BNAN BG Geislingen, Jahresbericht 2020
Jahresbericht 2020 der Bezirksgruppe Geislingen/Steige des Bund Naturschutz Alb-Neckar e.V.
Jahresbericht 2020 der Bezirksgruppe Geislingen/Steige des Bund Naturschutz Alb-Neckar e.V.
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NATUR<br />
SCHUTZ<br />
Bund Naturschutz Alb-Neckar e. V. Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
JAHRESBERICHT <strong>2020</strong> 40
Aus dem Inhalt<br />
BITTE UM BESONDERE BEACHTUNG!<br />
Mitgliederversammlung 2021<br />
AUS DEM VEREINSGESCHEHEN <strong>2020</strong><br />
Bericht von der Mitgliederversammlung am 13. März <strong>2020</strong><br />
Unsere Verstorbenen, neue Mitglieder, Mitgliederstand<br />
Überblick über die <strong>BNAN</strong>-Tätigkeiten <strong>2020</strong><br />
Naturschutzarbeit und Beteiligungen <strong>2020</strong><br />
Beteiligungen bei unseren Arbeitseinsätzen <strong>2020</strong><br />
Arbeitsgebiete <strong>2020</strong>, Referenten und Organisatoren des Jahres<br />
Amphibienwanderungen <strong>2020</strong><br />
Nachruf Josef Herzl<br />
Rückblick auf unsere <strong>2020</strong>er-Pflegesaison<br />
<strong>BNAN</strong> - virtuell<br />
Wozu das Ganze?<br />
Ackerkräuter an der Hungerhalde bei Hausen<br />
BERICHTE UNSERER MITGLIEDER<br />
Antonias Wiesenjahr<br />
Schatz im Christental - Die Borstige Glockenblume<br />
Der Jura-Streifenfarn (Asplenium fontanum)<br />
2<br />
3<br />
7<br />
8<br />
11<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
19<br />
22<br />
32<br />
35<br />
62<br />
66<br />
DAS JAHR 2021<br />
Informationsabende, Exkursionen und Wanderungen sowie<br />
<strong>BNAN</strong>-Biotoppflege 2021 finden Sie wieder in der Heftmitte.<br />
IMPRESSUM: Bund NATURSCHUTZ ALB-NECKAR e.V. Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
Schriftleitung:<br />
Markus Kückenwaitz<br />
Christoph Bernath<br />
Eberhard Wurster<br />
Öchslinstraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
Parkstraße 3, 73312 <strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
Mühlweg 13, 73340 Amstetten<br />
Heftgestaltung & Layout: Markus Kückenwaitz, Markus Bernath<br />
Druck: Kopier- und Werbezentrum <strong>Geislingen</strong>, Bahnhofstraße 41, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />
Bilder: Sofern bei den Abbildungen nicht anders vermerkt von Eberhard Wurster, Michael Nowak,<br />
Hubert Natter, Markus Kückenwaitz, Theo Banzhaf, Ludwig Walderich, Markus Bernath<br />
Für den Inhalt der Artikel sind die Autoren verantwortlich.<br />
© 2021, alle Rechte vorbehalten. Jegliche Verwertung außerhalb der engen Grenzen des<br />
Urheberrechtsgesetzes wie Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verarbeitung in elektronischen<br />
Systemen usw. ist nicht gestattet und ohne schriftliche Zustimmung der Schriftleitung unzulässig.<br />
Bankverbindung: Kreissparkasse Göppingen<br />
IBAN: DE58 6105 0000 0005 1642 02 BIC: GOPSDE6GXXX<br />
Spendenkonto: Bund Naturschutz Alb-Neckar e. V., Kreissparkasse Reutlingen<br />
IBAN: DE31 6405 0000 0000 5777 60 BIC: SOLADES1REU<br />
www.bnan-geislingen.de
Liebe Mitglieder des <strong>BNAN</strong>,<br />
liebe Naturfreunde,<br />
Im Dezember <strong>2020</strong><br />
die Corona-Pandemie hält die Welt nach wie vor in Atem. Auch wenn<br />
jetzt die ersten Impfungen begonnen haben, wird es nach unserer Einschätzung<br />
doch noch eine Weile dauern, bis wieder unbeschwerte Versammlungen<br />
stattfinden können. Zum Zeitpunkt der Erstellung unseres<br />
Jahresprogrammes im vergangenen September war die Welt noch optimistisch,<br />
dass eine weitere Welle ausbleiben werde. Doch die Wirklichkeit<br />
hat uns nur allzu bald wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.<br />
Beim Blick in unser Jahresprogramm 2021 werden Sie daher<br />
feststellen, dass wir vor September keine Infoveranstaltungen im Saal<br />
der Feuerwehr von Bad Überkingen anbieten (Achtung: in einigen Programmen<br />
wird noch eine Mitgliederversammlung im März aufgeführt.<br />
Dieser Termin entfällt!)<br />
Wie mit den geplanten Exkursionen und Wanderungen im Frühjahr verfahren wird, soll<br />
kurzfristig entsprechend den gesetzlichen Vorschriften unserer Landes- und Bundesregierung<br />
entschieden werden. Bitte informiert Euch auch auf unserem Internetauftritt:<br />
www.bnan-geislingen.de.<br />
Stand heute sind wir auch für 2021 zuversichtlich, die Biotoppflegearbeiten, vielleicht<br />
manchmal etwas modifiziert, auf jeden Fall durchführen zu können. Daher wollen wir auch<br />
bei den diesjährigen Arbeiten keine Abstriche machen.<br />
Unsere eingeplanten Biotoppflegearbeiten konnten wir in <strong>2020</strong> alle erledigen. Es gab zwar<br />
Einschränkungen, vor allem beim gemütlichen Abschluss danach. Das tat natürlich weh!<br />
Aber an der frischen Luft und mit genügend Abstand war ein Arbeiten möglich. Auch wurde<br />
auf Wunsch Desinfektionsmittel bereitgehalten. Und diejenigen, die sich entschieden haben,<br />
auch unter diesen besonderen Bedingungen bei wichtigen Biotop-Arbeiten mitzuhelfen,<br />
haben ihr Kommen sicher nicht bereut.<br />
Ein Jahresheft gibt es jedenfalls wieder. Mit der Nummer 40 haben die Macher wieder keine<br />
Mühen gescheut und in ihrem „home office“ das vor Ihnen liegende, wie ich finde, sehr gelungene<br />
Werk mit interessanten Beiträgen geschaffen. Ich danke allen, die dazu beigetragen<br />
haben. Ich danke auch allen, die das Jahr über mitgearbeitet haben, die unserem <strong>BNAN</strong><br />
auch in diesen schwierigen Zeiten treu geblieben sind. Wir haben aber auch volles Verständnis<br />
dafür, wenn sich in diesen Zeiten mancher zurückhält mit seinem Engagement beim<br />
<strong>BNAN</strong>.<br />
Ich wünsche Ihnen/Euch allen eine gute Zeit. Bleiben Sie gesund, kommt gut durch die<br />
Pandemie. Dann sehen wir uns auch im Jahr 2021 wieder in unserer schönen Natur.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
Markus Kückenwaitz<br />
Leiter der Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
1
Die Einladung zur<br />
Mitgliederversammlung 2021<br />
…sollte eigentlich an dieser Stelle erscheinen. Im Gesamtprogramm für den <strong>BNAN</strong><br />
(grünes Heft) wird noch als Termin der 12. März genannt. Am 13. März wäre dann<br />
die Mitgliederversammlung des Gesamt-<strong>BNAN</strong> in Münsingen gewesen.<br />
Diese Veranstaltung wurde vom <strong>BNAN</strong>-Vorstand zwischenzeitlich auf einen Septembertermin<br />
verschoben. Die aktuelle Corona-Lage erforderte diesen Schritt und<br />
die Vorhersagen bzw. Erwartungen sind für den Herbst weitaus günstiger. Von diesen<br />
Hoffnungen getragen, haben wir uns von der <strong>BG</strong> <strong>Geislingen</strong> daher ebenso entschieden.<br />
Unsere Gruppe wird dabei von keinen Zwängen getrieben, da eine Mitgliederversammlung<br />
für eine Bezirksgruppe nun mal nicht zwingend ist, soweit<br />
nicht gerade Wahlen stattfinden. Auf einen Termin oder eine Absage wollen wir<br />
daher an dieser Stelle noch verzichten und die Lage kurzfristig beurteilen.<br />
Ich möchte bei dieser Gelegenheit nochmals darauf hinweisen, immer wieder mal<br />
auch einen Blick auf unsere Homepage zu werfen: www.bnan-geislingen.de<br />
Diese wird von Eberhard Wurster vorbildlich gepflegt und ist immer aktuell. Neben<br />
abwechslungsreichen Berichten von unseren Arbeiten und Wanderungen werden<br />
auch immer frühzeitig Programmänderungen eingestellt. Die neuen Medien erlauben<br />
es: In kurzer Zeit kann man mit relativ wenig Aufwand und kostengünstig viele<br />
Leute erreichen und mit Informationen versehen. Ich möchte daher auf einen Aufruf<br />
hinweisen, den sie im aktuellen Jahresmitgliederheft 1/2021 des <strong>BNAN</strong> genauer<br />
beschrieben finden:<br />
Teilen Sie uns ihre E-Mail-Adresse mit und wir können dann über Sammelmails<br />
auch kurzfristig mit Ihnen in Kontakt treten. Dies haben wir bereits während des<br />
ersten Lockdowns so gemacht, doch war der Teilnehmerkreis damals wegen fehlender<br />
Adressen noch recht gering. Die Aktion ist selbstverständlich freiwillig und<br />
datenschutzkonform.<br />
Bei Interesse senden Sie einfach eine Mail an info@bnan-geislingen.de mit dem<br />
Betreff „Sammelmail“. Wir nehmen Sie dann in den E-Mail-Verteiler auf.<br />
2 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Aus dem Vereinsgeschehen <strong>2020</strong><br />
Bericht von der Mitgliederversammlung am 13. März <strong>2020</strong><br />
Ausschnitte aus der Rede unseres Bezirksgruppenleiters Markus Kückenwaitz<br />
Meine Damen, meine Herren,<br />
liebe Mitglieder und Freunde des <strong>BNAN</strong>.<br />
Ich darf Sie, ich darf Euch zur heutigen Mitgliederversammlung unserer <strong>BNAN</strong>-<br />
Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong> ganz herzlich begrüßen. Viele Grüße übermitteln darf ich<br />
Euch von unserem <strong>BNAN</strong>-Vorsitzenden Manfred Ludwig, der sich heute morgen<br />
noch gemeldet hat, sowie dem erweiterten Vorstand des Hauptvereines. Sie wünschen<br />
uns allen beste Gesundheit sowie der Versammlung einen harmonischen Verlauf.<br />
Die Tagesordnung unserer heutigen Versammlung sehen wir an der Tafel im Hintergrund.<br />
Da keine Wahlen anstehen und unter Punkt 7 „Verschiedenes“ bisher auch<br />
keine großen oder kleinen Probleme eingestellt worden sind, gehe ich von einer kurzen<br />
und unspektakulären Versammlung aus. Dann können wir umso schneller, natürlich<br />
nach einer kurzen Pause, um sich vielleicht nochmals mit Getränken einzudecken,<br />
zur Bildbetrachtung „Heide, wohin geht dein Weg“ wechseln, einem neuen<br />
Werk aus der Hand von unserem langjährigen Mitglied Theo Banzhaf, der uns wieder<br />
wie im Vorjahr mit stimmungsvollen Bildern die Schönheiten der Natur zeigen<br />
will, ganz so wie er sie sieht.<br />
Doch kommen wir zunächst zur Mitgliederversammlung, zu einem Rückblick und<br />
zu einer Vorschau auf das Wirken unserer <strong>BNAN</strong>-Bezirksgruppe.<br />
Mitgliederentwicklung<br />
Beginnen wir mit dem Totengedenken. Ich möchte sie darum bitten, sich nach Möglichkeit<br />
zum Gedenken an die Verstorbenen von ihren Plätzen zu erheben. Im vergangenen<br />
Jahr mussten wir von 2 Mitgliedern Abschied nehmen. Verstorben sind<br />
Peter Aleksejew und Dieter Schultheiss.<br />
Gedenken wir Ihrer in einem kurzen Moment der Stille. Danke!<br />
Aber auch 3 neue Mitglieder durften wir in unserer Geislinger <strong>BNAN</strong>- Bezirksgruppe<br />
begrüßen. Es sind dies Rolf-Dieter Müller, Ingrid Unseld und Laila Barthel. Wir<br />
danken ihnen für diese gute Wahl und heißen sie herzlich in unserer Gruppe willkommen!<br />
Ausgetreten sind 3 Personen, ohne dass uns Gründe bekannt geworden sind. Die<br />
Zahl der Mitglieder unserer Bezirksgruppe ist damit etwas gesunken (31.12.2019: 213<br />
Personen, 2 weniger als zu Jahresbeginn). Wir hoffen, dass wir die magische Grenze<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
3
von 200 Mitgliedern in Zukunft nicht unterschreiten werden. Waren wir doch auch<br />
schon mal bei über 225 Mitgliedern. Und der Gipfel der Altersverteilung der Geislinger<br />
Mitglieder, aber nicht nur derer, liegt doch so einseitig hoch, dass eine ambitionierte<br />
Mitgliederwerbung dringend angeraten ist, um das angestrebte Ziel zu<br />
schaffen.<br />
Rückblick<br />
Kommen wir zum Jahresrückblick. Zu Beginn dieses Jahres ist mit Heft 39 unser<br />
<strong>Jahresbericht</strong> 2019 erschienen. Schon auf dem Titelblatt war ein Hinweis zu finden<br />
auf unser kleines Jubiläum „40 Jahre <strong>BNAN</strong> Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong>“. Nicht nur<br />
an der äußeren Aufmachung, auch an seinen Inhalten ist dabei zu erkennen, wie<br />
sich in diesem Zeitraum die Zeiten geändert haben. Mehrere Artikel und auch viele<br />
alte Bilder erzählen davon. Dabei wird wohl so manch altgedientes Mitglied festgestellt<br />
haben: „Auf den ältesten Bildern sieht man immer am jüngsten aus“. Aber<br />
auch die Themen haben sich geändert: von Zeiten der Tümpel-Grabungen über Ankäufe<br />
von Grundstücken und Ausweisungen von Schutzgebieten bis hin zu Pflege<br />
und Erhaltungsmaßnahmen heutzutage. Neue Probleme sind in den Fokus unserer<br />
Arbeit geraten, die früher undenkbar waren. Ich möchte nur das Stichwort Insektensterben<br />
nennen.<br />
Unser Jahresheft gibt zum kleinen Jubiläum also einen Rückblick auf 40 Jahre Geschichte<br />
unserer Geislinger <strong>BNAN</strong>-Bezirksgruppe, zeigt den Wandel im Naturschutzleben<br />
und erklärt auch, warum wir unsere Arbeit so machen wie wir sie machen.<br />
Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, dass dieses großartige Heft entstehen<br />
konnte, was uns auch von etlichen begeisterten Lesern wieder bezeugt worden<br />
ist. Vor allem bedanken möchte ich mich bei Markus Bernath, der dank seiner<br />
fachlichen Kenntnisse und Möglichkeiten im Kopier- und Werbezentrum <strong>Geislingen</strong><br />
wesentlich zum guten Gelingen beigetragen hat.<br />
Auf eine Neuheit in unserem Jahresheft möchte ich noch hinweisen: Der Programmteil<br />
befindet sich nun in der Heftmitte und kann somit leicht herausgetrennt werden.<br />
Wer jedoch sein Exemplar (hoffentlich) nach der Lektüre ohne Abstriche auch<br />
archivieren möchte, der kann auf unsere Programmsonderdrucke zurückgreifen.<br />
Was haben wir 2019 noch so alles gemacht? Werfen wir einen Blick auf die Tabelle<br />
und vergleichen die Zahlen mit denen des Vorjahres. Mit 708 gegenüber 704 Arbeitsstunden<br />
haben wir das Vorjahresergebnis wieder gut eingespielt. Mit 29 zu 24<br />
Helfern hat sich erfreulicherweise die Arbeit zumindest rechnerisch auf mehr Schultern<br />
verteilt. Auch die Zahl der Beteiligungen und Veranstaltungen ist annähernd<br />
gleich geblieben. Die nur einmalige Teilnahme an einem LNV-Treffen ist der<br />
Tatsache geschuldet, dass sich dieser nach dem Ausscheiden seines Leiters erst<br />
wieder neu aufstellen muss.<br />
4 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Die ausführlichen Statistiken unserer Tätigkeiten finden sie wie gewohnt in unserem<br />
Jahresheft zusammengestellt: Das Frühjahr begann wie üblich mit Aktionen bei<br />
Krötenwanderungen. Es folgten Wanderungen und Exkursionen. Eingestreut waren<br />
Infoveranstaltungen und Begehungen oder Teilnahmen bei Behördenbesprechungen<br />
usw. Nach dem traditionellen Hüttenfest in Oberböhringen begann die Zeit der<br />
Grundstückspflege, welche im November mit einem Mitarbeiteressen für die<br />
beteiligten Helfer abgeschlossen wurde.<br />
Vortragsabende<br />
Exkursionen und Wanderungen<br />
Arbeitsgebiete bearbeitet<br />
Gesamtstunden<br />
Helfer bei Arbeitseinsätzen<br />
Personenbeteiligungen<br />
Ferienprogramm<br />
Arbeitskreis<br />
Landesnaturschutzverband<br />
Treffen Vorstand<br />
<strong>BNAN</strong>-Treff<br />
<strong>BNAN</strong> Hauptversammlung in Münsingen<br />
Helferessen<br />
Hüttenfest mit Grillen<br />
6<br />
2018<br />
5<br />
14<br />
704<br />
24<br />
160<br />
2 x<br />
11<br />
11<br />
4<br />
11<br />
2019<br />
6<br />
5<br />
14<br />
708<br />
29<br />
153<br />
1 x<br />
11<br />
1<br />
4<br />
11<br />
<strong>BNAN</strong>-Tätigkeiten an 81 Tagen<br />
Ich möchte mich ganz herzlich in unser aller Namen bei Allen bedanken, die sich<br />
das ganze Jahr über wieder zur Verfügung gestellt haben für die Erreichung unserer<br />
Ziele, die Ämter ausfüllten, die sich in praktischer Feldarbeit eingebracht haben, die<br />
bereit waren, mitzuarbeiten in unserer Gruppe, für unsere Gruppe, letztlich für unsere<br />
heimische Natur. Vielen herzlichen Dank allen.<br />
Besonders erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang unsere Gerätewarte<br />
Helmut Schmidt und Hartmut Zahn, die wieder fleißig dafür gesorgt haben, dass<br />
Arbeitsgeräte zur Verfügung standen und auch funktionierten. Und Helmut sorgte<br />
gleichzeitig auch immer für den Bio-Treibstoff für die Arbeitenden in Form von<br />
appetitlichen Vesperhappen und Getränken. Unser Grundstücksreferent Albert<br />
Rieker hat sich wieder regelmäßig mit bürokratischen Tätigkeiten herumgeschlagen<br />
und so dafür gesorgt, dass das Vesper auch bezahlt werden konnte, weil ordnungsgemäß<br />
angemeldete Arbeiten gemäß der Landschafts-Pflege-Richtlinie bezuschusst<br />
werden, womit dann auch Kassenwart Helmut Schmidt wieder ins Spiel kam.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
5
Eberhard Wurster schließlich sorgte durch die Betreuung unserer Homepage wieder<br />
dafür, dass die ganze Welt etwas von unseren Taten erfährt. Zwischenzeitlich sind<br />
wir auch auf Facebook und Instagram vertreten. Sogar unser Jahresheft kann mit<br />
dem richtigen Klick jetzt im Internet nachgelesen werden. Den Link dazu gibt’s auf<br />
der Homepage. Schauen sie einfach mal rein auf unsere stets aktuelle und abwechslungsreich<br />
gestaltete Seite.<br />
Im Arbeitskreis unserer Bezirksgruppe hat es zum Jahreswechsel personelle Änderungen<br />
gegeben: Helga Übele und Gustl Schuler haben sich aus persönlichen Gründen<br />
aus diesem Forum zurückgezogen. Wir danken ihnen, dass sie viele Jahre hindurch<br />
durch ihre aktive Teilnahme an den Geschicken unserer Bezirksgruppe mitgewirkt<br />
haben.<br />
Zugleich konnten wir im letzten Jahr mit Michaela Köpf eine neue Mitstreiterin für<br />
den Arbeitskreis gewinnen.Vielen Dank, Michaela für diese Entscheidung. Damit<br />
sind wir wieder 12 Personen, die sich monatlich einmal im Gasthaus „Grünenberg“<br />
treffen, um unsere Bezirksgruppe zu führen. Die Namen der aktuellen Teilnehmer<br />
sehen sie an der Tafel.<br />
Ausblick auf das neue Arbeitsjahr<br />
Wenn es einen Rückblick gibt, gibt es meistens auch einen Ausblick nach vorn. Im<br />
neuen Jahr wollen wir eigentlich die alten bleiben, möglichst noch ein bißchen besser.<br />
Wer mit unserem Programm vertraut ist, der wird sofort erkennen, dass keine<br />
wesentlichen Änderungen anstehen. Wir werden wieder Ausflüge und Wanderungen<br />
anbieten, wir werden unsere Infoveranstaltungen durchführen und mit am<br />
wichtigsten, wir werden unsere Grundstücke pflegen und weiter entwickeln. Ich habe<br />
bereits das Thema Insektensterben angesprochen. Diesem hat der <strong>BNAN</strong> schon<br />
immer entgegengewirkt, ohne viel Aufhebens darüber zu machen. Denn wer blütenreiche<br />
Flächen schafft, der schafft auch gleichzeitig die Basis für eine artenreiche<br />
