SAUNA FOKUS | SAUNA & BÄDERPRAXIS 3_2020
Als Vorschau auf die neue SAUNA FOKUS kam die letzte Ausgabe der SAUNA & BÄDERPRAXIS Ende 2020 zusätzlich als E-Paper im neuen Design heraus.
Als Vorschau auf die neue SAUNA FOKUS kam die letzte Ausgabe der SAUNA & BÄDERPRAXIS Ende 2020 zusätzlich als E-Paper im neuen Design heraus.
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3/2020 | 6,00 €
Weltkulturerbe finnische Sauna
Saunabetriebe in der Krise
neuer Sauna-Bund Geschäftsführer
M i r a m o n t i B o u t i q u e H o t e l © T i b e r i o S o r v i l l o
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Kontakt
Winnie Mareike Rüter
Projektmanagement und Online-Marketing
Deutscher Sauna-Bund e.V.
Tel. 0521/96679-22
w.rueter@sauna-bund.de
EDITORIAL
Wie wird das Saunajahr 2021? Zwei Ansichten zu den Aussichten.
Ganz sicher wird Corona in der Saunabranche
Spuren hinterlassen – aber unterschiedlich tiefe. So
werden die wochenlangen Schließungen und der
andauernde kapazitätsbegrenzte Zutritt zu
Betriebsaufgaben bei den öffentlichen
Saunabädern führen. Besonders die kleinen
Saunaanlagen werden davon betroffen sein, da die
Betreiber die finanziellen Ausfälle nicht über einen
so langen Zeitraum kompensieren können und
auch nicht von der staatlichen Unterstützung
wirkungsvoll profitieren. Dabei wird es vermutlich
noch nicht einmal zu einem dauerhaften Rückgang
des Interesses für das Saunabaden kommen. 30,6
Millionen Menschen bezeichneten sich bei uns vor
der Pandemie als Saunagänger.
Diesen großen Zuspruch wird die Branche nicht verlieren, denn die umfassenden Lockdown
Auswirkungen haben keine alternativen Freizeitmöglichkeiten erlaubt. Die öffentlichen
Saunabäder, die über etwa 40 Prozent des genannten Besucherpotenzials verfügen, müssen
jedoch beim Restart überzeugende Argumente für den Saunabesuch präsentieren. Dies können
nur die gesundheitlichen Werte sein. Viele andere Freizeittätigkeiten können das nicht bieten und
gerade jetzt ist ein sehr großer Teil der Bevölkerung für die Gesundheit sensibilisiert. Zu diesen
Bemühungen passt hervorragend der Tag der Sauna am 24. September 2021 mit seinem Motto
„SAUNA. Medical Wellness!“. Aufguss und Entertainment sollten also zurückstehen.
Eine nicht zu unterschätzende Konkurrenz zum öffentlichen Saunabesuch könnte allerdings die
Sauna zuhause werden. Vor Corona betrug der Marktanteil der Haussauna 26 Prozent. Schon
einmal war in Folge der globalen Finanzkrise gegen Ende der ersten Dekade dieses Jahrhunderts
dieses Marktvolumen auf 34 Prozent gestiegen. Damals führte die wirtschaftliche Verunsicherung
der Menschen zur öffentlichen Konsumzurückhaltung. Cocooning war Trend; allerdings selbst
gewählt und nicht wie jetzt erzwungen. Von der gegenwärtigen Lage wird daher die
Saunabauindustrie profitieren können und dann mit zeitlicher Verzögerung auch die öffentlichen
Saunabetriebe. Denn wer die Sauna mit ihren vielfältigen Wirkungen zwischen Erholung und
Hautpflege kennengelernt hat, wird sie nicht mehr aufgeben.
SAUNA FOKUS 3/2020 4
Das alte Jahr endet in Deutschland mit einem
„harten“ Lockdown. Für die öffentlichen
Saunaanlagen ist seit Anfang November erneut
sogar der zweite brachiale Shutdown die bittere
Realität. Wann er enden wird, ist ungewiss. In
jedem Fall wird es im ersten Halbjahr 2021 noch
ordentlich „ruckeln“, dafür werden die
Coronaschutzverordnungen der 16 Bundesländer
schon sorgen. Corona hatte niemand auf dem
Zettel. Darum hat es alles auf den Kopf gestellt:
Arbeit und Freizeit, die ganze Gesellschaft, ja sogar
die Psyche vieler Menschen. Keine Frage: Diese
globale Naturkatastrophe markiert eine historische
Zäsur!
Wohl dem, der jetzt eine Sauna zuhause hat. 1,7 Millionen Privathaushalte können derzeit das
große Privileg genießen, ohne jegliche Zwänge und Vorschriften das finnische Heißluftbad so zu
nutzen, wie und wann immer sie wollen. Findige Geschäftsleute haben deshalb die Sauna mobil
gemacht und stellen sie dort ab, wo sie nachgefragt wird. Stationär profitieren davon auch immer
mehr buchbare „Private Spa-Suiten“.
