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BNAN BG Geislingen, Jahresbericht 2020

Jahresbericht 2020 der Bezirksgruppe Geislingen/Steige des Bund Naturschutz Alb-Neckar e.V.

Jahresbericht 2020 der Bezirksgruppe Geislingen/Steige des Bund Naturschutz Alb-Neckar e.V.

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NATUR<br />

SCHUTZ<br />

Bund Naturschutz Alb-Neckar e. V. Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

JAHRESBERICHT <strong>2020</strong> 40


Aus dem Inhalt<br />

BITTE UM BESONDERE BEACHTUNG!<br />

Mitgliederversammlung 2021<br />

AUS DEM VEREINSGESCHEHEN <strong>2020</strong><br />

Bericht von der Mitgliederversammlung am 13. März <strong>2020</strong><br />

Unsere Verstorbenen, neue Mitglieder, Mitgliederstand<br />

Überblick über die <strong>BNAN</strong>-Tätigkeiten <strong>2020</strong><br />

Naturschutzarbeit und Beteiligungen <strong>2020</strong><br />

Beteiligungen bei unseren Arbeitseinsätzen <strong>2020</strong><br />

Arbeitsgebiete <strong>2020</strong>, Referenten und Organisatoren des Jahres<br />

Amphibienwanderungen <strong>2020</strong><br />

Nachruf Josef Herzl<br />

Rückblick auf unsere <strong>2020</strong>er-Pflegesaison<br />

<strong>BNAN</strong> - virtuell<br />

Wozu das Ganze?<br />

Ackerkräuter an der Hungerhalde bei Hausen<br />

BERICHTE UNSERER MITGLIEDER<br />

Antonias Wiesenjahr<br />

Schatz im Christental - Die Borstige Glockenblume<br />

Der Jura-Streifenfarn (Asplenium fontanum)<br />

2<br />

3<br />

7<br />

8<br />

11<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

19<br />

22<br />

32<br />

35<br />

62<br />

66<br />

DAS JAHR 2021<br />

Informationsabende, Exkursionen und Wanderungen sowie<br />

<strong>BNAN</strong>-Biotoppflege 2021 finden Sie wieder in der Heftmitte.<br />

IMPRESSUM: Bund NATURSCHUTZ ALB-NECKAR e.V. Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

Schriftleitung:<br />

Markus Kückenwaitz<br />

Christoph Bernath<br />

Eberhard Wurster<br />

Öchslinstraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

Parkstraße 3, 73312 <strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

Mühlweg 13, 73340 Amstetten<br />

Heftgestaltung & Layout: Markus Kückenwaitz, Markus Bernath<br />

Druck: Kopier- und Werbezentrum <strong>Geislingen</strong>, Bahnhofstraße 41, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Bilder: Sofern bei den Abbildungen nicht anders vermerkt von Eberhard Wurster, Michael Nowak,<br />

Hubert Natter, Markus Kückenwaitz, Theo Banzhaf, Ludwig Walderich, Markus Bernath<br />

Für den Inhalt der Artikel sind die Autoren verantwortlich.<br />

© 2021, alle Rechte vorbehalten. Jegliche Verwertung außerhalb der engen Grenzen des<br />

Urheberrechtsgesetzes wie Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verarbeitung in elektronischen<br />

Systemen usw. ist nicht gestattet und ohne schriftliche Zustimmung der Schriftleitung unzulässig.<br />

Bankverbindung: Kreissparkasse Göppingen<br />

IBAN: DE58 6105 0000 0005 1642 02 BIC: GOPSDE6GXXX<br />

Spendenkonto: Bund Naturschutz Alb-Neckar e. V., Kreissparkasse Reutlingen<br />

IBAN: DE31 6405 0000 0000 5777 60 BIC: SOLADES1REU<br />

www.bnan-geislingen.de


Liebe Mitglieder des <strong>BNAN</strong>,<br />

liebe Naturfreunde,<br />

Im Dezember <strong>2020</strong><br />

die Corona-Pandemie hält die Welt nach wie vor in Atem. Auch wenn<br />

jetzt die ersten Impfungen begonnen haben, wird es nach unserer Einschätzung<br />

doch noch eine Weile dauern, bis wieder unbeschwerte Versammlungen<br />

stattfinden können. Zum Zeitpunkt der Erstellung unseres<br />

Jahresprogrammes im vergangenen September war die Welt noch optimistisch,<br />

dass eine weitere Welle ausbleiben werde. Doch die Wirklichkeit<br />

hat uns nur allzu bald wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.<br />

Beim Blick in unser Jahresprogramm 2021 werden Sie daher<br />

feststellen, dass wir vor September keine Infoveranstaltungen im Saal<br />

der Feuerwehr von Bad Überkingen anbieten (Achtung: in einigen Programmen<br />

wird noch eine Mitgliederversammlung im März aufgeführt.<br />

Dieser Termin entfällt!)<br />

Wie mit den geplanten Exkursionen und Wanderungen im Frühjahr verfahren wird, soll<br />

kurzfristig entsprechend den gesetzlichen Vorschriften unserer Landes- und Bundesregierung<br />

entschieden werden. Bitte informiert Euch auch auf unserem Internetauftritt:<br />

www.bnan-geislingen.de.<br />

Stand heute sind wir auch für 2021 zuversichtlich, die Biotoppflegearbeiten, vielleicht<br />

manchmal etwas modifiziert, auf jeden Fall durchführen zu können. Daher wollen wir auch<br />

bei den diesjährigen Arbeiten keine Abstriche machen.<br />

Unsere eingeplanten Biotoppflegearbeiten konnten wir in <strong>2020</strong> alle erledigen. Es gab zwar<br />

Einschränkungen, vor allem beim gemütlichen Abschluss danach. Das tat natürlich weh!<br />

Aber an der frischen Luft und mit genügend Abstand war ein Arbeiten möglich. Auch wurde<br />

auf Wunsch Desinfektionsmittel bereitgehalten. Und diejenigen, die sich entschieden haben,<br />

auch unter diesen besonderen Bedingungen bei wichtigen Biotop-Arbeiten mitzuhelfen,<br />

haben ihr Kommen sicher nicht bereut.<br />

Ein Jahresheft gibt es jedenfalls wieder. Mit der Nummer 40 haben die Macher wieder keine<br />

Mühen gescheut und in ihrem „home office“ das vor Ihnen liegende, wie ich finde, sehr gelungene<br />

Werk mit interessanten Beiträgen geschaffen. Ich danke allen, die dazu beigetragen<br />

haben. Ich danke auch allen, die das Jahr über mitgearbeitet haben, die unserem <strong>BNAN</strong><br />

auch in diesen schwierigen Zeiten treu geblieben sind. Wir haben aber auch volles Verständnis<br />

dafür, wenn sich in diesen Zeiten mancher zurückhält mit seinem Engagement beim<br />

<strong>BNAN</strong>.<br />

Ich wünsche Ihnen/Euch allen eine gute Zeit. Bleiben Sie gesund, kommt gut durch die<br />

Pandemie. Dann sehen wir uns auch im Jahr 2021 wieder in unserer schönen Natur.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

Markus Kückenwaitz<br />

Leiter der Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

1


Die Einladung zur<br />

Mitgliederversammlung 2021<br />

…sollte eigentlich an dieser Stelle erscheinen. Im Gesamtprogramm für den <strong>BNAN</strong><br />

(grünes Heft) wird noch als Termin der 12. März genannt. Am 13. März wäre dann<br />

die Mitgliederversammlung des Gesamt-<strong>BNAN</strong> in Münsingen gewesen.<br />

Diese Veranstaltung wurde vom <strong>BNAN</strong>-Vorstand zwischenzeitlich auf einen Septembertermin<br />

verschoben. Die aktuelle Corona-Lage erforderte diesen Schritt und<br />

die Vorhersagen bzw. Erwartungen sind für den Herbst weitaus günstiger. Von diesen<br />

Hoffnungen getragen, haben wir uns von der <strong>BG</strong> <strong>Geislingen</strong> daher ebenso entschieden.<br />

Unsere Gruppe wird dabei von keinen Zwängen getrieben, da eine Mitgliederversammlung<br />

für eine Bezirksgruppe nun mal nicht zwingend ist, soweit<br />

nicht gerade Wahlen stattfinden. Auf einen Termin oder eine Absage wollen wir<br />

daher an dieser Stelle noch verzichten und die Lage kurzfristig beurteilen.<br />

Ich möchte bei dieser Gelegenheit nochmals darauf hinweisen, immer wieder mal<br />

auch einen Blick auf unsere Homepage zu werfen: www.bnan-geislingen.de<br />

Diese wird von Eberhard Wurster vorbildlich gepflegt und ist immer aktuell. Neben<br />

abwechslungsreichen Berichten von unseren Arbeiten und Wanderungen werden<br />

auch immer frühzeitig Programmänderungen eingestellt. Die neuen Medien erlauben<br />

es: In kurzer Zeit kann man mit relativ wenig Aufwand und kostengünstig viele<br />

Leute erreichen und mit Informationen versehen. Ich möchte daher auf einen Aufruf<br />

hinweisen, den sie im aktuellen Jahresmitgliederheft 1/2021 des <strong>BNAN</strong> genauer<br />

beschrieben finden:<br />

Teilen Sie uns ihre E-Mail-Adresse mit und wir können dann über Sammelmails<br />

auch kurzfristig mit Ihnen in Kontakt treten. Dies haben wir bereits während des<br />

ersten Lockdowns so gemacht, doch war der Teilnehmerkreis damals wegen fehlender<br />

Adressen noch recht gering. Die Aktion ist selbstverständlich freiwillig und<br />

datenschutzkonform.<br />

Bei Interesse senden Sie einfach eine Mail an info@bnan-geislingen.de mit dem<br />

Betreff „Sammelmail“. Wir nehmen Sie dann in den E-Mail-Verteiler auf.<br />

2 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Aus dem Vereinsgeschehen <strong>2020</strong><br />

Bericht von der Mitgliederversammlung am 13. März <strong>2020</strong><br />

Ausschnitte aus der Rede unseres Bezirksgruppenleiters Markus Kückenwaitz<br />

Meine Damen, meine Herren,<br />

liebe Mitglieder und Freunde des <strong>BNAN</strong>.<br />

Ich darf Sie, ich darf Euch zur heutigen Mitgliederversammlung unserer <strong>BNAN</strong>-<br />

Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong> ganz herzlich begrüßen. Viele Grüße übermitteln darf ich<br />

Euch von unserem <strong>BNAN</strong>-Vorsitzenden Manfred Ludwig, der sich heute morgen<br />

noch gemeldet hat, sowie dem erweiterten Vorstand des Hauptvereines. Sie wünschen<br />

uns allen beste Gesundheit sowie der Versammlung einen harmonischen Verlauf.<br />

Die Tagesordnung unserer heutigen Versammlung sehen wir an der Tafel im Hintergrund.<br />

Da keine Wahlen anstehen und unter Punkt 7 „Verschiedenes“ bisher auch<br />

keine großen oder kleinen Probleme eingestellt worden sind, gehe ich von einer kurzen<br />

und unspektakulären Versammlung aus. Dann können wir umso schneller, natürlich<br />

nach einer kurzen Pause, um sich vielleicht nochmals mit Getränken einzudecken,<br />

zur Bildbetrachtung „Heide, wohin geht dein Weg“ wechseln, einem neuen<br />

Werk aus der Hand von unserem langjährigen Mitglied Theo Banzhaf, der uns wieder<br />

wie im Vorjahr mit stimmungsvollen Bildern die Schönheiten der Natur zeigen<br />

will, ganz so wie er sie sieht.<br />

Doch kommen wir zunächst zur Mitgliederversammlung, zu einem Rückblick und<br />

zu einer Vorschau auf das Wirken unserer <strong>BNAN</strong>-Bezirksgruppe.<br />

Mitgliederentwicklung<br />

Beginnen wir mit dem Totengedenken. Ich möchte sie darum bitten, sich nach Möglichkeit<br />

zum Gedenken an die Verstorbenen von ihren Plätzen zu erheben. Im vergangenen<br />

Jahr mussten wir von 2 Mitgliedern Abschied nehmen. Verstorben sind<br />

Peter Aleksejew und Dieter Schultheiss.<br />

Gedenken wir Ihrer in einem kurzen Moment der Stille. Danke!<br />

Aber auch 3 neue Mitglieder durften wir in unserer Geislinger <strong>BNAN</strong>- Bezirksgruppe<br />

begrüßen. Es sind dies Rolf-Dieter Müller, Ingrid Unseld und Laila Barthel. Wir<br />

danken ihnen für diese gute Wahl und heißen sie herzlich in unserer Gruppe willkommen!<br />

Ausgetreten sind 3 Personen, ohne dass uns Gründe bekannt geworden sind. Die<br />

Zahl der Mitglieder unserer Bezirksgruppe ist damit etwas gesunken (31.12.2019: 213<br />

Personen, 2 weniger als zu Jahresbeginn). Wir hoffen, dass wir die magische Grenze<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

3


von 200 Mitgliedern in Zukunft nicht unterschreiten werden. Waren wir doch auch<br />

schon mal bei über 225 Mitgliedern. Und der Gipfel der Altersverteilung der Geislinger<br />

Mitglieder, aber nicht nur derer, liegt doch so einseitig hoch, dass eine ambitionierte<br />

Mitgliederwerbung dringend angeraten ist, um das angestrebte Ziel zu<br />

schaffen.<br />

Rückblick<br />

Kommen wir zum Jahresrückblick. Zu Beginn dieses Jahres ist mit Heft 39 unser<br />

<strong>Jahresbericht</strong> 2019 erschienen. Schon auf dem Titelblatt war ein Hinweis zu finden<br />

auf unser kleines Jubiläum „40 Jahre <strong>BNAN</strong> Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong>“. Nicht nur<br />

an der äußeren Aufmachung, auch an seinen Inhalten ist dabei zu erkennen, wie<br />

sich in diesem Zeitraum die Zeiten geändert haben. Mehrere Artikel und auch viele<br />

alte Bilder erzählen davon. Dabei wird wohl so manch altgedientes Mitglied festgestellt<br />

haben: „Auf den ältesten Bildern sieht man immer am jüngsten aus“. Aber<br />

auch die Themen haben sich geändert: von Zeiten der Tümpel-Grabungen über Ankäufe<br />

von Grundstücken und Ausweisungen von Schutzgebieten bis hin zu Pflege<br />

und Erhaltungsmaßnahmen heutzutage. Neue Probleme sind in den Fokus unserer<br />

Arbeit geraten, die früher undenkbar waren. Ich möchte nur das Stichwort Insektensterben<br />

nennen.<br />

Unser Jahresheft gibt zum kleinen Jubiläum also einen Rückblick auf 40 Jahre Geschichte<br />

unserer Geislinger <strong>BNAN</strong>-Bezirksgruppe, zeigt den Wandel im Naturschutzleben<br />

und erklärt auch, warum wir unsere Arbeit so machen wie wir sie machen.<br />

Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, dass dieses großartige Heft entstehen<br />

konnte, was uns auch von etlichen begeisterten Lesern wieder bezeugt worden<br />

ist. Vor allem bedanken möchte ich mich bei Markus Bernath, der dank seiner<br />

fachlichen Kenntnisse und Möglichkeiten im Kopier- und Werbezentrum <strong>Geislingen</strong><br />

wesentlich zum guten Gelingen beigetragen hat.<br />

Auf eine Neuheit in unserem Jahresheft möchte ich noch hinweisen: Der Programmteil<br />

befindet sich nun in der Heftmitte und kann somit leicht herausgetrennt werden.<br />

Wer jedoch sein Exemplar (hoffentlich) nach der Lektüre ohne Abstriche auch<br />

archivieren möchte, der kann auf unsere Programmsonderdrucke zurückgreifen.<br />

Was haben wir 2019 noch so alles gemacht? Werfen wir einen Blick auf die Tabelle<br />

und vergleichen die Zahlen mit denen des Vorjahres. Mit 708 gegenüber 704 Arbeitsstunden<br />

haben wir das Vorjahresergebnis wieder gut eingespielt. Mit 29 zu 24<br />

Helfern hat sich erfreulicherweise die Arbeit zumindest rechnerisch auf mehr Schultern<br />

verteilt. Auch die Zahl der Beteiligungen und Veranstaltungen ist annähernd<br />

gleich geblieben. Die nur einmalige Teilnahme an einem LNV-Treffen ist der<br />

Tatsache geschuldet, dass sich dieser nach dem Ausscheiden seines Leiters erst<br />

wieder neu aufstellen muss.<br />

4 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Die ausführlichen Statistiken unserer Tätigkeiten finden sie wie gewohnt in unserem<br />

Jahresheft zusammengestellt: Das Frühjahr begann wie üblich mit Aktionen bei<br />

Krötenwanderungen. Es folgten Wanderungen und Exkursionen. Eingestreut waren<br />

Infoveranstaltungen und Begehungen oder Teilnahmen bei Behördenbesprechungen<br />

usw. Nach dem traditionellen Hüttenfest in Oberböhringen begann die Zeit der<br />

Grundstückspflege, welche im November mit einem Mitarbeiteressen für die<br />

beteiligten Helfer abgeschlossen wurde.<br />

Vortragsabende<br />

Exkursionen und Wanderungen<br />

Arbeitsgebiete bearbeitet<br />

Gesamtstunden<br />

Helfer bei Arbeitseinsätzen<br />

Personenbeteiligungen<br />

Ferienprogramm<br />

Arbeitskreis<br />

Landesnaturschutzverband<br />

Treffen Vorstand<br />

<strong>BNAN</strong>-Treff<br />

<strong>BNAN</strong> Hauptversammlung in Münsingen<br />

Helferessen<br />

Hüttenfest mit Grillen<br />

6<br />

2018<br />

5<br />

14<br />

704<br />

24<br />

160<br />

2 x<br />

11<br />

11<br />

4<br />

11<br />

2019<br />

6<br />

5<br />

14<br />

708<br />

29<br />

153<br />

1 x<br />

11<br />

1<br />

4<br />

11<br />

<strong>BNAN</strong>-Tätigkeiten an 81 Tagen<br />

Ich möchte mich ganz herzlich in unser aller Namen bei Allen bedanken, die sich<br />

das ganze Jahr über wieder zur Verfügung gestellt haben für die Erreichung unserer<br />

Ziele, die Ämter ausfüllten, die sich in praktischer Feldarbeit eingebracht haben, die<br />

bereit waren, mitzuarbeiten in unserer Gruppe, für unsere Gruppe, letztlich für unsere<br />

heimische Natur. Vielen herzlichen Dank allen.<br />

Besonders erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang unsere Gerätewarte<br />

Helmut Schmidt und Hartmut Zahn, die wieder fleißig dafür gesorgt haben, dass<br />

Arbeitsgeräte zur Verfügung standen und auch funktionierten. Und Helmut sorgte<br />

gleichzeitig auch immer für den Bio-Treibstoff für die Arbeitenden in Form von<br />

appetitlichen Vesperhappen und Getränken. Unser Grundstücksreferent Albert<br />

Rieker hat sich wieder regelmäßig mit bürokratischen Tätigkeiten herumgeschlagen<br />

und so dafür gesorgt, dass das Vesper auch bezahlt werden konnte, weil ordnungsgemäß<br />

angemeldete Arbeiten gemäß der Landschafts-Pflege-Richtlinie bezuschusst<br />

werden, womit dann auch Kassenwart Helmut Schmidt wieder ins Spiel kam.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

5


Eberhard Wurster schließlich sorgte durch die Betreuung unserer Homepage wieder<br />

dafür, dass die ganze Welt etwas von unseren Taten erfährt. Zwischenzeitlich sind<br />

wir auch auf Facebook und Instagram vertreten. Sogar unser Jahresheft kann mit<br />

dem richtigen Klick jetzt im Internet nachgelesen werden. Den Link dazu gibt’s auf<br />

der Homepage. Schauen sie einfach mal rein auf unsere stets aktuelle und abwechslungsreich<br />

gestaltete Seite.<br />

Im Arbeitskreis unserer Bezirksgruppe hat es zum Jahreswechsel personelle Änderungen<br />

gegeben: Helga Übele und Gustl Schuler haben sich aus persönlichen Gründen<br />

aus diesem Forum zurückgezogen. Wir danken ihnen, dass sie viele Jahre hindurch<br />

durch ihre aktive Teilnahme an den Geschicken unserer Bezirksgruppe mitgewirkt<br />

haben.<br />

Zugleich konnten wir im letzten Jahr mit Michaela Köpf eine neue Mitstreiterin für<br />

den Arbeitskreis gewinnen.Vielen Dank, Michaela für diese Entscheidung. Damit<br />

sind wir wieder 12 Personen, die sich monatlich einmal im Gasthaus „Grünenberg“<br />

treffen, um unsere Bezirksgruppe zu führen. Die Namen der aktuellen Teilnehmer<br />

sehen sie an der Tafel.<br />

Ausblick auf das neue Arbeitsjahr<br />

Wenn es einen Rückblick gibt, gibt es meistens auch einen Ausblick nach vorn. Im<br />

neuen Jahr wollen wir eigentlich die alten bleiben, möglichst noch ein bißchen besser.<br />

Wer mit unserem Programm vertraut ist, der wird sofort erkennen, dass keine<br />

wesentlichen Änderungen anstehen. Wir werden wieder Ausflüge und Wanderungen<br />

anbieten, wir werden unsere Infoveranstaltungen durchführen und mit am<br />

wichtigsten, wir werden unsere Grundstücke pflegen und weiter entwickeln. Ich habe<br />

bereits das Thema Insektensterben angesprochen. Diesem hat der <strong>BNAN</strong> schon<br />

immer entgegengewirkt, ohne viel Aufhebens darüber zu machen. Denn wer blütenreiche<br />

Flächen schafft, der schafft auch gleichzeitig die Basis für eine artenreiche<br />

Insektenwelt. Es hängt eben alles miteinander zusammen. Doch sind wir mit unseren<br />

