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Der Wasserkreislauf Prof. Dr. Theo Klauß, Dr. Karin Terfloth und ...

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Schule für Geistigbehinderte<br />

Umsetzungsbeispiel zum Bildungsplan 2009<br />

Unterricht <strong>und</strong> Schulleben<br />

Bildungsbereich: Natur, Umwelt, Technik<br />

<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong><br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Dr</strong>. <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong> <strong>und</strong><br />

Teresa Johmann<br />

Pädagogische Hochschule Heidelberg<br />

Stuttgart 2011<br />

Landesinstitut<br />

für Schulentwicklung <br />

Qualitätsentwicklung<br />

<strong>und</strong><br />

Evaluation<br />

Schulentwicklung<br />

<strong>und</strong><br />

empirische<br />

Bildungsforschung<br />

Bildungspläne


Inhalt<br />

Intention <strong>und</strong> Zusammenfassung des Umsetzungsbeispiels<br />

Woraus ergibt sich die Bedeutsamkeit des Themas für die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler? 3<br />

Wie ist der ‚<strong>Wasserkreislauf</strong>‘ in den Bildungsbereichen <strong>und</strong> Themenfeldern des Bildungsplans zu<br />

verorten?<br />

Welche fachwissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen sind erforderlich, um eine Erarbeitung des Themas zu<br />

ermöglichen?<br />

5<br />

� Die Beschaffenheit des Wassers: Die drei Aggregatszustände 5<br />

� Verdunstung <strong>und</strong> Niederschlag 5<br />

� <strong>Wasserkreislauf</strong> 6<br />

� Nutzen <strong>und</strong> Risiken 6<br />

Welche möglichen elementaren <strong>und</strong> f<strong>und</strong>amentalen Bedeutungen des Bildungsinhaltes sind anzunehmen?<br />

Welche Kompetenzen können Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler bei der Beschäftigung mit diesem Thema<br />

anwenden <strong>und</strong> ausbilden?<br />

Welche Zugänge zum Bildungsinhalt sind über verschiedene Aneignungsmöglichkeiten möglich? 8<br />

� Aktivitätsbeschreibungen für die Aneignungsmöglichkeiten 10<br />

Welche methodische Umsetzung bietet sich an? 11<br />

Impulse: Welche Rahmenbedingungen sind erforderlich <strong>und</strong> sinnvoll? 12<br />

Literatur 12<br />

Umsetzungsbeispiel „<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong>“, <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong>, Teresa Johmann, Stuttgart 2011 2<br />

3<br />

4<br />

7<br />

7


Intention <strong>und</strong> Zusammenfassung des Umsetzungsbeispiels<br />

Ohne Wasser gibt es kein Leben, vermutlich ist jegliches Leben auf der Erde aus dem Wasser entstanden. Was-<br />

ser spielt im Alltag eine bedeutende Rolle bei der Ernährung, der Hygiene etc. <strong>und</strong> ist in der Umwelt in verschie-<br />

denen Aggregatzuständen erfahrbar. Es handelt sich um ein Element von existentieller Bedeutung. Doch woher<br />

kommt das Wasser, wohin geht es, <strong>und</strong> wie kommt es im alltäglichen Leben vor?<br />

In diesem Umsetzungsbeispiel zum Thema „<strong>Wasserkreislauf</strong>“ soll gezeigt werden, wie sich Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler mit diesem Phänomen auseinandersetzen <strong>und</strong> dabei nicht nur theoretische Kenntnisse aneignen, son-<br />

dern auch unterschiedliche praktische Kompetenzen nutzen <strong>und</strong> entwickeln können.<br />

<strong>Der</strong> Schwerpunkt dieser Ausführungen liegt bei den Inhalten, die mit dem Thema ‚<strong>Wasserkreislauf</strong>’ zu tun haben,<br />

die sich in verschiedenen Bildungsbereichen <strong>und</strong> deren Themenfeldern verorten lassen, <strong>und</strong> auf der Darstellung<br />

des Ablaufes eines unterrichtlichen Vorhabens zu diesem Thema. Dies kann zur Anregung <strong>und</strong> Reflexion in Be-<br />

zug auf die eigene Unterrichtspraxis genutzt werden.<br />

Dabei wird verdeutlicht, welche Fragen sich stellen, wenn ein solcher Inhalt Gegenstand des Unterrichts ist <strong>und</strong><br />

welche Antworten möglich erscheinen. Es steht, entsprechend der Empfehlung zum Förderschwerpunkt geistige<br />

Entwicklung der Kultusministerkonferenz, ein handlungsorientiertes Vorgehen im Vordergr<strong>und</strong>, wonach die Ent-<br />

wicklung einer selbstbestimmten Handlungsfähigkeit eine zentrale Aufgabe schulischer Förderung ist (vgl. Sekre-<br />

tariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, S.5).<br />

Im Folgenden wird ein Bildungsinhalt aus der Bildungsplandimension ‚Natur’ herausgegriffen <strong>und</strong> im Hinblick auf<br />

eine Klasse mit Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit Förderbedarf im Bereich der geistigen Entwicklung formuliert. Als<br />

Zielgruppe für die folgende Unterrichtskonzeption wurde eine 4. Klasse mit acht Kindern im Alter von 10 <strong>und</strong> 12<br />

Jahren ausgewählt. In der heterogenen Lerngruppe arbeiten Kinder mit unterschiedlichem Lernvoraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Unterstützungsbedarfen zusammen.<br />

Woraus ergibt sich die Bedeutsamkeit des Themas für die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler?<br />