Und die öffentlichen privaten und kommunalen Saunaanlagen: Wie wird es ihnen ergehen im
nächsten Jahr, wenn hoffentlich wirksame Impfstoffe breiten Teilen der Bevölkerung zur
Verfügung stehen werden? Erst ab dem zweiten Halbjahr 2021 wird es langsam wieder aufwärts
gehen, anfangs vielleicht mehr gesundheitsorientiert noch unter dem Einfluss der dann
hoffentlich abgeklungenen Pandemie. So wie die Mehrheit „tickt“, dürfte dann aber bald der
Zeitpunkt kommen, wo wieder Aufguss-Events und Halligalli verstärkt nachgefragt sein werden:
The Show must go on! So unbeschwert wie „vor Corona“ wird es sicher nicht sein. Dafür sitzt das
Trauma bei zu vielen zu tief. Das passende „Weihnachtsgeschenk“ aber macht Hoffnung: Bereits
Ende dieses Jahres könnte auch in Deutschland mit den ersten Impfungen begonnen werden.
Das „harte“ erste Quatal 2021 gilt es jetzt aber erst einmal noch mit finnischer Sisu zu überstehen
… als internationale Sauna-Familie!
Wir danken allen, die sich für unsere SAUNA & BÄDERPRAXIS Zeit genommen haben und
wünschen alles Gute – natürlich mit Sauna!
Auf Wiedersehen, Ihre
Rolf-A. Pieper
Hans-Jürgen Gensow
SAUNA FOKUS 3/2020 5
NEWS
Finnische Saunakultur
ist Weltkulturerbe
Mitte Dezember wurde beim UNESCO General
Meeting in Paris von einem 24-köpfigen
Gremium entschieden, dass die Finnische
Saunakultur in die Liste immaterielles
Weltkulturerbe aufgenommen wird. Dabei
handelt es sich um den ersten Eintrag
Finnlands in diese internationale Liste
überhaupt.
„Die Sauna ist ein integraler Teil des
alltäglichen Lebens in Finnland“, heißt es in
der Bewerbung, die von der Kulturerbe-
Behörde koordiniert und federführend von der
finnischen Sauna-Gesellschaft und der
Internationalen Sauna-Gesellschaft (ISA) in
Zusammenarbeit mit zahlreichen finnischen
Sauna-Vereinen und -Verbänden erstellt
worden war. Während des Bewerbungsprozesses
hatte sich die finnische Sauna-
Community im so genannten Saunaring
formiert. Es geht darum, die finnische Sauna-
Kultur lebendig zu erhalten, sie nachhaltig
weiterzuentwickeln, den kommenden
Generationen weiterzugeben und in aller Welt
bekannter zu machen. In Finnland gibt es an
die 3,3 Millionen Saunas; das Land hat 5,5
Millionen Einwohner.
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Tag der Sauna 2021:
SAUNA. Medical Wellness!
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Seit 2014 organisiert der Deutsche Sauna-
Bund den jährlichen Tag der Sauna am 24.
September. Viele Hundert Betriebe in
Deutschland aber auch im Ausland feiern
gemeinsam den Beginn der Saunasaison mit
Aktionen, Rabatten und mancherlei
Überraschungen für die Gäste.
Als weltgrößter Branchenverband verfügt der
Deutsche Sauna-Bund über mehr als 70 Jahre
Erfahrung und medizinisches Wissen zum
gesundheitsorientierten Saunabaden. Genau
dieser Aspekt soll 2021 das Motto zum Tag
der Sauna prägen: SAUNA. Medical Wellness!
Einer der bekanntesten Effekte des
Saunabadens ist die Stärkung der
immunologischen Abwehr. Das Wechselspiel
von Wärme- und Kältereizen verbessert die
Durchblutungsregulation von Haut und
Schleimhäuten. Von dieser Form der
„Abhärtung“ können die körpereigenen
Abwehrkräfte, das Hautbild und das
Körpergefühl besonders profitieren. Faktoren,
die auch im zweiten Jahr der Corona-
Pandemie eine besondere Rolle spielen
werden.
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24.09. 2021
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SAUNA FOKUS 3/2020 8
UVSV: Frist für die
Re-Zertifizierung beachten
Das zuständige Referat beim
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
und nukleare Sicherheit teilte Anfang
Dezember auf Nachfrage des Deutschen
Sauna-Bundes mit, dass der Deutschen
Akkreditierungsstelle (DAkkS) bewusst sei,
dass die Auswirkungen der Coronakrise alle
Beteiligten vor besondere Herausforderungen
stellen. Basierend auf den Festlegungen des
Internationalen Akkreditierungsnetzwerkes
sei bei Re-Zertifizierungen eine
Überschreitung der Frist nach Ablauf des Erst-
Zertifikats von maximal sechs Monaten
möglich. Die zertifizierte Person müsse aber
einen Antrag – eine Anmeldung – auf Re-
Zertifizierung vor Ablauf der Gültigkeit des
Erst-Zertifikats stellen. Würden diese Fristen
überschritten, müsste erneut eine zweitägige
Schulung mit Prüfung absolviert werden.
Großes Interesse am
Sauna-Bund Newsletter
Seit September 2020 versendet der Deutsche
Sauna-Bund vierzehntäglich einen offiziellen
Newsletter an Verbandsmitglieder und
Brancheninteressierte. Die Registrierung für
den Newsletter erfolgt über ein Online-
Formular. Innerhalb der ersten sechs Wochen
wurden bereits 1.000 Empfänger gezählt.
Mittlerweile kann der Verband auf mehr als
6.000 Adressen zu verschiedenen
Themenschwerpunkten zurückgreifen. Auch
die Öffnungs- und Klickraten von bis zu 70
Prozent zeigen den großen
Informationsbedarf der Branche. Der
regelmäßige Verbandsnewsletter ist Teil der
neuen Online-Marketing-Strategie des
Deutschen Sauna-Bundes, zu welcher
außerdem der Relaunch der
Verbandswebseiten und der Ausbau der
Social-Media- Reichweite zählen.
