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Über die Mühle und ihren Senf

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Firmengeschichte<br />

Clemens August Breuer (Firmengründer <strong>und</strong> -inhaber von 1882-1908) hat gemeinsam mit<br />

seinem Bruder Heinrich 1882 <strong>die</strong> <strong>Senf</strong>herstellung in Monschau begründet. Die beiden teilten<br />

sich <strong>die</strong> Aufgaben: Heinrich war für den Verkauf zuständig, Clemens August betrieb das<br />

<strong>Senf</strong>geschäft allerdings nur im Nebenerwerb - eigentlich war er als Bau- <strong>und</strong> Kunstschlosser<br />

tätig - statt seiner produzierte seine Frau den <strong>Senf</strong>.<br />

Die <strong>Senf</strong>fabrikation baute er 1895 zur "Dampfsenffabrikation" aus. Im Rahmen eines Umzugs<br />

1905 übernahm Clemens August im Geschäft nun zusätzlich eine Selterswasser- <strong>und</strong><br />

Limonadenproduktion. Aber er war auch in anderen Bereichen tätig. Er betrieb außerdem<br />

eine Reparaturwerkstatt für Fahrräder, Autos nebst einer Art Tankstelle; er übernahm den<br />

Verkauf von "Warsteiner" Coaksöfen <strong>und</strong> später verkaufte er sogar noch Rodelschlitten. Aber<br />

auch im Bereich Delikatessen erweiterte er sein Repertoire um Mainzer Sauerkraut,<br />

<strong>Senf</strong>saat <strong>und</strong> Weinessig.<br />

Von den 7 Kindern Clemens Augusts stieg Emil Bruno (Firmeninhaber von 1909-1947) mit in<br />

das Geschäft ein, wie ein Eintrag im örtlichen Adressbuch 1913 zeigt.<br />

Bereits seit 1912 produzierte er in seiner "Fabrik alkoholfreier Getränke": Selterswasser <strong>und</strong><br />

Limonaden. Nach dem Krieg übernahm er sogar <strong>die</strong> Vertretung vom Aachener<br />

Kaiserbrunnen.<br />

In den 20er Jahren erlebte der <strong>Senf</strong>verkauf einen Höhepunkt, er wurde sogar bis ins Ausland<br />

exportiert. Emil stieg darüber hinaus auch in <strong>die</strong> Essigfabrikation <strong>und</strong> dessen Verkauf ein.<br />

Unter Clemens August (Firmeninhaber von 1947-1981), nach dem 2. Weltkrieg, weitete sich<br />

<strong>die</strong> Bedeutung der Limonadenherstellung <strong>und</strong> des Getränkevertriebs extrem aus - wogegen<br />

sich der <strong>Senf</strong>absatz verringerte, u. a. weil ein Teil der senfabnehmenden<br />

Lebensmittelgeschäfte nun in ihrem Sortiment an ihre Handelsketten geb<strong>und</strong>en wurden.<br />

1952 erfolgte der Umzug der Firma ins Laufental, in eine ehemalige Tuchfabrikationsmühle.<br />

Der Gebäudekomplex wurde im Laufe der Jahre immer stärker erweitert.<br />

(entnommen aus Toni Offermann: Kleine Geschichte der Monschauer Spezialitäten (Els -<br />

Dütchen - Pechklötzchen - <strong>Senf</strong>, erschienen 1993.)<br />

Guido Emil Breuer übernahm <strong>die</strong> Firma 1981, er integrierte nach seiner<br />

Geschäftsübernahme <strong>und</strong> einem Umbau das "Monschauer Weinkontor“ in den<br />

Geschäftsbereich, wobei das Sortiment ständig erweitert wird <strong>und</strong> heute alle wichtigen<br />

Weingebiete auch in Europa <strong>und</strong> <strong>Über</strong>see umfasst.<br />