Das Wasser ist in seinen verschiedenen Aggregatzuständen ein wichtiger Bestandteil der Lebenswirklichkeit der<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler. Naturwissenschaftliche Aspekte treffen bei vielen Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler auf ihr<br />

Erkenntnisinteresse, beispielsweise das Naturphänomen Regen, das Ökosystem Gewässer oder die Bewegun-<br />

gen des Wassers im <strong>Wasserkreislauf</strong>. Das Thema hat aber auch eine konkrete Bedeutung für den Alltag der<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler: <strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong> wird als Wetterphänomen, z.B. in Form von Regen, Nebel oder<br />

Wolken direkt erlebt (<strong>und</strong> muss bewältigt werden), <strong>und</strong> er kann über verschiedene Sinne wahrgenommen wer-<br />

den. Er verändert <strong>und</strong> beeinflusst den Alltag, da beispielsweise die Auswahl von Außenaktivitäten oder auch<br />

Kleidung vom jeweiligen Wetter abhängen. Die Vorgänge der Verdunstung, Versickerung <strong>und</strong> Kondensation sind<br />

ebenfalls erfahrbar <strong>und</strong> können als Prozesse beobachtet <strong>und</strong> nachvollzogen werden.<br />

Umsetzungsbeispiel „<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong>“, <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong>, Teresa Johmann, Stuttgart 2011 3


Die Erarbeitung des Modells des <strong>Wasserkreislauf</strong>s sorgt für eine Verknüpfung der einzelnen Wetterelemente zu<br />

einem zusammenhängenden Ganzen, lässt aber trotzdem Raum für die differenzierte Betrachtung der Entste-<br />

hung <strong>und</strong> der Eigenschaften seiner Bestandteile. Besonders relevant für die Zukunft der Schülerinnen <strong>und</strong> Schü-<br />

ler ist das Wissen über die Bedeutung des Trinkwassers als wichtigstes Lebensmittel <strong>und</strong> zugleich in der tägli-<br />

chen Pflege <strong>und</strong> Körperhygiene. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht das Begreifen<br />

des Elementes Wasser als wertvolle Ressource, die zu bewahren ist. So können über die Auseinandersetzung<br />

mit dem <strong>Wasserkreislauf</strong> exemplarisch Umweltbewusstsein <strong>und</strong> Kenntnisse über Methoden zum Wassersparen<br />

erworben werden.<br />

Wie ist der ‚<strong>Wasserkreislauf</strong>’ im den Bildungsbereichen <strong>und</strong> Themenfeldern des Bildungsplans<br />

zu verorten?<br />

<strong>Der</strong> Bildungsplan für die Schule für Geistigbehinderte (Ministerium für Kultus, Jugend <strong>und</strong> Sport Baden-<br />

Württemberg 2009) fordert das Schaffen von „Handlungs- <strong>und</strong> Erfahrungsbereiche[n], in denen Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler in Natur, Umwelt <strong>und</strong> Technik Neues entdecken <strong>und</strong> erproben können“ (ebd., S.207). Durch die Auswahl<br />

des Themas ‚<strong>Wasserkreislauf</strong>’ kann dies ermöglicht werden. Das Thema lässt sich verschiedenen thematischen<br />

Zusammenhängen zuordnen:<br />

Bildungsplanbereich Dimension Themenfeld Inhalt<br />

Natur, Umwelt, Technik“<br />

„Natur“<br />

� Naturphänomene (vgl.<br />

ebd., 202),<br />

� Ökosystem (vgl. ebd.,<br />

� „Niederschlag“<br />

� „Wolken<br />

Umsetzungsbeispiel „<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong>“, <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong>, Teresa Johmann, Stuttgart 2011 4<br />

202)<br />

� Naturwissenschaftliches<br />

Forschen (vgl. ebd.,<br />

205)<br />

� „Gewässer“<br />

� „Klima <strong>und</strong> Umwelt-<br />

schutz“<br />

� „Aggregatzustände von<br />

Wasser“<br />

Verschiedene Aspekte des Elementes Wasser kommen in unterschiedlichen Kontexten zum Tragen. Zwischen<br />

diesen Themenfeldern <strong>und</strong> Inhalten können Bezüge hergestellt werden.


Welche fachwissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen sind erforderlich, um eine Erarbeitung des Themas<br />

zu ermöglichen?<br />

Ist der inhaltliche Schwerpunkt des Themas ausgewählt (in diesem Fall, die Aggregatzustände des Wassers,<br />

Phänomen wie Verdunstung <strong>und</strong> Niederschlag, das Modell des <strong>Wasserkreislauf</strong>es sowie die sparsame Nutzung<br />

von Wasser), gilt es eine differenzierte fachwissenschaftliche Gr<strong>und</strong>lage zu erarbeiten, die Ausgangspunkt für die<br />

Auswahl <strong>und</strong> Fokussierung einzelner Teilaspekte <strong>und</strong> deren Aufbereitung für verschiedene Lernzugänge sein<br />

kann. An dieser Stelle werden nur stichpunktartig die gr<strong>und</strong>legenden Aspekte benannt.<br />

