Feuerberg Sommerjournal 2020
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
MOUNTAIN RESORT • SPIRIT & SPA<br />
JOURNAL | NO 27<br />
Der Schönheit<br />
auf der Spur<br />
Schönheit ist ein großartiges Geflecht, in dem die Ästhetik<br />
eine Rolle spielt. Aber eben nur eine. Außen vor<br />
bleibt der Geschmack. Er ist eine Zeiterscheinung;<br />
Schönheit hingegen, ist zeitlos. „Schönheit“ bezeichnet<br />
etwas, das weit über Ästhetik, Wohlgefallen oder etwas<br />
Angenehmem steht. Ja, die Schönheit ist so erhaben<br />
und ungreifbar, wie ihre Schwester, die Wahrheit.<br />
Eine meist unbeachtete, aber wesentliche Rolle im<br />
Geflecht der Schönheit spielt die Moral. Wenn die Kabarettistin<br />
Lisa Eckhart meint, Ästhetik wäre die beste<br />
Ethik, dann wird sie ihrem Beruf gerecht. Und verweist<br />
dabei subtil auf einen Umstand: Es gebricht oft schon<br />
an Stilgefühl. Man ist also nicht einmal beim Basislager<br />
angekommen, das Biwak der Wertmaßstäbe liegt<br />
in weiter Ferne. Und der Gipfel „Schönheit“ bleibt unerreichbar,<br />
wenn einem jegliches Formgefühl fremd ist.<br />
Am <strong>Feuerberg</strong> liegt wahre Schönheit meist näher, als<br />
im Tal des Alltages. Die Natur hilft uns, ihr näher zu<br />
kommen. Gemeinsam mit der Absichtslosigkeit eines<br />
Ferientages und dem <strong>Feuerberg</strong>-Team bildet sie eine<br />
machtvolle Allianz. Außergewöhnliche Menschen und<br />
ihre Angebote im Rahmen der Reihe „Spirit am Berg“<br />
können weitere, nicht selten bedeutende, Impulse<br />
geben. Der Berg verändert uns! Alle. Immer. Wie weit<br />
und in welche Richtung? Da haben wir mehr als nur<br />
ein Wort mitzureden.<br />
Sind wir wieder zuhause, werden wir gefragt: „Was<br />
hast du im Urlaub gemacht?“ Die Antwort lautet: „Ich<br />
kam der Schönheit auf die Spur.“ Willkommen am<br />
<strong>Feuerberg</strong>.<br />
Herzlichst<br />
Die Schönheit Mozart´scher Opernarien<br />
2<br />
Isabella und Erwin Berger<br />
sowie Dir. Andy Feichter mit dem <strong>Feuerberg</strong>-Team<br />
Es muss wohl Anfang der 1970er Jahre gewesen sein,<br />
als ein 10jähriger Bub, nennen wir ihn Holger, erstmals<br />
im Unterricht Musik von Karlheinz Stockhausen<br />
hörte. Es war der „Gesang der Jünglinge im Feuerofen“<br />
(entstanden um 1955). Die Reaktionen in der Schulklasse<br />
können Sie sich vorstellen: tuscheln, kichern,<br />
Ratlosigkeit. Einige meinten: das ist doch keine Musik,<br />
wie hässlich ist das denn! Andere ließen sich vom irisierenden<br />
Flirren der elektronisch bearbeiteten Knabenstimmen<br />
einfangen, waren berührt, entdeckten<br />
Schönes.<br />
Wir alle kennen die Redewendung „Die Schönheit liegt<br />
im Auge des Betrachters“. Diese Worte des antiken<br />
Historikers Thukydides prägen bis heute unsere Auffassung<br />
von Schönheit als Ausdruck des subjektiven<br />
Geschmacks. Dieser Betrachtungsweise kann jedoch<br />
das Beispiel der häufig als hässlich empfundenen<br />
Schmetterlingsraupe gegenüber gestellt werden. Deren<br />
wahre Schönheit wird uns erst nach einem biologischen<br />
Verwandlungsprozess sichtbar. Auch in der<br />
Kunst- und Musikgeschichte lehren uns große Meister<br />
ihre künstlerischen Bauprinzipien von Proportionalität,<br />
Harmonie und Symmetrie. So weisen in der Renaissance<br />
die Bildkompositionen Leonardo da Vincis<br />
den „Goldenen Schnitt“ auf. Seine weltberühmte<br />
Mona Lisa ist auf der Fläche des Goldenen Dreiecks<br />
aufgebaut. Aber auch Tempelbauten der Antike wie<br />
der 450 v.Chr. in Athen erbaute Parthenon entsprechen<br />
dem gleichen Kompositionsprinzip.<br />
In meinem ureigensten Interessensgebiet der Musik<br />
und Musikgeschichte könnte ich viele Beispiele für<br />
handwerkliche und künstlerische Meisterschaften<br />
nennen. So bewunderte einer der großen Pianisten<br />
des 20. Jahrhunderts, Glen Gould, die harmonische<br />
und kontrapunktische Kühnheit in Johann Sebastian<br />
Bachs Zyklus „Die Kunst der Fuge“, die ihn mitunter<br />
an Richard Wagner erinnerte und in der er Bezüge zur<br />
Atonalität des frühen Arnold Schönberg erkannte. Ich<br />
liebe die Kunstfertigkeit und Schönheit Mozart´scher<br />
Opernarien ebenso wie die improvisatorische Expressivität<br />
des Saxophonisten John Coltrane. Dessen Innovationen<br />
und inspiriertes Spiel beeinflusste die<br />
Jazzwelt ebenso nachhaltig wie Wolfgang Amadeus<br />
Mozart zu Recht als unübertroffenes Genie gilt.<br />
Diese Liebe zur Musik aller Genres und die Suche nach<br />
Qualität ist meine Motivation, Besucherinnen und<br />
Besuchern des Carinthischen Sommers spannende,<br />
abwechslungsreiche, ja „schöne“ Festivalprogramme<br />
anzubieten.<br />
Und wenn Sie Ihren Urlaub im Mountain Resort mit<br />
Blick auf die schöne Kärntner Seenlandschaft genießen<br />
und dabei die Kraft des <strong>Feuerberg</strong>s erspüren,<br />
macht das vielleicht auch Lust auf die kulturelle Vielfalt<br />
Kärntens. Erleben Sie vom 10. Juli bis 29. August<br />
hochkarätige Künstlerinnen und Künstler im Carinthischen<br />
Sommer wie Rudolf Buchbinder, den Tölzer<br />
Knabenchor oder das österreichische Damen-Jazz-<br />
Duo 4675.<br />
Das Schöne soll uns miteinander verbinden!<br />
Holger Bleck<br />
Intendant des Musikfestivals „Carinthischer Sommer“