Gemeindeentwicklungskonzept Fichtenau 2035
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Gemeindeentwicklungskonzept
FICHTENAU 2035
IMPRESSUM
Gemeindeentwicklungskonzept Fichtenau 2035
für die Gemeinde Fichtenau
Auftraggeber
Gemeinde Fichtenau
Hauptstraße 2
74579 Fichtenau
Projektbearbeitung
Prof. Dr. Richard Reschl
M.Eng. Steffen Niehues, Dipl.-Ing.(FH)
M.Sc. Mario Seibold
Reschl Stadtentwicklung GmbH & Co. KG
Stadtplanung ∙ Wirtschaftsförderung
Projektentwicklung ∙ Kommunalberatung
Leuschnerstraße 45
70176 Stuttgart
Tel. 0711 22 00 41 - 0
Fax. 0711 22 00 41 - 22
http://www.reschl-stadtentwicklung.de
info@reschl-stadtentwicklung.de
Stand: 10. August 2020
Bilder und Abbildungen: Reschl Stadtentwicklung GmbH & Co. KG
INHALTSÜBERSICHT
VORWORT 8
1. EINFÜHRUNG 10
1.1 Anlass 12
1.2 Der Gemeindeentwicklungsprozess Fichtenau 16
2. GRUNDLAGEN UND RAHMENBEDINGUNGEN 18
2.1 Räumliche Lage und regionalplanerische Vorgaben 20
2.2 Historische Entwicklung 23
3. HERAUSFORDERUNGEN FÜR STÄDTE UND GEMEINDEN 26
4. HANDLUNGSFELDER DES GEMEINDEENTWICKLUNGSKONZEPTS 34
4.1 Demografische Entwicklung 36
4.1.1 Ausgangslage 36
4.1.2 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 42
4.1.3 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 42
4.2 Landschaft | Ökologie 44
4.2.1 Ausgangslage 44
4.2.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 46
4.2.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 46
4.2.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 46
4.3 Raumstruktur | Siedlungsentwicklung | Wohnen 49
5.3.1 Ausgangslage 49
5.3.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 58
5.3.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 58
5.3.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 59
4
4.4 Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft | Einzelhandel 60
4.4.1 Ausgangslage 60
4.4.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 63
4.4.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 64
4.4.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 64
4.5 Soziales | Infrastruktur | Gesundheit 66
4.5.1 Ausgangslage 66
4.5.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 67
4.5.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 68
4.5.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 69
4.6 Naherholung | Tourismus | Kultur 70
4.6.1 Ausgangslage 70
4.6.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 70
4.6.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 73
4.6.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 73
4.7 Mobilität | Digitalisierung 74
4.7.1 Ausgangslage 74
4.7.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 75
4.7.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 75
4.7.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 75
4.8 Städtebauliche Gestalt | Identität 78
4.8.1 Ausgangslage 78
4.8.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung 78
4.8.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung 79
4.8.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt 79
5. STRATEGISCHE ZIELE UND PROJEKTE/PLANUNGEN 82
5.1 Demografische Entwicklung 86
5.2 Landschaft | Ökologie 88
5.3 Raumstruktur | Siedlungsentwicklung | Wohnen 90
5.4 Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft | Einzelhandel 94
5.5 Soziales | Infrastruktur | Kultur 98
5.6 Naherholung | Tourismus 102
5.7 Mobilität | Digitalisierung 106
5.8 Städtebauliche Gestalt | Identität 112
5
6. KOMMUNALES LIEGENSCHAFTSMANAGEMENT 113
6.1 Ausgangslage 114
6.2 Methodisches Vorgehen und Untersuchungsansatz 114
6.3 Ergebnis und Perspektive 116
7. HANDLUNGSPROGRAMM 122
7.1 Finanzen 124
7.2 Projektplan 124
7.3 Städtebauliches Leitbild 126
6
Foto: Reschl Stadtentwicklung
7
VORWORT
Anja Schmidt-Wagemann
Bürgermeisterin
8
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
der demografische Wandel, strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft, ökologische Herausforderungen
und die angespannte kommunale Haushaltslage stellen Kommunen vor neue Herausforderungen.
Die Gemeinde Fichtenau entschied sich daher für die Erarbeitung eines Gemeindeentwicklungskonzeptes,
um einen “roten Faden” für die Projekte und Aufgaben der kommenden
Jahre zu haben.
Bereits im ersten Schritt – der Bürgerbefragung – kamen die Vorzüge der Gemeinde zum Vorschein:
Fichtenau ist eine attraktive Gemeinde mit einer hohen Lebensqualität, einer tollen Lage inmitten
der Natur, einem großen Vereinsangebot und einem vielfältigen kulturellen Angebot. Besonders hervorzuheben
sind auch unsere Gaststätten und die zahlreichen Übernachtungsmöglichkeiten sowie
die jüngste Entwicklung hinsichtlich der hausärztlichen Versorgung in der Gemeinde.
Mehrere Schritte folgten: eine zweitägige Klausurtagung mit dem Gemeinderat, einer Bürgerwerkstatt
und Expertengespräche. In der Abschlussveranstaltung mit dem Gemeinderat wurden die
gesteckten Ziele priorisiert und damit ein „Fahrplan“ für die Zukunft erstellt.
Wichtig während des ganzen Prozesses war die Bürgerbeteiligung. Ich danke an dieser Stelle allen,
die sich aktiv an diesem Bürgerbeteiligungsprozess eingebracht und damit großes Interesse an der
Zukunft unserer Gemeinde gezeigt haben.
Bemerkenswert war, dass sich die Wünsche der Bevölkerung in weiten Teilen mit der Meinung und
den Plänen des Gemeinderats und der Verwaltung decken. Hervorzuheben sind hier Themen wie die
Notwendigkeit der Breitbandversorgung, der Schaffung von bezahlbarem, innerörtlichen Wohnraum
sowie der Schaffung weiterer Radwege. Es wird weiterhin eine große Aufgabe für den Gemeinderat
und die Verwaltung sein, die Mobilität in der Gemeinde aufrechtzuerhalten und das vorhandene Angebot
an Bildung, Nahversorgung, Gastronomie, ärztlicher Versorgung und Wirtschaft zu stärken.
Ich danke auch den Mitarbeiter*innen des Büros Reschl, die den gesamten Prozess in einer souveränen
und auch sehr begeisternden Art geleitet und begleitet haben.
Unsere Absicht ist es nun, die definierten Aufgaben bis zum Jahr 2035 zielorientiert und systematisch
abzuarbeiten. Seien und bleiben Sie auch in Zukunft „am Ball“ und gestalten Sie unsere
Gemeinde aktiv mit. So können wir unsere schöne Gemeinde weiterentwickeln und nach vorne
bringen. Gehen wir es gemeinsam an!
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Bürgermeisterin
Anja Schmidt-Wagemann
9
1
EINFÜHRUNG
“
Kommunale Handlungskonzepte sind eine wichtige
Grundlage für die kontinuierliche und umfassende
Weiterentwicklung der Städte und Gemeinden. Da diese
Strategien gemeinschaftlich und unter Einbezug der
unterschiedlichsten Akteure erarbeitet werden, sind sie
eine verlässliche Basis für die Gemeindeentwicklung.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
11
1.1 ANLASS
Die Gründe, um einen Gemeindeentwicklungsprozess
anzustoßen, sind vielfältig: So war es auch
in Fichtenau eine Fülle an besonderen Herausforderungen,
die auf die Gemeinde in den kommenden
Jahren zukommen werden und die eine integrierte
Betrachtung, Analyse sowie Priorisierung erfordern.
Um konkrete Entwicklungsperspektiven und Lösungsmöglichkeiten
für diese besonderen Herausforderungen
und darüber hinaus aufzuzeigen,wurde ein
strategisches Konzept der Gemeindeentwicklung
erstellt, welches Fichtenau mit seinen spezifischen
Rahmenbedingungen für die Zukunft ausrichtet und
innerhalb der Region positioniert. Dabei skizziert
das „Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU
2035“ einen „Fahrplan“ für die Entwicklung
der Gemeinde für die kommenden Jahre und
findet Antworten auf die zentralen Fragen der
Gemeindeentwicklung:
In welchen Bereichen ist die Gemeinde gut bzw.
weniger gut aufgestellt? Welche Themen sind aus
Perspektive der Bürgerschaft, der Kommunal-
politik und der örtlichen Verwaltung von besonderer
Bedeutung und welche Ansätze können diese
Akteure zu diesen Themen geben? Wie sieht
eine zukunftsorientierte Gemeinde Fichtenau aus
und welche Leitplanken können für die künftige Entwicklung
gesetzt werden?
Der Gemeindeentwicklungsprozess in Fichtenau
umfasste dabei einen ganzheitlichen Ansatz,
in welchem unterschiedliche Parameter berücksichtigt
sind und verschiedene Akteure und Gruppen einbezogen
wurden. Die umfassende Beteiligung half dabei,
eine gemeinsame Zielrichtung der einzelnen Akteure
für die künftige Orientierung der Gemeinde zu finden.
Das „Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU
2035“ wurde ab April 2018 vom Büro Reschl Stadtentwicklung
GmbH & Co. KG aus Stuttgart erarbeitet.
1.2 DER GEMEINDEENTWICKLUNGSPROZESS FICHTENAU
Das „Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU
2035“ ist Ergebnis einer integrierten Betrachtung und
eines dialogorientierten Prozesses. Der gesamte Prozess
lässt sich dabei in fünf unterschiedliche Phasen
unterteilen:
PHASE 1 | Analysephase
Die Analysephase begann mit einem Auftaktgespräch
und einer gemeinsamen Ortsbegehung
mit der kommunalen Verwaltung und
dem Büro Reschl Stadtentwicklung im Oktober
2018. Darauf aufbauend wurde in enger Abstimmung
mit der Verwaltung eine umfassende Bestandsaufnahme
und -analyse der kommunalen
Ausgangslage in allen Handlungsfeldern der
Gemeindeentwicklung durch das Büro Reschl
Stadtentwicklung - auch unter Integration bereits
vorhandener Fachplanungen - vorgenommen. Für die
Untersuchung waren drei Betrachtungsebenen
von zentraler Bedeutung: Die strukturelle
Entwicklung der Gemeinde Fichtenau, die aktuelle
Flächennutzung bzw. die bestehenden Flächenreserven
für die weitere Entwicklung und
die städtebauliche Kontur insgesamt.
Auf dieser Grundlage wurden für die Gestaltung
des weiteren Gemeindeentwicklungsprozesses
folgende sieben Handlungsfelder definiert:
12
Landschaft | Ökologie
rechnung geht über die Bevölkerungsvorausrechnung
des Statistischen Landesamtes Baden-Württembergs
hinaus und erlaubt Aussagen zu den Auswirkungen
auf die Auslastung der kommunalen Infrastruktur.
Raumstruktur | Siedlungsentwicklung |
Wohnen
Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft |
Einzelhandel
Soziale Infrastruktur | Gesundheit
Naherholung | Tourismus | Kultur
Mobilität | Digitalisierung
Städtebauliche Gestalt | Identität
Diesen Handlungsfeldern wurden drei Querschnittsthemen
vorangestellt, die sich gegenseitig beeinflussen
und die deshalb ganzheitlich sowie
übergreifend betrachtet wurden. Diese sind:
Demografie | Gesellschaftlicher Wandel
Kommunale Finanzen
Kommunales Liegenschaftsmanagement
Insbesondere der demografische Wandel und die
damit verbundene Entwicklung der Einwohnerzahl,
einschließlich der Veränderungen innerhalb
der Nutzergruppen, haben Einfluss auf die künftige
Lebensqualität sowie die Bedarfe und Ausgestaltung
der kommunalen Infrastruktur.
Um der Bedeutung des Handlungsfeldes Demografie
| Gesellschaftlicher Wandel gerecht zu werden, wurde
im Rahmen der Bestandsaufnahme und -analyse
eine eigene Bevölkerungsvorausrechnung durch das
Büro Reschl Stadtentwicklung vorgenommen. Dabei
wurden die Bevölkerungsdaten zum Beispiel
hinsichtlich der Altersgliederung und der Geburtenziffer
in fünf Szenarien aufbereitet. Diese Voraus-
13
Foto: Reschl Stadtentwicklung
14
Foto: Reschl Stadtentwicklung
15
PHASE 2 | Dialogphase I
Bei der kommunalen Klausurtagung am 28. und
29. Juni sowie am 26. September 2019 wurden
dem Gemeinderat die Ergebnisse der Analysephase
vorgestellt und diskutiert.
Nach einer kurzen Auftaktdiskussion im Plenum wurden
dem Gemeinderat die zentralen Ergebnisse der
Bürgerbefragung sowie die Szenarien der eigenen Bevölkerungsvorausrechnung
präsentiert. Im Anschluss
wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten,
das aus ihrer Sicht anzustrebende Szenario der Einwohnerentwicklung
zu priorisieren. Gemeinsam mit
der Betrachtung der kommunalen Haushaltssituation
wurde auf dieser Grundlage die weitere Diskussion zu
den einzelnen Handlungsfeldern der Gemeindeentwicklung
geführt und erste strategische Zielvorstellungen
sowie die dazugehörigen Umsetzungsschritte
formuliert.
Die Ergebnisse der kommunalen Klausurtagung
verdeutlichten die Handlungsschwerpunkte der
zukünftigen Entwicklung und bildeten die Leitplanken
für die Ausgestaltung des weiteren Gemeindeentwicklungsprozesses.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
16
PHASE 3 | Dialogphase II
In der zweiten Dialogphase wurden die Bürgerinnen
und Bürger im Rahmen einer offenen Bürgerbeteiligung
in den Gemeindeentwicklungsprozess
eingebunden. Bei einer Auftaktveranstaltung am 9.
Oktober 2019 in der Turn- und Festhalle in Matzenbach
wurden zunächst die Ergebnisse der Bürgerbefragung
und der Ablauf der darauffolgenden Zukunftswerkstatt
der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.
Im Anschluss hatten die Bürgerinnen und Bürger die
Möglichkeit ihre Erwartungen an die Zukunftswerkstatt
mündlich oder auf Plakaten zu äußern und sich
für die Teilnahme an der Werkstatt anzumelden.
In der Zukunftswerkstatt am 17. Oktober 2019 in Matzenbach
wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
– analog zur kommunalen Klausurtagung – eingangs
gebeten ihre Einschätzung zur zukünftigen
Bevölkerungsentwicklung auf Grundlage der
vorgestellten Entwicklungsszenarien abzugeben.
Anschließend wurden die einzelnen Handlungsfelder
der Gemeindeentwicklung in Kenntnis der Ergebnisse
aus der Bestandserhebung und -analyse sowie der
Bürgerbefragung in zwei Arbeitsgruppen diskutiert.
Die Ergebnisse der Diskussion wurden in Form von
strategischen Zielen und möglichen Umsetzungsschritten
auf Plakaten festgehalten. Zum Abschluss
der Veranstaltung stellten die Gruppen sich gegenseitig
sowie dem Gemeinderat, der exklusiv für die Ergebnispräsentation
eingeladen war, die Ergebnisse vor.
PHASE 4 | Konzeptionsphase
Die inhaltliche und schriftliche Ausarbeitung des
„Gemeindeentwicklungskonzeptes | FICHTENAU
2035“ erfolgte im Winter 2019/2020. Hierbei wurden
vom Büro Reschl Stadtentwicklung, basierend auf
den Ergebnissen der vorangegangenen Prozessphasen,
Grundsätze, strategische Ziele sowie Projekte
und Planungen erarbeitet und mit einer zugehörigen
Zeitplanung sowie Finanzierungsübersicht versehen.
Die erste Vorstellung und Priorisierung der Leitziele und
Leitprojekte im Gemeinderat erfolgte am 24. Juli 2020
PHASE 5 | Dialogphase III
Final wurde das „Gemeindeentwicklungskonzept
| Fichtenau 2035“ als Ergebnisbericht in einer
öffentlichen Abschlussveranstaltung der Bürgerschaft
am 19.10.2020 vorgestellt.
EXPERTENGESPRÄCHE
In Ergänzung zur offenen Bürgerbeteiligung wurden
Gespräche mit sogenannten „Experten“ der Gemeindeentwicklung
geführt. Über die Expertengespräche
wurden weitere Erkenntnisse zu bestimmten
Handlungsfeldern gewonnen, welche im bisherigen
Prozess gar nicht oder nicht aureichend genug behandelt
wurden. An den Expertengesprächen nahmen
Vertreterinnen und Vertreter des örtlichen Gewerbes,
der Belange Jugendlicher und des bürgerschaftlichen
Engagements teil.
17
2
GRUNDLAGEN
UND RAHMEN-
BEDINGUNGEN
“
Um die aktuelle Ausgangslage und die
Entwicklungspotentiale einer Gemeinde
begreifen und herausarbeiten zu können,
muss diese in ihrem regionalen Kontext
betrachtet werden: Zwar beschränkt sich
das kommunale Handeln in der Regel auf die
eigene Gemarkung, der Handlungsspielraum
ist jedoch massgeblich von regionalen
Einflüssen und den historisch gewachsenen
Strukturen abhängig.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
2.1 RÄUMLICHE LAGE UND REGIONALPLANERISCHE VORGABEN
Die Gemeinde Fichtenau liegt im Nordosten
Baden-Württembergs innerhalb des Landkreises
Schwäbisch Hall und gehört zum Regionalverband
Heilbronn-Franken.
Im Osten und Nordosten grenzt die Gemeinde
an das Nachbarland Bayern und den Landkreis
Ansbach sowie im Süden an den Ostalbkreis und
die Region Ostwürttemberg. Umgeben ist sie von
den Städten Crailsheim, Dinkelsbühl und Ellwangen
sowie den Gemeinden Ellenberg, Jagstzell,
Kreßberg, Stimpfach und Wört. Mit Kreßberg bildet
Fichtenau einen Gemeindeverwaltungsverband.
Die nächstgelegenen Mittelzentren sind Crailsheim,
Dinkelsbühl und Ellwangen. Fichtenau selbst übernimmt
die zentralörtliche Funktion eines Kleinzentrums
und hält somit sowohl Infrastruktur
als auch Grundversorgung für das nähere Umfeld
vor. Im Ortsteil Wildenstein befindet sich ein
regionalplanerisch festgelegter Wohnschwerpunkt,
an dem sich eine verstärkte Siedlungstätigkeit
über die Eigenentwicklung hinaus vollziehen soll.
Die Gemeinde Fichtenau liegt weder an einer Landesnoch
an einer regionalen Entwicklungsachse.
Allerdings verläuft durch die Gemeinde die Autobahn
A7 und es besteht nahe dem Ortsteil Neustädtlein
die Autobahnanschlussstelle Dinkelsbühl/Fichtenau.
Dort ist ein Gewerbepark mit zahlreichen
Gewerbebetrieben entstanden und gemäß Regionalplan
liegt hier ein Schwerpunkt für
Industrie, Gewerbe und Dienstleistung.
Landschaftlich reizvoll liegt Fichtenau eingebettet in
die Naturräume Schwäbisch-Fränkische Waldberge
und Mittelfränkisches Becken. Die Gegend trägt die
landschaftliche Bezeichnung „Auf den Wäldern“,
die die Wald- und Höhenlage der Gemeinde im
Gegensatz zur Gäuebene Crailsheims hervorhebt.
Aufgrund dieser Lagegunst verfügt Fichtenau über
einen hohen Freizeit- und Erholungswert, welcher auch
von den zahlreichen örtlichen Vereinen mitgetragen
und -gestaltet wird. Fichtenau ist seit 1981 ein staatlich
anerkannter Erholungsort und zählt zum Raum
der EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER+ im nordöstlichen
Baden-Württemberg.
Großräumliche Lage
Darstellung Reschl Stadtentwicklung
20
Darstellung: Reschl Stadtentwicklung, 2019
Regionalplan | Strukturkarten
Quelle: Regionalverband Heilbronn-Franken
21
Regionalplan | Raumnutzungskarte
Quelle: Regionalverband Heilbronn-Franken
22
2.2 HISTORISCHE ENTWICKLUNG
Die Gemeinde gliedert sich in insgesamt 26 Weiler und
Wohnplätze und ist aus der Zusammenlegung der
bis dahin selbstständigen Gemeinden Lautenbach,
Matzenbach, Unterdeufstetten und Wildenstein am
1. Januar 1973 hervorgegangen. Zuvor hatten bereits
die Gemeinden Wildenstein und Lautenbach am
12. Januar 1972 den Zusammenschluss zu einer
Gemeinde mit dem Namen „Seewalden“ beschlossen,
wurden jedoch im Zuge der Verwaltungsreform in
Baden-Württemberg vom Land aufgefordert, eine
noch größere Einheit mit den Gemeinden Matzenbach
und Unterdeufstetten zu bilden, um als völlig selbstständiger
Verwaltungsraum bestehen zu können.
Im Jahr 1972 wurde ein Bürgerwettbewerb zur
Namensfindung der neu gebildeten Gemeinde
ausgerichtet. Eine Kommission wählte den Namen
„Fichtenau“ aus den eingesandten Vorschlägen
aus. Die kommunalen Aufgaben wurden mit der
Vereinbarung zum Zusammenschluss der Ortschaften
vom 13. Dezember 1972 arbeitsteilig auf die Ortsteile
verteilt: So befindet sich in Wildenstein das
Verwaltungszentrum, in Lautenbach der Bauhof, in
Unterdeufstetten das Schulzentrum und in Matzenbach
das Sport- und Freizeitzentrum. Ebenfalls wurden
umfangreiche Maßnahmen zum Ausbau des Straßenund
Wegenetzes innerhalb der neuen Gemeinde festgelegt.
Im Folgenden werden die Geschichte und Identität der
einzelnen Ortsteile näher beschrieben:
Für Lautenbach oder ehemals Lauterbach, was ‚klarer
Bach‘ bedeutet, fehlen ältere Aufzeichnungen
komplett; der Ortsteil wird erstmals 1418 erwähnt.
Bekannt ist, dass die höhere Obrigkeit zu dieser
Zeit Brandenburg-Ansbach gehörte und es sich bei
Lautenbach um ein kleines Rittergut handelte,
welches durch Ankauf von einzelnen Gütern durch
Eitel Hans von Knöringen bis 1588 gebildet wurde.
Nach seinem Tod folgten mehrere Herrschaftswechsel,
bis Lautenbach 1810 an Württemberg ging.
Bernhardsweiler, Buckenweiler, Neustädtlein und
Rötlein gehörten zur Altgemeinde Lautenbach
sowie die Wohnplätze Felsenmühle, Hammermühle,
Ölmühle und Vorstadt. In Bernhardsweiler, welches
bereits 1364 erwähnt wurde, begann 1511 der Bau einer
Wallfahrtskirche „Zur heiligen Anna“, welche vermutlich
infolge fehlender Geldmittel nicht vollendet
wurde und bei der es sich heute um die von weithin
sichtbar evangelische Kirche des Ortes handelt
Die Gemeinde Matzenbach wird erstmals 1024
urkundlich als einer der Grenzorte des Bannforstes
der Abtei Ellwangen erwähnt. Die weitere Geschichte
der Gemeinde, bei der es sich um eine Rodesiedlung
handelt, ist für die darauffolgenden 500 Jahre
komplett undokumentiert. Um 1500 wird Matzenbach
dann freies Eigentum des Michal Völkers, bis es 24
Jahre später in den Besitz des Geschlechtes Senft von
Sulburg überging. Diese errichteten ein Schloss, welches
1873 in großen Teilen abbrannte. Davon ist heute noch
der Läuteturm als einer von ehemals vier Türmen des
Schlosses erhalten. Weitere Teile des Schlosses wurden
wieder aufgebaut. Dazu zählt unter anderem das
heutige Pfarrhaus. Die Altgemeinde Matzenbach
umfasste die Ortsteile Fichtenhof, Hahnenberg und
Krettenbach sowie die Wohnplätze Melbersmühle und
Neuhaus.
Unterdeufstetten wird erstmals 1365 urkundlich
im Lehenbuch des Klosters Ellwangen erwähnt. 1405
wird auch Oberdeufstetten erstmals erwähnt. Ab
dem 16. Jahrhundert ist die Zugehörigkeit der beiden
Ortschaften urkundlich dokumentiert. Des Weiteren
zählt der Wohnplatz Birkenhof zur Altgemeinde.
Durch die Grenzlage zu Bayern ist die Geschichte
des Ritterguts jahrhundertelang von immer wieder
wechselnden Hoheitsansprüchen bestimmt. Unter der
Herrschaft der Drechsel von Dinkelsbühl wurde im 16.
und 17. Jahrhundert das Schloss mit Kapelle errichtet.
23
Der Ortsteil Wildenstein wird 1419 erstmals in einer
Öttinger Wildbahnbeschreibung erwähnt. Da Wildenstein
ab dem 16. Jahrhundert Mittelpunkt einer rittersschaftlichen
Herrschaft wurde, begann das Dorf
deutlich zu wachsen. Zu dieser Zeit entstand auch
das Schloss zu Wildenstein. Das Dorf wurde im
Dreißigjährigen Krieg stark zerstört und konnte sich
erst Jahrzehnte später davon erholen und wieder
aufgebaut werden. Zur ehemaligen Gemeinde
Wildenstein gehörten auch die Ortsteile Großenhub,
Gunzach (1933 von Matzenbach nach Wildenstein
umgegliedert) und Wäldershub sowie die Wohnplätze
Spitzenmühle, Völkermühle und Zankhof.
Wäldershub, welches erstmals 1319 erwähnt wurde,
war vormals ein eigenes Rittergut, dessen Schloss
ebenfalls im 16. Jahrhundert errichtet wurde.
ist die Ansiedlung der so genannten Jenischen
nach dem Dreißigjährigen Krieg um die Einkünfte
der Ortschaften zu vermehren. Dabei handelt
es sich um ein fahrendes Volk, das den Hausierhandel
als Haupteinnahmequelle betrieb und bis
heute noch in Fichtenau ansässig und tätig ist.
Noch heute ist die Identität Fichtenaus von den
unterschiedlichen historischen Einflüssen und
damit verbundenen Dynastien, Dialekten und
Konfessionen in den einzelnen Ortsteilen geprägt:
So sind beispielsweise die Ortsteile Bernhardsweiler,
Lautenbach und Wildenstein mehrheitlich evangelisch
geprägt, während in Großenhub und Matzenbach
römisch-katholische Kirchengemeinden beheimatet
sind. In Unterdeufstetten sind beide Kirchen
vertreten. Die schwäbische Mundart ist in Matzenbach
und Unterdeufstetten vertreten und der hohenlohisch-fränkische
Einfluss in den anderen Ortsteilen.
Alle vier Altgemeinden fielen nach den Bestimmungen
des Friedens von Preßburg 1805/06 mehrheitlich
an das Königreich Bayern, bevor sie durch
einen Austauschvertrag nach Württemberg
abgetreten wurden. Bereits mit der Säkularisation
der Fürstpropstei Ellwangen 1802/03 waren deren
Besitzungen in Großenhub, Hahnenberg und
Oberdeufstetten zu Württemberg gefallen.
Alle vier Orte gehörten bis zur Gebietsreform
zum Oberamt Crailsheim, aus dem im Jahr 1934
der Landkreis Crailsheim wurde.
Eine Besonderheit in den Ortsteilen Lautenbach,
Wildenstein, Matzenbach und Unterdeufstetten
24
Foto: Reschl Stadtentwicklung
3
HERAUSFORDERUNGEN
FÜR STÄDTE UND
GEMEINDEN
Foto: Reschl Stadtentwicklung
“
Bundesweit stehen alle Städte
und Gemeinden vor grossen
Herausforderungen, für die neue
Strategien erarbeitet werden müssen,
um eine zukunftsfähige und nachhaltige
Weiterentwicklung als Orte zum
Wohnen und Arbeiten und für Bildung,
Freizeit und Kultur sicherzustellen
und der hohen Bedeutung der
Lebensräume gerecht zu werden.
Ziel ist es, die Qualität aller Infrastruktureinrichtungen,
des öffentlichen Raums, der Wirtschaft und der Arbeitsplätze,
der Nahversorgung, der Baukultur und
Mobilität,sowie des Wohnraumes und des Wohnumfeldes
zu verbessern und langfristig zu sichern.