Die Beschaffenheit des Wassers: Die drei Aggregatzustände<br />

Die chemische Verbindung Wasseroxid (H2O) kann in drei Aggregatzuständen vorkommen, die durch die Struktur<br />

der Wassermoleküle bedingt sind: flüssig, fest <strong>und</strong> gasförmig. In flüssiger Form sind die Moleküle locker mitei-<br />

nander verb<strong>und</strong>en. Wenn das Wasser fließt, rollt ein Molekül über das andere. Die Oberflächenspannung ent-<br />

steht dadurch, dass sich die Moleküle an der Oberfläche stärker anziehen. Bei 0° Celsius gefrieren die Wasser-<br />

moleküle <strong>und</strong> ordnen sich zu einem festen, wabenförmigen Muster an, wobei die Moleküle weiter auseinanderrü-<br />

cken. Deshalb ist gefrorenes Wasser leichter als flüssiges <strong>und</strong> benötigt mehr Raum. Bei 100° Celsius siedet<br />

Wasser <strong>und</strong> wird zu unsichtbarem Gas. Wenn die Temperatur sinkt, kondensiert das Gas <strong>und</strong> es bilden sich<br />

sichtbare Wassertröpfchen (vgl. Pfeifer/Pfeifer 2003, S.9; Fischnaller 2001, S.8f).<br />

Verdunstung <strong>und</strong> Niederschlag<br />

<strong>Der</strong> Übergang einer Flüssigkeit in den gasförmigen Zustand unterhalb der Siedetemperatur wird als Verdunstung<br />

bezeichnet. Das bedeutet, dass Wasser in die gasförmige Phase übergeht, ohne dass es vorher zum Kochen<br />

gebracht wurde. Im Alltag wird dies beim Austrocknen von Pfützen, Trocknen von Wäsche oder Austrocknen von<br />

Lebensmitteln nachvollziehbar, obgleich man es nicht direkt beobachten, sondern nur die Auswirkungen erken-<br />

nen kann. Wasser kann bei Raumtemperatur nur verdunsten, wenn die Luft nicht mit Wasserdampf gesättigt ist.<br />

Je höher die Luftfeuchtigkeit ist, desto weniger Wasser kann verdunsten.<br />

Im Hinblick auf den <strong>Wasserkreislauf</strong> wird die Verdunstung bei offenen Wasserflächen, einem See oder einem<br />

Fluss zum Beispiel, durch Sonneneinstrahlung beeinflusst. Die Sonne gilt als Antriebsenergie für den Wasser-<br />

kreislauf (vgl. Bahadir et al. 2000). Das Wasser wechselt dabei in den gasförmigen Zustand <strong>und</strong> steigt als Was-<br />

serdampf mit der warmen Luft nach oben. Erreicht der Wasserdampf kältere Luftschichten, kühlt dieser wiederum<br />

ab <strong>und</strong> es bilden sich Wassertropfen. Erreichen die Wassertropfen eine bestimmte Größe, so können diese von<br />

den Aufwinden nicht mehr getragen werden <strong>und</strong> fallen als Niederschlag (Regen, Schnee <strong>und</strong> Hagel) zur Erde.<br />

Die Verdunstungsmenge wird wie die Niederschlagsmenge in „mm“ gemessen (1mm entspricht einem Liter pro<br />

Quadratmeter). Die Menge der Verdunstung <strong>und</strong> des Niederschlags dienen als zentrale Bestimmungsfaktoren für<br />

das Klima.<br />

Umsetzungsbeispiel „<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong>“, <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong>, Teresa Johmann, Stuttgart 2011 5


Bedeutsam für den Übergang vom Kondensation <strong>und</strong> Verdunstung ist die Taupunkttemperatur. <strong>Der</strong> Taupunkt ist<br />

die Temperatur, bis zu der sich eine Luftmasse abkühlen muss, damit das in ihr beinhaltete Wasser kondensiert.<br />

<strong>Der</strong> Taupunkt gibt die Grenztemperatur an, bei der, in Abhängigkeit vom Luftdruck, der in der Luft enthaltene<br />

Wasserdampf gerade damit beginnt, Kondensat (Tropfen, Eiskristalle) zu bilden. Beim Anhauchen einer kalten<br />

Glasscheibe wird beispielsweise das Unterschreiten des Taupunkts deutlich. Das Erreichen des Taupunktes<br />

hängt von der Temperatur <strong>und</strong> der Luftfeuchtigkeit ab.<br />

<strong>Wasserkreislauf</strong><br />

Durch verschiedene zusammenhängende Prozesse wird das Wasser zwischen der Erdoberfläche, dem Gr<strong>und</strong>-<br />

wasser <strong>und</strong> der Atmosphäre immer wieder ausgetauscht: Aus Oberflächengewässern oder der Vegetation ver-<br />

dunstet das Wasser <strong>und</strong> kondensiert in der Atmosphäre zu Wolken. <strong>Der</strong> kondensierte Wasserdampf kann in<br />

Form von Wolken, Nebel oder Luftfeuchtigkeit über große Entfernungen transportiert werden. Aus der Atmosphä-<br />

re gelangt das Wasser wiederum in verschiedenen Niederschlagsformen über dem Meer <strong>und</strong> über Land zur Erde<br />

zurück. Während ein großer Teil oberirdisch abfließt <strong>und</strong> über Flüsse <strong>und</strong> Seen ins Meer gelangt, verdunstet ein<br />

zweiter Teil des Oberflächenwassers gleich wieder von der Erdoberfläche. Ein weiterer Teil wird von Pflanzen,<br />

Tieren <strong>und</strong> Menschen aufgenommen <strong>und</strong> durch Transpiration wieder an die Luft abgegeben. <strong>Der</strong> Rest des Nie-<br />

derschlagswassers versickert, um unterirdisch im Gr<strong>und</strong>wasser ins Meer zurückzufließen.<br />

