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Das gilt 2009 - confidential — der etwas andere Versicherungsmakler!

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Knigge<br />

<strong>2009</strong><br />

Was ist neu –<br />

was ist veraltet?


Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Impressum<br />

„Der mo<strong>der</strong>ne Knigge: Was ist neu, was ist veraltet?“<br />

VNR Verlag für die deutsche Wirtschaft AG<br />

Eingetragen: Amtsgericht Bonn, HRB 8165<br />

Vorstand: Dipl.-Kfm. Helmut Graf<br />

Herausgeber: Joachim Müller<br />

Projektleitung: Thorsten Otto<br />

Herstellung: Sebastian Gerber, Bonn<br />

Herstellungsleitung: Dipl.-Ing. Monika Graf, Bonn<br />

Satz: PrintDesign GmbH, Chemnitz<br />

Druck: ADN Offsetdruck, Battenberg<br />

Bezug<br />

über VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG<br />

Theodor-Heuss-Sraße 2-4<br />

53177 Bonn<br />

Telefon 0228/9550160<br />

Telfax: 0228/ 3696001<br />

Vervielfältigungen je<strong>der</strong> Art sind nur mit Genehmigung des Verlages<br />

gestattet.<br />

©<strong>2009</strong> Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG<br />

Bonn Berlin Salzburg Zürich Warschau Bukarest Moskau London<br />

Manchester Madrid Johannesburg<br />

u2 www.stil.de


Inhalt<br />

Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Anreden ................................................................................................... 2<br />

Begrüßen ................................................................................................. 4<br />

Briefstil ................................................................................................... 6<br />

Einladungen ............................................................................................ 9<br />

E-Mails ................................................................................................. 10<br />

Handy und Telefon ................................................................................ 12<br />

„Gesundheit“ wünschen ........................................................................ 14<br />

Kirche ................................................................................................... 16<br />

Kleidung & Dresscodes ........................................................................ 17<br />

Restaurant-Regeln und Tischsitten ....................................................... 19<br />

Tanzen ................................................................................................... 30<br />

Trinkgeld ............................................................................................... 31


Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Wie wird ein Priester <strong>2009</strong> richtig angeredet?<br />

Bisherige Regel: Die traditionelle und treffende Anrede für einen Priester<br />

(Pfarrer) war „Hochwürden“, „Hochwürdiger“.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Wenn Sie diese Form in <strong>der</strong> heutigen Zeit noch verwenden,<br />

liegen Sie zwar nicht falsch, gebräuchlicher ist aber die klassische<br />

Möglichkeit, „Herr Pfarrer“ zu sagen beziehungsweise „Sehr geehrter<br />

Herr Pfarrer“ zu schreiben. Ebenso können Sie die Bezeichnung „Herr<br />

Pastor“ beziehungsweise die Anschrift „Sehr geehrter Herr Pastor“ verwenden,<br />

die in manchen Regionen Deutschlands gebräuchlich ist.<br />

Darf ich zu einer Frau noch „Fräulein“ sagen?<br />

Veraltete Regel: Die Anrede „Fräulein“ war bis in die 1980er-Jahre<br />

hinein die gebräuchliche Form für unverheiratete Frauen, unabhängig von<br />

ihrem Alter. Die Unterscheidung Frau und Fräulein war wichtig:<br />

Die verheiratete Frau hatte gesellschaftlich einen höheren Status als die<br />

unverheiratete. Auch heute begegnet uns die Anrede „Fräulein“ noch im<br />

mündlichen Gebrauch – denken Sie nur an Kellnerinnen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Junge und unverheiratete Frauen werden heutzutage<br />

nicht mehr mit „Fräulein“ angesprochen o<strong>der</strong> angeschrieben, verwenden<br />

Sie stattdessen das Wort „Frau“ (gleichgültig ob verheiratet<br />

o<strong>der</strong> nicht). Einzige Ausnahme: Wenn eine Frau darauf besteht – was<br />

gerade bei älteren Damen <strong>der</strong> Fall sein kann –, als Fräulein angeredet zu<br />

werden.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Ist es ein Zeichen von Höflichkeit, wenn ich im<br />

Gespräch den Namen meines Gegenübers so oft<br />

wie möglich wie<strong>der</strong>hole?<br />

Veraltete Regel: Es galt als Zeichen <strong>der</strong> Aufmerksamkeit, den Namen des<br />

Gegenübers so oft wie möglich zu wie<strong>der</strong>holen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Diese Regel ist mittlerweile veraltet. Es stimmt zwar<br />

immer noch, dass <strong>der</strong> eigene Name die liebste Vokabel eines jeden<br />

Menschen ist. Jedoch:<br />

Neue Regel <strong>2009</strong>: Drei Mal genügt!<br />

Benutzen Sie den Namen Ihres Gegenübers, übertreiben Sie dabei jedoch<br />

nicht. Wenn Sie den Namen jeweils einmal<br />

• zur Begrüßung,<br />

• in <strong>der</strong> Mitte des Gesprächs und<br />

• bei <strong>der</strong> Verabschiedung<br />

nennen, genügt das vollkommen.<br />

Wie wird ein Bischof heutzutage richtig<br />

angeredet?<br />

Bisher galt: Die traditionelle und korrekte Anrede für einen Bischof ist<br />

„Exzellenz“.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Gebräuchlicher und vor allem mo<strong>der</strong>ner ist heutzutage<br />

die Anrede „Herr Bischof“ beziehungsweise „Sehr geehrter Herr<br />

Bischof“. Doch auch mit <strong>der</strong> Möglichkeit „Exzellenz“ liegen Sie nicht<br />

falsch.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Ist es richtig, dass Frauen bei <strong>der</strong> Begrüßung<br />

aufstehen?<br />

Veraltete Regel: Frauen durften früher aus pragmatischen Gründen bei<br />

<strong>der</strong> Begrüßung sitzen bleiben. Bei gesellschaftlichen Anlässen waren sie<br />

oft in lange Ballklei<strong>der</strong> mit Korsagen und zahlreichen Unter röcken<br />

gehüllt. In dieser Kleidung war es schwierig bis un möglich, sich ohne<br />

fremde Hilfe vom Stuhl zu erheben.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Heute, im Jahr <strong>2009</strong>, steht die Frau zum Gruß auf. Es<br />

ist ein Zeichen <strong>der</strong> Wertschätzung, dass Menschen sich füreinan<strong>der</strong> erheben.<br />

Außerdem ist es gerade im Business ein großer Vorteil, sich „auf<br />

einer Augenhöhe“ zu begegnen.<br />

Darf ich <strong>2009</strong> bei <strong>der</strong> Begrüßung die Handschuhe<br />

anlassen?<br />

Bisher galt: Vielleicht haben Sie noch gelernt, dass man den Hand schuh<br />

zur Begrüßung auszieht. Genau wie die Geste, den Hut zu ziehen, hat auch<br />

diese Umgangsform eine tiefere Bedeutung. Zu Ritterzeiten zeigte man,<br />

dass man in Frieden kam, indem man den Helm abnahm o<strong>der</strong> den<br />

Kettenhandschuh auszog. Deswegen empfinden es – insbeson<strong>der</strong>e ältere<br />