Flächen von globalen Ereignissen und unserer Umwelt nicht unabhängig. Um so<br />

wichtiger ist es deshalb, dass wir als Naturschutzverein unsere Möglichkeiten voll<br />

ausschöpfen und unser Bestes geben, frei nach einem Zitat von Adolf Kolping: Was<br />

wir im Großen nicht schaffen können, sollten wir wenigstens im Kleinen nicht unversucht<br />

lassen.<br />

Schaffen wir also neue Nischen in der Natur, siehe beispielhaft im Bild beim Mauerbau<br />

in unserem Feuchtgebiet „Turm“, und versuchen, unser Plansoll nach Möglichkeit<br />

gar zu übertreffen.<br />

Ich denke, unsere Naturschutzarbeit kann sich wieder sehen lassen. Ich bitte darum<br />

diese Mitgliederversammlung, die von unserer Satzung geforderte Entlastung des<br />

Führungsteams und des Kassenwartes zu gewähren. Bleiben sie dem <strong>BNAN</strong> treu.<br />

6 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Und werben Sie fleißig Mitglieder, damit wir stark bleiben, besser, noch stärker<br />

werden.<br />

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit<br />

Es folgte der Kassenbericht von Helmut Schmidt, der diese zusammen mit Anita<br />

Scheifele-Schuler verwaltet, sowie der Bericht der Kassenprüfer (Michael Nowak<br />

und Wolfgang Schmidt). Die Entlastungen wurden geleitet von Markus Bernath und<br />

fanden einstimmig statt.<br />

19 Teilnehmer (18 Mitglieder) waren zur Versammlung gekommen. Die relativ geringe<br />

Teilnehmerzahl war sicherlich der aufkommenden Corona-Pandemie geschuldet.<br />

Es waren Tage der großen Unsicherheit. Überall wurden Veranstaltungen abgesagt<br />

und auch unsere <strong>BNAN</strong>-Veranstaltung stand lange auf dem Prüfstand. So war<br />

beispielsweise vom Land BW bereits beschlossen worden, ab 17. März alle Schulen<br />

zu schließen. Der sogenannte Lockdown begann. Die Pandemie hatte alle in ihren<br />

Griff genommen, weshalb unsere <strong>BNAN</strong>-Mitgliederversammlung für lange Zeit die<br />

letzte öffentliche <strong>BNAN</strong>-Versammlung in <strong>2020</strong> war. Alle Wanderungen und Exkursionen<br />

fielen aus, die Infoveranstaltungen im Saal sowieso. Ein paar Arbeitskreissitzungen<br />

waren ins Freie verlegt worden, zumindest solange es noch warm genug<br />

dazu war. Das beliebte Hüttenfest musste ebenso abgesagt werden wie das alljährliche<br />

Mitarbeiteressen. Unsere Arbeitseinsätze konnten dagegen unter Sicherheitsauflagen<br />

alle durchgeführt werden. Im Freien war genügend frische Luft und Platz,<br />

um den geforderten Sicherheitsabstand einzuhalten. Abstriche gab´s (leider) desöfteren<br />

beim beliebten „Nachsitzen“, also dem Vesper.<br />

Wir trauern um<br />

unsere Verstorbenen:<br />

Josef Herzl<br />

Franz Schmid<br />

Dieter Schultheiß<br />

Als neue Mitglieder<br />

begrüßen wir:<br />

Domenik Gebhardt<br />

Mitgliederstand unserer <strong>BNAN</strong>-Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong>:<br />

1. Januar <strong>2020</strong>: 213 Personen 31. Dezember <strong>2020</strong>: 211 Personen<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

7


Überblick über unsere <strong>BNAN</strong>-Tätigkeiten <strong>2020</strong><br />

JANUAR<br />

16. 1.<br />

18. 1.<br />

20. 1.<br />

25. 1.<br />

Grünenberg<br />

Offenhausen<br />

Grünenberg<br />

Grünenberg<br />

<strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung<br />

<strong>BNAN</strong>-Vorstandssitzung<br />

Feuchtgebiet Turm, Heckenpflege<br />

Feuchtgebiet Turm, Heckenpflege<br />

FEBRUAR<br />

6. 2. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung<br />

14. 2. Bad Überkingen <strong>BNAN</strong>-Infoabend: „Im Wassertal...“<br />

18. 2. Oberböhringen Arbeitsdienst Geräteraum<br />

21. 2. Grünenberg Vorarbeiten Krötenzaun<br />

23. 2. <strong>Geislingen</strong> Amphibienbergung Tegelbergstraße<br />

24. 2. Grünenberg Vorarbeiten Krötenzaun<br />

25. 2. Grünenberg Vorarbeiten Krötenzaun<br />

29. 2. Grünenberg Feuchtgebiet Turm, Gestaltung Eidechsenhügel<br />

MÄRZ<br />

7. 3. Münsingen <strong>BNAN</strong>-Mitgliederversammlung<br />

9. 3. Christental Pflanzenstandort, Schutzmaßnahmen<br />

9. 3. Grünenberg Feuchtgebiet Turm, Sanierung Wasserablauf<br />

11. 3. <strong>Geislingen</strong> Amphibienbergung Tegelbergstraße<br />

12. 3. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung<br />

13. 3. Bad Überkingen <strong>BNAN</strong>-Infoabend und Mitgliederversammlung<br />

14. 3. Grünenberg Krötenzaunaufbau Grünenbergstraße<br />

15. 3.<br />

bis 31. 3.<br />

Grünenberg tägliche Amphibienbergung mit Zaunkontrolle<br />

und Eimerbefeuchtung (insgesamt bis 2. 5.)<br />

18. 3. <strong>Geislingen</strong> Amphibienbergung Tegelbergstraße<br />

18. 3. Kuchen ehem. ESBI-Kanal, Laichumsiedlung<br />

20. 3. Roggental Amphibienbergung<br />

24. 3. Bad Überkingen Info-Veranstaltung zur Flurbereinigung Hausen<br />

26. 3. Kuchen Maßnahmen Amphibienschutz<br />

APRIL<br />

1. 4.<br />

bis 30. 4.<br />

Grünenberg tägliche Amphibienbergung mit Zaunkontrolle<br />

und Eimerbefeuchtung (insgesamt bis 2. 5.)<br />

30. 4. Reichenbach i. T. Aufbau Schutzzaun Weigoldsbergheide<br />

8 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


MAI<br />

1. 5. Grünenberg tägliche Amphibienbergung mit Zaunkontrolle<br />

bis 2. 5.<br />

und Eimerbefeuchtung<br />

2. 5. Grünenberg Krötenzaunabbau Grünenbergstraße<br />

5. 5. Grünenberg Feuchtgebiet Turm, Besucherlenkung<br />

20. 5. <strong>Geislingen</strong> Begehung mit LRA/Forst wegen aktueller<br />

Durchforstung im NSG Längental<br />

JUNI<br />

18. 6. Oberböhringen <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung vorm Geräteschuppen<br />

JULI<br />

9. 7. Oberböhringen Gerätewartung<br />

9. 7. Reichenbach i. T. Abbau Schutzzaun Weigoldsbergheide<br />

9. 7. Oberböhringen <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung vorm Geräteschuppen<br />

14. 7. Gruibingen LEV Mitgliederversammlung<br />

15. 7. Bad Überkingen Bürgerinfo zur Flurbereinigung am Weigoldsberg<br />

16. 7. Oberböhringen Gerätewartung<br />

18. 7. Offenhausen <strong>BNAN</strong>-Vorstandssitzung<br />

25. 7. Reichenbach i. T. <strong>BNAN</strong>-Haarbergwiese mähen und abräumen<br />

27. 7. Grünenberg Feuchtgebiet Turm, Krebsscheren entfernen<br />

28. 7. Oberböhringen Gerätewartung<br />

AUGUST<br />

1. 8. Grünenberg Feuchtgebiet Turm, Krebsscheren entfernen<br />

1. 8. <strong>Geislingen</strong> Rohrachtalwiese abräumen NABU/<strong>BNAN</strong><br />

14. 8. Unterböhringen <strong>BNAN</strong>-Talbachwiese mähen, Vorarbeiten<br />

15. 8. Unterböhringen <strong>BNAN</strong>-Talbachwiese mähen und abräumen<br />

18. 8. Oberböhringen Gerätewartung<br />

20. 8. Bad Ditzenbach <strong>BNAN</strong>-Galgenbergwiese mähen<br />

20. 8. <strong>Geislingen</strong> Schülerferienprogramm mit dem „Ökomobil“<br />

22. 8. Bad Ditzenbach <strong>BNAN</strong>-Galgenbergwiese mähen und abräumen<br />

25. 8. Oberböhringen Gerätewartung<br />

27. 8. Oberböhringen <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung vorm Geräteschuppen<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

9


SEPTEMBER<br />

5. 9. Auendorf <strong>BNAN</strong>-Sielenwangwiese mähen und abräumen<br />

8. 9. Oberböhringen Gerätewartung<br />

12. 9. Hausen/Fils <strong>BNAN</strong>-Weigoldsbergwiese mähen und abräumen<br />

22. 9. Oberböhringen Gerätewartung<br />

23. 9. <strong>Geislingen</strong> Begehung mit LRA/Deutsche Bahn wegen<br />

Standorten „Jura-Streifenfarn“ am Hofstetter Hang<br />

24. 9. Bad Ditzenbach <strong>BNAN</strong>-Galgenbergwiese mähen<br />

26. 9. Bad Ditzenbach <strong>BNAN</strong>-Galgenbergwiese abräumen<br />

30. 9. Oberböhringen Gerätewartung<br />

OKTOBER<br />

3. 10. Fränkel Vogelbeobachtung<br />

6. 10. Oberböhringen Geräteraum, diverse Arbeiten<br />

8. 10. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung<br />

9. 10. Reichenbach i. T. <strong>BNAN</strong>-Weigoldsbergheide mähen<br />

10. 10. Reichenbach i. T. <strong>BNAN</strong>-Weigoldsbergheide abräumen<br />

12. 10. Oberböhringen Gerätewartung<br />

13. 10. Nenningen <strong>BNAN</strong>-Kuhbergwiese mähen<br />

17. 10. Nenningen <strong>BNAN</strong>-Kuhbergwiese abräumen<br />

20. 10. Oberböhringen Gerätewartung<br />

26. 10. Eybach Vorbereitung Biotoppflege Felsental<br />

NOVEMBER<br />

7. 11. Gosbach <strong>BNAN</strong>-Gostalwiese mähen/Gehölzarbeiten<br />

7. 11. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Feuchtgebiet Turm mähen/Gehölzarbeiten<br />

9. 11. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Feuchtgebiet Turm mähen/abräumen<br />

17. 11. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Feuchtgebiet Turm Schilfmahd/<br />

Entschlammung durch Fachbetrieb<br />

Jeden vierten<br />

Mittwoch im<br />

Monat ab 15 Uhr<br />

<strong>BNAN</strong>-<br />

TREFF<br />

im Gasthof „Grünenberg“<br />

bei Gingen an der Fils - gemütliches Zusammensein, ohne Programm.<br />

Einfach so zum „brägla“. Alle sind herzlich willkommen!<br />

Vorerst wegen der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit „auf Eis gelegt“. Wann denn wieder?<br />

Leider ist das aktuell nicht zu sagen. Wir tun es rechtzeitig kund, wenn’s weiter geht!<br />

10 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Naturschutzarbeit und Beteiligungen <strong>2020</strong><br />

Wo / Was<br />

Turm - Gehölzpflege<br />

Amphibienbergung <strong>Geislingen</strong> Tegelberg<br />

Amphibienbergung Grünenberger Straße<br />

Weigoldsbergheide - Schutzzaun Auf-/Abbau<br />

Haarberg - mähen und abräumen<br />

Turm - Krebsschere entfernen<br />

Rohrachtalwiese abräumen<br />

Talbachwiese - mähen und abräumen<br />

Galgenbergwiese I - mähen und abräumen<br />

Sielenwang - mähen und abräumen<br />

Weigoldsbergwiese - mähen und abräumen<br />

Galgenbergwiese II - mähen und abräumen<br />

Weigoldsbergheide - mähen und abräumen<br />

Kuhbergwiese - mähen und abräumen<br />

Gostalwiese - mähen/Gehölzpflege<br />

Turm - Biotoppflege<br />

Weitere Biotope<br />

Gerätewartung/Lagerarbeiten<br />

Gesamt<br />

Datum<br />

20./25. 1.<br />

Saison ’20<br />

Saison ’20<br />

30. 4./9. 7.<br />

25. 7.<br />

27. 7./1. 8.<br />

1. 8.<br />

14./15. 8.<br />

20./22. 8.<br />

5. 9.<br />

12. 9.<br />

24./26. 9.<br />

9./10. 10.<br />

13./17. 10.<br />

7. 11.<br />

7./9. 11. u.a.<br />

<strong>2020</strong><br />

<strong>2020</strong><br />

<strong>2020</strong><br />

Mitarbeiter<br />

9<br />

2<br />

18<br />

2<br />

14<br />

3<br />

7<br />

13<br />

13<br />

15<br />

13<br />

12<br />

12<br />

14<br />

8<br />

4<br />

5<br />

2<br />

166<br />

Stunden<br />

37<br />

3<br />

175<br />

8<br />

72<br />

18,5<br />

21<br />

72<br />

68<br />

63<br />

46<br />

45<br />

34<br />

39<br />

25,5<br />

37,5<br />

10<br />

44<br />

818,5<br />

Beteiligungen bei unseren Arbeitseinsätzen <strong>2020</strong><br />

Barthel, Laila Beck, Peter Bernath, Christoph<br />

Bernath, Markus Gebhardt, Domenik Gunzenhauser, Werner<br />

Häderle, Ilse Häderle, Richard Irsigler, Mathis<br />

Köpf, Christine Köpf, Dieter Köpf, Michaela<br />

Kückenwaitz, Markus Kuhnle, Dieter Liebig, R.<br />

Natter, Hubert Nowak, Michael Rieker, Albert<br />

Schaper, Marlies Schmidt, Helmut Schweizer, Jürgen<br />

Traphöner, O. Walderich, Ludwig Weirich, Günter<br />

Wolf, Dr. Dieter Wurster, Eberhard Zahn, Hartmut<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

11


Arbeitsgebiete <strong>2020</strong><br />

Christental Nenningen Pflanzenstandort<br />

Galgenbergwiese Bad Ditzenbach <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />

Gostalwiese Unterdrackenstein <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />

Grünenberger Straße Gingen/Fils Amphibienbergung<br />

Haarbergwiese Reichenbach i.T. <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />

Hofstetter Hang <strong>Geislingen</strong>/Steige Pflanzenstandort<br />

Kuhbergwiese Nenningen <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />

Rohrachtalwiese <strong>Geislingen</strong>/Steige Stadt-Wiese<br />

Sielenwangwiese Auendorf <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />

Talbachwiese Unterböhringen <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />

Tegelberg <strong>Geislingen</strong>/Steige Amphibienbergung<br />

Turm, FG Gingen/Fils <strong>BNAN</strong>-Feuchtgebiet<br />

Weigoldsbergheide Reichenbach i.T. <strong>BNAN</strong>-Heide<br />

Weigoldsbergwiese Hausen i.T. <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />

Referenten der Infoabende<br />

Wir danken allen Referenten und Organisatoren des Jahres für ihre interessanten<br />

Beiträge zu einem gelungenen, abwechslungsreichen Jahresprogramm:<br />

Theo Banzhaf Markus Bernath Ludwig Walderich<br />

Organisatoren von Wanderungen und Exkursionen<br />

Markus Kückenwaitz<br />

Eberhard Wurster<br />

Ein herzliches Dankeschön all den vielen Helfern bei den Arbeitseinsätzen, die trotz<br />

Corona-Pandemie erschienen sind, die ihre Arbeitskraft und ihre Zeit investiert haben<br />

in wichtige Naturschutzarbeiten. Und natürlich danken wir allen, die durch<br />

ihre organisatorischen Tätigkeiten für die unumgängliche Bürokratie den Verein am<br />

Laufen halten. Und wir danken Eberhard Wurster für die zeitnahe und stets hervorragende<br />

Pflege unserer Homepage, die wieder zahlreiche positive Rückmeldungen<br />

erfahren hat (s. auch extra Artikel). Vielen Dank auch all den Mitgliedern im „Hintergrund“,<br />

die durch ihre Solidarität und Treue unserer Bezirksgruppe den Rücken<br />

stärken und diese zu einer starken Vereinigung von Naturschützern machen.<br />

Der Arbeitskreis der <strong>BG</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

12<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Der Arbeitskreis der <strong>BG</strong> <strong>Geislingen</strong>:<br />

Markus Bernath Werner Hiller Michaela Köpf<br />

Dieter Kuhnle Markus Kückenwaitz Michael Nowak<br />

Albert Rieker Helmut Schmidt Jürgen Schweizer<br />

Ludwig Walderich Eberhard Wurster Hartmut Zahn<br />

Amphibienwanderungen <strong>2020</strong><br />

Ergebnisse der Amphibienwanderungen <strong>2020</strong> an der Tegelbergstraße<br />

in <strong>Geislingen</strong>, zusammengefasste Mitteilung von Dieter Köpf:<br />

An mehreren Tagen konnten 50 Erdkröten auf der Straße aufgelesen werden. Auf<br />

einen Fangzaun musste dieses Jahr verzichtet werden. Die Wanderungen begannen<br />

bereits am 23. Februar (Sturmtief, bis 15° warm und nächtlichem Regen) mit 17 Tieren,<br />

so früh wie nie zuvor vor Ort beobachtet. Ein weiterer „Hauptwandertag“ war<br />

der 11. März mit 16 Kröten. Bis 18. 3. war die Zuwanderung abgeschlossen und ab<br />

20. 3. ging es für einige Männchen schon wieder zurück in den nahen Wald. Am 9. 4.<br />

hat noch ein Weibchen abgelaicht. Es waren keine toten Kröten auf der Straße festgestellt<br />

worden. Leider scheint die Population im Gebiet immer mehr abzunehmen.<br />

Ergebnisse an der Grünenberger Straße<br />

Erdkröten Frösche * Teichmolch Bergmolch Kammmolch<br />

5 59 22 32 41<br />

*Grasfrösche und Teichfrösche zusammengefasst, überwiegend Teichfrösche.<br />

Weiter waren 5 Zauneidechsen, 1 Ringelnatter und 1 Spitzmaus in den Eimern.<br />

Auch an der Grünenberger Straße war die Ausbeute in diesem Jahr recht bescheiden.<br />

Ein Grund sind sicherlich die warmen und trockenen Wetterlagen der Vorjahre,<br />

die den feuchtigkeitsliebenden Amphibien das (Über-)Leben schwer machen.<br />

Dieser Trend ist landesweit zu beobachten. Doch auch für die Tierretter ist es immer<br />

eine Gratwanderung, den richtigen Zeitpunkt für eine Errichtung eines Schutzzaunes<br />

zu finden. Eventuell haben wir heuer einfach zu Beginn der Saison ein paar<br />

Zugtage verpasst, trotz häufiger Beobachtung der Lage. Zu Beginn der Zugzeit sind<br />

die Zählergebnisse pro Nacht für gewöhnlich am höchsten. Gerade für Grasfrösche<br />

als erste Laichwanderer im Spätwinter reichen ein paar von der Temperatur her<br />

günstige Stunden, um sich auf den Weg zu machen. Und so waren am 14. 3., als wir<br />

unseren Krötenzaun aufbauten, bereits mindestens 20 Laichballen im Flachwasserbereich<br />

des Feuchtgebietes zu finden. Allerdings kommen viele Frösche auch aus<br />

den direkt angrenzenden Wäldern.<br />

Markus Kückenwaitz<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

13


Zum Gedenken an Josef Herzl<br />

Am 21. August <strong>2020</strong> verstarb Josef Herzl<br />

im 81. Lebensjahr.<br />

Er war mit dabei, als wir am 9. März 1979<br />

die <strong>BNAN</strong>-Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong><br />

gründeten. Am 18. September 1981 ist er<br />

in den <strong>BNAN</strong> eingetreten und sich hat<br />

dann über viele Jahre unermüdlich für<br />

die Natur und unseren Verein eingesetzt.<br />

Seinen ersten Arbeitseinsatz absolvierte<br />

er am 20. 2. 1982 bei der Gestaltung des<br />

Feuchtgebiets Turm, seinen letzten am<br />

3. 11. 2012 auf der Weigoldsbergheide.<br />

Bei 564 Arbeitsbeteiligungen leistete er<br />

890 Arbeitsstunden! Darüber hinaus war<br />

Josef Herzl 27 Jahre Kassenwart; am<br />

1. 4. 2017 hat er das Amt an seinen Nachfolger<br />

Helmut Schmidt abgegeben. Da-<br />

Josef Herzl, 2. März 1939 - 21. August <strong>2020</strong><br />

mit nicht genug, brachte er sich in vielen Jahren bei der Arbeit als Gerätewart ein.<br />

Für uns, seine Kameraden, war er ein Vorbild an Tatkraft beim Einsatz für den<br />

Artenschutz!<br />

Wir werden ihn in ehrender Erinnerung behalten.<br />

Ludwig Walderich<br />

14<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


„I’m singing in the rain“ -<br />

Rückblick auf unsere <strong>2020</strong>er-Pflegesaison<br />

So oft wie im Jahr <strong>2020</strong> sind wir schon lange nicht mehr nass geworden. Möglicherweise<br />

haben uns auch die vergangenen Jahre verwöhnt und bei uns die Erwartungshaltung<br />

hervorgerufen, dass bei jedem Pflegeeinsatz die Sonne scheinen muss.<br />

März <strong>2020</strong> - Aufbau des Amphibienschutzzaunes bei Grünenberg.<br />

Rückblickend ist zu sagen, die Biotoppflege ist optimal verlaufen. Dank unserer<br />

Helferinnen und Helfer. Dies war zu Beginn der Saison nicht so klar. Das Wetter<br />

war noch kein Thema, das Thema hieß Corona. Wir haben dem ersten Pflegeeinsatz<br />

am 25. Juli auf der Haarberg-Wiese mit leicht mulmigem Bauchgefühl entgegen gebangt.<br />

