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Broschüre Moschee Pfaffenhofen

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Die Pfaffenhofener

Moschee

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Pfaffenhofens

Bevölkerungsentwicklung

is in das 20. Jahrhundert wuchs die Stadt Pfaffenhofen

sehr langsam, von ca. 1.500 Einwohnern

um das Jahr 1800 bis 4.000 Einwohner zu Beginn

des Zweiten Weltkrieges. Nach den stagnierenden

Zahlen während des Krieges brachte

der Zustrom zahlreicher Heimatvertriebener und

Flüchtlinge in den Jahren 1945/46 einen sprunghaften

Zuwachs auf rund 7.000 Einwohner.

Für einen weiteren Riesensprung bei den Einwohnerzahlen

sorgte in den 1970er-Jahren die

Eingemeindung von zwölf bis dahin selbstständigen

Gemeinden. Die Stadt Pfaffenhofen zählte

nun knapp 16.000 Einwohner. Seitdem ist ein

stetiger Zuwachs zu verzeichnen, mit zahlreichen

Zuzügen, und heute leben 26.654 Menschen in

Pfaffenhofen (Stichtag 31.12.2020).

Die Stadt Pfaffenhofen ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen. Heute leben hier über 26.000 Menschen.

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Pfaffenhofen

international

Immer mehr Menschen aus anderen Ländern

leben in Pfaffenhofen. Die Zuwanderung ausländischer

Personen begann verstärkt in der ersten

Hälfte der 1960er-Jahre. Zu Beginn des Jahres 1955,

vor der Anwerbung von Gastarbeitern, lebten in

Pfaffenhofen 55 ausländische Staatsangehörige

aus zehn Nationen. Zu Beginn des Jahres 2021

sind es 3.892 Ausländer aus rund 100 Ländern.

Der Ausländeranteil liegt inzwischen bei 14,6 Prozent.

Über die Hälfte der Ausländer (1.989) sind

EU-Bürger. Die stärksten Ländergruppen sind die

Türken (463), gefolgt von den Bulgaren (445), den

Rumänen (334) und Kosovaren (329).

Neue Religionen und Kulturen

Ibrahim Sertbas hieß der erste türkische Staatsangehörige,

der im März 1956 als Werkstudent in

Pfaffenhofen arbeitete. Mit ihm als streng gläubigem

Muslim begann langsam der Zuzug von

Gastarbeitern aus muslimischen Ländern, speziell

der Türkei.

Bedingt durch Kriege, zahlreiche politische Veränderungen

sowie die Suche nach einer neuen

persönlichen Perspektive haben in den letzten

Jahrzehnten immer mehr ausländische und somit

auch muslimische Familien in Pfaffenhofen

eine neue Bleibe und Heimat gefunden. Heute

sind ca. fünf Prozent der Pfaffenhofener Bevölkerung

muslimischen Glaubens.

Betrachtet man die Religionszugehörigkeit aller

Pfaffenhofener Bürger, so stellt man fest, dass ca.

50 Prozent der römisch-katholischen Kirche und

10 Prozent der evangelischen Kirche angehören,

während 40 Prozent konfessionslos sind bzw.

Mitglied in anderen Religionsgemeinschaften.

Hier bilden die Muslime inzwischen die stärkste

Minderheit. Von den rund 1.300 hier lebenden

Muslimen haben rund 900 bis 1.000 ihre Wurzeln

in der Türkei, gefolgt von ca. 100 Personen

aus Afghanistan. Die restlichen kommen aus verschiedenen

islamischen Ländern.

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Suche nach Begegnungsund

Gebetsräumen

Als in den 1970er- und 1980er-Jahren immer

mehr Gastarbeiter sich entschieden, endgültig

in Deutschland zu bleiben, organisierten sie sich

auch in Vereinen, in Pfaffenhofen u. a. in den Bereichen

Sport, Bildung, Kultur und Religion.