Insektenwelt. Es hängt eben alles miteinander zusammen. Doch sind wir mit unseren<br />
Flächen von globalen Ereignissen und unserer Umwelt nicht unabhängig. Um so<br />
wichtiger ist es deshalb, dass wir als Naturschutzverein unsere Möglichkeiten voll<br />
ausschöpfen und unser Bestes geben, frei nach einem Zitat von Adolf Kolping: Was<br />
wir im Großen nicht schaffen können, sollten wir wenigstens im Kleinen nicht unversucht<br />
lassen.<br />
Schaffen wir also neue Nischen in der Natur, siehe beispielhaft im Bild beim Mauerbau<br />
in unserem Feuchtgebiet „Turm“, und versuchen, unser Plansoll nach Möglichkeit<br />
gar zu übertreffen.<br />
Ich denke, unsere Naturschutzarbeit kann sich wieder sehen lassen. Ich bitte darum<br />
diese Mitgliederversammlung, die von unserer Satzung geforderte Entlastung des<br />
Führungsteams und des Kassenwartes zu gewähren. Bleiben sie dem <strong>BNAN</strong> treu.<br />
6 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Und werben Sie fleißig Mitglieder, damit wir stark bleiben, besser, noch stärker<br />
werden.<br />
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit<br />
Es folgte der Kassenbericht von Helmut Schmidt, der diese zusammen mit Anita<br />
Scheifele-Schuler verwaltet, sowie der Bericht der Kassenprüfer (Michael Nowak<br />
und Wolfgang Schmidt). Die Entlastungen wurden geleitet von Markus Bernath und<br />
fanden einstimmig statt.<br />
19 Teilnehmer (18 Mitglieder) waren zur Versammlung gekommen. Die relativ geringe<br />
Teilnehmerzahl war sicherlich der aufkommenden Corona-Pandemie geschuldet.<br />
Es waren Tage der großen Unsicherheit. Überall wurden Veranstaltungen abgesagt<br />
und auch unsere <strong>BNAN</strong>-Veranstaltung stand lange auf dem Prüfstand. So war<br />
beispielsweise vom Land BW bereits beschlossen worden, ab 17. März alle Schulen<br />
zu schließen. Der sogenannte Lockdown begann. Die Pandemie hatte alle in ihren<br />
Griff genommen, weshalb unsere <strong>BNAN</strong>-Mitgliederversammlung für lange Zeit die<br />
letzte öffentliche <strong>BNAN</strong>-Versammlung in <strong>2020</strong> war. Alle Wanderungen und Exkursionen<br />
fielen aus, die Infoveranstaltungen im Saal sowieso. Ein paar Arbeitskreissitzungen<br />
waren ins Freie verlegt worden, zumindest solange es noch warm genug<br />
dazu war. Das beliebte Hüttenfest musste ebenso abgesagt werden wie das alljährliche<br />
Mitarbeiteressen. Unsere Arbeitseinsätze konnten dagegen unter Sicherheitsauflagen<br />
alle durchgeführt werden. Im Freien war genügend frische Luft und Platz,<br />
um den geforderten Sicherheitsabstand einzuhalten. Abstriche gab´s (leider) desöfteren<br />
beim beliebten „Nachsitzen“, also dem Vesper.<br />
Wir trauern um<br />
unsere Verstorbenen:<br />
Josef Herzl<br />
Franz Schmid<br />
Dieter Schultheiß<br />
Als neue Mitglieder<br />
begrüßen wir:<br />
Domenik Gebhardt<br />
Mitgliederstand unserer <strong>BNAN</strong>-Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong>:<br />
1. Januar <strong>2020</strong>: 213 Personen 31. Dezember <strong>2020</strong>: 211 Personen<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
7
Überblick über unsere <strong>BNAN</strong>-Tätigkeiten <strong>2020</strong><br />
JANUAR<br />
16. 1.<br />
18. 1.<br />
20. 1.<br />
25. 1.<br />
Grünenberg<br />
Offenhausen<br />
Grünenberg<br />
Grünenberg<br />
<strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung<br />
<strong>BNAN</strong>-Vorstandssitzung<br />
Feuchtgebiet Turm, Heckenpflege<br />
Feuchtgebiet Turm, Heckenpflege<br />
FEBRUAR<br />
6. 2. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung<br />
14. 2. Bad Überkingen <strong>BNAN</strong>-Infoabend: „Im Wassertal...“<br />
18. 2. Oberböhringen Arbeitsdienst Geräteraum<br />
21. 2. Grünenberg Vorarbeiten Krötenzaun<br />
23. 2. <strong>Geislingen</strong> Amphibienbergung Tegelbergstraße<br />
24. 2. Grünenberg Vorarbeiten Krötenzaun<br />
25. 2. Grünenberg Vorarbeiten Krötenzaun<br />
29. 2. Grünenberg Feuchtgebiet Turm, Gestaltung Eidechsenhügel<br />
MÄRZ<br />
7. 3. Münsingen <strong>BNAN</strong>-Mitgliederversammlung<br />
9. 3. Christental Pflanzenstandort, Schutzmaßnahmen<br />
9. 3. Grünenberg Feuchtgebiet Turm, Sanierung Wasserablauf<br />
11. 3. <strong>Geislingen</strong> Amphibienbergung Tegelbergstraße<br />
12. 3. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung<br />
13. 3. Bad Überkingen <strong>BNAN</strong>-Infoabend und Mitgliederversammlung<br />
14. 3. Grünenberg Krötenzaunaufbau Grünenbergstraße<br />
15. 3.<br />
bis 31. 3.<br />
Grünenberg tägliche Amphibienbergung mit Zaunkontrolle<br />
und Eimerbefeuchtung (insgesamt bis 2. 5.)<br />
18. 3. <strong>Geislingen</strong> Amphibienbergung Tegelbergstraße<br />
18. 3. Kuchen ehem. ESBI-Kanal, Laichumsiedlung<br />
20. 3. Roggental Amphibienbergung<br />
24. 3. Bad Überkingen Info-Veranstaltung zur Flurbereinigung Hausen<br />
26. 3. Kuchen Maßnahmen Amphibienschutz<br />
APRIL<br />
1. 4.<br />
bis 30. 4.<br />
Grünenberg tägliche Amphibienbergung mit Zaunkontrolle<br />
und Eimerbefeuchtung (insgesamt bis 2. 5.)<br />
30. 4. Reichenbach i. T. Aufbau Schutzzaun Weigoldsbergheide<br />
8 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
MAI<br />
1. 5. Grünenberg tägliche Amphibienbergung mit Zaunkontrolle<br />
bis 2. 5.<br />
und Eimerbefeuchtung<br />
2. 5. Grünenberg Krötenzaunabbau Grünenbergstraße<br />
5. 5. Grünenberg Feuchtgebiet Turm, Besucherlenkung<br />
20. 5. <strong>Geislingen</strong> Begehung mit LRA/Forst wegen aktueller<br />
Durchforstung im NSG Längental<br />
JUNI<br />
18. 6. Oberböhringen <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung vorm Geräteschuppen<br />
JULI<br />
9. 7. Oberböhringen Gerätewartung<br />
9. 7. Reichenbach i. T. Abbau Schutzzaun Weigoldsbergheide<br />
9. 7. Oberböhringen <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung vorm Geräteschuppen<br />
14. 7. Gruibingen LEV Mitgliederversammlung<br />
15. 7. Bad Überkingen Bürgerinfo zur Flurbereinigung am Weigoldsberg<br />
16. 7. Oberböhringen Gerätewartung<br />
18. 7. Offenhausen <strong>BNAN</strong>-Vorstandssitzung<br />
25. 7. Reichenbach i. T. <strong>BNAN</strong>-Haarbergwiese mähen und abräumen<br />
27. 7. Grünenberg Feuchtgebiet Turm, Krebsscheren entfernen<br />
28. 7. Oberböhringen Gerätewartung<br />
AUGUST<br />
1. 8. Grünenberg Feuchtgebiet Turm, Krebsscheren entfernen<br />
1. 8. <strong>Geislingen</strong> Rohrachtalwiese abräumen NABU/<strong>BNAN</strong><br />
14. 8. Unterböhringen <strong>BNAN</strong>-Talbachwiese mähen, Vorarbeiten<br />
15. 8. Unterböhringen <strong>BNAN</strong>-Talbachwiese mähen und abräumen<br />
18. 8. Oberböhringen Gerätewartung<br />
20. 8. Bad Ditzenbach <strong>BNAN</strong>-Galgenbergwiese mähen<br />
20. 8. <strong>Geislingen</strong> Schülerferienprogramm mit dem „Ökomobil“<br />
22. 8. Bad Ditzenbach <strong>BNAN</strong>-Galgenbergwiese mähen und abräumen<br />
25. 8. Oberböhringen Gerätewartung<br />
27. 8. Oberböhringen <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung vorm Geräteschuppen<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
9
SEPTEMBER<br />
5. 9. Auendorf <strong>BNAN</strong>-Sielenwangwiese mähen und abräumen<br />
8. 9. Oberböhringen Gerätewartung<br />
12. 9. Hausen/Fils <strong>BNAN</strong>-Weigoldsbergwiese mähen und abräumen<br />
22. 9. Oberböhringen Gerätewartung<br />
23. 9. <strong>Geislingen</strong> Begehung mit LRA/Deutsche Bahn wegen<br />
Standorten „Jura-Streifenfarn“ am Hofstetter Hang<br />
24. 9. Bad Ditzenbach <strong>BNAN</strong>-Galgenbergwiese mähen<br />
26. 9. Bad Ditzenbach <strong>BNAN</strong>-Galgenbergwiese abräumen<br />
30. 9. Oberböhringen Gerätewartung<br />
OKTOBER<br />
3. 10. Fränkel Vogelbeobachtung<br />
6. 10. Oberböhringen Geräteraum, diverse Arbeiten<br />
8. 10. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Arbeitskreissitzung<br />
9. 10. Reichenbach i. T. <strong>BNAN</strong>-Weigoldsbergheide mähen<br />
10. 10. Reichenbach i. T. <strong>BNAN</strong>-Weigoldsbergheide abräumen<br />
12. 10. Oberböhringen Gerätewartung<br />
13. 10. Nenningen <strong>BNAN</strong>-Kuhbergwiese mähen<br />
17. 10. Nenningen <strong>BNAN</strong>-Kuhbergwiese abräumen<br />
20. 10. Oberböhringen Gerätewartung<br />
26. 10. Eybach Vorbereitung Biotoppflege Felsental<br />
NOVEMBER<br />
7. 11. Gosbach <strong>BNAN</strong>-Gostalwiese mähen/Gehölzarbeiten<br />
7. 11. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Feuchtgebiet Turm mähen/Gehölzarbeiten<br />
9. 11. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Feuchtgebiet Turm mähen/abräumen<br />
17. 11. Grünenberg <strong>BNAN</strong>-Feuchtgebiet Turm Schilfmahd/<br />
Entschlammung durch Fachbetrieb<br />
Jeden vierten<br />
Mittwoch im<br />
Monat ab 15 Uhr<br />
<strong>BNAN</strong>-<br />
TREFF<br />
im Gasthof „Grünenberg“<br />
bei Gingen an der Fils - gemütliches Zusammensein, ohne Programm.<br />
Einfach so zum „brägla“. Alle sind herzlich willkommen!<br />
Vorerst wegen der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit „auf Eis gelegt“. Wann denn wieder?<br />
Leider ist das aktuell nicht zu sagen. Wir tun es rechtzeitig kund, wenn’s weiter geht!<br />
10 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Naturschutzarbeit und Beteiligungen <strong>2020</strong><br />
Wo / Was<br />
Turm - Gehölzpflege<br />
Amphibienbergung <strong>Geislingen</strong> Tegelberg<br />
Amphibienbergung Grünenberger Straße<br />
Weigoldsbergheide - Schutzzaun Auf-/Abbau<br />
Haarberg - mähen und abräumen<br />
Turm - Krebsschere entfernen<br />
Rohrachtalwiese abräumen<br />
Talbachwiese - mähen und abräumen<br />
Galgenbergwiese I - mähen und abräumen<br />
Sielenwang - mähen und abräumen<br />
Weigoldsbergwiese - mähen und abräumen<br />
Galgenbergwiese II - mähen und abräumen<br />
Weigoldsbergheide - mähen und abräumen<br />
Kuhbergwiese - mähen und abräumen<br />
Gostalwiese - mähen/Gehölzpflege<br />
Turm - Biotoppflege<br />
Weitere Biotope<br />
Gerätewartung/Lagerarbeiten<br />
Gesamt<br />
Datum<br />
20./25. 1.<br />
Saison ’20<br />
Saison ’20<br />
30. 4./9. 7.<br />
25. 7.<br />
27. 7./1. 8.<br />
1. 8.<br />
14./15. 8.<br />
20./22. 8.<br />
5. 9.<br />
12. 9.<br />
24./26. 9.<br />
9./10. 10.<br />
13./17. 10.<br />
7. 11.<br />
7./9. 11. u.a.<br />
<strong>2020</strong><br />
<strong>2020</strong><br />
<strong>2020</strong><br />
Mitarbeiter<br />
9<br />
2<br />
18<br />
2<br />
14<br />
3<br />
7<br />
13<br />
13<br />
15<br />
13<br />
12<br />
12<br />
14<br />
8<br />
4<br />
5<br />
2<br />
166<br />
Stunden<br />
37<br />
3<br />
175<br />
8<br />
72<br />
18,5<br />
21<br />
72<br />
68<br />
63<br />
46<br />
45<br />
34<br />
39<br />
25,5<br />
37,5<br />
10<br />
44<br />
818,5<br />
Beteiligungen bei unseren Arbeitseinsätzen <strong>2020</strong><br />
Barthel, Laila Beck, Peter Bernath, Christoph<br />
Bernath, Markus Gebhardt, Domenik Gunzenhauser, Werner<br />
Häderle, Ilse Häderle, Richard Irsigler, Mathis<br />
Köpf, Christine Köpf, Dieter Köpf, Michaela<br />
Kückenwaitz, Markus Kuhnle, Dieter Liebig, R.<br />
Natter, Hubert Nowak, Michael Rieker, Albert<br />
Schaper, Marlies Schmidt, Helmut Schweizer, Jürgen<br />
Traphöner, O. Walderich, Ludwig Weirich, Günter<br />
Wolf, Dr. Dieter Wurster, Eberhard Zahn, Hartmut<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
11
Arbeitsgebiete <strong>2020</strong><br />
Christental Nenningen Pflanzenstandort<br />
Galgenbergwiese Bad Ditzenbach <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />
Gostalwiese Unterdrackenstein <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />
Grünenberger Straße Gingen/Fils Amphibienbergung<br />
Haarbergwiese Reichenbach i.T. <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />
Hofstetter Hang <strong>Geislingen</strong>/Steige Pflanzenstandort<br />
Kuhbergwiese Nenningen <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />
Rohrachtalwiese <strong>Geislingen</strong>/Steige Stadt-Wiese<br />
Sielenwangwiese Auendorf <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />
Talbachwiese Unterböhringen <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />
Tegelberg <strong>Geislingen</strong>/Steige Amphibienbergung<br />
Turm, FG Gingen/Fils <strong>BNAN</strong>-Feuchtgebiet<br />
Weigoldsbergheide Reichenbach i.T. <strong>BNAN</strong>-Heide<br />
Weigoldsbergwiese Hausen i.T. <strong>BNAN</strong>-Wiese<br />
Referenten der Infoabende<br />
Wir danken allen Referenten und Organisatoren des Jahres für ihre interessanten<br />
Beiträge zu einem gelungenen, abwechslungsreichen Jahresprogramm:<br />
Theo Banzhaf Markus Bernath Ludwig Walderich<br />
Organisatoren von Wanderungen und Exkursionen<br />
Markus Kückenwaitz<br />
Eberhard Wurster<br />
Ein herzliches Dankeschön all den vielen Helfern bei den Arbeitseinsätzen, die trotz<br />
Corona-Pandemie erschienen sind, die ihre Arbeitskraft und ihre Zeit investiert haben<br />
in wichtige Naturschutzarbeiten. Und natürlich danken wir allen, die durch<br />
ihre organisatorischen Tätigkeiten für die unumgängliche Bürokratie den Verein am<br />
Laufen halten. Und wir danken Eberhard Wurster für die zeitnahe und stets hervorragende<br />
Pflege unserer Homepage, die wieder zahlreiche positive Rückmeldungen<br />
erfahren hat (s. auch extra Artikel). Vielen Dank auch all den Mitgliedern im „Hintergrund“,<br />
die durch ihre Solidarität und Treue unserer Bezirksgruppe den Rücken<br />
stärken und diese zu einer starken Vereinigung von Naturschützern machen.<br />
Der Arbeitskreis der <strong>BG</strong> <strong>Geislingen</strong><br />
12<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Der Arbeitskreis der <strong>BG</strong> <strong>Geislingen</strong>:<br />
Markus Bernath Werner Hiller Michaela Köpf<br />
Dieter Kuhnle Markus Kückenwaitz Michael Nowak<br />
Albert Rieker Helmut Schmidt Jürgen Schweizer<br />
Ludwig Walderich Eberhard Wurster Hartmut Zahn<br />
Amphibienwanderungen <strong>2020</strong><br />
Ergebnisse der Amphibienwanderungen <strong>2020</strong> an der Tegelbergstraße<br />
in <strong>Geislingen</strong>, zusammengefasste Mitteilung von Dieter Köpf:<br />
An mehreren Tagen konnten 50 Erdkröten auf der Straße aufgelesen werden. Auf<br />
einen Fangzaun musste dieses Jahr verzichtet werden. Die Wanderungen begannen<br />
bereits am 23. Februar (Sturmtief, bis 15° warm und nächtlichem Regen) mit 17 Tieren,<br />
so früh wie nie zuvor vor Ort beobachtet. Ein weiterer „Hauptwandertag“ war<br />
der 11. März mit 16 Kröten. Bis 18. 3. war die Zuwanderung abgeschlossen und ab<br />
20. 3. ging es für einige Männchen schon wieder zurück in den nahen Wald. Am 9. 4.<br />
hat noch ein Weibchen abgelaicht. Es waren keine toten Kröten auf der Straße festgestellt<br />
worden. Leider scheint die Population im Gebiet immer mehr abzunehmen.<br />
Ergebnisse an der Grünenberger Straße<br />
Erdkröten Frösche * Teichmolch Bergmolch Kammmolch<br />
5 59 22 32 41<br />
*Grasfrösche und Teichfrösche zusammengefasst, überwiegend Teichfrösche.<br />
Weiter waren 5 Zauneidechsen, 1 Ringelnatter und 1 Spitzmaus in den Eimern.<br />
Auch an der Grünenberger Straße war die Ausbeute in diesem Jahr recht bescheiden.<br />
Ein Grund sind sicherlich die warmen und trockenen Wetterlagen der Vorjahre,<br />
die den feuchtigkeitsliebenden Amphibien das (Über-)Leben schwer machen.<br />
Dieser Trend ist landesweit zu beobachten. Doch auch für die Tierretter ist es immer<br />
eine Gratwanderung, den richtigen Zeitpunkt für eine Errichtung eines Schutzzaunes<br />
zu finden. Eventuell haben wir heuer einfach zu Beginn der Saison ein paar<br />
Zugtage verpasst, trotz häufiger Beobachtung der Lage. Zu Beginn der Zugzeit sind<br />
die Zählergebnisse pro Nacht für gewöhnlich am höchsten. Gerade für Grasfrösche<br />
als erste Laichwanderer im Spätwinter reichen ein paar von der Temperatur her<br />
günstige Stunden, um sich auf den Weg zu machen. Und so waren am 14. 3., als wir<br />
unseren Krötenzaun aufbauten, bereits mindestens 20 Laichballen im Flachwasserbereich<br />
des Feuchtgebietes zu finden. Allerdings kommen viele Frösche auch aus<br />
den direkt angrenzenden Wäldern.<br />
Markus Kückenwaitz<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
13
Zum Gedenken an Josef Herzl<br />
Am 21. August <strong>2020</strong> verstarb Josef Herzl<br />
im 81. Lebensjahr.<br />
Er war mit dabei, als wir am 9. März 1979<br />
die <strong>BNAN</strong>-Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong><br />
gründeten. Am 18. September 1981 ist er<br />
in den <strong>BNAN</strong> eingetreten und sich hat<br />
dann über viele Jahre unermüdlich für<br />
die Natur und unseren Verein eingesetzt.<br />
Seinen ersten Arbeitseinsatz absolvierte<br />
er am 20. 2. 1982 bei der Gestaltung des<br />
Feuchtgebiets Turm, seinen letzten am<br />
3. 11. 2012 auf der Weigoldsbergheide.<br />
Bei 564 Arbeitsbeteiligungen leistete er<br />
890 Arbeitsstunden! Darüber hinaus war<br />
Josef Herzl 27 Jahre Kassenwart; am<br />
1. 4. 2017 hat er das Amt an seinen Nachfolger<br />
Helmut Schmidt abgegeben. Da-<br />
Josef Herzl, 2. März 1939 - 21. August <strong>2020</strong><br />
mit nicht genug, brachte er sich in vielen Jahren bei der Arbeit als Gerätewart ein.<br />
Für uns, seine Kameraden, war er ein Vorbild an Tatkraft beim Einsatz für den<br />
Artenschutz!<br />
Wir werden ihn in ehrender Erinnerung behalten.<br />
Ludwig Walderich<br />
14<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
„I’m singing in the rain“ -<br />
Rückblick auf unsere <strong>2020</strong>er-Pflegesaison<br />
So oft wie im Jahr <strong>2020</strong> sind wir schon lange nicht mehr nass geworden. Möglicherweise<br />
haben uns auch die vergangenen Jahre verwöhnt und bei uns die Erwartungshaltung<br />
hervorgerufen, dass bei jedem Pflegeeinsatz die Sonne scheinen muss.<br />
März <strong>2020</strong> - Aufbau des Amphibienschutzzaunes bei Grünenberg.<br />
Rückblickend ist zu sagen, die Biotoppflege ist optimal verlaufen. Dank unserer<br />
Helferinnen und Helfer. Dies war zu Beginn der Saison nicht so klar. Das Wetter<br />
war noch kein Thema, das Thema hieß Corona. Wir haben dem ersten Pflegeeinsatz<br />
am 25. Juli auf der Haarberg-Wiese mit leicht mulmigem Bauchgefühl entgegen gebangt.<br />
Kommt überhaupt jemand zum gemeinsamen Arbeiten? Wie sieht die Zusammenarbeit<br />
unter Corona-Bedingungen aus? Die langgestreckte Haarberg-Wiese<br />
würde sich als ideale Testwiese anbieten. Dort kann man einen so weiten Abstand<br />
einhalten, dass der am anderen Ende Arbeitende nur noch als kleiner Punkt wahrgenommen<br />
