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Maas No. 21 Verbundenheit

Das erzwungene Social distancing in der Corona-Zeit hat uns gezeigt, wie wichtig menschliche Nähe für uns ist. Viele Möglichkeiten zum Austausch sind weggefallen, aber die geblieben sind, haben ihre Qualität verändert. In diesem Magazin bekommst du einen Vorgeschmack von einem neuen Level der Verbundenheit. Wenn wir uns für echte Beziehungen öffnen, können wir näher zueinander finden und gemeinsam über uns hinaus wachsen. Darin liegt die Antwort auf viele Fragen der heutigen Zeit und enormes Zukunftspotential für eine neue, schöne Welt. Mit Beiträgen von u. a. Prof. Dr. Gerald Hüther, John Strelecky, Steffen Lohrer, Angelika Gulder, Bärbel Wardetzki, Beate Hofmann, Anita Maas uvm.

Das erzwungene Social distancing in der Corona-Zeit hat uns gezeigt, wie wichtig menschliche Nähe für uns ist. Viele Möglichkeiten zum Austausch sind weggefallen, aber die geblieben sind, haben ihre Qualität verändert.

In diesem Magazin bekommst du einen Vorgeschmack von einem neuen Level der Verbundenheit. Wenn wir uns für echte Beziehungen öffnen, können wir näher zueinander finden und gemeinsam über uns hinaus wachsen. Darin liegt die Antwort auf viele Fragen der heutigen Zeit und enormes Zukunftspotential für eine neue, schöne Welt.

Mit Beiträgen von u. a. Prof. Dr. Gerald Hüther, John Strelecky, Steffen Lohrer, Angelika Gulder, Bärbel Wardetzki, Beate Hofmann, Anita Maas uvm.

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VERBUNDENHEIT

No. 21

VERBUNDENHEIT

Das neue Wir

THEMENBAND No. 21

Wie wir gemeinsam

über uns hinaus wachsen

9,90 € (D)

10,90 € (AT)

15,50 CHF (CH)

b e w u s s t und erf ü l lt leben

www.maas-mag.de


2

Miteinander geht

es leicht


Foto: Meinhard Stulz

Liebe Leserin, lieber Leser!

Wir wollen alle irgendwo dazu gehören, wir möchten uns mit Menschen

umgeben, die die gleichen Interessen und Ansichten

haben. In dieser Gruppe fühlen wir uns wohl. Aber jedes Wir braucht

auch ein Gegenüber: das Ihr. Die Spaltung der Gesellschaft in arm und

reich, schwarz und weiß, Frauen und Männern, Geimpfte und Ungeimpfte

usw. nimmt zu – angefeuert von den Algorithmen von Facebook

und Instagram, die dir nur Aussagen zeigen, die deine eigene

Meinung bestärken.

Diese Spaltung bringt uns aber

nicht weiter, denn wir sitzen alle

im selben Boot, bewohnen den

gleichen Planeten. Wie wäre es,

wenn wir an einem Strang ziehen

und unsere Unterschiedlichkeiten

dazu einsetzten, co-kreativ ganz

neue Lösungen zu finden, zum

Wohle aller? Das Wissen und die

Fähigkeiten sind da, wir müssen

sie nur noch mit vereinten Kräften

für das große Ganze einsetzen statt

gegeneinander.

Die Zeit ist reif dafür, dass die

Menschheit als Ganzes eine neue

Stufe erreicht, ein anderes Bewusstsein.

Die schon in den alten Kalendern

angekündigte neue Epoche

geht stark mit der Verbundenheit

einher. Durch die Digitalisierung

sind wir weltweit fein vernetzt und

werden mehr Zeit haben, um uns

lokal in autarken Gemeinschaften

miteinander zu verbinden.

Was wie eine riesige Aufgabe

aussieht, ist in Wirklichkeit ein

ganz kleiner Schritt, den jede*r tun

kann: Verbinde dich wieder mit dir

selbst, mit deinen Gefühlen, mit

deinen Wünschen und Sehnsüchten!

Wenn du den Kontakt zu dir

selbst wieder hergestellt hast, fällt

es dir auch leichter, mit Anderen

echte Beziehungen zu pflegen: Du

bleibst ganz bei dir und nimmst den anderen

mit all seinen Bedürfnissen und Ängsten wahr.

So entstehen viel tiefere und ehrlichere Beziehungen

auf allen Ebenen: in der Partnerschaft,

aber auch zu Kollegen, Kunden, Lieferanten,

Nachbarn, Familie usw. Das muss nicht immer

ein Schmusekurs sein, auch die Wut gehört als

wichtiger Bestandteil zu einer ehrlichen Kommunikation.

Der Schlüssel zu dieser neuen Entwicklung

liegt für mich in der Verbundenheit zur Natur.

Bei einem achtsamen Spaziergang im Wald verbinde

ich mich mit allen Sinnen mit meiner lebendigen

Umgebung. Ich werde weich und weit,

strecke meine Fühler aus. Ich fühle mich verbunden,

geborgen, angenommen, so wie ich bin. Ich

lasse alle Masken fallen, mein Ego und die herausgeputzte

Persönlichkeit bröckeln und hervor

kommt mein wahres Selbst. Auf dieser Ebene

des Seins angekommen, kann ich anderen ganz

einfach die Hand reichen. Und mit ein bisschen

Anleitung und Übung spüre ich sogar die Verbindung

mit der Schöpfung und kann mich dem

großen Ganzen öffnen. Dann hört alle Trennung

auf. Es gibt nur noch das Einssein.

Das Gefühl der Verbundenheit ist die Basis für

das neue Wir. Dann können wir gemeinsam über

uns hinaus wachsen in eine schöne, neue Welt.

Im Juni 2021

3


Inhalt

WIE WIR ZUEINANDER FINDEN

Im Geiste verbunden 22

Das Frauennetzwerk

Futurewoman (Janine Steeger)

Human Project net. 34

Miteinander Instrumentsein!

(Helge Burggrabe)

Das Wir im ICH 46

Wer ist eigentlich ICH?

(Friedrich Assländer)

Narzissmus 56

und die Suche nach Verbundenheit

im Wir (Bärbel Wardetzki)

Von der Gesellschaft 78

zur Gemeinschaft

Visionen für eine lichtvolle Welt

(Antje Tittelmeier)

Brücken bauen zu 84

Andersdenkenden

in Zeiten von Corona

(Martin Kirchner)

8

66

reconnect to nature

von Anita Maas

ein gefühl von nach hause kommen

von Udo Schroeter

VERBUNDEN MIT DEM GRÜNEN BAND DER NATUR

Reconnect to nature 8

Wie du dich mit den Elementen

verbindest (Anita Maas)

Sommersonnenwende 42

Die Zeit der Fülle und des

Feierns beginnt!

(Christine Fuchs)

Lebe als bewusster Teil 50

der Grünen Welt!

So nimmst du Kontakt zu

Bäumen auf. (Isabel Arends)

62

wie können wir die spaltung

überwinden von Steffen Lohrer

70

gemeinsam wachsen wir über

uns hinaus von Gerald Hüther

4


narzissmus

von Bärbel Wardetzki 56

lebe als bewusster teil der

grünen welt von Isabel Arends 50

DAS NEUE WIR

Wir und die anderen 14

Ihr gehört nicht dazu, oder

doch? (Friedrich Assländer)

Gemeinschaft als Lebens- 18

lernort für Verbundenheit

Die Lebensgemeinschaft im

ZEGG (Barbara Stützel)

Wut 26

Geheime Zutat für

gelingende Beziehungen

(Friederike von Aderkas)

In Zeiten der Krise 32

füreinander da sein

Firmen zeigen Solidarität …

(Marion Bredebusch)

Sich mit Allem und Jedem 38

verbinden

(John Strelecky)

Wie können wir die 62

Spaltung in der Gesellschaft

überwinden?

Interview mit Steffen Lohrer

Ein Gefühl von 66

Nach-Hause-Kommen

In der Natur spüre ich den Takt

des Lebens. (Udo Schroeter)

Gemeinsam wachsen 70

wir über uns hinaus

Die Lösung liegt in

der Co-Kreativität

(Prof. Dr. Gerald Hüther)

Das neue Wir verbindet, 90

Kopf Herz und Hand

Wie die alternativen Nobelpreisträger

Politik und

Spiritualität verbinden

(Geseko von Lüpke)

gemeinschaft als lebenslernort

von Barbara Stützel 18

IN JEDER AUSGABE

Positive Psychologie 48

Ein Quiz für dich (Oliver Haas

und Julian Scharbert)

Coaching to go 83

Wie verbunden fühlst du

dich?(Angelika Gulder)

warum es so wichtig ist

sich zu verbinden von John Strelecky 38

Schwarzes Brett 61

Sinnerfüllter leben 76

und arbeiten

Keiner lebt für sich allein…

(Beate Hofmann)

Filmtipps 96

(Dunja Burghardt)

Impressum 98

5



Wenn du schnell

sein willst,

gehe allein.

Wenn du weit

gehen willst, gehe

mit anderen

a f r i k a n i s c h e s

s p r i c h w o r t


RECONNECT!

ANITA MAAS

Dies ist ein Aufruf, dich wieder mit der Natur zu verbinden.

Nicht um der Natur willen, sondern um deiner selbst willen.

Dass wir die Verbindung zu unserem natürlichen

Lebensraum verloren haben, ist unser größter

Schmerz, unter dem wir unbewusst leiden. Die

Trennung von der Natur ist eine Folge davon, dass

wir abgestumpft sind, unsere Sinne zurückgezogen

und eine Mauer um uns herum gebaut haben. Wir

haben uns isoliert, sitzen durch Mauern aus Beton

und Stahl abgeschottet von allen natürlichen Einflüssen

in unseren Häusern, Büros, Geschäften

und Autos. Unser erster Blick geht morgens auf

die Wetter-App, um herauszufinden, was wir anziehen

und auf welche Temperatur wir uns an

diesem Tag einstellen. Die App sagt uns ganz genau,

um wieviel Uhr es mit welcher prozentualen

Wahrscheinlichkeit regnen wird. Aber eigentlich

ist es fast egal, wie das Wetter wird, denn das Auto

hat ja eine Klimaanlage und das Büro oder Geschäft

wahrscheinlich auch. In den Supermärkten

gibt es das ganze Jahr erntefrisches Obst aus aller

Welt. Das ist alles sehr praktisch und wir wissen

diese Annehmlichkeiten zu schätzen. Ein großer

Fortschritt! Wer möchte schon leben wie im Mittelalter!

Aber wir bezahlen auch einen hohen Preis

dafür: Wir entfernen uns immer mehr von unserer

natürlichen Umwelt und ersetzen sie durch eine

künstliche. Wir brauchen aber die Verbindung zur

Natur mehr zum Menschsein, als wir ahnen.

Foto: Ronny Barthel


HIMMEL UND ERDE

Wir laufen also mit unseren Schuhen über Asphalt,

sind umgeben von wohltemperierter und befeuchteter

Luft, es duftet nach Parfum, Deo und Aftershave.

Wir trinken Wasser mit Apfel- oder Zitronengeschmack

und essen aufwendig verarbeitete Fertigprodukte.

Wo kommen wir noch in wirkliche Verbindung

mit der Erde? Unmerklich, aber stetig haben

wir den Boden unter den Füßen verloren. Es fehlt

uns die Gelegenheit, Stress und Elektrosmog an die

Erde abzugeben und uns wieder mit frischer, unverbrauchter

Energie aufzuladen. Wir treiben auf einer

isolierenden Schicht aus Asphalt und Schuhsohlen

über der Erde, ohne mit ihr verwurzelt zu sein. Unser

Gemüse wächst auf Substraten in künstlicher Beleuchtung

und wir leben eigentlich auch wie eine

Topfpflanze in Hydrokultur, deren Wurzeln sich

durch den mit nährstoffreichem Wasser getränkten

Blähton schieben. Wir haben den Kontakt zur Erde

verloren, unsere Wurzeln berühren nicht mehr den

humosen und von Millionen Mikroorganismen lebendigen

Boden. Wir sind zwar keine Pflanzen, aber

die Erdung, die Bodenhaftung, das Gefühl eingebettet

zu sein in einen intakten Lebensraum, dessen

Bestandteil wir sind, fehlt uns dennoch. Und das

zeigt sich daran, dass wir viel zu viel im Kopf sind,

unsere Gedanken sich demzufolge überschlagen

und in emsiger Betriebsamkeit enden – die allzu

oft in den Burn-out führt. Uns fehlen die Ruhe und

die Geduld, das Gefühl der Geborgenheit, all das,

was uns eine liebende Mutter gibt. Wie die verlorenen

Kinder irren wir umher und werden immer kränker,

als Einzelner, aber vor allem als Gesellschaft.

DEN BODEN UNTER

DEN FÜSSEN FÜHLEN

Diese Entwicklung lässt sich ganz leicht umdrehen:

Zieh deine Schuhe aus! Laufe barfuß in deiner Wohnung,

auf der Terrasse oder dem Balkon, auch im

Garten, auf dem Rasen und in den Beeten. Wie fühlt

es sich an: mal kalt, mal warm, feucht vom Tau oder

sogar nass vom Regen, weich und federnd wie im

Wald oder hart und pieksig? Jetzt im Sommer kannst

du jeden Morgen ein paar Schritte barfuß auf der

Erde tun und du wirst sehen, wie sehr das deinen

Tag verändert! Oder in der Mittagspause mal die

Schuhe ausziehen und über die Wiese im Park laufen.

Und am Abend mal eine Runde barfuß durch den

Wald streifen. Deine Füße gewöhnen sich schnell

daran. Automatisch bist du langsamer unterwegs

und registrierst deine Umwelt wesentlich mehr. Das

Barfußlaufen regt nicht nur alle Sinne an und stimuliert

über die Reflexzonen an den Füßen den ganzen

Körper, sondern man neutralisiert auch die Energie

und nimmt vor allem auf weichem Waldboden viele

Elektronen auf, die wir zum Ausgleich brauchen.

SICH DEM HIMMEL ÖFFNEN

Letztlich geht es darum, einen guten Stand zu haben

und deine Umwelt ganz bewusst wahrzunehmen.

Nicht der Umwelt zuliebe, sondern weil du damit

deine Sinne schärfst und du ganz aktiv wahrnimmst,

was um dich herum passiert. Diese Feinsinnigkeit

ermöglicht dir zu erkennen, was gerade falsch läuft

und vor allem auch, wo der richtige Weg für dich

hinführt. Das erspart dir jede Menge Umwege. Das

allergrößte Geschenk der Verbindung mit der Erde

an dich aber ist, dass du bei dir selbst ankommst. Du

bist in der Sicherheit und in Ruhe.

Von diesem Punkt aus kannst du dich dem Himmel

öffnen. Gut verwurzelt spannst du deine Arme auf

und öffnest dein Herz. Du schaust mit geschlossenen

Augen nach oben und lauschst auf eine Eingebung.

Sie wird kommen. Früher oder später. Diese Achse

in dir zwischen Himmel und Erde wird immer stärker

werden. Du fühlst dich gut eingebunden und folgst

deinem göttlichen Plan. Das ist das Geschenk der

Erde an dich und alle ihre Kinder.

DIE VIER ELEMENTE

Alles hier unten auf der Erde besteht aus den vier

Elementen Feuer, Erde, Wasser und Luft. In irgendeiner

Form ist alles daraus zusammengesetzt. Bei

uns Menschen finden wir das Element Erde in unserem

Körper, die Knochen sind wie die Steine. Unser

Blut schlängelt sich in den Adern wie die Flüsse über

die Erde. Unser Atem, der jede Zelle durchströmt,

ist wie der Wind, der in großen Luftströmen um die

Erde zieht und bis in den kleinsten Winkel gelangt.

Das Feuer finden wir in unserem Geist, den sprühenden

Ideen, der flammenden Begeisterung. Wenn

wir uns also noch stärker mit der Erde verbinden

möchten, können wir uns ganz bewusst und intensiv

auf die vier Elemente einlassen.

9


rec o n n ect

ERDE

Das Element Erde steht für alles

Körperliche, Nährende, Tragende.

Wir können uns mit der Erde über das Essen verbinden,

ganz besonders über Wurzelgemüse wie

Möhren, Kartoffeln und rote Beete. Bei jeglicher

Zufuhr von Nahrung können wir der Erde danken,

die es hervorgebracht hat und die nun unseren Körper

speist, bis er eines Tages wieder zu Erde wird.

Wenn wir im Garten arbeiten oder Blumen umtopfen

und mit unseren Händen ganz tief in der Erde

stecken, sie zwischen den Fingern zerkrümeln und

locker über die Saat streuen, Regenwürmer retten

und Kompost ansetzen, sind wir ganz nah mit der

Erde verbunden.

Natürlich erden wir uns über das Barfußlaufen.

Wem das noch nicht genug ist, kann sich bäuchlings

auf die Erde (oder das Gras) legen, tief ein- und ausatmen

und dabei die Chakren öffnen, besonders

das dritte Chakra unter den Rippenbögen oberhalb

des Nabels, und alle verbrauchte Energie und

allen Stress über das geöffnete Chakra in die

Erde abfließen lassen.

Es tut auch gut, dich einfach an einen Baum zu setzen,

mit deinem Wurzelchakra seine Wurzeln zu berühren

und mit deinem Ausatem kleine Wurzeln von deinem

Steiß in die Erde hineinwachsen zu lassen bis sie

ganz tief ins Erdreich vorgedrungen sind wie die

des Baumes.

WASSER

Das Element Wasser steht für alles Fließende, Bewegliche und die Gefühle.

Wir verbinden uns mit dem Wasser am besten am

oder im Wasser. Setze dich an einen Fluss und

schaue zu, wie das Wasser stetig an dir vorbei fließt.

Du kannst kleine Stöckchen ins Wasser werfen,

um dir das Fließen noch besser zu verdeutlichen.

Wenn ein Bach rauscht, gurgelt und gluckst, kannst

du mit geschlossenen Augen der Musik des Wassers

lauschen, bis du das Gefühl hast, mittendrin zu sein

in der Sinfonie der

Wassermusik. Im Sommer

kannst du dich mit

deinen Füßen hineinstellen

oder auch ganz

in einen See oder das

Meer eintauchen. Mache

das ganz bewusst

und spüre wie das Wasser

deine Haut Zentimeter

für Zentimeter

kühlend benetzt und

dich dann ganz aufnimmt.

Das Wasser fließt und reinigt dich nicht nur beim

Waschen. Es nimmt alles Angestaute aus deiner

feinstofflichen Hülle mit. Wenn in deinem Leben

etwas ins Stocken geraten ist oder du merkst, dass

du deine Gefühle zurückhältst, dann suche einen

Fluss auf und lasse dich wieder in Bewegung bringen.

Das Element Wasser hilft dir, wieder in den

Fluss zu kommen.

Du kannst dich auch unter der Dusche oder in der

Badewanne mit dem Wasser verbinden. Sogar mit

einem Glas Wasser, das du trinkst, füllst du deinen

Wasserhaushalt wieder auf und bringst wieder etwas

ins Fließen.

Gefühle müssen fließen wie das Wasser. Wenn

wir sie zurückhalten, vermodern sie und vergiften

uns. Die Freude, die Traurigkeit, die Angst und die

Wut, alle wollen gelebt werden. Sie müssen durch

uns durch fließen, dann machen sie uns lebendig

und halten uns gesund.

10


LUFT

Das Element Luft steht für die Leichtigkeit, die

Klarheit, die Flexibilität und unsere Gedanken.

Foto: Alin Andersen (Erde), Savvas Kalimeris (Wasser), Krzysztof Hepner (Feuer) / Unsplash

Wir können uns am leichtesten mit der Luft verbinden,

indem wir ganz bewusst tiefe Atemzüge nehmen

und unsere Lungen mit Luft füllen.

Manchmal tut es auch richtig gut, sich frischen

Wind um die Nase wehen zu lassen, einmal so richtig

durchgepustet zu werden. Dann kannst du plötzlich

wieder klar sehen und besser Entscheidungen treffen.

Nicht immer ist es so windig, wie wir es vielleicht

gerade brauchen, aber auch eine leichte Brise kannst

du ganz bewusst und wohltuend in deinem Gesicht

wahrnehmen. Überall, wo ein Baum steht, hast du

Gelegenheit, auf das Rauschen der Blätter zu lauschen

und so eine herannahende Böe wahrzunehmen

und damit deine Verbindung zum Element Luft zu

intensivieren.

Du kannst auch auf einen Berg steigen, eine Anhöhe,

einen Turm oder ein Hochhaus, um mehr Wind

abzubekommen. Breite deine Arme aus und lasse

die Luft dich ganz umströmen. Von hier oben fällt

es dir leichter, eine Vogelperspektive einzunehmen

und mit etwas Abstand auf die Dinge zu schauen.

Vielleicht spürst du, wie alles leichter wird und sich

danach Lösungen auftun, wo du keine vermutet

hättest.

FEUER

Das Element Feuer steht für die Transformation,

die Energie, die Lebensfreude.

Wenn wir am Lagerfeuer sitzen, verbinden wir uns perfekt mit der

Feuerenergie. Wir schauen in die flackernden Flammen, lauschen

dem Lodern und Knistern und wärmen unsere Hände am Feuer.

Feuer transformiert Holz zu Kohlendioxid und Asche und setzt

dabei Energie frei, die in der durch Sonnenlicht aufgebauten Materie

gespeichert war. Wir alle brauchen Energie, allein für die Verdauung,

unsere Körperwärme und die Fortbewegung. Wenn jemand

richtig Feuer hat, dann vermag er oder sie viel zu bewegen. Wer

hingegen träge und gelangweilt ist, könnte ein bisschen mehr

Feuerenergie gebrauchen.

Die Sonne ist ein riesiger Feuerball. So kannst du dich auch mit

dem Feuer verbinden, indem du dein Gesicht in die Sonne hältst,

die Wärme auf deiner Haut spürst und die Helligkeit noch hinter

deinen Augenlidern wahrnimmst.

Auch die Meditation mit einer Kerze, bei der du dich ganz mit

der Flamme verbindest, stärkt deine Feuerenergie. Ebenso das Essen

von feurig gewürzten Speisen.

11


rec o n n ect

EIN GESCHENK FÜR DIE ERDE

Es gibt also täglich unzählig viele Möglichkeiten,

bewusst Verbindung zu den vier Elementen aufzunehmen,

aus denen der Planet Erde mit all seinen

Bewohnern besteht. Und wer weiß, vielleicht trittst

du eines Tages vor die Tür und spürst den Boden

unter deinen Füßen, unter dem Asphalt. Du schnupperst

in der Luft und stellst fest, dass es warm und

trocken riecht, ein bisschen nach Tannen oder Staub.

Vielleicht ist es auch feucht und kühl und es liegt

Regen in der Luft. Du schaust in den Himmel und

siehst fein gezogene, dünne Wolken ganz weit oben,

weiße Watte-Wölkchen oder graue, tiefe zusammenhängende

Schichten. Und du weißt, ohne auf die

Wetter-App zu schauen, das wird ein schöner Tag!

Und nicht nur das. Du fühlst dich als integraler

Bestandteil der Natur eingebunden in das große

Ganze. Deine Sinne sind wie feine Tentakel aufgespannt

und nehmen alles wahr, was um dich herum

passiert. Sie zucken zusammen, wenn du an einen

Ort kommst, der dir nicht guttut, und sie dehnen

sich aus, wenn du in der richtigen Richtung unterwegs

bist. Du bist offen für Eingebungen und Inspirationen

des Himmels. Du lebst ein Leben in Gesundheit

und Harmonie, in Übereinstimmung mit deinem

Lebensplan.

Dann bist du ein Geschenk für die Erde und alle

ihre Bewohner.

»

ICH BIN LEBEN,

DAS LEBEN WILL,

INMITTEN VON LEBEN,

DAS LEBEN WILL.

ALBERT SCHWEITZER

Anita Maas ist Apothekerin, Heilpflanzenkundige

und ausgebildete Schamanin in der Tradition der

Q’eros (Peru). Seit 2015 gibt sie das Maas Magazin

für ein bewusstes und erfülltes Leben heraus.

Sie begleitet mit ihrer schamanischen Arbeit und

in Natur-Coachings Menschen auf dem Weg zu

sich selbst.

www.maas-naturcoaching.de

12


a n z e i g e

RETREAT IN DER NATUR

Wünschst du dir mehr

Klarheit und Kraft?

So kann es nicht weitergehen. Das weißt du genau. Aber du drehst dich im

Kreis und findest allein keinen Ausweg aus deiner Situation. Dann nimm

dir ein Wochenende Zeit für dich.

Gemeinsam tauchen wir in einen grenzenlosen Raum in wundervoller

Natur ein. Hier kommst du zur Ruhe und kannst ganz weit werden. Alles,

was nicht zu dir gehört und dich belastet, fällt von dir ab.

Im Wechsel zwischen achtsamem Wahrnehmen und einfühlsamen Gesprächen

zeigt sich das Kernthema und die Lösung dafür. Schamanische

Methoden und Rituale geben dir Kraft für den nächsten Schritt.

Ganz gleich, ob dein Thema in der Partnerschaft, der Gesundheit oder

dem Beruflichen liegt oder du die Frage noch gar nicht konkret formulieren

kannst. Wir finden gemeinsam eine Lösung.

www.maas-naturcoaching.de

anita.maas@maas-naturcoaching.de


WIR und

die anderen

FRIEDRICH ASSLÄNDER

WIR und die Nicht-WIR

WIR-Deutsche, WIR-Bayern, WIR-Christen, WIR-

Republikaner, WIR Frauen, WIR-Virologen, WIR-

Impfgegner/Befürworter, WIR-Wissenschaftler,

... Diese Liste ist vermutlich unendlich. Bei diesem

WIR schwingt oft mit, WIR, das sind die Besonderen,

die Guten, die Besseren, die Edlen. Das

ist gefährlich, denn dann sind automatisch und

implizit die anderen die Dummen, die Bösen, die

Underdogs.

WIR erkennen uns an der Sprache, am Dialekt,

an der Kleidung, an Abzeichen, an der Wortwahl,

an unseren Werten, Zielen und Glaubenssätzen.

Es gibt klare Merkmale, die die Zugehörigkeit zu

einer Gruppe, zum WIR zeigen, die für Außenstehende,

manchmal auch nur für Eingeweihte,

erkennbar sind. Damit grenzen WIR uns von den

anderen ab, den Nicht-WIR, die nicht zu uns

gehören.

Was ist der Sinn einer solchen Abgrenzung?

Sind wir nicht alle einfach Menschen? Und alle

Geschöpfe Gottes, wenn wir an ihn glauben? Sind

wir nicht alle gleichwertige Teile eines größeren

Lebens, das um uns herum ständig stattfindet, als

Grundlage unseres eigenen Lebens?

Grenzen und damit auch jede Form der Abgrenzung

schaffen Identität und Zugehörigkeit

und geben damit eine, wenn auch nur oberflächliche,

Antwort auf die zentrale Frage des Menschen:

Wer bin ich? Diese Identität hat Vorteile

für das menschliche Miteinander. Sie gibt mir und

anderen Orientierung.

Sätze wie »Ich bin Arzt«, »Ich bin Journalist«,

»Ich bin Wissenschaftler« weisen uns als Träger

14


Die Menschen werden dir vertrauen,

wenn sie bei dir auf Werte schauen.

Dem Einzelnen geben Gemeinschaften Sicherheit, Schutz und

Geborgenheit. Gruppen liefern aber auch Regeln, moralische

Maßstäbe und Denkstrukturen, die zur Aufrechterhaltung

dieser Gemeinschaft erforderlich sind. Die Zugehörigkeit zu

einer Gruppe gibt dem Einzelnen einen Platz in der Gesellschaft,

oft auch einen Rang und Sinnhaftigkeit.

Wir sind etwas Besonderes

besonderer geistiger und sozialer

Merkmale aus, die uns privilegieren,

aber auch verpflichten, was im

sozialen Miteinander durchaus

sinnvoll sein kann. Einen Polizisten

kann ich um Hilfe bitten, bei einem

Dr. rer. nat. kann man naturwissenschaftliche

Kenntnisse vermuten.

Gruppen, ob Berufsgruppe, Vereine

oder ethnische Zugehörigkeiten

schaffen eine erkennbare Ordnung

und geben Orientierung, was ich

erwarten und bekommen kann.

Damit können wir Vertrauen entwickeln,

aber nur in dem Maße, wie

die Mitglieder einer Gruppe deren

Wertekodex beachten.

WIR, in diesem Sinne, nährt oftmals unser Ego. Die Zugehörigkeit

gibt in vielen Fällen Status und Bedeutung. Ich fühle

mich als etwas Besonderes. Nicht nur in der deutschen Geschichte,

in vielen Kulturen und Gruppen wird das WIR erhöht

durch Abwertung der anderen. In der Folge entsteht eine eigene

Moral als Gruppennorm, die erlaubt, die Anderen, die Minderwertigen,

schlecht zu behandeln. Historisch zeigte sich das z.

B. in der Sklaverei, im Holocaust. Das erleben wir im Umgang

mit Tieren, im Verhältnis der Weißen zu den Farbigen, im Umgang

mit »Ausländern« und an vielen anderen Stellen.

Besonders markant zeigt sich die Selbstüberhöhung in den

Religionen, wenn wir die anderen etikettieren, z. B. als »Ungläubige«

oder »Heiden«. Diese dürfen wir dann im Heiligen

Krieg töten, wie in den Kreuzzügen oder noch heute im Dschihad.

Das gilt dann als gottgefällig und als gutes Werk. Auf

diese Weise wird das eigentlich Menschliche, das Mitgefühl

oder die im Christentum gepriesene Nächstenliebe im Bewusstsein

dieser »frommen Menschen« ausgelöscht. WIR halten

uns für gut, sind aber im Kern Barbaren, die das Leid und das

Leiden der anderen nicht mehr sehen und spüren.

Warum machen wir das? Die Psychologie weiß schon lange,

dass wir die eigenen Defizite und Minderwertigkeitsgefühle

abspalten, auf andere projizieren und sie dann im Außen bekämpfen.

C.G. Jung nannte das Abgespaltene, das Nicht-

Bewusste den Schatten, den wir nicht sehen, der aber wirksam

und oft unheilvoll in unsere Lebensgestaltung eingreift.

Wir finden ihn dort, wo wir andere respektlos, abfällig oder

abwertend behandeln.

Es ist eine unserer wichtigsten Lebensaufgaben, diesen

Schatten zu erlösen, unsere »hässlichen« Seiten anzuschauen

und zu integrieren, statt sie im anderen zu sehen und dort zu

bekämpfen. Der andere ist der Spiegel, der uns zeigt, was uns

fehlt. Erst wenn wir dieses annehmen, werden wir wieder vollständig

und heil.

15


w i r un d di e and e re n

Der hl. Benedikt sagt dazu:

Der Abt heile zuerst sich selbst.

Erst mit dieser inneren Freiheit von unseren

Projektionen können wir den Schritt zur Verbundenheit

mit anderen beginnen, zum größeren WIR.

Das größere WIR

WIR wird zu einem spirituellen WIR, wenn wir

jedem anderen den gleichen Respekt, dieselbe

Wertschätzung, Dankbarkeit und Liebe entgegenbringen,

die wir selbst gerne bekommen

möchten.

Es gibt eine schöne Seminarübung, die uns hilft,

unsere Abwertungen von anderen aufzulösen.

Diese Übung lässt sich jederzeit und überall - auch

alleine - machen. Wir suchen uns eine Person im

Geiste aus, die wir unsympathisch oder schwierig

finden. Mit geschlossenen Augen beobachten wir

dabei im Inneren unsere Gedanken und Empfindungen,

die auftauchen, wenn wir an diese Person

denken. Der Leiter trägt die nachfolgenden Sätze

vor oder man liest sie ab:

GENAU WIE ICH hat dieser Mensch im

Leben Leid und Verletzungen erfahren.

GENAU WIE ICH ist dieser Mensch

ungerecht behandelt worden.

GENAU WIE ICH

• sehnt sich dieser Mensch nach Liebe

• nach Vollkommenheit

• hat Sorgen, Ängste und Probleme

• leidet unter seinen Unvollkommenheiten

• möchte sein Bestes geben

• wurde missverstanden und verurteilt

• sehnt sich danach, verstanden zu werden

• möchte geachtet und gesehen werden

• hat seine Lebensgeschichte mit

Verletzungen und Wunden

• sehnt sich dieser Mensch nach Liebe

und Zuneigung

• tut es ihm gut, wenn wir ihm offen und

ohne Vorurteile begegnen

• sehnt sich nach Anerkennung und

Wertschätzung

• macht Fehler und wünscht sich Vergebung

• hat als Kind auch Schweres erlitten

GENAU WIE ICH…

GENAU WIE ICH…

Was verändert sich in meinem Empfinden gegenüber

diesem Menschen, wenn ich mir das alles

bewusst mache?

Ein Bewusstsein von »GENAU WIE ICH« führt

uns zu den Bedürfnissen des anderen, zu seinen

Gefühlen und Empfindungen, zu seiner Lebensgeschichte,

die vielleicht sogar dramatischer ist als

meine. Es verändert meinen Blick auf den anderen,

16


der nun zum Bruder oder zur Schwester wird.

»GENAU WIE ICH« haben auch Tiere, Pflanzen,

auch Mineralien ein Leben, Bedürfnisse und Bewusstsein.

Diese Sätze helfen, das Bewusstsein

vom Wert dieses Lebens um uns herum immer

mehr zu erkennen. Mein persönlicher tiefster

Wunsch ist, dass wir wieder gegenüber allem, was

ist, Respekt entwickeln. Im Respekt schaffen wir

eine positive Beziehung auf der Basis von Würde

und Wohlwollen. Nur über Respekt entstehen zu

allen und zu allem gute Beziehungen. WIR Menschen

stehen nicht über den ANDEREN Lebensformen,

sondern wir sind EINE Gemeinschaft.

Im Biotop gedeiht das Leben,

weil alle gerne allen geben.

Vom Wir-Besonderen zum WIR-alle

Dieses »Neue WIR-alle« steht in Konkurrenz zum

Denken der Egomanen und Autokraten, der Menschen,

die nur sich selbst sehen, sich selbst ständig

erhöhen. Sie können diesen Schritt »GENAU WIE

ICH« nicht machen, weil sie an ihrem Überlegenheitsgefühl

zwanghaft und angstgetrieben festhalten.

Aktuell ist das im »Trumpismus« sichtbar,

der den Wunsch vieler Amerikaner nach Überlegenheit,

nationalistisch, evangelikal und ethnisch

bedient. In der Nazi-Ideologie, im Kolonialismus

und andernorts finden wir weltweit

Denksysteme, die die Überlegenheit des WIR

suggerieren und Unterdrückung der anderen

rechtfertigen. Als sog. Sinozentrismus findet sich

das auch im Selbstverständnis der Chinesen, die

sich für die überlegene Rasse halten.

In der Bibel, im Evangelium nach Matthäus

steht (Mt 23,12):

»Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und

wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.«

In der Frühzeit der Menschheit war die Zugehörigkeit

zu einer Sippe die einzige Überlebensmöglichkeit

in einer wilden und feindlichen Umwelt.

