Ein missglücktes Weihnachtsspiel - Impuls-Theater-Verlag
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Helmut Schinagl<br />
<strong>Ein</strong> <strong>missglücktes</strong><br />
<strong>Weihnachtsspiel</strong><br />
Haben Sie schon einmal mit Kids von heute ein <strong>Theater</strong>stück<br />
einstudiert? Unser(e) Spielleiter(In) hier jedenfalls rauft sich<br />
die Haare: Was soll bloß aus der Krippenspiel-Aufführung<br />
werden! - bei den Proben klappt noch praktisch gar nichts...<br />
der Text holpert, die Engel streiten, die Hirten stellen alles in<br />
Frage - der Erzengel erzengelt zu früh herein und der Ochs will<br />
nicht mehr Ochse sein.<br />
All das und mehr ist Ihrem tiroler Kollegen Helmut Schinagl<br />
passiert, der die ganze Katastrophe aufgeschrieben hat: für<br />
Lehrer mit Humor, Schüler mit Schalk und ihr lachendes Publikum.<br />
Tirol ist vor Weihnachten anscheinend überall - oder?<br />
BS 668 / Regiebuch<br />
IMPULS-THEATER-VERLAG<br />
Postfach 1147, 82141 Planegg<br />
Tel.: 089/ 859 75 77; Fax: 089/ 859 30 44
PERSONEN:<br />
LehrerIn<br />
1. Hirt<br />
2. Hirt<br />
Erzengel<br />
1. Engel<br />
2. Engel<br />
<strong>Ein</strong> weiterer Engel<br />
Josef<br />
Maria<br />
Ochs<br />
Esel<br />
<strong>Ein</strong>ige Engel<br />
ORT / DEKORATION:<br />
Links das Innere eines leeren Stalls mit der Krippe; in der Mitte<br />
hinten ein kleines Podest; rechts freier Raum ohne Dekoration, am<br />
besten dunkler Hintergrund.<br />
SPIELALTER:<br />
Ab 8 bis um die 15 Jahre<br />
SPIELDAUER:<br />
ca. 25 Minuten<br />
2
Das Spiel<br />
Zwei Hirten treten von rechts auf.<br />
1. Hirte: (schülerhaft deklamierend)<br />
Die Nacht ist so still und der Weg voller Stein. Du, Bartl, wo<br />
mögen wir jetzund wohl sein?<br />
Lehrer: (von links)<br />
Nein, nein. So geht das nicht, Kinder. Ihr sagt doch kein Geburtstagsgedicht<br />
auf, für die Tante Lola. Ihr unterhaltet euch<br />
miteinander, versteht ihr? Ganz natürlich müsst ihr sein.<br />
2. Hirte:<br />
Kein Mensch redet mit einem anderen so wie in dem blöden<br />
Spiel.<br />
Lehrer:<br />
Das ist kein blödes Spiel. Das ist ein Krippenspiel. Und in Krippenspielen<br />
spricht man eben einmal so miteinander. – Passt<br />
auf. (spricht den Text vor): Die Nacht ist so still und der Weg<br />
voller Stein. Du, Bartl, wo mögen wir jetzund wohl sein?<br />
1. Hirte:<br />
Was heißt das überhaupt: Jetzund?<br />
Lehrer:<br />
Jetzund heißt jetzt. Das ist nur eine altertümliche Form.<br />
1. Hirte:<br />
Dann sage ich jetzt. – Du, Bartl, wo mögen wir jetzt wohl sein?<br />
2. Hirte:<br />
Ja, schau nur, da steht ein großmächtiger Stern. Ich mein gar,<br />
der zeigt uns den Weg zum Herrn.<br />
1. Hirte:<br />
Ist da nicht ein Klingen und Singen so leis? Wie spät ist’s wohl<br />
jetzt am...<br />
Lehrer:<br />
Jetzund!<br />
1. Hirte:<br />
Wie spät ist’s jetzund am Himmelskreis?<br />
2. Hirte: (schaut eindringlich auf seine Armbanduhr)<br />
Lehrer:<br />
Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du schaust auf<br />
deine Armbanduhr? <strong>Ein</strong> Hirt, vor tausend Jahren, hat keine<br />
Armbanduhr! Vor zweihundert Jahren hat noch kein Hirt so was<br />
gehabt!<br />
2. Hirte:<br />
Aber wenn mich der Franzl doch fragt, wie spät es ist.<br />
Lehrer:<br />
Am Himmelskreis, sagt er.<br />
1. Hirte:<br />
Jetzund am Himmelskreis.<br />
Lehrer:<br />
Richtig. Da hinauf schau! Da oben liest du irgendwo die Zeit ab.<br />
2. Hirte:<br />
Bei den Spinnweben da oben? <strong>Ein</strong>e feine Uhr.<br />
Lehrer:<br />
Du lieber Himmel! Das wird eine Aufführung! Zwei Nachmittage<br />
haben wir noch Zeit für die Proben. – Los, weiter jetzt.<br />
1. Hirte:<br />
Jetzund...<br />
Lehrer:<br />
Jetzt!<br />
1. Hirte:<br />
Jetzund deucht es mich, als wär da ein Wind...<br />
Erzengel: (stürzt herein, stellt sich aufs Podest, bläst einen lauten<br />
und falschen Ton auf der Posaune)<br />
3
Lehrer:<br />
Ah!<br />
Erzengel:<br />
Siehe, ich verkünde euch eine große Freude. Heute ist euch...<br />
Lehrer:<br />
Verschwind! Was fällt dir ein? Du kommst doch erst viel später<br />
dran!<br />
Erz.<br />
Später? Wieso denn? Der Ochs hat zu mir gesagt...<br />
Lehrer:<br />
Der Ochs ist ein Rindvieh!<br />
Ochs: (das Kostüm noch nicht ganz übergezogen, schaut herein)<br />
Wieso denn ein Rindvieh, Herr Lehrer?<br />
Lehrer:<br />
Weil der Erzengel erst viel später drankommt! Was schickst du<br />
ihn denn herein?<br />
Ochs:<br />
Ich hab doch nicht gesagt, dass er auftreten soll. Den Brief soll<br />
er ihnen geben, habe ich gesagt.<br />
Erzengel:<br />
Ach ja, den Brief. (gibt dem Lehrer einen Brief)<br />
Ochs:<br />
Von der Maria.<br />
Lehrer:<br />
Was? Von der Maria (reißt ihn auf, liest ihn) Himmel! Auch das<br />
noch!<br />
Ochs:<br />
Was ist denn, Herr Lehrer?<br />
Lehrer:<br />
Die Maria ist anscheinend krank geworden. Sie hat dringend<br />
zum Arzt müssen. Na, Mahlzeit. Das wird eine Aufführung,<br />
heuer. <strong>Ein</strong>e Blamage wird das, kein <strong>Weihnachtsspiel</strong>. – Aber<br />
jetzt weiter, Hirten. Steht nicht so herum! Kommt vor nach links!<br />
2. Hirte:<br />
Der Weg ist so finster, der Weg ist so weit. Ach Gott, wie drückt<br />
mich mein armselig Kleid.<br />
1. Hirte:<br />
Wieso kann denn ein Kleid drücken? So ein Blödsinn. Mich<br />
drücken meine Schuhe. Die sind mir viel zu eng, Herr Lehrer.<br />
Warum kann ich denn nicht meine Gummistiefel anziehen?<br />
Lehrer:<br />
Bergschuhe müssen es sein. Bergschuhe! Ihr seid Hirten und<br />
keine Nachtwächter oder Kanalräumer.<br />
1. Hirte:<br />
Hirten! Immer nur Hirten! Als ob es keine anderen Leute gäbe<br />
auf der Welt als Hirten!<br />
Lehrer:<br />
Damals...<br />
1. Hirte:<br />
Ich pfeif auf damals. Wir schreiben (?)<br />
Lehrer:<br />
Heiliger Josef! Das wird eine Aufführung abgeben, übermorgen!<br />
Wo habe ich nur meine Beruhigungstabletten. Gottseidank, hier<br />
sind sie...<br />
2. Hirte:<br />
Beruhigungstabletten hat es damals auch noch keine gegeben,<br />