SAUNA FOKUS 3/2020 9
IM GESPRÄCH
Martin Niederstein: Neuer Sauna-Bund Geschäftsführer
Es ist nicht mehr lange hin, dann bekommen
der Deutsche Sauna-Bund und die
Tochtergesellschaft Sauna-Matti einen neuen
Geschäftsführer: Ab kommenden Januar
„übernimmt“ Martin Niederstein (54) von Rolf-
Andreas Pieper (67), der nach fast vier
Jahrzehnten in dieser Position den Staffelstab
weitergibt. Nach reiflicher Überlegung hat sich
das Präsidium des Verbandes für eine
„Inhouse-Lösung“ entschieden, wohlwissend,
dass die Fußstapfen sehr groß sind, in die
Niederstein in Kürze treten wird.
Der Nachfolger ist längst kein
unbeschriebenes Blatt mehr: Von 1997 bis
2000 sammelte er während seiner Ausbildung
erste Erfahrungen in der Mitgliederwerbung
und absolvierte zudem die Weiterbildung zum
Saunameister. Kein Wunder, dass
regelmäßiges Saunabaden für ihn bis heute zu
den bevorzugten Freizeitaktivitäten gehört,
neben täglichem Radfahren und Gartenarbeit
am Wochenende. Niederstein, gebürtig aus
Siegburg im Rheinland, ist verheiratet und hat
zwei Kinder (s. auch Porträt in SAUNA &
BÄDERPRAXIS, Ausgabe 1/2018).
Bereits seit Februar 2018 arbeitet der
Geschäftsführer in spe bei Sauna-Matti, der
Tochtergesellschaft des Deutschen Sauna-
Bundes, als „Betriebsberater für öffentliche
Saunaanlagen“. Die notwendigen
Voraussetzungen dafür bringt er mit: ein BWL-
Studium, eine Ausbildung zum „staatlich
geprüften Informatiker Wirtschaft“ und 16
Jahre Berufserfahrung in einer Bielefelder
Unternehmensberatung.
Standortanalysen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen
sowie Markt- und
Besucherbefragungen waren das „Brot- und
Butter-Business“ von Niederstein, ehe Anfang
diesen Jahres mit dem Ausbruch der Corona-
Pandemie auch für ihn von jetzt auf gleich
alles ganz anders geworden ist.
Die Entwicklung von Handlungsempfehlungen
für die Wiederinbetriebnahme öffentlicher
Saunaanlagen bis hin zu einem auch von den
Behörden anerkannten Infektionsschutzkonzept
– zusammen mit der amtierenden
Geschäftsführung – bestimmten zusehends
den langen Arbeitsalltag. Hinzu kamen zwei
Mitgliederbefragungen zu den wirtschaftlichen
Auswirkungen von Corona, über die Martin
Niederstein in dieser Ausgabe
zusammenfassend berichtet.
Wie die allermeisten seiner
Mitgliedsunternehmen muss auch der
Deutsche Sauna-Bund die Ärmel hoch
krempeln, um einigermaßen unbeschadet
durch die Coronakrise zu kommen. Einfach ist
das ganz und gar nicht, muss auch der
künftige Geschäftsführer täglich erfahren.
Jetzt ist sein Organisationsgeschick mehr
denn je gefragt, ob es nun um die Beantragung
von Coronahilfen geht oder die Kurzarbeit, das
risikobedingte Teamsplitting in der
Geschäftsstelle oder um das Homeoffice für
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie
überall bleibt die Lage solange angespannt, bis
hoffentlich wirksame Impfstoffe großen Teilen
der Bevölkerung zur Verfügung stehen werden.
Erst dann kann es langsam wieder aufwärts
gehen, bis weit in das Jahr 2021 hinein.
SAUNA FOKUS 3/2020 10
Insofern steht Martin Niederstein als künftiger
Geschäftsführer des Deutschen Sauna-
Bundes zusammen mit seinem Team in der
Geschäftsstelle vor einer Herkulesaufgabe.
Beherzt und motiviert will man gemeinsam
diese große Herausforderung angehen, auch
mit neuen Ideen im Gepäck. Wohin aber wird
sich die Saunabranche „nach Corona“
entwickeln? Martin Niedersteins Prognose:
„Ich gehe fest davon aus, dass sich das Marktund
Besucherverhalten allenfalls nur wenig
verändern wird. Vielleicht wird das
Gesundheitsbewusstsein anfangs größer sein
als vorher aber mit zunehmender
Normalisierung werden sich erlebnisorientierte
Angebote wie Show-Aufgussevents wieder
stärker in den Vordergrund schieben.“
Eines ist jetzt schon klar vor Niedersteins
Amtsantritt im Jahr zwei der Corona-
Pandemie: Die Digitalisierung aller internen
und externen Prozesse wird sich künftig noch
weiter beschleunigen müssen, auch aus
kostengründen. Die andere Seite der Medaille
aber ist genauso wichtig: die verstärkte
persönliche Ansprache und Betreuung der
gegenwärtig über 750 Mitglieder des Sauna-
Bundes, damit die Bindung und das
gegenseitige Vertrauen weiter wachsen
können, gerade in unsicheren Zeiten wie
diesen.