Heute können wir nur als ganze Menschheit

überleben oder untergehen. Das WIR ist ein großes

Ganzes. Diese notwendige Verbundenheit mit

einem größeren WIR entwickeln wir, wenn wir

das Andersartige bei den anderen als Bereicherung

sehen. Vielfalt ist nicht nur schön, wie wir

das bei Pflanzen oder Tieren erkennen können,

sondern auch für jedes System stabilisierend. Als

Voraussetzung dafür müssen wir unsere Ängste,

die oft aus Vorurteilen und Unwissenheit resultieren,

überwinden. Eine therapeutisch-spirituelle

Aufgabe.

Der Weg aus der Sackgasse des »WIR-Besonderen«

und die Lösung für die heutigen Menschheitsfragen

geht über das Bewusstsein von »WIRalle«

hinaus. Indem WIR unsere Gedanken auf

das Gute, das Bereichernde im anderen richten

und auf das Wertvolle, das in jedem Menschen

und in jedem Wesen angelegt ist, gehen wir diesen

Weg zum »neuen Wir«. Damit laden wir dieses

ein, sich zu entfalten. Kaufmännisch nennt man

das einen »Mehrwert für alle«. Mein Leitsatz dazu

für den Alltag lautet:

Vermehre stetig Gutes, Schönes,

dann ist kein Platz für Dunkles, Böses.

Friedrich Assländer studierte Betriebswirtschaftslehre,

Soziologie und Psychologie und ist Vater von

4 Kindern. Nach 10 Jahren Managementtätigkeit in

einem Finanzkonzern ist er seit 1984 selbstständiger

Trainer und Unternehmensberater. Er verbindet

Spiritualität und Wirtschaft in seinen Führungsseminaren

und leitet Ausbildungen in Systemaufstellungen.

Er ist Mitbegründer und langjähriger

Vorstand der Vereine ›Spirituelle Wege‹ und ›spirit

plus‹. Gemeinsam mit Pater Anselm Grün leitete er

die erfolgreiche Kursreihe ›Führen und geführt

werden‹ und verfasste mehrere Bücher.

www.asslaender.de

17


Gemeinschaft

ALS LEBENSLERNORT FÜR

VERBUNDENHEIT

BARBARA STÜTZEL

Vor 20 Jahren bin ich in eine Gemeinschaft gezogen, weil ich ein sinnvolleres Leben

führen wollte. Glücklicher sein, weniger einsam, erfüllter in dem, was ich tue. Die

Sehnsucht war groß, die Ahnung, wie ich dahin kommen könnte, eher vage. Es gab

etwas in mir zu verstehen, und alleine kam ich nicht weiter.

Meine Suche führte mich ins ZEGG, dem Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung

südwestlich von Berlin. Es ist eine Lebensgemeinschaft und ein

Bildungszentrum. Ich landete dort, weil ich bereits Seminare und Festivals erlebt

hatte, während derer ich die Antworten ahnen konnte, die ich suchte. Weil ich dort

Tiefe und Selbsterfahrung erlebt hatte, Momente von Verbundenheit. — Was hat

sich seitdem eingelöst?

18


Der Alltag – viele kleine WIRs

Foto: ZEGG

Ich lebe mit 100 Menschen auf einem 16 ha großen Platz.

Seit 1991 hat die Gruppe hier einen ökologischen Garten

angelegt, basierend auf Permakulturprinzipien eine essbare

Landschaft gepflanzt, ein altes Gelände der Staatssicherheit

in ein buntes Dorf verwandelt. Die Menschen wohnen

in Wohngruppen bis zu 8 Leuten, jede Gruppe hat eine

Küche, aber es gibt auch eine Großküche mit gemeinschaftlicher

Verpflegung, dem sogenannten »Restaurant«. Hier

wird das Gemüse aus dem Garten tagesfrisch verarbeitet

(70% des Bedarfs produzieren wir selbst). Hier entstehen

immer wieder neue vegetarische und vegane Köstlichkeiten

und die Mahlzeiten sind der tägliche Treffpunkt und Umschlagplatz

für Kontakt und Neuigkeiten. Wer etwas anspricht,

wird beraten; wer Unterstützung sucht, bekommt

sie; wer einfach in Ruhe essen will, kann das auch.

Unser Wasser kommt aus unserem eigenen Brunnen,

wir haben eine Pflanzenkläranlage, die das Wasser geklärt

wieder in den Boden fließen lässt. Photovoltaik und Blockheizkraftwerke

produzieren Strom, Solarthermie und ein

Holzhackschnitzelwerk eine CO2 neutrale Energieversorgung.

Es tut gut zu wissen, dass wir (fast) klimaneutral

wirtschaften und Wasser,

Energie und einen Teil unserer

Nahrung selber produzieren.

Viele Menschen, die Dinge

teilen, reduzieren deutlich

den Verbrauch, der Einkauf

im Supermarkt ist so gut wie

passé, Großgebinde aus dem

Biogroßhandel sind ökologischer

und trotzdem erschwinglich.

Wir teilen Autos

im Car-Sharing, Waschund

Bohrmaschinen, Bücher

und noch einiges mehr

über einen Verschenketisch.

Und wer etwas braucht,

fragt im Email-Verteiler nach

und kann sich das Benötigte

meist ausleihen.

Es gibt im Alltag regelmäßige

Treffpunkte (in Coronazeiten

leider reduziert):

Sauna, Discoabende, eine

Kneipe, gemeinsame Yoga-

wer Unterstützung

sucht, bekommt sie;

wer einfach in

Ruhe essen will, kann

das auch.

stunden, Meditationen, Mantrasingen,

Geburtstagsfeiern, Gesprächsrunden

zu interessanten Themen, Heilkreise,

Frauen- und Männerrunden, Jahreskreisfeste

– es geschieht das, was

jemand einbringt. Und immer gibt es

andere, die sich für dasselbe interessieren.

Ich bin eingewoben in ein Netz

vielfältiger aktiver Menschen. Wo ich

früher aktiv werden musste, um in

Kontakt zu kommen, muss ich jetzt

aktiv werden, um mich zurückzuziehen

– so groß ist das Angebot an Gemeinschaftsaktivitäten.

Die Struktur —

ICH und WIR in Balance

Eine oft gestellte Frage ist: Wie trefft

ihr Entscheidungen? Wir leben als

gleichberechtigte Gemeinschaftsmitglieder

zusammen, jede Person hat

eine Stimme, es gibt keine Chefs. Der

Platz gehört einer gemeinnützigen

GmbH und alle Gemeinschaftsmitglieder

haben über einen Trägerverein

teil an ihr. So ist jede Person Vermieterin

und Mieter zugleich, Arbeitnehmer

und Arbeitgeberin. Und alle sind

mitverantwortlich für die Belange des

Geländes und des Bildungsbetriebes.

Die Einnahmen der gGmbH kommen

aus Seminaren und Festivals, Mietein-

19


g e m e i n s c h a f t als lebenslerno rt für verb u n d e n h e i t

nahmen der Bewohner*innen sowie Spenden.

Nach einer langen Phase von Entscheidungsfindung

im Konsens haben wir unsere Organisationsform seit

nunmehr über 10 Jahren in die Soziokratie überführt.

Arbeitsbereiche sind in Kreisen organisiert, die innerhalb

eines festgelegten Rahmens autonom ihre Entscheidungen

treffen. Übergeordnete Entscheidungen

kommen in einen Lenkungskreis, der aus Vertreter*innen

der Kreise zusammengesetzt ist. Und über allem

steht die Vollversammlung der Mitglieder, die allerdings

in den seltensten Fällen gebraucht wird. Vertrauen

und Transparenz – sowie immer mal wieder

loslassen von persönlichen Vorlieben – unterstützen,

dass der Alltag gut funktioniert. Die Soziokratie ist

ein systemisches Modell mit vielen eingebauten Rückkopplungsprozessen. Ihre Grundidee ist die

dynamische Steuerung, d.h. Entscheidungen werden recht schnell gefällt, wenn sie der Vision entsprechen

und sicher genug sind, und können jederzeit nachgesteuert werden. Evaluation und Feedback

gehören zum Prozess dazu. Die frühere Konsensentscheidung wurde abgelöst durch den Konsent,

wo begründete Bedenken einen Beschluss eher modifizieren statt wie früher blockieren.

Konflikte und Entwicklung —

ein neues Verständnis von ICH

Jetzt können die Strukturen und äußeren Bedingungen noch so gut

sein – Menschen sind verschieden und daraus entstehen Konflikte.

Wie gehen wir damit um?

Gemeinschaft braucht neben Momenten der Freude, die man gemeinsam

erlebt, und einer guten organisatorischen Struktur Räume,

in denen Menschen sich gegenseitig tiefer sehen können.

Das ZEGG ist entstanden aus der Frage, wie Frieden in der Welt

verwirklicht werden kann, wie Menschen wirklich gewaltfrei zusammenleben

können. Eine Erkenntnis war schon damals: Um im Außen

etwas zu verändern, braucht es innere Transformation. Wir verstehen

den Menschen also als stets lernendes, sich veränderndes Wesen.

Und so unterstützen wir uns gegenseitig bei inneren Fragen: Wie

kann ich das Leben führen, das mir wirklich entspricht? Wie kann ich

mein Potenzial entfalten und (auch emotional) selbst verantwortlich

werden? Und darüber hinaus: Wie entwickeln wir eine menschlichere

Kultur des Zusammenlebens im Hier und Jetzt?

Eine gelebte Praxis im ZEGG ist das »Forum«. In diesem Kommunikationsprozess

erforschen Menschen innere Anliegen, sie werden

dabei von einer Forumsleitung begleitet. Im Anschluss bekommen

sie Feedback von den anderen Gruppenmitgliedern. So entsteht

Transparenz über Motive, Hintergründe, alte Verletzungen und Sehnsüchte.

Es ist im Alltag ungemein hilfreich, solche Räume jenseits von

Small Talk oder Problemlösung zu pflegen. Denn hier lernen Menschen

sich selbst und andere tiefer kennen. Zu erfahren, was andere über

20


Menschenbild – das große WIR

mich denken, hilft ebenfalls, denn dann muss ich

es nicht mit Annahmen oder Projektionen auffüllen.

Und da wir alle unsere Schwachpunkte

haben, muss ich auch nichts verstecken, sondern

kann andere einfach für diese Stellen um Unterstützung

bitten. Es macht einen Riesenunterschied,

ob jemand mit seinem Verhalten immer wieder

aneckt oder ob diese Person um das Thema dahinter

weiß und die anderen bittet, sie an diesen

Stellen auf unangemessenes Verhalten aufmerksam

zu machen, um es zu verändern.

Im Forum erfahre ich immer wieder Verbundenheit.

Ich erfahre, dass wir uns als Mensch unter

Menschen beheimaten können, wenn wir uns

gegenseitig so wahrnehmen, wie wir sind – und

dass durch das Bewusstwerden dessen Entwicklung

und Veränderung möglich wird.

Und letztlich ist das Forum eine Haltung, die sich

in vielen kleinen Momenten des Alltags niederschlägt.

Wo ich um Unterstützung bitten darf und

lernen kann, dass nicht Unabhängigkeit das erstrebenswerte

Ziel ist, sondern dass wechselseitige

Abhängigkeit die Grundlage allen Lebens ist.

Wir verstehen unsere Gemeinschaft als Lernort

für Verbundenheit. Hier können wir Resonanz

erfahren und lernen, wie kollektive Intelligenz

und Synergieeffekte entstehen. Wir glauben, dass

diese Prozesse nicht nur sinnvoll sind, um uns in

einer Gruppe beheimatet zu fühlen und ein schönes

Leben zu führen. Sondern dass eine andere

Gesellschaft entstehen würde, wenn wir Menschen

alle wahrnehmen und spüren könnten, dass alles

Leben wechselseitig voneinander abhängt. Wir

brauchen gemeinschaftliches Denken, um den

Krisen der heutigen Zeit zu begegnen. Dies beinhaltet

die Fähigkeit, mich selbst und die anderen

gleichermaßen wahrzunehmen und für das Ganze

zu denken. Und Verantwortung für das zu übernehmen,

was mein Verhalten im Außen auslöst.

Dies geht von der Unterstützung eines Mitmenschen

über den persönlichen CO2-Fußabdruck

hin zu kollektiven Prozessen wie dem notwendigen

ökologischen Umbau unserer Gesellschaft.

In den 20 Jahren, die ich in dieser Gemeinschaft

leben durfte, habe ich immer mehr über mich selbst

gelernt. Mich eingebunden zu fühlen in die Gemeinschaft

hat mich unterstützt, mich im Leben

mehr zu Hause zu fühlen. Ich lebe immer mehr

die Veränderung, die ich mir im Außen wünsche.

Und der Weg ist noch lange nicht zu Ende.

Barbara Stützel ist Dipl. Psychologin, Seminarleiterin

und Sängerin. Sie liebt die Momente, in

denen aus präsentem Kontakt mit sich selbst

und anderen Neues entsteht. Beruflich erschafft

sie diese in Seminaren und Workshops zu Forum

und Gemeinschaftsaufbau – und immer wieder

auch in Liedern und Texten.

Das ZEGG bietet regelmäßig Möglichkeiten,

die menschliche Arbeit des ZEGG tiefer kennen

zu lernen.

www.zegg.de | www.zegg-forum.org

21


Im Geiste verbunden

Das Frauennetzwerk

FUTUREWOMAN

JANINE STEEGER

22


Es ist der 4. Februar 2021 gegen 21:30 h, als

mir die Tränen in die Augen schießen und

ich ganz langsam verstehe, was wir da für

ein sensationelles Netzwerk auf die Beine

gestellt haben.

Wir haben das erste digitale Treffen der bis

dahin 100 Futurewomen veranstaltet. Das Feedback

aller zugeschalteten Frauen ist überragend,

es haut uns Gründerinnen förmlich um. Da ist so

viel Verbundenheit in diesem digitalen Raum. Wir

drei verabschieden uns an diesem Abend mit den

Worten voneinander: »Das müssen wir erst mal

sacken lassen, wir telefonieren morgen früh.«

WIE ALLES ANFING…

2017 bin ich schon seit vielen Jahren als Moderatorin

und Speakerin zu allen Themen der Nachhaltigkeit

tätig. Ich habe während dieser Zeit unheimlich

viele tolle Frauen getroffen, die irre viel

Expertise in unterschiedlichen Bereichen der

Nachhaltigkeit haben. Komischerweise sah ich sie

nahezu nie auf der Bühne. Im Dezember 2017 zeigt

das Abschlussbild einer bekannten Preisverleihung

im Nachhaltigkeitsbereich ausschließlich Männer.

Das ist der Tropfen, der mein Fass zum Überlaufen

bringt und die Geburtsstunde von futurewoman.de.

Aus der Wut heraus beginne ich die vielen Frauen

zu porträtieren, die mir besonders in Erinnerung

geblieben sind in den vergangenen Jahren. Ein

paar Monate später meldet sich Dr. Saskia Juretzek

bei mir, selbst im Nachhaltigkeitsbereich der Allianz

tätig, und sagt: »Ich bin auf der Suche nach

einem Netzwerk für Frauen in der Nachhaltigkeit.

Aber ich finde einfach keins. Wäre es nicht eine

gute Idee, das auf deine Seite aufzusatteln?« Ich

muss nicht lange überlegen. Wir veranstalten die

ersten Netzwerktreffen und merken schon damals:

Wahnsinn, was da für eine Energie entsteht, wenn

Frauen zur Lösung einer Krise zusammenkommen!

Die Anfragen von Frauen, die dabei sein wollen,

nehmen stetig zu, so dass wir im Coronajahr 2020

beginnen, größer zu denken. Und bauen die Seite

um. Wir werden zur Suchplattform. Programmmachende

jeder Art können jetzt nach Expertinnen

der Nachhaltigkeit suchen. Und wir beraten auch.

Unser Ziel: Empowering Women in Sustainability.

Wir wollen die Sichtbarkeit dieser tollen Expertinnen

erhöhen. Mit dieser Entscheidung wird der

Ansturm noch mal größer. Inzwischen ist Sandra

Broschat zu uns gestoßen. Die Dritte im Bunde.

Wir beschließen, das Ding jetzt ganz groß zu denken,

auch untereinander. Wir gründen die Futurewoman

UG, ohne uns je zu dritt in der realen

Welt getroffen zu haben. Vertrauen ist trotzdem

da. Weil wir auch so spüren, dass wir das gleiche

Ziel haben. Wir wollen die weibliche Expertise in

die Diskussionen um den Klimawandel einbinden,

um so in der Sache schneller voranzukommen.

DAS ERSTE DIGITALE INTERNE

NETZWERKTREFFEN

Als wir kurz davor stehen die 100. Futurewoman

zu begrüßen, wird uns klar: Wir müssen die Frauen

jetzt untereinander vernetzen. Viele fragen danach

und es macht auch bestimmt ganz viel Sinn.

Also laden wir für den 4. Februar ein. Nach einer

kurzen Begrüßung beginnen wir mit drei Runden

Speeddating. Schon hier sind die Rückmeldungen

in den kurzen Pausen zwischen den Runden

eindeutig: »Och Mensch, es war gerade so

spannend.«

Danach gehen wir noch mal in 3 Breakout Sessions

zu unterschiedlichen Themen der Nachhaltigkeit.

Es entstehen erste Ideen, wie man das

Netzwerk voranbringen kann, aber auch, welche

Projekte wir gemeinsam starten könnten.

Beim Abschluss wird deutlich, dass wir da etwas

losgetreten haben. »Wann findet das nächste Treffen

statt?« »Wollen wir in Projektgruppen weiter

nachdenken?« Mein Gott, meine Tage sind so voll,

ich hatte nicht so richtig Lust. Aber das war die

wertvollste Videokonferenz der vergangenen

Monate.«

Sandra, Saskia und ich sind völlig geflasht. Und

vor allem ich begreife, was da aus meiner kleinen

Wut-Idee erwachsen ist.

23


i m ge i s t e verb u n d e n

EIN NETZWERK, UM DEN

PLANETEN ZU RETTEN

Was uns am meisten freut: Es ist ein Netzwerk, in dem

es uns allen darum geht, den Planeten zu retten.

Worum es nicht geht: Konkurrenzdenken, Jammerei

darüber, als Frau zu wenig zu Wort zu kommen,

oder um den Spagat zwischen Kind und

Karriere. Wir sind verbunden im Kampf gegen die

größte Krise, die uns bevorsteht. Und das stärkt

uns. Weil es um etwas geht, das größer ist als

Stutenbissigkeit, die uns ja gerne unterstellt wird.

Anfang März dieses Jahres konnte man im Handelsblatt

lesen, dass Frauennetzwerke in der Pandemie

deutlich zunehmen. Gerade Frauen würden

in der Krise die Notwendigkeit sehen, sich mehr

auszutauschen. Es geht um ein Miteinander, um

mehr Verbundenheit, um mehr gegenseitige Unterstützung.

Analoge Nähe wird einfach durch

digitale ersetzt. Wir werden erfinderisch, wir wollen

uns der schlechten Stimmung und dem Leiden

nicht ergeben, sondern gemeinsam etwas Sinnvolles

schaffen in dem ganzen Irrsinn.

DAS SCHWACHE GESCHLECHT?

Frauen, das vermeintlich schwache Geschlecht.

Komisch, dass das so heißt. Denn Krise können

wir besonders gut. Klimakrise gehört dazu. Nicht

zuletzt aufgrund unserer Verbundenheit, oder?

Gerade machen wir bei futurewoman.de eine

Studie, in der es darum geht, den Mehrwert von

Frauen in der Nachhaltigkeit darzulegen. Alle

Ergebnisse deuten bislang darauf hin, dass wir

uns besonders verbunden fühlen durch unser

Frau-Sein, dadurch, dass wir den Zyklus durchleben,

und dadurch, dass wir unsere dadurch vermeintlichen

Schwächen nach und nach zu Stärken

umdeuten.

Frauen sind zäh, Frauen können durchhalten,

Frauen werden besonders kreativ, wenn die Herausforderungen

immens scheinen. Damit sind wir

prädestiniert für Krisen. Wir können Krise. Wir

können Klimakrise. Und das Wissen darum,

schweißt uns zusammen.

Ich sag euch ganz ehrlich: Für mich ist das eine

ziemlich neue Erfahrung. Ich komme aus der Fernsehwelt.

Dort wollen nahezu alle Frauen vor die

Kamera. Ich habe es mit Leistung geschafft, dahin

zu kommen. Aber es gibt auch ausreichend Beispiele,

wo es anders gelaufen ist. Die Bussi-Bussi-

Welt ist in Wirklichkeit ein einziger, großer Konkurrenzkampf.

Welche Frau ist schöner, schlanker,

jünger. Schlauer kommt erst sehr viel später. Wahrscheinlich

auch deshalb beeindruckt mich diese

neue Verbundenheit so sehr. Insgesamt in der

Nachhaltigkeitsszene. Nicht nur bei Futurewoman.

Natürlich gibt es persönliche Befindlichkeiten

auch dort. Natürlich versprechen sich manche

davon, mit ihrem Engagement besonders groß

rauszukommen.

24


JEDE HAT IHREN TEIL BEIZUTRAGEN

Aber im Netzwerk geht es vor allem um Support.

Auch unser Anspruch bei Futurewoman ist ein

gemeinsamer, einer, der von Verbundenheit geprägt

ist. Uns geht es nie darum zu behaupten,

dass Frauen es besser könnten, als Männer. Ist

auch nicht so. Wir glauben fest daran, dass es nur

gemeinsam gelingen kann, diesen Planeten zu

retten. Fakt ist aber, dass diverse Teams mit Männern

und Frauen noch die Ausnahme sind, obwohl

so wertvoll.

Das ist unser großes Ziel: Nur in diversen Teams

in Entscheidungsebenen können wir Wirtschaft

nachhaltig gestalten und den Planeten retten.

Dafür braucht es Bereitschaft von allen Seiten.

Und eine Verbundenheit im Geiste. Zwischen allen

Geschlechtern, zwischen Menschen aller Herkünfte,

zwischen allen, die verstanden haben, um

was es geht.

betrifft? Gerade beim Klimaschutz ist das oft ein

Aspekt, der zu kurz kommt und ich kann das verstehen.

Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Mein Traum ist, dass alle Jugendlichen ein paar

Monate in den globalen Süden gehen, anstatt zum

üblichen Schüleraustausch. Dort werden sie Kontakte

knüpfen, mit Gleichaltrigen vor Ort sprechen

und verstehen: Fuck, das was ich erlebe, ist die

Ausnahme, nicht die Norm. Und sie werden zu

einer globalen Verbundenheit kommen, die unerlässlich

ist für die Klimaziele. Schon jetzt spüren

die Menschen im globalen Süden die Auswirkungen

unseres egoistischen Lebensstils. Nur wenn

wir deren Leben kennen, wenn wir verbunden sind

mit ihren Erlebniswelten, nur dann können wir

verstehen und werden unser Verhalten ändern.

IM GEISTE VERBUNDEN

Was ist für dich Verbundenheit? Es geht doch nie

darum, wie oft man mit Freunden spricht oder

sich trifft, sondern ob das Gefühl, die Verbundenheit,

gleich bleibt. Verbundenheit ist für mich das

Kriterium, nach dem ich Freundschaft definiere.

Dieses im Geiste Verbundensein.

Verbundenheit kann aber sogar Grenzen überwinden.

Ich erlebe es bei futurewoman.de. gar

nicht selten, dass ich anderer Meinung bin als

einige unserer Expertinnen. Aber Verbundenheit

bedeutet eben auch, einander zu respektieren,

zuzuhören, zu verstehen und andere Meinungen

wertschätzen zu können. Nur das bringt

die Diskussion weiter. Nur so werden wir zum

Ziel kommen. Erst dann, wenn wir Argumente

austauschen, ohne uns dabei an die Gurgel zu

gehen, sondern zielführend miteinander sprechen,

erst dann werden wir ernsthaft Klimaschutz

betreiben können.

Die globale Verbundenheit ist für uns alle meistens

sehr weit weg. Was bedeutet meine Art zu

leben für Menschen im globalen Süden? Was

richte ich hier an, was andere Menschen massiv

Janine Steeger ist ausgebildete Fernsehjournalistin

mit fast 20 Jahren Erfahrung im

TV Bereich vor und hinter der Kamera für

öffentlich-rechtliche wie auch Privatsender.

2015 hat Janine Steeger sich als Moderatorin

und Speakerin auf die Themen Nachhaltigkeit

und Umweltschutz spezialisiert.

www.janine-steeger.de

www.futurewoman.de

25


Wut

Geheime Zutat für gelingende Beziehungen

FRIEDERIKE VON ADERKAS MIT SYLVIA GREDIG

W

ut ist gut für unsere Beziehungen! Kaum vorstellbar, wenn du beim

Gedanken an Wut in Partnerschaft oder Freundschaft eher an böse

Blicke und eisiges Schweigen, verletzende Worte, zerstochene Reifen oder

fliegende Teller denkst. Blinde Wut, die Vorwurf, Aggression oder sogar

Gewalt transportiert, zerstört das, was wir in Beziehungen doch eigentlich

suchen, das Verbindende und das Nährende. Es ist diese Schattenseite

der Wut, die durch unbewusstes Agieren, verbale und/oder körperliche

Übergriffe oft Trennungen verursacht.


Die andere Seite der Wut | Ganz anders verhält es sich

mit der Lichtseite der Wut – die uns Wut als nützliche

Lebenskraft erfahren lässt, in allen Lebenssituationen und

besonders in Beziehungen. Oft haben wir schon

in der Kindheit verlernt, die hilfreiche Stimme

unserer Wut zu hören. Durch Eltern, Lehrer*innen

oder andere Bezugspersonen, die uns vermittelt

haben, dass sie unsere Wut nicht wollen, dass sie

uns lieber haben, wenn wir angepasst und nett

sind, wenn wir unsere Wut am besten nicht mehr

zeigen. Wut zu unterdrücken und schließlich gar

nicht mehr wahrzunehmen ist fatal, denn dann

hören wir nicht mehr oder nicht früh genug, was

für uns in einer Partnerschaft, Freundschaft oder

(Arbeits-) Beziehung nicht (mehr) stimmt. Dann

verharren wir entweder viel zu angepasst oder

sehen plötzlich rot und explodieren geradezu, weil

die angestaute und unterdrückte Wut sich unbewusst

Bahn bricht.

Ja sagen zur Wut | Um Beziehungen möglichst

lebendig und authentisch zu gestalten, brauchen

wir die lichte Wut als innere Ratgeberin und Antrieb

für Veränderungen. Nur, wenn wir unsere

Wut wieder zulassen und spüren, erkennen wir,

was für uns nicht stimmt. Dann sehen wir, was wir

wirklich brauchen, welches Bedürfnis wir haben,

und bekommen Hinweise und Ideen, was wir dafür

tun können. Und wir finden in uns die Kraft, das

Unstimmige zu benennen, Wünsche zu äußern

und für Veränderung aufzustehen. Wut dient uns

dabei, uns zu positionieren, Grenzen zu setzen,

Ja und Nein zu sagen und das Miteinander aktiv

zu gestalten. Wenn wir der lichten Seite der Wut

in uns Raum geben, haben wir die geheime Zutat

für gelingende Beziehungen gefunden. Doch wie

geht das konkret?

Mit Wutkraft aus dem Pandemiekoller | Gerade

in Zeiten wie momentan mit Corona haben

viele Familien und Lebensgemeinschaften erlebt,

wie es ist, wenn alle Familienmitglieder oder Mitbewohner

ständig zu Hause sind. Bei Elke und

Pavel mit ihrem zehnjährigen Lucas gelang der

erste Lockdown noch ganz gut, es wurde viel gespielt,

zusammen gekocht, und der Zusammenhalt

gab Kraft in den unsicheren Zeiten. Doch je länger

der Lockdown alle ins Zuhause trieb, desto

schwieriger wurde die Situation für die drei, besonders

bei nasskaltem Wetter. Die offen gestaltete

Wohnung erlaubte nur wenig Rückzugsmöglichkeiten.

Immer öfter gab es Krach, weil einer

den anderen störte. Elke hatte neben der Betreuung

des Distanzlernens des Sohnes und dem

Haushalt das Brot- und Kuchenbacken für sich

entdeckt und ließ jeden zweiten Tag die Küchenmaschine

röhren. Das Museum, in dessen Kunstwerkstatt

sie arbeitete, war geschlossen. Pavel

hatte den alten Plattenspieler seines verstorbenen

Vaters wieder fit gemacht und spielte neben

Homeoffice und Sportprogramm mit Sohn Lucas

am liebsten alte LPs ab. Lucas beschäftigte sich

zum Ausgleich des Homeschoolings und wenn er

mal wieder keine Medienzeitverlängerung bekam

ausschließlich mit Dingen, die auf die ein oder

andere Weise Krach machten, Freestylemusik auf

der Kindergitarre, rasante Würfeltricks, Tennisball-an-die-Wand

werfen zu Harry-Potter-Hörspiel.

Jeder sorgte auf seine Weise gut für sich –

aber im Miteinander lief es gehörig schief.

»Hör endlich damit auf, den blöden Ball gegen

die Wand zu werfen, ich werde noch wahnsinnig!«,

schrie Elke immer öfter und war dann im Nu von

null auf hundert.

»Na wunderbar, endlich mal was Neues. Backst

du schon wieder Brot?«, warf Pavel ihr zynisch

durch die Küchentür zu.

27


w u t

»Deine Musik ist so uncool, Papa«,

maulte Lucas. Und für seine Mutter

gab es am Esstisch immer nur Klagen

mit langem Gesicht: »Oh nee,

nicht schon wieder Kartoffeln.«

Es war zum aus der Haut fahren.

Für jeden der drei.

»Du könntest auch mal das Aufräumen

der Küche übernehmen«, regte

sich Elke abends nach dem Essen auf, während

Pavel sich noch mal an Büroarbeit machte.

Alle drei agierten ihre Wut unbewusst aus –

jedoch auf unterschiedliche Art: Elke mutierte

zur Furie, Pavel zum Zyniker und Lucas nörgelte

fast pausenlos über alles, was die Eltern machten

oder von ihm verlangten und ging bald ganz auf

Widerstand.

Im Lockdown kamen bei den Dreien verstärkt

Verhaltensweisen zum Vorschein, die sie auch

schon vorher voneinander kannten. Nur jetzt gab

es kein Ausweichen, keinen Rückzugsort, die

anderen waren ständig da. Die Luft fühlte sich

häufig zum Schneiden an.

Als Lucas das erste Mal fragte, ob er allein in

seinem Zimmer essen dürfe, schauten sich Elke

und Pavel an und nickten sich gleichzeitig zu.

Lucas meckerte nicht über das Essen, ging mit

seinem Teller und einem erleichterten Lächeln in

sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

Harry-Potter drang leise, fast schon beruhigend

in den Wohnraum rüber. Elke und Pavel machten

es sich nach dem Essen auf dem Sofa gemütlich

und sprachen sich endlich einmal aus. Wie es

ihnen damit erging, wenn alle immer zu Hause

sind, und wonach sie sich sehnten. »Ich möchte

endlich mal wieder etwas Schönes gestalten, mir

fehlt meine kreative Arbeit in der Werkstatt«,

sagte Elke und spürte, wie ein paar Tränen aufstiegen.

Pavel verstand das. »Ich muss auch mal

für mich sein, wenn ich die alten Platten höre,

kann ich am besten abschalten.«

An diesem Abend war der erste Schritt getan,

um die Familiensituation unter den verschärften

Bedingungen der aktuellen Zeit nicht weiter eskalieren

zu lassen. Stattdessen führten die drei

Veränderungen herbei, die alle Familienmitglieder

entlasteten und gleichzeitig die individuellen

Bedürfnisse anerkannten.

Wut wahrnehmen und Konflikte in Austausch

bringen | Elke und Pavel setzten sich nun einmal

in der Woche mit Lucas zusammen und sprachen

darüber, wie es jedem Einzelnen ging, was jeder

brauchte und wie es gemeinsam umgesetzt werden

konnte. Wahrzunehmen, was sich nicht gut anfühlte,

sich für Besserung einzusetzen und dabei

auch Rücksicht auf die anderen zu nehmen, veränderte

die Stimmung in der Familie völlig. Die

drei trafen neue Absprachen und planten bestimmte

Zeitfenster, die jedem ermöglichten, seine Bedürfnisse

zu befriedigen: Elke backte nun meist,

wenn Pavel und Lucas mit dem Mountainbike

draußen waren – und sie nahm sich fortan samstags

regelmäßig Zeit, um neue Werkstattprojekte

fürs Museum zu planen. Pavel hörte seine LPs über

Kopfhörer, wenn es die anderen störte, und übernahm

wie auch Lucas verschiedene Haushaltsarbeiten.

Lucas aß unter der Woche eine Mahlzeit

am Tag allein in seinem Zimmer und jagte den

Tennisball nur noch selten gegen die Wand.

Für die Klärung solcher Konflikte, die wir alle

auch aus dem Alltag ohne Pandemie kennen,

brauchen wir immer wieder Zeit für Austausch und

Kommunikation. Zeit, in der wir benennen, was

uns stört, und somit vermeiden, dass sich unsere

Wut unkontrolliert ausdrückt. Und ja, es bedeutet

auch mal, eine klare Grenze zu setzen. Wenn ich

Nein zum Verhalten des anderen sage – etwa dem

Kind das Ballspielen in der Wohnung verbiete,

dann ist es sinnvoll zu überprüfen, ob ich das Nein

als Bestrafung einsetze oder um für meine Bedürfnisse

einzustehen. Um mit dem anderen in Verbindung

zu bleiben, benenne ich klar, warum ich

die Veränderung gerade brauche. Gemeinsam

können wir dann überlegen, ob das Ballspielen

draußen, wenn möglich sogar mit dem Nachbarkind

zusammen, nicht auch viel befriedigender ist.

Wir alle brauchen Konflikte, um an ihnen zu

wachsen und uns in unseren Beziehungen nahe

zu kommen. Durch sie lerne ich dich und deine

Sichtweisen kennen. Wut schenkt uns die Klarheit

und Kraft, Konflikte als Chance zu nutzen, für sich

selbst einzustehen und gleichzeitig das Miteinander

zu beleben.

28


Wut-Übung

In 6 Schritten

Beziehungen vertiefen

#1

Wut wahrnehmen

Ich nehme wahr, dass in meiner

Beziehung etwas nicht stimmt, und

finde heraus, was es ist.

#2

Klar kommunizieren

Ich sage dir, was mich stört, was

für mich nicht stimmt.

#3

Offenheit für die Position/

das Interesse des anderen haben

Ich frage dich und höre zu, wie du

die Situation wahrnimmst.

Was dein Antrieb war und welches

Bedürfnis du hast.

#4

Ergebnisoffenheit

Ich mache mir bewusst, dass meine Sicht

nicht die einzig wahre ist.

#5

Die Spannung im

Miteinander akzeptieren

Ich sage ja zu der Spannung

zwischen uns, halte diese aus

und bleibe im Kontakt.

#6

Verbindende Lösung (nach

Abklingen der größten Spannung)

Wir finden gemeinsam Bedürfnisse heraus

und schauen, welche Handlungen/

Strategien notwendig sind, damit diese

erfüllt werden können.