Diese Prozesse bilden den <strong>Wasserkreislauf</strong> <strong>und</strong> sorgen für den Erhalt des Süßwasserbestandes der Erde (vgl.<br />

Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG).<br />

Nutzen <strong>und</strong> Risiken<br />

Störungen des <strong>Wasserkreislauf</strong>es können den Alltag <strong>und</strong> die Lebensgr<strong>und</strong>lagen von Menschen erheblich beein-<br />

trächtigen: Bei Hochwasser <strong>und</strong> Überschwemmungen kann die zu große Niederschlagmenge nicht abgeführt<br />

werden, <strong>und</strong> bei Dürre <strong>und</strong> Trockenheit reicht der Niederschlag nicht aus, um ausreichend Lebensmittel zu er-<br />

zeugen. Als ein unverzichtbares Lebensmittel benötigen Menschen, Tiere <strong>und</strong> Pflanzen das Wasser für Wachs-<br />

tum <strong>und</strong> wichtige Stoffwechselprozesse. <strong>Der</strong> menschliche Körper besteht zu einem Großteil aus Wasser. Ein<br />

Durchschnittseuropäer nimmt täglich 2-3 Liter Flüssigkeit zu sich, der tägliche Wasserverbrauch liegt allerdings<br />

bei 150 Litern pro Person. Dabei ist auch das Wasser berücksichtigt, das bei der Produktion von Gütern <strong>und</strong><br />

Lebensmitteln, für die Landschaftspflege u.a.m. verwendet wird.<br />

Nur 0,02% des Wassers der Erde kann als Trinkwasser bezeichnet werden, 97% dagegen ist salzhaltig. Gedan-<br />

kenloser Wasserverbrauch lässt sich deshalb zu den besorgniserregendsten Risiken <strong>und</strong> aktuellen Schlüssel-<br />

problemen zählen, da die Gr<strong>und</strong>wasserreserven nicht unerschöpflich sind, Wasser nicht künstlich produziert <strong>und</strong><br />

nur unter sehr großem Aufwand aus salzigem Meerwasser gewonnen werden kann. Deshalb wird <strong>und</strong> ist Was-<br />

sernot auch heute schon, z.B. in den Entwicklungsländern, eines der präsentesten Probleme (vgl. Fischnaller<br />

2001, S.8f).<br />

Umsetzungsbeispiel „<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong>“, <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong>, Teresa Johmann, Stuttgart 2011 6


Welche möglichen elementaren <strong>und</strong> f<strong>und</strong>amentalen Bedeutungen des Bildungsinhaltes sind<br />

anzunehmen?<br />

Bezogen auf die konkrete Planung der Unterrichtsreihe zum Unterrichtsinhalt ‚<strong>Wasserkreislauf</strong>’ <strong>und</strong> im Hinblick<br />

auf die bisherigen Erfahrungen der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler sowie auf die Bedeutung der Teilaspekte des The-<br />

mas in der Lebenswelt bzw. im Alltag der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler (f<strong>und</strong>amental) können folgende Aussagen<br />

als Kerngehalt (elementar) herausgearbeitet werden:<br />

o Wasser in seinen verschiedenen Aggregatzuständen beinhaltet bzw. erzeugt bestimmte visuelle, auditi-<br />

ve, taktile <strong>und</strong> gustatorische Reize; diese bedingen Wohlbefinden oder negative Empfindungen (z.B.<br />

frieren). Die Kälte von Eiswürfeln, die Feuchtigkeit von Regen oder auch das Beschlagen von Scheiben<br />

können beispielsweise taktil, optisch <strong>und</strong> über das Wärmeempfinden wahrgenommen werden. Auch<br />

diese Reize können mit unterschiedlichen Emotionen verb<strong>und</strong>en werden <strong>und</strong> dadurch Bedeutung erlan-<br />

gen (z.B. Unbehagen bei Kälte <strong>und</strong> Nässe).<br />

o Im <strong>Wasserkreislauf</strong> ändert sich der Aggregatzustand des Wassers. Das ist erlebbar, wenn der Übergang<br />

vom einen in den anderen Aggregatzustand stattfindet (z.B. der Schmelz- oder Kondensationsvorgang).<br />

o Im <strong>Wasserkreislauf</strong> kann das Wasser wieder an seinen Ausgangspunkt zurückkehren. Teilweise sind die<br />

Stationen im <strong>Wasserkreislauf</strong> in der Natur beobachtbar (Regen, Neben, Verdunsten durch Austrocknen<br />

von Pfützen etc.) Dieser wiederkehrende Prozess kann durch einen tatsächlichen „Kreislauf“, also durch<br />

eine Bewegung im Raum mit gleichem Anfangs- <strong>und</strong> Endpunkt, erlebbar gemacht werden.<br />

o <strong>Der</strong> Erhalt sauberen Trinkwassers ist bedeutsam für den Schutz der Umwelt <strong>und</strong> den Erhalt der Le-<br />

bensbedingungen des Menschen.<br />

Welche Kompetenzen können Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler bei der Beschäftigung mit diesem<br />

Thema anwenden <strong>und</strong> ausbilden?<br />

<strong>Der</strong> den Bildungsstandards zugr<strong>und</strong>e liegende Kompetenzbegriff umfasst Einstellungen, Fähigkeiten <strong>und</strong> Kennt-<br />

nisse. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler „erleben, dass sie Stärken <strong>und</strong> Kompetenzen im Sinne von Einstellungen,<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Kenntnissen besitzen <strong>und</strong> diese erweitern können“ (Ministerium für Kultus, Jugend <strong>und</strong> Sport<br />