Mit einiger Besorgnis blickt Niederstein
dagegen auf die angespannte finanzielle
Verfassung gerade kleinerer
privatwirtschaftlicher Saunabetriebe. Ihre
Zukunft bleibt ungewiss, wie die Folgen der
Pandemie die Geschäftstätigkeit insgesamt
schwer belasten. Umso mehr gefragt in dieser
Situation ist ein schlagkräftiger Verband, der
sich für die Interessen seiner Mitglieder stark
macht und sie bei den politischen
Entscheidungsträgern selbstbewusst vertritt.
Martin Niederstein will an die Erfolge seines
Vorgängers Rolf-A. Pieper anknüpfen und den
Deutschen Sauna-Bund in eine gute Zukunft
führen.
Hans-Jürgen Gensow
SAUNA FOKUS 3/2020 11
FÜNF GLÜCKSMOMENTE
MIT DER SAUNA
Rolf-A. Pieper
Am Ende dieses Jahres scheidet Rolf-A. Pieper nach 38 Jahren aus der Geschäftsführung des
Sauna-Bundes aus. In dieser langen Zeitspanne hat er die Entwicklung der Sauna in Deutschland
und in Europa maßgeblich mitgestaltet. Dabei ist er nach eigenem Bekunden nur ein Dutzend Mal
nicht gern zur Arbeit gegangen. Eine Bilanz, die darauf schließen lässt, dass ihm die vielfältigen
Aufgaben immer echte Herzensangelegenheiten gewesen sind. Aber welche Ereignisse gingen
noch darüber hinaus? SAUNA & BÄDERPRAXIS erfragte fünf solcher Glücksmomente.
SAUNA FOKUS 3/2020 12
SAUNA FOKUS 3/2020 13
SAUNA FOKUS 3/2020 14
SAUNABETRIEBE IN DER KRISE –
WIE WIRKT SICH DIE VERORDNETE
BERG- UND TALFAHRT AUS?
Martin Niederstein
Acht Monate später, nachdem Mitte März
2020 der behördlich angeordnete und
mehrere Monate andauernde erste Lockdown
den Betrieb aller öffentlichen Saunaanlagen
untersagte, hat nach zwischenzeitlicher
Wiederinbetriebnahme im Sommer die erneut
stark zunehmende Verbreitung des
Coronavirus Anfang November zu einem
erneuten Shutdown in der Saunabranche
geführt. Die wirtschaftlichen Folgen für die
Betriebe sind gravierend und in ihrer vollen
Tragweite immer noch nicht absehbar.
Öffentliche Saunabäder bleiben noch bis
mindestens in das nächste Jahr hinein
geschlossen. Der erneute Shutdown hat
gezeigt, dass eine Planungssicherheit für den
Zeitpunkt der Wiederaufnahme eines
geregelten Betriebs und deren Auswirkungen
auf den Betriebsablauf noch nicht gegeben
ist. Bund und Länder haben derweil
Rettungsschirme, wirtschaftliche Hilfen,
vereinfachte Verfahren zur Beantragung von
Krediten und Kurzarbeitsentschädigungen bis
hin zu Maßnahmen zur Aussetzung von
Insolvenzantragspflichten beschlossen.
Dennoch sind insbesondere privatwirtschaftlich
geführte Saunabetriebe in ihrer
wirtschaftlichen Existenz sehr gefährdet.
Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der
Pandemie auf die Saunabranche zu erfassen,
hat der Deutsche Sauna-Bund im Verlaufe des
Jahres bereits zwei Mitgliederbefragungen
durchgeführt. Die erste Befragung fand unter
guter Beteiligung in der ersten Monatshälfte im
Februar statt.
Nachdem eine Ausbreitung der Pandemie
erstmalig Ende Januar in Bayern
nachgewiesen werden konnte, erreichte das
Coronavirus Mitte Februar unter vermehrter
medialer Aufmerksamkeit den Kreis Heinsberg
in NRW und machte ihn zum ersten Hotspot. In
einigen Regionen Deutschlands waren bereits
deutliche Besucherrückgänge zu verzeichnen
und eine spürbare Verunsicherung der
Saunagäste hinsichtlich der Infektionsgefahr in
öffentlichen Saunaanlagen wurde
wahrgenommen. Andere Landesteile blieben
noch nahezu unbeeinflusst, doch insgesamt
spiegelte die Umfrage eine bemerkbare
unsichere Erwartungshaltung der Betriebe zur
wirtschaftlichen Entwicklung wider.
Die zweite Mitgliederbefragung folgte in der
zweiten Junihälfte zu einem Zeitpunkt, zu dem
in elf Bundesländern eine Wiederinbetriebnahme
unter zum Teil stark
abweichenden Hygieneschutzbestimmungen
der einzelnen Coronaverordnungen sowie
deutlichen Kapazitätsbeschränkungen erfolgt
war und es sollte noch mehr als zwei Monate
dauern, bis zuletzt auch in Bremen
Saunabaden in öffentlichen Saunaanlagen
wieder erlaubt wurde. Die Umfragebeteiligung
fiel wegen der ungünstigen Erreichbarkeit
aufgrund immer noch geschlossener Betriebe
geringer aus. Inhaltliche Fragestellungen
behandelten Schließungsdauer und zeitliche
Verzögerung der Wiederinbetriebnahme, eine
wirtschaftliche Betrachtung des ersten
Halbjahres sowie wirtschaftliche Prognosen
für den weiteren Unternehmensbetrieb unter
Pandemiebedingungen.
