wm einführung in die Heraldik
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Einführung in die Heraldik
Seite 1
Einführung in die Heraldik
Kilian Schättin
November 2015
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 2
Inhaltsverzeichnis
Was ist die Heraldik ......................................... 4
Die Heraldik in der Schweizerischen Eidgenossenschaft ........ 5
Familienwappen und deren Bestandteile ...................... 6
Der Schild................................................... 7
Siegel als Ursprung von Familienwappen ...................... 9
Hausmarken und Hauszeichen ............................... 11
Der Aufbau des Familienwappens ............................ 13
Allianzwappen - Ehewappen ................................. 17
Habe ich ein Familienwappen und wo finde ich es? ............ 23
Praxisbeispiel der Verifizierung eines Familienwappens ....... 24
Fantasiewappen ............................................ 29
Wie und wo finde ich (m)ein Familienwappen? ............... 31
Das private Wappenrecht in der Schweiz ..................... 32
Literaturverzeichnis ........................................ 33
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 3
Einführung in die Heraldik
Hausmarken Siegel Familienwappen
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 4
Was ist die Heraldik
im Brockhaus Ausgabe 1839 steht dazu:
"Heraldik oder Wappenkunde heißt die Wissenschaft von den Regeln,
nach denen Wappen (s.d.) eingerichtet sein müssen, woran sich Betrachtungen
über Geschichte, Bedeutung und Rechte der Wappen schließen.
Die Wappen und die Heraldik haben ihren Ursprung von den im Mittelalter
üblichen Turnieren, bei denen die Ritter durch die von ihnen auf den
Schilden getragenen symbolischen Zeichen, aus denen dann die Wappen
entstanden, sich auszeichneten. Der Ritter erschien beim Turnier mit geschlossenem
Helm und der Herold musste sein Wappen deuten, und
wenn er den Ritter als turnierfähig erkannte, blasen, welches man das
Ausblasen der Wappen nannte. Nach den Herolden, welche ihre Wissenschaft
geheim hielten, erhielt die Wappenkunde den Namen Heraldik und
von dem Ausblasen wurde sie im Französischen Blason genannt, welches
Wort dann auch in die englische, italienische und spanische Sprache
übergegangen ist. Die Franzosen haben die Heraldik zuerst wissenschaftlich
bearbeitet, aber dieselbe ist deutschen Ursprungs. Sie hat große
Wichtigkeit als Hilfswissenschaft der Geschichte und Genealogie. Nicht
selten führen heraldische Bemerkungen zu unerwarteten geschichtlichen
Aufschlüssen."
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 5
Die Heraldik in der Schweizerischen Eidgenossenschaft
Gemäss dem HBLS begann der hohe Adel der Schweiz um die Mitte des
14. Jh. Wappen zu führen. Das älteste bekannte, unzweideutig als heraldisch
zu bezeichnendes Dokument ist das Siegel des Herzog Welf von
1152 im Stiftsarchiv St. Gallen.
Gegen Ende des 12. Jh. begannen die Freiherren des Landes Wappen zu
führen und Anfang des 13. Jh. folgten ihnen die übrigen Adligen mit diesem
Brauch.
Eine Sammlung der Wappen der Ritterschaft und des Adels in der
Schweiz findet sich im Wappenbuch von Johann Siebmacher von 1605.
Auf diesen Wappentafeln finden sich rund 120 adlige Geschlechter aus
der Schweiz. Darunter sind einige noch blühend, wie etwa die Escher vom
Luchs, die Escher vom Glas, die von Wattenwyl, die Reinhart, die Reding,
usw. Hier das Reding-Wappen gem. Siebmacher
Anhand dieses Beispiels erkennt man den klassischen Aufbau der Familienwappen
bzw. deren Bestandteile.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 6
Familienwappen und deren Bestandteile
Kleinod
Wulst
Helm
Helmdecke
Schild
Das obige Wappen zeigt den klassischen Aufbau für ein adliges Geschlecht.