Nachdem 1984 in Köln ein bundesweiter Dachverband

der „Türkisch-islamischen Union der

Anstalt für Religion e.V. – DITIB“ gegründet worden

war, schlossen sich im Oktober 1988 türkische

Mitbürger in Pfaffenhofen in einem eigenen

Ortsverein zusammen. Sie begaben sich nun auf

die Suche nach geeigneten Vereinsräumen bzw.

einem Grundstück für den Bau einer eigenen Moschee.

Man fand schließlich Räumlichkeiten an

der Oberen Stadtmauer und später an der Kellerstraße.

Ein erstes Bauvorhaben in den 1990er-

Jahren scheiterte, und viele Jahre später erwies

sich ein erneuter Versuch in der Nähe des Bahnhofs

als zu kompliziert.

Viele Jahre war die Pfaffenhofener

DITIB-Gemeinde in einem Altbau an

der Kellerstraße untergebracht. Der

Gebetsraum der Männer war sehr

beengt, für die Frauen blieb nur ein

Kellerraum.

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Unterstützung durch den

christlich-islamischen Dialog

links: In regelmäßigen Treffen von

Kleingruppen diskutierten Vertreter

des christlich-islamischen

Dialoges wichtige gemeinsame

Anliegen und Themen

unten: Mit den Verantwortlichen

der Gemeindeleitungen kam man

oft zu größeren Treffen zusammen,

um sich abzustimmen und

zukünftige Projekte zu planen.

Ab 2004 erfuhr die türkisch-islamische Gemeinde

Pfaffenhofen breite Unterstützung im Rahmen

des christlich-islamischen Dialogs. Als 2009 der

Internationale Kulturverein Pfaffenhofen e. V.

(IKVP) gegründet wurde, war die DITIB-Gemeinde

ein aktives Mitglied in Partnerschaft mit der

Stadt, den christlichen Kirchen, sozialen Organisationen

und vielen engagierten Bürgern der

Stadt. Mit Hilfe des IKVP gelang es schließlich,

dass die DITIB-Gemeinde 2011 ein großes Baugrundstück

an der Hohenwarter Straße erwerben

und zwei Jahre später, am 20. Juli 2013,

den Grundstein für ihre eigene Moschee legen

konnte. Der Bauausschuss des Stadtrates sowie

das Landratsamt stimmten im Wesentlichen den

ausgereiften Bauplänen zu. Wiederum zwei Jahre

später konnte am 13. Juni 2015 die feierliche

Eröffnung der Moschee mit Kultur- und Gebetsräumen

erfolgen.

Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhang

bleiben, dass die gesamte Planungs- und Bauzeit

der Moschee sowie auch die Eröffnungsfeier begleitet

waren von Moscheegegnern, deren Motive

teils von Ängsten, teils aber auch von rechten

bzw. rechtspopulistischen Gesinnungen geprägt

waren.

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Wandel im Umgang mit

islamisch Gläubigen

Es ist gute Tradition in Pfaffenhofen, dass die DITIB-Gemeinde im Ramadan Vertreter verschiedener Gruppen und

Kirchengemeinden zum Fastenbrechen einlädt.

Dabei sorgen die Frauen für beste Bewirtung.

Inzwischen gilt die Moschee der türkisch-islamischen

Gemeinde als ein Vorzeigeprojekt der

Stadt Pfaffenhofen im Sinne einer gelungenen

Integration muslimischer Mitbürger. Die ansprechende

Architektur und die positive Ausstrahlung

der „Ensar“-Moschee (zu Deutsch: Helfer)

sind weit über die städtischen Grenzen hinaus

bekannt. Viele Bürger aus der Stadt sowie der näheren

und weiteren Umgebung erfreuen sich bei

den regelmäßig angebotenen Tagen der offenen

Tür oder anderen Gemeindefesten an der Schönheit

des Gebetsraumes und der Gastfreundschaft

der DITIB-Mitglieder.