SAUNA FOKUS 3/2020 16
Hierbei wurden auch Maßnahmen zur
Kostensenkung und zur organisatorischen
Nutzung des Schließungszeitraums sowie die
Inanspruchnahme von staatlichen Hilfen
abgefragt. Die nachfolgenden Auszüge geben
einen Einblick in die Ergebnisse.
Eine für Ende November avisierte dritte
Mitgliederbefragung wird der Deutsche Sauna-
Bund zu Beginn des neuen Jahres durchführen,
um die wirtschaftlichen Auswirkungen der
Pandemie auf das Gesamtjahr 2020 darstellen
zu können. Aktuell ist durch die Behörden in
Aussicht gestellt, dass ab Mitte Januar eine
erneute Wiederinbetriebnahme öffentlicher
Saunabäder erfolgen kann und
dementsprechend eine hohe Beteiligung
begünstigt wird. Die ausführliche Analyse der
Umfrageergebnisse wird, wie auch bei den
Umfragen zuvor, allen teilnehmenden Anlagen
exklusiv zugesendet.
Deutschlands föderale Struktur
ist bei der Analyse zu beachten
Die zunächst gebietsweise voranschreitende
Ausbreitung der Coronapandemie im Frühjahr
erforderte eine regionale Betrachtungsweise
und Gruppierung der Befragungsergebnisse.
Auch in der aktuellen Verteilung des
Infektionsgeschehens bilden sich regionale
Unterschiede bei Inzidenzwerten aus.
Aufgrund der föderalen Gesetzgebungsstrukturen
und deren Auswirkungen auf die
Wiederinbetriebnahme von öffentlichen
Saunaanlagen sowie den unterschiedlichen
Anforderungen an Hygienekonzepte und
Kapazitätsbegrenzungen werden die Betriebe
nach Bundesländern in drei geografische
Regionen gegliedert: Region Süd: Baden-
Württemberg, Bayern, Österreich*, Schweiz*;
Region West-Südwest: Hessen, Nordrhein-
Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland,
Luxemburg*; Region Nord-Ost: Berlin,
Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-
Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen,
Sachsen-Anhalt,
Schleswig-Holstein,
Thüringen.
* Die in Grenznähe zur Bundesrepublik liegenden
Mitgliedsbetriebe aus den Nachbarstaaten Österreich, Schweiz
und Luxemburg wurden in der Analyse mitberücksichtigt.
Die Zusammensetzung der Regionalverbünde
führte in beiden Befragungen zu einer nahezu
gleichmäßigen Verteilung der
Befragungsergebnisse zwischen minimal 30
und maximal 36 Prozent.
Neben der wichtigen Differenzierung der
Analyseergebnisse nach privatwirtschaftlich
und kommunal geführten Saunabetrieben ist
eine Möglichkeit zur Unterscheidung nach
Betriebstypen (eigenständige Saunaanlagen,
Kombi-/ Freizeit-/ Hallen-/ Thermalbäder,
Sonstige) und Betriebsgröße (Kapazität/
Garderobenschränke) vorzunehmen. Abb. 1
gibt Aufschluss über die nähere Zusammensetzung
der Umfrageteilnehmer.
Shutdown und Wiederaufnahme
des Betriebs öffentlicher Saunaanlagen
Durch den Beschluss der Bunderegierung und
der Bundesländer wurde am 17. März 2020 ein
bundesweiter Shutdown des öffentlichen
Lebens und damit eine Schließung fast aller
Freizeiteinrichtungen in Deutschland
veranlasst. Nach einer mehr als zweimonatigen
Schließung aller öffentlichen
Saunaanlagen haben einzelne Bundesländer in
eigener Verantwortung unter teilweise stark
von einander abweichenden Auflagen bei
Abstands- und Hygienebestimmungen sowie
Kapazitätsbeschränkungen eine schrittweise
Wiedereröffnung zugelassen. In
Niedersachsen und Bayern erfolgte die
Erlaubnis zur Wiedereröffnung während des
Befragungszeitraums. Die Stadtstaaten Berlin
(25. Juli), Hamburg (1. September) und
Bremen (2. September) erteilten im Rahmen
von Lockerungsmaßnahmen als letzte die
Erlaubnis zur Wiederinbetriebnahme. Dieser
Sachstand ist bei der Interpretation der später
folgenden regionalen Analysen der zweiten
Mitgliederbefragung entsprechend zu
berücksichtigen.
SAUNA FOKUS 3/2020 17
Ein Beschluss der Bundesregierung und der
Länder zu einem zweiten Lockdown ab 2.
November mit verschärfenden Maßnahmen ab
Dezember und einer abermaligen Verlängerung
der Corona-Beschlüsse bis mindestens zum
10. Januar 2021 führte zu einer erneuten
Schließung aller öffentlichen Saunabetriebe in
Deutschland. Wann Lockerungsmaßnahmen
erfolgen werden, ist zurzeit noch nicht
absehbar. Das bedeutet für das Geschäftsjahr
2020, dass öffentliche Saunaanlagen lediglich
an 76 Tagen (21 Prozent) einem normalen
Öffnungs- und Geschäftsbetrieb unterlagen. Er
fand bis zur elften Kalenderwoche statt. Der
Zeitraum der verordneten Betriebsschließung
unterscheidet sich dabei nach Bundesländern
sehr stark. Während öffentliche Saunabetriebe
in Sachsen-Anhalt an 131 Tagen des Jahres
(36 Prozent) schließen mussten, erstreckt sich
dieser Zeitraum in Bremen auf 228 Tagen (62
Prozent). Somit sind Hamburg und Bremen mit
lediglich 38 Prozent erlaubter Saunaöffnungstage
im Jahr (davon 17 Prozent unter
einschränkenden Hygienemaßnahmen und
Kapazitätsbeschränkungen) die am stärksten
betroffenen.
