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Göttliche Mission oder Bedrohung?

40 Tage lang protestiert Andreas Eimannsberger vor der Beratungsstelle pro Familia gegen Abtreibung

Johannes Munzinger 26.09.2020 | Stand 25.09.2020, 22:23 Uhr Passau

Eimannsbergers Kontrahenten: Gegen die Mahnwache "40 Tage für das Leben" gehen Mitglieder vom "Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung" auf die Straße. −Foto: Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung

Wer in den kommenden 37 Tagen in der Leopoldstraße unterwegs ist, der wird ihn sehen: Seit Mittwoch und insgesamt 40 Tage lang

protestiert Andreas Eimannsberger, der für die AfD im Kreistag sitzt, vor der Beratungsstelle pro Familia gegen Abtreibung. Er sieht sich

als Streiter in göttlicher Mission, als Verfechter des 5. Gebots: "Du sollst nicht töten." Andere empnden seine Mahnwache "40 Tage für

das Leben" als Bedrohung.

Stoisch steht er da, seit Mittwoch jeden Tag von 11 bis 15 Uhr, auch im Regen. Von Eimannsbergers Hals baumelt ein Kruzix, vor seiner

Brust hängt ein Foto einer befruchteten Eizelle, darunter ein Schild, auf dem steht: "Papa und Mama – Danke für die Chance zu leben!" Er

trägt eine grüne Maske, am Faltenwurf und an seinen Augen erkennt man, dass Eimannsberger ständig lächelt.

40 Tage lang will Andreas Eimannsberger protestieren.

−Foto: jmu

Zum dritten Mal nach dem Herbst 2019 und dem Frühjahr ndet seine "Mahnwache" statt. "Meine Kraft kommt von oben", sagt er und

zückt zur Untermauerung einen Rosenkranz aus der Jackentasche. Er handle aus reiner christlicher Überzeugung, sagt er, um dem "Töten

von Ungeborenen" Einhalt zu gebieten.

Anders schätzt ihn Thoralf Fricke, Geschäftsführer der Passauer pro-Familia-Beratungsstelle, ein. Er bezeichnet Eimannsberger als

"rechtsextremen AfD-ler und fundamentalistischen Selbstbestimmungsgegner". Seine Mahnwache würde die Frauen, die sich bei pro

Familia in Sachen Abtreibung beraten lassen, massiv unter Druck setzen, wenn sie "an Eimannsberger mit seinem Dauergrinsen" vorbei ins

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Gebäude müssen: "Einige Frauen macht es wütend, weil sie sich fragen, was das soll und warum der sich da einmischt. Andere verunsichert

die Aktion massiv. Manche drehen auf den Fersen um und nehmen den vereinbarten Termin nicht wahr."

Der Vorwurf der Einschüchterung und Bedrohung perlt am AfD-Politiker ab. "Die Leute von pro Familia fühlen sich nur bedroht, weil sie

ein schlechtes Gewissen haben", meint er. Sie wüssten, dass sie sündigten. Denn pro Familia, behauptet er, sei keine neutrale

Beratungsstelle, sondern würde "aktiv für Abtreibung" Werbung machen.

Er sagt dezidiert nicht, dass pro Familia sich des Mordes an Kindern schuldig macht. Im vergangenen Jahr war Eimannsberger einschlägig

zu 30 Tagessätzen à 45 Euro verurteilt worden, weil er einen Abtreibungsarzt beleidigt hatte. "Ich habe gesagt, dass er ein Mörder ist", gibt

Eimannsberger zu. Um nicht juristisch belangt zu werden, formuliert er seinen Vorwurf nun nur noch allgemein, das dürfe er: "Abtreibung

ist Mord."

Rechtsextrem sei er übrigens keinesfalls, nur auf der Seite des Rechts auf Leben.

Fricke habe bereits versucht, der Aktion Einhalt zu gebieten, sagt er, aber vergeblich. Das Ordnungsamt könne die Mahnwache nicht

verbieten. Auf PNP-Anfrage bestätigt Rathaussprecherin Karin Schmeller: "Derjenige, der die Mahnwache abhält, tut dies auf einem dem

öffentlichen Fußgängerverkehr gewidmeten Bürgersteig und bewegt sich dabei rechtlich innerhalb des zulässigen Gemeingebrauchs." Als

letzte Konsequenz erwäge Fricke nun, vor Gericht zu ziehen: "Das muss dann entscheiden, ob die Bedrohung ausreichend ist."

Indes regt sich auch in der Leopoldstraße Widerstand. Das "Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung", zu dem Grüne samt grüner Jugend,

die Jusos, die Linke und pro Familia gehören, will ebenfalls täglich von 11 bis 15 Uhr mit ihrer Gegen-Aktion "Lesen gegen Fundis" vor Ort

sein, auch wenn es gestern aufgrund des Wetters und mangelnder Zeit der Mitglieder nicht geklappt habe, wie Bündnis-Mitglied Lea

Meier erklärt. Ihre Mitstreiterin Susanna Lindlein sagt zu Eimannsbergers Protest: "Es geht nicht, dass man sich vor eine neutrale

Beratungsstelle hinstellt mit einem Schild, auf dem steht, dass Abtreibung Mord ist. Schwangerschaftsabbrüche gehören zur

Selbstbestimmung."

Die Gegen-Aktion tangiere ihn überhaupt nicht, sagt Eimannsberger. "Die haben das Recht auf freie Meinungsäußerung, so wie ich auch",

sagt er – und lächelt weiter.

Johannes Munzinger

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