Um diese Zielsetzung erreichen zu können, muss
der „Blick über den Tellerrand“ hinaus ausgedehnt
werden, sodass unterschiedlichste und richtungsweisende
Einflüsse berücksichtigt werden können.
Bereits in der Vergangenheit kam es in Städten und
Gemeinden immer wieder zu weitreichenden Veränderungen,
welche sich auch in Zukunft fortsetzen
werden. Für die strategische Ausrichtung in der Entwicklung
der Städte und Gemeinden spielen
vor allem globale Einflussfaktoren wie beispiels-
weise die zunehmende Globalisierung, der ökonomische
Strukturwandel, der demografische Wandel, Migrationsprozesse,
soziale Veränderungen, neue Ansprüche
an städtebauliche Strukturen, veränderte
Anforderungen an die Daseinsvorsorge,
Anpassungserfordernisse durch den Klimawandel,
die Digitalisierung und der damit einhergehende
Wandel in der Kommunikation und Informationsweitergabe
sowie finanzielle Handlungsspielräume eine
besondere Rolle, die auf der lokalen Ebene berücksichtigt
werden müssen. Mehr denn je sind kommunale
Handlungsprogramme eine wichtige Grundlage
für die zukünftige Entwicklung der Städte und
Gemeinden.
DEMOGRAFISCHER UND GESELLSCHAFTLICHER WANDEL
Der demografische Wandel in der Bundesrepublik
Deutschland lässt sich in besonderem Maße mit
den inzwischen hinlänglich bekannten Schlagworten
„älter und bunter!“ umschreiben:
Wir werden auch, zumindest aus der „natürlichen
Bevölkerungsentwicklung“ weniger, weil die Zahl
der Geburten bereits seit Mitte der 1960er-Jahre
kontinuierlich sinkt. Gründe für diese Entwicklung
lassen sich einerseits im zunehmenden materiellen
Wohlstand, als auch in der veränderten Bedeutung
der Familie sowie einer grundsätzlich gewandelten
Rolle der Frau finden. Die neuesten Vorausrechnungen
der statistischen Ämter auf Landes- wie auch
Bundesebene zeigen jedoch, dass dieses „weniger“
nicht in den unmittelbar nächsten zwei Jahrzehnten
vollzogen wird, sondern durch die sich verändernden
Wanderungsprozesse erst im Zeitraum danach
wirksam wird. Nach wie vor ist es allerdings so, dass
die Stabilisierung der Bevölkerungszahl nicht ohne
Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland
und innerhalb Deutschlands erreicht werden kann.
Trotz des erhöhten Zuzugs aus dem In- und Ausland
hat das seit 2007 anhaltenden Geburtendefizit und die
zunehmende Alterung der Gesellschaft bereits heute
Auswirkungen auf die Gemeinde Fichtenau. Zwar ist
die aktuelle Geburtenrate im Landkreis Schwäbisch-
Hall mit 1,71 Kindern pro Frau vergleichsweise höher als
beispielsweise im Land Baden-Württemberg (1,57),
dessen ungeachtet werden sich zukünftig
jedoch trotzdem starke Veränderungen in der Fichtenauer
Altersstruktur ergeben. Diese führen wiederrum
zu deutlich spürbaren Konsequenzen
für die kommunale Infrastruktur.
Wir werden „älter“, denn die Lebenserwartung der
Menschen steigt stetig an. Die Lebenserwartung von
Personen, die im Jahr 2018 geboren wurden, liegt
weit über der derer, die in den 1960er Jahren geboren
wurden. Dies geht auf den gewachsenen gesellschaftlichen
Wohlstand, verbesserte Lebens- und Arbeitsbedingungen
sowie Fortschritte in der Medizin zurück.
Wir werden „bunter“, da sich unser Wohlstand
auch auf die Arbeitskraft von Zuwanderern
stützt und die eingewanderten Menschen hier
ihre Kultur leben. Wir werden aber auch deshalb
„bunter“, weil sich die Lebensstile in unserer Gesellschaft
immer weiter ausdifferenzieren und individuelle
Lebensentwürfe in den Vordergrund rücken.
28
So positiv sich die Hintergründe der demografischen
Entwicklung grundsätzlich darstellen, so umfangreich
und vielfältig sind die Folgen auf kommunaler Ebene.
Hinter den Stichworten der „Generationengerechtigkeit“
und der „Barrierefreiheit“ verbergen sich
in diesem Zusammenhang weitere Herausforderungen
für die kommunale Ebene. Einerseits muss Jugendlichen
und jungen Erwachsenen eine Perspektive geboten
und auf deren höchst unterschiedliche Bedürfnisse
eingegangen werden. Andererseits muss die Kommune
quantitativ und qualitativ auf die wachsende Zahl
älterer, aber durchaus noch aktiver und im Leben
stehender Menschen reagieren, die veränderte
Anforderungen an das Wohnen und den öffentlichen
Raum stellen. Auch für die wachsende Zahl der
Hochbetagten müssen entsprechende Wohnangebote
in der Pflege oder in der ambulanten
Hilfe vorgehalten werden.
In der „bunten“ und individueller werdenden Gesellschaft
wird es schwieriger, Gemeinschaft zu schaffen und
zu stiften, alle Individuen einzubinden und zum
Engagement anzuregen. Diese Entwicklung spüren
vor allem die Kirchen, aber auch Vereine und Kultureinrichtungen.
Diese Entwicklung ist eine der
großen Aufgabenfelder, auch für die „Gemeindegesellschaft“
in der Gemeinde Fichtenau.
Bevölkerungsvorausrechnung für BW bis 2060
12.000
Zieljahr 2035
11.800
11.600
11.400
Obere Variante
11.200
11.000
Hauptvariante
10.800
10.600
10.400
Nebenvariante
Untere Variante
10.200
10.000
Voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg bis 2060
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2019
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2019
29
WIRTSCHAFTLICHER STRUKTURWANDEL
Ohne eine gedeihende Entwicklung der Wirtschaft
gibt es keine nachhaltige Gemeindeentwicklung. Ein
ausdifferenziertes Arbeitsplatzangebot und respektable
Gewerbesteuereinnahmen ermöglichen
Investitionsspielräume im kommunalen Haushalt.
Die Wirtschaft selbst unterliegt dabei seit längerer
Zeit einem Strukturwandel. Dieser zeichnet sich vor allem
durch eine zunehmende Globalisierung und Verlagerung
in den Dienstleistungssektor (Tertiärisierung)
aus und betrifft sowohl Großkonzerne als auch
mittelständische und kleine Unternehmen. Auch in
der Gemeinde Fichtenau lässt sich diese Entwicklung
nachvollziehen: Der Anteil der Arbeitsplätze
im produzierenden Gewerbe in der Gemeinde
beträgt im Jahr 2018 lediglich ca. 30 Prozent.
Auch der Einzelhandel befindet sich gegenwärtig
in einem tiefgreifenden Strukturwandel, der
einerseits von Verkaufsflächenwachstum und
Zentralisierung und andererseits von einer Ausdünnung
des Versorgungsnetzes geprägt ist. Vor
allem in ländlich geprägten Gebieten bzw. kleineren
Kommunen und Stadtteilen ist der Einzelhandel
immer weiter auf dem Rückzug, sodass die Sicherstellung
einer fußläufig erreichbaren Grundversorgung
zu einer der wesentlichen Aufgaben für
die Städte und Gemeinden geworden ist. Ein weiterer
Entwicklungstrend ist das progressive Wachstum des
Online-Handels, welcher die lokale Einzelhandelsstruktur
immer stärker beeinflusst. Diese Entwicklung
ist in Fichtenau jedoch bisher weniger spürbar
und der Anteil des Handels, Verkehrs und Gastgewerbes
ist in den letzten Jahren durchgängig konstant
geblieben beziehungsweise angestiegen. Dies gilt es
auch in den kommenden Jahren zu gewährleisten.
MOBILITÄT
Auch im Themenfeld des Verkehrs lassen sich
in den letzten Jahren enorme Veränderungsprozesse
beobachten – mit unmittebaren
Auswirkungen auf die zukünftige Mobilität
in Städten und Gemeinden. Dabei beginnt
im Moment noch überwiegend in
größeren Städten ein Bewusstseinswandel
hin zur Nutzung unterschiedlichster Verkehrsmittel
(Inter- und Multimodalität). Dies zeigt
sich beispielsweise am sogenannten „Modal
Split“, welcher die Verkehrsmittelwahl im
Personenverkehr angibt. Die Anzahl der
PKW-Fahrer ist hierbei in den Städten in den letzten
Jahren stetig gesunken, wohingegen der öffentliche
Personennahverkehr und der Fahrradverkehr
an Prozentpunkten zunehmen konnten.
in der Gemeinde Fichtenau auf 1.000 Einwohner
im Jahr 2019 646 PKW. In Bezug auf die Fahrzeugtechnik
sowie die Vernetzung
des Verkehrswesens lässt sich ebenfalls
eine hohe Dynamik beobachten. Elektromobilität,
autonomes Fahren, Sharing-
Angebote oder der Ausbau von (digitalen)
Verkehrsleitsystemen werden in Zukunft eine
immer größere Bedeutung im örtlichen und überörtlichen
Verkehr haben. Deshalb gilt es für
Städte und Gemeinden zu prüfen, welche
dieser Themengebiete durch Planung und
Realisierung von Maßnahmen aktiv gefördert werden
können.
Nichtsdestotrotz nimmt das Auto in ländlich
geprägten Gebieten immer noch einen hohen
Stellenwert ein. So kommen beispielsweise laut
Statischem Landesamt Baden-Württemberg
30
Mobilitätsziele des Landes
Baden-Württemberg bis 2030
Quelle: Ministerium für Verkehr und Infrastruktur
Baden-Württemberg, 2019
31
ÖKOLOGISCHE
HERAUSFORDERUNGEN
Extreme, für Deutschland bisher untypische
Wetterlagen wie beispielsweise lange
Trockenperioden, Starkregenfälle mit Hochwasser
oder sehr milde Winter sind Anzeichen
eines voranschreitenden Klimawandels und
das Ergebnis der vielfältigen Eingriffe des
Menschen in das globale Ökosystem. Neben
der Versiegelung von wertvollen Bodenflächen
und dem Bau von neuen Gebäuden sind es
vor allem die steigenden Energiebedarfe und
Treibhausemissionen von Verkehr, Industrie
und Gewerbe, welche den Natur- und
Klimahaushalt immer noch stark strapazieren. Aus
diesem Grund sind die Auswirkungen von größeren
und kleineren (Bau-)Maßnahmen auf das Mikroklima
im Quartier zu beachten und ggf. Strategien zur
Anpassung an die damit einhergehenden Klimaveränderungen
zu entwickeln. Die tägliche Neuinanspruchnahme
von überwiegend landwirtschaftlich
genutzten Böden zu Gunsten von Siedlungs- und
Verkehrsflächen, auch „Flächenverbrauch“ genannt,
lag in Baden-Württemberg im Jahr 2017 bei rund
7,9 Hektar pro Tag. Um die endliche und ökologisch
wertvolle Ressource „Boden“ und die in und auf
ihr lebende Artenvielfalt zu schützen, haben Bund
und Länder 2002 die bundesweite Minimierung des
täglichen Flächenverbrauchs auf 30 Hektar pro
Tag bis zum Jahr 2020 beschlossen. Für das Land
Baden-Württemberg bedeutet dies eine Zielgröße
von täglich 3,0 Hektar. Die Landesregierung in
Baden-Württemberg bekräftigte 2016 in ihrem
Koalitionsvertrag den bereits von den Vorgängerregierungen
gesetzten „Netto-Null“-Verbrauch,
jedoch ohne eine zeitliche Zielangabe. Dies macht
deutlich, dass die Reduktion des Flächenverbrauchs
einen langwierigen Prozess erfordert.
Zur Erfüllung der landespolitischen
Vorgaben müssen auf der lokalen Ebene zielführende
Maßnahmen, zum Beispiel eine konsequente
Innenentwicklung, umgesetzt werden. Gleichzeitig
ist auch bei Innenentwicklungsmaßnahmen darauf
zu achten, dass die bestehende Siedlungsund
Freiflächenstruktur durch Nachverdichtungen
oder die Umnutzung von Flächen nicht zu sehr
belastet wird.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
Foto: Reschl Stadtentwicklung
32
140
129
14
120
120
113
12
100
10,3
10,2
10
80
8,7
74
7,9
8
60
58
6
40
20
4,5
30 3
51 55
30 minus X
20
4
2
0
1993-
1996
2000 2005 2010 2015 2018 Ziel
2020**
2025 Ziele
2030**
0
Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche (ohne Abbauland)
Verkehrsfläche
Siedlungs- und Verkehrsfläche gesamt (2016)***
Trend (gleitender Vierjahresdurchschnitt)
Erholungsfläche, Friedhof
Ziele**
Ziel Baden-Württemberg
Land Baden-Württemberg
Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche 2017/2018 in Deutschland und Baden-Württemberg
Quelle: Umweltbundesamt und Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2019
33
4
HANDLUNGS-
FELDER GEMEINDE-
ENTWICKLUNGS-
KONZEPT
| FICHTENAU 2035
“
im rahmen des gemeindentwicklungsprozesses wurden
acht handlungsfelder definiert. die handlungsfelder
dienen als struktur für die diskussion mit dem gemeinderat
und der bürgerschaft.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
4.1 DEMOGRAFIE | GESELLSCHAFTLICHER WANDEL
Die Demografie ist ein Querschnittsthema, das alle
Handlungsfelder beeinflusst und daher im Gemeindeentwicklungsprozess
gesondert betrachtet und an
den Prozessanfang gestellt wird.
Die demografische Entwicklung einer Gemeinde wird
von zwei Faktoren beeinflusst: Zum einen ist dies die natürliche
Bevölkerungsentwicklung, also die Geburtenund
Sterberate einer Gemeinde, zum anderen der
Wanderungssaldo, bestehend aus der Differenz von
Zu- und Fortzügen.
Die Bevölkerungsentwicklung kann kommunalpolitisch
nur sehr geringfügig beeinflusst werden.
Jedoch lassen sich unterschiedliche Voraus
setzungen zur Steigerung der Attraktivität als Wohnund
Arbeitsort schaffen, die für einen positiven
Wanderungssaldo bzw. für weniger Fortzüge
sorgen. Neben der Ergänzung von neuen, qualifizierten
Arbeitsplätzen und einem differenzierten
Wohnraumangebot beeinflussen insbesondere
weiche Standortfaktoren diese Attraktivität.
Dazu zählen beispielsweise die kommunale Infrastruktur
(insbesondere Bildungs- und Betreuungseinrichtungen),
ein vielfältiges Sport- und Freizeitangebot
sowie das Gemeindeimage, wozu auch das ehrenamtliche
Engagement einen großen Beitrag leistet.
Außerhalb des kommunalen Handlungsspielraums
beeinflussen auch externe Faktoren die demografische
Entwicklung und das Wanderungsverhalten.
Ein Beispiel hierfür ist die vermehrte Zuwanderung
von Flüchtlingen in den letzten Jahren. Ein solches
Ereignis lässt sich für die weitere Bevölkerungsentwicklung
nicht seriös abschätzen. Ebenso
haben Veränderungen des regionalen Arbeitsplatzangebots
Auswirkungauf die demografische
Entwicklung einer Gemeinde.
4.1.1 Ausgangslage
Rückblick auf die Fichtenauer Bevölkerungsentwicklung
(nach Statistischem Landesamt):
Die Einwohnerzahl der Gemeinde Fichtenau ist seit
dem Jahr 2001 von 4.690 auf 4.601 Einwohner im
Jahr 2018 zurückgegangen (knapp zwei Prozent). Der
Tiefstand von 4.444 Einwohnern wurde im Jahr 2013
erreicht. Entscheidend hierfür waren insbesondere ein
negativer Geburtensaldo (ein jährlicher Durchschnitt
seit 2001 von -3,9 Geburten) in Verbindung mit einem
negativen Wanderungssaldo (ein jährlicher Durchschnitt
seit 2001 von -1,0 Wanderungen). Während
sich in den Jahren 2001 bis 2005 die Fortzüge negativ
auswirkten, waren es in den Jahren 2006 bis 2016 eher
die Anzahl der Gestorbenen. Von 2013 bis 2015 lagen
die Zuzüge deutlich über der Anzahl der Verstorbenen.
Von 2013 bis 2015 lagen die Zuzüge deutlich über der
Anzahl der Fortzüge und auch die Anzahl der Lebendgeborenen
konnte die Zahl der Gestorbenen wieder
übersteigen, weshalb die Einwohnerzahl in den letzten
Jahren wieder leicht angestiegen ist. Die Altersgruppe
zwischen 15 und 21 Jahren ist die stärkste Gruppe an
Fortzügen. Zugezogen sind in den letzten Jahren
besonders viele Paare und Familien
zwischen 30 und 50 Jahren.
Ein Blick auf die Bevölkerungszahlen aus den Jahren
1967 und 1999 zeigt, dass 1967 ein Bevölkerungshöchststand
von 4.838 Einwohnern vorlag und 1999
noch 4.750 Personen in Fichtenau lebten. Dies
verdeutlicht einen bereits seit längerer Zeit
anhaltenden negativen Trend in der Bevölkerungsentwicklung,
der in den letzten Jahren
möglicherweise umgekehrt werden konnte
36
Bevölkerungsentwicklung in
Fichtenau (2001-2018)
Quelle: Statistisches Landesamt
Baden-Württemberg, 2019
DEMOGRAFIE | UND GESELLSCHAFTLICHER WANDEL WANDEL
Bevölkerungsentwicklung
A B C
Geburten und Sterbefälle in
Fichtenau (2001-2018)
Quelle: Statistisches Landesamt
Baden-Württemberg, 2019
70
60
Lebendgeborene
Gestorbene
64
54
66
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2018; Darstellung: Reschl Stadtentwicklung, 2019
50
47
52
40
41
30
35 31
29
20
10
0
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Jährliche Zu- und Fortzüge in
Fichtnau (2001-2017)
Zugezogene
Fortgezogene
Quelle: Statistisches Landesamt
400
Baden-Württemberg, 2019
376
350
351
300
269
250
245
200
150
155
163
100
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
37
Vorausrechnung
Mit Hilfe von Bevölkerungsvorausrechnungen
können künftige Einwohnerentwicklungen einer
Kommune besser abgeschätzt werden. Aus den
berechneten Einwohnerzahlen entstehen Entwicklungskorridore
und kommunalpolitische Handlungsfelder,
die je nach Zielwert unterschiedliche Anforderungen
an die künftige Gemeindeentwicklung stellen.
Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg
hat für die Gemeinde Fichtenau auf Basis der
Einwohnerzahl aus dem Jahr 2014 einen
Entwicklungskorridor von 4.580 bis 5.440 Einwohnern
bis zum Zieljahr 2035 berechnet. Dabei liegt der Wert
der Hauptvariante bei 4.852 Einwohnern im Jahr
2035. Die zuletzt von der Kommune erfasste Zahl
der Einwohner betrug im Jahr 2018 4.601 Personen,
womit der Wert zwischen der Hauptvariante
und dem Unteren Rand der Bevölkerungsvorausrechnung
des Stala`s liegt.
Tatsächliche Entwicklung Hauptvariante Unterer Rand Oberer Rand
5.600
5.400
5.440
5.200
5.000
4.852
4.800
4.600
4.690
4.543
4.601
4.580
4.400
4.200
4.000
Bevölkerungsvorausrechnung gemäß Statistischen Landesamt Baden-Württemberg
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2019
Eigene Entwicklungsszenarien
Zur Differenzierung der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung
erfolgte durch das Büro Reschl Stadtentwicklung
die Erarbeitung von Entwicklungsperspektiven
in fünf Szenarien. Diese eigene
Bevölkerungsvorausrechnungen basiert auf den
tatsächlichen Geburtenzahlen der Gemeinde Fichtenau
sowie der aktuellen Einwohnerzahl aus dem Jahr 2018.
Laut Einwohnermeldeamt lag am 31.12.2018 bei 4.601
Personen und damit 17 Personen unter dem Vergleichswert
des Statistischen Landesamtes für dasselbe
Datum. Zudem wurden für alle Szenarien die
gleiche örtliche Fertilitäts- und Mortalitätsrate
angenommen. Unterschieden haben sich
jedoch die Annahmen zu den Wanderungsbewegungen.
Für die Gemeinde Fichtenau wurden die
folgenden Szenarien definiert und berechnet:
38
1. „Trend der letzten 10 Jahre“ (*ohne 2015)
Dieses Szenario schreibt die durchschnittlichen
Wanderungsbewegungen der letzten zehn Jahre
fort. Bis zum Jahr 2035 würde so ein jährlicher
Wanderungssaldo von - 8 Personen bestehen. Die
Bevölkerung würde demzufolge um 344 Personen
bzw. um 8 Prozent auf 4.240 Einwohner zurückgehen.
2. „Natürliche Entwicklung“
In diesem Szenario wird keine Zu- oder Abwanderung
angenommen. Lediglich die Geburten- und die Sterberate
haben Einfluss auf die demografische Entwicklung.
Die angenommene jährliche Wanderung beträgt
daher +/- 0. Die Zahl der Einwohner
würde aufgrund der Geburten- und Sterberate bis
2035 auf 4.393 und somit um 4 Prozent sinken.
4. „Bestandserhalt“
Dieses Szenario basiert auf der Frage, wie hoch
die jährliche Wanderung sein muss, um die Einwohnerzahl
aus dem Basisjahr 2018 bis ins Jahr
2035 halten zu können. Hierfür wäre eine jährliche
Wanderung von + 10,15 Personen pro Jahr nötig.
5. „Hauptvariante StaLa“
Dieses Szenario stellt die künftige Bevölkerungsentwicklung
nach den Berechnungen der Hauptvariante
des Statistischen Landesamts Baden-
Württemberg dar. Um 2035 ein Bevölkerungswachstum
von 268 Personen bzw. 6 Prozent
zu erreichen, bedarf es eines Wanderungssaldos
von + 24,5 Personen pro Jahr.
3. „Trend der letzten 5 Jahre“ (*ohne 2015)
Wie in Szenario 1 wird die durchschnittliche
Wanderungsbewegung der letzten Jahre fortgeschrieben,
diesmal über einen (kürzeren) Zeitraum
der letzten fünf Jahre. Der Wanderungssaldo dieses
Zeitraums beträgt + 9 Personen pro Jahr. Die
Bevölkerung würde sich im Jahr 2035 auf 4.562 Einwohnern
und lediglich um 22 Personen verringern.
Der vom Büro Reschl Stadtentwicklung berechnete
Entwicklungskorridor zwischen den einzelnen
Szenarien für die Gemeinde Fichtenau bewegt
sich zwischen 4.240 und 4.852 Einwohnern im
Jahr 2035. Je nach angestrebtem Szenario und
der künftigen Ausrichtung der Gemeinde werden
im Jahr 2035 entweder 268 Einwohner mehr oder 344
Einwohner weniger in Fichtenau leben.
Trend 10* Jahre (2007-2017) Natürliche Entwicklung Trend 5* Jahre (2012-2017)
Bestandserhalt
Trend 10* Jahre (2007-2017) Ziel Natürliche Hauptvariante Entwicklung StaLa
Trend 5* Jahre (2012-2017)
Bestandserhalt
Ziel Hauptvariante StaLa
4900
4900
4800
4800
4700
4700
4600
4600
4500
4584
4584
4500
4400
4400
4300
4300
4200
4200
4100
4100
Kurvenverlauf der Szenarien
Quelle: Reschl Stadtentwicklung, 2019
4852
4852
4584
4562
4584
4562
4393
4393
4240
4240
39
Jährlicher
Szenarien Wanderungs- 2018 2035 +/- in %
saldo
Trend 10* Jahre (2007-2017) -8,00 4584 4240 -344 -8%
Natürliche Entwicklung 0,00 4584 4393 -191 -4%
Trend 5* Jahre (2012-2017) 9,00 4584 4562 -22 -0%
Bestandserhalt 10,15 4584 4584 -0 -0%
Ziel Hauptvariante StaLa 24,45 4584 4852 +268 +6%
Wanderungssaldo in den Szenarien
Quelle: Reschl Stadtentwicklung, 2019
Trend 10* Jahre
(2007-2017)
Nutzergruppen Alter 2018 2035 2035 2035 2035 2035
Natürliche Entwicklung
Trend 5* Jahre (2012-2017)
-8,0 0 +9,0 +10,2 +24,5
Bestandserhalt
Ziel Hauptvariante StaLa
Kleinkinder < 1 39 36 -7% 39 -1% 41 6% 42 7% 46 17%
U3-Betreuung 1-2 89 74 -17% 79 -11% 84 -5% 85 -5% 93 5%
Ü3-Betreuung 3-6 157 154 -2% 164 4% 174 11% 176 12% 192 22%
Grundschule 6-9 180 156 -13% 165 -8% 174 -3% 176 -2% 191 6%
Weiterführende Schule 10-18 458 362 -21% 376 -18% 393 -14% 395 -14% 422 -8%
Jugendliche 14-21 439 313 -29% 325 -26% 340 -23% 342 -22% 365 -17%
junge Erwachsene 21-30 564 431 -24% 460 -18% 489 -13% 493 -13% 538 -5%
Familiengründer 25-40 877 780 -11% 837 -5% 894 2% 901 3% 992 13%
Erwerbstätige 20-65 2835 2300 -19% 2407 -15% 2522 -11% 2537 -11% 2720 -4%
junge Senioren 66-75 414 664 60% 669 62% 674 63% 675 63% 683 65%
Senioren 76-85 310 382 23% 384 24% 386 25% 386 25% 390 26%
Hochbetagte > 85 85 116 36% 117 38% 119 40% 119 40% 122 44%
Wanderungssaldo der Nutzergruppen
Quelle: Reschl Stadtentwicklung, 2019
40
Die differenzierten Szenarien der Bevölkerungsvorausrechnung
lassen neben der Entwicklung der
Einwohnerzahl auch Rückschlüsse auf die
Veränderungen in der Altersstruktur erkennen. Durch
die Zusammenfassung von Altersjahrgängen lassen
sich zudem Nutzergruppen bilden, die dieselben
Anforderungen an die kommunale Infrastruktur
stellen. Aus diesen lassen sich direkte Rückschlüsse
auf bestehende und zukünftige Infrastrukturbedarfe
ziehen. Die hell hinterlegten Felder in der Tabelle
stehen für rückläufige, die dunklen Felder stehen
für gleichbleibende oder steigende Zahlen innerhalb
der jeweiligen Nutzergruppe.
•
• Ab der Gruppe der weiterführenden Schulen
bis hin zur Gruppe der jungen Erwachsenen
sind in allen Szenarien Verluste zu verzeichnen
• Die Zahl der Erwerbstätigen sinkt
in allen Szenarien
• Die Zahlen der jungen Senioren bis hin zu
den Hochbetagten steigen in allen
Szenarien deutlich an
Die einzelnen Gruppen überlappen sich teilweise, weshalb
diese nicht kumuliert werden können. Die konkrete
zukünftige Nachfrage für die verschiedenen
Nutzergruppen kann hierüber allerdings nur in
einem groben Rahmen bestimmt werden, da die
konkrete Entwicklung von weiteren, übergeordneten
Faktoren beeinflusst wird. Hierbei sind sich
verändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen,
gesetzliche Festlegungen und Mindeststandards
oder über das Gemeindegebiet hinausreichende
Einzugsgebiete jeweiliger Einrichtungen zu nennen.
Diese Faktoren sind zudem von Schwankungen
betroffen und können deshalb nicht exakt errechnet
werden.
Folgende Trends lassen sich anhand der Bevölkerungsvorausrechnung
in den Nutzergruppen erkennen:
• Die Zahl der Kleinkinder verzeichnet, wie
die Zahl der Familiengründer in den Szenarien
3 bis 5, einen Zuwachs
• Der Bedarf an U3-Betreuung geht in allen
Szenarien, außer in Szenario 5, zurück;
gleiches ist in der Gruppe der Grundschule
zu beobachten
• Bei der Ü3-Betreuung ist, außer in
Szenario 1, mit einem Zuwachs zu rechnen
41
4.1.2 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung
Im Rahmen der kommunalen Klausurtagung wurden
die Entwicklungsperspektiven der eigenen Bevölkerungsvorausrechnung
vorgestellt und erklärt.