Herr Lehrer.<br />
Lehrer:<br />
Damals haben sich die Leute auch nicht so blöd angestellt wie<br />
ihr. Damals hat es noch Naturtalente gegeben. Und im übrigen<br />
war das damals kein Spiel, sondern bittere Wirklichkeit. Und<br />
jetzt Schluss, wir probieren weiter.<br />
4
2. Hirte:<br />
Zünd an dein Licht, nit länger red, damit man siecht, wie’s weitergeht.<br />
1. Hirte:<br />
Herr Lehrer, die Lampe funktioniert nicht. Entweder ist die Batterie<br />
leer oder die Birne ist kaputt.<br />
2. Hirte:<br />
Ich hab ja gleich gesagt, wir sollten eine Kerze in die Handlampe<br />
stellen und nicht eine Taschenlampe hineintun.<br />
Lehrer:<br />
Nein, nein! Offenes Feuer auf der Bühne ist verboten. Da kriegen<br />
wir’s mit der Feuerpolizei zu tun. Und außerdem, wie wollt<br />
ihr die Kerze anzünden? Etwa mit einem Gasfeuerzeug? – Bis<br />
morgen besorgt ihr euch eine Taschenlampe. <strong>Ein</strong>e, die unter allen<br />
Umständen brennt, verstanden?!?<br />
1. Hirte:<br />
Neue Schuhe, neue Lampe. <strong>Ein</strong> neuer Text könnte auch nicht<br />
schaden.<br />
Lehrer:<br />
Lernt den alten gut, das wäre mir wichtiger als die ständige<br />
Nörgeleien.<br />
(Hinter der Bühne hat sich eine Rauferei entsponnen. Zwei Engel,<br />
miteinander balgend, kommen heraus, andere Engel kommen<br />
nach.)<br />
1. Engel:<br />
Herr Lehrer! Der Kuni hat mir einen Flügel abgebrochen!<br />
2. Engel:<br />
Ja, weil du mir den Heiligenschein zerfetzt hast, du Aas!<br />
Lehrer: (trennt die beiden)<br />
Was fällt euch denn ein, he? Sind wir da auf der Bühne und<br />
probieren wir ein <strong>Weihnachtsspiel</strong> – oder sind wir beim Judoclub?<br />
2. Engel:<br />
Die Engelgewänder wären ja fast so wie beim Judoclub. Nur<br />
das Gestänge da hinten, das erinnert an eine Hühnerfarm.<br />
1. Engel:<br />
Der Kuni hat gesagt, er glaubt nicht an Engel.<br />
Lehrer:<br />
Himmel nochmal!!! Ihr macht mich noch rasend! Was schert<br />
denn ihr euch um Theologie?<br />
2. Engel:<br />
Also, gibt es jetzt Engel oder gibt es sie nicht?<br />
Lehrer:<br />
Natürlich gibt es sie. Aus. Punktum. Schluss. In der Bibel steht,<br />
dass es sie gibt. Jawohl. Und jetzt...<br />
2. Engel:<br />
Aber unser Herr Kaplan hat gemeint, das wäre nur so symbolisch<br />
gemeint, das mit den Engeln auf dem Feld.<br />
Lehrer:<br />
Was der Herr Kaplan denkt, ist mir schnurzegal. Ihr seid Engel.<br />
Basta. Und du hängst dir jetzt den Flügel wieder ein. Und du<br />
suchst dir einen anderen Heiligenschein. In der Kiste hinten<br />
müssen noch ein paar liegen.<br />
(<strong>Ein</strong>er der anderen Engel versucht, aufs Dach des Stalls zu klettern.)<br />
Lehrer:<br />
Du! Da oben! Was fällt dir ein? Wirst du herunterkommen? Ich<br />
bin froh, wenn mir dieser wackelige Lattenbau die Aufführung<br />
noch durchhält. Willst du mir das Dach einreiten? Und das alles<br />
zwei Tage vor der Aufführung! Hallo! Wo seid ihr denn jetzt?<br />
Ochs und Esel! Zur Krippe! Die heilige Familie her! Also, wenn<br />
