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Gregor Richter Innere Kündigung. Modellentwicklung und ...

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<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 113<br />

<strong>Gregor</strong> <strong>Richter</strong> *<br />

<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong>.<br />

<strong>Modellentwicklung</strong> <strong>und</strong> empirische Bef<strong>und</strong>e aus einer<br />

Untersuchung im Bereich der öffentlichen Verwaltung **<br />

in: Zeitschrift für Personalforschung 13. Jg., Heft 2, 1999, S. 113-138<br />

Das Phänomen „<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong>“ wird seit Anfang der 80 er Jahre in der Personalforschung<br />

<strong>und</strong> in der Managementpraxis diskutiert. In diesem Artikel wird ein Modell<br />

zur „<strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong>“ erarbeitet, dass es möglich macht, (1) das Phänomen von ähnlichen<br />

Konzepten wie dem Burnout abzugrenzen <strong>und</strong> (2) im Rahmen empirischer Forschung<br />

zu operationalisieren. Das theoretische Modell wurde vom Autor in einer schriftlichen Personalbefragung<br />

in einer öffentlichen Verwaltung getestet. In dem Beitrag werden Teilergebnisse<br />

aus dem Forschungsprojekt referiert: Sie betreffen die quantitative Verbreitung,<br />

die Erscheinungsformen <strong>und</strong> Ursachen des Phänomens. Zentrale Ergebnisse sind, dass (1)<br />

eine verfehlte betriebliche Karrierepolitik eine herausragende Rolle als „Verursacher“ für<br />

das Problem spielt <strong>und</strong> dass (2) die betroffene Gruppe von Mitarbeitern sich heterogener<br />

darstellt, als in der Literatur angenommen wird.<br />

The phenomenon of „<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong>“ has been <strong>und</strong>er discussion since the early<br />

80’s in the fields of both personnel research and managerial practice. In this article a<br />

model of neglect is developed that allows (1) to differentiate the phenomenon from similar<br />

concepts like burnout and (2) to operationalize it for empirical research. The theoretical<br />

model was tested by the author in a survey of a civil service administration. The article reports<br />

some of the results of the research project. They refer to the extent, forms of manifestation<br />

and causes of the phenomenon. Major results are (1) that a wrong internal company<br />

career policy has a large influence on the problem and that (2) the group of employees that<br />

is affected seems to be more heterogenious as has been assumed in literature so far.<br />

______________________________________________________________________<br />

* Dipl.-Soz. <strong>Gregor</strong> <strong>Richter</strong>, Jg. 1969, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der B<strong>und</strong>eswehr<br />

München, Institut für Soziologie <strong>und</strong> Gesellschaftspolitik, D-85577 Neubiberg. E-mail:<br />

<strong>Gregor</strong>.<strong>Richter</strong>@unibw-muenchen.de<br />

Arbeitsgebiete: Organisationssoziologie, Verbändeforschung, Organisationsentwicklung im<br />

non-profit-sector.<br />

** Bei dem Artikel handelt es sich um die überarbeitete Fassung eines Vortrags am 15. Oktober<br />

1998 anlässlich des Tags der Fakultäten an der Universität der B<strong>und</strong>eswehr München.<br />

Der Beitrag im Internet:<br />

http://www.unibw-muenchen.de/campus/Paed/we4/sozialpolitik/index.htm<br />

Artikel eingegangen: 20.1.99 / revidierte Fassung eingegangen <strong>und</strong> akzeptiert: 23.3.99.


114 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

1. Problembezug<br />

Zentrales Thema der Personalforschung ist seit jeher die Frage nach den Bedingungen<br />

der Erhaltung <strong>und</strong> Steigerung der Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter. Insbesondere für<br />

das Praxisfeld des Personalmanagements sind Erkenntnisse über die wesentlichen Parameter<br />

von Bedeutung, die eine wirksame Beeinflussung der Leistungsmotivation <strong>und</strong> -fähigkeit<br />

erlauben. Konventionell wurden <strong>und</strong> werden solche Parameter in entsprechenden (finanziellen)<br />

Anreizen für die Mitarbeiter gesehen, oder es wird auf die Bedeutung sozialer Umgebungsfaktoren<br />

für ein leistungsförderliches Klima in betrieblichen Organisationen hingewiesen.<br />

Eine nicht unerhebliche Wirkung wird auch dem Weiterbildungsbereich in Form<br />

von Motivationsseminaren zugesprochen.<br />

Aus dem Praxisbereich der Unternehmensberatung <strong>und</strong> dem Personaltraining stammt<br />

die Diskussion um ein neuartiges (?) Phänomen der betrieblichen Arbeitswelt: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong>.<br />

Der Ursprung des Begriffs <strong>und</strong> somit der Beginn der in den letzten Jahren vor allem<br />

in der populären Managementliteratur geführten Diskussion lässt sich relativ exakt auf das<br />

Jahr 1982 datieren. 1 Zu den Hauptprotagonisten des Konzepts gehören Vertreter des „Bad<br />

Harzburger Modells“, einer innerhalb der Personalwirtschaftslehre folgenreichen Konzeption,<br />

die sich für eine Neuorientierung des Verhaltens von Führungskräften in Hinblick auf<br />

veränderte Arbeitseinstellungen der Mitarbeiter <strong>und</strong> veränderter betrieblicher Anforderungen<br />

an das Management stark gemacht hat (Höhn 1983; 1989; Raidt 1989).<br />

Um sich ein erstes Bild von diesem „ebenso häufig verwendeten wie unklaren Topos<br />

personalpolitischer Erörterungen“ (Brosziewski 1994, 104) zu machen, ist es hilfreich einige<br />

Assoziationen zum Begriff <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> einzufangen: Höhn vergleicht <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong><br />

mit „Selbst-Pensionierung“ (1989, 6) im Sinne einer vom Mitarbeiter getroffenen<br />

Vorruhestandsregelung. Raidt assoziiert mit dem Phänomen „sattsam bekannte Zeiterscheinungen<br />

wie ‘Dienst nach Vorschrift’, ‘Leistungsverweigerung’ (...) (<strong>und</strong>) ‘passiver Widerstand’“<br />

(1989, 68). Hilb sieht Selbstpensionierung bzw. <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> mit vielfältigen<br />

Persönlichkeitsveränderungen verb<strong>und</strong>en, wie „Stresstoleranzlosigkeit“, „Desinteresse“,<br />

„Leistungsminimalismus“, „Kreativitätsarmut“, „Passivität“, „Konformismus“, „Selbstachtungslosigkeit“<br />

<strong>und</strong> „psychosomatische Krankheiten“ (1992b, 18). An anderer Stelle wird<br />

<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> mit einer angeblich „grassierenden Lustlosigkeit“ (Derschka 1988, 5) in<br />

Verbindung gebracht. Folgt man der praxisnahen Managementliteratur wie auch wissenschaftlich<br />

orientierten Beiträgen (Löhnert 1990, Faller 1991, Krystek et al. 1995), dann<br />

können die Entstehungsgründe für <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> sowohl in der Person des Mitarbeiters<br />

(etwa in persönlichen Problemen), im unmittelbaren (mikro)sozialen Umfeld am Arbeitsplatz<br />

(etwa in Konflikten mit Kollegen), in Bedingungen auf der Organisationsebene (etwa<br />

in einer verfehlten betrieblichen Personalpolitik) oder in allgemeinen gesellschaftlichen<br />

Entwicklungstrends (etwa im Wandel arbeitsbezogener Einstellungsmuster) liegen.<br />

1<br />

Der Begriff wird erstmals verwendet von Höhn in einem Beitrag in der Frankfurter Zeitung –<br />

Blick durch die Wirtschaft vom 18.1.82 mit dem Titel „Die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> – ein schlimmes<br />

Thema“.


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 115<br />

Um die Notwendigkeit einer (wissenschaflichen) Auseinandersetzung mit der <strong>Innere</strong>n<br />

<strong>Kündigung</strong> zu reklamieren, werden von ihren Protagonisten folgende Argumente ins Feld<br />

geführt:<br />

1. Betrachtet man den Problemkomplex <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht, so gilt es eine (getarnte) Leistungszurückhaltung, wie man sie bei innerlich Gekündigten<br />

vorzufinden glaubt, unter Kostengesichtspunkten entschieden zu bekämpfen.<br />

In Zeiten von verstärktem Wettbewerbsdruck <strong>und</strong> verstärkten Rationalisierungserfordernissen<br />

stellt <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> eine weitere Verknappung der ohnehin schon knappen<br />

Humanressourcen in betrieblichen Organisationen dar. Die Erreichung von Unternehmenszielen<br />

wird durch innerlich Gekündigte also ernsthaft gefährdet.<br />

2. Zudem bedeutet der Zustand der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> eine „suboptimale Ausschöpfung<br />

des Potentials einer Person“ (Büchi 1992, 66), die sich nicht nur in Bezug auf die Arbeitsleistung<br />

äußert, sondern negative Konsequenzen v.a. auch für das Individuum<br />

selbst aufweist. Die Beschreibungen der Auswirkungen von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> reichen<br />

von Unlustgefühlen, Resignation, Apathie <strong>und</strong> Sinnverlust bis hin zu Depressionen.<br />

Allein die Frage nach dem subjektiven Erleben von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> eröffnet ein<br />

breites Forschungsfeld.<br />

3. Besondere Brisanz besitzt das Phänomen wegen seiner umfassenden Verbreitung: innerlich<br />

Gekündigte finden sich angeblich in allen Organisationen, seien es private Unternehmen,<br />

die öffentliche Verwaltung, im non-profit-sector, in der Industrie <strong>und</strong> im<br />

Dienstleistungsbereich. Offenbar sind alle Branchen <strong>und</strong> Wirtschaftszweige davon betroffen.<br />

4. Es wird die Ansicht verbreitet, dass <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> ein zeittypisches Phänomen sei,<br />

<strong>und</strong> es wird vor ihrer zunehmenden Ausbreitung gewarnt. Verlässliche Zahlen zu ihrer<br />

quantitativen Verbreitung liegen allerdings nicht vor. 2<br />

2. Problemstellung<br />

Das zentrale Problem, das sich bei einer wissenschaftlichen Bearbeitung des Komplexes<br />

<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> stellt, besteht in der zum jetzigen Zeitpunkt noch ungeklärten Frage,<br />

was man denn genau darunter zu verstehen hat, d.h., welchen Ausschnitt organisationaler<br />

bzw. betrieblicher Wirklichkeit man eigentlich untersucht. Einen interessanten Weg zur<br />

Klärung der Frage gehen Krystek et al., die bei einer schriftlichen Befragung von Personalverantwortlichen<br />

aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen zu folgendem vorherrschenden<br />

Begriffsverständnis in der Praxis kommen: 60% der Befragten verstehen unter <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong><br />

„...die stille, mentale Verweigerung engagierter Lei-<br />

2<br />

Vorliegende Zahlen beruhen eher auf Mutmaßungen als auf empirischen Untersuchungen. Raidt<br />

(1989, 69) kommt zu der Einschätzung, dass auf 8 Nicht-Innerlich-Gekündigte 7 Fälle von Arbeitnehmern<br />

kommen, die Symptome <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> aufweisen sollen (!), ohne jedoch eine<br />

Datenquelle hierfür anzugeben. In Bezug auf Datenlage <strong>und</strong> in der Literatur vorliegende sog.<br />

Schätzungen kann man den Eindruck von Krystek et al. teilen, dass „(...) die Autoren (..) sich<br />

(...) an einem Wettstreit (beteiligten), wer wohl mit der höchsten Schätzung über das Ausmaß<br />

der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> aufwartet“ (1995, 21).


