Rechtliche Grundlagen der Tierzucht

Rechtliche Grundlagen der Tierzucht
EU-Tierzuchtverordnung
Die EU hat zum 08.06.2016 ( EU 2016/1012) eine neue EU-Tierzuchtverordnung erlassen, die das
Tierzuchtrecht innerhalb der EU einheitlich regelt. Diese Verordnung wurde zum 01.11.2018
wirksam. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden auch die nationalen Gesetze in Österreich angepasst:
• EU-Tierzuchtverordnung
• NÖ Tierzuchtgesetz
Dieser Verordnung unterliegen Rassetiere (Natursprung, Samen, Eizellen, Embryonen) Für die
jeweilige Rasse ist hierfür die anerkannte Tierzuchtorganisation zuständig. Für das American
Quarter Horse ist dies laut Anerkennungsbescheid die Tochterorganisation des
Ursprungszuchtbuches American Quarter Horse Association, USA als Filialzuchtbuch die
• Austrian Quarter Horse Association (AQHA Austria), Bahnstraße 67, 2801 Katzelsdorf
• Listung der anerkannten Zuchtorganisation in Österreich, Stand 05.2021
Jeder der ein Rassetier besitzt, muss in die jeweilige lokale Tierzuchtorganisation aufgenommen
werden. In der praktischen Umsetzung spannt AQHA Austria durch das dem Tierzuchtgesetz
entsprechende Zuchtprogramm für jeden Züchter bzw. Besitzer eines American Quarter Horse‘s
die gesetzliche Grundlage, ohne dem weder Zucht noch Anerkennung als Rassepferd
möglich ist.
Auszug der EU-Tierzuchtverordnung (2016/1012) zur Erklärung wozu dieses seitens der EU
erlassen wurde. Der gesamte Wortlaut definiert weit mehr Parameter:
„(8) In den vergangenen 20 Jahren musste die Kommission auf zahlreiche Beschwerden von Züchtern
und Akteuren, die Zuchtprogramme durchführen, wegen der unterschiedlichen Umsetzung und
Auslegung von Rechtsakten der Union zum Tierzuchtrecht in den Mitgliedstaaten reagieren. Um eine
einheitliche Anwendung des Tierzuchtrechts der Union zu gewährleisten und um Behinderungen des
Handels mit Zuchttieren und deren Zuchtmaterial, bedingt durch die unterschiedliche Umsetzung dieser
Richtlinien in den einzelnen Staaten, zu vermeiden, sollten die Tierzucht- und
Abstammungsbestimmungen für den Handel mit Zuchttieren und deren Zuchtmaterial in der Union
sowie für die Verbringung derselben in die Union in einer Verordnung festgelegt werden.“
Teil dieser Verordnung sind auch sogenannte „Tierzuchtbescheinigungen“ für die Verwendung,
Verbringung und Lagerung
… von Samen, Eizellen, Embryonen:
• DVO (EU) 2017/717
• geänderte Muster ab 04.07.2020 DVO (EU) 2020/602
… & für den Handel zur Verbringung in die EU reinrassiger Pferde:
• Tierzuchtbescheinigungen für reinrassige Zuchtequiden delVO (EU) 2017/1940
Die jeweilige Tierzuchtbescheinigung wird für die Rasse American Quarter Horse in Österreich
bei Bedarf von der zuständigen Tierzuchtorganisation Austrian Quarter Horse Association
ausgestellt. Die Ausstellung ist lediglich im Umgang mit Samen, Eizellen, Embryonen oder der
Einfuhr von Rassepferden notwendig. Dies betrifft auch die Lagerung und den Einsatz auf Uni
Kliniken, als auch privaten EU anerkannten Besamungsstationen.
• Antrag zum Erhalt einer Tierzuchtbescheinigung von AQHA Austria
Die Tierzuchtbescheinigungen sind für die Einfuhr von Pferden auch dahin zu verstehen, als das
eingeführte Zuchtpferd durch AQHA Austria bei Vorliegen der Grundlagen anerkannt wird. Für
Zuchtpferde gelten dann bei der Einfuhr erniedrigte Steuersätze, im Rahmen der
„Abgabenbegünstigung für Pferde als reinrassige Zuchttiere“ im Zollsystem Österreichs.