Kommt überhaupt jemand zum gemeinsamen Arbeiten? Wie sieht die Zusammenarbeit<br />

unter Corona-Bedingungen aus? Die langgestreckte Haarberg-Wiese<br />

würde sich als ideale Testwiese anbieten. Dort kann man einen so weiten Abstand<br />

einhalten, dass der am anderen Ende Arbeitende nur noch als kleiner Punkt wahrgenommen<br />

wird. Nachdem 14 Helferinnen und Helfer überpünktlich zum Treffpunkt<br />

geströmt - nicht getrudelt – sind, war uns klar, die Biotoppflege läuft auch<br />

dieses Jahr.<br />

Die Pflege der Haarberg-Wiese war mit genügend Woman- und Man-Power eine<br />

leicht zu bewältigende Angelegenheit. Mit dem nächsten Grundstück wartete die<br />

Wiese auf uns, auf der wir in der Vergangenheit unsere Grenzen gespürt, aber noch<br />

nie erreicht haben. Die Talbach-Wiese. Halt! Ist da nicht etwas durcheinander gekommen?<br />

Den aufmerksamen Lesern unserer Hefte, beziehungsweise unseren „verrenteten“<br />

Helfern fällt jetzt sicherlich auf, dass in diesem Jahr noch etwas anders ist.<br />

Nicht nur Corona und das Wetter, welches sich auf der Talbachwiese noch nicht<br />

bemerkbar machte. Wir haben die Reihenfolge der Grundstückspflege abgeändert!<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

15


Uns ist 2019 beim Mähen der Sielenwang-Wiese,<br />

mit der wir traditionell<br />

begonnen haben, aufgefallen, dass dort<br />

noch viele Pflanzen am Blühen waren<br />

und noch viele Schmetterlinge im feuchten<br />

Gras saßen. Um unsere Grundstücke<br />

so schonend wie möglich zu mähen, und<br />

somit möglichst alle dort vorkommenden<br />

Arten zu erhalten, haben wir manche<br />

Magerrasen-Grundstücke nach hinten<br />

verschoben, und dafür die Talbach-<br />

Wiese vorgezogen. Da dort die Hochstaudenflur<br />

zum aller größten Teil verblüht<br />

war und wir die Wiese nur zur<br />

Hälfte gemäht haben, ist diese Umstellung<br />

ein tragbarer Kompromiss (die Reduzierung<br />

der Mähfläche kam unseren<br />

Kräften entgegen, sie hat jedoch ökologische<br />

Gründe). Wir beobachten, wie sich<br />

die geänderte Reihenfolge auf das jeweilige<br />

Biotop auswirkt, und korrigieren bei<br />

Bedarf nach.<br />

Die nächste Wiese auf der to-do-Liste:<br />

die Galgenberg-Wiese. Nochmals ein<br />

hartes Stück Arbeit, bei der normalerweise<br />

der Schweiß in Strömen rinnt und<br />

manches Kleidungsstück schweißnass ist.<br />

Angenehm warm war es am 22. August,<br />

dafür hat es aus Kübeln gegossen. Da alle<br />

13 Helfer für „wenn wir jetzt schon da<br />

sind, dann schaffen wir auch“ gestimmt<br />

haben, blieb nur noch offen, welche<br />

Strategie am Besten wäre: der Verzicht<br />

auf Regenbekleidung und sofort richtig<br />

nass werden, das Tragen von atmungsaktiver,<br />

nur bedingt wasserdichter Kleidung<br />

um dann langsam die Nässe durchsickern<br />

zu lassen oder doch der wasserdichte<br />

Kunststoff (bekannt unter Friesennerz),<br />

der leider auch von innen kei-<br />

Talbachwiese - nach getaner Arbeit.<br />

Galgenbergwiese Teil 1.<br />

16 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


ne Schweißnässe durchlässt. Egal welche<br />

Strategie gewählt wurde, das Resultat<br />

war bei allen dasselbe: jeder war bis auf<br />

die körpernahste Kleidungschicht durchnässt.<br />

Pünktlich zum Vesper hatte dann<br />

der Regen ein Einsehen.<br />

Sielenwang-Wiese.<br />

Weigoldsberg-Wiese.<br />

Galgenbergberg-Wiese, die Zweite.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

Am 5. September war die Sielenwang-<br />

Wiese von der Spätsommersonne beschienen.<br />

Wir hatten dort mit 15 Teilnehmern<br />

den diesjährigen Mitarbeiterrekord.<br />

Derjenige, der am Sielenwang<br />

mitgeholfen hat, hat alles richtig gemacht.<br />

Genauso diejenige, die sieben Tage<br />

später auf der Weigoldsberg-Wiese<br />

mit dabei war. Auch dort ein herrlicher<br />

Spätsommernachmittag, an dem wir<br />

nach getaner Arbeit beim Vesper (natürlich<br />

mit Abstand) noch lange zusammen<br />

sitzen konnten. Diese beiden Arbeitseinsätze<br />

sind jedoch schnell vergessen, denn<br />

zum einen wirkt das Erlebnis der Galgenberg-Wiese<br />

(erster Teil) noch nach,<br />

zum anderen steht der zweite Teil der<br />

Galgenberg-Wiese an.<br />

Und täglich grüßt das Murmeltier. Oder<br />

sind wir in einer Zeitschleife gefangen?<br />

Nicht ganz. Denn am 26. September war<br />

es auf der Galgenberg-Wiese nicht nur<br />

nass, sondern auch kalt. Nachdem der<br />

zweite Teil nicht die zweite Hälfte war,<br />

sondern weniger und wir auch vorbereiteter<br />

in den Regen gingen, war die uns<br />

in diesem Jahr nicht wohlgesonnene<br />

Galgenberg-Wiese relativ schnell erledigt.<br />

Fast wäre das Vesper ins Wasser<br />

gefallen. Wir nasse Pudel fanden glücklicherweise<br />

Unterschlupf in der Garage<br />

einer uns freundlich gesonnenen Familie.<br />

Vielen Dank fürs Garagenasyl!<br />

17


Garagenasylanten am Galgenberg.<br />

Morgens noch ein wenig Niederschlag,<br />

nachmittags trocken. Eigentlich eine annehmbare<br />

Wettervorhersage für die Biotoppflege<br />

auf der Weigoldsberg-Heide.<br />

Leider lag der Wetterfrosch daneben.<br />

Pünktlich zum Arbeitsbeginn kam eine<br />

Verstärkung des Regens, der sich in seiner<br />

Intensität gegenüber dem August-<br />

Galgenbergregen nicht verstecken musste.<br />

Der Regen hat sich dann doch noch<br />

an die Vorhersage erinnert und sich ins<br />

Albvorland zurückgezogen.<br />

Weigoldsberg-Heide.<br />

Hält die Serie? Auch für den letzten fest eingeplanten Arbeitseinsatz auf der Kuhberg-Wiese<br />

prognostizierte die Handy-Wetter-App Regen. Je näher wir dem Termin<br />

kamen, desto weniger Regen wurde vorhergesagt. Am Freitag war dann die Prognose<br />

für Samstag: kühl, aber trocken. Diesmal lag die Vorhersage richtig und wir konnten<br />

am 17. Oktober mit 14 Helferinnen und Helfern ein Saisonabschluss-Vesper im<br />

Trockenen genießen. Ab 18. Oktober war Baden-Württemberg in der 3. Pandemiewarnstufe<br />

mit einer stark reduzierten Veranstaltungs-Teilnehmeranzahl. Da haben<br />

wir eine Punktlandung hingelegt.<br />

Ja, es war in diesem Jahr ein anderer Sommer als in den vorherigen Jahren. Zum einen<br />

wegen Corona, zum anderen wegen des Wetters. Nachdem wir mit einer Liedzeile<br />

begonnen haben, kommt jetzt zum Abschluss noch eine: „Es ist Sommer, egal ob<br />

man schwitzt oder friert | Sommer ist, was in deinem Kopf passiert. Es ist Sommer, ich hab<br />

das klar gemacht | Sommer ist wenn man trotzdem lacht“. Wir hatten einen guten Biotoppflege-Sommer.<br />

Mit regelmäßigen deutlich über zehn Teilnehmern pro Arbeitseinsatz.<br />

Eine Spitzentruppe!<br />

18 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Kuhberg-Wiese.<br />

Eberhard Wurster<br />

<strong>BNAN</strong> - virtuell<br />

Social distancing, Abstand halten - vieles war <strong>2020</strong> für uns alle neu! Manche Einschränkungen<br />

durch die Coronaverordnungen haben unser Vereinsleben ordentlich<br />

durcheinander gewirbelt.<br />

Auch unsere Seiten bei Instagram und Facebook. Als wir im Herbst 2019 mit diesen<br />

sozialen Medien begonnen haben, war uns klar, dass dort regelmäßig Beiträge gepostet<br />

/ eingestellt werden müssen. Ansonsten lässt das Interesse an uns sehr schnell<br />

nach. Angedacht war etwa ein Beitrag pro Woche. Viel zu wenig, wenn man den<br />

vielen klugen Ratgebern im Internet Glauben schenken will, doch genügend für<br />

„machen wir nach Feierabend“.<br />

Mit dem Lockdown im Frühjahr hat sich die Frequenz der Beiträge sehr erhöht.<br />

Plötzlich war „home schooling“ - auch was Neues - und der Sachkundeunterricht<br />

fand zu Hause statt. Zuerst Frühblüher, danach Schmetterlinge. Eine unserer Vereinsaufgaben<br />

ist zweifelsfrei das Vermitteln unserer Flora und Fauna. Wir haben uns<br />

dieser Aufgabe gestellt.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

19


Screenshots von <strong>BNAN</strong>-Instagram-Beiträgen, Smartphone-Version.<br />

Inzwischen sind es über 200 Beiträge. Zu Pflanzen, Schmetterlingen, Heuschrecken,<br />

Käfern und Libellen und natürlich zu unseren Pflegeeinsätzen.<br />

20 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Das alles findet ihr auf :<br />

www.facebook.com/bnangeislingen/<br />

oder auf :<br />

www.instagram.com/bnan_geislingen/<br />

bzw. über die jeweilige App auf Smartphone<br />

oder Tablet.<br />

Dass und wie die Besucher unserer Seiten reagieren, zeigen die folgenden „ Screenshots“<br />

(Bildschirmfotos) von geposteten Kommentaren:<br />

Wie es dort so schön heißt: über ein Like, ein „Gefällt mir“ würden wir uns freuen,<br />

natürlich auch über einen positiven Kommentar. Einen Haken gibt es: um die beiden<br />

Plattformen vernünftig nutzen zu können, ist eine Anmeldung erforderlich.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

Eberhard Wurster<br />

21


Wozu das Ganze?<br />

Warum opfern wir unsere freien Samstage? Warum vergießen wir Schweiß anstatt<br />

am Baggersee, im Freibad oder im Eiscafé zu relaxen? Eigentlich ist es ganz einfach:<br />

wir wollen die Artenvielfalt erhalten. Uns ist es eben nicht egal, dass immer weniger<br />

Frösche durch die Landschaft hüpfen, immer weniger Schmetterlinge fliegen<br />

und immer weniger Vögel zwitschern.<br />

Je großflächiger, je eintöniger die Landschaft<br />

ist, desto weniger Arten sind dort<br />

zu finden. Schleichend sind in den letzten<br />

Jahrzehnten die kleinen, „nutzlosen“<br />

Randbiotope verschwunden. Tümpel,<br />

die bei uns Hülen heißen, feuchte Stellen,<br />

Feldraine, Feldhecken standen einer<br />

effizienten Nutzung im Weg und sind<br />

jetzt weg. Im Umkehrschluss gilt: je vielfältiger<br />

die Landschaft, je vielfältiger das<br />

Biotop ist, desto mehr Arten kommen<br />

darin vor. Bei der Artenvielfalt unseres<br />

Feuchtgebiets am Turm denken wir zuerst<br />

an die dort vorkommenden Amphibien,<br />

an die unterschiedlichen Pflanzen,<br />

vielleicht noch an die Vögel. Die Artenvielfalt<br />

der Insekten fällt hingegen aufgrund<br />

ihrer Größe nicht sofort ins Auge.<br />

Feuchtgebiet Turm im Herbst.<br />

Daher wollen wir die Libellen als Botschafter<br />

der Artenvielfalt ins Bild setzen.<br />

Über 30 unterschiedliche Arten konnten<br />

wir dort schon feststellen. Auf alle Arten<br />

einzugehen, würde sicherlich den<br />

Rahmen unseres Heftes sprengen. Deshalb<br />

beschränken wir uns auf die Hälfte<br />

der Libellenarten unter dem Gesichtspunkt<br />

Strukturvielfalt = Artenvielfalt.<br />

Die Westliche Weidenjungfer (Chalcolestes<br />

viridis) benötigt für ihre Eiablage<br />

am Ufer stehende Weiden oder Erlen,<br />

deren Äste über die Wasseroberfläche<br />

hängen. Das Weibchen legt die Eier unter<br />

die Rinde dieser Gehölze. Die im<br />

nächsten Frühjahr schlüpfenden Larven<br />

lassen sich ins Wasser fallen. Fällt eine<br />

doch an Land, dann hüpft sie Richtung<br />

Wasser. An idealen Bäumen kann es<br />

auch mal zu einem Gedränge mehrerer<br />

eiablegender Paare kommen.<br />

Gewässer mittlerer Größe mit Wald und<br />

Bäumen in der Nähe sind die Lebensräume<br />

der Glänzenden Smaragdlibelle (Somatochlora<br />

metallica - Foto auf der Titelseite)<br />

und ihrer Schwesterart, der Falkenlibelle<br />

(Cordulia aenea). Während die<br />

erste Art ruhelos im Schatten fliegt,<br />

meidet die Falkenlibelle schattige Bereiche<br />

und fliegt am besonnten Ufer.<br />

22 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Westliche Weidenjungfern<br />

bei der<br />

Eiablage.<br />

Falkenlibelle,<br />

Männchen<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 23


Wichtig sind für Männchen der am<br />

Turm vorkommenden Heidelibellen -<br />

der Großen Heidelibelle (Sympetrum<br />

striolatum) und der Blutroten Heidelibelle<br />

(Sympetrum sanguineum) - erhöhte<br />

Sitzwarten, von denen aus sie nach Beute<br />

und paarungsbereiten Weibchen Ausschau<br />

halten. Zur Eiablage sucht das<br />

Weibchen der Blutroten Heidelibelle im<br />

Sommer ausgetrocknete, im Frühjahr<br />

überflutete Stellen mit dichter, niedriger<br />

Vegetation auf.<br />

Unten: Rote Heidelibelle<br />

Rechts:<br />

Große Heidelibelle, Paarung<br />

24 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Ganz andere Strukturen benötigt die Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa). Sie<br />

braucht zur Eiablage senkrecht aus dem Wasser ragende Halme, beispielsweise die<br />

namensgebenden Binsen.<br />

Gemeine Binsenjungfer,<br />

links Männchen, rechts Weibchen.<br />

Der Vierfleck (Libellula quadrimaculata, Foto unten) kann leicht von den anderen<br />

Libellen unterschieden werden. Er hat auf der Vorderkante jedes Flügelpaars vier<br />

dunkle Flecken, also auf jedem Flügel zwei. Das Männchen thront auf einer erhöhten<br />

Sitzwarte, zu der es immer wieder zurückkommt. Er kommt gern an besonnten,<br />

vegetationsreichen Gewässern mit freier Wasserfläche vor.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 25


Auch die Große Königslibelle (Anax imperator - oben) bevorzugt sonnige, pflanzenreiche<br />

Teiche und Tümpel mit offener Wasserfläche. Das Männchen patrouilliert<br />

ausdauernd über dem Wasser und vertreibt andere Libellen aus seinem Revier.<br />

Im Röhrichtbereich des Gewässers ist die wärmeliebende Keilfleck-Mosaikjungfer<br />

(Aeshna isoceles - unten) zu finden. Ihre Kontrollflüge entlang des Schilfes unterbricht<br />

sie immer einmal wieder für längere Ruhepausen im Röhricht.<br />

26 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Die Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea)<br />

ist im Tiefland eine typische Libelle der<br />

Moore. Mit zunehmender Höhenlage<br />

nimmt diese Bindung ab. Im Mittelgebirge<br />

kommt sie auch an Waldweihern<br />

vor.<br />

de Art hat sich inzwischen bis nach<br />

Norddeutschland ausgebreitet. Ihr Lebensraum<br />

sind flache, sich schnell erwärmende<br />

Gewässer mit üppiger Unterwasservegetation.<br />

Angrenzende Hochstaudenfluren<br />

und Wiesen - wie sie an der<br />

dritten Seite unseres an zwei Seiten an<br />

den Wald grenzenden Dreieck-Grundstücks<br />

vorhanden sind - werden von der<br />

Feuerlibelle als Jagd- und Ruhegebiet genutzt.<br />

Torf-Mosaikjungfer<br />

Erst seit Mitte der 1990er-Jahre ist die<br />

Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) in<br />

Süddeutschland heimisch. Die ursprünglich<br />

aus der Mittelmeerregion stammen-<br />

Feuerlibelle - voll ausgefärbtes (unten) und<br />

unausgefärbtes Männchen (oben).<br />

Eine sehr scheue Libelle ist das Große<br />

Granatauge (Erythromma najas). Die<br />

Männchen sitzen gern auf Schwimmblättern<br />

in der Teichmitte und verteidigen<br />

ihre kleinen Reviere gegen Eindringlinge.<br />

Die Eiablage findet an den Stängeln<br />

der Wasserpflanzen statt. Dazu<br />

kann das Weibchen bis zu 60 cm tief<br />

eintauchen und fast eine Stunde unter<br />

Wasser verharren.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 27


Oben: Großes Granatauge; rechts oben: Adonislibelle;<br />

rechts unten: Hufeisen-Azurjungfer;<br />

unten: Blaugrüne Mosaikjungfer.<br />

Unter den Libellen gibt es auch anspruchslose<br />

Arten. Natürlich kommen<br />

auch diese am Turm vor, aber auch am<br />

Gartenteich. Die Rede ist von den beiden<br />

Kleinlibellenarten Frühe Adonislibelle<br />

(Pyrrhosoma nymphula) und Hufeisen-Azurjungfer<br />

(Coenagrion puella) sowie<br />

der Großlibellenart Blaugrüne Mosaikjungfer<br />

(Aeshna cyanea). Letztere ist<br />

ein geschickter Flugjäger, dennoch verfliegt<br />

sie sich mitunter in unsere Wohnungen.<br />

Keine Angst! Libellen können<br />

nicht stechen, auch wenn das hartnäkkige<br />

Gerücht das Gegenteil behauptet.<br />

28 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Alle am Turm vorkommenden Libellen überwintern als Ei oder als Larve. Alle? Es<br />

gibt eine Ausnahme: die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca - Bild unten). Sie ist<br />

die erste Libelle im Jahr, die am Turm beobachtet werden kann. Ihr Lebensraum<br />

sind Gewässer mit Röhricht und Seggen. Überwintert wird in geschützten Quartieren,<br />

die, falls in Gewässernähe keine vorhanden sind, auch einige Kilometer weit<br />

weg sein können.<br />

Strukturvielfalt = Artenvielfalt. Manche Standortfaktoren liegen nicht in unserer<br />

Hand. Beispielsweise der angerenzende Wald mit seiner Vielzahl unterschiedlicher<br />

Baumarten oder die Heuwiese auf der anderen Grundstücksseite. An dieser Stelle<br />

ein herzliches Dankeschön an die örtliche Forstverwaltung und Landwirtschaft für<br />

die partnerschaftliche Zusammenarbeit. In unserer Hand liegt unser Feuchtgebiet<br />

Turm, dessen Zustand wir durch vorsichtige, aber stetige Pflege im Hinblick auf die<br />

Artenvielfalt erhalten. Gelegentlich muss zur Pflege auch der große Hammer in<br />

Form eines Maschineneinsatzes, wie in diesem November geschehen, herausgeholt<br />

werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich das Gleichgewicht zwischen Licht<br />

und Schatten, zwischen offener Wasserfläche und Röhricht zu Ungunsten der<br />

Artenvielfalt verschiebt. Auch diese, auf den ersten Blick vielleicht etwas rabiat<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 29


wirkende Maßnahme, die wir in Kooperation mit dem Landschaftserhaltungsverband<br />

Göppingen durchgeführt haben, sichert den Lebensraum einer Libelle am<br />

Turm, der Großen Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis). Sie ist eine als gefährdet<br />

eingestufte Art, die nach der europäischen FFH-Richtlinie den höchsten Schutzstatus<br />

genießt. Das Vorkommen dieser seltenen Libelle am Turm und deren Arterhalt<br />

ist uns ein besonderes Anliegen.<br />

Bilder diese und gegenüberliegende Seite:<br />

Große Moosjungfer.<br />

30 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Verbreitung der Großen Moosjungfer in<br />

Baden-Württemberg (10 x 10 km Raster).<br />

Roter Punkt = Feuchtgebiet Turm.<br />

Darstellung bearbeitet, Grundlage: Bundesamt für Naturschutz,<br />

Geobasisdaten © GeoBasis-DE/BKG <strong>2020</strong> dl/de/by-2-0<br />

(www.govdata.de/dl/de/by-2-0). Quelle: Nationaler FFH-Bericht 2019.<br />

Eberhard Wurster, Michael Nowak<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 31


Ackerkräuter an der Hungerhalde bei Hausen<br />

Ein Beitrag zur Rettung der heimischen Segetalflora<br />

Im Oktober <strong>2020</strong> bittet die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW)<br />

um Meldung von Ackerwildkrautstandorten in Baden-Württemberg mit dem Hinweis:<br />

„Die Ackerbegleitflora gehört zu den am stärksten gefährdeten Pflanzengruppenarten<br />

und ihr Verlust trägt zum Rückgang von Insekten in der Agrarlandschaft bei“. Über den<br />

Landschaftserhaltungsverband (LEV) Göppingen wurden die zuständigen Betreuer<br />

der <strong>BNAN</strong>-Schutzäcker Unterböhringen, Ludwig Walderich und Markus Bernath,<br />

um Unterstützung gebeten.<br />

Seit über 40 Jahren praktiziert der <strong>BNAN</strong> den Schutz und Erhalt der Ackerkrautflora<br />

auf den Schutzäckern nördlich Unterböhringen. Der Hintergrund für diese<br />

Schutzbemühungen war das Erleben der Auslöschung unserer wunderbar blühenden<br />

heimischen Ackerkräuter durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Im Jahr<br />

