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Schwäbische Zeitung Ausgabe 24.10.07<br />
Beitrag von Sibylle Emmrich<br />
RAVENSBURG - „Das war so ein richtig kleiner Giftzwerg!“ — Monika Obert wird<br />
recht deutlich, wenn sie über einen inzwischen 18-jährigen Schützling spricht, der<br />
ihr ans Herz gewachsen ist. Vor fünf Jahren hat die Fachkraft des „JuMeGa“-Teams<br />
den „Giftzwerg“ in eine Gastfamilie vermittelt. Es ging gut — mit etlichen Umwegen.<br />
Soziale Auffälligkeiten, kann sich sehr schlecht konzentrieren, Schulschwänzer,<br />
lässt sich von Erwachsenen nichts sagen: So beurteilte das zuständige Jugendamt<br />
den damals 13-Jährigen. Seine Mutter — allein erziehend mit sechs Kindern — war<br />
völlig überfordert. Also kam das vom Ravensburger Verein <strong>Arkade</strong> (Hilfe für psychisch<br />
kranke Menschen) seit 1997 aufgebaute Angebot „Junge Menschen in<br />
Gastfamilien“ (JuMeGa) ins Spiel.<br />
Monika Obert, Diplom-Pädagogin und Wellness-Trainerin, übernahm als eine<br />
von inzwischen 18 pädagogischen Mitarbeitern des „JuMeGa“-Teams den Kontakt<br />
mit dem schwierigen jungen Mann.<br />
„Er kam da rein, damals noch recht klein, aber aufgeplustert mit einer schwarzen<br />
Bomberjacke. Und er war äußerst skeptisch“, erzählt Monika Obert. Also suchte sie<br />
eine Gastfamilie. Fündig wurde sie mit einem jungen Gastelternpaar: belastbar, der<br />
Vater als Motorradfahrer und „Schrank von Mann“ eine natürliche Autorität. Es<br />
wurde auch eine Hauptschule gefunden, die den schwierigen Schüler aushielt.<br />
Allein, es ging nicht gut. „Der S. hat das Paar in einem halben Jahr an die Grenze<br />
der Belastbarkeit gebracht, obwohl ich mindestens jede Woche dort Hausbesuche<br />
gemacht habe und wir alles versucht haben“, so Obert rückblickend. Dann ging´s für<br />
den jungen Mann ins Allgäu, in eine Sandwich-Familie mit kleineren Geschwistern<br />
und einem Gastvater, der als Frührentner ganztägig daheim war. Sehr viel Allgäu,<br />
gesunde Strukturen, eine gute Hauptschule, eine unerschrockene Gastfamilie. Es<br />
ging gut.<br />
„Unglaublich, was aus dem S. geworden ist“, schwärmt Monika Obert. Heute, mit<br />
18 Jahren, habe er den Hauptschulabschluss mit guter Note geschafft, dann eine<br />
einjährige Berufsfachschule besucht und ist in Ausbildung als Elektroinstallateur.<br />
„Der hat dort einen Platz gefunden, wo er sich ernst genommen fühlte, und eine<br />
Gastfamilie, die seinen Stürmen standgehalten hat“: Mit dieser positiven Entwicklung<br />
kann die pädagogische Fachkraft zufrieden sein.<br />
Doch es können auch mehrere Stationen bei verschiedenen Gastfamilien sein,<br />
und der Erfolg ist längst nicht garantiert. So ist noch offen, was aus einem<br />
Mädchen wird, das wieder in seine Herkunftsfamilie zurückgekehrt ist. Dort gab es<br />
massive Alkoholprobleme und eine überforderte Mutter. Das 14-jährige Mädchen,<br />
lernschwach und frühreif, war schon fast zur Streunerin geworden. Regeln und eine<br />
klare Tagesstruktur einzuhalten, was ihr in der Gastfamilie abverlangt wurde, das fiel<br />
ihr äußerst schwer. „Frau Obert, ich hab´ hier gar keinen Freiraum. Ich hab doch<br />
auch Menschenrechte“, beklagte sie sich bei ihrer Ansprechpartnerin vom JuMeGa-<br />
Team. Und dazu gehörten für sie stundenlange Handygespräche, auch weil für sie<br />
ein direktes Gespräch mit Erwachsenen fast unmöglich war. Lieber telefonierte sie<br />
mit ihrem Gastvater.<br />
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QUELLE: Schwäbische Zeitung Ausgabe 24.10.2007<br />
http://www.arkade-ev.de/Pressestimmen/pressestimmen.html
Spontane Band spielt zum Fest<br />
Immerhin hat sie den Förderschulabschluss gemacht und sich mit ihrer<br />
Gastfamilie arrangiert. Dann kehrte sie mit 17 Jahren zurück zu ihrer Herkunftsfamilie.<br />
Ob es gut geht? Das Team von „Junge Menschen in Gastfamilien“, das jetzt<br />
mit einem ganztägigen Programm im Theater Ravensburg sein zehnjähriges<br />
Bestehen beging, pflegt eine optimistische Herangehensweise. Zusammen mit<br />
Gastfamilien und fachlichen Begleitern — vom Kreisjugendamt Ravensburg und der<br />
Weißenauer Kinder- und Jugendpsychiatrie — wurde gefeiert. Und die spontan aus<br />
betreuten Jugendlichen unter Leitung von Florian Nägele gebildete Band „Spontan<br />
nix“ spielte und sang dazu — fetzig und kraftvoll.<br />
Die Band hat sich ganz spontan gebildet, um zum zehnjährigen bestehen des<br />
erfolgreichen Modellprojekts „Junge Menschen in Gastfamilien“ aufzuspielen. Und<br />
daher haben sich die jungen Leute auch den Namen „Spontan nin“ gegeben.<br />
Weitere Informationen zum Projekt „Junge Menschen in Gastfamilien“, angesiedelt<br />
unter dem Dach der <strong>Arkade</strong> e.V. in der Eisenbahnstraße 30/1 in Ravensburg,<br />
gibt es unter der Telefonnummer 0751/36655 90. Gastfamilien werden immer rund<br />
um die drei Niederlassungen in Ravensburg, Neu-Ulm und Tuttlingen gesucht, von<br />
wo aus sie in maximal einer Stunde Autofahrt erreichbar sein sollten. Die Finanzierung<br />
regelt das zuständige Jugendamt unter der Einbeziehung der Eltern entsprechend<br />
dem Kinder- und Jugendhilfegesetz. <<br />
QUELLE: Schwäbische Zeitung Ausgabe 24.10.2007<br />
http://www.arkade-ev.de/Pressestimmen/pressestimmen.html<br />
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