06.07 ≥ im dialog in dialogue ideal-MUSIK Professor <strong>Irmgard</strong> <strong>Priester</strong> <strong>ist</strong> <strong>seit</strong> 1981 Leiterin einer Klavierklasse an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen <strong>und</strong> <strong>seit</strong> 2000 Prorektorin <strong>und</strong> ständige Vertreterin der Rektorin. Sie studierte an der Musikhochschule in Trossingen, später in Stuttgart <strong>und</strong> Freiburg Klavier <strong>und</strong> Liedgestaltung. Außerdem besuchte sie zahlreiche Kurse, war regelmäßig als Dozentin beim „Festival van Fla<strong>anderen</strong>“ in Gent <strong>und</strong> konzertiert hauptsächlich als Kammermusik- <strong>und</strong> <strong>Liedpian<strong>ist</strong>in</strong>. <strong>Irmgard</strong> <strong>Priester</strong> <strong>ist</strong> <strong>unter</strong> <strong>vielem</strong> <strong>anderen</strong> <strong>seit</strong> 1993 erste Vorsitzende der „Balinger Konzerte“ e.V.. In dieser Eigenschaft brachte sie die Musik in die Fabrik von Krug & <strong>Priester</strong>. Frau Prof. <strong>Priester</strong>, Musik hat einen sehr großen Anteil an Ihrem Leben. Wie <strong>und</strong> wo haben Sie Ihre Liebe zur Musik entdeckt? Ich bin mit Musik aufgewachsen, meine Mutter sang sehr schön <strong>und</strong> spielte so gut Klavier, dass ich die klassischen Sinfonien durch das Vierhändigspiel mit ihr kennenlernte. Da es damals weder Schallplatten noch CDs gab <strong>und</strong> Konzerte in Balingen selten waren, war das Vierhändigspiel die einzige Möglichkeit, große Werke kennen zu lernen. Noten waren in genügender Zahl vom Großvater mütter- licher<strong>seit</strong>s vorhanden. In welcher Beziehung stehen Sie zu Krug & <strong>Priester</strong>? Wie es mein Name sagt, gehöre ich zur Familie <strong>Priester</strong>, mein Vater war Mitbegründer der Firma <strong>und</strong> mein Bruder Wolfgang <strong>ist</strong> <strong>seit</strong> Jahrzehnten deren Geschäftsführer. Ich habe von Kindesbeinen an eine sehr enge Beziehung zu Krug & <strong>Priester</strong>. Die „Balinger Konzerte“ haben in erster Linie mit klassischer Musik in klassischem Ambiente zu tun. Wie kam es zu der Idee, die Bühne in die Fabrik zu verlagern? Ausschlaggebend war für mich die Begegnung mit einem renommierten Kritiker, dem ich im Jahr 2001 stolz das soeben erschienene Konzertprogramm 2001/02 zeigte. Er fand dieses inhaltlich sehr gut, fragte mich dann nach der Altersstruktur unserer Konzertbesucher. Er riet mir dringend, ab <strong>und</strong> zu einen Tapetenwechsel vorzunehmen, weg von traditionellen Wegen <strong>und</strong> Räumen, Mut zu ungewohnten Räumlichkeiten, die a priori einen neuen Besucherkreis erschließen, ohne auf das Stammpublikum, das uns sehr wertvoll <strong>ist</strong>, verzichten zu müssen. So wurde die Idee „Musik in der Fabrik“ geboren. Wann war das allererste Konzert in der Fabrik <strong>und</strong> wie war die erste Resonanz? Das war am 29. September 2003. Die Lokalpresse bezeichnete es damals als ein „geglücktes Wagnis“, das mit „strahlenden Gesichtern bei Publikum, Künstlern <strong>und</strong> Veranstaltern“ endete. Genau so habe ich es auch empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> somit war der Gr<strong>und</strong>stein für weitere Konzerte in der Fabrik gelegt. Inzwischen haben sechs Konzerte stattgef<strong>und</strong>en, von Jazz über Wiener Salonmusik bis zu Percussion. Welche(n) Künstler wünschen Sie sich als nächstes? Das nächste Konzert <strong>ist</strong> fest geplant. Am 18.09.2009 werden der Tenor Michael Pflumm zusammen mit dem Süddeutschen Salonorchester <strong>unter</strong> der Leitung von Dietrich Schöller–Manno in der Fabrik zu hören sein. Von Jahr zu Jahr kommen immer mehr Konzertbesucher in die Versandhalle zu Krug & <strong>Priester</strong>. Wie erklären Sie sich das? Ich höre im Gespräch mit der jüngeren Generation immer wieder: „Das Programm der Balinger Konzerte <strong>ist</strong> wirklich sehr gut, aber die Stadthalle.... da gehen doch nur die Älteren hin“. Sicher spielt der Raum eine große Rolle, es <strong>ist</strong> viel lockerer als in einem Konzertsaal, man kann pünktlich kommen oder später, kann auf einem bequemen Stuhl sitzen, aber auch auf K<strong>ist</strong>en <strong>und</strong> wer mag sogar auf dem Boden. Sicherlich spielt auch der Einblick in eine Versandhalle <strong>und</strong> in die Büroräume der Firma Krug & <strong>Priester</strong> eine nicht zu <strong>unter</strong>schätzende Rolle, die persönliche Begrüßung durch den Chef des Hauses sowie das lockere Gespräch bei einem kostenlosen Pausengetränk tragen ebenfalls sicher ganz stark zum Erfolg bei. Wie reagieren die verschiedenen Ensembles <strong>und</strong> Orchester auf den etwas <strong>anderen</strong> Austragungsort? Viele würden am Liebsten immer in der Fabrik spielen, da auch Ihnen die Atmosphäre <strong>und</strong> der räumlich bedingte enge Kontakt zum Publikum gefallen. Haben Sie mit dem großen Erfolg der Fabrikkonzerte gerechnet? Eindeutig ja. Was wünschen Sie sich ganz persönlich für „Musik in der Fabrik“ in der Zukunft? Ich wünsche mir, dass die Erfolgsgeschichte „Musik in der Fabrik“ weitergeschrieben werden kann, ich wünsche mir persönlich Geschick <strong>und</strong> Flexibilität bei der Auswahl der Künstler <strong>und</strong> Ensembles. Die Kulturen beginnen sich zu mischen, nichts <strong>ist</strong> so vielgestaltig, nichts ergreift den Menschen so sehr wie die Musik <strong>und</strong> mein Ziel <strong>ist</strong> es, so viele zu erreichen wie möglich. Dazu <strong>ist</strong> „ Musik in der Fabrik“ eine w<strong>und</strong>erbare Gelegenheit, um nicht zu sagen: eine ideale Gelegenheit. Frau Professor, wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch.