Vom Schreiner zum Schadensanierer - Rainbow International

CHANCEN
Vom Schreiner zum
Schadensanierer
Franchise | Nicht jeder ist der geborene Einzelkämpfer.
Als Partner eines Franchise-
Systems können Gründer auf das Wissen
und die Hilfe eines erfolgreichen Verbunds
vertrauen. Zahlreiche Anbieter
stehen Handwerkern zur Auswahl.
� Überflutete Keller und immense Schäden:
Das Unwetter vom 30. Mai 2008
werden die Bewohner des Rems-Murr-
Kreises wohl nicht so schnell vergessen.
Vor allem die Wasserschäden brachten
Hausbesitzer zur Verzweiflung.
Auch Christian Imle wird sich noch lange
an diese Zeit erinnern: Der 31-Jährige
war als Franchise-Nehmer des Sanierungsspezialisten
Rainbow Internatio-
16
FRANCHISE-BRANCHE
Zahlen und Fakten
Als Mutterland des Franchising gelten die
USA. Europaweit herrscht in Deutschland die
größte Dichte an Franchise-Unternehmen.
Bekannte Beispiele sind Burger King, OBI, Tui,
Fressnapf, Blume 2000 und viele andere.
Zahl der Franchise-Systeme: 910
Umsatzentwicklung: Wachstum von rund 38
Milliarden Euro im Jahr 2006 auf 41,5 Milliarden
Euro im Jahr 2007.
Zahl der Franchise-Unternehmer: 56000
Beschäftigte im Franchising: 441000
Branchenverteilung: Mehr als die Hälfte der
Franchise-Unternehmer bieten Dienstleistungen
an, knapp ein Drittel betreibt Handelsunternehmen.
Das Gastgewerbe ist mit elf
Prozent nahezu stabil, wie auch das Handwerk,
das mit acht Prozent in der deutschen
Franchise-Wirtschaft vertreten ist.
Quelle: www.franchiseverband.com
Adressen:
www.franchise-net.de
www.franchise-portal.de
www.dfnv.de
www.franchiseverband.com
handwerk magazin | Erfolgreich gründen 2009
Auf Erfolgskurs: Rainbow-Franchise-
Nehmer Christian Imle plant in
diesem Jahr 1,6 Mio. Euro Umsatz.
Grafik:
nal im Dauereinsatz. Viel Stress, wenig Kunden von Rainbow International las-
Schlaf, die Ausnahmesituation erfordersen sich in drei Kategorien aufteilen: Sate
starke Nerven und großes Engagenierungskunden, wie Versicherungsgement.
„Wir sind zwar auch außerhalb sellschaften oder Hausverwaltungen, ge-
von Katastrophenzeiten gut ausgelastet werbliche Kunden, wie Arztpraxen oder
– doch dies war eine echte Härteprobe.“ Einzelhändler, und Privatkunden. Mit
Vom Morgengrauen bis hin zum Abend den Versicherungen steht das Franchisesichteten
er und seine Mitarbeiter Schä- Unternehmen in engem Kontakt. Vorteil
den, schaufelten Keller leer, legten diese für die Versicherer: Sie müssen sich nicht
trocken und verhandelten mit den Versi- bei jedem Schaden auf einen neuen Ancherungen.sprechpartner
einstellen. Vorteil für den
Die vom Unwetter Betroffenen waren Franchise-Nehmer: Er profitiert vom gu-
dankbar, ihre mit Schlamm und Wasser ten Namen seines Franchise-Gebers und
verunreinigten Häuser den Rainbaow- kann darauf aufbauen.
International-Spezialisten anvertrauen Das Engagement des Unternehmers
zu können. So mancher drückte Imle sei- lohnte sich: Rund 200 der geschätzten
ne Wohnungsschlüssel in die Hand, 1000 Schadensfälle während des Maimachte
ein paar Tage Urlaub, um sich Unwetters 2008 übernahm er mit seinem
vom Stress der vergangenen Tage zu er- Team.
holen.