Nachdem <strong>die</strong> <strong>Mühle</strong> zu einem produzierenden Museum ausgebaut, <strong>die</strong> <strong>Senf</strong>behältnisse<br />

aktualisiert wurden <strong>und</strong> nach <strong>und</strong> nach immer wieder neue <strong>Senf</strong>sorten entstanden erhielt<br />

auch <strong>die</strong> <strong>Senf</strong>fabrikation neuen Aufschwung (zur Zeit 18 verschiedene Sorten). Gleichzeitig<br />

wurden im Weinkeller immer mehr Eifeler Spezialitäten, in den letzten Jahren auch<br />

italienische <strong>und</strong> französische Delikatessen, angeboten, so dass hier eine neue Ausrichtung<br />

entstand. Die Kombination der verschiedenen Warengruppen begünstigte einen weiteren<br />

Ausbau, nun im Bereich Präsente.<br />

Im Jahr 1998 wurde schließlich nach mehrjährigen Planungen <strong>und</strong> der anschließenden<br />

Restaurierung eines alten denkmalgeschützten Gebäudes das Restaurant Schnabuleum<br />

auf dem Firmengelände eröffnet, in dem <strong>die</strong> Gerichte mit unserem <strong>Senf</strong> verfeinert werden.<br />

Seit Januar 2004 ist mit Ruth Breuer als Juniorchefin <strong>die</strong> 5. Generation in <strong>die</strong> <strong>Senf</strong>mühle<br />

eingetreten.


Die Herstellung<br />

Zwischen alten Mühlsteinen wird noch heute, wie in alter Zeit, Moutarde de Montjoie, der<br />

Monschauer <strong>Senf</strong> handwerklich hergestellt.<br />

Die Herstellung gliedert sich in 3 Vorgänge: das Einmaischen <strong>und</strong> das doppelte Vermahlen.<br />

Das <strong>Senf</strong>mehl wird mit Essig, Kochsalz <strong>und</strong> einer in der Familie überlieferten<br />

Gewürzkombination ohne Zugabe von Konservierungsstoffen (Haltbarkeit des <strong>Senf</strong>es ca. 1<br />

Jahr) im Maischbottich angerührt <strong>und</strong> vermischt. Hier kann <strong>die</strong> Maische ruhen, so dass sie<br />

schon jetzt das besondere Bukett der jeweiligen <strong>Senf</strong>sorte zu entwickeln beginnt.<br />

Es gibt zwei Mahlgänge, wobei hierbei <strong>die</strong> Zutaten ihre besondere Konsistenz erreichen, d.h.<br />

eine gleichmäßige, intensive <strong>und</strong> vor allem dauerhafte Verbindung aller Bestandteile.<br />

<strong>Senf</strong>mehl kann je nach Vermahlungsgrad <strong>die</strong> ca. 3 bis 4-fache Menge des Wassers binden.<br />

Verantwortlich dafür ist der Anteil an quellfähigen Kohlenhydraten. Das Mahlen geschieht, im<br />

Gegensatz zu industriell gefertigtem <strong>Senf</strong>, auf kaltem Wege <strong>und</strong> als Nassvermahlung<br />

zwischen zwei schweren, schwarzen Basalt-Lava-Steinen, damit <strong>die</strong> ätherischen Öle<br />

erhalten bleiben <strong>und</strong> sich entfalten.<br />

Nach dem zweiten Mahlgang ist der <strong>Senf</strong> noch grobkörnig, so dass <strong>die</strong> Inhaltsstoffe zu<br />

erkennen sind. Die Monschauer <strong>Senf</strong>mühle kann an einem Tag 400 kg herstellen. Im<br />