Anschließend wurden der Gemeinderat und die
Bürgermeisterin gebeten, ihre Zielsetzung für die
Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Fichtenau mit
einem Klebepunkt zu markieren. Dies erfolgte sowohl
zu Beginn der Veranstaltung als auch zum Abschluss.
Die Punktabfrage bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern
ergab einen Korridor der knapp über dem
Szenario „Bestandserhalt“ beginnt und leicht
über dem Szenario „Hauptvariante“ endet. Ein
Schwerpunkt wurde im Bereich der Zielmarke von
4.800 Einwohnern im Jahr 2035 geklebt, was eine
anzustrebende Wachstumsrate von ca. 4,7
Prozent zur Folge hätte.
Punktabfrage der kommunalen Klausurtagung
Quelle: Reschl Stadtentwicklung
4.1.3 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt
Im Rahmen der Zukunftswerkstatt hatten die
anwesenden Bürgerinnen und Bürger ebenfalls die
Möglichkeit ihre Zielvorstellung für die zukünftige
Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde zu definieren.
Das Ergebnis fällt im Vergleich zur kommunalen
Klausurtagung verhaltener aus: Die Bürgerschaft
präferiert einen Entwicklungskorridor zwischen
den Szenarien der „Natürlichen Entwicklung“
und der „Hauptvariante“. Der Schwerpunkt
befindet sich im Bereich des Zielwertes von
4.650 Einwohnern im Jahr 2035, was einem angestrebten
Wachstum von 1,4 Prozent entsprechen
würde.
Punktabfrage der Zukunftswerkstatt
Quelle: Reschl Stadtentwicklung
42
Foto: Reschl Stadtentwicklung
Foto: Reschl Stadtentwicklung
43
4.2 LANDSCHAFT | ÖKOLOGIE
Der voranschreitende Klimawandel sowie die inzwischen
sichtbaren und spürbaren Auswirkungen auf
Natur und Umwelt führen zu einem Bewusstseinswandel
in der Gesellschaft: Während es vor einigen Jahren
noch galt Wachstum um jeden Preis zu ermöglichen,
gewinnen landschaftsräumliche und ökologische
Belange in der Entwicklung vermehrt an Bedeutung.
Der Umgang mit den Folgen des Klimawandels und
die Leistung eines Beitrags zur Begrenzung dessen
stellen daher zunehmende Herausforderungen der Gemeindeentwicklung
dar, auf die mit entsprechenden
Maßnahmen auf kommunaler Ebene – im Rahmen der
jeweiligen Möglichkeiten – reagiert werden muss.
Durch einen nachhaltigen Umgang mit vorhandenen
Ressourcen, wie beispielsweise durch eine Reduzierung
der Flächeninanspruchnahme bei zukünftigen
Siedlungsentwicklungen, können Gemeinden einen
wesentlichen Beitrag zum Schutz von hochwertigen
Böden für die Landwirtschaft und zur Minderung
der Flächenversiegelung beitragen - zumal die umgebende
Landschaft schon heute ein
wichtiges Identitätsmerkmal der Bürgerschaft
darstellt und vielseitige Naherholungsmöglichkeiten
bietet, welche es zu erhalten gilt. Gleichzeitig kann
über die Realisierung von Maßnahmen zur Anpassung
an den Klimawandel eine ökologisch hochwertige
und naturnahe Gestaltung von Freiflächen erfolgen:
Neben einem Naherholungswert für die Bevölkerung
tragen diese auch zu einer thermischen Entlastung im
Siedlungsbereich bei und garantieren den
Wasserrückhalt bei Starkregenereignissen. Ebenso
sorgen eine klimaangepasste Gestaltung, Ausstattung
und Beschaffenheit baulicher Anlagen nicht nur für
eine Milderung des Mikroklimas und eine bessere
Durchlüftung in den Gemeinden, sondern sie steigern
auch die Gesundheit und das Wohlbefinden der Einwohnerinnen
und Einwohner.
Als ein weiterer Beitrag zum Ressourcenschutz sind
die Reduzierung des Energieverbrauchs und die Steigerung
der Energieeffizienz zu nennen. Gerade im
Gebäudebestand bestehen erhebliche Potenziale zur
Minderung des CO2-Ausstoßes. Ein Hemmnis stellt
jedoch oftmals die Mitwirkungsbereitschaft von
Privaten dar, die informiert und sensibilisiert werden
müssen.
Im Bereich der kommunalen Liegenschaften ist zu
beobachten, dass Gemeinden ihrer Vorbildfunktion
weitestgehend gerecht werden und ihre Gebäude
sukzessive energieeffizienter gestalten und vermehrt
mit regenerativen Energien versorgen. Denn langfristig
führt ein geringerer Energieverbrauch auch zu
Kosteneinsparungen, die nicht nur das Klima, sondern
auch den kommunalen Haushalt erfreuen.
4.2 Ausgangslage
Flächennutzung
Das Landschaftsbild der Gemeinde Fichtenau ist von
Wäldern und leichten Hügeln geprägt. Der tiefste Punkt
des Gemeindegebiets liegt bei 439 Metern über NN im
oberen Reiglersbachtal, westlich von Großenhub, und
der höchste Punkt bei 525 Metern über NN im Wald
Mooslache, zwischen Wäldershub und Neustädtlein.
Die Gemeinde Fichtenau umfasst eine Gesamtfläche
von 3.128 Hektar. Davon sind 14,6 Prozent
Siedlungs- und Verkehrsflächen, 48,1 Prozent Flächen
für die Landwirtschaft, 34,7 Prozent Waldflächen,
2,0 Prozent Gewässerflächen (62 Hektar) und 0,6
Prozent sonstige Flächen (z. B. vegetationslose
Flächen). Die Gemeinde Fichtenau gehört mit ihren
Wäldern, in denen vor allem Fichte vorkommt, zu den
so genannten Wäldergemeinden, woraus auch der
Kunstname Fichtenau entstanden ist. Unterbrochen
werden die Waldgebiete an einigen Stellen durch
Rodungsinseln.In Fichtenau wird intensiv Landwirtschaft
betrieben, wobei sich Ackerflächen, Grünland
und Waldgebiete kleinräumig abwechseln.
Eine Besonderheit der gemeindlichen Flächennutzung
ist der vergleichsweise hohe Anteil an
44
Wasserflächen, welche meist als Fischteiche
genutzt werden. Die insgesamt 23 Stauteiche chara
kterisieren die Landschaft und machen Fichtenau
zur weiherreichsten Gemeinde im Landkreis.
Naturräumliche Gliederung
Die Gemeinde Fichtenau liegt naturräumlich umgeben
von den Ellwanger Bergen im Westen mit zur
Jagst verlaufenden Bächen und dem Dinkelsbühler
Hügelland im Osten, dessen Gewässer zur Wörnitz
und mit ihr zur Donau fließen. Etwa in der Mitte der
Gemeinde verläuft die Europäische Wasserscheide
zwischen Rhein und Donau, an die beispielsweise
die Teilorte Wildenstein und Matzenbach direkt
angrenzen.
Regenerative Energieen
Einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leistet
die Gemeinde mit einem Windpark, östlich des
Ortsteils Wäldershub. Drei Windräder mit einer
Nennleistung von 3.300 Kilowatt werden hier von der
EnBW AG betrieben werden.
Anhand der Daten von der Messstation Ellwangen
auf 439 Metern Höhe zeigt das Klima kleinräumige
Unterschiede. Generell liegen die mittleren
Monatstemperaturen im Januar jedoch bei -1,7 °
Celsius und im Juli bei 16,9 ° Celsius, die mittlere Jahrestemperatur
beträgt 7,6 ° Celsius. Auch die Niederschlagshöhen
differieren zwischen 600 und 900 mm.
Naturrechtliche Restriktionen
In der Gemeinde existieren vielfältige naturräumliche
Schutzgebiete, insbesondere entlang der
Rotach mit ihrer historischen Weiherstruktur zwischen
Neustädtlein im Norden und Oberdeufstetten im
Süden. So ist das gesamte Rotachtal auf Fichtenauer
Gemarkung nach der Fauna/Flora/Habitat-
Richtlinie (FFH) in das Netz europäischer Schutzgebiete
»Natura 2000« aufgenommen. Seit den
1990er Jahren haben sich an diesen historischen
Mühlweihern, die auch als Fischteiche genutzt werden,
Biber angesiedelt. Der Biber ist das größte europäische
Nagetier und die Fichtenauer Weiherstruktur ein
Zentrum der aktiven Wiederansiedlung dieser Tiere.
45
4.2.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung
Auf die Frage, was die Bürgerinnen und
Bürger besonders an ihrer Gemeinde stört, werden
an sechster Stelle die „Windräder“ genannt.
Der Umwelt- und Landschaftsschutz wird in
Fichtenau als wichtiges Thema wahrgenommen,
jedoch nur zu 59,5 Prozent positiv bewertet. Hier sieht
die Bürgerschaft also noch deutliches Handlungs-
potential. Vergleichbar sieht es bei den Themen
Grünflächen und der Begrünung mit 53,0 Prozent
Zustimmung oder erneuerbare Energie und Energieeffizienz
mit 53,5 Prozent Zufriedenheit aus.
4.2.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung
Der Gemeinderat war sich in seiner Diskussion einig,
dass der Umwelt-, Landschafts- und Klimaschutz in
Fichtenau künftig eine wichtige Rolle in der Gemeindeentwicklung
einnehmen soll. Allein durch eine
intensivere Innenentwicklung und einen schonenden
Umgang mit der Landschaft, kann ein wichtiger
Beitrag hierzu geleistet werden. Die bestehenden
1.084 Hektar Waldflächen sind zudem ein wichtiger
Faktor für das lokale Klima in Fichtenau. Diese gilt es
auch zukünftig zu erhalten und nachhaltig zu
entwickeln.
Durch eine verbesserte Energieeffizienz der
kommunalen Liegenschaften, beispielsweise durch
neue Heizungsanlagen und eine verbesserte Wärmedämmung,
soll darüber hinaus ein lokaler Beitrag zu
übergeordneten Klimazielen geleistet werden.
Eine wichtige Maßnahme stellt in diesem Zusammenhang
die Sanierung des Rathauses dar.
4.2.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt
Als erster Aspekt wurde von den Teilnehmerinnen und
Teilnehmern die „Biberproblematik“ in der Gemeinde
angesprochen, die aufgrund der immer größer werdenden
Population unbedingt gelöst werden soll. Als
mögliche Umsetzungsschritte wurden eine
Reduktion des Bestands oder eine teilweise
Umsiedlung vorgeschlagen.
Um den Natur- und Landschaftsraum erlebbarer zu
gestalten, sollen aus Sicht der Bürgerschaft Waldund
Feldwege ausgebaut, miteinander verbunden
und besser gepflegt werden. Als erstrebenswert wird
auch ein Ausbau dieser Wege als Radwegeverbindung
zwischen den Ortschaften gesehen. Die zahlreichen
Weiher und deren zusammenhängende Struktur
soll als naturräumliche Besonderheit Fichtenaus
intensiver gepflegt und zugänglich gestaltet werden.
Die hohe Lichtintensität im Gewerbegebiet Neustädtlein
wird von der beteiligten Bürgerschaft als
Störfaktor empfunden und soll reduziert werden.
46
Legende
Maßstab 1
Gebäude
Neustädtlein
Wald
Gewässer
Bernhardsweiler
Landwirtschaftsgebiet
Rötlein
Legende
Gemarkung
NSTEIN
Gebäude
LAUTENBACH
Wald
Gewässer
Landwirtschaftsgebiet
Wasserschutzgebiet
Gebiet für Forstwirtschaft
Gebiet zur Sicherung von Rohstoffen
Landschaftsschutzgebiet
Gemarkung
FFH-Gebiet
Buckenweiler
Lege
Wasserschutzgebiet
UNTERDEUFSTETTEN
Großenhub
Oberdeufstetten
Gebiet für Forstwirtschaft
Gebiet zur Sicherung von Rohstoffen
Neustädtlein
Landschaftsschutzgebiet
Bernhardsweiler
Buckenweiler
FFH-Gebiet
Wäldershub
Rötlein
Restriktion
Fichtenhof
WILDENSTEIN
Maßstab 1:25000
LAUTENBACH
April 2019
Z. Li
N
Gunzach
Restriktion
Krettenbach
Buckenweiler
Maßstab 1:25000
Oberdeufstetten
April 2019
Z. Li
N
Hahnenbach
UNTERDEUFSTETTEN
MATZENBACH
Restrikti
April 2019
Z. Li
Naturrechtliche Restriktionen und Schutzgebiete
Quelle: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, 2019, Darstellung Reschl Stadtentwicklung
47
48
Foto: Reschl Stadtentwicklung
4.3 RAUMSTRUKTUR | SIEDLUNGSENTWICKLUNG | WOHNEN
In unmittelbarem Zusammenhang mit der weiteren
Bevölkerungsentwicklung stehen auch die weitere
Siedlungs- und Wohnungsbauentwicklung. Diese
spielen daher eine zentrale Rolle bei der Ausgestaltung
der künftigen Gemeindeentwicklung.
Der äußere Rahmen der möglichen Einwohnerentwicklung
einer Kommune wird für einen kurzbis
mittelfristigen Zeithorizont über das vorhandene
Wohnungsangebot definiert. Perspektivisch
wird die Entwicklung über die Verfügbarkeit von
Flächenpotentialen, sowohl im Innenbereich als
auch im Außenbereich, beispielsweise als geplante
Baufläche im Flächennutzungsplan, bestimmt.
Neben der quantitativen Verfügbarkeit von
Entwicklungsflächen als limitierender Faktor spielt
auch die qualitative Frage der Passung eine Rolle:
Bestimmte Zielgruppen fragen bestimmte
Wohnungstypen nach, teilweise auch spezielle Lagen.
Daneben führt die Entwicklung der Preise für das
Wohnen dazu, dass einer Preisdifferenzierung eine
stark gestiegene Bedeutung zukommt: Wohnraum
muss gezielt auch zu Preisen angeboten werden, die
sich an den Bedürfnissen von Gruppen mit niedrigerem
Haushaltseinkommen orientieren. Kommunalpolitische
Wohnungsbaustrategien müssen sich
regelmäßig, vor allem an diesen qualitativen Aspekten ,
messen lassen – eine rein quantitative Herangehensweise,
wie sie die vorbereitende Bauleitplanung
kennt, kann ohne flankierende
Konzepte zu Fehlentwicklungen führen.
4.3.1 Ausgangslage
Seit dem Jahr 1993 wurden in Fichtenau durchschnittlich
rund 17 Wohneinheiten pro Jahr errichtet.
Dabei ist die Zahl der Baufertigstellungen in den letzten
Jahren jedoch deutlich zurückgegangen. So wurden
im gesamten Zeitraum von 2013 bis 2017 lediglich
42 Wohneinheiten neu gebaut. Die Wohnbautätigkeit
der letzten Jahre entspricht somit einem
Durchschnittswert von rund 8 Wohneinheiten pro Jahr.
Der Anteil an Einfamilienhäusern liegt dabei mit 70
Prozent vergleichsweise hoch und der Anteil an Mehrfamilienhäusern
mit 5 Prozent vergleichsweise gering.
Um weitere Perspektiven der Siedlungsentwicklung
definieren zu können, müssen die vorhandenen
Potentiale erhoben und quantifiziert werden.
Bei Flächenpotentialen der Siedlungsentwicklung
wird zwischen Flächen innerhalb der Ortsteile (Innenentwicklungspotentiale)
und Flächen außerhalb der
bebauten Ortsteile (Außenentwicklungspotentiale)
unterschieden.
Innenentwicklung | Wohnen
Um die vorhandene Infrastruktur möglichst effizient
auszulasten und die Inanspruchnahme neuer Flächen
zu minimieren, gilt in der Stadt- und Gemeindeentwicklung
das allgemeine Ziel der „Innen- vor
Außenentwicklung“, welches seit 2012 im Baugesetzbuch
verankert ist. Zu den Innenentwicklungflächen
zählen zum einen Baulücken und zum anderen Nachverdichtungsflächen.
Ein Grundstück wird dann
als Baulücke bezeichnet, wenn es unbebaut ist,
gültiges Baurecht besteht und die Erschließung
gesichert ist. Im Gegensatz stellen liegt bei Nachverdichtungsflächen
größere Grundstücke dar, die bereits
geringfügig bebaut sind und über eine Ergänzung
des Baurechts zusätzlich bebaut werden können.
Als Innenentwicklungspotentiale hat das Büro Reschl
Stadtentwicklung im Zuge der Bestandsaufnahme
erstmals alle Baulücken erhoben und kartografiert.
Hieraus ergeben sich für Fichtenau große Innenentwicklungspotentiale
mit einer Gesamtfläche von
über 23 Hektar. Da es sich bei den erhobenen Baulücken
überwiegend um privates Eigentum handelt
49
und nicht davon ausgegangen wird, dass alle Flächen
zum Zieljahr 2035 bebaut oder verkauft werden
können, wurde ein realistischer Aktivierungsfaktor von
30 % bis zum Jahr 2035 angesetzt. Insgesamt stünden
der Gemeinde somit 6,9 Hektar an potenzieller Wohnbaufläche
im Innenbereich zur Verfügung. Es wurden
somit 6,9 Hektar in die Bilanzierung der verfügbaren
Wohnbauflächenpotenziale eingerechnet.
Außenentwicklung | Flächennutzungsplan
Um über ausreichend Flächenreserven für die
zukünftige Siedlungsentwicklung zu verfügen,
müssen neben den Innenentwicklungspotentialen
auch Flächen im Außenbereich vorgehalten werden.
Diese Reserven sind im aktuellen Flächennutzungsplan
des Gemeindeverwaltungsverbands
Kreßberg-Fichtenau enthalten und wurden in der
Analysephase in eigene Karten übertragen. Die
Außenentwicklungspotentiale bestehen sowohl aus
geplanten als auch aus bestehenden Wohnbauflächen.
Die Wohnbauflächen wurden hierbei mit
einem Aktivierungsfaktor von 100 Prozent angerechnet,
da die Baureifmachung kommunal steuerbar
ist.
Aktuell befinden sich in Erschließung beziehungsweise
in der Vermarktung befinden sichdie Baugebiete
„Promenadenweg“ in Wildenstein/Lauterbach, „Hahnenbergweg“
in Matzenbach sowie „Südliche Lange
Äcker“ in Unterdeufstetten.
Die Flächenpotentiale im Außenbereich konzentrieren
sichauf die großen Ortsteile: Matzenbach, Wildenstein,
Lautenbach und Unterdeufstetten. Insgesamt
verfügt die Gemeinde gemäß Flächennutzungsplan
über ein bestehendes Flächenpotential von 9,7 Hektar
für Wohnen. Darüber hinaus sind im Flächennutzungsplan
weitere 10,7 Hektar als geplante
Wohnbauflächen enthalten. Je nach Szenario der
Bevölkerungsvorausrechnung werden zwischen 0 und
11,2 Hektar an zusätzlichen Wohnbauflächen bis zum
Jahr 2035 benötigt.
Neben der veränderten Bevölkerungszahl ist hierbei
auch eine gesteigerte Wohnflächeninanspruchnahme
pro Person eingerechnet. Mit der rechtsverbindlichen
Berechnung durch die „Plausibilitätsprüfung
der Bauflächenbedarfsnachweise im
Rahmen des Genehmigungsverfahren nach §§ 6 und
10 Abs. 2 BauGB“ des Ministeriums für Verkehr und
Infrastruktur Baden-Württemberg lässt sich der
wachsende Wohnraumbedarf, der durch den Rückgang
der Belegungsdichte entsteht, berechnen.
Szenarien
Bevölkerungsänderung
2017- 2035
Flächenbedarf d.
Bevölkerungsänderung
Flächenbedarf d.
Rückgang d.
Belegungsdichte im
Bestand
Flächenbedarf
2017 - 2035
je Szenario
Szenario 1
Trend 10*Jahre (2007-2017)
Szenario 2
Natürliche Entwicklung
Szenario 3
Trend 5* Jahre (2012-2017)
Szenario 4
Bestandserhalt
Szenario 5
Ziel Hauptvariante StaLa
- 344 EW - 7,6 ha 5,2 ha - 2,4 ha
- 191 EW - 4,2 ha 5,2 ha 1,0 ha
- 22 EW - 0,5 ha 5,2 ha 4,7 ha
+/- 0 EW 0,0 ha 5,2 ha 5,2 ha
+ 268 EW 6,0 ha 5,2 ha 11,2 ha
Flächenbedarfe nach Szenarien
Quelle: Reschl Stadtentwicklung, 2019
50
Der Wohnflächeninanspruchnahme wird dabei ein
jährliches Wachstum von drei Prozent durch die
Bevölkerung unterstellt. Bezieht man die regionalplanerisch
festgeschriebene Wohndichte von 45
Einwohnern pro Hektar Bruttobauland in die
Rechnung ein, bedeutet dies, dass der Wohnflächenbedarf
in Fichtenau bis zum Jahr 2035 allein durch die
bestehende Bevölkerung um 5,2 Hektar wächst.
Über den wachsenden Flächenbedarf der bestehenden
Bevölkerung hinaus ergeben sich weitere Flächenbedarfe
durch die Szenarien der künftigen
Bevölkerungsentwicklung. Im Folgenden werden
aus den Ergebnissen der individuellen Bevölkerungsvorausrechnung
die weiteren Bedarfe an Wohnbauflächen
abgeleitet.
Im Szenario „Bestandserhalt“ findet bis zum Zieljahr
2035 kein Bevölkerungswachstum und auch kein
Bevölkerungsrückgang statt. Der zusätzliche Flächenbedarf
resultiert daher nur aus dem Mehrbedarf aufgrund
des Rückgangs der Belegungsdichte von 5,2
Hektar Wohnbaufläche.
Im Szenario „Hauptvariante StaLa“ ergibt sich ein
Bevölkerungswachstum von 268 Personen. Dies führt
zu einem Flächenbedarf von 6,0 Hektar. Zusammen
mit dem Flächenbedarf aus dem Rückgang der
Bevölkerungsdichte von 5,2 Hektar ergibt sich ein
Wohnbauflächenbedarf von insgesamt 11,2 Hektar.
Im Szenario „Trend der letzten zehn Jahre“ nimmt
die Bevölkerung in Fichtenau spürbar bis zum Zieljahr
2035 um 334 Personen ab. Durch diesen Rückgang
ergibt sich ein Minderbedarf an Flächen von 7,6
Hektar. Berechnet man den wachsenden Wohnraumbedarf
der bestehenden Bevölkerung mit ein, bleibt
ein Minderbedarf von 2,4 Hektar und es werden keine
weiteren Wohnbauflächen benötigt.
Im Szenario „Natürliche Entwicklung“ wird die
Gemeinde Fichtenau bis zum Jahr 2035 um 191
Personen abnehmen, was einen Flächenminderbedarf
von 4,2 Hektar entspricht. Gegenübergestellt mit dem
wachsenden Bedarf aus der bestehenden Bevölkerung
ergibt sich ein neuer Wohnbauflächenbedarf von 1,0
Hektar.
Im Szenario „Trend der letzten fünf Jahre“ ist mit
einem Bevölkerungsrückgang von 22 Personen bis zum
Jahr 2035 zu rechnen. Dies bedeutet, dass 0,5 Hektar
weniger Wohnbaufläche benötigt wird. Nach Verrechnung
mit dem wachsenden Flächenbedarf von 5,2
Hektar durch die bestehende Bevölkerung, ergibt sich
ein Mehrbedarf bis 2035 von 4,7 Hektar Wohnbaufläche.
51
Neustädtlein
Großenhub
Wäldershub
Rötlein
Fichtenhof
WILDENSTEIN
Gunzach
Krettenbach
Hahnenberg
MATZENBACH
Wohnbauflächenpotentiale Fichtenau
Darstellung Reschl Stadtentwicklung, 2019
52
Bernhardsweiler
LAUTENBACH
Legende
Buckenweiler
Oberdeufstetten
Legende
UNTERDEUFSTETTEN
BAUFLÄCHENSPOTENZIAL
UNTERDEUFTETTEN
N
BAUFLÄCHENSPOTENZIAL
UNTERDEUFTETTEN
N
53
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Datum: 02.04.2019
gez.:
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Datum: 02.04.2019
gez.:
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Datum: 02.04.2019
gez.:
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Leerstandsrisikokataster Ü75
Ein weiteres künftiges Potential besteht durch
Wohneinheiten, welche mittel- bis langfristig dem
Wohnungsmarkt zugeführt werden.
Das vom Büro Reschl Stadtentwicklung angefertigte
Leerstandsrisikokataster zeigt jene Gemeindebereiche,
in denen der perspektivische Bewohnerwechsel
am stärksten auftreten wird. Hierfür wurden
sämtliche Wohneinheiten, in denen der jüngste Bewohner
75 beziehungsweise 80 Jahre alt ist, ermittelt.
Die Zahl der betroffenen Wohneinheiten gibt dabei
Auskunft über die Bereiche, in denen altersbedingt
mit einem zeitnahen Wechsel der Bewohner zu rechnen
ist. Falls zukünftig kein neuer Bewohner gefunden
wird, besteht hier die Gefahr von neuen Wohnungsleerständen.
Aufgrund der sensiblen Daten wurden
die Ergebnisse anonymisiert und in 100 auf 100 Meter
großen Kacheln dargestellt.
Im Ergebnis wurden für die Gemeinde Fichtenau
insgesamt 180 Wohneinheiten ermittelt, in denen der
jüngste Bewohner 75 Jahre oder älter ist. Dies entspricht
einer Leerstandsrisikoquote von 8,9 Prozent.
Eine Konzentration dieser Wohneinheiten lässt sich
insbesondere in Oberdeufstetten, Unterdeufstetten
und Matzenbach beobachten.
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
Gebäudepotenzialanalyse Ü75
Großenhub | Wäldershub
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü75
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
75 Jahre alt)
Legende
UE75_anonym
FICHTENAU
Legende
´
Leerstandsrisikokataster Ü75
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
75 Jahre alt)
UE75_anonym
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
Gebäudepotenzialanalyse Ü75
Lautenbach | Buckenweier
´
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü75
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
75 Jahre alt)
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü75
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
75 Jahre alt)
Legende
UE75_anonym
Legende
Gebäudepotenzialanalyse Ü75
Krettenbach | Gunzach
´
Gebäudepotenzialanalyse Ü75
Matzenbach
UE75_anonym
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
´
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
Datum: 02.04.2019
gez.:
54
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
FICHTENAU
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü75
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
75 Jahre alt)
Leerstandsrisikokataster Ü75
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
75 Jahre alt)
Legende
UE75_anonym
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
Gebäudepotenzialanalyse Ü75
Rötlein | Neustädtlein | Bernhardsweier
Datum: 02.04.2019
gez.:
´
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü75
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
75 Jahre alt)
Legende
UE75_anonym
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
Gebäudepotenzialanalyse Ü75
Unterdeufstetten | Oberdeufstetten
Datum: 02.04.2019
gez.:
FICHTENAU
Legende
Leerstandsrisikokataster Wohneinheiten Ü75 in 100m Raster
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
1 Wohneinheit
75 Jahre alt)
´
Gebäude
UE75_anonym
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Legende
Originalmaßstab 1 : 2.500
UE75_anonym
0 15 30 60 90 120 150
Meter
´
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
Gebäudepotenzialanalyse Ü75
Wildenstein
Leerstandsrisikokartierung ´
Fichtenau
Datum: 02.04.2019
Darstellung
gez.:
Reschl Stadtentwicklung, 2019
Datum: 02.04.2019
gez.:
55
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Datum: 02.04.2019
gez.:
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Gebäude
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Datum: 02.04.2019
gez.:
Leerstandsrisikokataster Ü80
Zieht man das Leerstandsrisikokataster heran, bei
dem der jüngste Bewohner mindestens 80 Jahre alt
ist, ergibt sich eine gesamtgemeindliche Leerstandsrisikoquote
von 5,1 Prozent. Hier lässt sich eine räumliche
Konzentration insbesondere im Ortsteil Matzenbach
nachvollziehen, obwohl auch hier alle Ortsteile
mit einzelnen Wohneinheiten betroffen sind.
