Erfolgreich Bewerben
Covid-19 hat nicht nur unseren Berufsalltag, sondern auch die Bewerbungsweise verändert. Interviews über Zoom und auch Video-Bewerbungen sind an der Tagesordnung. Erfolgt auf die Bewerbung eine Anstellung, so ist das keine Frage des Glücks, sondern vielmehr von Selbstreflexion und Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten.
Covid-19 hat nicht nur unseren Berufsalltag, sondern auch die Bewerbungsweise verändert.
Interviews über Zoom und auch Video-Bewerbungen sind an der Tagesordnung.
Erfolgt auf die Bewerbung eine Anstellung, so ist das keine Frage des Glücks, sondern
vielmehr von Selbstreflexion und Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten.
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KARRIERE
Erfolgreich bewerben
Covid-19 hat nicht nur unseren Berufsalltag, sondern auch die Bewerbungsweise verändert.
Interviews über Zoom und auch Video-Bewerbungen sind an der Tagesordnung.
Erfolgt auf die Bewerbung eine Anstellung, so ist das keine Frage des Glücks, sondern
vielmehr von Selbstreflexion und Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten.
Text: Ute Barnickel
Es ist leicht zu sagen «ich habe den Job nicht
bekommen, weil ich schon über 50 Jahre alt
bin». Sinnvoller wäre es, sich ehrlich zu fragen,
ob man das Anforderungsprofil erfüllt
und im Bewerbungsprozess die beste Version
seiner Persönlichkeit und beruflichen Erfahrungen
präsentiert hat.
Bei mehr als 50 Prozent der Bewerbungsunterlagen
ist ein kritischer Blick angebracht. Es
macht keinen Sinn, das eigene Profil an die
Ausschreibung anzupassen. Zielführender ist
es zu schauen, welche Stelle mit den eigenen
Erfahrungen am besten übereinstimmt. Dazu
ist die Auseinandersetzung mit den Jobanforderungen
essenziell. Fehlen entscheidende
Elemente, ist die Wahrscheinlichkeit
einer Absage hoch. Unspezifische Serienbewerbungen
werden schnell erkannt und führen
selten zum Erfolg.
1. SCHRIFTLICHE BEWERBUNG
Ist ein Motivationsschreiben im Inserat erbeten,
darf es nicht fehlen. Verzichten Sie auf
«copy paste» oder «one cover letter fits all».
Fassen Sie stattdessen prägnant jene Informationen
zusammen, die für die Position relevant
sind. Präsentieren Sie Ihren CV in
einem modernen, zeitgemässen Layout. Holen
Sie sich dafür Inspirationen im Internet.
Wenn sich jemand beispielsweise für das Thema
Digital Office Management interessiert,
sollte sich dies auch in den Unterlagen widerspiegeln.
Es lohnt sich, das Layout hinsichtlich
Stil und Formatierung zu überarbeiten. So
können Sie aktiv dazu beitragen, dass Ihre
Bewerbung positiv wahrgenommen wird.
pinterest.com – Stichwort CV
envato.com / canva.com
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gel nicht zum Zug. Reichen Sie Ihre Bewerbung
zusammen mit einem zugeschnittenen
Begleit-E-Mail/Motivationsschreiben in maximal
drei PDFs (CV, Zeugnisse und Ausbildungsnachweise)
ein. Vermeiden Sie Anhänge
in unterschiedlichen Formaten (Word, jpg,
tif, PowerPoint). Es gibt genügend Apps und
Tools, die Ihnen helfen, Dokumente in PDFs
umzuwandeln und entsprechend zusammenzufassen.
smallPDF.com
Fehler in den Bewerbungsunterlagen sind
ein No Go. Überprüfen Sie Ihren CV akribisch,
bevor Sie ihn abschicken. Wenn der potenzielle
Arbeitgeber feststellt, dass Ihr Text
schlecht formuliert oder fehlerhaft ist, wird
er das Interesse rasch verlieren. Auch hier
gibt es Apps und Hilfsprogramme, die Sie
nutzen können.
deepl.com / grammarly.com
languagetool.org
Bewerbungsfoto
Es steht Ihnen frei, ein Foto in Ihre Bewerbungsunterlagen
zu integrieren oder es wegzulassen.
Entscheiden Sie sich jedoch für ein
Foto, gilt keine der folgenden Ausreden: «Ich
hatte keine Zeit, ein neues Foto zu machen.»
«Ich wollte die Bewerbungsfrist nicht verpassen.»
«Bisher hat noch niemand mein Foto
bemängelt.» Solche Ausreden sind nicht akzeptabel.
Gleiches gilt für Selfies aus dem
Auto oder aus dem Urlaub. Wenn ein Foto
dabei ist, muss es professionell sein.