1971 konnte ich an den Ackerrändern der Hochfläche des Michelbergs südlich von<br />

Oberböhringen am 3. Juli noch viele unserer heute größten Seltenheiten der Ackerkrautflora<br />

sehen. Im Jahr darauf wurden auch dort die Äcker intensiver bewirtschaftet<br />

und nach wenigen Jahren waren fast alle Ackerkrautarten an allen Fundorten<br />

unserer Gegend verschwunden. Diese Erlebnisse waren der Auslöser für die Bemühungen<br />

um den Erhalt der Arten auf einer Rückzugsfläche des <strong>BNAN</strong> und 1980<br />

wurde von mir im Auftrag der Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong> des Bund Naturschutz<br />

Alb-Neckar e.V. das Feldflorareservat bei Unterböhringen gegründet.<br />

Nun kam die Bitte der LUBW um Mithilfe, um dem Verlust der Ackerbegleitflora<br />

zu begegnen. Zunächst habe ich mich darüber gewundert, denn ich kann nicht verhehlen,<br />

dass ich über das jahrzehntelange Desinteresse am Verlust der Ackerkräuter<br />

mehr als erstaunt war. Unsere Kulturlandschaft ist eben nur in aller Munde, wenn<br />

es um ihren Erholungswert und ihre Tauglichkeit für Freizeitsport jeglicher Art<br />

geht.<br />

Jahrhunderte lang wurden unsere bäuerlichen Vorfahren von ihren „Ackerunkräutern“<br />

begleitet. Heute, nachdem „Artensterben“ ein fester Begriff geworden ist, dämmert<br />

uns, dass auch Ackerkräuter in der Kulturlandschaft und ihre begleitenden<br />

Insekten in der Agrarlandschaft wichtig und unersetzlich sind.<br />

Nun zu der Geschichte der Hungerhalde des Michelsberges zwischen Unterböhringen<br />

und Hausen (Gemeinde Bad Überkingen).<br />

32 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Im Jahr 1974 entdeckte<br />

ich an der Hungerhalde<br />

des Michelberges auf<br />

einem zur Wildfütterung<br />

angelegten Acker<br />

eine bemerkenswerte<br />

Ackerkrautflora. Reiche<br />

Vorkommen von<br />

Einjährigem Ziest,<br />

Tännelkraut, Blauem<br />

Gauchheil, Breitblättrigem<br />

Hohlzahn, Gelbem<br />

Günsel und vielen<br />

anderen Ackerkrautarten waren hier zu sehen, nicht zuletzt auch das Vorkommen<br />

der Spatzenzunge! Hier hatte man es offensichtlich mit einem historischen Ackerbaugelände<br />

zu tun. Erstaunlich war, wie lange sich die Samen der geschilderten<br />

Arten im dortigen Boden gehalten haben.<br />

Oben:<br />

Ehemaliger Wildacker,<br />

Hungerhalde des<br />

Michelsberges,<br />

22. 11. <strong>2020</strong><br />

Links:<br />

Stachys annua<br />

(Einjähriger Ziest),<br />

5. 10. 1974<br />

Dem Vorkommen der Spatzenzunge kommt dabei eine große Bedeutung zu. Zum<br />

ersten Mal fand ich im Herbst 1975 im Bereich des Wildackers an mehreren Stellen<br />

die seltene Spatzenzunge (Thymelaea passerina). Auffallend war, dass die Fundorte<br />

dieser Seltenheit im Osten/Süden und Westen des Wildackers innerhalb 100 Meter<br />

Entfernung des Ackers lagen. Zufall - oder historischer Bestandteil des ehemaligen<br />

Ackers? Im August 1977 konnte ich sie im Acker ebenfalls finden.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 33


Selten hat die Spatzenzunge (Bild rechts)<br />

ihre Blüten offen und zeigt dann ihre<br />

Verwandtschaft mit dem Seidelbast. In<br />

Deutschland ist sie stark gefährdet, in<br />

Österreich ebenfalls und im nördlichen<br />

und südlichen Alpenvorland ist sie vom<br />

Aussterben bedroht. In unserer Gegend<br />

findet man sie besonders auf Mergelböden.<br />

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie<br />

in früheren Zeiten am Rand der Äcker<br />

in solchen Schichten, besonders in den<br />

Brachen geblüht hat. Die Spatzenzunge<br />

ist einjährig und meist unstet, blüht jedoch<br />

an den ihr zusagenden Stellen, wo<br />

sie wenig Konkurrenz hat, regelmäßig<br />

wieder.<br />

Es wäre wünschenswert, hier auf der Hungerhalde des Michelberges ein weiteres<br />

Biotop für die Ackerbegleitflora zu errichten. Der Bereich des oben beschriebenen<br />

aufgelassenen Wildackers mit der Grundstücksnummer 642 auf der Gemarkung Bad<br />

Überkingen-Hausen würde sich anbieten. Hier könnte mit geringem Aufwand<br />

außerhalb der nahen Intensiv-Ackerflächen ein weiterer Schutzacker angelegt werden,<br />

der als Ausbreitungspunkt für unsere bedrohten Ackerkräuter hervorragend<br />

geeignet wäre!<br />

Hungerhalde<br />

M<br />

Unterböhringen<br />

Oberböhringen<br />

Links:<br />

Lage des Grundstücks<br />

zwischen<br />

Hausen und<br />

Unterböhringen.<br />

Quelle Luftbild:<br />

Google Earth<br />

© <strong>2020</strong> GeoBasis-DE/BKG<br />

K 1438<br />

ehem.<br />

Wildacker<br />

i<br />

c h<br />

e<br />

l s<br />

b e<br />

r g<br />

Hausener<br />

Eckfelsen<br />

Ludwig Walderich<br />

Hausen<br />

34 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Antonias Wiesenjahr<br />

Meine Nichte Antonia ist 12 Jahre alt und ein neugieriges, lebenslustiges Mädchen.<br />

Sie hat das Down-Syndrom und besucht eine Inklusionsklasse an der Gemeinschaftsschule<br />

am Tegelberg; im Schuljahr 2019/20 bekamen die Schüler die Aufgabe,<br />

im Rahmen einer Jahresarbeit ein Biotop zu beobachten und zu dokumentieren,<br />

was sich binnen Jahresfrist dort ereignet. Also wurde der Onkel gefragt, ob er Lust<br />

hätte, das Projekt zu begleiten. Recht schnell waren wir uns einig, dass unser Untersuchungsobjekt<br />

ein „Wiesle“ sein sollte; ein agrarindustrieller Grasacker kam<br />

natürlich nicht in Frage, denn was soll man da großartig beobachten? So beschlossen<br />

wir, dass „unsere Wiese“ die <strong>BNAN</strong>-Galgenbergwiese bei Bad Ditzenbach sein<br />

soll; neudeutsch würde man das als „Win-Win-Situation“ bezeichnen, denn Antonia<br />

hatte ihr Projektgebiet und der autolose Onkel eine bequeme Möglichkeit, regelmäßig<br />

unsere wundervolle Wiese zu besuchen, weil mal Papa, öfter aber Mama<br />

nach Ditzenbach gefahren sind. Leider wurde die vorgesehene Regelmäßigkeit von<br />

„Corona“ arg beschnitten; trotzdem haben wir versucht, im Rahmen des Möglichen<br />

den Jahreslauf in „unserem“ Biotop zu erfassen.<br />

Am 20. Oktober 2019 besuchen wir zum<br />

ersten Mal unser Wiesle. Wir starten<br />

vom „<strong>BNAN</strong>-Parkplatz“ am oberen Kapellenweg<br />

und der steile Anstieg Richtung<br />

Wald stößt zunächst auf wenig Gegenliebe<br />

bei der jungen Naturforscherin.<br />

Schnell wird aber die Stimmung besser,<br />

nachdem der ebenerdige Waldweg erreicht<br />

ist und frohgemut geht es weiter<br />

unserem Ziel entgegen.<br />

Wir haben einen schönen Tag erwischt -<br />

angenehm sonniges Herbstwetter, bunt<br />

leuchtende Wälder und, dank der Pflege<br />

unserer <strong>BG</strong> vor einem Monat, eine leicht<br />

zu begehende Wiese, auch wenn sich die<br />

junge Dame an manchen Stellen mit der<br />

Hangneigung schwer tut. Macht aber<br />

nichts, ist gut fürs Gleichgewicht.<br />

Wir sind gespannt, ob es so spät im Jahr<br />

überhaupt noch etwas zu beobachten<br />

gibt und schlendern auf dem oberen<br />

Weg in die Tiefe des kleinen Paradieses.<br />

Galgenbergwiese Richtung Hiltenburg (oben)<br />

und gegen Auendorf (unten).<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

35


Tatsächlich entdecken wir gleich einen<br />

Grashüpfer, der wie wir das schöne Wetter<br />

zu einem Ausflug nutzt. Als Biene-<br />

Maja-Fans bekommt er von uns den Namen<br />

„Flip“.<br />

Außerdem finden wir noch letzte Blumen:<br />

Habichtskraut in Gelb, Flockenblume<br />

in Rosa; die Golddistel hat schon<br />

wuschelige Fruchtstände.<br />

Naturfotografin Antonia bei der Arbeit.<br />

Oben am wolkenlosen Himmel toben<br />

Greifvögel herum und schicken uns ihre<br />

Rufe herunter.<br />

36 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Etliche leere Schneckenhäuser findet die<br />

Forscherin, die inzwischen voll auf Touren<br />

ist und überall genau hinschaut.<br />

Antonia sammelt noch einige schöne<br />

Herbstblätter, um sie zu pressen. Mit<br />

einem kleinen Abstecher zur Bronnbühlkapelle<br />

geht’s zurück zum Auto.<br />

Schön war er, unser erster Projekttermin<br />

auf unserem Wiesle!<br />

Eine ganz andere Herbstseite zeigt der<br />

3. November - es ist kühl und von oben<br />

und unten feucht. Beim Aufstieg rutschen<br />

wir ab und an, was aber mit allgemeiner<br />

Erheiterung zur Kenntnis genommen<br />

wird, wie später beim Abstieg<br />

ebenfalls.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 37


Die Blätter sind größtenteils von den<br />

Bäumen geweht, der Himmel ist bedeckt<br />

und wärmer war es auch schon. So gibt<br />

sich der 24. November bei unserer dritten<br />

Exkursion. Antonia kennt inzwischen<br />

den Weg und führt die Truppe an.<br />

Heute betrachten wir vor allem das untere<br />

Stockwerk unserer Wiese - und<br />

finden gleich ein paar eßbare Blätter.<br />

Wie schmecken die? „Nach Gurke“ lautet<br />

nach kurzem Kauen die Antwort -<br />

deshalb ist unser Wiesenknopf auch ein<br />

seit langem angebautes Gewürzkraut im<br />

Bauerngarten.<br />

Eine schöne Flechte begegnet uns, wohl<br />

eine Cladonia - da hat der Onkel noch<br />

Defizite, genauso wie bei den Spinnentieren.<br />

Aber der Biene-Maja-Fanclub<br />

weiß sich zu helfen und nennt den Achtbeiner<br />

einfach „Thekla“, auch wenn’s<br />

keine Kreuzspinne ist.<br />

Im Stockwerk darüber läutet eine hübsche<br />

einzelne Glockenblumenblüte wohl<br />

das endgültige Ende der Blühsaison ein -<br />

wir freuen uns über den späten Blumengruß.<br />

38 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Das Wetter zählt aber nicht als Ausrede,<br />

schließlich gilt’s, eine Aufgabe zu erfüllen<br />

und so wird wieder eifrig fotografiert.<br />

Pilze sind zu finden, der gelbe leuchtet<br />

richtig in der trüben Umgebung. Einige<br />

verregnete Astern sehen wir und ein<br />

Steinklee zeigt noch ein paar seiner<br />

hübschen goldenen Blüten.<br />

Wir gestehen - so lange wie beim ersten<br />

Mal hat es uns nicht auf der Wiese gehalten.<br />

Aber Spaß gemacht hat’s trotzdem;<br />

und man weiß eine warme Stube<br />

wieder richtig zu schätzen.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

39


Nochmals eine Etage höher leuchten viele Hagebutten über der Wiese; zum Glück<br />

gibt es hier etliche Sträucher, die verschiedenen Tieren mit ihren Früchten über<br />

den Winter helfen. Und dass auch eine Wiese eine tolle Herbstfärbung haben kann<br />

(wenn man sie lässt), sieht man von oben einfach besser.<br />

Nach beinahe einmonatiger Pause fahren wir zwei Tage vor Heilig Abend wieder<br />

nach Bad Ditzenbach. Diesmal wird am Thermalbad geparkt und der längere Weg<br />

zum Wiesle stößt anfangs auf wenig Gegenliebe seitens Antonia - als sie merkt, dass<br />

es da aber gar nicht so steil hochgeht wie beim schon gewohnten Waldanstieg, ist<br />

die Begeisterung rasch wiederhergestellt.<br />

Schließlich ist laufen gut für die Kondition!<br />

Wir fühlen uns stark an unseren letzten<br />

Besuch erinnert - Wetter gleich trübe<br />

und ähnlich kühl; der einzige Unterschied<br />

scheint zu sein, dass jetzt gar keine<br />

Blätter mehr an den Gehölzen hängen.<br />

Trotzdem gibt es noch genug zu entdekken.<br />

Vor allem die Fruchtstände der<br />

Waldrebe finden bei der Expeditionsleiterin<br />

Gefallen. Sie sind so schön weich<br />

und flauschig, sie glänzen wunderbar<br />

trotz des trüben Wetters und ihre roten<br />

Samen und Stiele bringen auch noch<br />

Farbe ins Spiel!<br />

40 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Erneut beschäftigt uns eine interessante<br />

Flechte - ist’s die Falsche Rentierflechte?<br />

Und erneut stellen wir fest, wie schön<br />

und abwechslungsreich ein Blick in die<br />

Wiese auch im Winter sein kann.<br />

Am 4. Januar <strong>2020</strong> folgt der nächste Besuch<br />

unseres Biotops. Das Wetter ist angenehm,<br />

zwischen den rasch ziehenden<br />

Wolken blitzt immer wieder einmal die<br />

Sonne durch.<br />

Während auf der gegenüberliegenden<br />

Wiese, die den Vergleich mit unserer natürlich<br />

nicht aushält, Schafe grasen, tauchen<br />

wir wieder in die Natur ein.<br />

Heute schauen wir zunächst die Rutschungen<br />

im Gelände an. Es ist schon<br />

beeindruckend, welche Erdmassen selbst<br />

bei kleinen Ereignissen bewegt werden<br />

und welch lange sichtbare Spuren im<br />

Gelände zurückbleiben.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

41


Jüngste Rutschung, Galgenbergwiese Mitte.<br />

Ältere Rutschungen, Galgenbergwiese Nord.<br />

Die Haselbüsche am oberen Wiesenweg<br />

tragen noch Nüsse, aber auch schon weit<br />

entwickelte Kätzchen - aber wieso „Kätzchen“?<br />

kommt gleich die berechtigte<br />

Frage. Mit der Erklärung, dass die offenen<br />

Blütenstände so weich wie das Fell<br />

kleiner Katzen seien, gibt sich Antonia,<br />

leicht zweifelnd, erstmal zufrieden.<br />

Und wieder fallen uns die Flechten und<br />

Moose ins Auge. Man achtet natürlich<br />

viel mehr auf sie im Herbst und Winter,<br />

und das sind ja auch die eigentlichen<br />

Lieblingsjahreszeiten beider Lebensformen,<br />

weil sie mehr Licht bekommen<br />

als in der belaubten Saison. Wir entdecken<br />

kleine Welten z. B. auf einem<br />

Feldahornast; ausnahmsweise ziemlich<br />

sicher ist der Onkel beim Baummoos,<br />

das aber kein Moos, sondern eine Flechte<br />

ist. Ziemlich verwirrend, deshalb ist<br />

das Flechtenbuch endlich bestellt...<br />

42 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Schließlich entdecken wir oben am<br />

Waldrand noch die ersten Blüten des<br />

Jahres - die Palmblättrige Nieswurz hat<br />

schon erste Blüten geöffnet! Da behaupte<br />

noch einer, im Winter sei die Natur<br />

im Ruhemodus...<br />

Am 5. Februar begegnet uns Thekla wieder<br />

- oder zumindest eine Kollegin, die<br />

ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Eine<br />

Spinne im Winter in der freien Wildbahn<br />

- das wird selbstredend gleich dokumentiert!<br />

Das kennen wir doch auch schon: Bewegte<br />

Erde - diesmal ist es aber nicht die<br />

dynamische Alb, sondern ein Maulwurf,<br />

der hier mächtig gearbeitet hat und das<br />

immer noch tut, wie uns ganz frische<br />

Haufen verraten. Schön, dass sich „Pauli“<br />

(natürlich sind wir auch seine Fans) auf<br />

dem Wiesle wohlfühlt.<br />

Im Gehölzriegel in der Wiesenmitte hat<br />

sich eine Misteldame mit herrlichen Perlen<br />

geschmückt, die man sogar essen<br />

kann; vorausgesetzt, man ist als Vogel<br />

geboren und heißt z.B. Misteldrossel.<br />

Weiter geht’s mit alten Bekannten: Die<br />

Haselwürstchen - pardon: -kätzchen sind<br />

geöffnet und jetzt tatsächlich viel weicher<br />

als noch vor einem Monat. Aber so<br />

wie ein Katzenfell...?<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

43


Auch unsere Nieswurz hat mächtig Fortschritte<br />

gemacht. Die hell leuchtenden<br />

Blütenstände stehen schon hoch über<br />

dem dunkelgrünen Laub. Wir reiben<br />

vorsichtig an den Blättern und machen<br />

die Geruchsprobe - Antonia kann durchaus<br />

nachvollziehen, warum die schöne<br />

Pflanze oft als „stinkend“ bezeichnet<br />

wird.<br />

Wir finden noch einen tollen Pilz, ganz<br />

schwarz und glibbrig; „Hexenbutter“<br />

heißt er im Volksmund, „Warziger Drüsling“<br />

sagt der Pilzexperte zu ihm. Er ist<br />

der krönende Abschluss eines schönen,<br />

wenn auch recht trüben Tages.<br />

Es scheint sich etwas zu tun in der Natur, und als am 1. März die Sonne scheint und<br />

die Temperaturen angenehm um die Nase streichen, folgen wir dem schon erahnbaren<br />

blauen Band auf unser Wiesle, um nachzuschauen, was da los sein mag...<br />

44 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


... und kommen zu der Einsicht: Eigentlich<br />

nicht besonders viel im Vergleich<br />

zum letzten Mal. Man erwartet einfach<br />

oft zu viel vom Vorfrühling, aber wirklich<br />

enttäuscht sind wir nicht. Wir freuen<br />

uns, dass mit den Ligusterbeeren immer<br />

noch „Essen für die Vögel“ da ist<br />

und entdecken schlussendlich auch eine<br />

erste vorwitzige Küchenschelle, die<br />

schon blüht, während ihre Geschwister<br />

sich allesamt noch dick in ihre Pelze<br />

hüllen.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

Zwei Wochen später, die Sonne scheint<br />

immer noch - also nix wie raus auf die<br />

Wiese. Antonia hängt Mama und Onkel<br />

inzwischen ab beim Anstieg. Als die beiden,<br />

ins Gespräch vertieft, am Abzweig<br />

runter zur Wiese geradeaus weiterlaufen<br />

wollen, werden sie freundlich, aber<br />

bestimmt auf den Irrtum aufmerksam<br />

gemacht. Ortskenntnis - Haken dran.<br />

45


Erster Blick - nichts Neues. Genauer hingeschaut - welch eine Entwicklung!<br />

Küchenschellen: Vollblüher - Spätstarter - Langschläfer am 15. März.<br />

Süße wohlbekannte Düfte... am Waldrand<br />

entdecken wir blühenden Seidelbast<br />

und nehmen vorsichtig eine Prise<br />

des wunderbaren Blütenduftes. Berühren<br />

wollen wir den scharfen Kellerhals<br />

nicht - eine Fliege, die sich kurz darauf<br />

niederlässt und wohl auch vom unnachahmlichen<br />

Frühlingsduft kosten will, hat<br />

damit kein Problem.<br />

Veilchen träumen schon... tatsächlich<br />

sind sie schon hellwach! Das Märzveilchen<br />

überwältigt uns mit einer ganz anderen<br />

Duftnuance und trägt damit, neben<br />

seinen Blüten, zum Gesamterlebnis<br />

bei.<br />

Und auch seine Schwester, das Rauhe<br />

Veilchen, weiß sich in üppigen violetten Polstern in Szene zu setzen. Kontrapunkt<br />

in Gelb, ebenfalls herrlich duftend: Die Hohe Schlüsselblume findet sich verschwenderisch<br />

in hoher Blüte, während ihre Schwester, die später das Blütenbild bestim-<br />

46 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


<strong>BNAN</strong><br />

BEZIRKSGRUPPE<br />

GEISLINGEN/STEIGE<br />

Bitte<br />

beachten Sie,<br />

dass je nach Corona-Lage<br />

Veranstaltungen verschoben<br />

werden müssen oder<br />

ausfallen können.<br />

Auf unserer Homepage<br />

www.bnan-geislingen.de<br />

finden Sie laufend aktuelle<br />

Informationen<br />

hierzu.<br />

JAHRES-<br />

PROGRAMM<br />

2021<br />

www.bnan-geislingen.de


Rohrach<br />

INFORMATIONSABENDE<br />

Infoabende finden in Bad Überkingen im Feuerwehrgerätehaus statt, sofern nicht anders<br />

angegeben. Beginn jeweils 19.30 Uhr. Anfahrt: Die B 466 <strong>Geislingen</strong>-Wiesensteig bei der<br />

Autal-Halle verlassen, nach 300 Meter sind Parkplätze rechts der Straße. Bitte nicht die<br />

