Auenbroschüre_Gebietsbetreuer in Bayern
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Der Europäische Biber
BIBER
EIN AUENBEWOHNER
Gebietsbetreuung
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Bibermanagement
in Nordbayern
Er kann als prädestinierter Bewohner der Aue
angesehen werden. Eine Verbindung zwischen
Aue und Biber ist logisch, denn die
Aue lebt und stirbt mit dem Wasser. Fehlt der Aue
das Wasser, so geht ihr regelrecht die Luft aus. Fehlt
dem Biber das Wasser in seinem Lebensraum, so
wird er versuchen zu stauen. Scheitert er, so muss
er abwandern. Gelingt dem Biber durch Dammbau
der Rückhalt von Wasser, so bleibt es auch dem
Bach und seinem Bett.
Wasser! Wie dringend wird es benötigt? Biberdämme
bewirken einen Wasserrückhalt in der
Landschaft, der besonders in trockenen Perioden
im Frühjahr und Sommer sehr bedeutend
für die Ökosysteme sein kann. Biber sind immer
häufiger die Garanten für das Überleben der an
Wasser gebundenen Tierwelt. Seit
Jahren gehen in Bayern großflächig
die Grundwasserstände zurück, ein
leider wachsendes Problem. Unsere
Vorfahren haben es geschafft, die
Lauflängen von Bächen und Flüssen
zu verkürzen, den Auen das Wasser
„abzugraben“. Es geschah, um Land
urbar zu machen. Vielleicht ist dies
aus dem zeitlichen Kontext zu entschuldigen,
doch dies kann und darf
heute nicht mehr Handlungsmaxime sein. Auen
sind bedroht. Die Aue ist wie das Herz, das pumpt.
Ohne Pumpe auch keine Aue, allenfalls Reste.
Biber können, wenn wir sie lassen, viel Gutes bewirken.
Denn sie bringen Dynamik zurück in kastrierte
Wasser läufe, an die sich die Bewirtschaftung
herangeschlichen hat. Die Landnutzer sind deshalb
oft nicht die Freunde von Bibern, die mit ihrem
Wassermanagement Land einfordern und es sich
vielfach genommen haben.
Doch die Aue und der Biber haben gemeinsam, dass
man ihnen Platz geben muss, damit sie wirken können.
Wir sollten bedenken, dass Biber über Jahrmillionen
unsere Landschaften geprägt haben und sich
unzählige Tier- und Pflanzenarten in überfluteten
Wiesen und Bächen eingefunden haben. Weiden
„Wasserrahmenrichtlinie
mit Biberhilfe
umsetzen: Spart
uns zig Millionen,
und das dauerhaft“
Gerhard Schwab,
Bibermanager
in der Weichholzaue haben sich wahrscheinlich in
Ko evolution mit dem Nager entwickelt. Die ersten
Jahre werden die jungen Stockausschläge gemieden,
weil sie eine besonders hohe Konzentration
an Bitterstoffen aufweisen. Die Weichholzaue ist ein
Lebensraum der Aue. In den oft nur noch reliktartig
vorhandenen Flächen tummeln sich Amphibien,
Vögel und Libellen. Im Kielwasser des Bibers
schwimmen sprichwörtlich auch mehr Fische als
in unseren geordneten Strömen umher. Wo Biberaktivitäten
eine zusätzliche Strukturbereicherung
und Auenrevitalisierung in Gang setzen, zeigen
sich nach durchgeführten Studien (Meßlinger et
al, 2018) positive Entwicklungen bei der Artenvielfalt.
Biber sind nicht nur ausschlaggebend für das
Entstehen von Artenvielfalt an Gewässern, sondern
erhalten diese auch nachhaltig durch kontinuierliches
Weiterarbeiten an den selbst
geschaffenen Gewässer- und Auenstrukturen.
Selbst liegengebliebene
Bäume sind ein Segen für die Flussökologie.
In der Strömung verwirbeln
sie das Wasser und reichern es mit
Sauerstoff an.
Die landschaftsgestaltende Wirkung
des Bibers hat großen ökologischen
Nutzen. Überflutete Flächen entwickeln
sich je nach Standort zu Weichholzauen,
Schilfzonen, Seggenrieden oder fischfreien Kleinstgewässern,
in denen Amphibien wie die Gelbbauch
unke oder der Laubfrosch gefahrlos laichen
können. Vielfalt erzeugen auch die Baumfällungen
des pelzigen Wassertieres. In den entstehenden
Lücken wachsen im kleinräumigen Wechsel von Hell
und Dunkel auf engstem Raum Pflanzen mit ganz
unterschiedlichen Licht- und Nährstoffbedürfnissen.
Der Biber (Castor fiber) ist also Ökosystem-Manager
und Wasserbauingenieur. Sein Wirken wird in der
Aue dringend benötigt. Keine Frage, dass er ein
wichtiger Bestandteil unserer Landschaft, unserer
Auen ist. Er macht uns Mühe und er fordert heraus,
aber ohne ihn geht es nicht.
Horst Schwemmer
1 Biber in seinem
Element.
2 Totholz bietet nicht
nur aus ästhetischer
Sicht etwas. Es ist auch
Lebensraum für Insekten,
Pilze, Höhlenbrüter…
3 Artenreiche krautige
Überschwemmungsbereiche
entstehen
hinter Biberdämmen.
4 Flachwasserbereiche
halten Wasser in der Fläche
und sorgen für Grundwasseranreicherung.
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Bilder: Hans-Joachim Fünfstück (1), Horst Schwemmer (2, 3, 4)
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