Baden-Württemberg 2009, 8).<br />

Wie die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler ihre Kompetenzen nutzen <strong>und</strong> anwenden, hängt – außer von äußerlichen<br />

Anreizen <strong>und</strong> Einflüssen – auch von der Eigeninitiative <strong>und</strong> Aktivität der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler selbst ab.<br />

Auch wenn Kompetenzen nicht immer von Außenstehenden zu erkennen sind, soll man Schülerinnen <strong>und</strong> Schü-<br />

ler mit geistiger Behinderung als kompetente Personen annehmen <strong>und</strong> ihnen „subjektive Sinnbildungsprozesse“<br />

ermöglichen (ebd., S.9). In diesem Prozess spielen sowohl personale <strong>und</strong> soziale Kompetenzen als auch Sach-<br />

<strong>und</strong> Methodenkompetenzen eine wichtige Rolle (vgl ebd. 13; vgl. Gonschorek/ Schneider 2005, S. 89).<br />

Umsetzungsbeispiel „<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong>“, <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong>, Teresa Johmann, Stuttgart 2011 7


Unter Sachkompetenzen verstehen Gonschorek <strong>und</strong> Schneider (ebd.) die „materielle Bildung“, also die Fähigkeit<br />

Inhalte aufzunehmen <strong>und</strong> sich anzueignen, v.a. Fachkenntnisse, Sachwissen <strong>und</strong> Anwendungswissen. Im hier<br />

beschriebenen Beispiel können die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

o Erfahrungen mit dem Naturphänomen <strong>Wasserkreislauf</strong> machen,<br />

o Kenntnisse über den <strong>Wasserkreislauf</strong> <strong>und</strong> dessen einzelne Elemente erlangen,<br />

o den <strong>Wasserkreislauf</strong> in der Natur wiederfinden (z.B. bei Niederschlag), <strong>und</strong><br />

o die Auswirkungen von Natur bzw. Wetterphänomenen erfahren.<br />

Unter Methodenkompetenzen ist die „formale Bildung“, also die Aneignung <strong>und</strong> Entwicklung von Fertigkeiten wie<br />

Handlungsfähigkeit, Selbstständigkeit <strong>und</strong> Problemlösungsfähigkeit, die sich nach <strong>und</strong> nach entwickeln, zu nen-<br />

nen (vgl. Gonschorek/Schneider 2005, S.89). Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema ‚<strong>Wasserkreislauf</strong>’<br />

o erlernen bzw. festigen die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler Methoden, wie den Vortrag/das Erzählen, das Rol-<br />

lenspiel, das gemeinsame Gespräch, <strong>und</strong> sie<br />

o lernen auf Natur- bzw. Wetterphänomene <strong>und</strong> deren Auswirkungen adäquat zu reagieren.<br />

Personalkompetenzen beinhalten die Haltung, Motivation, Einstellungen <strong>und</strong> die Ausbildung <strong>und</strong> Entwicklung der<br />

Persönlichkeit (vgl. ebd., S.89). Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

o zeigen bzw. entwickeln Interesse am Thema <strong>Wasserkreislauf</strong> <strong>und</strong> sie<br />

o zeigen eine neugierige Fragehaltung bezüglich naturwissenschaftlicher Fragestellungen (vgl. Ministeri-<br />

um für Kultus, Jugend <strong>und</strong> Sport 2009, S. 205).<br />

Als Sozialkompetenzen bezeichnen Gonschorek/Schneider (ebd., S.89) Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusst-<br />

sein <strong>und</strong> Kommunikationsfähigkeit. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

o können gemeinsam an der Entwicklung des Rollenspiels zum <strong>Wasserkreislauf</strong> arbeiten <strong>und</strong> sie<br />

o helfen schwächeren Mitschülerinnen <strong>und</strong> Mitschülern bzw. lassen sich bei der Umsetzung von stärkeren<br />

Mitschülerinnen <strong>und</strong> Mitschülern helfen.<br />

Welche Zugänge zum Bildungsinhalt sind über verschiedene Aneignungsmöglichkeiten<br />

möglich?<br />

Nachfolgend werden vier Aneignungsmöglichkeiten genannt, die verschiedene Zugänge zu den Bildungsinhalten<br />

qualitativ staffeln, d.h. in ihren Merkmalen, jedoch nicht in ihrer Wertigkeit (vgl. Ministerium für Kultus, Jugend <strong>und</strong><br />

Sport Baden- Württemberg 2009, S.14).<br />

Als erste Möglichkeit ist die basal-perzeptive Aneignung zu nennen. Indem sie fühlen, schmecken, sehen, rie-<br />

chen, hören <strong>und</strong> spüren, erleben <strong>und</strong> erk<strong>und</strong>en die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler die Welt <strong>und</strong> auch den eigenen<br />

Körper, deren Form, Beschaffenheit <strong>und</strong> Gestalt. Es ist eine „basale Möglichkeit der aktiven Aneignung“ eines<br />

Inhaltes auf sinnlicher Ebene (ebd., S.14) <strong>und</strong> zielt vor allem auf die aktive Wahrnehmung der Umwelt.<br />

Umsetzungsbeispiel „<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong>“, <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong>, Teresa Johmann, Stuttgart 2011 8