Feuerwehrparkplätze benutzen!<br />

Februar/März<br />

Kein Infoabend<br />

Freitag Streifzüge durch die Natur -<br />

10. September besondere Kostbarkeiten aus der Tier- und Pflanzenwelt<br />

Bildvortrag mit Beamer von Hans-Peter Ulrich, Hechingen<br />

Freitag<br />

8. Oktober<br />

Herbst 2021<br />

Termin wird<br />

rechtzeitig mitgeteilt!<br />

Freitag<br />

12. November<br />

Freitag<br />

10. Dezember<br />

Wilde Karpaten - Naturkundliche Eindrücke aus Transsilvanien<br />

Bildvortrag von Udo Gedack<br />

Ort: Schubartsaal im Mehrgenerationenhaus <strong>Geislingen</strong><br />

Schillerstraße 4, <strong>Geislingen</strong><br />

Gemeinsame Veranstaltung von <strong>BNAN</strong> & NABU <strong>Geislingen</strong><br />

Mitgliederversammlung<br />

Anschließend: Mehr als ein Tropfen: feucht, nass, Wasser!<br />

Bildvortrag mit Beamer von Theo Banzhaf, <strong>Geislingen</strong><br />

Naturwunder vor unserer Haustür<br />

Bildvortrag von Gunnar Müller, <strong>Geislingen</strong><br />

<strong>BNAN</strong>-Jahresrückblick mit Bildern<br />

Markus Kückenwaitz, <strong>Geislingen</strong><br />

BAD ÜBERKINGEN<br />

<br />

Fils<br />

Ortsmitte><br />

GEISLINGEN<br />

Göppingen><br />

B 10<br />

P<br />

In der<br />

MAG<br />

Stadtkirche<br />

FuZo><br />

Autalhalle<br />

Hausener Straße<br />

DEHOGA-Akademie<br />

P<br />

Ulm><br />

Feuerwehrgerätehaus<br />

15<br />

Mehrgenerationenhaus<br />

4<br />

Schillerstraße


EXKURSIONEN UND WANDERUNGEN<br />

Bei allen Veranstaltungen haftet der Teilnehmer für sich selbst. Bildung von Fahrgemeinschaften<br />

ist erwünscht. Längere Fahrten mit Fahrtkostenbeteiligung. Aus<br />

witterungsbedingten oder organisatorischen Gründen können sich die Termine<br />

ändern. Rücksprache deshalb möglich bei:<br />

Markus Kückenwaitz 07331 - 6 59 42, Helmut Schmidt 07331 - 6 59 74,<br />

Eberhard Wurster 0157 - 74 67 83 15<br />

Samstag<br />

27. März<br />

10 Uhr<br />

Samstag<br />

10. April<br />

14 Uhr<br />

Samstag<br />

8. Mai<br />

14 Uhr<br />

Samstag<br />

12. Juni<br />

14 Uhr<br />

Samstag<br />

3. Juli<br />

ab 19 Uhr<br />

Sonntag<br />

3. Oktober<br />

8.30 - 12 Uhr<br />

Amphibienwanderung am Feuchtgebiet Turm<br />

Wir besichtigen den temporären Schutzzaun und das Laichgewässer.<br />

Treffpunkt: Wanderparkplatz beim ehem. Grüngutplatz<br />

Gingen/Fils unweit des Ortsteiles Grünenberg.<br />

Märzenbecher und Grasfrosch im Roggental<br />

Wir sind unterwegs im NSG Roggental. Zum Aufwärmen und<br />

weiteren Gedankenaustausch besteht anschl. eine Einkehrmöglichkeit<br />

vor Ort (Roggenmühle). Treffpunkt: Parkplatz<br />

Mordloch zwischen <strong>Geislingen</strong>-Eybach und Treffelhausen.<br />

Naturkundliche Wanderung am Kornberg bei Gruibingen<br />

Los geht’s am Parkplatz bei der Paßhöhe am Kornbergsattel,<br />

an der Straße zwischen Gruibingen und Gammelshausen.<br />

100 Äcker für die Vielfalt<br />

Wir besuchen das <strong>BNAN</strong>-Feldflorareservat bei Unterböhringen.<br />

Treffpunkt am Parkplatz beim Friedhof Unterböhringen<br />

(Ortsrand Richtung Grünenberg).<br />

Hüttenfest im SV-Heim Oberböhringen<br />

... und wie immer: in einer lauen Sommernacht auch im Freien...<br />

Parkplätze am Haus.<br />

Vogelzugbeobachtung am Fränkel<br />

mit Eberhard Wurster und Markus Kückenwaitz. Wanderparkplatz<br />

Fränkel, Grünenberg, dann Richtung „Aussichtspunkt“ laufen.<br />

Details bitte nachfragen. Anfahrtshinweise finden sich auch auf unserer Homepage:<br />

www.bnan-geislingen.de


BIOTOPPFLEGE<br />

Wir bitten um Mithilfe bei der Pflege unserer Grundstücke. Alle Einsätze sind bei den<br />

zuständigen Naturschutzbehörden gemeldet. Teilnehmer sind gesetzlich versichert.<br />

Unsere Pflegearbeiten finden in der Regel samstags statt. Dabei werden Wiesen, Heiden<br />

und Feuchtgebiete gemäht und das Gras mit Rechen und Gabel abgeräumt. Vesper und<br />

Getränke werden gestellt. Aus witterungsbedingten oder organisatorischen Gründen<br />

können sich die Termine ändern. Rücksprache deshalb möglich bei:<br />

Markus Kückenwaitz 07331 - 6 59 42, Albert Rieker 07162 - 82 95,<br />

Helmut Schmidt 07331 - 6 59 74, Eberhard Wurster 0157 - 74 67 83 15<br />

Anfahrtsskizzen und Terminänderungen finden Sie auch auf unserer Homepage:<br />

www.bnan-geislingen.de<br />

Februar<br />

nach Ansage<br />

24. Juli<br />

9 Uhr<br />

14. August<br />

9 Uhr<br />

21. August<br />

9 Uhr<br />

4. September<br />

13 Uhr<br />

11. September<br />

13 Uhr<br />

25. September<br />

13 Uhr<br />

9. Oktober<br />

13 Uhr<br />

16. Oktober<br />

13 Uhr<br />

Unterböhringen, Talbachwiese Gehölzschnitt und Mähen. Treffpunkt: Dem<br />

Feldweg, der im Tal beim Unterböhringer Friedhof abzweigt, folgen bis zur Wiese.<br />

Reichenbach i. T., Haarbergwiese Treffpunkt: Parkplatz auf dem<br />

Hexensattel zwischen Unterböhringen und Reichenbach i. T.<br />

Auendorf, Sielenwangwiese Treffpunkt: Wanderparkplatz auf dem Sattel<br />

zwischen Auendorf und Gammelshausen.<br />

Bad Ditzenbach, Galgenbergwiese<br />

Treffpunkt: Querstraße „Kapellenweg“ unterhalb der Galgenbergkapelle.<br />

<strong>Geislingen</strong>-Eybach, Felsentalwiese<br />

Treffpunkt: Wanderparkplatz am Taleingang.<br />

Reichenbach i. T., Weigoldsbergwiese Treffpunkt: Wasserhochbehälter<br />

oberhalb Reichenbach i. T. (nicht auf dem Behälter parken!).<br />

Bad Ditzenbach, Galgenbergwiese, Teil 2<br />

Treffpunkt: Querstraße „Kapellenweg“ unterhalb der Galgenbergkapelle.<br />

Reichenbach i. T., Weigoldsbergheide Treffpunkt: Wasserhochbehälter<br />

oberhalb Reichenbach i. T. (nicht auf dem Behälter parken!).<br />

Nenningen, Kuhbergwiese<br />

Treffpunkt: Wanderparkplatz Christental<br />

Weitere Arbeitseinsätze nach Ansage, die über eine Telefonkette ausgelöst werden:<br />

Grünenberg - Feuchtgebiet Turm, Biotoppflege<br />

Grünenberger Straße - Krötenzaun Auf- und Abbau sowie tägliche Amphibienbergungen<br />

Weigoldsbergheide - Biotopschutz: Schutzzaun errichten und abbauen


mende Echte Schlüsselblume, zaghaft erste Blüten öffnet. Auf unserem Wiesle lässt<br />

sich wahrhaft nachvollziehen, was unseren Schwabendichter zu seinem Gedicht<br />

getrieben hat. Wer’s nicht kennt - kein Problem, Freude ist auch so garantiert...<br />

Keinesfalls unterschlagen wollen wir zwei weitere, wenn auch nicht gar so spektakuläre<br />

Beobachtungen: Wiederum am mittleren Gehölzriegel blüht ein Mistel-Herr<br />

und stellt damit sicher, dass die essbaren Perlen auch im Herbst und Winter dieses<br />

Jahres wieder geerntet werden können. Und wir haben die Blätter einer Orchidee<br />

entdeckt, die uns später noch einmal mit ihren herrlichen Blüten begegnen wird.<br />

Damit lassen wir diesen wunderbaren Tag zu Ende gehen.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

47


Manchmal sind längere Pausen kein Fehler<br />

- 31 Tage im Frühjahr zählen anders<br />

als dieselbe Zeitspanne im Winter. Wir<br />

sind beinhahe erschlagen vom Fortschritt<br />

binnen Monatsfrist: Wo man<br />

hinblickt, strahlt am 26. April frisches<br />

Grün - und dazuhin das weiterhin anhaltende<br />

sonnige Wetter mit wohligen<br />

Temperaturen - Herz, was willst du<br />

mehr? Wohin zuerst schauen? An den<br />

Waldesrand vielleicht, wo die Vielblütige<br />

Weißwurz blüht. Und unsere Nieswurz<br />

inzwischen dick in Frucht steht,<br />

egal ob man sie als „Palmblättrig“ oder<br />

„Stinkend“ bezeichnet.<br />

Das sind - glücklicherweise - müßige<br />

Fragen, die unsere Projektleiterin nicht<br />

beschäftigen. Sie freut sich einfach ob<br />

der Gegebenheiten und fotografiert<br />

munter drauflos - alles ist interessant.<br />

So hat sie beispielsweise unser Gurkenkraut<br />

wiederentdeckt, das jetzt seine<br />

Blüten der Sonne entgegenstreckt!<br />

48 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Und nervöse Flugwesen schwirren über<br />

die Wiese - außer Puste haftet sich eines<br />

an einen Halm und wir können den<br />

Schmetterlingshaft fotografieren.<br />

Auf unserer unordentlichen Wiese freut<br />

sich auch das Pfauenauge über eine Landemöglichkeit<br />

und genießt die Sonne.<br />

Schneeball blüht - „Wieso Schneeball, ist<br />

doch Frühling...?“ - Weil er ein bisserl so<br />

aussieht wie ein Schneeball, so weiß...<br />

„Stimmt, da hast’e recht“.<br />

Weitere schöne Blumen blühen: Schopfiges<br />

Kreuzblümchen und Helm-Knabenkraut;<br />

die Küchenschellen zeigen schon<br />

ihre flauschigen Fruchtbärte. Wir sehen<br />

den schönen blauen Günsel und gelbe<br />

Kugeln leuchten uns aus der Wiese ent-<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

49


gegen - die ersten Trollblumen blühen.<br />

Das freut besonders die Frau Mama,<br />

denn die großen Blüten erinnern sie an<br />

ihre Lieblingsblumen, die Ranunkeln.<br />

Auch unsere alte Bekannte Thekla treffen<br />

wir wieder.<br />

Der einzige kleine Wermutstropfen ist<br />

der strenge Geruch der Weißdornblüten.<br />

Aber weil er so schön blüht, muss<br />

ein Beweisfoto gemacht werden, und mit<br />

ein wenig Abstand ist das ja auch kein<br />

Problem.<br />

Auf dem Weg zurück bewundern wir<br />

die vielen verschiedenen Grüntöne, die<br />

der Frühling in Wald und Wiese gezaubert<br />

hat.<br />

50 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Mittlerweile hat der Wonnemonat Einzug gehalten. Voller Vorfreude starten wir<br />

am 9. Mai zu unserer nächsten Unterrichtsstunde im Grünen.<br />

Begrüßt werden wir heute vom Waldbrettspiel<br />

- die Vorfreude war also berechtigt.<br />

Der schöne Schmetterling<br />

tankt im Wiesenerdgeschoss am Waldrand<br />

Sonne. Woher der eigenartige Name<br />

kommt? Hm, vielleicht von den hellen<br />

Flecken auf den dunklen Flügeln; das<br />

erinnert an ein Dame-Brett...<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

51


Auch sonst gibt es viel zu entdecken, denn die Wiese ist ein Blütenmeer. Esparsetten<br />

zeigen im Gegenlicht ihre ganze Schönheit, der „Guggigei“ setzt große gelbe Sterne<br />

ins Gras und die Wiesenglockenblumen läuten fast schon den Sommer ein.<br />

Wo die Wiese trockener ist, wächst die<br />

Zypressen-Wolfsmilch; Ameisen naschen<br />

eifrig am süßen Blütennektar.<br />

Eine Märzenschnecke hat ihr Haus an<br />

einen Stengel geheftet, denn sie mag die<br />

Hitze am Erdboden nicht. Macht sie gerade<br />

ein Trockenschläfchen?<br />

Auch der Wachtelweizen-Scheckenfalter<br />

hat Hunger - er tankt seinen Nektar<br />

an einer Hahnenfuß-Blüte.<br />

52 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Die bleiche Labkraut-Sommerwurz ist keineswegs verblüht, im Gegenteil! Sie<br />

kommt ohne Blattgrün durchs Leben, weil sie von anderen Pflanzen - unfreiwillig -<br />

mitversorgt wird. Rings um den Blütenstand sieht man die Labkrautpflanze, von der<br />

sie sich durchfüttern lässt.<br />

Wir entdecken jede Menge Helm-Knabenkräuter und Antonia hat Spaß daran, jedes<br />

neue gleich zu melden. Ihre Mama bemerkt die Ähnlichkeit des Knospenstandes mit<br />

einem Spargel - durchaus richtig, denn die Orchidee und das Edelgemüse sind<br />

schließlich weitläufig verwandt. Wir sehen uns einige der leuchtenden Blumen genauer<br />

an und entdecken, wie verschieden sie doch sind - echte Persönlichkeiten.<br />

Natürlich darf auch heute ein Besuch bei den „wilden Ranunkeln“ nicht fehlen. Es<br />

ist ein sagenhaft schöner Anblick, wie die großen Trollblumenkugeln im leichten<br />

Wind sanft hin und her schaukeln.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

53


Wir sehen ganze Sträuße vom Wiesensalbei<br />

in der Wiese blühen und schauen<br />

eine Weile Bienen und vielen anderen<br />

Insekten beim Blütenbesuch zu. Wie’s da<br />

schwirrt und summt.<br />

Schließlich betrachten wir noch den<br />

Spitz-Wegerich und seinen mittleren<br />

Bruder. Eigentlich sind die Blütenstände<br />

doch tolle Gebilde. Genaues Hingucken<br />

lohnt sich halt immer.<br />

So geht ein langer Wiesenbesuch zu<br />

Ende. Unglaublich, was wir heute alles<br />

erlebt haben!<br />

Am 23. Mai hat Antonia Reitstunde in Deggingen. Das trifft sich gut, denn wir müssen<br />

nach dem Ausritt nur einmal ums Eck auf unser Wiesle und können nachschauen,<br />

was da los ist. Recht trübe ist es heut - bei schönem Wetter macht’s schon mehr<br />

Spaß. Aber die Natur (und der Mensch) braucht nach dem zurückliegenden wochenlangen<br />

Sonnenscheinwetter dringend eine Erholungspause und so sind wir mit<br />

dem Schmuddelwetter ganz zufrieden.<br />

54 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


„So hoch!“ ist das Gras inzwischen. Wir<br />

lassen heute einfach die Wiese auf uns<br />

wirken und stellen fest, dass es eigentlich<br />

mehrere Wiesen in einer sind - wie<br />

unterschiedlich die Pflanzenkleider in<br />

den verschiedenen Bereichen sind! Wir<br />

sehen viele Weinbergschnecken; endlich<br />

ist raus, wer in dem leeren Haus vom<br />

Herbst normalerweise wohnt. Fortan<br />

wird jeder Schritt bedächtig gesetzt und<br />

Antonia weist auf jede Schnecke hin.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

55


Am 3. Juni genießen wir wieder volle<br />

Sonne. ’S Wiesle ist ein Traum: Julikäfer<br />

tun sich am Gemeinen Schneeball (ja,<br />

der heißt auch im Sommer so) gütlich<br />

und die Bienen finden jetzt ebenfalls<br />

eine reich gedeckte Tafel vor.<br />

Allerlei Insekten tummeln sich im Gras,<br />

wir finden einen Stiel voller „Mugga“...<br />

aber halt, das ist ja eine Blume. Tatsächlich,<br />

eine Orchidee, die Fliegen-Ragwurz.<br />

Wir schauen weiter und entdecken, ganz<br />

unscheinbar grün im grünen Gras, ihre<br />

Verwandschaft, das Zweiblatt. Mit geschärften<br />

Augen entdecken wir immer<br />

mehr der gut getarnten Blütenstände.<br />

Und eine Ecke weiter noch mehr Orchideen:<br />

Die Weiße Waldhyazinthe steht in<br />

voller Pracht in der Wiese.<br />

56 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Auch weiß und ebenso schön sind die<br />

Blütensträuße des Wiesen-Leinblatts.<br />

Aber da man muss genauer hinschauen,<br />

weil die Blüten im Vergleich zur Orchideenblume<br />

winzig sind. Gut, dass der<br />

Onkel eine Brille dabei und das Makroobjektiv<br />

am Foto hat.<br />

Auf der Wiese wachsen sogar echte Geranien<br />

- der Wald-Storchschnabel; die<br />

auf’m Balkon sind nämlich Pelargonien.<br />

Aber das ist Erwachsenenerbsenzählerei<br />

und die Naturforscherin freut sich eher<br />

über die tolle Blütenfarbe.<br />

Wir machen noch einen Besuch bei den<br />

Trollblumen; ein paar Nachzügler<br />

blühen noch, aber die meisten haben<br />

schon pralle Früchte auf ihren Stengeln.<br />

Schließlich führt uns der Rückweg noch<br />

an der Stelle vorbei, wo einige Akeleien<br />

wohnen - die Blüten haben eine ganz<br />

eigenartige Farbe, wie man sie nicht alle<br />

Tage zu Gesicht bekommt. Das ist doch<br />

ein schöner Abschluss einer Wiesenrunde!<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

57


Sommer ist es geworden, als wir am 20. Juni noch einmal unser Wiesle besuchen.<br />

Am Anfang des oberen Weges begrüßt uns die Wohlriechende Händelwurz - was<br />

für ein Duft! Vanille? Oder doch etwas ganz eigenes? Wie auch immer, die Naturforscherin<br />

nimmt gerne eine zweite und dritte Prise vom würzigen Blumenduft. Und<br />

gleich nebenan, wo das Gras höher steht, sehen wir auch ihre Schwester. Die Mükken-Händelwurz<br />

duftet zwar nicht so fein, aber ihre Blütenkerzen sind eine Wucht.<br />

58 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Der Wind streicht über das Gräsermeer und man muss jetzt schon genau hingucken,<br />

um die schönen Blumen im hohen Gras zu entdecken.<br />

Das Ochsenauge in sommerlichem Gelb, die Pyramidenorchis in ihrem unvergleichlichen<br />

leuchtenden Dunkelpink - wir machen uns einen Sport daraus, wer den nächsten<br />

Farbfleck dieser Orchidee entdeckt.<br />

Bei den Insekten braucht es mehr Glück<br />

und so freuen wir uns über einen Flip<br />

und den Wachtelweizen-Scheckenfalter,<br />

dem wir ja schon einmal begegnet sind.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

59


Alpen-Ziest (und das im Mittelgebirge!) fühlt sich eher im lichten Schatten des<br />

nahen Waldrands wohl, die Schwalbenwurz wächst dort, wo die Wiese trockener ist<br />

und der Acker-Wachtelweizen wächst am Galgenberg in der Wiese. Herrlich, wie<br />

sein Schopf in der Sonne leuchtet!<br />

60 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Heute war unser letzter Projekttermin<br />

auf „unserem Wiesle“ und da muss natürlich<br />

noch ein Erinnerungsfoto mit<br />

Mama gemacht werden.<br />

Wir gehen auf demselben Weg zurück<br />

und entdecken eine Bienen-Ragwurz -<br />

seltsam, auf dem Hinweg haben wir sie<br />

gar nicht bemerkt. Das ist ja ’mal ein<br />

tolles Finale!<br />

Ein ganzes Jahr ist es zwar nicht geworden,<br />

aber wir haben trotzdem das Naturschauspiel<br />

der Jahreszeiten voll auskosten<br />

können. Es war einfach „herrlich“<br />

(Zitat Antonia).<br />

Bleibt uns, dem <strong>BNAN</strong> herzlich zu danken,<br />

dass wir das grüne Klassenzimmer,<br />

das die <strong>BG</strong> <strong>Geislingen</strong> in vier Jahrzehnten<br />

aufgebaut hat, nutzen durften. So<br />

macht Unterricht einfach Spaß!<br />

Antonia & Markus Bernath<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

61


Schatz im Christental - Die Borstige Glockenblume<br />

Am 7. Juli 2019 unternahmen Jürgen Schweizer und ich eine kleine Exkursion ins<br />

Christental bei Nenningen. Gestartet wurde vom Wanderparkplatz am Stausee, wir<br />

besuchten unsere wundervoll blühende Kuhbergwiese und nahmen danach im Wald<br />

oberhalb die dort wohnenden Stendelwurzen (Epipactis) unter die Lupe. Danach<br />

ging’s über die Reiterleskapelle auf der Heldenbergseite zurück Richtung Ausgangspunkt.<br />

