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Blick in den elektronischen "Folterkasten" - Forum Elektronische ...

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<strong>Blick</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>elektronischen</strong><br />

"Folterkasten" des Fiskus<br />

Von Peter tom Su<strong>den</strong><br />

Peter tom Su<strong>den</strong> ist Steuerberater. Er praktiziert <strong>in</strong> Cuxhaven und<br />

arbeitet daneben an Lösungen zur Organisation des<br />

Rechnungswesens <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>- und Mittelunternehmen sowie an<br />

Modellen zur Kanzleiorganisation <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en und mittelgroßen<br />

Steuerberaterkanzleien Von 1993 bis 2004 war er Mitglied des<br />

Vorstands der DATEV eG.<br />

Kontakt: unterelbe.consult<strong>in</strong>g@googlemail.com<br />

Die Prüfsoftware IDEA ist längst nicht das e<strong>in</strong>zige elektronische Mittel, mit dem sich die<br />

F<strong>in</strong>anzverwaltung Informationen über steuerpflichtige Unternehmen beschafft. Das Internet ist<br />

e<strong>in</strong>e riesige Datenbank mit unglaublichem Langzeitgedächtnis. Schon e<strong>in</strong>fache Recherchen ergeben<br />

mehr, als die Steuerpflichtigen <strong>in</strong> ihren Steuerakten offenbaren. Dazu bedarf es nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>er<br />

Spezialsoftware wie Xpider, bereits Standardtools wie WebSite-Watcher liefern aufschlussreiche<br />

Informationen. Wenn schließlich - vermutlich 2013 - dem Fiskus neben der Anlage EÜR die Anlage<br />

BIL sowie die statistischen Daten auf Konten- und Buchungssatzebene zur Verfügung stehen, kann<br />

die F<strong>in</strong>anzverwaltung ihren risikoorientierten Prüfungsansatz voll entfalten.<br />

Seit 2002 hat die F<strong>in</strong>anzverwaltung bei steuerlichen Außenprüfungen weitgehende Zugriffsrechte auf<br />

die Daten und auf die elektronische Datenverarbeitung der geprüften Unternehmen. Seitdem hat die<br />

F<strong>in</strong>anzverwaltung die Betriebsprüfungsdienste neu ausgestattet, u.a. mit 14.000 Lizenzen der<br />

Prüfsoftware IDEA , und das Personal wurde geschult. Die mit E<strong>in</strong>führung des<br />

Steuersenkungsgesetzes 2002 geänderten Regeln der AO zur steuerlichen Außenprüfung, die neuen<br />

Zugriffsberechtigungen Z 1 bis Z 3, führen aber weder zu e<strong>in</strong>er Ausweitung des<br />

Prüfungsgegenstandes noch zur Erweiterung der Prüfung auf neue, bislang nicht erreichte,<br />

prüfungsrelevante Daten. Insofern ist die E<strong>in</strong>führung von Zugriffsrechten auf Daten und<br />

Datenverarbeitungsanlagen nur e<strong>in</strong>e Modernisierung der Prüfungsmetho<strong>den</strong>. In der Praxis führt dies<br />

zu e<strong>in</strong>er erheblichen Änderung der Prüfungstiefe, weil e<strong>in</strong> Prüfer mit notebook und IDEA<br />

weitergehende Möglichkeiten hat, Belegprüfungen durchzuführen als se<strong>in</strong> Kollege mit Bleistift und<br />

Papier.<br />

E<strong>in</strong>e elektronische Steuerprüfung will daher anders vorbereitet se<strong>in</strong> als bisher. In kle<strong>in</strong>en<br />

Unternehmen wird es zumeist bei der Übergabe des Datenträgers mit <strong>den</strong> Rechnungswesen-Daten<br />

für <strong>den</strong> Prüfungszeitraum bleiben. Der Datenträger muss für IDEA lesbar und konform zum<br />

Seitenbeschreibungsstandard se<strong>in</strong>. Stammt die Archiv-CD vom Steuerberater, dann wird man davon<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 1


ausgehen dürfen, dass das gegeben ist. Der Steuerberater sollte e<strong>in</strong>e Kopie des Datenträgers auf e<strong>in</strong><br />

notebook ziehen und auf dieses notebook entweder IDEA , ACL oder M<strong>in</strong>dManager <strong>in</strong>stallieren, um<br />

die Prüfrout<strong>in</strong>en des Prüfers nachvollziehen zu können. Beim E<strong>in</strong>lesen der Daten würde sich sofort<br />

zeigen, ob der zu überlassende Datenträger lesbar ist und auch, ob sich auf dem Datenträger nichtsteuerrelevante<br />

Daten bef<strong>in</strong><strong>den</strong>. Bei Vorwegnahme der vom Prüfer ohneh<strong>in</strong> standardmäßig<br />

durchgeführten Makros steht dem Unternehmen e<strong>in</strong>e Aufstellung von möglichen Gesprächsthemen<br />

mit dem Prüfer schon vor Beg<strong>in</strong>n der Prüfung zur Vorbereitung zur Verfügung. Die Initiative zu <strong>den</strong><br />

klären<strong>den</strong> Gesprächen kann, wenn gewünscht, vom Unternehmen ausgehen.<br />

Wenn das Unternehmen se<strong>in</strong>e Archiv-CD selbst erstellt, sollten im Unternehmen Grundkenntnisse <strong>in</strong><br />

der Seitenbeschreibungssprache XML vorhan<strong>den</strong> se<strong>in</strong>, um <strong>den</strong> Datenträger erstellen und auf Freiheit<br />

von nicht-steuerrelevanten Daten prüfen zu können. Wenn es nicht mit der Datenträgerüberlassung<br />

getan ist, sonder das mit Hilfe des Unternehmens-Archivs geprüft wird, empfiehlt es sich, e<strong>in</strong>en<br />

Prüfer-Arbeitsplatz mit auf <strong>den</strong> Prüfungszeitraum und die aus der Prüfungsanordnung sich<br />

ergeben<strong>den</strong> Sachverhalte begrenzten Zugriff e<strong>in</strong>zurichten. Eventuell ist es auch angezeigt, die<br />

Prüfungsfeststellungen des Prüfers nachzuvollziehen. Es gibt die Prüfsoftware IDEA ohne die Makros<br />

der Fínanzverwaltung zu kaufen, ebenso ACL mit vorgela<strong>den</strong>en Makros und auch M<strong>in</strong>dManager<br />

enthält Analysetools. Mit jeder Software ist auch die Prüfung auf Lesbarkeit des Datenträgers bei<br />

Überlassung zu überprüfen. Alle s<strong>in</strong>d auch hilfreiche Werkzeuge, die die Datenbestände <strong>in</strong> ihrer<br />

Gesamtheit aufzeigen und bei der Trennung von steuerrelevanten und nicht-steuerrelevanten Daten<br />

helfen. Bei Nutzung von ACL können e<strong>in</strong>e Reihe von Prüfungsschritten, die auch der Prüfer<br />

standardmäßig vornimmt, schon im Vorwege prüfungsbegleitend durchgeführt wer<strong>den</strong>. Damit lassen<br />

sich Zweifelsfragen oft schon vorab klären; und wenn das nicht möglich ist, dann lässt sich die eigene<br />

Argumentation ohne Zeitverzug absichern. So lassen sich prophylaktisch Buchhaltungszahlen und<br />

steuerrelevante Daten analysieren. Gibt es Auffälligkeiten, so wer<strong>den</strong> sie rechtzeitig vor Beg<strong>in</strong>n der<br />

Prüfung aufgedeckt. E<strong>in</strong>e gute Vorbereitung führt schnell zur Feststellung von Aufzeichnungs- und<br />

Buchführungsmängeln. Insbesondere bei Barliquiditätsorientierten Unternehmen (Bäcker,<br />

Schlachter, Gastronomie, Tankstellen, sonstiger E<strong>in</strong>zelhandel) ist e<strong>in</strong>e Vorwegnahme von<br />

Standardprüfschritten sowie die Überprüfung auf E<strong>in</strong>haltung formeller Vorgaben geboten.<br />

Ke<strong>in</strong>e der o.g. Software ist für <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der steuerlichen Betriebsprüfung geschrieben. Sie<br />

wer<strong>den</strong> <strong>den</strong>noch <strong>in</strong> Unternehmen vielfach für statistische Zwecke und für die Revision e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Ihren Nutzen entfalten sie im Unternehmen erst durch konsequente Nutzung. IDEA und ACL s<strong>in</strong>d<br />

Werkzeuge, die <strong>in</strong> Wirtschaftsprüfung und Revision schon lange bekannt und e<strong>in</strong>geführt s<strong>in</strong>d. Sie<br />

unterschei<strong>den</strong> sich von Tabellenkalkulationen und Datenbanken dadurch, dass <strong>in</strong> sie ke<strong>in</strong>e<br />

Datensätze e<strong>in</strong>gegeben wer<strong>den</strong> können. Es gibt nur e<strong>in</strong>e „Lese-Funktion“. Sämtlich s<strong>in</strong>d es<br />

statistische Auswertungen, die mit mathematischen Verfahren durch Zahlenvergleiche<br />

Auffälligkeiten aufspüren und dem Prüfer damit H<strong>in</strong>weise auf Prüffelder geben, die er sich genauer<br />

anschaut. Die Prüfung selbst wird durch e<strong>in</strong>e umfangreiche Anzahl von Prüfmakros begleitet. Im<br />

Grunde könnte man das auch alles mit Excel erledigen, wäre da nicht die Begrenzung der Anzahl von<br />