116 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

stung. Sie vollzieht sich als lautloser Protest <strong>und</strong> ist deshalb für Vorgesetzte <strong>und</strong> Unternehmungsführung<br />

schwer zu erkennen <strong>und</strong> rechtzeitig einzudämmen“ (1995, 11). Dieses Verständnis<br />

entspricht der Definition von Gross (1992, 87). Interessanterweise stimmen nur<br />

31% der 92 befragten Personalverantwortlichen der Definition von Höhn (1983, 17; vgl.<br />

auch 1989, 21) zu, wonach <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> „... den bewussten Verzicht auf Eigeninititative<br />

<strong>und</strong> Engagement eines Mitarbeiters in der Unternehmung (bezeichnet). Er will zwar<br />

seine Stellung behalten, beabsichtigt aber, sich aufgr<strong>und</strong> der von ihm als frustrierend empf<strong>und</strong>enen<br />

Arbeitssituation in keiner Weise mehr zu engagieren“ (Krystek et al. 1995, 11). 3<br />

Stellt man die beiden Begriffsverständnisse gegenüber, so ergibt sich ein gemeinsamer<br />

Nenner, wonach <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> die Verweigerung bzw. der Verzicht auf engagierte Leistung<br />

ist. Für die weitere Betrachtung bleibt v.a. festzuhalten, dass es sich offenbar um ein<br />

bestimmtes Verhaltensmuster in Organisationen handelt (vgl. auch Faller 1991, 84), d.h.,<br />

dass <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> nicht etwa ein emotionaler oder kognitiver Zustand ist, es sich nicht<br />

um einen Komplex von (negativen) Arbeitseinstellungen oder eine besondere Qualität von<br />

Arbeits(un)zufriedenheit handelt. Hiermit ist nicht gesagt, dass dieses Verhaltensmuster<br />

nicht mit dergleichen systematisch zusammenhängt, d.h. auf solche Faktoren zurückzuführen<br />

wäre.<br />

Ein über den Verhaltensaspekt hinausgehendes Verständnis von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong><br />

wird von wissenschaftlicher Seite vorgeschlagen. Löhnert versteht unter <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong><br />

„...eine Einstellung, die sich in Wechselwirkung zwischen Meinungen <strong>und</strong> Erwartungen der<br />

Mitarbeiter herausbildet <strong>und</strong> zugleich ein auf dieser Einstellung beruhendes Verhalten (..)“<br />

(1990, 39). Für <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> ist nach Faller neben dem Verhaltensaspekt eine spezifische<br />

Qualität subjektiven Erlebens von Unzufriedenheit mit der Arbeit charakteristisch.<br />

Zentrale Ursache bei der Entstehung von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> ist demnach ein subjektiv erfahrener<br />

„Verlust von Situationskontrolle“ <strong>und</strong> erfahrene „Autonomieeinbußen“ im Zuge<br />

von Bemühungen im Umgang mit einer „andauernd frustrierend <strong>und</strong> aversiv erlebten Arbeitssituation“<br />

(1991, 191).<br />

Was den Umgang mit der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> sowohl für den Sozialwissenschaftler als<br />

auch den Praktiker betrifft, der nach Lösungsstrategien im eigenen Verantwortungsbereich<br />

sucht, ist die Behauptung wichtig, das Phänomen würde sich hinter dem Rücken der Beteiligten<br />

abspielen. Als „getarnte Leistungsverweigerung“ entzieht sie sich der direkten Wahrnehmung<br />

durch den Vorgesetzten, <strong>und</strong> als „schleichender Prozess“ ist sie dem Betroffenen<br />

womöglich selbst nicht bewusst – nur so kann man die Rede vom „unbewussten Verzicht<br />

auf Engagement am Arbeitsplatz von seiten der Mitarbeiter“ (Hilb 1992b, 5) oder diejenige<br />

von der „stillen, mentalen Verweigerung“<br />

3<br />

Es ist zu bedauern, dass in dieser Untersuchung nicht mit offenen Frageformulierungen gearbeitet<br />

wurde, die eine umfassendere <strong>und</strong> differenziertere Exploration des Verständnisses des<br />

Phänomens in der Personalmanagementpraxis erlaubt hätten. Unter den zwei weiteren der insgesamt<br />

vier Antwortvorgaben befindet sich zudem die abwegige Vorgabe <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> sei<br />

„...die – aus Imagegründen – bewußte Geheimhaltung der wahren Fluktuationsrate einer Unternehmung<br />

(...).“ (Krystek et al. 1995, 11). Prompt stimmen auch 0% der Befragten dieser Aussage<br />

zu.


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 117<br />

(Gross 1992, 87) interpretieren. Das es sich bei der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> u.U. um ein covertes<br />

Phänomen handelt ist dann von Bedeutung, wenn man sie als einen Gegenstand realwissenschaftlicher<br />

Forschung <strong>und</strong> nicht nur als eine Perspektive oder „Brille“, mit deren Hilfe man eine<br />

Reihe zeittypischer Probleme mit dem Personal betrachten will, versteht.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> allgemeiner Unklarheit über Erscheinungsform <strong>und</strong> Ursachen<br />

des Phänomens ist es erstaunlich, dass bereits Hilfestellungen für Praktiker im Sinne rezeptbuchartigen<br />

Wissens zur Diagnose <strong>und</strong> Analyse des Problemkomplexes angeboten werden<br />

(etwa zur Vorbeugung das „standardisierte Mitarbeitergespräch“ bei Hilb 1992a). Hinzu<br />

kommt, dass man an manchen Stellen der Auseinandersetzung den Eindruck bekommt, das<br />

Thema wäre nur „alter Wein in neuen Schläuchen“ (<strong>Richter</strong> 1997). Der Diskussionsstand<br />

um die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> ist zwar in Bezug auf Umfang <strong>und</strong> Differenziertheit in keinster<br />

Weise mit dem um Konzepte wie „Entfremdung“ (Kanungo 1982), „Burnout“ (Burisch<br />

1989; s.a. Klemm 1997) oder der Arbeitszufriedenheitsforschung (Gawellek 1987) zu vergleichen;<br />

es bietet sich aber an, nicht nur zu fragen, welchen Beitrag diese Forschungstraditionen<br />

zur Klärung des Phänomens leisten können (Faller 1991, 125 ff. <strong>und</strong> 179 ff.), sondern<br />

ob sie es nicht weitgehend bereits begrifflich <strong>und</strong> methodisch erfasst haben, d.h., es<br />

sich bei dem Diskurs um die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> um eine bloße sprachliche Variation von<br />

Altbekanntem handeln könnte.<br />

Schwierigkeiten hat man, will man einen Fall von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> von einem Fall<br />

von Burnout unterscheiden. Auf der Ebene von Faktoren, die diese Phänomene hervorbringen,<br />

besteht in der Literatur eine Vielzahl von Überschneidungen, etwa eine unbefriedigende<br />

Arbeitssituation <strong>und</strong> Konflikte im mikrosozialen Bereich. Auch was die Konsequenzen<br />

für das Individuum betrifft, zeigen sich deutlich Parallelen: Nach Raidt leidet der innerlich<br />

Gekündigte unter einer „Deformation seiner seelischen Struktur“ (1989, 69). Pines et al.<br />

betrachten Burnout als „schleichende seelische Auszehrung“ (1990, 13). 4 Des weiteren ist<br />

womöglich das, was als <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> beschrieben wird, nichts anderes als eine bestimmte<br />

Ausprägung von Arbeits(un)zufriedenheit ziemlich am Ende des Spektrums im negativen<br />

Bereich, also ein Zustand hoher Unzufriedenheit mit entsprechendem reduktivem<br />

Leistungsverhalten. Greift man auf die klassische Unterscheidung von Herzberg et al.<br />

(1967) zwischen Faktoren, die Arbeitszufriedenheit erzeugen (Motivatoren, „satisfiers“),<br />

<strong>und</strong> Faktoren, die Unzufriedenheit vermeiden helfen (Hygienefaktoren, „dissatisfiers“) zurück,<br />

dann wird schnell deutlich, welche Ursachen i.w.S. für <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> verantwortlich<br />

sind: Das Phänomen als Deprivation <strong>und</strong> Arbeitsunzufriedenheit verstanden, erklärt<br />

sich dann aus einer falschen Unternehmenspolitik, schlechten Arbeitsbedingungen, niedrigem<br />

Einkommen usw., also aus dem Nichtwirken von Hygienefaktoren.<br />

4<br />

Ein schwerpunktartiges Untscheidungskriterium für die beiden Phänomene lässt sich in der Literatur<br />

allerdings finden: Während Burnout eine typische Reaktionsform bei helfenden Berufen<br />

im Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssektor darstellt (Pines et al. 1990, 25; vgl. auch Farber 1983), findet<br />

sich <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> vornehmlich in Industrie, Handel, Verwaltung <strong>und</strong> bei nicht-sozialen<br />

Dienstleistungsberufen. In manchen Organisationen, wie dem Krankenhaus, hat man es schließlich<br />

aufgr<strong>und</strong> der Heterogenität der Berufe mit beiden Problemkomplexen zu tun (Riedl 1996).


118 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

Mit diesem Beitrag wird eine zweifache Zielsetzung verfolgt. (1) Es wird ein Verständnis<br />

von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> aufgegriffen <strong>und</strong> weitergeführt, das diese als Reaktionsform<br />

eines Mitarbeiters auf den Bruch eines <strong>Innere</strong>n Vertragsverhältnisses (Faller<br />

1991) zwischen Individuum <strong>und</strong> Organisation begreift. Diese vertragstheoretische Konzeptionalisierung<br />

von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> erlaubt die Herausarbeitung der spezifischen Charakteristik<br />

des Phänomens – somit wird einer unnötigen Doppelproduktion von konzeptionellen<br />

Ansätzen etwa in Hinblick auf das Burnout-Konzept vorgebeugt, – ohne die Vielfalt an<br />

Ursachen <strong>und</strong> Erscheinungsformen des Phänomens von vorneherein im Forschungsprozess<br />

auszuklammern. Es wird die These relativiert, <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> wäre in erster Linie eine<br />

Folge von gravierenden Fehlern im Führungsverhalten (Höhn 1989). Mit dem Modell des<br />

<strong>Innere</strong>n Vertrags als Erklärungsgr<strong>und</strong>lage wird herausgestellt, dass <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> vielmehr<br />

die Konsequenz langfristiger Erfahrungen des Individuums mit der Organisation ist. In<br />

Anlehnung an Modellierungsversuche bei Hirschman (1974) <strong>und</strong> Withey/Cooper (1989)<br />

wird ein handlungstheoretisches Verständnis von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> entwickelt. (2) Aufbauend<br />

auf diesem Modell, werden erste Ergebnisse zu Ursachen, Erscheinungsformen <strong>und</strong><br />

Konsequenzen von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> präsentiert, die auf einer eigenen empirischen Untersuchung<br />

basieren. Es konnten erstmalig einige gängige Hypothesen im Zusammenhang mit<br />

der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> an einer größeren Empirie überprüft werden. 5<br />

Hierzu wird folgender Bogen gespannt: In einem ersten Teil wird das der Untersuchung<br />

zugr<strong>und</strong>eliegende handlungs- <strong>und</strong> vertragstheoretische Verständnis von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong><br />

konkretisiert (3.). Daran anschließend wird die methodische Umsetzung des Modells<br />

in der empirischen Untersuchung dargestellt (4.). Die Ergebnisse der Befragungsstudie betreffen<br />

sowohl die Organisationsebene als auch die Konsequenzen für den einzelnen Mitarbeiter.<br />

Es werden Erscheinungsformen <strong>und</strong> Ursachen dargestellt (5.1-5.6). Der Beitrag endet<br />

mit einer Zusammenfassung der empirischen Ergebnisse (5.7) <strong>und</strong> einer (kritischen)<br />

Betrachtung der Reichweite <strong>und</strong> Erklärungskraft des verwendeten Modells (6.).<br />

3. <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> in vertragstheoretischer Sicht<br />

In der zum jetzigen Zeitpunkt der Diskussion theoretisch am weitesten entwickelten<br />

Arbeit zur <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> von Faller (1991) wird auf das Konzept eines <strong>Innere</strong>n Vertrags<br />

Bezug genommen, bei dem man davon ausgeht, „...dass sowohl das Individuum als<br />

auch die Organisation sich gegenseitig mit vielfältigen Erwartungen gegenüberstehen, die<br />

vertraglich nicht fixiert sind <strong>und</strong> auch rechtlich nicht gesichert werden können“ (1991, 32).<br />

Das Verhältnis zwischen formalem, auch äußerem Vertrag, also den Regelungen, die sich<br />

im Arbeitsvertrag finden, <strong>und</strong> dem <strong>Innere</strong>n Vertrag kann als komplementär begriffen werden,<br />

d.h., ein befriedigendes Arbeitsverhältnis ist nur bei gleichzeitiger Einlösung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung<br />

beider Vertragsarten zu erwarten.<br />

5<br />

Der Beitrag referiert Teilergebnisse des Forschungsprojektes „Statuspassagen <strong>und</strong> Leistungskomponenten<br />

im öffentlichen Dienst“, das z.Z. am Institut für Soziologie <strong>und</strong> Gesellschaftspolitik<br />

der Universität der B<strong>und</strong>eswehr München (Leitung: Prof. Dr. Hans-Rolf Vetter) durchgeführt<br />

wird.


