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#WERTELEBEN TITELTHEMA

Umbruch –

Abbruch oder

Aufbruch?

WAS KOMMT UND

WAS BLEIBT?

WIE KÖNNEN WIR

#WERTELEBEN?

ereits vor der Coronavirus-Pandemie haben

sich Unternehmerinnen und Unternehmer

B gefragt, was es braucht, um ihr Business

zukunftsfähig aufzustellen. Anstelle einer

schrittweisen Umgestaltung brachte das Virus vielerorts den

Umbruch auf allen Ebenen: Die Aussicht, nur eingeschränkt

oder gar nicht arbeiten zu können, und die damit einhergehenden

finanziellen und psychischen Belastungen treffen

auf Unsicherheit und Sorgen bei den Beschäftigten. Wer

sich in der neuen Normalität als Gewinner etablieren

möchte, braucht den Mut und die Bereitschaft, das

eigene Unternehmen in vieler Hinsicht neu und anders

aufzustellen, d. h. nach vorne zu denken. Vieles

5


wird digitaler, neue Geschäftsfelder entstehen und Strukturen

ändern sich. Statt auf Abwarten zu setzen, heißt es jetzt,

proaktiv und gestaltend zu handeln.

Denn – wie auch in allen anderen Krisen – hilft das

Festklammern an alten Formen und Strukturen nicht. Jetzt

müssen Inhalte neu definiert und Werte neu fokussiert

werden. Dies gilt sowohl für Konservative, die reflexartig

eher an bestehenden Normen festhalten, als auch für

Progressive, die sich grundsätzlich von Erfahrungen absetzen

und alles neu erfinden wollen.

Während die Bekämpfung der Corona-Pandemie staubsaugerartig

alle Aufmerksamkeit auf sich zog und zieht,

liegt die tiefgehende wirtschaftliche und gesellschaftliche,

soziale und persönliche Umbruchsituation größtenteils

noch vor uns.

Die Bewältigung von einschneidenden Krisen stellt für

jeden eine doppelte Herausforderung dar. Einerseits gilt

es, das bisher Bewährte und bleibend Gewonnene zu

erkennen, festzuhalten und in die neue Zeit hineinzunehmen.

Andererseits sind aber auch die neuen

Voraussetzungen und ungekannten Möglichkeiten

angstfrei wahrzunehmen. Die zukünftigen Herausfor-

6


#WERTELEBEN TITELTHEMA

losrennt, nur um der Situation irgendwie zu entkommen,

hat sich und die Seinen damit keinesfalls schon geborgen,

sondern mag damit in noch größere Not geraten.

Um verantwortliche Entscheidungen im Heute zu

treffen, bedarf es der umsichtigen und vernünftigen Orientierung

an den Herausforderungen und Möglichkeiten der

Zukunft. Werte, an denen wir unsere Handlungsoptionen

orientieren, und Ziele, die wir verantwortlich verfolgen,

gewinnen wir aus dem uns Wesentlichen unserer Herkunft.

Eine bleibende Basis für unsere Werte erringen wir aus dem

Bewährten unserer Geschichte und dem Fundament unserer

Überzeugungen.

Welches sind die Werte,

auf die wir uns beziehen wollen?

derungen können gegenwärtig auf der Basis von wesentlichen

Werten und zentralen Zielen verantwortlich gestaltet

werden.

Dabei hilft es nicht, frühere Formen und Strukturen als

solche einfach festzuhalten, nur weil das Wesentliche gar

nicht benannt werden kann. Es ist jedoch ebenso wenig zielführend,

ohne Besinnung auf das bleibend Wichtige panisch

alles verändern zu wollen. Wer sich hektisch an das Nächstbeste

klammert, ist damit noch nicht gerettet, sondern mag

mit dem, was er festhält, untergehen. Wer in angsterfüllter

Aufregung ohne Orientierung und Zielabklärung blind

Aber welches sind die Werte, auf die wir uns beziehen

wollen und die wir in die neue Zeit hineinnehmen möchten?

Sind es die christlichen Werte, die auf biblischen Prinzipien

wie dem Gebot der Nächstenliebe basieren und auf

Werten wie Toleranz, Frieden, Hilfsbereitschaft, Einhaltung

der Goldenen Regel? Oder haben sich unsere Werte durch

einen gesellschaftlichen Prozess der Säkularisierung von den

christlichen Grundlagen gelöst? Ist die „abendländische“

Geschichte unserer christlichen Tradition heute nicht eher

in ihrer gesellschaftlichen Akzeptanz gefährdet?

Deshalb gilt es, sich nicht nur allgemein, sondern

persönlich und konkret seiner eigenen Werte bewusst

zu werden. Aber nach welchen Werten sollen wir, nach

welchen Werten können wir leben in einem Europa, in

dem religiöse und säkulare Menschen aller Kulturen und

Religionen zusammenleben? Sind christliche Werte noch

die große verbindende Klammer in unserem „Christlichen

Abendland“? Oder gibt es womöglich gar nichts

Verbindendes mehr und man plädiert besser für postmodernen

Pluralismus, der jedem maximale Freiheit verspricht?

Jeder Staat, jede Gemeinschaft, jedes Unternehmen

lebt von Voraussetzungen, die sie selbst nicht garantieren

können: Werte als Grundlage für ein gelingendes Miteinander.

Deshalb ist die Frage nach gelebten Werten

nicht nur eine Privatsache, sondern sie berührt die

Grundlagen unseres Zusammenlebens und unserer

Gesellschaft.

Und nur in dieser umsichtigen Neuorientierung liegt

die Chance, den Umbruch nicht nur als Abbruch, sondern

als Aufbruch zu erfahren. Ein Aufbruch, um verinnerlichte

Werte zu leben und um christliche Werte mutig und lebendig

nach außen zu tragen. So können wir unsere Zukunft

verantwortlich gestalten durch die Vergegenwärtigung

unserer Vergangenheit und unserer Werte.

7


SINN #WERTELEBEN

Die Krise als Chance zur

sinnhaften Neuausrichtung

„Flexibilität und Sicherheit. Das eine haben

wir noch nicht und das andere nicht mehr.“

risen sind nicht schönzureden. Die Pandemie

mit all ihren Auswirkungen ist nichts

K anderes als eine Katastrophe, die einen

großen Schatten auf unsere Zeit wirft. Und

doch sind Krisen Teil unseres Lebens und der Menschheitsgeschichte.

Sie scheinen auf eine gewisse Weise zu

uns zu sprechen und uns etwas zu lehren.

Krisen können uns sogar bereichern. Wir wachsen

an ihnen und sie bergen das Potenzial, langfristig etwas

Besseres hervorzubringen. Welche Chancen also verbergen

sich in der Corona-Krise?

Zeit für ein Zwischenfazit.

Das Virus in anderem Licht betrachten

Im Rahmen der digitalen xpand Leadership Essentials

haben wir im März 2021 Führungskräften folgende

Frage gestellt:

„Es ist 2022: Was haben wir Menschen gelernt? Was

hat sich zum Positiven gewendet?“ Dabei bekamen wir

folgende Antworten:

Disruptive Veränderungen und neue

Denkmodelle

Die globalen Megatrends unterliegen derzeit einer

massiven Verschiebung, so eine Studie des Zukunftsinstituts.

Konnektivität, Wissenskultur, Neo-Ökologie

oder Sicherheit werden beschleunigt – Mobilität oder

Urbanisierung erleben Veränderung.

Der neu auflebende Bezug zur Natur in Kombination

mit der neuen Remote (Team) Work Normalität führen

zu einer anderen Bedeutung von Mobilität. Nachhaltigkeit

wird zur gesellschaftlichen Bewegung, das Reiseaufkommen

reduziert sich. Die Welt befindet sich im

Umbruch.

Wirtschaft am Scheideweg

Diese Veränderungen auf gesellschaftlicher, ökologischer

und ökonomischer Ebene führen unweigerlich zu der

Frage, wie Unternehmen mit dieser neuen Situation umgehen

sollten.

BERUFLICHE DIMENSION

Gelernt, mit Krisen umzugehen

Flexibler als gedacht

Homeoffice als Normalität

Spontanität

Reaktionsgeschwindigkeit

PRIVATE DIMENSION

Aufeinander achtgeben

Mehr Kreativität in der Lebensgestaltung

Dankbarkeit

Familie hat Priorität

Nichts als selbstverständlich erachten

Digitale Transformation exponentiell gewachsen

Dieses Reframing liefert sicher nur ein unvollständiges

Bild. Dennoch zeigt es deutlich, welches Potenzial bereits

angestochen wurde. Unternehmen werden kreativ:

Ihre Kunden erreichen sie nun auf digitale Weise, Lieferketten

werden komplett neu konzipiert, ungekannte

Geschäftsmodelle sprießen aus dem Boden. Wir erleben

Digitalisierung im Zeitraffer.

Aber damit nicht genug.

Wie nutzen Verantwortungsträger die Chancen, die

ihnen die Krise bietet? Wie gelingt der erfolgreiche Aufbruch

in die postpandemische Zeit? Wie profitieren Führungskräfte

von sich verändernden Trends und neuem

Bewusstsein?