Vergleich dazu: Großindustrie 20 bis 30 Tonnen pro Tag.<br />

18 Sorten <strong>Senf</strong> aus der Monschauer <strong>Senf</strong>mühle<br />

Ob pur verwendet oder mit andern Gewürznoten gemischt, der Gebrauch von <strong>Senf</strong> ist ein<br />

geschmackliches "Muss" <strong>und</strong> eine Bereicherung für jede feine Küche. Es sind 18<br />

verschiedene Kreationen entstanden, <strong>die</strong> im Original-Steinzeugtopf (335 ml) im <strong>Senf</strong>lädchen<br />

zu finden sind. Dazu gehört das Urrezept, nach dem alten Rezept vom Ururgroßvater, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> 16 weiteren Sorten, <strong>die</strong> von Guido Breuer kreiert wurden: <strong>die</strong> scharfen – grüner Pfeffer,<br />

Chili, Meerrettich; <strong>die</strong> süßen – Honig-Mohn, Altdeutsch; <strong>die</strong> fruchtigen – Limone, Orange,<br />

Tomate, Johannisbeere, Feige. Außerdem: Knoblauch, Estragon, Englisch Curry, Schlesisch<br />

mit Kümmel, Riesling <strong>und</strong> Wildkräuter/Bärlauch.<br />

Die neueste Kreation ist der fruchtig-scharfe Ingwer-Ananassenf, der Ende 2005<br />

herausgekommen ist.<br />

Als weitere Besonderheit wurde mit einem belgischen Confisseur eine <strong>Senf</strong>praline<br />

entwickelt, <strong>die</strong> einen Hauch fruchtiger oder süßer <strong>Senf</strong>sorten, aber neuerdings auch Chilisenf<br />

enthält – frei nach dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“.<br />

Botanische Informationen<br />

Man unterscheidet weiße oder gelbe, also helle von brauner oder schwarzer (dunkler)<br />

<strong>Senf</strong>saat. Der <strong>Senf</strong> blüht gelb ähnlich wie Raps, allerdings im September, <strong>und</strong> gehört auch<br />

zur selben Familie. Für <strong>die</strong> Botaniker: <strong>Senf</strong> ist ein Kreuzblütler. Er braucht ein gemäßigtes<br />

Klima - warm <strong>und</strong> trocken während der Reife.<br />

Die helle <strong>Senf</strong>saat hat <strong>die</strong> etwas kleineren Samen, wächst aber als Pflanze viel höher (über<br />

2 Meter) als <strong>die</strong> dunkle <strong>Senf</strong>saat mit ca. 80 cm Wuchs. Die schwarze <strong>Senf</strong>saat<br />

(hauptsächlich in Italien <strong>und</strong> Äthiopien) wurde verdrängt durch den nun viel gängigeren<br />

braunen Samen, <strong>die</strong> hauptsächlich in Kanada <strong>und</strong> Osteuropa zu finden sind. Die dunkle Saat<br />

gibt <strong>die</strong> Schärfe. Das Geheimnis eines jeden <strong>Senf</strong>müllers ist das Verhältnis der dunklen zur<br />

hellen Saat.<br />

Ursprünglich haben Köhler einmal <strong>Senf</strong> angebaut, um damit <strong>ihren</strong> Ver<strong>die</strong>nst aufzubessern,<br />

aber mit den Köhlern verschwand auch der <strong>Senf</strong>anbau in der Region.<br />

Geerntet wird mit einer gewissen Reife, jedoch bevor <strong>die</strong> Schoten platzen. Danach werden<br />

sie erst mal getrocknet <strong>und</strong> anschließend gedroschen. <strong>Senf</strong>körner können auch heute noch<br />

bei eingelegten Gurken oder Mixed Pickels gef<strong>und</strong>en werden. Manche Länder wie In<strong>die</strong>n<br />

verwenden außerdem das aus den Körnern gepresste <strong>Senf</strong>öl, um darin etwas einzulegen.