Menschen – immer noch als höflich, den Handschuh zur Begrüßung auszuziehen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Sie könnten einen unangenehmen Eindruck hinterlassen,<br />

wenn Sie sich nicht die Mühe machen, den Handschuh abzulegen. Es<br />

ist zudem viel angenehmer, direkten Kontakt zu haben und eine warme<br />

Hand zu schütteln, statt nur einen Le<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Wollhandschuh zu berühren.<br />

Einzige Ausnahme: Gehört ein feiner Seiden- o<strong>der</strong> Satin handschuh<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

zum Abendkleid, dürfen Sie diesen als Dame anbehalten und müssen ihn<br />

nicht zur Begrüßung ausziehen.<br />

Muss ich beim Grüßen die Hand reichen o<strong>der</strong><br />

reicht ein „Guten Tag“?<br />

<strong>Das</strong> <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Die Formen <strong>der</strong> Begrüßung haben sich in den letzten<br />

Jahrzehnten stark verän<strong>der</strong>t, die Hand wird zur Begrüßung seltener<br />

gereicht. Doch zumindest bei Erstkontakten, wenn Sie einan<strong>der</strong> vorgestellt<br />

werden, sollte die Begrüßung per Handschlag Standard sein.<br />

Außerdem gibt es noch regionale Beson<strong>der</strong>heiten: Prinzipiell lässt sich<br />

sagen, dass man sich in Ostdeutschland öfter die Hand reicht als in<br />

Westdeutschland.<br />

Darf man von Ihnen als Gast verlangen, dass Sie<br />

Ihre Schuhe ausziehen?<br />

Veraltete Regel: Aus Achtung vor ihren Gastgebern haben die Damen<br />

und Herren sich von Kopf bis Fuß adrett gekleidet. Es war zu damaliger<br />

Zeit nie ein Thema, die Schuhe am Hauseingang auszuziehen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Nehmen Sie am Wohnungseingang schon eine Reihe<br />

von Hausschuhen zur Kenntnis, können Sie sich eigentlich Ihren Teil denken.<br />

Wenn Sie auf dem Weg zum Gastgeber durch Schneematsch o<strong>der</strong><br />

Baustellenschmutz gewatet sind, Ihre Pfennigabsätze den Parkettboden<br />

ruinieren würden, die Gastgeber Sie ausdrücklich darum bitten – ziehen<br />

Sie Ihre Schuhe aus. Ob Sie dann lieber barfuß, in Strümpfen o<strong>der</strong> in<br />

fremden Pantoffeln gehen, bleibt Ihnen überlassen. Denken Sie daran:<br />

Ihre Füße sollten selbstverständlich gepflegt und die Socken sollten loch-<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

frei sein. Knigge-Empfehlung: Die Schuhe auszuziehen gehört traditionell<br />

nicht zu unserer Kultur. Machen Sie sich bei lockeren Einladungen jedoch<br />

darauf gefasst, dass so eine Auffor<strong>der</strong>ung folgen kann.<br />

Darf ein Brief mit „Ich“ beginnen?<br />

Veraltete Regel: Ein „Ich“ am<br />

Briefanfang sollte vermieden werden,<br />

da es als schlechter Stil und egozentrisch<br />

galt.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Diese altmodische<br />

Vorgabe hat oft zu umständlichen<br />

und schwer verständlichen<br />

Formulierungen geführt. Es ist heutzutage<br />

kein Fauxpas mehr, einen<br />

Brief mit dem Wort „Ich“ zu beginnen.<br />

Statt „Zum Geburtstag gratuliere<br />

ich Ihnen“ dürfen Sie unkompliziert<br />

schreiben: „Ich gratuliere Ihnen zum<br />

Geburtstag.“ Sie sollten aber vermeiden,<br />

die Mehrzahl Ihrer Sätze damit<br />

zu beginnen.<br />

Stimmt es, dass die Schlussformel „Mit freundlichen<br />

Grüßen“ bei <strong>der</strong> Geschäftspost veraltet<br />

ist?<br />

Veraltete Regel: Es war die gängige Schlussformel bei <strong>der</strong> Geschäfts post.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Wollen Sie ein sehr seriöses Geschäftsimage, ist<br />

gegen diesen Gruß nichts einzuwenden. Doch mo<strong>der</strong>ner und kreativer<br />

und vor allem herzlicher sind da an<strong>der</strong>e Grußformen wie beispielsweise:<br />

„Für heute grüßt Sie freundlich“ o<strong>der</strong> „Mit freundlichen Grüßen aus<br />

Bonn“.<br />

Es soll bestimmte Formulierungen bei<br />

Geschäftsbriefen geben, die überholt sind!<br />

Welche sind das?<br />

Veraltete Formulierungen: Es war üblich und standardgemäß, zum<br />

Beispiel „in <strong>der</strong> Anlage finden Sie ...“, „anliegend sende ich ...“, „beigefügt<br />

erhalten Sie ...“, „untenstehend lesen Sie ...“ zu verwenden.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Gerade die oben genannten „Altertümer“ machen<br />

auch inhaltlich keinen Sinn. Denn wo sollen die Empfänger dieser<br />

Ausdrücke zum Beispiel bei <strong>der</strong> Formulierung: „in <strong>der</strong> Anlage finden<br />

Sie ...“ bitte suchen? In <strong>der</strong> nächstliegenden Parkanlage? O<strong>der</strong> vielleicht<br />

in <strong>der</strong> firmeneigenen Heizungsanlage? Wenn überhaupt, müsste es „Als<br />

Anlage ...“ heißen. Ein korrekter Satz wie „Mit diesem Schreiben erhalten<br />

Sie ...“ ist weitaus mo<strong>der</strong>ner.<br />

Ist „Herrn und Frau Peter Boss“ in Deutschland<br />

noch die gängige Variante, wenn man ein<br />

Ehepaar anschreibt?<br />

Veraltete Regel: <strong>Das</strong> Ehepaar wurde stets zusammen angeschrieben:<br />

„Herrn und Frau Peter Boss“.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Heutzutage schreibt man jede Person einzeln an:<br />

„Herrn Peter und Frau Anja Boss“ o<strong>der</strong> „Herrn Peter Boss und Frau Anja<br />

Boss“.<br />

Welche Ausdrücke verwende ich in einem<br />

Glückwunsch zur standesamtlichen Hochzeit<br />

eines gleichgeschlechtlichen Paares?<br />

<strong>Das</strong> <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Neu ist, dass man gleichgeschlechtlichen Paaren überhaupt<br />

zur Hochzeit gratuliert. Die standesamtliche Trauung steht beispielsweise<br />

in Deutschland, Schweiz und Dänemark homosexuellen Paaren offen.<br />

Im allgemeinen Sprach gebrauch wird in einem solchen Fall zwar von<br />

„Hoc hzeit“ und „Ehe“ ge sprochen. Diese Aus drü cke je doch in einem<br />

Glück wunsch zu verwenden ist nicht empfehlenswert. Zu mindest würde<br />

<strong>der</strong> Ge brauch dieser Wörter auf Gedanken losigkeit schließen lassen.<br />

