in die unterschiedlichsten<br />

politischen, sozialen und kulturellen<br />

Prozesse gewinnen, kann viel eher direktes<br />

persönliches Engagement entstehen. Veränderung<br />

erfolgt niemals prompt. Bildung kann<br />

jedoch erlebbar machen, welche Auswirkungen<br />

unsere Erfahrungen in der Vergangenheit<br />

und unsere Wünsche für die Zukunft in der und<br />

für die Gegenwart haben. Kampagnen stoßen<br />

da rasch an ihre Grenzen. Es braucht vielmehr<br />

die konsequente Weiterentwicklung aus den<br />

jeweiligen inhaltlichen und pädagogischen<br />

Erfahrungen heraus. Und es braucht das höchst<br />

riskante Vertrauen, dass in Alltäglichkeiten<br />

unscheinbarster Art genügend Erfahrbares<br />

steckt, um den Welt- und Zukunftshunger zu<br />

stillen. ✖<br />

Helmuth Hartmeyer beschäftigt(e) sich in zahlreichen<br />

Funktionen und Arbeitsbereichen mit Fragen<br />

des Globalen Lernens: als AHS-Lehrer, Lehrgangsleiter,<br />

Bildungsreferent und Geschäftsführer im ÖIE<br />

(Österr. Inform<strong>at</strong>ionsdienst für Entwicklungspolitik,<br />

heute Südwind Agentur), Geschäftsführer des<br />

NGO-Dachverbandes AGEZ (Arbeitsgemeinschaft<br />

Entwicklungszusammenarbeit) sowie von KommEnt<br />

(Gesellschaft für Kommunik<strong>at</strong>ion und Entwicklung)<br />

und als Co-Chair von GENE (Global Educ<strong>at</strong>ion<br />

Network Europe). Seit 1.3.2004 leitet er die Abteilung<br />

Entwicklungspolitik, Kommunik<strong>at</strong>ion und Bildung<br />

in der Austrian Development Agency (ADA).<br />

Die Dekade ist tot<br />

- es lebe die Dekade<br />

von barbara SCHMIEDL<br />

„Educ<strong>at</strong>ion … is the key to unlocking other<br />

human rights.” (K<strong>at</strong>arina Tomasevski) 11 ˇ<br />

1976 – 1985, 1995 – 2004, 2001 – 2010, 2005 –<br />

2014 etc. – was war da noch mal? Oder nehmen<br />

wir die Tage her: 21. März, 5. Mai, 20. Juni,<br />

24. Oktober, 3. Dezember, 10. Dezember etc.<br />

– auch hier sind die Anlässe Legion, aber wer<br />

wüsste sie zu benennen? LehrerInnen vielleicht,<br />

die zu diesem und jenem D<strong>at</strong>um mit<br />

Inform<strong>at</strong>ionsm<strong>at</strong>erialien und Kampagnen eingedeckt<br />

werden. 2<br />

Lässt sich daraus der Schluss ziehen, dass<br />

Gedenktage, Kampagnen und intern<strong>at</strong>ionale<br />

Rahmenprogramme nutzloser bürokr<strong>at</strong>ischer<br />

Aufwand sind, Augenauswischerei ohne tiefer<br />

greifenden Effekt und Nachhaltigkeit? Nimmt<br />

man die offizielle Erfolgsbilanz der mit dem<br />

heurigen Jahr zu Ende gehenden UN-Dekade<br />

für Menschenrechtsbildung als Maßstab, könnte<br />

diese Meinung bestätigt werden: so haben<br />

beispielsweise nur 36 von 55 teilnehmenden<br />

OSZE-Sta<strong>at</strong>en ihre Maßnahmen offen gelegt;<br />

unter diesen haben lediglich acht einen n<strong>at</strong>ionalen<br />

Ausschuss für Menschenrechtsbildung<br />

eingerichtet und nur sechs Sta<strong>at</strong>en haben<br />

einen n<strong>at</strong>ionalen Aktionsplan zur Menschenrechtsbildung<br />

verabschiedet. In einem einzigen<br />

Land, nämlich Schweden, wurde Menschenrechtsbildung<br />

in die Lehrpläne aller<br />

<strong>Schule</strong>n und auf allen Schulstufen aufgenommen.<br />

3 Dies zeigt eine klare Nichterfüllung der<br />

Aufgaben der Dekade, wie sie im von der UN-<br />

Generalversammlung verabschiedeten Aktionsplan<br />

festgelegt wurden: Einrichtung von sta<strong>at</strong>lichen<br />

„focal points“ und n<strong>at</strong>ionalen Ausschüssen<br />

sowie Ausarbeitung von n<strong>at</strong>ionalen<br />

Aktionsplänen zur Menschenrechtsbildung, Einrichtung<br />

n<strong>at</strong>ionaler Ressourcen- und Trainingszentren<br />

mit den Aufgaben Forschung, Trainer-<br />

Innenausbildung, Sammlung, Erstellung, Übersetzung<br />

und Verteilung von einschlägigen<br />

M<strong>at</strong>erialien u.a.<br />

Medikament unwirksam, Erhöhung der Dosis?<br />

Unter diesem Aspekt mag es verwundern, dass<br />

die Idee der Dekade damit nicht gestorben ist.<br />

Im Gegenteil: die diesjährige Sitzung der UN-<br />

Menschenrechtskommission im März und April<br />

2004 ebenso wie die Sitzung der UN-Subkommission<br />

für die Förderung und den Schutz der<br />

Menschenrechte im Juli und August 2003 waren<br />

in weiten Teilen der Frage gewidmet, ob in<br />

Nachfolge und Fortsetzung der Dekade für<br />

Menschenrechtsbildung 1995 – 2004 eine zweite<br />

Dekade 2005 – 2014 zum selben Thema ausgerufen<br />

werden sollte. Die Subkommission verabschiedete<br />

einstimmig die von Costa Rica vorgeschlagene<br />

Resolution für eine zweite Dekade<br />

4, und das verbliebene halbe Jahr bis zur<br />

Sitzung der Menschenrechtskommission nützten<br />

vor allem die beteiligten NGOs für inhalt


liche Diskussion und massives Lobbying in den<br />

einzelnen Mitgliedssta<strong>at</strong>en. More of the same?<br />

Wenn die Medizin nicht wirkt, verschreibt ein<br />

unbelehrbarer Arzt also einfach die doppelte<br />

Dosis?<br />

Die Opposition gegen eine zweite Dekade für<br />

Menschenrechtsbildung stützt sich vor allem<br />

auf das Argument, dass eine zweite Dekade<br />

unnötig sei, weil schon die erste ihre Ziele verfehlt<br />

habe. Interessanterweise wurde dieses<br />

Argument vor allem von jenen Sta<strong>at</strong>en vertreten,<br />

die es verabsäumt h<strong>at</strong>ten, die Verpflichtungen<br />

durch die Dekade umzusetzen (dazu<br />

zählen einige EU-Sta<strong>at</strong>en, Australien und die<br />

USA). Eine der Altern<strong>at</strong>iven, die vor der<br />

Sitzung der Menschenrechtskommission lanciert<br />

wurden, war die Idee einer Konvention<br />

zur Menschenrechtsbildung, eventuell mit<br />

einem Schwerpunkt auf Evalu<strong>at</strong>ion und Monitoring,<br />

deren Vorteil einer konkreten Berichtspflicht<br />

der Sta<strong>at</strong>en allerdings dem Nachteil<br />

einer gewissen Schwerfälligkeit in der Implementierung<br />

gegenübersteht. Die Diskussionen<br />

in der Menschenrechtskommission mündeten<br />

schließlich am 21. April 2004 in die Verabschiedung<br />

einer Resolution, in welcher der UN-<br />

Generalversammlung empfohlen wird, als<br />

Follow-up der Dekade ein „World Programme<br />

for Human Rights Educ<strong>at</strong>ion, structured in<br />

consecutive phases, in order to maintain and<br />

develop the implement<strong>at</strong>ion of HRE programmes<br />

in all sectors” mit Start am 1. Jänner 2005<br />

zu beschließen. Des Weiteren fordert die Kommission<br />

den Hochkommissar für Menschenrechte<br />

dazu auf, in Kooper<strong>at</strong>ion mit der UNESCO<br />

und mit NGOs einen Aktionsplan auszuformulieren,<br />

dessen erste Phase (2005 – 2007) sich in<br />

Übereinstimmung mit den Milleniumszielen auf<br />

Primär- und Sekundärschulbildung konzentriert.<br />

5<br />

Bewusstseinsbildung durch die Dekade<br />

Nun ist offensichtlich, dass weder eine Dekade<br />

noch eine Konvention noch ein Weltprogramm<br />

samt Aktionsplan die von manchen im Vorfeld<br />

© SEM, olga/er<br />

geforderten innov<strong>at</strong>iven, neuen Aspekte in die<br />

Menschenrechtsbildung einbringen können.<br />

Innov<strong>at</strong>ion ist meines Erachtens aber auch<br />

nicht die Aufgabe von intern<strong>at</strong>ionalen Instrumenten,<br />

sie muss vielmehr von Forschung und<br />

Praxis der Menschenrechtsbildung unter den<br />

Bedingungen ihrer täglichen Anwendung und<br />

Weiterentwicklung geleistet werden. Intern<strong>at</strong>ionale<br />

Instrumente leisten ihren Beitrag zur<br />

Menschenrechtsbildung, indem sie für Bewusstseinsbildung<br />

vor allem unter Regierungen<br />

und Verwaltungen sorgen und den Rahmen bilden,<br />

auf den sich die AkteurInnen in der<br />

Menschenrechtsbildung unter Hinweis auf<br />

intern<strong>at</strong>ionale Verpflichtungen berufen können.<br />

Darüber hinaus gehende Erwartungen<br />

müssen zwangsläufig zu Enttäuschungen führen.<br />

Um zum Abschluss noch einmal auf das einleitende<br />

Zit<strong>at</strong> zurückzukommen: Bildung als<br />

„Schlüssel zu den Menschenrechten“ bezieht<br />

sich auf die Intention der Dekade, das<br />

Menschenrecht auf Menschenrechtsbildung<br />

(Art. 26 AEMR) zu verwirklichen. Um die eigenen<br />

Rechte wie die Rechte anderer zu kennen,<br />

zu schützen und durchzusetzen, bedarf es<br />

nicht nur des Wissens um diese Rechte, sondern<br />

auch entsprechender Einstellungen und<br />

Werthaltungen den Menschenrechten gegenüber<br />

sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten für<br />

deren Durchsetzung. Alle drei Aspekte zu schulen<br />

ist Sache der Menschenrechtsbildung in all<br />

ihren Ausprägungen. Intern<strong>at</strong>ionale Instrumente<br />

wie Dekaden können die Rahmenbedingungen<br />

dafür verbessern – nicht mehr, aber auch<br />

nicht weniger. ✖<br />

Barbara Schmiedl ist Leiterin der Trainingsabteilung<br />

im Europäischen Trainings- und Forschungszentrum<br />

für Menschenrechte und Demokr<strong>at</strong>ie – ETC<br />

in Graz. Davor war sie österreichische Beauftragte<br />

für Bildungskooper<strong>at</strong>ion in Kro<strong>at</strong>ien, Lektorin an<br />

der Philosophischen Fakultät der Universität<br />

Zagreb und Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache.<br />

1 Tomasevski, ˇ<br />

K<strong>at</strong>arina (2003): Educ<strong>at</strong>ion Denied – Cost<br />

and Remedies. London, S. 172. K<strong>at</strong>arina Tomasevski ˇ ist UN-<br />

