2019-03-24 Bayreuther Sonntagszeitung
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2 <strong>24</strong>. März <strong>2019</strong> Aktuell <strong>Bayreuther</strong> <strong>Sonntagszeitung</strong><br />
Ihr Recht am Sonntag<br />
Thema: Alles verschenkt? Beschenkte haften!<br />
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Dr. jur. Josef Zeitler<br />
Rechtsanwalt &<br />
Fachanwalt für Erbrecht<br />
Hochschul-Lehrbeauftragter<br />
Karl-Marx-Str. 7, 95444 Bayreuth<br />
Telefon: 09 21/ 15 13 79-7<br />
Auch wenn zu Lebzeiten alles<br />
verschenkt wurde, können im<br />
Erbfall die Kinder, Ehepartner<br />
oder Eltern hohe Ansprüche<br />
haben.<br />
Kindern und Ehepartnern steht<br />
der Pflichtteil am Nachlass der<br />
verstorbenen Person zu, bei<br />
dessen Kinderlosigkeit auch den<br />
Eltern. Hinterlässt der Verstorbene<br />
am Todestag kein ausreichendes<br />
Vermögen, haben diese<br />
Pflichtteilsberechtigen dennoch<br />
umfangreiche Ansprüche.<br />
Dies gilt selbst dann, wenn diese<br />
Personen die Erben sind.<br />
Schenkungen zu Lebzeiten<br />
Hat der Verstorbene zu Lebzeiten<br />
Vermögen verschenkt,<br />
dann kann dem Pflichtteilsberechtigten<br />
ein Ergänzungsanspruch<br />
zustehen. Dieser Anspruch<br />
richtet sich im Ergebnis<br />
gegen die Beschenkten. Die<br />
Höhe des Anspruches richtet<br />
sich nach den Eheverhältnissen,<br />
Anzahl der Geschwister,<br />
Preisindex, dem Zeitpunkt der<br />
tatsächlichen Leistung der<br />
Schenkung (Zehn-Jahresfrist),<br />
vereinbarten Gegenleistungen,<br />
sonstigen Vereinbarungen<br />
usw.. Zur Aufklärung stehen<br />
dem Pflichtteilsberechtigten<br />
umfangreiche Auskunftsansprüche<br />
zu, die mit Zwangsgeld<br />
oder Zwangshaft durchgesetzt<br />
werden können. Bei einem<br />
mittellosen Nachlass tragen<br />
die Kosten für<br />
Wertermittlungsgutachten allerdings<br />
die Pflichtteilsberechtigten.<br />
Unwahre Angaben der Erben<br />
Wird von Angehörigen bewusst<br />
Vermögen verschwiegen, stellt<br />
dies in mehrfacher Hinsicht ein<br />
strafbares Verhalten dar. Problematisch<br />
sind beispielsweise Bargeldbestände,<br />
Schließfächer,<br />
Edelmetalle, Schmuck oder<br />
Auslandsvermögen. Haben die<br />
benachteiligten Personen keinerlei<br />
Anhaltspunkte oder Beweise,<br />
laufen diese Ansprüche<br />
nicht immer ins Leere. Oftmals<br />
werden dann zunächst in detektivischer<br />
Kleinarbeit Hinweise,<br />
Unterlagen, Bilder und Zeugen<br />
recherchiert. Diese Indizien genügen<br />
meist für die Aufforderung<br />
zu einer strafbewehrten eidesstattlichen<br />
Versicherung, wodurch<br />
letztlich sehr häufig die<br />
Wahrheit ans Tageslicht kommt.<br />
Rückforderung wegen<br />
groben Undanks<br />
Eine Schenkung kann widerrufen<br />
werden, wenn sich der Beschenkte<br />
durch eine schwere<br />
Verfehlung gegen den Schenker<br />
oder einen nahen Angehörigen<br />
eines groben Undanks schuldig<br />
gemacht hat. Die Erben können<br />
die Rückgabe des Geschenks<br />
jedoch nur dann fordern, wenn<br />
der Schenker schon zu Lebzeiten<br />
den Widerruf ordnungsgemäß<br />
erklärt hat. Das gilt nicht,<br />
wenn der Beschenkte den<br />
Schenker getötet oder am Widerruf<br />
gehindert hat. Die Rückforderung<br />
von Schenkungen<br />
durch die Erben ist also möglich.<br />
Rückforderungsklauseln in<br />
Urkunden<br />
In zunehmendem Maße enthalten<br />
lebzeitige Übertragungsverträge<br />
Rückforderungsrechte, die<br />
auch von den Erben ausgeübt<br />
werden können. Hier können die<br />
Erben über die Einhaltung der<br />
Vertragsbedingungen wachen.<br />
Die Rechte der Erben bestimmen<br />
sich nach dem Übertragungsvertrag,<br />
der in jedem Einzelfall<br />
geprüft werden muss.<br />
Lebensversicherungen<br />
Leistungen aus Lebensversicherungen<br />
an Außenstehende fallen<br />
nicht in den Nachlass. Wenn die<br />
Erben jedoch rechtzeitig vorher<br />
den Widerruf erklären, fällt die<br />
Versicherungsleistung doch<br />
noch in den Nachlass. Dies kann<br />
in bestimmten Fällen auch für<br />
unwiderrufliche Bezugsrechte<br />
gelten. Es entsteht also ein zeitlicher<br />
Wettlauf zwischen den Erben<br />
und den Bezugsberechtigten.<br />
Das gleiche Wettrennen entsteht<br />
bei allen Verträgen zu<br />
Gunsten Dritter auf den Todesfall,<br />
beispielsweise bei entsprechenden<br />
Bankkonten und Sparbüchern.<br />
Beschenkte haften!<br />
Hat der Erblasser zu Lebzeiten<br />
Vermögen verschenkt, dann haftet<br />
der Beschenkte für den<br />
Pflichtteil, falls das hinterlassene<br />
Vermögen für den Pflichtteil nicht<br />
ausreicht. Die beschenkte Person<br />
hat die Zwangsvollstreckung<br />
zu dulden und kann diese<br />
durch Zahlung des Pflichtteils<br />
abwenden. Die Verjährungsfrist<br />
für Rückforderungen gegen Beschenkte<br />
entspricht nicht der<br />
dreijährigen Regelverjährung<br />
des Pflichtteils. Vielmehr gilt eine<br />
dreijährige Verjährungsfrist ab<br />
Todestag, unabhängig von der<br />
Kenntnis. Daher muss rechtzeitig<br />
gehandelt werden.<br />
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