Außerdem entsprechen sie nicht dem Terminus <strong>der</strong> Standes ämter. Dort<br />

wird durchgängig von <strong>der</strong> „Begründung einer Lebens partnerschaft“<br />

gesprochen und geschrieben. Deshalb ist es sinnvoll, sich dieser Form bei<br />

einem solchen Glückwunsch anzuschließen. „Begründung“ klingt allerdings<br />

ziemlich nach<br />

Amtsdeutsch. Eine For -<br />

m u lie rung wie „Wir<br />

gratulieren (herzlich)<br />

zur Grün dung Ihrer<br />

Lebens part nerschaft“<br />

wirkt weniger „amtlich“.<br />

Trotzdem bleibt<br />

„Begründung“ natürlich<br />

korrekt.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Ist es meine Pflicht, als Gast nach einer<br />

Veranstaltung eine schriftliche Danksagung zu<br />

verschicken?<br />

Veraltete Regel: Früher war es korrekt, einen Brief zu schreiben und per<br />

Post zu versenden, wenn man sich für eine gelungene Veranstaltung be -<br />

danken wollte.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Neu ist, dass Sie Ihren Dank bei lockeren und alltäglichen<br />

Anlässen auch per E-Mail o<strong>der</strong> SMS versenden dürfen. Zu beachten<br />

ist hierbei aber auch die Art und Weise, wie die Einladung erfolgte.<br />

Lediglich bei förmlichen Anlässen <strong>gilt</strong> nach wie vor: Greifen Sie zum<br />

Briefbogen o<strong>der</strong> zur Dankeskarte.<br />

Welchen Antwortweg soll ich wählen, wenn auf<br />

einer Einladung keine Antwortmöglichkeiten an -<br />

gegeben sind und ich nicht unhöflich sein will?<br />

Veraltete Regel: Grundsätzlich galt hier: Man wollte so höflich wie<br />

mlöglich sein und antwortete stets schriftlich.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: „Der große Knigge“ empfiehlt, dass Sie sich daran<br />

orientieren, auf welche Art und Weise eine Einladung erfolgt. Sind auf <strong>der</strong><br />

Einladung mehrere Möglichkeiten genannt, zum Beispiel eine Telefon-,<br />

eine Handy- und/o<strong>der</strong> eine Faxnummer sowie eine E-Mail-Adresse, haben<br />

Sie freie Wahl, welchen <strong>der</strong> Wege Sie bevorzugen, ohne dass es unhöflich<br />

erscheint. Sind Postadresse und Faxnummer genannt, bedeutet dies: Es<br />

wird eine schriftliche Antwort gewünscht – kein Telefonat.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Darf ich vor dem Ehrengast den Raum verlassen?<br />

Veraltete Regel: Vor dem Ehrengast gehen? Eine Unverschämtheit!<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Die Regel, dass ein Gast den Raum nicht vor dem<br />

Ehrengast verlassen soll, <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong> zwar noch bei hochoffiziellen An -<br />

lässen, im Alltag aber nicht mehr grundlegend. Wer einen sehr guten<br />

Grund hat und dringend aufbrechen muss, darf das heutzutage – auch vor<br />

dem Ehrengast.<br />

Noch lockerer sind die Regeln für den Ehrengast. Als geladener Ehrengast<br />

haben Sie das Son<strong>der</strong>recht, die Tafel gegebenenfalls eher zu verlassen als<br />

alle an<strong>der</strong>en.<br />

Ist es unhöflich, wenn am Ende einer E-Mail jetzt<br />

plötzlich alle Geschäftsangaben stehen?<br />

Veraltete Regel: Standard und korrekt<br />

war früher nur eine Schluss-Grußformel<br />

wie „Mit freundlichen Grüßen“ etc. Ein<br />

Austausch von Geschäftsangaben war<br />

we<strong>der</strong> vorhanden noch vorgeschrieben.<br />

Und das <strong>gilt</strong> in <strong>2009</strong>: Wenn Sie mit einem<br />

Geschäftspartner E-Mails austauschen,<br />

tauchen selbst bei kurzen Mails am Ende<br />

<strong>der</strong> Mail seit kurzem immer alle Angaben<br />

wie Firmensitz, Eintrag ins Handels -<br />

register, Ge schäfts füh rung und so weiter<br />

auf, die Sie bislang nur auf gedruckten<br />

Briefen un ter bringen mussten. Ur sache<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

dafür ist eine Än<strong>der</strong>ung im „Gesetz über elek tronische Han delsregister<br />

und Genossen schafts register sowie das Unternehmens register“, das am<br />

1.1.2007 in Kraft getreten ist. Davon be troffen ist jede schriftliche<br />

Mitteilung nach außen. Aber Ach tung: Eine Übermittlung in Form einer<br />

angehängten elektronischen Visiten karte genügt nicht. Die Angaben gehören<br />

an das Ende je<strong>der</strong> E-Mail. Ist dies nicht <strong>der</strong> Fall, kann ein Zwangsgeld<br />

von 5.000 Euro verhängt werden.<br />

Ist es unfreundlich, in E-Mails Abkürzungen zu<br />

verwenden?<br />

Veraltete Regel: Abkürzungen sowie Smileys waren in <strong>der</strong> E-Mail-<br />

Kommunikation neu, interessant und vor allem gern gesehen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: „Der große Knigge“ empfiehlt Ihnen, keine Abkür -<br />

zungen zu verwenden, we<strong>der</strong> in Briefen noch in E-Mails. Nicht einmal die<br />

wenigen, die allgemein gebräuchlich sind und somit Missver ständ nisse<br />

ausschließen wie „z. B.“ o<strong>der</strong> „usw.“. Außerdem sollte jede E-Mail zur<br />

heutigen Zeit mit einer Anrede versehen sein, denn es ist genauso wie in<br />

einem Brief unhöflich, darauf zu verzichten. Auf Smileys und weitere<br />

Emoticons sollten Sie in förmlichen E-Mails ebenso verzichten.<br />

Gelten im Berufsleben strengere Regeln für<br />

den Gebrauch von E-Mails als bei <strong>der</strong> privaten<br />

E-Mail-Korrespondenz?<br />

Veraltete Regel: Es wurde im Wesentlichen nicht zwischen privaten und<br />

geschäftlichen „Regeln“ unterschieden.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Die E-Mail ist als Geschäftsbrief anzusehen, in dem<br />

Anrede und Grußformel nicht fehlen sollten. Und: Denken Sie bitte an<br />

Tippfehler, denn sie sind unhöflich. Lesen Sie deshalb vor dem<br />

Abschicken jede E-Mail noch einmal in Ruhe durch.<br />

Wie verhalte ich mich <strong>2009</strong> mit dem Störfaktor<br />

Nr. 1 – dem Handy – richtig?<br />

<strong>Das</strong> <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Heutzutage wird auf einen rücksichtsvollen Umgang mit<br />

dem Handy großer Wert gelegt, sei es im Zug und/o<strong>der</strong> Restaurant.<br />

Gerade im Restaurant sollten Sie Anwesende nicht zugunsten nicht<br />

Anwesen<strong>der</strong> vernachlässigen.<br />

Ist es unhöflich, sich<br />

am Handy mit „Hallo“<br />

statt mit dem Namen zu<br />

melden?<br />

<strong>Das</strong> <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Empfehlenswert ist ein<br />