Sonderberichterst<strong>at</strong>terin für das Recht auf Bildung.<br />

2 Alle anderen finden die Auflösung beispielsweise im<br />

Menschenrechtskalender auf der Homepage der<br />

Servicestelle Menschenrechtsbildung unter<br />

www.humanrights.<strong>at</strong> > M<strong>at</strong>erialien/Downloads > Menschenrechte<br />

allgemein.<br />

3 Vergleiche den Bericht der damaligen UN-<br />

Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson zur<br />

„Mid-term global evalu<strong>at</strong>ion of the progress made towards<br />

the achievement of the objectives of the United N<strong>at</strong>ions<br />

Decade for Human Rights Educ<strong>at</strong>ion (1995 – 2004)”, 7.<br />

September 2000, U.N. Doc. A/55/360 sowie die im Oktober<br />

2003 aktualisierte Zusammenfassung „Summary of n<strong>at</strong>ional<br />

initi<strong>at</strong>ives undertaken within the Decade for Human Rights<br />

Educ<strong>at</strong>ion 1995 – 2004” unter www.unhchr.ch/html/menu6/<br />

1/initi<strong>at</strong>ives.htm.<br />

4 E/CN.4/Sub.2/2003/L.11/Add.1,14. August 2003;<br />

www.unhchr.ch/Huridocda/Huridoca.nsf/(Symbol)/E.CN.4.S<br />

ub.2.2003.L.11.Add.1.En?Opendocument<br />

5 Resolution E/CN.4/2004/L.109 on the Follow-up to the<br />

United N<strong>at</strong>ions Decade for Human Rights Educ<strong>at</strong>ion, verabschiedet<br />

durch die UN-Menschenrechtskommission am 21.<br />

April 2004; www.unchr.info/resolution/E-CN4-2004-L109-<br />

0421.pdf<br />

21


22<br />

Glossar<br />

UN-Dekade + Weltprogramm für Menschenrechtserziehung/Menschenrechtsbildung<br />

Am 23. Dezember 1994 proklamierte die<br />

Generalversammlung der Vereinten N<strong>at</strong>ionen (Resolution<br />

49/184) die „UN-Decade for Human Rights<br />

Educ<strong>at</strong>ion“, die UN-Dekade für Menschenrechtserziehung<br />

(Beginn 1995 - Ende 2004). Der intern<strong>at</strong>ionale<br />

Aktionsplan der Dekade orientiert sich an der<br />

Schaffung einer „allgemeinen Kultur der Menschenrechte“.<br />

Darunter ist unter anderem die Stärkung der<br />

Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten,<br />

die volle Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit<br />

und das Verständnis ihrer Würde, die Unterstützung<br />

von Verständigung, Toleranz, Gleichheit der<br />

Geschlechter sowie die Freundschaft unter allen N<strong>at</strong>ionen,<br />

indigenen sowie ethnischen, religiösen und<br />

sprachlichen Gruppen zu verstehen. Effektive Partizip<strong>at</strong>ion<br />

von allen Menschen an einer freien Gesellschaft<br />

zu ermöglichen sowie die Weiterentwicklung<br />

der Aktivitäten der Vereinten N<strong>at</strong>ionen für die Wahrung<br />

des Friedens sind weitere Grundlagen der UN-<br />

Dekade.<br />

Die Regierungen wurden dazu aufgefordert, n<strong>at</strong>ionale<br />

Komitees zur Umsetzung der Dekade einzurichten<br />

und n<strong>at</strong>ionale Aktionspläne zu erarbeiten. Die<br />

Halbzeitevalu<strong>at</strong>ion im Sommer 2000 ergab allerdings,<br />

dass die im Aktionsplan formulierten Ziele nur<br />

in wenigen Ansätzen erreicht wurden.<br />

Seit April 2004 steht fest, dass die Dekade der<br />

Menschenrechtsbildung nicht fortgesetzt wird. Eine<br />

Fortführung der UN-Dekade scheiterte vor allem am<br />

Widerstand der USA, Australiens und der EU. Ab 1.<br />

Jänner 2005 wird hingegen aller Voraussicht nach<br />

ein „World Programme for Human Rights Educ<strong>at</strong>ion“<br />

in Kraft treten. Dies h<strong>at</strong> die UN-Menschenrechtskommission<br />

am 21.4.2004 der UN-Generalversammlung<br />

vorgeschlagen, die bis spätestens 10.12.2004 darüber<br />

zu entscheiden h<strong>at</strong>. BefürworterInnen des<br />

Programms betonen, dass es eine Weiterentwicklung<br />

der Menschenrechtsbildung ermögliche - auch ohne<br />

den Rahmen einer weiteren Dekade: Einerseits<br />

werde mit dem Programm die sta<strong>at</strong>liche Pflicht zur<br />

Menschenrechtsbildung anerkannt, andererseits die<br />

starke Rolle der Zivilgesellschaft und des UN-<br />

Hochkommissars bzw. der Hochkommissarin für<br />

Menschenrechte sowie die Zusammenarbeit mit der<br />

UNESCO betont.<br />

Vom österreichischen Bildungsministerium wurde in<br />

Zusammenhang mit der UN-Dekade und in<br />

Kooper<strong>at</strong>ion mit dem Ludwig Boltzmann Institut für<br />

Menschenrechte - Forschungsverein die Servicestelle<br />

Menschenrechtsbildung eingerichtet. Weiters h<strong>at</strong> das<br />

Ministerium mit Rundschreiben Nr. 79/1995 (GZ<br />

33.466/460-V/4a/95) alle <strong>Schule</strong>n aufgefordert, sich<br />

aktiv an der UN-Dekade für Menschenrechtserziehung<br />

zu beteiligen. Für die konkrete Umsetzung wird<br />

auf die Empfehlung R (85) 7 des Ministerkomitees<br />

des Europar<strong>at</strong>es „Über das Lehren und Lernen der<br />

Menschenrechte in den <strong>Schule</strong>n“ hingewiesen (zu<br />

finden unter www.humanrights.<strong>at</strong> > M<strong>at</strong>erialien/Downloads<br />

> Menschenrechte allgemein).<br />

Webtipps: www.unhchr.ch/educ<strong>at</strong>ion/main.htm;<br />

www.hrea.org/decade/index.html<br />

Dekade für eine Kultur des Friedens und der<br />

Gewaltfreiheit (2001-2010)<br />

Am 10. November 1998 beschloss die UN-<br />

Generalversammlung einstimmig, die Jahre 2001 bis<br />

2010 auf individueller, sta<strong>at</strong>licher und globaler Ebene<br />

zur „Intern<strong>at</strong>ionalen Dekade für eine Kultur des Friedens<br />

und der Gewaltfreiheit für die Kinder dieser<br />

Welt“ zu erklären. Der Auftakt zur Dekade war das<br />

„Intern<strong>at</strong>ionale Jahr für eine Kultur des Friedens“<br />

(2000), in dem weltweit über 73 Millionen Unterschriften<br />

für das „Manifest 2000“ gesammelt wurden.<br />

Das Manifest enthält eine Selbstverpflichtung<br />

zur Achtung der Würde des Menschen, zur gewaltfreien<br />

Konfliktbearbeitung, zur Solidarität, Zivilcourage<br />

und Dialogbereitschaft, zur nachhaltigen Entwicklung<br />

und demokr<strong>at</strong>ischen Beteiligung.<br />

Das Aktionsprogramm definiert acht Aktionsbereiche<br />

für die Erreichung der Ziele des Intern<strong>at</strong>ionalen Jahres<br />

für eine Kultur des Friedens und für die Dekade:<br />

Aufbau einer Kultur des Friedens durch Bildung;<br />

nach-haltige ökonomische und soziale Entwicklung;<br />

Respekt für alle Menschenrechte; Gleichstellung von<br />

Männern und Frauen; partizip<strong>at</strong>ive Demokr<strong>at</strong>ie;<br />

Verständigung, Toleranz und Solidarität; partizip<strong>at</strong>ive<br />

Kommunik<strong>at</strong>ion und Inform<strong>at</strong>ionsfreiheit; Intern<strong>at</strong>ionaler<br />

Frieden und Sicherheit.<br />

Zwei Aspekte wurden für die Schaffung einer Kultur<br />

des Friedens als besonders relevant herausgestrichen:<br />

Einerseits soll der globale Eins<strong>at</strong>z für eine<br />

Kultur des Friedens fortgesetzt und gestärkt werden<br />

und andererseits sollen spezielle Aktivitäten, die<br />

Kinder unmittelbar betreffen, entwickelt werden. Vor<br />

allem über Bildungsmaßnahmen könnten die in<br />

jedem Menschen vorhandenen Möglichkeiten zu<br />

gewaltfreiem Handeln geweckt und gefördert werden.<br />

In Österreich haben sich anlässlich dieser Dekade 35<br />

Organis<strong>at</strong>ionen zum Österreichischen Netzwerk für<br />

Frieden und Gewaltfreiheit zusammengeschlossen.<br />

Webtipps: www3.unesco.org/iycp;<br />

www.friedensnetzwerk.<strong>at</strong><br />

Dekade „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“<br />

(2005-2014)<br />

Im Dezember 2002 h<strong>at</strong> die UN-Generalversammlung<br />

die Jahre 2005 bis 2014 zur Weltdekade „Bildung für<br />

Nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen (Resolution<br />

57/254, 2002). Sie folgt damit einer Empfehlung des<br />

Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in<br />

Johannesburg 2002 und stützt sich auf die Agenda<br />

21, die 1992 auf der UN-Konferenz für Umwelt und<br />

Entwicklung in Rio de Janeiro verabschiedet wurde.<br />

Mit der Umsetzung und der Koordin<strong>at</strong>ion der Dekade<br />

wurde die UNESCO beauftragt. Es soll sowohl die<br />

Bildung als Grundlage für eine nachhaltige Gesellschaft<br />

gefördert als auch die nachhaltige Entwicklung<br />

in alle Stufen des Bildungssystems integriert<br />

werden.