Abschließend ist festzustellen, dass die Flächengemeinde
Fichtenau auf ihrer gesamten Gemarkung
über erhebliche Flächenpotenziale für die weitere
Siedlungsentwicklung, sowohl im Innen- als auch im
Außenbereich, verfügt. Im Sinne einer nachhaltigen
und flächensparenden Gemeindeentwicklung sollten
Erstgenannte jedoch prioritär behandelt werden.
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü80
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
80 Jahre alt)
Gebäudepotenzialanalyse Ü80
Lautenbach | Buckenweier
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü80
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
80 Jahre alt)
Legende
UE80_anonym
Datum: 02.04.2019
gez.:
FICHTENAU
´
Leerstandsrisikokataster Ü8
(Die jüngsten Bewohner ein
Gebäudes sind mindenstens
80 Jahre alt)
Legende
Legende
UE80_anonym
UE80_anonym
Gebäudepotenzialanalyse Ü80
Krettenbach | Gunzach
Gebäudepotenzialanalyse Ü80
Matzenbach
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü80
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
Datum: 02.04.2019
80 Jahre alt)
gez.:
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
´
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü80
Datum: 02.04.2019
(Die gez.: jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
80 Jahre alt)
Legende
UE80_anonym
Legende
UE80_anonym
´
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
Gebäudepotenzialanalyse Ü80
Großenhub | Wäldershub
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
Gebäudepotenzialanalyse Ü80
Rötlein | Neustädtlein | Bernhardsweier
´
56
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Gebäude
Wohneinheiten in 100m Raster
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Meter
Meter
FICHTENAU
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü80
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
80 Jahre alt)
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü80
(Die jüngsten Bewohner eines
Leerstandsrisikokataster Ü75
Gebäudes sind mindenstens
(Die jüngsten Bewohner eines
80 Jahre alt)
Gebäudes sind mindenstens
75 Jahre alt)
Legende
UE80_anonym
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
Gebäudepotenzialanalyse Ü80
Unterdeufstetten | Oberdeufstetten
Datum: 02.04.2019
gez.:
FICHTENAU
Leerstandsrisikokataster Ü80
(Die jüngsten Bewohner eines
Gebäudes sind mindenstens
80 Jahre alt)
´
Legende
UE80_anonym
Einige Raster wurden aufgrund des Datenschutzes entfernt
Gebäudepotenzialanalyse Ü80
Wildenstein
Datum: 02.04.2019
gez.:
Legende ´
Gebäude Gebäude
UE75_anonym
UE80_anonym
Wohneinheiten Wohneinheiten 100m in 100m Raster Raster
1 Wohneinheit
1 Wohneinheit
2 Wohneinheiten
2 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
3 - 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Mehr als 5 Wohneinheiten
Flurstuckgrenze
Flurstuckgrenze
Originalmaßstab 1 : 2.500
0 15 30 60 90 120 150
Originalmaßstab 1 : 2.500 Meter
0 15 30 60 90 120 150
Datum: 02.04.2019
gez.:
Datum: 02.04.2019
gez.:
Meter
´ ´
Leerstandsrisikokartierung Fichtenau
Darstellung Reschl Stadtentwicklung, 2019
57
4.3.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung
Bei der Bürgerbefragung wird der lokale Wohnungsmarkt
durchaus differenziert wahrgenommen: So
bewerten 72,8 Prozent der Befragten das Angebot
an Mietwohnungen in der Gemeinde als nicht ausreichend.
Wenn Mietwohnungen verfügbar sind,
werden diese von 65,3 Prozent als bezahlbar
empfunden. Bei den Bauplätzen bewerten
jeweils ca. zwei Drittel der Befragten das Angebot
als ausreichend, attraktiv und die Preise als angemessen
(62,8, 63,4 und 65,8 Prozent). In den entsprechenden
Kontrollfragen wird das Wohnungsangebot
von 70,3 Prozent als weniger bis gar nicht
gut gesehen während das Grundstücksangebot zu
fast gleichen Teilen gut bzw. schlecht bewertet wird.
Für 56,0 Prozent der Befragten soll der Schwerpunkt
des Wohnungsbaus innerhalb des bestehenden Siedlungsbereichs
liegen. 38,4 Prozent befürworten einen
Schwerpunkt an den Ortsrändern durch neue Bauplätze.
In den Altersgruppen der 20- bis 39-Jährigen,
von denen in den kommenden Jahren die höchste
Nachfrage nach Bauland zu erwarten ist, sprechen
sich bis zu 60 Prozent für eine Entwicklung am Ortsrand
aus. Gegen die Entwicklung neuer Bauplätze
sprechen sich lediglich 5,6 Prozent aller Befragten aus.
Wenn die Befragten aufgrund ihres Alters die täglichen
Arbeiten im Haushalt nicht alleine bewältigen
könnten, würden am liebsten 71,0 Prozent im
eigenen Haus/der eigenen Wohnung mit Betreuung
wohnen bleiben. Bei den Kindern oder Verwandten
favorisieren 14,7 Prozent, 12,9 Prozent das
Wohnen in einer Anlage mit betreutem Wohnen
und nur 1,4 Prozent erwägen ein Seniorenheim.
Grundsätzlich ist die Zufriedenheit mit dem unmittelbaren
Wohnumfeld in Fichtenau hoch:
82,6 Prozent der Befragten sind zufrieden oder sehr
zufrieden mit diesem. Dabei fällt in Unterdeufstetten
die Zustimmung mit 72,7 Prozent geringer aus als dies
in den anderen Ortsteilen der Fall ist (zwischen 84,5
und 86,9 Prozent).
4.3.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung
In der Diskussion um die weitere Siedlungsentwicklung
in Fichtenau wurden im Plenum
Siedlungsschwerpunkte herausgearbeitet. Der
Fokus der weiteren Flächenentwicklung wird dabei
auf die „Entwicklungsschwerpunkte“ (Es) Matzenbach,
Wildenstein und Unterdeufstetten gelegt, da
hier bereits Infrastruktureinrichtungen bestehen,
die durch eine Bevölkerungsstabilisierung gestärkt
und erhalten werden sollen. In diesen Ortsteilen
sollen, neben einer verstärkten Innenentwicklung,
auch Entwicklungen im Außenbereich stattfinden.
Die Ortsteile Neustädtlein und Lautenbach haben
durch ihre Lage und ihren Siedlungscharakter eine
besondere Rolle im Gemeindegebiet. Diese Ortsteile
sollen als Orte der Kategorie „Eigenentwicklung
plus“ (E+) künftig neben der Innenentwicklung auch
die Arrondierung ihres Siedlungskörpers verfolgen.
Alle übrigen Ortsteile sollen sich gemäß der
„Eigenentwicklung“ (E) auf die Entwicklung innerörtlicher
Potentiale fokussieren In der Diskussion mit
dem Gemeinderat wurde klar, dass die Gemeinde
aber auch bei diesen Ortsteilen die Möglichkeiten und
Erfordernisse nach weiteren Ergänzungssatzungen
prüfen soll, so dass auch hier eine künftige, bedarfsgerechte
Entwicklung kommunal gesteuert werden
kann. Damit diese Innenentwicklungspotentiale in allen
Ortsteilen aktiviert werden können, ist die Mitwirkungsbereitschaft
der Eigentümer notwendig,
die unter anderem über Eigentümerversammlungen
erreicht werden soll. Die Einwohnerentwicklung
und der daraus entstehende Bedarf an Wohnbauflächen
soll zukünftig als gesamtgemeindlicher Prozess
gestaltet werden. Mit der Bevölkerung soll dabei die
Bedeutung einer positiven Einwohnerentwicklung für
den kommunalen Haushalt und die bestehende Infrastruktur
diskutiert werden.
58
4.3.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt
Auch die anwesende Bürgerschaft der Zukunftswerkstatt
sprach sich für verstärkte Bemühungen
in der Innenentwicklung aus. Neben der Aktivierung
von Brachflächen sollen Baulücken geschlossen
und Leerstände behoben werden. Besonders in leerstehenden
Häusern wird ein großes Potential gesehen,
mehr bezahlbare Mietwohnungen in Fichtenau
zu schaffen. Um diese Entwicklung auch finanziell zu
ermöglichen, sollen Förderprogramme geprüft werden.
Im Fokus des Wohnungsbaus soll dabei auch die
weitere Ausdifferenzierung des Wohnungsangebots
stehen. Insbesondere adäquate Angebote
für Senioren, junge Menschen und junge Familien sollen
innerörtlich neu geschaffen werden. Dieses soll dann
auch entsprechend kommuniziert und beworben werden
Im Fokus des Wohnungsbaus soll dabei auch die
weitere Ausdifferenzierung des Wohnungsangebots
stehen. Insbesondere adäquate Angebote für Senioren,
junge Menschen und junge Familien sollen innerörtlich
neu geschaffen werden. Dieses soll dann auch
entsprechend kommuniziert und beworben werden.
Impressionen der Bürgerbeteiligung
Bilder: Reschl Stadtentwicklung
59
4.4 WIRTSCHAFT | HANDWERK | LANDWIRTSCHAFT | EINZELHANDEL
Die wirtschaftliche Entwicklung einer Kommune
hat als Grundlage das zur Verfügung stehende
Arbeitsplatzangebot, das sich insbesondere
über die Beschäftigungsentwicklung ausdrückt.
Weitere wichtige Indikatoren sind die Pendlerzahlen
und die Gewerbesteuereinnahmen. Im
nachfolgenden Kapitel werden die bisherigen
gewerblichen Entwicklungen der Gemeinde
Fichtenau dargestellt und potentielle Trends
aufgezeigt.
4.4.1 Ausgangslage
Wirtschaftliche Entwicklung
Die Gemeinde Fichtenau ist ländlich geprägt. Durch
die gute verkehrliche Anbindung an die Autobahn
A 7, die das Gemeindegebiet durchquert, ist Fichtenau
als Gewerbestandort attraktiv. Neben mehreren
Gewerbegebieten in den Ortsteilen, bildet der Gewerbepark
Fichtenau in Neustädtlein den gewerblichen
Schwerpunkt, welcher mitverantwortlich für die
positive wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre
ist, die sich auch in der Beschäftigtenentwicklung
zeigt. So ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten gegenüber dem Basisjahr 2001 um
mehr als 22 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung
liegt dabei etwas über dem Wert des Landes
Baden-Württemberg (21,83 %), jedoch unter dem
Wert des Landkreises (30,35 %) und der Region (32,72
%). Trotz der guten Beschäftigtenentwicklung der
letzten Jahre ist Fichtenau in erster Linie eine Wohngemeinde,
was auch die nähere Betrachtung der
Pendlerverflechtungen zeigt. Mit mehr als dreimal
so vielen Auspendlern (1.658) als Einpendlern (540)
besteht in Fichtenau ein deutlicher Einpendlerüberschuss
.
Fichtenau Landkreis Schwäbisch Hall Region Heilbronn-Franken Land Baden-Württemberg
140%
130%
120%
132,72%
130,35%
122,32%
121,83%
110%
100%
90%
80%
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
60
Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2019,
Darstellung Reschl Stadtentwicklung
Ein- und Auspendler über die Gemeindegrenze (2017)
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2019,
Darstellung Reschl Stadtentwicklung
Flächenpotentiale für weitere Gewerbeentwicklung
Für die weitere gewerbliche Entwicklung sind im rechtskräftigen
Flächennutzungsplan geplante Flächen
im Umfang von 7,55 Hektar festgeschrieben. Ein Großteil
dieser Flächenreserven (anteilig 4,5 Hektar) liegen
in dem mit der Gemeinde Kressbronn gemeinsam
geplanten interkommunalen Gewerbegebiet „Bergbronn“.
Die wirtschaftlichen Veränderungen in Deutschland,
bei der das produzierende Gewerbe an Bedeutung
verliert und Dienstleistungen an Bedeutung gewinnen,
lassen sich auch in Fichtenau nachvollziehen.
Während im Jahr 2008 noch beinahe die Hälfte
aller Beschäftigten im produzierenden Gewerbe
tätig war, sind es im Jahr 2018 nur noch knapp ein
Drittel. Im Landesvergleich der sektoralen Verteilung
der Beschäftigten fällt zudem als gemeindliche
Besonderheit auf, dass der Anteil an Handel, Verkehr
und Gastgewerbe mit 36,1 Prozent deutlich
über dem Landesschnitt 23,9 Prozent liegt.
Landwirtschaftliche Entwicklung
Die landwirtschaftliche Nutzung hat mit einem
Anteil von 47,5 Prozent den höchsten Anteil an
der gemeindlichen Flächennutzung. Die Anzahl
der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe hat sich
allerdings, dem deutschlandweiten Trend entsprechend,
in der Vergangenheit stark verringert.
Alleine zwischen 1999 und 2010 ist die Zahl der
örtlichen Landwirte im Haupterwerb von 25 auf 14
gesunken.
Nahversorgung und Einzelhandelsstruktur
Die Nahversorgungssituation in Fichtenau konzentriert
sich vor allem im Ortsteil Wildenstein. Hier
verfügt die Gemeinde über je einen Discounter
und einen Nahversorger, zwei Bankfilialen, einen
Bäcker und einen Metzger. Eine weitere Bäckerei
existiert im Ortsteil Wäldershub. Der gesamte örtliche
Einzelhandel generierte im Jahr 2007 einen Umsatz
von ca. 9 Millionen Euro, womit er unter dem Umsatz
der Nachbargemeinden Kreßberg mit 14 Millionen
Euro und über den Umsätzen in Stimpfach und Frankenhardt
mit 4 beziehungsweise 5 Millionen Euro.
61
"Interkommunaler Gewerbepark
Bergbronn" 9 ha
Neustädtlein
"Neustädtlein Erw. II"
Ca. 2,4 ha
Neustädtlein
ädtlein Erw. II"
ha
Großenhub
BP "Gewerbegebiet
Neustädtlein"
Ca. 17,9 ha
Bernhardsweiler
BP "Gewerbegebiet
Neustädtlein"
Ca. 17,9 ha
Wäldershub
BP "Gewerbegebiet
Bernhardsweiler Hirtenweg, Ca. 1 ha
Rötlein
Rötlein
LAUTENBACH
Fichtenhof
BP "Halde", Ca. 1,7 ha
Gunzach
Krettenbach
LAUTENBACH
WILDENSTEIN
Ca 1,3 ha
BP "Gewerbegebiet
Schnepfenstange"
Ca. 3,8 ha
Buckenweiler
WILDENSTEIN
Ca 1,3 ha
Hahnenbach
Ca 3,6 ha
Oberdeufstetten
BP "Gewerbegebiet
Schnepfenstange"
Ca. 3,8 ha
Buckenweiler
Ca 1 a
Ca 2,8 ha
Gewerbe
MATZENBACH
UNTERDEUFSTETTEN
Gewerbe
Oberdeufstetten
Ca 2,8 ha
Ca 1 a
Gewerbeflächen im Bestand
MATZENBACH
UNTERDEUFSTETTEN
Gewerbeflächen in Planung
Gewerbeflächenpotentiale Fichtenau
Darstellung Reschl Stadtentwicklung, 2019
62
Produzierendes Gewerbe Handel, Verkehr und Gastgewerbe Sonstige Dienstleistungen
100%
90%
80%
24,9%
27,3% 29,0% 27,8% 26,8%
28,4% 28,4% 29,1% 30,8% 32,3%
70%
60%
50%
30,3%
31,8%
34,6% 35,2% 35,8%
36,6%
39,3%
39,9% 34,6%
36,1%
40%
30%
20%
10%
44,2%
40,6%
36,0% 36,2% 36,4%
33,6%
31,1% 29,7%
33,3%
30,6%
0%
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Sektorale Verteilung der Beschäftigten in Deutschland
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2019,
Darstellung Reschl Stadtentwicklung
4.4.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung
Die Befragten stimmen mit 76,2 Prozent dafür, dass
die Gemeinde Fichtenau auch in Zukunft ausreichend
Gewerbeflächen vorhält, so dass sich bei Bedarf
auch neue (geeignete) Betriebe ansiedeln können.
Weitere 17,6 Prozent meinen, dass nur für bereits
ansässige Betriebe ausreichend Flächen für deren
Eigenentwicklung erschlossen werden, während 6,2
Prozent meinen, dass keine weiteren Gewerbeflächen
erforderlich sind.
Die aktuelle Situation der Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten
wird von 79,3 Prozent der Befragten
als weniger gut oder überhaupt nicht gut bewertet.
Von allen Themen steht dieses Thema für die Bürgerschaft
in seiner Wichtigkeit an achter Stelle. Zudem
stellt der Ausbau des Gewerbes und der Arbeitsplätze
eine häufig genannte Anregung für die weitere
Planung der Gemeindeentwicklung in Fichtenau dar.
Die Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten fällt in
den einzelnen Ortsteilen sehr unterschiedlich aus: In
Lautenbach und Wildenstein sind die Befragten sehr
zufrieden mit den Einkaufsmöglichkeiten – vor allem
mit denen für den kurzfristigen Bedarf. Besonders in
Wildenstein wird eine Zustimmung von 93,8 Prozent
erreicht und die guten Einkaufsmöglichkeiten werden
an in ihrer Wichtigkeit an zweiter Stelle genannt. Anders
sieht es in Matzenbach und Unterdeufstetten aus:
Dort liegt die Zufriedenheit (mit einem Wert von 23,7
Prozent) deutlich unter dem Durchschnittswert
von 68,4 Prozent. Dies war mit
ausschlaggebend dafür, dass die Einkaufsmöglichkeiten
für den kurzfristigen Bedarf als
wichtigstes aller Themenfelder bewertet werden und
die Sicherung der Nahversorgung in den Ortsteilen
eine der meistgenannten Anregungen für die weitere
Gemeindeentwicklung ist. In Unterdeufstetten ist es
sogar die häufigste Nennung.
Der mittelfristige Bedarf wird von 88,0 Prozent als
weniger gut bzw. überhaupt nicht gut eingestuft und
die geringste Wichtigkeit eingestuft. Knapp die Hälfte
der Befragten (51,3 Prozent) vermisst Einzelhandelsangebote
in Fichtenau, insbesondere eine Tankstelle (die
63
meisten Nennungen in Lautenbach und Wildenstein),
eine Bäckerei (Matzenbach) und Nahversorgung in
jedem Ortsteil (Unterdeufstetten). Der Wunsch nach
einer Tankstelle taucht auch mit vielen Nennungen
als Anregung für die weitere Entwicklung auf, sowie
als häufige Nennung, was die Bürgerinnen und
Bürger an der Gemeinde Fichtenau besonders stört.
4.4.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung
Der Gemeinderat verständigt sich in der Diskussion
darauf, die landwirtschaftliche Prägung Fichtenaus
künftig stärker zu nutzen und zu vermarkten.
Hierfür sollen die kommunalen Unterstützungsmöglichkeiten
für Direktvermarktungsstrukturen sowie für
lokale und regionale Kooperationen geprüft werden.
Neben den örtlichen Erzeugern übernimmt das
umfangreiche Gastronomieangebot eine weitere
Schlüsselrolle, um die lokale Wertschöpfungskette
auszubauen und lokale Produkte zu vermarkten.
Die Fichtenauer Wirtschaft besteht aus einer kleinteiligen
und mittelstädtischen Struktur, welche auch
in Zukunft weitergeführt und gestärkt werden soll.
Das größte zusammenhängende Flächenpotenzial
für eine weitere Gewerbeentwicklung bietet das in
Planung stehende interkommunale Gewerbegebiet
„Bergbronn“. Neben der vorgesehenen Fläche von 4,5
Hektar bietet der Standort dabei auch perspektivisch
weitere gewerbliche Entwicklungsmöglichkeiten.
Neben der Entwicklung des interkommunalen
Gewerbegebiets ist die kommunale Zielstellung
bestehenden (Fichtenauer) Betrieben eine Entwicklungsperspektive
zu bieten. Bei der weiteren Entwicklung
von Gewerbegebieten sind daher sinnvolle Anschlussmöglichkeiten
an bestehende Gewerbestrukturen
und mögliche neue Gewerbegebiete zu prüfen.
Mit der weiteren Gewerbeentwicklung sollen die
Gewerbesteuereinnahmen und die Gewerbeflächenproduktivität
der Gemeinde gesteigert werden,
die bislang vergleichsweise gering ausfallen. Die
zusätzlichen kommunalen Steuereinnahmen sollen
insbesondere zum Erhalt und zur Verbesserung der Infrastruktur
für die Bürgerinnen und Bürger beitragen.
Mit der weiteren Gewerbeentwicklung sollen die Gewerbesteuereinnahmen
und die Gewerbeflächenproduktivität
der Gemeinde gesteigert werden,
die bislang vergleichsweise gering ausfallen. Die
zusätzlichen kommunalen Steuereinnahmen sollen
insbesondere zum Erhalt und zur Verbesserung der
Infrastruktur für die Bürgerinnen und Bürger beitragen.
Bei der Kommunikation zur weiteren gewerblichen
Entwicklung mit dem Regionalverband konnte in
der Vergangenheit keine Einigung über eine weitere
bedarfsgerechte gewerbliche Entwicklung erzielt
werden. Der Gemeinderat verständigt sich daher
darauf, diesen Dialog erneut zu suchen.
4.4.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt
Auch im Rahmen der Zukunftswerkstatt wurde der
Fokus der Diskussion auf die gewerbliche Weiterentwicklung
in Fichtenau gelegt mit den Zielen einer
qualitativen Entwicklung der gewerblichen Potentiale
mit hochwertigen Arbeitsplätzen und einer arbeitsplatzintensiven
Gewerbeentwicklung. Über die
Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebiets
in Bergbronn hinaus wurde von der Bürgerschaft in
der Zukunftswerkstatt angeregt, ein weiteres eigenes
Gewerbegebiet mit Autobahnanschluss zu prüfen.
Die Entwicklung des örtlichen Einzelhandels wurde
primär auf Ebene der kleinteiligen, ortsteilbezogenen
Versorgung geführt, welche neben der Versorgungsfunktion
auch eine große Bedeutung für das örtliche
Zusammenleben und den Zusammenhalt haben.
64
Foto: Reschl Stadtentwicklung
65
4.5 SOZIALES | INFRASTRUKTUR | GESUNDHEIT
Ein ausdifferenziertes Angebot an sozialen Infrastruktureinrichtungen
ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal
von Städten und Gemeinden. Sie sind
ein bedeutender Teil der Daseinsvorsorge, die den
Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung gestellt
werden. Ein bedarfsorientiertes Kinderbetreuungsund
Bildungsangebot für die jüngere Bevölkerung auf
der einen Seite und ein engmaschiges Betreuungsangebot
für ältere Menschen auf der anderen Seite
sind wesentlicher Standortfaktoren und tragen zu
einer positiven Gemeindeentwicklung bei. Auch ein
gut ausgebautes Bildungs- und Betreuungsangebot
leistet aus diesem Grund für Neubürger und junge
Familien einen wichtigen Beitrag zum Wachstum
einer Kommune. Neben klassischen Einrichtungen
wie Schulen und Kindergärten etablieren sich
zunehmend spezielle Treffpunkte oder Gemeinschaftseinrichtungen,
insbesondere auch für Seniorinnen
und Senioren. Auch die Freizeitinfrastruktur, kulturelle
Einrichtungen und das Vereinsangebot tragen als
weiche Standortfaktoren zur Gemeindeentwicklung
bei. Auf diese Weise können die Bedingungen für das
Gemeinwesen sowie die Wohn- und Lebensqualität
erhalten und perspektivisch verbessert werden. Vor
dem Hintergrund der demografischen und siedlungsstrukturellen
Veränderungen steht die Planung der
sozialen Infrastruktur jedoch vor großen Herausforderungen.
Insbesondere im Bereich der Kinderbetreuung
und der schulischen Bildung besteht oftmals
Handlungsbedarf.
4.5.1 Ausgangslage
Kinderbetreuung
Die Gemeinde Fichtenau verfügt über insgesamt
drei Kindergärten in den drei größten Ortsteilen
Unterdeufstetten, Wildenstein und Matzenbach sowie
eine Kinderkrippe in Wildenstein. In Wildenstein wird
die Einrichtung durch eine kommunale Trägerschaft,
in Matzenbach und Unterdeufstetten durch kirchliche
Trägerschaften geführt. Innerhalb der einzelnen Einrichtungen
werden unterschiedliche Betreuungsformen
(verlängerte Öffnungszeiten, Ganztagesbetreuung,
Regelgruppen, Halbtagesbetreuung und
Kinderkrippe) angeboten. Angebotsübergreifend
werden in Fichtenau 187 Ü3-Betreuungsplätze und
20 U3-Betreuungsplätze vorgehalten, wobei in allen
Einrichtungen und Betreuungsformen aktuell
Betreuungsplätze frei sind. Im Jahr 2019 standen
in den Kinderbetreuungseinrichtungen 51 U3- und
8 Ü3-Betreuungsplätze zur Verfügung. Auf Grundlage
der angestellten Bevölkerungsvorausrechnung
ist künftig mit einem Anstieg von Kindern zu rechnen,
die eine Ü3-Betreuung nachfragen. Das vorhandene,
freie Betreuungspotential deckt dabei aber auch
perspektivisch den wachsenden Bedarf.
Bildung (Schulen)
Neben den Kinderbetreuungseinrichtungen gibt es in
Unterdeufstetten die Chritoph-von-Pfeil-Grundschule.
Aktuell werden die Räumlichkeiten der Bildungseinrichtungen
neu organisiert. Das vormalige Hauptschulgebäude
auf demselben Flurstück wird aktuell
für die Grundschule umgebaut und saniert, so dass
dem Grundschulstandort langfristig moderne Räume
zur Verfügung gestellt werden können. Aktuell
besuchen etwa 165 Kinder die Grundschule, deren
Kapazitäten somit auch perspektivisch ausreichen. Ergänzend
zum Grundschulangebot wird das Angebot
durch die Oberlin-Schule um ein sonderpädagogisches
Bildungs- und Beratungszentrum mit
Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung
und Lernen, in unmittelbarer Nachbarschaft
zur Christoph-von-Pfeil-Grundschule, ergänzt.
Durch die Zweigstelle der Volkshochschule Crailsheim-Land
im Fichtenauer Rathaus in Wildenstein,
kann in der Gemeinde zudem auch ein
Angebot zur Erwachsenenbildung vorgehalten werden.
66
Seniorenbetreuung
Das stationäre Pflegeangebot für Seniorinnen und
Senioren wird in Fichtenau durch den Seniorenstift „Auf
den Wäldern“ in Wildenstein abgedeckt. Insgesamt
stehen hier 45 Pflegebetten zur Verfügung. Ergänzend
zu diesem Angebot bieten zwei mobile Pflegedienste,
in Unterdeufstetten und Wildenstein, verschiedene
Dienstleistungen der Pflege und Alltagsbegleitung an.
Medizinische Versorgung
Die medizinische Grundversorgung ist durch drei
praktizierende Allgemeinärzte sowie eine
Apotheke bisher sehr gut abgedeckt. Die Arztpraxen
befinden sich in Wildenstein und Unterdeufstetten,
die Apotheke liegt in Wildenstein. Durch
den aktuellen Umbau des ehemaligen Grundschulgebäudes
zum Gesundheits- und Gemeinschaftshaus
wird die Grundlage für den langfristigen Erhalt
und Ausbau der medizinischen Versorgung gelegt.
Als Nutzer für das künftige Gebäude konnten bisher
bereits die Bücherei und der Allgemeinmediziner
der Arztpraxis in Unterdeufstetten gewonnen werden,
der im Zuge der Praxisverlegung expandiert.
4.5.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung
Die befragten Bürgerinnen und Bürger Fichtenaus bewerten
die Lebensbedingungen für Familien mit 86,3
Prozent und für Kinder mit 79,3 Prozent sehr hoch.