Die durch Ländererlasse zu unterschiedlichen
Zeitpunkten festgelegten Lockerungen sind
allerdings nicht allein dafür verantwortlich,
dass Wiederinbetriebnahmen einzelner
öffentlicher Saunaanlagen zeitlich sehr weit
auseinander liegen können.
In der Juni-Befragung gab es besonders große
Unterschiede in der regionalen Betrachtung
zwischen der Region Süd (Bayern, Baden-
Württemberg) und der Region West-Südwest
(Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-
Pfalz, Saarland). Während im Süden
durchschnittlich 38 Tage nach behördlich
erteilter Erlaubnis eröffnet wurde, erfolgte die
Wiedereröffnung im Westen/Südwesten im
Mittel nach 21 Tagen und somit 17 Tage
früher. Die beträchtliche zeitliche
Verschiebung zwischen den gemittelten,
tatsächlich
erfolgten
Wiedereröffnungsterminen beider Regionen ist
vermutlich in den Anforderungsbedingungen
für Hygienekonzepte sowie deren
Umsetzbarkeit und Geschwindigkeit im
behördlichen Genehmigungsprozess zu
suchen.
Die Analyse zeigt auch starke zeitliche
Differenzen zwischen dem behördlich
erlaubten und dem erfolgten/geplanten Datum
zur Wiederinbetriebnahme bei einerseits
kommunal und andererseits privatwirtschaftlich
geführten Saunabetrieben.
Während 31 Prozent der privatwirtschaftlich
geführten Saunaanlagen den Betrieb
unmittelbar aufnahmen oder dies planten, traf
dies bis Juni lediglich auf 15 Prozent der
kommunalen Saunabäder zu.
SAUNA FOKUS 3/2020 18
So betrug die durchschnittliche Differenz
zwischen erlaubter und tatsächlich erfolgter
Wiederinbetriebnahme im ersten Halbjahr
2020 bei privatwirtschaftlich (16 Tage) und
kommunal (28 Tage) geführten Saunaanlagen
12 Tage. Dies erklärt auch den um 18 Prozent
gestiegenen Anteil (45 Prozent) der
Rückmeldungen
privatwirtschaftlich
betriebener Saunabäder im Juni im Vergleich
zur Februarbefragung (27 Prozent). Ein
größerer Anteil der kommunal geführten
Saunabäder hatte im Juni den Betrieb noch
nicht wieder aufgenommen.
Schließungszeiten und Infektionsschutz sind
existenzbedrohend
Zum Zeitpunkt der Juni-Befragung betrug die
durch behördlich angeordnete Schließungen
gemittelte Tagesanzahl über alle Bundesländer
hinweg 89 Betriebstage und somit 49 Prozent
am ersten Halbjahr. Die weiteren Maßnahmen
zum Infektionsschutz (Einschränkung der
Besucherkapazität und bei erweiterten
Dienstleistungen in der Gastronomie und bei
Massagen) und ein zu Beginn etwas
geringeres Besuchsaufkommen führten zu
drastischen Umsatzeinbrüche Betriebs- und
Personalkosten konnten hingegen nur
geringfügig gesenkt werden. Darüber hinaus
führen die verschärften Hygienevorschriften zu
erhöhten Kosten durch zusätzlich notwendige
Reinigungsarbeiten sowie organisatorischem
Mehraufwand. Mehr als die Hälfte (53 Prozent)
aller öffentlichen Saunabäder sahen zu
Halbjahresende generell eine gesicherte
wirtschaftliche Fortführung ihres Betriebs als
gefährdet an.
Bei privatwirtschaftlich geführten
Unternehmen lag sogar bei 66 Prozent eine
wirtschaftliche Bedrohung vor. 78 Prozent aller
befragten Unternehmen gaben an, dass ein
kostendeckender Betrieb unter Anwendung der
im Juni geltenden Hygienevorschriften und
Kapazitätsbeschränkungen nicht möglich sei.
Weitere 14 Prozent der Saunabetriebe
antworteten, dies sei lediglich zeitlich begrenzt
möglich. Nur 14 Prozent der privatwirtschaftlichen
und 2 Prozent der
kommunalen Saunaanlagen konnten im
eingeschränkten Betrieb kostendeckend
wirtschaften.
SAUNA FOKUS 3/2020 19
Die Ergebnisse erklären, dass die Anfang Juni
durch die Bundesregierung beschlossene
Umsatzsteuersenkung von 19 auf 16 Prozent,
die zu einer Belebung der Konsumnachfrage
der Verbraucher führen sollte, bei 97 Prozent
der privatwirtschaftlich betriebenen
Saunaanlagen zu keiner Reduzierung der
Eintrittspreise führte. Bei kommunalen
Betreibern erfolgte immerhin bei 14 Prozent
der Saunabetriebe eine Tarifsenkung und 17
Prozent waren zum Umfragezeitpunkt noch
unentschieden. Oftmals geäußerte Meinungen
waren, dass der Umstellungsaufwand für ein
halbes Jahr zu hoch oder die Komplexität bei
Mehrfachkarten und Wertguthaben zu groß
sei.