Die vier Bereiche einer Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />

wurden folgendermaßen festgelegt:<br />

• Förderung und Verbesserung der Grundausbildung;<br />

• Neuausrichtung von bestehenden Bildungsprogrammen;<br />

• Entwicklung eines gesamtgesellschaftlichen<br />

Bewusstseins und Verständnisses von Nachhaltigkeit;<br />

• Schulung von Arbeitskräften.<br />

Die „Dekade der Bildung für Nachhaltige<br />

Entwicklung“ 2005-2014 soll maßgeblich zur Erreichung<br />

der Ziele der Milleniumsdeklar<strong>at</strong>ion der<br />

Vereinten N<strong>at</strong>ionen beitragen und ist getragen von<br />

der Vision, „dass die Bedürfnisse der heutigen<br />

Gener<strong>at</strong>ion befriedigt werden, ohne die Möglichkeiten<br />

künftiger Gener<strong>at</strong>ionen zur Befriedigung ihrer<br />

eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen“ (Weltkommission<br />

für Umwelt und Entwicklung, 1987).<br />

Webtipps: www.unesco.org > Educ<strong>at</strong>ion;<br />

www.nachhaltigkeit.<strong>at</strong>/reportagen.php3?id=3;<br />

www.umweltbildung.<strong>at</strong> > Nachhaltige Entwicklung<br />

Educ<strong>at</strong>ion for Democr<strong>at</strong>ic Citizenship (EDC) +<br />

European Year of Citizenship through Educ<strong>at</strong>ion<br />

2005<br />

„To develop educ<strong>at</strong>ion for democr<strong>at</strong>ic citizenship<br />

based on the rights and responsibilities of citizens” –<br />

dieses Vorhaben wurde von den Sta<strong>at</strong>s- und Regierungschefs<br />

der Mitgliedsländer des Europar<strong>at</strong>s im<br />

Oktober 1997 vor dem Hintergrund weit reichender<br />

politischer Veränderungen, der großen sozialen<br />

Herausforderungen am Ende des 20. Jahrhunderts<br />

und einer wachsenden Besorgnis über den Zustand<br />

der demokr<strong>at</strong>ischen Kultur in Europa formuliert. Es<br />

resultierte in der Entwicklung eines entsprechenden<br />

Programms, dessen erste Phase vor allem auf<br />

Folgendes abzielte: eine Bestimmung der Werte und<br />

Kompetenzen, die erforderlich sind, um das Individuum<br />

zur demokr<strong>at</strong>ischen Partizip<strong>at</strong>ion zu befähigen,<br />

sowie eine Klärung, wie diese Fähigkeiten und<br />

die Weitergabe derselben erlernt werden können.<br />

Educ<strong>at</strong>ion for Democr<strong>at</strong>ic Citizenship wird demnach<br />

als ein Konzept verstanden, das auf der Grundlage<br />

der historischen, kulturellen und ökonomischen<br />

Besonderheiten eines Landes zahlreiche Elemente<br />

der Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsbildung,<br />

der globalen, interkulturellen, antirassistischen und<br />

politischen Bildung umfassen soll.<br />

Die zweite Phase des Projekts (2001-2004) besteht<br />

im Wesentlichen in der Weiterverbreitung der<br />

Erkenntnisse und Result<strong>at</strong>e der ersten Phase sowie<br />

in der Implementierung konkreter Projekte. Dazu<br />

wurde auch ein Netzwerk von n<strong>at</strong>ionalen EDC-<br />

Koordin<strong>at</strong>orInnen, die sich zweimal jährlich treffen,<br />

eingerichtet. Auch für die Zeit nach 2004 gibt es<br />

bereits Szenarien einer Fortführung des EDC-<br />

Programmes: Das Jahr 2005 wurde zum European<br />

Year of Citizenship through Educ<strong>at</strong>ion erklärt und<br />

soll neue Perspektiven für das EDC-Projekt eröffnen.<br />

Das European Year of Citizenship through<br />

Educ<strong>at</strong>ion 2005 zielt auf die Stärkung der<br />

Politischen Bildung ab und soll die Bedeutung von<br />

Partizip<strong>at</strong>ion in einer demokr<strong>at</strong>ischen Gesellschaft<br />

bewusst machen. Die Mitgliedsländer sind eingeladen,<br />

dem Thema „Demokr<strong>at</strong>ie-Lernen“ einen besonderen<br />

Stellenwert einzuräumen und neue Akzente zu<br />

setzen. Die Auftaktkonferenz mit den europäischen<br />

BildungsministerInnen findet am 13. und 14.<br />

Dezember 2004 in Bulgarien st<strong>at</strong>t.<br />

In Österreich werden unter dem Motto „Demokr<strong>at</strong>isch<br />

denken und handeln“ im Jahr 2005 (von 27.<br />

April bis 15. Mai) bereits zum dritten Mal „Aktionstage<br />

Politische Bildung“ st<strong>at</strong>tfinden. Vor dem Hintergrund<br />

der beginnenden UN-Dekade „Bildung für<br />

Nachhaltige Entwicklung“ 2005-2014 wird das<br />

Thema „Citizenship und Nachhaltige Entwicklung“<br />

besondere Aufmerksamkeit finden.<br />

Webtipp: www.coe.int/edc ✖<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen:<br />

EDUCATION<br />

FOR DEMOCRATIC<br />

CITIZENSHIP<br />

Mag. Sigrid Steininger (n<strong>at</strong>ionale EDC-Koordin<strong>at</strong>orin)<br />

Abteilung Politische Bildung und Umweltbildung<br />

des BMBWK<br />

Minoritenpl<strong>at</strong>z 5<br />

1014 Wien<br />

E-Mail: sigrid.steininger@bmbwk.gv.<strong>at</strong>,<br />

Fon: 01/53120-2541, Fax: 01/53120-2549,<br />

Web: www.bmbwk.gv.<strong>at</strong>/politische-bildung<br />

23


24<br />

Das Friedensbüro Salzburg<br />

von ingo BIERINGER<br />

Soll Friedensarbeit politische oder pädagogische<br />

Arbeit sein? Wir meinen, dass beides notwendig<br />

und nicht voneinander zu trennen ist.<br />

Pädagogische Arbeit muss immer auch ihre<br />

politischen Kontexte mit reflektieren, und<br />

politische Arbeit bedarf auch der pädagogischen<br />

Vermittlung. Das Friedensbüro Salzburg,<br />

ein 1986 gegründeter, unabhängiger Verein,<br />

h<strong>at</strong> sich entschlossen, politische Friedenspädagogik<br />

und pädagogische Friedenspolitik zu<br />

betreiben. Das Friedensbüro ist ein offener,<br />

wenn auch nicht beliebiger Raum. Wir bieten<br />

Möglichkeiten, zu verschiedenen Themen zu<br />

diskutieren und Projekte zu entwickeln.<br />

Workshops/Seminare<br />

Einer unserer Arbeitsschwerpunkte ist die<br />

Durchführung von Workshops und Seminaren in<br />

der (außer)schulischen Jugendarbeit und<br />

Erwachsenenbildung zu verschiedenen Themen<br />

(v.a. Konfliktintervention, Gewaltprävention,<br />

soziales Lernen, Vorurteile/Feindbilder/Rassismus,<br />

Krieg, Terrorismus und Kriegsängste).<br />

Im Jahr 2003 haben wir insgesamt über 110<br />

Workshops und Seminare mit beinahe 2.500<br />

TeilnehmerInnen geleitet. Die meisten Anfragen<br />

betreffen die Themen Konfliktlösung, Gewaltprävention<br />

und Krieg. Dabei gehen wir<br />

davon aus, dass nicht das Bestehen von Konflikten<br />

das Problem ist, sondern der Umgang<br />

damit. Das betrifft sowohl Individuen wie auch<br />

Gruppen und Institutionen.<br />

M<strong>at</strong>erialien zur Friedenspädagogik<br />

Wir erstellen M<strong>at</strong>erialien zu aktuellen friedenspädagogischen<br />

Themen. Zwei Beispiele:<br />

• Handbuch zur Jugendarbeit und Friedenspädagogik<br />

2002: „Identitäten reflektieren -<br />

Differenzen verhandeln - politisch denken“<br />

• Unterrichtsbehelf „Reden wir über den<br />

Krieg... Diskussionsmethoden für <strong>Schule</strong> und<br />

Jugendarbeit am Beispiel des Kosovo-<br />

Krieges“ (1999)<br />

Tagungen und Lehrgänge<br />

Unser diesjähriges Schwerpunktthema ist<br />

Deeskal<strong>at</strong>ion. Wer in der psychosozialen Arbeit<br />

tätig ist, ist mit dem Thema Gewalt ständig<br />

konfrontiert. In verschiedenen Arbeitsbereichen<br />

stellt sich des Öfteren die Frage nach<br />

eskal<strong>at</strong>ionsfördernden bzw. deeskalierenden<br />

Methoden und Str<strong>at</strong>egien. In der Aus- und<br />

Fortbildung von (Sozial-)PädagogInnen ist das<br />

Thema ein vernachlässigter Aspekt. Im Herbst<br />

2003 haben wir eine Tagung veranstaltet, die<br />

sich mit den Positionen von psychosozialer Arbeit<br />

bezüglich Gewalt auseinander setzte. Der<br />

Lehrgang „Deeskal<strong>at</strong>ion – Kompetenzen im Umgang<br />

mit eskalierten Konflikten entwickeln“,<br />

wird im Herbst 2004 ein drittes Mal angeboten<br />

(einige Plätze sind noch frei!). Er richtet sich<br />

an alle Personen, die in ihrem Arbeitsbereich<br />

mit potentiell eskalierenden und eskalierten<br />

Konflikten zu tun haben.<br />

Politische Arbeit<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist die inhaltliche<br />

Begleitung von Aktionen gegen Krieg und Terrorismus,<br />

die Organis<strong>at</strong>ion von Diskussionsveranstaltungen<br />

und die Aufbereitung des Themas<br />

für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />

sowie die LehrerInnenfortbildung.<br />

Die Proteste gegen die Tagungen des World<br />

Economic Forum (WEF) in Salzburg haben wir<br />

inhaltlich mit mehreren Veranstaltungen zum<br />

Themenbereich „Globalisierung und die Gewaltfrage“<br />

begleitet.<br />

Im Rahmen eines dreijährigen Schulprojekts an der HS Liefering (Stadt<br />

Salzburg) wurden Jugendliche zu Medi<strong>at</strong>orInnen ausgebildet.<br />