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Die Pfaffenhofener Moschee

Die Pfaffenhofener Moschee wurde von dem

türkischen Architekten Sedat Yilbirt geplant. Das

Gebäude wurde auf einem rund 2.700 m² großen

Hanggrundstück parallel zur Hohenwarter Straße

errichtet. Um den großen Gebetsraum nach

Osten auszurichten, wurde das Obergeschoss gedreht,

was dem gesamten Bau eine besondere

Raffinesse verleiht.

Hinter der Moschee wurde ein Wohnhaus für den

Imam (Vorbeter) errichtet. Für die Besucher gibt

es Parkplätze, für die Kinder einen Spielplatz.

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Kultur-, Begegnungs- und

Gebetszentrum

Im Erdgeschoss der Moschee befinden sich ein

200 m² großer Saal, mehrere Schulungs- oder

Jugendräume, eine große Küche, ein Büro sowie

Sanitärräume und ein Waschraum für die rituellen

Waschungen vor dem Gebet.

Im Obergeschoss liegt der große, lichtdurchflutete

Gebetsraum, der u. a. mit der Gebetsnische

(Mihrab) und der Kanzel (Minbar) ausgestattet

und mit Kalligrafie und Ornamenten wunderschön

bemalt ist. Für die Frauen gibt es hier eine

eigene Galerie. Die Kuppel und die großen Fenster,

der blaue Teppich und der prächtige Kronleuchter

sowie die kunstvolle Gestaltung der Gebetsnische

tragen mit dazu bei, eine besondere,

beeindruckende Atmosphäre zu schaffen.

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Die DITIB-Gemeinde mit ihren rund 200 Mitgliedern

lädt regelmäßig zu ihren Festen („Kermes“

im Frühjahr und Herbst) sowie an Tagen der offenen

Tür die ganze Bevölkerung ein, die Moschee

zu besuchen. Außerdem werden Führungen für

Schulklassen, Vereine oder interessierte Gruppen

angeboten.

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Gebetsraum


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Kunst im Islam – die Kalligrafie

Die islamische Kultur kennt drei Hauptkunstarten:

die Kunst des Schrifttums, der Rezitation,

der Architektur.

Ausgehend vom Bilderverbot ist die Kalligrafie

mit ihren kunstvollen Schriftzeichen das Haupt-

Schmuckelement in vielen Moscheen. Muslime

huldigen dadurch dem Namen Allah und seinem

Wort im Koran. Die Kalligrafie ist somit Ausdruck

der Ehrerbietung und zugleich eine Betonung der

Wichtigkeit vom Wort Gottes. Man versucht sozusagen,

durch die kunstvolle Schönschrift der

Schönheit des Inhalts gerecht zu werden. Zugleich

ist die Kalligrafie ein wichtiges Element

– ebenso wie die Kronleuchter und die Beleuchtung

–, um die innere Atmosphäre des Gebetsraums

meditativ zu gestalten.

Sehr oft wird Allah, der Name Gottes, in Moscheen

kalligrafisch dargestellt. Auch den Namen

der ersten vier „recht geleiteten Kalifen“ sowie

den Namen der Enkel des Propheten Muhammad

begegnet man recht häufig. Weitere Schriftzüge

beinhalten Auszüge aus wichtigen Suren

des Koran.

Genauso ist es auch in der Pfaffenhofener Moschee.

Für die Bemalung des Gebetsraumes und

der Türen wurden eigens renommierte Kalligrafie-Künstler

aus der Türkei nach Pfaffenhofen geholt.

Hier und auf den folgenden Seiten wollen wir

die kalligrafischen Schriftzüge zeigen und übersetzen.

Die Außentür an der Westseite der Moschee zeigt zwei kalligrafisch gestaltete arabische Schriftzüge. Sie sind von

rechts nach links zu lesen und lauten übersetzt:

Für den, der an Gott glaubt, ist dieser Ort wie das Paradies. (Anlehnung an Sure 15, Vers 45)

Betreten Sie das Paradies in Frieden und Sicherheit. (Anlehnung an Sure 15, Vers 46)

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Die Gebetsnische

Die kunstvoll gestaltete Gebetsnische (Mihrab) befindet sich vorne in der

Mitte des Gebetsraumes und zeigt in Richtung Mekka.