Die Antwort kann nicht lauten, einfach an bestehenden

Geschäftsmodellen und der alten Normalität festzuhalten

– also einen Abbruch zu riskieren. Es verändert

8


sich momentan einfach zu viel, als dass Stillstand und

Verharren eine Lösung wären. Krisen sind Momente des

Aufbruchs und nur wer den Mut zur Veränderung hat,

geht stärker aus ihnen hervor.

Altes bewahren, Neues wagen: „Flexicurity“

Für einen gelungenen Aufbruch in diese neue Zeit

hat sich ein Ansatz bewährt, der Altes mit Neuem

verbindet. Wir nennen ihn Flexicurity (gebildet aus

„Flexibilität“ und „Security“) Denn genau das ist es, was

Menschen sich momentan wünschen und erfolgreiche

Unternehmen brauchen: ein sinnvoller Mix aus Flexibilität

und Sicherheit.

Denn zunächst bringen Krisen vor allem Ängste

und Unsicherheiten mit sich. Gegensteuern gelingt am

besten, indem wir uns auf Werte besinnen, die schon

seit Jahrhunderten für unsere christlich geprägte Kultur

stehen: Respekt, Verständnis, Offenheit, Wertschätzung,

Mut, Nächstenliebe. Wenn wir diese Werte leben

(#WerteLeben), legen wir das Fundament für eine

aussichtsreife Zukunft.

Flexibilität wiederum wird von der Krise selbst

eingefordert. Die Pandemie verändert gerade den

gesamten Globus. Wer stärker aus ihr hervorgehen

möchte, muss sich auf diesen Wandel einstellen.

Nur wie?

Veränderte Führungsprinzipien

Wir brauchen ein verändertes Verständnis von Führung:

Agilität statt Planung – denn es reicht schon, wenn

nur ein Schiff im Suezkanal feststeckt, um den schönsten

Plan über den Haufen zu werfen.

Gesunde Fehlerkultur statt krampfhafter Fehlervermeidung

– denn vor allem die Lernkurve aus

Fehlern führt zu den nachhaltigsten Lernerfolgen.

Systemverständnis statt Detailkompetenz

– denn Komplexität wächst mit jedem Tag und

Menschen, die das Ganze verstehen, werden immer

wertvoller.

Entscheidungen im Team statt Machtkonzentration

– denn aus Partizipation erwächst Verantwortungsbewusstsein

und Identifikation.

Kulturentwicklung statt Ergebnisorientierung

– denn eine intrinsisch motivierte, resiliente Leistungsgemeinschaft

mit Vision erzielt langfristig die besten

Ergebnisse.

Aber das ist nur der Anfang.

Neuausrichtung mit SINN

Denn für die erfolgreiche Zukunft eines Unternehmens

braucht es mehr als nur einen veränderten Führungsstil.

Noch wichtiger ist eine Sinnstiftende, Innovative,

Nachhaltige Neuausrichtung des Unternehmens. Was

bedeutet das?

Sinnstiftend: Fragen Sie sich, welche Bedürfnisse Ihr

Unternehmen erfüllt. Welchen Nutzen hat es für die

Menschen? Wie macht es die Welt besser? Und für

welche Werte steht Ihre Organisation in Zukunft?

Innovativ: Richten Sie den Blick nach vorne. Orientieren

Sie sich an den Megatrends, die die Welt gerade

bewegen. Wo liegen Chancen für sie? Wo verbergen

sich neue Lösungen?

Nachhaltig: Ökologie, faire Arbeitsbedingungen und

Chancengleichheit gewinnen immer mehr Bedeutung

– in jeder Zielgruppe. Seien Sie Teil dieses neuen

Denkens und verbessern Sie, wo Sie es können, die

Welt in Ihrem Umfeld.

Neuausrichtung: Sinn, Innovation und Nachhaltigkeit

sind die Grundpfeiler Ihrer erfolgreichen Neuausrichtung.

Zugegeben, dafür braucht es Haltung und

ein wenig Mut. Aber auf lange Sicht werden Sie mit

diesem Kurs in eine Zukunft steuern, die von Mitarbeitern

wie Kunden mehr als nur positiv wahrgenommen

wird.

Keine Angst vor der Zukunft,

denn vieles hat SINN

Der wehmütige Blick zurück mag schmerzen, aber die

Zukunft liegt vor uns. Aus Krisen erwachsen Chancen

und mit Courage und Herz können auch Sie davon

profitieren.

Treten Sie der neuen Zeit also mit breiter Brust

entgegen. Ein hohes Führungsverständnis und eine

SINN-Stiftung in Ihrem eigenen Leben sind Ihr Leitfaden

für eine Zukunft, in der Unternehmen der Gesellschaft

dienen und gleichzeitig profitieren.

Weiterführende Literatur- und

Veranstaltungstipps:

XPAND LEADERSHIP ESSENTIALS (XLE).

Das kostenlose Basecamp zum Thema

Führung:

xpand.eu/de/angebote/xle

XPAND OPERATING SYSTEM

(XOS). Selbsteinschätzung zu den

7 Dimensionen einer gesunden

Organisation:

onewelt.net/XOS-XPAND-OPERATING-

SYSTEM/SW10016

WERTVOLL FÜHREN Blog: Wertvoll

und wirksam führen – In Balance von

Mensch und Ergebnis:

wertvoll-fuehren.eu/wertvoll-fuehren

Wir bedanken uns bei den Autoren

Christian Freitag (Partner bei „xpand

Deutschland GmbH“ und Berater für

systemische Strategie-, Kultur- und Organisationsentwicklung)

und Torsten Huith

(Führungskräfteberater und Partner bei

„xpand“, Geschäftsführer der Agentur „acht

ideen – Für Marken mit Haltung“.

9


UMBRUCH & VISION #WERTELEBEN

Wie uns die Krise helfen

kann, neu durchzustarten

lle verfügbaren Daten belegen,

dass Deutschland vor

A allen Dingen in den Jahren

2000 bis 2010 den digitalen

Anschluss an Länder wie die USA und

China verpasst hat – ein Jahrzehnt, in dem

Unternehmer, Manager, Investoren und

Politiker im sprichwörtlichen Sinne glaubten,

das Rad der technologischen Entwicklung

wieder zurückdrehen zu können. Für

diesen Sachverhalt haben wir den Begriff

des „verlorenen Jahrzehnts“ geprägt.

In diesem Zeitraum war man in den

Managementetagen deutscher Unternehmen

und Finanzdienstleister fest davon

überzeugt, der Spuk der Digitalisierung sei

vorbei und man könne zur altbewährten

Tagesordnung zurückkehren. Vielfach

hatten sich die führenden Köpfe in der

deutschen Politik und Wirtschaft auch in

ihrer persönlichen Bedeutung herausgefordert

gefühlt, was, menschlich betrachtet,

durchaus verständlich ist.

Die plötzliche und dramatisch überzogene

Wertentwicklung der Digital

Economy an den Börsen, die neuen,

bislang unbekannten Millionäre und

Milliardäre, die öffentliche Aufmerksamkeit

für die neuen Internetunternehmer, die wie

Rockstars gefeiert wurden – all das forderte

ohne Frage das Establishment heraus.

Gegenreaktionen konnten nicht ausbleiben.

In diesem verlorenen Jahrzehnt gingen

führende Repräsentanten der deutschen

Wirtschaft und damit der Old Economy

nach unserem Eindruck eine kollektive

Wette ein, deren Credo lautete: „Das Internet

ist eine in seiner Bedeutung völlig überschätzte

Modeerscheinung aus dem Silicon

Valley. Geld verdienen kann man nur mit

den bewährten Geschäftsmodellen der Old

Economy mit echtem Cashflow.“

Dies erklärt, warum viele Manager

in dem Zeitraum von 2000 bis 2004 in

Gesprächen mit uns außerordentlichen

Wert auf die Feststellung legten, die sie

möglichst in Hörweite anderer Personen

in mahnenden Worten vortrugen: „Ich

habe euch doch immer wieder gesagt, dass

das Internet nicht so bedeutend sein wird,

wie es von euch dargestellt wurde.“ Heute

will sich allerdings keiner der damaligen

Gesprächspartner mehr an diese Aussagen

erinnern (lassen). Interessanterweise sind

heute viele Kinder dieser Managergeneration

mit digitalen Geschäftsmodellen in der

Start-up-Szene aktiv, zum Teil erfolgreich,

zum Teil mit finanzieller Unterstützung

ihrer Väter.

Auch wir haben in diesem Zeitraum

Fehler gemacht und sind falschen

Einschätzungen unterlegen. Und wir

wissen auch nicht, ob wir es besser

gemacht hätten als unsere Kollegen.

Aber durch unsere frühen Investitionen

in digitale Technologien hatten wir die

Chance, zu lernen und die digitale Welt

zu verstehen. Die zahlreichen und frühen

Reisen ins Silicon Valley und andere Teile

der Welt, die Investitionen in Start-ups

und die Arbeit in deren Gremien haben

dazu beigetragen, ein besseres Gefühl und

Verständnis für digitale Geschäftsmodelle

zu entwickeln.