Schnabuleum<br />

Genießen Sie in einem liebevoll restaurierten Baudenkmal über zwei Etagen (52 Sitzplätze)<br />

<strong>die</strong> behagliche Atmosphäre <strong>und</strong> <strong>die</strong> leckeren <strong>Senf</strong>gerichte eines Meisterkochs.<br />

Als Wohnhaus zur Spinnerei hatte <strong>die</strong> Firma Meyer das Häuschen mit der Hausnummer 116<br />

an der Laufenstraße gekauft. Das war 1918. Heute ist das »Schnabuleum« ein Restaurant<br />

für Feinschmecker, <strong>die</strong> nicht nur Sinn fürs Schnabulieren, sondern auch einen Blick für kleine<br />

Altertümchen haben. (Für den Umbau wurden <strong>die</strong> maroden Holzbauten, <strong>die</strong> erst nachträglich<br />

dem Ursprungsgebäude hinzugefügt worden waren, abgerissen <strong>und</strong> durch Neubauten<br />

erweitert, <strong>die</strong> im hinteren Teil <strong>die</strong> Sanitäranlagen <strong>und</strong> im vorderen Bereich den Gastraum<br />

beherbergen. Sonst wurde das Gebäude bis auf <strong>die</strong> Außenmauer ausgehöhlt <strong>und</strong> entkernt.)<br />

Im Restaurant werden deftige Eifeler Speisen <strong>und</strong> einfallsreiche Fischgerichte geboten, aber<br />

auch schmackhafte ausgefallene Kreationen sowie spezielle Angebote für Vegetarier<br />

komplettieren <strong>die</strong> Speisekarte. Die passenden Weine - ob deutsch oder international - bietet<br />

der Inhaber <strong>und</strong> <strong>Senf</strong>müller Guido Breuer auf einer reichhaltigen Weinkarte an. Meisterkoch<br />

Leipold verfeinert <strong>die</strong> Speisen (auch Nachtische) sehr gekonnt mit <strong>Senf</strong>.<br />

Warme Küche gibt es mittags von 12 Uhr - 14.30 Uhr <strong>und</strong> abends von 18 Uhr - 21.30 Uhr.<br />

Montag Ruhetag • Parkplätze am Haus<br />

<strong>Senf</strong>kochbuch<br />

Hier eine kleine Kostprobe aus dem <strong>Senf</strong>kochbuch der <strong>Senf</strong>mühle, in dem neben Soßen,<br />

Suppen, Dips, Fleisch-, Wild- <strong>und</strong> Fischgerichte <strong>ihren</strong> Platz haben.<br />

Sauerkraut-<strong>Senf</strong>suppe<br />

Zutaten für 6 Personen:<br />

300 g Sauerkraut,<br />

1 Zwiebel,<br />

2 EL Schweineschmalz,<br />

2 Wacholderbeeren,<br />

1.0 ltr. Fleischbrühe (auch Instant),<br />

1 geschälte, rohe Kartoffel,<br />

100 ml Sekt oder Wein<br />

125 g saure Sahne,<br />

2 EL Moutarde de Montjoie KÜMMEL,<br />

1 Lorbeerblatt,<br />

Salz, Pfeffer aus der <strong>Mühle</strong><br />

Zubereitung:<br />

Die gewürfelte Zwiebel in Schweineschmalz kurz andünsten, das feingeschnittene<br />

Sauerkraut <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gewürze hinzugeben, mit der Fleischbrühe auffüllen <strong>und</strong> bei schwacher<br />

Hitze das Sauerkraut 20 Minuten garen. Danach geriebene Kartoffel in <strong>die</strong> Suppe geben,<br />

nochmals kräftig durchkochen. Der Sauerkrautsuppe ca. 100 ml Sekt oder Wein zufügen.<br />

Abschmecken mit der Sahne <strong>und</strong> Moutarde de Montjoie KÜMMEL.<br />

Das zweite Kochbuch, in dem Häuser <strong>und</strong> Köche in ganz Deutschland vorgestellt werden,<br />

<strong>die</strong> mit dem <strong>Senf</strong> der <strong>Senf</strong>mühle Monschau kochen, erscheint Ende <strong>die</strong>ses Jahres (2006).

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