karriereführer handel/e-commerce 2020.2021 / Wandel#kf_handeldigkeit und Unabhängigkeit. Jede Maßnahme,die zur Schaffung einer Souveränitätin Bezug auf Technologie, Innovation,Wertschöpfung und Organisationunter der Maxime einer Kosteneffizienzführt, dient der Vorbereitung aufzukünftige Herausforderungen undauch Krisen.Muss sich die Art der Führung ändern?Die Zukunft des „New Normal“ liegt ineiner hybriden, flexiblen und nachhaltigenArbeitswelt. Zu diesem Schlusskommt eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Institutsfür Arbeitswirtschaftund Organisation IAO, die wir gemeinsammit der Deutschen Gesellschaft fürPersonalführung (DGFP) durchgeführthaben. Dabei gaben uns Top-Führungskräftevornehmlich aus dem HR-Bereichaus 500 Unternehmen hochaktuelleEinsichten. Corona wird tatsächlich denBlick auf das Büro als den Hauptarbeitsortverändern und die Grunderwartungjedes Beschäftigten, dass man „zurArbeit geht“, deutlich erschüttern.Überwältigende 56 Prozent („stimmevoll und ganz zu“) bzw. 33 Prozent(„stimme eher zu“) kommen zu der Einschätzung,dass Homeoffice in größeremUmfang realisiert werden kann,ohne dass hieraus Nachteile entstehen.Die annähernd gleichen Prozentzahlenergeben sich bei der Frage, inwieweitauch Dienst- bzw. Geschäftsreisen inZukunft virtuell z.B. über Videokonferenzenabgewickelt werden können. DieStudie hat aber auch gezeigt, wo nochAufholbedarf vorhanden ist. Es gibteine Reihe von Handlungsbereichen, diesich stark auf die größeren, längerfristigenVeränderungen durch die Arbeitauf Distanz konzentrieren. Sie umfassendie Prävention negativer gesundheitlicherFolgewirkungen (insbesondere derEntgrenzung von Berufs- und Privatleben),die Führung auf Distanz, notwendigeKompetenzen im Bereich der Mediennutzungsowie Ansätze, die informelleStrukturen und Kommunikation zwischenden Menschen stützen.Foto: AdobeStock/Robert KneschkeWelchen Einfluss hat die Krise auf dieweitere Berufsentwicklung von Absolventenund Berufseinsteigern?Unabhängig von fachlichen Qualifikationen,die über das Berufsleben hinwegimmer aktuell gehalten und angepasstwerden müssen, werden meines Erachtensdie eher weichen Faktoren anBedeutung gewinnen. Dabei handelt essich weniger um Fähigkeiten als um Fragender persönlichen Disposition wieNeugierde, Aufgeschlossenheit, Mutzum Neuen und auch zum Scheitern.Was mir die Zeit mit der Pandemie aberauch gezeigt hat ist, dass wir alle anunserer medialen Inszenierungskompetenzarbeiten müssen. Die nächste Telko,der dringende Skype-Call, die x-te Video-Konferenz und das virtuelle Einstellungsgesprächsind zunehmend selbstverständlicherBestandteil unseresArbeitstags. Und dort sehen wir selbstjeden Tag: Es gibt brillante Performendeund mediale Naturtalente, aber auchviele, die mit der Kamera fremdeln undam liebsten im Grau der Tapete verschwinden.Es gibt CI-konforme undästhetisch ansprechende Bildschirmhintergründegenauso wie schlecht ausgeleuchteteBesprechungssituationen, diedie Mimik eher ahnen lassen. Gar nichtzu denken an die Qualitätsunterschiedein Darbietungen, die womöglich karriereentscheidendsind: das entscheidendeBewerbungsgespräch oder der entscheidendeStrategie-Pitch. Ich bin überzeugtdavon: Das rein technische Bedienwissenzum Umgang mit all diesen virtuellenPlattformen muss ergänzt werdendurch mediale Inszenierungskompetenz.Die sich auf mein eigenes Bühnenbild,meinen eigenen Auftritt, aber auchmeine Interaktion mit den anderenBeteiligten, den Spannungsbogen undreibungsfreie Nutzung aller möglichen„Bühnentechniken“ beziehen muss.Wie wichtig ist die Fähigkeit der Resilienzin beruflichen Krisensituationen?Die Fähigkeit zur Resilienz im Allgemeinenhalte ich für sehr wichtig. UnsereLebens- und Arbeitswelt lässt sichimmer weniger trennen. Diese Erfahrunghaben wir alle auch während derCorona-Krise ein ums andere Malgemacht. Wichtig daher ist, dass wir inder Lage sind, in Krisensituationenbedacht, optimistisch und selbstbewusstzu agieren, uns mit dem was voruns liegt auseinanderzusetzen undnicht über Vergangenes zu hadern. Resilienzist daher eine Frage des Bewertungsstilsund hilft uns, aus Krisengestärkt hervorzugehen. Egal ob im privatenoder im beruflichen Umfeld. Diesgilt dann übrigens im übertragenenSinne nicht nur für Individuen, sondernauch für Organisationen und Unternehmen.Kann man Resilienz für das Berufslebenlernen?Die gute Nachricht ist: Resilienz ist keinSchicksal. Jede*r Einzelne kann seinenindividuellen Bewertungsstil verändernund beispielsweise schädliche Assoziationenverlernen. Klar ist aber auch, dasseine solche Veränderung nicht mal ebenschnell geschaffen werden kann. Hierhandelt es sich um einen Lernprozess,der stark auf Erfahrungen und LessonsLearned aus bereits Erlebtem beruht.Mit einem Besuch eines Resilienzseminarsist es daher sicher nicht getan.24
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