Erinnere dich an eine Situation in den letzten

Tagen, in der du wütend warst und diese Wut

ausgedrückt hast. Hole sie dir vor dein inneres

Auge. Lass sie Revue passieren. — Wie ist die

Situation abgelaufen. Was ist passiert? Wie hast

du deine Wut ausgedrückt und in Kontakt

gebracht. Was hat für dich nicht gestimmt? Was

war das Ergebnis des Wutausbruchs? — Nun

nutze die sechs Schritte als Reflexionshilfe, um

den Konflikt im Nachhinein für dich selbst oder

mit dem involvierten Gegenüber gemeinsam

zu reflektieren.

Herausfordernde Situationen wie in dem Beispiel

oben gibt es im Alltag jeden Tag. Ob in

der Familie, auf der Arbeit, in der Beziehung

oder im Einkaufsladen. Und jede*r von uns

drückt seine/ihre Wut im Kontakt und mit

verschiedenen Gegenübern unterschiedlich

aus. Im Folgenden stelle ich dir neun Wuttypen

vor. Findest du dich in einem oder mehreren

wieder? Anregungen zur Einordnung

findest du durch den Wuttypentest in meinem

Buch ›Wutkraft‹.

Der Nörgler

Die 9 Wut-Typen

Unbewusste Wut-Typen

Wutausdruck: über Negativität und Nörgeln.

Motivation: Aufmerksamkeit auf sich ziehen,

Gruppen dominieren, Mitleid erregen.

Strategie: Opfergeschichten erzählen, Miesepeter

sein, an allem etwas aussetzen.

Beispiel für Gedanken und Äußerungen:

»Ich arbeite am härtesten und verdiene am

wenigsten.«

29


w u t

Die Furie

Wutausdruck: ungebremst nach außen, verbal

oder auch körperlich.

Motivation: andere beschuldigen, bezichtigen,

verantwortlich machen. Das Gegenüber durch

Lautstärke und Intensität einschüchtern.

Strategie: Hau drauf, möglichst laut! Zerstört,

was ihr/ihm vor die Finger kommt.

Beispiel für Gedanken oder Äußerungen: »Räum

sofort deinen Mist hier weg oder ich raste aus!«

Der Ignorant

Wutausdruck: durch Schweigen oder Ignoranz.

Motivation: das Gegenüber zappeln lassen, bestrafen

durch Entzug von Aufmerksamkeit.

Strategie: den anderen auflaufen lassen. Im Falle

eines Konflikts, dem Auslöser aus dem Weg

gehen. Das Gegenüber auch über einen längeren

Zeitraum durch Ignoranz missachten.

Beispiel für Gedanken oder Äußerungen: »Der

wird schon merken, was er davon hat.«

Der Aktionist

Wutausdruck: über Handlung und Aktivität.

Motivation: will die eigene Wut nicht fühlen

oder ausdrücken müssen, kontrolliert und

bevormundet andere.

Strategie: nicht lang herumreden, sondern

machen; Wut direkt in Handlung, Kontrolle

umsetzen.

Beispiel für Gedanken oder Äußerungen: »Oje,

wenn die das so machen, das geht ja voll den

Bach runter. Ich übernehme das am besten

sofort, um Schlimmeres zu verhindern.«

Die Klatschtante

Wutausdruck: über Klatsch und Tratsch mit

Dritten.

Motivation: Aufmerksamkeit bekommen und

Allianzen bilden.

Strategie: den Ruf anderer zerstören, andere

bloßstellen, um sich selbst besser zu fühlen;

Konkurrenzgefühle ausblenden.

Beispiel für Äußerungen: »Wie kann man sich

nur trauen, so etwas anzuziehen? Unmöglich,

wie die schon wieder aussieht.«


Der Selbstzerstörer

Wutausdruck: auto-aggressiv, nach innen, innerer

Dialog, selbstverletzendes Verhalten.

Motivation: niemanden außer sich selbst zu

verletzen oder zu kritisieren.

Strategie: Selbstzerfleischung, Selbstzerstörung

(sich selbst körperlich verletzen), entweder

durch Unachtsamkeit oder bewusst, auch aus

Wut irgendwo gegentreten oder mit der Faust

auf etwas draufhauen.

Beispiel für Gedanken und Äußerungen: »Vielleicht

war es doch mein Fehler. Ich habe bestimmt

etwas übersehen.«

Die Heilige

Wutausdruck: zeigt keinen Wutausdruck,

kreiert keinen eigenen Wutausdruck.

Motivation: Harmonie erhalten und Frieden

stiften, von der Wut ablenken.

Strategie: Wut verleugnen, harmonisieren;

lebt nach dem Motto »Wir haben uns alle lieb!«

Beispiel für Gedanken oder Äußerungen:

»Schwamm drüber!«, »Hey, ist doch nicht so

schlimm.«

Bewusster Wut-Typ

Der Zyniker

Wutausdruck: passiv-aggressiv, verbal nach außen,

spitze Kommentare, Sarkasmus, Zynismus,

schwarzer Humor.

Motivation: Gegenüber aus Rache bloßstellen;

andere verletzen, um eigenen Schmerz nicht zu

fühlen; andere herabsetzen; wenn es mir schlecht

geht, soll mein Gegenüber auch leiden.

Strategie: andere verbal fertigmachen, zerstören.

Die anderen sind schuld!

Beispiel für Gedanken oder Äußerungen: »Wie

kann man nur so dumm sein!«

Der Krieger

Wutausdruck: Wut für Handlung und Veränderung

nutzen.

Motivation: Klarheit schaffen und Verbindung

kreieren, in Handlung kommen.

Strategie: Unstimmiges in bewussten direkten

Kontakt bringen; was nicht stimmt, verändern.

Beispiel für Handlungen: Wenn eine Entscheidung

ansteht, zögert der Krieger sie nicht hinaus und

übernimmt Verantwortung für die Konsequenzen.

Podcast »Maas macht Mut« Hör dir auch die

Podcast-Folge mit Friederike von Aderkas

»Warum du öfter wütend sein solltest« an!

Friederike von Aderkas, geb. 1981, ist Dipl.-Pädagogin

und systemische Coachin. In ihren Coachings und

Seminaren unterstützt sie Menschen, ihre Wut besser

kennenzulernen und positiv einzusetzen. Sie ist begeisterte

Gefühleforscherin und nutzt Methoden der GFK

(gewaltfreie Kommunikation), des Possibility Managements

sowie körpertherapeutische Ansätze. Den Suizid

ihres Bruders sieht sie in engem Zusammenhang mit

unterdrückter Wut und hat sich in der Folge intensiv

mit Wut und deren Kraft auseinandergesetzt.

www.wutkraft.de

www.friederikevonaderkas.com

31


IN ZEITEN DER KRISE

FÜREINANDER DA SEIN

Firmen zeigen Solidarität in der saarländischen Initiative Auf! Schwung!

Vor allem Künstler und Kulturschaffende,

aber auch Start-ups und kleine Unternehmen

sind im letzten Jahr durch die Verkettung

unglücklicher Umstände und ohne

eigenes Verschulden in eine existenzielle Krise

geraten. Soweit, dass sie kurz vor der Insolvenz

stehen. Das Geld ist verdammt knapp im Moment,

aber mit der Lockerung des Lockdowns kann es

gleich wieder losgehen. Nur wie schafft man es

durch dieses tiefe Tal?

Andere kommen gut durch diese schwierige

Zeit, weil ihre Branche nicht von der Corona-Lockdown-Welle

erfasst wurde oder vielleicht sogar

zu den Gewinnern gehört. Was liegt da näher, als

sich gegenseitig auf regionaler Ebene zu unterstützen?

Wenn dir das lebendige Bild in deiner

Stadt mit kleinen Geschäften, Kneipen und Kultur

wichtig ist und es dir wirtschaftlich gut geht, dann

kannst du jetzt Solidarität zeigen.

Mit diesem Ziel gründete sich die saarländische

Initiative Auf! Schwung!, die ganz unkompliziert

Unternehmen unter die Arme greift, die gerade

Hilfe brauchen. Diese neue Verbundenheit in der

Wirtschaft könnte auch bundesweit Vorbild für

neues Denken sein.

»Wir müssen uns gerade in der Krise

alle miteinander um die Menschen

kümmern, die allein nicht die Kraft

haben, wieder aufzustehen. Und das

gelingt uns am besten, wenn wir aus

unseren Ideen Zukunft machen.«

32


Diese Zeilen aus dem Buch »Herzblut« von David

Zimmer, Gründer des Unternehmens inexio,

gaben der Initiatorin Marion Bredebusch den Ausschlag

für die Initiative Auf! Schwung!

Zu Beginn der Corona-Zeit gründete sie bereits

»Marions Herzenstalk«, um den Menschen mit

positiven Nachrichten Mut zu machen. Doch instinktiv

wusste sie auch während ihrer eigenen

Suche nach Herzensinvestoren für diesen Talk,

dass es um etwas viel Größeres ging, denn vielen,

die durch Corona mit dem Rücken an der Wand

standen, musste finanziell möglichst schnell geholfen

werden. Es sollte nicht um die Idee des

Investierens gehen, sondern darum, Unternehmen

zu finden, die von Herzen gerne geben –

ohne Gegenleistung, ohne Bedingung.

Als Marion Bredebusch im Dezember 2020 das

Buch von David Zimmer las, wusste sie, dass sie

vielen kleinen Unternehmen, die eben allein nicht

die Kraft haben, wieder aufzustehen, »Zukunft

machen wollte«. Sie sprach mit einigen klugen

und kritischen Köpfen, die ihr von einem ähnlichen

Projekt für den Kulturbereich berichteten,

das gescheitert war. Dies half ihr, einiges klarer

zu sehen: Es sollte möglichst niedrigschwellig

sein, keine Jury haben, die entscheidet, wer berechtigt

ist, Geld zu bekommen, oder wem wie

viel Geld zufließen darf. »Was machst du, damit

die Nehmenden nicht nachher Fördermittel zurückzahlen

müssen?« Auch solche Fragen halfen

ihr weiter, denn es geht schließlich um das Prinzip

der Selbstverantwortung.

RAUS AUS DER KRISE

Der drohenden Insolvenzwelle etwas entgegenzusetzen,

damit ALLE gut durch die Coronakrise

kommen, genau darum geht es in diesem Projekt.

Im Januar suchte Auf! Schwung! kreative Menschen

zur Unterstützung, im Februar bereits gab

es die Seite www.aufschwung.de, im März hatten

sie 80.000 Euro gesammelt und im Augenblick

finden sich täglich weitere Gebende und Nehmende.

Quer durch alle Branchen geben große und

mittelgroße Unternehmen, denen es gut geht,

Geld, um die kleinen Betriebe, freiberuflich Tätige,

Selbstständige und den Mittelstand zu retten. Die

Gebenden suchen sich auf dieser Plattform aus,

wem sie wieviel geben wollen. Besonders wertvoll

ist, dass immer wieder einige sagen: Ich fange mit

diesem an und nächsten Monat suche ich mir weitere

aus. Oder ein Unternehmer, der selbst Musiker

ist, suchte sich eine Band aus. Schon jetzt

reift die Idee, dass sich alle auf einem Auf!

Schwung!-Event persönlich begegnen und zusammen

auf der Bühne stehen werden.

Das Projekt ist sehr einfach und unbürokratisch

zu realisieren und lässt sich bestimmt auch auf

andere Regionen übertragen. Denn überall gibt

es Menschen und Unternehmen, die Hilfe benötigen,

und ebenso oft Menschen und Unternehmen,

die so dankbar dafür sind, dass sie von den

Umsatzeinbußen verschont blieben, dass sie sehr

gerne und von Herzen Unternehmen in Not unterstützen.

Marion Bredebusch: »Meine zwei größten Erkenntnisse

neben den vielen kleinen, berührenden

Begegnungen und Geschichten dazwischen

sind: Menschen freuen sich in diesen Zeiten schon

über 500 Euro und sind dankbar. Erfolgreiche

Unternehmerinnen und Unternehmer geben von

Herzen gerne, ohne Bedingungen, einfach weil

es um Zusammenhalt geht.«

Was kannst du heute tun, um die Welt für morgen

besser zu machen?

EINFACH GEBEN, EINFACH NEHMEN

Saarländische Firmen packen gemeinsam

an. Das Projekt setzt auf Vertrauen und

Selbstverantwortung. Wer teilnehmen

möchte, als Gebender oder als Nehmender

nimmt Kontakt mit den Initiator*innen auf

oder schaut direkt in das Verzeichnis von

Gebenden und Nehmenden auf der

Website.

www.aufschwung.de

33


In Resonanz gehen.

Miteinander Instrumentsein!

HELGE BURGGRABE

GEDANKEN UND IMPULSE EINES KOMPONISTEN

Community, Gemeinschaft. Sehnsucht nach Begegnung,

Berührung und Verbundenheit. Schmerzlich

spüren wir besonders jetzt in der Abstinenz, was uns

fehlt, wenn wir »auf Abstand sind«. Wir sind wie Musikinstrumente,

die seit Längerem nicht mehr gespielt

wurden. Wie eine Flöte oder Geige, die auf dem Dachboden

in einem leicht angestaubten Kasten liegt und

davon träumt, endlich wieder klingen zu dürfen und

in Resonanz zu gehen mit anderen Instrumenten.

Als Komponist und Musiker habe ich immer das Ziel,

das Potential einzelner Instrumente aufblühen zu lassen

und im Zusammenklang vieler Instrumente neue Resonanzräume

zu eröffnen.

So ist es auch mit meiner neuen Komposition, der

HUMAN Suite für Orchester und Percussion. Sie ist

eine sechzigminütige, kreative Hommage an die

Menschenrechte und »Grundmelodie« des HUMAN

International Culture Project (www.human-project.

net). Von den 13 einzelnen Musiksätzen ist das Finalstück

»Community« der Gemeinschaft, dem Verbundensein

gewidmet.

Die Komposition entstand im Frühjahr 2020 in der

Zeit des ersten Lockdowns und ich fragte mich, wie

lebensfreudige und zugleich zerbrechliche Dimensionen

von Gemeinschaft und von Verbundensein mit allem

Leben in Musik ausgedrückt werden können. Wie könnte

Albert Schweitzers »Ich bin Leben, das leben will,

inmitten von Leben, das leben will« von einem Orchester

erzählt werden? Schnell kamen mir Bilder

eines großen Lebensfestes mit vielen unterschiedlichen

Gästen und einer Atmosphäre von Leichtigkeit

und Freude.

Zu Beginn »ruft« daher die Oboe die anderen herbei,

eine Gemeinschaft beginnt zu wachsen, die immer

ausgelassener das Leben feiert wie ein Fest. Alle Musikerinnen

und Musiker der HUMAN-Suite treten noch

einmal auf, von den Holzbläsern über die Blechbläser

und Streicher und das Klavier bis zu den Perkussionisten

mit ihren vielen Instrumenten. Miteinander künden sie

alle von der Großartigkeit und Zerbrechlichkeit von

Gemeinschaft, von der Kraft gemeinsamer Lebensfreude,

der Leichtigkeit und Sicherheit des Getragen-

34


seins, der Energie des miteinander Verbundenseins! Miteinander

zutiefst verbunden zu sein stärkt, fordert heraus

– und weist über das Sichtbare hinaus.

JEDE UND JEDER IST INSTRUMENT

Denn in jedem Menschen träumt eine Lebensmelodie, die

geweckt werden möchte. Sie entspringt der Sehnsucht,

zutiefst erkannt zu werden und sich selbst-bewusst zu sein.

Musik ist für mich somit auch eine wesentliche Tür, mit

dem Heiligen und letztlich »Nichtnennbaren« in Berührung

zu kommen. Musik kann den Raum für eine Erfahrung

öffnen, die wir Menschen – egal in welcher Kultur und

Religion wir verankert sind – auf unseren Lebenswegen

suchen: sich selbst als Teil der Schöpfung, als Teil des

großen Ganzen zu erleben. Die indische Formulierung

»Nada Brama« – die Welt ist Klang – bringt es auf den

Punkt. Nicht überraschend ist es daher, dass die Musik in

allen Jahrhunderten eine wesentliche Rolle bei kultischreligiösen

Ritualen einnimmt, also bei dem Versuch, mit

dem Transzendenten in Resonanz zu kommen. Musik ist

sowohl eine universelle Ausdrucksform als auch seit jeher

eine Möglichkeit, sich selbst als ein Instrument zu verstehen

und zu erleben, wie es in vielfältiger Weise in

Resonanz mit der sichtbaren und unsichtbaren Mitwelt

schwingt.

In diesem Sinne sind wir einerseits eingeladen und

aufgefordert, uns stets neu – wie ein Musikinstrument

– im Bewusstsein einstimmen zu lassen, dass die große

Symphonie des Lebens von einer größeren Kraft gespielt

wird und unvorhersehbar ist. »Es sind nicht wir, die durch

das Leben gehen, es ist das Leben, das durch uns geht«,

stellt der Sufimeister Hazrat Inayat Khan treffend fest.

Andererseits nährt sich – angesichts der gravierenden

globalen Herausforderungen – aus diesem Verständnis

heraus der Aufruf gleichermaßen, individuell wie gemeinsam

»für das Leben, inmitten von Leben, das leben will«

einzustehen. So ist im Zusammenhang mit der HUMAN-

Komposition ein Text entstanden mit dem Titel: ES IST

ZEIT. Ein träges »Weiter so« funktioniert nicht mehr,

das führt die Corona-Pandemie noch einmal deutlich

vor Augen. Es ist Zeit für Veränderung!

Daher rufen die HUMAN-Musik und das Projekt dazu

auf, die eigene Lebensweise und Lebenshaltung neu zu

gestalten, die Prioritäten vom Haben zum Sein auszurichten.

Die Veränderung beginnt bei jeder und jedem

Einzelnen, wie Musikinstrumente, die sich neu stimmen,

um dann mit ihrer Melodie einen stimmigen Teil zum

großen Klang der Schöpfung beizutragen.

ES IST ZEIT

einfacher zu leben

dann wächst von alleine das Bedürfnis

alles Überflüssige, Anmaßende und

Verschwenderische loszulassen

äußeren Reichtum in inneren Reichtum

zu verwandeln und das Glück

im Einfachen zu finden.

ES IST ZEIT

achtsamer zu leben

dann wächst von alleine die Sehnsucht

wacher im Augenblick zu leben

und das Große im Kleinen zu sehen

anderen Menschen und der ganzen

Schöpfung mit offenem Herzen zu

begegnen und tiefe Liebe, Mitgefühl und

Dankbarkeit für das Leben zu entwickeln.

ES IST ZEIT

bewusster zu leben

dann wächst von alleine die Tatkraft

eigene Verhaltensweisen zu überdenken

und zu ändern entschieden einzutreten für

ein gerechteres Miteinander ohne

Ausgrenzung und aufzustehen für eine

lichtvollere Welt.

ES IST ZEIT

Helge Burggrabe

35


IV

Sisterhood

Brotherhood

III

Equality

II

Liberty

Themen der HUMAN-Suite

V

Love

I

Needs

INTERNATIONAL CULTURE PROJECT

Concept: Helge Burggrabe

Birth

VI

Home

Death

VII

Protection

VIII

Work

IX

Recreation

X

Creativity

XI

Community

Als Einstieg in das Komponieren und um eher spielerisch

in die großen Themen der HUMAN Musik einzutauchen,

schrieb Burggrabe in den Raunächten

2018/2019 an zwölf Tagen hintereinander jeweils frühmorgens

Bilder zu den 13 Themen. Die Bilder für jedes

Thema loten die jeweiligen Gegensätze und Spannungen

aus wie Freiheit/Unfreiheit oder Heimat/Heimatlosigkeit

oder Gemeinschaft/Isolation und dienten ihm

fortan als Inspiration für die Komposition.

Community Dance-Premiere

28. und 29. August 2021

Theater Bremen

HUMAN International Culture Project

‚Herz‘ des Projektes ist die HUMAN Suite für Orchester

und Percussion von Helge Burggrabe , die vom Label

Berlin Classics/Neue Meister auf CD eingespielt wurde.

Das Werk folgt einem Lebenskreis, beginnt mit der

Geburt, wird umschlossen vom Tod, es thematisiert 11

Grundthemen und Sehnsüchte, die Menschen aller

Generationen, Kulturen, Lebensumstände und Weltanschauungen

auf dieser Erde miteinander verbinden.

Musikalisch ‚zu Wort kommen‘ u.a. – neben Gemeinschaft

– auch Geschwisterlichkeit, Freiheit, Heimat,

Schutz, Liebe oder das Recht auf Arbeit und das auf

Erholung. Die Musik lädt ebenso zur Umsetzung in Tanz

wie zu einer facettenreichen Beschäftigung mit Grundthemen

des Mensch-Seins vor allem auch in Schulen

ein: Die Einbindung der HUMAN Musik/einzelner

Musikstücke ist in vielen Unterrichtsfächern möglich,

sie kann zu Projekttagen oder einer Projektwoche anregen,

die mit einer Community Dance-Aufführung

abgerundet werden. Mit einem Konzert oder einer

Konzertlesung (z.B. mit Texten zur Menschenrechtsthematik)

können Orchester eindrucksvolle Akzente

für mehr Menschlichkeit setzen. Tanzkompanien

und Ballett-Ensembles haben mit der Musik vielfältige

choreografische Möglichkeiten für eigene

Inszenierungen.

HUMAN Konzertpremiere

26. September 2021

Großer Saal der Philharmonie, Berlin

Helge Burggrabe, Als Komponist und künstlerischer Leiter

von Kulturprojekten wie dem HUMAN International Culture

Project interessiert Burggrabe (*1973) die Synergie von

Kunst, gesellschaftlichen Themen und einer interreligiösen,

offenen Spiritualität. Dabei entstehen Werke, die durch

ihren synästhetischen Ansatz alle Sinne ansprechen und

unterschiedliche Kunstsparten wie Musik, Tanzchoreografie

und Lichtkunst miteinander verbinden. Eine große Rolle

spielt bei Burggrabes Seminaren das Entdecken und Entfalten

der Stimme. Dazu komponierte er einen Liederfundus, der die alte Gesangstradition

der Klöster und Gemeinschaften in neuer Weise fortführt. Die ein- bis

vierstimmigen Gesänge umkreisen das Heilige wie »gesungene Gebete«, lebendig

und kraftvoll oder in die Meditation und Stille führend.

www.burggrabe.de

www.human-project.net

36


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WARUM ES SO WICHTIG IST,

DICH MIT JEDEM

UND ALLEM ZU VERBINDEN

JOHN STRELECKY

38


Unsere Fähigkeit, uns zu verbinden,

ist oftmals entscheidend dafür, ob wir

das Leben leben, das wir gerne leben

würden. Obwohl diese Fähigkeit so

wichtig ist, schenken wir ihr wenig

Aufmerksamkeit in unserer Ausbildung

des Lebens. Es gibt kein Fach

namens ›Verbindung‹ in der Schule

und die meisten Menschen haben über

das Thema ›Verbindung‹ noch nie ein

Aufklärungsgespräch von ihren Eltern

erhalten. Wir haben hier oft eine Wissens-

und eine Erfahrungslücke, die

uns im Leben zurückhält.

Versuchen wir also, diese Lücke

mit 4 ganz konkreten Vorschlägen für

Verbundenheit zu schließen:

1. Verbinde dich mit dem,

was dir Spaß macht!

Bei der endlosen Flut an Informationen

und Anfragen, die täglich auf uns

hereinprasseln, ist es ziemlich leicht,

die Minuten unseres Lebens mit Dingen

zu verbringen, die uns gar nicht

viel bedeuten. Zum Beispiel lassen wir

uns oft ablenken von Werbeanzeigen

für Dinge, die wir weder brauchen

noch wollen. Oder erhalten Teilnahmeanfragen

für Veranstaltungen, die

uns gar nicht interessieren. Oder

Menschen wollen uns dazu bewegen,

ihrem Leben zu folgen, anstatt unser

eigenes zu leben. Es ist ziemlich einfach,

in diese Welt hineingesogen zu

werden, die vom ersten Moment des

Aufwachens bis zum Moment des Zu-

Bett-Gehens dadurch bestimmt wird,

was sich in unserem Email-Eingang, in

den Handynachrichten oder im Social-Media-Feed

befindet.

Dies muss jedoch nicht so sein. Mit

ein klein wenig bewusstem Denken

und einer minimalen Anstrengung

können wir uns stattdessen mit etwas

verbinden, das unser Leben interessant,

spannend und vergnüglich macht.

Wenn wir dies tun, dann geschehen wunderbare Dinge. Zunächst

einmal können wir mehr Minuten des Lebens als ›sinnvoll‹

verbuchen. Allein das sollte die Anstrengung wert sein.

Darüber hinaus inspirieren wir jedes Mal, wenn wir uns mit dem

verbinden, was uns Spaß bereitet, auch andere, es uns gleich zu

tun. Es ist also nicht nur gut für uns, sondern auch für andere,

ein guter Deal also.

Dahin zu kommen, ist einfacher, als wir denken. Zunächst geht

es darum herauszufinden, was für uns persönlich ›Spaß‹ bedeutet.

Wir können uns zu Beginn mal daran erinnern, was uns große

Freude bereitete, als wir Kinder waren. Vielleicht war es Fahrrad

fahren, eine bestimmte Sorte Comics oder Romane lesen,

Kekse backen oder Spiele mit Freunden spielen. Vielleicht war

es auch etwas ganz anderes. Stell dir einfach eine kleine Liste

von 5 Dingen zusammen und schreibe dir bei jeder Sache auf,

warum du sie als Kind so toll fandest.

Als Beispiel für das Warum könntest du dich fragen: Konntest

du dadurch neue Orte sehen, über körperliche Grenzen hinausgehen

oder Freiheit erleben? War es etwas, das deine Kreativität

gefördert, deinen Geist für neue Realitäten geöffnet oder dich

mit anderen Menschen verbunden hat?

Sobald du deine Liste fertiggestellt hast, nimm dir während

der nächsten Wochen Zeit, genau diese Dinge nochmal als Erwachsener

zu tun. Oder probiere zumindest etwas aus, was dem

Warum von damals entspricht. Die Verbindung zu dem, was dir

früher einmal Spaß gemacht hat, löst nicht nur neue Fun-Momente

aus, sie wird auch deinen Geist offener machen für andere

Dinge, die du gerne tun, sehen und erleben würdest.

2. Verbinde dich mit deiner Herde!

Auf dem ganzen Planeten gesellen sich Tiere immer zu ähnlichen

Tieren. Von den Karibus in Alaska bis hin zu den Seelöwen

in Namibia gehört es zum natürlichen Flow der Tiere, in Verbindung

mit anderen zu sein. Nachdem du deine Liste im ersten

Schritt zusammengestellt hast, hast du schon einen riesengroßen

Sprung gemacht und kannst nun fantastische Verbindungen zu

deiner Herde knüpfen. Bist du fasziniert von Origami, dieser japanischen

Art des Papierfaltens? Brennst du für alte Schwarz-

Weiß-Filme aus den 40er Jahren? Ist Gesellschaftstanz genau

dein Ding?

Nun, wenn dich eine von diesen oder irgendeine andere der

Abermillionen von Aktivitäten interessiert und dir Spaß bereitet,

es gibt immer eine Gemeinschaft von Menschen, die die gleichen

Vorlieben haben, und du kannst dich mit ihnen verbinden!

Gerade jetzt haben wir mehr als je zuvor gute Möglichkeiten,

39


wa ru m es so wi c h t i g ist…

uns mit Menschen zu verbinden, nicht weil sie sich in unserer

unmittelbaren geographischen Nähe befinden, sondern weil sie

das Gleiche im Leben bewegt und inspiriert.

Wenn wir unsere Herde einmal gefunden haben, kann dies

unser Leben komplett verändern. Wir haben dann immer eine

Anlaufstelle, wo wir hingehen können, wo uns die Menschen

verstehen, ähnliche Dinge wertschätzen und auch oftmals eine

ähnliche Sprache sprechen, wobei die Sprache hier weit über das

hinausgeht, was wir gewöhnlich darunter verstehen. Die Herde

führt uns zudem kraftvoll vor Augen, dass wir nicht allein sind.

Wenn wir unsere Herde aufgrund der Dinge auswählen, die

für unser Leben wichtig sind, wie z. B. wer wir wirklich sind, was

wir am meisten genießen oder was unsere größten Wünsche und

Sehnsüchte sind, dann fühlen sich diese Verbindungen auch

nicht wie weitere Verpflichtungen oder leerer Zeitvertreib an.

Im Gegenteil, sie bringen enormen Mehrwert für unser Leben!

3. Verbinde dich mit

deinem höheren Zweck!

Jedes Leben hat einen Zweck. Für manche Menschen ist der

Zweck etwas, zu dem sie sich schon immer hingezogen fühlen,

solange sie denken können. Für andere ist es etwas, das sie nach

sorgfältiger Überlegung und tiefem Ergründen ausgewählt haben.

Oft hängt dieses Ergründen mit der Frage »Warum bin ich

hier?« zusammen, über die ich viel in meinem Buch Das Café

am Rande der Welt spreche.

Es ist absolut spannend, unseren Zweck zu kennen und zu erfüllen.

Auf der einen Seite verleiht er unserem Leben Bedeutung.

Es ist genau das Gegenteil von einem Leben sinnloser Ablenkungen.

Wir wachen morgens auf und wissen nicht nur genau, was

zu tun ist, sondern wir fühlen uns darüber hinaus auch tief verbunden

mit dem, wie wir unser Leben gestalten. Diese Freude

und dieses Gefühl von Zufriedenheit, das wir fühlen, wenn wir

unseren Zweck vollkommen leben, kann uns eine tiefe Erfüllung

bringen wie nichts anderes.

Zugleich kann jedoch die Weite des Lebens auch das Gefühl

von Sinnlosigkeit mit sich bringen. Zum Beispiel ist es egal, wie

ambitioniert und fokussiert ein Arzt unterwegs ist, es wird immer

noch Krankheiten geben. Egal wie liebevoll und fürsorglich wir

zu unseren Kindern, Partnern oder anderen Menschen, die uns

am Herzen liegen, sind, es wird immer Herausforderungen geben

und nicht alles wird sich wiederherstellen lassen.

Genau deshalb sind die Vorschläge in Nummer 1 und 2 so

wichtig. Zu wissen, woran wir Spaß haben und diesem dann

auch Rechnung zu tragen, hält uns in der Balance. Es bietet uns

eine Perspektive und hilft uns, wieder auf die Beine zu kommen,

wenn wir uns niedergeschlagen fühlen.

Es bringt auch unsere Bestrebungen

weiter nach vorne, denn ein Leben,

das zwar einen Zweck hat, jedoch

ohne Spaß verläuft, ist wie eine Aufgabe,

die man übertragen bekommt,

sie jedoch gar nicht wirklich ausführen

will, und das Ergebnis ist dann

keinesfalls nachhaltig.

Unsere Herde zu kennen ist genauso

wichtig. Sie schenkt uns Schultern

zum Anlehnen, wenn wir verzweifelt

sind. Sie schenkt uns Freunde, mit

denen wir lachen können über Dinge,

die der Rest der Menschheit gar nicht

verstehen würde. Sie bringt uns Menschen,

die genauso leidenschaftlich

sind wie wir, wenn es darum geht unseren

Zweck zu erfüllen.

4. Verbinde dich mit

jedem und allem!

Wenn wir uns mit dem Spaß, der Herde

und unserem Zweck verbinden, dann

geschieht etwas Wunderbares. Wir

sehen die Welt auf einmal ganz anders.

Die Frustrationen, Ärgernisse,

Hindernisse und Grenzen, die sonst

unsere Sicht dominierten, beginnen

sich langsam aufzulösen.

Plötzlich wünschen wir auch anderen

von ganzem Herzen, dass sie das

finden mögen, was ihnen Spaß und

Freude bereitet, ihre Herde und ihren

Zweck des Lebens. Und wenn ihre

Vorstellungen dabei anders sind als

unsere, dann fühlen wir uns nicht eingeschüchtert,

verärgert oder verängstigt.

Denn trotz dieser Unterschiede

erkennen wir in ihnen den gleichen

Geist, der auch in uns ist.

Diese neue Bewusstheit eröffnet

uns ganz neue Möglichkeiten, uns

mit dem Energiefluss des Lebens zu

verbinden, der jeden und alles in diesem

Universum durchströmt. Dies

40


führt so weit, dass egal, ob es sich um eine warme

Brise im Gesicht handelt, um eine winzige Blume

im Wald, um einen Vogel am Himmel, um ein

schaukelndes Kind, um einen Fremden auf einem

Foto eines entfernten Ortes oder um den

ganzen Planeten – wir fühlen uns verbunden.

Und das ist etwas Schönes.

DIE SEMINARE NACH DER PHILOSOPHIE

VON JOHN STRELECKY IN DEUTSCHLAND,

DER SCHWEIZ UND ÖSTERREICH!

Die Geschichten vom ›Café am Rande der Welt‹ und

›The Big Five for Life‹ haben weltweit bereits

Millionen von Menschen inspiriert, ein glückliches

und erfülltes Leben zu führen.

INTRO-SEMINAR

Hier beginnt die Safari Deines Lebens

Im Intro-Seminar begibst Du Dich auf die Spur zu dem,

was wirklich wertvoll und bedeutsam für Dich ist.

———

DISCOVERY-SEMINAR

Hier findest Du Deine Big Five for Life

Im Discovery-Seminar gehst Du auf Entdeckungsreise

und findest Deine Big Five for Life.

———

DO-IT!-SEMINAR

Hier entdeckst Du Deinen Zweck der Existenz

Im DO-IT!-Seminar folgt der krönende Abschluss.

Du findest Deinen Zweck der Existenz, die Antwort

auf die Frage: »Warum bin ich hier?«

———

John P. Strelecky ist Nr. 1 Beststeller-Autor

von ›Das Café am Rande der Welt‹ sowie der

›The Big Five for Life‹-Serie. Mehr über seine

Arbeit und wie du deine eigene Version eines

wundervollen Lebens entdeckst und lebst,

findest du unter

www.johnstrelecky.com

LEADERSHIP-SEMINAR

Hier erfährst Du, was in der Führung wirklich zählt.

Im Leadership-Seminar geht es um Dich als

»Kulturbereiter«, der eine gute und solide Basis

für alle Mitreisende schafft. Inspiriert von dem

Buch »The Big Five for Life« entwickelst Du neue

Führungsansätze, die Du in Zukunft leben und

in Deine Firma integrieren wirst.

———

ONLINE-SEMINARE

Entdecke Deine Big Five for Life,

egal wo Du bist auf der Welt.

Alle unsere Seminar finden auch ONLINE statt.

Inhaltlich sind diese gleich aufgebaut wie die

Präsenzveranstaltungen und werden live

von einem Big Five for Life-Coach moderiert.

MEHR INFOS & BUCHUNG UNTER

WWW.BIGFIVEFORLIFE-SEMINAR.COM


SOMMERSONNENWENDE

Die Zeit der Fülle und des Feierns beginnt!

