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August 2008 - Deutscher Bridge-Verband e.V.

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Fragen an den kleinen<br />

Turnierleiter<br />

■ Christian Farwig<br />

Kontra nach Zögern<br />

Frage: GesternimClub gab es Diskussionen<br />

wegen einer Reizung nach Zögern.<br />

Board18, Teiler Ost,Gefahr:N/S<br />

Südhält:<br />

♠ K9<br />

♥ KB765<br />

♦ 93<br />

♣ D984<br />

Die Reizung geht:<br />

West Nord Ost Süd<br />

3 ♦ –<br />

5 ♦ X – ?<br />

Vor dem Kontra auf 5 ♦ hatte Nord<br />

lange gezögert, und Südbot jetzt 5 ♥.<br />

Daraufhin riefen die Gegner die Turnierleitung<br />

und beschwerten sich.<br />

Wasist die richtige Entscheidung?<br />

Antwort: Wenn der Turnierleiter an<br />

einen Tisch gerufen wird, soll er nur<br />

dann eine Scorekorrektur erwägen,<br />

wenn es einen Regelverstoß und eine<br />

davon kausal abhängige Schädigung<br />

für die unschuldige Seite gibt. Hier<br />

hängt es schon beim ersten Schritt,<br />

dem Regelverstoß.<br />

Mit Überlegung zu reizen als solches<br />

ist nicht strafbar. Nur wenn der<br />

Partner die daraus entstandene unerlaubte<br />

Information ausnutzt, soll der<br />

Turnierleiter eingreifen. Bei einem<br />

Kontra kann das beispielsweise dann<br />

vorliegen, wenn ein Spieler erst nach<br />

langem Zögernein Strafkontraabgibt<br />

und sein Partner dann herausläuft.<br />

Wenn dies keine absolut eindeutige<br />

Aktion war, soll der Turnierleiter korrigierend<br />

eingreifen.<br />

Im aktuellen Fall aber übermittelt<br />

das Zögernkeine unerlaubteInformation,<br />

die dem Partner eine bestimmte<br />

Aktion nahelegen könnte.Das Zögern<br />

kann die unterschiedlichsten Gründe<br />

haben: Zuviel Werte inKaro, Partner<br />

hat nicht beide Oberfarben, er ist zu<br />

schwach oder dergleichen. Je nachdem,<br />

was das Zögern getrieben hat,<br />

muss Südpassen, kontrieren oder reizen.<br />

Damit steht ernicht besser oder<br />

schlechter da, als wenn der Partner a<br />

tempo kontriert hätte. Der Turnierleiter<br />

sollte deshalb entscheiden, dass<br />

der Scorestehen bleibt. ■<br />

<strong>August</strong> <strong>2008</strong><br />

Strafpunktenach Verspätung<br />

Frage: In einem Nachbarclub hatte die<br />

Turnierleitung vorWochen schon angekündigt,<br />

bei Zeitüberschreitung Strafen<br />

zu verhängen. Nun hatten unsere Gegenspieler<br />

eine komplizierte Reizung,<br />

wir konnten mangels Punkten die Pass-<br />

Karten ohne zu zögern legen – bei beiden<br />

Spielen. Die Zeit warabgelaufen, die<br />

Turnierleitung kam anden Tisch: „Ich<br />

stelle noch zwei Minuten nach.“ Auch die<br />

wurden überschritten, wir hatten noch<br />

drei Karten in der Hand.Kein Wort dazu,<br />

sonderndann:„Wirkönnen wechseln.“<br />

In der zweiten Runde passierte uns<br />

Ähnliches,die Gegenspieler trödelten.<br />

Wieder nur: „Noch zwei Minuten.“<br />

Nach der Auswertung hieß es: „Sie<br />

sind Erste“,aber wenige Minuten später:„Korrektur.Nur<br />

Zweite. Vier Punkte<br />

Abzug wegen der Zeitüberschreitung“.Ich<br />

erfuhr,wir hätten protestieren<br />

müssen. Hatten wir nicht, also akzeptiertenwir.<br />

Nun wünschte ich mir,die Turnierleitung<br />

hätteamTisch die Schuldfrage geklärt<br />

und auch geäußert, dass sie im<br />

Wiederholungsfall eine Strafe verhängt.<br />

Antwort: Ihr Wunsch ist absolut gerechtfertigt.<br />

Grundsätzlich ist der Turnierleiter<br />

