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LANDJUGEND-INTERVIEW<br />

Herr Nemecek, die Corona-<br />

Krise betrifft alle Menschen in<br />

Österreich in irgendeiner Art<br />

und Weise. Wie äußert sich<br />

das bei Ihnen?<br />

Jeder hat in der Familie ein paar<br />

Leute in der Risikogruppe. Da geht<br />

es bei uns noch allen gut und das ist<br />

mir persönlich das Wichtigste. Alles<br />

andere lässt sich einrichten. Gerade<br />

in meinem Job, in dem man<br />

tagtäglich sehr viele Kontakte hat<br />

und das dann von 100 auf 0 geht,<br />

muss man sich aber schon<br />

umstellen. Es wird viel mehr<br />

telefonisch oder per Video -<br />

konferenzen besprochen. Aber das<br />

sind alles Sachen, die müssen gehen.<br />

Fotocredit: NÖ Bauernbund – Erich Marschick<br />

Vielleicht hat es auch gewisse<br />

Vorteile zu sehen, dass gewisse Dinge auch<br />

anders funktionieren, als sie bisher gemacht<br />

wurden.<br />

Ich glaube in dieser Hinsicht wird das Leben nach der<br />

Krise anders sein und das meine ich positiv. Gerade im<br />

ländlichen Raum, wo man bisher für gewisse Sitzungen<br />

nach St. Pölten oder Wien gefahren ist. Jetzt<br />

hat man gesehen, dass nicht jede Sitzung und<br />

jedes Gespräch persönlich stattfinden muss.<br />

Manche Arbeitgeber werden sich auch<br />

überlegen, ob immer jeder im Büro sitzen muss.<br />

Da spart man sich als Arbeitnehmer bei einem<br />

Tag im Homeoffice die Anreisezeit und wenn<br />

man an die Umwelt denkt, ist es auch besser.<br />

Also ich sehe nicht alles negativ.<br />

Aber gerade beim Bauernbund und natürlich auch bei<br />

euch in der Landjugend sind die persönlichen Treffen<br />

durch Nichts zu ersetzen und da freue ich mich schon<br />

wieder drauf!<br />

Es sind aktuell auch Politik und Wirtschaft stark<br />

beeinflusst. Wie schätzen Sie hier den<br />

Stellenwert der Landwirtschaft ein?<br />

Also für die Wirtschaft im Allgemeinen ist das eine<br />

Riesenkatastrophe. Da werden wir alle noch lange dran zu<br />

kiefeln haben. Wenn große Teile unserer Bevölkerung zwei<br />

Monate krisenbedingt nichts arbeiten und die<br />

Arbeitslosigkeit so hoch ist – in meinem Heimatbezirk ist<br />

sie um 140 Prozent gestiegen – dann wird ab Mitte Mai<br />

nicht wieder alles super sein. Ich glaube, das wird uns<br />

noch länger begleiten. In der Landwirtschaft sind<br />

natürlich all jene Bereiche schwer betroffen, die<br />

Gastronomie und Hotelerie beliefern bzw. exportorientiert<br />

sind, wie etwa Rinder- und Gemüsebauern, aber auch<br />

unsere Waldbauern.<br />

„Ich glaube, dass die<br />

Landwirtschaft<br />

durch diese Krise in<br />

der Bevölkerung<br />

einen noch höheren<br />

Stellenwert<br />

bekommen wird.”<br />

Ich sehe aber immer das Positive: Ich glaube, dass die<br />

Landwirtschaft durch diese Krise in der Bevölkerung einen<br />

noch höheren Stellenwert bekommen wird. Man hat<br />

gesehen, dass das iPhone um 700,- Euro oder der Urlaub<br />

auf den Malediven nicht das Wichtigste ist, sondern, dass<br />

man etwas Gesundes und Gutes zu essen hat. Da sind<br />

doch alle sehr dankbar, dass wir eine<br />

funktionierende Landwirtschaft haben und es<br />

immer noch niemandem an irgendwas mangelt.<br />

Auch, wenn das noch drei Monate dauern<br />

würde, wäre das nicht anders, weil uns unsere<br />

Landwirtschaft selbst versorgt.<br />

Da muss man in Zukunft auch in der Politik<br />

wieder viel mehr Augenmerk darauf legen, dass<br />

sich das Land und die Europäische Union auch<br />

in Krisenzeiten selbst versorgen können.<br />

Wie beurteilen Sie die bisherige<br />

Vorgehensweise der Europäischen Union?<br />

Das Nichthandeln der EU ist einfach nur traurig. Da gibt<br />

es seit <strong>20</strong>15 die Flüchtlingskrise und jetzt auch die<br />

Coronakrise – das sind zwei große Themen, die ein<br />

starkes Auftreten der EU benötigen würden – und in<br />

beiden Fällen hat sie kläglich versagt. Die Europäische<br />

Union muss in großen Dingen größer werden und in<br />

kleinen Dingen kleiner. Was ich damit meine ist, dass sie<br />

aufhören soll, uns zum Beispiel beim Wolf oder bei der<br />

Schnepfenjagd so viele Vorschriften zu machen und<br />

reinzureden. Da ist uns mit der Wahl von Alex Bernhuber<br />

viel gelungen, weil er einfach viel Hausverstand nach<br />

Brüssel mitbringt. Es ist wichtig, dass wir als<br />

Niederösterreich bzw. Österreich mehr Einfluss in Brüssel<br />

nehmen und die Achse mit Alex verstärken. Bei Krisen<br />

wie wir sie jetzt haben, sollte die Union viel stärker<br />

auftreten. Aktuell steht sie da wie gelähmt.<br />

noe.landjugend.at I 17

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