Obwohl diese Art Wappen für die bürgerlichen Geschlechter keine
Bedeutung hat, findet man sie noch heute als Wappenscheiben und
Tellern in manchen Wohnzimmern. Es gilt aber klar festzuhalten, dass für
die nicht adeligen Geschlechter nur der Wappenschild wesentlich ist.
Kleinod, Wulst, Helm und Helmdecke sind unnötige Zutaten und zudem
auch neueren Ursprungs. Deshalb befassen wir uns im Folgenden denn
auch nur noch mit dem Schild und seinem Inhalt. Hier ein paar heute gebräuchliche
Schildformen(aus Wikipedia).
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 7
Der Schild
Zu beachten ist, dass die dem Betrachter zugewandte linke Seite als heraldisch
rechte und vornehmere Seite bezeichnet wird. Wird der Schild
durch regelmässige Linien die bis an den Schildrand gehen, geteilt, so
entstehen die sogenannten Heroldsbilder. Man spricht dann von einem
gespaltenen, geteilten oder gevierten Schild. Der Schild kann auch
schrägrechts oder schräglinks geteilt sein. Dabei kann er zwei- oder
dreimal gespalten sein. Je nach der Teilung spricht man dann von einem
Schildhaupt, Schildfuss, Balken oder Pfahl. Die Möglichkeiten solcher Heroldsbilder
sind vielfältig wie diese Abbildung zeigt.
QUELLE: HTTP://WWW.FIGUREN.MINIATURES.DE/HEROLDSBILDER.HTML
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 8
Unsere Familienwappen weisen aber in der Regel sogenannte gemeine
Figuren auf, d.h. Objekte aus der Natur, Gegenstände aus dem Alltag,
aus dem Beruf oder einfach aus der Fantasie.
Pfister SZ
In Blau über goldener Bretzel
liegender, goldener
Weggen
Schuhmacher BE
in Rot schräglinks, silbernes
Schuhmachermesser
mit goldenem Griff
Walder SZ(Pfäffikon)
in Silber auf grünem
Schildfuss drei grüne Tannen,
besetzt von goldenem
Vogel
Viele Familienwappen sind aus Siegelbildern entstanden. Die Schöpfer
und Träger solcher Wappen waren amtlich tätige Personen, welche mit
ihrem Siegel amtliche Schriftstücke siegelten, d.h. beglaubigten. Hier
zwei Beispiele solcher Siegel.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 9
Siegel als Ursprung von Familienwappen
Siegel des Rudolf Hegner, 1660
Landschreiber und 1684-1685 LA
der March
Siegel des Peter Guntlin, LA der
March erstmals 1634-1635
Im Wappenbuch des Kantons SZ von Paul Styger sind über 20 Hegner-
Familienwappen zu finden. Beim Betrachten des unteren Bildes erkennt
man unschwer, dass die Nummer 5 aus dem obigen
Siegel hervorgegangen ist, oder umgekehrt!
Nr.5 = Wappen des Rudolf Hegner im Wappenbuch des Kantons SZ von Paul Styger
Ebenfalls im Wappenbuch von Styger finden wir die Guntlin-Wappen und
Siegel abgebildet. Auch hier erkennt man unschwer den Zusammenhang
der Wappen Nr. 1 und 5 mit dem oben abgebildeten Siegels des LA Peter
Guntlin!
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 10
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 11
Hausmarken und Hauszeichen
Hauszeichen, Hausmarken, Hofzeichen, Holzzeichen und bei Nutztieren
Ohrenzeichen sind Eigentumszeichen. Sie wurden geritzt, eingekerbt,
eingehauen, geschnitzt, aufgemalt oder eingebrannt. Des Schreibens Unkundige
benutzten sie rechtsgültig anstelle der Unterschrift. Ihre Bedeutung
geht auch daraus hervor, dass sie z.B. in Ratshäusern in Tragbalken
eingeschnitzt wurden oder auch in Gemeindearchiven zu finden sind. Familien
ohne Wappen übernahmen bei der Erstellung eines solchen häufig
diese Zeichen. Umgekehrt benutzten aber auch Wappenführende solche
Zeichen um ihr Hab und Gut zu kennzeichnen. Das Führen solcher Hausmarken
etc. kann sich in einer Familie über mehrere Jahrhunderte erstrecken.