Verheerende Umsatz- und Kostensituation
Die aus Gründen des Hygieneschutzes
vorgenommenen Kapazitätsbegrenzungen
führten schon schnell nach der Erlaubnis zur
Wiederinbetriebnahme zur Erreichung des
neuen Besucherlimits. Eine Erhöhung der
Nachfrage durch Preisreduzierungen war
deshalb von geringerer Relevanz.
Aufgrund des Befragungstermins Ende Juni
wurden lediglich von der Hälfte der
Saunabetriebe Angaben zu den
prognostizierten Halbjahresumsätzen
gemacht. Die Erfassung der um ggf.
erstattetes Kurzarbeitergeld bereinigten
Kosten erwies sich zudem als schwierig.
Deshalb handelt es sich bei der Analyse der
Umsatz- und Kostensituation um
Näherungswerte, die eine erste Einschätzung
der wirtschaftlichen Situation in verdichteter
Form zum Halbjahreswechsel erlaubten. Der
durchschnittliche Umsatzrückgang der
Unternehmen im ersten Halbjahr 2020 betrug
523.000 Euro. Privatwirtschaftlich geführte
Saunabetriebe verloren im ersten Halbjahr im
Schnitt 596.000 Euro, kommunal betriebene
Unternehmen wiesen 391.000 Euro
Umsatzverlust zum Vorjahreshalbjahr aus.
Dies entspricht einer umsatzgewichteten
Umsatzveränderung von -55 Prozent für alle
Betriebe, 57 Prozent Umsatzverlust für
privatwirtschaftlich betriebene Saunaanlagen
und 50 Prozent Umsatzverlust für kommunal
geführte Unternehmen.
SAUNA FOKUS 3/2020 20
Die durchschnittliche Kostenminderung der
öffentlichen Saunaanlagen im ersten Halbjahr
2020 betrug 245.000 Euro. Privatwirtschaftlich
geführte Saunabetriebe konnten ihre Kosten
im ersten Halbjahr im Schnitt um 278.000 Euro
reduzieren, kommunal betriebene
Unternehmen verminderten die Kosten um
186.000 Euro zum Vorjahreshalbjahr. Dies
entspricht einer gewichteten Kostensenkung
von 30 Prozent für alle Betriebe; 32 Prozent
Kostensenkung bei privatwirtschaftlich
betriebenen Saunaanlagen und 27 Prozent
Kostensenkung bei kommunal geführten
Unternehmen. Stellt man die Kosten den
Umsätzen gegenüber, so stieg die Kosten-
Umsatzrelation für alle Betriebe von 85
Prozent im Vorjahreszeitraum um 46 Prozent
auf 131 Prozent im ersten Halbjahr 2020. Dies
ist umso gravierender, als bis zum ersten
Lockdown im März gut 40 Prozent der
Öffnungstage des ersten Halbjahres einem
Normalbetrieb unterlagen. Eine
durchschnittliche Kosten-Umsatzrelation von
132 Prozent (83 Prozent im Vorjahres-
Zeitraum) für privatwir schaftlich geführte
Unternehmen bedeutet, dass ein
wirtschaftlicher Betrieb unter Pandemiebedingungen
kaum mehr möglich ist.
Die durchschnittlichen Umsatzverluste für
große Saunabetriebe (> 80 Umkleideschränke)
betrugen im ersten Halbjahr 2020 -625.000
Euro und -63.000 Euro für mittelgroße (40 – 80
Umkleideschränke) sowie -35.000 Euro für
kleine Saunaanlagen (< 40 Umkleideschränke).
Betriebe, die für ihre Belegschaft
Kurzarbeitergeld beantragt hatten oder noch
haben, gaben in der Juni-Befragung an, dass
während des ersten Lockdowns
durchschnittlich 77 Prozent der
Mitarbeiter/innen von Kurzarbeit betroffen
waren. Der durchschnittliche Anteil der
Kurzarbeitszeit gemessen an der Arbeitszeit
unter Normalbetrieb betrug 67 Prozent.
Signifikante Unterschiede nach Betriebsform
(kommunal/privatwirtschaftlich betrieben)
waren dem Befragungsergebnis nicht zu
entnehmen.
Das vereinfachte Verfahren zur
Kurzarbeitsentschädigung trug dazu bei, dass
im Befragungskreis in dieser Phase der
Betriebsschließungen nahezu keine sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten
coronabedingt entlassen wurden. 37 Prozent
der privatwirtschaftlich geführten
Unternehmen gaben an, in der zweiten
Jahreshälfte Entlassungen in der Belegschaft
vorzunehmen oder darüber nachzudenken
(neun Prozent). Bei kommunalen Betreibern
war ein Personalabbau lediglich bei fünf
Prozent der Betriebe geplant.