Zeitung „Der Kranich“<br />

Der Kranich ist das Symbol der Überlebenden<br />

von Hiroshima. Unsere Vereinszeitung, welche<br />

vier Mal im Jahr erscheint, ist nach diesem<br />

Symbol benannt.<br />

Das Friedensbüro wird unterstützt von Stadt<br />

und Land Salzburg und ist u.a. Mitglied der<br />

Pl<strong>at</strong>tform gegen die Gewalt in der Familie<br />

sowie der Pl<strong>at</strong>tform für Menschenrechte Salzburg.<br />

✖<br />

Kontakt:<br />

Friedensbüro Salzburg<br />

Hans Peter Graß, Dr. Ingo Bieringer<br />

Pl<strong>at</strong>zl 3<br />

A-5020 Salzburg<br />

Fon/Fax: 0662/873931<br />

E-Mail: friedensbuero.salzburg@aon.<strong>at</strong><br />

www.friedensbuero-salzburg.<strong>at</strong><br />

© Friedensbüro Salzburg


„Nicht bildungsfähig”?<br />

von doris PILLER,<br />

amnesty intern<strong>at</strong>ional Österreich<br />

„Das Schild auf der Tür warnte: ‘Vorsicht!<br />

Nicht eintreten!’ Das war die Abteilung, in der<br />

die Kinder ständig im Bett gehalten wurden. Es<br />

gab 27 Betten in sechs engen Reihen auf einer<br />

St<strong>at</strong>ion, die sauber und hell war. Ein Fernseher<br />

lief über dem Bett einer 18-jährigen Frau, die<br />

mit einer das ’Intern<strong>at</strong>‘ (Waisenhaus) besuchendenai-Delegiertensprechen<br />

konnte<br />

und wegen<br />

des Besuchs<br />

ganz aufgeregt<br />

war. Sie war<br />

die Älteste.<br />

Die anderen<br />

waren Jungen<br />

und Mädchen<br />

ab vier, die<br />

nicht sprechen<br />

konnten.<br />

Im Raum herrschteSchweigen.<br />

Drei der<br />

Kinder h<strong>at</strong>ten<br />

Down-Syndrom,<br />

die anderen litten - wie man der ai-<br />

Vertreterin erklärte - an ’Schwachsinn‘ und<br />

’Idiotie‘. Da die Kinder ihr ganzes Leben im<br />

Bett verbracht h<strong>at</strong>ten, waren ihre Arme und<br />

Beine geschwächt und ihre Haut von Wunden<br />

bedeckt. Ein neunjähriger Bub lag zusammengerollt<br />

da und war etwa so groß wie ein<br />

Vierjähriger.“ 1<br />

20.000 Kinder in der Russischen Föder<strong>at</strong>ion leben<br />

in einer solchen oder ähnlichen Einrichtung,<br />

derer es insgesamt 155 gibt. Einige von<br />

ihnen sind Waisen oder kommen aus zerbrochenen<br />

Familien, aber ein Großteil der Kinder<br />

wurde mit geistigen Behinderungen geboren<br />

und bald nach ihrer Geburt den Eltern weggenommen.<br />

2<br />

Eine Kommission h<strong>at</strong> diese Kinder für nicht<br />

„bildungsfähig“ erklärt. Das bedeutet, dass<br />

die meisten von ihnen für den Rest ihres Lebens<br />

in den sta<strong>at</strong>lichen Organis<strong>at</strong>ionen eingesperrt<br />

bleiben, da diese Entscheidung nie mehr<br />

überprüft wird.<br />

Menschenrechtswidrige Bedingungen<br />

Die Bedingungen, unter denen die Kinder<br />

leben, sind meist grausam und menschenunwürdig.<br />

Viele müssen ständig im Bett bleiben<br />

und die wenigsten von ihnen haben die Möglichkeit<br />

zu spielen.<br />

Denn die Bedürfnisse von Kindern mit geistiger<br />

Behinderung stehen ganz unten auf der Prioritätenliste<br />

für das russische Gesundheitswesen;<br />

das Personal und die Geldmittel, die den Un-<br />

terbringungseinrichtungen zugestanden werden,<br />

sind minimal. Die Kinder leben in strenger<br />

Abgeschlossenheit mit wenig oder keiner Anregung<br />

der Sinne, wodurch sie in ihrer Entwicklung<br />

stark beeinträchtigt werden. Da die Kinder<br />

als „nicht bildungsfähig“ eingestuft werden,<br />

wird keine Anstrengung unternommen,<br />

ihre Entwicklung zu fördern, es gibt keine Bemühungen,<br />

ihnen zu Unabhängigkeit oder zur<br />

Ausschöpfung ihres Potenzials zu verhelfen.<br />

Ihre Behandlung zeigt keinerlei Achtung vor<br />

den Rechten von Kindern mit einer angeborenen<br />

geistigen<br />

Behinderung.<br />

Zwar h<strong>at</strong> die<br />

Russische Föder<strong>at</strong>ion,<br />

seit<br />

sie 1991 ein<br />

souveräner<br />

Sta<strong>at</strong> geworden<br />

ist, zahlreiche<br />

Gesetze<br />

über die Rechte<br />

und MöglichkeitenbehinderterMenschenbeschlossen,<br />

aber keines<br />

davon bezieht<br />

sich speziell<br />

auf die Rechte von Kindern mit geistiger Behinderung.<br />

Die Behörden betrachten deren<br />

Probleme weiterhin ausschließlich aus administr<strong>at</strong>iver<br />

Perspektive und beurteilen Probleme<br />

hauptsächlich nach den Kriterien Budget und<br />

Personal.<br />

amnesty intern<strong>at</strong>ional setzt sich ein für die<br />

fundamentalen Rechte dieser Kinder - einschließlich<br />

des Rechts auf Freiheit, Bildung,<br />

Zugang zum Rechtssystem und Schutz vor<br />

Folter sowie grausamer, unmenschlicher oder<br />

entwürdigender Behandlung. ✖<br />

1 Rough Justice: The law and human rights in the Russian<br />

Feder<strong>at</strong>ion, ai Report, Oktober 2003, www.amnesty.org/<br />

russia/pdfs/justice-report-eng.pdf<br />

2 Es gibt kein vom russischen Parlament beschlossenes<br />

Gesetz, das die Interessen von Kindern mit geistiger<br />

Behinderung schützt. Sie können durch ein rel<strong>at</strong>iv einfaches<br />

Verfahren in eine sta<strong>at</strong>liche Institution eingewiesen werden.<br />

Das Verfahren wird durch einen Ministerialerlass geregelt,<br />

der sich kaum geändert h<strong>at</strong>, seit er 1978 in der<br />

Sowjetära abgefasst wurde.<br />

© Valery Shchekoldin<br />

25


26<br />

Krieg und Frieden in der<br />

Liter<strong>at</strong>ur<br />

von franz LETTNER<br />

Was vermag die Liter<strong>at</strong>ur? Sie unterhält uns,<br />

bringt uns Entspannung, ermöglicht kleine<br />

Fluchten aus einem bisweilen grauen Alltag –<br />

das ist unbestritten. Gibt sie uns auch<br />

Antworten auf existenzielle Fragen? Macht sie<br />

uns vielleicht zu besseren Menschen? Dass sie<br />

uns jedenfalls manchmal nötigt, hinter den<br />

Schleier des allzu Offensichtlichen zu blicken,<br />

uns nicht mit nahe liegenden Erklärungen<br />

zufrieden zu geben, dass sie Bilder für<br />

schmerzhafte Erfahrungen zur Verfügung stellt<br />

und sie damit auch lindert, dass sie immer<br />

wieder unserer Selbstvergewisserung dient,<br />

das machen drei Bücher für junge LeserInnen<br />

deutlich, die sich mit Krieg auseinandersetzen.<br />

Der Krieg als geheimnisvolles Grauen<br />

Floris und Maja sind zwei Hasenkinder und<br />

gute Freunde. „‘Wenn ich groß bin, heir<strong>at</strong>e ich<br />

Maja’, sagte Floris. ‘Und wenn ich groß bin,<br />

heir<strong>at</strong>e ich Floris’, sagte Maja.“ – damit und<br />

mit dem Bild der beiden inmitten eines<br />

Herzens ist alles gesagt. Plötzlich bricht der<br />

Krieg wie ein geheimnisvolles übermächtiges<br />

Grauen über die Welt der beiden herein.<br />

Versinnbildlicht wird der Krieg für Floris durch<br />

einen Stacheldraht, der ihn von Maja trennt:<br />

„Der Krieg war unheimlich stark! Er beherrschte<br />

alle und nahm keine Rücksicht.“ Eines Tages<br />

war er wieder verschwunden, so ans<strong>at</strong>zlos wie<br />

er gekommen war. Der V<strong>at</strong>er kommt müde und<br />

mit nur einem Bein wieder nach Hause, aber<br />

den Krieg, den konnte auch er nicht töten,<br />

weil: „(…) er wird niemals sterben! Er schläft<br />

nur hin und wieder ein.“ Elzbietas Bilderbuch<br />

zeigt die Verstörtheit eines Kindes und kommt<br />

dabei mit wenigen Sätzen und Bildern aus. Sie<br />

will die Ursachen des Krieges nicht erklären,<br />

aber sie kann die Folgen in Bilder umsetzen,<br />

einfach aber umso eindrücklicher. Und schließlich<br />

löst sie das unsagbare Grauen in einem<br />

glücklichen Ende auf und macht die Geschichte<br />

so für die kleinsten LeserInnen erträglich.<br />

Krieg als Folge gesellschaftlicher Ungleichheit<br />

Die Vereinten N<strong>at</strong>ionen und die UNESCO haben<br />

das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends<br />

zur Dekade für eine Kultur des Friedens und<br />

der Gewaltlosigkeit für die Kinder der Welt<br />

erklärt, der Wiener Autor Martin Auer h<strong>at</strong> das<br />

zum Anlass genommen, eine Reihe ganz unterschiedlicher<br />

Geschichten um die Themen Krieg<br />

und Frieden unter der Adresse www.friedenskultur.net<br />

ins Netz zu stellen und in Buchform<br />

zu publizieren. Er versucht nichts geringeres,<br />

als Kindern zu erklären, warum es zu Kriegen<br />

kommt. Er tut das so einfach wie nötig, um<br />

verstanden zu werden. Und will trotzdem der<br />

Komplexität des Gegenstands gerecht werden.<br />

In einfachen Geschichten, Gedichten, Parabeln<br />

zeigt er den Krieg als etwas von Menschen<br />

gemachtes, als Folge ungleicher und ungerechter<br />

gesellschaftlicher und sozialer Verhältnisse,<br />

er zeigt ihn im Kontext von Macht, Egoismen<br />

und nur vorgeblicher R<strong>at</strong>ionalität. Auers<br />

Texte, eine Melange aus Dichtung und Lehre<br />

(mal mehr in die eine, dann in die andere<br />

Richtung ausschlagend), eignen sich gut als<br />

Basis von Diskussionen oder schulischen<br />

Projektarbeiten. Dass sie funktionieren, das<br />

zeigen auch die Beiträge auf dem Forum der<br />

Homepage des Autors.<br />

Unvermeidliche Kriege und ein tödlicher<br />

Frieden<br />

Unter dem Titel „Ein anderer Frieden“ h<strong>at</strong> der<br />

Carlsen Verlag eine Neuübersetzung von John<br />

Knowles „A separ<strong>at</strong>e Peace“ aus dem Jahr<br />

1959 vorgelegt. Der US-amerikanische Autor<br />

erzählt in seinem Roman in eindringlicher,<br />

dichter Sprache und voller starker Bilder über<br />

eine Gruppe von Jungen bzw. jungen Männern,<br />

die einen letzten Sommer in einer Intern<strong>at</strong>sschule<br />

verbringen. Sie tun das im Sch<strong>at</strong>ten des<br />

großen Krieges, der in Europa herrscht – es ist<br />

das Jahr 1942 – und für den Amerika sich im<br />

Ausnahmezustand befindet. Und sie führen<br />

ihre eigenen kleinen Kriege: einen harmlosen<br />

gegen ihre Lehrer, einen letzten gegen das<br />

Erwachsenwerden und schließlich einen verbissenen<br />

gegeneinander. „Ein anderer Frieden“<br />

ist das schwierigste der drei hier vorgestellten<br />

Bücher. Als Lektüre bleibt es wohl<br />

literarisch kompetenten Jugendlichen oder<br />

Erwachsenen vorbehalten, denen es allerdings<br />

mit Sicherheit das große Potential von Liter<strong>at</strong>ur<br />

beweisen wird. ✖<br />

Auer, Martin (2000): Der<br />

seltsame Krieg.<br />

Geschichten für den<br />

Frieden. Weinheim: Beltz &<br />

Gelberg (Gulliver Tb 1255),<br />

128 S., 5,10 €, ab 10 Jahren<br />

(im Internet als Download<br />

kostenlos erhältlich:<br />

www.friedenskultur.net)<br />

Elzbieta (1994): Floris &<br />

Maja. Aus dem Französischen<br />

von Barbara Haupt.<br />

Frankfurt/M: Moritz Verlag,<br />

36 S., 9,50 €, ISBN 3-89565-<br />

006-4, ab 5 Jahren<br />

Knowles, John (1959): Ein<br />

anderer Frieden. Aus dem<br />

amerikan. Engl. von Hansjörg<br />

Schertenleib, Hamburg:<br />

Carlsen 2001, 238 S., 16,50 €,<br />

ISBN 3-551-58051-0, ab 14<br />

Jahren (auch als Tb bei Piper<br />

lieferbar: SP 3839)