Dabei sah es im Jahr 2004 für den ge-
Bautrocknung machte den größten Teil lernten Schreinermeister gar nicht rosig
der Aufträge während des Mai-Unwet- aus: Die Schreinerei, die er damals als Inters
aus. Zusätzlich gehört die Sanierung haber führte, hatte mit großen wirt-
von Brandschäden zum Aufgabengebiet schaftlichen Schwierigkeiten zu kämp-
der Partner von Rainbow International. fen „Wir hingen von zwei Großauftrag-
Doch damit endet das Dienstleistungsgebern ab, die innerhalb weniger Monaangebot
des Franchise-Systems noch te insolvent gingen.“ In Folge geriet auch
nicht. Franchise-Nehmer kümmern sich Imles Betrieb ins Trudeln. Schweren Her-
zudem um die Schadensabwicklung mit zens beschloss er damals schließlich,
den Versicherungsgesellschaften. seine Schreinerei zu verkaufen.
Klaus Niesen

Ein Gespräch mit einem Franchise-Nehmer
von Rainbow International brachte
ihm die zündende Idee für seine weitere
unternehmerische Zukunft: Das Fullservice-Konzept
des Franchise-Systems
überzeugte ihn, es folgte ein Gespräch
mit Rainbow-International-Chef Tobias
Baumann in der Systemzentrale in Aalen.
„Was mich überzeugt hat, war das
schlüssige Konzept und die Transparenz“,
berichtet Imle.
Im Vorfeld prüfen
Was Imle Transparenz nennt, heißt im
Juristenjargon vorvertragliche Aufklärungspflichten,
denen ein Franchise-Geber
im Vorfeld einer Vertragsunterzeichnung
nachkommen muss. „Gibt sich ein
Franchise-Geber eher zugeknöpft, sollte
ein Interessent lieber die Finger von dem
System lassen“, rät Franchise-Experte
Thomas Doeser. Der Anwalt, der sich auf
Franchising spezialisiert hat, rät Interessenten
im Vorfeld zu einer Reihe kritischer
Fragen (siehe unten).
Lässt sich ein Franchise-Geber darauf
gar nicht erst ein, auch kein Problem, so
FRANCHISE-EXPERTE THOMAS DOESER
Aus der Vielzahl
der Franchiseangebote
das passende
zu finden,
ist nicht einfach.
Deshalb ist die Informationsphase
vor dem Vertragsabschluss sehr wichtig. Die
im Deutschen Franchise Verband Berlin organisierten
Franchise-Geber unterwerfen
sich zudem sehr weitgehenden Richtlinien
und einem Ehrenkodex, den Franchise-Kandidaten
von Mitgliedsunternehmen vorab
erhalten. Franchise-Experte Thomas Doeser
(Foto) rät Interessenten, sich vor dem Einstieg
folgende Fragen zu stellen:
1. Möchte ich das Franchise-Konzept aktiv
umsetzen? Stimmt das Produkt, die Dienstleistung
und vor allem die Strategie des Anbieters
und passen diese zu mir?
2. Was muss ich selbst an Wissen, Ausbildung
und Erfahrungen mitbringen? Bin ich
für das Franchise-Konzept geeignet?
Doeser. Denn schließlich
stehen Franchise-
Nehmern laut deutschemFranchise-Verband
in Berlin insgesamt
910 Systeme zur
Auswahl. Allein im
Handwerk sind es 72.
Rechnet man den
riesigen Dienstleistungssektor
noch dazu,
können Gründungswillige
aus
mehr als 460 Franchise-Systemenauswählen.
Weitere Wachstumsschübe
für Franchising
sollen laut
Deutsche Bank Research
aus dem Gesundheits-,
dem Umwelt-
und dem Bildungssektor kommen.
Und wer auf Anhieb nichts findet, was
zu ihm passt, sollte sich durchaus einmal
auf dem amerikanischen Markt umsehen.
Denkbar wäre dann etwa, eine
Masterfranchise zu kaufen und ein System
in Europa einzuführen. Ebenfalls
Diese Fragen sollten sich Interessenten stellen
3. Sind die Leistungen eines Franchise-Konzepts
zur Betriebsführung nachvollziehbar
beschrieben in Handbüchern, Richtlinien und
sind diese vor Vertragsschluss einsehbar?