Wir nehmen für uns in Anspruch, dass

wir bis heute immer fest an die Bedeutung

der Digitalisierung für die Bundesrepublik

Deutschland geglaubt haben. Im Gegensatz

zu vielen unserer Kollegen haben

wir die Digitalisierung nicht mit missionarischem

Eifer bekämpft. Conny hat

beispielsweise bereits vor über 20 Jahren

Vorträge vor Bankern gehalten, in denen

er diese darauf hingewiesen hat, dass ihr

herkömmliches Geschäftsmodell infolge

der Digitalisierung in Zukunft keinen

Bestand mehr haben würde. Häufig wurde

dies belächelt oder in das Reich der Fabeln

verwiesen. Fakt ist leider heute, 20 Jahre

später, dass Banken wie die Deutsche Bank

nur noch einen Schatten dessen darstellen,

was sie in vergangenen, ehemals erfolgreichen

Zeiten gewesen sind.

Sicherlich würden sich Hunderte

mehr oder weniger bekannte Namen aus

Wirtschaft und Politik auflisten lassen,

die für das Kollektiv-Versagen der deutschen

Wirtschaft im verlorenen Jahrzehnt

mitverantwortlich waren. Wir nennen

10


Dr. Thomas Middelhoff ist

Referent des #kcfdigital

11


UMBRUCH & VISION – Der Ausweg aus dem digitalen & pandemischen Desaster

hier keine Namen derjenigen, die als

führende Repräsentanten der sogenannten

„Deutschland AG“ tätig waren oder

es noch sind oder ein (hohes) politisches

Amt bekleide(te)n. Wir wollen aber

dennoch sehr deutlich machen, dass die

digitale Zukunft unseres Landes nicht

dadurch gefährdet wurde, dass die breite

Bevölkerung nicht auf den Zug aufspringen

wollte, sondern vielmehr dadurch,

dass die führenden Köpfe unserer Gesellschaft

die Chancen dieser Entwicklung

schlichtweg nicht erkannten.

Während des Covid-19-Lockdowns

wurden die Defizite im gesamten digitalen

Bereich über Nacht deutlich: keine

flächendeckende Netzabdeckung, unzureichende

Serverkapazitäten, veraltete

Hardware, insbesondere an den Schulen,

fehlende Anwendungserfahrung etc.

Die Situation an den deutschen Schulen

während der Corona- Pandemie ist hierfür

ein treffliches Beispiel.

Hochmotivierte Lehrer mit dem Ziel,

die schwierige Zeit mit Online-Kursen zu

überbrücken, trafen auf Schüler, die mit

großer Offenheit und Bereitschaft interaktive

digitale Medien im Rahmen des

Schulunterrichts und der Hausaufgabenbearbeitung

einsetzen wollten. Zwischen

diesen beiden Gruppen stand allzu oft

mangelhafte Technik, die die große Motivation

auf beiden Seiten zu ersticken

drohte.

Thomas’ Patentochter arbeitet als

Studiendirektorin an einer Berufsbildenden

Schule. Sie berichtet, dass einige Schüler zu

Hause nicht über einen funktionierenden

Internetanschluss verfügen, die Server an

der Schule kapazitativ nicht den gestiegenen

Belastungen gewachsen sind, die

Schule selbst nicht über WLAN verfügt

und einige Lehrer Schwierigkeiten mit der

Bedienung von PCs oder iPads haben.

Der Status quo der Digitalisierung

in Deutschland ist im internationalen

Vergleich in etwa vergleichbar mit einem

Spiel der Fußballnationalmannschaft der

Männer, bei dem Deutschland gegen einen

Gegner wie Südkorea in der 80. Minute

mit 0:4 zurückliegt. Nun ist es nicht so,

dass ein solcher Rückstand nicht mehr

aufgeholt werden könnte, zumal von der

deutschen Nationalmannschaft. Aber jeder,

der sich ein wenig mit Fußball auskennt,

weiß: Diese Aufholjagd wird nicht einfach

sein, dafür aber das Risiko beinhalten, sich

in den letzten Spielminuten per Konter der

flinken Südkoreaner noch weitere Gegentore

einzufangen. Und alle Kenner eines

solchen Spiels wissen: Es wird anstrengend

werden, das Spiel noch zu drehen, sehr

anstrengend sogar.

10 PUNKTE

für ein digitales Durchstarten in Deutschland

Buchtipp:

Thomas Middelhoff und

Cornelius Boersch analysieren,

warum Deutschland die

Digitalisierung verschlafen

hat. Und wie uns die Krise

hilft, den Anschluss doch noch

zu schaffen. Mehr finden Sie

im Buch „Zukunft verpasst“,

Adeo, 2021

#1 Einrichtung des „Deutschen

Digitalen Entwicklungsfonds“ (DDE)

in einem Umfang von 100 Milliarden

Euro mit der Zielsetzung, Deutschland

durch Sicherstellung der Finanzierung

des nachfolgenden Maßnahmenprogramms

zu einer führenden Position

in der digitalen Welt neben den USA

und China zu verhelfen.

#2 Schaffung eines „Ministeriums

für Digitales, Verkehr, Netze, Wissenschaft,

Bildung, Forschung und

Technologie“, unter dessen Dach die

für die Sicherstellung unserer digitalen

Zukunft notwendigen Bereiche gebündelt

werden

#3 Entwicklung neuer Bildungsleitlinien

für Schulen, berufliche Ausbildung

und Universitäten

#4 Zielgerichtete Steuerreform

#5 Bereitstellung besserer Finanzierungsinstrumente

für Start-ups und

Technologieunternehmen

#6 Förderung der Zusammenarbeit

zwischen Start-ups und Konzernen

sowie Aufbau weiterer Inkubationszentren

#7 Aufbau einer Initiative „Digitale

Zukunft für Deutschland“ unter Einbeziehung

aller Teile der Gesellschaft

#8 Vergütungssysteme und Steuerung

über Kennziffern

#9 Europaweit koordinierte Abstimmung

und Zusammenarbeit bei

Internationalisierung und Technologieentwicklung

#10 Forderungen an die Politik, u. a.

quartalsmäßiger Digitalisierungsreport

12


THINK-TANK #WERTELEBEN

Wie das „Umparken“

im Kopf gelingt

ber Nacht legte die Corona-

Krise schmerzvoll ihren

Ü Finger in die offene Wunde:

die Versäumnisse der letzten

20 Jahre im digitalen Bereich. Diese wurden

plötzlich für alle offensichtlich: in den

Unternehmen, Organisationen, Gemeinden

– auch für Eltern mit Schulkindern

(Hashtag #Coronaeltern). Hastig wurden

neue digitale Tools und Video-Konferenz-

Software angeschafft. Allerdings waren die

Tools offensichtlich auch nicht ausreichend.

Es hapert am „Mindset“, d. h. an

der Einstellung jedes Einzelnen gegenüber

Neuem und der mangelnden Flexibilität

bzw. Bereitschaft zur Veränderung.

Mindset kommt aus dem Englischen

und bedeutet so viel wie Einstellung,

Haltung, Mentalität oder Weltanschauung.

Sie bezeichnet die gewohnte Denkweise

des Menschen, die dafür verantwortlich

ist, wie dieser in bestimmten Situationen

reagiert. Es ist ein Bereich, in welchem

sich wenig erzwingen lässt und der –

zum Ärger mancher Manager – nicht

„managebar“ ist. Dabei baut sich umso

mehr Widerstand auf, je mehr und nachdrücklicher

Führungskräfte Einfluss darauf

Die größte

Entscheidung

deines Lebens

liegt darin, dass

du dein Leben

ändern kannst,

indem du deine

Geisteshaltung

änderst.

ALBERT SCHWEITZER

2


nehmen wollen. Es ist ein äußerst sensibler

Bereich, den gerade christliche Führungskräfte

respektieren und achten müssen,

weil er unmittelbar die Persönlichkeit des

Menschen berührt. Es ist gut, wenn wir

nicht immer gleich lautstark dabei sind,

wenn sich das Mindset bei jedem Wind,

der weht, geschmeidig anpasst.

„For a better life and career“, so hat

der Vordenker des Konzeptes „Working

Out Loud“ (#WOL), John Stepper, seine

erste Ausgabe des Buches zum Thema

untertitelt und macht damit ein Angebot:

Veränderung kann Freude machen. Veränderung

kann ein Leben, kann Beziehungen

bereichern und neue Horizonte erschließen.

Veränderung kann auch eingefahrene

Prozesse und seit Jahrzehnten festgemauerte

Hierarchien durchbrechen! Was für ein

Angebot, gerade für Menschen in der Mitte

des Lebens, die auf Hierarchie-Ebene 16 in

einem Konzern in ihrer Karriere festgefahren

sind und dort bis zur Rente die immer

gleichen Dinge verrichten sollen.

Im Kern des Konzeptes steht die

durch einen Leitfaden (den „Circle-

Guides“) unterstützte Einübung von fünf

Prinzipien innerhalb sogenannter „Circle-

Treffen“. Das sind Kleingruppen von 4

bis 5 Personen, die sich 12 Wochen lang

einmal wöchentlich treffen. Die fünf Kerngedanken

sind:

1 Beziehungen

2 Großzügigkeit

3 sichtbare Arbeit

4 sinnstiftende Entdeckung und

5 „growth mindset“, d. h. auf Deutsch in

etwa „Wachstumsdenken“, also eine

Offenheit gegenüber Veränderung und

Neuem und das Gegenteil von „fixed

mindset.

Anhand eines vorher definierten Zieles

lernen die Teilnehmer jede Woche neue

Fähigkeiten und bekommen Aufgaben zur

Einübung neuer Denkprozesse und Verhaltensmuster.