MATERIALIEN UND INFORMATIONEN<br />

DES BMBWK UND DER<br />

SERVICESTELLEN MENSCHEN-<br />

RECHTSBILDUNG UND POLITISCHE<br />

BILDUNG<br />

• Menschenrechtstage 2004<br />

Vom 20. November bis 10. Dezember 2004 lädt das<br />

BMBWK gemeinsam mit der Servicestelle Menschenrechtsbildung<br />

und weiteren Kooper<strong>at</strong>ionspartnerInnen<br />

zu einer Bestandsaufnahme über die<br />

Relevanz und Entwicklung der Menschenrechtsbildung<br />

in Österreich ein. Der Ausklang der UN-<br />

Dekade für Menschenrechtsbildung (1995 – 2004)<br />

ist ein geeigneter Anlass für diese Auseinandersetzung<br />

und für einen lebendigen Diskurs unterschiedlicher<br />

AkteurInnen über Verständnis, Aufgaben<br />

und Ziele der Menschenrechtsbildung.<br />

Die Menschenrechtstage 2004 können als Möglichkeit<br />

genutzt werden, „über den Tellerrand“ der<br />

eigenen Arbeit, Institution oder Organis<strong>at</strong>ion hinaus<br />

neue Aus- und Einblicke zu gewinnen. Ein<br />

wesentlicher Aspekt ist dabei die Vernetzung und<br />

die Kooper<strong>at</strong>ion mit anderen Organis<strong>at</strong>ionen und<br />

die Nutzung von Synergien.<br />

Die Menschenrechtstage 2004 sind Teil eines längerfristigen<br />

Prozesses, der vom Schwerpunkt Menschenrechte<br />

im Rahmen der Aktionstage Politische<br />

Bildung bis zu den Aktivitäten im Rahmen<br />

des European Year of Citzenship through Educ<strong>at</strong>ion<br />

2005 führt.<br />

• Kostenlose M<strong>at</strong>erialien zur Menschenrechtsbildung<br />

Über das Sekretari<strong>at</strong> der Servicestelle Menschenrechtsbildung<br />

können Lehrkräfte zum größten Teil<br />

kostenlos M<strong>at</strong>erialien zu Themen der Menschenrechtsbildung<br />

bestellen. Es sind auch M<strong>at</strong>erialien<br />

in englischer und französischer Sprache erhältlich.<br />

Die Portokosten sind nur für Sendungen ab<br />

1kg zu übernehmen. Die M<strong>at</strong>erialienliste kann<br />

unter service@humanrights.<strong>at</strong> angefordert oder<br />

unter www.humanrights.<strong>at</strong> > M<strong>at</strong>erialien/ Downloads<br />

> Arbeitsunterlagen herunter geladen werden.<br />

• Alle Menschenrechte für alle.<br />

Inform<strong>at</strong>ionen zu Menschenrechten<br />

und Menschenrechtsbildung.<br />

AutorInnen: Walter Suntinger<br />

und Barbara Weber.<br />

Wien: Ludwig Boltzmann Institut<br />

für Menschenrechte – Eigenvervielfältigung/BMUK,<br />

1999,<br />

110 S., 6 €<br />

Dieses Handbuch stellt eine Verbindung aus<br />

Hintergrundinform<strong>at</strong>ionen von der Geschichte der<br />

Menschenrechte bis zum Menschenrechtsschutz<br />

und praktischen Beispielen dar. Es richtet sich an<br />

all jene, die sich für Menschenrechte in der Arbeit<br />

mit Kindern und Jugendlichen interessieren.<br />

Bezugsquelle: Servicestelle Menschenrechtsbildung,<br />

E-Mail: service@humanrights.<strong>at</strong>, Fon: 01/4277-27444<br />

• M<strong>at</strong>erialien der Servicestelle Politische Bildung<br />

Die folgenden drei Publik<strong>at</strong>ionen sind für Lehrkräfte<br />

kostenlos über die Servicestelle Politische<br />

Bildung (E-Mail: service@humanrights.<strong>at</strong> oder<br />

Fon: 01/4277-27444) erhältlich, die Bestellliste<br />

ist online zugänglich unter www.politischebildung.<strong>at</strong><br />

> M<strong>at</strong>erialien > M<strong>at</strong>erialienliste online.<br />

Supermächte. Zentrale Akteure<br />

der Weltpolitik.<br />

Hg.: Peter Filzmaier & Eduard<br />

Fuchs; Wien: Studien Verlag, 2003,<br />

116 S.<br />

In diesem Buch wird hinterfragt,<br />

inwiefern Globalisierungsprozesse<br />

ein Modell von Sta<strong>at</strong>en als „weltbeherrschende<br />

Supermächte“ obsolet machen und<br />

zur Dominanz nichtsta<strong>at</strong>licher AkteurInnen in der<br />

Intern<strong>at</strong>ionalen Politik führen können.<br />

Brücken in die Zukunft. Eine Initi<strong>at</strong>ive<br />

von Kofi Annan (Sonderausgabe<br />

für die österreichische<br />

Bundesregierung)<br />

Hg.: Stiftung Entwicklung und<br />

Frieden, S. Fischer Verlag 2001,<br />

267 S.<br />

Auf Initi<strong>at</strong>ive des UN-Generalsekretärs<br />

und Friedensnobelpreisträgers<br />

Kofi Annan wurden zwanzig bedeutende<br />

Persönlichkeiten beauftragt, ein zukünftiges<br />

Modell des Miteinanders zu entwerfen. Gemeinsam<br />

haben sie ein einmaliges Dokument verfasst,<br />

das Aufruf und Vorbild zugleich ist, den Dialog der<br />

Kulturen entschlossen aufzunehmen.<br />

Demokr<strong>at</strong>ie-Lernen in Europa.<br />

AutorInnen: Karl-Heinz Dürr, Isabel<br />

Ferreira Martins, Vedrana Spajic- ´<br />

Vrkas ˇ<br />

Strasbourg: Council of Europe,<br />

2000; deutsche Fassung 2001, als<br />

Download unter www.politischebildung.<strong>at</strong><br />

> M<strong>at</strong>erialien > M<strong>at</strong>erialienliste<br />

online > Europa<br />

Der Bericht, der im Rahmen des Europar<strong>at</strong>sprojektes<br />

„Educ<strong>at</strong>ion for Democr<strong>at</strong>ic Citizenship“<br />

verfasst wurde, ist ein Versuch, die europäische<br />

Situ<strong>at</strong>ion im Bereich des Demokr<strong>at</strong>ie-Lernens zu<br />

beschreiben. Neben Hintergrundinform<strong>at</strong>ionen<br />

zum Umfeld des Demokr<strong>at</strong>ie-Lernens und einem<br />

Überblick über die Verortung entsprechender<br />

Lernprozesse geht diese Publik<strong>at</strong>ion auch auf die<br />

Methoden und Ansätze des Demokr<strong>at</strong>ie-Lernens in<br />

Europa ein.<br />

• betrifft: demokr<strong>at</strong>ie lernen. Ein Handbuch zum<br />

Demokr<strong>at</strong>ie-Lernen im Schulalltag. Wien: BMUK,<br />

1998. 5,- € zzgl. Versandkosten<br />

Ein Handbuch des Bildungsministeriums zum<br />

Demokr<strong>at</strong>ie-Lernen im Schulalltag als Service,<br />

Hintergrundinform<strong>at</strong>ion und Hilfestellung für die<br />

einzelne Schulgemeinschaft.<br />

Bezugsquelle: Publik<strong>at</strong>ionenshop des BMBWK,<br />

wwwapp.bmbwk.gv.<strong>at</strong>/publik<strong>at</strong>ionen_shop.asp<br />

• Unterrichtsmappe „Politische Bildung“<br />

Hg.: Verein Zeitung in der <strong>Schule</strong> (ZIS) in Kooper<strong>at</strong>ion<br />

mit dem BMBWK. Wien 2003. 24,- € zzgl.<br />

Versandkosten.<br />

Die Mappe mit Beiträgen mehrerer AutorInnen<br />

bietet auf 700 Seiten Inform<strong>at</strong>ionen, didaktische<br />

Arbeitsimpulse und M<strong>at</strong>erialien zu Themen wie<br />

z.B. Politisches Alltagsverständnis, Menschenrechte,<br />

Vorurteile, Diskriminierung und Rassismen,<br />

Frauengeschichte(n), Rolle der Medien, Globalisierung<br />

etc. Sie wendet sich an LehrerInnen<br />

aller Oberstufenklassen.<br />

Bezugsquelle: Zeitung in der <strong>Schule</strong>, Wipplingerstraße<br />

15, 1010 Wien. Bestellung per Fax (01/5336178-22)<br />

oder online unter www.zis.<strong>at</strong> > Unterrichtsm<strong>at</strong>erialien<br />

sseerrvviiccee


sseerrvviiccee<br />

• Schulportal www.schule.<strong>at</strong><br />

Das Österreichische Schulportal<br />

schule.<strong>at</strong>, eine Kooper<strong>at</strong>ion<br />

von educ<strong>at</strong>ion<br />

highway und BMBWK gibt Unterstützung in der<br />

Unterrichtsvorbereitung und im Eins<strong>at</strong>z neuer<br />

Medien im Unterricht.<br />

In der Rubrik „Themen der Woche“ finden Sie<br />

auch Beiträge, die u.a. von den Servicestellen<br />

Menschenrechtsbildung und Politische Bildung<br />

gestaltet werden. Jeweils zu einem Schwerpunktthema<br />

wird eine Fülle von Links, Liter<strong>at</strong>ur, Unterrichtsm<strong>at</strong>erialien,<br />