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 119<br />

<strong>Innere</strong> Verträge bestehen von Arbeitgeberseite etwa aus formal-vertraglich nicht festgelegten<br />

Erwartungen an den Arbeitnehmer in Hinblick auf Loyalität <strong>und</strong> auf ein über das<br />

geforderte Minimum hinausgehendes Engagement bei der Arbeit. Im Gegenzug sind auf<br />

dieser informellen Vertragsebene Ansprüche <strong>und</strong> Erwartungen auf Seiten des Arbeitnehmers<br />

beim Eintritt in ein Arbeitsverhältnis vorhanden oder entwickeln sich im Verlauf der<br />

Organisationszugehörigkeit. Sie stellen Forderungen in Bezug auf ein akzeptables soziales<br />

Arbeitsumfeld, eine angemessene Aufgabenbelastung, eine berufsadäquate Verwendung<br />

<strong>und</strong> die Schaffung von Bedingungen, die kurz-, mittel- wie langfristigen Reproduktionsinteressen<br />

weitgehend entgegenkommen <strong>und</strong> Entwicklungsmöglichkeiten bieten, die kompatibel<br />

mit den berufs- wie erwerbsbiographischen Entwürfen der Mitarbeiter sind. Der <strong>Innere</strong><br />

Vertrag geht über das bloße „a fair days work for a fair days pay“ sowohl zeitlich als auch<br />

was die Anforderungsstruktur an den Vertragspartner betrifft inhaltlich hinaus. In diesem<br />

Beitrag wird ein Aspekt dieser sehr komplexen <strong>und</strong> in hohem Maße individuell geformten<br />

Vertragskonstruktion in seiner Wirkungsweise exemplarisch behandelt (vgl. 5.6). 6<br />

<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> kann nun ausgehend hiervon als eine Reaktion auf den Bruch von<br />

<strong>Innere</strong>n Verträgen betrachtet werden. Eine Verletzung des äußeren Vertrages hat i.d.R. andere<br />

Konsequenzen: Gegen sie kann rechtlich vorgegangen werden. Im weiteren interessieren<br />

nur Vertragsbrüche im informellen Bereich, also solche, die die Vertrauensbeziehung<br />

<strong>und</strong> die nicht-justiziablen Bestandteile von Arbeitsverhältnissen betreffen (vgl. Fox 1974).<br />

Verträge leben bekanntlich von ihrer Verbindlichkeit für die Vertragspartner. Die Verbindlichkeit<br />

besteht auf beiden Seiten; von beiden Seiten wird gefordert, dass die vertraglich<br />

zugesicherten Leistungen erbracht werden. Wird der Vertrag von einer der beiden Seiten<br />

nicht mehr aufrechterhalten, liegt also so etwas wie ein Vertragsbruch vor, dann stellt<br />

sich die Situation auch für den Partner als eine gänzlich andere dar, d.h.,<br />

6<br />

Es sollte darauf hingewiesen werden, dass mit <strong>Innere</strong>n Verträgen eine eigene Qualität von Beziehung<br />

zwischen Organisationsmitglied <strong>und</strong> Organisation neben dem Arbeitsvertrag bezeichnet<br />

wird. Nicht gemeint sind mit dem <strong>Innere</strong>n Vertrag Vorstellungen wie die von den nichtvertraglichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen von Verträgen (vgl. Durkheim 1988), die eine Art informelles F<strong>und</strong>ament<br />

für formelle Abmachungen bezeichnen, da letztere die Beziehung zwischen den Vertragspartnern<br />

nie bis ins letzte Detail regeln können. Eine weitere konzeptionelle Positionsbestimmung<br />

des Begriffs <strong>Innere</strong>r Vertrag ergibt sich über einen Quervergleich zum Konstrukt<br />

„Organisationskultur“ (Dülfer 1991; Schein 1985). Während Organisationskultur mehrere Analyseebenen<br />

umfasst (Individuum, Subsystem, Organisationssystem), handelt es sich beim <strong>Innere</strong>n<br />

Vertrag um ein individuum-bezogenes Konzept. Die Wirklichkeit <strong>Innere</strong>r Verträge ist eine<br />

subjektive Wirklichkeitskonstruktion. Dies schließt jedoch nicht aus, dass <strong>Innere</strong> Verträge sozial<br />

vermittelt sind <strong>und</strong> sich über berufliche Sozialisation <strong>und</strong> Organisationszugehörigkeiten formen.<br />

<strong>Innere</strong> Verträge betreffen das Verhältnis von Organisationsmitglied <strong>und</strong> Organisation <strong>und</strong> stellen<br />

nicht wie der Aggregatbegriff „Organisationskultur“ im Rahmen der Lösung von Problemen<br />

der Umweltanpassung <strong>und</strong> der Integration entwickelte kulturelle Basisannahmen einer sozialen<br />

Gruppe dar (Schein 1985, 9). Es ist aber anzunehmen, dass insbesondere die Kultur einer Organisation<br />

einen Einfluss auf die Herausbildung der subjektiven <strong>Innere</strong>n Vertragskonstruktionen<br />

hat.


120 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

das Verhältnis zum Vertragspartner wird entweder gr<strong>und</strong>legend in Frage gestellt oder aber<br />

zumindest in irgendeiner Weise überdacht, reflektiert, <strong>und</strong> es wird nach Reaktionen gesucht.<br />

Einen fruchtbaren Anknüpfungspunkt bei der Lösung des Problems, wie man Vertragsbrüche<br />

<strong>und</strong> die darauf folgenden Reaktionsformen modellieren könnte, liefert die Anreiz-<br />

Beitrags-Theorie (March/Simon 1958), die sich mit den Bestimmungsgründen für Beitritts<strong>und</strong><br />

Austrittsentscheidungen von Organisationsmitgliedern auseinandersetzt sowie der Frage<br />

nachgeht, unter welchen Bedingungen eine Entscheidung für produktive Betragsleistungen<br />

zustande kommt. Dem Ansatz zufolge werden vom Individuum immer wieder Vergleiche<br />

angestellt zwischen den von der Organisation offerierten Anreizen <strong>und</strong> den Aufwendungen,<br />

d.h. in erster Linie der Arbeitsleistung, die im Gegenzug von der Organisation eingefordert<br />

werden. Übersteigen die eingeforderten Beiträge den Nutzen, so wird nach dem Homöostase-<br />

Prinzip eine Reaktion erwartet, die einen Ausgleich für das Organisationsmitglied herzustellen<br />

vermag. Je nach Opportunitäten <strong>und</strong> Reaktionspotentialen sind unterschiedliche Anpassungsreaktionen<br />

zu erwarten.<br />

Im Folgenden wird eine handlungstheoretische Modellierung der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong><br />

vorgeschlagen, die systematisch die Opportunitätsstrukturen analysiert, in denen sich ein<br />

Organisationsmitglied befindet, nachdem es aus seiner Sicht zu einem Bruch des <strong>Innere</strong>n<br />

Vertragsverhältnis gekommen ist. Heuristisch wertvolle Anleihen hierzu bieten die bekannten<br />

Reaktionstypen, die bei Hirschman (1974) <strong>und</strong> in Weiterentwicklungen im Rahmen des<br />

EVLN-Modells (Withey/Cooper 1989) konzipiert werden.<br />

Eine Handlungsoption besteht darin, den Vertrag zu lösen <strong>und</strong> die Organisation zu<br />

verlassen. Die Option „Abwanderung“ („exit“) als Reaktion auf den Bruch des <strong>Innere</strong>n<br />

Vertrags entspricht der Auflösung des äußeren Vertrags, also einer äußeren, echten <strong>Kündigung</strong>.<br />

7 Eine zweite Handlungsoption besteht in der Artikulation von „Widerspruch“<br />

(„voice“) gegen das Verhalten des Vertragspartners <strong>und</strong> ist darauf gerichtet, die Situation zu<br />

verbessern. Beide Verhaltensweisen können als aktive Reaktionsformen betrachtet werden.<br />

Während erstere das Ende beider Vertragsarten (äußerer <strong>und</strong> <strong>Innere</strong>r Vertrag) bedeutet, wäre<br />

die Reaktion „voice“ auf eine Wiederherstellung des <strong>Innere</strong>n Vertrags, d.h. einer Fortführung<br />

des Arbeitsverhältnisses unter einer angepassten „moralischen Ökonomie“ gerichtet.<br />

Eine Analyse der Opportunitätsstruktur dieser beiden Gr<strong>und</strong>typen in der Handlungssituation<br />

nach einem Bruch des <strong>Innere</strong>n Vertrags kommt zu folgenden Ergebnissen:<br />

Die Kosten der „exit“-Option liegen auf der Hand: Ein Wechsel des Arbeitgebers ist<br />

unter den derzeitigen Arbeitsmarktbedingungen nicht einfach zu bewerkstelligen, oder es<br />

fallen zumindest Kosten des Wechsels selbst an (Wohnortwechsel usw.). In vielen Bereichen<br />

wird der Verbleib in der Organisation eine individuell-ökonomische Notwendigkeit<br />

sein, wenn berufliche Veränderungen infolge eigener Spezialisierung <strong>und</strong> Ausrichtung auf<br />

die Organisation zu hoch sind oder schlichtweg keine Alternativen<br />

7<br />

Zur Unterscheidung von <strong>Innere</strong>r <strong>und</strong> äußerer <strong>Kündigung</strong> siehe die Gegenüberstellung bei Faller<br />

(1991, 90). Eine äußere <strong>Kündigung</strong> kann von beiden Vertragspartnern (im Rahmen der gesetzlichen<br />

<strong>und</strong> (tarif)-vertraglichen Bedingungen) ausgesprochen werden. Demgegenüber macht es<br />

nur Sinn, auf Seiten des Arbeitnehmers von einer <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> zu sprechen.