Eine Möglichkeit, den Bildungsinhalt <strong>Wasserkreislauf</strong> auf basal-perzeptivem Niveau wahrzunehmen, ist die sinnli-<br />

che Beschäftigung mit Süß- <strong>und</strong> Salzwasser, mit Wassergeräuschen oder einer Geschichte, die von der Reise<br />

eines Regentropfens handelt. Das Spüren der Wärme einer Infrarotlampe oder der Sonne, das Wahrnehmen<br />

eines beschlagenen Spiegels bzw. das Erleben von Sprühnebel als Regen oder selbst in den Regen hinauszu-<br />

gehen können weitere Aneignungsmöglichkeit dieses Bildungsinhaltes sein.<br />

Die konkret-gegenständliche Aneignung ist eine „Auseinandersetzung mit der Welt mittels äußerlich erkennbarer<br />

Aktivitäten im Umgang mit Dingen <strong>und</strong> Personen“ (ebd., S.14). Das Erleben von Wirkungen <strong>und</strong> Effekten, das<br />

manipulierende Erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die zweckmäßige Nutzung von Gegenständen stehen hierbei im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Auf diesem Aneignungsniveau kann eine Möglichkeit der Aneignung des Bildungsinhaltes das Nachbauen eines<br />

<strong>Wasserkreislauf</strong>s in einem verschlossenen Glas sein. Hier wird mit Kieselsteinen, Erde, einer Pflanze, Wasser<br />

<strong>und</strong> Wärme der Sonne ein kleines Modell des Kreislaufes erstellt. Zudem können die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

durch das Hineinschlüpfen in die Rolle des Wassertropfens, des Windes oder der Sonne beim Nachspielen des<br />

<strong>Wasserkreislauf</strong>es manipulierend tätig werden.<br />

Die anschauliche Aneignung als dritte Möglichkeit, sich Inhalte anzueignen, bedeutet, dass sich Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler von ihrer Umwelt ein Bild machen <strong>und</strong> anschauliche Darstellungen verstehen können. Z.B. ist es<br />

ihnen möglich, sich in einem Rollenspiel in andere hineinzuversetzen, ein Problem darzustellen oder eigene<br />

Ideen umzusetzen.<br />

Hierbei kann eine Möglichkeit der Aneignung darin bestehen, ein Schema des <strong>Wasserkreislauf</strong>es auf einem<br />

Arbeitsblatt auszufüllen bzw. mit Bildern zu vervollständigen oder Versuche zu den einzelnen Elementen des<br />

<strong>Wasserkreislauf</strong>es durchzuführen <strong>und</strong> in einem Schaubild zu protokollieren. Auch kann hier das eben genannte<br />

Rollenspiel zunächst von den Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler selbst geplant <strong>und</strong> die Rollenverteilung durchgenommen<br />

werden, bevor sie verschiedene Rollen selbstständig ausprobieren.<br />

Durch die abstrakt-begriffliche Aneignung können Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler Objekte, Informationen <strong>und</strong> Zusam-<br />

menhänge von der Anschauung abstrahieren <strong>und</strong> begrifflich wahrnehmen, erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> verstehen. Diese Er-<br />

kenntnisse werden hauptsächlich auf gedanklichem Wege gewonnen <strong>und</strong> es findet eine reflexive Auseinander-<br />

setzung mit den Bildungsinhalten statt.<br />

Hierbei können - bezogen auf den Bildungsinhalt <strong>Wasserkreislauf</strong> - die Ergebnisse der Versuche anhand eines<br />

Protokolls mit Versuchsbeschreibung, Fotos des Versuchsaufbaus oder -verlaufs, Tabellen usw. dokumentiert<br />

<strong>und</strong> zusammengefasst werden. Weitere Ideen sind den eigenen Wasserverbrauch über einen Schultag hinweg<br />

zu erfassen, zu protokollieren <strong>und</strong> die Dokumentation auszuwerten. Möglichkeiten des Sparens von Wasser im<br />

Alltag können auf diese Weise thematisiert werden.<br />

Durch diese vier Aneignungsmöglichkeiten haben alle Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler die Chance, sich auf angemes-<br />

senen Wegen mit dem gleichen Inhalt auseinanderzusetzen. Deshalb sollte der Unterricht <strong>und</strong> die Lernmateria-<br />

Umsetzungsbeispiel „<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong>“, <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong>, Teresa Johmann, Stuttgart 2011 9


lien so gestaltet sein, dass vielfältige Zugangswege zu den jeweiligen Inhalten eröffnet <strong>und</strong> die verschiedenen<br />

Aneignungsmöglichkeiten berücksichtigt werden (vgl. ebd., S.15f).<br />

Aktivitätsbeschreibungen für die Aneignungsmöglichkeiten<br />

Aneignungsmöglichkeiten <strong>Der</strong> Schüler/die Schülerin …<br />

basal-perzeptiv � erfährt verschiedene Aggregatzustände des Wassers, die im <strong>Wasserkreislauf</strong><br />

eine Rolle spielen durch visuelles, auditives, taktiles <strong>und</strong><br />

gustatorisches Erleben (Wasser schmecken, Wasserdampf, Wassertropfen<br />

auf der Haut, Wasserplätschern <strong>und</strong> Wassergeräusche hören,<br />

Verdunsten von Wasser auf der Haut durch Wärme einer Infrarotlampe,<br />

etc.)<br />

� …<br />

konkret-gegenständlich � baut einen <strong>Wasserkreislauf</strong> in einem verschlossenen Glas nach<br />