Veranstaltungen etc. aufbereitet<br />

und abrufbar gemacht. Die einzelnen Themen<br />

sind nach ihrem Erscheinen über das Archiv weiterhin<br />

zugänglich.<br />

Zum Thema des vorliegenden Newsletters möchten<br />

wir Sie auf folgende – im Schuljahr 2003/04<br />

bereits erschienene Themen der Woche aufmerksam<br />

machen: Medi<strong>at</strong>ion, Menschenrechte,<br />

Menschenrechtsbildung und Politische Bildung -<br />

Demokr<strong>at</strong>ie lernen.<br />

In der Woche von 6.6. bis 12.6.2004 wird sich ein<br />

Thema der Woche mit Friedenspädagogik beschäftigen<br />

und von 20.6. bis 26.6.2004 wird ein<br />

Thema der österreichischen Friedensnobelpreisträgerin<br />

Bertha von Suttner gewidmet sein.<br />

• Medien zur Demokr<strong>at</strong>ie-,<br />

Toleranz- und Friedenserziehung<br />

Das Medienservice des<br />

BMBWK h<strong>at</strong> ein Paket von<br />

Filmen zusammengestellt,<br />

die sich mit den Themen Toleranz, Demokr<strong>at</strong>ie,<br />

Religion, Völkerverständigung und Friedenserziehung<br />

beschäftigen.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen und Bezugsquelle unter<br />

medienk<strong>at</strong>alog.bmbwk.gv.<strong>at</strong>/medk<strong>at</strong>alog.html<br />

> Specials: Medien zu aktuellen Themen<br />

Angeboten werden z.B.:<br />

Betrifft: Demokr<strong>at</strong>ie Lernen. Video, 12 min.,<br />

1999; Bestellnr. 8990, € 7,20<br />

Frauenrecht und Friedensbewegung. Zum 150.<br />

Geburtstag von Bertha von Suttner, Audio, 45<br />

min., 1993; Bestellnr. 60973, € 2.90<br />

• Empfehlungen aus der Hörbibliothek Politische<br />

Bildung – Radiosendungen für den Unterricht –<br />

Eine Initi<strong>at</strong>ive des BMBWK/Abteilung Politische<br />

Bildung und des ORF/Radio Ö1.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen unter<br />

www.hoerbibliothek.politische-bildung.<strong>at</strong><br />

Politik lehren, Demokr<strong>at</strong>ie lernen - Konzepte<br />

politischer Bildung in Europa. Dimensionen / 28.<br />

April 2003 / 30 Minuten<br />

Krieg und Frieden durch die Jahrhunderte.<br />

Salzburger Nachtstudio / 26. März 2003 / 60 Minuten<br />

Zum Thema: Versöhnung. Diagonal / 21. Juni 2003<br />

/ 114 Minuten<br />

Bioterror - der Krieg des 21. Jahrhunderts? Von<br />

Tag zu Tag / 21. Februar 2002 / 40 min<br />

Israel-Palästina: Friedensaktivisten mitten im<br />

Krieg. Journal-Panorama / 17. April 2002 / 30 min<br />

„Yesh Gvul“ - Israels Wehrdienstverweigerer.<br />

Journal-Panorama / 25. Juni 2002 / 30 min<br />

Völkermord - Geschichte und Prävention.<br />

Dimensionen / 12. November 2001 / 30 Minuten<br />

• Inform<strong>at</strong>ionen zu den Unterrichtsprinzipien<br />

(u.a. Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und<br />

Männern, Interkulturelles Lernen und Politische<br />

Bildung) und Bildungsanliegen (u.a. Geistige<br />

Landesverteidigung) im österreichischen Bildungssystem<br />

sind auf der BMBWK-Website zu finden<br />

unter www.bmbwk.gv.<strong>at</strong>/schulen/unterricht/index.xml<br />

TERMINE<br />

• Human Rights Festival<br />

Termin: 18. Juni 2004, 9:00<br />

bis 16:00<br />

Ort: UCI – Annenhofkino in<br />

8020 Graz, Annenstraße 29<br />

Die ARGE Jugend gegen<br />

Gewalt und Rassismus veranstaltet<br />

in Kooper<strong>at</strong>ion mit dem Landesschulr<strong>at</strong><br />

für Steiermark und der UCI-Kinowelt Annenhof das<br />

1. Steirische Human Rights Festival. Diesem<br />

Festival liegt die Idee einer „Menschenrechtsmesse“<br />

zu Grunde.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen unter Tel.: 0317/877-4058 und<br />

auf www.argejugend.<strong>at</strong><br />

• Peace and Conflict in a Time of Globaliz<strong>at</strong>ion<br />

Termin: 5.-9. Juli 2004<br />

Ort: Sopron (Ungarn)<br />

Die 40. Konferenz der Intern<strong>at</strong>ional Peace<br />

Research Associ<strong>at</strong>ion findet diesmal gleich hinter<br />

der österreichischen Grenze in Sopron st<strong>at</strong>t.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ion zur Konferenz und Anmeldung<br />

unter gaea.human.mie-u.ac.jp/~peace/IPRAc-2004.htm<br />

• Intern<strong>at</strong>ionale Akademie für Konfliktlösung<br />

COMPAIR – Methoden im Dialog<br />

Termin: 25. Juli bis 1. August 2004<br />

Ort: ÖSFK in Stadtschlaining, Burgenland<br />

Die 1. Intern<strong>at</strong>ionale Akademie für Konfliktlösung,<br />

die eine jährliche Einrichtung werden soll, lädt<br />

BegründerInnen und ProtagonistInnen wegweisender<br />

Methoden ein, in einen bislang einzigartigen<br />

Dialog zu treten.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ion und Anmeldung unter Tel.: 03355/<br />

2498 bzw. www.aspr.ac.<strong>at</strong>/compair.htm.<br />

• Intern<strong>at</strong>ional<br />

Summer Academy<br />

on Human<br />

Rights<br />

and Human Security<br />

Special Focus on Post-Conflict Situ<strong>at</strong>ions<br />

Termin: 22. August bis 3. September 2004<br />

Veranstalter: ETC Graz<br />

Die Sommerakademie (in englischer Sprache) findet<br />

dieses Jahr bereits zum zweiten Mal st<strong>at</strong>t und<br />

wird sich mit folgenden Themen beschäftigen:<br />

Linking Human Rights and Human Security in Post-<br />

Conflict Situ<strong>at</strong>ions, Human and Military Security,<br />

Issues of Religion, Minorities and Ethnicity, Development:<br />

Post-Conflict Reconstruction, Democr<strong>at</strong>iz<strong>at</strong>ion<br />

and Governance-building, Judicial<br />

Systems and Truth and Reconcili<strong>at</strong>ion Commissions,<br />

Women and Children, People in custody,<br />

Reconcili<strong>at</strong>ion and Human Rights Educ<strong>at</strong>ion<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen unter www.summeracademy.etcgraz.<strong>at</strong><br />

• „Kinder malen für den Frieden“<br />

ein UNESCO Projekt veranstaltet von GLOBArt<br />

Termin: 23. August 2004<br />

Aus über 70 Ländern dieser Welt erhielten die<br />

Initi<strong>at</strong>orInnen dieses Projekts bereits mehr als 800<br />

kunstvoll bemalte Leinenbahnen mit einer<br />

Gesamtlänge von mehr als 4.000 Metern - Kunstwerke,<br />

die aneinander gereiht nicht nur als das<br />

längste Bild aller Zeiten im Buch der Rekorde vermerkt<br />

werden sollen, sondern als einmaliges<br />

Bekenntnis der Jugend „für mehr Frieden in der<br />

Welt“ anzusehen sind.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen unter www.globart.<strong>at</strong>


• ÖKOLOG-Sommerakademie<br />

Codename Future - Nachhaltige<br />

Entwicklung leben und lernen<br />

Termin: 30. August bis 2. September<br />

2004, Seehotel Hafnersee/<br />

Kärnten<br />

Bildung für Nachhaltige Entwicklung<br />

will ein Zusammenwirken von<br />

ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen<br />

Aspekten aufgreifen<br />

und bearbeiten. Diese pädagogische<br />

Herausforderung braucht<br />

fächerübergreifenden Unterricht<br />

und lebensnahe Lerninhalte.<br />

Zielgruppe sind LehrerInnen, die sich mit Globalem<br />

Lernen, Gesundheitsförderung, Umweltbildung,<br />

politischer Bildung, Friedenserziehung<br />

etc. beschäftigen und nach Möglichkeiten suchen,<br />

ihre Arbeit in Richtung einer Bildung für<br />

Nachhaltige Entwicklung auszurichten.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen unter www.umweltbildung.<strong>at</strong><br />

• Europäische Konferenz<br />

„Networking Europe - Democr<strong>at</strong>ic Citizenship<br />

Educ<strong>at</strong>ion“<br />

Termin: 23.–26. September 2004<br />

Ort: Santiago de Compostela, Spanien<br />

In verschiedenen Podien, fünf Arbeitskreisen<br />

sowie einem Open Space wird es bei dieser<br />

Konferenz darum gehen, Themen, Agenden und<br />

Praxisfelder, AkteurInnen und Multiplik<strong>at</strong>orInnen,<br />

fachdidaktische und länderspezifische Problemfelder,<br />

bestehende zivile und kulturelle Netzwerke<br />

sowie interaktive virtuelle Portale einer<br />

europäischen Bürgerschaftsbildung (EDC) in Form<br />

von Best-Practice-Beispielen vorzustellen, miteinander<br />

zu vergleichen und eine Pl<strong>at</strong>tform zur<br />

Vernetzung und verstärkten Kooper<strong>at</strong>ion zu initiieren.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ion zur Konferenz und Anmeldung<br />

unter www.apex-management.de/news.html<br />

LITERATURTIPPS:<br />

• Hämmerle, Pete & Roithner, Thomas (2003): Dem<br />

Rad in die Speichen fallen. Stimmen von<br />

FriedensnobelpreisträgerInnen und das Österreichische<br />

Netzwerk für eine Kultur des Friedens und<br />

der Gewaltfreiheit. Ein Arbeitsbuch.<br />

Haid: Verlag Thomas Roithner, 15,- €<br />

Das 368 Seiten starke Arbeitsbuch enthält Stimmen<br />

von FriedensnobelpreisträgerInnen und österreichischen<br />

AktivistInnen für eine Kultur des<br />

Friedens und der Gewaltfreiheit. Es beinhaltet<br />

Beiträge zu den Themen Gewaltfreiheit, Versöhnungsarbeit,<br />

Menschenrechte, Abrüstung, Globalisierung,<br />

soziale Friedensarbeit sowie ein eigenes<br />

Kapitel zu Friedenserziehung.<br />

Bezugsquelle: Thomas Roithner, c/o ÖSFK Wien,<br />

Wiedner Gürtel 10, A - 1040 Wien, E-Mail:<br />

thomasroithner@yahoo.com<br />

• Lenhart, Volker (2003): Pädagogik<br />

der Menschenrechte.<br />

Opladen: Leske+Budrich, 13,90 €<br />

Das Buch umfasst folgende Gegenstandsfelder:<br />

Bildung über und für<br />

die Menschenrechte, Bildung als<br />

Menschenrecht und Menschenrechte<br />

in der Bildung, Aus- und<br />

Weiterbildung in menschenrechtsrelevanten<br />

Berufsfeldern sowie Begründungen der<br />

universalen Geltung der Menschenrechte. Es bietet<br />

einen guten Überblick zur Menschenrechtsbildung<br />

und zu ihren Lernzielen und -inhalten.<br />

• ÖSFK/ Thomas Roithner (Hg.)<br />

(2003): Europa Macht Frieden.<br />

Die Rolle Österreichs.<br />

Münster: Agenda Verlag, 34,- €<br />

Mit Beiträgen von P<strong>at</strong>ricia Bauer,<br />

Carola Bielfeldt, Gerda Daniel,<br />

Johan Galtung u.a.<br />

Das Buch them<strong>at</strong>isiert die aktuellen<br />

Trends in der europäischen Sicherheits-,<br />

Außen- und Militärpolitik. Dabei wird besonders<br />

auf die Rolle des neutralen Österreich eingegangen.<br />

• Pohl, Kerstin (Hg.) (2003): Positionen der politischen<br />

Bildung 1. Ein Interviewbuch zur Politikdidaktik.<br />

Schwalbach/Ts: Wochenschau Verlag, 19,80 €<br />

Die Herausgeberin beleuchtet die Entwicklung<br />

sowie Gemeinsamkeiten und Kontroversen innerhalb<br />

der politischen Bildung in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Mit Beiträgen von 17 führenden<br />