„Hallo“ nicht. Laut einer „Der grosse<br />

Knigge“-Reprä sentati v umfrage finden das<br />

gut die Hälfte <strong>der</strong> Deutschen unangenehmen<br />

bis sehr unangenehm. Falls Sie Ihr<br />

Handy nicht ausschließlich privat nutzen,<br />

also auch geschäftliche Telefo nate auf<br />

dem Handy annehmen, ist das Mel den<br />

ohne Namen nicht zu empfehlen. Also:<br />

Nennen Sie Ihren vollen Namen bitte!<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Wer ruft erneut an, wenn ein Telefonat unterbrochen<br />

wurde?<br />

Veraltete Regel: Es war oft unklar, wer nach einem unterbrochenen<br />

Gespräch wie<strong>der</strong> anruft.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: „Der große Knigge“ empfiehlt für <strong>2009</strong>: Immer die<br />

Person, die den Telefonkontakt begonnen hat, erneuert ihn nach einer<br />

technischen Panne.<br />

Zusatz-Tipp für Handys: Vereinbaren Sie vorher, wer versucht, bei einer<br />

„wackeligen Leitung“ die Verbindung wie<strong>der</strong>herzustellen. Dies beispielsweise<br />

Kundinnen o<strong>der</strong> Kunden direkt anzubieten ist guter Service und<br />

empfehlenswert.<br />

Was <strong>gilt</strong> alles als Handy-Tabuzone?<br />

Veraltete Regel: Zu Zeiten, als das Handy als Statussymbol galt, wurde<br />

oft rund um die Uhr und überall telefoniert.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Neuerdings unterscheidet man uneingeschränkte<br />

gesetzliche und gesellschaftliche Handy-Tabuzonen.<br />

Die uneingeschränkten gesetzlichen Handy-Tabuzonen sind Kranken häu -<br />

ser und Passagierflugzeuge. Seit dem 1. April 2004 auch das Auto, wo Sie<br />

nur noch über eine Freisprechanlage telefonieren dürfen – an sons ten liegt<br />

das Bußgeld bei 40 Euro, zuzüglich einem Punkt in Flens burg.<br />

Die gesellschaftlichen Handy-Tabuzonen sind unter an<strong>der</strong>em Theater,<br />

Kino, beim Gottesdienst o<strong>der</strong> auf einer Beerdigung. Also hier: Han dy aus,<br />

auch wenn kein Verbotsschild dort hängt – denn allerorts, wo sich viele<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Menschen eigentlich mit an<strong>der</strong>en Dingen beschäftigen wol len als einem persönlichen<br />

Telefonat, sollte man dieses eben unterlassen.<br />

Trage ich mein Handy heutzutage noch in einer<br />

Gürteltasche an meiner Hose?<br />

Veraltete Regel: Sicherlich sehr angebracht und komfortabel.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: „Der große Knigge“ empfiehlt: Die Handys sind heutzutage<br />

so klein und passen somit in jede Handtasche o<strong>der</strong> Jacken- und<br />

Hosentasche. Es ist also nicht mehr zeitgemäß und vor allem nicht elegant<br />

und mo<strong>der</strong>n. Also: Handy weg vom Gürtel!<br />

Welchen Klingelton sollte mein Handy haben?<br />

<strong>Das</strong> <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Heutzutage gibt es keinen Klingelton, den es nicht gibt:<br />

Von lauter Rockmusik, Glockenläuten bis hin zu muhenden Kühen.<br />

Verzichten Sie auf merkwürdige Töne als Handy-Ton. Denn es <strong>gilt</strong> <strong>der</strong><br />

Grundsatz: „Zeige mir, wie dein Handy sich meldet, und ich sage dir, wer<br />

du bist.“ Stellen Sie sich nur einmal vor, das Handy Ihres Anlageberaters<br />

lässt „I want your money. I want it now“ ertönen. Also: Für den Handy-<br />

Ton <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Weniger ist mehr!<br />

Darf ich heute jemandem, <strong>der</strong> niest, noch<br />

„Gesundheit“ wünschen?<br />

Veraltete Regel: Es war in Zeitschriften und Büchern zu lesen, sogar im<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

TV hörte man es immer wie<strong>der</strong>, man solle wie<strong>der</strong> immer und überall<br />

„Gesundheit“ wünschen.<br />

Die Antwort: Nein, das stimmt nicht! Sie kennen sicherlich auch den Typ<br />

Mensch, <strong>der</strong> mittags überall – sogar vor den WC-Räumen – lauthals<br />

„Maaahlzeit“ wünscht. Sobald jemand niest, nutzt ein solcher Zeitgenosse<br />

den Vorfall, um mit tiefer Stimme und Militärston unüberhörbar<br />

„Gesundheit“ zu rufen – so dass alle Anwesenden zusammenzucken.<br />

Damit setzt er sich selbst sowie den Geräuschverursacher effektvoll „in<br />

Szene“. Warum sollte dies höflich sein? Wir wünschen doch auch we<strong>der</strong><br />

„Verdauung“,wenn jemand rülpst o<strong>der</strong> pupst, noch „Schlaf“, wenn<br />

jemand gähnt.<br />

Viel stilvoller ist es, solche ungewollten Körperreaktionen zu übergehen.<br />

Vielen Menschen die unter Heuschnupfen o<strong>der</strong> Allergien leiden ist es<br />

außerdem unangenehm, durch ihr Leiden Aufmerksamkeit zu erregen.<br />

Auch in Besprechungen und bei Vorträgen ist ein Gesundheitswunsch störend.<br />

Es gibt allerdings Ausnahmen von dieser<br />

Regel. Manchmal entsteht eine peinliche<br />

Stille, wenn <strong>der</strong> eine laut niest und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

schweigt. Einige Menschen kennen die<br />

Etikette-Regeln nicht und erwarten sogar<br />

einen Gesundheitswunsch. In solchen<br />

Ausnahmesituationen ist es sinnvoll, die<br />

körperliche Befindlichkeit Ihres Gegenübers<br />

zu kommentieren und das unangenehme<br />

Schweigen zu beenden. Stilvoller als dem<br />

an<strong>der</strong>en nur das Fragment eines guten<br />

Wunsches – wie „Gesundheit“ o<strong>der</strong><br />

„Maaahlzeit“, „Morgen“, „Tach auch“ – entgegenzuschleu<strong>der</strong>n,<br />

ist allerdings die<br />

Ein Gesundheits-Wunsch ist häufig<br />

störend.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Ausformulierung eines ganzen Satzes. Zum Beispiel: „<strong>Das</strong> hört sich an,<br />

als hätten Sie sich erkältet. Ich wünsche Ihnen gute Besserung.“ So können<br />

Sie außerdem einen Small Talk einleiten und auf angenehme und<br />

geschickte Weise ein Gespräch beginnen.<br />

Darf ich <strong>2009</strong> in <strong>der</strong> Kirche klatschen?<br />

Veraltete Regel: Bitte? In <strong>der</strong> Kirche klatschen? Eine Frechheit.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Ja, Sie dürfen. Letztes Jahr gab <strong>der</strong> Medienverband<br />

<strong>der</strong> evangelischen Kirche im Rheinland einen „Kirchen-Knigge“ heraus.<br />

Die Botschaft: Es besteht kein generelles Verbot, in einer Kirche zu klatschen.<br />

Nur während <strong>der</strong> Liturgie sollten Sie darauf verzichten, da dies die<br />