4. Finden sich die Angaben zum Franchise-
Konzept im Vertrag auch wieder?
5. Kann ich vor Abschluss eines Franchise-
Vertrages Referenzen anderer Franchise-
Nehmer des Systems erhalten oder Einblick
in einen Franchise-Betrieb bekommen?
6. Was ist der Wettbewerbsvorteil des Franchise-Konzepts?
7. Wie argumentiert der Anbieter, warum
Sie gerade bei diesem Franchise-System
Partner werden sollten?
8. Warum ist es besser, Franchise-Nehmer
zu werden, als das Konzept selbst und allein
umzusetzen?
9. Welche Stärken hat das Franchise-Konzept,
in welchem Markt und bei welchen
Zielgruppen?
CHANCEN
möglich ist es, selbst ein Franchise-System
zu gründen. Franchise-Fachanwalt
Doeser: „Fast alles ist franchisierbar. Im
Handwerk werden Teilbereiche ausgegliedert
und zu eigenen Systemen aufgebaut,
aus denen sich sogar neue Berufsbilder
entwickeln, wie zum Bei- �
10. Wie ist das Franchise-Konzept positioniert
und welche Expansionsstrategie wird
verfolgt?
11. Sind die angegebenen Wettbewerbsvorteile
nachhaltig und auf Dauer des Franchise-Vertrages
sicher und möglicherweise
auch geschützt?
12. Bei jungen Franchise-Systemen sollten
Sie sich nach den Erfolgsdaten des Pilotbetriebs
erkundigen.
13. Mitgliedschaft im Deutschen Franchise
Verband e.V.? DFV-System-Check absolviert?
14. Wie lange habe ich Zeit, den Franchise-
Vertrag zu prüfen?
15. Wie sicher sind meine Investitionen in
das Konzept und welchen Ertrag kann ich
nachhaltig damit erwirtschaften?
16. Was geschieht nach Beendigung des
Vertrages? Welche Optionen gewährt der
Franchise-Geber seinen Partnern für eventuelle
Vertragsverlängerungen?
handwerk magazin | Erfolgreich gründen 2009 17

i
CHANCEN
Online-Service
Mit unserem kostenlosen Online-Service
können Sie seriöse Franchise-Anbieter von
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Laden Sie sich dazu die kostenlose Checkliste
mit der Nummer 761880 unter
www.handwerk-magazin.de herunter. Wie der
Service funktioniert, steht auf Seite 98.
spiel Solarteure. Ein anderes Beispiel
sind Holzpelletheizungen als zweites
Standbein.“
Wichtiges Anfangs-Training
Christian Imle startete im Herbst 2004 als
Franchise-Nehmer von Rainbow International.
Zunächst durchlief er ein
sechswöchiges Training, in dem er das
Geschäftskonzept kennenlernte und sich
die Grundlagen der Schadensbehebung
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FRANCHISE-SYSTEME
Nischen für Handwerker
Franchise-System
Rainbow International
Brand- und Wasserschadensanierung
www.rainbow-international.de
Zapf Garagenmodernisierung
Modernisierung von Garagen
www.zapf-gmbh.de/garagen.htm
Schimmelspezialist
biologische Schimmelpilzbekämpfung
www.schimmelspezialist.de
Locatec
Leck- und Leitungsortung, Rohrnetzservice
www.locatec.de
Granite Transformation
Oberflächenveredlung in Granitoptik
www.granitetransformations.de/franchise.cfm
Reklar
Patentiertes Verfahren für die Sanierung
von Isolierglas
www.reklar.de
Zaunteam
Verkauf und Montage von Zäunen und Toren
www.zaunteam.com
Quelle: eigene Recherche; die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
handwerk magazin | Erfolgreich gründen 2009
Gegründet/
Zahl der Franchise-
Betriebe
1992/
30
Seit 1904 am Markt,
seit 2007 Franchise-
Geber/
8
2005/
21
2000/
28
aneignete. Dazu gehörte die fachgerechte
Teppichbodenreinigung genauso wie
die Sanierung von Brandschäden und
Steinböden sowie die Trockenlegung von
Kellern. Auch versicherungstechnische
Fragen standen auf dem Schulungsprogramm.