wird. Nachdem 14 Helferinnen und Helfer überpünktlich zum Treffpunkt<br />
geströmt - nicht getrudelt – sind, war uns klar, die Biotoppflege läuft auch<br />
dieses Jahr.<br />
Die Pflege der Haarberg-Wiese war mit genügend Woman- und Man-Power eine<br />
leicht zu bewältigende Angelegenheit. Mit dem nächsten Grundstück wartete die<br />
Wiese auf uns, auf der wir in der Vergangenheit unsere Grenzen gespürt, aber noch<br />
nie erreicht haben. Die Talbach-Wiese. Halt! Ist da nicht etwas durcheinander gekommen?<br />
Den aufmerksamen Lesern unserer Hefte, beziehungsweise unseren „verrenteten“<br />
Helfern fällt jetzt sicherlich auf, dass in diesem Jahr noch etwas anders ist.<br />
Nicht nur Corona und das Wetter, welches sich auf der Talbachwiese noch nicht<br />
bemerkbar machte. Wir haben die Reihenfolge der Grundstückspflege abgeändert!<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
15
Uns ist 2019 beim Mähen der Sielenwang-Wiese,<br />
mit der wir traditionell<br />
begonnen haben, aufgefallen, dass dort<br />
noch viele Pflanzen am Blühen waren<br />
und noch viele Schmetterlinge im feuchten<br />
Gras saßen. Um unsere Grundstücke<br />
so schonend wie möglich zu mähen, und<br />
somit möglichst alle dort vorkommenden<br />
Arten zu erhalten, haben wir manche<br />
Magerrasen-Grundstücke nach hinten<br />
verschoben, und dafür die Talbach-<br />
Wiese vorgezogen. Da dort die Hochstaudenflur<br />
zum aller größten Teil verblüht<br />
war und wir die Wiese nur zur<br />
Hälfte gemäht haben, ist diese Umstellung<br />
ein tragbarer Kompromiss (die Reduzierung<br />
der Mähfläche kam unseren<br />
Kräften entgegen, sie hat jedoch ökologische<br />
Gründe). Wir beobachten, wie sich<br />
die geänderte Reihenfolge auf das jeweilige<br />
Biotop auswirkt, und korrigieren bei<br />
Bedarf nach.<br />
Die nächste Wiese auf der to-do-Liste:<br />
die Galgenberg-Wiese. Nochmals ein<br />
hartes Stück Arbeit, bei der normalerweise<br />
der Schweiß in Strömen rinnt und<br />
manches Kleidungsstück schweißnass ist.<br />
Angenehm warm war es am 22. August,<br />
dafür hat es aus Kübeln gegossen. Da alle<br />
13 Helfer für „wenn wir jetzt schon da<br />
sind, dann schaffen wir auch“ gestimmt<br />
haben, blieb nur noch offen, welche<br />
Strategie am Besten wäre: der Verzicht<br />
auf Regenbekleidung und sofort richtig<br />
nass werden, das Tragen von atmungsaktiver,<br />
nur bedingt wasserdichter Kleidung<br />
um dann langsam die Nässe durchsickern<br />
zu lassen oder doch der wasserdichte<br />
Kunststoff (bekannt unter Friesennerz),<br />
der leider auch von innen kei-<br />
Talbachwiese - nach getaner Arbeit.<br />
Galgenbergwiese Teil 1.<br />
16 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
ne Schweißnässe durchlässt. Egal welche<br />
Strategie gewählt wurde, das Resultat<br />
war bei allen dasselbe: jeder war bis auf<br />
die körpernahste Kleidungschicht durchnässt.<br />
Pünktlich zum Vesper hatte dann<br />
der Regen ein Einsehen.<br />
Sielenwang-Wiese.<br />
Weigoldsberg-Wiese.<br />
Galgenbergberg-Wiese, die Zweite.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
Am 5. September war die Sielenwang-<br />
Wiese von der Spätsommersonne beschienen.<br />
Wir hatten dort mit 15 Teilnehmern<br />
den diesjährigen Mitarbeiterrekord.<br />
Derjenige, der am Sielenwang<br />
mitgeholfen hat, hat alles richtig gemacht.<br />
Genauso diejenige, die sieben Tage<br />
später auf der Weigoldsberg-Wiese<br />
mit dabei war. Auch dort ein herrlicher<br />
Spätsommernachmittag, an dem wir<br />
nach getaner Arbeit beim Vesper (natürlich<br />
mit Abstand) noch lange zusammen<br />
sitzen konnten. Diese beiden Arbeitseinsätze<br />
sind jedoch schnell vergessen, denn<br />
zum einen wirkt das Erlebnis der Galgenberg-Wiese<br />
(erster Teil) noch nach,<br />
zum anderen steht der zweite Teil der<br />
Galgenberg-Wiese an.<br />
Und täglich grüßt das Murmeltier. Oder<br />
sind wir in einer Zeitschleife gefangen?<br />
Nicht ganz. Denn am 26. September war<br />
es auf der Galgenberg-Wiese nicht nur<br />
nass, sondern auch kalt. Nachdem der<br />
zweite Teil nicht die zweite Hälfte war,<br />
sondern weniger und wir auch vorbereiteter<br />
in den Regen gingen, war die uns<br />
in diesem Jahr nicht wohlgesonnene<br />
Galgenberg-Wiese relativ schnell erledigt.<br />
Fast wäre das Vesper ins Wasser<br />
gefallen. Wir nasse Pudel fanden glücklicherweise<br />
Unterschlupf in der Garage<br />
einer uns freundlich gesonnenen Familie.<br />
Vielen Dank fürs Garagenasyl!<br />
17
Garagenasylanten am Galgenberg.<br />
Morgens noch ein wenig Niederschlag,<br />
nachmittags trocken. Eigentlich eine annehmbare<br />
Wettervorhersage für die Biotoppflege<br />
auf der Weigoldsberg-Heide.<br />
Leider lag der Wetterfrosch daneben.<br />
Pünktlich zum Arbeitsbeginn kam eine<br />
Verstärkung des Regens, der sich in seiner<br />
Intensität gegenüber dem August-<br />
Galgenbergregen nicht verstecken musste.<br />
Der Regen hat sich dann doch noch<br />
an die Vorhersage erinnert und sich ins<br />
Albvorland zurückgezogen.<br />
Weigoldsberg-Heide.<br />
Hält die Serie? Auch für den letzten fest eingeplanten Arbeitseinsatz auf der Kuhberg-Wiese<br />
prognostizierte die Handy-Wetter-App Regen. Je näher wir dem Termin<br />
kamen, desto weniger Regen wurde vorhergesagt. Am Freitag war dann die Prognose<br />
für Samstag: kühl, aber trocken. Diesmal lag die Vorhersage richtig und wir konnten<br />
am 17. Oktober mit 14 Helferinnen und Helfern ein Saisonabschluss-Vesper im<br />
Trockenen genießen. Ab 18. Oktober war Baden-Württemberg in der 3. Pandemiewarnstufe<br />
mit einer stark reduzierten Veranstaltungs-Teilnehmeranzahl. Da haben<br />
wir eine Punktlandung hingelegt.<br />
Ja, es war in diesem Jahr ein anderer Sommer als in den vorherigen Jahren. Zum einen<br />
wegen Corona, zum anderen wegen des Wetters. Nachdem wir mit einer Liedzeile<br />
begonnen haben, kommt jetzt zum Abschluss noch eine: „Es ist Sommer, egal ob<br />
man schwitzt oder friert | Sommer ist, was in deinem Kopf passiert. Es ist Sommer, ich hab<br />
das klar gemacht | Sommer ist wenn man trotzdem lacht“. Wir hatten einen guten Biotoppflege-Sommer.<br />
Mit regelmäßigen deutlich über zehn Teilnehmern pro Arbeitseinsatz.<br />
Eine Spitzentruppe!<br />
18 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Kuhberg-Wiese.<br />
Eberhard Wurster<br />
<strong>BNAN</strong> - virtuell<br />
Social distancing, Abstand halten - vieles war <strong>2020</strong> für uns alle neu! Manche Einschränkungen<br />
durch die Coronaverordnungen haben unser Vereinsleben ordentlich<br />
durcheinander gewirbelt.<br />
Auch unsere Seiten bei Instagram und Facebook. Als wir im Herbst 2019 mit diesen<br />
sozialen Medien begonnen haben, war uns klar, dass dort regelmäßig Beiträge gepostet<br />
/ eingestellt werden müssen. Ansonsten lässt das Interesse an uns sehr schnell<br />
nach. Angedacht war etwa ein Beitrag pro Woche. Viel zu wenig, wenn man den<br />
vielen klugen Ratgebern im Internet Glauben schenken will, doch genügend für<br />
„machen wir nach Feierabend“.<br />
Mit dem Lockdown im Frühjahr hat sich die Frequenz der Beiträge sehr erhöht.<br />
Plötzlich war „home schooling“ - auch was Neues - und der Sachkundeunterricht<br />
fand zu Hause statt. Zuerst Frühblüher, danach Schmetterlinge. Eine unserer Vereinsaufgaben<br />
ist zweifelsfrei das Vermitteln unserer Flora und Fauna. Wir haben uns<br />
dieser Aufgabe gestellt.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
19
Screenshots von <strong>BNAN</strong>-Instagram-Beiträgen, Smartphone-Version.<br />
Inzwischen sind es über 200 Beiträge. Zu Pflanzen, Schmetterlingen, Heuschrecken,<br />
Käfern und Libellen und natürlich zu unseren Pflegeeinsätzen.<br />
20 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Das alles findet ihr auf :<br />
www.facebook.com/bnangeislingen/<br />
oder auf :<br />
www.instagram.com/bnan_geislingen/<br />
bzw. über die jeweilige App auf Smartphone<br />
oder Tablet.<br />
Dass und wie die Besucher unserer Seiten reagieren, zeigen die folgenden „ Screenshots“<br />
(Bildschirmfotos) von geposteten Kommentaren:<br />
Wie es dort so schön heißt: über ein Like, ein „Gefällt mir“ würden wir uns freuen,<br />
natürlich auch über einen positiven Kommentar. Einen Haken gibt es: um die beiden<br />
Plattformen vernünftig nutzen zu können, ist eine Anmeldung erforderlich.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
Eberhard Wurster<br />
21
Wozu das Ganze?<br />
Warum opfern wir unsere freien Samstage? Warum vergießen wir Schweiß anstatt<br />
am Baggersee, im Freibad oder im Eiscafé zu relaxen? Eigentlich ist es ganz einfach:<br />
wir wollen die Artenvielfalt erhalten. Uns ist es eben nicht egal, dass immer weniger<br />
Frösche durch die Landschaft hüpfen, immer weniger Schmetterlinge fliegen<br />
und immer weniger Vögel zwitschern.<br />
Je großflächiger, je eintöniger die Landschaft<br />
ist, desto weniger Arten sind dort<br />
zu finden. Schleichend sind in den letzten<br />
Jahrzehnten die kleinen, „nutzlosen“<br />
Randbiotope verschwunden. Tümpel,<br />
die bei uns Hülen heißen, feuchte Stellen,<br />
Feldraine, Feldhecken standen einer<br />
effizienten Nutzung im Weg und sind<br />
jetzt weg. Im Umkehrschluss gilt: je vielfältiger<br />
die Landschaft, je vielfältiger das<br />
Biotop ist, desto mehr Arten kommen<br />
darin vor. Bei der Artenvielfalt unseres<br />
Feuchtgebiets am Turm denken wir zuerst<br />
an die dort vorkommenden Amphibien,<br />
an die unterschiedlichen Pflanzen,<br />
vielleicht noch an die Vögel. Die Artenvielfalt<br />
der Insekten fällt hingegen aufgrund<br />
ihrer Größe nicht sofort ins Auge.<br />
Feuchtgebiet Turm im Herbst.<br />
Daher wollen wir die Libellen als Botschafter<br />
der Artenvielfalt ins Bild setzen.<br />
Über 30 unterschiedliche Arten konnten<br />
wir dort schon feststellen. Auf alle Arten<br />
einzugehen, würde sicherlich den<br />
Rahmen unseres Heftes sprengen. Deshalb<br />
beschränken wir uns auf die Hälfte<br />
der Libellenarten unter dem Gesichtspunkt<br />
Strukturvielfalt = Artenvielfalt.<br />
Die Westliche Weidenjungfer (Chalcolestes<br />
viridis) benötigt für ihre Eiablage<br />
am Ufer stehende Weiden oder Erlen,<br />
deren Äste über die Wasseroberfläche<br />
hängen. Das Weibchen legt die Eier unter<br />
die Rinde dieser Gehölze. Die im<br />
nächsten Frühjahr schlüpfenden Larven<br />
lassen sich ins Wasser fallen. Fällt eine<br />
doch an Land, dann hüpft sie Richtung<br />
Wasser. An idealen Bäumen kann es<br />
auch mal zu einem Gedränge mehrerer<br />
eiablegender Paare kommen.<br />
Gewässer mittlerer Größe mit Wald und<br />
Bäumen in der Nähe sind die Lebensräume<br />
der Glänzenden Smaragdlibelle (Somatochlora<br />
metallica - Foto auf der Titelseite)<br />
und ihrer Schwesterart, der Falkenlibelle<br />
(Cordulia aenea). Während die<br />
erste Art ruhelos im Schatten fliegt,<br />
meidet die Falkenlibelle schattige Bereiche<br />
und fliegt am besonnten Ufer.<br />
22 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Westliche Weidenjungfern<br />
bei der<br />
Eiablage.<br />
Falkenlibelle,<br />
Männchen<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 23
Wichtig sind für Männchen der am<br />
Turm vorkommenden Heidelibellen -<br />
der Großen Heidelibelle (Sympetrum<br />
striolatum) und der Blutroten Heidelibelle<br />
(Sympetrum sanguineum) - erhöhte<br />
Sitzwarten, von denen aus sie nach Beute<br />
und paarungsbereiten Weibchen Ausschau<br />
halten. Zur Eiablage sucht das<br />
Weibchen der Blutroten Heidelibelle im<br />
Sommer ausgetrocknete, im Frühjahr<br />
überflutete Stellen mit dichter, niedriger<br />
Vegetation auf.<br />
Unten: Rote Heidelibelle<br />
Rechts:<br />
Große Heidelibelle, Paarung<br />
24 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Ganz andere Strukturen benötigt die Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa). Sie<br />
braucht zur Eiablage senkrecht aus dem Wasser ragende Halme, beispielsweise die<br />
namensgebenden Binsen.<br />
Gemeine Binsenjungfer,<br />
links Männchen, rechts Weibchen.<br />
Der Vierfleck (Libellula quadrimaculata, Foto unten) kann leicht von den anderen<br />
Libellen unterschieden werden. Er hat auf der Vorderkante jedes Flügelpaars vier<br />
dunkle Flecken, also auf jedem Flügel zwei. Das Männchen thront auf einer erhöhten<br />
Sitzwarte, zu der es immer wieder zurückkommt. Er kommt gern an besonnten,<br />
vegetationsreichen Gewässern mit freier Wasserfläche vor.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 25
Auch die Große Königslibelle (Anax imperator - oben) bevorzugt sonnige, pflanzenreiche<br />
Teiche und Tümpel mit offener Wasserfläche. Das Männchen patrouilliert<br />
ausdauernd über dem Wasser und vertreibt andere Libellen aus seinem Revier.<br />
Im Röhrichtbereich des Gewässers ist die wärmeliebende Keilfleck-Mosaikjungfer<br />
(Aeshna isoceles - unten) zu finden. Ihre Kontrollflüge entlang des Schilfes unterbricht<br />
sie immer einmal wieder für längere Ruhepausen im Röhricht.<br />
26 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Die Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea)<br />
ist im Tiefland eine typische Libelle der<br />
Moore. Mit zunehmender Höhenlage<br />
nimmt diese Bindung ab. Im Mittelgebirge<br />
kommt sie auch an Waldweihern<br />
vor.<br />
de Art hat sich inzwischen bis nach<br />
Norddeutschland ausgebreitet. Ihr Lebensraum<br />
sind flache, sich schnell erwärmende<br />
Gewässer mit üppiger Unterwasservegetation.<br />
Angrenzende Hochstaudenfluren<br />
und Wiesen - wie sie an der<br />
dritten Seite unseres an zwei Seiten an<br />
den Wald grenzenden Dreieck-Grundstücks<br />
vorhanden sind - werden von der<br />
Feuerlibelle als Jagd- und Ruhegebiet genutzt.<br />
Torf-Mosaikjungfer<br />
Erst seit Mitte der 1990er-Jahre ist die<br />
Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) in<br />
Süddeutschland heimisch. Die ursprünglich<br />
aus der Mittelmeerregion stammen-<br />
Feuerlibelle - voll ausgefärbtes (unten) und<br />
unausgefärbtes Männchen (oben).<br />
Eine sehr scheue Libelle ist das Große<br />
Granatauge (Erythromma najas). Die<br />
Männchen sitzen gern auf Schwimmblättern<br />
in der Teichmitte und verteidigen<br />
ihre kleinen Reviere gegen Eindringlinge.<br />
Die Eiablage findet an den Stängeln<br />
der Wasserpflanzen statt. Dazu<br />
kann das Weibchen bis zu 60 cm tief<br />
eintauchen und fast eine Stunde unter<br />
Wasser verharren.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 27
Oben: Großes Granatauge; rechts oben: Adonislibelle;<br />
rechts unten: Hufeisen-Azurjungfer;<br />
unten: Blaugrüne Mosaikjungfer.<br />
Unter den Libellen gibt es auch anspruchslose<br />
Arten. Natürlich kommen<br />
auch diese am Turm vor, aber auch am<br />
Gartenteich. Die Rede ist von den beiden<br />
Kleinlibellenarten Frühe Adonislibelle<br />
(Pyrrhosoma nymphula) und Hufeisen-Azurjungfer<br />
(Coenagrion puella) sowie<br />
der Großlibellenart Blaugrüne Mosaikjungfer<br />
(Aeshna cyanea). Letztere ist<br />
ein geschickter Flugjäger, dennoch verfliegt<br />
sie sich mitunter in unsere Wohnungen.<br />
Keine Angst! Libellen können<br />
nicht stechen, auch wenn das hartnäkkige<br />
Gerücht das Gegenteil behauptet.<br />
28 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Alle am Turm vorkommenden Libellen überwintern als Ei oder als Larve. Alle? Es<br />
gibt eine Ausnahme: die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca - Bild unten). Sie ist<br />
die erste Libelle im Jahr, die am Turm beobachtet werden kann. Ihr Lebensraum<br />
sind Gewässer mit Röhricht und Seggen. Überwintert wird in geschützten Quartieren,<br />
die, falls in Gewässernähe keine vorhanden sind, auch einige Kilometer weit<br />
weg sein können.<br />
Strukturvielfalt = Artenvielfalt. Manche Standortfaktoren liegen nicht in unserer<br />
Hand. Beispielsweise der angerenzende Wald mit seiner Vielzahl unterschiedlicher<br />
Baumarten oder die Heuwiese auf der anderen Grundstücksseite. An dieser Stelle<br />
ein herzliches Dankeschön an die örtliche Forstverwaltung und Landwirtschaft für<br />
die partnerschaftliche Zusammenarbeit. In unserer Hand liegt unser Feuchtgebiet<br />
Turm, dessen Zustand wir durch vorsichtige, aber stetige Pflege im Hinblick auf die<br />
Artenvielfalt erhalten. Gelegentlich muss zur Pflege auch der große Hammer in<br />
Form eines Maschineneinsatzes, wie in diesem November geschehen, herausgeholt<br />
werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich das Gleichgewicht zwischen Licht<br />
und Schatten, zwischen offener Wasserfläche und Röhricht zu Ungunsten der<br />
Artenvielfalt verschiebt. Auch diese, auf den ersten Blick vielleicht etwas rabiat<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 29
wirkende Maßnahme, die wir in Kooperation mit dem Landschaftserhaltungsverband<br />
Göppingen durchgeführt haben, sichert den Lebensraum einer Libelle am<br />
Turm, der Großen Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis). Sie ist eine als gefährdet<br />
eingestufte Art, die nach der europäischen FFH-Richtlinie den höchsten Schutzstatus<br />
genießt. Das Vorkommen dieser seltenen Libelle am Turm und deren Arterhalt<br />
ist uns ein besonderes Anliegen.<br />
Bilder diese und gegenüberliegende Seite:<br />
Große Moosjungfer.<br />
30 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Verbreitung der Großen Moosjungfer in<br />
Baden-Württemberg (10 x 10 km Raster).<br />
Roter Punkt = Feuchtgebiet Turm.<br />
Darstellung bearbeitet, Grundlage: Bundesamt für Naturschutz,<br />
Geobasisdaten © GeoBasis-DE/BKG <strong>2020</strong> dl/de/by-2-0<br />
(www.govdata.de/dl/de/by-2-0). Quelle: Nationaler FFH-Bericht 2019.<br />
Eberhard Wurster, Michael Nowak<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 31
Ackerkräuter an der Hungerhalde bei Hausen<br />
Ein Beitrag zur Rettung der heimischen Segetalflora<br />
Im Oktober <strong>2020</strong> bittet die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW)<br />
um Meldung von Ackerwildkrautstandorten in Baden-Württemberg mit dem Hinweis:<br />
„Die Ackerbegleitflora gehört zu den am stärksten gefährdeten Pflanzengruppenarten<br />
und ihr Verlust trägt zum Rückgang von Insekten in der Agrarlandschaft bei“. Über den<br />
Landschaftserhaltungsverband (LEV) Göppingen wurden die zuständigen Betreuer<br />
der <strong>BNAN</strong>-Schutzäcker Unterböhringen, Ludwig Walderich und Markus Bernath,<br />