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 121<br />

für einen Wechsel bestehen. Die „voice“-Option ist unter den hier interessierenden Situationsbedingungen<br />

mindestens in zweifacher Hinsicht eine wenig attraktive Reaktionsform.<br />

Zum einen dürfte sich eine Artikulation von Widerspruch schwierig gestalten, da wegen des<br />

informellen Charakters der Vertragsart eine schlagkräftige argumentative Plattform auf<br />

Seiten des Arbeitnehmers fehlt. Wie sollen Ansprüche angemeldet bzw. eingeklagt werden,<br />

die nie explizit bei Eintritt in die Organisation formuliert, d.h. formal-vertraglich festgelegt<br />

wurden? Der <strong>Innere</strong> Vertrag stellt eine subjektive Konstruktion dar, in der der Vertragspartner<br />

(die Organisation) eben nur auf der Ebene dieser Konstruktion in Erscheinung tritt (vgl.<br />

FN 6). Zum anderen besteht das Problem, „... that the lack of alternatives can also reduce<br />

the credibility of voice, thereby reducing its efficiacy and, hence, its use. Conversely, having<br />

attractive alternatives can increase the use of voice, because employees who are in demand<br />

have greater power and are less threatened by the possibility of retaliation“<br />

(Withey/Cooper 1989, 524). Somit beeinflusst die wenig aussichtsreiche Option „Abwanderung“<br />

(äußerlich kündigen kann man immer, aber mit welchen Konsequenzen?) auch die<br />

Neigung zur Option „Widerspruch“, deren Glaubwürdigkeit bzw. „Drohpotential“ aufgr<strong>und</strong><br />

fehlender Alternativen als gering zu veranschlagen ist. Welche Alternativen bestehen aber<br />

über die beiden Reaktionsformen hinaus? In einer Situation, in der sowohl für Widerspruch<br />

als auch Abwanderung die Opportunitätskosten hoch sind bzw. wenig Erfolgsaussichten bestehen,<br />

könnte <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> eine weitere Alternative sein. Im Rahmen des EVLN-<br />

Modells (exit-voice-loyalty-neglect) wird diese Alternative als „neglect“ bezeichnet. Der<br />

Nutzen dieser Modellerweiterung besteht darin, dass „(the) addition of neglect may help to<br />

cover more adequately the range of responses to dissatisfaction (..)“ (Withey/Cooper 1989,<br />

522), d.h. die Reaktionsmöglichkeiten auf Brüche <strong>Innere</strong>r Verträge. 8<br />

Raidt geht davon aus, dass „...der Zustand der inneren <strong>Kündigung</strong> in den meisten Fällen<br />

einer äußeren <strong>Kündigung</strong> voran(geht)...“ (1989, 68). In dem hier entwickelten Modell<br />

wird im Gegensatz dazu eine andere Funktionalität zwischen den <strong>Kündigung</strong>sformen behauptet:<br />

<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> kann eine „attraktive“ Reaktionsform sein, wenn die Opportunitätskosten<br />

der Alternativen „exit“ <strong>und</strong> „voice“ sehr hoch sind.<br />

Somit ist <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (1) eine bewusste Strategie <strong>und</strong> (2) eine Reaktionsform,<br />

die zumindest vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer Alternative, nämlich der äußeren <strong>Kündigung</strong>, gewählt<br />

wurde. Man könnte sagen, dass bei <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> eine Referenz zur Option, die<br />

Organisation tatsächlich zu verlassen, immer besteht <strong>und</strong> <strong>Innere</strong> Kündi-<br />

8 Wenig brauchbar in dem hier verfolgten Modellierungsversuch ist die Behandlung von „loyalty“<br />

als weiterer Reaktionsform. Bei Hirschman (1974) wird Loyalität nicht auf einer Ebene zu Abwanderung<br />

<strong>und</strong> Widerspruch als eine dritte Verhaltensoption modelliert, sondern stellt vielmehr<br />

eine Art moderierende Variable bei der Aktivierung von Reaktionsformen auf „Leistungsabfall<br />

bei Unternehmungen, Organisationen <strong>und</strong> Staaten“ dar. Ihre Wirkung besteht etwa darin, dass<br />

sie die Tendenz abzuwandern zu neutralisieren vermag (ebd., 67). Im Rahmen des EVLN-<br />

Ansatzes wird „loyalty“ als vierte Reaktionsmöglichkeit eingeführt. Withey/Cooper (1989) erkennen<br />

zwar, dass kaum Klarheit (bei Hirschman) besteht, was unter „loyalty“ zu verstehen sei<br />

(ebd., 522), bieten aber auch kein eigenes, gegenüber den anderen Reaktionsmöglichkeiten abgrenzbares<br />

Verständnis von „loyalty“ an. Es scheint v.a. schwierig zu sein, „loyalty“ von „neglect“<br />

zu unterscheiden (ebd. 536).


122 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

gung eine bestimmte Situationsdefinition darstellt, die eben als eine Art <strong>Kündigung</strong>, d.h.<br />

Vertragsauflösung, vom Subjekt sinnhaft konstruiert wird <strong>und</strong> dementsprechend auch Verhaltenswirksamkeit<br />

erlangen kann, 9 im Sinne des Thomas-Theorems: „When people define<br />

situations as real, then they are real in their consequences.“ Hat man sein Verhältnis zum<br />

Arbeitgeber erst einmal als Innerlich gekündigt definiert, ist die Zurücknahme von Engagement<br />

bei der Arbeit auch leichter zu rechtfertigen i.S.e. Selbstlegitimierung von Leistungszurückhaltung.<br />

Zusammenfassend könnte man den Prozess hin zur <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> in folgenden<br />

Stufen beschreiben: Beim Eintritt in ein Arbeitsverhältnis kommt es aus der Sicht des Arbeitnehmers<br />

zum <strong>Innere</strong>n Vertrag, der über die Abmachungen des formal-vertraglichen Arbeitsverhältnisses<br />

hinausgeht. Im Laufe der Organisationsmitgliedschaft entstehen Situationen,<br />

in denen aus der Sicht des Arbeitnehmers ein Vertragsbruch vorliegt. Dieser Vertragsbruch<br />

kann als Verletzung der „inducement-contribution-balance“ gesehen werden. Auf der<br />

Suche nach Reaktionsmöglichkeiten in dieser unbefriedigenden Situation kann sich <strong>Innere</strong><br />

<strong>Kündigung</strong> als die im Verhältnis zu anderen Optionen günstigste herausstellen. Es setzt ein<br />

Prozess sinnhafter Konstruktion ein, bei dem das Arbeitsverhältnis als „gekündigt“ definiert<br />

wird. Die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> stellt dann eine „legitime“ Reaktion auf die aus der Sicht des<br />

Arbeitnehmers vorausgegangene „illegitime“ <strong>Kündigung</strong> des <strong>Innere</strong>n Vertrags durch den<br />

Arbeitgeber dar. M.a.W.: „Schlagen Versuche dauerhaft fehl, negativ erlebte Komponenten<br />

der Arbeitssituation im Sinne der Mitarbeiter korrigierend zu beeinflussen <strong>und</strong> fehlt zusätzlich<br />

die Möglichkeit, offen zu kündigen, verbleiben die Arbeitnehmer an ihrer Arbeitsstelle<br />

<strong>und</strong> richten sich, quasi unfreiwillig, innerlich in einer bestimmten Weise ein, so dass sie<br />

glauben, in der gegebenen Situation aushalten zu können“ (Löhnert 1990, 30 f.). Abb. 1<br />

fasst die Komponenten des gesamten Ansatzes schematisch zusammen.<br />

Empirisch stellt sich die Frage, in welcher Art <strong>und</strong> Weise sich ein solches Sich-<br />

Einrichten ausgestaltet, d.h., welche Verhaltensweisen innerlich Gekündigte tatsächlich zeigen.<br />

Es besteht ein gewisser Konsens, dass diese Verhaltensstrategie – wenn überhaupt –<br />

nur zur Herstellung eines kurzfristigen Gleichgewichts reicht <strong>und</strong> sich erhebli-<br />

9<br />

Hier ließe sich auch eine Differenz zum Burnout-Phänomen konstruieren: Pines et al. bezeichnen<br />

Burnout als „...das Resultat andauernder oder wiederholter emotionaler Belastung im Zusammenhang<br />

mit langfristigem, intensivem Einsatz für andere Menschen. Gefordert wird so intensive<br />

Anteilnahme vor allem in den Berufen der Ges<strong>und</strong>heitserziehung <strong>und</strong> der öffentlichen<br />

Dienste, deren Angehörige sich in vielen Fällen 'berufen' fühlen, sich um die psychischen, sozialen<br />

<strong>und</strong> psychisch-materiellen Probleme anderer Menschen zu kümmern. Ihr Ausbrennen ist<br />

die schmerzliche Erkenntnis, dass sie diesen Menschen nicht mehr helfen können, dass sie<br />

nichts mehr zu geben <strong>und</strong> sich völlig verausgabt haben“ (1990, 25, kursiv i. Orig.). An dieser<br />

Beschreibung wird deutlich, dass Burnout im Gegensatz zur <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> dadurch entsteht,<br />

dass man seinen ursprünglichen Ansprüchen an sich <strong>und</strong> seine Arbeit nicht mehr gerecht<br />

wird. Analog zur <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> könnte man Burnout als Reaktion auf einen Vertragsbruch<br />

auffassen, mit einem entscheidenden Unterschied allerdings: Während <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> auf<br />

den Bruch des <strong>Innere</strong>n Vertrags zwischen Individuum <strong>und</strong> Organisation zurückzuführen wäre,<br />

stellt sich Burnout als eine Nichtaufrechterhaltung von Ansprüchen an die eigene Person dar.


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 123<br />

che Folgekosten <strong>und</strong> -probleme einstellen (Riedl 1994, 61). Für den innerlich Gekündigten<br />

lassen sich mindestens zwei Gruppen von negativen Auswirkungen unterscheiden. Die erste<br />

Gruppe bezieht sich direkt auf die Beeinträchtigung der allgemeinen Arbeits-, Lebenszufriedenheit<br />

<strong>und</strong> Lebensqualität: Sinnverlust, Gefühl der Ausweglosigkeit, „Hinüberschwappen“<br />

der Probleme in den Privatbereich sowie u.U. psychosomatische Reaktionen. Eine<br />

zweite Gruppe betrifft langfristige Folgekosten. Der allgemein resignativ-depressive Zustand,<br />

in dem sich der innerlich Gekündigte in einem fortgerückten Stadium befindet, hindert<br />

ihn an einer aktiven Gestaltung seiner eigenen (beruflichen) Zukunft <strong>und</strong> somit verstärkt<br />

sich ggf. der belastende Zustand. Die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> kann in einen Teufelskreis<br />

münden.<br />

Abb. 1: Modellierung der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> als Reaktionsform auf den Bruch <strong>Innere</strong>r Verträge.<br />

Gestrichelte Pfeile deuten eine geringe Attraktivität von Handlungsoptionen an.<br />

Widerspruch<br />

(voice)<br />

Moderatorvariable:<br />

Loyalität<br />

Abwanderung<br />

(exit)<br />

Suche nach Anpassungsreaktionen<br />

auf den<br />

Bruch des<br />

<strong>Innere</strong>n Vertrags<br />

gemäß dem<br />

Homöostaseprinzip<br />

Ausgangspunkt: Bruch des<br />

<strong>Innere</strong>n Vertrags zwischen<br />

Individuum <strong>und</strong> Organisation<br />

"Referenz"<br />

<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong><br />

(neglect)<br />

Opportunitätsstrukturen:<br />

- Kosten der<br />

äußeren <strong>Kündigung</strong><br />

- Erfolgswahrscheinlichkeit<br />

der<br />

"voice"-Option<br />

4. Methodische Anlage der empirischen Untersuchung<br />

Bis jetzt gibt es noch kaum ernstzunehmende empirische Forschungen zum Thema <strong>Innere</strong><br />

<strong>Kündigung</strong>. Eine Ausnahme bildet die bereits erwähnte Untersuchung von Krystek et<br />

al. (1995), die einen Beitrag zur Begriffskonkretisierung, zur Frage der quantitativen Verbreitung<br />

<strong>und</strong> nach den Ursachen leistet, aber aufgr<strong>und</strong> der Anlage (Befragung von Personalverantwortlichen)<br />

nichts über das subjektive Erleben <strong>und</strong> die Konsequenzen für die Betroffenen<br />

aussagen kann. Das subjektive Erleben wird zwar in der Pilot-


124 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

studie von Löhnert (1990, 201 ff.) thematisiert, aber die Datengr<strong>und</strong>lage lässt bei einem<br />

Rücklauf von 21 Fragebögen keine statistisch gesicherten Aussagen zu. Das Instrument von<br />

Löhnert zur Erfassung von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> (eine Itembatterie) wurde jüngst in einer Studie<br />

zu Formen <strong>und</strong> Effekten von Karriereplateaus eingesetzt (Eckardstein et al. 1997, 27).<br />

Als Untersuchungsmethode stand eine eher qualitativ oder eine eher quantitativ orientierte<br />