CHRISTINE FUCHS

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Am 21. Juni ist der längste Tag des Jahres, die kürzeste

Nacht – die Sonne auf ihrem Höchststand – die Natur

auf ihrem Höhepunkt: Was für eine überaus erfüllende

Jahreszeit! Die Beerenzeit beginnt, das Gemüse gedeiht

und das Herz aller Kräutersammler schlägt jetzt höher

angesichts dieser grünen Vielfalt. Im dämmernden Abendlicht

flitzen Fledermäuse durch die Gegend und mit viel Glück lässt

sich sogar der Lichterzauber von Glühwürmchen entdecken.

Wie an der Wintersonnenwende treffen Licht und Dunkelheit

jetzt in einem besonderen Moment aufeinander. Am 21. Dezember

wird das Licht dann geboren, wenn die Dunkelheit am größten

ist. An der Sommersonnenwende am 21. Juni ist der Tag, an dem

das Licht seine größte Ausdehnung erreicht hat, die Dunkelheit

gewinnt bereits wieder unmerklich an Kraft, die Tage werden

wieder kürzer.

Unserem Gefühl will das so noch gar nicht

entsprechen. Denn wir haben den Eindruck,

dass der Sommer jetzt erst so richtig in Fahrt

kommt. Deswegen – und das gilt für alle Jahreskreisfeste

– sind sie kein punktuelles Highlight,

das nur an einem einzigen Tag im Jahr

gefeiert werden darf. Vielmehr sind sie ein

Auftakt, ein Kickoff, für eine ganz bestimmte

Qualität im Jahr, die wir über vier bis sechs

Wochen nutzen können mit Ritualen, Bräuchen,

Tranceübungen und Meditationen – bis zum

nächsten Jahreskreisfest, das uns dann wieder

einen anderen Fokus schenkt.

Nichts hält uns jetzt mehr in den eigenen

vier Wänden, wir genießen laue Sommerabende

und sitzen so viel und lange wie möglich draußen

auf Balkon, Terrasse, im Garten. Die Einschränkungen

der letzten Monate hängen uns

noch in den Knochen. Sehnsüchtig werden

Lockerungen erwartet, um diese besondere

Zeit des Jahres gemeinsam mit Familie und

Freunden im Freien zu genießen. Gerade in

solchen herausfordernden Zeiten zeigt sich die

Natur uns gegenüber wieder in all ihrer Großzügigkeit:

Ihre Tür steht immer offen! Wieso

also nicht die Sommersonnenwende mit Rucksack,

Decke und Picknickkorb mit den Liebsten

in freier Natur begehen? Vielleicht wagen wir

sogar etwas Neues: Eine Übernachtung im Freien mit

Blick auf das noch leise glimmende Lagerfeuer?!

Die Sommerzeit hält jedoch beides für uns bereit

– Ausgelassenheit und Pflicht. Wir spüren eine

ausgeprägte Daseinsfreude, fühlen uns verbunden

mit den Menschen, die wir gerne haben, und wollen

mit ihnen gemeinsam die vielfältigen Möglichkeiten

dieser Jahreszeit teilen. Gleichzeitig kennt jeder,

der auch nur den kleinsten Garten sein Eigen nennt,

die Verantwortung, alles zu hegen und zu pflegen,

was jetzt in einer überbordenden Fülle sprießt, und

auch noch rechtzeitig zu ernten und zu verwerten.

Wie ein Pendeln zwischen Verpflichtung und Ausgelassenheit

nehmen wir das wahr, wobei die Verbindung

mit unseren Pflanzen und der Natur immer

im Vordergrund zu stehen scheint.

SOMMERSONNENWENDE FRÜHER UND HEUTE

Auf Spurensuche nach den Bräuchen unserer Vorfahren

treffen wir immer auf die starke Verbundenheit,

die sie zur Natur spürten. Diese Verbindung

wurde mit starken, symbolträchtigen Ritualen gefeiert,

die den Menschen kulturelle und spirituelle

Heimat waren. So war der Kranz aus Johanniskrautblüten

im Haar der jungen Mädchen die Dating-

Plattform unserer Ahninnen: In den leuchtenden

Blüten sollte sich beim nächtlichen Orakeln der

zukünftige Liebste zeigen.

Verliebte Paare, die sich beim Tanz unterm Maibaum

bereits gefunden hatten, beabsichtigten mit

dem traditionellen Sprung über das Feuer, dessen

43


s o m m e rs o n n e n w e n d e

Kraft und lodernde Leidenschaft in die Beziehung

zu holen. Ein Gürtel aus Beifuß um die Lenden

geschwungen sollte das körperliche Feuer der

Liebe anheizen, denn nur so konnte sich Nachwuchs

einstellen. Im Kreis um das Feuer sitzend,

den aufsteigenden Rauch interpretierend, das von

Frauen mit psychoaktiv wirkenden Zutaten gebraute

Bier trinkend, Geschichten lauschend und

die Lieder ihrer Ahnen singend – das waren die

verbindenden Elemente eines solchen Festes, das

Zugehörigkeit vermittelte und die Gemeinschaft

stärkte.

In den letzten Jahren nimmt die Erinnerung an

die ursprüngliche Bedeutung wieder enorm an

Fahrt auf. Vielleicht leben sogar in den fröhlichen

und ausgelassenen Grillpartys im Garten die einstigen

Bräuche wieder auf: Neue Menschen lernen

sich kennen, die Vertrauten begegnen sich wieder.

Das Feuer im Grill mitsamt seinen Zutaten darauf

wartet mit einer geradezu magnetischen Anziehungskraft

auf. Alle genießen die Fülle an bunten

Sommersalaten und leckeren Beeren-Nachtischen.

Eine offene Feuerstelle lädt ein zum langen Beisammensein

und Austausch über dies und jenes.

Denn das Feuer als traditionelles Ritualelement

berührt uns in zweifacher Hinsicht: Wir würdigen

die Magie dieses Elementes als Symbol der Sonne.

Und wir nähren Geist und Seele durch die praktischen

Handhabungen, wenn wir Feuer machen

und in die Glut schauen. Der Effekt öffnet ein Feld,

in dem wir uns in einer tiefen und uralten Ver-

bindung begegnen können, so wie es unsere Ahnen

taten – und jenseits von aktuellen Diskursen und

Verschiedenheiten.

WIE KÖNNEN WIR AUF SEELISCH-SPIRITUELLER

EBENE DIESE QUALITÄT NUTZEN?

Am Zeitpunkt der Sommersonnenwende wird auf

dem Höhepunkt des Lichtes der Umschwung bereits

eingeleitet. Die Nächte werden ganz langsam

wieder länger. Wir sind jedoch noch umgeben von

Fülle und Reichtum in der Natur. Die Sonne hat

ihren Höhepunkt erreicht, die strahlende Kraft

lässt uns noch luxuriöse Üppigkeit genießen. Alle

Sinne werden angeregt. Schöpferische Energien

und Kräfte werden geweckt. Wir geben und nehmen,

alles ist im Überfluss vorhanden.

Im gleißenden Licht der Sonne wird jedoch auch

alles erhellt, auch das Verborgene. Das regt an,

einen kritischen Blick auf Lebensumstände zu

werfen, die dem Wachstum nicht mehr dienlich

sind – oder es womöglich behindern und einschränken.

Wir tun uns schwer, der Wahrheit ins

Auge zu sehen und uns einzugestehen, dass bewährte

Problemlösungen nicht mehr taugen. Denn

wenn wir ehrlich sind, können wir den lauten Ruf

der Veränderung, des Umkehrschwungs, nicht

mehr überhören. Wir fürchten uns jedoch davor,

Vertrautes zu verlassen, selbst wenn es den inneren

Regungen entspricht. Die Angst vor dem, was

Entdecke das Räuchern für

Deinen spirituellen Alltag

• Räucherausbildung

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Christine Fuchs

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danach kommen könnte, ist zu groß, denn auf dem

neuen Terrain kennen wir die Spielregeln nicht.

Doch damit stehen wir uns oft selbst im Weg. Es

ist eine Geste der Liebe zu sich selbst, sich die

Wahrheit einzugestehen, selbst wenn sie unangenehm

ist und Veränderungen nach sich zieht.

Zur Sommersonnenwende und deren Qualität

gehören auch die Aspekte Reife und Geduld. Dinge,

die sich in der Umsetzung befinden, geerntet

oder aufgelöst werden wollen, bedürfen der Reifung

und diese fordert oft mehr Geduld als wir

aufbringen können.

Diese Aspekte werden durch die aktuelle jahreszeitliche

Energie begünstigt und es fällt uns jetzt

leichter, Antworten auf die entsprechenden Fragen

zu finden:

Wo gilt es, etwas zu klären, zu bereinigen

und zu verabschieden, wo ich mich seither

gescheut habe, genauer hinzuschauen?

Wo nehme ich in meinem Leben im gleißenden

Licht der Sonne Schatten wahr?

Wie müsste ich mich selbst anderspositionieren,

damit der Schatten nicht länger eine

Blockade ist?

Wie kann ich lernen, mich besser um die

Erfüllung meiner inneren, vielleicht auch

kindlichen Wünsche zu kümmern?

Wo darf noch etwas reifen, wo ist noch

Geduld von mir gefordert?

Wodurch kann der Austausch in meinen

Beziehungen bereichert werden?

Wo ist Fülle in meinem Leben? Was verbinde

ich damit? Was bedeutet das für mich?

Diese Fragestellungen lassen sich wunderbar begleiten

mit einer Räucherung. Als Räucherstoffe

eignen sich jetzt Beifuß, Johanniskraut, Königskerze,

Lavendel, Bernstein, Myrrhe und Dammar.

Du kannst dir daraus selbst eine Räuchermischung

herstellen oder nur 2-3 dieser Stoffe auswählen

und auf einem Räucherstövchen oder auf der Kohle

räuchern.

Christine Fuchs schreibt Bücher

über das Räuchern, bietet (online)

Räucherkurse an und das rituelle

Zelebrieren der Jahreskreisfeste. In

der Räuchermanufaktur LABDANUM

bietet sie hochwertiges Räucherwerk

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45


das

wi r

i m

ich

FRIEDRICH ASSLÄNDER

Es ist über 20 Jahre her, da kam »aus dem Off«

der Satz zu mir: »Ich liebe mich.« Er war einfach

da. Er hallte wie ein Echo von den tief

verschneiten Schweizer Bergen wider. Es war am

letzten Tag eines Selbsterfahrungskurses. Ich fühlte

mich wie neu geboren, beschenkt und voll Zuversicht,

nachdem mein Leben bis dahin stark von

Selbstzweifeln und Minderwertigkeitsgefühlen

geprägt war.

Später schaltete sich mein kluger Verstand ein

und fragte: Wer liebt hier eigentlich wen? Das sind

doch zwei! ICH liebe MICH. Das sind ein Subjekt,

der Macher, und ein Objekt, der Erlebende. Wer ist

dieses ICH, das da so schön agiert? Oder macht das

ICH gar nichts? Es geschieht und ICH erlebe das.

Was ist nun aus dem anderen, dem MICH geworden?

»Ich liebe mich« ist korrekte deutsche Sprache,

die aber völlig unlogisch für etwas, was einfach geschieht,

einen Täter (Subjekt) und ein Opfer (Objekt)

braucht. Diese Spaltung unseres Geistes in zwei ist

symptomatisch für unsere Denkstrukturen und unser

derzeitiges Bewusstsein. Mir ist dazu eingefallen:

Durch Denken machen wir das ICH.

Als Objekt braucht das ICH dann MICH.

Und so entsteht aus Gott — aus Einheit

die Welt in ihrer Zweiheit.

46


Dieses MICH habe ich dann vielfach

gefunden. ICH ärgere MICH.

ICH halte MICH für begabt, gebildet

oder für dumm, unwürdig

(das haben uns vor allem die christlichen

Religionen beigebracht)

oder für gutaussehend, für einen

offenen Menschen, für … Es spiegelt

sich darin mein Selbstbild. Es

treten aber immer zwei Beteiligte

auf, das ICH als »Richter« und das

MICH, das bewertet wird.

Das MICH treffen wir aber auch

noch in der Form des MIR an. MIR

meint ebenfalls das Objekt, aber

in der Dativform, z. B. wenn wir

sagen: »Das gehört MIR«. Ganz

spannend wird es beispielsweise,

wenn ICH MIR eine Hose kaufe,

die ICH dann anziehe und MICH

darüber freue, weil sie MIR gut

steht. Sind wir jetzt schon zu dritt?

Vor 3 Jahren dachte ich, wenn

ich mich doch sehr liebe, dann

kann ich mein Singledasein beenden.

Und dann habe ICH MICH

geheiratet. Das ist eine coole Sache.

Wir verstehen uns prächtig,

führen viele interessante Gespräche

miteinander, sind gemeinsam auch

mal still. Leider erkennt das Finanzamt

das nicht an. Es ist aber eine

gute Praxis geworden, dass ICH

sehr bewusst MICH selbst frage,

»Was meinst du?« Und von innen

kommen oft gute Antworten, wenn

ich still bin und ein bisschen warte.

MICH ist meine innere Führung

geworden, der weise Friedrich in

mir, dem ich durch meine tägliche

Meditationspraxis immer näherkomme.

Die Philosophin Hannah Arendt

spricht von »Zwei in einem« als

Voraussetzung für abstraktes Denken.

Wir können mit uns selbst in

Beziehung treten und machen das

ständig, in Selbstgesprächen, die

oft Selbstbewertungen beinhalten.

Z. B. wenn wir zu uns selbst sagen:

»Mei, bin ICH doof!« oder: »Warum

hast du nicht besser aufgepasst,

Friedrich?« oder »ICH habe

einen Fehler gemacht / alles richtig

gemacht.« Sehr häufig gehen

wir dabei mit uns kritisch, abwertend

und eher selten liebevoll um.

Ein großes Arbeitsfeld für Psychotherapeuten!

Billiger und effektiver

ist es, wenn wir uns in der Meditation

diesem inneren Dialog

stellen, ihn beobachten und durch

lange Übung allmählich zum Verstummen

bringen.

Beim Meditieren auf dem Kissen

mich gute Geister liebend

küssen.

Die Psychosynthese, die von Roberto

Assagioli entwickelt wurde,

macht aus einem ICH eine Vielzahl

von Teilpersönlichkeiten. Das

meint aber etwas anderes. ICH und

WIR erleben wir als etwas Vollständiges,

wobei das agierende

ICH wie ein Chamäleon viele Rollen

und Muster benutzen kann,

quasi für Spezialaufgaben und

spezielle Settings, was das ICH

auch gewohnheitsmäßig ständig

macht.

In der Selbstbeobachtung können

wir unserem gespaltenen

Geist auf die Spur kommen und

ihn untersuchen. ICH kann MICH

selbst wahrnehmen in meinen

Gefühlen, Gedanken, als Körper

und als empfindendes Wesen.

Dazu müssen wir unsere Aufmerksamkeit,

die sich gerne mit

irgendetwas im Außen beschäftigt,

auf uns selbst richten. Das

ist der Kern jeder Meditationspraxis.

Das führt unweigerlich

zu der Frage: Wer ist dieses launenhafte,

flüchtige ICH? Wenn

das ICH aus unserem Bewusstsein

verschwindet, sich auflöst

im einfachen stillen Dasein, im

Zustand des Samadhi, dann löst

sich automatisch auch das MICH

und MIR auf. Es gibt dann nur

noch »Dieses Eine«. Die Überwindung

dieser Spaltung wird in

den spirituellen Lehren als Einheitserfahrung

beschrieben.

Wenn sich das ICH auflöst, dieses

ICH will, ICH weiß, ICH muss,

ICH kann, ICH …, dann entsteht

eine Verbundenheit mit allem, ein

neues WIR, das umfassend alles

einschließt, ohne Trennung. ICH

bin tatsächlich auch der andere

und alles ist in mir. Das ist das Ziel

aller spirituellen Wege.

Denken macht die Fülle klein.

Das Ganze findest du im Sein.

Friedrich Assländer studierte Betriebswirtschaftslehre, Soziologie und Psychologie

und ist Vater von 4 Kindern. Nach 10 Jahren Managementtätigkeit in einem

Finanzkonzern ist er seit 1984 selbstständiger Trainer und Unternehmensberater.

Er verbindet Spiritualität und Wirtschaft in seinen Führungsseminaren und leitet

Ausbildungen in Systemaufstellungen. Er ist Mitbegründer und langjähriger Vorstand

der Vereine ›Spirituelle Wege‹ und ›spirit plus‹. Gemeinsam mit Pater

Anselm Grün leitete er die erfolgreiche Kursreihe ›Führen und geführt werden‹

und verfasste mehrere Bücher.

www.asslaender.de

47


p o s i t i v e psyc h o lo g i e

Hier ist ein Quiz für dich:

Was ist das größte

Gesundheitsrisiko

für uns Menschen

im 21. Jahrhundert?

a) Virale Krankheite?

b) Der Schaden durch Genussmittel

wie Alkohol oder Zigaretten?

c) Fettleibigkeit und mangelnde Bewegung?

Dr. Oliver Haas und

Julian Scharbert

Corporate Happiness® setzt

die Erkenntnisse der »Positiven

Psychologie« in einer

tiefgreifenden Ausbildung für

Mitarbeiter und Führungskräfte

ein, um Wachstum zu

ermöglichen — für Menschen

und Unternehmen.

www.corporate-happiness.de

Die Antwortet lautet: nichts davon! Das ist die erstaunliche Bilanz, die Psycholog*innen

zogen, als sie die Studienlage der letzten Jahre auswerteten.

Das gesamte Gesundheitsverhalten der Studienteilnehmenden hatte man

durchleuchtet: Trieben sie Sport? Wie viele Zigaretten rauchten sie am Tag?

Was war ihr BMI? All diese Variablen wurden in die Rechnung mit eingespeist

und am Ende ein fetter Strich gezogen. Eine Variable stellte sich dabei als der

stärkste Einflussfaktor heraus – und damit hatte keiner gerechnet. Die eine

Frage, die das Sterberisiko um unglaubliche 50% beeinflusste war:

»Wie eingebunden fühlen Sie sich in Ihr soziales Umfeld?«

Oder etwas weniger wissenschaftlich ausgedrückt: Wie einsam bist du? Mit

wie vielen Menschen hast du regelmäßig tiefgründige Kontakte? Kannst du

jemanden mitten in der Nacht anrufen, wenn du ein Problem hast? All diese

Komponenten fassten die Forschenden mit dem Begriff der »sozialen Eingebundenheit«

zusammen. Diese eine Frage war für die Gesundheit der

Menschen in den Studien entscheidender als der Konsum von 15 (!) Zigaretten

am Tag, ihr Körpergewicht oder ob sie Sport trieben oder nicht. Auch in anderen

Studien zeigten sich vergleichbare Ergebnisse: Menschen mit wenig

sozialer Verbundenheit hatten ein schlechteres Immunsystem, vermehrte

Entzündungen und waren anfälliger für Herzerkrankungen, Diabetes und

vieles mehr.

Der mittlerweile verstorbene Psychologe Christopher Peterson verwies auf

diese Tatsache bereits zu Beginn der Entstehung der Positiven Psychologie.

Sein gesamtes Leben und seine wissenschaftliche Karriere hatten ihn zu der

Überzeugung gebracht, dass unsere sozialen Beziehungen der wichtigste

Faktor für unser Wohlbefinden und ein erfülltes Leben sind. Er scherzte

manchmal, dass sich sein einstündiger Vortrag zur Positiven Psychologie auch

auf diese 5 Sekunden runterbrechen ließe: Other people matter – Andere

Menschen (und unsere Beziehungen zu ihnen) sind wichtig!

Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie stellen unsere Verbundenheit

allerdings vor eine besondere Herausforderung. Doch gerade

weil sie für unser psychisches und physisches Wohlbefinden so entscheidend

ist, gibt es bereits eine Fülle an psychologischer Forschung, die uns Wege

48


Fotos: Corporate Happiness®

aufzeigt, wie wir unsere Beziehungen stärken und unsere

Freundschaften festigen können. Oft sind es die kleinen

Dinge, die einen großen Effekt erzielen, und diese kleinen

Dinge kannst du auch (und gerade) in Krisenzeiten umsetzen,

um mehr Verbundenheit in deinem Leben zu

erfahren. Drei dieser Wege möchten wir dir heute

vorstellen:

GEH AUF FÜNF ZU EINS!

Es gibt einen Beziehungsforscher mit einer erstaunlichen

Fähigkeit. Beobachtet John Gottmann ein Paar in

seinem Labor, so kann er im Anschluss mit einer Genauigkeit

von 94% vorhersagen, ob diese zwei Menschen in

drei Jahren noch zusammen sein werden. Wie ist das

möglich? Eine magische Glaskugel? Hellseherische Fähigkeiten?

Weit gefehlt! Die Grundlage bildet eine konkrete

Beobachtung: Er hat in seiner Arbeit mit Paaren

festgestellt, dass ein bestimmter Aspekt in der Kommunikation

absolut kritisch für die Harmonie und das Fortbestehen

der Beziehung ist: das Verhältnis von 5:1.

5:1 wovon fragst du dich? Mit dieser Quote bezieht

er sich auf das Verhältnis von positiven zu negativen

Interaktionen. Wie oft kommunizieren die Paare mit

positiven, bestärkenden Botschaften? Wie oft gibt es auf

der anderen Seite Streitgespräche und negative Botschaften?

Je näher dieses Verhältnis an 5:1 ist, als desto

gesünder entpuppt sich die Beziehung nach drei Jahren.

Ein Überwiegen negativer Interaktionen ist dabei ebenso

wenig zielführend, wie wenn nie irgendwelche Konflikte

auftreten. Wenn einem etwas gegen den Strich geht, ist

es wichtig, diese Irritation offen ansprechen zu können.

Aber dafür sollte es auch viele Momente geben, in denen

das Zusammenleben harmonisch und angenehm ist –

bestenfalls fünf.

AKTIV-KONSTRUKTIV

ODER PASSIV-DESTRUKTIV?

Stell dir einmal vor, du triffst dich nach einer gewissen

Zeit mit einer guten Freundin wieder und sie erzählt

dir voller Begeisterung, wie gut es gerade in ihrem

Leben läuft und wie sie vor kurzem befördert wurde.

Wie reagierst du jetzt?

• Du bist neidisch und gönnst ihr den Erfolg nicht,

weshalb du aktiv versuchst, ihre Stimmung

runterzuziehen. (aktiv-destruktiv)

• Du wechselst das Thema und fängst an,

von dir selbst zu erzählen. (passiv-destruktiv)

• Du ringst dir ein müdes »Freut mich für dich« ab,

bestärkst deine Freundin aber auch nicht weiter

in ihrem Aufstreben. (passiv-konstruktiv)

• Du drückst deine Freude über ihren Erfolg aus,

ermunterst sie aktiv, mehr zu erzählen, und

signalisierst ihr aufrichtiges Interesse und

Wertschätzung. (aktiv-konstruktiv)

Die Psychologin Shelly Gable identifizierte in ihren Studien

diese Arten der Kommunikation, die für die langfristige

Entwicklung einer Beziehung wegweisend sind.

Besonders toxisch ist eine aktiv-destruktive Kommunikation,

doch auch bei einem passiv-destruktiven Stil wird

deine Freundin spüren, dass du dich nicht mit ihr freust

und nicht an ihrem Glück interessiert bist. Reagierst du

passiv-konstruktiv, so nimmst du den Erfolg deiner

Freundin zumindest bewusst wahr und erkennst ihn an.

Allerdings gibst du keine Energie in die Konversation

und wirklich aufbauen kann eure Beziehung darauf

nicht. Erst wenn du aktiv-konstruktiv deine Freude über

die Erfolge deiner Freundin zum Ausdruck bringst und

dein aufrichtiges Interesse an ihrem Glück signalisiert,

wird sich deine Freundin wirklich gesehen und wertgeschätzt

fühlen. Den Unterschied merkt man auch am

Telefon!

DRÜCKE DEINE WERTSCHÄTZUNG OFFEN AUS!

Einer der simpelsten Wege, um einen sofortigen Schub

an positiven Emotionen und Verbundenheit zu bekommen,

ist Dankbarkeit. Doch gerade im Arbeitsalltag fallen

zur Zeit die vielen kurzen Interaktionen auf dem Flur

weg, wo wir uns nochmal für das kurzfristige Einspringen

die Tage oder die Rückendeckung im Teammeeting bedanken

könnten. Dankbarkeit ist in diesen Zeiten stattdessen

etwas, das wir aktiv betreiben müssen, etwa

indem wir eine Dankes-Mail (oder altmodisch: einen

Dankbarkeits-Brief) verfassen.

Erstaunlich ist: Studien zeigen, dass wir überschätzen,

als wie peinlich ein solcher direkter Akt der Dankbarkeit

rüberkommen könnte, und unterschätzen, welchen positiven

Effekt das »Danke« beim Gegenüber auslöst. Tendenziell

lassen wir also viel Potential für eine stärkere

Verbundenheit brach liegen, weil wir uns komisch damit

vorkommen, explizit unsere Wertschätzung auszudrücken,

oder weil wir denken, dass es ja gar nicht so wichtig

ist. Es ist wichtig (!) und gerade in

Krisenzeiten ein simpler Weg, um

mehr Verbundenheit zu erzeugen

und deinen Mitmenschen ein Lächeln

ins Gesicht zu zaubern. Wer

weiß – vielleicht rettest du ihnen

damit sogar das Leben ;)

49


Lebe als bewusster

Teil der Grünen Welt!

ISABEL ARENDS

50


Baumverbundenheit

Heute schon einen Baum gegrüßt? Warum nicht? Ein heiteres, vielleicht

auch stilles »Hallo«, ein Nicken aus der Ferne in Richtung deines

Lieblingsbaumes lässt deine innere Laune steigen. Menschen grüßen Bäume

seit Jahrtausenden. Bei den alten Griechen war es Brauch, heilige

Bäume mit dem sogenannten »dorischen Gruß« zu grüßen. Das heißt, man

verehrte den Baum, indem man ihm eine heitere Kusshand zuwarf.

Was geschieht genau, wenn wir Bäume grüßen, uns an sie lehnen

oder einen schönen Spaziergang im Wald oder einem Park machen?

Wir beginnen, uns zutiefst zu erholen. Hier greift das, was man als

Baummedizin bezeichnet. Hier erinnert sich ein uralter Teil von uns

an die Kraft der intakten Natur und ahnt Gutes. Unser Immunsystem

– das eigentlich auch eine Art Sinnesorgan ist – beginnt, stille und

gesunde Baumgespräche zu führen. Ein selbstständiges kommunizierendes

und handelndes Immunsystem? »Wir sind mit der überraschenden

Tatsache konfrontiert, dass es sich beim Immunsystem um ein

Sinnessystem handelt, das fähig ist, wahrzunehmen, zu kommunizieren

und zu handeln.«, erläutert Joel Dimsdale, Professor für Psychiatrie

an der Universität San Diego.

Das Wissen um die Heilkräfte der Bäume ist in unserem Körpergedächtnis

gespeichert. Zudem besitzt unser Unterbewusstsein einen

gut funktionierenden Zugang zu dem kulturellen Gedächtnis unserer

Vorfahren. Früher gab es zahlreiche Baummythen, Legenden, Lieder

und Heilreime rund um Bäume, die unseren Ahnen erklärten, wie sie

mit den Bäumen umgehen sollten, so dass alle Nutzen hatten und

niemand zu Schaden kam.

Eine neue Zeit der Bäume darf jetzt kommen, in der wir bewusst die

Bäume wieder wahrnehmen, wertschätzen, schützen und neu pflanzen.

Bäume dürfen wertvolle Begleiter in unserer heutigen Zeit sein. Dort,

wo wir erschöpft sind vom Maskentragen, erinnern sie uns daran, vertrauensvoll

tief durchzuatmen. Mit dem Sauerstoff können Bäume uns

auch ihre Kraft schenken, wechselvolle Zeiten gut zu durchstehen.

Suche nicht deinen Kraftbaum —

lass dich von ihm finden!

Die Frage ist

nicht, auf was du

schaust, sondern

was du siehst

Henry David Thoreau (1817-1862)

Waldmystiker

Baumkontakt ist gesund und darf

dich glücklich machen. Aber wie

findest du den richtigen Baum für

dich heute? Ganz einfach – der

Baum findet dich! Lass dich vertrauensvoll

von deiner Intuition

leiten. Deine Intuition ist mit deinem

Immunsystem verbunden und

hilft dir den Baum zu finden, der

heute heilsam dein Gefährte sein

möchte. Verschiedene Intuitionstechniken

können dabei helfen.

Du kannst zum Beispiel eine Baumgruppe

anschauen und fragen:

»Welcher Baum ist für mich heute

der richtige?« Dann gilt – Augen

auf – Augen zu – Augen auf! Der

Baum, der dir energetisch entgegenspringt,

ist heute dein Baum.

Wenn dich aus der Ferne ein

bestimmter Baum fasziniert, dann

besuche ihn und finde heraus, was

Welches war der Lieblingsbaum deiner Kindheit? Über

welche Bäume kannst du dich heute besonders freuen,

wenn du sie siehst? Freude über die Schönheit der Natur

ist eine uralte Achtsamkeitsübung mit einem wunderbaren

Nebeneffekt: Sie verbindet dich direkt mit dem Netzwerk

der Grünen Welt. Freude stärkt dein Mitgefühl und deine

Dankbarkeit – dein Wohlbefinden verbessert sich sofort

und dein Immunsystem erholt sich nachhaltig.

51


l e b e als bew us s t e r tei l der grü n e n welt!

das Besondere an diesem Baum ist. Oft wissen wir

nicht, warum uns ein Baum aus der Ferne besonders

anspricht. Manchmal ist es ein Reh, das hinter dem

Baum steht, das uns kurz begrüßen möchte. Oder

wir finden von diesem Baum aus einen anderen,

vorher nicht sichtbaren Baum, vielleicht voller Walnüsse.

Erlaube dir eine gesunde Verspieltheit beim

Spaziergang durch Wiesen oder beim Waldbaden.

Kinder folgen diesen Impulsen frei. Wer sich erlaubt,

neuen intuitiven Impulsen aus der Grünen Welt nachzuspüren,

der wird in der Natur mit vielen Überraschungen

belohnt.

Vom Biophilia-Effekt —

Warum wir die Verbindung

zur Natur brauchen

Wir Menschen sind genetisch darauf programmiert:

Wir fühlen uns automatisch dort wohl, wo wir den

größten Teil der Evolution verbracht haben. Also bei

Bäumen in der Natur, im Wald und unter freiem

Himmel. Genau dort regenerieren wir uns auch am

besten. Der Kontakt zur Natur ist genauso wichtig für

uns wie regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung.

Wir profitieren als Mensch von der Naturnähe

und leiden dort, wo wir uns ihr entfremdet haben.

Hier greift der sogenannte Biophilia-Effekt. Das

Wort Biophilia stammt aus dem Griechischen und

bedeutet wörtlich übersetzt »Liebe zum Leben und

zur lebendigen Welt.« Der Evolutionsbiologe Edward

Wilson, Professor in Harvard, stellte 1984 die Biophilia-Hypothese

auf. Diese besagt, dass der Mensch

ein tiefes Bedürfnis habe, sich mit anderen Lebewesen

zu verbinden. Über Jahrtausende hat der Mensch

im steten Kontakt zur Natur gelebt und sich hier

entwickelt. Kontakt zu Bäumen, aber auch zu unseren

Haustieren ist heilsam für uns Menschen. Je mehr

du dich mit der Natur und deinen Mitgeschöpfen

beschäftigst und in sie hineinlauschst, umso besser

wird auch der Kontakt zu dir selbst. Du erfährst das

gute Gefühl, deinem Körper und seiner Intuition

vertrauen zu können. Auf diese Weise erwachen

deine Sinne und du wirst intuitiv wissen, welches die

nächsten Schritte sind, die du tun möchtest.

Dem Flüstern der Bäume

lauschen: Das Baumtelefon

nutzen

Die Geschichte der Menschheit ist voller sprechender

Bäume. Alexander der Große führte lange Gespräche

mit einem Birnbaum. Baumorakel kennen wir aus

allen antiken Hochkulturen. Es gab besondere »Flüsterbäume«

z. B. Pappeln, Eichen und Kiefern. Oft

wohnten hier direkt auch Priester, die den Ratsuchenden

die Informationen der Bäume übermittelten.

Mal lauschte man dem Rauschen der Pappelblätter,

dann wieder warf man ein Orakel mit Buchenstäben,

dann wiederum wickelte man sich drei Lindenblätter

um die Finger, um die richtige Frau zu finden – daher

kommt die Redensweise – jemanden um den Finger

wickeln.

Die indigenen Völker leben immer auch baumverbunden.

Sie lauschen, was die Bäume ihnen als

Informationen mitteilen. Dafür reicht es oft, dass sie

sich auf eine Wurzel stellen oder eine Hand an den

52


Baum legen. Sie können über das »Baumtelefon«

erfühlen, wo in der näheren Umgebung

Tiere zu jagen sind oder an welcher

Stelle im Wald gerade Früchte reif werden

– eine Fähigkeit, die auch noch irgendwo

tief in uns rudimentär schlummert. Wir dürfen heute

ganz entspannt mit Bäumen sprechen. Diese Form

der Kommunikation mit der Natur schenkt immer

seelische Erleichterung. Die Antworten sind vielleicht

etwas anders als unsere gewohnten Dialoge: Es gibt

vielleicht kaum ganze Sätze an Lebensratschlägen

– dafür aber Kraftmomente der Ruhe und intuitive

Impulse.

In Japan ist es ganz normal im Wald auf Menschen

zu treffen, die mit Bäumen sprechen oder bei ihnen

beten. In diesem Land spielt der Shintoismus, eine

Naturreligion, eine große Rolle. Hier werden eine

Fülle heiliger Bäume verehrt. Es gibt auch ganze

Wälder, die als heilig gelten. Diese Bäume werden

mit einem sogenannten Tori, einem Torbogen oder

einem Schrein, eigens gekennzeichnet. Hier wohnen

die Kodama, die verehrungswürdigen Baumgeister.

Solche Bäume dürfen nie gefällt werden, sonst gilt

man als verflucht. Das Wissen, wo die Baumgeister

leben, wird in Japan von Generation zu Generation

weitergegeben. Im alten Griechenland hießen die

alten Baumgeister Dryaden, in Indien Devas und

auch unsere Vorfahren kannten Baumgötter und

Baumwesen aller Art, so die Saligen, die freundlichen

Baumfeen der Lärchen. Mit der Christianisierung

wurden an vielen der alten heiligen Baumorte Kreuze

oder Marienfiguren aufgestellt. So darf man gerne

dort, wo man auf Heiligenfiguren in der Natur trifft,

kurz innehalten und Kraft tanken.

Wir dürfen heute auch dann zum Baumtelefon

greifen, wenn wir Trost in Trauerzeiten benötigen.

Bäume sind sehr gute Tröster. Seit Urzeiten lehren

sie uns Menschen, immer wieder Lebensmut zu

finden. Als die Tochter des großen Cicero starb,

suchte er Trost in seiner Trauer im Wald. Hier unter

Bäumen fand er sich selbst und seine Liebe zu seiner

Tochter wieder. Vor allem Bäume, die selber schwer

verletzt Jahrhunderte gut überlebten – so die Blitzeichen

–, haben diese heilenden Kräfte. Dort, wo

wir trauern, weil liebe Menschen gingen und wir

nicht zur Beerdigung konnten, sind Eiben hilfreich.