Anders sieht es in der Gruppe der Jugendlichen aus:
Deren Lebensbedingungen werden nur zu 38,7 Prozent
positiv gesehen; in der betroffenen Gruppe liegt
der Wert noch darunter. Für Senioren werden die
Bedingungen zu 63,1 Prozent als gut bzw. sehr gut
befunden (in den betroffenen Altersgruppen allerdings
deutlich höher). Für Singles und Alleinstehende
liegt eine positive Stimmung von 51,4 Prozent vor.
Die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für
Kinder werden als äußerst wichtig erachtet und sehr
positiv bewertet: So werden die Kindergärten zu
84,2 Prozent und die Grundschule zu 69,8 Prozent
positiv bewertet. Das entsprechende Ganztagesangebot
der beiden Einrichtungen wird jeweils nur zu
52,7 Prozent positiv eingestuft. Auch die Bewertungen
der weiteren Bildungsangebote für Kinder mit
Behinderungen (75,9 Prozent) und für Erwachsene
(66,7 Prozent) fallen überwiegend positiv aus.
Ebenso werden die sozialen Hilfsangebote (75,6 Prozent)und
stationären Pflegeeinrichtungen für Senioren
(75,6 Prozent) von den Befragten als gut oder sehr
gut eingeschätzt. Schwerpunktmäßig befürworten
die Befragten Betreuungseinrichtungen für
Seniorinnen und Senioren in zentraler Lage am örtlichen
Geschehen mit Nahversorgung (59,8 Prozent).
Größer Defizite sehen die Befragten jedoch insbesondere
bei den Treffpunkten für Jung und Alt
(80,4 Prozent, negativ), Beratungsangeboten für
Ältere (77,1 Prozent, negativ), Angeboten für Menschen
mit Behinderung (72,8 Prozent, negativ) und
Integrationsangeboten für ausländische Mitbürgerinnen
und -bürger (55,3 Prozent, negativ). Und es
sind die Treffpunkte für Jung und Alt, die Grundschule, die
sozialen Hilfsangebote und die Kindergärten, die
mit hohen Nennungen über alle Themenbereiche
hinweg als wichtig für die Gemeinde empfunden werden.
Als eigenes, ergänzendes Angebot für Jugendliche
wird insbesondere ein Jugendhaus/-treff
von der Bürgerschaft vermisst; auch in der
betroffenen Gruppe der Befragten. Angebote für Jugendliche/Jugendtreff
wird an fünfter Stelle der Wünsche
für die weitere Entwicklung genannt.
Die hausärztliche Versorgung wird von 69,4 Prozent
überwiegend als gut oder sehr gut bewertet. Es ist
das wichtigste Thema im Bereich Soziales und unter
allen Themenbereichen an zweiter Stelle, in Lautenbach
und Wildenstein gar an erster Stelle.
67
Die gute ärztliche Versorgung taucht
auch in den häufigsten Nennungen, was
den Bürgern besonders an Fichtenau
gefällt, auf. Die fachärztliche Versorgung steht an
vierter Stelle aller Themen nach ihrer Wichtigkeit,
wird 4.5.3 allerdings Auszüge aus zu der 71,7 kommunalen Prozent negativ Klausurtagung bewertet.
In Fichtenau können sowohl medizinische Dienstleistungen
als auch Bildungs- und Betreuungsangebote
für Kinder vorgehalten werden. Der
Gemeinderat formuliert daher als Zielstellung die
Sicherung der bestehenden Infrastruktur sowie den
bedarfsgerechten Ausbau der vorhandenen Einrichtungen.
Bei der weiteren Planung der Gesundheitsinfrastruktur
steht der Erhalt der Apotheke im
Fokus: Falls diese am aktuellen Standort in Wildenstein
nicht gehalten werden kann, soll eine Standortverlegung
ins neue Gesundheit- und Gemeinschaftshaus
in Unterdeufstetten angestrebt werden.
Für Jugendliche fehlen in Fichtenau sowohl Treffpunkte
als auch Freizeitangebote. Eine hauptamtliche
Betreuung von Angeboten für Jugendlichen kann die
Gemeinde Fichtenau weder finanziell noch personell
leisten. In der weiteren Ausgestaltung der Jugendbetreuung
gilt es daher eine interkommunale
Zusammenarbeit zu prüfen. Der Wert und die
Bedeutung dieses Angebots hängt jedoch maßgeblich
von der Identifikation und Akzeptanz der
Fichtenauer Jugendlichen ab. Aus diesem Grund
wird von Seiten des Gemeinderats ein intensiver
Dialogprozess mit den Jugendlichen angeregt, in
welchem die Jugendlichen die Möglichkeit erhalten
sollen, Ideen und Anregungen für neue,
passende Angebote und Aufenthaltsorte zu geben.
Insbesondere im ländlichen Raum sind ehrenamtliche
Angebote eine wichtige Ressource des gemeinschaftlichen
Zusammenlebens. Der Gemeinderat ist sich
einig, dass das Ehrenamt weiterhin gestärkt werden
soll. Eine verbesserte Transparenz dieser bestehenden
Angebote kann durch eine Ehrenamtsbörse
geschaffen werden. Die Rolle der Verwaltung bestünde
dabei in der Einrichtung und Bereitstellung einer
solchen Börse, die von den Ehrenamtlichen selbstverantwortlich
organisiert und betrieben werden soll.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
68
4.5.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt
Die beteiligte Bürgerschaft in der Zukunftswerkstatt
fokussierten sich bei der Diskussion im Handlungsfeld
auf soziale Netzwerke und Begegnungsräume.
Um das soziale Netzwerk in Fichtenau zu stärken und
zu entwickeln, sollen zukünftig soziale Hilfestellungen
durch bürgerschaftliches Engagement gestärkt
werden. Hierzu soll bei Bedarf ein eigener Verein
gegründet werden, der beispielsweise Unterstützungen
bei Behördengängen, Einkäufen, Besuchsdienste,
Kinderbetreuung oder durch ein „Reparaturcafé“
bietet.
der tatsächliche Bedarf im Dialog mit den Jugendlichen
ermittelt werden und funktionierende Jugendangebote
aus dem Landkreis auf ihre Übertragbarkeit
hin überprüft werden. Einigkeit bestand darin, dass es
ein aktives Angebot für Jugendliche in Fichtenau
braucht.
Auch die Betreuung und Organisation von Begegnungsräumen
soll auf ehrenamtlichem Engagement basieren.
Durch das Teilen einzelner, öffentlicher Räume für
mehrere Nutzungen könnten diese effektiver genutzt
werden. Mögliche Kapazitäten sind die ehemaligen
Feuerwehrräume beziehungsweise das Gesundheits-
und Gemeinschaftshaus. Mögliche Nutzungen
sind insbesondere ein Seniorencafé und eine aktive
Jugendarbeit. Im Allgemeinen soll die lokale Jugendarbeit
– nach Ansicht der beteiligten Bürgerschaft –
professionalisiert werden. Hierzu soll im ersten Schritt
69
4.6 NAHERHOLUNG | TOURISMUS | KULTUR
Freizeit- und Naherholungsflächen schaffen einen Alltagsausgleich
für die örtliche Bevölkerung. Über die
Bedürfnisse und Versorgung der eigenen Bevölkerung
hinaus, hat ein attraktives Naherholungs- und Freizeitangebot
auch Synergien zum Tourismus und steigert
die Außenwahrnehmung und den Imageprozess
einer Gemeinde. Dabei ist eine funktionierende
und gut ausgebaute Freizeitinfrastruktur neben
kommunalen Bemühungen auch das Ergebnis
bürgerschaftlicher und ehrenamtlicher Engagements.
4.6.1 Ausgangslage
Sport- und Freizeiteinrichtungen
Das Sportangebot in Fichtenau ist vielfältig.
Neben den einzelnen Vereinsgeländen in den Ortsteilen,
nimmt das Sportzentrum in Matzenbach
eine besondere Rolle ein und ist über die Gemeindegrenzen
hinaus bekannt. Neben eines modernen
Sporthallengebäudes werden durch den angrenzenden
Minigolfplatz sowie Sportflächen auch freiräumliche
Angebote geschaffen. Aktuell wird eine Ergänzung
des Sportzentrums durch einen Begegnungs- und
Bewegungspark mit öffentlicher Förderung diskutiert.
Insbesondere Angebote für Kinder und Familien
werden mit dem „Spielplatz der Riesen“ (Wildenstein)
und der als Ausflugsziel bekannte und märchen-
hafte „Zauberwald“ (Wildenstein) zur Verfügung
gestellt. Ein besonders hoher Wert für die örtliche
Bevölkerung hat der Storchenweiher in Neustädtlein,
an welchem jährlich das Fest am See stattfindet.
Aufgrund der letztmalig gemessenen Wasserqualität
kann jedoch keine öffentliche Badestelle
an einem der örtlichen Weiher angeboten werden.
Darüber hinaus ist Fichtenau auch im wachsenden
Markt des Fahrradtourismuses positioniert. So
führt die regionalbedeutsame „Wäldertour“,
die eine Radwegeverbindung von Bühlerzell bis
Dinkelsbühl darstellt, auch durch Fichtenau.
Tourismus, Gastronomie und Beherbergung
Die naturräumliche Lage und insbesondere die Vielzahl
an historischen Weihern stellt ein hohes touristisches
Potenzial dar. Neben dem Naturraum bietet auch die
Nähe zur historischen Stadt Dinkelsbühl, welche in
jüngster Vergangenheit stark steigendeÜbernachtungszahlen
verbucht, eine touristische Attraktivität.
Insbesondere im Tagungs- und Wellnessbereich konnte
sich die Gemeinde Fichtenau in der Vergangenheit gut
positionieren. So sind die örtlichen Übernachtungen
in den letzten Jahren auf über 54.000 Übernachtungen
pro Jahr angestiegen. Neben dem touristischen
Angebot ist auch das gastronomische Angebot
in Fichtenau abwechslungsreich und differenziert.
Es existieren auf der gesamten Gemeindegemarkung
etwa zehn Gasthäuser und Restaurants,
die sich über die Ortsteile hinweg gleichmäßig
verteilen.
4.6.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung
Die Landschafts- und Naturräume, in die Fichtenau
eingebettet ist, sind von herausragender Bedeutung
für die befragte Bürgerschaft: Für 45,3 Prozent ist die
Natur, der Wald, die Lage und Ruhe mit Abstand die
häufigste Nennung auf die Frage „Was gefällt Ihnen
an der Gemeinde Fichtenau besonders?“. Ein Ereignis,
welches mit der Gemeinde Fichtenau besonders
verbunden wird, ist mit 70,0 Prozent, und somit ebenfalls
mit deutlichem Abstand, das „Fest am See“. Darüber
hinaus werden auch mehrfach der Ostereiermarkt,
70
Foto: Reschl Stadtentwicklung
71
Foto: Reschl Stadtentwicklung
private Ereignisse, sowie der Fasching
in Fichtenau genannt.
Mit dem Kultur-, Freizeit-, Sport- und Vereinsangebot
in Fichtenau zeigt sich die Mehrheit, auch in den entsprechenden
Kontrollfragen, überwiegend zufrieden:
So erzielen die Vereinsangebote eine Zufriedenheit von
86,8 Prozent, das Sportangebot von 78,8 Prozent, das
Kulturangebot von 77,7 Prozent und das Freizeitangebot
noch von 61,7 Prozent. Dabei fällt auf, dass die Altersgruppe
der unter 30-Jährigen das einzelne Angebot
immer schlechter bewertet hat als der Durchschnitt.
Erstrebenswerte Ergänzungen in diesen Bereichen,
die bisher aus Sicht der Bürgerschaft als fehlend
erachtet werden, sind die Ausweitung und Ausdifferenzierung
des Sportangebots (27,4 Prozent)
sowie neue und bessere Bademöglichkeiten (18,3
Prozent).
Im Bereich des Tourismus werden die Übernachtungsmöglichkeiten
von 72,1 Prozent positiv bewertet,
während das touristische Angebot als solches zu 57,5
Prozent negativ eingestuft und somit als noch ausbaufähig
gesehen wird.
Dazu zählt unter anderem das gastronomische
Angebot, welches einen hohen Stellenwert genießt und
bei den Restaurants/Gaststätten von 69,0 Prozent als
sehr gut oder gut, bei den Cafés jedoch von 87,5 Prozent
als weniger bzw. überhaupt nicht gut eingestuft wird.
4.6.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung
In die vorhandenen touristischen Angeboten, wie
beispielsweise der „Spielplatz der Riesen“, „der
Märchenwald“ und das Sportzentrum, nach Auffassung
des Gemeinderats sollen Investitionen getätigt
werden, um diese aufzuwerten, weiter auszubauen
und in ihrer Ausstattung geeignet zu ergänzen.
Als Grundlage für die weitere Tourismusentwicklung
soll eine konzeptionelle Grundlage in
Auftrag gegeben werden, welche Überlegungen für
neue Beschilderungen (Lesbarkeit), für eine bessere
Vermarktung (Transparenz, Homepage und Kartenmaterial)
sowie eine logische Verbindung der
touristischen Anlaufpunkte enthält. In der integrierten
Betrachtung der touristischen Möglichkeiten soll
dabei auch die Nähe zur historischen Stadt Dinkelsbühl
künftig eine größere Berücksichtigung finden.
Das Vereinsangebot in Fichtenau ist – auch aufgrund
der zahlreichen Ortssteile – vielfältig. Damit dieses
Angebot in der Bürgerschaft stärker wahrgenommen
werden kann, strebt der Gemeinderat eine höhere
Transparenz und stärkere Vernetzung der bestehenden
Freizeit- und Vereinsangebote an.
Für die vorhandenen Gewässerstrukturen beabsichtigt
der Gemeinderat in Verbindung mit der weiteren Gemeindeentwicklung
eine stärkere Erlebbarkeit und die
Überprüfung der Bademöglichkeiten
Bei der weiteren Gestaltung des gastronomischen
Angebots zielt der Gemeinderat darauf ab das
gute Angebot um ein Café zu ergänzen. Hierfür
soll die Kommunikation mit den Immobilieneigentümern
und Gastronomiebetreibern
intensiviert und zielgerichtet geführt werden.
4.6.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt
Im Allgemeinen sind die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt
mit dem vorhandenen Angebot im
Bereich Naherholung und Tourismus in Fichtenau
zufrieden. Dies gilt es künftig weiter zu erhalten und
auszubauen. Vor allem sehen sie hier Potential im
kommunalen und überregionalen Marketing. Des Weiteren
wurde vorgeschlagen, eine Übersicht über die
Angebote und Vereine zu schaffen und diese regelmäßig
zu aktualisieren und zu veröffentlichen.
4.7 MOBILITÄT | DIGITALISIERUNG
Das Handlungsfeld der Mobilität ist der
Themenbereich, welcher zukünftig die wohl
dynamischste Entwicklung durchlaufen wird. Die
Elektrifizierung vieler Verkehrsmittel sowie die
zunehmende digitale Vernetzung der einzelnen
Verkehrsträger führt dazu, dass sich das Mobilitätsverhalten
der Bevölkerung deutlich verändern wird.
Das schnelle Erreichen des Fahrtziels ist nicht nur im
privaten Individualverkehr von großer Bedeutung, sondern
gerade auch für den gewerblichen Lieferverkehr
ein wichtiger Standortfaktor. Gleichzeitig wird die
Unabhängigkeit vom eigenen Fahrzeug und das
Erreichen der umliegenden Städte und Gemeinden
durch einen guten ÖPNV für viele Menschen immer
wichtiger.
Verkehrstechnisch gut angebundene Standorte sind
ein Vorteil für Wirtschaftsunternehmen und Pendler
und daher sehr begehrt. Ebenso steht es um die
Digitalisierung: Eine schnelle Breitbandanbindung
ist ein immer wichtiger werdender Faktor für den
Standortvorteil einer Gemeinde, auch bei der Wohnbevölkerung.
4.7.1 Ausgangslage
Motorisierter Individualverkehr (MIV)
Das Mobilitätsangebot in Fichtenau ist maßgeblich
durch den motorisierten Individualverkekehr geprägt:
Der Autobahnanschluss Dinkelsbühl/Fichtenau der
A 7, der auf der Gemeindegemarkung liegt, sorgt
für eine gute Anbindung an das Straßenverkehrsnetz.
Die gemeindedurchführende Autobahn A 7
ist eine der bedeutendsten Nord-Süd-Verbindungen
in Deutschland. Der Anschluss an die Ost-West-
Verbindung der Autobahn A 6 wird in 12 Kilometer
Entfernung am Kreuz Feuchtwangen-Crailsheim
erreicht. Des Weiteren ist Fichtenau über die L 2218
und L 1070 an das Landesstraßennetz angebunden.
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
Das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs
in Fichtenau dient in erster Linie dem Schulverkehr.
Insgesamt verkehren sechs Buslinien, unter
anderem in die Städte Crailsheim, Dinkelsbühl und
Ellwangen. Eine abgestimmte und überörtliche Anbindung
an den ÖPNV ist aufgrund der mehrfachen
Grenzsituation zwischen den Bundesländern sowie
den Landkreisen und den damit verschiedenen
Verkehrsverbünden schwierig zu gestalten.
Rad- und Fußwegenetz
Der Fuß- und Radverkehr in Fichtenau ist besonders
für die Vernetzung der einzelnen Ortsteile beziehungsweise
für die Erreichbarkeit der kommunalen
Infrastruktur und Freizeiteinrichtungen bedeutend.
Gleichzeitig trägt ein gut ausgebautes und sicheres
Fuß- und Radwegenetz zur Verkehrsentlastung
sowie zur Generationengerechtigkeit bei. Im Juli
2019 konnte hierfür der langfristig geplante Radweg
zwischen Matzenbach und Wildenstein eröffnet
werden.
Digitalisierung
Der aktuelle Ausbaustand der digitalen Infrastruktur
in Fichtenau zeigt ein differenziertes Bild in den
einzelnen Ortsteilen. Insbesondere in den Ortsteilen
Wildenstein und Matzenbach besteht noch ein
größeres Defizit beim Breitbandausbau.
Der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur wird aktuell vorangetrieben.
Bereits realisiert wurde der FTTC-Ausbau,
der die Glasfaserverbindungen bis an die Verteilerkästen
legt, im nördlichen Gemeindegebiet. Der Ausbau
der Glasfaserinfrastruktur bis an den Hausanschluss
(FTTB) im südlichen Gemeindegebiet steht bevor.
74
4.7.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung
Das Handlungsfeld der Mobilität und Digitalisierung
wird in der Befragung überwiegend negativ eingeschätzt:
Bei der Frage, was den Befragten an der
Gemeinde Fichtenau besonders gut gefällt, wird an
sechster Stelle die gute Autobahnanbindung aufgeführt,
hingegen sind mit der schlechten Breitbandversorgung,
den kaputten Straßen, dem Fehlen einer
Tankstelle sowie dem schlechten ÖPNV gleich vier
der fünf häufigsten Nennungen zu den größten Störfaktoren
der Gemeinde aus diesem Handlungsfeld
vertreten.
Zum Breitbandausbau werden in Zukunft von der
Bürgerschaft mehr Informationen gewünscht. Die
Infrastruktur für die digitale Kommunikation wird
von allen Themenbereichen in ihrer Wichtigkeit an
dritter Stelle gesetzt. Aktuell wird es zu 79,5 Prozent
als weniger bzw. überhaupt nicht gut bewertet.
Einen ähnlich negativen Wert mit 75,5 Prozent erreicht
die Berücksichtigung der Belange von Radfahrern. Ebenfalls
mehrheitlich weniger oder überhaupt nicht gut
werden der öffentliche Personennahverkehr (62,9 Prozent),
die Schulwege (51,8 Prozent), die Barrierefreiheit
im öffentlichen Raum (50,6 Prozent) sowie die Berücksichtigung
der Belange von Fußgängern (56,1 Prozent)
eingestuft. Lediglich die Parkierungsmöglichkeiten
im Ortskern (58,7 Prozent) sowie in den Wohngebieten
(52,8 Prozent) erreichen in diesem Themenbereich
positive Werte. Jedoch werden diese von geringerer
Wichtigkeit gesehen als die zuvor genannten Punkte.
Als Wünsche und Anregungen für den weiteren Prozess
werden unter den ersten drei Positionen der Ausbau
der Radwege und eine bessere Breitbandversorgung
genannt. Auch Straßensanierungen und eine Verbesserung
des ÖPNV sind häufig angeführte
Vorschläge .
4.7.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung
Den örtlichen Radwegeausbau, bei welchem mit der
Einweihung des Radwegs zwischen Matzenbach und
Wildenstein jüngst eine wichtige Verbindung geschaffen
wurde, gilt es auch künftig weiter voranzutreiben.
Kurze Verbindungen sollen insbesondere
zwischen Wildenstein (da hier das hauptsächliche
Nahversorgungsangebot liegt) und den benachbarten
Ortsteilen in den nächsten Jahren gestärkt
beziehungsweise geschaffen werden. Die bereits
existierenden Verbindungen sind zudem oftmals
unzureichend ausgeschildert. Durch ein neues
und einheitliches Beschilderungssystem sollen
die bestehenden Verbindungen besser kommuniziert
und dadurch mehr genutzt werden.
Neben der Entwicklung örtlicher Radwegeverbindungen,
welche erste Priorität haben, sind
künftig auch überörtliche Radwegeverbindungen zu
prüfen. Dabei sind insbesondere neue Verbindungen
nach Crailsheim und Dinkelsbühl im Dialog mit
den umliegenden Gemeinden zu entwickeln.
Die Anbindung des ÖPNV an die umliegenden
Städte stellt sich aktuell als sehr differenziert dar. Die
Erreichbarkeit unterscheidet sich dabei stark zwischen
den einzelnen Ortsteilen. Um die Erreichbarkeit in
allen Ortsteilen zu verbessern, ist eine bessere
Abstimmung in den Randbereichen mit den angrenzenden
Landkreisen und zugehörigen Verkehrsverbänden
notwendig. Um eine echte Alternative zum
Autoverkehr etablieren zu können, ist im ersten Schritt
eine Bedarfsanalyse der Nutzergruppen notwendig.
Nur wenn die tatsächlichen Nutzeransprüche bekannt
sind, können die Fahrpläne effektiv ausgestaltet
werden. Schon bei der gemeinsamen Diskussion mit
dem Gemeinderat wurde klar, dass bei der bisherigen
Fahrplanausgestaltung insbesondere Abendverbindungen
fehlen.
Neben den Angeboten des ÖPNV wurden in den letzten
Jahren bundesweit vermehrt Alternativen durch
bürgerschaftliches Engagement geschaffen. Der Gemeinderat
verständigte sich in der Klausurtagung da-
75
rauf, in Fichtenau die Möglichkeit eines Bürgerbusses
zu prüfen. Diese Angebotsergänzung soll insbesondere
den Schulverkehr sicherstellen.
Beim Ausbau der örtlichen Verkehrswege wurden
in den letzten Jahren einige Gemeindestraßen saniert.
Trotzdem besteht teilweise, sowohl für den
motorisierten Individualverkehr- als auch für
den Fußgängerverkehr, noch ein erheblicher
Bedarf an Sanierungen des Straßenverkehrsnetzes,
welcher zukünftig angegangen werden sollen.
Der Anteil an Elektromotoren am motorisierten
Individualverkehr wächst jährlich stetig. Dennoch werden
Verbrennungsmotoren in Deutschland noch lange
eine bedeutende Rolle im Verkehr einnehmen. Um
die Infrastruktur in Fichtenau für beide Antriebsarten
zu stärken, hat sich der Gemeinderat sowohl auf die
Ansiedlung einer Tankstelle für fossile Brennstoffe als
auch auf die Erweiterung der E-Ladeinfrastruktur verständigt.
Die Planungen zur Glasfaserinfrastruktur sind in
Fichtenau bereits weit fortgeschritten. Die digitalen
Entwicklungen sind jedoch von einer hohen Dynamik
geprägt, weshalb eine zeitgemäße digitale
Infrastruktur auch weiterhin Zielstellung des Gemeinderats
bleibt.
4.7.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt
Als wichtiges Thema wurden Radwege genannt,
die die Verbindung zwischen den Ortsteilen stärken
sollen. Vor allem Wege zur wichtigen Infrastruktur,
wie Einzelhandel, Arzt und Schule sollen dabei abgedeckt
werden. Als weiteres Ziel wurde die Aufwertung
bzw. Attraktivierung der Mitfahrmöglichkeiten formuliert.
In der Umsetzung soll ein System indem die Teilnehmer
sich registrieren können, wodurch eine höhere
Sicherheit gewährleistet werden soll. Ein weiteres Entwicklungsziel
war eine Form von Carsharing, das entweder
privat oder öffentlich organisiert werden kann.
Dazu sollte der Bedarf geklärt und mögliche Kooperationspartner
gesucht werden. Zum Thema ÖPNV
wurde angemerkt, dass dieser flexibilisiert werden
sollte. Insbesondere die Abendzeiten müssten abgedeckt
werden. Zudem sollte das Ruf-Bedarfssystem
optimiert und ein Dialog zwischen den Verkehrsverbünde
geführt werden. Als weiterer Aspekt wurde
das Thema E-Mobilität angesprochen, wobei der
Bedarf an Tankstellen geklärt und dieser abgedeckt
werden sollte.
76
Foto: Reschl Stadtentwicklung
77
4.8 STÄDTEBAULICHE GESTALT | IDENTITÄT
4.8.1 Ausgangslage
Die Wahrnehmung der Gesamtgemeinde ist von
ihrem ländlichen Charakter und den vielen Ortsteilen,
Weilern und Wohnplätzen geprägt. Eine
besondere Rolle der örtlichen Identität nehmen
die vier größten Ortsteile Wildenstein, Matzenbach,
Unterdeufstetten und Lautenbach ein.
Diese haben jeweils ihre eigene Aufgabe bei der
infrastrukturellen Versorgung und somit eine
besondere Wahrnehmung im gesamtgemeindlichen
Gefüge.
Neben der infrastrukturellen Versorgung bestimmen
insbesondere die unterschiedlichen Historien der
einzelnen Ortsteile die Identitäten. Wahrnehmbar
sind die geschichtlichen Entwicklungen insbesondere
durch die historischen Gebäude, wie beispielsweise der
Läuteturm in Matzenbach oder die Schlösser in
Wildenstein und Unterdeufstetten. Ein städtebauliches
Defizit, das beinahe in allen Ortsteilen
vorliegt, besteht in nicht eindeutig definierten Ortsmitten
und dem Fehlen von sozialen Treffpunkten
in Form von öffentlichen Plätzen. Um die bestehende
Bausubstanz zu erhalten und die Umnutzung, die
Modernisierung, den Neubau oder eine eventuelle
Neuordnung von Wohnbauvorhaben zu unterstützen
und somit die Ortskerne zu stärken, ist eine Förderung
entsprechender Vorhaben in Fichtenau durch das
Förderprogramm Entwicklungsprogramm Ländlicher
Raum (ELR) möglich.
Neben der gebauten Umwelt stellt der Natur- und
Landschaftsraum ein wesentliches Identifikationsmerkmal
in Fichtenau dar, welcher die einzelnen Siedlungsbereiche
in unterschiedlichen Ausprägungen
umgibt. Neben großen landwirtschaftlichen Flächen,
Wiesen und Wäldern wird der Fichtenauer Naturund
Landschaftsraum insbesondere durch die historische
Weiherlandschaft zwischen Neustädtlein und
Oberdeufstetten charakterisiert. Der Storchenweiher
in Lautenbach hat als erlebbarer Teil der gemeindlichen
Weiherstruktur einen besonderen Wert für die
gesamtgemeindliche Identifikation und Identität.
Neben der landschaftsräumlichen und städtebaulichen
Identität Fichtenaus Ausgangslage insbesondere
von den dort lebenden Menschen und ihrem Miteinander
geprägt. Diese „soziale beziehungsweise immaterielle
Identität“ wird dabei durch das Vereinsleben, die
Kirchen, der Dorfgemeinschaften, die örtlichen Feste
und Veranstaltungen sowie durch die nachbarschaftlichen
Kontakte gebildet.