Datensätzen. Excel erlaubt 65.536 Datensätze, jede Prüfsoftware kann mehrere Millar<strong>den</strong> Datensätze<br />

verarbeiten. Die Prüfprogramme enthalten e<strong>in</strong>e Vielzahl von Makros, die dem Anwender das Leben<br />

leichter machen. Datenbankabfragen, wie sie hier durchgeführt wer<strong>den</strong>, setzen erhebliche<br />

technische und fachliche Kenntnisse voraus. Die s<strong>in</strong>d normalerweise bei Betriebsprüfern nicht<br />

vorhan<strong>den</strong>. Deshalb wer<strong>den</strong> Makros genutzt, die automatisch Daten extrahieren und Prüfh<strong>in</strong>weise<br />

geben.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 2


Damit die F<strong>in</strong>anzverwaltung auf Unternehmensdaten zugreifen kann, müssen die <strong>in</strong> elektronischer<br />

Form gespeichert vorliegen. Es müssen alle steuerrelevanten Daten (Jahresabschlüsse, Lageberichte,<br />

Inventare, Handels- oder Geschäftsbriefe, Buchungsbelege) mit all ihren Verknüpfungen im<br />

Orig<strong>in</strong>alformat gespeichert se<strong>in</strong>, soweit es sich um orig<strong>in</strong>är digitale Daten handelt. Wichtig ist die<br />

Abgrenzung der Daten. Welche muss/soll der Prüfer sehen. Steuerliche Daten müssen nach<br />

<strong>in</strong>haltlichem Aspekt i<strong>den</strong>tifiziert und von anderen steuerlich nicht relevanten Daten getrennt wer<strong>den</strong>.<br />

Geschieht diese Trennung nicht sauber und kommt es daraufh<strong>in</strong> zu sogenannten Zufallsfun<strong>den</strong>, dann<br />

darf der Prüfer sie verwerten. Und das nicht nur für die laufende Prüfung, sondern auch zu<br />

Kontrollmitteilungen.<br />

Die überwiegende Zahl der steuerlichen Betriebsprüfungen f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>st- und Kle<strong>in</strong>unternehmen<br />

statt und da wird sich der Prüfer aus gutem Grund für <strong>den</strong> Zugriff Z 3 „Datenträgerüberlassung“<br />

entschei<strong>den</strong>. Er verlangt also Datenbereitstellung auf e<strong>in</strong>em Datenträger <strong>in</strong> masch<strong>in</strong>ell auswertbarer<br />

Form. Unter „masch<strong>in</strong>ell auswertbar“ wird der wahlfreie Zugriff auf alle auf dem Datenträger<br />

bef<strong>in</strong>dlichen Daten e<strong>in</strong>schließlich Stammdaten und Verknüpfungen verstan<strong>den</strong>. Um diese<br />

Auswertbarkeit zu erreichen, mussten Dateiformate für die Datenträgerüberlassung def<strong>in</strong>iert und<br />

standardisiert wer<strong>den</strong>. Die Vielzahl der <strong>in</strong> <strong>den</strong> Unternehmen e<strong>in</strong>gesetzten Formate hätte ohne<br />

Standardisierung und Beschränkung zu e<strong>in</strong>er übergroßen Anzahl von Verarbeitungsrout<strong>in</strong>en geführt.<br />

Es wur<strong>den</strong> daher Satz- und Seitenbeschreibungsstandards entwickelt, die auslesen, wie überlassene<br />

Daten abgelegt wur<strong>den</strong>, wie sie mite<strong>in</strong>ander verknüpft s<strong>in</strong>d, welche Tabellen und Auswertungen sie<br />

erzeugen und welche betriebswirtschaftlichen Bezeichnungen <strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen Tabellen und Feldern<br />

zuzuordnen s<strong>in</strong>d. Dies br<strong>in</strong>gt <strong>den</strong> Unternehmen größtmögliche Freiheit <strong>in</strong> der Wahl der<br />

Datenformate für die Überlassung von Datenträgern mit steuerrelevanten Daten für Zwecke der<br />

steuerlichen Betriebsprüfung. Akzeptiert wer<strong>den</strong><br />

• ASCII feste Länge<br />

• ACSII delimited, <strong>in</strong>kl. kommagetrennter Werte (.csv)<br />

• ASCII Druckdateien (plus Info für Struktur, Datenelemente etc.)<br />

• EBCDIC feste Länge<br />

• EBCDIC variable Länge<br />

• Excel<br />

• Accesss<br />

• dBase<br />

• Lotus 123<br />

• SAP/ AIS<br />

• AS/400<br />

Der Beschreibungsstandard normiert lediglich die Datenbeschreibung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er separaten Datei, der<br />

<strong>in</strong>dex.xml. Diese Datei muss von jedem Unternehmen erstellt wer<strong>den</strong>. Diese Fähigkeit br<strong>in</strong>gen die<br />

Rechnungswesen- und Archiv-Programme mit.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 3


Technischer Ablauf Import; Quelle: Chick, J. 2002<br />

Der Import wird vom GDPdU-Interpreter<br />

gesteuert. Die <strong>in</strong>dex.html wird gelesen, auf<br />

Korrektheit überprüft und <strong>in</strong>terpretiert, die<br />

Export-Tabellen an die Analyse-SW übergeben.<br />

Die <strong>in</strong>dex.xml bietet dem Prüfer e<strong>in</strong><br />

Inhaltsverzeichnis.<br />

Um e<strong>in</strong>e steuerliche Betriebsprüfung mit Hilfe masch<strong>in</strong>eller Auswertungen durchführen zu können,<br />

müssen die zu prüfen<strong>den</strong> Daten e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Ordnung folgen und mite<strong>in</strong>ander verknüpft se<strong>in</strong>.<br />

• Jahresabschluss<br />

• Lagebericht<br />

• Inventar<br />

• Briefe<br />

o Handelsbriefe<br />

o Geschäftsbriefe<br />

• Belege<br />

Die Daten sollten nicht im operativen System vorgehalten und geprüft wer<strong>den</strong>, weil dies E<strong>in</strong>fluss auf<br />

das Tagesgeschäft haben wird. Die Auswertungsmöglichkeiten sollen <strong>den</strong>en des operativen Systems<br />

<strong>in</strong> qualitativer und quantitativer H<strong>in</strong>sicht entsprechen, wobei es umstritten ist, ob die Prüfdaten alle<br />

im System grundsätzlich möglichen Auswertungen anbieten müssen oder lediglich die, die im<br />

Prüfungszeitraum vom Unternehmen auch genutzt wur<strong>den</strong>. Da Archivsysteme nicht über<br />

Auswertungslogiken verfügen, muss die Auswertbarkeit der Daten erst hergestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Es gibt <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e Vielzahl von Prüfmakros, die bei jeder Prüfung ablaufen. Das s<strong>in</strong>d:<br />

Datenselektion<br />

Auswahl festlegen<br />

Filter konstruieren<br />

Filterung durchführen<br />

Ergebnis auswerten<br />

Prüfungsvorbereitung; hier lassen sich Datensätze nach<br />

Kriterien filtern, die der Nutzer bestimmt. Die selektierten<br />

Datensätze können <strong>in</strong> neue Extrakte überführt wer<strong>den</strong>.<br />

Datenselektion ist e<strong>in</strong>e der wichtigsten Prüfrout<strong>in</strong>en,<br />

weil mit ihrer Hilfe aus unsortierten Datenbestän<strong>den</strong><br />

die für die Prüfung bedeutsamen herausgefiltert<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

ACL bietet umfangreiche Filterfunktionen, die per L<strong>in</strong>k<br />

zu <strong>den</strong> zugehörigen Attributsausprägungen ausgewählt<br />

wer<strong>den</strong> können.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 4


Sortierfunktion<br />

numerisch/ alphabetisch<br />

Bandbreiten/ Grenzwerte<br />

Datum<br />

Sonntagsbuchungen<br />

Feiertagsbuchungen<br />

Geburtstagsveranstaltungen<br />

Jubiläen<br />

Aufsummieren<br />

Datenverdichtung<br />

Datenklassen bil<strong>den</strong><br />

alle Rechnungen e<strong>in</strong>es<br />

Kun<strong>den</strong><br />

Lieferanten<br />

alle Stornos<br />

alle Gutschriften<br />

Kun<strong>den</strong><br />

Lieferanten<br />

Grenzwerte<br />

Bestellung<br />

Lieferung<br />

ABC-Analyse<br />

Mit Hilfe von Sortierfunktionen lassen sich unsortierte<br />

Datensätze nach def<strong>in</strong>ierten Kriterien numerisch,<br />

alphabetisch oder alpha-numerisch sortieren. Damit<br />

wird Ordnung <strong>in</strong> unsortierte Datenbestände gebracht,<br />

zudem können die größten und die kle<strong>in</strong>sten Werte<br />

e<strong>in</strong>es Datenbestands analysiert wer<strong>den</strong>.<br />

Auch wer<strong>den</strong> Bandbreiten und Grenzwerte wie<br />

Aufschlagsätze unternehmens- und branchenweit<br />

untersucht.<br />

Datumsprüfungen decken Buchungen auf, die auf je<strong>den</strong><br />

Fall nachgeschaut wer<strong>den</strong>; und an besonderen Daten,<br />

die zu privaten Ausgaben geführt haben könnten, wird<br />

geprüft, ob sich bei <strong>den</strong> Betriebsausgaben<br />

Besonderheiten f<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

ACL stellt mit Hilfe von „Statistics“ die fünf grössten und<br />

kle<strong>in</strong>sten Werte dar, auf die dann via Hyperl<strong>in</strong>k<br />

zugegriffen wer<strong>den</strong> kann.<br />

Hier wer<strong>den</strong> Daten verdichtet und klassifiziert. Alle<br />

Rechnungsbeträge können, sortiert nach Lieferanten,<br />

e<strong>in</strong>zeln e<strong>in</strong>gesehen wer<strong>den</strong>. Auch die Erstellung e<strong>in</strong>er<br />