Vorgehensweise zur Auswahl. Erstere hätte einen differenzierteren, „tieferen“ Einblick<br />

in das subjektive Erleben von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> erlaubt. Zudem wäre eine genauere<br />

Rekonstruktion von Prozessverläufen <strong>und</strong> einzelnen Phasen des Erlebens möglich gewesen,<br />

die bei entsprechendem Untersuchungsdesign auch eine biographische Einordnung erlaubt<br />

hätte. Demgegenüber spricht für ein quantitatives Vorgehen, dass gezielt Hypothesen über<br />

Erscheinungsformen, quantitatives Ausmaß, Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong><br />

getestet werden können. Dies kommt auch dem Informationsbedarf der Praxis entgegen, die<br />

gezielt nach Organisationsparametern sucht, die eine effektive Vermeidung <strong>und</strong> Bekämpfung<br />

des Phänomens erlauben. Zudem lässt sich – ausgehend vom Diskussionsstand um das<br />

Phänomen – ein relativ konkretes Begriffsverständnis erarbeiten (s. 3.), das auch ohne exploratives<br />

Vorgehen im Rahmen qualitativer Ansätze auskommt. Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für die<br />

Entscheidung für eine standardisierte Befragung liegt in der anzunehmenden höheren Teilnahmebereitschaft,<br />

da hierbei Anonymität leichter zuzusichern ist.<br />

Unbestreitbar gehört <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> zu den sog. heiklen Themen. Dies erfordert eine<br />

hohe Kooperationsbereitschaft von der untersuchten Organisation <strong>und</strong> ihren Mitgliedern.<br />

Aus der Sicht des Befragten ist zu befürchten, dass er als innerlich Gekündigter „enttarnt“<br />

<strong>und</strong> seine Leistungszurückhaltung somit aufgedeckt wird. Zudem werden bei einem hohen<br />

Ausmaß von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> u.U. ausgeprägte organisationale Defizite, Führungsfehler,<br />

geringe Motivationsfähigkeit <strong>und</strong> allgemein ein schlechtes Personalmanagement in einem<br />

Unternehmen oder einer öffentlichen Verwaltung erkennbar. Eine solche Decouvrierung der<br />

Organisation wird kaum im Interesse der Unternehmensführung oder der Behördenleitung<br />

liegen. 10<br />

Das Projekt, aus dem der verwendete Datensatz stammt, ist anwendungsorientierte<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung auf dem Gebiet der Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung <strong>und</strong> der<br />

Reproduktionsfähigkeit sozioökonomischer Systeme. Im Zentrum steht die Fragestellung,<br />

wie eine moderne Personalwirtschaft <strong>und</strong> Organisationspolitik systematisch auf biographische<br />

<strong>und</strong> reproduktive Interessen der Mitarbeiter bezogen <strong>und</strong> gleichzeitig zentralen funktionalen<br />

Erfordernissen der Organisation in Bezug auf ihre interne wie<br />

10<br />

Interessant in diesem Zusammenhang ist der Bef<strong>und</strong> von Krystek et al., wonach offenbar eine<br />

Diskrepanz zwischen der Selbst- <strong>und</strong> Fremdeinschätzung in Bezug auf die Verbreitung des Phänomens<br />

besteht: Die Befragung von Personalverantwortlichen ergab, dass die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong><br />

in der eigenen Unternehmung durchschnittlich 17% betragen soll, wohingegen für die Verbreitung<br />

deutschlandweit immerhin 24% angenommen werden (1995, 24). Nach dieser Selbsteinschätzung<br />

wird das Phänomen systematisch im eigenen Bereich als weniger verbreitet (bzw. bedrohlich)<br />

eingeschätzt. Dies deutet auf eine Neigung zur Verdrängung der Problematik hin.


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 125<br />

externe Ökonomie gerecht werden kann. Im Rahmen dieser übergreifenden Fragestellung<br />

bildet <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> einen Untersuchungs- <strong>und</strong> Auswertungsfokus.<br />

Der folgenden Auswertung liegen Daten aus einer schriftlichen Personalbefragung in<br />

einer größeren Verwaltungsbehörde im Raum München zugr<strong>und</strong>e. Die Befragung wurde im<br />

Frühjahr 1998 als Vollerhebung auf allen Ebenen der Organisation durchgeführt. Bei einem<br />

Rücklauf von 47% stehen 408 Fragebögen für eine Analyse zur Verfügung. Ein Vergleich<br />

des Samples mit aggregierten Personaldaten zeigt eine relativ hohe Strukturgleichheit die<br />

Altersverteilung <strong>und</strong> die Statusgruppen betreffend. Das Sample kann somit als repräsentativ<br />

für die gesamte Organisation <strong>und</strong> alle ihre Abteilungen bezeichnet werden.<br />

Mit der Wahl der standardisierten schriftlichen Befragung fallen Erhebungs- <strong>und</strong> Untersuchungseinheit<br />

zusammen, d.h. <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> wird auf der Ebene der Mitarbeiter<br />

rekonstruiert <strong>und</strong> nicht über Fremdbeobachtungen bestimmt (wie bei Krystek et al. 1995).<br />

Wie dargestellt wurde, ist <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> eine facettenreiche Erscheinung, die sich auf<br />

der kognitiven, evaluativen, affektiven <strong>und</strong> verhaltensintentionalen Ebene zeigt. Allen diesen<br />

Facetten in einem (zu) viele Dimensionen umfassenden Untersuchungsinstrument gerecht<br />

zu werden ist praktisch nicht einlösbar <strong>und</strong> theoretisch auch nicht fruchtbar: Bei der<br />

Operationalisierung von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> besteht die Gefahr einer konzeptionellen Diffusion,<br />

d.h., ad hoc-Annahmen über Wirkungszusammenhänge fließen dann bereits mit in die<br />

Frageformulierungen <strong>und</strong> Itemkonstruktionen zur Messung von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> ein, die<br />

bei genauerer Betrachtung eigentlich erst Gegenstand der Hypothesenprüfung sein sollten. 11<br />

Ausgehend von dieser Problematik wird in der hier zugr<strong>und</strong>eliegenden Personalbefragung<br />

ein anderer Vorschlag zur Operationalisierung gemacht. Dieser orientiert sich streng<br />

am Verständnis von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> als Situationsdefinition, die aus der Sicht des Arbeitnehmers<br />

eine attraktive Alternative zur äußeren <strong>Kündigung</strong> darstellt. <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong><br />

wird gemessen über die Frage, ob bereits ernsthaft in Erwägung gezogen wurde zu kündigen.<br />

Somit ist es möglich, die Gruppe der innerlich Gekündigten von den übrigen Organisationsmitgliedern<br />

eindeutig im Sample abzugrenzen, <strong>und</strong> es kann ein Vergleich der Gruppen<br />

in Bezug auf Arbeitszufriedenheit, Einstellungsmuster <strong>und</strong> weitere relevante Ursachen- <strong>und</strong><br />

Wirkzusammenhänge erfolgen.<br />

5. Empirische Ergebnisse<br />

5.1 <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong>: Verteilung <strong>und</strong> quantitatives Ausmaß<br />

Tab. 1 zeigt das quantitative Ausmaß an <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> für die untersuchte Organisation.<br />

Das Ergebnis von 16,6% relativiert Hiobs-Botschaften von bis zu 50% an<br />

11<br />

Dieses Problem zeigt sich bei der Konstruktion des Instruments von Löhnert (1990, 222 ff.): <strong>Innere</strong><br />

<strong>Kündigung</strong> wird über die „Dimensionen“ Freizeitorientierung, berufliche Zukunftsaussichten,<br />

ob einen schwierige Probleme reizen usf. gemessen. Dies ist verw<strong>und</strong>erlich vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong>, dass vorher ein abgrenzbares Begriffsverständnis als „Entscheidung zur ‘inneren<br />

<strong>Kündigung</strong>’“ (ebd., 30) entwickelt wurde <strong>und</strong> wichtige Situationsparameter wie die Erwägung<br />

zur äußeren <strong>Kündigung</strong> mit erfragt wurden (ebd., 288).


126 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

innerlich gekündigten Mitarbeitern (vgl. FN 2). Da keine vergleichbaren Untersuchungen<br />

(mit ähnlichen Operationalisierungen) zu anderen Behörden oder Unternehmen vorliegen,<br />

besitzt diese absolute Zahl nur bedingte Aussagekraft, kann aber als ernstzunehmender Anhaltspunkt<br />

für die quantitative Verbreitung dienen.<br />

Tab. 1: Quantitatives Ausmaß an <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> (n=397) 12<br />

Gruppe 1<br />

noch nie innerlich gekündigt<br />

62,5%<br />

Gruppe 2b<br />

<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> nicht aktuell<br />

Reaktionstyp: passive Verarbeitung<br />

9,3%<br />

Gruppe 2a<br />

aktuell innerlich gekündigt<br />

16,6%<br />

Gruppe 2c<br />

<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> nicht aktuell<br />

Reaktionstyp: aktive Verarbeitung<br />

11,6%<br />

Folgendes Ergebnis ist hier von größerer Bedeutung: Anhand der Daten zeigt sich,<br />

dass <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> nicht zwangsläufig eine Sackgasse darstellen muss. Dies wird auch<br />

in dem Prozess- bzw. Phasenmodell bei Löhnert (1990, 195) unterstellt. Immerhin 20,9%<br />

(Gruppe 2b + 2c) der Mitarbeiter befanden sich nach dieser Untersuchung zu einem früheren<br />

Zeitpunkt ihrer Organisationszugehörigkeit im Zustand der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong>. Die<br />

Mitarbeiter, die sich der Gruppe 2b zuordnen lassen, konnten den Zustand der <strong>Innere</strong>n<br />

<strong>Kündigung</strong> dadurch „passiv verarbeiten“, indem sich die negativ erlebte Arbeitssituation<br />

wieder ohne ihre aktive Einflussnahme gebessert hat, d.h., das subjektiv erfahrene Ungleichgewicht<br />

im <strong>Innere</strong>n Vertragsverhältnis ausgeglichen wurde.<br />

Von theoretischen Interesse ist auch die Gruppe derjenigen, die aus eigener Anstrengung<br />

heraus den Zustand der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> verlassen haben (2c). Dieser aktive Verarbeitungstyp<br />

entspricht weitgehend der Reaktionsform Widerspruch. Ob <strong>und</strong> in welcher Intensität<br />

ein Ausbrechen aus der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> möglich ist, hängt in hohem Maße von der Persönlichkeit<br />

des Mitarbeiters ab. Es wird immer wieder hervorgehoben, dass die subjektiv<br />

wahrgenommene Situations- <strong>und</strong> Handlungskontrolle wesentlich das Potential einer aktiven<br />

Verhaltensweise beeinflusst (Faller 1991, 207; Löhnert 1990, 195).<br />

Es ist anzunehmen, dass die Gruppen 2b <strong>und</strong> c hochgradig anfällig sind für einen Wiedereintritt<br />

in die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong>, wenn wieder eine Verschlechterung der Ar-<br />

12<br />

Im Fragebogen wurden die angegebenen Gruppen wie folgt bestimmt: Gruppe 1, also diejenigen,<br />

die sich während ihrer Organisationszugehörigkeit noch nie im Zustand der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong><br />

bef<strong>und</strong>en haben, antworteten auf folgende Frage mit „nein“: „Gab es irgendwann mal<br />

seit Ihrem Eintritt in die ‘Organisation XY’ eine Situation, in der Sie ernsthaft in Erwägung gezogen<br />

haben, zu kündigen?“ Die Gruppe derjenigen, die mit „ja“ geantwortet hat, wurde gefiltert<br />

<strong>und</strong> gebeten, ihre wesentlichen Gründe hierfür zu nennen (s. Tab. 7). Die Gruppen 2a, b <strong>und</strong><br />

c haben auf die Frage „Sind die Gründe heute noch akut?“ wie folgt geantwortet: Gruppe 2a:<br />

„Ja, denn die Situation hat sich eigentlich nicht gebessert.“; Gruppe 2b: „Nein, die Situation hat<br />

sich wieder von alleine gebessert“; Gruppe 2c: „Nein, ich habe dagegen etwas unternommen<br />