Den Kelten dienten Eiben als eine Art schnelles

Sprachrohr zu verstorbenen Menschen, mit denen

man gerne sprechen wollte. Man sagte, die Eibe lasse

zu jedem Mund eines Verstorbenen eine Wurzel

wachsen. Wer im Eibenschatten lausche, könne die

Stimmen der geliebten Verstorbenen empfangen.

Heute ist die Eibe der häufigste Friedhofsbaum in

Deutschland. Du kannst einfach eine Hand an den

Eibenstamm legen, an den Verstorbenen denken,

Liebe fühlen und in den Stamm schicken. Das kommt

an! Immer!

Von Bäumen lernen:

Du stehst für dich selber

»Wer bin ich?« Bäume dürfen unsere Lehrmeister

werden, dort, wo wir aus der Lebensspur geraten

sind und uns neu finden müssen. Bäume wissen, wer

sie sind. Ein Apfelbaum ist ein Apfelbaum und eine

Eiche eine Eiche. Ohne Wenn und Aber. Sie denken

nicht: »Oh, wie schön die Magnolie blüht! Warum

bin ich nur eine Eiche? Was kann ich tun, um solche

Blüten zu bekommen?« Bäume lehren, uns nach

Krisen zu erinnern, wer wir sind, was uns ausmacht

und was unsere Lebensaufgabe hier in dieser Zeit ist.

Wer sich länger in Krisenzeiten an Bäume lehnt,

ihnen zuhört und einfach sein eigenes Sein fühlt,

wird innere Ruhe finden und neues Selbstbewusstsein

wiedererlangen. Bäume sind heilsame Kollegen

in vielen Therapien, die Menschen begleiten. Sie

ankern gesunde Gefühle. Dort, wo Menschen Waldbaden

oder Baumtherapie mit anderen Therapien

kombinieren, stellen sich die Erfolge schneller ein

und sind nachhaltiger. Ätherische Baumöle können

innere und äußere Prozesse heilend begleiten, so der

Duft der Zirbe, der Pappel oder der Weißtanne.

Zu allen Zeiten gingen Menschen auf der Suche

nach dem Lebenssinn, nach Gott oder zur stillen

Einkehr zu den Bäumen in die Einsamkeit des Waldes.

Buddha hatte seine Erleuchtung unter einem

Bodhibaum. Bäume sind sanfte Helfer, um wieder

unser Herz zu öffnen. Wer beginnt, den Bäumen

mehr zu begegnen, der findet immer ein Stück mehr

zu sich selbst. Vielleicht fühlst du dich gerade im

gesellschaftlichen Umfeld etwas verloren? Dann

finde deinen angestammten Platz im Netzwerk der

Natur. Du bist Teil von etwas viel Größerem, als du

ahnst. Du bist Teil des großen Netzwerkes der Schöpfung.

Bäume nehmen einfach und klar ihren Platz

53


l e b e als bew us s t e r tei l der grü n e n welt!

ein und machen das Beste aus der Situation und

ihrem Standort. Ein Baum leistet Veränderungen,

die mit seinem Wachstum zusammenhängen, keinen

Widerstand. Wir dürfen von Bäumen lernen, mit der

Sehnsucht unserer Seele zum Licht zu wachsen. Das

Leben ist das, was wir daraus machen. Wir dürfen

das Allerbeste aus jeder Situation machen und uns

erfreuen, wo auch immer wir sind und was auch

immer wir tun. Inmitten der Einsamkeit des Waldes

können wir uns erinnern, wer wir wirklich sind, und

das Mysterium der All-Verbundenheit fühlen.

Baumdüfte im Alltag

Du kannst sie einfach auf ein Taschentuch geben, in eine Duftlampe oder in einen Diffuser.

Weißtanne: schenkt Mut, klare Gedanken. Sie ist

ein Herzheiler und für feinfühlige Menschen ein

bewährter Schutzschild gegenüber unruhigen und

übergriffigen Mitmenschen.

Kiefer: schenkt Mut, die eigene alte und neue

Trauer zu wandeln. Heilt das Vertrauen in unseren

tiefen Atem. Hilft sich selbst und anderen Menschen,

liebevoll Trost zu spenden. Öffnet das Mitgefühl

für alle Lebewesen.

Lärche: schenkt Selbstvertrauen in die eigene

Schöpferkraft, fördert lebendige Kreativität, die

sich mit Geduld und Ausdauer paart.

Zirbelkiefer: schenkt Selbstliebe, Naturverbundenheit

und Grundvertrauen, dass alles einen

tieferen Sinn hat.

Pappel: schenkt Mut, sich auf Beziehungen einzulassen

und die eigene Berufung zu leben.

Übung: Eine Hand reichen

Besuche häufiger deine Lieblingsbäume oder Bäume,

die du gerne anschaust. Es reicht, eine flache

Hand an den Baum zu legen. Dann fühle die Rinde.

Wie fühlt sie sich heute an? Ist sie warm oder kalt?

Bäume, die sehr hartes Holz – wie die Hainbuche

– haben, sind oft kühler, einfach weil das Holz

sehr dicht ist. Lass deine Fingerkuppen über die

Baumrinde streichen oder von Furche zu Furche

mit leichtem Druck springen. Lerne deinen

Baum gut kennen. Lass dich überraschen,

wie das deine Wahrnehmung

verändert. Diese Übung schärft deine Sinne.

Vielleicht begrüßt dich der Baum das nächste

Mal aus der Ferne mit einer freundlichen

Resonanz.

Podcast »Maas macht Mut« Hör dir auch

die Podcast-Folge mit Isabel Arends

»Die Botschaften der Bäume« an!

Dr. phil. Isabel Arends ist eine

der großen Baum-Expertinnen

unserer Zeit. Sie ist Autorin und

entwickelte neue Anwendungsformen,

um Bäume als Mitarbeiter

in verschiedene Therapieansätze

einzubeziehen. Dabei spielen einheimische

Bäume sowie ihre

Früchte, Rinde und Wurzeln in

Form einer Baumholztherapie eine

entscheidende Rolle.

www.fitforflow.de

54


a dv e rto ri a l

Wie Nachhaltigkeit

verbindet

Die bunte Vielfalt, die uns tagtäglich in Form

vieler verschiedener Gesichter, Talente, Meinungen

und Lebensweisen umgibt, macht uns

als Menschen aus, das gemeinsame Miteinander

so aufregend, spannend und schön. Bei all unserer Diversität

existieren aber natürlich essentielle Elemente, die uns

immer verbunden haben und werden: Gefühle wie Freude,

Glück und Liebe, aber auch gemeinsame Ziele, das Streben

nach einer besseren, grüneren Welt, in der wir alle gemeinsam

miteinander leben. Gerade in diesem Zusammenhang

findet das Thema Nachhaltigkeit einen immer größeren

Anklang. Menschen in aller Welt entwickeln Konzepte

und Produkte, lassen sich inspirieren und stellen ihr Leben

um für Natur und Umwelt. Nachhaltige, innovative Unternehmen

wie das junge Start-up TrendRaider aus Berlin

können hier als Impulsgeber agieren und Menschen zu

mehr Bewusstsein im Alltag bewegen.

ren und testen können. Wenn das als Anreiz nicht genügt,

tut es der Warenwert, der mit mindestens 85 Euro immer

deutlich über dem eigentlichen Kaufpreis liegt. Nachhaltigkeit

entdecken wird so zu einem verbindenden Ereignis,

das man gemeinsam mit Familie und Freund*innen erleben

kann.

Gemeinsam für eine grünere Welt

Ob auf der Arbeit, bei Freunden oder Zuhause in den eigenen

vier Wänden: Nachhaltigkeit wird ein immer präsenteres

und wichtigeres Thema, das für viele Menschen

zwar interessant, jedoch abstrakt und nicht wirklich greifbar

erscheint. Wo und wie genau fängt man eigentlich an,

nachhaltig zu sein? Die gute Nachricht ist: Wir müssen

dieses weite Gebiet nicht allein beschreiten, sondern können

und dürfen uns mit anderen zusammenschließen, von

Experten und Vorreitern inspirieren, von neuen Marken

und Produkten begeistern lassen. Die Vision einer plastikfreien,

sauberen und gesunden Natur verbindet die unterschiedlichsten

Menschen auf der ganzen Welt, die sich

gegenseitig anspornen, noch ein wenig grüner zu leben - und

vielleicht sogar Nachlässigkeiten zu überwinden.

Nachhaltige Inspiration aus der Box

Das Berliner Start-up TrendRaider macht aus der Umstellung

der eigenen Gewohnheiten eine spannende Entdeckungsreise,

auf der Neugierige ihre ersten Schritte in

Richtung Nachhaltigkeit gehen oder ihren umweltbewussten

Weg festigen können. Die Idee ist so einfach wie genial:

Mithilfe nachhaltiger Überraschungsboxen möchte

das Start-up die Menschen zu einer bewussten Lebensweise

animieren. Jeden Monat widmen sich die TrendBoxen

verschiedenen Themen, die saisonale Stimmungen oder

nachhaltige, plastikfreie Konzepte in den Fokus rücken.

Ein Sammelsurium aus veganen Köstlichkeiten, plastikfreien

Alltagshelfern, nachhaltiger Naturkosmetik und

fairen Fashion-Accessoires erwarten neugierige Entdecker*innen,

die die zahlreichen Produkte direkt ausprobie-

Ein Gruß aus der Ferne

Die vergangenen Monate haben vielen von uns ziemlich

zugesetzt. Geburtstage fielen ins Wasser, Verwandte konnten

nicht besucht, Freund*innen nicht umarmt werden.

Für den Menschen als soziales Wesen sind diese Verbindungen

die Basis für ein erfülltes, glückliches Leben, weshalb

sie auch in komplizierten Zeiten Aufmerksamkeit und

Pflege bedürfen. Eine kleine, unerwartete Wertschätzung

zwischendurch kann dabei mehr bewirken, als wir uns

vorstellen können. Wenn diese unverhoffte, aber umso

schönere Geschenk dann auch noch nachhaltig ist, macht

jedes (grüne) Herz gleich einen doppelten Freudenhüpfer.

Die nachhaltigen Überraschungsboxen von TrendRaider

zaubern der Mama im beschaulichen Heimatort oder der

besten Freundin aus der Großstadt ein Lächeln ins Gesicht

und vermitteln auch Dank der grünen Inspirationen eine

tief in uns verwurzelte, klare und wunderschöne Botschaft:

Wir sind nicht allein.

ÜBRIGENS

Mit dem Code »trendmaas10« sparen

angehende TrendEntdecker*innen zehn

Prozent auf die nachhaltigen

Überraschungsboxen von TrendRaider.

www.trendraider.de


NARZISSMUS UND DIE

SUCHE NACH

VERBUNDENHEIT IM WIR

BÄRBEL WARDETZKI

56


Das Feuerwerk

Narzissmus ist nicht nur ein Selbstwertproblem, sondern auch

eine Beziehungsstörung. Man spricht in diesem Zusammenhang

von sogenannten toxischen Beziehungsmustern, die es einem

Paar nicht erlauben, eine befriedigende und erfüllende Beziehung

aufzubauen.

Dabei beginnen diese Beziehungen mit einem großen emotionalen

Feuerwerk und einem Verschmelzen in der gemeinsamen Grandiosität.

Die Partner idealisieren sich gegenseitig, zeigen sich von ihrer

besten Seite und gehen gewissermaßen das Versprechen der großen

Liebe ein. Die Frau fühlt sich auserwählt von einem Mann, den sie

als ihren Märchenprinzen erlebt, und er trifft in ihr seine Traumfrau.

Die Gefühle sind heiß, die Begierde ist groß, doch

das Erlöschen folgt auf dem Fuß. Denn so, wie

nach einem Feuerwerk nur der Schwefelgeruch

zurückbleibt, so endet auch nach einer Weile die

märchenhafte Darbietung.

Narzisstische Beziehungen sind Begegnungen,

die oft von großer Intensität und Anziehung, jedoch

auf Dauer unbefriedigend oder sogar zerstörerisch

sein können.

Das Feuerwerk ist die »heiße« Anfangsphase

vieler Beziehungen, doch damit kann man sich

keine gemütliche Atmosphäre im Wohnzimmer

schaffen. Dazu brauchen wir beständiges Kerzenlicht,

das nicht so aufregend, dafür aber stetig

brennt. Und genau das ist die Schwierigkeit in

narzisstischen Beziehungen. Es ist, als wenn die

Partner das Feuerwerk mit einem Kerzenleuchter

verwechseln.

Egozentrik und Funktionalisierung

Narzisstische Beziehungen sind charakterisiert

durch Egozentrismus und Funktionalisierung

ihres Gegenübers. Alles steht im Dienste des eigenen

Selbst, was zur Folge hat, dass es weniger um

den anderen Menschen geht, als mehr um die

Funktion, die er für das eigene Selbsterleben hat.

So lange die Partnerin oder der Partner das eigene

Selbstwertgefühl stärkt, ist sie / er willkommen.

Erfüllt sie / er diese Erwartung jedoch nicht, dann

wird sie / er entwertet oder sogar durch jemand

anderen ersetzt.

Daran zeigt sich, dass es in diesen Beziehungen

kein Wir im Sinne einer Verbundenheit mit einem

anderen Menschen gibt, sondern es geht einzig und

allein um die eigene Befriedigung. Die fehlende Einfühlung

und Empathie in den anderen Menschen verhindern

eine erfüllende Gemeinsamkeit. Man könnte

auch sagen, dass diese Beziehungen weniger dialogisch

und mehr monologisch sind.

Das ganze Streben geht dahin, die Bewunderung des

anderen zu erringen. Wie schon Alice Miller sagte,

verwechseln narzisstische Menschen Liebe mit Bewunderung.

Bewunderung ist also eine Ersatzbefriedigung

für den tiefen Wunsch nach Liebe und Annahme.

Die geringe emotionale Anteilnahme am Gegenüber

zeigt sich auch darin, dass wichtige Daten im Leben

ihrer Liebespartner*innen vergessen werden und wenig

Interesse an Familiengeschichten ihrer Partner*innen

besteht.

Sie bleiben passiv und schützen sie nicht vor Angriffen

durch andere. Ihre Egozentrik führt dazu, dass

sie ihre Bedürfnisse nicht mit denen des anderen abstimmen,

aber auch die des anderen nur selten erfüllen.

Statt neugierig und aufmerksam zuzuhören, unterbrechen

sie die Erzählung ständig, um von eigenen Erlebnissen

und Erfolgen zu sprechen und auf diese Weise

die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Sie wollen selber nicht auf ihre eigene vollkommene

Autonomie verzichten, dem anderen aber seine Eigenständigkeit

nicht zugestehen, sondern am liebsten mit

ihm verschmelzen. Durch ihr nachtragendes und rachsüchtiges

Verhalten fällt es ihnen schwer zu verzeihen

und zu vergessen. So kann es dazukommen, dass die

Partner*in immer wieder mit ironischen oder sarkastischen

Abwertungen konfrontiert wird, oftmals sogar

vor Dritten. Durch die Beschämung des anderen können

sie ihr eigenes gekränktes Selbst aufrichten.

57


n a rz i s s m us un d di e su c h e nac h verb u n d e n h e i t i m wi r

Narzisstische Menschen sind rechthaberisch, können

keine Kritik aushalten, ertragen aber auch keine

Fehler der anderen. Die werden dann als Idioten

bezeichnet und entwertet.

Narzisstischen Beziehungen fehlt die »zärtliche

Strömung der Liebe« wie es Akhtar nennt. Diese

zeigt sich in der Sorge um den anderen, in Neugier

für den anderen und sein Leben, in Empathie und

Einfühlung in die Gefühle und Bedürfnisse des anderen,

in einer optimalen Distanz zwischen den Partnern,

in Versöhnlichkeit, Dankbarkeit, Achtung und

Wertschätzung.

Das Gefälle in der Beziehung

Narzisstische Beziehungen finden nicht auf Augenhöhe

statt, sondern es besteht immer ein Gefälle. Da

narzisstische Menschen ein brüchiges Selbstwertgefühl

haben, nehmen sie die Partner*in nicht als

eigenständiges Individuum war, sondern als sogenanntes

»narzisstisches Objekt«, als eine Erweiterung

des eigenen Selbst, als etwas, das ihr Selbst auffüllt,

ergänzt, schmückt und erhöht. Dadurch wird der

andere seiner Eigenart und Individualität beraubt.

Diese Unterlegenheit dient dazu, sie / ihn abhängig

und kontrollierbar zu machen. Und das alles, um das

eigene Selbstwertsystem zu stabilisieren.

Narzisst und Komplementärnarzisst

In narzisstischen Beziehungen finden sich sehr häufig

die komplementären Rollen des sogenannten Narzissten

und Komplementärnarzissten. Das sind zwei

grundlegende narzisstische Reaktionsmuster: das

depressiv-minderwertige und das offen-grandiose.

In der Regel finden sich in Liebesbeziehungen der

grandiose Narzisst und die depressive Komplementärnarzisstin.

Die Grandiosen leben den sogenannten

offenen Narzissmus mit Dominanzstreben, Egoismus

und Misstrauen und kompensieren ihr Mangelgefühl

durch Großspurigkeit und den Versuch, die Besten

zu sein. Ihr Beziehungsverhalten ist defensiv und

emotional distanziert und sie haben ein vermeidendes

Bindungsmuster. In Beziehungen stellen sie sich

großartig dar, um bewundert und verehrt zu werden.

Im Gegensatz dazu zeichnet den sogenannten

verdeckten Narzissmus eine eher minderwertig depressive

Haltung aus. Er zeigt sich in Gehemmtheit,

übermäßiger Empfindlichkeit und hoher Selbstentwertung.

Diese Menschen vermuten überall Ablehnung

und können das Positive nicht für sich gelten

lassen, außer sie erfüllen übersteigerte Erwartungen

an sich. Sie passen sich an, um geliebt zu werden,

verhalten sich altruistisch und aufopfernd und meiden

enge Bindungen aus Angst vor Zurückweisung.

Diesen Typus habe ich den weiblichen Narzissmus

genannt, da er vielfach bei Frauen zu finden ist,

häufig im Zusammenhang mit Essstörungen. Über

Schönheit, Schlankheit und Perfektionismus versuchen

sie, ihr Selbstwertgefühl zu erhöhen.

Doch nicht immer sind die Rollen so einfach auf

Männer und Frauen verteilt, denn sie können je nach

Partnerwahl auch wechseln. Mal befinden sich die

Partner in der unterwürfigen komplementären Rolle,

mal in der überheblich grandiosen. Entweder werden

sie sich anpassen, um geliebt zu werden, oder sich

großartig darstellen, um bewundert und verehrt zu

werden.

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Die Herausforderungen der Menschheit sind

nur durch eine neue, bewusstere Cokreation

der Geschlechter zu lösen.

Männer und Frauen können sich ewig an alten

Wunden zerreiben, oder aber in eine völlig

neue Dimension an Ehrlichkeit, Intimität und

WIR-Power hineinreifen.

Das Buch »Genesis« leistet einen provokanten

und zugleich heilsamen Beitrag für die Versöhnung

und Befreiung der Geschlechter.

Der Bestsellerautor Veit Lindau bietet einen gemeinsamen,

lebendigen Weg für beide Seiten,

indem er Lösungsansätze für Mann und Frau

und »Gender« im Allgemeinen liefert. Er zeigt,

wie beide Seiten miteinander vereint werden

können, denn in der bewussten Integration beider

geschlechtlicher Pole in uns setzen wir eine

enorm starke Quelle an Kreativität frei, von der

beide Seiten nur profitieren können.


Die Suche nach Beachtung und Sein

In narzisstischen Beziehungen begegnen sich in der

Regel zwei Menschen mit einem verletzten Selbst.

Wer narzisstisch liebt, liebt um seiner selbst willen,

um Beachtung, Wertschätzung oder sogar eine Daseinsberechtigung

zu bekommen.

Wir alle brauchen eine grundlegende Bejahung

unsers Daseins. Ohne ein Ja, da sein zu dürfen, wie

wir sind, werden wir uns verstellen und anpassen,

um wenigstens geduldet zu werden. Das ist ein zentraler

Mechanismus in narzisstischen Beziehungen:

Der tiefe Wunsch, gesehen zu werden, als der, der

man ist, und nicht als der, der man sein soll.

Diese Erfüllung bleibt narzisstischen Menschen ein

Leben lang versagt. Sogar schon vor der Geburt ist

ihr Auftrag für die Beziehungspersonen und die

Familie vorgeschrieben: Werde so, wie ich dich

brauche.

Das ist die grundlegende Erfahrung der narzisstischen

Ausbeutung. Es wird ein Bild von ihnen

gezeichnet, wie sie zu sein haben, um die narzisstischen

Bedürfnisse der Bezugspersonen zu erfüllen.

Was passiert aber, wenn das Kind diesem Bild nicht

entspricht? Kann die Umwelt das nicht akzeptieren,

dann wird das Kind sich anpassen und sich eine

Fassade aufbauen, hinter der sein wahres Selbst verborgen

bleibt.

Später werden sie andere Menschen für ihren eigenen

Nutzen funktionalisieren, so wie sie funktionalisiert

wurden:

• Sei du für mich da, für meine narzisstischen

Bedürfnisse, für die Erhöhung meines Selbstbildes.

• Sieh mich, beantworte mich, nähre mich.

• Und daher sehe ich dich nicht als dich, sondern nur

als den, der etwas für mich tun kann. Wer und wie

du bist, interessiert mich nicht, es interessiert

mich nur, ob du diese Aufgabe erfüllst. Falls nicht,

trenne ich mich von dir und suche mir einen

anderen Spiegel.

Wer dieses Ja zum Dasein, den Blick auf sich nicht

erlebt hat, wird ihn zeitlebens im Partner oder der

Partnerin suchen. Doch die sind meist überfordert,

da sie ja dasselbe vom anderen fordern. Am Ende

bleiben sie enttäuscht und hungrig zurück und hoffen

auf die nächste Partner* in, die ihnen das geben soll.

Wie finden sie Verbundenheit im Wir?

Ko-evolution

Ko-evolution ist nach Jürg Willi eine gesunde Form

des Zusammenlebens und eine gegenseitige Beeinflussung

der persönlichen Entwicklung. Ko-evolution

ist ein Prozess, den die Partner beiderseitig, gemeinsam

vollziehen müssen. Einer allein kann das narzisstische

Beziehungsdefizit nicht kompensieren. Koevolution

in narzisstischen Beziehungen hieße, das

eigene Selbstwertgefühl und die eigene Autonomie

in der Beziehung auf eine Weise zu stärken, die die

Partner nicht einschränkt, sondern bereichert.

59


n a rz i s s m us un d di e su c h e nac h verb u n d e n h e i t i m wi r

Das bedeutet, sich gegenseitig im anderen spiegeln

zu können, bestätigt zu werden als der, der man ist,

als ein wertvoller und liebenswerter Mensch. Die

Erfahrung, geachtet zu werden, für den anderen

wichtig zu sein und gebraucht zu werden, führt zu

einer verlässlichen Bindung und schafft eine Basis

für die notwendige Kompromiss- und Konfliktbereitschaft,

um bei Unstimmigkeiten die Beziehung nicht

abzubrechen.

Eine Ich-Du-Beziehung aufbauen

Das Fehlen von Empathie, Verbindlichkeit und Interesse

in narzisstischen Beziehungen führt dazu,

dass jede Ich-Du-Beziehung zu einer Ich-Es-Beziehung

wird, in der die Partner*in wie eine Sache betrachtet

wird. Für eine Verbundenheit im Wir aber

muss das Gegenüber als eine autonome Person wahrgenommen

und behandelt werden. Man lässt sich

ein auf den anderen und auf die Beziehung, ohne

sich symbiotisch aufzulösen. Auch schaut man auf

den anderen mit einem liebenden Blick, statt ihn

ständig zu kritisieren und ihr / ihm die Schuld für

das Scheitern der Beziehung zuzuschieben, sobald

sie / er nicht ins ideale Bild passt.

Das Wir-Gefühl

Ein Wir-Gefühl zeigt sich in Loyalität, füreinander

einspringen, stolz aufeinander sein, sich auf den

anderen verlassen, dass auch schwere Zeiten gemeistert

werden können. Es bedeutet aber auch, dem

anderen seinen Raum zu lassen und sich selbst seinen

zu nehmen.

So wie Khalil Gibran es blumig formuliert:

Lasset Raum zwischen eurem Beieinandersein und

lasset Wind und Himmel tanzen zwischen euch.

Schaffet aus eurer Liebe ein webendes Meer

zwischen den Ufern eurer Seelen. Singet und

tanzet zusammen und seid fröhlich, doch lasset

jeden von euch allein sein.

Gleich wie die Saiten einer Laute allein sind,

erbeben sie doch von derselben Musik.

Dr. phil. Bärbel Wardetzki arbeitet als

Gestalttherapeutin, Supervisorin und

Coach. Sie ist Autorin zahlreicher

Artikel und Bücher zu Narzissmus und

Kränkungen, sowie zu narzisstischen

Beziehungsproblemen. Sie hält Vorträge

und ist häufig im Radio und Fernsehen

zu hören und zu sehen

www.baerbel-wardetzki.de

60


Schwarzes

Brett

MEHR FREUDE AM BACKEN

Egal ob Backmatte, Brotbackform

oder Muffinform: die Backutensilien

von Backefix sind die perfekte

Lösung, um nachhaltige Alternativen

in den Alltag zu integrieren.

Mit Backefix Produkten kann man durch den

Verzicht auf Einweg aber nicht nur umweltbewusster

backen! Durch die Antihafteigenschaft des

Silikons muss man die Formen gar nicht mehr einfetten

und spart somit nicht nur Kalorien, sondern

auch Zeit und weitere Ressourcen: das Gebackene

kommt nämlich ohne jegliches Ankleben aus den

Formen heraus! Backefix verwendet ausschließlich

hochwertiges Platin-Silikon und achtet auf

die richtige Umsetzung aller essenziellen Produktionsschritte,

was ein lebensmittelechtes und

BPA-freies Produkt ermöglicht.

www.backefix.com

DAS MANIFEST DER NEUEN ERDE

WIR, souveräne Lebewesen, reines Bewusstsein,

reine Liebe, erkennen an, dass der Mensch Teil des

Ökosystems Erde ist. Wir haben erkannt, dass unsere

Gesundheit untrennbar mit der Gesundheit der

Pflanzen, Tiere, Gewässer, der Böden, der Luft, mit

den natürlichen elektromagnetischen Feldern und

den kosmischen Zyklen verbunden ist.Wir erinnern

uns an die uns innewohnende Schöpferkraft und

unser Entwicklungspotenzial, und manifestieren

gemeinsam eine Neue Erde, auf der alles Leben wertgeschätzt

wird. Das vorliegende Manifest ist keine

finale Version, sondern eine durch Dutzende von

Menschen erschaffende Vision einer nahen Zukunft

mit riesigem Wachstumspotential, die sich durch das

gemeinsame Wirken von uns allen weiter entfalten

darf. Es ist sozusagen eine erste Grundlage, um

unsere Welt von morgen bereits heute gemeinsam

zu erträumen und zu erschaffen.

Wir manifestieren: Die Gesundung von Menschen

in Gemeinschaft mit Boden, Luft, Gewässern und

Wäldern, Pflanzen und Tieren. Potenzialentfaltung,

Produktion und Lebensräume in Harmonie mit den

Naturgesetzen. Verwaltung und Recht, ein neues

Geldsystem und freie Medien sind in allem auf das

Wohle allen Lebens ausgerichtet.

www.thenewearthmanifesto.com

KRAFTORT WALD

Kraftort Wald ist ein Buch für alle Sinne. Poetische Texte voller kluger Einsichten

führen zu den Kraftgebern der Natur. Entdecken Sie durch Fotos und Texte im

Buch die geheimnisvolle Schönheit und Eigenart der Bäume. Staunen Sie über

Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Natur. Empfangen Sie Impulse für

das eigene Leben. Lauschen Sie den musikalisch begleiteten Hörspaziergängen

auf der CD. Entweder auf dem Sofa oder lieber direkt im Wald. Klang- und

Wortbilder wecken die Ohren und schärfen die Sinne. Nehmen Sie sich eine

Auszeit im Dreiklang von Gehen, Hören und Spüren und holen Sie

sich Inspiration für Ihr Leben.

Mehr Informationen unter www.maas-mag.de/mediadaten

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STEHEN


Wie können wir

die Spaltung

in der Gesellschaft

überwinden?

INTERVIEW MIT

STEFFEN LOHRER

Die Corona-Zeit hat wie ein Wirbelsturm

an allem gerüttelt und geschüttelt

und Vieles ist dabei zerbrochen. Auch

unsere Beziehungen zu Freunden, Familienmitgliedern

und Kollegen werden

teilweise auf eine harte Probe gestellt,

wenn es z.B. um die Einstellungen zur

Impfung geht. Es sind mitunter tiefe Gräben

entstanden, die wir erst wieder überwinden

müssen, um wieder näher zueinander

zu finden und gemeinsam den

Weg in eine neue Zeit zu beginnen.

Angesichts der aktuellen Situation zeigt sich

die Trennung der Menschen deutlicher denn je.

Wie kommt es, dass wir uns so sehr voneinanderentfernt

haben?

Die Spaltung fühlt sich tatsächlich sehr groß an.

Eine Hauptursache dafür liegt für mich daran,

dass wir unterschiedliche Informationen aus

verschiedenen Medien erhalten. Unsere Mainstream-Medien

beeinflussen uns sehr und lassen

kaum kontroverse Diskussionen zu. Im Social

Media-Bereich wird unsere Aufmerksamkeit sehr

stark durch künstliche Intelligenz gelenkt. Diese

Plattformen sehen genau, welche Themen uns

interessieren und registrieren, was wir wie lange

anschauen. Wir werden immer wieder mit Informationen

bespielt, die uns gefallen, und erhalten

dazu passende Werbung. Um Werbeeinnahmen

zu generieren, ist es für Social Media-Unternehmen

wichtig, dass die Viewer so lange wie möglich

auf der Plattform sind, denn so erhöht sich der

Werbebeitrag, den sie von ihren Industriekunden

erhalten. Deswegen sehen wir immer mehr von

62


demselben und bekommen nichts von einer anderen

Seite mit anderen Meinungen mit. Da wir

keine neutralen, sondern immer auf uns zugeschnittene

Informationen sehen, sind wir dieser

künstlichen Intelligenz ausgeliefert. Wenn ich also

beispielsweise schon immer pro Impfung war, erhalte

ich nur Informationen pro Impfung und umgekehrt.

Das entfernt die Gesellschaft immer mehr

voneinander, weil jede Seite jeweils immer mehr

Informationen erhält, die die eigenen Argumente

füttern. Diese einseitige Informationszufuhr bestärkt

Jeden in seinem Standpunkt und es schrumpft

das Verständnis für die Meinung der anderen. Wir

kommen immer mehr ins Ego und bemerken gar

nicht, dass unser Gegenüber seine Meinung auf

anderen Informationen bildet.

Der Dokumentarfilm ›The Social Dilemma‹ beschäftigt

sich kritisch mit den Auswirkungen der

sozialen Medien auf die Gesellschaft und lässt

Social Media-Experten und auch Mit-Gründer der

bekannten Plattformen selbst zu Wort kommen.

Hier erfahren wir: Alles ist User-angepasst und

kalkuliert. Ziel ist die Dopamin-Ausschüttung,

was bedeutet, unser Belohnungssystem wird aktiviert

und wir werden dazu verleitet, immer öfter

online zu sein, »gefällt mir« zu klicken, Reaktionen

anderer auf unsere Kommentare zu sehen. So entwickelt

sich schnell eine Sucht. Die Gründer selbst

geben zu, dass das so geplant war. So nützt es uns

einerseits, dass wir nur zu den Themen informiert

werden, die uns wirklich interessieren. Wenn es

aber dadurch zu Spaltung führt und unterschiedliche

Lager entstehen, die sich immer weiter voneinander

entfernen, dann wird es gefährlich.

Was hilft uns dabei, die andere Seite

besser zu verstehen?

Hinter der Haltung und den Handlungen der

meisten Menschen liegen ihre Gefühle. Wir habenaber

unterschiedliche Ängste, die wiederum

andere Aktionen triggern. Es gibt Menschen, die

die Freiheit lieben oder vielleicht irgendwo aufgewachsen

sind, wo Freiheit begrenzt war – beispielsweise

im Osten Deutschlands. Diese sind

eher getriggert, wenn es darum geht, dass Grundrechte

oder die Freiheit beschnitten werden. Andere

Menschen haben große Angst vor dem Tod und

davor, jemanden anzustecken. Sie sind eher für

die Maßnahmen. Und dann gibt es noch eine

dritte Gruppe mit Angst vor materiellem Verlust

und Existenzangst wie Künstler, Restaurant- oder

Kinobetreiber, die in ihr Angstthema kommen,

weil Umsätze und Zuschüsse der Regierung fehlen.

Es kommt also immer darauf an, aus welcher

Perspektive ich das ganze Bild betrachte. Und

wenn ich erkenne, dass dahinter unterschiedliche

Motivationen und Ängste liegen, kann ich andere

besser verstehen. Darum ist es unglaublich wichtig,

dass wir uns gegenseitig fragen: »Wie geht

es dir denn?«, »Warum bist du dieser Meinung?«

Das haben wir vergessen. Wir beharren auf unserer

Meinung und interessieren uns nicht dafür,

was andere Menschen denken oder fühlen.

Das geht so weit, dass man sich voneinander

bedroht fühlt. Beispielsweise jemand, der vor

einer Infektion Angst hat, vor jemandem, der die

Maske unter der Nase trägt.

Die Spaltung entsteht aus den unterschiedlichen

Informationsständen, unterschiedlicher

Konditionierung und Grundüberzeugungen mit

dahinter liegenden Ängsten. Das fängt im Kleinen

an, wenn zum Beispiel innerhalb der Familie das

Thema der Impfung unterschiedlich betrachtet

wird und festigt sich weiter, solange wir nicht

aufeinander zugehen.

Wie schaffen wir also das große Miteinander

und verhindern, dass sich die Spaltung weiter

manifestiert?

Es beginnt immer bei uns selbst. Es ist Gedankenhygiene

gefragt, indem wir bei uns selbst beobachten:

Wann stellen wir uns gegen andere Meinungen

oder gegen andere Menschen? Und sind

wir wirklich offen für das, was der andere sagt?

Merken wir, dass wir das nicht sind, können wir

dazu übergehen, den anderen verstehen zu wollen,

auch innerhalb der Familie. Fragen zu stellen

wie: »Was sind deine Gründe für die Entscheidung?«,

»Was sind deine Ängste?« Im Austausch

über unsere Ängste, Sorgen und Gefühle

schaffen wir sowohl Verständnis für Entscheidungen

als auch Bindung, denn diese entsteht in

63


w i e kö n n e n wi r di e spa lt u n g …

Wie gelingt es, die eigene Meinung nicht

als absolut richtig hinzustellen?

der Verletzlichkeit, wenn ich mich öffne und über

meine Gefühle spreche. Lege ich meine Meinung

auf den Tisch und argumentiere, wird der andere

nicht zuhören und sich verschließen. Missionieren

und Überzeugenwollen von meiner Ansicht baut

eine Mauer zwischen mir und anderen. Fragt mich

jemand nach meiner Meinung, bleibe ich offen,

weil ich weiß, dass ich nicht die vollumfängliche

Wahrheit kennen kann. Ich hole von verschiedenen

Seiten so viele Informationen ein wie möglich

und entscheide mich dann nach Wahrscheinlichkeiten.