� führt Versuche zu den einzelnen Elementen des <strong>Wasserkreislauf</strong>es<br />

durch<br />

� verfolgt die aktuellen Wetterphänomene, Niederschlag, Schneefall,<br />

Temperatur, etc auf dem Schulhof/ (ggf. Einrichten einer dauerhaften<br />

Wetterstation in der Klasse/ Schule)<br />

� kontrolliert den eigenen Wasserverbrauch über ein oder mehrere<br />

Schultage hinweg<br />

� …<br />

anschaulich � wird durch das Hineinschlüpfen in die Rolle des Wassertropfens, des<br />

Windes oder der Sonne beim Nachspielen des <strong>Wasserkreislauf</strong>es<br />

tätig.<br />

� plant ein Rollenspiel zum <strong>Wasserkreislauf</strong> <strong>und</strong> konzipiert die dazugehörigen<br />

Rollen (Regentropfen, Meer, Sonne, Wind usw.).<br />

� erstellt ein Schema des <strong>Wasserkreislauf</strong>es mit Bildern <strong>und</strong> Begriffen<br />

� stellt den Wasserverbrauch der MitschülerInnen in Bildern (Fotos<br />

von der Wassermenge in Eimern) dar <strong>und</strong> vergleicht diese<br />

� …<br />

abstrakt-begrifflich � beschreibt <strong>und</strong> dokumentiert die Ergebnisse der Experimente anhand<br />

eines Protokolls (Versuchsbeschreibungen, Fotos, Tabellen)<br />

� reflektiert die Versuchsergebnisse<br />

� schreibt selbst seine Geschichte mit dem Thema „Die Reise des<br />

Regentropfens“<br />

� dokumentiert <strong>und</strong> misst den Wasserverbrauch der Klasse <strong>und</strong> stellt<br />

Klassenregeln zum Wassersparen in der Schule <strong>und</strong> Zuhause auf<br />

� …<br />

Umsetzungsbeispiel „<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong>“, <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong>, Teresa Johmann, Stuttgart 2011 10


Welche methodische Umsetzung bietet sich an?<br />

Bei der methodischen Umsetzung gilt es die verschiedenen Aneignungsmöglichkeiten gleichermaßen zu berück-<br />

sichtigen <strong>und</strong> sowohl gemeinschaftliche Situationen als auch Aspekte der Einzelförderung im Unterrichtsgesche-<br />

hen zusammen zu bringen.<br />

Zunächst kann der <strong>Wasserkreislauf</strong> im Sinne des Storytellings mit der Geschichte „Die Reise eines Regentrop-<br />

fens“ eingeführt werden. Die Geschichte wird vorgelesen, <strong>und</strong> zur jeweiligen Stelle werden den Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler unterschiedliche Erlebnisse, Bilder oder Wortkarten angeboten, die den <strong>Wasserkreislauf</strong> verdeutlichen<br />

sollen, wie z.B. Salzwasser schmecken oder Regentropfen auf der Haut fühlen. Diese Geschichte kann auch als<br />

Ritual für die Unterrichtsreihe zu Beginn der St<strong>und</strong>en dienen.<br />

In weiteren St<strong>und</strong>en zu diesem Thema lässt sich ein Lernen an Stationen anschließen, bei dem die Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler zu den einzelnen Elementen des <strong>Wasserkreislauf</strong>s an verschiedenen Stationen arbeiten können<br />

(vgl. Pitsch 2003, S.271ff). Beispielsweise bietet sich für eine Station zur Verdunstung ein Experiment im Freien<br />

an: Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler machen eine Wasserpfütze an einem sonnigen Platz auf den Boden <strong>und</strong> um-<br />

kreisen ihn mit Kreide. Nach einiger Zeit kann beobachtet werden, dass der Wasserkreis kleiner wird, da das<br />

Wasser durch die Sonne verdunstet. Auch kann an einer der Stationen ein kleines Modell des <strong>Wasserkreislauf</strong>s<br />

im Glas mit Kieselsteinen, Erde, einer Pflanze, Wasser <strong>und</strong> Wärme nachgebaut werden. Weitere Unterrichtsin-<br />

halte, die sich aus dem übergeordneten Themenbereich Wasser ergeben, könnten sein:<br />

o Schwimmen <strong>und</strong> Sinken, Aggregatzustände von Wasser (Ministerium für Kultus <strong>und</strong> Unterricht BW<br />

2009, S.214, Themenfeld Naturwissenschaftliches Forschen)<br />

o Weitere Niederschlagsformen (Regen, Nebel, Schnee, Hagel), Gewitter, Wolken, Regenbogen (ebd.,<br />

S.213, Themenfeld Naturphänomene)<br />

o Gewässer, Klima <strong>und</strong> Umweltschutz (ebd., S.212, Themenfeld Ökosysteme)<br />

Die Stationsarbeit eignet sich für heterogene Lerngruppen besonders gut, da nach Lernvoraussetzungen <strong>und</strong><br />

Lerntempo differenziert werden kann (vgl. ebd., S.271). Zudem trägt Stationenlernen auch zum Aufbau der Hand-<br />

lungsfähigkeit bei, da deren Ablauf den vier Komponenten einer Handlung zugeordnet werden kann, wie z.B. die<br />

Orientierung auf eine vorgegebene Thematik (Handlungsorientierung), die Auswahl der Reihenfolge, der Arbeits-<br />

