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i iri::<br />
Steuern<br />
Beschleunigte<br />
Betriebsprüfung<br />
im Fokus<br />
Ende September kamen mehr als 140 Unternehmer, Steuerberater und Mitarbeiter<br />
der Finanzbehörden in die IHK Hannover, um beim Finanzforum 2008 über neue Formen<br />
der Betriebsprüfung zu diskutieren.<br />
Statistik<br />
Betriebsprüfung<br />
in Zahlen<br />
Das Bundesministerium der Finanzen<br />
hat in seinen ,,Ergebnissen der steuerlichen<br />
Betriebsprüfung 2007" folgende<br />
Zahlen veröffentlicht. Danach ...<br />
' waren 13 646 Prüfer im Einsatz.<br />
. fanden 213 375 Prüfungen statt,<br />
. wurden 2,6 Prozent der rund acht<br />
Millionen erfassten Betriebe geprüft,<br />
. beträgt rein rechnerisch der Prüfungsturnus<br />
4,39 Jahre bei Großunternehmen<br />
und bei Kleinstbetrieben 88,63<br />
Jahre,<br />
. betrug allein der Anteil der Zinsen 14<br />
Prozent am Mehrergebnis, rf<br />
niedersächsische WIRTSCHAFT 10 | 2008<br />
Volles Haus: Der Plenarsaal der IHK war beim Finanzforum kompleft gefüllt. Fotos: Krückeberg<br />
Betriebsprüfungen des Finanzamts ziehen Das im Jahr 2006 gegründete Finanzforum<br />
sich oft unerträglich in die Länge. Dies ist dient dem offenen Austausch zwischen<br />
eine Belastung für die betroffenen Unter- Steuerverwaltung, Wirtschaft und Steuernehmen.<br />
Nicht nur Personal, Technik und beratern. Die IHK hat die Wirtschaft in die-<br />
Räume müssen dem Prüfer zurVerfügung<br />
gestellt werden, auch jahrealte Belege<br />
sen Diskussionsprozess eingebracht und<br />
fungierte als Gastgeber der diesjährigen<br />
müssen ausgegraben und Fragen zu längst Veranstaltung. ,,Ohne Dialog gibt es keine<br />
vergangenen Sachverhalten beantwortet Veränderungi begrüßte Dr. Hannes Rehm,<br />
werden. Doch <strong>zum</strong>indest f ür Großunter- Präsident der IHK Hannover, die rund 140<br />
nehmen in Niedersachsen sind hier Ver- Teilnehmer, die am 23. September in den<br />
besserungen in Sicht. Ziel sei, gemeinsam Plenarsaal der IHK gekommen waren. Die<br />
Wege zu entwickeln, die die Betriebsprüf<br />
ung beschleunigen, erklärte Finanzminister<br />
gewerbliche Wirtschaft war sowohl auf<br />
dem Podium als auch mitTeilnehmern -<br />
Hartmut Möllring bei der Eröffnung des<br />
3. Niedersächsischen Finanzforums, zu dem<br />
durch Mitglieder der lH K-Vollversammlung<br />
und des IHK-Steuerausschusses - stark<br />
das Niedersächsische Finanzministerium vertreten.<br />
und die Steuerberaterkammer Niedersachsen<br />
eingeladen hatten.<br />
I Inter dcmTitcl nerqgip56m SChneller<br />
- schneller erfolgreich" wurde das Modell
,,Die Betriebsprüfung ist ein zweifelsohne<br />
notwendiger, aber zugleich alle<br />
Beteiligten stark beanspruchender<br />
Bestandtell des Besteuerungsverfahrens.<br />
Wir können ihn nicht abschaffen,<br />
wir können ihn aber verbessern."<br />
Hartmut Möllring,<br />
Finanzminister des Landes Niedersachsen<br />
der,,zeitnahen Betriebsprüfung" diskutiert,<br />
welches seit 2006 beim Finanzamt<br />