Erwartungen und wirtschaftliche Aussichten
Bereits zum Ende des Halbjahres (Juni-
Befragung) hatten 97 Prozent der Betreiber
öffentlicher Saunaanlagen eine festgelegte
Einschätzung der durch die Pandemie
verursachten wirtschaftlichen Auswirkungen
auf das Gesamtjahr 2020. Mehr als zwei Drittel
(68 Prozent) rechneten mit sehr negativen und
weitere 29 Prozent mit negativen
Auswirkungen. Noch in der Februarbefragung,
unmittelbar vor dem ersten Lockdown,
konnten 30 Prozent der Betriebe keine
Einschätzung vornehmen. Allerdings
erwarteten 52 Prozent negative und lediglich
zehn Prozent sehr negative Auswirkungen, was
daran lag, dass zu diesem frühen
Erhebungszeitpunkt das Coronavirus
insbesondere in der Region Nord-Ost noch
keine Verbreitung gefunden und somit
Auswirkungen auf das Besucherverhalten
hatte. Während in der Junibefragung die
wirtschaftlichen Aussichten in den Regionen
Süd (83 Prozent) und West-Südwest (75
Prozent) mit hohem Anteil als sehr negativ
bewertet wurden, traf dies in der Region Nord-
Ost auf lediglich 46 Prozent der Nennungen zu.
Beide Befragungen liegen etwas mehr als drei
Monate auseinander und ein Vergleich der
Befragungsergebnisse zeigt, welch starken
Veränderungen die Einschätzungen der
Saunabetreiber zu den wirtschaftlichen
Auswirkungen des Coronavirus unterliegen.
SAUNA FOKUS 3/2020 21
Natürlich erfolgte die Bewertung subjektiv,
beeinflusst durch unterschiedliche
Hygieneschutzvorgaben der einzelnen
Bundesländer und regional voneinander
abweichender Infektionsausbreitung und ist
somit lediglich ordinal messbar. Allerdings
bildet der Befragungskreis der Folgebefragung
mehr als zwei Drittel der Teilnehmer in der
Februar-Befragung ab.
Seitdem sind wieder mehr als vier Monate
vegangen, in denen, wenn auch im großen
zeitlichen Abstand und unter Auflage stark
abweichender Coronaschutzverordnungen der
Bundesländer allen öffentlichen Saunaanlagen
die Wiederinbetriebnahme erlaubt wurde. Die
Betriebe verbuchten im Rahmen der
Kapazitätsbeschränkungen
gute
Besucherzahlen. Der erneute Lockdown
Anfang November und die Verschärfungen der
Maßnahmen zum Coronaschutz im jetzigen
Dezember und Januar 2021 werden die
wirtschaftlichen Erwartungen der
Saunabetreiber trotz Bereitstellung
umfangreicher
Überbrückungshilfen
(November-/Dezemberhilfe) deutlich dämpfen.
Zumal die angeordneten Betriebsschließungen
diesmal in die besonders umsatzstarke
Jahreszeit fallen.
Allerdings bildet sich mit der Zulassung neuer
Impfstoffe und einer zu erwartenden
Entspannung durch saisonbedingten
Rückgang des Infektionsgeschehens im
kommenden Frühjahr mehr als nur ein
Silberstreif am Horizont ab. Nicht zuletzt durch
die Einhaltung strenger Hygienekonzepte, der
geringen Ansteckungsgefahr in Saunaräumen
per se sowie der positiven gesundheitlichen
Wirkungen auf das Immunsystem wurde
bisher das Vertrauen der Saunagäste nach
einem gesundheitlich unbedenklichen und
sicheren Aufenthalt sehr schnell
wiedergewonnen. Es ist davon auszugehen,
dass dieser Besucherzuspruch auch nach
erneuter Wiederinbetriebnahme öffentlicher
Saunaanlagen im nächsten Jahr anhält.
Allerdings muss die Eröffnung der Betriebe
diesmal unverzüglich zu Beginn der
Lockerungsmaßnahmen in einem zeitlich
einheitlich gesteckten Rahmen erfolgen und
unter möglichst übereinstimmenden
Rahmenbedingungen
für
Dienstleistungsangebote im Badebetrieb
ablaufen. Schwammige oder gar
widersprüchliche behördliche Anforderungen
zu Hygienebestimmungen und
Kapazitätsbeschränkungen machen einen
wirtschaftlich kostendeckenden Betrieb
nahezu unmöglich und führen zu einer
Verunsicherung der Saunagäste.
Der seit Pandemiebeginn deutlich
zugenommene Absatz von Saunas in
Privathäusern zeigt, dass Saunabaden auch
weiterhin stark nachgefragt bleibt, allerdings
bei teilweiser Verlagerung hin in den nicht
reglementierten und geschützten privaten
Bereich. Immerhin existieren in Deutschland
bereits ca. 1,7 Mio. Saunaräume in privaten
Eigenheimen, die vor dem Pandemieausbruch
oftmals ungenutzt waren. Dies korrespondiert
mit der Beobachtung einer verstärkten
Nachfrage exklusiver Private Spa-Bereiche.
Es bleibt abzuwarten, wie umfangreich sich
diese Verschiebungen langfristig auf das
Besucherverhalten auswirken. Insbesondere
Saunabetriebe mit erlebnisorientierter
Angebotsausrichtung haben es schwer, im
weiter anhaltenden Pandemiebetrieb die
Erwartungen ihrer Gäste zu erfüllen, wenn
beispielsweise attraktive Aufgüsse untersagt
bleiben oder Einschränkungen unterliegen. Mit
einer absehbar dauerhaften
Wiederinbetriebnahme wird der Deutsche
Sauna-Bund die Einflüsse und Auswirkungen
der Coronapandemie auf die Saunabranche
und das Besucherverhalten in Form einer
weiteren detaillierten Befragungen seiner
Mitgliedsbetriebe erheben und veröffentlichen.
Martin Niederstein
Ab Januar 2021 Geschäftsführer
des Deutschen Sauna-Bundes
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