ABC-Analyse ist hier möglich. Die untersucht Beträge<br />

nach absoluter Höhe und relativem Anteil an der<br />

Gesamtsumme und filtert so Extrempositionen zur<br />

weiteren Untersuchung heraus.<br />

Standardmäßig wird der gesamte Debitoren- und<br />

Kreditorenbereich geprüft.<br />

IDEA ist hier sehr stark. Die Aufsummierung der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Debitoren oder Kreditoren führt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

eigenen Spalte neben der Summe auch die Anzahl der<br />

offenen Posten auf. E<strong>in</strong>e detailliertere Analyse ist dann<br />

via Hyperl<strong>in</strong>k erreichbar.<br />

ACL kann nach Attributen aufsummieren. Über e<strong>in</strong>en<br />

L<strong>in</strong>k kann direkt <strong>in</strong> <strong>den</strong> Datenwert gesprungen wer<strong>den</strong>.<br />

Außerdem kann klassifiziert wer<strong>den</strong>, mit welchem Wert-<br />

oder Mengenanteil die Aufsummierung am Gesamtwert<br />

beteiligt ist.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 5


Kasse Es gibt ke<strong>in</strong>en anderen Buchungskreis, der so gut geprüft<br />

wer<strong>den</strong> kann und bei dessen Erstellung so viele Fehler<br />

begangen wer<strong>den</strong>. Manipulationen sollen ab dem Jahr<br />

2013 durch <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz des sog. Fiskalspeichers erschwert<br />

wer<strong>den</strong>. Hierzu ist der Gesetzgeber aber noch <strong>in</strong><br />

der Me<strong>in</strong>ungsf<strong>in</strong>dung. Es wäre damit e<strong>in</strong> Reihenvergleich<br />

möglich, <strong>den</strong> die F<strong>in</strong>anzverwaltung selbst als ihre schärfste<br />

Waffe ansieht. Dabei könnten auch Manipulationen<br />

<strong>in</strong> nicht von der Prüfungsanordnung umfassten Zeit<br />

auffällig wer<strong>den</strong>. Insbesondere Umsatz- und Gew<strong>in</strong>nzuwächse,<br />

erhöhte Personalkosten oder Mieten, alles ab<br />

2013, wird dann ganz besonders aufmerksam geprüft.<br />

Durch die Anhebung der strafrechtlichen Verjährungsfrist<br />

bei Steuerh<strong>in</strong>terziehung (2013 m<strong>in</strong>us 2008 = 5<br />

Jahre) gibt es dann nicht nur steuerstrafrechtliche<br />

Probleme.<br />

Bei Betrieben mit hohem Aufkommen von Bargeld wird<br />

e<strong>in</strong>er der Prüfungsschwerpunkte die Vollständigkeit der<br />

Aufzeichnung der E<strong>in</strong>nahmen se<strong>in</strong>. Dabei wer<strong>den</strong> auch<br />

die E<strong>in</strong>haltung der materiellen Richtigkeit und die<br />

Beachtung der formellen Vorschriften zur Kassenführung<br />

geprüft.<br />

Verstöße könnten zu Teil- und Vollschätzungen und zu<br />

e<strong>in</strong>er Erweiterung der Prüfungsanordnung bis zu 10<br />

Jahren rückwirkend führen.<br />

Unverzichtbarer Bestandteil der Kassenbuchführung s<strong>in</strong>d<br />

das tägliche Zählprotokoll und der Kassenbericht; auch <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> Fällen, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en nicht bilanziert wird. Da jede Kasse<br />

geldmäßig und nicht rechnerisch zu führen ist, ist alle<strong>in</strong><br />

der Zählbericht der Nachweis für die tägliche<br />

fortlaufende Kassenführung. Jeder Schreib- oder<br />

Rechenfehler im Kassenbericht und jeder M<strong>in</strong>usbestand<br />

weist darauf h<strong>in</strong>, dass die Kasse lediglich rechnerisch<br />

geführt wurde. Und auch die Buchung hoher<br />

Privatentnahmen <strong>in</strong> bestimmten, sich wiederholen<strong>den</strong><br />

Intervallen zeigt an, dass die Privatentnahmen<br />

möglicherweise nicht direkt am Tag der Entnahme,<br />

sondern eher „gebündelt“ gebucht wur<strong>den</strong>. Um das zu<br />

verh<strong>in</strong>dern, kann schon heute vorgebaut wer<strong>den</strong><br />

dadurch, dass alle Barausgaben gebont wer<strong>den</strong>, so dass<br />

der Z-Bon am Tagesende <strong>den</strong> Kassenendbestand<br />

ausweist und mit dem Kassenbericht verglichen wer<strong>den</strong><br />

kann.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 6


E<strong>in</strong> Problem <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>unternehmen stellt oft die Tatsache<br />

dar, dass alle Barausgaben unter dem Tag der Quittung<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Kassenbericht e<strong>in</strong>getragen wer<strong>den</strong>, egal, ob sie<br />

aus der Kasse oder vorerst aus dem Portemonnaie des<br />

Inhabers gezahlt wur<strong>den</strong>. Hier sollte darauf geachtet<br />

wer<strong>den</strong>, dass der Inhaber die Trennung von<br />

Kassenausgaben e<strong>in</strong>erseits und die „Auslage“ von<br />

Betriebskosten aus der eigenen Tasche andererseits<br />

versteht und entsprechende E<strong>in</strong>lage-Buchungen<br />

vornimmt.<br />

Es gibt ca. 20 verschie<strong>den</strong>e Prüfmetho<strong>den</strong> der<br />

E<strong>in</strong>nahmenerfassung. Da die Kassenführung gut digital<br />

prüfbar ist, s<strong>in</strong>d die meisten Prüfschritte auch<br />

automatisiert. Es sollen hier nicht alle Prüfmetho<strong>den</strong><br />

aufgeführt wer<strong>den</strong>, nur die wichtigsten.<br />

Sichtanalyse Die Tagese<strong>in</strong>nahmen wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> aufsteigender<br />

Reihenfolge kumuliert und als Diagramm dargestellt.<br />

Dabei zu bemerkende Auffälligkeiten können e<strong>in</strong>e leicht<br />

zu erklärende Ursache wie z.B. Ferienbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> der<br />

Gastronomie, Brückentage oder schönes Wetter haben.<br />

Unauffälligkeiten je<strong>den</strong>falls sehen so aus:<br />

Und die Beratungsleistung, die hier en passant<br />

unterjährig erbracht wer<strong>den</strong> kann, ist der grafische<br />

Vergleich mit <strong>den</strong> Tageszahlen des Vorjahres; e<strong>in</strong>fach<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 7


Benford´s law<br />

Chi²-Test<br />

<strong>in</strong>dem <strong>in</strong> die Säulengrafik e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>gebaut wird, die<br />

das abbildet. Betriebswirtschaftliche Beratung der<br />

e<strong>in</strong>fachen Art eben.<br />

Hiermit wer<strong>den</strong> Abweichungen e<strong>in</strong>er Datenmenge zur<br />

Normalverteilung nach Benford gefun<strong>den</strong>. Die Physiker<br />

Newford und Benford entdeckten die Ungleichmäßigkeit<br />

der Verteilung von Anfangszahlen. Generell gilt: die 1<br />

tritt <strong>in</strong> 30 % aller Fälle, die 9 h<strong>in</strong>gegen nur <strong>in</strong> 5 % aller<br />

Fälle auf. Bei e<strong>in</strong>er Abweichung von der<br />

Normalverteilung nach Benford könnte Manipulation<br />

vorliegen. Das ist dann weiter zu prüfen.<br />

IDEA verarbeitet entweder positive oder negative<br />

Zahlen. Zahlen > 10 wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> die Berechnung nicht<br />

e<strong>in</strong>bezogen. Die Analyse kann auch für die zweite und<br />

dritte Benford-Ziffer durchgeführt wer<strong>den</strong>.<br />

ACL führt die Analyse nur für die erste Ziffer durch.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wird der Z-Wert geliefert.<br />

Dieser Test ist nur geeignet für die Prüfung von<br />

Ziffernmustern z.B. <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en Zeiträumen. E<strong>in</strong>e<br />

Manipulation der E<strong>in</strong>nahmen lässt sich taggenau daraus<br />

nicht ableiten. Dazu ist die Variabilität zu groß.<br />

Dieser Test prüft, ob Zahlenhäufigkeiten abweichend<br />

von der Normalverteilung festzustellen s<strong>in</strong>d. Er ist e<strong>in</strong><br />

Standard-Test. Dabei wird die Verteilung bestimmter<br />

Ziffern ausgehend von der Annahme, dass bei größeren<br />

Zahlenreihen die Ziffern 0 bis 9 mit e<strong>in</strong>er gleichmäßigen<br />

Häufigkeit von 10 % vorkommen. Das ist nur e<strong>in</strong><br />

sche<strong>in</strong>barer Widerspruch zu Benford´s law, <strong>den</strong>n dort<br />

wer<strong>den</strong> lediglich die ersten zwei Ziffern betrachtet, beim<br />

Chi²-Test stehen aber die letzte Vorkommastelle, danach<br />

die zwei letzten Vorkommastellen und dann die erste<br />

Nachkommastelle im Brennpunkt der Betrachtung.<br />

Zahlenmanipulationen, z.B. <strong>in</strong> Kassenaufzeichnungen,<br />

wer<strong>den</strong> hier sehr schnell deutlich, <strong>den</strong>n<br />

selbstausgedachte Zahlen folgen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen Zu-<br />

und Abneigung. Das FG Münster sah 2003 im Chi²-Test<br />

e<strong>in</strong>en Beweis für Zahlenmanipulation. E<strong>in</strong> positiver Chi²-<br />

Test erlaubt deshalb das Verwerfen der<br />

Kassenbuchführung und die anschließende Schätzung<br />

der Bare<strong>in</strong>nahmen.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 8


Verteilungskurve<br />

Für IDEA und für ACL steht dieser Test als Standard-<br />

Rout<strong>in</strong>e nicht zur Verfügung. Es gibt jedoch frei käufliche<br />