USP
Fragen Sie sich, welchen Eindruck Sie vermitteln
möchten und fassen Sie ein scharfes
Bild zusammen – kurz und aussagekräftig.
Zum Beispiel: «Ich bin eine erfahrene Geschäftsleitungsassistentin,
die seit 15 Jahren
Kandidatinnen und Kandidaten, bei denen
die Basics nicht stimmen, kommen in der Rein
Grosskonzernen tätig ist und vier Sprachen
spricht.»
Vermeiden Sie bei der Aufzählung Ihrer beruflichen
Tätigkeiten Wiederholungen und
schälen Sie für jede Position eine Kernbotschaft
heraus, die Ihren Beitrag in der Unternehmung
zusammenfasst. Zum Beispiel:
«Ich war für die Einführung des papierlosen
Büros verantwortlich und habe ein Team von
drei Assistentinnen geführt.» Oder: «Ich
habe in fünf Jahren zehn VIP-Events mit je
500 Teilnehmenden im In- und Ausland organisiert.»
Stellen Sie solche konkreten Botschaften
den wichtigsten Tätigkeiten Ihrer
beruflichen Stationen voran. Dadurch wird
verständlich, welchen konkreten Beitrag Sie
bei der jeweiligen Stelle geleistet haben.
2. VIDEO-BEWERBUNG
In Zeiten von Covid-19 werden Bewerbungen
kreativer. Vor zwei bis drei Jahren noch kaum
ein Thema, erreichen uns seit dem letzten
Jahr vermehrt auch Video-Bewerbungen,
was ich zum Anlass nehmen möchte, einige
Dos and Don’ts zu teilen. Sich selber «liveon-tape»
zu begegnen, ist nicht immer ein
positives Erlebnis, aber es ist ein gutes Training,
denn genau so, wie Sie sich selber
wahrnehmen, kommen Sie beim Gegenüber
an. Achten Sie auf Mimik und Gestik, denn im
bewegten Bild geben Sie viel mehr preis als
auf dem Papier. Damit das Video zugeordnet
werden kann, beginnen Sie mit Ihrem Namen
und dem Bezug zur Bewerbung. Das Video
sollte nicht zu lang sein. Überlegen Sie sich,
was Sie sagen möchten, aber tragen Sie keinen
auswendig gelernten Text vor. Das wirkt
oft unnatürlich. Bereiten Sie sich hier mit
einem Storybook vor, das Ihnen den roten
Faden vorgibt. In Sachen Technik brauchen
Sie keine Profiausrüstung. Die Smartphone-
KARRIERE
UTE
BARNICKEL
ist Inhaberin und Geschäftsführerin
von Barnickel & Fellows, einer Search
Boutique für Executive Assistants.
barnickelfellows.ch
Kamera mit Full-HD-Aufnahmemöglichkeit
gehört heute zum Standard. Auch die Kameras
am PC/Mac liefern in der Regel eine gute
Qualität. Da der virtuelle Austausch in der
veränderten Arbeitswelt künftig eine grosse
Rolle spielt, lohnt sich eventuell die Anschaffung
einer guten Webcam mit Mikrofon und
Autofokus. Wenn es perfekt sein soll, ist eine
Kamera mit Ringlicht die richtige Wahl, und
der Effekt, den Sie damit erzielen, ist beeindruckend.
Eine solche Kamera ist für rund
CHF 120 zu haben. Kommt Ihre Handykamera
zum Einsatz, liefert ein kleines Stativ einen
Qualitätssprung. Wählen Sie einen neutralen
Hintergrund und achten Sie auf eine gute
Ausleuchtung. Sofern vorhanden, ist die Präsentation
am Stehpult ideal. Schauen Sie
selbstsicher und direkt in die Kamera und es
kann losgehen. Zur Nachbearbeitung oder
für kleine Anpassungen Ihres Videos können
Sie kostenlose Programme nutzen wie:
– Windows Movie Maker:
videowinsoft.com
– iMovie: apple.com/imovie
– HitFilm Express: fxhome.com/product/
hitfilm-express
– Movavi: movavi.com
3. VIRTUELLES INTERVIEW
In der Regel gibt das Unternehmen das entsprechende
Tool vor (Zoom, Teams, Skype,
Google Meet). Es ist empfehlenswert, sich
vorgängig mit dem jeweiligen Kommunikationstool
vertraut zu machen. Planen Sie dabei
allfällige Download-Zeit ebenso ein wie
die Basics (Screen Sharing, Mikrofon und
Kamera-Einstellungen). Testen Sie, wie Sie
wirken, bevor Sie sich live zuschalten. Kleiden
Sie sich so, wie Sie auch zu einem persönlichen
Gespräch vor Ort erscheinen würden.