deutschen PolitikdidaktikerInnen in Forschung<br />

und Lehre.<br />

• Schilling, Diane (2000): Soziales<br />

Lernen in der Grundschule.<br />

Mühlheim an der Ruhr: Verlag an<br />

der Ruhr, 18,60 €<br />

50 Übungen zum Umgang mit sich<br />

selbst und mit anderen helfen<br />

SchülerInnen, Schritt für Schritt<br />

soziale Fähigkeiten zu entwickeln.<br />

Alle Themen und Aktivitäten ordnen sich dem Ziel<br />

unter, die emotionale Intelligenz zu fördern.<br />

• Wintersteiner, Werner / Spajic- ´<br />

Vrkas, ˇ Vedrana / Teutsch, Rüdiger<br />

(2003): Peace Educ<strong>at</strong>ion in Europe.<br />

Visions and Experiences.<br />

New York: Waxmann Verlag GmbH<br />

Eine Anregung zur Deb<strong>at</strong>te über<br />

die Dimension der Friedenserziehung<br />

in Europa vor dem Hintergrund<br />

der aktuellen ökonomischen,<br />

politischen und sozialen Entwicklungen.<br />

Erfahrene PraktikerInnen aus acht<br />

Ländern Europas sowie aus Israel und den USA bieten<br />

differenzierte Perspektiven zur Geschichte,<br />

Theorie und Praxis der Friedenserziehung in ihren<br />

Ländern.<br />

UNTERRICHTSMATERIALIEN<br />

• Politische Bildungsarbeit praktisch<br />

Autor: Günther Gugel<br />

Seminarmodelle und M<strong>at</strong>erialien zu<br />

den Themen Fremdenfeindlichkeit,<br />

Zukunftsfähigkeit, Neue Medien,<br />

Konfliktbearbeitung.<br />

Tübingen / Düsseldorf 2002, 188<br />

S., 19 €<br />

In diesem Band werden neben einer grundsätzlichen<br />

Einführung in die Planung und Umsetzung<br />

von Seminararbeit zentrale Themenbereiche einer<br />

zukunftsfähigen politischen Bildungsarbeit aufgegriffen.<br />

• Globales Lernen. Praxishandbuch<br />

für die Sekundarstufe I und II.<br />

Autoren: David Selby, Hanns-Fred<br />

R<strong>at</strong>henow<br />

Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor,<br />

2003, 18,30 €<br />

Praxiserprobte Anregungen und<br />

Übungen u.a. zu folgenden The-<br />

sseerrvviiccee


sseerrvviiccee sseerrvviiccee<br />

men: Globalisierung und globale Interdependenzen,<br />

Menschenrechte und Gleichberechtigung,<br />

Ökologie und technologische Entwicklung, Perspektiven<br />

einer Weltgesellschaft. Im Zentrum stehen<br />

handlungsorientierte Unterrichtsformen, die<br />

soziale Kompetenzen der Lernenden fördern sollen.<br />

DIDAKTISCHE MATERIALIEN IM<br />

INTERNET<br />

• ABC: Teaching Human Rights. Practical activities<br />

for primary and secondary schools<br />

Diese Online-Handreichung zur Menschenrechtsbildung<br />

ist zu finden auf der Website des UN-<br />

Hochkommissari<strong>at</strong>s für Menschenrechte<br />

unter www.unhchr.ch/html/menu6/2/abc.htm<br />

• Bildungsserver D@dalos<br />

Der intern<strong>at</strong>ionale UNESCO Bildungsserver für<br />

politische Bildung, Demokr<strong>at</strong>ie- und Friedenserziehung<br />

bietet in verschiedenen Sprachen zahlreiche<br />

Hinweise für den Unterricht – auch zur<br />

Them<strong>at</strong>ik der Menschenrechtsbildung.<br />

www.dadalos.org<br />

• Compass – Handbuch für Menschenrechtsbildung<br />

Das demnächst auch auf Deutsch erscheinende<br />

und vom Europar<strong>at</strong> herausgegebene Manual bietet<br />

JugendarbeiterInnen, Lehrkräften und SeminarleiterInnen<br />

Hintergrundinform<strong>at</strong>ionen und interaktive<br />

Methoden zur Menschenrechtsbildung.<br />

als Gr<strong>at</strong>isdownload in englischer, französischer oder russischer<br />

Sprache unter www.coe.int/compass<br />

• Understanding Human<br />

Rights. Manual on Human<br />

Rights Educ<strong>at</strong>ion.<br />

Graz: ETC/BMaA, 2003<br />

Das Handbuch bietet Module<br />

zu ausgewählten Menschenrechtsthemen<br />

wie z.B.<br />

Human Rights in Armed Conflicts sowie Hinweise<br />

zu weiterführender Liter<strong>at</strong>ur, Unterrichtsm<strong>at</strong>erialien,<br />

Methodenvorschläge für den Unterricht<br />

etc. Das Manual ist sowohl in einer Printversion<br />

erhältlich als auch über die Website des ETC<br />

downloadbar(www.etc-graz.<strong>at</strong>/humansecurity/manual).<br />

Es wird demnächst auch auf<br />

Deutsch erscheinen.<br />

• First Steps. A Manual for Human Rights Educ<strong>at</strong>ion.<br />

London: Amnesty Intern<strong>at</strong>ional, 1997;<br />

Dieses mittlerweile zum Klassiker gewordene<br />

Handbuch eignet sich sehr gut für den Einstieg in<br />

die schulische und außerschulische Menschenrechtsbildungsarbeit.<br />

Es versteht sich als praktisch<br />

orientiertes Einführungswerk mit altersspezifischen<br />

Aktivitäten für Kinder und Jugendliche<br />

und liefert auch Inform<strong>at</strong>ionen und Tipps für weiterführende<br />

Aktivitäten.<br />

als Gr<strong>at</strong>isdownload im Internet unter www.hrea.org/<br />

erc/Library/First_Steps/index_eng.html<br />

• Human Rights<br />

Educ<strong>at</strong>ion<br />

Associ<strong>at</strong>es<br />

(HREA)<br />

Diese Organis<strong>at</strong>ion<br />

bietet auf ihrer Website Anregungen für<br />

den Unterricht und eine gut strukturierte und<br />

nach Schulstufen gegliederte Bibliothek mit<br />

M<strong>at</strong>erialien zum Herunterladen,<br />

zu finden unter www.erc.hrea.org.<br />

• Menschenrechtsbildung. Das Internet als Hilfsmedium<br />

für LehrerInnen.<br />

Die besten Adressen im Internet für Hilfe, Tipps,<br />

Tricks und M<strong>at</strong>erialien für LehrerInnen, die das<br />

Thema Menschenrechte im Schulunterricht behandeln<br />

möchten.<br />

als Download von der Website des ETC Graz (Trainingsund<br />

Forschungszentrum für Demokr<strong>at</strong>ie und<br />

Menschenrechte) abrufbar unter www.etc-graz.<strong>at</strong> ><br />

Public<strong>at</strong>ions > Occasional papers<br />

WEBTIPPS<br />

• www.aspr.ac.<strong>at</strong><br />

Das Friedenszentrum Burg Schlaining widmet sich<br />

den Aufgaben der Friedensforschung, Friedenserziehung<br />

und Konfliktlösung. Neben dem Österreichischen<br />

Studienzentrum für Frieden und<br />

Konfliktlösung (ÖSFK) und dem Europäischen<br />

Universitätszentrum für Friedensstudien (EPU) ist<br />

das Europäische Museum für Frieden in Schlaining<br />

angesiedelt. 1995 wurde das Friedenszentrum mit<br />

dem UNESCO-Preis für Friedenserziehung ausgezeichnet.<br />

• www.berthavonsuttner2005.info<br />

Diese Seite, aus Anlass des 100.<br />

Jahrestages des Friedensnobelpreises<br />

an Bertha von Suttner<br />

eingerichtet, wird vom Quäker-<br />

Büro Wien (www.quaeker.org)<br />

und dem Verein Konfliktkultur<br />

(www.konfliktkultur.<strong>at</strong>)<br />

betreut. Es ist geplant, alle<br />

Vorhaben intern<strong>at</strong>ionaler Friedensorganis<strong>at</strong>ionen<br />

und anderer Institutionen zum Jubiläum Bertha<br />

von Suttners zu vernetzen, die Webseiten miteinander<br />

zu verlinken und an alle interessierten<br />

Gruppen regelmäßig Newsletter herauszugeben.<br />

• www.friedenspaedagogik.de<br />

Im Mittelpunkt der Arbeit des deutschen Instituts<br />

für Friedenspädagogik steht die kritische Auseinandersetzung<br />

mit zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen<br />

und intern<strong>at</strong>ionalen Konflikten, um<br />

Möglichkeiten für zivile Konfliktbearbeitung sichtbar<br />

machen zu können. Als weiteres wichtiges<br />

Themenfeld ist in den letzten Jahren der Bereich<br />

„Globales Lernen“ hinzugekommen. Die Website<br />

bietet neben viel Inform<strong>at</strong>ion zu Themen der<br />

Friedenserziehung und Konfliktbearbeitung auch<br />

eine Reihe von konkreten Unterrichtsbeispielen.<br />

• www.friedensnetzwerk.<strong>at</strong><br />

Über die Website des Österreichischen Netzwerkes<br />

für Frieden und Gewaltfreiheit kommen Sie zu<br />

den 35 Mitgliedern des Netzwerkes, die sich für<br />

die Verwirklichung der Ziele der „UN-Dekade für<br />

eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit<br />

für die Kinder dieser Welt“ in Österreich einsetzen.<br />

• www.friedensnews.<strong>at</strong><br />

Online-Magazin mit ausdrücklich friedensjournalistischem<br />

Fokus<br />

• www.ncbi.<strong>at</strong><br />

NCBI (N<strong>at</strong>ional Coalition Institute - Österreich)<br />

versteht sich als konfessionell und politisch neutrales<br />

Netzwerk, das sich für den Abbau von<br />

Vorurteilen, Rassismus, Antisemitismus und<br />

Sexismus/Homophobie einsetzt sowie Modelle zur<br />

Gewaltprävention und Konfliktlösung anbietet.


