Oliver Durnwalder - Dorfablattl
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40<br />
Pro-Kal Zeitzeugen<br />
<strong>Dorfablattl</strong><br />
Nr. 6 - Juli 2006<br />
Titelgeschichte<br />
<strong>Dorfablattl</strong><br />
Nr. 10 - November Nr. 9 - Juli 2007<br />
Sennerei Niederdorf - August 1952<br />
(…) sich täuschen Das Sennereigebäude diente weiterlässt,<br />
glaubt, derV er- hin als Ort für den Verkauf von<br />
antwortung und Milchprodukten. Frau Nocker Zilli<br />
Verpflichtung ent- betätigte sich viele Jahre lang mit groweichen<br />
zu dürfen. ßem Engagement als Verkäuferin. Am<br />
Die durch schwere 14. Dezember 1975 wurden ihr - ge-<br />
Opfer, Fleiß, Zä- gen einen monatlichen Pachtschilling<br />
higkeit und Aus- von 25.000 Lire - Hausgang, Verdauer<br />
erkämpfte, kaufslokal und Kühlraum verpachtet.<br />
mit viel Blut und Frau Nocker erinnert sich: „Ich habe<br />
Schweiß getränkte die Verkaufsstelle der Sennerei auf Wunsch<br />
Erde [soll] nachV ä- des damaligen Obmanns Sinner Johann<br />
tersitte und Brauch übernommen, und zwar als selbstständige<br />
an kommende Ge- Verkäuferin. 13 Jahre lang habe ich das<br />
schlechter weiter Geschäft geführt. Die Niederdorfer und<br />
vererbt werden.“ Pragser Bauern haben ihre Milch damals<br />
nicht mehr an die Sennerei Niederdorf ge-<br />
Wie aus dem liefert, sondern in die Sennerei Toblach, ei-<br />
Protokollbuch nige auch nach Bruneck. Die Milch, die<br />
ersichtlich wird, ich zum Verkauf brauchte, wurde von der<br />
f ü h r t e n d e r Sennerei Toblach geliefert.<br />
Streit um Mit- Die Kunden kauften bei mir V oll- und Magliedsbeiträgegermilch,<br />
auf Bestellung auch Butter-<br />
u n d A u s z a h- milch. Butter gab es in 500g- und<br />
henden Beitrag. (…) Jede Gemeinschaft, lungspreis so- 1.000g-Packungen, und auch Fett- und<br />
die nicht vom Leitgedanken getragen, ei- wie, ganz allgemein, finanzielle Magerkäse hatte ich imW arenangebot. Die<br />
ner für alle, alle für einen, lockert und löst Schwierigkeiten zur Einstellung der Feriengäste waren besonders anspruchssich<br />
ins Wesenlose, wenn das Ideale nicht Milchverarbeitung in Niederdorf voll. Ich kam ihrem Wunsch entgegen und<br />
durch der praktischen Tat Erfüllung fin- und zum Anschluss an die Toblacher bestellte für sie auch alle möglichen Arten<br />
det“ Am Ende seines Berichts richtet Sennerei. Im Dezember 1970 wurde von Käse, zum Schluss bis zu 22 Sorten.<br />
Ortner Josef noch mahnende Worte die Mitgliedschaft der Niederdorfer Das Anschneiden von Käselaiben war be-<br />
an die Jugend: „Der Herrgott beschütze Sennereigenossenschaft in der Sen- sonders heikel: sie mussten in Form von Tor-<br />
und verhüte, dass die unsere Zeit beherr- nerei Toblach gekündigt; die Nieder- tenschnitten angeschnitten werden.<br />
schende, verweichlichte und verschwende- dorfer Bauern traten nun einzeln der Aufgrund des unrentablen Geschäftsganrische<br />
Lebensauffassung ins Mark unserer Toblacher Sennerei bei. ges lohnte es sich mit der Zeit nicht mehr,<br />
bäuerlichen Jugend dringt, [dieselbe] den Genossenschaftsbetrieb aufrecht zu erhalten.V<br />
or allem die Gäste bedauerten die<br />
Auflassung unserer Sennerei sehr: „Peccato,<br />
peccato, che é chiusa!“<br />
In den 80er Jahren wurde die Sennereigenossenschaft<br />
Niederdorf aufgelöst.<br />
Am Beginn der 90er Jahre wurde<br />
das Gebäude dann abgerissen und<br />
am gleichen Ort die Turnhalle und<br />
die neue Feuerwehrhalle gebaut.<br />
Helene Stragenegg<br />
Günther Walder