4.8.2 Auszüge aus der Bürgerbefragung
Zwei der identitätsstiftenden Aspekte, die den Befragten
an der Gemeinde Fichtenau besonders gut
gefallen und mit sehr vielen Nennungen bedacht
wurden, sind zum einen der ländliche Charme und
die überschaubare Größe der Gemeinde mit ihren
einzelnen Ortsteilen und zum anderen die netten
Menschen und der Zusammenhalt in der
Gemeinde. Im Gegenzug stören sich die Befragten
an der „Vetterleswirtschaft“ in Gemeinderat
und Verwaltung sowie am schlechten Winterdienst.
Die Orte, die die Befragten mit der Gemeinde
Fichtenau besonders verbinden, sind in erster Linie die
einzelnen Ortsteile Wildenstein, Matzenbach, Unterdeufstetten
und Lautenbach. Des Weiteren werden
die Bildkapelle, die weiteren Ortsteile der Gemeinde,
das Rathaus und das eigene Zuhause aufgeführt.
Im Themenbereich Ortsbild, Sicherheit und Umwelt
werden die Angebote überwiegend als gut oder sehr
gut bewertet - jedoch mit niedrigen, positiven Prozentwerten,
die noch ausbaufähig sind. Dazu zählen die öffentliche
Sicherheit (62,1 Prozent), das Erscheinungsbild
der Gemeinde, (58,6 Prozent) sowie die Sauberkeit
der öffentlichen Straßen und Anlagen (59,4 Prozent).
Die öffentliche Sicherheit und der Schutz vor
Kriminalität wird als wichtigstes Thema eingestuft.
78
Als Wünsche für die weitere Gemeindeentwicklung
wird in diesem Themenbereich vor allem ein stärkerer
Einbezug der Bürgerinnen und Bürger und die Umsetzung
von Bürgerentscheiden gefordert, ein gepflegtes
Erscheinungsbild sowie das Bewahren der Natur.
4.8.3 Auszüge aus der kommunalen Klausurtagung
Die Diskussion zur städtebaulichen Gestalt und
Identität der Gemeinde Fichtenau konzentrierte sich
vorwiegend auf die Aufwertung der Ortsteile und
die Beseitigung von städtebaulichen Missständen.
Der Gemeinderat befürwortet eine konzeptionelle
und durch Fördermittel unterstützt Minderung bzw.
Beseitigung vorhandener städtebaulicher Defizite
und spricht sich für eine zeitnahe Durchführung
städtebaulicher Erneuerungsmaßnahmen aus. Das
Ziel des Gemeinderats ist es die bevorstehenden und
zum Teil umfangreichen Erneuerungsmaßnahmen mit
Hilfe von Städtebauförderungsprogrammen umzusetzen.
Das Büro Reschl hat zugesichert, dass im Rahmen
des Gemeindeentwicklungskonzepts mehrere
innerörtliche Bereiche definiert werden, die
potenzielle Gebiete für die Durchführung von
städtebaulichen Erneuerungsmaßnahmen darstellen
und in denen aus Sicht des Büros eine detailliertere,
städtebauliche Untersuchung durchgeführt werden
soll. Auf dieser Grundlage soll im Gemeinderat darüber
entschieden werden, ob für diese vordefinierten
Bereiche ein gebietsbezogenes integriertes städtebauliches
Entwicklungskonzept (GISEK) erstellt wird. Das
GISEK stellt in Verbindung mit dem Gemeindeentwicklungskonzept
die Grundlage und Voraussetzung für
eine Antragstellung zur Aufnahme in ein Programm
der Städtebauförderung dar und enthält konkrete
Informationen zur Entwicklung der jeweiligen Gebiete.
4.8.4 Auszüge aus der Zukunftswerkstatt
In der Diskussion zum Thema städtebauliche
Gestalt und Identität wurde klar, dass die Identifikation
der Bürgerschaft mit den beiden Schlössern in Unterdeufstetten
und Wildenstein hoch ist. Diese sind
jedoch in Privatbesitz und teilweise in einem schlechten
baulichen Zustand, weshalb als Lösung eine aktive
Kommunikation mit dem Eigentümer vorgeschlagen
wurde. Ein wichtiges Thema der Zukunftswerkstatt
war die Ausbildung und Weiterentwicklung wahrnehmbarer
Ortsmitten, insbesondere in Unterdeufstetten,
Matzenbach und in Wildenstein um
das Rathaus. Neben der Umgestaltung war den
Beteiligten insbesondere das Pflegen und Erhalten
der vorhandenen Substanz sowie die Sanierung
des Minigolfplatzes in Matzenbach wichtig.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
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Foto: Reschl Stadtentwicklung
5
STRATEGISCHE
ZIELE
UND PROJEKTE/
PLANUNGEN
“
Das Gemeindeentwicklungskonzept |
FICHTENAU 2035 definiert auf zwei
unterschiedlichen Ebenen sowohl die
strategischen Ziele als auch die Projekte
und Planungen für alle Handlungsfelder
der Gemeindeentwicklung in Fichtenau.
Denen vorangestellt wurden klare, nicht
weiter reduzierbare und allgemein gültige
„Grundsätze“, die in Kurzform die zentralen
Entwicklungsabsichten der Gemeinde
ausdrücken.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
Strategische Ziele
Mit Hilfe von strategischen Zielen wird die angestrebte
Entwicklung Fichtenaus für die nächsten
Jahre bzw. Jahrzehnte herausgearbeitet, sowie ein
klarer Handlungsspielraum für die Zukunft definiert.
Die Ziele stellen eine wichtige Orientierungshilfe
für den politischen Willensbildungsprozess dar
und bilden die Basis für künftige kommunalpolitische
Entscheidungen. Langfristig sollen sie darüber hinaus
zur Sicherung und weiteren Verbesserung der Lebensqualität
in der Gemeinde beitragen. Damit die
strategischen Ziele eine nachhaltige Gemeindeentwicklung
ermöglichen können, sollten sie regelmäßig
auf ihre Wirksamkeit geprüft und gegebenenfalls
angepasst werden. Dadurch wird sichergestellt,
dass sich ändernde Rahmenbedingungen nicht dazu
führen, dass die Gesamtheit des Konzepts gefährdet
wird.
Projekte / Planungen
Die Projekte und Planungen bilden das Handlungsprogramm
der Gemeindeentwicklung,
durch das die Strategischen Ziele umgesetzt
werden können. Dabei werden innerhalb des Konzepts
sowohl kleinere und schnell umzusetzende
Maßnahmen als auch Großprojekte behandelt und in
eine sinnvolle Reihenfolge gebracht.
Die letztendliche Entscheidung über die Durchführung
eines Projekts bzw. einer Planung obliegt
dem Gemeinderat im Rahmen von Einzelfallentscheidungen.
Das Handlungsprogramm versteht
sich als dynamisches Konstrukt, das bei Bedarf auch
um neue Projekte ergänzt werden kann, sofern
diese das Gesamtkonzept weiter stärken.
84
Foto: Reschl Stadtentwicklung
85
5.1 DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG
“familienfreundliche und lebenswerte
strukturen
STRATEGISCHES ZIEL
Stabilisierender Bevölkerungswachstum
auf 4.800 Einwohner zum Jahr
2035
Für die demografische Entwicklung der Gemeinde
Fichtenau wird ein maßvolles Bevölkerungswachstum
auf 4.800 Personen bis zum Jahr 2035
angestrebt, was in etwa der Entwicklung der
Hauptvariante des Statistischen Landesamtes
Baden-Württemberg entspricht. Diese Entwicklung
entspricht einem relativen Wachstum
von 4,3 Prozent (Bezugsjahr 2018).Im Laufe der
weiteren Gemeindeentwicklung wird diese Zielsetzung
regelmäßig überprüft und falls nötig angepasst.
PLANUNG
Ermöglichung eines Nettozuzugs von 22
Personen pro Jahr
Um das Ziel des Bevölkerungswachstums auf
4.800 Einwohner im Jahr 2035 zu erreichen,
bedarf es eines andauernden, positiven
Wanderungssaldos von im Schnitt 22 Personen
pro Jahr. Das bedeutet, dass die Anzahl der
Zuzüge jährlich um 22 Personen höher liegen
muss als die Anzahl der Fortzüge. Die Gemeinde
Fichtenau schafft die zur Erreichung dieses Zielwerts
erforderlichen Rahmenbedingungen, welche
in den nachfolgenden Projekten und Planungen
enthalten sind.
86
PROJEKT/PLANUNG
Ermöglichung eines Nettozuzugs von 22
Personen
Um das übergeordnete Ziel des Bevölkerungswachstums
auf 4.800 Einwohner
im Jahr 2035 erreichen zu können, bedarf
es eines andauernden, positiven Wanderungsüberschusses.
Im Schnitt müssen
dabei jährlich 22 mehr Menschen zu- als
wegziehen. Um diesen Bevölkerungswachstum
zu erreichen, schafft die Gemeinde
Fichtenau die infrastrukturellen
Grundlagen, die in den nachfolgenden
Projekten und Planungen beschrieben
sind.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
5.2 LANDSCHAFT | ÖKOLOGIE
“reizvolle und erlebbare weiherlandschaften
STRATEGISCHE ZIELE
Erhalt des örtlichen Natur- und Landschaftsraums
Der Natur- und Landschaftsraum ist ein zentrales
Potential in Fichtenau, der nicht nur Lebensraum
für die Flora und Fauna bietet, sondern
auch ein zentraler Aspekt des gemeindlichen
Wohnwerts ist. Die lokalen Felder, Wälder und
Weiher an der Schnittfläche der
Schwäbisch-Fränkischen Waldberge, des
Mittelfränkischen Beckens sowie der Frankenhöhe
sind ein bedeutsamer Aspekt der lokalen
Identität. Der Erhalt dieses Natur- und Landschaftsraums
ist daher unbedingte Zielstellung für
die weitere Gemeindeentwicklung in Fichtenau.
Klimaschutz und Klimaanpassung intensivieren
Die Auswirkungen des Klimawandels sind vermehrt
in den letzten Jahren durch lange Trockenphasen,
wiederkehrende Hochwasserereignisse oder milde
Winter spürbar. Der Klimawandel und die
verursachende Emission von Treibhausgasen
sind globale Problemstellungen auf die in verschiedenen
Maßstäben reagiert werden muss.
Auch die Gemeinde Fichtenau fühlt sich hierzu
verpflichtet und trägt durch eine aktive Klimaschutzund
Klimaanpassungsmaßnahme aktiv dazu bei,
die Umwelt zu schonen.
88
PROJEKTE / PLANUNGEN
Kommunale Liegenschaften energieeffizient
und klimafreundlich sanieren
(untersuchen und Prioritäten festlegen)
Durch die Sanierung kommunaler Liegenschaften
kann Energie eingespart und neben der Umwelt auch
der kommunale Haushalt geschont werden. Die Gemeinde
Fichtenau untersucht daher die energetische
Ausgangssituation ihrer kommunalen Liegenschaften
und den damit verbundenen Sanierungsbedarf.
Durch den Gemeinderat werden die Sanierungsarbeiten
anschließend priorisiert, woraus sich
die zeitliche Abfolge der Sanierungsarbeiten
ergibt. Neben einer verbesserten Wärmedämmung,
einem verbesserten Wasserund
Abwasserkreislauf werden hier insbesondere
auch die Produktion von erneuerbaren
Energien, beispielsweise durch Photovoltaik-Anlagen,
geprüft.
Naturraum resilient entwickeln
(zusammen mit Forstamt)
Durch das sich verändernde Klima ist der Natur- und
Landschaftsraum mit einer neuen Situation konfrontiert,
der auch die Tier- und Pflanzenwelt vor Herausforderungen
stellt. Dies zeigt sich durch
vielfache Belastungen, unter anderem auch
durch die Zunahme lokaler Schädlinge. Diese
Entwicklung ist auch in Fichtenau wahrnehmbar,
so mussten beispielsweise in Wildenstein
bereits mehrere Eichen auf Grund von Eichenprozessionsspinnerbefall
in der Gemeinde gefällt
werden, deren Vermehrung auch durch das
veränderte Klima begünstigt wird. Bei der
weiteren Gestaltung des Naturraums achtete
die Gemeinde Fichtenau in Zusammenarbeit
mit dem Forstamt daher auf vielfältige und robuste
Strukturen, die gut mit den verändernden klimatischen
Bedingungen umgehen können. Neben der
Neupflanzung möglichst robuster Pflanzen
zählt hierzu auch die Schonung des Landschaftsraums
durch die Reduzierung
weiterer Flächeninanspruchnahme sowie der Schutz
der bestehenden Biotopflächen.
5.3 RAUMSTRUKTUR | SIEDLUNGSENTWICKLUNG | WOHNEN
“vielfältige strukturen und dörfliche
wohnorte
STRATEGISCHE ZIELE
Innenentwicklung forcieren
In der Gemeinde Fichtenau besteht ein erhebliches
Innenentwicklungspotential an Baulücken
und Gebäudeleerständen, von denen allein die
Baulücken eine Fläche von über 20 Hektar umfassen.
Um die Inanspruchnahme des umgebenden
Natur- und Landschaftsraums zu reduzieren
und die vorhandene kommunale Infrastruktur
möglichst effizient auszulasten, wird in der
weiteren Siedlungsentwicklung in Fichtenau
der Fokus vorrangig auf die Entwicklung
der Innenentwicklungspotentiale gerichtet.
Aufgrund der vielfältigen Eigentumssituation
innerörtlicher Baulücken und leerstehender
Wohngebäude, ist diese Aufgabe mit einer hohen
Kommunikations- und Beratungstätigkeit
verbunden, die die Gemeinde Fichtenau in der
weiteren Gemeindeentwicklung wahrnimmt.
Angebots- und preisdifferenzierte
Wohnraumentwicklung
Bei der Ausgestaltung der weiteren Wohnraumentwicklung
verfolgt die Gemeinde
Fichtenau das Ziel, differenzierte Wohnraumangebote
für möglichst jede Lebensphase
und jede Einkommensklasse zu schaffen. Die
Ausdifferenzierung dieses Angebots drückt sich
neben Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen
insbesondere in unterschiedlich großen
Mietwohnungen in verschiedenen Preis-
klassen aus, wo bereits heute ein Defizit in Fichtenau
festzustellen ist. Neben der Ergänzung von Mietwohnungen
wird ein Schwerpunkt bei der weiteren
Wohnraumentwicklung in der Herstellung von seniorengerechtem
Wohnraum liegen. Auch hier ist mit
einer wachsenden Nachfrage zu rechnen, wie die
Bevölkerungsvorausrechnungen zeigen. In allen Szenarien
ist ein deutlicher Anstieg der Personenzahlen
in den Altersklassen der Senioren zu erkennen.
Außenentwicklung bedarfsgerecht vorantreiben
Neben der vorrangigen Innenentwicklung wird
die Gemeinde Fichtenau auch Siedlungsflächen
im Außenbereich erschließen und aufsiedeln.
Nur so lässt sich das angestrebte Ziel des
weiteren Bevölkerungswachstums erreichen. Bei
der Einhaltung der ortsüblichen Bebauungsdichte
werden die bereits im Flächennutzungsplan
eingetragenen Flächen hierfür ausreichend sein. Bei
der Entwicklung dieser Flächen wird die Gemeinde
Fichtenau darauf achten, den dörflichen Charakter
der Gemeinde und das identitätsstiftende Landschaftsbild
zu erhalten.
90
PROJEKTE / PLANUNGEN
Aktive Eigentümerkommunikation
Um leerstehende Gebäude reaktivieren oder
Baulücken bebauen zu können, ist die Gemeinde
Fichtenau oftmals auf die Mitwirkungsbereitschaft
der privaten Immobilieneigentümer angewiesen.
Im ersten Schritt dieser langfristigen
Kommunikationsaufgabe wird eine aktivierende
Befragung sowie eine Informationsveranstaltung
zur Innenentwicklung durchgeführt, bei der insbesondere
Grundstücks- und Gebäudeeigentümer
eingebunden werden. Durch die aktive
Kommunikation soll ein erhöhtes Bewusstsein
und Verständnis für Entwicklungen
im Innenbreich erreicht werden. Zudem berät
die Gemeinde die Eigentümer über Fördermöglichkeiten
von Sanierungs- und Bauvorhaben,
beispielsweise im „Entwicklungsprogramm
Ländlicher Raum“.
Nachverdichtungsflächen und Schlüsselgrundstücke
untersuchen und entwickeln
(Testentwürfe); Immobilienmakler
und Bauträger ansprechen
Neben den Baulücken und Leerständen existieren
in der Gemeinde Fichtenau auch mehrere Nachverdichtungsflächen,
beispielsweise nördlich der
Hauptstraße in Wildenstein. Diese können mit
dem Ziel der Innenentwicklung durch sinnvolle Bebauungskonzepte,
Grundstückserwerbe oder Baurechtsveränderung
einer ergänzenden oder neuen
Bebauung zugeführt werden. Die Gemeinde
Fichtenau nimmt zu den jeweiligen Eigentümern
den Kontakt auf, fragt die Entwicklungsabsichten
oder Veräußerungsinteresse ab und prüft, möglicherweise
im gemeinsamen Einvernehmen, die
Möglichkeiten einer ortsverträglichen Ergänzungsbzw.
Neubebauung. Zur Umsetzung der Entwicklungsmöglichkeiten
werden zudem Gespräche mit
regionalen Bauträgern und Immobilienmaklern
geführt.
Kommunale Immobilienplattform
entwickeln
Um die Vermarktung privater Baulücken oder Gebäudeleerstände
kommunal weiter zu unterstützen,
initiiert die Gemeinde Fichtenau eine eigene
Immobilienplattform auf ihrer Homepage. Die
bisherige Bauplatzbörse wird in die neue Plattform
integriert und durch diese ersetzt. Verkaufsbereite
Eigentümer können dort kostenfrei und
niedrigschwellig ihre Immobilien (Miet-/Verkaufsobjekte)
anbieten. Die Basis für den Aufbau der
„Immobilien-Börse“ bilden die Ergebnisse aus den
aktiven und regelmäßigen Eigentümergesprächen.
Zum Start der Plattform und zur Motivation der Eigentümer
wird die Gemeinde ihre zum Verkauf stehenden
kommunalen Wohnungen und Bauflächen
ebenfalls einstellen.
Neue Bau- und Wohnformen ermöglichen;
Immobilienmakler und Bauträger
ansprechen
Zur Differenzierung des Wohnraumangebots und zur
Entwicklung neuer Bau- und Wohnformen in Fichtenau
schafft die Gemeinde die notwendigen planungsrechtlichen
Voraussetzungen. Über entsprechende
Festsetzungen in neuen Bebauungsplänen oder
die Anpassung von Festsetzungen in bereits
bestehenden Bebauungsplänen können Aufstockungen
oder Erweiterungen an Bestandsgebäuden
vorgenommen und neue, zeitgemäße
Geschosswohnungsbauten errichtet werden.
Zur Umsetzung der Entwicklungsmöglichkeiten
werden zudem Gespräche mit regionalen Bauträgern
und Immobilienmaklern geführt.
Aktive Bodenpolitik
Um die flächenhafte Gemeindeentwicklung
auch perspektivisch weitreichend steuern zu können,
bedarf es mehrerer Entwicklungsoptionen und
einer guten Verhandlungsposition. Die Gemeinde
Fichtenau betreibt daher eine aktive
Bodenpolitik indem sie strategisch wichtige Flächen
aufkauft, welche der späteren Wohnbauentwicklung
dienen sollen. Durch Weiterveräußerungen mit städtebaulichen
Verträgen oder durch Konzeptvergaben
können dem späteren Erwerber Vorgaben zur
Art und Weise der Bebauung gemacht werden,
die den Zielen der gemeindlichen Entwicklung entsprechen.
Darüber hinaus kann ein hoher kommunaler
Flächenbesitz die Verhandlungsposition durch
Tauschflächen im weiteren Flächenerwerb
verbessern.Um die Bodenpolitik in Fichtenau aktiv gestalten
zu können, stellt die Gemeinde jährlich einen
Betrag in den kommunalen Haushalt ein, der dem
weiteren Flächenerwerb dient.
Entwicklung von weitern Flächen aus
dem Flächennutzungsplan
In der aktuell gültigen Fassung des
Flächennutzungsplans sind noch Wohnbaupotentiale
im Umfang von etwa 20 Hektar festgeschrieben.
Diese Restflächen decken dabei perspektivisch
den Bedarf an örtlichen Wohnbauflächen bis zum
Zieljahr 2035 ab. Derzeit befindet sich das Baugebiet
Hahnenweg in Matzenbach, das Baugebiet
südliche Lange Äcker in Unterdeufstetten sowie
das Baugebiet Promenadenweg in Wildenstein/
Lautenbach in der Vermarktung. Darüber hinaus
wurde im Dezember 2019 die Aufstellung
der Bebauungspläne „2. Erweiterung Badfeld“
in Wildenstein, „Östliche Lange
Äcker“ in Unterdeufstetten und „2.
Erweiterung Schlosswiesen“ in Lautenbach
nach § 13b Baugesetzbuch
beschlossen. Die Gemeinde Fichtenau
wird das bestehende Flächenpotential
bedarfsgerecht und abschnittsweise
entwickeln, so dass ein gemeindeverträgliches
und kontinuierliches
Bevölkerungswachstum erfolgt.
92
Foto: Reschl Stadtentwicklung
93
5.4 WIRTSCHAFT | HANDWERK | LANDWIRTSCHAFT |
EINZELHANDEL
“beschäftigung und versorgung im
ländlichen raum
STRATEGISCHE ZIELE
Gewerbestandort bedarfsgerecht
weiterentwickeln
Die Attraktivität des Gewerbestandorts Fichtenau ist
nicht zuletzt aufgrund der unmittelbaren
Nähe zur Autobahn hoch. Dies kommt auch über
die nur noch geringfügigen gewerblichen Flächenreserven
zum Ausdruck. Neben der Auswirkung
auf den kommunalen Haushalt und die damit
verbundene Bedeutung für die kommunale
Handlungsfähigkeit wirkt sich ein dynamischer
Gewerbestandort auch auf den lokalen Arbeitsmarkt
und damit auf die Attraktivität einer
Gemeinde im Allgemeinen aus. Die Gemeinde
Fichtenau verfolgt daher einen weiteren, bedarfsgerechten
Gewerbeausbau und legt dabei
einen besonderen Fokus auf die Ansiedlung
und Erweiterung von arbeitsplatzintensiven
Unternehmen mit einer hohen Flächenproduktivität.
Örtliche Nahversorgung sichern
Eine besondere Bedeutung für die Qualität des
Wohnwertes bildet eine gute örtliche Nahversorgung.
In den letzten Jahren hat sich insbesondere
der Ortsteil Wildenstein zum Zentrum der örtlichen
Nahversorgung in Fichtenau entwickelt. Die bestehende
Versorgungsstruktur ist dabei in der weiteren
Gemeindeentwicklung zu sichern und wenn
möglich zu ergänzen. Da auch durch künftige
Entwicklungen nicht in jedem Wohnort ein
Einzelhandelsangebot vorgehalten werden
kann, steht insbesondere die bessere Anbindung
und Vernetzung des bestehenden Angebots
im Zentrum der weiteren Einzelhandelsentwicklung
94
PROJEKTE/PLANUNGEN
Interkommunales Gewerbegebiet Bergbronn
entwickeln
Mit einem Flächenumfang von 9 Hektar bietet
das interkommunale Gewerbegebiet Bergbronn, das
gemeinsam mit der Gemeinde Kressberg geplant
wird, aktuell das einzige Potential für eine weitere
gewerbliche Entwicklung in Fichtenau. Die
Gemeinde wird daher die Planung, Erschließung
und Vermarktung dieses Gebietes in
Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kressberg
weiter vorantreiben und dieses Potential
erschließen. Zur Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen
soll bei der Neuansiedlung von Betrieben
neben einer möglichst hohen Anzahl von
Arbeitsplätzen vor allem auf eine hohe
Flächenproduktivität geachtet werden.
Aktive Kommunikation mit den örtlichen
Handels- und Gewerbetreibenden
Für Gemeinden im ländlichen Raum ist die wohnortnahe
Grundversorgung oftmals eine große
Herausforderung. In Fichtenau ist die Ausgangslage
– gemessen an der Gemeindegröße – noch
vergleichsweise gut, auch wenn sich die Versorgungseinrichtungen
ungleich auf die größeren
Ortsteile verteilen. Perspektivisch ist eine Veränderung
oder Ergänzung der vorhandenen
Versorgungsstruktur nicht zu erwarten, weshalb der
Sicherung des Bestands eine hohe Bedeutung beigemessen
wird. Eine ebenso hohe Bedeutung nehmen
die örtlichen Gewerbebetriebe für die wirtschaftliche
Weiterentwicklung für Fichtenau ein. Die
Gemeinde verpflichtet sich aufgrund dessen zu
einer proaktiven Kommunikation mit den bestehenden
Nahversorgern und Gewerbetreibenden.
Einerseits soll damit die Attraktivität der wohnortnahen
Einkaufs- und Beschäftigungsmöglichkeiten
hochgehalten werden, andererseits kann die
Gemeinde Fichtenau auf mögliche Neuplanungen
der lokalen Unternehmen frühzeitig und angemessen
reagieren.
Zukünftigen Gewerbeflächenbedarf
ermitteln; GIFPRO; Abfrage bei Unternehmen
Um die zukünftigen Flächenbedarfe der Gemeinde
für die Gewerbeentwicklung abschätzen und
gestalten zu können, eignet sich neben der
regelmäßigen Entwicklungsabfrage bei
den örtlichen Gewerbetreibenden auch die
Durchführung einer richterlich anerkannten
Gewerbe- und Industrieflächenbedarfsprognose
(GIFPRO). Auf der Grundlage der errechneten
Werte können dann erneute Gespräche zur
Ausweisung von weiteren Gewerbeflächen
mit dem Regionalverband bzw. den zuständigen
Genehmigungsbehörden geführt werden.
Steigerung der Gewerbesteuereinnah-
men soll bei der Neuansiedlung von Betrieben
neben einer möglichst hohen Anzahl von Arbeitsplätzen
vor allem auf eine hohe
Flächenproduktivität geachtet werden.
Flächensuchlauf für Bestandserweiterungen
starten
Die festgeschriebenen gewerblichen Erweiterungsflächen
in Fichtenau sind weitestgehend
aufgebraucht. Um den bestehenden und
wachsenden Gewerbebetrieben eine Zukunftsperspektive
am Standort Fichtenau bieten zu können,
führt die Gemeinde zeitnah einen Gewerbeflächensuchlauf
durch.
96
Foto: Reschl Stadtentwicklung
5.5 SOZIALES | INFRASTRUKTUR | KULTUR |
“bedarfsgerechte und vielfältige angebote
für alle
STRATEGISCHE ZIELE
Soziale Infrastruktur erhalten und
stärken
Die soziale Infrastruktur, insbesondere
im Bereich der Bildungs- und Betreuungsangebote,
ist in Fichtenau sehr gut. Mit den
drei existierenden Kindergärten in Wildenstein,
Matzenbach und Unterdeufstetten sowie der
jüngst sanierten Grundschule kann der Bürgerschaft
ein breites Angebot für die Kinderbetreuung
und -bildung vorgehalten werden. Die
Anforderungen an diese Einrichtungen unterliegen
dabei einem stetigen Wandel mit
steigendem Betreuungsbedarf, beispielsweise
in Form von verlängerten Öffnungszeiten
oder Ganztagesbetreuung. Die Zielstellung der
weiteren Gemeindeentwicklung im Handlungsfeld
ist es daher, die gute Ausgangslage auch künftig
auszubauen und zu qualifizieren.
Angebot für Jugendliche bedarfsgerecht
ausbauen
Jugendliche haben für die Gemeinde Fichtenau
eine hohe Bedeutung bei der Weiterentwicklung
der sozialen Infrastruktur. Um die
Identifikation der Jugendlichen mit dem
Heimatort weiter zu stärken, forciert die
Gemeinde den Ausbau entsprechender Angebote.
Um diese Angebote zielgerichtet und attraktiv
gestalten zu können, ist es notwendig
die Bedarfe der Jugendlichen genau zu
kennen und deren Eigenverantwortlichkeit
zu stärken. Daher wird der weitere Ausbau
der Jugendangebote in Fichtenau im Dialog
mit den örtlichen Jugendlichen gemeinsam gestaltet.