Konzentration und die geistliche Atmosphäre stören würde. Klatschen sei<br />

„<strong>der</strong> körperliche Ausdruck für Amen“, so heißt es im „Kirchen-Knigge“.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Darf ich Geld aus dem Klingelbeutel wechseln,<br />

wenn ich nur große Scheine dabeihabe?<br />

Veraltete Regel: Früher sollten sich Christen an <strong>der</strong> Bibel orientieren und<br />

ihren Zehnten für das Reich Gottes geben (10% des Einkommens stehen<br />

Gott zu). Um keine schiefen Blicke <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en zu ernten und Gott gehorsam<br />

zu sein, achtete man darauf, was beziehungsweise wie viel man gab.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Daran sollten Sie sich nicht mehr orientieren. Unsere<br />

Empfehlung: Lassen Sie den Klingelbeutel lieber an sich vorbeigehen,<br />

anstatt dass Sie Geld wechseln. <strong>Das</strong> können Sie nach dem Gottesdienst in<br />

Ruhe in <strong>der</strong> Sakristei tun.<br />

Muss ich beim Gottesdienst auf eine bestimmte<br />

Klei<strong>der</strong>ordnung achten?<br />

Veraltete Regel: Es wurde sehr darauf geachtet, zum Gottesdienst im<br />

„Sonntagsstaat“ zu erscheinen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Der „Kirchen-Knigge“ des Medienverbands <strong>der</strong> evangelischen<br />

Kirche im Rheinland sagt dazu: „Egal ob in Disco- o<strong>der</strong><br />

Motorrad-Anzug, mit Bauchnabel-Piercing, Glatze o<strong>der</strong> Skateboard – alle<br />

dürfen kommen.“<br />

Dürfen Damen bei einer Hochzeitsfeier Schwarz<br />

tragen?<br />

Früher korrekt: Weibliche Gäste durften bei einer Hochzeitsfeier keine<br />

schwarze Kleidung tragen. Schwarz war <strong>der</strong> Trauer vorbehalten.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Entwarnung: Schwarz ist eine wichtige Modefarbe<br />

und kann sehr elegant sein. Sie dürfen sich sogar bei Hochzeiten für diese<br />

Farbe entscheiden. Passen Sie allerdings auf, dass das Gesamt-Outfit nicht<br />

farblos und trist wirkt, denn eine Hochzeit ist auch heute noch ein fröhlicher<br />

Anlass. Setzen Sie mit einer Stola, einem Bolero jäckchen, mit<br />

Schuhen, Accessoires, Schmuck o<strong>der</strong> Make-up farbige Ak zente. Dann ist<br />

auch gegen ein schwarzes Kleid nichts einzuwenden. Lediglich in konservativen<br />

Kreisen sollten Sie mit <strong>der</strong> Farbe Schwarz noch vorsichtig sein.<br />

Richtig ist: Die Farbe Weiß ist tabu, sie ist und bleibt einzig und allein <strong>der</strong><br />

Braut vorbehalten.<br />

Sind schwarze Anzüge nur bei Beerdigungen<br />

angebracht?<br />

Früher korrekt: Die Farbe Schwarz ist nur bei Beerdigungen zu tragen,<br />

eine Farbe <strong>der</strong> Trauer.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Diese Regel ist mittlerweile veraltet. Schwarz avanciert<br />

mehr und mehr zur Modefarbe und wird längst nicht mehr mit Trauer<br />

gleichgesetzt. Daher finden schwarze Anzüge in <strong>der</strong> Herrenmode reißenden<br />

Absatz, Hersteller und Käufer wagen sich mehr und mehr an diese<br />

Anzugfarbe heran.<br />

Die Emanzipation schreitet voran: Wenn die Dame ein schwarzes Cha -<br />

nelkostüm o<strong>der</strong> das „kleine Schwarze“ tragen kann, warum sollte diese<br />

Farbe für den Herrn tabu sein? Aber auch hier <strong>gilt</strong>: In konservativen Krei -<br />

sen und Branchen beäugt man den schwarzen Anzug selbstverständlich<br />

noch kritisch. „Der große Knigge“ empfiehlt: Wählen Sie besser gedeckte<br />

Töne, zum Beispiel Anthrazit, Dunkelgrau o<strong>der</strong> Mitter nachtsblau.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Dame o<strong>der</strong> Herr, wer geht beim Restaurant -<br />

besuch voran?<br />

Veraltete Regel: Noch vor wenigen Jahrzehnten war es selbstverständlich,<br />

dass <strong>der</strong> Herr als Vertreter des stärkeren Geschlechts vorangeht.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Im Zuge <strong>der</strong> Emanzipation <strong>der</strong> Frau ist es heute im<br />

Privat- und Berufsleben üblich, dass Frauen, befinden sie sich in <strong>der</strong><br />

Gastgeberrolle, vorangehen.<br />

Ist es stillos, wenn ich mir im Restaurant als Gast<br />

selbst einen Tisch suche?<br />

Veraltete Regel: Es war oft üblich, sich selbst einen Tisch zu suchen und<br />

Platz zu nehmen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Die amerikanische Sitte des „wait to be seated“ wird<br />

heutzutage vermehrt eingeführt, gerade in Mittelklasse-Restaurants. In<br />

Restaurants <strong>der</strong> gehobenen Klasse wird es schon seit einiger Zeit in <strong>der</strong><br />

Tat als stillos betrachtet, wenn ein Gast einfach auf einen Tisch zusteuert.<br />

Warten Sie deshalb besser ab, bis Sie vom Oberkellner o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en<br />

Restaurantfachkraft platziert werden. Manchmal gibt es auch entsprechende<br />

Hinweisschil<strong>der</strong> am Eingang. Schauen Sie sich deshalb auch dort<br />

erst um, um die herrschende Gepflogenheit zu erkunden.<br />

Darf ich meinen Aperitif mit an den Tisch<br />

nehmen?<br />

Veraltete Regel: Ein Aperitif wurde nicht mit an den Tisch genommen.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Bei einem Bankettessen nehmen Sie Ihr Glas nicht<br />

mit an den Tisch. Wenn Sie jedoch á la carte essen und den Aperitif nicht<br />

halb voll an <strong>der</strong> Bar o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Lobby zurücklassen möchten, nehmen Sie<br />

den Aperitif ruhig mit an den Tisch. Noch eleganter ist es, die Servicekraft<br />

zu bitten, den Transport für Sie zu übernehmen.<br />

Wird in einem Sterne-Restaurant nur ein<br />

vollständiges Menü serviert?<br />

Veraltete Regel: Es galt die Regel, dass in einem Sterne-Restaurant nur<br />

ein Menü serviert wird.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Aufgrund <strong>der</strong> geän<strong>der</strong>ten Lebensweisen hat sich diese<br />

Regel überholt. Gehen Sie zum Beispiel erst am späten Abend zum Essen,<br />

kann es ja sein, dass Sie so spät keinen Nachtisch mehr essen und auch<br />

keinen Espresso mehr trinken möchten. <strong>Das</strong> ist vollkommen in Ordnung<br />

und geschultes Personal weiß das und handelt entsprechend.<br />

Welche Art von Wein serviere ich zu welcher<br />

Speise?<br />

Veraltete Regel: Weißer Wein zu hellem Fisch, roter Wein zu dunklem<br />

Fleisch.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Um bei Ihrem Festessen Genuss zu garantieren, müssen<br />

Sie mehr tun, als den Wein nach <strong>der</strong> Farbe auszusuchen! Der Egotrip<br />

in den Weinkeller ist okay, solange Sie Wein nur für sich allein aussuchen.<br />