für Großbetriebsprufung Osnabrück pllotiert<br />
wird. Bei dem Verfahren findet die Betriebsprüfung<br />
bei Großunternehmen im<br />
Jahrestakt und im ldealfall noch vor der<br />
Steuerveranlagung statt. Über die Vorteile<br />
dieses Modells herrschte unter den Diskussionsteilnehmern<br />
schnell Einigkeit.<br />
Rehm begrüßte, dass damit das Suchen<br />
in derVergangenheit endlich aufhören würde<br />
und die Unternehmen nicht über Jahre<br />
mit dem Damoklesschwert von unkalkulierbaren<br />
finanziellen Risiken leben müss-<br />
+ön An^aei.h+c.laa --- |- Jauerregens von<br />
neuen gesetzlichen Regelungen, Verwaltungsanweisungen<br />
und Gerichtsurteilen<br />
falle es mittlerweile selbst dem ehrlichsten<br />
Unternehmer schwer, die Übersicht zu<br />
behalten. Dem schloss sich der Präsident<br />
der Steuerberaterkammer Niedersachsen,<br />
Dr. Harald Grürmann, an und unterstrich,<br />
dass der Betriebsprüfer zukünftig <strong>zum</strong><br />
Partner werden müsse, mit dem steuerliche<br />
Zweifelsfragen gelöst würden, anstatt<br />
der Kontrolleur zu sein, der mit erhobenen<br />
Zeigefinger prüft was alles falsch gelaufen<br />
sei. Grürmann beklagte insbesondere<br />
die Misere, dass der Betriebsprüfer oft<br />
,,Die derzeitige Betriebsprüfungsdauer<br />
ist ein Damoklesschwert, das vier bis<br />
sechs Jahre über dem Steuerpflichtigen<br />
schwebt und selbst für den ehrlichsten<br />
Unternehmer ein erhebliches finanzielles<br />
Risiko blrgtJ'<br />
Dr, Hannes Rehm,<br />
Präsident der IHK Hannover<br />
erst Jahre später kommt und dann einen<br />
Sachverhalt anders beurteilt als Steuerpflichtiger<br />
und Steuerberater. Dies habe<br />
erheblich größere Auswirkungen, wenn<br />
ein Zeitraum von fünf oder sechs Jahren<br />
betroffen sei, als wenn es sich bei zeitnaher<br />
Prüfung nur um ein oder zwei Jahre<br />
handele.<br />
Dirk Niemeyer vom Niedersächsischen<br />
Finanzministerium macht die Probleme<br />
auf Seiten des Fiskus deutlich. Ungelöst<br />
sei vor allem, wie der große Ruckstand<br />
bei den Betriebsprufungen aufgeholt werden<br />
solle. Bei dem im vergangenen Jahr<br />
durchgeführten Großbetriebsprüfungen<br />
sei 1999 im Durchschnitt das erste geprüfte<br />
Jahr gewesen. Während ohne<br />
Rechtsbehelfsverfahren meist schon bis<br />
zu zehn Jahren bis zur Bestandkraft vergehen<br />
würden, könnte man, wenn bei<br />
einem Rechtsstreit derWeg bis über den<br />
Europäischen Gerichtshof ausgefochten<br />
wird, sogar die Volljährigkeit des Sachverhaltes<br />
feiern. Um diesen .,unhaltbaren<br />
Zustand" zu beenden, sei kurzfristig vor<br />
rllom ain noziol+orac -, Ri, , ,.srKomanagemenl<br />
bei der Fallauswahl notwendig. Langfristig<br />
könnte die zeitnahe Betriebsprüfung der<br />
Königsweg sein. Voraussetzung für die<br />
Teilnahme an diesem Modell sei eine<br />
intensive Kooperation -Tax Compliance -<br />
zwischen Unternehmen und Prüfer, so<br />
lrmgard Sillmen-Herman vom Finanzamt<br />
f ür G roßbetriebsprüf ung Osnabrück.<br />
In der weiteren Diskussion wurde vor<br />