Pferdepass
Seit 01.01.2016 gilt die neue Equidenpass-Verordnung der EU und ersetzte die Verordnung (EU)
504/2008 (ab 2008 galt die grundsätzliche Verpflichtung zur Ausstellung von Pferdepässen
aufgrund des Fleischskandals „Lasagne“). Für die Umsetzung der Veränderungen wurde den
Ausstellungsbehörden eine Übergangsfrist bis zum 30.06.2016 eingeräumt, d. h. dass ab
dem 01.07.2016 alle Equidenpässe nach der DVO (EU) 2015/262 ausgestellt werden müssen.
Der Pferdepass ist kein freiwilliges Dokument, sondern gesetzliche Verpflichtung und er ist
innerhalb der ersten sechs Monate ab Geburtsdatum des Pferdes vom Besitzer des Pferdes
zu beantragen. Die zuständige Tierzuchtorganisation ist hierfür erfüllungsverpflichtet.
Aufstallung, Turnier und jegliche Verbringung sind ohne Pass verboten und können von der
jeweiligen Bezirkshauptmannschaft mit Geldstrafen sanktioniert werden.
Antragsformular Pferdepass für American Quarter Horse u.a. Westernrassen
Als Information an die Antragsteller und Tierärzte: ZAP oder ÖPS Anträge waren
und sind für die Westernrassepferde die falschen Unterlagen. ZAP, ÖPS und AQHA
haben einen erheblichen Mehraufwand, diese Anträge zu sichten und dies im Sinne
der Antragsteller aufzuklären.
Der Pferdepass ist von der zuständigen Zuchtorganisation auszustellen. Das Formular ist vom
Antragsteller und vom Tierarzt zu unterschreiben. Tierzuchtverordnung und Equidenpass
Verordnung verschmelzen hierbei, da die jeweilige Zuchtorganisation die Pässe auch als
Abstammungsnachweis - unabhängig anderer Dokumente - zu erstellen hat. Die Gesetzgeber
haben hierbei zwei autarke Gesetze im Ergebnis der Handhabung bewusst oder unbewusst
verknüpft. Als zentraler Identifizierungspunkt zwischen Pass und Pferd dient der dem jeweiligen
Pferd von einem Tierarzt einzusetzende ISO Mikro Chip zur Identifikation. Eine andere
Kennzeichnung, wie das Brennen von Pferden, ist gesetzlich verboten (Ausnahme
Kulturrassen in Österreich wie Haflinger, Noriker, Öst. Warmblut). Die Tierzuchtorganisation ist
verpflichtet, im Fall von „Brennen“ dies der Bezirkshauptmannschaft bei Erkenntnis als Verstoß der
Kennzeichnungsverordnung und des Tierschutzgesetzes anzuzeigen.
Der Pass ist beim Pferd, bzw. dessen Einstellort aufzubewahren und auf Verlangen bei
Behördenbesuchen vorzulegen. Wird das Pferd verbracht, ist der Pass mitzuführen.
Funktionen des Pferdepasses:
• Ein Dokument über die Identität des Pferdes.
• Er dient als Nachweis über den gesundheitlichen Status des Pferdes und seines Stalles.
• Der Pass und die Eigentumsurkunde dürfen nicht durch eigene Eintragungen verändert
werden.
• Zur Vereinfachung von Kauf oder Verkauf eines Pferdes.
• Informationen über Impfungen, Medikations- und Gesundheitskontrollen bzw.
Laboruntersuchungen.
• Der Pass entspricht europäischen Bestimmungen und ist ein Begleitdokument.
• Grundlage für alle Recherchen bei Diebstahl des Pferdes.
• Förderung der Eigentumssicherung.
• Der Zuchtpass weist Ergebnisse von Leistungsprüfungen aus und dokumentiert die
Eintragungen in Zuchtbücher.
• Grundlage für die Eintragung als Turnierpferd national (FN) und international (FEI).
• Zur Besitzwechseleintragung im Pferdepass wird eine Kopie der Eigentumsurkunde oder
eine Kopie des Kaufvertrags benötigt.
• Die Eigentumsurkunde, beim American Quarter Horse ist diese das „Certificate of
Registration“ (CEO) des Ursprungszuchtbuches, der American Quarter Horse Association
USA, wird zusammen mit dem Pferdepass dem neuen Eigentümer übergeben.
AQHA Austria, Saadi, 17.05.2021