Gerade weil die fünf WOL-

Prinzipien sich mit den Werten, die uns

als Christen wichtig sind, gut vereinbaren

lassen, sind diese für christliche Führungskräfte

einen Blick und Versuch wert!

Der digitale KCF21 stellt deshalb

Erfahrungen mit WOL vor, die wir mit

der christlichen Digitalbewegung GOTT-

DIGITAL gesammelt haben. Hier können

Sie sich ein eigenes Urteil bilden, ob WOL

zu Ihrem Unternehmen oder Ihrer Organisation

passt.

Mehr Informationen zum

Thema finden Sie unter

workingoutloud.com

Michael Zettl ist Referent

des #kcfdigital

Ergebnis der GOTTDIGITAL-Umfrage „Wobei hat Dir WOL geholfen?“

Überhaupt nicht kaum weiß nicht viel sehr viel

Großzügigkeit

Michael Zettl ist Vorstand

einer IT-Firma und

im Leitungsteam der

christlichen Digitalbewegung

GOTTDIGITAL.

Sichtbare Arbeit

Zielgerichtetes Denken

Beziehungen

Wachstumsorientiertes Denken

Neue Freunde/interessante Leute kennenlernen

(Digitale) Themen/Ideen mit anderen entwickeln

Geistliches Wachstum

Neue Lernperspektiven

Neue Tools kennenlernen

100 %

0 %

100 %

Ende 2020 startete GOTTDIGITAL

6 WOL Circles mit 29 Teilnehmern,

betreut von 4 Mentoren.

3


ADVERTORIAL #WERTELEBEN

Mit Werten in Führung gehen

PFARRER HARTMUT HÜHNERBEIN

nsere Gesellschaft ist von der christlich-abendländischen

Kultur geprägt, die auf drei Säulen steht: Der

U griechischen Philosophie (Demokratie), dem römischen

Recht (Rechtsstaatlichkeit) und den christlichen

Werten (Sozialstaatlichkeit). Wenn man eine dieser Säulen

abschlägt, dann bricht unsere christlich-abendländische Kultur

zusammen.

Unternehmen reden viel von „Wertschöpfung“. Doch Wertschöpfung

kommt zunächst einmal durch Wertschätzung. Mittelständische

Firmen machen ihr Geschäft mit Stammkunden. Und

Stammkunden gucken auf Verlässlichkeit, Freundlichkeit, Ehrlichkeit,

auf Verbindlichkeit und Vertrauen.

Auch junge Leute suchen ihre Tätigkeit oder ihre Firma nicht

nur nach dem Verdienst aus, sondern ebenso nach den Werten und

der Sinnstiftung, die mit ihr verbunden sind.

Der Begriff „Werte“ geht zurück auf das lateinische virtus, und

heißt „aus der Kraft der Quelle“. Werte sind sozusagen stärkende

Quellen, sie schützen und geben Kraft.

Die Basiswerte, um die es in der Wertediskussion immer

wieder geht, haben ihren Ursprung in der griechischen Philosophie,

bei Platon. Von Aristoteles wurden sie weiterentwickelt, und

Thomas von Aquin hat die vier griechischen Grundwerte in das

Christentum übertragen.

Gerechtigkeit

Gerechtigkeit beginnt damit, dass ich mir selbst gerecht werde in

meinem Leib, meinem Geist, meiner Seele und auch in meiner

Einmaligkeit. So wie ich mir selbst gerecht werde, werde ich auch

anderen gerecht.

Wer sich dagegen nicht selbst gerecht wird, der kann auch

anderen nicht gerecht werden. Der läuft Gefahr, sich selbst zu

überschätzen und für unentbehrlich zu halten – und dabei andere

zu entwerten. Sich selbst gerecht werden heißt auch, die eigenen

Grenzen zu kennen.

Es gibt keine absolute Gerechtigkeit, wir können immer nur

nach Gerechtigkeit streben.

Auszug aus einem Vortrag

anlässlich der Verleihung des

UnternehmerInnen-Preises

Adelie Award am 9. September

2020. Der komplette Vortrag

kann angefragt werden bei der

Stiftung für Christliche Wertebildung.

info@wertestarter.de

Tapferkeit

Tapferkeit heißt auch, den Mut aufzubringen, unpopuläre Entscheidungen

zu treffen. Johannes Rau sagte einmal: „Als Politiker

habe ich natürlich Menschenfurcht, weil ich von den Menschen

gewählt werden will. Aber am Ende gewinne ich politisches Profil

nur, wenn ich hinstehe und für meine Überzeugungen einstehe –

und nicht nach Zustimmungswerten hasche.“ Auch Unternehmen

profilieren sich nur, wenn es jemanden gibt, der hinsteht und an

der Spitze für seine Überzeugungen einsteht, auch wenn diese unpopulär

sind.

Maß

Maß zu halten fängt immer damit an, dass ich als Leitungskraft

das Maß meiner eigenen Kräfte einzuschätzen weiß, damit mir

nicht plötzlich die Puste ausgeht. Wenn der Begriff „Wert“ so viel

wie „Wertquelle“ oder „Kraftquelle“ bedeutet, dann gibt es trübe

und klare Quellen. Der Perfektionismus ist zum Beispiel eine trübe

Quelle und macht auf Dauer krank.

Sein Maß zu erkennen, kann auch bedeuten, die eigenen Grenzen

zu überwinden.

Sein Maß zu erkennen, bedeutet auch, sein Zeitmaß, seinen

Rhythmus zu finden und Rituale zu entwickeln als Zeiten, die „mir

gehören“; in denen ich lebe und nicht gelebt werde. Aber Rituale

sind auch für Unternehmen und Mitarbeiter wichtig, denn sie

schaffen Identität.

Klugheit

Klugheit ist nach Thomas von Aquin die Fähigkeit, die Wirklichkeit

richtig zu erkennen und entsprechend zu handeln. Klugheit

befähigt, Entscheidungen zu treffen.

In seinem Buch „Die Multioptionsgesellschaft“ beschreibt

der Soziologe Peter Gross die Gefahr, sich nicht entscheiden zu

wollen: Wir leben immer stärker in Optionen und entwickeln uns

zu einer Last-minute-Gesellschaft, in der man sich möglichst alles

offenhält. Doch wer sich immer alle Türen offenhält, der geht

durch keine.

„Mit Werten in Führung gehen“ heißt für Christen auch, auf

die Hoffnung zu setzen. Wer ein Unternehmen leitet, gestaltet

und in die Zukunft führen will, kommt ohne Hoffnung für dieses

Unternehmen nicht aus.

Wie wir leben, gibt Zeugnis von unseren Werten. Wer sich an

Werten festhält, den kann so leicht nichts umwerfen. Und nur wer

Halt hat, kann auch Haltung zeigen.

19


XXXXX #WERTELEBEN

Psychologisches Kapital

ls Führungskraft können Sie Ihre Beschäftigten dazu

befähigen, eigenverantwortlich zu handeln und mit

A Instabilität, Schwankungen und Unsicherheit souverän

umzugehen. Grundlage dafür ist das psychologische

Kapital. Dieses Konzept umfasst vier Eigenschaften, die Sie

jeweils stärken können:

1. Zuversicht

2. Widerstandskraft

3. Selbstwirksamkeit

4. Optimismus

1. Ressource Zuversicht

Bei der Zuversicht geht es nicht um eine blinde Hoffnung, sondern

um die Fähigkeit, in Alternativen zu denken. Die Zuversicht beinhaltet

die individuelle Überzeugung, dass es mehrere Wege zu

einem Ziel geben mag und dass der einzelne Mensch diese auch

finden kann. Zuversicht lässt sich dann leichter leben, wenn man

eine Lebensgrundlage hat, die einem Sicherheit und Gewissheit

bietet. Dies ist für viele Menschen der christliche Glaube und daraus

resultierend die christlichen Werte. [Anm. der Redaktion]

So fördern Sie die Ressource Zuversicht

Erzeugen Sie Ziel-Volition

Volition bezeichnet die bewusste, willentliche Umsetzung von

Zielen und Motiven in Resultate durch zielgerichtete Steuerung

von Gedanken, Emotionen, Motiven und Handlungen. [Anm. der

Redaktion]

Volition ist die unbekannte, aber wichtigere Schwester der

Motivation. Dabei geht es um das Durchhalten und Dranbleiben.

Sie erreichen Volition durch die grundsätzliche und aktive Einbindung

Ihrer Mitarbeiter in die Entwicklung und Formulierung von

Zielen. Sie geben die Leitplanken vor. Die Mitarbeiter gestalten

den Weg.

Nutzen Sie das Parallel-Prototyping

Parallel-Prototyping ist das gleichzeitige Entwickeln mehrerer

Wege zum Ziel. Es läuft in kurzen Phasen ab und erzeugt einen

nachhaltigen Lösungstrichter.

Warum hilft das? Erstens, es spart Zeit, weil bereits zu Beginn

in Alternativen gedacht wird. Zweitens spart es Energie, weil bei

einem Scheitern des finalen Lösungsansatzes immer noch zwei

recht weit entwickelte, gute Alternativen zur Verfügung stehen.

Drittens: Es motiviert Menschen, da sie nicht eine liebgewonnene

Idee verteidigen müssen, sondern die Rückmeldung immer auf die

Gesamtheit der Ideen beziehen können.