Kurz vor dem Parkplatz, an der Südwestecke des Stausee-Damms, entdeckten<br />

wir dann zu unserer Überraschung ein Exemplar der seltenen, bundesweit vom<br />

Aussterben bedrohten Borstigen Glockenblume (Campanula cervicaria).<br />

Borstige Glockenblume, 7. Juli 2019<br />

Natürlich wurde auch Peter Banzhaf,<br />

Artenschutzbeauftragter des Regierungspräsidiums<br />

Stuttgart, vom außergewöhnlichen<br />

Fund in Kenntnis gesetzt.<br />

Am 28. Juni <strong>2020</strong> fragte er via E-Mail an,<br />

ob die Glockenblume auch dieses Jahr<br />

im Christental blühe; am 5. Juli ergab<br />

eine Nachschau - nichts. Herr Banzhaf<br />

meinte, dass die kurzlebige, oft nur sporadisch<br />

auftretende Art womöglich nur<br />

ein kurzes Gastspiel am Damm gegeben<br />

hätte.<br />

Nur eine Woche später allerdings, am<br />

12. Juli, zeigte sich ein ganz anderes Bild:<br />

Zwei Glockenblumen standen wundervoll<br />

in Blüte - das zeigt einerseits, dass<br />

ich vor Wochenfrist wohl nicht intensiv<br />

genug gesucht hatte, andererseits, zu<br />

welch rasanter Entwicklung Pflanzen<br />

innerhalb von sieben Tagen fähig sind!<br />

Diese Überraschung hat selbstredend auch Herrn Banzhaf gefreut. Kurz darauf hat<br />

er angefragt, ob ich einen ASP (Artenschutzprogramm)-Bericht verfassen würde,<br />

was mit seiner Unterstützung umgehend erledigt wurde. Da man so etwas ja nicht<br />

alle Tage macht, bot sich ein interessanter Einblick in die Arbeit der Profis. Als angenehmen<br />

Nebeneffekt gab’s darüberhinaus noch ein nettes Sümmchen für Helmuts<br />

Vereinskasse.<br />

Dringlich war jetzt auch herauszufinden, wer für die Pflege des Standorts zuständig<br />

und zu welchem Zeitpunkt eine Mahd geplant ist. Schließlich galt es, die beiden<br />

62 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Pflanzen zur Fruchtreife kommen zu lassen,<br />

um den Samennachschub der zweijährigen<br />

Pflanzen im Biotop sicherzustellen<br />

- außerdem wollte Herr Banzhaf darüberhinaus<br />

Samen in eine Genbank und<br />

in Erhaltungskultur geben. Hier konnte<br />

Herr Koch vom LEV Göppingen weiterhelfen:<br />

Er fand schnell heraus, wer für die<br />

Mahd des Dammes zuständig ist und teilte<br />

mit, dass mit dem kooperativen Pfleger<br />

eine Bearbeitung des Geländes im Sinne<br />

unserer Glockenblumen problemlos vereinbart<br />

werden könne. Gute Aussichten<br />

also für eine erfolgreiche Ernte!<br />

Borstige Glockenblume, 12. Juli <strong>2020</strong><br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

63


Am 29. Juli kam von Herrn Banzhaf die Nachricht, dass die beiden Pflanzen fruchten,<br />

aber noch längst keine reifen Samen haben. Dafür entdeckte er bei seinem Besuch<br />

vor Ort drei Rosetten von Pflanzen, die voraussichtlich 2021 blühen! Geklärt<br />

hatte er inzwischen auch, dass ein Teil der Samen in die Genbank nach Regensburg<br />

gehen und der Botanische Garten Tübingen eine Vermehrungskultur aus unserem<br />

Saatgut aufbauen würde. Also hieß es weiter auf die Samenreife warten.<br />

Borstige Glockenblume, 24. August <strong>2020</strong><br />

Und die Borstige Glockenblume ließ sich Zeit. Am 24. August standen die beiden<br />

Exemplare auf den ersten Blick schon vielversprechend recht trocken an der Böschung<br />

- von Samenreife aber keine Spur, wie die Überprüfung einer der noch<br />

durchaus saftigen Kapseln ergab. Weiterhin war geduldiges Warten angesagt.<br />

Am 6. September war es dann soweit - die reifen Fruchtkapseln konnten geerntet<br />

werden. Daheim angekommen wurden die Pflanzenteile zunächst einmal zum<br />

Trocknen ausgebreitet und bis zum nächsten Abend in Ruhe gelassen. Im Lauf der<br />

folgenden Woche habe ich dann nach und nach die Samen aus Ihrer Umhüllung befreit,<br />

das Saatgut wurde - so gut es ging - gereinigt, getrocknet und Herrn Banzhaf<br />

übergeben.<br />

64 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


8. September <strong>2020</strong>:<br />

Fruchtkapseln und erste<br />

geerntete Samen.<br />

Zum Größenvergleich jeweils<br />

eine 1-Cent-Münze.<br />

12. September <strong>2020</strong>:<br />

Gereinigtes Saatgut von<br />

Campanula cervicaria.<br />

Erstaunlich ist die<br />

große Menge an Samen<br />

von nur zwei Pflanzen.<br />

Daraufhin hat Herr Banzhaf die Verteilung der Samen übernommen. Am Hochwasserdamm<br />

hat er offene Bodenstellen geschaffen und Saatgut ausgebracht. Außerdem<br />

hat er an einem weiteren potentiell geeigneten Platz oberhalb des Christentalhofs<br />

eine Ansaat vorgenommen; einen kleinen Teil der Samen hat er als „eiserne Reserve“<br />

eingefroren.<br />

Jetzt sind wir alle gespannt, ob sich die Borstige Glockenblume im Christental<br />

halten und vielleicht sogar eine stabile Population aufbauen kann. Wir werden das<br />

Geschehen jedenfalls weiterhin höchstinteressiert im Auge behalten.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

Markus Bernath<br />

65


Der Jura-Streifenfarn (Asplenium fontanum)<br />

Ein einmaliges Naturerbe im Geislinger Raum.<br />

Biotop von Asplenium fontanum, Helfenstein bei <strong>Geislingen</strong>/Steige, 3. 10. <strong>2020</strong>.<br />

66 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Der Jura-Streifenfarn (Asplenium fontanum) spielt schon lange eine wichtige Rolle<br />

bei den naturschützerischen Bemühungen unserer Bezirksgruppe, v. a. durch das<br />

unermüdliche Engagement unseres Mitglieds Ludwig Walderich. Der folgende Bericht<br />

entstand im Nachgang einer Ortsbegehung der Farn-Biotope am Hofstetter<br />

Hang im Rohrachtal am 23. 9. <strong>2020</strong>. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wollen wir<br />

uns dieses Kleinod unserer heimischen Flora einmal näher ansehen.<br />

Während der Jura-Streifenfarn bei uns recht einheitlich auftritt, ist er in seinem<br />

Hauptverbreitungsgebiet (wir werden es noch kennenlernen) durchaus zu einer gewissen<br />

Variabilität in der Lage, wie die Schattenrisse der Blätter auf der nächsten<br />

Seite zeigen. So wundert es nicht, dass einige Formen und sogar Varietäten beschrieben<br />

wurden: Man findet in den Herbarien der botanischen Institute beispielsweise<br />

eine var. angustatum (wohl eine Trockenform oder Jungpflanzen, wie man sie auch<br />

an den heimischen Standorten beobachten kann) oder eine var. pedicularifolium<br />

(also eine läusekrautblättrige Varietät).<br />

Oben: Jura-Streifenfarn, Habitus.<br />

Unten: Blattunterseite mit Sporenbehältern.<br />

(Helfenstein, 3. 10. <strong>2020</strong>)<br />

Schon in „Dr. L. Rabenhorst’s Kryptogamen-Flora<br />

von Deutschland, Oesterreich<br />

und der Schweiz“ von 1889 ist im dritten<br />

Band (Farnpflanzen) zu lesen, wie der<br />

Autor Prof. Dr. Ch. Luerssen die Verhältnisse<br />

bei unserem Farn bewertet: Er<br />

sieht die beschriebenen Formen als Extreme<br />

innerhalb der Variationsbreite<br />

von Asplenium fontanum und erwähnt,<br />

dass die beiden Extreme forma typica (=<br />

forma minor) und var. Halleri (= forma<br />

major) durch Übergänge verbunden sei-<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

67


Oben: Blattsilhouetten von Asplenium fontanum von der Iberischen Halbinsel.<br />

Aus: Estudio biosistemático de Asplenium foreziense Legrand ex Giraudias y táxones relacionados (Aspleniaceae, Pteridophyta).<br />

Doktorarbeit von Alberto Herrero Nieto, Madrid, 1998.<br />

en, bisweilen sogar an Blättern desselben Rhizoms. Die<br />

Abbildung vom Jura-Streifenfarn (gegenüber) aus dem<br />

Werk spricht für sich - solche Variationen sind durchaus<br />

auch bei den Vorkommen im Geislinger Raum zu<br />

finden, obwohl unsere Populationen durch ihre isolierte<br />

und weit vom Hauptareal entfernte Lage eher eine<br />

gewisse Gleichförmigkeit erwarten ließen.<br />

Botanische Geschichte(n)<br />

Der wohl älteste Hinweis auf unseren Farn aus dem<br />

16. Jahrhundert führt uns in unsere Heimat. Von 1561<br />

bis 1578 war Hieronymus Harder in <strong>Geislingen</strong> und<br />

Überkingen als Lateinschullehrer angestellt. Nebenher<br />

betrieb er intensiv sein Steckenpferd - die Botanik, die<br />

zu jener Zeit eigentlich gerade erst im Begriff war, sich<br />

als wissenschaftliche Disziplin herauszubilden. Seine<br />

pflanzlichen Interessen galten, wie zu jener Zeit üblich,<br />

vor allem den Heil- und Nutzpflanzen, aber er beschäftigte<br />

sich durchaus auch mit den grünen Gewächsen<br />

68 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Oben: Seite 18 aus Harders Herbarium in der<br />

Bayerischen Staatsbibliothek. Oben ist Asplenium<br />

fontanum zu sehen.<br />

(Quelle: Bayerische Staatsbibliothek München, Münchner Digitalisierungszentrum<br />

– Digitale Bibliothek, BSB-Hss Cod.icon. 3, Harder,<br />

Hieronymus, Herbarium vivum – BSB Cod.icon. 3, [S.l.] Süddeutschland<br />

1576 – 1600, Cod.icon. 3)<br />

Unten: Ausschnitt von Seite 358 des Pinax<br />

Theatri Botanici von Caspar Bauhin,<br />

Basel 1623.<br />

um ihrer selbst willen. Davon zeugen seine<br />

zwölf Herbarien, die bis heute bekannt<br />

geworden sind. Viele seiner gepressten<br />

Pflanzen stammen aus der Umgebung<br />

von <strong>Geislingen</strong> und Bad Überkingen.<br />

So finden wir auf Seite 18 seines<br />

Herbars, das in der Münchener Staatsbibliothek<br />

aufbewahrt wird, zwei Farne -<br />

der obere ist unser Asplenium fontanum,<br />

den Harder als Filix petrea - Felsen Farn<br />

bezeichnet. Er hat ihn sicherlich an der<br />

Hausener Wand gefunden, wo er immer<br />

noch vorkommt. Man verspürt durchaus<br />

eine leichte Gänsehaut bei dem Gedanken,<br />

dass uns hier ein über 400 Jahre alter<br />

Vorfahr der heute dort lebenden Farne<br />

entgegenblickt!<br />

Einen Hinweis auf medizinischen Nutzen<br />

des Jura-Streifenfarns finden wir bei<br />

Harder nicht und so dürfen wir davon<br />

ausgehen, dass er ihn in sein Werk aufgenommen<br />

hat, weil er die Pflanze und<br />

ihre Lebensweise an sich interessant<br />

fand - kein Wunder für einen Simplicisten,<br />

wie er sich selbst bezeichnet: Ein<br />

Kenner der Kräuter, der seine botanischen<br />

Interessen aber nicht als Profession<br />

betreibt, sondern weil er sich für die<br />

Schöpfung begeistern kann.<br />

Das folgende Jahrhundert stellt eine erste<br />

Blütezeit der Botanik dar - jede<br />

Pflanze ist interessant und unser Farn<br />

kommt 1623 zu seinem bis heute gültigen<br />

Art-Epitheton: Caspar Bauhin, Basler<br />

Botaniker (sein Bruder Johann, mit dem<br />

er oft gemeinsam botanisierte, war übrigens<br />

Leibarzt des württembergischen<br />

Herzogs Friedrich I. und schrieb eine<br />

Abhandlung über das Boller Heilbad<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 69


nebst pflanzenkundlichem Anhang der Umgebung), erwähnt in seinem „Pinax Theatri<br />

Botanici“ Filicula fontana major, also einen Farn, der an einer Quelle wächst -<br />

möchte man denken. Sein „fontana“ bezieht sich aber wohl auf die Wasserfallen, einen<br />

Bergzug im Baselbieter Jura in der Schweiz, wo er viel und oft botanisch unterwegs<br />

war, wie die mehrmalige Erwähnung der Wasserfallen in seinen Werken nahelegt.<br />

Sicherlich ist Bauhin über den Verdacht erhaben, unseren Farn an Quellen<br />

wachsen zu lassen - wir werden noch sehen, warum.<br />

In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten, in denen die naturkundliche Erforschung<br />

Europas immense Fortschritte macht und somit auch das heimische botanische<br />

Arteninventar seiner nahezu vollständigen Erfassung entgegengeht, taucht<br />

der Jura-Streifenfarn immer öfter in Kräuterbüchern und Herbarien auf; dass damit<br />

auch ein eifriger Wechsel seines Namens einhergeht, ist verständlich, denn schließlich<br />

wollte (und will) jede Botanikergeneration ihre Erkenntnisse in den wissenschaftlichen<br />

Annalen verewigt sehen. Die unten aufgeführte Liste, keineswegs vollständig,<br />

mag davon einen Eindruck vermitteln.<br />

Vor allem an seinen Hauptwohnsitzen in Spanien, Frankreich und in der Schweiz<br />

wandert er im 18. und 19. Jahrhundert auch mehr und mehr in die Pflanzensammlungen<br />

wissenschaftlicher Institute, professioneller Botaniker und Liebhaber-Floristen<br />

- wie unsensibel und maßlos dabei vorgegangen wurde, zeigt allein die schiere<br />

Masse von Herbarbelegen, die als Digitalisate im Internet zu finden sind. Die schönsten<br />

Exemplare wurden samt Wurzeln ausgerissen und in die Bücher geklebt - oft<br />

gleich mehrere auf einen Bogen. Man findet zahlreiche Opfer aus der Schweiz,<br />

Frankreich und Spanien. Aus seinem südwesteuropäischen Hauptterrain ist unser<br />

Farn also Ende des 19. Jahrhunderts wohl bekannt und breit erforscht.<br />

70 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Verbreitung<br />

Die Gebirge Südwesteuropas sind das<br />

Hauptwohngebiet unseres Farns - in<br />

Spanien siedelt er von Valencia, Aragon<br />

und Katalonien bis in die Pyrenäen, daran<br />

anschließend findet er sich in Frankreich<br />

vom Languedoc über das Zentralmassiv<br />

bis in den französichen Jura, weiters<br />

siedelt er im Schweizer Jura und<br />

den Westalpen. Dieser Verbreitungsbewegung<br />

folgend findet sich ein disjunktes,<br />

beständiges Vorkommen auf der<br />

Schwäbischen Alb im Geislinger Raum.<br />

Weitere vereinzelte Wuchsorte in Nordspanien<br />

um Gijon, in Zentral- und Südspanien,<br />

auf Ibiza und Mallorca, in<br />

Frankreich in der Auvergne und in Italien<br />

im mittleren Apennin.<br />

Wahrscheinlich adventive, eventuell<br />

auch angesalbte, meist jedoch kurzlebige<br />

Vorkommen wurden und werden gemeldet<br />

aus dem Schwarzwald und Bayern,<br />

Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz<br />

und dem Saarland - dort ist<br />

Asplenium fontanum heutzutage meist<br />

verschollen, ausgestorben oder ein kurzlebiger<br />

Gast, ebenso wie in Österreich<br />

(Steiermark; ein 1998 entdecktes Vorkommen<br />

in Vorarlberg am Pfänder ist<br />

möglicherweise noch existent), in der<br />

Tschechischen Republik, in Belgien, den<br />

Niederlanden, Luxemburg, in Großbritannien<br />

und in Ungarn.<br />

Unser Jura-Streifenfarn kommt außereuropäisch<br />

wohl nur noch im Nordwesten<br />

Marokkos vor.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

Seite aus dem Herbarium von F.-O. Wolf mit<br />

zwei Pflanzen aus dem „Wald hinter Tourbillon<br />

bei Sion (Sitten), Wallis, Schweiz,<br />

Meereshöhe 450 m, April 1878.“<br />

Eine nah verwandte Art, Asplenium fontanum<br />

subsp. pseudofontanum (KOSS.)<br />

REICHST. & SCHNELLER findet sich<br />

außerhalb Europas in Zentralasien.<br />

Werfen wir, von Süd nach Nord, einen<br />

europäischen Blick auf ausgewählte<br />

Wuchsorte des Farns, erkennen wir starke<br />

Gemeinsamkeiten mit unserer Heimat<br />

- vor allem das Foto von Bauhins<br />

Botanikerberg, den Wasserfallen im<br />

Schweizer Jura, erinnert stark an die<br />

Schwäbische Alb und die Aussicht in<br />

einen dortigen Wald unterscheidet sich<br />

in nichts von einem solchen in entsprechender<br />

Lage bei uns. Wir sehen auf den<br />

71


Irland<br />

Vereinigtes<br />

Königreich<br />

Belgien<br />

Niederlande<br />

Deutschland<br />

Frankreich<br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Schweiz<br />

Österreich<br />

Ungarn<br />

Portugal<br />

Andorra<br />

Italien<br />

Spanien<br />

Marokkao<br />

Verbreitung von Asplenium fontanum in Europa:<br />

Magentarot: Autochthone rezente Vorkommen.<br />

Schwarz: Vorübergehende Vorkommen.<br />

(Verbreitungsdaten nach Global<br />

Biodiversity Information Facility,<br />

https://www.gbif.org/occurrence/map?taxon_key=2650702)<br />

Bildern der folgenden Seite auf den ersten Blick zwei Dinge: Wälder und Kalkfelsen;<br />

beides braucht unser Farn augenscheinlich, um sich wohlzufühlen.<br />

Tolerant ist er hinsichtlich der Meereshöhe, im Wallis beispielsweise siedelt er von<br />

der montanen Höhenstufe auf 400 Metern bis in die subalpine auf 1.500 Meter hoch.<br />

Asplenium fontanum scheint wohl, trotz seines zarten Erscheinungsbildes, recht hart<br />

im Nehmen zu sein, was extremere Klimabedingungen (vor allem hinsichtlich Kälte<br />

und Frost) anbelangt. Machen wir uns also auf die Suche nach Gründen für seine<br />

Verbreitung, vor allem aber auch für sein Vorkommen ausgerechnet im Raum <strong>Geislingen</strong>.<br />

Vor rund 125.000 Jahren begann die letzte Kaltzeit, die Würm-Eiszeit. Während dieser<br />

Eiszeit gab es starke klimatische Schwankungen mit milderen und kalten Phasen,<br />

in der Gesamtschau war es deutlich kälter als heute. Südwestdeutschland war<br />

im südlichen Teil bis zur Donau vergletschert - die Schwäbische Alb jedoch blieb<br />

eisfrei. Wir dürfen uns dort eine phasenweise wechselnde Steppen- und Tundren-<br />

72 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


landschaft vorstellen mit Zwergstrauchund<br />

Schuttrasengesellschaften, dazwischen<br />

auch vereinzelte Gruppen mit höheren<br />

Sträuchern (v. a. Weiden und Birken)<br />

und, an geschützten Stellen eingestreut,<br />

Inseln mit höheren Bäumen. In<br />

milderen Phasen konnten sich durchaus<br />

Birken- und Kiefernwälder etablieren,<br />

um bei erneuter Abkühlung wieder zu<br />

verschwinden. Wälder, wie wir sie heute<br />

aus unserer Heimat kennen, wurden auf<br />

inselartige und voneinander isolierte<br />

Vorkommen in Küstennähe rund ums<br />

Mittelmeer zurückgedrängt.<br />

Unten: Hintere Wasserfallen, Blick in den<br />

dort anstehenden Wald.<br />

Foto: panoramio, User BLS208.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

Abbildungen links von oben nach unten:<br />

1. Blick auf den Montejurra, Navarra, Nordspanien.<br />

Foto: Zurt, Fotografia Propia.<br />

2. Lac de Sainte-Croix, Französische Seealpen<br />

(Dept. Alpes-de-Haute-Provence und Var).<br />

Foto: Sun2Shine.<br />

3. Wasserfallen bei Reigoldswil, Schweizer<br />

Jura, Baselbiet. Foto: Adrian Michael.<br />

4. Blick zum Jungfraugebiet an der Hausener<br />

Wand, Bad Überkingen, Schwäbische Alb.<br />

73


Vereinigtes<br />

Königreich<br />

Frankreich<br />

Belgien<br />

Niederlande<br />

Rhein<br />

Deutschland<br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Schweiz<br />

Rh ô ne<br />

Andorra<br />

Spanien<br />

Italien<br />

Vergletscherung während der Weichsel-<br />

Würm-Eiszeit. Magentarot umrandet das<br />

Gebiet der Schwäbischen Alb.<br />

Quelle: wikipedia.de, Ulrich Lamm<br />

Mittelmeer-Mjösen-Zone<br />

Burgundische Pforte<br />

Unser Farn ist den klimatischen Entwicklungen gefolgt und hat sich wohl in seine<br />

heutigen Hauptverbreitungsgebiete zurückgezogen, wo er rezent streckenweise<br />

nicht selten zu finden ist: Die östliche Iberische Halbinsel, Südfrankreich, den nordwestlichen<br />

Zipfel Italiens und die Westschweiz. Könnte er aber auch an seinem<br />

Geislinger Standort auf der Schwabenalb der Kaltzeit getrotzt haben? Abwegig ist<br />

dieser Gedanke keineswegs, denn in unserer Gegend dürften damals ähnliche Verhältnisse<br />

geherrscht haben wie zumindest in seinen französischen und schweizerischen<br />

Refugien. Dafür spricht unter anderem die Mittelmeer-Mjösen-Zone, eine<br />

Bruchzone in der europäischen Kontinentalkruste vom Rhônedelta über das Saônetal<br />

und den Oberrheingraben bis Südnorwegen. Diese Zone ist auch der Architekt<br />

der Burgundischen Pforte - sie ist bis heute mitverantwortlich dafür, dass durch den<br />