• www.versoehnungsbund.<strong>at</strong><br />

Der Intern<strong>at</strong>ionale Versöhnungsbund ist eine<br />

Vereinigung von Menschen, die sich aufgrund ihres<br />

religiösen Glaubens oder ihrer humanistischen<br />

Grundhaltung zur Gewaltfreiheit als Lebensweg<br />

und als Mittel persönlicher, sozialer und politischer<br />

Veränderung bekennen. Als intern<strong>at</strong>ionale<br />

Friedensorganis<strong>at</strong>ion fördert der Versöhnungsbund<br />

seit Jahrzehnten die aktive Gewaltfreiheit<br />

als Kraft der Veränderung im persönlichen, sozialen<br />

und politischen Bereich.<br />

• www.friedensbuero-graz.<strong>at</strong><br />

Das Grazer Büro für Frieden und Entwicklung,<br />

kurz: Friedensbüro Graz, beschäftigt sich mit<br />

Konflikt- und Friedensforschung, ist in der<br />

Bildungsarbeit tätig und berät zu Fragen der<br />

Gewalt, Menschenrechte und Dritte-Welt-<br />

Probleme.<br />

• www.asyl.<strong>at</strong><br />

Die asylkoordin<strong>at</strong>ion Österreich setzt sich seit<br />

1991 für die Rechte von Flüchtlingen und AsylwerberInnen<br />

in Österreich ein und bietet<br />

Workshops, Rollenspiele, Seminare und Vorträge<br />

zum Thema Rassismus, Diskriminierung, Asyl und<br />

Migr<strong>at</strong>ion an.<br />

• www.baobab.<strong>at</strong><br />

BAOBAB, die entwicklungspolitische Bildungs- und<br />

Schulstelle, verleiht an LehrerInnen aller Schultypen<br />

sowie an SchülerInnen, StudentInnen und<br />

Interessierte M<strong>at</strong>erialien und Medien zum<br />

Globalen Lernen und möchte damit einen spannenden,<br />

abwechslungsreichen und weltoffenen<br />

Unterricht unterstützen.<br />

• www.humanrights.ch<br />

Die Internetpl<strong>at</strong>tform des Schweizer Verein MERS<br />

h<strong>at</strong> ausgewählte Ressourcen für die Bildungsarbeit,<br />

eine Rubrik mit dem Titel „Menschenrechte<br />

für EinsteigerInnen“ und eine Liste mit<br />

deutsch-, englisch- und französischsprachigen<br />

Links zur Menschenrechtsbildung zusammengestellt.<br />

Obendrein bietet sie noch Veranstaltungshinweise,<br />

Seminare und Didaktische M<strong>at</strong>erialien<br />

an.<br />

• www.zara.or.<strong>at</strong><br />

Der Verein ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassismus-<br />

Arbeit) ist auf die Inform<strong>at</strong>ion und Intervention<br />

bei rassistischen Diskriminierungen spezialisiert.<br />

Sowohl ZeugInnen als auch Opfer können sich<br />

informieren und ber<strong>at</strong>en lassen. Neben der rechtlichen<br />

Ber<strong>at</strong>ung und der system<strong>at</strong>ischen Dokument<strong>at</strong>ion<br />

aller Vorfälle, die von ZeugInnen gemeldet<br />

werden, bietet ZARA auch Schulungen,<br />

Inform<strong>at</strong>ionsm<strong>at</strong>erial über Rassismus und Besuche/Vorträge<br />

in Bildungseinrichtungen.<br />

• www.suedwind-agentur.<strong>at</strong><br />

Die Südwind Agentur ist eine priv<strong>at</strong>e, unabhängige<br />

Organis<strong>at</strong>ion, die seit über 20 Jahren entwicklungspolitische<br />

Bildungs-, Öffentlichkeits- und<br />

Medienarbeit in Österreich durchführt. Schwerpunkte<br />

der Bildungsarbeit sind: Entwicklung von<br />

Unterrichtsm<strong>at</strong>erialien zu Globalem Lernen für<br />

<strong>Schule</strong>n, Gestaltung von Workshops und Ausstellungen<br />

zu globalen Themen, Ber<strong>at</strong>ung und<br />

Fortbildung von LehrerInnen und Multiplik<strong>at</strong>orInnen,<br />

ReferentInnen-Vermittlung, Bibliotheken<br />

und Medienverleih. Die Südwind Agentur<br />

ist in jedem Bundesland mit einer Regionalstelle<br />

vertreten.<br />

WISSENSWERTES<br />

• Menschenrechtlich wichtige Tage in den Sommermon<strong>at</strong>en<br />

5. Juni: Intern<strong>at</strong>ionaler Umwelttag<br />

20. Juni: Weltflüchtlingstag<br />

26. Juni: Intern<strong>at</strong>ionaler Tag zur Unterstützung<br />

von Folteropfern<br />

11. Juli: Weltbevölkerungstag<br />

8. September: Intern<strong>at</strong>ionaler Tag des Alphabetismus<br />

20. September: Weltkindertag<br />

21. September: Intern<strong>at</strong>ionaler Tag des Friedens<br />

• Weltfriedenstag<br />

Am dritten Dienstag im September beginnt die<br />

Jahresversammlung der UN-Generalversammlung.<br />

1981 entschied die Generalversammlung: „Dieser<br />

Tag soll offiziell benannt und gefeiert werden als<br />

Weltfriedenstag (Intern<strong>at</strong>ional Day of Peace) und<br />

soll genützt werden, um die Idee des Friedens<br />

sowohl innerhalb der Länder und Völker als auch<br />

zwischen ihnen zu beobachten und zu stärken.”<br />

Seit 2001 wird der Weltfriedenstag alljährlich am<br />

21. September begangen.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen unter<br />

www.un.org/events/peaceday<br />

• Decade to Overcome Violence<br />

(2001-2010) - Churches Seeking<br />

Reconcili<strong>at</strong>ion and Peace<br />

Zeitgleich zur UN-Dekade für<br />

eine Kultur des Friedens und der<br />

Gewaltfreiheit h<strong>at</strong> auch der<br />

Weltkirchenr<strong>at</strong> eine Dekade zur<br />

Überwindung von Gewalt ausgerufen.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen unter www2.wcc-coe.org/dov<br />

• Rassismus Report 2003<br />

Der kostenlose Rassismus Report<br />

2003 des Anti-Rassismus-Vereins<br />

ZARA ist eine wichtige Inform<strong>at</strong>ionsquelle<br />

für n<strong>at</strong>ionale und intern<strong>at</strong>ionale<br />

Organis<strong>at</strong>ionen und noch<br />

immer der einzige Sch<strong>at</strong>tenbericht<br />

über Rassismus in Österreich. 2003<br />

gab es etwa eine Verdoppelung<br />

einschlägiger Vorfälle, mit denen die Organis<strong>at</strong>ion<br />

konfrontiert war. Als „Tiefpunkt des Jahres“ wird<br />

von ZARA in den rund 140 angeführten rassistischen<br />

Vorkommnissen der Fall Cheibani Wague<br />

angeführt. Der Report beinhaltet dieses Jahr<br />

einen Schwerpunkt zum Thema „Recht & Rassismus“.<br />

Näheres unter www.zara.or.<strong>at</strong><br />

• Menschenrechtsbildung<br />

bei amnesty<br />

intern<strong>at</strong>ional<br />

Österreich<br />

Mitte Mai 2004 wurde der offizielle Betrieb der<br />

ai.academy mit der Veranstaltung „Typisch Frau!<br />

Typisch Mann! - Diskriminierung und Stereotypen<br />

im Alltag“ eröffnet.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen zur ai.academy, den Veranstaltungen<br />

sowie eine Möglichkeit zur Online-Anmeldung<br />

finden Sie unter www.ai-academy.<strong>at</strong>. ✖<br />

sseerrvviiccee


�<br />

sommer 2001/09<br />

Menschenrechtsbildung<br />

und Konfliktlösung<br />

september 2003/16<br />

Menschen mit<br />

Behinderungen<br />

IImmpprreessssuumm::<br />

Servicestelle Menschenrechtsbildung<br />

Eine Initi<strong>at</strong>ive des BMBWK/<br />

Abteilung Politische Bildung gemeinsam mit dem<br />

Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte - Forschungsverein<br />

Heßgasse 1, 1010 Wien<br />

Fon: 01/4277 – 27427, 27435 und 27441<br />

Fax: 01/4277 – 27430<br />

E-Mail: service@humanrights.<strong>at</strong><br />

Web: www.humanrights.<strong>at</strong><br />

Bankverbindung:<br />

Bank Austria - Creditanstalt / 12000, Kto.Nr.00601726136<br />

Redaktion dieser Nummer: Reinhard ECKERT, Markus NEBEL,<br />

Dorothea STEURER, Elisabeth TUREK<br />

Layout: olga/er<br />

Herstellung: BMBWK-Eigenvervielfältigung<br />

o Ich möchte gerne in die InteressentInnenkartei der Servicestelle Menschenrechtsbildung aufgenommen<br />

werden und erhalte damit kostenlos dreimal pro Jahr den Newsletter „Teaching Human Rights“.<br />

o Ich möchte gerne in den E-Mail-Verteiler der Servicestelle aufgenommen werden und regelmäßig (ca. alle zwei<br />

Mon<strong>at</strong>e) Tipps, Termine, Inform<strong>at</strong>ionen zu Menschenrechtsbildung und Politischer Bildung erhalten.<br />

Name:<br />

Zustelladresse:<br />

Schuladresse:<br />

E-Mail:<br />

herbst 2001/10<br />

Solidaritätsrechte<br />

november 2003/17<br />

Kinderrechte<br />

D<strong>at</strong>um und Unterschrift:<br />

winter 2001/11<br />

Sprachenrechte<br />

märz 2004/18<br />

Universalität der<br />

Menschenrechte<br />

frühling 2002/12<br />

D<strong>at</strong>enschutz<br />

mai 2004/19<br />

Friedens- und Menschenrechtsbildung<br />

sommer 2002/13<br />

Integr<strong>at</strong>ion<br />

Sonderheft:<br />

Menschenrechtstage<br />

(Programm)<br />

oktober 2004/20<br />

winter 2002/14<br />

MenschenrechtsverteidigerInnen<br />

frühling 2003/15<br />

Inform<strong>at</strong>ionsund<br />

Pressefreiheit<br />

PP..bb..bb..::<br />

ÖÖsstteerrrreeiicchhiisscchhee PPoosstt AAGG // SSppoonnssoorriinngg PPoosstt<br />

VVeerrllaaggssppoossttaammtt 11001100,, FFlleeiisscchhmmaarrkktt 1199<br />

ZZuullaassssuunnggssnnuummmmeerr:: 0022ZZ003322776677SS<br />

Sie können diesen Abschnitt abtrennen und an folgende Adresse schicken oder faxen: Servicestelle<br />

Menschenrechtsbildung, Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte - Forschungsverein,<br />

Heßgasse 1, 1010 Wien, Fon: 01/4277 - 27427, 27435 und 27441, Fax: 01/4277 - 27430,<br />

E-Mail: service@humanrights.<strong>at</strong>, www.humanrights.<strong>at</strong>

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