Hingegen ist die dann und wann zu hörende Geschichte, diese Zeichen
gingen auf das älteste germanische Runenalphabet zurück, nicht
erhärtet. Diese Mär stammt denn auch von den Nationalsozialisten zur
Bekräftigung ihres Rassenwahns.
Das untenstehende Bild zeigt die sogenannte Ehrenmahl-Tafel in der Kapelle
Vild in Sargans
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 12
22 Hauszeichen von Sarganser Geschlechtern in der Kapelle Vild in
Sargans
(Foto Pius Rupf)
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 13
Der Aufbau des Familienwappens
Der Schild
Ein einfarbiger Wappenschild kann schon ein vollständiges Wappen sein.
Dieses ist jedoch ungeeignet, um die vielfältigen Standesattribute und
Familienbeziehungen der Wappeninhaber auszudrücken. Sehr einfache
Wappen finden sich nur bei alten Landmannschaften und verallgemeinernden
Wappen wie den Schilden der schweizerischen Landsmannschaften;
hier am Beispiel des Standes Schwyz(Blutbanner).
Die Schildteilungen
Grundsätzlich kann der Wappenschild durch senkrechte und waagerechte
Linien in Felder aufgeteilt werden. Bei der Einteilung durch waagerechte
Linien wird das obere Drittel als Schildhaupt, das mittlere Drittel als Mittelstelle
und das untere Drittel als Schildfuss definiert. Bei der Einteilung
durch senkrechte Linien wird die (vom Betrachter aus) linke Seite als
„rechte Flanke“, die Mitte als Herzstelle und die (vom Betrachter aus)
rechte Seite als linke Flanke bezeichnet. Der Austausch von „rechts“ und
„links“ entsteht dadurch, dass die Wappen aus Sicht des Wappenträgers
beschrieben (blasoniert) werden.
Hier die Blasonierung, also die Wappenbeschreibung des allen sicher bekannten
Berner Wappens.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 14
Die amtliche Blasonierung lautet: In Rot ein goldener Rechtsschrägbalken,
belegt mit einem schreitenden schwarzen Bären mit roten Krallen.
Eine andere gebräuchliche Blasonierung findet sich bei Mühlemann: In
Rot ein goldener Schrägbalken, belegt mit einem rotbewehrten schwarzen
Bären mit roter Zunge.
Die Heraldische Farbgebung
Die Regel bei der heraldischen Farbgebung nennt man Tingierung. Nach
traditionellen heraldischen Regeln sollten Wappen auch hinsichtlich der
Farbgebung einfach gehalten werden. Die Gesamtheit der verwendeten
Farbtöne nennt man heraldische Tinkturen, da abweichend vom allgemeinen
Sprachgebrauch die heraldischen „Farben“ nicht Gelb und Weiß
einschließen, die nur bei der gemalten oder gedruckten Wiedergabe der
beiden „Metalle“ Gold und Silber erscheinen. Für Wappendarstellungen
wird nur ein eng begrenztes Sortiment an Farbwerten, die Tinkturen,
verwendet, die in der Blasonierung benannt werden können. Bei schwarzweißen
Darstellungen von Tinkturen werden Schraffuren verwendet.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 15
Die heraldische Farbregel besagt:
- Es werden reine Farben ohne Abschattierungen, Verläufe und Nuancen
verwendet.