Makros.<br />

Erwartet wird e<strong>in</strong>e Glockenform, ggf. mit e<strong>in</strong>er<br />

L<strong>in</strong>ksverschiebung. E<strong>in</strong>e solche Form deutet auf<br />

Manipulationen h<strong>in</strong>:<br />

Zeitreihenvergleiche und Grafiken Überhaupt gehören die grafischen Umsetzungen von<br />

Zeitreihen zu <strong>den</strong> stärksten Mitteln der f<strong>in</strong>anzamtlichen<br />

Prüfungen.<br />

Wochentagsvergleich<br />

Wochentagsumsätze je Monat<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 9


Tabelle E<strong>in</strong>nahmen/ Wochentag<br />

Zeitreihe mehrjährig<br />

Zeitreihe ACL<br />

Tabelle Monatsvergleich<br />

Die Grafiken und Tabellen sprechen für sich und erklären<br />

sich selbst.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 10


Individuelle Funktionen<br />

Datumsprüfungen<br />

Branchenvergleiche<br />

Zeitreihen<br />

Prüfung auf Mehrfach-Aufkommen<br />

z.B. Kontonummer Gehaltszahlungen<br />

z.B. BLZ von Lieferanten<br />

Aus vorgegebenen Attributen lassen sich neue,<br />

zusammengesetzte Attribute berechnen, nach <strong>den</strong>en<br />

dann der Datenbestand durchsucht wird. Beispielsweise<br />

soll auch <strong>den</strong> Buchungsdaten der Wochentag der<br />

Buchung errechnet und dann Buchungen an Sonntagen<br />

angezeigt wer<strong>den</strong>, weil streng vertrauliche ebenso wie<br />

manipulative Buchungen häufig an Sonntagen<br />

durchgeführt wer<strong>den</strong>, weil da andere Mitarbeiter nicht<br />

anwesend s<strong>in</strong>d.<br />

Mit <strong>in</strong>dividuellen Funktionen lassen sich genauso<br />

Branchenvergleiche sowie <strong>in</strong>terne und externe<br />

Zeitreihen für Kennziffern aller Art abfragen.<br />

Standardmäßig bietet IDEA 90 vore<strong>in</strong>gestellte<br />

Extraktionen für <strong>den</strong> eigenen Gebrauch an<br />

(@Funktionen), die <strong>in</strong>dividuell konfiguriert wer<strong>den</strong><br />

können. Die F<strong>in</strong>anzverwaltung erstellt und pflegt ihre<br />

eigenen Makros zentral.<br />

ACL bietet e<strong>in</strong>en Gleichungseditor, mit dem gearbeitet<br />

wer<strong>den</strong> kann. Komplexe, sich wiederholende<br />

Rechenmodelle können <strong>in</strong> „Arbeitsbereiche“ ausgelagert<br />

wer<strong>den</strong>. Datensatzübergreifende Auswertungen s<strong>in</strong>d<br />

möglich.<br />

Hier wird geprüft, ob e<strong>in</strong>er Attributsausprägung mehrere<br />

andere Ausprägungen zugeordnet wer<strong>den</strong> können.<br />

Beispiele dafür s<strong>in</strong>d Stammdatenabfragen von<br />

Kontonummern. Kann e<strong>in</strong>e Kontonummer mehreren<br />

Mitarbeitern zugeordnet wer<strong>den</strong>? Oder: ist die<br />

Kontonummer e<strong>in</strong>es Lieferanten gleich der<br />

Kontonummer e<strong>in</strong>es Lohn- oder Gehaltsempfängers?<br />

Im ersten Fall besteht e<strong>in</strong>e starke Vermutung, dass hier<br />

zur H<strong>in</strong>terziehung von Lohnsteuer und SV-Abgaben das<br />

Beschäftigungsverhältnis geteilt wurde, im zweiten Fall<br />

besteht der Verdacht auf dolose Handlungen des<br />

Mitarbeiters.<br />

IDEA hat dazu e<strong>in</strong>en eigenen Filter „Mehrfachbelegungs-<br />

Ausschluss“. ACL stellt Mehrfachaufkommen als L<strong>in</strong>k<br />

dar.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 11


Lückenanalyse<br />

Rechnungsnummern<br />

Rechnungen ohne Schuldner<br />

CpD<br />

Splitt-Prüfung<br />

Beträge<br />

Wertgrenzen<br />

Sche<strong>in</strong>rechnungen<br />

kritische Buchungstexte<br />

H<strong>in</strong>weise auf doloses Handeln<br />

Decknamen<br />

"Umbiegen" von Privatentnahmen<br />

Altersstruktur-Analyse<br />

Debitoren<br />

Kreditoren<br />

Hier wer<strong>den</strong> Lücken <strong>in</strong> Datensätzen gefun<strong>den</strong>, die nicht<br />

se<strong>in</strong> dürfen; z.B. Lücken <strong>in</strong> Rechnungsnummern, die<br />

fortlaufend se<strong>in</strong> müssen. Es ist mit dieser Analyse<br />

möglich, Datensätze aufzuspüren, die ke<strong>in</strong>e<br />

Attributsausprägung besitzen, aber e<strong>in</strong>e solche<br />

aufweisen müssten. E<strong>in</strong> weiteres Beispiel wäre die<br />

Anzeige e<strong>in</strong>er Forderung, zu der es ke<strong>in</strong>en Schuldner im<br />

Rechnungswesen gibt.<br />

Vor allem wird hier nach der gesteuerten Unterschreitung<br />

von Wertgrenzen gesucht. Unternehmenseigene<br />

Richtl<strong>in</strong>ien, aber auch steuerliche Wertgrenzen orientieren<br />

sich an Beträgen, bis zu <strong>den</strong>en e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Kompetenz ausreicht oder deren Überschreiten<br />

buchhalterische oder unternehmens<strong>in</strong>terne Folgen hat.<br />

Aufträge oder Rechnungen können so aufgeteilt wer<strong>den</strong>,<br />

dass Wertgrenzen unterlaufen wer<strong>den</strong>. F<strong>in</strong><strong>den</strong> sich zB<br />

ungewöhnlich viele Rechnungsbeträge unterhalb e<strong>in</strong>er<br />

vom Unternehmen e<strong>in</strong>geräumten Bestellkompetenz,<br />

dann spricht manches dafür, dass es sich hier um<br />

Sche<strong>in</strong>rechnungen handeln könnte.<br />

IDEA und ACL enthalten ke<strong>in</strong>e spezielle Analyse hierzu.<br />

Die Untersuchung kann aber mit Benford´s law und ABC-<br />

Analyse nachgestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Jeder Prüfer hat wahrsche<strong>in</strong>lich se<strong>in</strong>e<br />

„Liebl<strong>in</strong>gsbuchungstexte“, nach <strong>den</strong>en er auch schon zu<br />

analogen Zeiten suchte. Mit masch<strong>in</strong>eller Auswertung<br />

lassen sich e<strong>in</strong>e Vielzahl von Begriffen <strong>in</strong> allerkürzester<br />

Zeit heraussuchen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus lässt sich die korrekte Zuordnung auf<br />

Aufwandskonten überprüfen. Telefonkosten können<br />

nicht unter „Versicherungen und Beiträge“ gebucht<br />

bleiben.<br />

Hiermit wird e<strong>in</strong>e Untersuchung über das Alter von<br />

Forderungen und Verb<strong>in</strong>dlichkeiten durchgeführt. Die<br />

Verdichtung des Datenbestands erfolgt über Datumsfelder.<br />

Mit der Altersstruktur-Analyse kann die Verjährung<br />

von Forderungen und Verb<strong>in</strong>dlichkeiten festgestellt<br />

wer<strong>den</strong>. Ausgebucht wer<strong>den</strong> dürfen die damit noch<br />

nicht, wenn mit Verrechnungen von e<strong>in</strong>er Seite zu<br />

rechnen ist.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 12


Stichprobenauswahl<br />

Überprüfung statistischer Annahmen<br />

über das Verteilungsgesetz <strong>in</strong> der<br />

Grundgesamtheit<br />

Verb<strong>in</strong><strong>den</strong> unterschiedlicher Daten<br />

Stammdaten<br />

Bewegungsdaten<br />

Anlagevermögen<br />

Abgleich<br />

Anlagenbuchhaltung<br />

F<strong>in</strong>anzbuchhaltung<br />

Buchwerte Anlagevermögen<br />

Nutzungsdauer<br />

AfA-Wechsel<br />

Investitions-Abzugsbetrag<br />

für zurückliegende Jahre:<br />

Ansparabschreibung<br />

degressive AfA<br />

Streichung<br />

Wiedere<strong>in</strong>führung<br />

Sonderposten Kle<strong>in</strong>anlagen<br />

für zurückliegende Jahre: GWG´s<br />

Gewerbesteuer<br />

Umsetzen der UntStRef 2008<br />

Nichtabziehbarkeit der GewSt als<br />

Betriebsausgabe<br />

Anrechnung Messbetrag<br />

Begrenzung Schuldz<strong>in</strong>senabzug § 4 (4a)<br />

EStG<br />

IDEA enthält alle kaufmännisch wichtigen Rundungen,<br />

zB 30, 90, 720 Tage vore<strong>in</strong>gestellt. ACL enthält<br />

standardmässig ke<strong>in</strong>e eigene Rout<strong>in</strong>e, über <strong>den</strong><br />

Gleichungseditor ist das aber zu machen.<br />

Der Prüfer schließt von der Stichprobe auf die<br />

Grundgesamtheit.<br />

IDEA und ACL verfügen über Funktionen, die die<br />

Planung, das Ziehen und Beurteilen von Stichproben<br />

über mathematisch-statistische Funktionen erleichtern.<br />

Damit wer<strong>den</strong> Daten aus unterschiedlichen Quellen<br />

zusammengebracht. Insbesondere, wenn Stamm- und<br />

Bewegungsdaten vone<strong>in</strong>ander getrennt gehalten<br />

wer<strong>den</strong>, s<strong>in</strong>d sie erst nach Zusammenführung für e<strong>in</strong>e<br />