Zufluß mediterraner Warmluft in der Nordwestschweiz und in Südwestdeutschland<br />

ein recht mildes Klima herrscht. Am Nordtrauf der Alb entlang, der gleichsam als<br />

Wetterleitplanke wirkt, sind sicherlich auch seinerzeit klimamildernde Luftströme<br />

zu uns gewandert.<br />

74 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Die Genetik liefert uns ebenfalls Hinweise<br />

- während polyploide Asplenium-<br />

Arten (solche mit mehrfachem Chromosomensatz)<br />

nacheiszeitlich beinahe ganz<br />

Europa erobert haben, blieben die diploiden<br />

(mit doppeltem Chromosomensatz)<br />

auf ihre kaltzeitlichen Rückzugsgebiete<br />

beschränkt. Asplenium fontanum gehört<br />

nun zu letzteren Kandidaten, die in ihrer<br />

nacheiszeitlichen Ausbreitung äusserst<br />

eingeschränkt zu sein scheinen.<br />

Warum hätte der Jura-Streifenfarn, wäre<br />

er aus dem warmen Südwesten zurückgewandert,<br />

nur die Geislinger Gegend<br />

besiedeln sollen, sind doch auf der ganzen<br />

Alb potentielle Siedlungsgebiete genug<br />

vorhanden?<br />

Zünglein an der Waage mag eine besondere<br />

Konstellation an der Hausener<br />

Wand sein: Schon der Geislinger Botaniker<br />

Dr. Rudolf Hauff stimmte den Erklärungen<br />

von Ludwig Walderich zu,<br />

dass die Kaiserwandbalme am Fuß des<br />

Jungfraufelsens und die ihr direkt vorgelagerte<br />

kleine Felswand unserem Farn<br />

sein eiszeitliches Überleben gesichert haben<br />

könnten. Die konvexe Form der<br />

recht genau nach Süden gerichteten Balme<br />

bündelte demnach die Sonnenwärme<br />

und strahlte sie an die nordwärts gerichtete<br />

Wand, an der Asplenium fontanum<br />

heute noch zu finden ist. Direkte Sonne<br />

bekommt der Farn dort so gut wie nie<br />

ab, nur bei höchstem Stand unserers<br />

Zentralgestirns wird er kurzzeitig morgens<br />

und abends bestrahlt - das ist insofern<br />

wichtig, als viele Pflanzenarten, die<br />

ihre assimilierenden Blätter (zumindest<br />

teilweise) auch in der kalten Jahreszeit<br />

behalten, nicht so sehr an möglichen ex-<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

s<br />

b<br />

c<br />

Schematische Darstellung der Strahlungsverhältnisse<br />

am Jungfraufuß/Hausener Wand:<br />

a = Kaiserwandbalme (Südausrichtung).<br />

b = nordwärts ausgerichtete gegenüberliegende<br />

Felswand mit Asplenium fontanum.<br />

c = Felsbandrasen.<br />

d = westlich ausgerichtete Felswand.<br />

In diesem einmaligen, amphitheaterähnlichen<br />

Sonderbiotop waren die Existenzbedingungen<br />

für Asplenium fontanum während der letzten<br />

Kaltzeit wohl außerordentlich günstig.<br />

tremen Frostgraden kranken, sondern<br />

vielmehr den Wechsel von Gefrieren<br />

und Auftauen durch Sonneneinstrahlung<br />

nicht ertragen; diesem Auf und Ab<br />

erliegen sie irgendwann, so wie wir das<br />

beispielsweise von unserer heimischen<br />

Palmblättrigen Nieswurz (Helleborus<br />

foetidus) und ihrer Verwandschaft in unseren<br />

Gärten kennen. Stehen sie aber<br />

schattig, können ihre grünen Blätter<br />

auch längere Phasen strengsten Frostes<br />

ertragen, ohne Schaden zu nehmen. Die<br />

beschriebene nahezu einmalige Situation<br />

d<br />

a<br />

75


an der Hausener Wand erfüllt diese Kriterien für unseren Farn bestens - einerseits<br />

wenig direkte Sonne im Winter, andererseits Milderung winterlicher Extremverhältnisse<br />

und Steigerung von Temperaturen wie im Tundrensommer. Ob an den<br />

anderen (bis heute rezenten) Geislinger Standorten ähnlich günstige Bedingungen<br />

geherrscht haben, wissen wir nicht; vielleicht wurden die Steigfelsen und der Helfenstein<br />

auch nacheiszeitlich besiedelt. Die Überwindung einer Distanz von rund<br />

fünf Kilometern zu diesen Biotopen ist ja selbst unserem recht ausbreitungsfaulen<br />

Protagonisten zuzutrauen - schließlich musste er nur über die Schildwacht ins<br />

Rohrachtal gelangen. Er hat vielleicht eine kurze, seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten<br />

zusagende nachkaltzeitliche Phase genutzt, um diese Biotope zu erobern, bevor<br />

ihm die Vegetationsentwicklung der folgenden Warmzeit diese Möglichkeit<br />

wieder genommen hat.<br />

Verbreitung des Jura-Streifenfarns<br />

in Baden-Württemberg.<br />

Beobachtungen<br />

vor 1900<br />

zwischen 1900 und 1944<br />

zwischen 1945 und 1969<br />

zwischen 1970 und 2004<br />

seit 2005<br />

Daten zur Verbreitung von WÖRZ, A., & M. THIV (2018):<br />

Aktuelle Verbreitungskarten der Farn- und Blütenpflanzen<br />

Baden-Württembergs.<br />

http://www.flora.naturkundemuseum-bw.de.<br />

Jura-Streifenfarn im Geislinger Raum<br />

Asplenium fontanum erfreut sich in Baden-Württemberg<br />

in einem ca. 5 qkm<br />

großen Streifen seines Lebens - bei ungefähr<br />

35.751 qkm Landesfläche. Unser<br />

Farn siedelt in Meereshöhen zwischen<br />

ca. 590 und 710 Metern - der tiefste<br />

Punkt im Ländle liegt bei 87, der höchste<br />

bei 1493 m ü. NN. Sowohl seine horizontale<br />

als auch vertikale Verbreitung<br />

findet sich also in einem sehr begrenzten<br />

Rahmen, vor allem, wenn wir die gesamte<br />

Republik mit der zehnfachen Fläche<br />

von 357.386 qkm und Höhen von -3 bis<br />

2.962 m ü. NN zu Grunde legen. Das<br />

sollten wir in unsere Betrachtung mit<br />

einbeziehen, denn unsere Vorkommen<br />

sind die einzig autochthonen, dauerhaften<br />

in ganz Deutschland und somit die<br />

nördlichsten des Gesamtareals. Seine Lebensräume<br />

bei uns wollen wir gleich<br />

kennenlernen; zunächst aber gehen wir<br />

nochmals zurück im Zeitenlauf und<br />

schauen, was in vergangenen Jahrhunderten<br />

über unseren Farn im Bezug auf<br />

unsere Heimat in Erfahrung zu bringen<br />

ist.<br />

76 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Verbreitung (magentafarben) des Jura-Streifenfarns im Raum <strong>Geislingen</strong>. Die Vorkommen<br />

liegen allesamt in Naturschutzgebieten (Satellitenbild von Google Earth, 20. März 2015).<br />

a<br />

~450 m NN<br />

~620 m NN<br />

ca. 4,8 km<br />

ca. 1,1 km<br />

~650 – 710 m NN<br />

ca. 4,5 km<br />

b<br />

~655 m NN<br />

~590 – 610 m NN<br />

c<br />

~700 m NN<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Meereshöhe der Vorkommen<br />

von Asplenium fontanum.<br />

Gebiet Jungfrau/Hausener Wand<br />

Steigfelsen im Rohrachtal<br />

Fels auf der Burgruine Helfenstein<br />

a<br />

b<br />

c<br />

Distanz der Vorkommen<br />

im Geislinger Raum.<br />

Meereshöhen zum Vergleich:<br />

<strong>Geislingen</strong> WMF<br />

Lindenteich nördlich Türkheim<br />

Hungerberg nördlich Türkheim<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

77


Spätestens seit 1572, dem Jahr seiner Rückkehr nach Ulm, ist Asplenium fontanum für<br />

die Umgebung von Überkingen durch unseren Simplicisten Hieronymus Harder belegt<br />

- dieser Beleg ist übrigens der älteste Pflanzenbeleg der Art für Baden-Württemberg<br />

und Deutschland, wohl sogar weltweit!<br />

Gut 150 Jahre später begegnet uns unser<br />

Farn in einer alphabetischen Auflistung<br />

der Pflanzen des Ulmer Gebiets (von 1396<br />

bis 1802 waren <strong>Geislingen</strong> und Überkingen<br />

Teil des Territoriums der freien<br />

Reichsstadt) wieder: Johann Dietrich<br />

Leopold erwähnt ihn 1728 unter dem<br />

Bauhinschen Namen Filicula fontana<br />

major und schreibt, dass er „an Felsen<br />

um Uberkingen“ gefunden werde.<br />

Ausschnitt von Seite 52 der „Deliciae Sylvestres<br />

Florae Ulmensis“.<br />

(Quelle: Digitale Sammlungen Sächsische Landesbibliothek –<br />

Staats- und Universitätsbibliothek Dresden / www.slub-dresden.de)<br />

1866 lesen wir in der Rubrik Botanische Sammlung, die G. v. Mertens zusammengestellt<br />

hat, in den „Jahresheften des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg“<br />

(Jahrg. 22, Seite 8): „Herr Karl Deffner, Fabrikant in Esslingen, [...] hat uns<br />

[...] durch hübsche Exemplare von Asplenium Halleri Dec. erfreut, welches über den<br />

ganzen Jura von Genf bis Basel verbreitet, nun von ihm an dem die Jungfrau genannten<br />

steilen Randfelsen des Alpplateaus von Ober-Böhringen bei Ueberkingen<br />

entdeckt worden ist.“ Wiederentdeckt, müssen wir im Nachhinein feststellen - Harders<br />

Herbarien waren den Gelehrten wohl damals noch unbekannt, und so ist seine<br />

Entdeckung, die er vor über 300 Jahren gemacht hatte, in Vergessenheit geraten.<br />

Die nächste Spur findet sich 1896: Für G. Weitbrechts Reiseführer „Wanderungen<br />

durch <strong>Geislingen</strong> und seine Umgebung“ hat der Eislinger Pfarrer Dr. Theodor Engel<br />

seinerzeit einen geologisch-botanischen Anhang verfasst. In ihm ist zu lesen:<br />

„Weniger in die Augen fallen die kleinen, aber recht zierlichen Aspleniumarten, die<br />

Mauerraute (Asplenium Ruta muraria L.) und der Steinfarn (Aspl. trichomanes L.)<br />

[...], am allerwenigsten die dritte Art, die überhaupt nur an einem einzigen Platz in<br />

Württemberg, aber zufällig gerade in unserem Gebiet, vorkommt, [...]. Es ist das zarte,<br />

ungemein seltene Asplenium Halleri Dec., das bis jetzt nur am sogen. Jungfrauund<br />

etlichen benachbarten Felsen des Michelsbergs (oberhalb Ueberkingen) gefunden<br />

wurde“.<br />

Dass unser Farn natürlich auch in Robert Gradmanns bahnbrechendem Werk „Das<br />

Pflanzenleben der Schwäbischen Alb“ (1. Auflage 1898) seinen Platz findet, wundert<br />

uns kaum. Er nennt ihn von schattigen Felsen, auf Kalk, bei Überkingen. Ihm folgen<br />

die wichtigen Florenwerke für unser Gebiet: Die „Exkursionsflora für Württemberg<br />

78 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


und Hohenzollern“ von Dr. Oskar v. Kirchner und Prof. Julius Eichler bemerkt 1900:<br />

„Schattige Felsen (nicht an Quellen!). - III. Geis.: (gemeint ist das Oberamt <strong>Geislingen</strong>)<br />

Überkingen“.<br />

Im bekannten Schmeil-Fitschen („Flora von Deutschland“, 1903) ist zu lesen: „Schattige<br />

Felsen. Nur an der ‚Jungfrau‘ bei Überkingen unweit <strong>Geislingen</strong>.“<br />

1929 liefert Adolf Mayer in seiner „Exkursionsflora<br />

der Universität Tübingen“<br />

im Bilderanhang sogar ein Foto vom<br />

Quellen-Milzfarn, wie er unsere Pflanze<br />

nennt. Bei ihm lesen wir unter Asplenum<br />

(tatsächlich ohne i, auch Gradmann<br />

schreibt den Gattungsnamen so) fontanum:<br />

„Feuchte Felsen: auf Kalk. Einziger<br />

deutscher Standort. [...] Schutzbedürftig.<br />

III Geis.: bei Überkingen an einem kleinen<br />

Felsen.“ In der Fußnote der Hinweis:<br />

„Kommt nicht an Quellen vor!“<br />

Bis in die 1930er-Jahre war also, wie wir<br />

der Literatur entnehmen können, nur<br />

der Überkinger Standort von Asplenium<br />

fontanum bekannt, als Locus classicus für<br />

unser Gebiet dürfen wir den Jungfraufelsen<br />

an der Hausener Wand feststellen.<br />

Oben: Quellen-Milzfarn (= Jura-Streifenfarn),<br />

Überkingen. Foto von Julius Plankenhorn,<br />

1920er-Jahre.<br />

Die Jungfrau bei Bad Überkingen: Links ein Foto von Otto Feucht in Gradmanns Pflanzenleben,<br />

3. Auflage von 1936, rechts eine Ansicht vom 18. Oktober <strong>2020</strong>. Bemerkenswert, wie frei<br />

sich die Felsbiotope in früheren Zeiten präsentiert haben.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

79


1940 hatte Karl Müller aus Dornstadt seinen 1. Nachtrag zu „Beiträge zur Kenntnis<br />

unserer heimischen Farn- und Blütenpflanzen“ abgeschlossen; dieser Bericht wurde<br />

in den „Mitteilungsheften des Verein für Naturwissenschaft und Mathematik Ulm“<br />

(Heft 22, 1935 – 1942) veröffentlicht. In Kapitel III - Neue Pflanzen - entdeckt man<br />

folgende Stelle: „Asplenium fontanum (L.) Bernh. Quellen-Streifenfarn. Die Heimat<br />

dieser Felspflanze sind die unteren und mittleren Regionen der Kalkgebirge Südwesteuropas<br />

bis zum mittleren Schweizer Jura. Nach Dr. Karl Bertsch wanderte der<br />

Quellen-Streifenfarn schon im Tertiär oder im frühen Diluvium in Süddeutschland<br />

ein, konnte aber die folgenden Eiszeiten nur an wenigen klimatisch günstigen<br />

Wohnplätzen überstehen. Darum gehört er in Deutschland zu den großen Seltenheiten.<br />

An zwei Standorten am Westrand des Schwarzwaldes, bei Rheinweiler und<br />

am Hirschsprung im Höllental, ist er seit Jahrzehnten verschwunden. So war der<br />

1865 von Deffner, Fabrikant in Eßlingen, entdeckte Standort an der ‚Jungfrau‘ bei<br />

Ueberkingen der einzige deutsche Fundort für lange Zeit. Als ich Mitte Juli 1930 bei<br />

<strong>Geislingen</strong> a. St. nach Habichtskräutern suchte, fiel mir Melica transsilvanica Schur,<br />

das Siebenbürgische Perlgras, in die Hände. Während ich nun Fels um Fels abkletterte,<br />

um den Umfang dessen Vorkommens festzustellen, fand ich an einer leicht<br />

beschatteten, niederen Felswand den Quellen-Streifenfarn. An dem neuen Standort<br />

wurzeln auf Felsgesimsen und in Felsspalten etwa 60 Pflanzen in Gesellschaft von<br />

Hieracium humile Jacq. und Melica nebrodensis Pari.“ Wir verdanken somit Karl<br />

Müller nicht nur die Entdeckung des Standorts an den Steigfelsen, sondern auch die<br />

erste Bestandsaufnahme in einem unserer Biotope.<br />

In der Folge findet sich in den Regional- und Landesfloren die Nennung beider<br />

Standorte (<strong>Geislingen</strong>, Überkingen), so beispielweise in Gradmanns vierter Auflage<br />

seines „Pflanzenlebens“ 1950, in der „Ulmer Flora“ von Hugo Rauneker (1984) oder<br />

im Standardwerk „Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs“, herausgegeben<br />

vom gebürtigen Geislinger Oskar Sebald und Siegmund Seybold, Georg<br />

Philippi, Arno Wörz (1990).<br />

Die wertvollsten aktuellen Aufzeichnungen<br />

bezüglich unseres Farnes und seiner<br />

Verbreitung im Geislinger Raum sind<br />

zweifellos jene von Ludwig Walderich<br />

aus Gingen/Fils. In seinem (bisher) unveröffentlichten<br />

Buch „Felspflanzen des<br />

Landkreises Göppingen“, finden wir erste<br />

Notizen zu Asplenium fontanum bereits<br />

aus dem Jahr 1967 - zuerst zu den Michelsbergstandorten, später auch zu denen<br />

an den Steigfelsen am Hofstetter Hang. Durch seine enge Bekanntschaft mit dem<br />

Geislinger Botaniker Dr. Rudolf Hauff hat er auch von den Farn-Standorten am<br />

80 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Auszug aus den Notizen Ludwig Walderichs<br />

zur Kartierung des Jura-Streifenfarns im<br />

Geislinger Raum. Die Grafik zeigt nur einen<br />

groben Schnitt der stattgefundenen Begehungen,<br />

die regelmäßig stattgefunden haben<br />

(und weiterhin durchgeführt werden); dass es<br />

kaum möglich ist, dabei jedesmal alle Biotope<br />

gleichzeitig zu berücksichtigen, mag jeder<br />

nachvollziehen können, der das Gelände<br />

kennt, in dem Asplenium fontanum wohnt.<br />

Hofstetter Hang erfahren – als Mitarbeiter<br />

an Raunekers „Ulmer Flora“ war Dr.<br />

Hauff die Entdeckung Karl Müllers natürlich<br />

bekannt. Diese Information mag<br />

für Ludwig Walderich die Initialzündung<br />

gewesen sein, sich intensiv mit der<br />

Felsflora und vor allem mit Asplenium<br />

fontanum im Landkreis auseinanderzusetzen.<br />

Fels um Fels hat er besucht und<br />

kartiert und so erfahren wir unter dem<br />

Datum 30. Januar 1993 von einem weiteren<br />

Vorkommen von Asplenium fontanum<br />

auf dem Helfenstein! Es ist zweifelsfrei<br />

das Verdienst Ludwig Walderichs, dass<br />

die Vorkommen unseres Farns und deren<br />

Entwicklung im letzten Vierteljahrhundert<br />

lückenlos dokumentiert wurden.<br />

Die nebenstehende Grafik gibt hierüber<br />

auszugsweise einen Überblick.<br />

Die heimischen Standorte<br />

Lassen wir hinsichtlich unserer fontanum-Biotope<br />

zunächst die Wissenschaft<br />

zu Wort kommen:<br />

Erich Oberdorfer, der große Pflanzensoziolge,<br />

beschreibt 1977 in seinem Werk<br />

„Süddeutsche Pflanzengesellschaften“<br />

die Vorlieben unseres Farns wie folgt:<br />

„8. Ass.: Asplenio-Cystopteridetum fragilis<br />

[...] Blasenfarn-Gesellschaft [...] Fugengesellschaft<br />

feuchter, basenreicher,<br />

meist kalkführender Felsen oder Mauern<br />

mit einer optimalen Ausbildung in der<br />

montanen und hochmontanen Stufe. [...] Die Mittelgebirgsform [...] enthält in der<br />

Schwäb. Alb und im Südschwarzwald (Höllental) als seltene Einstrahlung aus SW-<br />

Europa Asplenium fontanum. [...].<br />

In den „Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs“ lesen wir: „An beschatteten,<br />

mäßig trockenen bis mäßig frischen Spalten von Kalkfelsen, meist in ± warmer<br />

Lage, zusammen mit Asplenium trichomanes, im Gebiet ohne frischeliebende Arten<br />

wie Cystopteris fragilis, wird als Kennart des Asplenio-Cystopteridetum angegeben,<br />

wohl aber eher Kennart einer eigenen (mehr trockenheitsliebenden) Assoziation.“<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

81


Die Essenz bezüglich der Vorlieben unseres Protagonisten lautet: Kalkfelsen mit<br />

westlicher Ausrichtung, relative Wärme der Biotope mit gleichzeitiger lichter Beschattung<br />

(fehlt diese, kann er ausnahmsweise auch in nordwärts ausgerichteten Lebensräumen<br />

siedeln) und eine gewisse Luftfeuchte; vor allem im Herbst, wenn die<br />

Brenz- und Donaunebel um die Kanten unserer Berge streichen, wird sich unser<br />

Farn wohlfühlen. Man mag kaum glauben, welche Rolle diese Luftfeuchte spielt -<br />

die im Sommer <strong>2020</strong> darbenden und hoffnungslos vertrocknet scheinenden Pflanzen<br />

gegenüber der Kaiserwandbalme am Fuß der Jungfrau zeigten sich am 18. Oktober<br />

desselben Jahres frisch ergrünt.<br />

Wirklich vergesellschaftet ist unser Farn nur mit seinen beiden Geschwistern Brauner<br />

Streifenfarn (Asplenium trichomanes) und Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) -<br />

und diversen Moosen und Flechten, die man regelmäßig in seinen Biotopen beobachten<br />

kann. Sie dürften für seinen Wasserhaushalt eine wichtige Rolle spielen.<br />

Unser Farn und seine Geschwister (Foto vom 4. 10. <strong>2020</strong>, Hofstetter Hang):<br />

Jura-Streifenfarn Braunstieliger Streifenfarn Mauerraute<br />

82 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Flechten und Moose an den Asplenium-fontanum-Standorten.<br />

Bedacht wird unser Farn von einer ganzen Reihe verschiedener Baumarten wie Buche<br />