- In einem Wappen dürfen Metalle nicht an Metalle grenzen (Silber/Gold
nicht an Gold/Silber), Farben nicht an Farben. Durch das
Gegeneinandersetzen von Metallen und Farben in einem Wappen
wird eine starke Kontrastwirkung erreicht, die das Wappen schon
aus großer Entfernung erkennbar macht. Pelzwerke können sowohl
mit Metallen als auch mit Farben gemeinsam verwandt werden.
- Alle Farben sind gleichrangig. Es gibt keine Farben, die rangmäßig
über anderen stehen.
-
- Jedes Objekt kann prinzipiell in jeder heraldischen Tinktur dargestellt
werden.
Ferner sind bei der farblichen Gestaltung eines Wappens die folgenden
Regeln zu beachten:
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 16
- Um ein Wappen eindeutig erkennbar zu machen, sollte die Anzahl
der Farben, Felder und Figuren möglichst gering sein. Die Figuren
sollten den Schild weitgehend ausfüllen: „Weniger ist Mehr“.
- Ebenso ist die Farbregel zu beachten: „Von zwei Feldern eines
Wappens sollte jeweils eines in einer Farbe das andere in einem
Metall tingiert sein.“ Diese Regel gilt auch für das Schildfeld und eine
aufgelegte Gemeine Figur.
- Eine typische Möglichkeit der Heraldik, die Anzahl der Wappenmotive
zu erweitern, ist die Tingierung in ge-/verwechselten Farben,
d.h. der Schild ist z.B. geteilt und eine aufgelegte Gemeine Figur
oder ein weiteres Heroldsbild weist jeweils die Farbe des gegenüberliegenden
Feldes auf.
- Füllen Gemeine Figuren nicht den gesamten Schild aus, ist anzugeben,
an welcher Stelle sie sich befinden. Dazu werden Bezeichnungen
verwendet, die sich häufig an den Heroldsbildern orientieren:
Hauptstelle, Fußstelle, rechte oder linke Flanke, Herzstelle usw.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 17
Allianzwappen - Ehewappen
Mit Allianzwappen bezeichnet man die Darstellung zweier Wappen, deren
Träger in Abhängigkeit zueinander stehen. Es können dies Personen,
Länder, Fürsten oder Bistümer sein welche eben durch eine solche Allianz
miteinander verbunden sind. Es gibt davon zwei Formen, die Allianz in
einem gespaltenen Schild oder zwei nebeneinander gestellte Schilder.
Das höher gestellte Wappen bzw. Schild, das sogenannte Oberwappen
steht dabei immer heraldisch rechts. So steht z.B. das Wappen des Bistums
gegenüber dem der Pfarrei heraldisch rechts. Dasselbe gilt für das
Wappen des Mannes gegenüber seiner Ehefrau.
Allianzwappen Habsburg -
Kärnten
Ehewappen Dettling - Schwander
In den Haushalten der Oberschicht wurden ab etwa 1500 schmiedeeiserne
Waffeleisen verwendet. Vielfach wurden diese auf den Innenseiten mit
Familienwappen der Ehepartner geziert.
Ein solches Stück, ursprünglich aus dem Freulerpalast in Näfels stammend,
befindet sich heute im Marchmuseum in Rempen. Es zeigt die
Wappen des Kaspar Gallati *1535 in Näfels und seiner Gattin Verena Gugelberg
*um 1540 in Lachen. deren Tochter Magdalena, geb. um 1572
war mit Christof Freuler verheiratet. Aus dieser Ehe stammt auch der
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 18
Sohn Oberst Kaspar Freuler, *um 1595, dem Erbauer des Freulerpalasts
in Näfels.
Hier ein Bild eines solchen Waffeleisens aus dem Kloster St.Gallen.
Waffeleisen aus dem Haushalt des Abtes von St. Gallen um 1550
Schmiedeeisen. Rundes Waffeleisen an langen, geschmiedeten Handgriffen.