um Unterstützung gebeten.<br />
Seit über 40 Jahren praktiziert der <strong>BNAN</strong> den Schutz und Erhalt der Ackerkrautflora<br />
auf den Schutzäckern nördlich Unterböhringen. Der Hintergrund für diese<br />
Schutzbemühungen war das Erleben der Auslöschung unserer wunderbar blühenden<br />
heimischen Ackerkräuter durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Im Jahr<br />
1971 konnte ich an den Ackerrändern der Hochfläche des Michelbergs südlich von<br />
Oberböhringen am 3. Juli noch viele unserer heute größten Seltenheiten der Ackerkrautflora<br />
sehen. Im Jahr darauf wurden auch dort die Äcker intensiver bewirtschaftet<br />
und nach wenigen Jahren waren fast alle Ackerkrautarten an allen Fundorten<br />
unserer Gegend verschwunden. Diese Erlebnisse waren der Auslöser für die Bemühungen<br />
um den Erhalt der Arten auf einer Rückzugsfläche des <strong>BNAN</strong> und 1980<br />
wurde von mir im Auftrag der Bezirksgruppe <strong>Geislingen</strong> des Bund Naturschutz<br />
Alb-Neckar e.V. das Feldflorareservat bei Unterböhringen gegründet.<br />
Nun kam die Bitte der LUBW um Mithilfe, um dem Verlust der Ackerbegleitflora<br />
zu begegnen. Zunächst habe ich mich darüber gewundert, denn ich kann nicht verhehlen,<br />
dass ich über das jahrzehntelange Desinteresse am Verlust der Ackerkräuter<br />
mehr als erstaunt war. Unsere Kulturlandschaft ist eben nur in aller Munde, wenn<br />
es um ihren Erholungswert und ihre Tauglichkeit für Freizeitsport jeglicher Art<br />
geht.<br />
Jahrhunderte lang wurden unsere bäuerlichen Vorfahren von ihren „Ackerunkräutern“<br />
begleitet. Heute, nachdem „Artensterben“ ein fester Begriff geworden ist, dämmert<br />
uns, dass auch Ackerkräuter in der Kulturlandschaft und ihre begleitenden<br />
Insekten in der Agrarlandschaft wichtig und unersetzlich sind.<br />
Nun zu der Geschichte der Hungerhalde des Michelsberges zwischen Unterböhringen<br />
und Hausen (Gemeinde Bad Überkingen).<br />
32 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Im Jahr 1974 entdeckte<br />
ich an der Hungerhalde<br />
des Michelberges auf<br />
einem zur Wildfütterung<br />
angelegten Acker<br />
eine bemerkenswerte<br />
Ackerkrautflora. Reiche<br />
Vorkommen von<br />
Einjährigem Ziest,<br />
Tännelkraut, Blauem<br />
Gauchheil, Breitblättrigem<br />
Hohlzahn, Gelbem<br />
Günsel und vielen<br />
anderen Ackerkrautarten waren hier zu sehen, nicht zuletzt auch das Vorkommen<br />
der Spatzenzunge! Hier hatte man es offensichtlich mit einem historischen Ackerbaugelände<br />
zu tun. Erstaunlich war, wie lange sich die Samen der geschilderten<br />
Arten im dortigen Boden gehalten haben.<br />
Oben:<br />
Ehemaliger Wildacker,<br />
Hungerhalde des<br />
Michelsberges,<br />
22. 11. <strong>2020</strong><br />
Links:<br />
Stachys annua<br />
(Einjähriger Ziest),<br />
5. 10. 1974<br />
Dem Vorkommen der Spatzenzunge kommt dabei eine große Bedeutung zu. Zum<br />
ersten Mal fand ich im Herbst 1975 im Bereich des Wildackers an mehreren Stellen<br />
die seltene Spatzenzunge (Thymelaea passerina). Auffallend war, dass die Fundorte<br />
dieser Seltenheit im Osten/Süden und Westen des Wildackers innerhalb 100 Meter<br />
Entfernung des Ackers lagen. Zufall - oder historischer Bestandteil des ehemaligen<br />
Ackers? Im August 1977 konnte ich sie im Acker ebenfalls finden.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 33
Selten hat die Spatzenzunge (Bild rechts)<br />
ihre Blüten offen und zeigt dann ihre<br />
Verwandtschaft mit dem Seidelbast. In<br />
Deutschland ist sie stark gefährdet, in<br />
Österreich ebenfalls und im nördlichen<br />
und südlichen Alpenvorland ist sie vom<br />
Aussterben bedroht. In unserer Gegend<br />
findet man sie besonders auf Mergelböden.<br />
Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie<br />
in früheren Zeiten am Rand der Äcker<br />
in solchen Schichten, besonders in den<br />
Brachen geblüht hat. Die Spatzenzunge<br />
ist einjährig und meist unstet, blüht jedoch<br />
an den ihr zusagenden Stellen, wo<br />
sie wenig Konkurrenz hat, regelmäßig<br />
wieder.<br />
Es wäre wünschenswert, hier auf der Hungerhalde des Michelberges ein weiteres<br />
Biotop für die Ackerbegleitflora zu errichten. Der Bereich des oben beschriebenen<br />
aufgelassenen Wildackers mit der Grundstücksnummer 642 auf der Gemarkung Bad<br />
Überkingen-Hausen würde sich anbieten. Hier könnte mit geringem Aufwand<br />
außerhalb der nahen Intensiv-Ackerflächen ein weiterer Schutzacker angelegt werden,<br />
der als Ausbreitungspunkt für unsere bedrohten Ackerkräuter hervorragend<br />
geeignet wäre!<br />
Hungerhalde<br />
M<br />
Unterböhringen<br />
Oberböhringen<br />
Links:<br />
Lage des Grundstücks<br />
zwischen<br />
Hausen und<br />
Unterböhringen.<br />
Quelle Luftbild:<br />
Google Earth<br />
© <strong>2020</strong> GeoBasis-DE/BKG<br />
K 1438<br />
ehem.<br />
Wildacker<br />
i<br />
c h<br />
e<br />
l s<br />
b e<br />
r g<br />
Hausener<br />
Eckfelsen<br />
Ludwig Walderich<br />
Hausen<br />
34 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Antonias Wiesenjahr<br />
Meine Nichte Antonia ist 12 Jahre alt und ein neugieriges, lebenslustiges Mädchen.<br />
Sie hat das Down-Syndrom und besucht eine Inklusionsklasse an der Gemeinschaftsschule<br />
am Tegelberg; im Schuljahr 2019/20 bekamen die Schüler die Aufgabe,<br />
im Rahmen einer Jahresarbeit ein Biotop zu beobachten und zu dokumentieren,<br />
was sich binnen Jahresfrist dort ereignet. Also wurde der Onkel gefragt, ob er Lust<br />
hätte, das Projekt zu begleiten. Recht schnell waren wir uns einig, dass unser Untersuchungsobjekt<br />
ein „Wiesle“ sein sollte; ein agrarindustrieller Grasacker kam<br />
natürlich nicht in Frage, denn was soll man da großartig beobachten? So beschlossen<br />
wir, dass „unsere Wiese“ die <strong>BNAN</strong>-Galgenbergwiese bei Bad Ditzenbach sein<br />
soll; neudeutsch würde man das als „Win-Win-Situation“ bezeichnen, denn Antonia<br />
hatte ihr Projektgebiet und der autolose Onkel eine bequeme Möglichkeit, regelmäßig<br />
unsere wundervolle Wiese zu besuchen, weil mal Papa, öfter aber Mama<br />
nach Ditzenbach gefahren sind. Leider wurde die vorgesehene Regelmäßigkeit von<br />
„Corona“ arg beschnitten; trotzdem haben wir versucht, im Rahmen des Möglichen<br />
den Jahreslauf in „unserem“ Biotop zu erfassen.<br />
Am 20. Oktober 2019 besuchen wir zum<br />
ersten Mal unser Wiesle. Wir starten<br />
vom „<strong>BNAN</strong>-Parkplatz“ am oberen Kapellenweg<br />
und der steile Anstieg Richtung<br />
Wald stößt zunächst auf wenig Gegenliebe<br />
bei der jungen Naturforscherin.<br />
Schnell wird aber die Stimmung besser,<br />
nachdem der ebenerdige Waldweg erreicht<br />
ist und frohgemut geht es weiter<br />
unserem Ziel entgegen.<br />
Wir haben einen schönen Tag erwischt -<br />
angenehm sonniges Herbstwetter, bunt<br />
leuchtende Wälder und, dank der Pflege<br />
unserer <strong>BG</strong> vor einem Monat, eine leicht<br />
zu begehende Wiese, auch wenn sich die<br />
junge Dame an manchen Stellen mit der<br />
Hangneigung schwer tut. Macht aber<br />
nichts, ist gut fürs Gleichgewicht.<br />
Wir sind gespannt, ob es so spät im Jahr<br />
überhaupt noch etwas zu beobachten<br />
gibt und schlendern auf dem oberen<br />
Weg in die Tiefe des kleinen Paradieses.<br />
Galgenbergwiese Richtung Hiltenburg (oben)<br />
und gegen Auendorf (unten).<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
35
Tatsächlich entdecken wir gleich einen<br />
Grashüpfer, der wie wir das schöne Wetter<br />
zu einem Ausflug nutzt. Als Biene-<br />
Maja-Fans bekommt er von uns den Namen<br />
„Flip“.<br />
Außerdem finden wir noch letzte Blumen:<br />
Habichtskraut in Gelb, Flockenblume<br />
in Rosa; die Golddistel hat schon<br />
wuschelige Fruchtstände.<br />
Naturfotografin Antonia bei der Arbeit.<br />
Oben am wolkenlosen Himmel toben<br />
Greifvögel herum und schicken uns ihre<br />
Rufe herunter.<br />
36 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Etliche leere Schneckenhäuser findet die<br />
Forscherin, die inzwischen voll auf Touren<br />
ist und überall genau hinschaut.<br />
Antonia sammelt noch einige schöne<br />
Herbstblätter, um sie zu pressen. Mit<br />
einem kleinen Abstecher zur Bronnbühlkapelle<br />
geht’s zurück zum Auto.<br />
Schön war er, unser erster Projekttermin<br />
auf unserem Wiesle!<br />
Eine ganz andere Herbstseite zeigt der<br />
3. November - es ist kühl und von oben<br />
und unten feucht. Beim Aufstieg rutschen<br />
wir ab und an, was aber mit allgemeiner<br />
Erheiterung zur Kenntnis genommen<br />
wird, wie später beim Abstieg<br />
ebenfalls.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 37
Die Blätter sind größtenteils von den<br />
Bäumen geweht, der Himmel ist bedeckt<br />
und wärmer war es auch schon. So gibt<br />
sich der 24. November bei unserer dritten<br />
Exkursion. Antonia kennt inzwischen<br />
den Weg und führt die Truppe an.<br />
Heute betrachten wir vor allem das untere<br />
Stockwerk unserer Wiese - und<br />
finden gleich ein paar eßbare Blätter.<br />
Wie schmecken die? „Nach Gurke“ lautet<br />
nach kurzem Kauen die Antwort -<br />
deshalb ist unser Wiesenknopf auch ein<br />
seit langem angebautes Gewürzkraut im<br />
Bauerngarten.<br />
Eine schöne Flechte begegnet uns, wohl<br />
eine Cladonia - da hat der Onkel noch<br />
Defizite, genauso wie bei den Spinnentieren.<br />
Aber der Biene-Maja-Fanclub<br />
weiß sich zu helfen und nennt den Achtbeiner<br />
einfach „Thekla“, auch wenn’s<br />
keine Kreuzspinne ist.<br />
Im Stockwerk darüber läutet eine hübsche<br />
einzelne Glockenblumenblüte wohl<br />
das endgültige Ende der Blühsaison ein -<br />
wir freuen uns über den späten Blumengruß.<br />
38 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Das Wetter zählt aber nicht als Ausrede,<br />
schließlich gilt’s, eine Aufgabe zu erfüllen<br />
und so wird wieder eifrig fotografiert.<br />
Pilze sind zu finden, der gelbe leuchtet<br />
richtig in der trüben Umgebung. Einige<br />
verregnete Astern sehen wir und ein<br />
Steinklee zeigt noch ein paar seiner<br />
hübschen goldenen Blüten.<br />
Wir gestehen - so lange wie beim ersten<br />
Mal hat es uns nicht auf der Wiese gehalten.<br />
Aber Spaß gemacht hat’s trotzdem;<br />
und man weiß eine warme Stube<br />
wieder richtig zu schätzen.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
39
Nochmals eine Etage höher leuchten viele Hagebutten über der Wiese; zum Glück<br />
gibt es hier etliche Sträucher, die verschiedenen Tieren mit ihren Früchten über<br />
den Winter helfen. Und dass auch eine Wiese eine tolle Herbstfärbung haben kann<br />
(wenn man sie lässt), sieht man von oben einfach besser.<br />
Nach beinahe einmonatiger Pause fahren wir zwei Tage vor Heilig Abend wieder<br />
nach Bad Ditzenbach. Diesmal wird am Thermalbad geparkt und der längere Weg<br />
zum Wiesle stößt anfangs auf wenig Gegenliebe seitens Antonia - als sie merkt, dass<br />
es da aber gar nicht so steil hochgeht wie beim schon gewohnten Waldanstieg, ist<br />
die Begeisterung rasch wiederhergestellt.<br />
Schließlich ist laufen gut für die Kondition!<br />
Wir fühlen uns stark an unseren letzten<br />
Besuch erinnert - Wetter gleich trübe<br />
und ähnlich kühl; der einzige Unterschied<br />
scheint zu sein, dass jetzt gar keine<br />
Blätter mehr an den Gehölzen hängen.<br />
Trotzdem gibt es noch genug zu entdekken.<br />
Vor allem die Fruchtstände der<br />
Waldrebe finden bei der Expeditionsleiterin<br />
Gefallen. Sie sind so schön weich<br />
und flauschig, sie glänzen wunderbar<br />
trotz des trüben Wetters und ihre roten<br />
Samen und Stiele bringen auch noch<br />
Farbe ins Spiel!<br />
40 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Erneut beschäftigt uns eine interessante<br />
Flechte - ist’s die Falsche Rentierflechte?<br />
Und erneut stellen wir fest, wie schön<br />
und abwechslungsreich ein Blick in die<br />
Wiese auch im Winter sein kann.<br />
Am 4. Januar <strong>2020</strong> folgt der nächste Besuch<br />
unseres Biotops. Das Wetter ist angenehm,<br />
zwischen den rasch ziehenden<br />
Wolken blitzt immer wieder einmal die<br />
Sonne durch.<br />
Während auf der gegenüberliegenden<br />
Wiese, die den Vergleich mit unserer natürlich<br />
nicht aushält, Schafe grasen, tauchen<br />
wir wieder in die Natur ein.<br />
Heute schauen wir zunächst die Rutschungen<br />
im Gelände an. Es ist schon<br />
beeindruckend, welche Erdmassen selbst<br />
bei kleinen Ereignissen bewegt werden<br />
und welch lange sichtbare Spuren im<br />
Gelände zurückbleiben.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
41
Jüngste Rutschung, Galgenbergwiese Mitte.<br />
Ältere Rutschungen, Galgenbergwiese Nord.<br />
Die Haselbüsche am oberen Wiesenweg<br />
tragen noch Nüsse, aber auch schon weit<br />
entwickelte Kätzchen - aber wieso „Kätzchen“?<br />
kommt gleich die berechtigte<br />
Frage. Mit der Erklärung, dass die offenen<br />
Blütenstände so weich wie das Fell<br />
kleiner Katzen seien, gibt sich Antonia,<br />
leicht zweifelnd, erstmal zufrieden.<br />
Und wieder fallen uns die Flechten und<br />
Moose ins Auge. Man achtet natürlich<br />
viel mehr auf sie im Herbst und Winter,<br />
und das sind ja auch die eigentlichen<br />
Lieblingsjahreszeiten beider Lebensformen,<br />
weil sie mehr Licht bekommen<br />
als in der belaubten Saison. Wir entdecken<br />
kleine Welten z. B. auf einem<br />
Feldahornast; ausnahmsweise ziemlich<br />
sicher ist der Onkel beim Baummoos,<br />
das aber kein Moos, sondern eine Flechte<br />
ist. Ziemlich verwirrend, deshalb ist<br />
das Flechtenbuch endlich bestellt...<br />
42 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Schließlich entdecken wir oben am<br />
Waldrand noch die ersten Blüten des<br />
Jahres - die Palmblättrige Nieswurz hat<br />
schon erste Blüten geöffnet! Da behaupte<br />
noch einer, im Winter sei die Natur<br />
im Ruhemodus...<br />
Am 5. Februar begegnet uns Thekla wieder<br />
- oder zumindest eine Kollegin, die<br />
ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Eine<br />
Spinne im Winter in der freien Wildbahn<br />
- das wird selbstredend gleich dokumentiert!<br />
Das kennen wir doch auch schon: Bewegte<br />
Erde - diesmal ist es aber nicht die<br />
dynamische Alb, sondern ein Maulwurf,<br />
der hier mächtig gearbeitet hat und das<br />
immer noch tut, wie uns ganz frische<br />
Haufen verraten. Schön, dass sich „Pauli“<br />
(natürlich sind wir auch seine Fans) auf<br />
dem Wiesle wohlfühlt.<br />
Im Gehölzriegel in der Wiesenmitte hat<br />
sich eine Misteldame mit herrlichen Perlen<br />
geschmückt, die man sogar essen<br />
kann; vorausgesetzt, man ist als Vogel<br />
geboren und heißt z.B. Misteldrossel.<br />
Weiter geht’s mit alten Bekannten: Die<br />
Haselwürstchen - pardon: -kätzchen sind<br />
geöffnet und jetzt tatsächlich viel weicher<br />
als noch vor einem Monat. Aber so<br />
wie ein Katzenfell...?<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
43
Auch unsere Nieswurz hat mächtig Fortschritte<br />
gemacht. Die hell leuchtenden<br />
Blütenstände stehen schon hoch über<br />
dem dunkelgrünen Laub. Wir reiben<br />
vorsichtig an den Blättern und machen<br />
die Geruchsprobe - Antonia kann durchaus<br />
nachvollziehen, warum die schöne<br />
Pflanze oft als „stinkend“ bezeichnet<br />
wird.<br />
Wir finden noch einen tollen Pilz, ganz<br />
schwarz und glibbrig; „Hexenbutter“<br />
heißt er im Volksmund, „Warziger Drüsling“<br />
sagt der Pilzexperte zu ihm. Er ist<br />
der krönende Abschluss eines schönen,<br />
wenn auch recht trüben Tages.<br />
Es scheint sich etwas zu tun in der Natur, und als am 1. März die Sonne scheint und<br />
die Temperaturen angenehm um die Nase streichen, folgen wir dem schon erahnbaren<br />
blauen Band auf unser Wiesle, um nachzuschauen, was da los sein mag...<br />
44 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
... und kommen zu der Einsicht: Eigentlich<br />
nicht besonders viel im Vergleich<br />
zum letzten Mal. Man erwartet einfach<br />
oft zu viel vom Vorfrühling, aber wirklich<br />
enttäuscht sind wir nicht. Wir freuen<br />
uns, dass mit den Ligusterbeeren immer<br />
noch „Essen für die Vögel“ da ist<br />
und entdecken schlussendlich auch eine<br />
erste vorwitzige Küchenschelle, die<br />
schon blüht, während ihre Geschwister<br />
sich allesamt noch dick in ihre Pelze<br />
hüllen.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
Zwei Wochen später, die Sonne scheint<br />
immer noch - also nix wie raus auf die<br />
Wiese. Antonia hängt Mama und Onkel<br />
inzwischen ab beim Anstieg. Als die beiden,<br />
ins Gespräch vertieft, am Abzweig<br />
runter zur Wiese geradeaus weiterlaufen<br />
wollen, werden sie freundlich, aber<br />
bestimmt auf den Irrtum aufmerksam<br />
gemacht. Ortskenntnis - Haken dran.<br />
45
Erster Blick - nichts Neues. Genauer hingeschaut - welch eine Entwicklung!<br />
Küchenschellen: Vollblüher - Spätstarter - Langschläfer am 15. März.<br />
Süße wohlbekannte Düfte... am Waldrand<br />
entdecken wir blühenden Seidelbast<br />
und nehmen vorsichtig eine Prise<br />
des wunderbaren Blütenduftes. Berühren<br />
wollen wir den scharfen Kellerhals<br />
nicht - eine Fliege, die sich kurz darauf<br />
niederlässt und wohl auch vom unnachahmlichen<br />
Frühlingsduft kosten will, hat<br />
damit kein Problem.<br />
Veilchen träumen schon... tatsächlich<br />
sind sie schon hellwach! Das Märzveilchen<br />
überwältigt uns mit einer ganz anderen<br />
Duftnuance und trägt damit, neben<br />
seinen Blüten, zum Gesamterlebnis<br />
bei.<br />
Und auch seine Schwester, das Rauhe<br />
Veilchen, weiß sich in üppigen violetten Polstern in Szene zu setzen. Kontrapunkt<br />
in Gelb, ebenfalls herrlich duftend: Die Hohe Schlüsselblume findet sich verschwenderisch<br />
in hoher Blüte, während ihre Schwester, die später das Blütenbild bestim-<br />
46 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
<strong>BNAN</strong><br />
BEZIRKSGRUPPE<br />
GEISLINGEN/STEIGE<br />
Bitte<br />
beachten Sie,<br />
dass je nach Corona-Lage<br />
Veranstaltungen verschoben<br />
werden müssen oder<br />
ausfallen können.<br />
Auf unserer Homepage<br />
www.bnan-geislingen.de<br />
finden Sie laufend aktuelle<br />
Informationen<br />
hierzu.<br />
JAHRES-<br />
PROGRAMM<br />
2021<br />
www.bnan-geislingen.de
Rohrach<br />
INFORMATIONSABENDE<br />
Infoabende finden in Bad Überkingen im Feuerwehrgerätehaus statt, sofern nicht anders<br />