Sobald Sie die Verantwortung dafür übernehmen, dass an<strong>der</strong>e<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Personen ein Essen genießen, sollten Sie sich mit den Grundregeln <strong>der</strong><br />

Geschmackskorrespondenzen auseinan<strong>der</strong>setzen.<br />

Die Basisregeln lauten so:<br />

1. Beginnen Sie mit jungen und gut gekühlten Weinen.<br />

2. Wählen Sie fruchtige Begleiter zu scharfen Speisen.<br />

3. Säuregeprägte Weine passen zu fetten Speisen.<br />

4. Tanninreiche Tropfen harmonieren mit eiweißreichen Speisen.<br />

5. Süß und Süß gesellt sich gern.<br />

Kann heutzutage auch mit alkoholfreien<br />

Getränken zugeprostet werden?<br />

Knigge-Märchen: Anstoßen darf man nur mit alkoholischen Getränken.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Ein Gerücht, das sich hartnäckig hält und immer<br />

wie<strong>der</strong> Thema ist. Stellen Sie sich eine festlich gedeckte Tafel vor,<br />

<strong>der</strong> Gastgeber erhebt das Glas. Alle Gäste tun es ihm nach bis auf einen:<br />

Es handelt sich um den armen Kerl, <strong>der</strong> noch Auto fahren muss und<br />

sich sogar bereit erklärt hat, die an<strong>der</strong>en Gäste nach Hause zu bringen.<br />

Wäre es stilvoll, diesen einen Gast aus <strong>der</strong> Gemeinschaft auszuschließen,<br />

nur weil er keinen Alkohol trinkt? Ganz sicher nicht. Auch im<br />

Zuge <strong>der</strong> Aufklärungskampagnen „Kein Alkohol am Steuer“ empfiehlt<br />

„Der große Knigge“: Schließen Sie Abstinenzler nicht aus <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft aus! Zuprosten und Anstoßen mit Selters ist nach mo<strong>der</strong>nen<br />

Regeln erlaubt. Na dann „Prost“, „Salute“ o<strong>der</strong> „Cheers“ – mit Sekt o<strong>der</strong><br />

Selters!<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Darf ich die Dekoration an einem Cocktailglas<br />

verzehren?<br />

Veraltete Regel: Falls vorhanden, wurde die Deko nicht gegessen beziehungsweise<br />

war nicht zum Essen vorgesehen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Es passt nicht in unsere Zeit, dass Lebensmittel <strong>der</strong><br />

Etikette wegen weggeworfen werden müssen. Sie dürfen die Dekoration<br />

Ihres Cocktails deshalb essen. Die an<strong>der</strong>en Utensilien wie Holzsticks und<br />

Obst schalen legen Sie bitte auf die mit dem Cocktail erhaltene Serviette,<br />

nicht in den Aschenbecher!<br />

Wie benutze ich <strong>2009</strong> die Serviette korrekt?<br />

<strong>Das</strong> <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Spätestens mit dem Servieren des ersten Gangs sollten Sie<br />

die Serviette so weit öffnen, dass sie halbiert o<strong>der</strong> zu einem Drittel gefaltet<br />

bleibt und auf Ihren Schoß platzieren. <strong>Das</strong> gefaltete Ende <strong>der</strong> Serviette<br />

liegt auf Ihren Knien, die beiden offenen Enden weisen zu Ihren Schoß<br />

hin. Befestigen Sie sie nicht am Gürtel o<strong>der</strong> am Hals! (Ausnahme beim<br />

Umbinden ist das Krebs-Essen.)<br />

Falls Sie sich den Mund abtupfen, benutzen Sie dafür den nach innen<br />

gefalteten Teil <strong>der</strong> Serviette und legen Sie die Serviette danach zur Hälfte<br />

gefaltet wie<strong>der</strong> auf den Schoß zurück. So verbergen Sie eventuelle<br />

Flecken in <strong>der</strong> Serviette. Müssen Sie kurz den Tisch verlassen, legen Sie<br />

die Serviette gefaltet links neben Ihren Teller, wie am Ende eines jeden<br />

Menüs – nicht auf den Stuhl ablegen, wie es in den USA üblich ist. Übrigens:<br />

Die Regeln für Stoffservietten gelten auch für Papierservietten!<br />

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Beginnt ein Menü mit „Guten Appetit“?<br />

Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Veraltete Regel: Es war bei offiziellen Bankettessen nicht üblich, sich<br />

einen „Guten Appetit“ zu wünschen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Die Eröffnung des Essens mit „Guten Appetit“<br />

muss situationsbedingt betrachtet werden. Es war und ist nicht üblich, bei<br />

einem offiziellen Essen (Dinner/Bankett) „Guten Appetit“ zu wünschen.<br />

Dort wird von <strong>der</strong> Gastgeberin das Signal zum Essensbeginn nonverbal<br />

gegeben, indem sie zum Besteck greift. Dies <strong>gilt</strong> bei Einladungen seitens<br />

eines Paa res sowie einer einzelnen Dame. Gibt es einen Single-Gastgeber,<br />

übernimmt er nach mo<strong>der</strong>nen Umgangs formenregeln selbstverständlich<br />

diesen Part.<br />

Im Freundes- und Familienkreis <strong>gilt</strong> es hingegen nicht als stillos, wenn<br />

Einladende Ihren Gästen „Guten Appetit“ wünschen. Ebenso können sich<br />

beispielsweise Teammitglie<strong>der</strong> in einer Kantine gegenseitig gern diesen<br />

Wunsch übermitteln. Als Gast aber sagen Sie bitte nicht von sich aus<br />

„Guten Appetit“.<br />

Dürfen Sie im Restaurant vom Teller Ihrer<br />

Partnerin/Ihres Partners probieren?<br />

<strong>Das</strong> <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: <strong>Das</strong> hängt von <strong>der</strong> Art des Restaurants ab. In <strong>der</strong> gehobenen<br />

Gastronomie wird gar nicht vom Teller des Tischnachbarn gekostet.<br />

Da man sich dort so viel Mühe mit <strong>der</strong> Form macht, wäre es ein Affront,<br />

nach Belieben die Teller zu tauschen. Es <strong>gilt</strong> die Regel: Eingedecktes<br />

Geschirr wird vom Gast nicht verrückt.<br />

Akzeptabel ist es, den Kellner bereits bei <strong>der</strong> Bestellung um Rat und z. B.<br />

um einen Extrateller zu bitten. In einfachen Lokalen wird ver mutlich<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

niemand Anstoß daran nehmen, wenn Sie einen Pro bierhappen Ihres<br />

Gerichts auf den Salat- o<strong>der</strong> Brotteller legen und Ihren Partner kosten lassen<br />

o<strong>der</strong> sich seine Gabel geben lassen und ein Stückchen Fleisch als<br />

Probier happen für ihn aufspießen.<br />

Darf ich Hähnchenschenkel mit <strong>der</strong> Hand essen?<br />

Knigge-Märchen: Alles, was fliegt, darf mit <strong>der</strong> Hand gegessen werden.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Hähnchenschenkel werden im Restaurant mit Messer<br />

und Gabel gegessen. Eine Ausnahme stellen lediglich Schnell restaurants<br />

und „Hähnchenbuden“ dar.<br />

Darf ich Suppenteller kippen?<br />

Veraltete Regel: Vielleicht haben Sie auch gelernt, es gehört nicht zur feinen<br />