Beidseitig fein gravierter Dekor. Wappen des Abtes Diethelm
Blarer mit Umschrift "SANCTE OMARE ORA PRO NOBIS", die Gegenseite
mit Darstellung des Hl. Gallus mit Umschrift "SANCTE GALLE
ORA PRO NOBIS". Durchmesser je 18 cm, Gesamtlänge 85,5 cm.
Diethelm Blarer von Wartensee, geboren 1503 auf Burg Wartensee,
Sohn des Obervogts von Rorschach, stand dem Kloster St. Gallen von
1530 - 1564 vor.
Familienwappen und Allianzwappen finden sich immer wieder auf Häusern,
entweder auf der Fassade oder z.B. als Steinmetzarbeit über dem
Hauseingang angebracht. Auch im Hausinnern findet man sie auf Möbeln
geschnitzt oder als kunstvoll gestaltete Kacheln auf alten Öfen. Hier ein
Beispiel aus dem Kanton Solothurn.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 19
Bild Archäologische Dienste Kanton Solothurn
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 20
Nicht vergessen darf man auch die Grabsteine und Grabmäler auf den
Friedhöfen, welche vielfach mit einem Familien- oder Ehewappen verziert
sind. Allerdings fehlen dabei natürlich die Farben, welche man sich bei
Interesse leicht in einem Wappenbuch finden kann. Führende Persönlichkeiten
und Amtsträger wurden vielfach mit einer Gedenktafel (Epigraph)
geehrt, welche z.B. beim Eingang der Friedhofskapelle angebracht wurden.
Familiengrab Diethelm - Waldvogel auf dem Friedhof in Siebnen
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 21
Epitaph am Eingang der Kirche Tuggen für Johann Huber, Landammann
und Säckelmeister
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 22
Epitaph am Eingang der Kirche Tuggen für Johann Huber, Landammann
und Säckelmeister
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 23
Habe ich ein Familienwappen und wo finde ich es?
Die meisten unter Euch werden mir diese Frage spontan mit "Ja natürlich"
beantworten! Beipflichten würde ich jenen, deren Familie z.B. seit
Generationen auf demselben Familiengut wohnhaft sind und wo sogar
noch Familienwappen in irgendeiner Form im/am Haus zu finden sind.
Hinterfragen würde ich die Antwort bei denen, welche zwar ein Familienwappen
im Besitz haben, aber nicht wissen, wo es seinen Ursprung hat!
Es gibt immer einen ersten Träger(Schöpfer) eines Wappens und das
Recht, es weiter zu tragen, haben nur die direkten Nachkommen dieses
Schöpfers. Dazu, wie man das überprüft und nachweist, später mehr.
Grosse Zweifel habe ich aber bei Familienwappen, wie sie etwa von
"Pseudoheraldikern" an Messen wie der Olma usw. an den Mann / die
Frau gebracht werden.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 24
Praxisbeispiel der Verifizierung eines Familienwappens
Dazu verwende ich "mein eigenes" Familienwappen welches ich um 1973
von meinem Vater als Schmuck für meinen neu gegründeten Hausstand
geschenkt bekam. Es ist auf einen Wandteller auf Holz gemalt und zeigt
im Wesentlichen einen roten Schild mit einer goldenen Bourbonenlilie im
Kopf und einen grünen Dreiberg im Fuss.
Mein Vater hatte damals als einfacher Arbeiter weder die Möglichkeit
noch die Kenntnisse, unser Familienwappen in den Archiven oder Wappenbücher
selber zu suchen. So beauftragte er ein Heraldikatelier im
Thurgau mit dieser Aufgabe. Ob das nun auch das richtige Wappen sei,
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
hat er auch nie hinterfragt. Er war als gebürtiger Märchler einfach glück-
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 25
lich, ein solches zu haben. Und dass sein Sohn dereinst das Ganze ein
bisschen tiefer ausleuchten würde, konnte er auch nicht ahnen.