Analyse nutzbar.<br />

Der Abgleich des Nebenbuchs Anlagebuchhaltung mit<br />

dem Hauptbuch ist Standard.<br />

Spezielles Makro für die F<strong>in</strong>anzverwaltung, <strong>in</strong> ACL mit<br />

e<strong>in</strong>igem Aufwand nachzuprogrammieren.<br />

In bei<strong>den</strong> Programmen Standard, <strong>in</strong> Excel leicht<br />

nachzuprogrammieren.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 13


Ob nun e<strong>in</strong>e elektronische Betriebsprüfung e<strong>in</strong> positives oder negatives Ereignis für e<strong>in</strong><br />

Unternehmen ist, hängt gerade nicht von der Qualität der e<strong>in</strong>gesetzten Prüf-Werkzeuge ab, sondern<br />

von der Prüfungsvorbereitung. Und die setzt bereits bei der Steuerung der Belegverarbeitung an,<br />

zieht sich durch die Bemühung, qualitativ hochwertige Monatsergebnisse zu zeigen, aktuelle Daten<br />

zu erzeugen, bis h<strong>in</strong> zur Jahresabschluss-Erstellung. Und immer gilt: man kann die Abwesenheit von<br />

Fehlern ebensowenig herbeiprüfen wie das Vorkommen von Qualität. Geprüft wer<strong>den</strong> kann nur die<br />

Anwesenheit von Fehlern und Qualität muss herangeplant wer<strong>den</strong>.<br />

Datenselektionen<br />

Sortierfunktion<br />

Bendford´s law<br />

Chi²<br />

Splitt<br />

Aufsummieren<br />

Mehrfach-Aufkommen<br />

Individuelle Prüfung<br />

kritische Texte<br />

Lückenanalyse<br />

Stichproben<br />

Datei-Verb<strong>in</strong>dung<br />

Altersstruktur<br />

IDEA ACL<br />

0<br />

0<br />

+<br />

-<br />

-<br />

+<br />

+<br />

+<br />

-<br />

0<br />

+<br />

0<br />

+<br />

Für Unternehmen, die SAP-Nutzer s<strong>in</strong>d, gibt es e<strong>in</strong>e Reihe von Besonderheiten, die die steuerliche<br />

Betriebsprüfung erschweren. SAP-Systeme können „auch“ F<strong>in</strong>anzbuchhaltung. Im Grunde aber s<strong>in</strong>d<br />

sie Unternehmenssteuerungs-Software. Und da sie bei Gross-Unternehmen und im oberen<br />

Mittelstand weit verbreitet s<strong>in</strong>d und hier <strong>in</strong> aller Regel Anschluss-Prüfungen stattf<strong>in</strong><strong>den</strong>, hat die<br />

F<strong>in</strong>anzverwaltung –unter dem <strong>in</strong>offiziellen Begriff „Braunschweiger Modell“ ihre automatisierten<br />

Prüfaktivitäten darauf ausgerichtet. Das "Braunschweiger Modell" ist quasi e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imalanforderung<br />

von Daten aus SAP-Systemen. Der Datenbestand wird auf Basis von 23 Datensegmenten extrahiert<br />

und über Makros bereitsgestellt. Notwendig dazu ist das Data Retention Tool ab Version 2.4 (aktuell<br />

soll wohl 2.5 se<strong>in</strong>). Es handelt sich - wie gesagt - um e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imalanforderung, zu der es auch e<strong>in</strong><br />

Merkblatt SAP H<strong>in</strong>weis 945615 gibt. Dort ist ausdrücklich vermerkt, dass es dem Prüfer offen steht,<br />

weitere Daten anzufordern. E<strong>in</strong> weiteres beizuziehendes Merkblatt ist der SAP-H<strong>in</strong>weis 445148, der<br />

organisatorische Sachverhalte e<strong>in</strong>richtet wie z.B. Prüferrolle, gesonderte Berechtigungsprüfung,<br />

Prüfungslog, etc.<br />

Es wer<strong>den</strong> abgefragt:<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 14<br />

+<br />

+<br />

0<br />

-<br />

-<br />

+<br />

0<br />

+<br />

-<br />

0<br />

+<br />

0<br />

0


FiBu Anlagevermögen ergänzend, wenn vorhan<strong>den</strong><br />

TXW_BBACC Sal<strong>den</strong> des<br />

Sachkontos<br />

TXW_BBCUS Kun<strong>den</strong>sal<strong>den</strong><br />

TXW_BBVEN Lieferantensal<strong>den</strong><br />

TXW_COSTC<br />

Kostenstellenstammsatz<br />

TXW_CUST Kun<strong>den</strong>stamm<br />

TXW_DOCTYP Belegarten<br />

TXW_FI_HD FI Belegkopf<br />

TXW_FI_POS FI Belegposition<br />

TXW_GLACC Sachkontenstamm<br />

TXW_POSTKY<br />

Buchungsschlüssel<br />

TXW_TAXCOD<br />

Steuerkennzeichen<br />

TXW_VENDOR<br />

Lieferantenstamm<br />

TXW_ACCDET Kontenf<strong>in</strong>dung<br />

TXW_ANLA Anlagenstammsatz<br />

TXW_ANLB<br />

Abschreibungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

TXW_ANLC Anlagen-Wertfelder<br />

TXW_ASSCLA Anlagenklassen<br />

TXW_BUSA Geschäftsbereiche<br />

TXW_CNTRY Länder<br />

TXW_COMPC Buchungskreis-<br />

Stamm<br />

TXW_COSTEL Kostenarten<br />

TXW_IUNIT Mengene<strong>in</strong>heiten<br />

TXW_PRCTR Profit-Center-<br />

Stamm<br />

Das data retention tool erzeugt Datenextrakte als steuerliche Datenkonserve. Die o.g.<br />

Datensegmente wer<strong>den</strong> im DART-Extrakt berücksichtigt. Dieser Extrakt ist aber für <strong>den</strong> Import nach<br />

IDEA nicht geeignet. Nach IDEA können nur die Views im SAP-Audit-Format importiert und gelesen<br />

wer<strong>den</strong>. Daher ermöglicht DART, Daten aus dem Extrakt auszuwählen und als View zu gruppieren.<br />

Den View zu erstellen ist Aufgabe des Unternehmens. Über Makros wer<strong>den</strong> Rohdaten wie z.B.<br />

F<strong>in</strong>anzbuchhaltungsbelegkopfangaben und Belegzeile importiert. Daraus wird e<strong>in</strong>e „virtuelle<br />

Buchhaltung“ erzeugt, die durch e<strong>in</strong>e Reihe komfortabler Verknüpfungen wie<br />

• Kontonummer<br />

• Stammdaten des Kontos<br />

• Abgleich Kontensal<strong>den</strong> mit Verkehrszahlen<br />

• Abstimmung Anlagebewegungen mit Anlagekonten<br />

• etc.<br />

dem Unternehmen die Erstellung e<strong>in</strong>es prüffähigen Datenträgers zur Überlassung ermöglicht.<br />

Zentraler Kern dieses Modells ist e<strong>in</strong>e 1 : 1-Umsetzung der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Datensegment enthaltenen<br />

Daten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en View, das <strong>den</strong> gleichen Namen trägt.<br />

Prüfer, die dieses Modell e<strong>in</strong>setzen, überreichen dem Unternehmen e<strong>in</strong>e PDF-Datei, die ähnlich<br />

e<strong>in</strong>em Datenfahrplan bis auf Feldebene h<strong>in</strong>unter die benötigten Views def<strong>in</strong>iert. Auch der View-<br />

Name ist dort vorgeschrieben, um sicherzustellen, dass die Makros <strong>in</strong> IDEA die Importdaten richtig<br />

erkennen und verarbeiten können.<br />

SAP als Systemlieferant weiß nicht, welche Anwenderdaten dort für steuerlich relevant gehalten<br />

wer<strong>den</strong> und welche nicht. Deshalb hat die deutschsprachige SAP-Anwendergruppe DSAG GDPdU<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 15


e<strong>in</strong>en Musterkatalog an steuerlich relevanten Feldern erstellt, <strong>den</strong> jeder Anwender als Basis für se<strong>in</strong>e<br />

eigenen Zuordnungen nehmen kann. Es ist ihm aber immer selbst überlassen, <strong>den</strong> Feldkatalog nach<br />

eigenen Bedürfnissen abzuändern.<br />

Das Braunschweiger Modell soll die Datenmenge, die als Gesamtdatenbank für e<strong>in</strong>en Prüfer-PC<br />

schlicht nicht handhabbar ist, <strong>in</strong> prüfbare Größen zerlegen. Das ist im Übrigen auch das Ziel des<br />

DART. Das Modell funktioniert aber nur unter der Voraussetzung , dass <strong>in</strong> <strong>den</strong> 23 Datensegmenten<br />

100 % der Daten der Views übernommen wer<strong>den</strong>. Auch dabei entstehen dann schnell Datenmengen<br />

im Gigabyte-Bereich. In der Praxis wurde bisher e<strong>in</strong>e Datenmenge von 120 GB mit e<strong>in</strong>er<br />

Festwechselplatte beherrscht. Das ist aber nicht das, wofür die F<strong>in</strong>anzverwaltung die Prüfer mit<br />

notebooks ausstattete.<br />

Um <strong>den</strong> Datenexport nach dem Braunschweiger Modell effizient durchzuführen, kann auch der<br />