das bei der Aufführung auch so drunter und drüber geht!!!<br />
5
Ochs: (noch immer erst halb angezogen)<br />
Bei mir klemmt wieder einmal der Reißverschluss. Immer dasselbe.<br />
Letztes Jahr war’s genau so. Und das Horn ist auch total<br />
verbogen. Da sieht man doch gleich, dass es nur aus Pappe ist.<br />
Lehrer:<br />
Das Horn wird repariert. Leg es nach der Probe auf die Heizung,<br />
ich mach das dann gleich.<br />
Ochs:<br />
Übrigens, warum muss ich jedes Jahr den Ochsen spielen? Mir<br />
hängt der Ochs schon zum Hals 'raus. Der heilige Josef müsste<br />
schon langsam für mich drin sein.<br />
1. Hirte:<br />
Du kannst auch den Esel spielen, wenn du meinst.<br />
Ochs:<br />
Nö, da bleib ich lieber der Ochs.<br />
Lehrer:<br />
Aber wo ist denn der Esel?<br />
Esel:<br />
Hier, bitte. Da bin ich.<br />
Josef: (tritt auf, hämmert an der Krippe herum)<br />
Die fällt uns sonst noch zusammen.<br />
Lehrer:<br />
Ja, wir haben einen Verhau beisammen, dass man rasend werden<br />
könnte.<br />
1. Hirte:<br />
Wieso denn? (...den folgenden Text bitte Ihrer Inszenierung anpasssen!)Die<br />
Hirten im Lodenrock, die hat es schließlich auch<br />
nicht gegeben, damals, im heiligen Land. Und erst recht nicht<br />
die Trachtenengel. Oder den Almhüttenstall. Warum hat man<br />
das alles zu uns herüberbringen können, in die Alpen?<br />
Lehrer:<br />
Das verstehst du nicht. Beides sind rein bäuerliche Lebenskreise.<br />
Die kann man untereinander vertauschen. Palästina oder<br />
die Alpen, das war früher so ziemlich das gleiche.<br />
2. Hirte:<br />
So? Das ist mir aber neu.<br />
1. Hirte:<br />
Pah, bäuerliche Lebenskreise. Und für die neunundneunzig<br />
Prozent Nichtbauern in unseren Städten ist Jesus wohl nicht<br />
geboren worden, was?<br />
Lehrer:<br />
Ihr bringt mich noch zur Verzweiflung. Ich fange doch jetzt nicht<br />
auch noch einen theologischen Disput mit euch an. – Wo bleibt<br />
denn überhaupt die Maria?<br />
Ochs:<br />
Die ist beim Arzt. Sie hat doch den Brief geschickt.<br />
Lehrer:<br />
Ach ja, ach ja, richtig. Beim Arzt. Die ist krank geworden. Na,<br />
das hat uns gerade noch gefehlt. Wenn die ausfällt... dann gute<br />
Nacht.<br />
Esel:<br />
Vielleicht sollte ich die Maria spielen? (setzt sich neben die<br />
Krippe)<br />
Lehrer:<br />
Lass den Unsinn! Wenn das der Herr Pfarrer sieht, schmeißt er<br />
uns aus dem Saal. – Also, dann spiele ich jetzt während der<br />
Probe die Maria. Hoffentlich ist sie bis morgen wieder gesund,<br />
wenn wir die Generalprobe machen. – Himmel, wie soll das nur<br />
gut ausgehen!<br />
1. Hirte:<br />
Und wenn es schlecht ausgeht – glauben Sie, die Leute merken<br />
es überhaupt?<br />
6
Ganz können wir Ihnen diesen<br />
Spieltext hier nicht geben. Ist doch<br />
klar, oder?! Wenn Sie dieses Stück<br />
spielen wollen – rufen Sie uns an:<br />
<strong>Impuls</strong>-<strong>Theater</strong>-<strong>Verlag</strong><br />
Tel.: 089 / 859 75 77<br />
Dann besprechen wir alles weitere!<br />
7