angegeben. Beginn jeweils 19.30 Uhr. Anfahrt: Die B 466 <strong>Geislingen</strong>-Wiesensteig bei der<br />
Autal-Halle verlassen, nach 300 Meter sind Parkplätze rechts der Straße. Bitte nicht die<br />
Feuerwehrparkplätze benutzen!<br />
Februar/März<br />
Kein Infoabend<br />
Freitag Streifzüge durch die Natur -<br />
10. September besondere Kostbarkeiten aus der Tier- und Pflanzenwelt<br />
Bildvortrag mit Beamer von Hans-Peter Ulrich, Hechingen<br />
Freitag<br />
8. Oktober<br />
Herbst 2021<br />
Termin wird<br />
rechtzeitig mitgeteilt!<br />
Freitag<br />
12. November<br />
Freitag<br />
10. Dezember<br />
Wilde Karpaten - Naturkundliche Eindrücke aus Transsilvanien<br />
Bildvortrag von Udo Gedack<br />
Ort: Schubartsaal im Mehrgenerationenhaus <strong>Geislingen</strong><br />
Schillerstraße 4, <strong>Geislingen</strong><br />
Gemeinsame Veranstaltung von <strong>BNAN</strong> & NABU <strong>Geislingen</strong><br />
Mitgliederversammlung<br />
Anschließend: Mehr als ein Tropfen: feucht, nass, Wasser!<br />
Bildvortrag mit Beamer von Theo Banzhaf, <strong>Geislingen</strong><br />
Naturwunder vor unserer Haustür<br />
Bildvortrag von Gunnar Müller, <strong>Geislingen</strong><br />
<strong>BNAN</strong>-Jahresrückblick mit Bildern<br />
Markus Kückenwaitz, <strong>Geislingen</strong><br />
BAD ÜBERKINGEN<br />
<br />
Fils<br />
Ortsmitte><br />
GEISLINGEN<br />
Göppingen><br />
B 10<br />
P<br />
In der<br />
MAG<br />
Stadtkirche<br />
FuZo><br />
Autalhalle<br />
Hausener Straße<br />
DEHOGA-Akademie<br />
P<br />
Ulm><br />
Feuerwehrgerätehaus<br />
15<br />
Mehrgenerationenhaus<br />
4<br />
Schillerstraße
EXKURSIONEN UND WANDERUNGEN<br />
Bei allen Veranstaltungen haftet der Teilnehmer für sich selbst. Bildung von Fahrgemeinschaften<br />
ist erwünscht. Längere Fahrten mit Fahrtkostenbeteiligung. Aus<br />
witterungsbedingten oder organisatorischen Gründen können sich die Termine<br />
ändern. Rücksprache deshalb möglich bei:<br />
Markus Kückenwaitz 07331 - 6 59 42, Helmut Schmidt 07331 - 6 59 74,<br />
Eberhard Wurster 0157 - 74 67 83 15<br />
Samstag<br />
27. März<br />
10 Uhr<br />
Samstag<br />
10. April<br />
14 Uhr<br />
Samstag<br />
8. Mai<br />
14 Uhr<br />
Samstag<br />
12. Juni<br />
14 Uhr<br />
Samstag<br />
3. Juli<br />
ab 19 Uhr<br />
Sonntag<br />
3. Oktober<br />
8.30 - 12 Uhr<br />
Amphibienwanderung am Feuchtgebiet Turm<br />
Wir besichtigen den temporären Schutzzaun und das Laichgewässer.<br />
Treffpunkt: Wanderparkplatz beim ehem. Grüngutplatz<br />
Gingen/Fils unweit des Ortsteiles Grünenberg.<br />
Märzenbecher und Grasfrosch im Roggental<br />
Wir sind unterwegs im NSG Roggental. Zum Aufwärmen und<br />
weiteren Gedankenaustausch besteht anschl. eine Einkehrmöglichkeit<br />
vor Ort (Roggenmühle). Treffpunkt: Parkplatz<br />
Mordloch zwischen <strong>Geislingen</strong>-Eybach und Treffelhausen.<br />
Naturkundliche Wanderung am Kornberg bei Gruibingen<br />
Los geht’s am Parkplatz bei der Paßhöhe am Kornbergsattel,<br />
an der Straße zwischen Gruibingen und Gammelshausen.<br />
100 Äcker für die Vielfalt<br />
Wir besuchen das <strong>BNAN</strong>-Feldflorareservat bei Unterböhringen.<br />
Treffpunkt am Parkplatz beim Friedhof Unterböhringen<br />
(Ortsrand Richtung Grünenberg).<br />
Hüttenfest im SV-Heim Oberböhringen<br />
... und wie immer: in einer lauen Sommernacht auch im Freien...<br />
Parkplätze am Haus.<br />
Vogelzugbeobachtung am Fränkel<br />
mit Eberhard Wurster und Markus Kückenwaitz. Wanderparkplatz<br />
Fränkel, Grünenberg, dann Richtung „Aussichtspunkt“ laufen.<br />
Details bitte nachfragen. Anfahrtshinweise finden sich auch auf unserer Homepage:<br />
www.bnan-geislingen.de
BIOTOPPFLEGE<br />
Wir bitten um Mithilfe bei der Pflege unserer Grundstücke. Alle Einsätze sind bei den<br />
zuständigen Naturschutzbehörden gemeldet. Teilnehmer sind gesetzlich versichert.<br />
Unsere Pflegearbeiten finden in der Regel samstags statt. Dabei werden Wiesen, Heiden<br />
und Feuchtgebiete gemäht und das Gras mit Rechen und Gabel abgeräumt. Vesper und<br />
Getränke werden gestellt. Aus witterungsbedingten oder organisatorischen Gründen<br />
können sich die Termine ändern. Rücksprache deshalb möglich bei:<br />
Markus Kückenwaitz 07331 - 6 59 42, Albert Rieker 07162 - 82 95,<br />
Helmut Schmidt 07331 - 6 59 74, Eberhard Wurster 0157 - 74 67 83 15<br />
Anfahrtsskizzen und Terminänderungen finden Sie auch auf unserer Homepage:<br />
www.bnan-geislingen.de<br />
Februar<br />
nach Ansage<br />
24. Juli<br />
9 Uhr<br />
14. August<br />
9 Uhr<br />
21. August<br />
9 Uhr<br />
4. September<br />
13 Uhr<br />
11. September<br />
13 Uhr<br />
25. September<br />
13 Uhr<br />
9. Oktober<br />
13 Uhr<br />
16. Oktober<br />
13 Uhr<br />
Unterböhringen, Talbachwiese Gehölzschnitt und Mähen. Treffpunkt: Dem<br />
Feldweg, der im Tal beim Unterböhringer Friedhof abzweigt, folgen bis zur Wiese.<br />
Reichenbach i. T., Haarbergwiese Treffpunkt: Parkplatz auf dem<br />
Hexensattel zwischen Unterböhringen und Reichenbach i. T.<br />
Auendorf, Sielenwangwiese Treffpunkt: Wanderparkplatz auf dem Sattel<br />
zwischen Auendorf und Gammelshausen.<br />
Bad Ditzenbach, Galgenbergwiese<br />
Treffpunkt: Querstraße „Kapellenweg“ unterhalb der Galgenbergkapelle.<br />
<strong>Geislingen</strong>-Eybach, Felsentalwiese<br />
Treffpunkt: Wanderparkplatz am Taleingang.<br />
Reichenbach i. T., Weigoldsbergwiese Treffpunkt: Wasserhochbehälter<br />
oberhalb Reichenbach i. T. (nicht auf dem Behälter parken!).<br />
Bad Ditzenbach, Galgenbergwiese, Teil 2<br />
Treffpunkt: Querstraße „Kapellenweg“ unterhalb der Galgenbergkapelle.<br />
Reichenbach i. T., Weigoldsbergheide Treffpunkt: Wasserhochbehälter<br />
oberhalb Reichenbach i. T. (nicht auf dem Behälter parken!).<br />
Nenningen, Kuhbergwiese<br />
Treffpunkt: Wanderparkplatz Christental<br />
Weitere Arbeitseinsätze nach Ansage, die über eine Telefonkette ausgelöst werden:<br />
Grünenberg - Feuchtgebiet Turm, Biotoppflege<br />
Grünenberger Straße - Krötenzaun Auf- und Abbau sowie tägliche Amphibienbergungen<br />
Weigoldsbergheide - Biotopschutz: Schutzzaun errichten und abbauen
mende Echte Schlüsselblume, zaghaft erste Blüten öffnet. Auf unserem Wiesle lässt<br />
sich wahrhaft nachvollziehen, was unseren Schwabendichter zu seinem Gedicht<br />
getrieben hat. Wer’s nicht kennt - kein Problem, Freude ist auch so garantiert...<br />
Keinesfalls unterschlagen wollen wir zwei weitere, wenn auch nicht gar so spektakuläre<br />
Beobachtungen: Wiederum am mittleren Gehölzriegel blüht ein Mistel-Herr<br />
und stellt damit sicher, dass die essbaren Perlen auch im Herbst und Winter dieses<br />
Jahres wieder geerntet werden können. Und wir haben die Blätter einer Orchidee<br />
entdeckt, die uns später noch einmal mit ihren herrlichen Blüten begegnen wird.<br />
Damit lassen wir diesen wunderbaren Tag zu Ende gehen.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
47
Manchmal sind längere Pausen kein Fehler<br />
- 31 Tage im Frühjahr zählen anders<br />
als dieselbe Zeitspanne im Winter. Wir<br />
sind beinhahe erschlagen vom Fortschritt<br />
binnen Monatsfrist: Wo man<br />
hinblickt, strahlt am 26. April frisches<br />
Grün - und dazuhin das weiterhin anhaltende<br />
sonnige Wetter mit wohligen<br />
Temperaturen - Herz, was willst du<br />
mehr? Wohin zuerst schauen? An den<br />
Waldesrand vielleicht, wo die Vielblütige<br />
Weißwurz blüht. Und unsere Nieswurz<br />
inzwischen dick in Frucht steht,<br />
egal ob man sie als „Palmblättrig“ oder<br />
„Stinkend“ bezeichnet.<br />
Das sind - glücklicherweise - müßige<br />
Fragen, die unsere Projektleiterin nicht<br />
beschäftigen. Sie freut sich einfach ob<br />
der Gegebenheiten und fotografiert<br />
munter drauflos - alles ist interessant.<br />
So hat sie beispielsweise unser Gurkenkraut<br />
wiederentdeckt, das jetzt seine<br />
Blüten der Sonne entgegenstreckt!<br />
48 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Und nervöse Flugwesen schwirren über<br />
die Wiese - außer Puste haftet sich eines<br />
an einen Halm und wir können den<br />
Schmetterlingshaft fotografieren.<br />
Auf unserer unordentlichen Wiese freut<br />
sich auch das Pfauenauge über eine Landemöglichkeit<br />
und genießt die Sonne.<br />
Schneeball blüht - „Wieso Schneeball, ist<br />
doch Frühling...?“ - Weil er ein bisserl so<br />
aussieht wie ein Schneeball, so weiß...<br />
„Stimmt, da hast’e recht“.<br />
Weitere schöne Blumen blühen: Schopfiges<br />
Kreuzblümchen und Helm-Knabenkraut;<br />
die Küchenschellen zeigen schon<br />
ihre flauschigen Fruchtbärte. Wir sehen<br />
den schönen blauen Günsel und gelbe<br />
Kugeln leuchten uns aus der Wiese ent-<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
49
gegen - die ersten Trollblumen blühen.<br />
Das freut besonders die Frau Mama,<br />
denn die großen Blüten erinnern sie an<br />
ihre Lieblingsblumen, die Ranunkeln.<br />
Auch unsere alte Bekannte Thekla treffen<br />
wir wieder.<br />
Der einzige kleine Wermutstropfen ist<br />
der strenge Geruch der Weißdornblüten.<br />
Aber weil er so schön blüht, muss<br />
ein Beweisfoto gemacht werden, und mit<br />
ein wenig Abstand ist das ja auch kein<br />
Problem.<br />
Auf dem Weg zurück bewundern wir<br />
die vielen verschiedenen Grüntöne, die<br />
der Frühling in Wald und Wiese gezaubert<br />
hat.<br />
50 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Mittlerweile hat der Wonnemonat Einzug gehalten. Voller Vorfreude starten wir<br />
am 9. Mai zu unserer nächsten Unterrichtsstunde im Grünen.<br />
Begrüßt werden wir heute vom Waldbrettspiel<br />
- die Vorfreude war also berechtigt.<br />
Der schöne Schmetterling<br />
tankt im Wiesenerdgeschoss am Waldrand<br />
Sonne. Woher der eigenartige Name<br />
kommt? Hm, vielleicht von den hellen<br />
Flecken auf den dunklen Flügeln; das<br />
erinnert an ein Dame-Brett...<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
51
Auch sonst gibt es viel zu entdecken, denn die Wiese ist ein Blütenmeer. Esparsetten<br />
zeigen im Gegenlicht ihre ganze Schönheit, der „Guggigei“ setzt große gelbe Sterne<br />
ins Gras und die Wiesenglockenblumen läuten fast schon den Sommer ein.<br />
Wo die Wiese trockener ist, wächst die<br />
Zypressen-Wolfsmilch; Ameisen naschen<br />
eifrig am süßen Blütennektar.<br />
Eine Märzenschnecke hat ihr Haus an<br />
einen Stengel geheftet, denn sie mag die<br />
Hitze am Erdboden nicht. Macht sie gerade<br />
ein Trockenschläfchen?<br />
Auch der Wachtelweizen-Scheckenfalter<br />
hat Hunger - er tankt seinen Nektar<br />
an einer Hahnenfuß-Blüte.<br />
52 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Die bleiche Labkraut-Sommerwurz ist keineswegs verblüht, im Gegenteil! Sie<br />
kommt ohne Blattgrün durchs Leben, weil sie von anderen Pflanzen - unfreiwillig -<br />
mitversorgt wird. Rings um den Blütenstand sieht man die Labkrautpflanze, von der<br />
sie sich durchfüttern lässt.<br />
Wir entdecken jede Menge Helm-Knabenkräuter und Antonia hat Spaß daran, jedes<br />
neue gleich zu melden. Ihre Mama bemerkt die Ähnlichkeit des Knospenstandes mit<br />
einem Spargel - durchaus richtig, denn die Orchidee und das Edelgemüse sind<br />
schließlich weitläufig verwandt. Wir sehen uns einige der leuchtenden Blumen genauer<br />
an und entdecken, wie verschieden sie doch sind - echte Persönlichkeiten.<br />
Natürlich darf auch heute ein Besuch bei den „wilden Ranunkeln“ nicht fehlen. Es<br />
ist ein sagenhaft schöner Anblick, wie die großen Trollblumenkugeln im leichten<br />
Wind sanft hin und her schaukeln.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
53
Wir sehen ganze Sträuße vom Wiesensalbei<br />
in der Wiese blühen und schauen<br />
eine Weile Bienen und vielen anderen<br />
Insekten beim Blütenbesuch zu. Wie’s da<br />
schwirrt und summt.<br />
Schließlich betrachten wir noch den<br />
Spitz-Wegerich und seinen mittleren<br />
Bruder. Eigentlich sind die Blütenstände<br />
doch tolle Gebilde. Genaues Hingucken<br />
lohnt sich halt immer.<br />
So geht ein langer Wiesenbesuch zu<br />
Ende. Unglaublich, was wir heute alles<br />
erlebt haben!<br />
Am 23. Mai hat Antonia Reitstunde in Deggingen. Das trifft sich gut, denn wir müssen<br />
nach dem Ausritt nur einmal ums Eck auf unser Wiesle und können nachschauen,<br />
was da los ist. Recht trübe ist es heut - bei schönem Wetter macht’s schon mehr<br />
Spaß. Aber die Natur (und der Mensch) braucht nach dem zurückliegenden wochenlangen<br />
Sonnenscheinwetter dringend eine Erholungspause und so sind wir mit<br />
dem Schmuddelwetter ganz zufrieden.<br />
54 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
„So hoch!“ ist das Gras inzwischen. Wir<br />
lassen heute einfach die Wiese auf uns<br />
wirken und stellen fest, dass es eigentlich<br />
mehrere Wiesen in einer sind - wie<br />
unterschiedlich die Pflanzenkleider in<br />
den verschiedenen Bereichen sind! Wir<br />
sehen viele Weinbergschnecken; endlich<br />
ist raus, wer in dem leeren Haus vom<br />
Herbst normalerweise wohnt. Fortan<br />
wird jeder Schritt bedächtig gesetzt und<br />
Antonia weist auf jede Schnecke hin.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
55
Am 3. Juni genießen wir wieder volle<br />
Sonne. ’S Wiesle ist ein Traum: Julikäfer<br />
tun sich am Gemeinen Schneeball (ja,<br />
der heißt auch im Sommer so) gütlich<br />
und die Bienen finden jetzt ebenfalls<br />
eine reich gedeckte Tafel vor.<br />
Allerlei Insekten tummeln sich im Gras,<br />
wir finden einen Stiel voller „Mugga“...<br />
aber halt, das ist ja eine Blume. Tatsächlich,<br />
eine Orchidee, die Fliegen-Ragwurz.<br />
Wir schauen weiter und entdecken, ganz<br />
unscheinbar grün im grünen Gras, ihre<br />
Verwandschaft, das Zweiblatt. Mit geschärften<br />
Augen entdecken wir immer<br />
mehr der gut getarnten Blütenstände.<br />
Und eine Ecke weiter noch mehr Orchideen:<br />
Die Weiße Waldhyazinthe steht in<br />
voller Pracht in der Wiese.<br />
56 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Auch weiß und ebenso schön sind die<br />
Blütensträuße des Wiesen-Leinblatts.<br />
Aber da man muss genauer hinschauen,<br />
weil die Blüten im Vergleich zur Orchideenblume<br />
winzig sind. Gut, dass der<br />
Onkel eine Brille dabei und das Makroobjektiv<br />
am Foto hat.<br />
Auf der Wiese wachsen sogar echte Geranien<br />
- der Wald-Storchschnabel; die<br />
auf’m Balkon sind nämlich Pelargonien.<br />
Aber das ist Erwachsenenerbsenzählerei<br />
und die Naturforscherin freut sich eher<br />
über die tolle Blütenfarbe.<br />
Wir machen noch einen Besuch bei den<br />
Trollblumen; ein paar Nachzügler<br />
blühen noch, aber die meisten haben<br />
schon pralle Früchte auf ihren Stengeln.<br />
Schließlich führt uns der Rückweg noch<br />
an der Stelle vorbei, wo einige Akeleien<br />
wohnen - die Blüten haben eine ganz<br />
eigenartige Farbe, wie man sie nicht alle<br />
Tage zu Gesicht bekommt. Das ist doch<br />
ein schöner Abschluss einer Wiesenrunde!<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
57
Sommer ist es geworden, als wir am 20. Juni noch einmal unser Wiesle besuchen.<br />
Am Anfang des oberen Weges begrüßt uns die Wohlriechende Händelwurz - was<br />
für ein Duft! Vanille? Oder doch etwas ganz eigenes? Wie auch immer, die Naturforscherin<br />
nimmt gerne eine zweite und dritte Prise vom würzigen Blumenduft. Und<br />
gleich nebenan, wo das Gras höher steht, sehen wir auch ihre Schwester. Die Mükken-Händelwurz<br />
duftet zwar nicht so fein, aber ihre Blütenkerzen sind eine Wucht.<br />
58 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Der Wind streicht über das Gräsermeer und man muss jetzt schon genau hingucken,<br />
um die schönen Blumen im hohen Gras zu entdecken.<br />
Das Ochsenauge in sommerlichem Gelb, die Pyramidenorchis in ihrem unvergleichlichen<br />
leuchtenden Dunkelpink - wir machen uns einen Sport daraus, wer den nächsten<br />
Farbfleck dieser Orchidee entdeckt.<br />
Bei den Insekten braucht es mehr Glück<br />
und so freuen wir uns über einen Flip<br />
und den Wachtelweizen-Scheckenfalter,<br />
dem wir ja schon einmal begegnet sind.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
59
Alpen-Ziest (und das im Mittelgebirge!) fühlt sich eher im lichten Schatten des<br />
nahen Waldrands wohl, die Schwalbenwurz wächst dort, wo die Wiese trockener ist<br />
und der Acker-Wachtelweizen wächst am Galgenberg in der Wiese. Herrlich, wie<br />
sein Schopf in der Sonne leuchtet!<br />
60 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Heute war unser letzter Projekttermin<br />
auf „unserem Wiesle“ und da muss natürlich<br />
noch ein Erinnerungsfoto mit<br />
Mama gemacht werden.<br />
Wir gehen auf demselben Weg zurück<br />
und entdecken eine Bienen-Ragwurz -<br />
seltsam, auf dem Hinweg haben wir sie<br />
gar nicht bemerkt. Das ist ja ’mal ein<br />
tolles Finale!<br />
Ein ganzes Jahr ist es zwar nicht geworden,<br />
aber wir haben trotzdem das Naturschauspiel<br />
der Jahreszeiten voll auskosten<br />
können. Es war einfach „herrlich“<br />
(Zitat Antonia).<br />
Bleibt uns, dem <strong>BNAN</strong> herzlich zu danken,<br />
dass wir das grüne Klassenzimmer,<br />
das die <strong>BG</strong> <strong>Geislingen</strong> in vier Jahrzehnten<br />
aufgebaut hat, nutzen durften. So<br />
macht Unterricht einfach Spaß!<br />
Antonia & Markus Bernath<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
61
Schatz im Christental - Die Borstige Glockenblume<br />
Am 7. Juli 2019 unternahmen Jürgen Schweizer und ich eine kleine Exkursion ins<br />
Christental bei Nenningen. Gestartet wurde vom Wanderparkplatz am Stausee, wir<br />
besuchten unsere wundervoll blühende Kuhbergwiese und nahmen danach im Wald<br />
oberhalb die dort wohnenden Stendelwurzen (Epipactis) unter die Lupe. Danach<br />
ging’s über die Reiterleskapelle auf der Heldenbergseite zurück Richtung Ausgangspunkt.<br />
Kurz vor dem Parkplatz, an der Südwestecke des Stausee-Damms, entdeckten<br />
wir dann zu unserer Überraschung ein Exemplar der seltenen, bundesweit vom<br />
Aussterben bedrohten Borstigen Glockenblume (Campanula cervicaria).<br />
Borstige Glockenblume, 7. Juli 2019<br />
Natürlich wurde auch Peter Banzhaf,<br />
Artenschutzbeauftragter des Regierungspräsidiums<br />
Stuttgart, vom außergewöhnlichen<br />
Fund in Kenntnis gesetzt.<br />
Am 28. Juni <strong>2020</strong> fragte er via E-Mail an,<br />
ob die Glockenblume auch dieses Jahr<br />
im Christental blühe; am 5. Juli ergab<br />
eine Nachschau - nichts. Herr Banzhaf<br />