<strong>und</strong> das Problem ist nicht mehr aktuell.“


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 127<br />

beitssituation auftritt. Das <strong>Innere</strong> Vertragsverhältnis wurde bei diesen Gruppen in der Vergangenheit<br />

bereits (nachhaltig) geschädigt, was eine geringere Toleranz gegenüber zukünftigen<br />

Vertragsverletzungen erwarten lässt. Ein an einer niedrigen Rate von innerlich Gekündigten<br />

interessiertes Personalmanagement steht v.a. vor der schwierigen Aufgabe, die Gruppen<br />

2b <strong>und</strong> c von einem „Rückfall“ in die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> durch entsprechende Maßnahmen<br />

abzuhalten.<br />

5.2 <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> <strong>und</strong> Organisationshierarchie<br />

Auf den ersten Blick ist die These einsichtig, dass sich <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> verstärkt auf<br />

den unteren Ebenen einer Unternehmens- oder Behördenhierarchie findet <strong>und</strong> mit zunehmendem<br />

Status des Mitarbeiters bis in das obere Management abnimmt. Wenn <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong><br />

mit dem (subjektiv erfahrenen) Handlungs-, Kontroll- <strong>und</strong> Entscheidungsspielraum<br />

bei der Arbeit in Zusammenhang steht, dann müsste „...die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> innerhalb der<br />

Pyramide betrieblicher Hierarchien nach unten hin (zunehmen)...“ (Krystek et al. 1995,<br />

23). 13 Zudem ist anzunehmen, dass – ausgehend von dem hier entwickelten Modell – die<br />

Option äußere <strong>Kündigung</strong> bei einem Bruch des <strong>Innere</strong>n Vertragsverhältnisses für Angehörige<br />

der oberen Hierarchieebenen eher eine gegenüber der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> weniger unattraktive<br />

Alternative darstellt, da ein beruflicher Wechsel wegen der generell höheren Qualifikation<br />

auch unter allgemein ungünstigen Arbeitsmarktchancen weniger Opportunitätskosten<br />

beinhalten dürfte.<br />

Die These konnte für den Fall der untersuchten Verwaltungsbehörde nur eingeschränkt<br />

bestätigt werden. Das vorliegende Sample besteht etwa zur Hälfte aus Beamten<br />

<strong>und</strong> zur anderen Hälfte aus Angestellten. Die folgenden Ergebnisse beziehen sich der Übersichtlichkeit<br />

wegen nur auf die Gruppe der Beamten. Für Angestellte zeigte sich ein ähnliches<br />

Bild.<br />

Die Gruppe derjenigen, die sich während ihrer Organisationszugehörigkeit – über vorausgehende<br />

Arbeitsverhältnisse kann hierzu keine Aussage getroffen werden – noch nie im<br />

Zustand der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> bef<strong>und</strong>en hat, verteilt sich nahezu gleichmäßig über die<br />

Statusgruppen (s. Tab. 2).<br />

Tab. 2: Anteile der Beamten, die während ihrer Organisationszugehörigkeit noch nie innerlich gekündigt<br />

haben, aufgeteilt nach Laufbahngruppen (n=199)<br />

13<br />

Laufbahngruppe<br />

Gruppe 1<br />

‘noch nie’<br />

mittlerer Dienst 67,3%<br />

gehobener Dienst 69,0%<br />

höherer Dienst 64,5%<br />

Krystek et al. kommen zu folgenden Anteilen von innerlich Gekündigten im Unternehmensbereich<br />

Management/Verwaltung: Topmanagement: 4%; Mittleres Management: 11%; Unteres<br />

Management: 14%; Hilfskräfte der Verwaltung: 17% (1995, 25).


128 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

Es zeigt sich sogar eine geringe Tendenz zur <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> beim höheren Dienst<br />

(s. Tab. 2). Sehr aufschlussreich in Bezug auf die vorausgehende These ist eine differenziertere<br />

Betrachtung der Gruppen 2a, b <strong>und</strong> c. Hier sind deutliche Unterschiede in Bezug<br />

auf die Statusgruppenzugehörigkeit zu verzeichnen (s. Tab. 3).<br />

Tab. 3: Verteilung der Gruppen 2a, b <strong>und</strong> c in den Laufbahngruppen (n=64)<br />

Laufbahnbruppe<br />

Gruppe 2a<br />

‘aktuell’<br />

Gruppe 2b<br />

‘passiv verarb.’<br />

Gruppe 2c<br />

‘aktiv verarb.’<br />

mittlerer Dienst 66,7% 16,7% 16,7% 100%<br />

gehobener Dienst 40,0% 31,4% 28,6% 100%<br />

höherer Dienst 9,1% 45,5% 45,5% 100%<br />

An den Zahlen in Tab. 3 zeigt sich eine relativ höhere aktuelle „Betroffenheit“ von <strong>Innere</strong>r<br />

<strong>Kündigung</strong> mit abnehmendem Status. Während nur 9,1% des höheren Dienstes zum<br />

Zeitpunkt der Erhebung innerlich Gekündigt sind, also über 90% den Zustand entweder<br />

durch eigenes Zutun oder infolge einer sich gebesserten Arbeitssituation – d.h., das Vertragsgleichgewicht<br />

hat sich wieder von alleine eingestellt – verlassen haben, sind 66,7% der<br />

Angehörigen des mittleren Dienstes <strong>und</strong> immerhin noch 40,0% des gehobenen Dienstes dieser<br />

Gruppe zuzuordnen. 14 Dies lässt den Schluss zu, dass sich das Phänomen zwar auf allen<br />

Ebenen der Organisationshierarchie gleichermaßen finden lässt, es aber für die höheren Statusgruppen<br />

offenbar leichter ist, den Zustand zu überwinden <strong>und</strong> somit die Phasen der <strong>Innere</strong>n<br />

<strong>Kündigung</strong> in diesen Gruppen kürzer ausfallen.<br />

Was den Weg aus der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> betrifft, ist noch eine weitere Interpretation<br />

des Datenmaterials möglich: Es ist offenbar auf allen Hierachieebenen kein Unterschied in<br />

Bezug auf die Art der Überwindung festzustellen. Auf allen Hierarchieebenen finden sich<br />

etwa gleich viele Fälle des aktiven wie des passiven Verarbeitungstyps (vgl. die Zeilen in<br />

den Gruppen 2b <strong>und</strong> c in Tab. 3). Demnach überwiegt auf der oberen Managementebene<br />

nicht – wie anzunehmen wäre – der Typus aktiver gegenüber passiver Verarbeitung. Es lässt<br />

sich also die These vertreten, dass der (subjektiv wahrgenommene) Handlungs-, Kontroll-,<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsspielraum, der unzweifelhaft mit dem Status zunimmt, weniger als eine<br />

(mit)auslösende Ursache für <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> zu sehen ist, sondern vielmehr eine entscheidende<br />

Größe bei ihrer (aktiven) Verarbeitung darstellt.<br />

5.3 <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> <strong>und</strong> Arbeitszufriedenheit<br />

Zur Messung der Arbeitszufriedenheit wurde auf den Arbeitsbeschreibungsbogen<br />

(Neuberger/Allersbeck 1978) zurückgegriffen. Das Instrument wurde leicht modifi-<br />

14<br />

Es konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen Laufbahngruppe <strong>und</strong> Aktualität der <strong>Innere</strong>n<br />

<strong>Kündigung</strong> ja/nein nachgewiesen werden (Cramer V=0,37; Chi 2 -Test: p


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 129<br />

ziert. 15 Aktuell innerlich Gekündigte fallen durch erheblich schlechtere Arbeitszufriedenheitswerte<br />

auf (s. Tab. 4)<br />

Tab. 4: Durchschnittliche Werte des Arbeitszufriedenheitsindex in den Gruppen 1, 2a, b <strong>und</strong> c<br />

(n=397; Hohe Werte geben eine hohe allgemeine Arbeitszufriedenheit an; Wertebereich des<br />

Index: 0-32; ANOVA: p


130 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

stellung (i. S. der Kontrollorientierung) sowie aus Verhaltenstendenzen zusammen“ (Faller<br />

1991, 169). Es lässt sich folgende Tendenzhypothese aufstellen: innerlich Gekündigte neigen<br />

eher zur externalen Attribuierung (Kontrollorientierung) als nicht-innerlich Gekündigte.<br />

Dies scheint auf den ersten Blick der Vorstellung von der bewussten Entscheidung<br />

zur <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> zu widersprechen, also schließlich den Zustand, in den man sich zur<br />

Wiederherstellung innervertraglichen Gleichgewichts willentlich selbst gebracht hat. Die<br />

<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> taugt aber i.d.R. nur zur Bildung eines kurzfristigen Gleichgewichts, da<br />

sich das „Einrichten in der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong>“ am Arbeitsplatz i.d.R. mit eigenen Vorstellungen<br />

an eine Entfaltung der Person im Beruf nicht verträgt. <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> wird<br />

zwar gewählt, aber – wenn man so will – nur aus Verlegenheit, da eigentlich attraktivere<br />

Optionen nur mit hohen Opportunitätskosten zur Verfügung stehen. <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> ist<br />

eine Ausweichstrategie, in die man durch den Bruch des <strong>Innere</strong>n Vertrags durch den Arbeitgeber/Dienstherrn<br />

„getrieben“ wurde. Somit liegt die Ursache für die aktuelle Lebenssituation<br />

in einem externen, ursprünglich nicht selbstkontrollierten Vorgang. Es ist demnach<br />

psychologisch plausibel, den Gr<strong>und</strong> für die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> letztlich external zu attribuieren.<br />

In Bezug auf die obige vierfache Unterscheidung zum Kontrollkonzept konnte für den<br />

Aspekt der allgemeinen Kontrollorientierung die These bestätigt werden. Die allgemeine<br />

Kontrollorientierung wurde auf Basis eines verkürzten <strong>und</strong> leicht modifizierten Instruments<br />

von Rost-Schaude et al. (1978) gemessen. Es wurde ein Index zur Kontrollorientierung gebildet.<br />

Aktuell oder ehemalig innerlich Gekündigte (Gruppen 2a, b <strong>und</strong> c) weisen einen höheren<br />

Grad an externaler Kontrollattribuierung auf als der Rest der Mitarbeiter (Gruppe 1). 16<br />

Auch hier lohnt es sich, die Gruppen differenzierter zu betrachten. Diejenigen, die den<br />

Zustand der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> aktiv verarbeitet (2c) haben, weisen einen höheren Grad an<br />

internaler Attribuierung auf als ihre aktuell innerlich gekündigten Kollegen (2a). 17 Wie erwartet<br />

steigt die generelle internale Kontrollorientierung, wenn eine aktive Verarbeitung der<br />

unbefriedigenden Situation am Arbeitsplatz auch Erfolg hatte.<br />

5.5 <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Negative Konsequenzen von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> zeigen sich auch in einem schlechteren<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> in einem allgemein schlechteren subjektiven Wohlbefinden.<br />

Eine andauernd als belastend empf<strong>und</strong>ene Arbeitssituation <strong>und</strong> negative Wahrnehmungen<br />

der eigenen Person äußern sich (langfristig) in einer höheren Anfälligkeit für psychosomatische<br />

Beschwerden. In diesem Zusammenhang wurde der Grad der Belastung mit typischen<br />

Beschwerden erhoben. Aktuell innerlich Gekündigte weisen in Bezug auf alle ermittelten<br />

Belastungsformen schlechtere Werte auf als diejenigen, die noch nie in diesem Zustand waren<br />

(s. Abb. 2):<br />

Als ein aussagekräftiger Indikator für <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> werden betriebliche Fehlzeiten<br />

gehandelt. Ob diese auf (ungerechtfertigten) Absentismus hinweisen oder mit Krankheit<br />

in Verbindung stehen, kann schwerlich überprüft werden. Die Studie ergab,<br />

16<br />

17<br />

Eta=0,16; T-Test: p


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 131<br />

dass aktuell innerlich Gekündigte eine signifikant höhere Zahl von krankheitsbedingten<br />