Durch einen glücklichen Zufall konnte ich zu Beginn meiner Tätigkeit als
Familienforscher 2000 ein Exemplar des bekannten Buches von Paul Styger
mit den Familienwappen des Kantons Schwyz erstehen. Und da fand
ich sie nun auf Seite 216, die insgesamt 9 verschiedenen Wappen unserer
Familie. Alle beschrieben mit dem jeweiligen Schöpfer bzw. dem
Fundort.
Wappenbuch SZ von Paul Styger, Roto-Verlag 1936, Seite 216
Eine weitere Quelle für Märchler Familienwappen bilden die sogenannten
Bruderschaftsschilder welche einst in der Riedkapelle in Lachen standen.
Sie sind heute im Vorraum des Bezirksarchivs in Lachen zu sehen.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 26
Zwei Bruderschaftsschilder von Lachen im BA March
Wie man unschwer erkennen kann, wäre der Schöpfer "meines Familienwappens"
gemäss Styger und den Bruderschaftsschildern der Gregorius
Schätti +1744, d.h. ein Wappen mit rotem Schild, einer goldenen Lilie
über einem grünen Dreiberg. In meinen Vorfahren existiert aber kein
Gregorius und unser Geschlecht stammt auch nicht von Lachen, sondern
von Galgenen bzw. aus dem Wägital. Mittlerweile weiss ich natürlich
durch die systematische Erforschung meiner Vorfahren und unseres Geschlechts
ein bisschen mehr. So z.B. auch, dass meine Galgener Vorfahren
Stifter in der Jostenkapelle waren. Es gibt dort einen Jakob und einen
Jung Hans Schätti mit ihren Wappen dargestellt im Bruderklausenzyklus.
Ein Rätsel dabei bleibt, warum bei Jakob das Zett-Wappen dargestellt
ist!? In meiner ganzen Datei ist jedoch keine Person mit dem Namen Zett
zu finden! Also nehme ich mal an, dass in diesem Fall der Maler irregeleitet
wurde.
Hingegen wird dem Jung Hans Schätti ein blaues Wappen mit Bourbonenlilie
und grünem Dreiberg zur Seite gestellt mit einem Kreuz im oberen
Viertel (heraldisch)rechts!
Ich habe mich nun entschieden, diese Wappen zu verwenden. Bei Styger
ist es unter Nr. 7 beschrieben mit "Wappen des Hans Schättin von
1623...in der Jostenkapelle."
Hier noch das Foto aus dem Bruderklausenzyklus.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 27
Ausschnitt aus dem Bruderklausenzyklus in der Jostenkapelle
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 28
Hier neu gezeichneten 9 Schätti Wappen nach Styger
Kolorierte Schätti-Wappen nach Styger
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 29
Fantasiewappen
Es gibt immer wieder "Persönlichkeiten" welche aufgrund ihres öffentlichen
Amtes oder ihres Status das Gefühl haben, für sich ein spezielles
Wappen zu kreieren um sich z.B. in einer Wappenscheibe in der Kirche zu
verewigen. So bin ich bei meinen Recherchen in der Kirche Galgenen auf
ein "Schätty"-Wappen gestossen. Stifter derselben war Michael Schätti-
Büeler 1847-1928, seines Zeichens Viehhändler, Gemeindeschreiber und
Kirchenratsmitglied. Hier das von ihm gestiftete Wappen.
Wappen des Michael Schätti - Büeler in der Kirche Galgenen
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 30
Praktisch alles an diesem Beispiel stimmt nicht, angefangen beim "Y" im
Schätti bis hin zur Vergewaltigung der heraldischen Farbregel, wonach
Silber und Gold nicht aneinander stossen dürfen. Und über Geschmack
allgemein soll man ja nicht streiten. Der weisse Adler im Wappen wurde
vermutlich aus einem Diethelm-Wappen entlehnt; s. Wappen Nr. 19 im
folgenden Bild.