2. Ressource Widerstandskraft

Es ist kein Problem, wenn Menschen auf den „Holzweg“ geraten.

Wichtig ist, Misserfolge schnell wieder abzuschütteln und sich von

dem Erlebten zu erholen. Wie bei einer Bergbesteigung wachsen

die Kräfte durch überwundene Höhen und Tiefen bis hin zum

Gipfel. Wer „Talerfahrungen“ als Wegstrecke zum Ziel hin erleben

kann, verfügt über Widerstandskraft – die zweite wichtige Dimen-

sion des psychologischen Kapitals. Das heißt: Wenn Probleme

und Widrigkeiten dem Team begegnen, sollte das Team Mittel

und Wege zur Verfügung haben, um durchzuhalten und wieder

aufzustehen. Es soll dann bestenfalls mit mehr Energie den Erfolg

erzielen.

So fördern Sie die Ressource Widerstandskraft

Fördern Sie Netzwerke

Vernetzen Sie Ihre Mitarbeiter untereinander so, dass ihre Widerstandsfähigkeit

durch ein aktives, soziales Netz gestärkt wird.

Üben Sie das „Reappraisal“ als Neu-Bewertung einer

Situation

„Reappraisal“ bedeutet „Neu-Bewertung“ und funktioniert in drei

Schritten:

1. Stoppen Sie den hyperventilierenden Prozess und bringen

Sie Ruhe in den Kopf. Ein Gebet mag an dieser Stelle

Wunder wirken.

2. Benennen Sie Ihre Emotion. Bereits das Benennen der

Emotion schraubt die emotionale Aufgeregtheit messbar

herunter.

3. Bewerten Sie die Situation neu: Was ist positiv am Ereignis?

Was kann ich für das nächste Mal daraus lernen? Diese

Neuinterpretation lässt die negative Emotion versiegen.

Neubewertungen führen selbst bei anhaltender Veränderung dazu,

dass Menschen die Situation jeweils auf positive Aspekte und

Chancen prüfen. In der Folge gibt es dann weniger Menschen, die

darüber nachdenken, wie sie bei Projekten und Plänen dazwischenfunken

können. Je mehr Sie „Reappraisals“ nutzen, umso höher

ist beispielsweise das Arbeitsengagement Ihrer Beschäftigten.

3. Ressource Selbstwirksamkeit

Wenn Menschen verschiedene Wege zum Ziel bereits zu Beginn in

Betracht ziehen (Zuversicht), können sie sich leichter von einem

„Holzweg“ erholen und auf eine alternative Route umschwenken

(Widerstandskraft). Wenn Mitarbeiter dann auch den Mut gewinnen,

dass sie fähig sind, diese Wege beschreiten zu können, erleben

sie eine hohe Selbstwirksamkeit.

Selbstwirksamkeit bedeutet, nicht nur zu wissen, dass wir

etwas können, sondern davon überzeugt zu sein, dass wir in der

Lage sind, dieses Können auch einzusetzen. Je mehr Erfolgs-

Erfahrungen wir machen, desto mehr Belege gewinnen und

sammeln wir mental. Die Grundlage unserer Fähigkeit, uns auf

verschiedene Aktivitäten einzulassen, ist unsere Motivation. Sie

beruht auf der Überzeugung, dass wir voraussichtlich mit unseren

Bemühungen erfolgreich sein werden. Um den Grad der eigenen

Wirksamkeit zu beurteilen, müssen wir jedoch analysieren, was wir

uns zutrauen und wie sich dieses Zutrauen im Laufe der Zeit in

verschiedenen Situationen entwickeln kann.

Menschen verbleiben oft in ihren Komfortzonen, in Bereichen,

die sie gemeistert haben und in denen sie sich daher sehr sicher

fühlen. Manche entdecken aber auch neue Bereiche, in die sie sich

eines Tages hineinwagen möchten. Folglich strengen sie sich mehr

an. Das geschieht jedoch nur, wenn sie ihre Ängste und ihren

22


Widerstand gegen Veränderungen überwinden, und diesen wichtigen

ersten Schritt wagen und begrüßen.

So fördern Sie die Ressource Selbstwirksamkeit

Erzeugen Sie „Meisterschaft“ (mastery)

Menschen müssen wahrnehmen, dass sie eine Aufgabe gemeistert

und ein Hindernis überwunden haben. Die Selbstwirksamkeit erhöht

sich, indem das Gelingen reflektiert wird, nicht das Versagen.

Halten Sie also statt einer „Frustrations-Nacht“ eher ein „Erfolgs-

Mittagessen“ ab. Diese Gelingens-Reflexion gilt es anzustoßen.

Fokussieren Sie dabei drei Dinge:

1. Wie schwierig nehmen die Menschen die Aufgabe wahr?

2. Wie schätzen die Menschen die investierte Anstrengung

ein?

3. Welche eigenen Fähigkeiten sehen die Menschen als

ausschlaggebend für den Erfolg an?

Ermöglichen Sie Zugang zu stellvertretenden

Erfahrungen

Ebenso wirksam ist es mitzubekommen, wie andere es geschafft

haben. Das soziale Lernen begleitet Menschen das ganze Leben

und ist hocheffektiv. Sie selbst können für Ihre Mitarbeiter zum

Beispiel ein „Mastery“-Modell sein. Sie können aber auch extern

nach solchen Werteträgern suchen, sie einladen und die Basis für

einen Wissenstransfer schaffen.

Nutzen Sie Pygmalion-Feedbacks

Der Pygmalion-Effekt ist ein psychologisches Phänomen, bei dem

eine vorweggenommene, positive Einschätzung eines Schülers sich

derart auf seine Leistungen auswirkt, dass sie sich bestätigt.

Das, was andere Menschen über uns sagen, beeinflusst unsere

eigene Selbsteinschätzung. Wenn andere glauben, dass wir erfolgreich

sein können, überzeugen sie uns oft davon, genauso zu

denken. Der Pygmalion-Effekt, bei dem jemand an unsere Fähigkeiten

glaubt, bewirkt, dass wir uns selbst etwas zutrauen. Sagen

Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sie davon überzeugt sind, dass sie die

Aufgabe mit den erforderlichen Kompetenzen erfolgreich meistern.

Diese verbale Überzeugung ist eine Goldmine. Sagen Sie

Ihren Mitarbeitern, dass – auch wenn etwas einmal nicht gelingt –

sie immer ein von Gott geliebter, anerkannter und wertgeschätzter

Mensch bleiben. [Anm. der Redaktion]

4. Ressource realistischer Optimismus

„Das Leben besteht zu 10 Prozent aus dem, was dir passiert, und

zu 90 Prozent aus dem, wie du darauf reagierst.“ So fasste der

Geistliche Charles Swindoll den Grund für realistischen Optimismus

zusammen. Studien aus den USA zeigen: Nur 25 Prozent des

Optimismus liegt in den Genen. Das lässt einen soliden Spielraum,

um mit der Zeit eine optimistischere Einstellung zu entwickeln.

Im Wesentlichen bedeutet das, dass jeder sein Niveau an Zuversicht

erhöhen kann.

Beim realistischen Optimismus geht es um eine besondere

Form von Optimismus, den rationalen. Er besteht aus einer Reihe

von Überzeugungen und Eigenschaften, die uns helfen, über die

positiven Aspekte des Lebens nachzudenken, anstatt über die

negativen. Es ist ein Persönlichkeitsmuster, das Resilienz und

persönliche Stärke zeigt. Das wiederum spiegelt sich in höheren

Umsätzen wider und hat positive Effekte auch außerhalb des

Verkaufsgesprächs.

So fördern Sie die Ressource realistischen Optimismus

Die Technik „D3 – Die Dankbaren Drei“ reicht aus, um Optimismus

bei Menschen zu steigern. Etablieren Sie diese Übung als

neue „Hygiene-Gewohnheit“: Nehmen Sie sich mit Ihrem Team

jeden Tag gegen Ende des Tages zwei Minuten Zeit und lassen Sie

Ihren Tag Revue passieren. Fragen Sie sich in Ihrem Team:

„Was sind die drei Dinge, für die wir wirklich dankbar sind?“

Schreiben Sie diese auf. Tun Sie das jeden Tag, 21 Tage lang und

beobachten Sie, wie der Optimismus in Ihrem Team von Tag zu

Tag steigt.

Wichtig ist, dass Sie und Ihr Team nicht jeden Tag die gleiche

Standardantwort wählen wie „meine Familie, meine Gesundheit,

meine Kollegen.“ Sie müssen darauf schauen, was wirklich passiert

ist. Wenn Sie das 21 Tage hintereinander tun, haben Sie 63 einzigartige

Dinge identifiziert, für die Sie dankbar sind. Was für ein

Erleben! Das Ergebnis: Ihr Gehirn trainiert sich, einige Ressourcen

auf Dankbarkeit zu verwenden. Das funktioniert wie eine App im

Hintergrund, die den Input nach etwas scannt, das gut für Sie ist

und über das Sie morgen sprechen können.

Vielen Dank an Dr. Carl

Naughton (Sprecher,

Moderator, Berater), der

uns diesen Text freundlicherweise

zur Verfügung

stellte. Unter zukunftsmut.

com und in seinem Buch

„30-Minuten Zukunftsmut“

finden Sie weitere Impulse

zum Thema.