Zur Maskenpflicht zum Beispiel habe ich

verschiedene Studien und Erfahrungen recherchiert

und für mich kristallisierte sich heraus, dass

Masken keine große Wirkung haben. Das wurde

dann meine Meinung basierend auf meinen Informationen.

Und trotzdem trage ich aus Solidarität

im Supermarkt eine Maske. Ich bleibe dann

auch immer offen, meine Meinung aufgrund neuer

Erkenntnisse wieder zu ändern. Mit der Haltung

»Ich weiß, dass ich nichts weiß« würde automatisch

Offenheit entstehen, ohne den Anspruch

darauf, dass meine Position die Richtige ist.

»Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort

treffen wir uns!« sagt Rumi. Jenseits davon bedeutet,

jenseits des Egos. Das Ego möchte gerne

Recht haben, gewinnen, seine Meinung durchsetzen.

Dort wo ich weich werde, fließe, das Ego

draußen lasse und im Hier und Jetzt bin – da

entsteht der Ort, den Rumi meinte: Verbunden

mit meiner wahren Natur gibt es kein Recht haben

oder bewerten, sondern hier ist es einfach okay,

das Leben lebt sich. Es ist, wie es ist, und wie kann

ich damit jetzt umgehen und auch anderen Menschen

mit Liebe und Verständnis begegnen? Damit

lassen wir Raum für beide Positionen in dem

Wissen: Wer weiß schon, was richtig ist? Dazu

gibt es eine chinesische Geschichte, die mich

gerade intensiv begleitet:

Der Sohn eines Bauern vergisst abends das Gatter

richtig zu schließen und das Pferd ist morgens

verschwunden. Das ganze Dorf sagt zu ihm, dass

er so arm dran wäre. Er erwiderte: »Wer weiß?« Am

nächsten Tag kommt das Pferd plötzlich zurück

– im Schlepptau drei Wildpferde. Alle sind voller

Freude: »Was für ein Glück!« Der Bauer antwortet

nur: »Wer weiß?« Am Tag darauf reitet der Sohn

mit einem der Wildpferde aus, stürzt und bricht

sich das Bein. »Was für ein Unglück!«, sagen alle

bestürzt, »nun kann dir dein Sohn nicht mehr helfen«.

Der Bauer antwortet wieder: »Wer weiß?« Und

dann kommt der Krieg und alle jungen Männer

werden eingezogen, doch der Sohn des Bauern

bleibt zu Hause. Und alle sagen: »Was für ein

Glück!« Aber der Bauer bleibt in seiner Nicht-Bewertung:

»Wer weiß?« Und so geht die Geschichte

immer weiter.

Das heißt, wir könnten unser Augenmerk, egal

in welcher Position wir sind, darauf richten,

dass die Situation wie sie ist auch für etwas

gut sein wird?

Oh ja! Die meisten Menschen sehen jetzt das

große Drama. Wer weiß aber, ob da nicht noch

anderes kommt? Beispielsweise kann Erwachen

oft dann geschehen, wenn wir die dunkle Nacht

64


der Seele durchleben, also viel Leid erfahren

haben. Dann entsteht der Druck, den es braucht,

um Dinge zu ändern. Immer mehr Menschen

kommen nun ins Denken, ob das bekannte System

valide und zukunftsfähig ist. Es ist ein großer

Umbruch mit viel Potential und guten Möglichkeiten

für einen ganz neuen Blick auf die Welt.

Für mehr Verbundenheit und gegenseitiges

Unterstützen, für mehr Menschlichkeit. Mit der

Zeit zeigen sich neue Werte und ich glaube, es

können auch wundervolle Dinge passieren, nicht

nur die, vor denen wir Angst haben.

Vielleicht sollten wir tatsächlich mehr

nach vorne schauen und nicht danach,

was uns trennt.

Wir alle stehen vor einem Feld, das wir neu bereiten

können. Ein Neustart wartet und die Frage:

Wie wollen wir unsere Zukunft miteinander gestalten?

Der Fokus ist unglaublich wichtig. Viele

Menschen sind noch verhaftet in der Vergangenheit.

Was ist passiert und warum? Da sind Grübeleien

über die täglichen, schrecklichen Infektionszahlen

und wenn ich mich nur darauf fokussiere,

ist klar, dass das mein Energiesystem belastet.

Die Kunst ist, den Fokus zu ändern. Wir haben

Schöpferkraft: Schauen wir uns an, was wir ändern

und bewegen können und wie wir die Situation

nutzen können, um Neues zu kreieren. Ändern

wir den Fokus, ändert sich sofort das Gefühl

und es ändert sich die Grundstimmung. Gehen

wir in diese Kraft, stecken wir andere Menschen

an. Und dann finden wir den Ort, um diese Situation

aufzulösen, jede*r für sich. In die Mitte

kommen und den Fokus ändern von Drama auf

Möglichkeiten.

Das kostet viel Kraft. Wie kann das gelingen?

Es ist ganz wichtig, bewusst Pausen von jedweden

Nachrichten zu machen, um Abstand zu gewinnen

und sich neu auf die Zukunft und das Positive

auszurichten. Jede*r für sich darf dabei auf eben

diese Gedankenhygiene achten. Wenn wir also

eine halbe Stunde kritische Nachrichten in den

Medien konsumieren, sollten wir mindestens die

gleiche Zeit bewusst das Energiesystem auffüllen

mit Dingen, die uns gut tun – Meditation, ein

Spaziergang oder ein schönes Buch zum Beispiel.

Dann können Kraft und Lust entstehen, hoffnungsvoll

in die Zukunft zu blicken und gemeinsam

etwas Neues zu gestalten.

Das Interview führte Anita Maas.

Podcast »Maas macht Mut« Hör dir auch die

Podcast-Folge mit Steffen Lohrer »Wie wir die

Spaltung überwinden können« an!

Steffen Lohrer ist Wirtschaftsingenieur und Unternehmensberater.

Er arbeitet als ›Coach für Inneren Frieden,

Erfolg und Gesundheit‹ und wird von der internationalen

Vermittlungsstelle für herausragende Heiler empfohlen.

Er ist Therapeut für buddhistische Psychotherapie.

65


UDO SCHROETER

Ein Gefühl von

Nach-Hause-Kommen

»Die zivilisatorische Schicht, die uns von der

Wildnis trennt, ist nicht dicker als drei Tage.«

GARY SNYDER

Dieses Zitat drückt für mich aus, was ich

draußen am Meer immer wieder aufs

Neue erlebe: Ich trage die uralte Verbundenheit

mit der Natur in mir. Und es ist tatsächlich

nur eine dünne zivilisatorische Schicht, die meine

tief verwurzelte Sehnsucht nach der ursprünglichen

Naturverbundenheit zudeckt. Nach kurzer

Zeit am Meer bin ich wieder angekommen – im

Rhythmus der Natur, in der Kraft der Stille und

bei mir. Ich bin zurückgekehrt in eine Welt, aus

der ich gekommen bin, in eine Verbundenheit, die

in jeder meiner Zellen gespeichert ist.

Den Takt des Lebens spüren

In der Natur komme ich wieder mit meinem ursprünglichen

Lebensrhythmus, der mir zum Anbeginn

meiner Lebensreise in mein Herz gepflanzt

wurde, in Berührung: dem Takt der Natur.

Es ist der Takt von Einatmen und Ausatmen

Der Takt von Tag und Nacht

Der Takt der Jahreszeiten

Der Takt von Ebbe und Flut

Es ist der wahre Takt des Lebens.

66


Dankbarkeit, Fülle und Endlichkeit. Das natürliche Gefühl

einer Verbundenheit mit den Elementen und anderen Lebewesen

wird durch meine Naturerfahrungen zu einem spirituellen

Erlebnis, weil diese Erfahrungen zur Quelle meiner

Empathie und meines Mitgefühls für alles Lebendige und das

Leben selbst werden.

Alles ist mit allem verbunden und ich bin ein Teil dieser

All-Verbundenheit.

Die Folgen der Entfremdung

Foto: Udo Schroeter

Diesen Takt des Lebens zu spüren, ihn

wahrzunehmen, erinnert mich an meine

ursprüngliche Natur. Wenn ich in

die Natur gehe, eröffne ich mir die

Möglichkeit, mein eigenes Leben wieder

in der natürlichen Welt zu verorten

und zu spiegeln. Ein Gefühl von Nach-

Hause-Kommen nimmt sich seinen

inneren Raum.

Es sind die Prinzipien von Annahme

und Loslassen, von Aktivität und Ruhe,

von Verwurzelung und Wachstum, von

Leben und Tod, die ich bewusst und

unterbewusst in der Natur wahrnehme

und mit meinem Menschsein in Verbindung

bringe. Ich komme wieder in

Resonanz mit meinem Leben, erfahre

Die globalen und gesellschaftlichen Krisen unserer Zeit sind

ein Ausdruck dafür, dass wir unsere natürliche Verbundenheit

zur Natur aufgegeben und verloren haben. Wir plündern

diesen Planeten aus, weil wir ihn nicht mehr fühlen und uns

auf unserer äußeren Reise aus unserer Verbundenheit mit

allem Leben losgesagt haben. Wir haben uns über die Natur

gestellt, statt unseren Platz in der Natur einzunehmen. Mit

der Naturentfremdung haben wir uns auch als Menschen

entfremdet. Und so ist auch die aktuelle Pandemie ein Ergebnis

unseres unablässigen Profitstrebens. Wir plündern

die Naturräume aus und schaffen uns so unsere eigenen,

lebensgefährlichen Bedrohungen, weil wir dem Leben selbst

seinen Raum nehmen.

Unsere industrielle Fleischproduktion in Massentierhaltungen,

die Aufzucht von Farmlachsen, die Jagd auf Wildtiere,

der auszehrende Umgang mit den Ackerböden, der

maßlose Umgang mit Pestiziden und Umweltgiften, die

Meeresverschmutzung mit Plastik, Kreuzfahrttourismus,

Flugreisen zu Billigtarifen … ich könnte die Liste an dieser

Stelle endlos weiterführen, jede dieser Anmerkungen ist ein

zivilisatorischer Ausdruck unserer Unverbundenheit mit dem

Leben selbst. Es ist ein Leben nach dem Motto »Nach uns

die Sintflut«. Unsere Empathielosigkeit geht sogar so weit,

dass wir für unser Profitstreben und der ewigen Gier nach

steigendem Bruttosozialprodukt sogar die Verbundenheit

mit den nachfolgenden Generationen, unseren Enkeln und

Urenkeln, rücksichtslos opfern. Wir fühlen diesen Planeten

und die nächsten Generationen nicht. Und am Ende schon

lange uns selbst nicht mehr.

Wieder zusammen am Lagerfeuer sitzen

Jeder Mensch trägt aber nach wie vor die Sehnsucht nach

dieser alten Verbundenheit, nach reiner Natur und dem balsamischen

Takt des Lebens in seinem Herzen, auch wenn sie

verschüttet ist. Aber das moderne digitalisierte und globalisierte

Leben mit seinen Anforderungen treibt viele Menschen

67


e i n ge f ü h l vo n nac h-haus e-ko m m e n

aus diesem Takt und aus dieser Verbundenheit

heraus. Wir klicken uns durch unser Leben. Partnerwahl,

Einkäufe, Info-Dienste – alles ist auf

Knopfdruck verfügbar. Dazu das Abtauchen in die

Social-Media-Accounts, in denen es oftmals nur

um Likes, Follower und Selbstdarstellung geht.

Statt Verbundenheit macht sich Einsamkeit, Konkurrenzdenken

und Oberflächlichkeit breit, weil

sich eine Verbundenheit im ursprünglichen Sinne

so nicht darstellen und erleben lässt. Wir sind

Naturwesen. Wir kommen vom Feuer. Dort haben

wir auf Augenhöhe Gemeinschaft erlebt, Geschichten

geteilt und unsere Erfahrungen ausgetauscht.

Unsere innere Welt, unsere Emotionen sind über

Zehntausende von Jahren in kleinen Jäger- und

Sammlerkulturen geprägt worden. Das ist die

emotionale Erfahrungssicherheit, die wir zu Beginn

unserer Lebensreise im Gepäck haben. Deshalb

trägt jeder Mensch auch eine natürliche Sehnsucht

nach Gemeinschaft in sich.

Das ist der Grund, warum jeder Mensch beim

Blick in ein Lagerfeuer in kürzester Zeit andächtig

und ruhig wird. Innere und äußere Welt kommen

wieder in Harmonie. Eine alte Verbundenheit

nimmt sich am Lagerfeuer wieder ihren Raum.

Und wie beim Eintauchen in die Natur, macht sich

auch am Feuer ein Gefühl von Nach-Hause-Kommen

breit.

Ein Mensch braucht diese liebevolle Verbundenheit

mit anderen, weil sie ihm Sicherheit und

Rückhalt gibt. Gemeinschaft trägt. Und zu diesem

spirituellen Gerüst gehört unbedingt auch der

liebende Blick auf die nächsten Generationen.

Fehlt diese Verbundenheit im modernen Leben,

nehmen sich Gefühle wie Einsamkeit und Angst

ihren Raum. Und so sind die alten Feuerbilder

auch die Tore zu einer Verbundenheit im modernen

Leben. Die wichtigsten Fragen haben sich nicht

verändert:

Wofür brenne ich?

Wo brennt mein Feuer?

Wer sitzt mit mir an meinem Feuer?

Welche Geschichten erzähle ich

an meinem Feuer?

Die Antworten auf diese Fragen sind das Tor, um

Verbundenheit im eigenen Leben wieder zu kreieren

und zu fördern.

Medizin für die Seele und

den Planeten

In unseren Herzen ruht immer noch das balsamische

Wissen um unsere ursprüngliche Verbundenheit

mit der Natur und mit anderen Menschen.

Wenn wir viele der aktuellen Probleme lösen wollen,

ist es eine gute Idee, durch dieses Tor der

Erinnerung zu gehen. Die größte Medizin für uns

und diesen Planeten wäre es, wenn wir uns auf den

Weg machten, diese ursprüngliche in uns ruhende

Verbundenheit zu anderen Menschen und zur

Natur wieder zu fördern und herzustellen.

Wir müssen uns daran machen, nachhaltige

Wirtschaftskonzepte zu entwickeln, die das Leben

selbst, in all seinen Facetten, wieder in den Blick

nehmen und würdigen. Jeder von uns kann seinen

Beitrag dazu leisten. Mit seinem eigenen Leben

hat jeder von uns einen eigenen Gestaltungsraum

mit auf seine Lebensreise bekommen. Einen Raum,

in dem er seine eigene Verbundenheit mit der

Natur leben, ausdrücken und pflegen kann. Wo

und was kaufe ich ein? Wie reise ich? Wo kommt

meine Nahrung her? Was brauche ich wirklich

zum Leben? Wie gestalte ich meinen Garten?

Jede dieser Fragen ist ein Zugang, die alte Verbundenheit

zur Natur zu würdigen und mit Leben

zu füllen. Es ist eine Reise, im eigenen Leben

wieder mehr Sinn, Zufriedenheit und Verbundenheit

zu stiften. Es ist Medizin für den Planeten und

für die eigene Seele.

Mir kommt an dieser Stelle immer mein Freund

Lars in den Sinn, mit dem ich vor ein paar Jahren

an einem Lagerfeuer am Strand saß und wir über

unsere Naturverbundenheit philosophierten.

»Stell dir vor …«, begann er damals, »jeder Grundstückseigentümer

würde vier Gehwegplatten auf

seinem Grundstück wieder rausnehmen und Mutter

Erde auf diesem Raum wieder atmen lassen.

Und nicht nur das, er würde auf dieser kleinen

Fläche das Leben selbst wieder ansiedeln mit einem

Busch, Pflanzen, einem Baum – oder auf der

Fläche Wildblumensaat ausbringen.

68


»Stell dir das nur mal vor!«, sagte er damals und

ich finde das bis heute eine schöne Vorstellung,

weil es genau darum geht:

Was kann ich in meinem Leben, in meinem Gestaltungsraum

dafür tun, das Leben selbst wieder

zu fördern und eine alte Verbundenheit wieder

mit Leben zu füllen?

Im wahrsten Sinne des Wortes. Da sind die Gehwegplatten

nur ein Anfang, da bin ich mir sicher!

Viel Freude auf dieser Reise!

Udo Schroeter arbeitet als Seminarleiter,

Wegbegleiter für Unternehmen und als

Buchautor. Er

lebt auf der dänischen Ostseeinsel

Bornholm, liebt das Meer,

die Stille und die ursprüngliche dänische

Art zu leben: »Hygge«.

www.udoschroeter.com

69


Ist der Mensch ein soziales

oder asoziales Wesen?

Gemeinsam

wachsen wir

über uns hinaus

Die Lösung liegt

in der Co-Kreativität

INTERVIEW MIT

PROF. DR. GERALD HÜTHER,

MITGRÜNDER DER AKADEMIE

FÜR POTENTIALENTFALTUNG

Unsere größten, aktuellen Probleme fußen

auf einer Beziehungskultur, in der wir

uns gegenseitig zum Objekt unserer Bewertungen

und Absichten machen. Wir

könnten die überall anzutreffenden hierarchischen

Strukturen aber auch auflösen

und uns, statt einander dominieren

zu wollen, gegenseitig unterstützen. Ganz

automatisch entsteht in einer derartigen

neuen Beziehungskultur ein Ausmaß an

Co-Kreativität, das es uns leicht macht,

gemeinsam Lösungen für die dramatischen

Situationen auf der Welt zu finden.

Vor allem nachhaltige, die auch unseren

Kindern zu Gute kommen.

Der Mensch ist ein soziales Wesen, hat

aber die Möglichkeit, für eine gewisse Zeit

auch asoziale Verhaltensweisen zu entwickeln.

Dauerhaft asozial geht nicht. Dann

wären wir weder Menschen geworden,

noch könnten wir Menschen bleiben.

Unser größtes Problem ist, dass wir glauben,

wir existierten als Einzelwesen. Dadurch

vergessen wir, wie sehr wir andere

Menschen brauchen, um das zu lernen,

was wir heute können.

Wie sollte unsere Gesellschaft

idealerweise aussehen?

Es gibt ein universelles Prinzip, das uns

Astrophysiker erklären können: Die Entwicklung

des Universums ist auf allen

Stufen eine ständige Erweiterung der

Möglichkeitsräume für die dabei entstehenden

Strukturen. Das heißt, ein einzelnes

chemisches Element hat weniger Interaktionsmöglichkeiten

als organische

Substanzen. Lebendige Wesen, die daraus

entstanden sind, haben noch größere Dimensionen

an Möglichkeitsräumen. Am

Ende der Entwicklung steht der Mensch

als ein Wesen, das über die größten Möglichkeitsräume

verfügt. Wenn das ein universelles

Entwicklungsprinzip ist, dann

wäre die Erweiterung unserer Möglichkeitsräume,

also die Potentialentfaltung,

unsere wichtigste Aufgabe.

Was hindert uns daran,

diesen Zustand zu erreichen?

Wir Menschen unterscheiden uns von den

Tieren dadurch, dass wir nicht mehr von

Instinkten geleitet werden, auf die wir uns

verlassen können. Wir müssen das Zusammenleben

erst lernen. Dabei kann man

sich verirren, z. B. indem man kurzfristige

70


Ziele verfolgt und das Langfristige aus den Augen

verliert. Das haben wir gemacht und sind dabei

offenbar in eine Sackgasse geraten. Wenn wir

unseren Nachkommen eine Welt hinterlassen, die

ärmer, verschmutzter und ausgelaugter ist als die,

die wir selbst vorgefunden haben, sind wir auf

einer Rückentwicklung.

Was hat uns in

diese Situation gebracht?

Die Menschheitsgeschichte ist durchzogen von

Krieg. Gegen eine solche Bedrohung kann man

sich nur wehren, wenn man strenge Hierarchien

ausbildet. Wir waren gezwungen, Beziehungen

aufzubauen, in denen es einen Anführer gibt und

andere, die das machen, was der Anführer sagt.

So haben wir Objektrollen und Objektbeziehungen

entwickelt. Einer macht den anderen zum

Objekt seiner Vorstellungen, Maßnahmen, Ziele

und Absichten. In Notsituationen ist das not-

wendig, um zu überleben. Heute müssen wir uns

fragen, ob die pyramidale Struktur unserer Gesellschaft

uns nicht an der Entfaltung unserer

Möglichkeiten dramatisch hindert. Wir müssen

uns fragen, ob wir andere Formen der Beziehung

ausbilden können als die, die seit tausenden von

Jahren unsere menschliche Entwicklung dominiert

hat: Einer macht den anderen zum Objekt

seiner Vorstellung.

Wir kommen nicht so zur Welt, sondern müssen

erst lernen, andere zum Objekt zu machen. Jedes

Kind kommt als Subjekt zur Welt. Die ersten Beziehungen

sind Subjekt-Subjekt Beziehungen

zwischen den engsten Bezugspersonen. Da benutzt

keiner den anderen für seine Zwecke. Wenn

das Kind eine Vorstellung von sich selbst entwickelt,

so mit 3-4 Jahren, beginnen Eltern, ihre

Kinder zu erziehen. Sie meinen das gut, aber wie

sie es machen, führt dazu, dass das Kind zum Objekt

elterlicher Erwartungen, Bewertungen, Vorstellungen,

Ratschläge und Maßnahmen wird. Für

die Kinder ist das eine schmerzhafte Erfahrung.

71


g e m e i n s a m wac h s e n wi r über uns h i n a us

Wenn man diesen Schmerz hat, braucht man eine

Lösung. Dafür gibt es zwei Optionen: Wenn mich

jemand (die Mutter, die Erzieherin, der Lehrer)

zum Objekt macht, dann mache ich den anderen

auch zum Objekt meiner Bewertungen und sage:

»Blöde Mama, doofer Lehrer!«. Diejenigen, die

das besonders gut und früh lernen, werden die

Peer-Leader im Kindergarten und die Anführer

in den Schulen. Sie finden heraus, wie sie die

anderen Kinder für ihre Zwecke benutzen können.

Die es am besten gelernt haben, kommen in

Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und in

den Medien.

Die zweite Strategie, die Kinder einschlagen

können, um den Schmerz zu überwinden, dass

sie zum Objekt gemacht werden, besteht darin,

dass sie sich selbst zum Objekt machen. Das Kind

sagt dann nicht »Blöde Mama!«, sondern »Ich bin

blöd!«, »Ich bin nicht liebenswert«, »Ich kann

kein Mathe«. Das führt dazu, dass man sich selbst

nicht leiden kann und mit sich selbst in keiner

guten Beziehung ist. Wer das gemacht hat, hat

auch Schwierigkeiten, in eine gute Beziehung zu

anderen zu kommen.

Die Grunderfahrung ist, dass jedes Kind als

Objekt behandelt wird und eine der beiden Optionen

als Bewältigungsstrategien wählt: Sich

selbst zum Objekt zu machen oder die anderen.

Das ist unsere gegenwärtige Beziehungskultur.

Wie sieht die Alternative aus?

Das Wichtigste ist, dass man erkennt, wie man

selbst zum Objekt geworden ist. Das, was man sich

als Bewältigungsstrategie angeeignet hat, ist ein

Konstrukt in der eigenen Vorstellungswelt, von

dem man sich verabschieden könnte. Man kann

ja als Erwachsener ausprobieren, wie das ist, wenn

man aus den Objektrollen rausgeht und sich als

Subjekt zeigt. Zum Beispiel in Situationen, in denen

man zum Objekt gemacht wird – beim Chef,

beim Elternabend, beim Arzt – und antwortet:

»Ich sehe ein, was Sie sagen, aber wie Sie es sagen,

das tut mir weh. Vielleicht haben Sie eine Idee,

wie Sie mir das auf eine andere Weise sagen können,

die uns nicht trennt, sondern, die uns verbindet.«

Dann bleiben Sie einfach sitzen. Das ist

72


die Emanzipation des Objektes zum Subjekt.

Wenn Sie das machen, verwandelt sich das Gegenüber

selbst zum Subjekt. Es gibt zwei Möglichkeiten,

darauf zu reagieren: Entweder, er schmeißt

Sie raus (dann haben Sie ihn in seiner wahrhaftigen

Haltung gesehen) oder er sagt, »Das tut mir

leid, das möchte ich gar nicht. Ich versuche es

nochmal anders.« Sie können nur gewinnen. Was

die meisten Menschen daran hindert, so zu reagieren,

ist die Angst. Sie haben nicht die Kraft

und den Mut, sich selbst als Subjekt zu zeigen.

Aus Angst vor der Retraumatisierung, wieder in

den alten Schmerz hineingestoßen zu werden,

wieder zum Objekt gemacht zu werden. Sie sind

nicht sicher, ob sie die Position als Subjekt aufrechterhalten

können.

Weil das alle machen, steht eine große Gemeinschaft

auf der Stelle, in der sich alle gegenseitig

als Objekt behandeln und ihre jeweiligen Rollen

als Objekte spielen. So können keine co-kreativen

Entwicklungsprozesse entstehen und so lassen

sich keine Probleme lösen.

Wo könnte man da ansetzen?

Wir müssen Mut machen, aus den Objektrollen

auszusteigen. Mut kann man Menschen nur machen,

indem man zeigt, dass es geht. Deswegen

versuchen wir in der Akademie für Potentialentfaltung

Beispiele dafür zusammenzutragen, wie

Menschen sich in Gemeinschaften nicht mehr als

Objekte behandeln.

Man braucht Mut, aber man muss es auch

durchhalten können. Der Einzelne kann nur

schwer solche Veränderungsprozesse in Gang

setzen, z. B. ist es schwer, als Alkoholiker allein

mit dem Trinken aufzuhören. In einer Gemeinschaft

wie den Anonymen Alkoholikern, die sich

gegenseitig unterstützen und Verantwortung füreinander

übernehmen, die sich einladen, inspirieren

und ermutigen, funktioniert es. Sie haben

eine Erfolgsquote von 80–90%, während die

Suchttherapeuten und deren Einrichtungen froh

sind, wenn sie 50% erreichen.

In Potentialentfaltungsgemeinschaften gibt es

keine hierarchischen Ordnungen mehr. Es gibt

auch keine Objektrolle wie Therapeut und Patient

mehr. Da begegnen sich Menschen. In hierarchischen

Strukturen ist das möglich. Sie sind so aufgebaut,

dass das Kommando von oben nach unten

durchgereicht wird. In Subjekt-Subjekt-Beziehungen

ist die Hierarchie automatisch aufgelöst.

Woran liegt es, dass derzeit so viele

Gemeinschaften entstehen,

z. B. als Co-Working Space, in der

solidarischen Landwirtschaft und

als Lebensgemeinschaft?

Offenkundig ist ein Zeitpunkt in unserer Entwicklung

erreicht, an dem viele erkennen, dass es so

nicht mehr weitergeht. Das Zeitalter der Einzelkämpfer

ist zu Ende. Diese Phase ist vergleichbar

mit dem Übergang der Entwicklung von den Einzellern

zu den Vielzellern vor Milliarden von Jahren.

Den Einzellern wird es vermutlich nicht leicht

gefallen sein, sich zusammen zu tun und eine Gemeinschaft

zu bilden. Die haben es hingekriegt,

auch ohne Hirn. Deswegen gehe ich davon aus,

dass wir durchaus auch eine Chance haben, diesen

schwierigen Übergang zu meistern.

Wie kann man den Einzelnen

am besten stärken

in einer Gemeinschaft?

In einer Gemeinschaft müsste ich mich in jedem

Moment fragen, ob ich alles getan habe, andere

einzuladen, zu ermutigen, zu inspirieren, ein kleines

Stück über sich hinaus zu wachsen. Wir reden

hier nicht über Gemeinschaften, die zusammen

auf dem Sofa sitzen und sich freuen, wie toll es ist,

sondern wir reden über Potentialentfaltungsgemeinschaften.

Das Ziel ist nicht Bequemlichkeit,

sondern Glück und Wachstum, Wiederentdeckung

der eigenen Entwicklungsfähigkeit. Wenn

das geschieht, bleibt man automatisch gesünder

als solche, die sich nicht richtig entwickeln können

und mit so vielen Problemen zu kämpfen

haben. Es geht um Entwicklungsfähigkeit, Gesundheit

und Lebensfreude. Das kriegen Sie automatisch,

wenn Sie Mitglied einer solchen Gemeinschaft

werden. Es fällt uns schwer, uns das vor-

73


g e m e i n s a m wac h s e n wi r über uns h i n a us

zustellen, weil wir das noch nie erlebt haben. Sie

würden sich in einer solchen Gemeinschaft so frei

fühlen wie noch nie zuvor in Ihrem Leben. Sie

würden sich stimuliert fühlen und autonom. Unsere

Erfahrungen sehen meist so aus, dass wir von

anderen für ihre Zwecke benutzt werden oder

dass die ganze Gemeinschaft einem Ziel hinterherjagt

und alle Mitglieder sich zum Objekt dieser

Ideologie machen.

Das klingt wunderbar. Wie kann man

die Menschen auf der Straße

und im Freundeskreis dazu einladen,

sich auf den Weg zu machen?

Am besten man zeigt anderen, wie gut es einem

selbst damit geht. Wer sich so auf den Weg macht,

müsste etwas so Attraktives ausstrahlen, dass alle

um ihn herum sagen, »Das hätte ich auch gerne«.

Keine schlechte Laune mehr, immer diesen offenen,

freien Blick, keine Angst mehr, immer im

Gefühl, selbst der Gestalter seines Lebens zu sein

und nicht Opfer der Verhältnisse. Manchmal trifft

man solche Menschen mit einer solchen Attraktivität.

Man nennt das auch Charisma. Die kann

man ja mal fragen, wie sie das machen.

Viele sind ja tatsächlich auf der

Suche nach Veränderung …

Das ist das Neue an dieser Entwicklung. Sie kann

nicht durch Parteien und Gewerkschaften oder

Organisationen umgesetzt werden, sondern nur

durch die Menschen vor Ort. Wir finden überall

im Land kleine Gemeinschaften, die sich auf den

Weg machen. Ich wohne auf dem Dorf. Ich habe

dieses Jahr das erste Mal bemerkt, dass das ganze

Dorf gemeinsames Apfelmosten organisiert hat.

Die Feuerwehr hatte dazu aufgerufen, dass alle

Dorfbewohner an einem Samstag Äpfel sammeln,

zur Moststation bringen, dort gemeinsam mosten

und abfüllen und den Most untereinander aufteilen.

Das ist doch grandios! Vor 10 Jahren wäre

es noch schwer denkbar gewesen, dass ein ganzes

Dorf mitmacht. Wenn man erst einmal danach zu

suchen beginnt, wird man viele solcher Beispiele

finden. Das ist die eigentliche Revolution, die im

Moment stattfindet: dass sich immer mehr Menschen

zusammen mit anderen gemeinsam auf den

Weg machen. Unsere Akademie ist so etwas wie

ein Sammelbecken, eine Plattform, eine Heimat,

wo Menschen sich anschließen und den Prozess

in die Breite tragen können. Es ist keine Transformation

der Gesellschaft, die von oben nach unten

eingeleitet wird, so wie wir das immer erwarten.

Das müssten wir doch allmählich begriffen haben:

Es wird keiner kommen, der es für uns richtet. So

ein Transformationsprozess kann nur von unten

durch jeden Einzelnen von uns in Gang kommen,

indem wir uns gemeinsam auf den Weg machen.

Wie kommt man in Potentialentfaltungsgemeinschaften,

in denen es keine

Hierarchien gibt, zu Entscheidungen?

Das ist ein interessanter Punkt. In solchen Gemeinschaften

stellen alle recht schnell fest, dass

nicht dauernd etwas entschieden werden muss.

Dass man es miteinander hinkriegen möchte, ist

ja klar. Es geht also nur noch um den besten Weg,

den man einschlägt. Das heißt wir haben eine ganz

andere Intentionalität. Wenn alle gemeinsam eine

Lösung finden wollen, finden sie die auch.

Es ist dann ja auch nicht mehr notwendig, dass

einer dem anderen unbedingt beweisen will, dass

er recht hat. So etwas gibt es nur dort, wo sich

Menschen auf Kosten anderer profilieren wollen,

also andere benutzen, um sich selbst aufzuwerten.

Dann aber ist keine konstruktive Lösung möglich

und Co-Kreativität sowieso nicht.

Was ist Co-Kreativität?

Was uns als Menschen so viel Wissen, Erkenntnis

und kulturelle Entwicklung ermöglicht hat, war

der Umstand, dass Menschen ihr Wissen und Können

seit jeher miteinander austauschen. Es geht

in der Menschheitsgeschichte nicht voran, wenn

einer sein Wissen vor den anderen versteckt, sondern

wenn das Wissen miteinander geteilt wird.

Einer findet etwas und die anderen überprüfen

und übernehmen das, wenn es gut ist. Die höchste

74


zur Erzeugung von Gewinnen betrachtet

und behandelt. Jeder Konsument, jeder

der sich Werbemaßnahmen aussetzt, ist

ein Objekt von Bewertungen und Verkaufsstrategien.

Unser Wirtschaftssystem

ist auf diese Objektbeziehung angewiesen.

Aber unser Überleben, die Entfaltung

unserer Potenziale und jede Form von ökologischem

Zusammenleben hängen davon

ab, dass wir diese Form des Umgangs miteinander

überwinden. Das ist das Dilemma,

in dem wir gefangen sind und wofür

wir eine Lösung brauchen.

Form dieser Art von Austauschprozessen entsteht immer

dann, wenn gemeinsam nach einer Lösung gesucht wird.

Diese gemeinsame Suche nach Lösungen heißt Co-Kreativität,

an der jeder als Individuum beteiligt ist, aber das

Ganze sich in einer Gemeinschaft abspielt. Es kommt auf

jeden an. Was gefunden wird, ist mehr als das, was sich

ein Einzelner ausdenken könnte.

Wir scheitern gegenwärtig in so vielen Bereichen unserer

gesellschaftlichen Entwicklung, weil wir die Probleme,

die wir erzeugt haben und die uns jetzt zu schaffen

machen, auf die bisherige Weise nicht lösen können. Wir

haben keine Erfahrung, wie wir Gemeinschaften bilden,

deren Mitglieder wirklich Interesse haben, die Probleme

gemeinsam zu lösen und nicht gegeneinander. Die Ursache

dafür ist ein Wirtschaftssystem, das auf Konkurrenz

gebaut ist und den Menschen zwangsweise als Objekt

Dafür machen wir uns gemeinsam

auf den Weg. Die Richtung dieses

Weges wird aber nicht von der

Politik oder der Wirtschaft bestimmt,

sondern von den Menschen,

die das erkannt haben und

mit gutem Beispiel vorangehen

und viele Nachahmer finden.