Sicher nicht empfehlenswert ist, sich im
Hoodie mit Messy Bun vor die Kamera zu
setzen. Mein Ratschlag ist, das Gespräch vor
einem neutralen Hintergrund zu führen. Es
gilt, die richtige Position im Raum zu finden,
mit ausreichend Licht, weder vor dem Wäscheständer
noch mit dem Hund oder der
Katze im Raum. Positionieren Sie Ihr Handy
oder Ihren Laptop stabil und erschütterungsfrei
und wählen Sie einen angemessenen
Abstand zur Kamera. Wenn Sie das Wort haben,
schauen Sie in die Kamera und lassen
sich nicht dazu verleiten, auf den Bildschirm
zu schauen. Eine freundliche und positive
Ausstrahlung ist bei einem Video-Interview
genauso wichtig wie bei einem persönlichen
Gespräch.
INHALTLICHE VORBEREITUNG
Erstellen Sie ein einfaches Storybook. Das
ermöglicht Ihnen, den roten Faden durch Ihre
bisherige Laufbahn aufzuzeigen. Sie werden
überrascht sein, wie viele Informationen in
kurzer Zeit vermittelt werden können. Erstellen
Sie Ihr Storybook anhand folgender Fragen:
«Wer bin ich? Was kann ich? Was habe
ich bisher erreicht? Mit welchen Skills hebe
ich mich ab?»
Verzichten Sie auf eine blosse Aneinanderreihung
von Eigenschaften wie teamfähig,
organisationsstark, flexibel. Viel überzeugender
sind konkrete Beispiele anhand derer
Sie mitteilen, was und wie Sie es erreicht
haben. Ein Beispiel: «Meine Vorgesetzten
haben mich mit dem Projekt Digital Office
Management betraut – dazu habe ich ein
Team zusammengestellt und wir haben im
Zeitraum von acht Monaten die Umstellung
geschafft. Dabei geholfen hat mir meine Weiterbildung
CAS Digital Office Management.»
Das basiert auf der «STAR Interview Response
Method»: «Situation-Task-Action-Result».
Das bedeutet: «Wie war die Ausgangslage?
Was war die Herausforderung? Was war mein
Beitrag? Welches Ergebnis habe ich erzielt?»
So erkennt Ihr Gegenüber sofort, was Sie
konkret in die neue Position einbringen
können.
m
WICHTIGSTE
TAKE-AWAYS
Der erste Eindruck zählt
Unabhängig davon, ob Sie Ihre Bewerbung
per E-Mail einreichen, das Interview
persönlich oder per Video-Call
stattfindet oder ob Sie sich entschliessen,
ein Bewerbungsvideo aufzuzeichnen
– es zählt der erste Eindruck. Achten
Sie darauf, sich professionell zu
präsentieren. Wenn Ihr Gegenüber
merkt, dass es Ihnen egal zu sein
scheint, wie Sie sich präsentieren,
muss die Frage erlaubt sein: Wie gut
würde diese Person den Job ausführen?
Storybook
Sie wirken sofort souverän und professionell,
wenn Sie Ihren Werdegang
flüssig aufzeigen und den roten Faden
benennen können. Untermauern Sie
persönlichen Eigenschaften anhand
konkreter Beispiele. Mit einem Storybook
und STAR im Kopf wird das perfekt
klappen.
Selbstreflexion
Nehmen Sie sich Zeit für eine ausführliche
Selbstreflexion, auf deren Basis
Sie Ihre berufliche (Neu-)Orientierung
planen. Je umfassender und kritischer
Sie Ihre Persönlichkeit, Ihre Skills und
Ihre Unterlagen analysieren, desto
bessere Ergebnisse erzielen Sie. Schälen
Sie Ihren persönlichen USP heraus
und bewerben Sie sich auf Stellen, bei
denen diese Eigenschaften gefragt
sind. Wenn Sie jemand sind, der sich
in Strukturen wohlfühlt, ist eventuell
der Job in einem Start-up nicht ganz
das Richtige für Sie. Das Sich-klar-Werden
über die eigenen Fähigkeiten,
Stärken, aber auch «points to be considered»
ist ein wichtiger erster Schritt.
Weniger ist mehr
Bewerben Sie sich nur auf Stellen, die
mit Ihren Interessen, Fähigkeiten und
Ihrem Leistungsausweis übereinstimmen.
Hier müssen Sie den Nagel einschlagen.
Sie müssen nicht jeden
Anforderungspunkt der Ausschreibung
erfüllen, aber wahllose Bewerbungen
führen zu Frustration, kosten Zeit und
bringen Ihnen nicht den richtigen Job.
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