23


24


ADVERTORIAL #WERTELEBEN

„Geld jetzt in Sicherheit bringen“

DIE NOTENBANKENPOLITIK KÖNNTE SPARER TEUER ZU STEHEN KOMMEN,

BEFÜRCHTET WERNER J. ULLMANN, CEO VON BB WERTMETALL.

ER RÄT, VERMÖGEN IN SILBER ANZULEGEN – ABER SMART: MIT DEM S-DEPOSITO.

Engagement

für echte Werte

Die BB Wertmetall entwickelt

Lösungen, um mit Edelmetallen

systematisch Wohlstand aufzubauen

und zu erhalten. CEO ist

der Anlage- und Rohstoffexperte

Werner J. Ullmann, der zuvor

börsenkotierte Gold-Explorationsgesellschaften

geleitet hat.

bb-wertmetall.ch

Foto: Roland Juker

Die BB Wertmetall AG ist auf

Edelmetallprodukte spezialisiert.

err Ullmann, wie lautet

Ihre Diagnose, wenn Sie

H den Puls der Finanzmärke

fühlen?

Wir leben in einer „Zombie-Wirtschaft“.

Vielen Unternehmen geht es schlechter, als

es scheint. Seit dem Platzen der Dotcom-

Blase setzen die Notenbanken und Regierungen

alles daran, keine Konjunktureinbrüche

mehr zuzulassen. Sie produzieren

immer mehr Geld. Dabei stellt die Corona-

Krise alles Bisherige in den Schatten. Allein

die US-Notenbank Fed pumpt pro Monat

125000000000 US-Dollar in die Märkte –

das übersteigt unsere Vorstellungskraft.

Wenn man der Modern Monetary

Theory glaubt, soll das kein Problem

sein …

Unsere Zinsen sind seit 20 Jahren gesunken,

bis in den Negativbereich herein.

Wer Schulden macht, wird somit belohnt.

Ist das nicht eine Verdrehung der Tatsachen?

Unser Wirtschaftswachstum ist mit

Schulden finanziert worden. Dabei warnt

uns die Bibel davor. So heisst es in Sprüche

22,7: „Der Schuldner ist ein Sklave seines

Gläubigers.“ Damit die Staaten ihre Schuldenlast

noch tragen können, brauchen sie

eine erhöhte Inflation. Deshalb haben die

US-Notenbank Fed und die Europäische

Zentralbank ihre Definitionen von „Preisstabilität“

letztes Jahr geändert.

Ist unser Geld noch zu retten?

Ja, aber wir müssen handeln. Silber und

Gold haben ihre Kaufkraft – im Gegensatz

zu modernen Währungen – seit Jahrtausenden

behalten. Im Bibelvers Haggai

2,8 steht: „Mir, dem Herrn, gehört alles

Silber und Gold.“ Silber ist sozusagen das

biblische Geld, Gold der Wertspeicher für

grössere Summen.

Ist Silber „das Gold des kleinen

Mannes“?

Ich würde sagen: „das Gold der weisen

Menschen“. Gemessen am Vorkommen

in der Erdkruste ist Silber im Vergleich

Werner J. Ullmann: „Silbergranulat ist ein

gefragter Rohstoff.“

zu Gold massiv unterbewertet. Das ist

paradox, denn das Edelmetall stellt einen

unentbehrlichen Rohstoff für viele Hightech-Anwendungen

dar.

Wie soll man in Silber investieren?

Unser S-Deposito vereint die Eigenschaften

von physischem Silber mit jenen eines

Kontos. Jede Einzahlung fliesst direkt in

reines Silbergranulat. Dieses bewahren wir

in einem Zollfreilager in der Schweiz auf.

Zugleich bleibt eine Auszahlung jederzeit

möglich.

Foto: Roland Juker

Autor: Stephan Lehmann-Maldonado

24


BEST PRACTICE #WERTELEBEN

Werte in Verantwortung leben

DAS UNTERNEHMEN DEICHMANN IST DER GRÖSSTE SCHUHHÄNDLER

EUROPAS. AN DER SPITZE STEHT SEIT 1999 HEINRICH OTTO

DEICHMANN. IM INTERVIEW MIT DEM KCF-MAGAZIN SPRICHT ER

ÜBER QUALITÄT, UNTERNEHMERISCHE VERANTWORTUNG UND

SEINEN CHRISTLICHEN GLAUBEN.

H

err Deichmann, Ihre Schuhhandelskette ist

die größte Europas. Was macht Deichmann so

erfolgreich?

Deichmann steht für modische Schuhe in guter

Qualität zu einem günstigen Preis für alle Altersgruppen. Seit über

100 Jahren setzen wir auf dieses Konzept – und unser gutes Preis-

Leistungs-Verhältnis kommt bei den Kunden sehr gut an. Denn so

kann sich jeder einen guten Schuh leisten.

Wir meinen, dass es

jenseits von Umsatz und

Gewinn einen tieferen Sinn

für unternehmerisches

Handeln geben sollte.

Es heißt, Qualität habe ihren Preis. Wie gelingt es Ihnen,

gute und solide Schuhe zu relativ günstigen Preisen anzubieten?

Die entscheidenden Faktoren für die Preisbildung in unserem

Unternehmen sind die großen Einkaufsmengen ohne Zwischenhandel.

Unsere Produkte sind bis auf die bekannten Sportmarken

fast ausschließlich selbst entwickelt. Unsere Logistik ist kostengünstig,

weil wir die Einkaufsmengen für den Transport bündeln,

den wir selber steuern. Für unsere Logistik nutzen wir für fast alle

Warenimporte relativ günstige Schiffs- bzw. Bahntransporte. Hier

liegen große Kostenvorteile. Hinzu kommt, dass unsere Unternehmensgruppe

durch die große Zahl an Geschäften viele Synergieeffekte

bei der Ausstattung der Läden, beim Marketing und der

Verwaltung nutzen kann.

In fast jeder deutschen Innenstadt gibt es mindestens eine

Deichmann-Filiale. Nun warnte Städtetagpräsident Burkhard

Jung jüngst vor einer Verödung vieler Innenstädte angesichts

des langen Lockdowns. Was würde das für Deichmann

bedeuten?

Es stimmt, dass sich die Lage für den Handel, abgesehen von dem

Lebensmittel- und Onlinehandel, wegen der lang anhaltenden

Lockdowns, zugespitzt hat. Viele Händler haben Existenzängste,

manche müssen ihre Läden schließen, Hunderttausende von

Arbeitsplätzen sind in Gefahr. Man sieht schon jetzt, dass die

Zahl der Leerstände in den Innenstädten steigt. Trotzdem rechne

ich auf lange Sicht nicht mit einer Verödung der Innenstädte. Die

Menschen möchten beim Einkaufen etwas erleben. Deswegen

sind viele nicht nur online unterwegs, sondern gehen auch in die

Läden. Sie möchten die Ware sehen, anprobieren, beraten werden,

das geht nur in einem Geschäft.

Unter welchen Voraussetzungen haben die

traditionellen Läden in den Fußgängerzonen

eine Zukunft?

Ich denke, es ist wichtig, dass die Händler am Puls der Zeit

bleiben. Sie müssen Einkaufserlebnisse schaffen und vor allem das

Onlinegeschäft mitberücksichtigen. Denn immer mehr Kunden

kaufen online. Die Verzahnung von stationärem und Onlinehandel

halte ich für besonders wichtig. Wir verfolgen diese Omnichannel-

Strategie schon seit vielen Jahren.

Es heißt, jede Krise sei auch eine Chance. Welche Chancen

für Unternehmer sehen Sie in der Corona-Krise bzw. der

Zeit danach?

Wir haben gesehen, dass die Digitalisierung einen enormen Schub

bekommen hat. Das sehe ich als eine Chance.

Was macht in Ihren Augen einen werteorientierten Unternehmer

aus?

In unserem Unternehmensleitbild heißt es: Das Unternehmen

muss dem Menschen dienen. Das gilt für unsere Kunden, unsere

Mitarbeiter, die Mitarbeiter unserer Lieferanten und Menschen

in Not. Natürlich muss ein Unternehmen Gewinn machen, sonst

bleibt es nicht gesund. Aber wir meinen, dass es jenseits von

Umsatz und Gewinn einen tieferen Sinn für unternehmerisches

Handeln geben sollte: den Dienst am Menschen.

Sie engagieren sich vielfältig wohltätig und sozial. Ist Geben

seliger denn Nehmen?

Menschen in Not zu helfen, ist für mich ein Ausdruck der christ-

32


#WERTELEBEN

Heinrich Deichmann ist

Referent des #kcfdigital

Foto: Deichmann S. E.

lichen Nächstenliebe. Weil Gott uns so sehr liebt, dürfen und können

wir auch unseren Nächsten lieben. Häufig ist dann am Ende

der Schenkende der Beschenkte.

Deichmann

in Zahlen

Das Unternehmen Deichmann verkauft in

4.000 Filialen in

30 Ländern jährlich

180 Millionen Schuhe

und macht damit

6,4 Milliarden Euro Umsatz. Knapp

40.000 Mitarbeiter beschäftigt der „Aldi für

die Füße“. Geschätztes Vermögen der Deichmanns:

8,5 Milliarden Euro. Angefangen hat

das in dritter Generation geführte Familienunternehmen

im Essener Arbeiterbezirk Borbeck. Heinrich Deichmann

gründete

1913 mit seiner Frau Julie ein einfaches

Schuhgeschäft, sein Sohn Heinz-Horst machte das

Unternehmen groß, und der heute 58 Jahre alte Enkel

Heinrich Otto Deichmann baute es weiter aus.