Und zwar, indem sie nicht länger anderen

sagen, was und wie sie es tun sollen, sondern

indem sie es selber tun und die Attraktivität

ihrer Argumentation dadurch unter

Beweis stellen, dass jeder, der sie sieht,

automatisch merkt, dass es diesen Menschen

gut geht, weil sie gemeinsam etwas

aufbauen, was weit über das hinausgeht,

was sie als Einzelne zustande bringen.

Das Interview führte Anita Maas.

Der Neurobiologe und Autor Prof. Dr. Gerald Hüther ist ein Vollblutwissenschaftler

mit dem tiefen Wunsch, bedeutsame Erkenntnisse auch außerhalb

der Hörsäle verfügbar zu machen. In vielen Projekten und Initiativen geht es

ihm darum, exemplarisch zu zeigen, dass nachhaltige Veränderungsprozesse

auf der Ebene sozialer Beziehungen möglich sind. Er ist Initiator und Vorstand

der Akademie für Potentialentfaltung.

www.gerald-huether.de

www.akademiefuerpotentialentfaltung.org

75


s i n n e r f ü l lt e r leben & a r b e i t e n

Keiner lebt für sich allein

— und was heißt dann

»systemrelevant«?

»Der Rat und ich sind zu einer Entscheidung gelangt.«

Der Häuptling machte eine Pause, als habe er Mühe, die folgenden Worte

auszusprechen. »Wir werden die Alten zurücklassen müssen.«

Beate Hofmann begleitet

als Coach und Autorin

Menschen und Unternehmen

in einem sinnorientierten

Wandel. Im TEAM BENEDIKT

leitet sie Seminare zum sinnerfüllten

Leben und Arbeiten.

www.beatehofmann.de

www.hopeandsoul.com

So beginnt die eindrückliche Erzählung »Zwei alte Frauen« von Velma Wallis.

Packend und einfühlsam schildert die indigene Schriftstellerin, wie arktische

Nomaden in einer extremen Hungersnot diese bittere Entscheidung treffen

und was das für den Stamm und die beiden alten Frauen bedeutet. Systemrelevant

oder nicht, das scheint hier das Kriterium zu sein.

So wie viele von uns bin ich selbst zusammengezuckt, als ich das Wort

»systemrelevant« zu Beginn der Corona-Pandemie hörte. Was und wer ist

wann und wofür relevant, habe ich mich gefragt? Und wer kann das überhaupt

beurteilen?

Keiner von uns lebt für sich allein! Wir brauchen beides, die Verbundenheit

und zugleich die persönliche Freiheit. Doch zuallererst braucht ein

Mensch das Wir.

Vom ersten Atemzug an sind wir angewiesen auf Unterstützung, Zuwendung

und die körperliche Nähe anderer Menschen. Das beginnt schon lange

vor unserer Geburt im Bauch der Mutter. Ihr Blut fließt durch unseren Körper,

und bis zur Abnabelung ist ein Baby umgeben von ihrer wärmenden Sicherheit,

angewiesen auf den mütterlichen Herzschlag und ihren nährenden

Biorhythmus. Selbst nach der Geburt ist ein Kind nur überlebensfähig, wenn

es versorgt, berührt und beachtet wird – und das noch viele Jahre lang. Von

Beginn an ist unser Leben eingebettet in ein Netz aus Beziehungen: zu Eltern,

Geschwistern, Großeltern. Und später zu Spielgefährten, Lehrern, Nachbarn,

Kollegen und vielen anderen Menschen. Daher stammt die Überzeugung,

dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen.

Und nicht nur während der Kindheit, sondern auch als Erwachsene und

mitten in unserem beruflichen Alltag sind wir angewiesen auf andere. Mehr

und mehr Unternehmen merken inzwischen, wie wichtig es ist, an der Beziehung

der Mitarbeitenden untereinander und an der Persönlichkeitsbildung

der Führungskräfte zu arbeiten.

Ich erlebe es durch Anfragen im Coaching und an der Anzahl der Teilnehmenden

in Seminaren, die sich der Sinn- und Potenzialentwicklung öffnen.

Menschen, die sich in ihrer Persönlichkeit entwickeln, wachen innerlich

auf, hinterfragen übernommene Denkmuster und Gewohnheiten. Sie erkennen

eigene Begabungen, wollen ihr Potenzial einsetzen und gewinnen

76


dadurch im Idealfall neue Wirksamkeit in einem System,

was für sie zu einer Erfahrung von Sinn führt.

Ein WIR-Faktor entsteht, der einen ganzen Kreislauf

in Gang setzt. Die Kommunikation verbessert sich. Gemeinsam

wird um die Lösung von Schwierigkeiten gerungen,

die erlebte psychologische Sicherheit bewirkt

eine größere Offenheit und mehr Synergie statt Konkurrenzdenken,

was Innovation und höhere Wettbewerbsfähigkeit

auslöst. Mein Eindruck ist, dass dies ein

lohnender, aber auch langwieriger Weg ist. Er beginnt

mit der persönlichen Entwicklung, die vom Ego hin

zum Selbst und dann zum Wir führt.

Eine der besten Übungen, die ich aus der Organisationsentwicklung

dafür kenne und nutze, ist das »Appreciative

Inquiry« (AI) – das wertschätzende Interview.

Entwickelt von Forschern der Case Western

University fördert diese Methode Zugewandtheit, Vertrauen

und ein positives Selbstbild. Es geht darum, das

Potenzial wahrzunehmen, was in jedem einzelnen Menschen

liegt, und den Fokus auf das Gelingen zu richten.

Deshalb werden in Partnerarbeit konkrete Fragen gestellt

nach dem, was einem so richtig Freude macht,

nach den Sternstunden bei der Arbeit, nach Fähigkeiten

und Stärken oder nach dem, was einen am meisten

unterstützt und weitergebracht hat. Dadurch werden

Gaben, Fähigkeiten und Synergien erkannt und ermöglicht.

Dies erweist sich als wesentlich für die Verbindung

untereinander.

Systemisch ausgerichtete, integrativ denkende und

persönlich entwickelte Menschen wandeln auf diese

Weise allmählich ihr Umfeld. Es ist ein Prozess, der

seine Zeit braucht. Wo sich Organisationen, Gemeinschaften

und Unternehmen dafür öffnen, gibt es nachhaltigere,

gerechtere Strukturen, in denen sich Menschen

auf Augenhöhe begegnen und einem großen

WIR verbunden sind. Um es mit den Worten der langjährigen

Personalvorständin und Beraterin, Janina

Kugel, zu sagen: Inklusion und Empowerment sind der

Schlüssel zur Bewältigung vieler Probleme, mit denen

wir konfrontiert sind, seien es die geschäftlichen Herausforderungen

auf der Ebene von Unternehmen und

Organisationen oder die großen globalen Herausforderungen,

denen wir auf der Ebene der Gesellschaft

als Ganzes gegenüberstehen. Um diese Herausforderungen

zu meistern und eine lebenswerte Zukunft für

uns alle zu gestalten, müssen wir die strukturelle Diskriminierung

in unseren Gesellschaften überwinden

und die Fähigkeiten, das Wissen und die Energie aller

nutzen, die einen Beitrag leisten wollen.

In der Erzählung »Zwei alte Frauen« kann ich exakt

diese Vision eines neuen Wir erkennen. Als die beiden

zurückgelassenen Alten beschließen, besser handelnd

statt klagend zu sterben, finden sie zu ihrer Kraft und

damit zum Leben zurück. Sie nutzen ihre Potenziale

und machen das Beste daraus. Letztlich werden die

»unnützen« Alten relevant für das System und sichern

dem Stamm das Überleben. Ein neues WIR, eine tiefere

Gemeinschaft entsteht, die aus dem tragenden, wertschätzenden

JA zueinander erwächst.

Die Frage ist, bist du bereit, deine Einzigartigkeit

einem größeren Wir beizusteuern? Mit anderen Worten:

Willst du gemeinsam mit anderen leuchten oder

für dich glänzen?

Drei Gesprächsimpulse für ein

wertschätzendes Interview:

1.

Erzähle mir von einer Sternstunde in deinem

Leben und was dein Anteil daran war,

dass es so ein Highlight wurde.

2.

Erzähle mir, wie du ein großes Hindernis in

deinem Leben überwinden konntest. Welche

deiner Stärken war dafür besonders wichtig?

3.

Erzähle mir von der größten Veränderung,

die du in den letzten Jahren erlebt hast und

was das Gute daran ist.

77


Von der Gesellschaft

zur Gemeinschaft

ANTJE TITTELMEIER

Was leben wir in einer spannenden Zeit

voller Umbrüche, Neu-Ordnungen und

Wandlungsprozesse! Nie war die Chance

so groß, im Kleinen wie im Großen Dinge auf den

Prüfstand zu stellen, Ballast abzuwerfen und sich

zu fragen, was wirklich wichtig ist im Leben. Und

auch wenn die momentane Krise jeden Menschen

auf unterschiedliche Art und Weise extrem

herausfordert und ihn zeitweise an die eigene

Belastungsgrenze bringt, so beinhaltet sie gerade

deswegen ein enormes Potential zur persönlichen

Weiterentwicklung.

78


Wer bin ich wirklich

in der Tiefe meines Seins?

Welche Gaben und Talente wohnen in mir und

warten nur darauf, entdeckt und gelebt zu werden?

Was tut mir gut? Was nährt mich und

schenkt mir Energie und Kraft? Was tut mir nicht

mehr gut, wovon möchte ich mich verabschieden,

was möchte ich loslassen und endlich hinter mir

lassen? Diese und viele andere Fragen tauchen

auf, wenn Ablenkungen wegfallen und der Mensch

Zeit mit sich allein verbringt. Auf sich zurückgeworfen

erleben viele Menschen zur Zeit eine völlig

neue Wahrnehmungsebene zu sich selbst. Sie

spüren plötzlich eine tiefe Sehnsucht nach wahrer

Erkenntnis und authentischem Selbstausdruck,

fühlen, dass sie auf dem Weg sind, ihren echten

Wesenskern zu erforschen und ihr innewohnendes

Potential zur Entfaltung zu bringen.

Dieser Prozess erfordert Mut und bringt in der

Tat auch viele Schattenseiten ans Licht. Doch je

ehrlicher wir hinschauen und unsere eigene Illusion

enttarnen, umso klarer wird die Sicht auf die

Dinge, die uns wirklich am Herzen liegen. Wir

können uns fragen, wie wir unsere Wünsche und

Ziele umsetzen wollen und welche Voraussetzungen

es dafür braucht.

Eine neue Bewusstheit für

die kleinen Momente im Alltag

Welch Wohltat, bei einem Spaziergang im Wald

die frische, würzige, sauerstoffreiche Luft einzuatmen

und sie tief bis in die Lunge zu lenken. Was

für ein Glücksgefühl, die wärmenden Sonnenstrahlen

auf der Haut zu spüren und dem Gesang

der Vögel zu lauschen. Wie hoffnungsvoll, fröhlichen

Menschen zu begegnen, die ebenfalls in

der Natur unterwegs sind, einen offenherzig anschauen

und ein gutgelauntes Hallo zurufen.

In diesen Momenten ist eine Verbundenheit da,

die mir vor Dankbarkeit und Freude Tränen in die

Augen treibt. Was Jahrzehnte lang selbstverständlich

war, ist nun die Chance zur tiefen, bewussten

Wahrnehmung. Sowohl die intensive Verbindung

zur Natur, als auch der Austausch eines glücklichen

Lächelns mit fremden Menschen schenkt

unendlich viel Hoffnung und Zuversicht, Freude

und Kraft. In Gesprächen mit Freunden erlebe ich

ebenfalls eine Zunahme an Bewusstsein und

Dankbarkeit für die kleinen Dinge im Alltag. Ich

habe das Gefühl, dass wir uns noch offener austauschen

und jeder ehrlich mitteilt, was ihn bewegt

oder belastet. Gerade in Zeiten, in denen wir

von den Ereignissen im Außen irritiert sind, uns

vielleicht zwischendurch ohnmächtig und verzweifelt

fühlen, bewirkt ein Gespräch mit Freunden

oftmals Wunder. Wir fühlen uns verstanden, unterstützt

und angenommen in unserer Not. Andersherum

können wir anderen mit offenem Herzen

zuhören und ihnen Verständnis und Mitgefühl

entgegenbringen.

Anbindung an die

geistigen Ebenen

Auch die Anbindung an die geistigen Ebenen kann

helfen, Halt und Sicherheit in turbulenten Zeiten

wiederzufinden. In Gebeten oder Gesprächen mit

unseren geistigen Lehrern, Engelwesen oder anderen

lichtvollen Seelen erhalten wir Antworten

auf Fragen, die wir nicht mit anderen Menschen

teilen möchten. Ich selbst kann diesen Kontakt

am leichtesten in der Natur herstellen bzw. zulassen.

Dort fühle ich mich eingebunden in die

Schöpfung, bewundere die Schönheit der Bäume,

Blumen und Gräser und werde innerlich offen und

weit. Der Kopf wird frei, die Gedanken lassen nach

und die innere Bereitschaft zu empfangen wächst.

Inzwischen habe ich immer einen kleinen Block

dabei, damit ich es einfach aufs Papier fließen lassen

kann.

In der Natur fällt es auch so herrlich leicht, sein

Herz zu öffnen und sich von bezaubernden Kleinigkeiten

berühren zu lassen. Nach dem Motto

»raus aus dem Kopf, rein ins Herz« nehmen wir

die Umgebung aus dem Herzen wahr. Indem wir

die Verbindung zu unserem eigenen Herzen stärken,

erhalten wir Zugriff auf die uns innewohnende

Weisheit unseres Herzens. So schenkt uns auch

unser eigenes Herz Antworten auf brennende

Fragen.

79


vo n der ge s e l ls c h a f t zu r ge m e i n s c h a f t

Sich im Herzen

verbinden

Je mehr Menschen sich mit ihrer

eigenen Weisheit verbinden und

den Impulsen des Herzens folgen,

desto authentischer wird

ihre Lebensgestaltung sein. Sie

leben ihre eigene Wahrheit,

bringen ihre Gaben und Talente

ein und haben eine Vision für

eine lichtvollere, freiheitliche

Welt. Lasst uns einmal hineinspüren,

welch enorme Kraft entsteht,

wenn diese Menschen sich

im Herzen verbinden und sich

miteinander vernetzen. Ein riesiges

Energiefeld kann entstehen,

das sich über die gesamte

Erde erstrecken könnte, wenn

die Menschen sich bewusst auf

die hohe Schwingung der Liebe

und Verbundenheit der Herzen

einstimmen. Wie viel Hoffnung,

Freude und Zuversicht kann aus

diesem Feld der Liebe erwachsen!

Das Gemeinschaftsgefühl

erzeugt ein vollkommen neues

Wir-Bewusstsein, das geprägt ist

von Verständnis, Mitgefühl und

gemeinsamen Visionen für die

neue Zeit. Das kollektive Lösen

von alten Strukturen und festgefahrenen

Elementen der momentanen

Gesellschaft führt zu

einem neuen Miteinander, in der

die harmonische, friedliche und

lebensbejahende Gemeinschaft

ihren Ausdruck findet.

Visionen für eine

lichtvolle Welt

Eine neue Epoche der Menschheitsgeschichte

steht bevor. Die

Veränderung des Bewusstseins

und das Wahrnehmen feinstofflicher

Energien und globaler

Veränderungen führen zu einem

neuen Gewahrsein göttlicher

Präsenz in jedem Lebewesen auf

dieser Erde. Im Zustand des Eins-

Seins, des Verbundenseins mit

allem, was ist, wird es keinerlei

Missbrauch, Neid und Konkurrenzkampf

geben. In dem Gefühl

innerer liebevoller Verbundenheit

achten und schätzen wir

jeden einzelnen Lebensstrom in

seiner individuellen Ausdrucksform.

Im erwachten Zustand unterstützen

wir uns gegenseitig

und profitieren von dem Potential

des anderen. Der Gemeinschaftsgedanke

wird zu einem

Gemeinschaftsgefühl, das selbstverständlich

im Herzen verankert

ist. Dieses bringt neue Lebensinhalte,

Wohnprojekte und

Lebensgestaltungsweisen hervor,

bei der Arbeit und Beruf

einen völlig neuen Stellenwert

bekommen. Da alle Tätigkeiten

den Herzensimpulsen folgen,

werden sie mit Liebe, Leidenschaft

und Hingabe ausgeführt.

So bringt jeder seine Fähigkeiten

und Anlagen mit ein, um einen

Beitrag für das Gemeinwohl zu

leisten. Dieser dienende Ansatz

bringt Erfüllung, Sinn und Wertschätzung

in die Gemeinschaft,

die sich nicht mehr als Gesellschaft

bezeichnet, da sie sich wie

eine große Familie fühlt. Jeder

einzelne ist ein wichtiger Teil des

großen Ganzen und empfindet

sich dadurch wertvoll, geachtet

und geliebt. Der Geist der Liebe

erfüllt jeden Raum, jeden Ge-


danken, alle Projekte und das gesamte Universum.

Das Paradies auf Erden wird gelebte Wirklichkeit.

Nichts ist mehr getrennt, nichts abgespalten oder

verdrängt. Das große Erwachen lässt Wunder geschehen,

die bislang unmöglich schienen. Der

Wandel ist nahe, mach dich bereit auf ein Leben

in der nächsten Dimension!

Das große Erwachen bringt

das Paradies auf Erden.

Der Wandel der Welt bringt viele neue Chancen

mit sich. Nutzen wir doch unsere Visionen, um sie

bereits im transformierten Zustand in den schillerndsten

Farben vor uns zu sehen. Wie sieht die

Welt in deinen schönsten Träumen aus? Schwelge

in Bildern wundervoller Natur mit gesunden Wäldern,

Flüssen, Seen und Meeren. Tauche ein in

die besondere, ja heilige Stimmung der verwandelten

Naturelemente. Mutter Erde, die glücklich

und geheilt die verschiedenen Facetten von sich

zeigt und fruchtbaren Boden für die Nahrungsmittel

der Menschen und Tiere bietet. Alles ist im

Einklang und schwingt gemeinsam in göttlicher

Harmonie. Die Pflanzen werden liebevoll angebaut

und mit Dankbarkeit geerntet. Nachhaltigkeit

und Ökologie sind selbstverständlich und

werden von den weiterverarbeitenden Firmen

gerne umgesetzt.

Das Wohl der Gemeinschaft steht an oberster

Stelle und für jeden einzelnen Menschen ist gesorgt.

Die Arbeit erfolgt mit viel Liebe, Hingabe

und Begeisterung für die Sache. Jeder hat eine

Aufgabe, die ihn erfüllt und das Herz in positive

Schwingung versetzt. Freude und Leichtigkeit ist

die Grundstimmung der Menschen, die hilfsbereit

sind und sich gegenseitig unterstützen.

Geben und Nehmen ist ausgeglichen, niemand

fühlt sich ausgenutzt oder hintergangen. Akzeptanz,

Wertschätzung und Offenheit regieren die

Welt und spiegeln sich im täglichen Miteinander

wider. Demut und Dankbarkeit werden bereits

den Kindern vermittelt und sind ständiger Begleiter

im Alltag. Auch Achtsamkeit wird aktiv

gelebt. Ob in der Familie, beim Lernen oder im

Beruf, überall herrscht ein achtsamer Umgang,

wodurch Empathie und Mitgefühl an der Tagesordnung

ist. Die Menschen verstehen sich als

großes Ganzes, leben im Einklang mit der Schöpfung

und den Naturgesetzen.

Antje Tittelmeier Die Autorin, Gesundheitsexpertin und

Seminarleiterin erlebt seit ihrer Yoga-Ausbildung in den

90er Jahren die Anbindung an die geistige Welt. Diese

Verbindung ist inzwischen nicht nur Inspiration, sondern

ein Teil ihrer Arbeit. In ihrem neuesten Buch geht es um

die Anleitung zum Erwachen. Das Wissen der geistigen

Welt wurde ihr von Jesus Christus übermittelt.

81


Immer die richtige Frequenz fürs Leben!

„Als Erfinder der TimeWaver-Systeme ist es mein Ziel, dass

alle Menschen die Möglichkeiten haben, ganzheitlich gesund

zu leben. Dafür habe ich mit einem internationalen

Team von Ärzten, Wissenschaftlern und Ingenieuren den

Healy entwickelt.“

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Balance zu fördern.

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Durch regelmäßige Anwendung der ausgewählten

Frequenzprogramme soll der Healy

dabei unterstützen, dass die Zellmembranspannung

wieder auf ein natürliches Niveau

gebracht wird.

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c o a c h i n g t o go

Wie verbunden fühlst du dich?

Wann hast du zum letzten Mal deinen

eigenen Herzschlag ganz bewusst wahrgenommen?

Wann war es zum letzten Mal

so still, dass du dich selbst und die zarte innere

Stimme in dir hören konntest? Oft ist die

äußere Welt so laut oder wir geben ihr so viel Wichtigkeit

und Raum, dass der Kontakt zu uns selbst nahezu verloren

geht.

Nur wenn du dich selbst wahrnimmst, wirklich mit

dir verbunden bist, kannst du auch mit anderen verbunden

sein. Echte Verbundenheit geht von deinem tiefsten

Kern, deinem Herzen, hinüber zum tiefsten Kern des

anderen. Eine Verbindung bleibt sonst nur an der Oberfläche

und kommt über eine Bekanntschaft kaum hinaus.

Fehlt der Kontakt zu dir selbst, so fehlt meist auch der

Kontakt zum großen Ganzen, das dich, mich, uns alle

umgibt und von dem jeder von uns ein Teil ist. Ob es

uns nun bewusst ist oder auch nicht.

Es geht um mehr in unserem Leben als bloß ums

schnelle, laute Außen. Es geht um mehr als unseren Job,

unsere Beziehung, unsere Familie, unser äußeres Sein.

Es geht um unser Herz. Unseren Wesenskern, mit dem

wir so oft und so bewusst wie möglich in Verbindung

sein müssen, um unseren ganz eigenen Kurs durchs

Leben zu finden und zu halten.

Der Wesenskern ist es, der uns lenkt. Unser Herz und

unsere Seele sind es, die uns den Weg zeigen. Doch die

Stimme der Seele ist fein und leise und wir hören und

spüren sie vor allem in der Verbundenheit mit uns selbst.

Die folgenden Coaching-Fragen zielen darum darauf

ab, die Verbundenheit mit dir selbst zu erkennen, zu

verbessern und daraus – wenn du dir das wünschst –

(wieder) mehr Offenheit für die Begegnung mit anderen

und der Welt zu bekommen.

Coaching to go-Fragen für mehr Verbundenheit

Nimm dir für jede der folgenden fünf Fragen etwas

Zeit und schätze sie auf einer Skala von 1 (gar nicht)

bis 10 (absolut) für dich ein.

1. Wie verbunden fühlst du dich mit dem

Leben, das du führst?

2. Wie sehr fühlst du dich mit deinem Job/

dem Sinn/dem Inhalt deines Jobs verbunden?

3. Wie sehr fühlst du dich im täglichen

Leben mit dir selbst verbunden?

4. Wie verbunden fühlst du dich mit dem

höchsten Teil von dir (deinem Wesenskern,

deiner Seele, deinem Höheren Selbst)?

5. Wie verbunden nimmst du dich mit

dem Ganzen, mit Allem-was-ist wahr?

Wo fehlt dir die Verbundenheit am meisten?

Was brauchst du im jeweiligen Bereich, um dich einen

oder mehr Skalenpunkte verbundener zu fühlen? (z. B.

mehr zur Ruhe kommen, meditieren, Yoga machen, einfach

mal nichts tun …)

Was musst/kannst/willst du dafür loslassen? (z. B.

das Hamsterrad, das Getriebensein, das Schneller-Höher-Weiter,

den Fitness-Kurs …)

Was ändert sich, wenn du mehr verbunden bist? Was

ist dir dadurch neu/wieder möglich? (z. B. besser auf

deine innere Stimme hören, mehr auf deine Bedürfnisse

achten, tiefer mit anderen in Verbindung sein, den Sinn

deines Lebens wieder mehr spüren …)

Und nun die wichtigste Frage: Was kannst und wirst

du heute noch (oder zeitnah) konkret tun, damit es dazu

kommt? (z. B. deiner Familie sagen, dass du einen Tag

in der Woche für dich brauchst; morgens eine Stunde

früher aufstehen, um alles entspannter anzugehen; eine

alte Schulfreundin anrufen, die dir immer wichtig war,

die du aber aus den Augen verloren hast; ans Meer fahren

oder eine Stunde alleine im Wald spazieren gehen …)

Nimm dir Zeit, darüber nachzudenken, nachzufühlen

und dich für wenigstens eine Sache zu entscheiden, die

du tatsächlich angehst, um die Verbundenheit mit dir

selbst, deinem Leben und dem Ganzen zu stärken.

Komm aus dem Kopf ins Tun.

Alles Liebe

Angelika

Dipl.-Psych. Angelika Gulder Deutschlands erste

Berufungsfinderin, Ausbilderin für Ganzheitliches

Coaching und spirituelle Lehrerin. Seit sie von der

Stadt aufs Land gezogen ist, fühlt sie sich der Natur,

dem Leben und sich selbst jeden Tag mehr verbunden.

www.coaching-up.de, www.die-coachmacher.de,

www.erdenengel.de

83


MARTIN KIRCHNER

BRÜCKEN BAUEN

ZU ANDERSDENKENDEN

IN ZEITEN VON CORONA

Ein Riss geht durch die Gesellschaft – was können wir

in Bezug auf Entfremdung und Spaltung tun?

U

nsere unterschiedlichen Sichtweisen zu Corona

und den Maßnahmen führen zunehmend

zu Entfremdung und Spaltung in

vielen »Feldern« – in Gemeinschaften,

Freundeskreisen und Familien.

Die Fragen rund um COVID19 und die Maßnahmen

bewegen viele: Es geht oft nicht mehr um Wissen,

sondern um eine hochemotionalisierte Glaubensfrage,

an der sich wirklich die Geister scheiden.

Krass sichtbar wurde dies erstmals rund um die »Corona-Demos«

in Berlin im letzten Sommer:Die einen

waren begeistert, viele waren schockiert von mangelnder

Abgrenzung z. B. gegen Rechtsextreme oder

»Reichsbürger«. Es scheinen sich zwei Lager zu

bilden:

• Die einen verunglimpfen Menschen, die besorgt

um die eigene Gesundheit oder die von Nahestehenden

sind oder die alle Maßnahmen gutheißen,

als »Schlafschafe«, die »sich manipulieren

lassen« oder gar »noch nicht so ent-

wickelt« sind.

Die anderen schimpfen auf die »rechten Covidioten

mit Aluhut« oder machen sie als »Pandemie-

Pegida« (Harald Welzer) lächerlich. Dabei werfen

sie differenzierte und begründete Kritik mit den

wildesten Verschwörungsideologien einfach in

einen Topf.

Und so erwächst eine zunehmende Entfremdung,

eine Eskalation der Trennung. Dies finde ich

84


wirklich problematisch und insofern ist es mir ein

Anliegen, dass wir einerseits die Mechanismen reflektieren

und andererseits mithelfen beim »Brückenbauen«,

beim De-Eskalieren und beim Herstellen

eines »Common Ground«, einer gemeinsamen Basis,

auf die wir aufbauen können.

Der Großteil von uns ist einfach verunsichert,

überfordert von der Komplexität dieser Entwicklungen

und hat ein großes Bedürfnis nach Orientierung.

Ich bin überzeugt: Wenn die Stimmen von jeweils

Andersdenkenden gehört werden, dann können

Entwicklungen und Lösungen möglich werden,

die von mehr »Weisheit« und kollektiver Intelligenz

getragen werden. Dann können wir als Gesellschaft

zusammenkommen und unseren Blick

auf die anderen grundlegenden Herausforderungen

unserer Zeit lenken und gemeinsam neue

Lösungen entwickeln.

ÄHNLICHE MUSTER BEI BEIDEN SEITEN …

Was beide Seiten gemeinsam zu haben scheinen, ist

das große Unverständnis für »die andere Seite« und

eine gegenseitige Abwertung und Schubladisierung,

basierend auf »absoluten Urteilen«. Beide Seiten

tendieren zu einfachen Antworten in einer komplexen

Gesamtlage und übergehen dabei oft die Anliegen

der anderen Seite. Der Mangel an Empathie wirkt

dabei wie eine Form von Gewalt eskalierend. Die

Herzen und das Denken scheinen sich zu verschließen

gegenüber den jeweils anderen. Otto Scharmer unterscheidet

zwischen »Open Mindset« und »Closed

Mindset«– beide sind sowohl in rechten als auch

in linken politischen Gesinnungen zu finden, im

progressiven wie auch im konservativen Milieu.

Mir scheint, diese Pole eines offenen und geschlossenen

Denkens werden auch angesichts von Corona

deutlich, sie gibt es auch bei Menschen, die sich

als spirituell empfinden, bei Künstler*innen, bei

zivilgesellschaftlich Engagierten – quer durch

alle Szenen.

Können wir die Komplexität aushalten, ohne gleich

zu einfachen Erklärungen und Urteilen überzugehen?

Können wir einander wertschätzend und mit

einer fragenden Haltung begegnen, wo wir nicht im

Vorhinein durch unsere absoluten Urteile ein »closed

mind« haben? Können wir sogar einem »closed

mind« mit Wertschätzung begegnen und auch etwas

Wertvolles darin sehen? »Open« ist so nicht ein

Gegensatz zu »closed« – das neue »Open« ist die

Überwindung der Gegensätze, die ausgehaltene

Ungewissheit, die Toleranz des Chaos.

»Absolute Urteile machen es unmöglich, in Beziehung

zu treten«, sagt Vivian Dittmar . Solange ich

der Meinung bin, dass MEINES absolut richtig ist,

erzeuge ich eine Wut, die zerstörerisch ist. »Wir sind

gefordert, in uns aufzuräumen, vor der eigenen Türe

zu kehren und unsere Haltung zu reflektieren«, sagt

Vivian. Es ist wichtig, unserer eigenen Absolutheitsansprüche

gewahr zu werden, zu erkennen, wo wir

selbst ein »closed mind« haben. Forsche mal bei dir

nach, ob du so etwas in der Art in dir trägst:

»Ich bin reflektiert und die anderen sind verblendet.«

»Ich bin die gute Öko-Aktivistin – und die

anderen (Konzerne, Politiker*innen, …) sind böse.«

»Ich habe mich informiert bei den richtigen Quellen,

die anderen lassen sich manipulieren.« Oder was

sind ähnliche Sätze, die in dir wirken?

Mal ehrlich?

Nun ergeben sich daraus wichtige Fragen, wie zum

Beispiel:

• Wie kann ich meine eigenen Urteile über andere

Menschen und Gruppen transformieren?

• Wie kann ich mit Andersdenkenden einen »Common

Ground« finden, auf dessen Basis ich trotz

unterschiedlicher Sichtweisen in Verbindung

gehen kann?

Was sind die Grenzen im Kontakt mit Andersdenkenden

– wo will ich mich mit einer klaren

Abgrenzung positionieren?

WIE KÖNNEN WIR ANDERSDENKENDEN MIT

OFFENHEIT UND NEUGIER BEGEGNEN?

»Es macht keinen Sinn, ich dringe einfach nicht zu

ihr durch.« Vermutlich kennst auch du das, dass du

im Gespräch mit einer andersdenkenden Person zu

diesem Schluss kommst. Dass ihr aneinander vorbeiredet

oder dass sich gar etwas verhärtet zwischen

euch. Dann kannst du dich fragen: Auf welche Art

und wie tief hörst du eigentlich zu? Bist du ernsthaft

bereit zu erfahren oder gar zu spüren, was dein

85


b rü c ke n bauen zu and e rs d e n ke n d e n

Gegenüber bewegt? Oder willst du die andere Person

eigentlich von etwas überzeugen, vielleicht sogar

von der »Wahrheit«?

Otto Scharmer unterscheidet vier Ebenen des Zuhörens.

Er nennt als entscheidendes Kriterium die

Qualität der Aufmerksamkeit.

DIE VIER EBENEN DES ZUHÖRENS

WENN WIR BRÜCKEN BAUEN WOLLEN ZU MENSCHEN, DIE ANDERS DENKEN,

DANN IST DIE QUALITÄT UNSERER AUFMERKSAMKEIT ENTSCHEIDEND

EBENE AUFMERKSAMKEIT HÖREN POTENZIAL

DOWNLOADING

Du suchst Bestätigung

für gewohnte Denk- und

Verhaltensmuster.

Du hörst, was deinen

Erwartungen entspricht.

Deine vorgefassten

Urteile werden bestätigt.

Selbstbezogenes Zuhören:

Weiterentwicklung

ist blockiert.

»Ich habe es ohnehin

schon gedacht.«

OFFENES DENKEN

Statt auf das eigene

Urteil zu hören, bist du

offen für neue Fakten.

Du hörst die Unterschiede

zu deinem derzeitigen

Wissen oder Meinung.

Faktenbezogenes Zuhören: wie

»gute Wissenschaft«

»Ich habe Neues gelernt.«

OFFENES HERZ

Wahrnehmung der Innenwelt

des Gegenübers

»Hineinspüren« in die

andere Person

Du hörst, was die andere

Person fühlt und was sie

bewegt, was sie braucht.

Empathisches Zuhören:

Echter Dialog

»Ich bin berührt und kann

verstehen.«

Offener Wille

Wahrnehmen, was

zwischen uns neu entsteht

— In Verbundenheit

mit dem Gegenüber

und mit der höchsten

Zukunftsmöglichkeit

Auf Intuition hören, sich

auf einen inneren Raum

der Stille und des

Werdens ausrichten

Schöpferisches Zuhören:

Generativer, kokreativer Dialog

»Dieses Gespräch hat mich

verändert.«

Nach Otto Scharmer, interpretiert von Martin Kirchner — pioneersofchange.org/bruecken-bauen-2

WIE HÖRST DU ZU?

Nimm dir doch kurz Zeit, rufe dir schwierige Gespräche

mit andersdenkenden Personen in Erinnerung

und reflektiere: Auf welcher Ebene hast du

jeweils zugehört? Natürlich ist es auch von deinem

Gegenüber abhängig, inwiefern eure Kommunikation

gelingt. Du kannst einen »schöpferischen« Dialog

nicht alleine herstellen, sondern das ist ein gemein-

samer Tanz. Aber: Wenn du es zum Beispiel schaffst,

deinem Gegenüber echte Empathie entgegenzubringen,

dann erhöhst du massiv die Chance, dass

sich die andere Person öffnet und schließlich auch

dir wirklich zuhört, so dass ein echter Dialog stattfinden

kann. Es wird nicht immer und mit jeder

Person funktionieren, aber es erhöht definitiv die

Erfolgsaussichten für gegenseitiges Verständnis

86


Foto: Yoal Desurmont / Unsplash

und dass sich dadurch vielleicht wirklich etwas verändert

– und zwar sowohl in der anderen Person als

auch in dir.

