Ein missglücktes Weihnachtsspiel - Impuls-Theater-Verlag

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Lehrer: Ah! Erzengel: Siehe, ich verkünde euch eine große Freude. Heute ist euch... Lehrer: Verschwind! Was fällt dir ein? Du kommst doch erst viel später dran! Erz. Später? Wieso denn? Der Ochs hat zu mir gesagt... Lehrer: Der Ochs ist ein Rindvieh! Ochs: (das Kostüm noch nicht ganz übergezogen, schaut herein) Wieso denn ein Rindvieh, Herr Lehrer? Lehrer: Weil der Erzengel erst viel später drankommt! Was schickst du ihn denn herein? Ochs: Ich hab doch nicht gesagt, dass er auftreten soll. Den Brief soll er ihnen geben, habe ich gesagt. Erzengel: Ach ja, den Brief. (gibt dem Lehrer einen Brief) Ochs: Von der Maria. Lehrer: Was? Von der Maria (reißt ihn auf, liest ihn) Himmel! Auch das noch! Ochs: Was ist denn, Herr Lehrer? Lehrer: Die Maria ist anscheinend krank geworden. Sie hat dringend zum Arzt müssen. Na, Mahlzeit. Das wird eine Aufführung, heuer. Eine Blamage wird das, kein Weihnachtsspiel. – Aber jetzt weiter, Hirten. Steht nicht so herum! Kommt vor nach links! 2. Hirte: Der Weg ist so finster, der Weg ist so weit. Ach Gott, wie drückt mich mein armselig Kleid. 1. Hirte: Wieso kann denn ein Kleid drücken? So ein Blödsinn. Mich drücken meine Schuhe. Die sind mir viel zu eng, Herr Lehrer. Warum kann ich denn nicht meine Gummistiefel anziehen? Lehrer: Bergschuhe müssen es sein. Bergschuhe! Ihr seid Hirten und keine Nachtwächter oder Kanalräumer. 1. Hirte: Hirten! Immer nur Hirten! Als ob es keine anderen Leute gäbe auf der Welt als Hirten! Lehrer: Damals... 1. Hirte: Ich pfeif auf damals. Wir schreiben (?) Lehrer: Heiliger Josef! Das wird eine Aufführung abgeben, übermorgen! Wo habe ich nur meine Beruhigungstabletten. Gottseidank, hier sind sie... 2. Hirte: Beruhigungstabletten hat es damals auch noch keine gegeben, Herr Lehrer. Lehrer: Damals haben sich die Leute auch nicht so blöd angestellt wie ihr. Damals hat es noch Naturtalente gegeben. Und im übrigen war das damals kein Spiel, sondern bittere Wirklichkeit. Und jetzt Schluss, wir probieren weiter. 4
2. Hirte: Zünd an dein Licht, nit länger red, damit man siecht, wie’s weitergeht. 1. Hirte: Herr Lehrer, die Lampe funktioniert nicht. Entweder ist die Batterie leer oder die Birne ist kaputt. 2. Hirte: Ich hab ja gleich gesagt, wir sollten eine Kerze in die Handlampe stellen und nicht eine Taschenlampe hineintun. Lehrer: Nein, nein! Offenes Feuer auf der Bühne ist verboten. Da kriegen wir’s mit der Feuerpolizei zu tun. Und außerdem, wie wollt ihr die Kerze anzünden? Etwa mit einem Gasfeuerzeug? – Bis morgen besorgt ihr euch eine Taschenlampe. Eine, die unter allen Umständen brennt, verstanden?!? 1. Hirte: Neue Schuhe, neue Lampe. Ein neuer Text könnte auch nicht schaden. Lehrer: Lernt den alten gut, das wäre mir wichtiger als die ständige Nörgeleien. (Hinter der Bühne hat sich eine Rauferei entsponnen. Zwei Engel, miteinander balgend, kommen heraus, andere Engel kommen nach.) 1. Engel: Herr Lehrer! Der Kuni hat mir einen Flügel abgebrochen! 2. Engel: Ja, weil du mir den Heiligenschein zerfetzt hast, du Aas! Lehrer: (trennt die beiden) Was fällt euch denn ein, he? Sind wir da auf der Bühne und probieren wir ein Weihnachtsspiel – oder sind wir beim Judoclub? 2. Engel: Die Engelgewänder wären ja fast so wie beim Judoclub. Nur das Gestänge da hinten, das erinnert an eine Hühnerfarm. 1. Engel: Der Kuni hat gesagt, er glaubt nicht an Engel. Lehrer: Himmel nochmal!!! Ihr macht mich noch rasend! Was schert denn ihr euch um Theologie? 2. Engel: Also, gibt es jetzt Engel oder gibt es sie nicht? Lehrer: Natürlich gibt es sie. Aus. Punktum. Schluss. In der Bibel steht, dass es sie gibt. Jawohl. Und jetzt... 2. Engel: Aber unser Herr Kaplan hat gemeint, das wäre nur so symbolisch gemeint, das mit den Engeln auf dem Feld. Lehrer: Was der Herr Kaplan denkt, ist mir schnurzegal. Ihr seid Engel. Basta. Und du hängst dir jetzt den Flügel wieder ein. Und du suchst dir einen anderen Heiligenschein. In der Kiste hinten müssen noch ein paar liegen. (Einer der anderen Engel versucht, aufs Dach des Stalls zu klettern.) Lehrer: Du! Da oben! Was fällt dir ein? Wirst du herunterkommen? Ich bin froh, wenn mir dieser wackelige Lattenbau die Aufführung noch durchhält. Willst du mir das Dach einreiten? Und das alles zwei Tage vor der Aufführung! Hallo! Wo seid ihr denn jetzt? Ochs und Esel! Zur Krippe! Die heilige Familie her! Also, wenn das bei der Aufführung auch so drunter und drüber geht!!! 5
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