Sie machen keinen Hehl aus Ihrem christlichen Glauben.

Wie hat er Ihnen während des vergangenen Jahres praktisch

im Alltag geholfen?

Zunächst finde ich es als Christ gut und richtig, dass wir alles

für den Schutz des Lebens tun. Dazu gehört die Einhaltung der

Hygienemaßnahmen, Corona-Tests oder Impfen. Persönlich hat

mir der Glaube in den letzten Monaten viel Kraft gegeben. Es hat

mir geholfen zu beten, in der Bibel zu lesen und meinen Blick auf

Gott zu richten.

Menschen in Not zu helfen,

ist für mich ein Ausdruck der

christlichen Nächstenliebe.

Sie machen keinen Hehl aus Ihrem christlichen Glauben.

Wie hat er Ihnen während des vergangenen Jahres praktisch

im Alltag geholfen?

Zunächst finde ich es als Christ gut und richtig, dass wir alles

für den Schutz des Lebens tun. Dazu gehört die Einhaltung der

Hygienemaßnahmen, Corona-Tests oder Impfen. Persönlich hat

mir der Glaube in den letzten Monaten viel Kraft gegeben. Es hat

mir geholfen zu beten, in der Bibel zu lesen und meinen Blick auf

Gott zu richten.

33


15

TIPPS

für virtuelle Events

Kongresse, Mitgliederveranstaltungen und Treffen

sind verschoben oder ganz abgesagt worden.

K Zwischenmenschliche Begegnungen werden auf

ein Minimum reduziert. Deshalb sind virtuelle

Events momentan die einzig planbare Art, die Zielgruppen

mit einem „Live“-Format zu erreichen. Viele Organisationen

und Unternehmen stellen deswegen auf Online-Veranstaltungen

um und nutzen sehr erfolgreich die Möglichkeiten, die sich bieten.

Virtuelle Events ermöglichen es den Teilnehmern, ihre Zeit

deutlich effizienter zu planen und gezielter an Veranstaltungen teilzunehmen.

Die Zuschauer schalten sich bequem von zu Hause aus

zu. Damit sparen sie sich Zeit, Geld und Nerven. So bieten Online-

Veranstaltungsformate deutlich mehr Vorteile als ein bloßes

Zusammenkommen im Rahmen von Videokonferenzen. Ein

virtueller Messestand oder eine Live-Sendung aus London,

Paris oder Shanghai? Kein Problem. Jede Kamera kann von

jedem beliebigen Ort in den Livestream eingebunden werden.

Und weil theoretisch jeder von überall aus spontan teilnehmen

kann, finden virtuelle Events völlig unabhängig von Witterung,

politischer Lage, Streik oder anderen unvorhersehbaren Störfaktoren

wie Pandemien statt. So können sie ein Vielfaches mehr an

Teilnehmern erreichen als Präsenzveranstaltungen.

Das virtuelle Event unterscheidet sich aber nicht nur aufgrund

seiner fehlenden unmittelbaren Präsenz vom physisch Erlebbaren.

Auch die Anforderungen an Veranstalter wie Zuschauer verschieben

sich. Dass die Teilnehmer in ihren eigenen vier Wänden

sitzen, ist Fluch wie Segen zugleich. Eine vertraute Umgebung,

kein abgehetztes Ankommen, das alles klingt nach den perfekten

Bedingungen für ein erfolgreiches Event.

Aber wer von uns war noch nie versucht, sich zwischendurch

nur mal eben einen Kaffee zu holen? Und hat es da nicht gerade

eben an der Tür geläutet? Auf dem Weg zur perfekten virtuellen

Veranstaltung lauern deshalb einige Stolpersteine, die man aus dem

Weg räumen kann.

01

Erwarten Sie eine realistische

Anzahl an Zuschauern

Erfahrungsgemäß nimmt nur ein Teil der

angemeldeten Teilnehmer einer analogen

Veranstaltung tatsächlich an kostenlosen

Online-Events teil. Die pure Hoffnung darauf,

dass das Thema interessant genug ist,

dass sich neben den angemeldeten Teilnehmer

auch tatsächlich weitere dazuschalten,

ist keine Strategie. Sie verschwenden im

Ernstfall viel Budget (Streamingkosten,

Personal im Backend etc.), wenn Sie ein

virtuelles Event für 5000 Menschen planen,

aber nur 1000 teilnehmen.

02

Fassen sie sich kurz

Kein Vortrag länger als 15, max. 20 Minuten.

Denken Sie groß, aber gliedern Sie

kleinteilig. Teilen Sie also einen längeren

Vortrag in mehrere Blöcke und kommunizieren

Sie das auch am Anfang. Beschränken

Sie sich auf das Wesentliche und bieten

Sie lieber an, dass es „Deep-Dive“ Sessions

gibt, in denen Interessierte auch noch das

kleinste Detail erfahren und diskutieren

können. Nur für das, was die Zuschauer

wirklich interessiert, werden sie sich auch

Zeit freiräumen.

03

Kein Event ohne Agenda

Ihre Zuschauer müssen immer wissen,

wann was passiert. Sie müssen auswählen

und wechseln können.

04

Binden Sie Zuschauer mit ein

Ihr Ziel muss es sein, dass ein passiver Zuseher

zu einem aktiven Teilnehmer wird.

Und das nicht nur über Fragen.

Lassen Sie sich etwas einfallen! Schaffen

Sie Nähe und einen Raum für direkten

Austausch. Vermitteln Sie Ihren Zuschauern

das Gefühl, dass physische Distanz

keine Barriere ist.

05

Vermeiden Sie einen

Medienbruch

Sorgen Sie dafür, dass Ihre Zuschauer nur

einen Kanal für alle Interaktionen benutzen

müssen. Je mehr Kanäle es gibt, auf denen

sich Ihre Zuschauer einloggen müssen,

desto mehr gehen Ihnen unterwegs verloren.

Ermöglichen Sie Ihren Zuschauern

einen einfachen Zugang zu Ihrem virtuellen

Event. Komplizierte Anmeldeprozesse

wirken abschreckend.

06

Gehen Sie auf die Zielgruppe ein

Was wollen die Teilnehmer sehen und

hören, was interessiert sie wirklich? Niemand

kann Gedanken lesen, deshalb fragen

Sie bei Ihren Teilnehmern nach und

richten Sie sich nach ihnen (z. B. Beitrag

über ein Thema, das häufig angefragt/

thematisiert wird). Nur wenn Sie auf die

Bedürfnisse Ihrer Zuschauer eingehen,

bleiben diese am Schirm und schalten

nicht innerlich oder auch äußerlich ab.

Es gilt der Grundsatz: Nicht vermuten,

sondern fragen.

07

Lassen Sie sich auf das Format

„Virtuelles Event“ ein und

planen sie genügend Zeit in der

Vorbereitung ein

Virtuelle Events stellen andere Anforderungen

an Sie als klassische Veranstaltungen.

Nur weil der Fokus sich verschiebt, bedeutet

das nicht weniger Aufwand. Bilden Sie

nicht nur Ihre Präsenzveranstaltung ab, das

kann nicht erfolgreich sein. Denken Sie Ihr

Event neu. Profitieren Sie konsequent von

den Möglichkeiten, die Online-Events mit

sich bringen.

36


08

Brauchen Sie einen Moderator?

Ja! Sobald ein Event länger dauert als eine

Stunde und die Teilnehmer wechseln oder

weitere Breakout-Workshops oder Abstimmungen

durchgeführt werden, brauchen

Sie einen Moderator. Die meisten Probleme

tauchen in den Übergängen zwischen

verschiedenen Formaten auf. Hier ist der

Moderator oder Sie selbst als Livestream-

Showmaster gefragt. Er ist Entertainer,

Animateur und Wissensquelle in einem.

Er muss Begeisterung für die Themen

und Inhalte zeigen, spontan sein und auf

Unvorhergesehenes eingehen können. Er

sollte auch mit technischen Tricks bewandert

sein. Selbst wenn die Zeit knapp sein

sollte, planen Sie mit ihm eine Probe für

die Übergänge (von Medien, von Vorträgen,

Workshops u. a.) ein.

09

Brauchen Sie einen

Event-Regisseur?

Jedes gute Event-Konzept benötigt eine

exzellente Dramaturgie mit Höhe- und

Wendepunkten. Oft geschieht dies in drei

Akten: Einleitung, Hauptteil, Schluss.

Gibt es eine Dynamik, die für Abwechslung

sorgt? Ist der Anteil von Information

und Emotion ausgewogen? Wie

sehen die Szenen aus – gibt es aufeinander

aufbauende Momente? Ist der Anteil

von Reden, Medien, Show und Pausen

ausgewogen? Gibt es Längen – egal ob

real oder gefühlt? Hierfür lohnt es sich,

einen erfahrenen Event-Regisseur und

-Dramaturgen zu engagieren, wenn Ihre

virtuelle Veranstaltung ein Erfolg werden

soll. Er verschafft einen Perspektivwechsel,

weil er als Außenstehender spiegeln

kann, was in der Innenwahrnehmung

übersehen wird.