Extrakt-Splitter von DART e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong>. Der erzeugt e<strong>in</strong>e Ausgabe-Datei je Segment. Damit ist<br />

der Export nach IDEA auch sehr gut möglich.<br />

Das Braunschweiger Modell historisiert nicht, sondern bietet nur Momentaufnahmen. Daher ist stets<br />

zu prüfen, ob im Prüfungszeitraum Stammdaten wie Kontobezeichnung oder Bewegungsdaten wie<br />

Buchungstexte nach Buchung, aber vor Festschreibung, verändert wur<strong>den</strong>. E<strong>in</strong> gleiches gilt für<br />

Prüfungen am System SAP. Sollte e<strong>in</strong> Prüfer e<strong>in</strong>e Rechnungskopie verlangen, wird er immer das<br />

jeweils aktuelle Dokument erhalten. Das kann durch verschie<strong>den</strong>e Umstände vom Orig<strong>in</strong>al, wie es im<br />

Prüfungszeitraum bestand, abweichen. Die Prüfbarkeit wird im SAP-System über sogenannte<br />

Änderungsbelege hergestellt. DART extrahiert die Änderungsbelege und liefert sie dem Prüfer mit.<br />

Es arbeiten nahezu alle Großunternehmen und der große Mittelstand mit IFRS. Da wird es<br />

entschei<strong>den</strong>d, wie die IFRS-Bewertung im SAP-System abgebildet wurde; z.B. über<br />

Buchungskreismodell oder über Kontenmodell. Bei bei<strong>den</strong> Modellen lassen sich nichtsteuerrelavante<br />

Konzern-Sachverhalte ausschließen. E<strong>in</strong>zelne Konten können dabei aber nicht<br />

ausgeschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, wenn sie nicht im NGL new general ledger als statistische oder als<br />

nichtsteuerliche Konten def<strong>in</strong>iert wur<strong>den</strong>.<br />

Soweit aus der Sicht des geprüften Unternehmens. Ist es also möglich, aus <strong>den</strong> e<strong>in</strong>gereichten<br />

Erklärungs- und Abschlussdaten Risikoklassen zu bil<strong>den</strong>? E<strong>in</strong>deutige Antwort: ja! Ohne die<br />

Jahresabschlüsse zu standardisieren br<strong>in</strong>gen schon Zeitreihenvergleiche auf der Basis der relativ grob<br />

granulierten Jahresabschlusszahlen schnell E<strong>in</strong>teilungen <strong>in</strong><br />

1. Unauffällig<br />

2. Noch nicht auffällig, aber zu überwachen<br />

3. Aufnahme <strong>in</strong> <strong>den</strong> Prüfungsplan<br />

Granular verfe<strong>in</strong>ert wird das System dann, wenn die F<strong>in</strong>anzverwaltung ausreichend statistisches<br />

Material auf Konten- und Buchungssatz-Ebene hat; Anlage EÜR und Anlage BIL. Vermutlich im Jahre<br />

2013 (!) wird dieser Punkt erreicht. Dann liefern die Rechenzentren der F<strong>in</strong>anzverwaltung Teile des<br />

Prüfungsplanes und dabei zugleich die besonders zu prüfen<strong>den</strong>, auffällig gewor<strong>den</strong>en Felder mit.<br />

Dieser risikoorientierte Prüfungsansatz, lange bewährt <strong>in</strong> der Wirtschaftsprüfung, spart Prüferkosten.<br />

Deshalb wird an diesem Weg nichts vorbei führen.<br />

Interessant ist auch, wie sich der Prüfer auf die elektronische Steuerprüfung vorbereitet. Heute wird<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en mit e<strong>in</strong>er Internet-Recherche begonnen. Das Internet ist ke<strong>in</strong> rechtsfreier Raum,<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 16


sondern e<strong>in</strong>e riesige Datenbank mit e<strong>in</strong>em unglaublichen Langzeitgedächtnis. Schon e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache<br />

Recherche ergibt mehr, als die Steuerpflichtigen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Steuerakten offenbaren. Ergeben sich<br />

Diskrepanzen, zB h<strong>in</strong>sichtlich Auslandsbeziehungen, Bauvorhaben, Referenzprojekten,<br />

Konzernstruktur, eCommerce, so wer<strong>den</strong> diese Punkte aufgegriffen. Es gibt dafür gut zu nutzende<br />

WebSite-Watcher, die Änderungen an <strong>den</strong> WebSites, die im Laufe der Zeit vorkamen, optisch<br />

hervorheben (http://www.aignes.com/de/<strong>in</strong>dex.htm). Sodann wird Xpider genutzt. Das ist e<strong>in</strong><br />

lernfähiges System zum Sammeln, Analysieren und Bewerten von Daten. Ursprünglich von Deutsche<br />

Börse Systems für die Deutsche Börse AG entwickelt, wurde das Programm dort zur Sammlung von<br />

Daten und zur Wettbewerbsbeobachtung e<strong>in</strong>gesetzt. Das BZASt wurde auf die hohe Effizienz dieses<br />

Datensammlers aufmerksam und erwarb e<strong>in</strong>e Unternehmenslizenz.<br />

Die Stärke liegt im Zusammenwirken von WebCrawler und Wissenssystem. Das lernende System<br />

filtert gezielt über Inhalte, nicht nur über Schlagworte. Ergebnisse wer<strong>den</strong> automatisch bestimmten<br />

Kategorien zugeordnet, WebSites müssen daher nur <strong>in</strong> <strong>den</strong> relevanten Kategorien betrachtet<br />

wer<strong>den</strong>. WebCrawler wiederum f<strong>in</strong>det und durchsucht Internet-Auftritte. Beispiel:<br />

Prüfer sucht über BZASt "Unternehmerisch tätig" plus "F<strong>in</strong>ca". Mehrere F<strong>in</strong>cas wer<strong>den</strong> von<br />

deutschen Steuerpflichtigen im Internet angeboten; Folge: Überwachung von Internet-<br />

Auktionen.<br />

Der WebCrawler folgt dann <strong>den</strong> L<strong>in</strong>ks auf <strong>den</strong> gefun<strong>den</strong>en WebSites<br />

• Start-Seite<br />

• L<strong>in</strong>k-Listen<br />

• Ergebnisseiten von Suchmasch<strong>in</strong>en<br />

Filter grenzen die Suchbereiche e<strong>in</strong><br />

• syntaktisch<br />

• fachlich<br />

• Host-Ebene<br />

• Doma<strong>in</strong>-Ebene<br />

Suchprofile können vorgegeben wer<strong>den</strong> und laufen dann <strong>in</strong>teraktiv und zeitgesteuert ab. Das<br />

Monitor<strong>in</strong>g geschieht damit automatisch, und für Änderungen zwischen <strong>den</strong> Suchläufen wird e<strong>in</strong>e<br />

Differenz-Darstellung bereitgestellt. Durch die Menge der Daten ist es erforderlich, e<strong>in</strong>e Art<br />

Wissensmanagement e<strong>in</strong>zuschalten. Über masch<strong>in</strong>ell gelernte Kategorien wer<strong>den</strong> Informationen aus<br />

WebSites automatisch bewertet, kategorisiert und über e<strong>in</strong>e Mustererkennung wird versucht,<br />

steuerlich relevante Erkenntnisse zu ziehen. E<strong>in</strong> Text-M<strong>in</strong><strong>in</strong>g extrahiert dann:<br />

• Telefonnummern<br />

• eMail-Adressen<br />

• Postadressen<br />

• sonstige Merkmale wie<br />

o Bankverb<strong>in</strong>dungen<br />

o Partnerschaften mit Dritten<br />

o Referenz-Projekte<br />

o etc.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 17


In der weiteren Vorbereitung wird e<strong>in</strong> Abgleich der vom zu prüfen<strong>den</strong> Unternehmen bzw.<br />

Unternehmer genutzten Bankleitzahlen durchgeführt. Damit soll schon vor Beg<strong>in</strong>n der Prüfung e<strong>in</strong>e<br />

erste Revision auf doloses Handeln erfolgen. H<strong>in</strong>tergrund ist der Annahmefall, dass e<strong>in</strong>e Rechnung<br />

mit f<strong>in</strong>gierter Bankverb<strong>in</strong>dung ausgestellt wird. Steuerpflichtiger überweist auf e<strong>in</strong> anderes Konto. In<br />

der Buchführung ist der Vorgang ausgeglichen. Auch IBAN lassen sich recherchieren. E<strong>in</strong>e<br />

Kontonummer darf <strong>in</strong> Deutschland maximal aus 10 numerischen Zeichen bestehen. Bei<br />

Kontonummern die weniger als 10 Zeichen haben, wer<strong>den</strong> die vordersten Stellen e<strong>in</strong>fach mit Nullen<br />

aufgefüllt. Die Kontonummern wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> jeweiligen Kredit<strong>in</strong>stituten nicht zufällig vergeben,<br />

sondern über e<strong>in</strong>e Prüfziffer berechnet. Den Kredit<strong>in</strong>stituten ist es freigestellt, wie sich e<strong>in</strong>e<br />

Prüfziffer errechnet. Derzeit gibt es über 100 verschie<strong>den</strong>e Prüfziffermetho<strong>den</strong>. E<strong>in</strong>e Übersicht über<br />

alle angewandten Prüfzifferberechnungsmetho<strong>den</strong> wird zentral über die Bundesbank geführt.<br />

Anhand dieser Prüfziffermetho<strong>den</strong> lässt sich e<strong>in</strong>e Kontonummer auf Ihre Plausibilität überprüfen.<br />

Die bedeutet, dass es zwar e<strong>in</strong>e gültige Kontonummer bei der jeweiligen Bank wäre, sagt jedoch<br />

nichts über die tatsächliche Existenz des Kontos aus.<br />

Der BLZ-Research soll also Manipulationen mit Rücküberweisungen ebenso aufdecken wie die<br />