zwar befugt und aufgerufen,<br />

bei langsamem Spiel durch Ermahnungen<br />

und Strafpunktedafürzusorgen,<br />

dass über Gebühr langsame<br />

Spieler sich sputen. Dieses Rechtist in<br />

§31der Turnierordnung festgelegt.<br />

Hier heißtes:<br />

Wird das Zeitlimit füreine Runde um<br />

mehr als 1Minute überschritten, so<br />

kann der Turnierleiter beide Paare wie<br />

folgt mit Strafpunkten belegen:<br />

1. bei 1+bis 5Minuten: Verwarnung,<br />

bei Wiederholung im gleichen Durchgang<br />

10% eines Tops;<br />

2. bei mehr als 5Minuten: 10% eines<br />

Tops, bei Wiederholung im gleichen<br />

Durchgang 20% eines Tops<br />

Hat der Turnierleiter jedoch Grund<br />

zu der Annahme,dass die Verzögerung<br />

nur von einem Paar verursacht wurde,<br />

so soll er das andere Paar nicht mit<br />

Strafpunkten belegen.<br />

Aber bei der Verhängung vonStrafen<br />

– und auch schon eine Verwarnung<br />

ist eine Strafe – soll der Turnierleiter<br />

dies am Tisch machen, die<br />

Technik<br />

Regeln nennen, auf die sich seine Entscheidung<br />

stützt und die Teilnehmer<br />

auf ihr Rechtzum Protest aufmerksam<br />

machen. Dazu verpflichtetihn §9Turnierordnung:<br />

Wird der Turnierleiter zu einer Entscheidung<br />

gerufen, soll er das Regelbuch<br />

zur Hand haben. Er soll zunächst<br />

die Tatsachen feststellen und dann jene<br />

Regel(n) bekanntgeben, auf die er seine<br />

Entscheidung stützt. (...) Nach der<br />

Verkündung seiner Entscheidung soll<br />

er die Spieler auf die Möglichkeiten ihrerRechtsmittel<br />

hinweisen.<br />

Derideale Ablauf bei einer solchen<br />

Verfahrensstrafeist daher:<br />

❍ Ein Tisch ist zu langsam, der Turnierleiter<br />

wird darauf aufmerksam<br />

und geht anden Tisch bevor gewechselt<br />

wird.<br />

❍ DerTurnierleiter machtdie beteiligten<br />

Paare auf ihre Verspätung aufmerksam<br />

und stellt fest, obeines<br />

der beiden Paarefürdie Verspätung<br />

hauptsächlich verantwortlich ist.<br />

❍ Wenn der Tisch zu spät fertig wird,<br />

kommt der Turnierleiter erneut,<br />

verwarnt die verantwortlichen<br />

Paare und droht Strafpunkte im<br />

Wiederholungsfalle an oder gibt<br />

sofortStrafpunkte, falls die schuldigen<br />

Spieler bereits verwarnt sind.<br />

Der von Ihnen geschilderte Vorgang<br />

hinkt also an zwei Stellen: DerTurnierleiter<br />

hätte vor den Strafpunkten erst<br />

eine ausdrückliche Verwarnung aussprechen<br />

müssen und wenn er eine<br />

Strafe ausspricht, dann muss er das in<br />

Ihrer Gegenwart tun und auf das Protestrechthinweisen.<br />

■<br />

Alleinspieler nach einem angenommenen,<br />

ungenügenden Gebot<br />

Frage: Die Reizung geht:<br />

West Nord Ost Süd<br />

1 ♣ 1 ♠ 1 ♦<br />

West nimmt das Gebot an und bietet<br />

– wie Ost zuvor – 1 ♠;alle passen. Wer<br />

ist Alleinspieler? HatOst Pikerfunden<br />

oder sind die beiden ersten Gebote<br />

„verfallen“ und West spielt?<br />

Antwort: Nein, die anderen Gebote<br />

sind nicht verfallen. Dass West durch<br />

sein 1♠-Gebot das ungenügende Gebot<br />

von Süd akzeptiert hat, ändert<br />

nicht den Status der davor abgegebene<br />

Ansagen. Es gilt nach wie vordie<br />

Regel, dass der Spieler Alleinspieler<br />

wird, der für die Seite, die das Endgebot<br />

abgegeben hat, als Erster ein Gebot<br />

in der Denomination des Endgebotes<br />

abgegeben hat. ■<br />

33

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