meinte, dass die kurzlebige, oft nur sporadisch<br />
auftretende Art womöglich nur<br />
ein kurzes Gastspiel am Damm gegeben<br />
hätte.<br />
Nur eine Woche später allerdings, am<br />
12. Juli, zeigte sich ein ganz anderes Bild:<br />
Zwei Glockenblumen standen wundervoll<br />
in Blüte - das zeigt einerseits, dass<br />
ich vor Wochenfrist wohl nicht intensiv<br />
genug gesucht hatte, andererseits, zu<br />
welch rasanter Entwicklung Pflanzen<br />
innerhalb von sieben Tagen fähig sind!<br />
Diese Überraschung hat selbstredend auch Herrn Banzhaf gefreut. Kurz darauf hat<br />
er angefragt, ob ich einen ASP (Artenschutzprogramm)-Bericht verfassen würde,<br />
was mit seiner Unterstützung umgehend erledigt wurde. Da man so etwas ja nicht<br />
alle Tage macht, bot sich ein interessanter Einblick in die Arbeit der Profis. Als angenehmen<br />
Nebeneffekt gab’s darüberhinaus noch ein nettes Sümmchen für Helmuts<br />
Vereinskasse.<br />
Dringlich war jetzt auch herauszufinden, wer für die Pflege des Standorts zuständig<br />
und zu welchem Zeitpunkt eine Mahd geplant ist. Schließlich galt es, die beiden<br />
62 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Pflanzen zur Fruchtreife kommen zu lassen,<br />
um den Samennachschub der zweijährigen<br />
Pflanzen im Biotop sicherzustellen<br />
- außerdem wollte Herr Banzhaf darüberhinaus<br />
Samen in eine Genbank und<br />
in Erhaltungskultur geben. Hier konnte<br />
Herr Koch vom LEV Göppingen weiterhelfen:<br />
Er fand schnell heraus, wer für die<br />
Mahd des Dammes zuständig ist und teilte<br />
mit, dass mit dem kooperativen Pfleger<br />
eine Bearbeitung des Geländes im Sinne<br />
unserer Glockenblumen problemlos vereinbart<br />
werden könne. Gute Aussichten<br />
also für eine erfolgreiche Ernte!<br />
Borstige Glockenblume, 12. Juli <strong>2020</strong><br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
63
Am 29. Juli kam von Herrn Banzhaf die Nachricht, dass die beiden Pflanzen fruchten,<br />
aber noch längst keine reifen Samen haben. Dafür entdeckte er bei seinem Besuch<br />
vor Ort drei Rosetten von Pflanzen, die voraussichtlich 2021 blühen! Geklärt<br />
hatte er inzwischen auch, dass ein Teil der Samen in die Genbank nach Regensburg<br />
gehen und der Botanische Garten Tübingen eine Vermehrungskultur aus unserem<br />
Saatgut aufbauen würde. Also hieß es weiter auf die Samenreife warten.<br />
Borstige Glockenblume, 24. August <strong>2020</strong><br />
Und die Borstige Glockenblume ließ sich Zeit. Am 24. August standen die beiden<br />
Exemplare auf den ersten Blick schon vielversprechend recht trocken an der Böschung<br />
- von Samenreife aber keine Spur, wie die Überprüfung einer der noch<br />
durchaus saftigen Kapseln ergab. Weiterhin war geduldiges Warten angesagt.<br />
Am 6. September war es dann soweit - die reifen Fruchtkapseln konnten geerntet<br />
werden. Daheim angekommen wurden die Pflanzenteile zunächst einmal zum<br />
Trocknen ausgebreitet und bis zum nächsten Abend in Ruhe gelassen. Im Lauf der<br />
folgenden Woche habe ich dann nach und nach die Samen aus Ihrer Umhüllung befreit,<br />
das Saatgut wurde - so gut es ging - gereinigt, getrocknet und Herrn Banzhaf<br />
übergeben.<br />
64 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
8. September <strong>2020</strong>:<br />
Fruchtkapseln und erste<br />
geerntete Samen.<br />
Zum Größenvergleich jeweils<br />
eine 1-Cent-Münze.<br />
12. September <strong>2020</strong>:<br />
Gereinigtes Saatgut von<br />
Campanula cervicaria.<br />
Erstaunlich ist die<br />
große Menge an Samen<br />
von nur zwei Pflanzen.<br />
Daraufhin hat Herr Banzhaf die Verteilung der Samen übernommen. Am Hochwasserdamm<br />
hat er offene Bodenstellen geschaffen und Saatgut ausgebracht. Außerdem<br />
hat er an einem weiteren potentiell geeigneten Platz oberhalb des Christentalhofs<br />
eine Ansaat vorgenommen; einen kleinen Teil der Samen hat er als „eiserne Reserve“<br />
eingefroren.<br />
Jetzt sind wir alle gespannt, ob sich die Borstige Glockenblume im Christental<br />
halten und vielleicht sogar eine stabile Population aufbauen kann. Wir werden das<br />
Geschehen jedenfalls weiterhin höchstinteressiert im Auge behalten.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
Markus Bernath<br />
65
Der Jura-Streifenfarn (Asplenium fontanum)<br />
Ein einmaliges Naturerbe im Geislinger Raum.<br />
Biotop von Asplenium fontanum, Helfenstein bei <strong>Geislingen</strong>/Steige, 3. 10. <strong>2020</strong>.<br />
66 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Der Jura-Streifenfarn (Asplenium fontanum) spielt schon lange eine wichtige Rolle<br />
bei den naturschützerischen Bemühungen unserer Bezirksgruppe, v. a. durch das<br />
unermüdliche Engagement unseres Mitglieds Ludwig Walderich. Der folgende Bericht<br />
entstand im Nachgang einer Ortsbegehung der Farn-Biotope am Hofstetter<br />
Hang im Rohrachtal am 23. 9. <strong>2020</strong>. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wollen wir<br />
uns dieses Kleinod unserer heimischen Flora einmal näher ansehen.<br />
Während der Jura-Streifenfarn bei uns recht einheitlich auftritt, ist er in seinem<br />
Hauptverbreitungsgebiet (wir werden es noch kennenlernen) durchaus zu einer gewissen<br />
Variabilität in der Lage, wie die Schattenrisse der Blätter auf der nächsten<br />
Seite zeigen. So wundert es nicht, dass einige Formen und sogar Varietäten beschrieben<br />
wurden: Man findet in den Herbarien der botanischen Institute beispielsweise<br />
eine var. angustatum (wohl eine Trockenform oder Jungpflanzen, wie man sie auch<br />
an den heimischen Standorten beobachten kann) oder eine var. pedicularifolium<br />
(also eine läusekrautblättrige Varietät).<br />
Oben: Jura-Streifenfarn, Habitus.<br />
Unten: Blattunterseite mit Sporenbehältern.<br />
(Helfenstein, 3. 10. <strong>2020</strong>)<br />
Schon in „Dr. L. Rabenhorst’s Kryptogamen-Flora<br />
von Deutschland, Oesterreich<br />
und der Schweiz“ von 1889 ist im dritten<br />
Band (Farnpflanzen) zu lesen, wie der<br />
Autor Prof. Dr. Ch. Luerssen die Verhältnisse<br />
bei unserem Farn bewertet: Er<br />
sieht die beschriebenen Formen als Extreme<br />
innerhalb der Variationsbreite<br />
von Asplenium fontanum und erwähnt,<br />
dass die beiden Extreme forma typica (=<br />
forma minor) und var. Halleri (= forma<br />
major) durch Übergänge verbunden sei-<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
67
Oben: Blattsilhouetten von Asplenium fontanum von der Iberischen Halbinsel.<br />
Aus: Estudio biosistemático de Asplenium foreziense Legrand ex Giraudias y táxones relacionados (Aspleniaceae, Pteridophyta).<br />
Doktorarbeit von Alberto Herrero Nieto, Madrid, 1998.<br />
en, bisweilen sogar an Blättern desselben Rhizoms. Die<br />
Abbildung vom Jura-Streifenfarn (gegenüber) aus dem<br />
Werk spricht für sich - solche Variationen sind durchaus<br />
auch bei den Vorkommen im Geislinger Raum zu<br />
finden, obwohl unsere Populationen durch ihre isolierte<br />
und weit vom Hauptareal entfernte Lage eher eine<br />
gewisse Gleichförmigkeit erwarten ließen.<br />
Botanische Geschichte(n)<br />
Der wohl älteste Hinweis auf unseren Farn aus dem<br />
16. Jahrhundert führt uns in unsere Heimat. Von 1561<br />
bis 1578 war Hieronymus Harder in <strong>Geislingen</strong> und<br />
Überkingen als Lateinschullehrer angestellt. Nebenher<br />
betrieb er intensiv sein Steckenpferd - die Botanik, die<br />
zu jener Zeit eigentlich gerade erst im Begriff war, sich<br />
als wissenschaftliche Disziplin herauszubilden. Seine<br />
pflanzlichen Interessen galten, wie zu jener Zeit üblich,<br />
vor allem den Heil- und Nutzpflanzen, aber er beschäftigte<br />
sich durchaus auch mit den grünen Gewächsen<br />
68 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Oben: Seite 18 aus Harders Herbarium in der<br />
Bayerischen Staatsbibliothek. Oben ist Asplenium<br />
fontanum zu sehen.<br />
(Quelle: Bayerische Staatsbibliothek München, Münchner Digitalisierungszentrum<br />
– Digitale Bibliothek, BSB-Hss Cod.icon. 3, Harder,<br />
Hieronymus, Herbarium vivum – BSB Cod.icon. 3, [S.l.] Süddeutschland<br />
1576 – 1600, Cod.icon. 3)<br />
Unten: Ausschnitt von Seite 358 des Pinax<br />
Theatri Botanici von Caspar Bauhin,<br />
Basel 1623.<br />
um ihrer selbst willen. Davon zeugen seine<br />
zwölf Herbarien, die bis heute bekannt<br />
geworden sind. Viele seiner gepressten<br />
Pflanzen stammen aus der Umgebung<br />
von <strong>Geislingen</strong> und Bad Überkingen.<br />
So finden wir auf Seite 18 seines<br />
Herbars, das in der Münchener Staatsbibliothek<br />
aufbewahrt wird, zwei Farne -<br />
der obere ist unser Asplenium fontanum,<br />
den Harder als Filix petrea - Felsen Farn<br />
bezeichnet. Er hat ihn sicherlich an der<br />
Hausener Wand gefunden, wo er immer<br />
noch vorkommt. Man verspürt durchaus<br />
eine leichte Gänsehaut bei dem Gedanken,<br />
dass uns hier ein über 400 Jahre alter<br />
Vorfahr der heute dort lebenden Farne<br />
entgegenblickt!<br />
Einen Hinweis auf medizinischen Nutzen<br />
des Jura-Streifenfarns finden wir bei<br />
Harder nicht und so dürfen wir davon<br />
ausgehen, dass er ihn in sein Werk aufgenommen<br />
hat, weil er die Pflanze und<br />
ihre Lebensweise an sich interessant<br />
fand - kein Wunder für einen Simplicisten,<br />
wie er sich selbst bezeichnet: Ein<br />
Kenner der Kräuter, der seine botanischen<br />
Interessen aber nicht als Profession<br />
betreibt, sondern weil er sich für die<br />
Schöpfung begeistern kann.<br />
Das folgende Jahrhundert stellt eine erste<br />
Blütezeit der Botanik dar - jede<br />
Pflanze ist interessant und unser Farn<br />
kommt 1623 zu seinem bis heute gültigen<br />
Art-Epitheton: Caspar Bauhin, Basler<br />
Botaniker (sein Bruder Johann, mit dem<br />
er oft gemeinsam botanisierte, war übrigens<br />
Leibarzt des württembergischen<br />
Herzogs Friedrich I. und schrieb eine<br />
Abhandlung über das Boller Heilbad<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige 69
nebst pflanzenkundlichem Anhang der Umgebung), erwähnt in seinem „Pinax Theatri<br />
Botanici“ Filicula fontana major, also einen Farn, der an einer Quelle wächst -<br />
möchte man denken. Sein „fontana“ bezieht sich aber wohl auf die Wasserfallen, einen<br />
Bergzug im Baselbieter Jura in der Schweiz, wo er viel und oft botanisch unterwegs<br />
war, wie die mehrmalige Erwähnung der Wasserfallen in seinen Werken nahelegt.<br />
Sicherlich ist Bauhin über den Verdacht erhaben, unseren Farn an Quellen<br />
wachsen zu lassen - wir werden noch sehen, warum.<br />
In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten, in denen die naturkundliche Erforschung<br />
Europas immense Fortschritte macht und somit auch das heimische botanische<br />
Arteninventar seiner nahezu vollständigen Erfassung entgegengeht, taucht<br />
der Jura-Streifenfarn immer öfter in Kräuterbüchern und Herbarien auf; dass damit<br />
auch ein eifriger Wechsel seines Namens einhergeht, ist verständlich, denn schließlich<br />
wollte (und will) jede Botanikergeneration ihre Erkenntnisse in den wissenschaftlichen<br />
Annalen verewigt sehen. Die unten aufgeführte Liste, keineswegs vollständig,<br />
mag davon einen Eindruck vermitteln.<br />
Vor allem an seinen Hauptwohnsitzen in Spanien, Frankreich und in der Schweiz<br />
wandert er im 18. und 19. Jahrhundert auch mehr und mehr in die Pflanzensammlungen<br />
wissenschaftlicher Institute, professioneller Botaniker und Liebhaber-Floristen<br />
- wie unsensibel und maßlos dabei vorgegangen wurde, zeigt allein die schiere<br />
Masse von Herbarbelegen, die als Digitalisate im Internet zu finden sind. Die schönsten<br />
Exemplare wurden samt Wurzeln ausgerissen und in die Bücher geklebt - oft<br />
gleich mehrere auf einen Bogen. Man findet zahlreiche Opfer aus der Schweiz,<br />
Frankreich und Spanien. Aus seinem südwesteuropäischen Hauptterrain ist unser<br />
Farn also Ende des 19. Jahrhunderts wohl bekannt und breit erforscht.<br />
70 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Verbreitung<br />
Die Gebirge Südwesteuropas sind das<br />
Hauptwohngebiet unseres Farns - in<br />
Spanien siedelt er von Valencia, Aragon<br />
und Katalonien bis in die Pyrenäen, daran<br />
anschließend findet er sich in Frankreich<br />
vom Languedoc über das Zentralmassiv<br />
bis in den französichen Jura, weiters<br />
siedelt er im Schweizer Jura und<br />
den Westalpen. Dieser Verbreitungsbewegung<br />
folgend findet sich ein disjunktes,<br />
beständiges Vorkommen auf der<br />
Schwäbischen Alb im Geislinger Raum.<br />
Weitere vereinzelte Wuchsorte in Nordspanien<br />
um Gijon, in Zentral- und Südspanien,<br />
auf Ibiza und Mallorca, in<br />
Frankreich in der Auvergne und in Italien<br />
im mittleren Apennin.<br />
Wahrscheinlich adventive, eventuell<br />
auch angesalbte, meist jedoch kurzlebige<br />
Vorkommen wurden und werden gemeldet<br />
aus dem Schwarzwald und Bayern,<br />
Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz<br />
und dem Saarland - dort ist<br />
Asplenium fontanum heutzutage meist<br />
verschollen, ausgestorben oder ein kurzlebiger<br />
Gast, ebenso wie in Österreich<br />
(Steiermark; ein 1998 entdecktes Vorkommen<br />
in Vorarlberg am Pfänder ist<br />
möglicherweise noch existent), in der<br />
Tschechischen Republik, in Belgien, den<br />
Niederlanden, Luxemburg, in Großbritannien<br />
und in Ungarn.<br />
Unser Jura-Streifenfarn kommt außereuropäisch<br />
wohl nur noch im Nordwesten<br />
Marokkos vor.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
Seite aus dem Herbarium von F.-O. Wolf mit<br />
zwei Pflanzen aus dem „Wald hinter Tourbillon<br />
bei Sion (Sitten), Wallis, Schweiz,<br />
Meereshöhe 450 m, April 1878.“<br />
Eine nah verwandte Art, Asplenium fontanum<br />
subsp. pseudofontanum (KOSS.)<br />
REICHST. & SCHNELLER findet sich<br />
außerhalb Europas in Zentralasien.<br />
Werfen wir, von Süd nach Nord, einen<br />
europäischen Blick auf ausgewählte<br />
Wuchsorte des Farns, erkennen wir starke<br />
Gemeinsamkeiten mit unserer Heimat<br />
- vor allem das Foto von Bauhins<br />
Botanikerberg, den Wasserfallen im<br />
Schweizer Jura, erinnert stark an die<br />
Schwäbische Alb und die Aussicht in<br />
einen dortigen Wald unterscheidet sich<br />
in nichts von einem solchen in entsprechender<br />
Lage bei uns. Wir sehen auf den<br />
71
Irland<br />
Vereinigtes<br />
Königreich<br />
Belgien<br />
Niederlande<br />
Deutschland<br />
Frankreich<br />
<strong>Geislingen</strong><br />
Schweiz<br />
Österreich<br />
Ungarn<br />
Portugal<br />
Andorra<br />
Italien<br />
Spanien<br />
Marokkao<br />
Verbreitung von Asplenium fontanum in Europa:<br />
Magentarot: Autochthone rezente Vorkommen.<br />
Schwarz: Vorübergehende Vorkommen.<br />
(Verbreitungsdaten nach Global<br />
Biodiversity Information Facility,<br />
https://www.gbif.org/occurrence/map?taxon_key=2650702)<br />
Bildern der folgenden Seite auf den ersten Blick zwei Dinge: Wälder und Kalkfelsen;<br />
beides braucht unser Farn augenscheinlich, um sich wohlzufühlen.<br />
Tolerant ist er hinsichtlich der Meereshöhe, im Wallis beispielsweise siedelt er von<br />
der montanen Höhenstufe auf 400 Metern bis in die subalpine auf 1.500 Meter hoch.<br />
Asplenium fontanum scheint wohl, trotz seines zarten Erscheinungsbildes, recht hart<br />
im Nehmen zu sein, was extremere Klimabedingungen (vor allem hinsichtlich Kälte<br />
und Frost) anbelangt. Machen wir uns also auf die Suche nach Gründen für seine<br />
Verbreitung, vor allem aber auch für sein Vorkommen ausgerechnet im Raum <strong>Geislingen</strong>.<br />
Vor rund 125.000 Jahren begann die letzte Kaltzeit, die Würm-Eiszeit. Während dieser<br />
Eiszeit gab es starke klimatische Schwankungen mit milderen und kalten Phasen,<br />
in der Gesamtschau war es deutlich kälter als heute. Südwestdeutschland war<br />
im südlichen Teil bis zur Donau vergletschert - die Schwäbische Alb jedoch blieb<br />
eisfrei. Wir dürfen uns dort eine phasenweise wechselnde Steppen- und Tundren-<br />
72 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
landschaft vorstellen mit Zwergstrauchund<br />
Schuttrasengesellschaften, dazwischen<br />
auch vereinzelte Gruppen mit höheren<br />
Sträuchern (v. a. Weiden und Birken)<br />
und, an geschützten Stellen eingestreut,<br />
Inseln mit höheren Bäumen. In<br />
milderen Phasen konnten sich durchaus<br />
Birken- und Kiefernwälder etablieren,<br />
um bei erneuter Abkühlung wieder zu<br />
verschwinden. Wälder, wie wir sie heute<br />
aus unserer Heimat kennen, wurden auf<br />
inselartige und voneinander isolierte<br />
Vorkommen in Küstennähe rund ums<br />
Mittelmeer zurückgedrängt.<br />
Unten: Hintere Wasserfallen, Blick in den<br />
dort anstehenden Wald.<br />
Foto: panoramio, User BLS208.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
Abbildungen links von oben nach unten:<br />
1. Blick auf den Montejurra, Navarra, Nordspanien.<br />
Foto: Zurt, Fotografia Propia.<br />
2. Lac de Sainte-Croix, Französische Seealpen<br />
(Dept. Alpes-de-Haute-Provence und Var).<br />
Foto: Sun2Shine.<br />
3. Wasserfallen bei Reigoldswil, Schweizer<br />
Jura, Baselbiet. Foto: Adrian Michael.<br />
4. Blick zum Jungfraugebiet an der Hausener<br />
Wand, Bad Überkingen, Schwäbische Alb.<br />
73
Vereinigtes<br />
Königreich<br />
Frankreich<br />
Belgien<br />
Niederlande<br />
Rhein<br />
Deutschland<br />
<strong>Geislingen</strong><br />
Schweiz<br />
Rh ô ne<br />
Andorra<br />
Spanien<br />
Italien<br />
Vergletscherung während der Weichsel-<br />
Würm-Eiszeit. Magentarot umrandet das<br />
Gebiet der Schwäbischen Alb.<br />
Quelle: wikipedia.de, Ulrich Lamm<br />
Mittelmeer-Mjösen-Zone<br />
Burgundische Pforte<br />
Unser Farn ist den klimatischen Entwicklungen gefolgt und hat sich wohl in seine<br />
heutigen Hauptverbreitungsgebiete zurückgezogen, wo er rezent streckenweise<br />
nicht selten zu finden ist: Die östliche Iberische Halbinsel, Südfrankreich, den nordwestlichen<br />
Zipfel Italiens und die Westschweiz. Könnte er aber auch an seinem<br />
Geislinger Standort auf der Schwabenalb der Kaltzeit getrotzt haben? Abwegig ist<br />
dieser Gedanke keineswegs, denn in unserer Gegend dürften damals ähnliche Verhältnisse<br />
geherrscht haben wie zumindest in seinen französischen und schweizerischen<br />
Refugien. Dafür spricht unter anderem die Mittelmeer-Mjösen-Zone, eine<br />
Bruchzone in der europäischen Kontinentalkruste vom Rhônedelta über das Saônetal<br />