Tischsitte, den Suppenteller zu kippen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> für <strong>2009</strong>: <strong>Das</strong> hat sich geän<strong>der</strong>t. Sie dürfen heute den Teller<br />

zu sich hin – o<strong>der</strong> von sich wegkippen, ohne dass Sie dabei einen Stil -<br />

fehler begehen. Von sich wegkippen ist allerdings die sicherere Variante.<br />

Darf ich kleinere Suppentassen <strong>2009</strong><br />

ausschlürfen?<br />

Veraltete Regel: Hier galt, das „Auschlürfen“ gehörte ebenso wie das<br />

Kippen nicht zur feinen Tischsitte.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Den Suppenrest in einer Tasse (ohne Einlage) dürfen<br />

Sie austrinken, da <strong>der</strong> letzte Rest aus einer Suppentasse warm, wenn nicht<br />

sogar heiß, am besten schmeckt. Aber immer daran denken, wir sprechen<br />

hier von einer handlichen, kleinen Sup pentasse und nicht von einem<br />

Suppenteller. (Fassen Sie dazu die Tasse also am linken Henkel (Ohr) mit<br />

einer Hand o<strong>der</strong> nehmen Sie beide Hände an beide Ohren.)<br />

Darf ich nachwürzen o<strong>der</strong> <strong>gilt</strong> das eher als<br />

unhöflich?<br />

<strong>Das</strong> <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Salz hat nicht nur mit gutem Geschmack, son<strong>der</strong>n auch<br />

<strong>etwas</strong> mit guten Manieren zu tun. Und Menschen mit guten Manieren, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Feinschmecker, unterscheiden sich von an<strong>der</strong>en auf den ersten<br />

Blick durch ihren sensiblen Umgang mit Salz. Was Sie grundsätzlich nicht<br />

machen sollten: Bevor Sie eine Speise überhaupt gekostet haben, schon<br />

zum Salzstreuer greifen und die dargebotene Speise nachsalzen. Richtig<br />

ist zwar: Gute Köche gehen sparsam mit Salz um – denn während ein<br />

Nachsalzen immer möglich ist, ist ein „Entsalzen“ nahezu ausgeschlossen.<br />

Dennoch heißt die Etikette-Regel: Erst kosten, dann eventuell nachsalzen!<br />

Darf ich mein Frühstücksei mit dem Messer<br />

„köpfen“?<br />

Veraltete Regel: <strong>Das</strong> Messer wurde als bedrohlich angesehen und deshalb<br />

wurde das Ei nicht mit dem Messer „geköpft“, son<strong>der</strong>n mit einem<br />

Löffel abgeklopft und die Schale abgehoben. Des Weiteren sollten Eier<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

damals nicht mit dem unlegierten Messer in Berührung kommen, damit<br />

dieses nicht schwarz anlief.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Heute sind die meisten Messer aus Chromargan und<br />

laufen nicht mehr an. Wer die Technik beherrscht, darf Eier heutzutage<br />

vorsichtig „köpfen“. Gerade bei ganz frischen Eiern ist es nämlich<br />

schwierig, die Schale vom Ei zu lösen.<br />

Verhalte ich mich richtig o<strong>der</strong> falsch, wenn ich im<br />

Restaurant den Servicekräften beim Abräumen<br />

o<strong>der</strong> Servieren helfe?<br />

Veraltete Regel: Es war ein Fauxpas, das Geschirr anzureichen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Ist deutlich erkennbar, dass eine Servicekraft ein<br />

Geschirrteil gar nicht erreichen o<strong>der</strong> ein Tellergericht nicht servieren<br />

kann, dann ist die Hilfe eines Gastes eine willkommene freundliche Geste.<br />

Aber in den meisten Fällen ist es besser, wenn Sie sich rundum bedienen<br />

lassen, denn Sie bringen mit Ihrer „Hilfe“ nur die professionellen Abläufe<br />

des Personals durcheinan<strong>der</strong>. Völlig tabu ist es in <strong>der</strong> Gas tronomie,<br />

Geschirr zu stapeln und an <strong>der</strong> Tischkante zusammenzuschieben.<br />

Darf ich im gehobenen Restaurant nach <strong>der</strong><br />

„Toilette“ fragen?<br />

Veraltete Regel: Begriffe wie Toilette o<strong>der</strong> Ähnliches wurden nicht ausgesprochen,<br />

son<strong>der</strong>n nur umschrieben.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Die Begriffe „Toilette“ o<strong>der</strong> „WC“ sind passabel, Sie<br />

müssen heutzutage keine gestelzten Um schrei bungen wählen. Sie sollten<br />

lediglich nicht am Tisch o<strong>der</strong> während des Essens nach dem stillen Örtchen<br />

fragen, son<strong>der</strong>n sich besser vom Tisch erheben. Ebenfalls empfehlenswert<br />

ist die Frage: „Wo kann ich mir die Hände waschen?“ In <strong>der</strong><br />

durchschnittlichen Gastronomie wird man Ihnen jedoch auf diese Frage<br />

oft antworten: „Die Toiletten sind hinten links ...“<br />

Wie ist meine Armhaltung beim Essen richtig?<br />

Veraltete Regel: Korrekt war, nur die Handflächen, also die Arme bis<br />

zum Handgelenk, auf den Tisch abzulegen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Der deutsche Knigge-Rat empfiehlt: Sie dürfen Ihre<br />

Unterarme auf dem Tisch ablegen. Aber denken Sie bitte daran: ablegen,<br />

nicht auf den Ellenbogen abstützen!<br />

Darf ich mir am Buffet mehrmals Nachschlag<br />

holen?<br />

Veraltete Regel: Es galt als unfein, öfter als zweimal zum Buffet zu<br />

gehen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> heute: Viele einstmals sehr strikte „Regeln“ im Umgang<br />

miteinan<strong>der</strong> haben sich stark gelockert, sind jetzt dem täglichen<br />

Leben mehr angepasst, sind „menschlicher“ geworden – oft auch ehrlicher.<br />

„Der große Knigge“ empfiehlt: Es ist stilvoller, wenn Sie sich<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

mehrmals am Buffet bedienen, als dass Sie sich den Teller randvoll pa -<br />

cken!<br />

Stimmt es, dass nach Beendigung des Essens das<br />

Besteck auf „halb sieben“ abgelegt werden soll<br />

zum Zeichen, dass es nicht geschmeckt hat?<br />

Knigge-Märchen: Ein Gast signalisiert durch seine Bestecksprache, dass<br />

ihm das Essen nicht geschmeckt hat.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Nein, das stimmt nicht. Nach dem Essen wird das<br />

Besteck schräg rechts unten – etwa auf „halb fünf“, wenn Sie sich den<br />

Teller als Uhr vorstellen – abgelegt. Und zwar unabhängig davon, ob es<br />

Ihnen geschmeckt hat o<strong>der</strong> nicht. Den Gastgebenden durch verschiedene<br />