Gesundheitsinfrastruktur weiterentwickeln
Eine funktionierende Gesundheitsversorgung ist
eine zentrale Herausforderung, insbesondere
für Gemeinden im ländlichen Raum. Mit der
perspektivischen Zunahme der Gruppe der
Älteren wächst auch in Fichtenau der
Bedarf einer wohnortnahen und qualifizierten
Gesundheitsversorgung. Die Gemeinde hat
diesen Bedarf erkannt und mit dem Umbau der
ehemaligen Grundschule in Unterdeufstetten zum
Gesundheits- und Gemeinschaftshaus ein
wichtiges Zukunftsprojekt initiiert.Um die
Gemeindeentwicklung für die gesamte
Bürgerschaft und alle Generationen weiter
zukunftsfähig gestalten zu können, wird in
Fichtenau die gemeindliche Gesundheitsinfrastruktur
bedarfsgerecht und kontinuierlich weiter
ausgebaut.
98
PROJEKTE/PLANUNGEN
Ergänzende Angebote für Jugendliche
dialogorientiert entwickeln
Ein großes Anliegen aller Beteiligten im
Erarbeitungsprozess des Gemeindeentwicklungskonzepts
ist der Einbezug
der Interessen Jugendlicher. Um neue,
ergänzende Angebote möglichst bedarfsgerecht
und nutzerorientiert gestalten zu können,
werden die Jugendlichen aktiv in die
Diskussion eingebunden. Durch niedrigschwellige
regelmäßige Treffen mit den
örtlichen Jugendlichen soll dabei insbesondere
der Bedarf an kommunalen Jugendräumen
geklärt und ein möglicher
Betrieb regelmäßig evaluiert werden.
Die Gemeinde Fichtenau hinterlegt für
die Konzeption neuer Angebote ein entsprechendes
Budget im kommunalen Haushalt.
Bestehende Angebote besser
kommunizieren
Das Angebot der örtlichen Vereine und
Kulturschaffenden in Fichtenau ist umfangreich
und vielfältig. Aufgrund der
gesamtgemeindlichen Verteilung der einzelnen
Vereine und Veranstaltungen sind viele Angebote
jedoch bislang unzureichend bekannt. Die Gemeinde
Fichtenau wird daher das bestehende Vereinsund
Kulturangebot kommunal weiter abstimmen,
besser kommunizieren und somit auch
den gesamtgemeindlichen Austausch
fördern. Neben dem gemeindlichen Mitteilungsblatt
und der Regionalpresse sollen
die Angebote zukünftig auch digital,
beispielsweise über Social-Media-Kanäle, beworben
werden.
Treffpunkte für alle Generationen ergänzen
Treffpunkte als soziale Anlaufstellen und Orte des
Generationenaustauschs sind ein wichtiger
Aspekt des sozialen Miteinanders. In der Gemeinde
Fichtenau existieren bereits einige Treffpunkte
unterschiedlicher Prägungen, wie beispielsweise
die Räume im Rathaus Wildenstein oder das Alte
Schulhaus in Wäldershub. Die Gemeinde Fichtenau
ist sich der Bedeutung dieser Orte für die Identität
und des gesellschaftlichen Zusammenhalts bewusst.
In der weiteren Gemeindeentwicklung prüft
die Gemeinde Fichtenau neue Treffpunkte und Angebote
für alle Generationen.
Barrierefreie Gestaltung des
öffentlichen Raums
Mit dem demografischen Wandel und
dem Wachstum der Gruppe der Älteren
geht vermehrt auch eine Einschränkung
der kognitiven und motorischen Fähigkeiten
einer großen Bevölkerungsgruppe
einher. Diese gesellschaftlichen Veränderungen
haben auch Auswirkungen
auf die Ausgestaltung des öffentlichen
Raums. Die Gemeinde Fichtenau wird
daher bei der Neu- und Umgestaltung
von öffentlichen Plätzen, Straßen und
Wegen die Anforderungen einer barrierefreien
Nutzung besonders berücksichtigen.
Ehrenamtsbörse initiieren
Das örtliche Ehrenamt ist ein zentrales
Element des gemeindlichen Zusammenlebens
in Fichtenau. Um dieses Engagement und damit
auch den gesamtgemeindlichen Austausch
zu fördern, initiiert die Gemeinde Fichtenau eine
Ehrenamtsbörse. In dieser können ehrenamtliche
Angebote und Hilfestellungen von Engagierten
inseriert und von Interessierten gefunden
werden. Die Gemeinde Fichtenau schafft
hierfür personelle Ressourcen. Mit Hilfe der
Ehrenamtsbörse können sowohl bestehende
Angebote gestärkt als auch neue Angebote
gefördert werden.
100
Foto: Reschl Stadtentwicklung
5.6 NAHERHOLUNG | TOURISMUS
“freizeiterlebnisse in natur und
gemeinschaft
STRATEGISCHE ZIELE
Naherholungsangebote erhalten und
vernetzen
In Fichtenau existieren vielfältige Naherholungsangebote
mit regionalem Bekanntheitsgrad,
wie beispielsweise der „Spielplatz der
Riesen“, „der Zauberwald“ oder der „Storchenweiher“.
Diese Angebote und deren Nutzung
gilt es künftig weiter zu stärken und als Standortfaktoren
für die Attraktivität der Gemeinde
intensiver zu nutzen. Ein Hauptaspekt der
weiteren Ausgestaltung wird in der physischen
und konzeptionellen Vernetzung der bestehenden
Angebote untereinander gesehen. Durch
neue verkehrliche Verbindungen und eine
gemeinsame Vermarktung können die Angebote
insgesamt gestärkt und der Wohn- und Freizeitwert
in Fichtenau erhöht werden.
Touristische Potenziale stärker
nutzen
Der örtliche Tourismus hat eine hohe Bedeutung
für die Gemeinde Fichtenau, was sich in den steigenden
Übernachtungszahlen und hohen Beschäftigtenzahlen
im Tourismussektor ausdrückt.
Durch eine engere Verzahnung des gemeindlichen
Tourismuses mit den kulturellen Angeboten
und über eine Steigerung von Freizeitund
Naherholungsmöglichkeiten im umliegenden
Landschaftsraum kann sowohl der Tourismus
als Wirtschaftsfaktor als auch der örtliche
Wohn- und Lebenswert gesteigert werden.
102
PROJEKTE/PLANUNGEN
Touristische Gesamtkonzeption
erarbeiten
Zur besseren Nutzung der vorhandenen Angebote
und zur Erschließung neuer touristischer Potentiale
bedarf es einer klaren Strategie in Form einer
Gesamtkonzeption. Im Rahmen der Konzepterstellung
werden die touristische Ausgangslage
und die vorhandenen Potentiale erfasst, anschließend
bewertet und im Ergebnis Empfehlungen
zur Weiterentwicklung formuliert. Die
Gemeinde Fichtenau wird in der weiteren
Gemeindeentwicklung ein Büro beauftragen,
um eine touristische Gesamtkonzeption erarbeiten
zu lassen.
Weiherstruktur für den Wochenendtourismus
und zur Naherholung
ausbauen
Eine absolute Besonderheit der Gemeinde
Fichtenau ist die historische Weiherstruktur,
welche neben der Bedeutung für
die örtliche Bevölkerung als Naherholungsraum
auch ein hohes touristisches Potential
birgt. Die Erlebbarkeit dieses Naturraums ist bisher
kaum gegeben, weshalb die Integration der Weiherstruktur
in den lokalen Wochenendtourismus
sowie in die örtliche Naherholung in der weiteren
Gemeindeentwicklung ein bedeutendes Zukunftsprojekt
darstellt. Zur Steigerung der Nutzungsmöglichkeiten
führt die Gemeinde Gespräche mit den
angrenzenden Grundstückseigentümern, um beispielsweise
Fuß- und Radwege entlang der Weiherstruktur
ermöglichen zu können.
Wander- und Radwandernetz
optimieren
Wohnortnahe Aktivitäten und Aktivtourismus
haben wachsende Bedeutung in der Freizeitund
Tourismusausgestaltung. Der Naturraum
in Fichtenau und die bestehenden Angebote, wie
beispielsweise der Trimm-Dich-Pfad, definieren
dabei die gute Ausgangslage der Gesamtgemeinde
in diesem Bereich. Um die Verbindungen
zwischen Angeboten zu verbessern und
die Erlebbarkeit des Naturraums zu erhöhen,
optimiert die Gemeinde Fichtenau das örtliche
Wander- und Radwandernetz. Neben der
engen und einheitlichen Neubeschilderung
der bestehenden Verbindungen, prüft die
Gemeinde Ergänzungen, insbesondere durch
die Aktivierung bestehender Wald- und Feldwege,
welche bei Eignung in der weiteren Arbeit
an das Wander- und Radwandernetz angeschlossen
werden.
Entwicklungsmöglichkeit einer Badestelle
prüfen
Die bestehende Weiherstruktur, insbesondere
der „Storchenweiher“ in Lautenbach,
bietet einen hohen Wert für die örtliche Naherholung.
Eine öffentliche Ausweisung als Badestelle
ist jedoch aufgrund der gemessenen Wasserwerte
bisher nicht möglich. Die Gemeinde Fichtenau
stellt ein kommunales Budget zur Verfügung,
um die Gewässersituation neu analysieren
und bewerten zu können. Auf Grundlage
dessen können eventuell nötige
Maßnahmen zur Qualitätssteigerung eingeleitet
werden, um das örtliche Naherholungsangebot
um eine öffentliche Badestelle zu erweitern.
Ansiedlung eines Cafés fördern
Das Gastronomieangebot in Fichtenau
ist vielfältig und von unterschiedlichen Speisegaststätten
geprägt. Ein Café fehlt bisher im
Gemeindegebiet und wurde in den Dialogphasen
der Bürgerschaft mehrfach als bestehendes Defizit
genannt. Um die Möglichkeiten zur Ansiedlung
eines gastronomischen Angebots zu prüfen,
nimmt die Gemeinde eine Kommunikationsrolle
ein, bei der sie in den aktiven Dialog mit
Eigentümern geeigneter Immobilien, den
bestehenden Gastronomiebetrieben und der
Bürgerschaft tritt.
104
Foto: Reschl Stadtentwicklung
5.7 MOBILITÄT | DIGITALISIERUNG
“zeitgemässes mobilitäts- und
breitbandangebot
STRATEGISCHE ZIELE
Radwegeinfrastruktur verbessern
Mit dem Bau der Radwegeverbindung
zwischen Wildenstein und Matzenbach
wurde in jüngster Vergangenheit ein
positiver Beitrag zur Verbesserung der örtlichen
Radwegeinfrastruktur geleistet. Der Bedarf einer
gut ausgebauten Radwegeinfrastruktur besteht
jedoch weiterhin, auch im Hinblick auf ein sich veränderndes
Mobilitätsverhalten innerhalb
der Bevölkerung. In einer Flächengemeinde
wie Fichtenau tragen gut ausgebaute Radwegeverbindungen
zudem zu einem stärkeren
Zusammenwachsen der einzelnen Ortsteile bei.
Die Gemeinde Fichtenau zielt daher darauf ab, die
Radwegeinfrastruktur weiter und bedarfsgerecht
auszubauen.
Verkehrssicherheit erhöhen
Eine moderne und generationengerechte
Gestaltung des Verkehrs beinhaltet auch die Sicherheit
aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.
Dies trifft gerade auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer
wie Radfahrer oder Fußgänger, zu. In der
weiteren Verkehrsentwicklung werden die Belange
dieser Mobilitätsformen daher stärker
berücksichtigt und Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung
sowie zur Trennung der jeweiligen
Nutzungsräume geprüft und wo möglich
realisiert.
Alternative
etablieren
Mobilitätsangebote
Um die Mobilität im ländlichen Raum, über das
eigene Auto hinweg, gestalten zu können, braucht
es alternative, gemeinschaftliche und individuelle
Lösungsansätze. Die Gemeinde Fichtenau prüft
und fördert daher neue, alternative Mobilitätsformen,
die sie gemeinsam mit der Bürgerschaft diskutiert.
Ausbau einer zeitgemäßen digitalen
Infrastruktur
Aktuell führt die Gemeinde einen
flächenhaften Ausbau der digitalen Infrastruktur
durch. Dennoch werden die ständigen
technischen Erneuerungen auch zukünftig
für eine Veränderung der Nachfrage und der
Bedarfe sorgen. Aus diesem Grund wird die
Gemeinde Fichtenau ihre technische Ausgangslage
fortlaufend evaluieren und die digitale
Infrastruktur bei Bedarf weiter ausbauen und dafür
sorgen, dass die erforderliche Leistungsfähigkeit
gewährt ist. Neben der hohen Bedeutung
der Breitbandversorgung für den Wohnstandort
Fichtenau hält sich die Gemeinde somit auch als
Wirtschafts- und Gewerbestandort attraktiv.
106
Öffentlichen
attraktiveren
Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist von zentraler
Bedeutung bei der Gestaltung der Verkehrswende.
In Fichtenau variiert die Erreichbarkeit der
nächstgelegenen Städte und Gemeinden aus den
einzelnen Ortsteilen stark. Um den öffentlichen
Personennahverkehr künftig attraktiver zu
gestalten und deren Beitrag zur örtlichen
Mobilität zu erhöhen, setzt sich die Gemeinde
Fichtenau zum Ziel, die Erreichbarkeit
der nächstgelegenen Städte und Gemeinden
aus den Ortsteilen heraus zu verbessern
und die Taktung der Busverbindungen zu erhöhen.
PROJEKTE/PLANUNGEN
Weitere Fuß- und Radwegeverbindungen
schaffen
Durch die Nahversorgungseinrichtungen
und den Sitz der Verwaltung hat der Ortsteil
Wildenstein eine hohe Bedeutung für
die Gesamtgemeinde. Für die Erreichbarkeit
dieser Nutzungen ist eine gute verkehrliche Anbindung
an die übrigen Ortsteile besonders
wichtig. Die Anbindung Wildensteins für den
motorisierten Individualverkehr ist gegeben
und die Verbindungsstraßen sind größtenteils
gut ausgebaut. Eine attraktive Anbindung für
den Fuß- und Radverkehr besteht aufgrund
des neu gebauten Fuß- und Radwegs zum
Ortsteil Matzenbach. Um auch die übrigen
Ortsteile besser an Wildenstein anzubinden,
prüft die Gemeinde neue Rad- und Fußwegeverbindungen
von und nach Wildenstein.
Sanierung gemeindlicher Straßen fortführen
Die Sanierung der Gemeindestraßen wird aktuell
mit Hilfe verschiedener Förderprogramme vorangetrieben.
So wurden beispielsweise im Jahr
2019 die Ortsdurchfahrt Wildenstein oder der
Konzenbuck in Unterdeufstetten umfassend
saniert. Trotzdem weisen die Gemeindestraßen
in Fichtenau weiterhin kleinere und größere
Schäden auf.
Die Gemeinde wird die Straßensanierung daher
fortführen und somit neben der Verkehrssicherheit
auch das Erscheinungsbild sowie das Wohnumfeld
in betroffenen Bereichen aufwerten.
Bürgerdialog zur Ergänzung alternativer
Mobilitätsangebote
Neben den konventionellen Mobilitätsangeboten
etablieren sich in den Städten und Gemeinden
zunehmend alternative Mobilitätsformen.
Auch in Fichtenau besteht mit der
Mitfahrbank bereits ein erstes alternative
Angebot zum Öffentlichen Personennahverkehr.
Der Bedarf und Ausbau dieser alternativen
Angebote, beispielsweise durch einen
Bürgerbus, soll in der weiteren Gemeindeentwicklung
untersucht werden. Die
Leistungs- und Tragfähigkeit alternativer
Mobilitätsangebote ist dabei abhängig
von der Akzeptanz in der Bürgerschaft. Bei
der weiteren Ausgestaltung alternativer
Mobilitätsangebote tritt die Gemeinde daher
in den aktiven Dialog mit der Bürgerschaft,
um die Nutzungs- sowie
Mitwirkungsgemeinschaft
abzufragen
und somit auch den tatsächlichen Bedarf
weitere Angebote in Erfahrung zu bringen.
108
Ansiedlung einer Tankstelle
ermöglichen
Um den Energiebedarf des motorisierten
Individualverkehrs zukünftig auch im Gemeindegebiet
abdecken zu können, intensiviert
die Gemeinde Fichtenau ihre Bemühungen
zur Ansiedlung einer Tankstelle. Im Zentrum
dieser Bemühungen stehen der Kontakt zwischen
Verwaltung und möglichen Betreibern
sowie die Prüfung und Abwägung möglicher
Standorte. Darüber hinaus evaluiert die
Gemeinde regelmäßig die Nutzung und Auslastung
der E-Ladesäulen in Wildenstein. Bei hoher
Nutzeranzahl und wachsendem Bedarf wird die
Gemeinde zur Ergänzung der Ladeinfrastruktur
ebenfalls einen Standortsuchlauf durchführen.
Dialog zur Verbesserung des ÖPNVs
fortführen
Die Erreichbarkeit der umliegenden Städte und
Gemeinden über die bestehenden Buslinien
weicht in den einzelnen Ortsteilen stark voneinander
ab. Die Lage an der Landesgrenze
zu Bayern und die damit verbundenen unterschiedlichen
Tarifzonen stellen weitere Herausforderungen
in der Gestaltung der Fahrpläne
und Fahrzeiten dar. Die Gemeinde Fichtenau
wird daher den Dialog mit den betroffenen Landkreisen
und Verkehrsträgern intensivieren, um
einen leistungsfähigeren öffentlichen Personennahverkehr
zu erwirken, der über den Schülerverkehr
hinausgeht.
109
5.8 STÄDTEBAULICHE GESTALT | IDENTITÄT
“attraktive ortsteile mit historischer
bausubstanz
STRATEGISCHE ZIELE
Ortsmitten Wildenstein, Unterdeufstetten
und Matzenbach stärken
und aufwerten
Ortsmitten sind als historischer Ursprung eines
Siedlungsbereichs, als Zentrum der Versorgung
und als Ort der Begegnung von besonderer Bedeutung
für die Identität einer Ortschaft und sie
nehmen unmittelbaren Einfluss auf die örtliche
Lebensqualität und Wahrnehmung. Doch insbesondere
in den Ortsmitten von Wildenstein,
Unterdeufstetten und Matzenbach bestehen städtebauliche
Defizite, die beseitigt werden sollten.
Die Gemeinde Fichtenau wird die betroffenen
Ortsmitten als Orte des Miteinanders und
Zusammenseins weiter stärken und entsprechend
ihrem jeweiligen Charakter attraktiveren.
Ortsteile entsprechend ihrer gesamtgemeindlichen
Funktion entwickeln
Als Flächengemeinde mit insgesamt 26 Dörfern,
Weilern, Höfen und Wüstungen verfügt Fichtenau
über vielfältige Strukturen, Identitäten und Entwicklungspotentiale.
In allen Orten bzw. Ortsteilen eine
gleichwertige kommunale Infrastruktur bereithalten
zu wollen ist weder leistbar noch zukunftsfähig.
Die Gemeinde Fichtenau wird die Entwicklung
ihrer größeren Ortsteile und deren infrastrukturelle
Ausstattung daher weiterhin an der funktionsräumlichen
Gliederung der Gemeinde ausrichten
und die jeweiligen Besonderheiten und Identitäten
stärker hervorheben.
Historische Bausubstanz erhalten und
erneuern
Viele Ortsteile der Gemeinde Fichtenau verfügen
über wertvolle historische Bausubstanz. Diese
Bauten sind Zeuge einer langjährigen Entwicklung
und wechselhaften Geschichte und prägen die
Identität Fichtenaus wesentlich. Über die hohe
Bedeutung der historischen Gebäudesubstanz
ist sich die Gemeinde bewusst und möchte diese
weitestgehend erhalten. Die Zielstellung im Umgang
mit historischer Bausubstanz bleibt daher unverändert,
um diese zu erhalten und zu erneuern.
110
PROJEKTE/PLANUNGEN
Perspektivpläne für die Ortsmitten erarbeiten
Zur gestalterischen und funktionalen
Aufwertung der Ortsmitten in Wildenstein,
Unterdeufstetten und Matzenbach
bedarf es einer konzeptionellen Grundlage.
Die Gemeinde Fichtenau wird daher
für die weitere Entwicklung der jeweiligen
Ortsmitten Perspektivpläne erarbeiten, die
konkrete Handlungsvorschläge zur Aufwertung
des öffentlichen Raums sowie
zum Umgang mit dem Gebäudebestand
und dessen perspektivischer Nutzung
enthalten. Darüber hinaus sollen die
Perspektivpläne auch Aussagen zu
möglichen Abbrüchen oder
Neubebauungen im Sinne der Innenentwicklung
treffen.
Städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen
durchführen (Antragstellung
Städtebauförderung)
In den Ortsmitten von Unterdeufsteten,
Wildenstein und Matzenbach bestehen
sogenannte städtebauliche Missstände,
die auf einen konkreten städtebaulichen
Erneuerungsbedarf hinweisen. Der
tatsächliche Bedarf und die erforderlichen
Maßnahmen zur Aufwertung sollen
daher zeitnah über eine konzeptionelle Grundlage
in Perspektivplänen aufgezeigt werden.
Die anschließende Durchführung städtebaulicher
Erneuerungsmaßnahmen ist oftmals
mit einem hohen finanziellen Aufwand
verbunden. Um eine finanzielle
Unterstützung bei der Beseitigung von
städtebaulichen Missständen zu erhalten,
wird die Gemeinde Fichtenau sich um die
Aufnahme in ein Programm der
Städtebauförderung des Landes oder Bundes
bewerben.
Eigentümergespräche zur Erneuerung
ortsbildprägender Gebäude
Die historische Gebäudesubstanz ist für
die Eigen- und Fremdwahrnehmung der
Gemeinde von besonderer Bedeutung. Trotz
alledem kann es nicht alleine eine kommunale
Aufgabe sein, für den Erhalt und die Instandsetzung
dieser Liegenschaften verantwortlich
zu sein. Die Gemeindeverwaltung wird daher
künftig eine aktivere Rolle in der Kommunikation
mit den Eigentümern von ortsbildprägenden
Gebäuden einnehmen, um die jeweiligen
Entwicklungsabsichten und die generelle
Sanierungsbereitschaft abzufragen.Darüber
hinaus wird sie den Eigentümern eine kostenlose
Beratung anbieten und sie über die Möglichkeiten
einer Förderung von Erneuerungsmaßnahmen
informieren.
6
KOMMUNALES
LIEGENSCHAFTS-
MANAGEMENT
Im Rahmen des Entwicklungskonzeptes für
die Gemeinde Fichtenau wurde auch geprüft,
welchen Stellenwert die – in grosser Zahl
vorhandenen – kommunalen Liegenschaften
strategisch haben können beziehungsweise
sollen.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
113
6.1 AUSGANGSLAGE
Kommunale Liegenschaften stellen einen
wesentlichen Teil des kommunalen Vermögens dar.
Charakteristisch für das Immobilienvermögen ist
eine hohe langfristige Kapitalbindung. Außerdem verursacht
die Unterhaltung und der Betrieb der einzelnen
Liegenschaft laufende Kosten, die den kommunalen
Verwaltungshaushalt belasten. Ob und in welcher
Höhe Erträge aus dem Vermögen erzielt werden,
hängt von der Zweckbestimmung, der Nutzung und
der strategischen Bedeutung jeder einzelnen Liegenschaft
ab. Größe und Kosten des kommunalen
Immobilienbestandes beeinflussen damit die
finanziellen Gestaltungsmöglichkeiten der Kommune.
Andererseits stellt die Verfügbarkeit über Grundvermögen
ein vielseitiges Steuerungsinstrument
für alle kommunalpolitischen Handlungsfelder
dar. Der Bedarf an eigenen Liegenschaften
ist deswegen unter folgenden Aspekten
einer laufenden Überprüfung zu unterziehen:
• Wird die Liegenschaft für eigene Zwecke
der Kommune benötigt (Eigennutzung für
öffentliche Zwecke)? Eine aufgabenkritische
Herangehensweise ist vorzunehmen.
• Kommt der Liegenschaft strategische Bedeu
tung zu; taugt diese zum Beispiel als Tauschobjekt?
• Liegt das Objekt im Bereich geplanter
Gebietsentwicklungen, künftiger Baugebiete
oder Bodenordnungsverfahren?
Durch die Fusion der ehemals eigenständigen
Gemeinden Wildenstein, Lautenbach, Unterdeufstetten
und Matzenbach, mit jeweils eigenem
kommunalem Grundbesitz, existieren eine Vielzahl
kommunaler Liegenschaften in der Gemeinde
Fichtenau. Darüber hinaus sorgen anstehende
infrastrukturelle Veränderungen - wie beispielsweise
der Neubau der Feuerwehr sowie das neue
Gesundheits- und Gemeinschaftshaus im Gebäude
der ehemaligen Grundschule dazu, dass
Gebäude freiwerden. Über diese strukturellen
Veränderungen hinaus existieren in Fichtenau diverse
kommunale Liegenschaften, bei denen sich in
den nächsten Jahren Handlungsbedarfe durch Nutzungsveränderungen
oder bauliche Maßnahmen
abzeichnen.
Um die gegenwärtigen sowie künftige Funktionen und
Nutzungen der kommunalen Liegenschaften zu erfassen
und zu klären, welche Immobilien bei der
Kommune verbleiben, wurden diese im Zuge des
Gemeindeentwicklungsprozesses differenziert
betrachtet. Ziel des Kommunalen Liegenschaftsmanagements
ist die Entwicklung einer Gesamtstrategie
für die kommunalen Liegenschaften.
6.2 METHODISCHES VORGEHEN UND
UNTERSUCHUNGSANSATZ
Die Grundlage einer Gesamtstrategie zum Umgang
mit den kommunalen Liegenschaften in Fichtenau
bildet eine ausführliche Bestandsaufnahme
und Bestandsanalyse. Im ersten Schritt
der Bearbeitung wurden dabei alle kommunalen
Grundstücke und Gebäude (ausgenommen:
Forst- und Landwirtschaftsflächen sowie Straßengrundstücke)
mit ihren aktuellen Nutzungen sowie
mit ihrer gesamtgemeindlichen Funktion erfasst
und die Ergebnisse in Steckbriefen aufbereitet. Die
Datenerhebung zu den einzelnen Liegenschaften
erfolgte dabei in enger Abstimmung mit der kommunalen
Verwaltung.
Auf Basis der Bestandsaufnahmen wurde die weitere
Untersuchung in die zwei Kategorien „Liegenschaften
mit fester Funktion“ und „Liegenschaften mit Handlungsbedarf“
unterteilt. Im Ergebnis wurden zwölf
Liegenschaften, die eine langfristige Funktion und
keinen bestehenden Handlungsbedarf haben, da sie
beispielsweise einer kommunalen Pflichtaufgabe dienen,
in der Untersuchung und Analyse nicht weiter betrachtet.
Die übrigen 19 kommunalen Liegenschaften mit
Handlungsbedarf wurden im weiteren Arbeitsprozess
detailliert behandelt und analysiert.
114
Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU 2035
ENTWURF
Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU 2035
ENTWURF
Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU 2035
Abbildung 20: Liegenschaften mit fester Funktion, Reschl Stadtentwicklung 2020
Auf Basis der Bestandsaufnahmen wurde die weitere Untersuchung in die zwei Kategorien
„Liegenschaften mit fester Funktion“ und „Liegenschaften mit Handlungsbedarf“
unterteilt. Im Ergebnis wurden zwölf Liegenschaften, die eine langfristige Funktion und
keinen bestehenden Handlungsbedarf haben, da sie beispielsweise einer kommunalen
Pflichtaufgabe dienen, in der Untersuchung und Analyse nicht weiter betrachtet.
Die übrigen Auf Basis 19 der kommunalen Bestandsaufnahmen Liegenschaften wurde mit die Handlungsbedarf weitere Untersuchung wurden in im die weiteren zwei Kategorien
Arbeitsprozess „Liegenschaften detailliert mit fester behandelt Funktion“ und analysiert. und „Liegenschaften mit Handlungsbedarf“
unterteilt. Im Ergebnis wurden zwölf Liegenschaften, die eine langfristige Funktion und
keinen bestehenden Handlungsbedarf haben, da sie beispielsweise einer kommunalen
Pflichtaufgabe dienen, in der Untersuchung und Analyse nicht weiter betrachtet.