Buchung und Zahlung f<strong>in</strong>gierter Rechnungen.<br />

In der weiteren Vorbereitung wird der Prüfer die Prüfung der Vollständigkeit der Betriebse<strong>in</strong>nahmen<br />

weiter vorbereiten. Dazu erstellt er aus <strong>den</strong> ihm vorliegen<strong>den</strong> Daten e<strong>in</strong>e<br />

Vermögenszuwachsrechnung, die ihm Vermögensherkünfte plausibilisiert oder auf ungeklärte<br />

Zuwächse h<strong>in</strong>weist. Die wer<strong>den</strong> dann <strong>in</strong> der Prüfung vor Ort aufgegriffen.<br />

Sodann wird anhand der vorliegen<strong>den</strong> Unterlagen die Abgrenzung von Betriebs- zu Privatvermögen<br />

vorbereitet und dabei wer<strong>den</strong>, soweit möglich, Entnahmen und E<strong>in</strong>lagen analysiert; hierzu wer<strong>den</strong><br />

Fragenkataloge vorbereitet.<br />

Aus <strong>den</strong> Abschlußunterlagen ergeben sich H<strong>in</strong>weise auf Vorgänge mit/ um nahe Angehörige, nahe<br />

stehende Personen, Grundstückskäufe oder -verkäufe. Auch hierzu wer<strong>den</strong> Fragenkataloge erstellt,<br />

die dann vor Ort abgearbeitet wer<strong>den</strong>. E<strong>in</strong> gleiches gilt für F<strong>in</strong>anzanlagen und Auslandsbeziehungen,<br />

soweit dazu Daten aus <strong>den</strong> E<strong>in</strong>kommensteuer-Erklärungen zu entnehmen s<strong>in</strong>d.<br />

Damit s<strong>in</strong>d die Vorbereitungen, abgesehen von organisatorischen D<strong>in</strong>gen wie Prüfungsanordnung,<br />

Bestimmung des Ortes der Prüfungshandlungen etc. beendet. Man kann nun <strong>in</strong> die<br />

Prüfungshandlungen e<strong>in</strong>steigen. Die nachstehen<strong>den</strong> Ausführungen beziehen sich auf die<br />

Handlungen, die <strong>in</strong> der <strong>elektronischen</strong> Betriebsprüfung vorkommen. Die übrigen, traditionellen<br />

Prüfungshandlungen, wie Beg<strong>in</strong>n der Prüfung, Betriebsbesichtigung, laufende Unterrichtung, wer<strong>den</strong><br />

nicht weiter erwähnt.<br />

Zunächst wer<strong>den</strong> die Archiv-CD´s e<strong>in</strong>gelesen und danach die Daten selektiert und sortiert. Sodann<br />

wird man e<strong>in</strong>en Test auf Benford´s law durchführen. Hierzu zwei Beispiele:<br />

Fallbeispiel I (Quelle: Avendata GmbH, Berl<strong>in</strong> www.avendata.de):<br />

E<strong>in</strong> Gebrauchtwagenhändler geriet <strong>in</strong>s Visier der F<strong>in</strong>anzverwaltung. Die Beamten hatten im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er ungerichteten prophylaktischen Analyse der Daten des<br />

Gebrauchtwagenhändlers e<strong>in</strong>e signifikante Überschreitung des Benford-Schwellwertes für<br />

die Ziffernkomb<strong>in</strong>ation ‚49‘ festgestellt. Der Benford-Report für die Analyse von ‚Erster und<br />

Zweiter Ziffer‘ auf e<strong>in</strong>en Datenbestand von Pkw An- und Verkäufen klassifizierte die<br />

Häufigkeit, mit der die Digitkomb<strong>in</strong>ation ‚49‘ am Anfang des untersuchten Feldes erschien,<br />

als ‚Anomalie‘ nach Benford (vgl. Abb. 3 IDEA Analyse Benfords Law zu Fallbeispiel 1).<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 18


Ohne Zusatz<strong>in</strong>formationen ließ sich für die aufgedeckte Häufigkeit ke<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>itive<br />

Interpretation treffen, da e<strong>in</strong>e solche signifikante Abweichung vom Benford-Soll u. U. auch<br />

auf logisch begründbare und gerechtfertigte Sachverhalte zurückgeführt wer<strong>den</strong> kann.<br />

Nachfolgendes Beispiel zu <strong>den</strong>kbaren, unterschiedlichen Interpretationsh<strong>in</strong>tergrün<strong>den</strong> dieser<br />

Anomalie soll dies verdeutlichen:<br />

Die signifikante Überschreitung des Schwellwertes lässt sich logisch erklären, wenn<br />

die Ziffernkomb<strong>in</strong>ation ‚49‘ <strong>in</strong> dem Feld ‚Ankaufspreis‘ e<strong>in</strong>er Datei mit Daten zu<br />

Gebrauchtwagenankäufen e<strong>in</strong>es Pkw-Händlers enthalten ist. Wer<strong>den</strong> die Daten<br />

e<strong>in</strong>es Zeitraums untersucht, <strong>in</strong> dem der Händler im Rahmen e<strong>in</strong>er Sonderaktion<br />

m<strong>in</strong>destens 4 900 € beim Ankauf e<strong>in</strong>es Gebrauchtwagen zahlt, wenn im Gegenzug<br />

e<strong>in</strong> Neuwagen verkauft wurde, so ist die ungewöhnliche Häufung von Wagen mit<br />

e<strong>in</strong>em Ankaufspreis, der mit der Ziffernkomb<strong>in</strong>ation ‚49‘ beg<strong>in</strong>nt nicht überraschend.<br />

Offensichtlich wur<strong>den</strong> viele Pkw, die unter normalen Umstän<strong>den</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

Ankaufspreis von z. B. 1 000 €, 1 500 € oder 3 000 € e<strong>in</strong>gebucht wor<strong>den</strong> wären, mit<br />

e<strong>in</strong>em Wert von 4 900 € übernommen. Die Überschreitung ist somit begründbar.<br />

Daraus resultierende Fragestellungen der Behandlung möglicherweise versteckter<br />

Rabatte sollen hier nicht weiter erörtert wer<strong>den</strong>.<br />

Die signifikante Überschreitung des Schwellwertes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Datenfeld ‚Verkaufsergebnis‘<br />

deutet ggf. auf das Umgehen von Genehmigungsschwellwerten h<strong>in</strong>. Gesetzt <strong>den</strong> Fall, dass<br />

jeder Verkauf e<strong>in</strong>es Pkws zu e<strong>in</strong>em Verlust von 5 000 € und mehr vom Niederlassungsleiter<br />

zu genehmigen ist, <strong>in</strong>diziert die Ziffernhäufung ‚49‘ e<strong>in</strong>e mögliche Umgehung dieser<br />

Genehmigungsregel. In diesem Fall könnte h<strong>in</strong>ter der gehäuften Ziffernkomb<strong>in</strong>ation ‚49‘ der<br />

systematische Verkauf von Pkw zu Verlustkonditionen von – 4 900 € stehen.<br />

Allgeme<strong>in</strong> erlaubt der Zifferntest die Prüfung auf Existenz sog. ‚Salami-Taktiken‘, bei <strong>den</strong>en<br />

Bestellgrenzen, Kreditlimits, usw. durch Aufsplittung großer Beträge <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e Beträge<br />

unterhalb der Genehmigungsgrenze umgangen wer<strong>den</strong>.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 19


Fallbeispiel II: Vorratsbewertung: Innerhalb e<strong>in</strong>es Unternehmens der Konsumgüterbranche<br />

wurde von der beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Bewertung der Vorräte<br />

geprüft. Da die Produktpalette aus vielen verschie<strong>den</strong>en Produkten mit großen<br />

Wertunterschie<strong>den</strong> und extrem unterschiedlichen Lagermengen bestand, g<strong>in</strong>g man davon<br />

aus, dass die Werte der Vorräte der natürlichen Verteilung von Benfords Law folgten.<br />

Analysiert wurde, ob die Anfangsziffern der Vorratswerte der erwarteten<br />

Häufigkeitsverteilung nach Benford entsprachen.<br />

Die Prüfer führten e<strong>in</strong>e Digitale Analyse basierend auf e<strong>in</strong>er Datei mit <strong>den</strong> Vorratsdaten aller<br />

Standorte des Unternehmens durch. Es wurde festgestellt, dass die Ziffernkomb<strong>in</strong>ation ‚10‘<br />

verhältnismäßig oft als führende Ziffer vorkam (Vgl. Abbildung 4) Auch die Analyse der<br />

ersten drei Ziffern der analysierten Zahlen zeigte, dass die Ziffernkomb<strong>in</strong>ation ‚100‘ e<strong>in</strong>e<br />

ungewöhnlich hohe Häufigkeit aufwies.<br />

Mit Ausnahme dieser Auffälligkeiten blieben alle weiteren Ziffern im Rahmen der erwarteten<br />

Häufigkeiten nach Benfords Law. Genauere Untersuchungen der Abweichungen ergaben<br />

anschließend, dass gehäuft Artikel, die für Werbezwecke vorgesehen waren, mit e<strong>in</strong>em<br />

falschen Wert von 0,01 <strong>in</strong> der Vorratsliste enthalten waren. Diese waren nach der Systematik<br />

von Benfords Law <strong>den</strong> Gruppen der Anfangsziffern ‚1‘, ‚10‘ und ‚100‘ zugeordnet, sobald der<br />

Anwender die Option ‚Nachkommastellen e<strong>in</strong>schließen‘ wählte. Wären diese Artikel richtig<br />

bewertet wor<strong>den</strong>, hätte ihr Wert 102 258 € betragen.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 20


Hierauf folgend wer<strong>den</strong> dann Chi²-Tests, Kassenm<strong>in</strong>us-Prüfungen, Splitt-Tests, Aufsummieren und<br />

Untersuchung auf kritische Texte durchgeführt. Danach wer<strong>den</strong> <strong>in</strong>dividuell programmierte<br />

makrogesteuerte Prüfrout<strong>in</strong>en durchlaufen, um Auffälligkeiten zu h<strong>in</strong>terfragen, die sich aus der<br />