VERSTEHEN HEISST NICHT ZUSTIMMEN

Immer wieder erlebe ich in schwierigen Gesprächen

diesen magischen Moment: Wenn sich meine Gesprächspartner*in

ernst genommen und dann »gehört

und gesehen« fühlt in Bezug auf das, was ihr wichtig

ist … Dann lockert sich etwas. Die Emotionen und

der Körper entspannen sich und das »Feld« zwischen

uns wird weicher, durchlässiger. Vor allem wenn

uns die Menschen am Herzen liegen, mit denen wir

eine Meinungsverschiedenheit haben, ist unser Wunsch

nach »Verstanden werden« von geradezu brennender

Wichtigkeit. Vor allem wenn wir wirklich emotional

sind und in unserem Film hängen, dann entsteht in

uns oft die Bereitschaft oder Kapazität, die jeweils

andere Sichtweise zu hören, erst wenn unsere Anliegen

und Bedürfnisse gewürdigt werden. Andere

tief zu verstehen, heißt nicht, dass wir inhaltlich

derselben Meinung sein müssen. Ganz und gar nicht.

»Ich verstehe, dass das für dich so ist«, heißt nicht,

dass es bei mir auch so sein muss. Ein Anliegen bzw.

Bedürfnis zu würdigen, heißt auch nicht, dass wir es

erfüllen müssen oder dass wir einer konkreten Umsetzungs-Strategie

zustimmen. Und trotzdem: Meine

vielfache Erfahrung ist, dass es allein schon einen

Unterschied in der Qualität des Gespräches macht,

wenn ich innerlich um dieses Verstehen der dahinterliegenden

Anliegen des Gegenübers ringe, auch

wenn ich das dann vielleicht gar nicht ausspreche.

COMMON GROUND FINDEN

Eine der hilfreichsten Schlüsselunterscheidungen

aus der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall

Rosenberg ist für mich die Differenzierung von Bedürfnis

und einer Strategie zur Erfüllung eines Bedürfnisses.

Wir streiten oft auf der Ebene konkreter

Strategien, auf die wir uns fixieren. Zum Beispiel

ob wir Masken tragen sollen oder eben nicht, ob sie

uns schützen oder ob sie unserer Gesundheit schaden.

Für jede Seite gibt es Argumente (und viel

Halbwissen) – in der Diskussion darüber können

wir uns ob der scheinbar gegensätzlichen Positionen

richtig verheddern, sie kann emotional schwer eskalieren.

In diesem Beispiel kann uns die oben erwähnte

Differenzierung helfen, unsere Gemeinsamkeiten

zu erkennen, was die Anliegen / Bedürfnisse

hinter diesen Strategien betrifft. Auf der abstrakteren

Ebene der Bedürfnisse können wir so einen »Common

Ground« finden. Beiden Seiten geht es beim Umgang

mit den Masken um universelle menschliche Bedürfnisse

wie Gesundheit und auch um eine Form

von Rücksicht; ja sogar Freiheit ist uns allen wichtig.

Diese gemeinsamen Anliegen beim Gegenüber erstmal

auch anzuerkennen, dies zu würdigen, hilft für

die Verbindung zwischen uns. Wenn wir die Basis

haben, »Ja, das wollen wir beide«, dann können wir

eher über Unterschiede sprechen: was wir wirklich

unter Freiheit verstehen oder über mögliche Fakten

zum Thema. Das Ernstnehmen der unterschiedlichen

Anliegen kann zu neuen, differenzierteren Strategien

und zu Lösungen führen, die viele Perspektiven integrieren

und dadurch weiser sind.

WIE TRANSFORMIEREN WIR EIGENE URTEILE?

Manchmal stehen uns unsere Urteile, die wir über

andersdenkende Menschen haben, im Weg. Nehmen

wir zum Beispiel »Verschwörungstheoretiker*in«

– oder andererseits »unkritische Mitläufer*in«.

Wenn ich das in mir trage und jemanden pauschal

damit abwerte, dann behindert das einen freien,

wertschätzenden Dialog, dann bleibe ich auf der

Ebene des Downloadings im Modell von Otto Scharmer.

Wenn wir das für uns erkennen, dann hilft es,

wenn wir eine innerliche Lockerungsübung machen:

unsere eigenen Anliegen und Bedürfnisse erkennen,

die hinter diesen Urteilen liegen, und was uns hier

wirklich wichtig ist. Zum Beispiel kann mir wichtig

87


b rü c ke n bauen zu and e rs d e n ke n d e n

sein, dass »sich Menschen differenziert informieren«,

»sich Quellen aussuchen, wo Themen von mehreren

Seiten betrachtet werden«, wo »ein klarer Unterschied

gemacht wird zwischen Glauben und Wissen«,

wo »komplexe systemische Dynamiken nicht auf

einfache Antworten mit Schuldigen oder Sündenböcken

reduziert werden« etc.

Wenn wir unsere Werte und Anliegen hinter unseren

Urteilen erkennen, dann hilft uns das, unsere

Urteile zu »übersetzen«. Wir kommen von fixen

Schubladen (dass die andere Person eindeutig ein

X ist) hin zu einer prozessorientierteren, flüssigeren,

differenzierteren Sprache. Wenn wir diese innere

Übersetzungsarbeit geleistet haben, dann können

wir eher eine Brücke bauen zu andersdenkenden

Menschen, die sonst mein hartes, inneres Urteil

spüren und sich ebenso verhärten.

WO LOHNT SICH DER EINSATZ?

Wir leben in einer Welt, in der Weltbilder und Wahrheiten

auseinanderdriften. Vielfach erleben wir

heute Menschen, die völlig destruktiv kommunizieren.

Es fehlt der Wille zur Verständigung. Bisher in

unserer Gesellschaft geltende Konventionen werden

völlig über Bord geschmissen (z. B. was Wahrheit

und Anstand betrifft). Wo sollen wir also damit beginnen,

für Toleranz und Verständnis einzustehen?

Wo ist es den Versuch wert, eine Brücke zu bauen,

und wo vergebene Liebesmühe? Wenn Menschen

schon ganz festgefahren sind in einer Meinung, dass

wir alle einer großen Verschwörung der dunklen

Machtelite aufsitzen und mit einem jahrhundertealten

Masterplan manipuliert werden, inwiefern

macht es Sinn, sich zu bemühen? Für mich persönlich

ist ein wichtiges Prinzip, hineinzuspüren, wo ich

meine Energie investiere. In der Permakultur habe

ich den für mich wichtigen Leitsatz gehört »work

where it counts«. Wie sehr liegt mir die Person am

Herzen? Und ganz entscheidend: Ist das Setting

überhaupt so, dass es eine Chance gibt für einen

wirklichen Kontakt, gegenseitiges Verstehen und

Veränderung? Je nachdem entscheide ich.

Um gut Brücken bauen zu können, brauchen wir

einen guten inneren Zustand, wo wir mit uns selbst

gut verbunden sind, uns gut spüren. Auch wo unsere

ganz persönlichen Grenzen gerade im jeweiligen

Moment sind. Wir müssen nicht IMMER Brücken

bauen, nicht IMMER die anderen hören, nicht IM-

MER unsere Feindbilder transformieren. Seien wir

mindestens so empathisch und liebevoll mit uns

selbst, wie wir es gern anderen entgegenbringen

wollen. Ein Tipp von meiner Kollegin Stephanie für

schwierige Gespräche mit Andersdenkenden:

»Stell dir um dich eine Glaskugel vor, werde dir

deines eigenen Raumes bewusst und prüfe, wen

willst du wie nahe zu dir lassen. Das Fundament

für ein gelingendes Brücken-Bauen ist, dass du gut

für dich selbst sorgst.«

Und so möchte ich mich zum Schluss bei dir bedanken,

dass du bis zu Ende gelesen hast und dass bestimmt

auch du kleine Brücken baust im Rahmen

dessen, was gut für dich möglich ist.

Martin Kirchner ist Initiator und geschäftsführender Obmann von

Pioneers of Change. Er entwickelte nach vielen Jahren Engagement im

Global Ecovillage Network das Projekt Cohousing Pomali, wo er seit Ende

2013 mit seiner Frau und drei Kindern lebt. Pioneers of Change bietet

tiefgreifende Seminare zur eigenen Potenzialentfaltung an..

www.pioneersofchange.org

www.pomali.at

88


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Das neue Wir verbindet Kopf,

Herz und Hand

Wie die Zukunfts-Pioniere des ›Alternativen

Nobelpreises‹ Politik und Spiritualität verbinden

GESEKO VON LÜPKE

90


Spirituelle Menschen stellt man sich gern als

selbstgenügsame Meditierende vor, die die äußere

Welt als ›Maya‹ und Illusion verachten. Politische

Aktivisten gelten dagegen als hitzköpfige Weltverbesserer

mit Symptomen von Eigenblindheit

und einer verarmten seelischen Innenseite. Beide

›Lager‹ stehen einander meist verständnislos gegenüber.

Der Vogel des gesellschaftlichen und

ökologischen Aufbruchs benötigt aber, um abheben

zu können, zwei Flügel: Spiritualität im Innen

und Engagement im Außen. Ökologische Pioniere

unserer Zeit zeigen, wie spirituelle Werte wie Glaube,

Vision, Herz und Mitgefühl politische Aktionen

inspirieren können und für den notwendigen Wandel

ein ›neues Wir‹ schaffen.

Wir machen sie zu Helden, laden sie auf Konferenzen

ein, pilgern zu ihren Vorträgen,

hängen an ihren Lippen – die großen Sozialreformer,

Aktivisten und ökologischen Vordenker.

Dabei haben alle Revolutionäre und Visionäre

angefangen wie du und ich. Worin liegt

das Geheimnis jener Vorbilder, die trotz aller Widerstände

und Hürden ihre Visionen von einer

lebenswerten Zukunft umsetzen?

Ihre visionäre Neuorientierung war in aller

Regel das Produkt einer ganz persönlich empfundenen

Krise. Einer Krise, in der das Modell des

eigenen Weltbildes in Stücke zerfiel und einer

Leere und Orientierungslosigkeit Platz gemacht

hatte, auf die zunächst meist mit Resignation,

Rückzug und langsamer Neubesinnung reagiert

wurde. Einer Krise, in der die innere Zerrissenheit

‒ das eine zu wissen und das andere zu tun ‒ so

unerträglich wurde, dass eine Not gewendet

(›Notwendigkeit‹) und eigene Werte entwickelt

werden mussten.

Den Wandel leben

Der Alternative Nobelpreisträger Bill Mollison,

Farmer und Begründer der ganzheitlichen Permakultur,

wollte seinen Kopf in den australischen Wüstenboden

stecken und die Welt nicht mehr sehen.

»Ich dachte, ich könnte verschwinden, mich auf

einen Berg setzen und dem Zusammenbruch einfach

zuschauen. Es dauerte drei Wochen, bis ich

realisierte, dass ich zurück und kämpfen musste.

( ... ) Als mir da draußen die Idee der Permakultur

kam, war das fast so, als hätte sich etwas in meinem

Gehirn verändert, ich konnte es gar nicht so

schnell aufschreiben, wie es entstand.«

Von Mahatma Gandhi wird der Satz überliefert,

dass wir selbst den Wandel leben müssten, den

wir in die Welt bringen wollen. Das scheint für ein

umfassendes Engagement unverzichtbar. Der

thailändische Sozialreformer und preisgekrönte

engagierte Buddhist Sulak Sivaraksa verließ den

sicheren Hafen des akademischen Elfenbeinturms

und lebte mit den ärmsten Bauern.

»Man kann nicht die ganze Welt ändern«, fasst

Anuraddha Mittal von Food First zusammen,

»aber wenn ich für mich selbst eine bessere Welt

will, kann ich etwas dafür tun.« Das klingt, als

bräuchte es einen buchstäblich ›gesunden‹ Egoismus,

um wirkungsvoll Reformen durchzusetzen.

Es scheint, dass wir zur Evolution als Ganzes dann

wirkungsvoll beitragen, wenn jeder Einzelne sein

Potenzial im Sinne einer authentischen Selbstverwirklichung

bestmöglich zur Entfaltung bringt.

Dann entsteht ein ›Wir‹ aus Menschen, die sich

selbst wertschätzen und dann auch ihre Mitmenschen.

Ein Wachstumsweg, zu dem offenbar eine

hohe Achtsamkeit für die Urteile und Impulse der

eigenen inneren Stimme gehört.

Die Rückkehr der Gefühle

Um bei allem gesunden Eigeninteresse nicht in

die Egozentrik abzugleiten, scheint es dringend

notwendig, das eigene Engagement immer in

den Kontext der Zugehörigkeit zu einem größeren

Lebensnetz zu stellen. Tatsächlich berichten

viele Aktivisten von einem tiefen Naturbezug,

der weit über ein nur theoretisches Verständnis

der gegenseitigen Abhängigkeit hinausgeht.

Natur, besonders im vom Menschen unangetasteten

Zustand, gilt vielen als psychische Tankstelle

und Maßstab des Handelns. »Wenn ich

fertig bin mit den Menschen und keinen Trost

mehr finde, dann ist die Kraftquelle für mich die

große Natur«, bestätigt der 1997 mit dem Alternativen

Nobelpreis ausgezeichnete deutsche

Umweltschützer Michael Succow.

91


da s n eu e wi r verb i n d e t ko p f, h e rz un d hand

Mitgefühl ist der zentrale Wert des neu entstehenden

ökologischen Weltbilds. Das Wort, das

sonst als Kernbegriff in allen Religionen der Welt

vorkommt, bekommt im ökologischen Denken

einen ganz neuen Inhalt. »Die moderne Wissenschaft

hat die Gefühle verbannt«, sagt der jüngst

verstorbene Ökoaktivist und langjährige Herausgeber

des Magazins The Ecologist, Edward Goldsmith.

»Das ist eine unweigerliche Konsequenz des

Dogmas, dass wissenschaftliches Wissen objektiv

sein muss. Die Wahrheit ist, dass der Mensch einfach

nicht dafür geschaffen ist, sich auf emotionslose

Art zu verhalten. Eine moralische und emotionale

Verpflichtung ist erforderlich. In der Tat

muss eine der Schlüsselaufgaben darin bestehen,

unsere Emotionen so umzuleiten, dass sie die Aufgabe

erfüllen können, für die sie bestimmt sind.

Sie sollen uns helfen, die kritische Ordnung der

Biosphäre zu bewahren.«

Eine Aussage mit weitreichenden Konsequenzen,

denn sie bedeutet, der vorgeblich rein rationalen

wissenschaftlichen Analyse ganz bewusst einen

emotional begründeten Standpunkt entgegenzusetzen,

um die Biosphäre erhalten zu können. Sie

lehnt es ab, die Probleme der Welt aus einer distanzierten

Position nüchterner Sachlichkeit zu

betrachten und fordert offensiv subjektive und

wertgebundene Stellungnahmen. Sie erklärt den

Mythos wissenschaftlicher Objektivität für überholt

und verweist darauf, dass nicht nur die

scheinbar neutrale Wissenschaft eine Chimäre

ist, sondern jedes Erkennen und Handeln auch

gefühlsgesteuert ist. Damit greifen ökologisches

Bewusstsein und politisches Engagement tief hinein

in den Bereich der Psyche.

Der indische Chipko-Aktivist Sunderlal Bahuguna

baut deshalb sein Engagement auf das

Motto ›Aus dem Kopf übers Herz in die Hände‹:

»Das Herz muss erreicht werden. Sein Impuls

bringt uns dazu, mit der Kraft unserer Hände

etwas zu tun«, sagt der Alternative Nobelpreisträger

von 1987. »Das fehlt den modernen Gesellschaften

‒ sie appellieren nicht ans Herz. Der

moderne Mensch hat einen großen Kopf und riesige

Hände, aber kein Herz.«

Hier bekommt der Begriff des ›Mitgefühls‹

oder der compassion (wörtlich: mit-leiden) seine

zentrale Bedeutung im ökologischen Denken. In

allen religiösen Traditionen der Welt steht das

Mitgefühl für die Fähigkeit, den begrenzten eigenen

Standpunkt zu transzendieren und die Wirklichkeit

aus der Perspektive eines leidenden Mitmenschen

zu erfahren.

Die Logik des Herzens

Die Mitwelt als Teil des Selbst

Ganzheitliches ökologisches Denken geht hier

einen entscheidenden Schritt weiter, sagt der brasilianische

Befreiungstheologe Leonardo Boff, der

im Jahr 2000 den Alternativen Nobelpreis erhielt:

»Nicht nur die Armen rufen um Hilfe, sondern

auch das Wasser, die Tiere, die Wälder, der Erdboden,

letztlich die ganze Erde als lebender Superorganismus,

den wir Gaia nennen. Sie rufen

nach Unterstützung, weil ihre Autonomie und ihr

innerer Wert nicht wahrgenommen werden.«

Die innere Bereitschaft, diesen Ruf zu hören,

ist die eigentliche Basis des umfassenden Engagements,

ob es nun von indianischen Aktivisten

im Amazonas, indischen Baum-Umarmern, europäischen

Initiativen zum Schutz der Wildnis oder

Sozialaktivisten in aller Welt ausgeht.

92


Zahlreiche ökologische Denker haben sich mit

der Möglichkeit beschäftigt, das menschliche

Selbstbewusstsein nicht nur auf den Organismus

innerhalb der Grenzen der Haut zu beschränken,

sondern die größeren Kreisläufe, die den Organismus

am Leben erhalten, mit in das menschliche

Selbstbild einzubeziehen. Wer in sein eigenes

Selbstbild auch Teile der Mitwelt integrieren

kann, wird diese Mitwelt als Teil seines Selbst bereitwillig

zu schützen versuchen – ohne moralischen

Druck von außen. Wer von innen schützt,

muss sich selbst als denkende Natur begreifen.

ältesten kulturellen Traditionen der Menschheit

zu gehören. Als Weltsicht schien sie für die Gegenwart

überholt und nicht mehr zeitgemäß für

die rationale Moderne.

Das kreative Netz des Lebens

Offenbar ist beides nötig: die radikale intellektuelle

Einsicht in die gegenseitige Abhängigkeit

aller natürlichen Phänomene einerseits und die

Fähigkeit zum Mitfühlen andererseits. Bleibt das

Mitfühlen auf der Ebene der Isolation, Abgetrenntheit

und Angst führt es zu Verzweiflung,

Depression, Überforderung und dem verzweifelten

Kampf gegen ›das Böse‹, ›die Armut‹, ›die

Zerstörung‹, ›die Anderen‹.

Ist das Mitfühlen jedoch eingebettet in ein tief

wahrgenommenes und unmittelbar erlebtes Beziehungsgeflecht,

wird es zu einem lebendigen

Ausdruck unserer Verbundenheit mit dem Ganzen.

Empfinden sich Menschen als einzigartige

Teile eines größeren lebenden Ganzen und entwickeln

eine persönliche Beziehung oder gar

Liebe zu dieser Mitwelt, sind sie offenbar in der

Lage, eine zerstörerische Realität ohne lähmende

Verzweiflung wahrzunehmen, das kreative Netz

des Lebens als Unterstützung zu empfinden und

im tiefen Engagement für das Ganze sogar Freude,

Glück und Selbstverwirklichung zu finden.

Begriffe wie Visionen, Ganzheit, Glaube, Beziehung,

Rückbindung, Mitgefühl, Selbstverwirklichung

und Liebe waren in der Vergangenheit

eher die Domäne der Religionen. Tatsächlich gibt

es zahlreiche spirituelle Traditionen in der Welt,

die davon ausgehen, dass alles miteinander in Beziehung

steht, miteinander verbunden und ›heilig‹

ist. Die ehrfürchtige Wahrnehmung der Natur

als etwas Heiliges, Belebtes, Lebendiges ist alles

andere als neu ‒ sie scheint vielmehr zu den

Religion als Erfahrung von Einheit

Doch im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts vollzog

sich ein grundlegender Wandel. Ohne dass

viel darüber gesprochen wird, entdecken immer

mehr Menschen überraschende Parallelen zwischen

uralten Traditionen und modernster Weltsicht.

Helena Norberg-Hodge, Trägerin des Alternativen

Nobelpreises von 1986, gewann diesen

Eindruck während ihres jahrelangen Engagements

im buddhistisch geprägten Ladakh: »Ich

glaube, dass das Herzstück aller großen Religionen

die Einheit und die wechselseitige Abhängigkeit

des Lebens ist. Wenn man meditiert und reflektiert,

dann wird diese Einsicht sichtbar und

die Illusion der Trennung verschwindet. Im Westen

ging der Aufstieg der Wissenschaft parallel

mit dem Niedergang des Glaubens: Es wurde eine

Welt geschaffen, in der die Menschen voneinander

und von der Erde getrennt sind.«

Wer Aktivisten wie den chilenischen ›Barfuß-

Ökonomen‹ Manfred Max-Neef auf ihre Spiritualität

anspricht, erhält eine ebenso zögerliche wie

differenzierte Antwort: »Meine Allegorie ist: Jeder

93


da s n eu e wi r verb i n d e t ko p f, h e rz un d hand

Mensch lebt gleichzeitig in mehr als einer Welt,

in mindestens zwei Parallelwelten. Eine ist die

Welt, wo man sehen muss, um zu glauben. Aber

es gibt noch eine andere Welt, wo man glauben

muss, um zu sehen«, sagt der Alternative Nobelpreisträger

von 1986. »Weil ich Beziehungen mit

einer parallelen Welt habe, sehe ich diese Welt

anders und fühle sie anders und handle anders.

Das macht es möglich, dass ich eine andere Ökonomie

entwickeln oder an eine andere Konzeption

von Ökonomie denken kann.«

scheint sie grundsätzlich vertraut zu sein. Bergsteiger,

Wanderer und Wildnisfreunde berichten,

wie sich mit zunehmendem Abstand von der Zivilisation

ein Gefühl einstellt, von bewusster

Natur umgeben zu sein. Bill Mollison, Preisträger

von 1981 und Begründer der Permakultur, erzählt,

dass ihm nach drei Tagen in der Wildnis alles beseelt

erschien und er nicht mehr wusste, wo er

aufhört und der Baum anfängt.

Das theologische Wort für diese Wahrnehmung

ist Panentheismus: Alles ist göttlich ‒ oder Pantheismus:

Gott ist in allem. Diese Grundüberzeugung

teilen traditionelle Kulturen, westliche Mystiker

und asiatische Heilige.

Was alle Religionen eint

Der Baum, das bin ich

Da haben es Umwelt- und Sozialaktivisten nichtwestlicher

Kulturen deutlich leichter. Der indische

Chipko-Aktivist Sunderlal Bahuguna sagt,

ohne zu zögern: »Wir glauben zu sehr an die

Wissenschaft, aber ohne Spiritualität ist Wissenschaft

nutzlos. Wissenschaftlichkeit und Spiritualität,

Kopf und Herz ergeben zusammen den

guten Menschen«.

Ökologische Spiritualität wird bei uns immer

noch selten offen zum Ausdruck gebracht. Die

Erfahrung der Natur als innere Kraftquelle, eine

tiefe emotionale Bindung an Bäume und Tiere

oder eine Haltung der Ehrfurcht vor der Schöpfung

ist aber auch im Westen weit verbreitet, auch

wenn sie nicht ›vernünftig‹ erscheint. Kindern

Er wolle nicht bekehren, sondern an gemeinsame

Werte erinnern, sagt der Öko-Philosoph Edward

Goldsmith: »Die ökologische Sichtweise, die ich

vorschlage, hat sicher etwas Religiöses. Aber ich

fordere nicht, dass alle Menschen die gleiche Religion

haben sollten. Ich glaube vielmehr, dass alle

Religionen auf den gleichen Grundlagen aufbauen,

genauso wie es in den verschiedenen traditionellen

Gesellschaften der Fall war.«

Die Grundsätze sind überall die gleichen,

glaubt der Befreiungstheologe Leonardo Boff. Sie

lauten Solidarität, Mitgefühl, Sorge, Gemeinschaft

und Liebe. »In solchen Dimensionen zu

leben«, ergänzt er, »heißt wirkliche Spiritualität

zu leben. Und diese Spiritualität ist nicht das

Monopol von Religionen oder Kirchen, sondern

die tiefste Wahrheit des Menschen selbst.«

Die Quantenphysikerin und Alternative Nobelpreisträgerin

von 1993, Vandana Shiva, ist davon

überzeugt, dass eine derartige spirituelle Perspektive

alles andere als unpolitisch macht: »Denn was

ist Spiritualität? Sie bezeichnet nichts Anderes als

unsere Fähigkeit, innere Ressourcen zu entwickeln

und uns seelisch gegen alle Formen von

Gewalt und Einschränkungen zu stärken, die

sonst zu Apathie, Lähmung und Angst führen. Um

ohne Angst zu sein und Fesseln sprengen zu können,

braucht man Kraft und Elastizität. Dafür ist

inneres Wachstum als Mensch und Person notwendig.

Spiritualität war in vielen Gesellschaften

94


immer schon ein Werkzeug, um das zu erreichen.

Deshalb können uns auch alle spirituellen Mythen

heute dabei helfen.«

Sehnsüchten, die bislang aus dem politischen Diskurs

herausgehalten wurden. Sie sollen nicht länger

als störende Begleiterscheinung behandelt,

sondern in ihrem Potenzial genutzt werden.

Schließlich geht es darum, die erwiesene Begrenztheit

rein rationaler Konzepte innerlich wie

gesellschaftlich zu überwinden und immer mehr

Menschen dazu zu motivieren, nicht nur aus kühler

Logik, sondern mit dem Herzen Zukunft gestalten

zu wollen. Aus dieser Haltung und Erkenntnis

kann Kooperation, Gegenseitigkeit und

kollektive Intelligenz entstehen – die Grundlage

für ein aktives neues 'Wir'.

Foto: Amauri Mejia (rechts) / Unsplash

Wo Spiritualität politisch wird

Doch die alten Werkzeuge spiritueller Disziplinen

werden neu genutzt. Statt einer nur nach

innen gerichteten Versenkung entsteht so etwas

wie eine Mystik, in der Meditation und soziale

oder ökologische Aktion nicht länger getrennt

sein müssen, sondern eins werden. Der Weg der

geistigen Suche wird nicht länger als eine Flucht

aus der schlechten Welt in irgendeinen paradiesischen

Himmel angesehen. Vielmehr wird hier

die Welt selbst zum Kloster. Die Welt selbst wird

als Arena einer geistigen Transformation verstanden,

sie wird selbst zum geistigen Lehrer oder gar

zum heiligen Ort.

Tiefer Selbstbezug gilt hier als die Basis dafür,

sich von den Verlockungen der Konsumgesellschaft

zu befreien. Innere Emanzipation wird zur

Voraussetzung für die Vision von gesellschaftlicher

Freiheit und Selbstbestimmung. Der chilenische

Ökonom Manfred Max-Neef nennt dies

»Traumfähigkeit ‒ eigentlich ist es mehr als Träumen.

Es sind Bilder von Lebensalternativen«.

Allen genannten Visionären geht es um die Anerkennung

von menschlichen Gefühlen und

Dr. Geseko v. Lüpke arbeitet als freier Journalist,

Autor und Seminarleiter und lebt in der ökologischen

Gemeinschaft Sulzbrunn bei Kempten. Er ist ausgebildeter

Visionssucheleiter schrieb gemeinsam

mit Sylvia Koch-Weser das Buch: »Vision Ouest:

Visionssuche: allein in der Wildnis auf dem Weg

zu sich selbst«. Auf dem Markt sind auch ›Projekte

der Hoffnung‹ (oekom), ›Politik des Herzens‹ (arun)

und ›Altes Wissen für eine neue Zeit‹ (Kösel). In

seiner Gemeinschaft organisiert er zur Zeit das ›IV.

Sulzbrunner Symposium‹ unter dem Titel »Atomkraft

ist kein Klimaretter. Der strahlende Schatten

über der Zukunft«,

www.gemeinschaft-sulzbrunn.de

www.frei-verbunden-sein.de

95


f i l m t i p p s

Alles ist verbunden.

Worte, die ich schon oft gehört, gelesen und auch

selbst gesagt habe. Doch was es heißt, ganz mit

mir verbunden zu sein, das habe ich in den letzten

Monaten in einer neuen Tiefe entdecken dürfen.

In Momenten, in denen ich bewusst einsam war.

Ich kann nicht sagen, dass es nur schöne Momente

waren, doch es waren Momente, in denen sich mir

eine Verbundenheit gezeigt hat, die jenseits von

Worten liegt. Die Verbundenheit zum Menschen

der ich bin, zur Natur und auch zu Freunden, die

ich dadurch erleben durfte, wird mich ab jetzt begleiten.

Hier meine Filmtipps zum Thema Verbundenheit,

jeder trägt auf seine Weise eine ganz

besondere Botschaft …

von Herzen, Dunja Burghardt

IM BANN DER JAHRESZEITEN —

FRÜHLING, SOMMER, HERBST & WINTER

Ein Film von Ira Beetz & Keti Vaitonis

Planet Erde

Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die 4 Jahreszeiten bestimmen alles

Werden und Vergehen, sie sind das Uhrwerk der Erde. In jeweils 5 spannenden

Folgen entdeckt die HD-Dokumentationsreihe die Besonderheiten

jeder Jahreszeit. Im Frühling erwacht das Leben alles entsteht neu. Rosenzüchterin

Carole Biancalana führt über ihre Plantagen nahe der ›Parfumhauptstadt‹

Grasse. Für Obstbauer Jörg Geiger ist die Zeit der Blüte entscheidend

für den Ertrag seiner Apfel- und Birnbäume. Wenn sich der Sommer

in saftigem Grün präsentiert, kann die Sennerin Fanny Rainer endlich

wieder ihre Kühe hinauf auf die Almwiesen Südtirols treiben. Der Vogelforscher

Peter Becker verfolgt jetzt das Flugtraining der jungen Flussseeschwalben

in Wilhelmshaven. Mit der Sommersonnenwende ist die Sommerzeit

überall in Europa eingeläutet. In Schweden feiern Ann-Lie und Mats

Feijme das traditionelle Mittsommerfest. Im September

geht der Sommer langsam zur Neige. Von der Lüneburger

Heide über Sachsen, die Wälder in den Masuren

und Südtirol bis in die südfranzösische Provence –

Mensch und Natur müssen sich allmählich auf die kälter

werdenden Monate vorbereiten. In Rheinland-Pfalz

beginnt für die Winzerfamilie Volk die Weinlese. Im

Winter gehen in Norwegen die Polarlichtjäger in den

eiskalten klaren Nächten am Polarkreis auf die Suche

nach den magischen Lichtern am Firmament…

Bildquelle: © Gebrüder Beetz Filmproduktion

Diese und weitere Filme für ein sinnerfülltes Leben findet ihr online auf der

Filmplattform www.PANTARay.tv

96


f i l m t i p p s

JANE GOODALL — DIE NÄCHSTE GENERATION

Ein Film von Pascal Sarragot

Viele Jahre erforschte Jane Goodall das Verhalten von Schimpansen in

Tansania. Während die letzten Filme über Jane viel mit ihrer Forschung

und ihrem eigenen Lebensweg zu tun hatten, fokussiert sich dieser Film

auf ihre Aktivitäten als Friedensbotschafterin & Gründerin der internationalen

Umwelt-Bewegung Roots & Shoots. Die Botschaft, der mittlerweile

weltbekannte Primatologin, Paläontologin, Ethnologin und Allround-Pionierin

lautet: Die neuen Generationen sind Hoffnung auf ein besseres

Morgen. Der Film begleitet in zwei Erzählsträngen, zum einen aus der

Sicht von Jane selbst und

zum anderen von ihrem Enkel

Merlin. Ein neues Kapitel

im Leben der vermutlich bekanntesten

Umwelt & Tier-Aktivistin der Welt. Die Kamera

begleitet Jane u. a. nach Tansania, New York, China

und Frankreich, wo sie mit jungen Menschen die

Umwelt-Bewegung Roots & Shoots ausbaut. Immer wieder

reflektiert sie auch selbst über ihren sehr besonderen

und impactreichen Lebensweg.

Bildquelle: © polyband

Generationen

DIE KUNST — SICH DIE SCHUHE ZU BINDEN

Ein Film von Lena Koppel

Alex (gespielt von Sverrir Gudnas) Träume von einer Arbeit beim Theater

scheinen in weiter Ferne zu sein. Seine Freundin Lisa verlässt ihn und der

einzige Job, den ihm das Arbeitsamt anbietet, ist, als Betreuer in einem

Heim für Menschen mit Behinderung in einer Provinzstadt zu arbeiten.

Bürokratische Hürden halten ihn jedoch nicht davon ab auch dort seine

Theaterträume einzubringen. Anders als Alex es sich ausmalt und doch

voller Leben nimmt die Begegnung verschiedenster Menschen und Aktivitäten

ihren Lauf. Die Verfilmung dieser wahren Begebenheit schafft es,

nicht nur Wärme auf die Leinwand zu zaubern, sondern auch Gefühle zu

transportieren die vielleicht dem ein oder anderen Zuschauer auch aus dem

eigenen Leben, gar nicht so

fremd sind. Das berühmte Ensemble

des Behinderten-Theaters

Glada Hudik, das 1996 vom damaligen Behindertenbetreuer

Pär Johansson gegründet wurde, inspirierte den

Film. Die Aachener Zeitung schreibt: »…dem Witz, der

Selbstironie und der Herzensgüte der Geschichte und der

Akteure kann sich wohl kaum jemand entziehen.«

Miteinander

Bildquelle: © mfa

97


Vorschau

No. 22

DANKBARKEIT

DER SCHLÜSSEL

ZUM GLÜCK

Wir sollten alle viel öfters DANKE

sagen. Danke dafür, dass ich genug

zu essen habe, dass ich frische Luft

atmen kann. Danke, dass mich meine

Eltern gezeugt haben. Danke dafür,

dass ich am Leben bin.

Danke auch für die Krisen, die mich

auf meinen Weg gebracht haben.

Aber auch im Umgang miteinander

wirkt Danke Wunder. Dieses kleine

Wort drückt Wertschätzung aus,

die oft zu kurz kommt. Nichts ist

selbstverständlich, auch wenn es

viele Menschen als solches hinnehmen.

Ein Dankbarkeitstagebuch

zu führen, richtet deinen Blick von

dem Mangel hin zu dem, was du bereits

hast. Aus dem Gefühl der Fülle

heraus kann dann so viel Gutes,

Neues entstehen!

So kann das kleine Wort Danke

dein ganzes Leben verändern.

IMPRESSUM

herausgeber und verlag

Anita Maas, animaa Verlag, Finkenstraße 15, 66125 Saarbrücken

Telefon +49 (0)6897 96 69 510

E-Mail post@animaa-verlag.de

chefredaktion (verantwortlich):

Anita Maas

Leserbriefe bitte an: redaktion@animaa-verlag.de

mitwirkende dieser ausgabe

Isabel Arends, Friedrich Assländer, Dunja Burghardt, Marion Bredebusch,

Helge Burggrabe, Christine Fuchs, Angelika Gulder, Oliver Haas, Beate

Hofmann, Gerald Hüther, Martin Kirchner, Anita Maas, Julian Scharbert,

Udo Schroeter, Janine Steeger, John Strelecky, Barbara Stützel, Antje

Tittelmeier, Friederike von Aderkas, Geseko von Lüpke, Bärbel Wardetzki.

fotos und illustrationen

Soweit nichts anderes angegeben: iStock

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Robert Betz . Anselm Grün . John Strelecky . Christoph Quarch

N O 5 KÖRPER & GEIST

N O 7 GEFÜHL & VERSTAND

N O 8 LIEBE

N O 9 FREIHEIT

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