und den Oberrheingraben bis Südnorwegen. Diese Zone ist auch der Architekt<br />
der Burgundischen Pforte - sie ist bis heute mitverantwortlich dafür, dass durch den<br />
Zufluß mediterraner Warmluft in der Nordwestschweiz und in Südwestdeutschland<br />
ein recht mildes Klima herrscht. Am Nordtrauf der Alb entlang, der gleichsam als<br />
Wetterleitplanke wirkt, sind sicherlich auch seinerzeit klimamildernde Luftströme<br />
zu uns gewandert.<br />
74 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Die Genetik liefert uns ebenfalls Hinweise<br />
- während polyploide Asplenium-<br />
Arten (solche mit mehrfachem Chromosomensatz)<br />
nacheiszeitlich beinahe ganz<br />
Europa erobert haben, blieben die diploiden<br />
(mit doppeltem Chromosomensatz)<br />
auf ihre kaltzeitlichen Rückzugsgebiete<br />
beschränkt. Asplenium fontanum gehört<br />
nun zu letzteren Kandidaten, die in ihrer<br />
nacheiszeitlichen Ausbreitung äusserst<br />
eingeschränkt zu sein scheinen.<br />
Warum hätte der Jura-Streifenfarn, wäre<br />
er aus dem warmen Südwesten zurückgewandert,<br />
nur die Geislinger Gegend<br />
besiedeln sollen, sind doch auf der ganzen<br />
Alb potentielle Siedlungsgebiete genug<br />
vorhanden?<br />
Zünglein an der Waage mag eine besondere<br />
Konstellation an der Hausener<br />
Wand sein: Schon der Geislinger Botaniker<br />
Dr. Rudolf Hauff stimmte den Erklärungen<br />
von Ludwig Walderich zu,<br />
dass die Kaiserwandbalme am Fuß des<br />
Jungfraufelsens und die ihr direkt vorgelagerte<br />
kleine Felswand unserem Farn<br />
sein eiszeitliches Überleben gesichert haben<br />
könnten. Die konvexe Form der<br />
recht genau nach Süden gerichteten Balme<br />
bündelte demnach die Sonnenwärme<br />
und strahlte sie an die nordwärts gerichtete<br />
Wand, an der Asplenium fontanum<br />
heute noch zu finden ist. Direkte Sonne<br />
bekommt der Farn dort so gut wie nie<br />
ab, nur bei höchstem Stand unserers<br />
Zentralgestirns wird er kurzzeitig morgens<br />
und abends bestrahlt - das ist insofern<br />
wichtig, als viele Pflanzenarten, die<br />
ihre assimilierenden Blätter (zumindest<br />
teilweise) auch in der kalten Jahreszeit<br />
behalten, nicht so sehr an möglichen ex-<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
s<br />
b<br />
c<br />
Schematische Darstellung der Strahlungsverhältnisse<br />
am Jungfraufuß/Hausener Wand:<br />
a = Kaiserwandbalme (Südausrichtung).<br />
b = nordwärts ausgerichtete gegenüberliegende<br />
Felswand mit Asplenium fontanum.<br />
c = Felsbandrasen.<br />
d = westlich ausgerichtete Felswand.<br />
In diesem einmaligen, amphitheaterähnlichen<br />
Sonderbiotop waren die Existenzbedingungen<br />
für Asplenium fontanum während der letzten<br />
Kaltzeit wohl außerordentlich günstig.<br />
tremen Frostgraden kranken, sondern<br />
vielmehr den Wechsel von Gefrieren<br />
und Auftauen durch Sonneneinstrahlung<br />
nicht ertragen; diesem Auf und Ab<br />
erliegen sie irgendwann, so wie wir das<br />
beispielsweise von unserer heimischen<br />
Palmblättrigen Nieswurz (Helleborus<br />
foetidus) und ihrer Verwandschaft in unseren<br />
Gärten kennen. Stehen sie aber<br />
schattig, können ihre grünen Blätter<br />
auch längere Phasen strengsten Frostes<br />
ertragen, ohne Schaden zu nehmen. Die<br />
beschriebene nahezu einmalige Situation<br />
d<br />
a<br />
75
an der Hausener Wand erfüllt diese Kriterien für unseren Farn bestens - einerseits<br />
wenig direkte Sonne im Winter, andererseits Milderung winterlicher Extremverhältnisse<br />
und Steigerung von Temperaturen wie im Tundrensommer. Ob an den<br />
anderen (bis heute rezenten) Geislinger Standorten ähnlich günstige Bedingungen<br />
geherrscht haben, wissen wir nicht; vielleicht wurden die Steigfelsen und der Helfenstein<br />
auch nacheiszeitlich besiedelt. Die Überwindung einer Distanz von rund<br />
fünf Kilometern zu diesen Biotopen ist ja selbst unserem recht ausbreitungsfaulen<br />
Protagonisten zuzutrauen - schließlich musste er nur über die Schildwacht ins<br />
Rohrachtal gelangen. Er hat vielleicht eine kurze, seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten<br />
zusagende nachkaltzeitliche Phase genutzt, um diese Biotope zu erobern, bevor<br />
ihm die Vegetationsentwicklung der folgenden Warmzeit diese Möglichkeit<br />
wieder genommen hat.<br />
Verbreitung des Jura-Streifenfarns<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Beobachtungen<br />
vor 1900<br />
zwischen 1900 und 1944<br />
zwischen 1945 und 1969<br />
zwischen 1970 und 2004<br />
seit 2005<br />
Daten zur Verbreitung von WÖRZ, A., & M. THIV (2018):<br />
Aktuelle Verbreitungskarten der Farn- und Blütenpflanzen<br />
Baden-Württembergs.<br />
http://www.flora.naturkundemuseum-bw.de.<br />
Jura-Streifenfarn im Geislinger Raum<br />
Asplenium fontanum erfreut sich in Baden-Württemberg<br />
in einem ca. 5 qkm<br />
großen Streifen seines Lebens - bei ungefähr<br />
35.751 qkm Landesfläche. Unser<br />
Farn siedelt in Meereshöhen zwischen<br />
ca. 590 und 710 Metern - der tiefste<br />
Punkt im Ländle liegt bei 87, der höchste<br />
bei 1493 m ü. NN. Sowohl seine horizontale<br />
als auch vertikale Verbreitung<br />
findet sich also in einem sehr begrenzten<br />
Rahmen, vor allem, wenn wir die gesamte<br />
Republik mit der zehnfachen Fläche<br />
von 357.386 qkm und Höhen von -3 bis<br />
2.962 m ü. NN zu Grunde legen. Das<br />
sollten wir in unsere Betrachtung mit<br />
einbeziehen, denn unsere Vorkommen<br />
sind die einzig autochthonen, dauerhaften<br />
in ganz Deutschland und somit die<br />
nördlichsten des Gesamtareals. Seine Lebensräume<br />
bei uns wollen wir gleich<br />
kennenlernen; zunächst aber gehen wir<br />
nochmals zurück im Zeitenlauf und<br />
schauen, was in vergangenen Jahrhunderten<br />
über unseren Farn im Bezug auf<br />
unsere Heimat in Erfahrung zu bringen<br />
ist.<br />
76 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Verbreitung (magentafarben) des Jura-Streifenfarns im Raum <strong>Geislingen</strong>. Die Vorkommen<br />
liegen allesamt in Naturschutzgebieten (Satellitenbild von Google Earth, 20. März 2015).<br />
a<br />
~450 m NN<br />
~620 m NN<br />
ca. 4,8 km<br />
ca. 1,1 km<br />
~650 – 710 m NN<br />
ca. 4,5 km<br />
b<br />
~655 m NN<br />
~590 – 610 m NN<br />
c<br />
~700 m NN<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Meereshöhe der Vorkommen<br />
von Asplenium fontanum.<br />
Gebiet Jungfrau/Hausener Wand<br />
Steigfelsen im Rohrachtal<br />
Fels auf der Burgruine Helfenstein<br />
a<br />
b<br />
c<br />
Distanz der Vorkommen<br />
im Geislinger Raum.<br />
Meereshöhen zum Vergleich:<br />
<strong>Geislingen</strong> WMF<br />
Lindenteich nördlich Türkheim<br />
Hungerberg nördlich Türkheim<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
77
Spätestens seit 1572, dem Jahr seiner Rückkehr nach Ulm, ist Asplenium fontanum für<br />
die Umgebung von Überkingen durch unseren Simplicisten Hieronymus Harder belegt<br />
- dieser Beleg ist übrigens der älteste Pflanzenbeleg der Art für Baden-Württemberg<br />
und Deutschland, wohl sogar weltweit!<br />
Gut 150 Jahre später begegnet uns unser<br />
Farn in einer alphabetischen Auflistung<br />
der Pflanzen des Ulmer Gebiets (von 1396<br />
bis 1802 waren <strong>Geislingen</strong> und Überkingen<br />
Teil des Territoriums der freien<br />
Reichsstadt) wieder: Johann Dietrich<br />
Leopold erwähnt ihn 1728 unter dem<br />
Bauhinschen Namen Filicula fontana<br />
major und schreibt, dass er „an Felsen<br />
um Uberkingen“ gefunden werde.<br />
Ausschnitt von Seite 52 der „Deliciae Sylvestres<br />
Florae Ulmensis“.<br />
(Quelle: Digitale Sammlungen Sächsische Landesbibliothek –<br />
Staats- und Universitätsbibliothek Dresden / www.slub-dresden.de)<br />
1866 lesen wir in der Rubrik Botanische Sammlung, die G. v. Mertens zusammengestellt<br />
hat, in den „Jahresheften des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg“<br />
(Jahrg. 22, Seite 8): „Herr Karl Deffner, Fabrikant in Esslingen, [...] hat uns<br />
[...] durch hübsche Exemplare von Asplenium Halleri Dec. erfreut, welches über den<br />
ganzen Jura von Genf bis Basel verbreitet, nun von ihm an dem die Jungfrau genannten<br />
steilen Randfelsen des Alpplateaus von Ober-Böhringen bei Ueberkingen<br />
entdeckt worden ist.“ Wiederentdeckt, müssen wir im Nachhinein feststellen - Harders<br />
Herbarien waren den Gelehrten wohl damals noch unbekannt, und so ist seine<br />
Entdeckung, die er vor über 300 Jahren gemacht hatte, in Vergessenheit geraten.<br />
Die nächste Spur findet sich 1896: Für G. Weitbrechts Reiseführer „Wanderungen<br />
durch <strong>Geislingen</strong> und seine Umgebung“ hat der Eislinger Pfarrer Dr. Theodor Engel<br />
seinerzeit einen geologisch-botanischen Anhang verfasst. In ihm ist zu lesen:<br />
„Weniger in die Augen fallen die kleinen, aber recht zierlichen Aspleniumarten, die<br />
Mauerraute (Asplenium Ruta muraria L.) und der Steinfarn (Aspl. trichomanes L.)<br />
[...], am allerwenigsten die dritte Art, die überhaupt nur an einem einzigen Platz in<br />
Württemberg, aber zufällig gerade in unserem Gebiet, vorkommt, [...]. Es ist das zarte,<br />
ungemein seltene Asplenium Halleri Dec., das bis jetzt nur am sogen. Jungfrauund<br />
etlichen benachbarten Felsen des Michelsbergs (oberhalb Ueberkingen) gefunden<br />
wurde“.<br />
Dass unser Farn natürlich auch in Robert Gradmanns bahnbrechendem Werk „Das<br />
Pflanzenleben der Schwäbischen Alb“ (1. Auflage 1898) seinen Platz findet, wundert<br />
uns kaum. Er nennt ihn von schattigen Felsen, auf Kalk, bei Überkingen. Ihm folgen<br />
die wichtigen Florenwerke für unser Gebiet: Die „Exkursionsflora für Württemberg<br />
78 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
und Hohenzollern“ von Dr. Oskar v. Kirchner und Prof. Julius Eichler bemerkt 1900:<br />
„Schattige Felsen (nicht an Quellen!). - III. Geis.: (gemeint ist das Oberamt <strong>Geislingen</strong>)<br />
Überkingen“.<br />
Im bekannten Schmeil-Fitschen („Flora von Deutschland“, 1903) ist zu lesen: „Schattige<br />
Felsen. Nur an der ‚Jungfrau‘ bei Überkingen unweit <strong>Geislingen</strong>.“<br />
1929 liefert Adolf Mayer in seiner „Exkursionsflora<br />
der Universität Tübingen“<br />
im Bilderanhang sogar ein Foto vom<br />
Quellen-Milzfarn, wie er unsere Pflanze<br />
nennt. Bei ihm lesen wir unter Asplenum<br />
(tatsächlich ohne i, auch Gradmann<br />
schreibt den Gattungsnamen so) fontanum:<br />
„Feuchte Felsen: auf Kalk. Einziger<br />
deutscher Standort. [...] Schutzbedürftig.<br />
III Geis.: bei Überkingen an einem kleinen<br />
Felsen.“ In der Fußnote der Hinweis:<br />
„Kommt nicht an Quellen vor!“<br />
Bis in die 1930er-Jahre war also, wie wir<br />
der Literatur entnehmen können, nur<br />
der Überkinger Standort von Asplenium<br />
fontanum bekannt, als Locus classicus für<br />
unser Gebiet dürfen wir den Jungfraufelsen<br />
an der Hausener Wand feststellen.<br />
Oben: Quellen-Milzfarn (= Jura-Streifenfarn),<br />
Überkingen. Foto von Julius Plankenhorn,<br />
1920er-Jahre.<br />
Die Jungfrau bei Bad Überkingen: Links ein Foto von Otto Feucht in Gradmanns Pflanzenleben,<br />
3. Auflage von 1936, rechts eine Ansicht vom 18. Oktober <strong>2020</strong>. Bemerkenswert, wie frei<br />
sich die Felsbiotope in früheren Zeiten präsentiert haben.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
79
1940 hatte Karl Müller aus Dornstadt seinen 1. Nachtrag zu „Beiträge zur Kenntnis<br />
unserer heimischen Farn- und Blütenpflanzen“ abgeschlossen; dieser Bericht wurde<br />
in den „Mitteilungsheften des Verein für Naturwissenschaft und Mathematik Ulm“<br />
(Heft 22, 1935 – 1942) veröffentlicht. In Kapitel III - Neue Pflanzen - entdeckt man<br />
folgende Stelle: „Asplenium fontanum (L.) Bernh. Quellen-Streifenfarn. Die Heimat<br />
dieser Felspflanze sind die unteren und mittleren Regionen der Kalkgebirge Südwesteuropas<br />
bis zum mittleren Schweizer Jura. Nach Dr. Karl Bertsch wanderte der<br />
Quellen-Streifenfarn schon im Tertiär oder im frühen Diluvium in Süddeutschland<br />
ein, konnte aber die folgenden Eiszeiten nur an wenigen klimatisch günstigen<br />
Wohnplätzen überstehen. Darum gehört er in Deutschland zu den großen Seltenheiten.<br />
An zwei Standorten am Westrand des Schwarzwaldes, bei Rheinweiler und<br />
am Hirschsprung im Höllental, ist er seit Jahrzehnten verschwunden. So war der<br />
1865 von Deffner, Fabrikant in Eßlingen, entdeckte Standort an der ‚Jungfrau‘ bei<br />
Ueberkingen der einzige deutsche Fundort für lange Zeit. Als ich Mitte Juli 1930 bei<br />
<strong>Geislingen</strong> a. St. nach Habichtskräutern suchte, fiel mir Melica transsilvanica Schur,<br />
das Siebenbürgische Perlgras, in die Hände. Während ich nun Fels um Fels abkletterte,<br />
um den Umfang dessen Vorkommens festzustellen, fand ich an einer leicht<br />
beschatteten, niederen Felswand den Quellen-Streifenfarn. An dem neuen Standort<br />
wurzeln auf Felsgesimsen und in Felsspalten etwa 60 Pflanzen in Gesellschaft von<br />
Hieracium humile Jacq. und Melica nebrodensis Pari.“ Wir verdanken somit Karl<br />
Müller nicht nur die Entdeckung des Standorts an den Steigfelsen, sondern auch die<br />
erste Bestandsaufnahme in einem unserer Biotope.<br />
In der Folge findet sich in den Regional- und Landesfloren die Nennung beider<br />
Standorte (<strong>Geislingen</strong>, Überkingen), so beispielweise in Gradmanns vierter Auflage<br />
seines „Pflanzenlebens“ 1950, in der „Ulmer Flora“ von Hugo Rauneker (1984) oder<br />
im Standardwerk „Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs“, herausgegeben<br />
vom gebürtigen Geislinger Oskar Sebald und Siegmund Seybold, Georg<br />
Philippi, Arno Wörz (1990).<br />
Die wertvollsten aktuellen Aufzeichnungen<br />
bezüglich unseres Farnes und seiner<br />
Verbreitung im Geislinger Raum sind<br />
zweifellos jene von Ludwig Walderich<br />
aus Gingen/Fils. In seinem (bisher) unveröffentlichten<br />
Buch „Felspflanzen des<br />
Landkreises Göppingen“, finden wir erste<br />
Notizen zu Asplenium fontanum bereits<br />
aus dem Jahr 1967 - zuerst zu den Michelsbergstandorten, später auch zu denen<br />
an den Steigfelsen am Hofstetter Hang. Durch seine enge Bekanntschaft mit dem<br />
Geislinger Botaniker Dr. Rudolf Hauff hat er auch von den Farn-Standorten am<br />
80 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Auszug aus den Notizen Ludwig Walderichs<br />
zur Kartierung des Jura-Streifenfarns im<br />
Geislinger Raum. Die Grafik zeigt nur einen<br />
groben Schnitt der stattgefundenen Begehungen,<br />
die regelmäßig stattgefunden haben<br />
(und weiterhin durchgeführt werden); dass es<br />
kaum möglich ist, dabei jedesmal alle Biotope<br />
gleichzeitig zu berücksichtigen, mag jeder<br />
nachvollziehen können, der das Gelände<br />
kennt, in dem Asplenium fontanum wohnt.<br />
Hofstetter Hang erfahren – als Mitarbeiter<br />
an Raunekers „Ulmer Flora“ war Dr.<br />
Hauff die Entdeckung Karl Müllers natürlich<br />
bekannt. Diese Information mag<br />
für Ludwig Walderich die Initialzündung<br />
gewesen sein, sich intensiv mit der<br />
Felsflora und vor allem mit Asplenium<br />
fontanum im Landkreis auseinanderzusetzen.<br />
Fels um Fels hat er besucht und<br />
kartiert und so erfahren wir unter dem<br />
Datum 30. Januar 1993 von einem weiteren<br />
Vorkommen von Asplenium fontanum<br />
auf dem Helfenstein! Es ist zweifelsfrei<br />
das Verdienst Ludwig Walderichs, dass<br />
die Vorkommen unseres Farns und deren<br />
Entwicklung im letzten Vierteljahrhundert<br />
lückenlos dokumentiert wurden.<br />
Die nebenstehende Grafik gibt hierüber<br />
auszugsweise einen Überblick.<br />
Die heimischen Standorte<br />
Lassen wir hinsichtlich unserer fontanum-Biotope<br />
zunächst die Wissenschaft<br />
zu Wort kommen:<br />
Erich Oberdorfer, der große Pflanzensoziolge,<br />
beschreibt 1977 in seinem Werk<br />
„Süddeutsche Pflanzengesellschaften“<br />
die Vorlieben unseres Farns wie folgt:<br />
„8. Ass.: Asplenio-Cystopteridetum fragilis<br />
[...] Blasenfarn-Gesellschaft [...] Fugengesellschaft<br />
feuchter, basenreicher,<br />
meist kalkführender Felsen oder Mauern<br />
mit einer optimalen Ausbildung in der<br />
montanen und hochmontanen Stufe. [...] Die Mittelgebirgsform [...] enthält in der<br />
Schwäb. Alb und im Südschwarzwald (Höllental) als seltene Einstrahlung aus SW-<br />
Europa Asplenium fontanum. [...].<br />
In den „Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs“ lesen wir: „An beschatteten,<br />
mäßig trockenen bis mäßig frischen Spalten von Kalkfelsen, meist in ± warmer<br />
Lage, zusammen mit Asplenium trichomanes, im Gebiet ohne frischeliebende Arten<br />
wie Cystopteris fragilis, wird als Kennart des Asplenio-Cystopteridetum angegeben,<br />
wohl aber eher Kennart einer eigenen (mehr trockenheitsliebenden) Assoziation.“<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
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Die Essenz bezüglich der Vorlieben unseres Protagonisten lautet: Kalkfelsen mit<br />
westlicher Ausrichtung, relative Wärme der Biotope mit gleichzeitiger lichter Beschattung<br />
(fehlt diese, kann er ausnahmsweise auch in nordwärts ausgerichteten Lebensräumen<br />
siedeln) und eine gewisse Luftfeuchte; vor allem im Herbst, wenn die<br />
Brenz- und Donaunebel um die Kanten unserer Berge streichen, wird sich unser<br />
Farn wohlfühlen. Man mag kaum glauben, welche Rolle diese Luftfeuchte spielt -<br />
die im Sommer <strong>2020</strong> darbenden und hoffnungslos vertrocknet scheinenden Pflanzen<br />
gegenüber der Kaiserwandbalme am Fuß der Jungfrau zeigten sich am 18. Oktober<br />
desselben Jahres frisch ergrünt.<br />
Wirklich vergesellschaftet ist unser Farn nur mit seinen beiden Geschwistern Brauner<br />
Streifenfarn (Asplenium trichomanes) und Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) -<br />
und diversen Moosen und Flechten, die man regelmäßig in seinen Biotopen beobachten<br />
kann. Sie dürften für seinen Wasserhaushalt eine wichtige Rolle spielen.<br />
Unser Farn und seine Geschwister (Foto vom 4. 10. <strong>2020</strong>, Hofstetter Hang):<br />
Jura-Streifenfarn Braunstieliger Streifenfarn Mauerraute<br />
82 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Flechten und Moose an den Asplenium-fontanum-Standorten.<br />
Bedacht wird unser Farn von einer ganzen Reihe verschiedener Baumarten wie Buche<br />
(Fagus sylvatica), Esche (Fraxinus excelsior), Sommer-Linde (Tilia platyphyllos),<br />