<strong>und</strong> Sozialform, die Orientierung an einem Laufzettel <strong>und</strong> im Klassenzimmer (Handlungsplanung), das Abarbei-<br />

ten der Stationen (Handlungsausführung) <strong>und</strong> zuletzt die Selbstkontrolle bzw. gemeinsame Bewertung (Hand-<br />

lungskontrolle) (vgl. Pitsch 2003, S. 278).<br />

An die Stationsarbeit könnten sich die gemeinsame <strong>und</strong>/oder individuelle Erarbeitung <strong>und</strong> das Vervollständigen<br />

eines Schemas zum <strong>Wasserkreislauf</strong> anschließen. Zur Vertiefung des <strong>Wasserkreislauf</strong>s mit Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler mit schwerer <strong>und</strong> mehrfacher Behinderung kann das Erleben der oben beschriebenen Geschichte wie-<br />

derholt werden. Daran anknüpfen kann dann die Planung eines Rollenspiels, in dem die Schülerinnen <strong>und</strong> Schü-<br />

ler selbst die einzelnen Elemente des <strong>Wasserkreislauf</strong>es darstellen (Regentropfen, Sonne, Wind usw.). Die Zu-<br />

sammenstellung der benötigten Materialien, die Planung <strong>und</strong> Verteilung der Rollen <strong>und</strong> schließlich das mehrmali-<br />

ge Durchspielen sind weitere Schritte im Unterrichtsverlauf, die von den Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler selbst über-<br />

nommen werden können. Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit schwerer <strong>und</strong> mehrfacher Behinderung können an dem<br />

Umsetzungsbeispiel „<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong>“, <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong>, Teresa Johmann, Stuttgart 2011 11


Storytelling über Formen des Basalen Theaters durch das Erleben der Geschichte mit allen Sinnen in die Spiel-<br />

handlungen einbezogen werden. Es empfiehlt sich zur Geschichte visuelle, auditive, taktile <strong>und</strong> gustatorische<br />

Reize anzubieten, anhand derer die Inhalte anschaulich <strong>und</strong> erlebbar werden: Salz- <strong>und</strong> Süßwasser schmecken<br />

<strong>und</strong> fühlen, Wärme von einer Infrarotlampe oder von der Sonne spüren, Regen aus einer Sprühflasche oder<br />

„echten“ Regen spüren, Meeresrauschen <strong>und</strong> Regengeräusche von einer CD hören bzw. durch eine Oceandrum<br />

(Meerestrommel) <strong>und</strong> einen Regenmacher selbst erzeugen.<br />

Impulse: Welche Rahmenbedingungen sind erforderlich <strong>und</strong> sinnvoll?<br />

Für das Forschen <strong>und</strong> Experimentieren werden dafür geeignete Räumlichkeiten benötigt, in denen beispielsweise<br />

der experimentelle Umgang mit Wasser möglich ist. Zudem sind Materialen (z.B. Niederschlagmesser, Geräte<br />

zur Messung von Luftfeuchtigkeit, etc.) zum Experimentieren notwendig, die in der Schule zur Verfügung stehen<br />

sollten. <strong>Der</strong> Aufbau einer schuleigenen Wetterstation, die von verschiedenen Klassen genutzt wird, ist ein gute<br />

Möglichkeit, diese Thematik innerhalb der Schule fest zu etablieren.<br />

Darüber hinaus sollte in den Blick genommen werden, an welchen außerschulischen Lernorten (z.B. an einem<br />

See) in der Umgebung der Schule die beschriebenen Naturphänomene beobachtet werden können. <strong>Der</strong> Besuch<br />

in einer externen Wetterstation würde sich ebenfalls anbieten. Filmmaterial über diese Naturphänomene oder das<br />

Verfolgen von Wetteransagen in den Medien wäre auch hilfreich. Es stellt sich die Frage, inwiefern innerhalb der<br />

Schule auf diese Aspekte zurückgegriffen werden kann.<br />

Literatur<br />

Bagadir, M.; Parlar, H.; Spiteller, M. (Hrsg.) (2000): Springer Umweltlexikon, Springer Verlag, Berlin, 2. Auflage.<br />

Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim <strong>und</strong> DUDEN PAETEC GmbH, Berlin:<br />

http://www.schuelerlexikon.de/SID/c09bdb66cff887f4c6ce4a99a927f0b2/search.php?page=0# (gesehen<br />

am 09.06.09)<br />

Fischnaller, Toni; Flöss, Elisabeth (2001): Erde, Wasser, Luft <strong>und</strong> Feuer. Horneburg: Persen Verlag.<br />

Gonschorek, Gernot; Schneider, Susanne (2005): Einführung in die Schulpädagogik <strong>und</strong> die Unterrichtsplanung.<br />

Donauwörth: Auer Verlag.<br />

Ministerium für Kultus <strong>und</strong> Unterricht Baden-Württemberg (Hrsg.) (2009): Bildungsplan „Schule für<br />

Geistigbehinderte“.<br />

Pfeifer, Peter; Pfeifer, Gustav (2003): Unterricht Chemie. Bd. 2: Wasser. Köln: Aulis Verlag Deubner.<br />

Pitsch, Hans-Jürgen (2003): Zur Methodik der Förderung der Handlungsfähigkeit Geistigbehinderter. Oberhau-<br />

sen: Athena Verlag.<br />

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland:<br />

Empfehlungen zum Förderschwerpunkt geistige Entwicklung:<br />

http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/1998/1998_06_20_FS_Geistige_Entwick<br />

l.pdf (gesehen am 03.09.09)<br />

Umsetzungsbeispiel „<strong>Der</strong> <strong>Wasserkreislauf</strong>“, <strong>Theo</strong> <strong>Klauß</strong>, <strong>Karin</strong> <strong>Terfloth</strong>, Teresa Johmann, Stuttgart 2011 12

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