10

Planen Sie ein

Marketingbudget ein

Sie müssen Ihren potenziellen Zuschauern

mitteilen, dass Ihr Event überhaupt

existiert. Ansonsten warten Sie vergebens.

Wie also erreichen Sie Ihre Zuschauer?

Gibt es einen Mailverteiler, eine Mitglieder-

oder Teilnehmerliste? Oder wollen Sie

eine größere Reichweite erzielen oder neue

Zielgruppen ansprechen? Dann müssen

das in den entsprechenden Kanälen bewerben.

Denken Sie auch an das Thema

Teilnehmer-Management. Die Teilnehmer

sollten an die Hand genommen werden,

damit sie das Event nicht verpassen. Sind

Erinnerungsmails und Kalendereinträge

ausreichend? Welche Tutorials und Vorab-

Anfragen sind hilfreich zum rechtzeitigen

Testen? Z. B. haben Sie ein Mikrofon, eine

Kamera und eine stabile Internet-Verbindung

zu Hause?

11

Nehmen Sie Ihre Zuschauer mit

Start- und Pausen-Videos mit Countdown

und Timetables helfen bei der Orientierung.

Planen Sie ebenfalls für Störungen

entsprechende Störungstafeln ein. Ein

Zuschauer, der nicht weiß, was gerade passiert

oder der auf einen schwarzen Screen

starrt, ist ein verlorener Zuschauer.

12

Bauen Sie eine Verbindung

mit den Zuschauern auf

„Das wusste ich noch nicht!“

Auf dem neuesten Stand

Besucher wollen keine veralteten oder

allgemein im Internet verfügbaren Informationen

erneut vorgekaut bekommen.

Relevante Informationen aktuell in Echtzeit

aufzubereiten sowie zu visualisieren,

wird Aufmerksamkeit steigern.

„Können Sie mir helfen?“

Anregungen bis ins Detail

Teilnehmer kommen mit spezifischen

Fragestellungen, für die sie sich Lösungsansätze

versprechen. Sie suchen nach Antworten

zu ihren realen Problemen. Daher

erwarten sie Orientierungsmöglichkeiten.

„Das muss ich erst mal verdauen“

Zeit zum Austausch

Teilnehmer benötigen Zeit, um neue

Informationen zu verarbeiten und in ihre

Situation umzusetzen. Bei der Konzeption

von Meetings sollte daher darauf geachtet

werden, dass den Teilnehmern ausreichend

Raum und Zeit geboten wird, damit die gehörten

Inhalte verarbeitet werden können.

„Das nehme ich mit!“

Anleitung zur Implementierung

Teilnehmer benötigen in jeder Einheit Zeit,

um entscheiden zu können, wie sie das Gehörte

in ihrem Alltag anwenden können.

Dies ist ein wichtiger und oftmals vernachlässigter

Teil bei den meist vollgepackten

(Online-) Konferenzen.

„Das macht Spaß!“

Unterhaltung und Professionalität

Wer hat gesagt, dass Informationen, Wissensvermittlung,

Bildung langweilig aufbereitet

sein müssen? Zuschauer erwarten

immer noch unterhalten zu werden − unabhängig

vom Inhalt. Zeigen Sie Begeisterung,

denn nur wer mit Herzblut dabei ist,

reißt seine Zuschauer mit. Und nur wenn

Sie sich als TV-Sender verstehen und die

entsprechenden Mechanismen beachten,

bleiben die Zuschauer dabei.

37


„Nice to meet you“

Vernetzung der Besucher

Menschen sehnen sich nach realer Begegnung.

Dies ist der Grund, warum viele

Besucher weiterhin auch analoge Fachtagungen

und Messen besuchen. Warum

nicht auch im virtuellen Raum Anreize

bieten, um passgenau auf alte und neue

Kontakte in spezifischen Themengebieten

zu treffen?

„Hier kann ich mitwirken!“

Interaktion und Partizipation

In Zeiten immer enger verzahnter digitaler

Kommunikation ist die Partizipation von

Besuchern einfacher denn je zuvor zu gestalten.

Durch Chats bei Talkrunden oder

Vorträgen, die vergemeinschaftet oder

einzeln an den Referenten vom Zuschauer

gestellt werden können.

13

Welche Plattform

sollen Sie benutzen?

DIE eine Plattform gibt es nicht, es gibt

sehr viele unterschiedliche. Sie sind so

individuell wie Ihr Event.

Beispiel A

Wenn Sie eine Abstimmung und die Möglichkeit,

Wahlen abzuhalten und Anträge

einzubringen, benötigen, dann brauchen

Sie eine Plattform, die justitiabel einwandfrei

sein muss, dafür aber aufgrund der

vielen Möglichkeiten auch ein wenig komplexer

ist (Open Slides, Event 66, altares,

mentimeter, u. a.).

Beispiel B

Wenn Sie vertrauliche Informationen

austauschen und nur mit hochrangigen

Mitarbeitern kommunzieren wollen, benötigen

Sie eine andere Sicherheitsstufe und

Zertifikate als im Beispiel C aufgeführt (MS

Teams, eigene Webseite mit entsprechenden

Zertifizierungen etc.).

Beispiel D

Wenn Sie Teilnehmer eines Kongresses in

eine barrierefreie Kommunikationsplattform

mit Hauptbühne, Nebenräumen, persönlicher

Kommunikation und Netzwerk-

Gelegenheiten einladen wollen, sollten Sie

die einzelnen Funktionen und Features,

Sicherheits-Anforderungen (DSGVO-konforme

Server) usw. miteinander vergleichen

(hopin, zoomit, scoocs, eventmobi,

meetyou, u. a.)

Definieren Sie deshalb vorab das

Anforderungsprofil Ihres Events genau,

bevor Sie sich für eine Plattform entscheiden.

Jede Plattform hat ihre besonderen

Stärken, aber eben auch Schwächen. Und

es gibt große Unterschiede in der Preisgestaltung.

Prüfen Sie auch die Referenzen

und Erfahrungswerte für die erwartete

Anzahl an Teilnehmern.

14

Vor Ort, Hybrid oder

Full Remote

Wollen Sie Budget dafür verbrauchen, ein

Studio zu bauen – und warum? Oder doch

lieber einen größeren Betrag ins Marketing

stecken und mehr Zuschauer erreichen?

Auch hier gilt wieder: Sie müssen das Anforderungsprofil

Ihres Events klar definieren

und dann die Entscheidung treffen,

was für eine Art von Veranstaltung Sie

durchführen wollen.

Beispiel A

Wenn Sie ein physisches Produkt vorstellen

möchten, werden Sie um ein hybrides

Event nicht herumkommen. Sie wollen ja

das Produkt wirklich zeigen, also brauchen

Sie einen Ort, an dem dieses Produkt präsentiert

werden kann.

Beispiel B

Das gilt aber nicht für den Fall, dass Sie

ein Kommunikationsevent mit Keynotes in

entsprechender Qualität präsentieren wollen.

Dann ist ein rein virtuelles Event für

Sie die sicherere und auch budgetfreundlichere

Umsetzungsvariante.

15

Gehen Sie auf Nummer sicher

Sie können als Veranstalter alles richtig

machen und dennoch werden Menschen

Probleme haben, sich einzuloggen oder

Audio und Video richtig zu empfangen.

Das liegt ganz einfach an der Vielzahl

der verwendeten Systeme (Mobil oder

Desktop, Windows, Android oder iOS)

und der Einschränkungen, der viele User

unterliegen, die mit unternehmenseigenen

Systemen an Ihrem Event teilnehmen

wollen.

Viele große Unternehmen haben zum

Beispiel die Nutzung der Webcam für ihre

Mitarbeiter gesperrt. Bieten Sie deshalb

Backupmöglichkeiten an. Zum Beispiel

einen Alternativ-Stream auf einem nicht

gelisteten YouTube-Kanal, für den nur Sie

den Link kennen und der auch nur auf

Nachfrage bei der Hotline herausgegeben

wird. Richtig – bei der Hotline.

Sie werden einen Helpdesk benötigen

um a) überhaupt zu erfahren, dass es

möglicherweise auf einem System Probleme

gibt und b) Abhilfe zu schaffen, wenn

mehrere User immer wieder das gleiche

Problem haben. Denn Sie haben nur

diese eine Live-Veranstaltung. Sie können

alles proben, aber Sie haben nicht alle

Ihre Zuschauer in der Probe dabei. Und

wichtig: Die Hotline sollte außerhalb der

Plattform erreichbar sein, auf der Sie Ihre

Veranstaltung präsentieren. Denn wenn

sich jemand gar nicht erst einloggen kann,

kann er ja auch innerhalb der Plattform die

Hotline nicht in Anspruch nehmen.

Beispiel C

Wenn Sie Endverbrauchern möglichst

einfach die Gelegenheit geben wollen, Ihr

neues Produkt erleben und mit Ihnen interagieren

zu können, dann spielen einfache

Zugänglichkeit und Handhabung eine

größere Rolle als in den vorgenannten beiden

Beispielen (geeignete Plattformen z. B.:

Zoom, YouTube, Vimeo, Facebook etc.).

Wir danken Andreas Einbeck

für die Bereitstellung des

Whitepapers, das wir hier mit

Ergänzungen abdrucken. Weitere

Informationen und Unterstützung

unter regiepast.de.

38

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