(Fagus sylvatica), Esche (Fraxinus excelsior), Sommer-Linde (Tilia platyphyllos),<br />

Stieleiche (Quercus robur), Mehlbeere (Sorbus aria), an den Steigfelsen ist ein schönes<br />

Exemplar des Wildapfels (Malus sylvestris) dabei. Liguster (Ligustrum vulgare),<br />

Schneeball (Viburnum lantana), Geißblatt (Lonicera xylosteum) und Weißdorn (Crataegus<br />

monogyna & laevigata) sind weitere begleitende Gehölze im Biotop. Hier und<br />

da finden sich, an für sie günstigen Stellen, Elemente der Steppenheide und des<br />

Steppenheidewaldes - diese Biotope sind den Asplenium-Standorten nächstbenachbart:<br />

Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora), Palmblättrige Nieswurz (Helleborus<br />

foetidus), Aufrechter Ziest (Stachys recta), Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria);<br />

an der Jungfrau auch Kleine Wiesenraute (Thalictrum minus), an den Steigfelsen<br />

Berg-Flockenblume (Centaurea montana) und Breitblättriges Laserkraut (Laserpitium<br />

latifolium). Diverse Habichtskräuter, vor allem das Niedrige Habichtskraut<br />

(Hieracium humile), und bekannte Arten wie Günsel (Ajuga reptans) oder Haselwurz<br />

(Asarum europaeum) sind vereinzelt zu sehen und ab und an auch echte Felsbewohner<br />

wie Weißer Mauerpfeffer (Sedum album), letzterer aber meist steril, weil er hier an<br />

der Grenze seiner Möglichkeiten (was v. a. die Lichtverhältnisse anbelangt) nur dahinvegetieren<br />

kann. Sie alle sind aber nur zufällige Begleiter des Jura-Streifenfarns<br />

und keine echten Mitglieder seiner Pflanzengesellschaft.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

83


Locus classicus von Asplenium fontanum in<br />

der Geislinger Gegend:<br />

Bild oben rechts: Jungfraugipfel, Ansicht von<br />

Nordosten (18. 10. <strong>2020</strong>).<br />

Bild oben links: An der Rampe der Jungfrau,<br />

direkt am Pfad, fand sich früher das am<br />

leichtesten zugängliche Vorkommen von<br />

Asplenium fontanum, wie Dr. Rudolf Hauff<br />

im Jahr 1975 Ludwig Walderich mitgeteilt<br />

hat. Schon damals wuchsen dort aber keine<br />

Pflanzen mehr; sie wurden wohl vollends in<br />

der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wegherbarisiert<br />

(Foto von Ludwig Walderich,<br />

12. 2. 2008).<br />

Bild unten: Nur am Fuß der Rampe haben<br />

bis heute einige wenige Pflanzen überlebt<br />

(23. 2. 2019).<br />

Oben v. l. n. r: Südlich vorgelagerte, nordwärts gerichtete kleine<br />

Felswand mit Asplenium fontanum - westliche Felswand als<br />

Verbindung zur Kaiserwandbalme - südgerichtete Kaiserwandbalme<br />

(siehe auch Seite 74 – Fotos vom 18. 10. <strong>2020</strong>).<br />

84 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Fotos aus dem Jungfraugebiet:<br />

Oben links: Blick in die Felswand gegenüber<br />

der Kaisewandbalme (18. 10. <strong>2020</strong>).<br />

Oben rechts: In engsten Felsritzen wurzelnde<br />

Farnpflanzen zeigen die Gesteinsschichtung<br />

an (18. 10. <strong>2020</strong>).<br />

Links unten: Im abschüssigen Gelände unterhalb<br />

der Jungfrau finden sich weitere Felsen<br />

mit Farnvorkommen (23. 2. 2019).<br />

Rechts unten zwei historische Aufnahmen<br />

von Ludwig Walderich aus dem Jungfraugebiet<br />

- oben 1. 1. 1967, unten 31. 8. 1969.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

85


Foto von Ludwig Walderich (2002): Es zeigt<br />

die Lage der Farn-Felsen am Hofstetter Hang,<br />

die mit Ihren Füßen auf einer wie mit dem<br />

Lineal gezogenen Linie stehen (grüne Markierungen).<br />

Direkt unterhalb erkennt man parallel<br />

dazu Sicherungsbauten der Bahn. Asplenium fontanum am 9. Januar 1993,<br />

Hofstetter Hang, Foto Ludwig Walderich.<br />

Felskrone mit prächtigen Pflanzen, Hofstetter<br />

Hang (4. 10 .<strong>2020</strong>).<br />

4. 1. <strong>2020</strong>, Hofstetter Hang:<br />

Oben - Blick auf die Blattunterseite.<br />

Unten: Im Übergangsbereich einer Spritzbetonsicherung<br />

zum natürlichen Fels siedeln<br />

A. fontanum, trichomanes und ruta-muraria.<br />

86 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


Die Mischung aus natürlich anstehenden<br />

Felsen und Sicherungsbauten der Bahn<br />

prägt das Erscheinungsbild des Farnbiotops<br />

am Hofstetter Hang (Fotos 2019, <strong>2020</strong>).<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

87


Das Vorkommen beim Helfenstein ist auf<br />

einen Felsen beschränkt (3. 10. <strong>2020</strong>).<br />

Gefährdung und Schutz<br />

Dass bei einem derart begrenzten Vorkommen, wie es Asplenium fontanum in<br />

Deutschland besitzt, eine potentielle Gefährdung durch natürliche Ereignisse besteht,<br />

ist zweifelsohne leicht nachvollziehbar. Die Lage der Biotope am Nordtrauf<br />

unserer Schwäbischen Alb steigert diese Gefahr noch, denn der „Riese auf tönernen<br />

Füßen“ neigt ja gerade dort (und somit auch bei uns) zu Erdrutschen und Felsstürzen.<br />

Die Hausener Wand liefert hierfür prominentes Anschauungsmaterial. Und<br />

doch sind solche Ereignisse für uns vernachlässigbar, denn wir können sie nicht<br />

beeinflussen, und sie spielen sich in Zeiträumen ab, die für unsere Vorstellung und<br />

Wahrnehmung kaum greifbar sind.<br />

Weitaus gravierender sind die Folgen menschlichen Handelns. Bisher konnte unser<br />

Farn in seinen der wirtschaftlichen Nutzung weitgehend entzogenen Habitaten der<br />

profitorientierten Landschafts-Verbesserungswut entkommen. Die Folgen des Lufteintrags<br />

von Düngemitteln, Pestiziden, Abgasen und anderen menschengemachten<br />

Giftstoffen muss aber auch er schon ertragen. In Verbindung mit dem bedenklichen<br />

Zustand des Waldes, der besonders seit den letzten beiden Jahren arg unter der<br />

Trockenheit durch fehlende Niederschläge zu allen Jahreszeiten und den höheren<br />

Durchschnittstemperaturen in unseren Breiten leidet, ergeben sich ganz neue Gefahren:<br />

An den Jura-Streifenfarn-Standorten drohen mehr und mehr Bäume abzugehen,<br />

die bisher für die Beschattung des Farns gesorgt haben. Das bringt, neben<br />

dem Lichtstress für Asplenium, in der Folge das Problem mit sich, dass nährstoffliebende<br />

Pflanzen an den „aufgedüngten“ Standorten in vermehrten Lichtgenuss kom-<br />

88 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


men und nunmehr dort gedeihen können,<br />

wo sie früher nie zu finden waren.<br />

Beispiele hierfür sind Brennessel (Urtica<br />

dioica) oder Knoblauchsrauke (Alliaria<br />

petiolata), die inzwischen an vielen Felsen<br />

und in deren unmittelbarer Umgebung<br />

zu finden sind. Sollten sie in die Farnbiotope<br />

eindringen, wären die Asplenium-<br />

Pflanzen der wuchskräftigen Konkurrenz<br />

hoffnungslos unterlegen. Gleiches<br />

gilt auch für Waldrebe (Clematis vitalba)<br />

und Liguster (Ligustrum vulgare) - der<br />

Diplom-Biologe und Artenschutzbeauftragte<br />

des Landes, Peter Banzhaf, sieht<br />

hier eine Entwicklung, die genau zu beobachten<br />

ist. Gegebenenfalls sind hier<br />

Eingriffe nötig, um die Felsen freizuhalten,<br />

so wie das leider bereits in zahlreichen<br />

Felsgebieten der Alb zur Bewahrung<br />

der Fels- und Steppenheideflora<br />

praktiziert werden muss. Der in seinen<br />

Augen durchaus denkbare Verlust der<br />

Biotope hat ihn dazu veranlasst, im<br />

nächsten Jahr Sporen von den heimischen<br />

Populationen zu sammeln und in<br />

Erhaltungskultur in den Botanischen<br />

Garten Ulm zu geben, um das Genom<br />

der Pflanzen des Geislinger Raumes zu<br />

sichern.<br />

Glücklicherweise spielt die Gefährdung<br />

durch die naturkonsumierende Massenfreizeitgesellschaft<br />

noch nicht die Rolle<br />

wie für die Pflanzenwelt an unseren heimischen<br />

Aussichts- und Kletterfelsen.<br />

Die Felsen von Asplenium fontanum sind<br />

beinahe alle zu niedrig zum Klettern<br />

(mit einigen Ausnahmen an der Hausener<br />

Wand) und liegen meist im Wald,<br />

der die Aussicht stark beeinträchtigt.<br />

Auch die stetig wachsende Gemeinde<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

der Geocacher scheint die Biotope noch<br />

weitgehend unberührt zu lassen. Alles in<br />

allem können wir, was die Lebensbedingungen<br />

für unseren Farn anbelangt, derzeit<br />

ein vorsichtig optimistisches Fazit<br />

ziehen - der Weg dorthin war allerdings<br />

kein einfacher, wie den Aufzeichnungen<br />

von Ludwig Walderich auszugsweise zu<br />

entnehmen ist:<br />

„21. 8. 2002 - Notizen einer Begehung der<br />

Hausener Felsen [...]: Grund der Begehung:<br />

Zurückdrängung der Baum- und<br />

Strauchflora an verschiedenen Felsen für<br />

die Lebensräume von Zygaene fausta an<br />

der Berg-Kronwicke und des Wellenriemenspanners<br />

an der Kleinen Wiesenraute.<br />

Besichtigung der Situation von Asplenium<br />

fontanum an der Mondscheinwand<br />

89


nach der Entfernung der Bäume. Walderich<br />

weist auf den Lichtstress des Farnes<br />

hin. Dies wurde allgemein bedauert.<br />

Beschluß: Bäume und Sträucher nur an<br />

den Felsen oberhalb noch mehr zurückdrängen<br />

und dabei Eichen und Rosen<br />

schonen, um Thalictrum minus und Coronilla<br />

coronata zu fördern.(...)<br />

In der Rinne östlich der Amazone sind<br />

weitere Auslichtungen geplant, um die<br />

Berg-Kronwicke zu fördern. Allerdings<br />

nicht am Asplenium fontanum-Standort<br />

des Amazonenfelsens und am unteren<br />

Jungfrau-Standort. Besichtigung der<br />

Asplenium-Felsen unterhalb der Balme<br />

des Kaiserwändle.<br />

Beschluß: In diesem Bereich werden keine<br />

Bäume entfernt(...)<br />

„25. 8. 2003 - Begehung des Helfenstein-<br />

Standortes mit den Herren des Forstamtes<br />

<strong>Geislingen</strong>, [...] und Walderich.<br />

Beschluß: Zur Abgrenzung des Standortes<br />

werden die beiden Trampelpfade, die<br />

zum Standortfels führen, mit Schwarzdorngesträuch<br />

geschlossen. Die Junpflanzen<br />

von Sorbus aria, Fraxinus excelsior,<br />

Viburnum lantana in der Umgebung des<br />

Standortes werden nicht geschlagen, damit<br />

sie für den Fall des Absterbens der<br />

beschattenden Buche als schattengebende<br />

Bäume bereit stehen.“<br />

„25. 8. 2003 - Besichtigung der Standorte<br />

am Hofstetter Hang mit den Herren des<br />

Forstamtes <strong>Geislingen</strong> [...] und Walderich.<br />

Beschluß: Der Wald gehört der Bundesbahn,<br />

so dass nur über einen zu findenden<br />

Ansprechpartner eine Einwirkungsmöglichkeit<br />

besteht. Es soll angestrebt<br />

werden, dass die eventuelle künftige<br />

Ausforstung der hangabwärts stehenden<br />

großen Buchen in der Weise geschieht,<br />

dass die, in dem sich bewegenden Steilhang<br />

geringer wachsenden Buchen und<br />

Eschen, stehen bleiben. Der Lichteinfall<br />

von unten könnte dann eine Naturverjüngung<br />

im lichten Wald des Steilhanges<br />

fördern.“<br />

Kurz berichtet sei noch vom bis dato<br />

jüngsten Vorgang um unseren Farn an<br />

den Steigfelsen am Hofstetter Hang:<br />

Nachdem der Autor im Frühsommer des<br />

Jahres bei einer weiträumigen Begehung<br />

des Areals (außer Asplenium fontanum<br />

wachsen in diesem Gebiet noch viele andere<br />

interessante Pflanzen) festgestellt<br />

hatte, dass vorangegangenen Winter südlich<br />

der Farn-Standorte tüchtig ausgeholzt<br />

worden war, stand zu befürchten,<br />

dass auch im Bereich der Farnfelsen<br />

Forstarbeiten anstehen könnten und dadurch<br />

die Lebensbedingungen des Farns<br />

verschlechtert werden könnten. Nach<br />

Rücksprache mit Ludwig Walderich<br />

wurden die untere Naturschutzbehörde<br />

des Landkreises unter der Leitung von<br />

Ulrich Lang und der bereits erwähnte<br />

Artenschutzbeauftragte Peter Banzhaf<br />

unterrichtet. Herr Lang hat daraufhin<br />

schnell den für die Geislinger Steige zuständigen<br />

Leiter der Verkehrssicherung<br />

bei der Deutschen Bahn ausfindig gemacht<br />

und einen Begehungstermin vereinbart:<br />

Am 23. September <strong>2020</strong> trafen<br />

sich daraufhin Ludwig Walderich, Ulrich<br />

Lang, Peter Banzhaf, Mirko Rink (Deutsche<br />

Bahn) und der Autor zur Besichtigung<br />

des Hofstetter Hangs.<br />

Ganz persönlich erinnert sich der Verfasser<br />

bis heute gerne an den Termin:<br />

Nachdem Herr Rink beim Aufstieg ein-<br />

90 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


deutig klar gemacht hatte, dass seine Priorität verständlicherweise auf der Sicherung<br />

der Bahnstrecke liegt, stellte sich recht schnell heraus, dass er andererseits im Rahmen<br />

seiner Möglichkeiten den Schutz unserer Natur sehr wichtig nimmt und sich<br />

über die Informationen bezüglich Asplenium fontanum in seinem Zuständigkeitsbereich<br />

sehr gefreut hat. Nach Darlegung der Situation machte Herr Rink schließlich<br />

das Angebot, den wichtigsten Bereich unterhalb der Felsen mit den beschattenden<br />

Bäumen der natürlichen Entwicklung (inklusive Abgang altersschwacher Bäume) zu<br />

überlassen, da er dies durch die hangabwärts vorhandenen, mehrfach installierten<br />

Sicherungseinrichtungen verantworten könne. Sowohl für den amtlichen als auch<br />

den privaten Naturschutz dürfte das ein bemerkenswertes Ergebnis sein, denn die<br />

Vorstellungen der beteiligten Parteien in solchen Situationen sind ja erfahrungsgemäß<br />

meist nur mit Schwierigkeiten unter einen Hut zu bekommen. Nebenbei erweiterte<br />

der Termin auch den Bildungshorizont der grünen Kerle, denn Herr Rink<br />

wusste in anschaulicher Weise aus Bahngeschichte und -gegenwart zu berichten. So<br />

ist als Fazit aus diesem Termin - neben der hoffnungsvollen Aussichten an den<br />

Steigfelsen für unseren Farn - die genauso wichtige Erkenntnis mitzunehmen, dass<br />

es miteinander zu reden gilt: Sachlich, nüchtern, unaufgeregt und nicht immer nur<br />

auf den eigenen Vorteil bedacht. So einfach und erfreulich kann Naturschutz also<br />

auch sein!<br />

Wie mag wohl die Zukunft unseres Farns global aussehen? Einen beachtenswerten<br />

Gedanken findet man in der Veröffentlichung „Present, past and future of the<br />

European rock fern Asplenium fontanum: [...]“ von Nadia Bystriakova et al. hinsichtlich<br />

unseres wärmer werdenden Klimas: In seinem Hauptverbreitungsgebiet in Südfrankreich<br />

und Ostspanien könnte es ihm bald zu warm werden, so dass er gezwungen<br />

wäre, sich weiter nördlich geeignete<br />

Plätze zu suchen. Sein schlechtes Vermögen<br />

zur Fernausbreitung haben wir schon<br />

angesprochen. Somit ergibt sich für das<br />

nördlichste Vorkommen im Geislinger<br />

Raum ein ganz neuer wichtiger Aspekt -<br />

es könnte für unseren Farn das Sprungbrett<br />

nach Norden sein, sollten sich dort<br />

neue geeignete Wohnorte etablieren. So<br />

bestünde die Möglichkeit für ihn, der ja<br />

offensichtlich keine weiten Strecken mit<br />

seinen Sporen zurücklegt, in kleinen<br />

Schritten neues Terrain erobern.<br />

<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />

Asplenium fontanum im Winterkleid auf dem<br />

Helfenstein, Dreikönigstag <strong>2020</strong>.<br />

91


Mein herzlicher Dank geht an Ludwig Walderich, Gingen/Fils. Er hat mir Fotos und vor<br />

allem seine wertvollen Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt und meine Kenntnisse bei<br />

gemeinsamen Begehungen und Disksussionen vertieft.<br />

Verwendete Schriften:<br />

BENNERT, Dr. H. Wilfried et al. - Der Erstnachweis des Jura-Streifenfarns (Asplénium fontanum [L.]<br />

Bernh.) für Nordrhein-Westfalen. Osnabrück, Tuexenia - Mitteilungen der floristisch-soziologischen<br />

Arbeitsgemeinschaft, NS 4: 3 - 7, 1984.<br />

BYSTRIAKOVA, Nadia et al. - present, past and future of the European rock fern Asplenium fontanum:<br />

combining distribution modelling and population genetics to study the effect of climate change on<br />

geographic range and genetic diversity. Oxford, Annals of Botany 113: 453 - 465, 2014.<br />

ENGEL, Dr. Theodor - Botanischer und geologischer Anhang in G. Weitbrecht - Wanderungen durch<br />

<strong>Geislingen</strong> und seine Umgebung. <strong>Geislingen</strong>, Selbstverlag des Verfassers, Druck Maurer, 1896.<br />

GRADMANN, Robert - Das Pflanzenleben der Schwäbischen Alb. Verlag des Schwäbischen<br />

Albvereins e. V. Stuttgart, 1898 (1. Aufl.), 1900 (2. Aufl.), 1936 (3. Aufl.), 1950 (4. Aufl.).<br />

v. KIRCHNER, Dr. Oskar & Prof. Julius EICHLER - Exkursionsflora für Württemberg und<br />

Hohenzollern. Stuttgart, Ulmer, 1913.<br />

LEOPOLD, L. Johann Dietrich - Deliciae Sylvestres Florae Ulmensis oder: Verzeichnuß deren<br />

Gewaechsen / welche um deß H. Roem. Reichs Freye Stadt Ulm in Aeckern / Wiesen / Felsen /<br />

Waeldern / Wassern / etc. etc. ungepflanzt zu wachsen pflegen. Ulm, C. Wohler, 1728.<br />

v. MARTENS, Georg - Kurzmitteilungen B. Botanische Sammlung in Jahreshefte des Vereins für<br />

vaterländische Naturkunde in Württemberg. Stuttgart, 22. Jahrgang: 8, 1866.<br />

MAYER, Adolf - Exkursionsflora der Universität Tübingen. Tübingen, Tübinger Chronik, 1929.<br />

MÜLLER, Karl - Beiträge zur Kenntnis unserer heimischen Farn- und Blütenpflanzen.<br />

1. Nachtrag. Dornstadt, 1940.<br />

NIETO, Alberto Herrero - Estudio biosistemático de Asplenium foreziense LEGRAND ex CIRAUDIAS<br />

y táxones relacionados (Aspleniaceae, Pteridophyta). Madrid, Doktorarbeit, 1998.<br />

OBERDORFER, Erich (Hrsg.) - Süddeutsche Pflanzengesellschaften, Teil I. Stuttgart, New York,<br />

Gustav Fischer, 1977.<br />

RABENHORST, Dr. L. (Hrsg.) - Kryptogamen-Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />

3. Band, bearbeitet von Dr. Christian LUERSSEN - Die Farnpflanzen. Leipzig, Kummer, 1889.<br />

RAUNEKER, Hugo - Ulmer Flora. Mitteilungen des Vereins für Naturwissenschaft und Mathematik,<br />

Ulm/Donau, 33. Heft 1984.<br />

SCHMEIL, Prof. Dr. Otto & Jost FITSCHEN - Flora von Deutschland. Quelle & Meyer, 1934.<br />

SCHULZE, Gerhard et al. - Der Jura-Streifenfarn Asplenium fontanum (L.) Bernh. - ein Erstnachweis<br />

für die Pfalz. Bad Dürkheim, Mitteilungen der Pollichia, 89: 251 - 254, <strong>2020</strong>.<br />

SEBALD, Oskar, Siegmund SEYBOLD, Georg PHILIPPI, Arno WÖRZ (Hrsg.) - Die Farn- und<br />

Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band I. Stuttgart, Ulmer, 1990.<br />

WALDERICH, Ludwig - Felspflanzen des Landkreises Göppingen. Gingen/Fils, unveröffentlicht, 2013.<br />

WELK, Erik - Arealkundliche Analyse und Bewertung der Schutzrelevanz seltener und gefährdeter<br />

Gefäßpflanzen Deutschlands. Halle/Saale, Dissertation, 2001.<br />

Markus Bernath<br />

92 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige


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