STADTMAGAZIN Bremen Januar 2021
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LOKALES<br />
„Wir brauchen eine<br />
Innenstadtentwicklung,<br />
die zeitgemäß ist“<br />
Fotos: C. Kuhaupt, SWAE/ Frank Scheffka<br />
Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) im Interview<br />
8<br />
Weniger Besucherinnen und Besucher,<br />
Leerstände und kaum noch<br />
lokale Einzelhändler: Die Bremer<br />
Innenstadt leidet unter dem Strukturwandel,<br />
die Pandemie wirkte dabei als zusätzlicher<br />
Treiber. Also beschloss der Senat<br />
im August ein 13,2 Millionen Euro schweres<br />
Aktionsprogramm, um zu helfen. Nun<br />
könnte <strong>Bremen</strong> darüber hinaus auch noch<br />
Stadtlabor werden, um so die Entwicklung<br />
zu stoppen. Wirtschaftssenatorin Kristina<br />
Vogt spricht im Interview über diese Idee<br />
sowie über konkrete Vorschläge für eine<br />
mögliche Neuausrichtung der Innenstadt.<br />
Frau Vogt, was ist unter einem Stadtlabor<br />
zu verstehen?<br />
Bei der Idee des Stadtlabors geht es darum,<br />
Formate zu finden, die die Innenstadt und<br />
den Einzelhandel beleben, die gleichzeitig<br />
auf andere Kommunen übertragbar sind. So<br />
soll systematisch untersucht werden, welche<br />
Ideen für die Belebung der Innenstädte<br />
hilfreich sind und welche nicht, und wie sich<br />
diese schnell und unkompliziert auf andere<br />
Städte übertragen lassen. Die Idee wurde<br />
gerade durch das Bundeswirtschaftsministerium<br />
geadelt. Konkret in <strong>Bremen</strong> werden<br />
wir versuchen, durch Zwischennutzungen,<br />
also etwa Concept- beziehungsweise Popup-Stores<br />
auf leerstehenden Ladenflächen,<br />
neue Ideen in die City zu bringen. Das ist<br />
dann wie eine Art Inkubator oder Brutkasten<br />
für Start-ups zur Belebung des Einzelhandels<br />
in der Innenstadt.<br />
Wie kam es zur Idee der Stadtlabore?<br />
Mit unserem „Aktionsprogramm Innenstadt“<br />
für die Bremer City haben wir bundesweit<br />
mit 13 Millionen Euro eines der größten Programme<br />
zur Rettung der Innenstädte aufgelegt.<br />
Die Bremer Aktivitäten werden in Berlin<br />
sehr genau beobachtet. Das war unter anderem<br />
ein Grund, warum wir im November zu<br />
einem runden Tisch zum Thema „Rettung der<br />
Innenstädte“ von Bundeswirtschaftsminister<br />
Peter Altmaier eingeladen wurden. Insgesamt<br />
waren 20 Vertreter aus Einzelhandel,<br />
Kommunen und Verbänden dabei. Dort hat<br />
<strong>Bremen</strong> mit anderen Kommunen die Initiative<br />
ergriffen und das Pilotprojekt „Stadtlabore<br />
für Deutschland“ vorgeschlagen. Für<br />
den Norden ist <strong>Bremen</strong>, für den Süden Nürnberg,<br />
für den Westen sind Mönchengladbach<br />
und Langenfeld dabei. Für den Osten wird<br />
derzeit noch eine Stadt gesucht. Das Ganze<br />
ist noch nicht beschieden, aber wir sind in<br />
der Antragsrunde, was sehr positiv ist, da die<br />
Stadtlabore dann auch durch die Bundesregierung<br />
gefördert werden.<br />
Gibt es schon einen zeitlichen Rahmen für<br />
die Stadtlabore?<br />
Noch keinen konkreten. Wir sind in <strong>Bremen</strong><br />
im Prinzip durch unsere eigenen<br />
Programme wie dem „Aktionsprogramm<br />
Innenstadt“ schon dabei. Wir haben gemeinsam<br />
mit den anderen Städten dem<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Energie (BMWi) eine Projektskizze vorgelegt,<br />
die derzeit gemeinsam weiter ausgearbeitet<br />
wird. Für <strong>Bremen</strong> ergäbe sich<br />
der Vorteil, dass wir hier zusätzliche Maßnahmen<br />
entwickeln könnten, die wissenschaftlich<br />
bewertet werden, und dass wir<br />
unsere Erfahrungen mit anderen Kommunen<br />
austauschen könnten und die positiven<br />
Bremer Ergebnisse auf andere Kommunen<br />
übertragen werden könnten.<br />
Worum geht es Ihnen dabei für <strong>Bremen</strong><br />
konkret?<br />
Es geht darum, die verfügbaren Flächen in<br />
der Innenstadt zu aktivieren, die Angebotsvielfalt<br />
zu verbessern und neue Konzepte<br />
zu entwickeln. Zudem suchen wir einen<br />
Dialog mit der Immobilienwirtschaft, weil<br />
wir merken, dass sich deren Situation in der<br />
Innenstadt massiv verändert. Die stationären<br />
Einzelhändler, die Investmentfonds als<br />
Vermieter haben, haben vor dem Hinter-