allem deutlich, ,,dass die Beschleunigung<br />
der Betriebsprüfung bei den Großbetrieben<br />
nur derAnfang sein könne und es Ziel<br />
sein müsse, dieses auch auf die kleinen<br />
Betriebe herunterzubrechen'j sagte Horst<br />
Schade, Vizepräsident der Steuerberaterkammer<br />
Niedersachsen. Es zeigte sich<br />
allerdings noch Uneinigkeit unter den Diskussionsteilnehmern,<br />
ob das Modell der<br />
zeitnahen Betriebsprüfung von Großbetrieben<br />
auch auf kleine und mittlere Unternehmen<br />
übertragbar ist. Während bei<br />
Großbetrieben kein Jahr ungeprüft bleibt,<br />
wird für die ubrigen Betriebe lediglich gefordert,<br />
dass ein Prüfungszeitraum nicht<br />
mehr als drei Jahre umfassen soll. Der<br />
Einsatz des Modells der zeitnahen Betriebsprüfung<br />
bei kleinen und mittleren<br />
Unternehmen würde eine Anderung der<br />
Betriebsprüf ungsordnung erfordern, erklärte<br />
Sillmen-Herman.<br />
,,Eine Beschleunigung der Betriebsprüfung<br />
erreichen wir nur durch gezielte<br />
Zusammenarbeit und durch Einhaltung<br />
der Regeln, die sich die Beteiligten<br />
geben. Neudeutsch nennen wir das<br />
Compliance. Eine moderne Verwaltung<br />
vergibt sich nichts, wenn sie den Steuerpflichtigen<br />
Angebote macht, die für<br />
beide Vorteile habenl'<br />
lrmgard Sillmen-Herman,<br />
Finanzamt für Großbetriebsprüfung Osnabrück<br />
niedersächsische WIRTSCHAFT 10 | 2008
Steuern<br />
,,Die neuen Formen der Betriebsprüfung<br />
müssen für alle Unternehmen<br />
gelten, nicht nur für die wenigen Großbetriebe."<br />
Horst Schade, Vizepräsident der<br />
Steuerberaterkammer Niedersachsen<br />
r':., r,1;iI"1:::l<br />
.i<br />
Was steckt dahinter?<br />
,,Zeitnahe Rechtssicherheit ist für mich<br />
als Unternehmerin ein Mehrwert, den<br />
ich entweder in betriebliche Investitionen<br />
umsetzen oder an meine Mitarbeiter<br />
weitergeben kann'l<br />
Hildegard Eckhardt, Geschäftsführerin<br />
<strong>eck*cellent</strong> lI Braunschweig<br />
Rehm unterstrich, dass schon heute<br />
ein eff izienteres Verwaltungshandeln die<br />
Betriebspruf ungspraxis verbessern könne.<br />
Hierzu gehörten <strong>zum</strong> Beispiel die Vereinbarung<br />
von Prüfungsschwerpunkten sowie<br />
die gezieltere Abstimmung vor Beginn der<br />
Prüfung. Auch durch Zwischenfeststellu<br />
gen und Zwischengespräche könnte die<br />
Transparenz ausgebaut werden.<br />
Am Ende waren sich die Gesprächspartner<br />
einig, dass eine beschleunigte Betriebsprüfung<br />
viele Probleme lösen und<br />
den Unternehmern ein Stück Rechts- und<br />
damit auch Investitionssicherheit zurückgeben<br />
könnte. Sowohl Unternehmer,<br />
deren steuerliche Berater als auch die<br />
Finanzverwaltung profitierten also davon.<br />
Offen blieb jedoch, wann und wie mit<br />
einer Ubertragung des Modells der zeitnahen<br />
Betriebsprüfung auf andere Standorte<br />
begonnen wird. Fragen, die in den nächsten<br />
Monaten zu diskutieren sind.<br />
Der Ablauf einer herkömmlichen Betriebs- scheide für die jeweiligen Jahre geändert. Einvernehmen verzichtet. Der endgültig<br />