Fehltagen haben. 18<br />

Abb. 2: Durchschnittliche Belastung mit zehn erhobenen (psychsomatischen) Beschwerden in der<br />

Gruppe 2a (obere Linie) <strong>und</strong> der Gruppe 1 (untere Linie). Auf der Vertikalen sind die<br />

Gruppenmittelwerte der Messungen (psychsomatischer) Beschwerden abgetragen. Hohe<br />

Mittelwerte repräsentieren eine hohe (psychosomatische) Belastung in der Gruppe (Wertebereich:<br />

0-3, n=314). 19<br />

NiedergeschlaNervosität Antriebslosigkeit<br />

2<br />

1,5152 1,3636 1,3788<br />

1,8<br />

0,84 0,9758 0,8266<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Legende:<br />

Kopfschmerzen/Migräne 1 Appetitlosigkeit 6<br />

Konzentrationsprobleme 2 Rücken-/Kreuzschmerzen 7<br />

Abgespanntheit/Erschöpfung 3 Niedergeschlagenheit 8<br />

Magen-/Verdauungsprobleme 4 Nervosität 9<br />

Schlafstörungen 5 Antriebslosigkeit 10<br />

5.6 <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong>: Ursachenforschung<br />

Ursachenforschung könnte klassisch nach (objektiven) Faktoren in der Umgebung des<br />

innerlich Gekündigten suchen: Belastungen am Arbeitsplatz, Verhältnis zu Kollegen <strong>und</strong><br />

Vorgesetzten, Aufgabenbelastung usw. In Hinblick auf die Bestimmung von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong><br />

als Reaktionsform auf Brüche des <strong>Innere</strong>n Vertrags ist bei denjenigen<br />

18<br />

19<br />

Eta=0,15; T-Test: p


132 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

potentiellen Ursachenzusammenhängen zu suchen, die sich im Sinne eines Vertragsverhältnisses<br />

modellieren lassen. Dazu zählt der „<strong>Innere</strong> Laufbahnvertrag“.<br />

Laufbahnen weisen eine Doppelstrukturierung auf: Zum einen werden sie wie gerade<br />

im Fall des öffentlichen Dienstes in hohem Maße durch (gesetzliche) Rahmenbedingungen<br />

(Beförderungsrichtlinien, B<strong>und</strong>eslaufbahnverordnung usw.) <strong>und</strong> konkrete Organisationsparameter<br />

„vor Ort“ (Stehzeiten auf Dienstposten, Altersaufbau der Mitglieder der Organisation<br />

usw.) strukturiert, zum anderen hat der Mitarbeiter einen nicht unerheblichen Spielraum<br />

zur Gestaltung seiner individuellen Laufbahn (etwa durch aktives „Arbeitskraftmanagement“,<br />

durch Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung, interne Bewerbungen auf Beförderungsdienstposten<br />

usw.). Neben Faktoren wie relative Arbeitsplatzsicherheit <strong>und</strong> umfassende Versorgungsleistungen<br />

stellt nicht zuletzt die Vorhersehbarkeit der eigenen beruflichen Verlaufsform eine<br />

wichtige Motivationsquelle für den Eintritt in den öffentlichen Dienst dar. Laufbahntransparenz<br />

ist nach wie vor ein zentraler Faktor der „Selbstselektion zum öffentlichen Dienst“<br />

(Luhmann/Mayntz 1973). Spannungszustände zwischen Individuum <strong>und</strong> Organisation sind<br />

dann zu erwarten, wenn Erwartungen an die (erhofften) individuellen Berufsverlaufs- <strong>und</strong><br />

Karriereformen aus der Sicht des Mitarbeiters nicht realisiert werden, d.h. ein Aspekt des<br />

<strong>Innere</strong>n Vertrags nicht eingelöst bzw. aufrechterhalten wird.<br />

Es lassen sich „...folgende wissenschaftliche Laufbahnbegriffe unterscheiden: (1)<br />

Laufbahn als formal (bürokratisch geregelte) <strong>und</strong> hierarchisch geordnete Sequenz von aufeinander<br />

bezogenen Positionen oder „Jobs“ im Rahmen eines bestimmten Berufsfeldes oder<br />

einer bestimmten Organisation – institutioneller Laufbahnbegriff; (2) Laufbahn als Sequenz<br />

der von einer Person im Laufe ihres Berufslebens eingenommenen Positionen (unabhängig<br />

von der institutionellen Regelung <strong>und</strong> der individuellen Erlebnisweise) – Begriff der objektiven<br />

beruflichen Laufbahn; <strong>und</strong> (3) Laufbahn als subjektiv erfahrene <strong>und</strong> gestaltete Sequenz<br />

von beruflichen Tätigkeiten <strong>und</strong> Positionen, die eine Person im Laufe ihres Berufslebens<br />

durchläuft – Begriff der subjektiven individuellen Laufbahn“ (Seifert 1989, 608 f.,<br />

kursiv i. Orig.).<br />

Gerade der öffentliche Dienst ist dadurch ausgezeichnet, dass Laufbahnen zeitlich <strong>und</strong><br />

was die (hierarchische) Abfolge von Berufspositionen betrifft in hohem Maß vorgezeichnet<br />

sind (institutioneller Laufbahnbegriff). Trotz dieser generellen Vorgaben darf nicht übersehen<br />

werden, dass empirisch beobachtbare objektive berufliche Laufbahnen wesentlich auch<br />

von Parametern auf der Organisationsebene beeinflusst werden, d.h., dass organisations<strong>und</strong><br />

personalpolitische Entscheidungen die Chancen für eine Realisierung individueller Berufsverläufe<br />

abstecken. Solche Entscheidungen werden nicht autonom auf der Organisationsebene<br />

getroffen, sondern hängen ihrerseits wieder von übergeordneten politischen Entscheidungen<br />

oder im weitesten Sinne von der institutionellen Umwelt ab. Aus sozialwissenschaftlicher<br />

Sicht ist nun von Interesse, wie diese institutionellen sowie organisations- <strong>und</strong><br />

personalpolitischen Parameter individuelle Berufsverläufe vorzeichnen <strong>und</strong> wie die Mitarbeiter<br />

diese subjektiv erleben, beurteilen <strong>und</strong> nicht zuletzt (aktiv) gestalten (subjektive individuelle<br />

Laufbahn).<br />

Es ist davon auszugehen, dass das subjektive Erleben <strong>und</strong> die Beurteilung von individuellen<br />

Berufs- <strong>und</strong> Karriereverläufen sich an subjektiven Standards orientiert. Diese Bewertungsstandards<br />

sind Produkt individueller Dispositionen <strong>und</strong> beruflicher So-


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 133<br />

zialisation, d.h., sie hängen etwa vom Grad der Ambitioniertheit bei der Verfolgung der eigenen<br />

Karriere ab <strong>und</strong> sind ebenso beeinflusst von bereits individuell realisierten beruflichen<br />

Verlaufsformen, die die individuelle Festsetzung von Standards wiederum mitbeeinflussen<br />

können. Eine bewertende Auseinandersetzung mit der eigenen objektiven Laufbahn<br />

durch den Mitarbeiter erfolgt vor dem Hintergr<strong>und</strong> früherer beruflicher Zielprojektionen<br />

(etwa beim Eintritt in das Arbeits-/Dienstverhältnis), d.h. Wünschen <strong>und</strong> Vorstellungen über<br />

berufliche Verwendungs- <strong>und</strong> Karriereformen, <strong>und</strong> in Hinblick auf Perspektiven <strong>und</strong> Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

die eine aktuelle berufliche Tätigkeit (noch) bietet.<br />

Zur begrifflichen Fassung dieses Komplexes von individuellen Vorstellungen <strong>und</strong> Bewertungsstandards<br />

wird hier die Unterscheidung von Seifert um einen vierten Begriff von<br />

Laufbahn, der subjektiven individuellen Laufbahnprojektion, erweitert. Die subjektive individuelle<br />

Laufbahnprojektion stellt eine (berufs)biographische Konstruktion eines Arbeitnehmers<br />

dar i.S.e. zeitlich gestreckten Referenzlinie, anhand derer der realisierte Status quo<br />

(Ausschnitt aus der objektiven beruflichen Laufbahn) bewertet wird.<br />

Die aktuelle berufliche Situation, in der sich ein Mitarbeiter befindet, kann nun den individuellen<br />

Standards <strong>und</strong> Vorstellungen entsprechen oder nicht, d.h., das Verhältnis zwischen<br />

der objektiven beruflichen Laufbahn <strong>und</strong> der subjektiven individuellen Laufbahnprojektion<br />

wird als weitgehend deckungsgleich erlebt, oder es bestehen Diskrepanzen zwischen<br />

der Realität auf der einen Seite <strong>und</strong> Ansprüchen <strong>und</strong> Wünschen auf der anderen Seite. Es ist<br />

davon auszugehen, dass ein „Misfit“ zwischen objektiver Laufbahn <strong>und</strong> subjektiver Laufbahnprojektion<br />

nicht nur die wahrgenommene berufliche Lebensqualität beeinträchtigt,<br />

sondern auch das Verhältnis von Individuum <strong>und</strong> Organisation nachhaltig negativ stört. Ein<br />

solcher Misfit könnte dann auftreten, wenn sich objektive Laufbahn <strong>und</strong> Laufbahnprojektion<br />

(1) auf Dauer nicht zur Deckung bringen lassen, (2) zeitliche Verzögerungen im koordinierten<br />

Prozessverlauf zwischen beiden „trajectories“ auftreten <strong>und</strong>/oder (3) strukturelle Zäsuren<br />

auftreten, die die (bisherige) Kompatibilität der gegenseitigen Erwartungen an Statuspassagen<br />

nicht mehr sicherstellen.<br />

Es zeigt sich, dass ein solcher Konflikt die individuelle Laufbahn betreffend, der sich<br />

als <strong>Innere</strong>r Vertragsbruch begreifen lässt, eine zentrale Ursache für die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong><br />

darstellt. Hierzu werden die Gruppen 1 <strong>und</strong> 2a in Hinblick auf den Stand des <strong>Innere</strong>n Laufbahnvertrags<br />

verglichen. Operationalisiert wurde der Stand des <strong>Innere</strong>n Laufbahnvertrags<br />

über einen Vergleich der aktuellen Einkommenssituation vor dem Hintergr<strong>und</strong> früherer Erwartungen<br />

(s. Tab. 5) <strong>und</strong> über die Frage, ob <strong>und</strong> inwieweit sich die Erwartungen bei der<br />

Berufswahl „öffentlicher Dienst“ alles in allem erfüllt hätten (s. Tab. 6)<br />

Tab. 5 zeigt deutlich, dass sich die impliziten Erwartungen gegenüber der individuellen<br />

Einkommensentwicklung bei innerlich Gekündigten deutlich weniger erfüllt haben als bei<br />

der Referenzgruppe. Auch in Hinblick auf allgemeine Erwartungen, die man bei der Wahl<br />

des Arbeitgebers/Dienstherrn hatte, geben innerlich Gekündigte eher an, „die Dinge haben<br />

sich schlechter entwickelt.“<br />

Eckardstein et al. konnten zeigen, das „non-plateaued-performers“ die geringste Neigung<br />

zur <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> aufweisen (1997, 54). Dieses Ergebnis konnte in der