Im Spitzbogen der

Gebetsnische finden

sich zwei kalligrafische

Schriftzüge:

Allah (dunkle Schrift)

Richte dich mit deinem

Gesicht gen Mekka!

(goldene Schrift)

Darüber stehen zwei

Namen:

Allah (rechts)

Mohammed (links)

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Namens-Kalligrafien

Im Gebetsraum sind neben den Namen Allahs und seines Propheten Mohammed auch die Namen sechs wichtiger

Personen des Islam künstlerisch dargestellt. Das sind (oben von links nach rechts) al-Husain (Enkel des

Propheten Mohammed), Ali (4. Kalif), Umar (2. Kalif), Mohammed und (unten von links nach rechts) Allah, Abu

Bakr (1. Kalif), Utman (3. Kalif), Hasan (Enkel des Propheten Mohammed).

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Gebetsraum rundum

Deckenkalligrafie

An der Decke des Gebetsraumes, rund um die

Kuppel, steht zu lesen (beginnend oberhalb der

Gebetsnische von rechts nach links):

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

(Sure 1, Vers 1)

Gott ist Einer. Außer Ihm, dem Ewigen, dem

Unsterblichen, dem Immerwaltenden, gibt es

keinen Gott. Ihn befällt weder Schlummer

noch Schlaf. Ihm allein gehört alles, was

in den Himmeln und auf Erden ist.

(Auszug aus Sure 2)

Allah, der Gewaltige, hat die

Wahrheit gesprochen.

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Über dem prächtigen Kronleuchter ist direkt im

Zentrum der Kuppel ein weiterer Schriftzug zu

finden. Hier heißt es:

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

(Sure 1, Vers 1)

Siehe, Gott hält die Himmel und die Erde fest,

dass sie nicht weichen.

Würden sie weichen, könnte kein anderer nach

ihm sie halten.

Siehe, er ist milde, bereit zu vergeben.

(Sure 35, Vers 41)

Allah, der Gewaltige, hat die Wahrheit gesprochen.

Am Predigtstuhl:

Gott ist Einer. Außer Ihm, dem Ewigen, dem

Unsterblichen, dem Immerwaltenden, gibt es

keinen Gott.

(Auszug aus Sure 2)

Auf dem Wandteppich am Predigtstuhl:

Mohammed

Allah

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

(Sure 1, Vers 1)

Gott ist Einer. Außer Ihm, dem Ewigen, dem

Unsterblichen, dem Immerwaltenden, gibt es

keinen Gott.

(Auszug aus Sure 2)

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Die Kalligrafie an der

Tür des Gebetsraumes

lautet übersetzt:

Ich bete zu Dir und

hoffe auf Hilfe von Dir.

(Sure 1, Vers 5)

Sie Sprachen: Gott genügt

uns, welch guter

Anwalt ist er!

(Sure 3, Vers 173)

Herausgeber, V.i.S.d.P.: Internationaler Kulturverein Pfaffenhofen e. V., 1. Vorsitzender Sepp Steinbüchler

Rot-Kreuz-Str. 2, 85276 Pfaffenhofen, www.ikvp-paf.de, info@ikvp-paf.de

Fotos: Karl J. Ebensberger (S.2, S.7), Florian Schaipp (S. 10/11, S. 16/17), Elisabeth Steinbüchler

Texte: Sepp Steinbüchler

Übersetzungen: aus „Der Koran“ von Hartmut Bobzin, Verlag C.H. Beck

Gestaltung: Kerstin Gastorf, www.die-pixelstube.de

Druckerei: Gemeindebriefdruckerei, www.gemeindebriefdruckerei.de

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