prüfung ist vielen Unternehmern nur allzu Neben Steuernachzahlungen kommt noch veranlagte Steuerbescheid wird zeitnah<br />
gut bekannt: Nach Jahren trügerischer eine erhebliche Belastung aus den festge- erstellt. EineVerzinsungsproblematik kann<br />
Ruhe kommt mit der Post eine Prüfungssetzten Zinsen hinzu. Die Verzinsung ist nicht entstehen. Bisher findet das Modell<br />
anordnung des Betriebsstättenfinanzweder<br />
zeitlich begrenzt noch steuerlich der zeitnahen Betriebsprüf ungen allerdings<br />
amtes für die zurückliegenden drei Jahre abziehbar und mit 6 Prozent pro Jahr nicht nur bei Unternehmen statt, die anschluss-<br />
ins Haus. Kurz nach Ablauf der zugestan- gerade marktüblich. Allein der Anteil der geprüft werden, also vornehmlich bei<br />
denen Vorbereitungszeit erscheint der Be- Zinsen betrug 14 Prozent am Mehrergeb- Großbetrieben und Unternehmensgruptriebsprüfer,<br />
um vor Ort mit der Analyse nis aller im Jahr 2007 durchqeführtenpen.<br />
der Buchführung zu beginnen. lm Gepäck Betriebsprüfungen.<br />
Die Vorteile der zeitnahen Betriebs-<br />
führt er immer häufiger die Prüfsoftware Dieser Betriebsprüfungspraxis stellt prüfung liegen auf der Hand: Rechts- und<br />
IDEA, die neue,,Analvse-Waffe" der Finanz- die Finanzverwaltung in verschiedenenPlanungssicherheit<br />
treten mindestens drei<br />
verwaltung. Entweder auf herkömmlicheBezirken,<br />
so auch beim Finanzamt für Jahre früher ein, die Sachverhaltsaufklärun<br />
Art oder durch digitalen Zugriff beginnt der Großbetriebsprüfung Osnabrück, das vereinfacht sich, die Auswertung der Prü-<br />
Betrlebsprüfer nun mit den Grabungen in<br />
der Vergangenheit. Papiere, Daten und<br />
Unterlagen für lange zurückliegende Sach-<br />
Modell der zeitnahen Betriebsprüfungfungsberichte<br />
entfällt, eine verbindliche<br />
gegenüber. Dabei findet die Betriebsprü- Auskunft - seit Dezember 2006 kostenfung<br />
im Jahrestakt und noch vor der Steupflichtig - wird zur Ausnahme, rechtsverhalte<br />
müssen zusammengetragen wererveranlagung statt. Das bedeutet, dass loyales Verhalten der Unternehmen wird<br />
oen.<br />
im Rahmen der Betriebsprüfung noch bestätigt und nicht zulelzl trägt dies zur<br />
Das steuerliche Mehrergebnis der teil- Anderungen in den JahresabschlüssenVerbesserung<br />
des Prüfungsklimas und<br />
weise mehrwöchigen Prüfung steht dabei vorgenommen werden können. Die im An- der Steuerakzeptanz bei<br />
oft in keinem vertretbaren Verhältnis <strong>zum</strong> schluss daran beim Finanzamt eingereich- Aus diesen Gründen bewerten die am<br />
getriebenen Aufwand. Beurteilt die Bete Steuererklärung nebst JahresabschlussModellversuch<br />
teilnehmenden Unternehtriebsprüfung<br />
einen Sachverhalt anders als ist dann bereits geprüft. Auf formale jurismen die zeitnahe Betriebsorüfuno sehr<br />
der Unternehmer, werden die Steuerbe- tische Rechte wird in gegenseitigem positiv.<br />
rf<br />
r0<br />
I 2008<br />
Autorin<br />
Katrin Rolof<br />
IHK Hannover<br />
Tel. (0511)<br />
3101-22A<br />
rolof@hannover.ihk.de