Die übrigen 19 kommunalen Liegenschaften mit Handlungsbedarf wurden im weiteren
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Abbildung Methodik 20: des Liegenschaften Kommunalen − mit Liegenschafts-
fester Funktion, Reschl Stadtentwicklung − 2020
managements −
Darstellung Reschl −Stadtentwicklung, 2019
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Arbeitsprozess detailliert behandelt und analysiert. −
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ENTWURF
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Abbildung 20: Liegenschaften mit fester Funktion, Reschl Stadtentwicklung 2020
Auf Basis der Bestandsaufnahmen wurde die weitere Untersuchung in die zwei Kategorien
„Liegenschaften mit fester Funktion“ und „Liegenschaften mit Handlungsbedarf“
unterteilt. Im Ergebnis wurden zwölf Liegenschaften, die eine langfristige Funktion und
keinen bestehenden Handlungsbedarf haben, da sie beispielsweise einer kommunalen
Pflichtaufgabe dienen, in der Untersuchung und Analyse nicht weiter betrachtet.
Die übrigen 19 kommunalen Liegenschaften mit Handlungsbedarf wurden im weiteren
115
6.3 ERGEBNIS UND PERSEPEKTIVE
Das Ergebnis der Bestandsanalyse wurde dem Gemeinderat
im Rahmen einer Klausurtagung am 26.
September 2019 vorgestellt und anschließend mit ihm
diskutiert. Für alle 19 Liegenschaften wurden gemeinsame
und langfristige Entwicklungsperspektiven formuliert.
Durch die Diskussion mit dem Gemeinderat
ergeben sich vier Kategorien, wie mit den bestehenden
kommunalen Liegenschaften mit Handlungsbedarf
Gemeindeentwicklungskonzept umgegangen wird. | Es FICHTENAU sind die 2035 folgende vier
Kategorien:
ENTWURF
• 7.3 ERGEBNIS Liegenschaften, UND PERSPEKTIVE die möglichst umgehend
Das Ergebnis privatisiert der Bestandsanalyse werden sollten wurde dem Gemeinderat im Rahmen einer
Klausurtagung am 26. September 2019 vorgestellt und anschließend mit ihm diskutiert. Für
• alle 19 Liegenschaften, wurden die gemeinsame nach Wegfall und der langfristige Entwicklungsperspektiven
formuliert. Durch die Diskussion mit dem Gemeinderat ergeben sich vier Kategorien, wie
aktuellen Nutzung veräußert / privatisiert
mit den bestehenden kommunalen Liegenschaften mit Handlungsbedarf umgegangen
werden sollten
wird. Es sind die folgende vier Kategorien:
• •
•
Liegenschaften, die möglichst deren Perspektive umgehend privatisiert noch werden sollten.
Liegenschaften, geklärt werden die sollte nach Wegfall der aktuellen Nutzung veräußert / privatisiert
werden sollten
• Liegenschaften, die im kommunalen Besitz
• Liegenschaften, deren Perspektive noch geklärt werden sollte.
verbleiben
• Liegenschaften, die im kommunalen Besitz verbleiben.
.
Methodik des Kommunalen Liegenschaftsmanagements
Abbildung 22: Schema Kommunales Liegenschaftsmanagement, Reschl Stadtentwicklung 2020
Darstellung Reschl Stadtentwicklung, 2019
116
Liegenschaften, die möglichst umgehend privatisiert werden sollen
Immobilien dieser Kategorie werden weder zur Bewältigung
kommunaler Pflichtaufgaben benötigt, noch
besteht ein strategisches Interesse zum Verbleib im
kommunalen Eigentum. Diese Liegenschaften können
kurzfristig, ohne weitere Planungen oder Ersatzmaßnahmen
veräußert werden. Grundlage für die Veräußerung
der Liegenschaften sind Wertgutachten.
HAUPTSTRASSE 56
Das Mehrfamilienhaus Hauptstraße 56 befindet sich
im Südosten Wildensteins. Die Liegenschaft wird ausschließlich
zu Wohnzwecken genutzt. In den nächsten
Jahren müssten erhebliche Investitionen getätigt werden,
um die baulichen Mängel am Gebäude zu beseitigen.
MARKTSTRASSE 6/1
Die Liegenschaft Marktstraße 6/1 in Unterdeufstetten
liegt zentral im Ortskern und wird aktuell ausschließlich
zu Wohnzwecken genutzt. Trotz hoher Investitionen
in der Vergangenheit, bestehen weiterhin bauliche
Mängel an der Liegenschaft, welche in den kommenden
Jahren behoben werden müssen und entsprechend
finanzielle Aufwendungen bedeuten würden.
ALTES RATHAUS LAUTENBACH
Das alte Rathaus in Lautenbach liegt zentral in der
Buckenweiler Straße. Neben den bestehenden Mietwohnungen
werden weitere Räume von der örtlichen
Feuerwehr und dem Freundeskreis Asyl als Lagerfläche
genutzt. Der bauliche Zustand der Liegenschaft ist
schlecht und es bestehen erheblich Mängel.
117
Liegenschaften, die nach Wegfall der aktuellen Nutzung veräußert / privatisiert
werden sollen
Liegenschaften dieser Kategorie sollen in der weiteren
Gemeindeentwicklung grundsätzlich privatisiert werden.
Durch bestehende Nutzungen ist eine Veräußerung
jedoch erst nach deren Wegfall sinnvoll.
„SPIELPLATZ ABENTEUER“
Der „Spielplatz Abenteuer“ liegt südlich des Sportzentrums
in Matzenbach. Er entspricht nicht mehr den
Anforderungen an einen modernen Spielplatz und
kann aufgrund des dortigen Erdwalls und der Lage
zwischen Einfamilienhäusern nur begrenzt zu einem
solchen qualifiziert werden. Sobald ein alternativer
Spielplatz in Matzenbach entwickelt wurde, soll der
bestehende Spielplatz rückgebaut, zu Bauland entwickelt
und vermarktet werden
KONZENBUCK 27 & 29
Die Gebäude Konzenbuck 27 und 29 befinden sich im
Osten von Unterdeufstetten und werden gegenwärtig
zur Unterbringung von Geflüchteten und Obdachlosen
genutzt. Somit tragen die Immobilien zur Bewältigung
einer kommunalen Pflichtaufgabe bei, auf welche
nicht verzichtet werden kann. Aufgrund der Lage,
des Zuschnitts und der Ausstattung eignen sich die
Gebäude für diese Anforderung jedoch nur bedingt.
Die Gemeinde Fichtenau untersucht daher alternative
Standorte und Lösungen. Sobald ein neues kommunales
Unterbringungsangebot für Geflüchtete und Obdachlose
etabliert wurde, werden die Liegenschaften
am Konzenbuck 27 und 29 veräußert.
FEUERWEHRGERÄTEHAUS
UNTER-
DEUFSTETTEN
Das Feuerwehrgerätehaus in Unterdeufstetten befindet
sich in der Ortsmitte und grenzt direkt an das
neue Gesundheits- und Gemeinschaftshaus an. Durch
den Bau des zentralen Feuerwehrgerätehauses fällt
das Feuerwehrgerätehaus künftig aus seiner langjährigen
Nutzung. Um die Liegenschaften in eine neue
Nutzung überführen und einen Leerstand in zentraler
Lage in Unterdeufstetten verhindern zu können, wird
das Feuerwehrgerätehaus nach Inbetriebnahme des
neuen Feuerwehrhauses privatisiert.
MARKTSTRASSE 10
Das Gebäude Marktstraße 10 liegt zentral in Unterdeufstetten
und wird bisher zu Wohn-, Dienstleistungs-
und öffentlichen Zwecken genutzt. Mit der
Polizeistation und der Allgemeinarztpraxis sind bisher
zwei bedeutende Nutzungen der Gemeinde im Gebäude
eingemietet. Nach dem Umzug der Polizeistation
ins Bürgerhaus und der Verlegung der Arztpraxis
in das neue Gesundheits- und Gemeinschaftshaus
wird diese Liegenschaft veräußert.
118
Liegenschaften, deren Persepektive noch geklärt werden sollte
Für nachfolgende Liegenschaften wird durch weitere
Planungen und Konzeptionen eine tragfähige
Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat
geschaffen. Anhand dieser Grundlage
kann dann der Umgang mit den jeweiligen
Liegenschaften neu bewertet werden.
FEUERWEHRGERÄTEHAUS WILDENSTEIN
Das Feuerwehrgerätehaus in Wildenstein befindet
sich im Ortskern, in unmittelbarer Nachbarschaft
zum Rathaus. Nach Fertigstellung des zentralen Feuerwehrgerätehauses
und dem Wegfall der bisherigen
Nutzung soll das Gebäude rückgebaut werden. Die
freiwerdende Fläche wird in die weitere Gestaltung des
Rathausumfeldes in eine abgestimmte Konzeption integriert.
Auf Grundlage dieser Konzeption wird eine
Entscheidung über die Entwicklung oder Veräußerung
der Fläche getroffen.
FEUERWEHRGERÄTEHAUS MATZENBACH
Das Feuerwehrgerätehaus in Matzenbach liegt in der
Ortsmitte. Aufgrund dieser zentralen Lage und der
hohen Bedeutung für die Ortsentwicklung in Matzenbach
sollen für das Feuerwehrgerätehaus neue Nutzungen
gefunden werden, die den weiteren Umgang
mit dieser Immobilie bestimmt. Das Gebäude soll dabei
möglichst bestehen bleiben, saniert und mit weiteren
Nutzungen belebt werden.
„SPIELPLATZ KAPPELBUSCH“
Der „Spielplatz Kappelbusch“ befindet sich im Süden
von Wildenstein. Seine ursprüngliche Nutzung wurde
bereits aufgegeben. Die Spielgeräte sind rückgebaut
und der Platz wurde eingeebnet. Durch vertiefende
Untersuchungen und Planungen soll die weitere Bedeutung
der Fläche, bspw. als Wohnbaufläche oder zu
Gemeinbedarfszwecken, für die Gemeindeentwicklung
untersucht werden.
MARKTSTRASSE 53
Die Liegenschaft Marktstraße 53 liegt zentral im Ortskern
in Unterdeufstetten. Das Mehrfamilienhaus wird
ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt. Der bauliche
Zustand der Liegenschaft ist schlecht und es stehen
in den nächsten Jahren hohe Investitionen an. Generell
ist eine Veräußerung der Immobilie vorstellbar, solange
ein sozialverträglicher Verkauf für die Bewohner
gewährleistet werden kann.
ALTES RATHAUS MATZENBACH
Das alte Rathaus in Matzenbach liegt im Zentrum des
Ortsteils. Neben Mietwohnungen wird das Gebäude
durch verschiedene örtliche Vereine genutzt. Der
weitere Erhalt der Nutzungen oder eine alternative
sozialverträgliche Veräußerung soll durch Gespräche
und Planungen geklärt werden.
VEREINSHEIM TSV UNTERDEUFSTETTEN MIT
EHEMALIGER HÜHNERFARM
Das Vereinsgelände des TSV Unterdeufstetten befindet
sich im Westen des Ortsteils. Das Vereinsheim mit
Sportgelände sowie der benachbarte Geräteraum, die
ehemalige Hühnerfarm, befinden sich in einem baulich
sehr schlechten Zustand. Hier besteht in den nächsten
Jahren dringender Handlungs- und Sanierungsbedarf.
Der weitere Erhalt und mögliche Nutzungsalternativen
sollen dabei durch Gespräche und Planungen mit
den Vereinsverantwortlichen geklärt werden.
119
Liegenschaften, die im kommunalem Besitz bleiben
Liegenschaften dieser Kategorie sollen im Eigentum
der Gemeinde bleiben, da diese entweder eine feste
und langfristige Nutzungsperspektive haben, der
weiteren strategischen Gemeindeentwicklung dienen
oder zur künftigen Bewältigung kommunaler Pflichtaufgaben
benötigt werden.
ALTES SCHULHAUS MATZENBACH
Das alte Schulhaus in Matzenbach liegt im Zentrum
des Ortsteils in unmittelbarer Nähe des historischen
Läuteturms. Neben Mietwohnungen wird das Gebäude
durch verschiedene örtliche Vereine genutzt
und belebt. Aufgrund der zentralen Lage, der vielfältigen
Nutzungen und der über einhundertjährigen
Geschichte ist dieses Gebäude ein wichtiger Teil der
Matzenbacher Identität und bleibt als solches in kommunalem
Eigentum.
“SPIELPLATZ HOHENRÖTLE“
Der „Spielplatz Hohenrötle“ befindet im Süd-Westen
von Matzenbach, in der Nähe der berühmten Matzenbacher
Bildkapelle. Die Gemeinde wird den Spielplatzstandort
aufgeben und die Spielgeräte abbauen,
sobald diese schadhaft sind. Das 3.092 m² große
Grundstück bleibt im kommunalen Besitz und wird für
zukünftige Bauvorhaben als Grundlage einer späteren
Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahme im Sinne der
Eingriffsregelung nach Bundesnaturschutzgesetz und
Baugesetzbuch zurückgehalten.
.
ALTES SCHULHAUS WÄLDERSHUB
Das alte Schulhaus liegt zentral im Dorfkern von Wäldershub
und ist als Dorfgemeinschaftshaus der Mittelpunkt
des Dorflebens. Diese Nutzung, die mit einer
hohen Bedeutung für die lokale Identität verbunden
ist, soll gesichert und die Immobilie in kommunalem
Besitz bleiben. Sobald höhere Investitionen für diese
Liegenschaft anfallen, wird die Situation neu bewertet
werden
120
Foto: Reschl Stadtentwicklung
121
7
HANDLUNGS-
PROGRAMM
Das „Gemeindeentwicklungskonzept |
FICHTENAU 2035“ ist ein ganzheitliches
Handlungskonzept, welches die
strukturellen und städtebaulichen
Entwicklungsschwerpunkte der Gemeinde
Fichtenau für einen mittel- bis langfristigen
Zeitraum zusammenfasst. Es formuliert Ziele
und benennt konkrete Handlungsansätze zu
deren Realisierung.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
123
7.1 FINANZEN
Die zu Beginn des Gemeindeentwicklungsprozesses
durchgeführte Bewertung der finanziellen Ausgangslage
der Gemeinde Fichtenau erfolgte auf der
Grundlage des vom Gemeinderat beschlossenen
Haushaltsplans 2019. Laut statistischem Landesamt
Baden-Württemberg lagen die Gewerbesteuereinnahmen
der Gemeinde Fichtenau im Jahr 2018 bei
rund 1,1 Mio.€ im Jahr. Dies entspricht etwa einem
Wert von 250 Euro pro Kopf, was deutlich geringer ist
als in den Vergleichsgemeinden Kreßberg (425 €) und
Stimpfach (615 €). Das geringe Gewerbesteueraufkommen
ist auf die starke Bedeutung Fichtenaus als
Wohngemeinde mit nur wenigen, kleineren Gewerbeflächen
zurückzuführen. Bis zum Jahr 2023 geht die
Gemeinde von steigenden Gewerbesteuereinnahmen
(1,65 Mio. € jährlich) aus.
Den wesentlichen Teil ihrer finanziellen Einnahmen
generiert die Gemeinde Fichtenau aus ihrem Anteil
an der Einkommensteuer. Diese Einnahmen schlugen
im Jahr 2018 mit knapp 2,05 Mio. € zu Buche
(Einkommensteuer von 406 € pro Einwohner). Dieser
Wert entspricht annähernd dem Durchschnittswert
der umliegenden Vergleichsgemeinden, der bei 466
€ pro Einwohner liegt. In Zukunft geht die Gemeinde
Fichtenau, auch aufgrund des im Gemeindeentwicklungskonzepts
formulierten Ziels der Stabilisierung,
von steigenden Einkommensteuereinnahmen von ca.
2,5 Mio. Euro pro Jahr aus.
Zum Ende des Jahres 2019 betrug der Schuldenstand
der Gemeinde Fichtenau rund 3,1 Mio. €. Heruntergerechnet
auf die Einwohner der Gemeinde ergibt sich
eine Pro-Kopf-Verschuldung von 675 €/EW. Damit
liegt der Schuldenstand Fichtenaus etwas über dem
Durchschnittswert der Gemeinden in Baden-Württemberg
mit 3.000-5.000 Einwohner (624 €/EW).
Welche Veränderungen die Corona-Pandemie fur den
kommunalen Haushalt in Fichtenau ergeben, ist zum
jetzigen Zeitpunkt nicht seriös einzuschätzen. Zwei
Drittel der öffentlichen Investitionen tätigen Kommunen.
Deshalb ist es wichtig, dass Kommunen nicht
„gegen die Pandemie ansparen“, sondern an ihner Investitionen
kurshalten. Jede andere Haltung würde die
Gefahr einer Rezession erhöhen. Diese Grundansicht
teilt der Gemeinderat Fichtenau.
Foto: Reschl Stadtentwicklung
124
7.2 PROJEKTPLAN
Um die Ansätze aus dem Gemeindeentwicklungskonzept
in ein konkretes Handlungsprogramm einzuarbeiten,
wurde der Gemeinderat im Rahmen einer
kommunalen Klausurtagung am 24.07.2020 darum
gebeten, die ausgearbeiteten Projekte und Planungen
zu priorisieren. Damit werden kurz-, mittel- und langfristige
Entwicklungsmöglichkeiten für die Gemeinde
definiert. In Verbindung mit einer Analyse der aktuellen
Haushaltssituation der Gemeinde Fichtenau liegt
somit ein Handlungsprogramm vor, welches sowohl
abarbeitbar als auch finanzierbar ist.
Der nachfolgende Projektplan berücksichtigt die finanziellen
Verpflichtungen des aktuellen Haushaltsplans
und beschreibt einen soliden Ansatz zur Umsetzung
der erarbeiteten Pro¬jekte und Planungen des
Gemeindeentwicklungs¬konzepts bis ins Jahr 2035.
Im Projektplan des „Gemeindeentwicklungskonzepts
| FICHTENAU 2035“ werden die Projekte und Planungen
unter Berücksichtigung der Priorisierung des Gemeinderats
und des finanziellen Handlungsspielraums
hinsichtlich der zu erwartenden Kosten, der Zuständigkeiten
und der zeitlichen Abfolge dargestellt. Der finanzielle
Rahmen sowie der angegebene Projektzeitraum
sind allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt
nicht abschließend zu betrachten. Vielmehr ist der
Projektplan ein Arbeitspapier für die Verwaltung, das
in regelmäßigen Abständen evaluiert und ggf. angepasst
werden muss.
Für bestimmte Projekte kann zum aktuellen Zeitpunkt
nur eine Planungsrate angenommen werden. Einige
Projekte sind im investiven Bereich nicht finanzwirksam
bzw. werden im laufenden Betrieb in der Verwaltung
ohne Mehrkosten abgearbeitet.
Insgesamt umfasst der Projektplan des „Gemeindeentwicklungskonzepts
| FICHTENAU 2035“ ein Investitionsvolumen
von ca. 3,78 Mio. € bis zum Zieljahr 2035.
Neben den Investitionen für Projekte und Planungen,
die sich aus dem Gemeindeentwicklungskonzept ergeben,
hat auch die neue strategische Grundlage zum
Umgang mit den kommunalen Liegenschaften Einfluss
auf den kommunalen Haushalt. Im Entwurf zur
Eröffnungsbilanz des kommunalen Vermögenshaushalts
werden die Liegenschaften, die veräußert werden
sollen, mit rund 25 TEUR bewertet. Es ist davon
auszugehen, dass die tatsächlich erzielbaren Verkaufserlöse
jedoch deutlich höher zu veranschlagen sind.
125
Gemeindeentwicklungskonzept | FICHTENAU 2035
Handlungsprogramm (Projektplan)
Alle Projekte
Datum: 11.08.2020
Landschaft | Ökologie
Kosten
Kostenart
2020 2021 2022 20
Naturraum resilient entwickeln (zusammen mit Forstamt)
Daueraufgabe
Kommunale Liegenschaften energieeffizent und klimafreundlich sanieren ( Untersuchen und Prioritäten
festlegen) Daueraufgabe
Raumstruktur | Siedlungsentwicklung | Wohnen
Nachverdichtungsflächen | Schlüsselgrundstücke untersuchen und entwickeln (Tesstentwürfe);
Makler und Bauträger ansprechen
Planungsrate
Aktivierende Eigentümerkommunikation durchführen Investiv / Daueraufgabe
Neue Bau- und Wohnformen entwickeln
Daueraufgabe
Makler und Bauträger ansprechen
Kommunale Immobilienplattform entwickeln Investiv
Entwicklung von Flächen aus dem Flächennutzungsplan Planungsrate
Aktive Bodenpolitik Daueraufgabe | Fortführung Investitionsrate
Wirtschaft | Handwerk | Landwirtschaft | Einzelhandel
Zukünftigen Gewerbeflächenbedarf ermitteln; GIFPRO, Abfrage bei Unternehmen Investiv
Interkommunales Gewerbegebiet Bergbronn entwickeln Planungsrate | Im Haushalt enthalten
Aktive Kommunikation den örtlichen Handels- und Gewerbetreibenden
Flächensuchlauf für Bestandserweiterung starten Planungsrate
Soziales | Infrastruktur | Kultur
Kontinuerliche Weiterentwicklung und Qualifizierung des Gesundheits- und Gemeinschaftshauses Im Haushalt enthalten
Treffpunke für alle Generationen ergänzen Investiv
Bestehende Angebote besser kommunizieren Investiv | Daueraufgabe
Barrierefreie Gestaltung des öffentlichen Raums Investive Daueraufgabe
Ergänzende Angebote für Jugendliche dialogoientiert entwickeln Investive Jahresrate
Ehrenamtsbörse initiieren Investiv
Naherholung | Tourismus
Wander- und Radwanderwegenetz optimieren Investiv
Touristisches Gesamtkonzept erarbeiten Planungsrate
Weiherstruktur für den Tourismus und zur Naherholung ausbauen Investiv
Entwicklungsmöglichkeit einer Badestelle prüfen Planungsrate
Ansiedlung eines Cafés fördern Daueraufgabe
Mobilität | Digitalisierung
Weitere Fuß- und Radwegeverbindungen schaffen Investiv
Ansiedlung einer Tankstelle ermöglichen Daueraufgabe
Dialog zur Verbesserung des ÖPNVs fortführen Daueraufgabe
Sanierung gemeindlicher Straßen fortführen Investive Jahresrate
Bürgerdialog zur Ergänzung alternativer Mobilitätsangebote Planungsrate
Städtebauliche Gestalt | Identität
Perspektivpläne für die Ortsmitten erarbeiten Planungsrate
Eigentümergespräche zur Erneuerung ortsbildprägender Gebäude Daueraufgabe
Grundlage für Städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen erarbeiten | Antragstellung Städtebauförderung Jährliche Planungsrate
Projektplan zum Gemeindeentwicklungskonzept
Darstellung Reschl Stadtentwicklung, 2020
126
Beteiligte
BM Bürgermeisterin GB Genehmigungsbehörde
VW Verwaltung B Bürgerschaft
GR Gemeinderat EX Externe Planung
23 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031
2032
2033 2034 2035
BM VW GR GB B EX
Projektzeitraum
Laufende Aufgabe
127
7.3 STÄDTEBAULICHES LEITBILD
Städtebaulichen Leitbilder fassen die Zukunftsaufgaben
und Entwicklungsperspektiven von Städten
und Gemeinden zusammen und geben diesen eine
Struktur, in dem sie Schwerpunkte benennen. Im
Gemeindeentwicklungskonzept FICHTENAU | 2035
baut das Leitbild auf den Erkenntnissen der Bestandserhebung
und Bestandsanalyse des Büros, der repräsentativer
Bürgerbefragung, der Klausurtagungen
mit dem Gemeinderat, der Bürgerbeteiligung und den
Gesprächen mit der Verwaltung auf. Das Leitbild ist
zentraler Bestandteil des Gemeindeentwicklungskonzepts
und veranschaulicht die Leitplanken für
die zukünftige Entwicklung der Gemeinde. Dabei
geht es auf die individuellen Qualitäten und Herausforderungen
der Gemeinde ein. Die sich hieraus ergebenden
Aufgaben werden den Kategorien
„Bewahren“, „Entwickeln“ und „Neu“zugeordnet.
Durch die grafische Vereinfachung der komplexen
Aufgabenfelder zeigt das Leitbild nicht nur die individuelle
Entwicklungsperspektiven Fichtenaus,
sondern stellt eine Argumentationsgrundlage für
künftige Entscheidungsprozesse in der Gemeindeentwicklung
dar. Der individuelle Charakter der Ortsteile
und deren Funktion in der Gesamtgemeinde
orientiert sich dabei am Bestand und macht
deutlich, dass nicht allen Ortsteilen alles versprochen
werden kann.
Einen Schwerpunkt der zukünftigen Gemeindeentwicklung
bilden dabei die größten Ortsteile
Wildenstein, Unterdeufstetten und Matzenbach.
Sie verfügen über eine gute infrastrukturelle
Ausstattung, die erhalten und gestärkt werden soll. Die
drei Ortsteile sind Entwicklungsschwerpunkte in der
weiteren Siedlungsentwicklung. Hier gilt es, sowohl
die Möglichkeiten der Innenentwicklung, der Arrondierung
und der Außenentwicklung zu nutzen.
Die Ortsteile Lautenbach und Neustädtlein nehmen
aufgrund ihrer besonderen Prägung ebenfalls eine
besondere Rolle in der Gesamtgemeinde Fichtenau
wahr. Ihnen ist die Raumkategorie Eigenentwicklung
+ zugeordnet, bei der neben Maßnahmen
der Innenentwicklung auch Arroniderungen
mögliich sind.
Die übrigen Ortsteile verfolgen eine konsequente
Innenentwicklung. Aufgrund der hohen Zahl an Baulücken
haben alle Fichtenauer Ortsteile eine klare -
auch räumliche - Entwicklungsperspektive.
Um das gesamtgemeindliche Zusammenleben zu
stärken und die Attraktivität jedes Ortsteils zu erhöhen,
wird der Bau neuer Rad- und Fußwegeverbindungen
verfolgt. Insbesondere neue Verbindungen
von und nach Wildenstein, wo sich der Einzelhandel
befindet, stehen dabei im Fokus.
Die Gemeinde Fichtenau ist in einen äußerst reizvollen
Natur- und Landschaftsraum eingebettet.
Besonders die Weiherstruktur definiert
dabei die örtliche Identitäten sowie Freiraumqualitäten.
Neben einer forcierten Innenentwicklung,
die die Inanspruchnahme von Landschaftsraum reduziert,
gilt es daher, die Nutz- und Erlebbarkeit der
Fichtenauer Wasser- und Grünräume zu stärken.
Die Gemeinde Fichtenau ist geprägt von den vielfältigen
Identitäten und Entwicklungen der einzelnen
Ortsteile. Für diese Ortsteilidentiäten sind Ortsmitten
von herausragender Bedeutung. In Matzenbach
und Wildenstein bestehen in den Ortsmitten
städtebauliche und funktionale Defizite, denen in der
weiteren Entwicklung planerisch begegnet wird. Auch
in Unterdeufstetetn ist die Definition einer eindeutigen
Ortsmitte ein Handlungsschwerpunkt der weiteren
Gemeindeentwicklung.
128
Foto: Reschl Stadtentwicklung
129
Interkommunales Gewerbegebiet
Bergbronn
Leitbild
Neustädtlein
E +
Tourismus
Großenhub
Rötlein
Wäldershub
Fichtenhof
Krettenbach
Gunzach
Hahnenberg
LAUTENBACH
E +
E s
MATZENBACH
UNTERDEUFSTETTEN
E s E s Bildung
Soziales
Versorgung
Verwaltung
WILDENSTEIN
Freizeit
Sport
Natur
Naherholung
O
130
FICHTENAU |
Gemeindeentwicklungskonzept
2035
Städtebauliches Leitbild
Bestand
Bernhardsweiler
Neu
E S
E +
Entwickeln
Buckenweiler
berdeufstetten
Bewahren
1:10.000
131