Prüfungsvorbereitung ergaben. E<strong>in</strong> über lange Zeit hoher Kassenbestand, der ke<strong>in</strong>e betriebliche<br />

Begründung besitzt, wird gleichfalls h<strong>in</strong>terfragt und daraufh<strong>in</strong> abgeprüft, ob sich dah<strong>in</strong>ter private<br />

Geldanlagen mit bisher nicht deklarierten Z<strong>in</strong>se<strong>in</strong>künften verstecken. Ggf. wird dann e<strong>in</strong>e<br />

Kontenabfrage gestartet.<br />

Weiter wer<strong>den</strong> dann Mehrfach-Belegungen getestet:<br />

• Rechnungsnummern<br />

• Schecknummern<br />

• Belegnummern<br />

• Personalnummern<br />

o Gibt es Mehrfachbelegungen?<br />

o Gibt es Mehrfach-Ger<strong>in</strong>gfügigkeiten <strong>in</strong> <strong>den</strong> Beschäftigungs-Verhältnissen<br />

Über aus der Vorbereitung der Prüfung zu ziehende Stichproben sowie die Herstellung von<br />

Dateiverb<strong>in</strong>dungen gelangt man zur Überprüfung von Altersstrukturen<br />

• Vorratsvermögen, hier wird nach Abwertung und nach Teilwert-Abschreibungen<br />

gesucht, die Belege dafür beigezogen und die Begründungen h<strong>in</strong>terfragt. Es wird e<strong>in</strong>e<br />

Warenbewegungsprüfung durchgeführt und die Lagerdauer der Artikelgruppen<br />

ermittelt.<br />

o Außerdem wird nach Inventurdifferenzen gesucht und die Begründung<br />

h<strong>in</strong>terfragt. Hohe Differenzen führen zum Verdacht von<br />

ungebuchten/unversteuerten Privatentnahmen oder zur Annahme von<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 21


Schwarzverkäufen. Auch Verr<strong>in</strong>gerungen des Bestands dicht auf die<br />

Bestandsaufnahme folgend wer<strong>den</strong> untersucht.<br />

• Debitoren, hier wird nach überalterten Forderungen bzw. nach ihren Ausbuchungen<br />

gesucht, die Belege beigezogen und die Begründungen h<strong>in</strong>terfragt. Bei Verjährungen<br />

wird untersucht, ggf. später auch durch Kontrollmaterial, ob es<br />

Verrechnungsmöglichkeiten gibt, die trotz Verjährung ziehen können. Es wird die<br />

Debitoren-Laufzeit gemessen und <strong>in</strong> Zeitreihe <strong>in</strong>- und extern verglichen.<br />

• Kreditoren, dito<br />

• Sonstige Forderungen dito, zusätzlich wer<strong>den</strong> ihre Begründungen sowie Bezüge zu<br />

Familienangehörigen und nahestehen<strong>den</strong> Personen/ verbun<strong>den</strong>en Unternehmen<br />

untersucht. Gibt es solche Bezüge, so wer<strong>den</strong> die Konditionen auf Üblichkeit,<br />

Angemessenheit und Absicherung h<strong>in</strong>terfragt und e<strong>in</strong> Fremdvergleich angestellt.<br />

• Sonstige Verb<strong>in</strong>dlichkeiten, dito<br />

• Gesellschafter-Darlehn, hier wird auch der betriebliche Bezug, die Notwendigkeit und<br />

die Üblichkeit der Konditionen h<strong>in</strong>terfragt.<br />

Im Anschluss daran folgen Lückenanalysen für<br />

• Belegnummern<br />

• Schecknummern<br />

• Kun<strong>den</strong>nummern<br />

• Personalnummern<br />

an die sich Vergleichsanalysen anschließen, z.B. Artikelstammdaten vs. Rechnungsdaten, Dabei<br />

wer<strong>den</strong> Fragen gestellt wie:<br />

• Gab es im abgerechneten Verkaufszeitraum die Artikel im Bestand?<br />

• Wird bei Artikelverkauf die Umsatzsteuer automatisch berechnet?<br />

o War der Steuersatz <strong>in</strong> <strong>den</strong> Artikelstammdaten richtig?<br />

Gibt es Sachverhalte mit Auslandsbezug zu verbun<strong>den</strong>en Unternehmen, dann wird die Ermittlung<br />

und Dokumentation der Transferpreise ebenso geprüft wie die E<strong>in</strong>haltung von Vorlagepflichten.<br />

Gegen Ende der Prüfungshandlungen wer<strong>den</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en die Zeiterfassungssysteme abgeglichen<br />

und<br />

• Überstun<strong>den</strong>-Zuschläge<br />

• Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit<br />

geprüft.<br />

• steuerfreie Reisekosten vs. Anwesenheit<br />

Zum Schluss wer<strong>den</strong> dann Zeitreihen-Vergleiche, <strong>in</strong>tern und extern, durchgeführt. Abgefragt wer<strong>den</strong><br />

dabei <strong>in</strong>sbesondere<br />

• Umsatz, <strong>in</strong>kl. Saisonverteilung und externe Vergleiche<br />

• Warene<strong>in</strong>satz, <strong>in</strong>kl. Saisonverteilung, externe Vergleiche, Rohgew<strong>in</strong>naufschlag (eigener und<br />

branchenüblicher)<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 22


• Personalkosten, <strong>in</strong> Korrelation zu Umsatz und Absatz, Warene<strong>in</strong>satz oder Materialverbrauch,<br />

Saisonschwankungen, Üblichkeit der Vergütung, <strong>in</strong>terner und externer Vergleich<br />

• Energiekosten, (<strong>in</strong>sbesondere bei Friseuren) mit Korrelation zu Umsatz, Personalkosten;<br />

saisonale Verteilung und Branchenvergleich<br />

• sonstige Kosten, Üblichkeit der Kostenarten, <strong>in</strong>terner und externer Vergleich, versteckte<br />

Privatentnahmen<br />

• Investitionen, Abschreibung, Abwicklung von Ansparabschreibung/ Investitionsabzugsbetrag,<br />

verrechnete Verkäufe von Anlagevermögen,<br />

• Z<strong>in</strong>sen, Z<strong>in</strong>sabzugsbegrenzung § 4 (4a) EStG, ggf. Z<strong>in</strong>sschranke, Angemessenheit der<br />

Vere<strong>in</strong>barungen<br />

• Wetterdaten bei Saison- und Gastronomie- bzw. Event-Unternehmen, Korrelation zu Umsatz,<br />

Warene<strong>in</strong>satz und Personalkosten<br />

• Entnahmen, Geldverwendungsrechnung, Vermögensrechnung<br />

• E<strong>in</strong>lagen, Abfrage der Herkunft freien Vermögens<br />

E<strong>in</strong> grafischer Zeitreihen-Vergleich macht die "Schwäche der Schwarzverkäufe" sichtbar, <strong>in</strong>dem er<br />

das Zahlenmaterial unter konsequenter Aufteilung der Faktoren <strong>in</strong> zeitlicher, sorten- und<br />

mengenmäßiger H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> unterjährigen Vergleichszeiträumen wie Monaten, Wochen, Tagen<br />

darstellt. E<strong>in</strong>e zahlennatürliche Verlaufsfolge lässt sich nicht herbeimanipulieren. Ist die Korrelation<br />

zwischen Warene<strong>in</strong>satz und Umsatz noch manipulativ herzustellen, steigt die Komplexität bei<br />

Berücksichtigung e<strong>in</strong>es je<strong>den</strong> weiteren Faktors exponentiell. Das ist mit Kreativität alle<strong>in</strong> auf Seiten<br />

des "Schwarz-Verkäufers" nicht mehr zu schaffen.<br />

Die Prüfungshandlungen, die mit Hilfe des Prüfprogramms IDEA angestoßen wer<strong>den</strong>, s<strong>in</strong>d damit für<br />

<strong>den</strong> Regelfall umschrieben. Die Prüfung geht dann ihren üblichen Gang weiter.<br />

Abschließend sei darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass künftig <strong>in</strong> weit größerem Umfang Kontrollmitteilungen<br />

geschrieben wer<strong>den</strong>; e<strong>in</strong>fach, weil es schneller und leichter als bisher erledigt ist. Rechtsgrundlage ist<br />

§ 9 Betriebsprüfungsordnung (Steuer): Feststellungen, die nach § 194 Abs. 3 AO für die Besteuerung<br />

anderer Steuerpflichtiger ausgewertet wer<strong>den</strong> können, sollen der zuständigen F<strong>in</strong>anzbehörde<br />

mitgeteilt wer<strong>den</strong>. Kontrollmaterial über Auslandsbeziehungen ist auch dem Bundeszentralamt für<br />

Steuern zur Auswertung zu übersen<strong>den</strong>.<br />

Typische Fälle s<strong>in</strong>d<br />

• Barzahlung<br />

• Abf<strong>in</strong>dung<br />

• Aufpreisgeschäfte bei der Veräußerung von Wirtschaftsgütern<br />

• Schecks<br />

• Provisionen<br />

• Veräußerungen von Anteilen<br />

• Zahlungen auf verschie<strong>den</strong>e Bankverb<strong>in</strong>dungen<br />

Kontrollmitteilungen lassen sich mit Revisionssoftware, <strong>in</strong>sbesondere mit Anb<strong>in</strong>dung an<br />

Tabellenkalkulation und Textverarbeitung, ungleich schneller als bisher erstellen und verteilen. Sie<br />

verursachen auf allen Seiten viel Nacharbeit und s<strong>in</strong>d im Grunde unangenehm. In<br />

Schlussbesprechungen sollte man das Thema offensiv ansprechen und ggf. die Betroffenen<br />

kontaktieren.<br />

© Peter tom Su<strong>den</strong> 23

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