Stieleiche (Quercus robur), Mehlbeere (Sorbus aria), an den Steigfelsen ist ein schönes<br />
Exemplar des Wildapfels (Malus sylvestris) dabei. Liguster (Ligustrum vulgare),<br />
Schneeball (Viburnum lantana), Geißblatt (Lonicera xylosteum) und Weißdorn (Crataegus<br />
monogyna & laevigata) sind weitere begleitende Gehölze im Biotop. Hier und<br />
da finden sich, an für sie günstigen Stellen, Elemente der Steppenheide und des<br />
Steppenheidewaldes - diese Biotope sind den Asplenium-Standorten nächstbenachbart:<br />
Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora), Palmblättrige Nieswurz (Helleborus<br />
foetidus), Aufrechter Ziest (Stachys recta), Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria);<br />
an der Jungfrau auch Kleine Wiesenraute (Thalictrum minus), an den Steigfelsen<br />
Berg-Flockenblume (Centaurea montana) und Breitblättriges Laserkraut (Laserpitium<br />
latifolium). Diverse Habichtskräuter, vor allem das Niedrige Habichtskraut<br />
(Hieracium humile), und bekannte Arten wie Günsel (Ajuga reptans) oder Haselwurz<br />
(Asarum europaeum) sind vereinzelt zu sehen und ab und an auch echte Felsbewohner<br />
wie Weißer Mauerpfeffer (Sedum album), letzterer aber meist steril, weil er hier an<br />
der Grenze seiner Möglichkeiten (was v. a. die Lichtverhältnisse anbelangt) nur dahinvegetieren<br />
kann. Sie alle sind aber nur zufällige Begleiter des Jura-Streifenfarns<br />
und keine echten Mitglieder seiner Pflanzengesellschaft.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
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Locus classicus von Asplenium fontanum in<br />
der Geislinger Gegend:<br />
Bild oben rechts: Jungfraugipfel, Ansicht von<br />
Nordosten (18. 10. <strong>2020</strong>).<br />
Bild oben links: An der Rampe der Jungfrau,<br />
direkt am Pfad, fand sich früher das am<br />
leichtesten zugängliche Vorkommen von<br />
Asplenium fontanum, wie Dr. Rudolf Hauff<br />
im Jahr 1975 Ludwig Walderich mitgeteilt<br />
hat. Schon damals wuchsen dort aber keine<br />
Pflanzen mehr; sie wurden wohl vollends in<br />
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wegherbarisiert<br />
(Foto von Ludwig Walderich,<br />
12. 2. 2008).<br />
Bild unten: Nur am Fuß der Rampe haben<br />
bis heute einige wenige Pflanzen überlebt<br />
(23. 2. 2019).<br />
Oben v. l. n. r: Südlich vorgelagerte, nordwärts gerichtete kleine<br />
Felswand mit Asplenium fontanum - westliche Felswand als<br />
Verbindung zur Kaiserwandbalme - südgerichtete Kaiserwandbalme<br />
(siehe auch Seite 74 – Fotos vom 18. 10. <strong>2020</strong>).<br />
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Fotos aus dem Jungfraugebiet:<br />
Oben links: Blick in die Felswand gegenüber<br />
der Kaisewandbalme (18. 10. <strong>2020</strong>).<br />
Oben rechts: In engsten Felsritzen wurzelnde<br />
Farnpflanzen zeigen die Gesteinsschichtung<br />
an (18. 10. <strong>2020</strong>).<br />
Links unten: Im abschüssigen Gelände unterhalb<br />
der Jungfrau finden sich weitere Felsen<br />
mit Farnvorkommen (23. 2. 2019).<br />
Rechts unten zwei historische Aufnahmen<br />
von Ludwig Walderich aus dem Jungfraugebiet<br />
- oben 1. 1. 1967, unten 31. 8. 1969.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
85
Foto von Ludwig Walderich (2002): Es zeigt<br />
die Lage der Farn-Felsen am Hofstetter Hang,<br />
die mit Ihren Füßen auf einer wie mit dem<br />
Lineal gezogenen Linie stehen (grüne Markierungen).<br />
Direkt unterhalb erkennt man parallel<br />
dazu Sicherungsbauten der Bahn. Asplenium fontanum am 9. Januar 1993,<br />
Hofstetter Hang, Foto Ludwig Walderich.<br />
Felskrone mit prächtigen Pflanzen, Hofstetter<br />
Hang (4. 10 .<strong>2020</strong>).<br />
4. 1. <strong>2020</strong>, Hofstetter Hang:<br />
Oben - Blick auf die Blattunterseite.<br />
Unten: Im Übergangsbereich einer Spritzbetonsicherung<br />
zum natürlichen Fels siedeln<br />
A. fontanum, trichomanes und ruta-muraria.<br />
86 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
Die Mischung aus natürlich anstehenden<br />
Felsen und Sicherungsbauten der Bahn<br />
prägt das Erscheinungsbild des Farnbiotops<br />
am Hofstetter Hang (Fotos 2019, <strong>2020</strong>).<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
87
Das Vorkommen beim Helfenstein ist auf<br />
einen Felsen beschränkt (3. 10. <strong>2020</strong>).<br />
Gefährdung und Schutz<br />
Dass bei einem derart begrenzten Vorkommen, wie es Asplenium fontanum in<br />
Deutschland besitzt, eine potentielle Gefährdung durch natürliche Ereignisse besteht,<br />
ist zweifelsohne leicht nachvollziehbar. Die Lage der Biotope am Nordtrauf<br />
unserer Schwäbischen Alb steigert diese Gefahr noch, denn der „Riese auf tönernen<br />
Füßen“ neigt ja gerade dort (und somit auch bei uns) zu Erdrutschen und Felsstürzen.<br />
Die Hausener Wand liefert hierfür prominentes Anschauungsmaterial. Und<br />
doch sind solche Ereignisse für uns vernachlässigbar, denn wir können sie nicht<br />
beeinflussen, und sie spielen sich in Zeiträumen ab, die für unsere Vorstellung und<br />
Wahrnehmung kaum greifbar sind.<br />
Weitaus gravierender sind die Folgen menschlichen Handelns. Bisher konnte unser<br />
Farn in seinen der wirtschaftlichen Nutzung weitgehend entzogenen Habitaten der<br />
profitorientierten Landschafts-Verbesserungswut entkommen. Die Folgen des Lufteintrags<br />
von Düngemitteln, Pestiziden, Abgasen und anderen menschengemachten<br />
Giftstoffen muss aber auch er schon ertragen. In Verbindung mit dem bedenklichen<br />
Zustand des Waldes, der besonders seit den letzten beiden Jahren arg unter der<br />
Trockenheit durch fehlende Niederschläge zu allen Jahreszeiten und den höheren<br />
Durchschnittstemperaturen in unseren Breiten leidet, ergeben sich ganz neue Gefahren:<br />
An den Jura-Streifenfarn-Standorten drohen mehr und mehr Bäume abzugehen,<br />
die bisher für die Beschattung des Farns gesorgt haben. Das bringt, neben<br />
dem Lichtstress für Asplenium, in der Folge das Problem mit sich, dass nährstoffliebende<br />
Pflanzen an den „aufgedüngten“ Standorten in vermehrten Lichtgenuss kom-<br />
88 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
men und nunmehr dort gedeihen können,<br />
wo sie früher nie zu finden waren.<br />
Beispiele hierfür sind Brennessel (Urtica<br />
dioica) oder Knoblauchsrauke (Alliaria<br />
petiolata), die inzwischen an vielen Felsen<br />
und in deren unmittelbarer Umgebung<br />
zu finden sind. Sollten sie in die Farnbiotope<br />
eindringen, wären die Asplenium-<br />
Pflanzen der wuchskräftigen Konkurrenz<br />
hoffnungslos unterlegen. Gleiches<br />
gilt auch für Waldrebe (Clematis vitalba)<br />
und Liguster (Ligustrum vulgare) - der<br />
Diplom-Biologe und Artenschutzbeauftragte<br />
des Landes, Peter Banzhaf, sieht<br />
hier eine Entwicklung, die genau zu beobachten<br />
ist. Gegebenenfalls sind hier<br />
Eingriffe nötig, um die Felsen freizuhalten,<br />
so wie das leider bereits in zahlreichen<br />
Felsgebieten der Alb zur Bewahrung<br />
der Fels- und Steppenheideflora<br />
praktiziert werden muss. Der in seinen<br />
Augen durchaus denkbare Verlust der<br />
Biotope hat ihn dazu veranlasst, im<br />
nächsten Jahr Sporen von den heimischen<br />
Populationen zu sammeln und in<br />
Erhaltungskultur in den Botanischen<br />
Garten Ulm zu geben, um das Genom<br />
der Pflanzen des Geislinger Raumes zu<br />
sichern.<br />
Glücklicherweise spielt die Gefährdung<br />
durch die naturkonsumierende Massenfreizeitgesellschaft<br />
noch nicht die Rolle<br />
wie für die Pflanzenwelt an unseren heimischen<br />
Aussichts- und Kletterfelsen.<br />
Die Felsen von Asplenium fontanum sind<br />
beinahe alle zu niedrig zum Klettern<br />
(mit einigen Ausnahmen an der Hausener<br />
Wand) und liegen meist im Wald,<br />
der die Aussicht stark beeinträchtigt.<br />
Auch die stetig wachsende Gemeinde<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
der Geocacher scheint die Biotope noch<br />
weitgehend unberührt zu lassen. Alles in<br />
allem können wir, was die Lebensbedingungen<br />
für unseren Farn anbelangt, derzeit<br />
ein vorsichtig optimistisches Fazit<br />
ziehen - der Weg dorthin war allerdings<br />
kein einfacher, wie den Aufzeichnungen<br />
von Ludwig Walderich auszugsweise zu<br />
entnehmen ist:<br />
„21. 8. 2002 - Notizen einer Begehung der<br />
Hausener Felsen [...]: Grund der Begehung:<br />
Zurückdrängung der Baum- und<br />
Strauchflora an verschiedenen Felsen für<br />
die Lebensräume von Zygaene fausta an<br />
der Berg-Kronwicke und des Wellenriemenspanners<br />
an der Kleinen Wiesenraute.<br />
Besichtigung der Situation von Asplenium<br />
fontanum an der Mondscheinwand<br />
89
nach der Entfernung der Bäume. Walderich<br />
weist auf den Lichtstress des Farnes<br />
hin. Dies wurde allgemein bedauert.<br />
Beschluß: Bäume und Sträucher nur an<br />
den Felsen oberhalb noch mehr zurückdrängen<br />
und dabei Eichen und Rosen<br />
schonen, um Thalictrum minus und Coronilla<br />
coronata zu fördern.(...)<br />
In der Rinne östlich der Amazone sind<br />
weitere Auslichtungen geplant, um die<br />
Berg-Kronwicke zu fördern. Allerdings<br />
nicht am Asplenium fontanum-Standort<br />
des Amazonenfelsens und am unteren<br />
Jungfrau-Standort. Besichtigung der<br />
Asplenium-Felsen unterhalb der Balme<br />
des Kaiserwändle.<br />
Beschluß: In diesem Bereich werden keine<br />
Bäume entfernt(...)<br />
„25. 8. 2003 - Begehung des Helfenstein-<br />
Standortes mit den Herren des Forstamtes<br />
<strong>Geislingen</strong>, [...] und Walderich.<br />
Beschluß: Zur Abgrenzung des Standortes<br />
werden die beiden Trampelpfade, die<br />
zum Standortfels führen, mit Schwarzdorngesträuch<br />
geschlossen. Die Junpflanzen<br />
von Sorbus aria, Fraxinus excelsior,<br />
Viburnum lantana in der Umgebung des<br />
Standortes werden nicht geschlagen, damit<br />
sie für den Fall des Absterbens der<br />
beschattenden Buche als schattengebende<br />
Bäume bereit stehen.“<br />
„25. 8. 2003 - Besichtigung der Standorte<br />
am Hofstetter Hang mit den Herren des<br />
Forstamtes <strong>Geislingen</strong> [...] und Walderich.<br />
Beschluß: Der Wald gehört der Bundesbahn,<br />
so dass nur über einen zu findenden<br />
Ansprechpartner eine Einwirkungsmöglichkeit<br />
besteht. Es soll angestrebt<br />
werden, dass die eventuelle künftige<br />
Ausforstung der hangabwärts stehenden<br />
großen Buchen in der Weise geschieht,<br />
dass die, in dem sich bewegenden Steilhang<br />
geringer wachsenden Buchen und<br />
Eschen, stehen bleiben. Der Lichteinfall<br />
von unten könnte dann eine Naturverjüngung<br />
im lichten Wald des Steilhanges<br />
fördern.“<br />
Kurz berichtet sei noch vom bis dato<br />
jüngsten Vorgang um unseren Farn an<br />
den Steigfelsen am Hofstetter Hang:<br />
Nachdem der Autor im Frühsommer des<br />
Jahres bei einer weiträumigen Begehung<br />
des Areals (außer Asplenium fontanum<br />
wachsen in diesem Gebiet noch viele andere<br />
interessante Pflanzen) festgestellt<br />
hatte, dass vorangegangenen Winter südlich<br />
der Farn-Standorte tüchtig ausgeholzt<br />
worden war, stand zu befürchten,<br />
dass auch im Bereich der Farnfelsen<br />
Forstarbeiten anstehen könnten und dadurch<br />
die Lebensbedingungen des Farns<br />
verschlechtert werden könnten. Nach<br />
Rücksprache mit Ludwig Walderich<br />
wurden die untere Naturschutzbehörde<br />
des Landkreises unter der Leitung von<br />
Ulrich Lang und der bereits erwähnte<br />
Artenschutzbeauftragte Peter Banzhaf<br />
unterrichtet. Herr Lang hat daraufhin<br />
schnell den für die Geislinger Steige zuständigen<br />
Leiter der Verkehrssicherung<br />
bei der Deutschen Bahn ausfindig gemacht<br />
und einen Begehungstermin vereinbart:<br />
Am 23. September <strong>2020</strong> trafen<br />
sich daraufhin Ludwig Walderich, Ulrich<br />
Lang, Peter Banzhaf, Mirko Rink (Deutsche<br />
Bahn) und der Autor zur Besichtigung<br />
des Hofstetter Hangs.<br />
Ganz persönlich erinnert sich der Verfasser<br />
bis heute gerne an den Termin:<br />
Nachdem Herr Rink beim Aufstieg ein-<br />
90 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
deutig klar gemacht hatte, dass seine Priorität verständlicherweise auf der Sicherung<br />
der Bahnstrecke liegt, stellte sich recht schnell heraus, dass er andererseits im Rahmen<br />
seiner Möglichkeiten den Schutz unserer Natur sehr wichtig nimmt und sich<br />
über die Informationen bezüglich Asplenium fontanum in seinem Zuständigkeitsbereich<br />
sehr gefreut hat. Nach Darlegung der Situation machte Herr Rink schließlich<br />
das Angebot, den wichtigsten Bereich unterhalb der Felsen mit den beschattenden<br />
Bäumen der natürlichen Entwicklung (inklusive Abgang altersschwacher Bäume) zu<br />
überlassen, da er dies durch die hangabwärts vorhandenen, mehrfach installierten<br />
Sicherungseinrichtungen verantworten könne. Sowohl für den amtlichen als auch<br />
den privaten Naturschutz dürfte das ein bemerkenswertes Ergebnis sein, denn die<br />
Vorstellungen der beteiligten Parteien in solchen Situationen sind ja erfahrungsgemäß<br />
meist nur mit Schwierigkeiten unter einen Hut zu bekommen. Nebenbei erweiterte<br />
der Termin auch den Bildungshorizont der grünen Kerle, denn Herr Rink<br />
wusste in anschaulicher Weise aus Bahngeschichte und -gegenwart zu berichten. So<br />
ist als Fazit aus diesem Termin - neben der hoffnungsvollen Aussichten an den<br />
Steigfelsen für unseren Farn - die genauso wichtige Erkenntnis mitzunehmen, dass<br />
es miteinander zu reden gilt: Sachlich, nüchtern, unaufgeregt und nicht immer nur<br />
auf den eigenen Vorteil bedacht. So einfach und erfreulich kann Naturschutz also<br />
auch sein!<br />
Wie mag wohl die Zukunft unseres Farns global aussehen? Einen beachtenswerten<br />
Gedanken findet man in der Veröffentlichung „Present, past and future of the<br />
European rock fern Asplenium fontanum: [...]“ von Nadia Bystriakova et al. hinsichtlich<br />
unseres wärmer werdenden Klimas: In seinem Hauptverbreitungsgebiet in Südfrankreich<br />
und Ostspanien könnte es ihm bald zu warm werden, so dass er gezwungen<br />
wäre, sich weiter nördlich geeignete<br />
Plätze zu suchen. Sein schlechtes Vermögen<br />
zur Fernausbreitung haben wir schon<br />
angesprochen. Somit ergibt sich für das<br />
nördlichste Vorkommen im Geislinger<br />
Raum ein ganz neuer wichtiger Aspekt -<br />
es könnte für unseren Farn das Sprungbrett<br />
nach Norden sein, sollten sich dort<br />
neue geeignete Wohnorte etablieren. So<br />
bestünde die Möglichkeit für ihn, der ja<br />
offensichtlich keine weiten Strecken mit<br />
seinen Sporen zurücklegt, in kleinen<br />
Schritten neues Terrain erobern.<br />
<strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige<br />
Asplenium fontanum im Winterkleid auf dem<br />
Helfenstein, Dreikönigstag <strong>2020</strong>.<br />
91
Mein herzlicher Dank geht an Ludwig Walderich, Gingen/Fils. Er hat mir Fotos und vor<br />
allem seine wertvollen Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt und meine Kenntnisse bei<br />
gemeinsamen Begehungen und Disksussionen vertieft.<br />
Verwendete Schriften:<br />
BENNERT, Dr. H. Wilfried et al. - Der Erstnachweis des Jura-Streifenfarns (Asplénium fontanum [L.]<br />
Bernh.) für Nordrhein-Westfalen. Osnabrück, Tuexenia - Mitteilungen der floristisch-soziologischen<br />
Arbeitsgemeinschaft, NS 4: 3 - 7, 1984.<br />
BYSTRIAKOVA, Nadia et al. - present, past and future of the European rock fern Asplenium fontanum:<br />
combining distribution modelling and population genetics to study the effect of climate change on<br />
geographic range and genetic diversity. Oxford, Annals of Botany 113: 453 - 465, 2014.<br />
ENGEL, Dr. Theodor - Botanischer und geologischer Anhang in G. Weitbrecht - Wanderungen durch<br />
<strong>Geislingen</strong> und seine Umgebung. <strong>Geislingen</strong>, Selbstverlag des Verfassers, Druck Maurer, 1896.<br />
GRADMANN, Robert - Das Pflanzenleben der Schwäbischen Alb. Verlag des Schwäbischen<br />
Albvereins e. V. Stuttgart, 1898 (1. Aufl.), 1900 (2. Aufl.), 1936 (3. Aufl.), 1950 (4. Aufl.).<br />
v. KIRCHNER, Dr. Oskar & Prof. Julius EICHLER - Exkursionsflora für Württemberg und<br />
Hohenzollern. Stuttgart, Ulmer, 1913.<br />
LEOPOLD, L. Johann Dietrich - Deliciae Sylvestres Florae Ulmensis oder: Verzeichnuß deren<br />
Gewaechsen / welche um deß H. Roem. Reichs Freye Stadt Ulm in Aeckern / Wiesen / Felsen /<br />
Waeldern / Wassern / etc. etc. ungepflanzt zu wachsen pflegen. Ulm, C. Wohler, 1728.<br />
v. MARTENS, Georg - Kurzmitteilungen B. Botanische Sammlung in Jahreshefte des Vereins für<br />
vaterländische Naturkunde in Württemberg. Stuttgart, 22. Jahrgang: 8, 1866.<br />
MAYER, Adolf - Exkursionsflora der Universität Tübingen. Tübingen, Tübinger Chronik, 1929.<br />
MÜLLER, Karl - Beiträge zur Kenntnis unserer heimischen Farn- und Blütenpflanzen.<br />
1. Nachtrag. Dornstadt, 1940.<br />
NIETO, Alberto Herrero - Estudio biosistemático de Asplenium foreziense LEGRAND ex CIRAUDIAS<br />
y táxones relacionados (Aspleniaceae, Pteridophyta). Madrid, Doktorarbeit, 1998.<br />
OBERDORFER, Erich (Hrsg.) - Süddeutsche Pflanzengesellschaften, Teil I. Stuttgart, New York,<br />
Gustav Fischer, 1977.<br />
RABENHORST, Dr. L. (Hrsg.) - Kryptogamen-Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />
3. Band, bearbeitet von Dr. Christian LUERSSEN - Die Farnpflanzen. Leipzig, Kummer, 1889.<br />
RAUNEKER, Hugo - Ulmer Flora. Mitteilungen des Vereins für Naturwissenschaft und Mathematik,<br />
Ulm/Donau, 33. Heft 1984.<br />
SCHMEIL, Prof. Dr. Otto & Jost FITSCHEN - Flora von Deutschland. Quelle & Meyer, 1934.<br />
SCHULZE, Gerhard et al. - Der Jura-Streifenfarn Asplenium fontanum (L.) Bernh. - ein Erstnachweis<br />
für die Pfalz. Bad Dürkheim, Mitteilungen der Pollichia, 89: 251 - 254, <strong>2020</strong>.<br />
SEBALD, Oskar, Siegmund SEYBOLD, Georg PHILIPPI, Arno WÖRZ (Hrsg.) - Die Farn- und<br />
Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band I. Stuttgart, Ulmer, 1990.<br />
WALDERICH, Ludwig - Felspflanzen des Landkreises Göppingen. Gingen/Fils, unveröffentlicht, 2013.<br />
WELK, Erik - Arealkundliche Analyse und Bewertung der Schutzrelevanz seltener und gefährdeter<br />
Gefäßpflanzen Deutschlands. Halle/Saale, Dissertation, 2001.<br />
Markus Bernath<br />
92 <strong>2020</strong>/40 - <strong>BNAN</strong>-<strong>BG</strong>-<strong>Geislingen</strong>/Steige
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