Besteckpositionen zu signalisieren, ob das Essen als gut o<strong>der</strong> schlecht<br />

beurteilt wird, wäre äußerst unhöflich.<br />

Darf ich mir heutzutage Essen einpacken lassen,<br />

wenn ich mein Gericht nicht aufesse?<br />

<strong>Das</strong> <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Essen <strong>der</strong> Etikette wegen wegwerfen zu müssen, passt<br />

nicht in unsere Zeit. In immer mehr Restaurants ist es „keine Schande<br />

mehr“, nach einem sogenannten Doggy-Bag zu fragen, also darum zu bitten,<br />

die halbe Pizza o<strong>der</strong> das halbe Hähnchen, die o<strong>der</strong> das man nicht<br />

geschafft hat, in <strong>der</strong> Küche einpacken zu lassen, um es mitzunehmen.<br />

Doch in gehobenen Restaurants ist <strong>der</strong> Doggy-Bag immer noch nicht gern<br />

gesehen – und gehört dort auch nicht hin.<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

Wer übernimmt nach einem Restaurantbesuch<br />

die Rechnung?<br />

Veraltete Regel: Grundsätzlich zahlt <strong>der</strong>, <strong>der</strong> zum Essen eingeladen hat.<br />

Lädt <strong>der</strong> Herr die Dame ein, zahlt er auch die Rechnung.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Wenn <strong>der</strong> Ober die Karten gereicht hat, kann <strong>der</strong><br />

Mann, <strong>der</strong> nicht die erste gemeinsame Rechnung allein zahlen möchte,<br />

eine klare Aussage treffen: „Ich freue mich auf diesen ersten Abend. Aber<br />

weil es unser erster Abend ist, schlage ich vor, dass wir heute noch<br />

getrennte Rechnungen zahlen. Lass uns die Dinge in Ruhe angehen.“ Die<br />

Frau kann diese Aussage natürlich auch treffen. Es <strong>gilt</strong> aber auch: Wenn<br />

„Mann“ (aber natürlich auch „Frau“) die Rechnung übernehmen möchte,<br />

sollte er/sie diesen Hinweis ebenfalls gleich zu Beginn des Abends geben.<br />

Dann kann das Gegenüber immer noch wi<strong>der</strong>sprechen, falls ihm/ihr das<br />

unangenehm ist – aber auf jeden Fall sind die Fronten frühzeitig geklärt<br />

und beide können sich auf das gemeinsame Kennenlernen statt auf die<br />

bange Frage konzentrieren: Wer zahlt die Rechnung?<br />

Klopfe ich heutzutage noch ans Glas, wenn ich<br />

eine Rede halten möchte?<br />

Veraltete Regel: Es war üblich, vor einer Rede an das Glas zu klopfen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Nein, heutzutage stehen Sie einfach auf und beginnen<br />

zu sprechen (mit erhobener Stimme), dann wird es in <strong>der</strong> Runde automatisch<br />

ruhig und Sie können mit Ihrer Rede beginnen.<br />

Welche Tischmanieren Sie sich <strong>2009</strong> in Deutschland zu eigen machen<br />

sollten:<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

• Hände auf den Tisch, ruhig bis zum Unterarm. (Aber auch hier<br />

noch einmal: Bitte nicht auf den Ellenbogen abstützen!)<br />

• Sitzen Sie aufrecht – nahe am Tisch (so nah, „dass auf dem Schoß<br />

eine Katze Platz hätte, zwischen Rücken und Lehne aber eine Maus“).<br />

• Fangen Sie nicht an zu trinken, bevor alle <strong>etwas</strong> haben.<br />

• Fangen Sie nicht an zu essen, bevor alle das Gericht auf dem Tisch<br />

haben.<br />

• Sobald Sie fertig sind mit dem Essen, legen Sie das Besteck schräg<br />

rechts unten („halb fünf“) ab.<br />

Ist die Frage „Darf ich bitten?“ <strong>2009</strong> noch<br />

zeitgemäß?<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

<strong>Das</strong> <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Diese Frage passt in ein klassisches Umfeld und auf Bälle,<br />

junge Menschen finden diese Formulierung mittlerweile antiquiert.<br />

„Möchtest du tanzen?“ / „Möchten Sie tanzen?“ ist eine zeitgemäße<br />

Alternative. Zu Disko-Klängen darf man selbstverständlich auch allein<br />

tanzen. Selbstverständlich dürfen Sie heutzutage auch als Frau den<br />

Wunsch nach einem Tanz äußern. Den Herrn, <strong>der</strong> neben Ihnen sitzt, können<br />

Sie z. B. auch im Sitzen fragen, ob er mit Ihnen tanzen will.<br />

Gehört <strong>der</strong> erste Tanz nach wie vor <strong>der</strong><br />

Partnerin?<br />

<strong>Das</strong> <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: An dieser Regel hat sich nichts geän<strong>der</strong>t. Auch <strong>2009</strong> gehört<br />

<strong>der</strong> erste Tanz immer noch <strong>der</strong> eigenen Partnerin! Offizielle Pflichttänze<br />

gibt es bei öffentlichen Bällen (im Gegensatz zu privaten Bällen) nicht<br />

mehr: Sie müssen nicht mehr mit allen Damen an Ihrem Tisch tanzen. Sie<br />

beweisen jedoch Stil, wenn Sie die Dame zum Tanz auffor<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en<br />

Partner mit Ihrer Partnerin tanzt.<br />

Trinkgeld, auch wenn ich per EC- o<strong>der</strong><br />

Kreditkarte bezahle?<br />

Veraltete Regel: Hartnäckig hält sich die in den<br />

1980er-Jahren entstandene Regel, dass Sie bei<br />

Bezahlung mit <strong>der</strong> Kreditkarte den Trink -<br />

geldbetrag in bar zahlen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Natürlich freut sich das<br />

Servicepersonal, wenn Sie das Trinkgeld bar<br />

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Der mo<strong>der</strong>ne Knigge<br />

dazulegen, zwingend erfor<strong>der</strong>lich ist es aber nicht. Möchten Sie das<br />

Trinkgeld per Kreditkarte zahlen, schreiben Sie „Trinkgeld“ beziehungsweise<br />

„Tip“ unter den Rechnungsbetrag. Dann wird das bei <strong>der</strong><br />

Abrechung berücksichtigt – und <strong>der</strong> Wirt weiß, welcher Trinkgeldbetrag<br />

beinhaltet ist.<br />

Ist es mittlerweile üblich, auch „Chefs“ Trinkgeld<br />

zu geben?<br />

Veraltete Regel: Chefs bekommen kein Trinkgeld, da sie ja genug verdienen.<br />

Und das <strong>gilt</strong> <strong>2009</strong>: Als Anerkennung für guten Service kann man auch<br />

Chefs in Restaurants o<strong>der</strong> Friseursalons ein Trinkgeld zukommen lassen.<br />

Grund: Sie arbeiten oft sehr hart (häufig auch ohne Angestellte) und meis -<br />

tens weiß man auch gar nicht, dass es sich um den Chef handelt. Als<br />

Stammkunde geben Sie jedoch besser ab und zu ein kleines Geschenk<br />

statt Geld – das ist wertschätzen<strong>der</strong>.<br />

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Benimm ist in! Doch: Sind Sie immer sicher, sich richtig zu<br />

verhalten? Was <strong>gilt</strong> im Jahr <strong>2009</strong> nach wie vor und welche<br />

Etikette-Regeln haben sich geän<strong>der</strong>t?<br />

Wir haben in dieser Broschüre 62<br />

Knigge-Empfehlungen Knigge-Empfehlungen für <strong>2009</strong> 2008 für<br />

Sie aufgelistet<br />

SEB-K09-9/02

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