Einige Diethelm-Wappen aus Styger
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 31
Wie und wo finde ich (m)ein Familienwappen?
Wer sucht, der findet! Die ersten Nachforschungen kann jedermann
selbst besorgen. Es braucht dazu einfach Geduld, Sorgfalt und Genauigkeit.
Dank Internet ist es heute ein Leichtes auf den Seiten z.B. der
Staatsarchive nach Wappensammlungen und entsprechender Literatur zu
suchen.
Am besten ist es dabei in etwa den folgenden Weg einzuschlagen:
1) Abklären wo mein Geschlecht um 1800 seinen Wohnsitz hatte
oder das Bürgerrecht besass.
2) im den für diesen Ort zuständigen Staats- und/oder Bezirksarchiv
nach Familienwappen meines Geschlechts suchen.
3) Bei einem gefundenen Wappen prüfen, ob sich meine Abstammung
in direkter Linie lückenlos bis zum Wappen-träger zurück
verfolgen lässt. Dies erfolgt durch die Suche in den alten Kirchenbüchern
oder Familienregistern.
4) Überprüfen ob das gefundene Familienwappen den heraldischen
Regeln entspricht. Soll anhand der gefundenen Vorlage
etwa ein Wappenteller oder eine Wappenscheibe erstellt werden,
so ist der Beizug eines heraldisch versierten Wappenzeichners
bzw. -Malers gefragt.
5) Ist kein Familienwappen zu finden, so ist eine Neu-schöpfung
angesagt. Um dabei Erfolg zu haben, ist ein guter Heraldiker
gefragt. Das neu zu schaffende Wappen soll mit Vorteil vom
ganzen Geschlecht geführt werden und nicht nur von einer Einzelperson.
Die Symbole im Wappen sollen wenn möglich die
Herkunft sowie berufliche und familiäre Traditionen abbilden.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 32
Das private Wappenrecht in der Schweiz
Das Wort "Wappen" findet sich im schweizerischen Privatrecht nirgends!
Grundsätzlich darf jeder ein Familienwappen registrieren lassen. Eine Einschränkung
wird allerdings im ZGB unter Persönlichkeitsrecht Art. 28 und
29 festgelegt, wonach bestehende Wappen nicht übernommen werden
dürfen. Weitere Informationen dazu finden sich in vereinzelten BGE welche
im Internet zu finden sind.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 33
Literaturverzeichnis
Galbrith, Donald Lindsay; Neubecker, Ottfried; Jéquier, Léon; Galbreath, Donald Lindsay. (1989):
Handbuch der Heraldik.
München: Battenberg.
Gall, Peter (1988):
Hausmarken im Sarganserland und in der Wartau.
Mels: Sarganserl"andische Talgemeinschaft.
Galliker, Joseph Melchior (1989):
Schweizer Wappen und Fahnen.
Zug: Stiftung Schweizer Wappen u. Fahnen (Schriftenreihe der Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen, 2).
Meyer, Wilhelm Joseph (1945):
Über das Familienwappen. M. Verzeichnis v. schweizerischen Wappenbüchern.
Bern: Zentralstelle d. Schweiz. Ges. f. Familienforschung in Komm.
Siebmacher, Johann; Appuhn, Horst (Hg.) (1999):
[Wappenbuch von 1605] Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605.
Sonder-Ausg. München: Orbis-Verl.
Styger, Martin; Styger, Paul (1936):
Wappenbuch des Kantons Schwyz. Opus posthumum.
Genf: Roto-Sadag A.-G.
Heim, Johannes (1975):
Kleine Geschichte der March, Band II.
Siebnen: Obersee-Verlag.
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72
Einführung in die Heraldik
Seite 34
© by Kilian Schättin CH-8808 Pfäffikon SZ
Kilian Schättin, Churerstr. 108, CH-8808 Pfäffikon SZ, +41 55 410 19 00 / +41 79 251 01 72