Nach der Einweisung startete Imle zunächst
mit einem Vollzeittechniker, bereits
nach vier Monaten stellte er einen
weiteren Techniker ein. Eine Bürokraft
folgte. Heute beschäftigt er sieben Servicetechniker,
drei Projektleiter und
zwei Büromitarbeiter.
Was er als Franchise-Nehmer besonders
schätzt, ist die Marketingunterstützung,
die er von Rainbow International erhält:
„Einzelkämpfer tun sich hier sehr sehr
schwer“, weiß der Unternehmer aus Erfahrung.
Auch der Austausch mit anderen
Franchise-Nehmern ist für ihn äußerst
wertvoll: Jährlich gibt es ein Treffen
aller Partner, jedes Vierteljahr treffen
sich die regionalen Franchise-Nehmer.
1996 in Australien,
seit 2007 in
Deutschland/
170 weltweit
1988/
10
1989 in der Schweiz/
49 in Deutschland
und der Schweiz
Voraussetzungen/
Investitionen
Vertriebskompetenz, Personalführung, Branchenkenntnisse,
kaufmännische Grundlagen, ausgeprägte
Servicementalität/
108 000 Euro, davon ca. 85 000 Euro Betriebsausstattung
Erfahrung in Verkauf und Vertrieb, technisches Verständnis,
kaufmännische Grundkenntnisse/
25 000 Euro
Handwerkliches Geschick, technisches Verständnis,
Unternehmergeist/
23 000 Euro
Handwerkliches Geschick, ideal sind Meister, Techniker
oder Ingenieure aus den Bereichen Gas, Wasser
oder Versorgung/
60 000 bis 100 000 Euro
Erfahrung im Vertrieb, solide finanzielle Verhältnisse
und unternehmerisches Denken/
200 000 bis 230 000 Euro
Handwerker, Architekten, Techniker oder Quereinsteiger
mit technischem Verständnis/
38 000 Euro
handwerkliches Geschick, kaufmännische Grundkenntnisse/
25 000 bis 50 000 Euro
Auch das Telefon spielt für Imle eine
wichtige Rolle: Unter den Partnern gibt
es Ingenieure, Maler und andere Fachleute,
die einander gerne bei kniffligen
Problemen unterstützen, so der Schadens-Profi.
„Zwischen den Franchise-
Nehmern geht es fair und kollegial zu.
Da jeder Gebietsschutz hat, kommt Konkurrenzgehabe
gar nicht erst auf.“
Erfolgreiche Aussichten
Auch das umfangreiche Franchise-
Handbuch, in dem viele Informationen
zum operativen Geschäft enthalten sind,
nimmt Imle noch heute oft zur Hand.
Mit Spannung blickt der schwäbische
Franchise-Nehmer auf die kommenden
Monate. Seine Ziele: Zusätzliches Personal
einstellen und den Umsatz weiter
steigern. Imle: „In diesem Jahr plane ich
1,6 Millionen Euro Umsatz.“ �
Bettina Steffen
gudrun.bergdolt@handwerk-magazin.de
Einstiegsgebühr/
Lfd. Gebühr/
Werbegebühr
22 900 Euro/
9% vom Nettoumsatz/
2% vom Nettoumsatz
9 500 Euro/
7% vom Nettoumsatz/
2% vom Nettoumsatz
14 000 Euro/
9% vom Nettoumsatz/
Keine
25 000 Euro/
4 bis 7% vom Nettoumsatz/
1% vom Nettoumsatz
25 000 Euro/
5% vom Nettoumsatz/
inklusive
9500 Euro/
3 bis 5 % vom Nettoumsatz/
inklusive
19 800 Euro/
4 bis 7% vom Nettoumsatz/
inklusive