134 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

Tab. 5: Verteilung der Antworten auf die Frage „Bitte beurteilen Sie Ihre heutige Einkommenssituation<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> Ihrer Einkommens- <strong>und</strong> Karriereinteressen, die Sie als Jugendlicher<br />

hatten.“ innerhalb der Gruppen 1 <strong>und</strong> 2a (n=307). 20<br />

Antwortvorgaben:<br />

„Meine heutige Einkommenssituation ist hinter<br />

den damaligen Vorstellungen zurückgeblieben.“<br />

„Meine Einkommenssituation entspricht in etwa<br />

den damaligen Vorstellungen.“<br />

„Ich stehe heute besser da, als ich es mir damals<br />

vorgestellt habe.“<br />

Gruppe 1<br />

‘noch nie’<br />

Gruppe 2a<br />

‘aktuell’<br />

34,0% 72,7%<br />

46,9% 18,2%<br />

19,1% 9,1%<br />

100% 100%<br />

Tab. 6: Verteilung der Antworten auf die Frage „Wenn Sie sich noch einmal alle Ihre Überlegungen<br />

zu Ihrer Wahl des öffentlichen Dienstes vor Augen halten. Wie haben sich Ihre Erwartungen<br />

alles in allem betrachtet erfüllt?“ innerhalb der Gruppen 1 <strong>und</strong> 2a (n=306). 21<br />

Antwortvorgaben:<br />

„Die Dinge haben sich besser entwickelt, als ich<br />

angenommen habe.“<br />

Gruppe 1<br />

‘noch nie’<br />

Gruppe 2a<br />

‘aktuell’<br />

24,1% 9,2%<br />

„Es ist in etwa das eingetreten, was ich erwartet habe.“ 59,8% 36,9%<br />

„Die Dinge haben sich schlechter entwickelt, als ich<br />

angenommen hatte.“<br />

16,2% 53,8%<br />

100% 100%<br />

vorliegenden Studie nur z.T. bestätigt werden. Ein Zusammenhang zwischen <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong><br />

<strong>und</strong> Positionsimobilität (ebd., 25) konnte nicht für den Fall der öffentlichen Verwaltung<br />

in der vorliegenden Studie nachgewiesen werden. Offenbar stellt eine objektiv längere<br />

Verweildauer auf Dienstposten noch keine direkte Ursache für <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> dar.<br />

Vielmehr ist eine Wirkung nur über eine subjektive Vermittlung nachweisbar, d.h., wenn<br />

Positionsimobilität als Verletzung des inneren Laufbahnvertrages vom Individuum als solche<br />

wahrgenommen wird. 22 Die besondere Bedeutung von aus<br />

20<br />

21<br />

22<br />

Cramer V=0,32; Chi 2 -Test: p


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 135<br />

der Sicht des Mitarbeiters angemessenen innerbetrieblichen Karriereverlaufsformen wird<br />

auch bei der Frage nach den individuellen Gründen für die <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> deutlich.<br />

„Wenig Aufstiegsmöglichkeiten“ wird als häufigster Gr<strong>und</strong> für <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> angeführt<br />

(s. Tab. 7).<br />

Tab. 7: Verteilung der Antworten auf die Frage „Was waren/sind die wesentlichen Gründe (für die<br />

ernsthafte Erwägung zu kündigen)?“ innerhalb der Gruppen 2a, b <strong>und</strong> c (n=148, Mehrfachnennungen<br />

möglich, Gruppe 1 gefiltert).<br />

Gründe für <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong>: genannt von:<br />

Probleme mit Kollegen 11,5%<br />

Probleme mit Vorgesetzten 29,7%<br />

Unterforderung bei der Arbeit 25,0%<br />

Überforderung bei der Arbeit 11,5%<br />

wenig Aufstiegsmöglichkeiten 50,0%<br />

zu wenig Herausforderungen 20,9%<br />

5.7 Zusammenfassung der empirischen Ergebnisse<br />

Die empirische Untersuchung zu Erscheinungsformen <strong>und</strong> Ursachen <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong><br />

erbrachte folgende Ergebnisse:<br />

• <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> ist kein nicht-reversibler Prozess. Ein nicht unerheblicher Anteil der<br />

Mitarbeiter der untersuchten Organisation befand sich früher im Zustand der <strong>Innere</strong>n<br />

<strong>Kündigung</strong>, konnte diesen aber wieder überwinden.<br />

• <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> findet sich auf allen Ebenen der Organisationshierarchie. Allerdings<br />

besitzen Angehörige der oberen Ebenen eher das Potential, den Zustand aktiv zu<br />

bearbeiten <strong>und</strong> subjektive Gleichgewichte (wieder)herzustellen.<br />

• <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> geht mit Arbeitsunzufriedenheit <strong>und</strong> einem geringeren internalen<br />

Kontrollempfinden über die Arbeitssituation bei den Betroffenen einher.<br />

• <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> wirkt negativ auf den (subjektiven) Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> das allgemeine<br />

Wohlbefinden.<br />

• Am Beispiel der beruflichen Laufbahnen konnte der Beitrag des Modells des <strong>Innere</strong>n<br />

Vertrags zur Erklärung des Phänomens aufgezeigt werden. Einen wesentlichen Parameter<br />

zur Verhinderung von <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> stellt eine (betriebliche) Personalpolitik/-entwicklung<br />

dar, die den Karriereinteressen <strong>und</strong> den subjektiven „Laufbahnprojektionen“<br />

der Mitarbeiter Beachtung schenkt.


136 <strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99)<br />

6. Diskussion<br />

Zentrales Anliegen des Beitrags war eine theoretische Klärung des Begriffs „<strong>Innere</strong><br />

<strong>Kündigung</strong>“ <strong>und</strong> seine Abgrenzung als eigenständiger Forschungsgegenstand. Kern der<br />

Überlegungen war eine Modellierung der <strong>Innere</strong>n <strong>Kündigung</strong> als Handlungsoption in einer<br />

Klasse von Situationsbedingungen, in denen alternative Reaktionsweisen (zu) hohe Opportunitätskosten<br />

bedeuten würden. <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> ist demnach eine Option in Ermangelung<br />

besserer Alternativen. „Neglectors are primarly affected by the costs and the efficacy<br />

of their responses...“ (Withey/Cooper 1989, 521). Die Option „neglect“ wird gewählt, wenn<br />

die Erfolgsaussichten von „voice“ als zu gering eingeschätzt werden <strong>und</strong> „exit“ aus welchen<br />

Gründen auch immer nicht in Frage kommt. Mit dieser spezifischen Sichtweise wurde das<br />

Ziel verfolgt, das Phänomen (für empirische Forschungen) zu konkretisieren <strong>und</strong> somit dem<br />

Problem einer konzeptionellen Diffusion, die den jetzigen Stand der (wissenschaftlichen)<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema kennzeichnet, entgegenzuwirken. Die Konzeption lässt<br />

aber gleichsam die Suche nach Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen in Hinblick auf die Organisation als<br />

auch das betroffene Organisationsmitglied offen. Eine zentrale Ursache für <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong><br />

wurde in einer Verletzung <strong>Innere</strong>r Verträge gesehen. Das Modell des <strong>Innere</strong>n Vertrags umfasst<br />

eine Vielzahl von impliziten Erwartungshaltungen an die Organisation bzw. den Arbeitgeber/Dienstherrn.<br />

Von einem umfassenden Modell, dass alle wesentlichen Aspekte <strong>und</strong> die Logik<br />

dieser subjektiven Konstruktion einfängt, ist man noch weit entfernt. In dieser Studie wurde<br />

der Versuch unternommen, einen solchen Aspekt, den <strong>Innere</strong>n Laufbahnvertrag, in Hinblick<br />

auf seine Bedeutung für <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> darzustellen. Zukünftige Forschungen könnten sich<br />

eine weitere Ausleuchtung der Attribute <strong>Innere</strong>r Verträge zur Aufgabe machen.<br />

Mit der hier entwickelten spezifischen Sichtweise sind natürlich auch theoretische <strong>und</strong><br />

nicht zuletzt methodische „Kosten“ verb<strong>und</strong>en. Ein Operationalisierungsvorschlag, der sich<br />

streng an der unterstellten Funktionalität zwischen äußerer <strong>und</strong> <strong>Innere</strong>r <strong>Kündigung</strong> orientiert<br />

(vgl. FN 12), ist für sich genommen durchaus ambigue. Denkbar ist etwa, dass der Wunsch<br />

zu kündigen weniger auf ein gespanntes <strong>Innere</strong>s Vertragsverhältnis zurückzuführen ist, sondern<br />

im privaten Bereich seinen Ursprung hat. Der Stand der Instrumentenentwicklung ist<br />

hier noch nicht abgeschlossen. Sinnvoll wäre ein Instrument, dass die Handlungssituation<br />

differenzierter erfasst.<br />

Theoretische Auseinandersetzungen (vgl. Löhnert 1990) mit dem Thema <strong>und</strong> die Studie<br />

selbst (vgl. 5.1) deuten entschieden darauf hin, dass (a) <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> Prozesscharakter<br />

besitzt, d.h. unterschiedliche Grade <strong>und</strong> Phasen von Konsequenzen für den Mitarbeiter<br />

angenommen werden können <strong>und</strong> (b) sich unterschiedliche (Verarbeitungs-)Typen von<br />

innerlich Gekündigten finden lassen: Die Gruppe der innerlich Gekündigten ist heterogener<br />

als angenommen. Das gewählte Design (Querschnittbefragung) erlaubt es allerdings nicht,<br />

systematisch „Karrieren“ von innerlich Gekündigten nachzuzeichnen. Zudem bestand leider<br />

nicht die Möglichkeit äußerlich Gekündigte zu befragen. Diese Gruppe wäre insofern interessant,<br />

als man den Wechsel der Opportunitätsstrukturen (offenbar bestand dann irgendwann<br />

die exit-Option) bei der Handlungswahl hätte untersuchen können.<br />

In Hinblick auf (b) deuten weitere noch nicht abgeschlossene Explorationen des Datenmaterials<br />

auf folgende Typen von innerlich Gekündigten hin: Die „echten“ Inne-


<strong>Richter</strong>: <strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong> (ZfP 2/99) 137<br />

ren Emigranten, die dem Typus der „Pseudo-Arbeitszufriedenheit“ (Bruggemann et al.<br />

1975, 135) relativ nahe kommen. In dieser Gruppe führt die „Verfälschung der Situationswahrnehmung“<br />

(ebd.) bzw. die zu keinem langfristig zufriedenstellenden Gleichgewicht<br />

führende Situationsdefinition „<strong>Innere</strong> <strong>Kündigung</strong>“ zu Rückzugsstrategien, Depressionen,<br />

Unzufriedenheit usw. Von diesen Mitarbeitern ist dann durchaus anzunehmen, dass sie<br />

„zwar anwesend, aber doch abwesend sind, weil sie dem Unternehmen die innere <strong>Kündigung</strong><br />

ausgesprochen haben“ (Töpper 1984, 130). Es zeichnet sich aber mindestens ein weiterer<br />

Gr<strong>und</strong>typus ab: Der Typus der „aktiven Verarbeitung“, der nach längerfristigen<br />

Gleichgewichten sucht. Ein differenzierteres Bild der Erscheinungsformen von <strong>Innere</strong>r<br />

<strong>Kündigung</strong> dürfte auch einen Beitrag zu ihrer wirksameren Vermeidung <strong>und</strong> Bekämpfung<br />

leisten. Hierzu wird es sinnvoll sein, die gr<strong>und</strong>legenden Musterungen des Phänomens weiter<br />

herauszuarbeiten.<br />

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem umfassenden Verständnis der <strong>Innere</strong>n<br />

<strong>Kündigung</strong> wäre eine detailliertere Exploration, welche Instanz überhaupt Vertragspartner<br />

in dem hier verfolgten Sinne aus Sicht der Mitarbeiter ist. Dies wurde in der vorliegenden<br />

Studie nicht explizit thematisiert; als Vertragspartner wurde die Organisation bzw. der Arbeitgeber/Dienstherr<br />

unterstellt. Das Datenmaterial zeigt, dass etwa bei der Frage, gegenüber<br />

wem man sich eigentlich bei seiner täglichen Arbeit verpflichtet fühlt, eine ziemliche<br />

Variation an Adressaten(gruppen) besteht. Ähnlich dürfte es sich bei der Frage nach der<br />

subjektiven Konstruktion des Vertragspartners verhalten, deren Exploration eine spannende<br />

Forschungsaufgabe in diesem Themenfeld abgeben dürfte.<br />

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