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Seltene Himmelsschauspiele

Kometen und Asteoriden

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FOTO: KNOPP / GEISLER

Seltene Himmelsschauspiele

Wem es im Juli diesen Jahres gelungen

war, den Kometen Neowise

am Nachthimmel zu erblicken, kann

sich glücklich schätzen, denn vergleichbare

Kometensichtungen sind selten.

In einem Jahrhundert kommt es nur zu

Der Komet Neowise, aufgenommen von Dr. Rainer

Knopp und Nico Geisler, Sternwarte Bernau.

etwa zehn eindrucksvollen Kometenerscheinungen.

Es sind zwar einige

hundert Kometen bekannt und pro Jahr

kommt es zu etwa zehn Neuentdeckungen,

aber sie sind in der Regel nur in

Fernrohren sichtbar.

Die Kometen werden traditionsgemäß

nach ihren Erstentdeckern benannt. In

diesem Fall waren es jedoch keine

Astronomen besonders häufig auch

Hobbyastronomen, sondern das Weltraumteleskop

Neowise, welches diesen

etwa fünf Kilometer messenden Brocken

aus Eis, Geröll und Staub schon im

März gesichtet hatte. Was wird wohl mit

der Erde und der Menschheit geschehen

sein, wenn er in 7000 Jahren wieder

gesehen werden kann?

Der aus historischen Gründen berühmteste

Komet wurde nach dem englischen

Mathematiker und Astronom Edmond

Halley benannt, da er als erster

erkannte, dass diese geheimnisvollen

Himmelskörper in gleichmäßigen Zeitabständen

wiederkehren. Infolge der

Auswertung der Daten über Kometensichtungen

ordnete er einige einem Kometen

zu und hatte erfolgreich dessen

Wiederkehr für das Jahr 1759 angekündigt.

Im Mittelalter galten die Kometen als

Unglücksboten, denn nach den damaligen

Vorstellungen kündigten sie Seuchen,

Hungersnöte, Krieg oder den Tod

des Königs an. Jedoch gab es auch die

Deutung des Sterns von Bethlehem als

Komet, ungeachtet des Umstandes,

dass dann der Hinweis der Weisen aus

Der Zielkomet der »Rosetta«-Mission

2014 gehört zu den kurzperiodischen Kometen,

die ihren größten Sonnenabstand

im Bereich der Jupiterbahn erreichen.

Der Komet (Durchmesser ca. 4 km) benötigt

für einen Sonnen-Umlauf 6,45 Jahre.

dem Morgenland auf dieses Himmelszeichen

für König Herodes keine Überraschung

gewesen wäre. Dieser Vorstellung

nach hatte wohl der italienische

Maler Giotto di Bondone den Kometen

in seinem berühmten Fresko der Geburt

Christi aufgenommen, nachdem

er im Jahr 1301 den Halleyschen Kometen

gesehen hatte. Die Kometenfurcht

lebte wieder auf, als für das Jahr 1910

das Wiedererscheinen des Halleyschen

Kometen erwartet wurde

und geriet zur Panik, als bekannt

wurde, dass im Kometenschweif

Cyanwasserstoff

(Blausäure) enthalten ist und die

Erde etwa sechs Stunden lang

den bis zu 100 Millionen Kilometer

langen Schweif des Kometen

durchqueren würde. Obwohl die

Wissenschaftler auf die äußerst

geringe Dichte im Kometenschweif

hinwiesen, fanden Gasmasken,

Sauerstoffflaschen und

»Kometenpillen« der Geschäftemacher

und Scharlatane reißenden

Absatz.

Bis zum 16. Jhd. zählte man die

Kometen entsprechend der These

des Aristoteles, sie seien Ausdünstungen

der Erdatmosphäre,

nicht zu den Himmelskörpern.

Der dänische Astronom Tycho

Brahe konnte durch präzise Positionsbestimmungen

am hellen

Komet des Jahres 1577 nachweisen,

dass dieser erheblich weiter

entfernt ist als der Mond. Damals

vermutete man die Grenze

der Erdatmosphäre im Bereich

des Mondes.

Bis zum Zeitalter der Raumfahrt

waren die Kometen merkwürdige

geheimnisvolle Himmelskörper, da

man über ihre von den Leuchterscheinungen

maskierte Gestalt nur Vermutungen

anstellen konnte. Im Jahre 1986

gelangen der europäischen Sonde Giotto

und den sowjetischen Sonden Venera

1 und Venera 2 erste Bilder vom Kern

des Kometen Halley. Die Software für

die Auswertung der Aufnahmen der sowjetischen

Sonden erarbeiteten Wissenschaftler

des DDR-Kombinats Robotron.

Weitere Forschungsergebnisse

lieferten mehrere Sonden der NASA bei

Flügen zu anderen Kometen. 2004 ge-

MINI-LEXIKON

Kometen

Kometen sind kleine Himmelskörper

aus Eis, Staub, Geröll und gefrorenen

Gasen mit meist einigen Kilometern

Durchmesser, die im sonnennahen

Bereich ihrer Bahn infolge des Sonnenwindes

eine durch Ausgasen erzeigte

Koma (neblige Hülle um den

Kern) und einen leuchtenden Schweif

mit bis zu über 100 Millionen km Länge

entwickeln. Sie bewegen sich in extrem

lang gestreckten Bahnen um die

Sonne, wobei die Perioden ihrer Wiederkehr

jeweils einige Jahre (kurzperodisch)

aber auch Jahrtausende

(langperiodisch) betragen.

lang sogar die Überführung einer Probe

aus dem Schweif eines Kometen zur Erde.

Den bisherigen Höhepunkt in der Kometenforschung

mit raumfahrttechnischen

Mitteln lieferte die europäische

Mission Rosetta. Am 12. November

2014 gelang es der Europäischen Weltraumorganisation

ESA, mit einem der

schwierigsten Manöver in der Geschichte

der Raumfahrt das Landemodul

der Raumsonde Rosetta auf einem

Kometen abzusetzen. Mehr als zehn

Jahre nach ihrem Start hatte die Raumsonde

Rosetta am 6. August 2014 den

Zielkometen Tschurmujow-Gerasimenko

erreicht, um ihn bei seinen Umlauf

um die Sonne anderthalb Jahre zu

begleiten. Die erfolgreiche Mission Rosetta

und der Nachweis des Higgs-Teilchens

im CERN, dem größten Teilchenbeschleuniger

der Welt, sind Beispiele

für das Erfolgsmodell Europäische Union

im Bereich der Wissenschaft und

Technik!

Wolfgang Wenzel

Achtung: Vorerst keine Veranstaltungen

in der Sternwarte Bernau. Rückfragen

Mo und Fr nach 20 Uhr, Tel. 03338

2102, www.sternwarte-bernau.de

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