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FELD 02/2018

Forscherinnen und Forscher entwickeln eine Vision für die Landwirtschaft der Zukunft. Digitalisierung und neue Technologien könnten den Agrarsektor revolutionieren und Umwelt- und Klimaschutz mit Ernährungssicherung verbinden. // Wie kann sich die Landwirtschaft künftig besser auf Wetterextreme vorbereiten? Eine europaweite Untersuchung zeigt Lösungen auf: mehr Vielfalt auf den Feldern und regional angepasste Anbaumethoden. // Ein schwarzes Pulver verbessert das Pflanzenwachstum und wirkt als Kohlenstoffspeicher: Biokohle im Fokus von Forschung und Landwirtschaft. // Muhammad Arshad untersucht, wie sich das Klima in Pakistan im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert hat und wie die Landwirtschaftlichen Kleinbetriebe im Land damit umgehen.

Forscherinnen und Forscher entwickeln eine Vision für die Landwirtschaft der Zukunft. Digitalisierung und neue Technologien könnten den Agrarsektor revolutionieren und Umwelt- und Klimaschutz mit Ernährungssicherung verbinden. //

Wie kann sich die Landwirtschaft künftig besser auf Wetterextreme vorbereiten? Eine europaweite Untersuchung zeigt Lösungen auf: mehr Vielfalt auf den Feldern und regional angepasste Anbaumethoden. //

Ein schwarzes Pulver verbessert das Pflanzenwachstum und wirkt als Kohlenstoffspeicher: Biokohle im Fokus von Forschung und Landwirtschaft. //

Muhammad Arshad untersucht, wie sich das Klima in Pakistan im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert hat und wie die Landwirtschaftlichen Kleinbetriebe im Land damit umgehen.

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MAGAZIN DES LEIBNIZ-ZENTRUMS FÜR<br />

AGRARLANDSCHAFTSFORSCHUNG (ZALF) E. V.<br />

TITELTHEMA<br />

DIE DIGITALE<br />

LANDWIRTSCHAFT<br />

DER ZUKUNFT


AUSGABE <strong>02</strong> · <strong>2018</strong><br />

ZIELE FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG<br />

INHALT<br />

17 »Ziele für nachhaltige Entwicklung« bilden das Herzstück der 2015 verabschiedeten<br />

Agenda 2030 der Vereinten Nationen (UN). Die Agenda schafft die<br />

Grundlage für weltweiten wirtschaftlichen Fortschritt im Einklang mit sozialer<br />

Gerechtigkeit und im Rahmen der ökologischen Grenzen der Erde.<br />

MEHR INFOS<br />

https://sustainabledevelopment.un.org/sdgs<br />

Forscherinnen und Forscher entwickeln eine Vision<br />

für die LANDWIRTSCHAFT DER ZUKUNFT. DIGITALISIERUNG<br />

UND NEUE TECHNOLOGIEN könnten den Agrarsektor<br />

revolutionieren und Umwelt- und Klimaschutz mit<br />

Ernährungssicherung verbinden.<br />

<strong>02</strong><br />

Im aktuellen Heft werden Forschungsprojekte vorgestellt, die folgende Ziele für<br />

nachhaltige Entwicklung adressieren:<br />

1 2 9<br />

KEINE ARMUT KEINE HUNGERSNOT INNOVATION UND<br />

INFRASTRUKTUR<br />

Wie kann sich die LANDWIRTSCHAFT künftig besser AUF<br />

WETTEREXTREME VORBEREITEN? Eine europaweite Untersuchung<br />

zeigt Lösungen auf: mehr Vielfalt auf den<br />

Feldern und regional angepasste Anbaumethoden.<br />

Ein schwarzes Pulver verbessert das Pflanzenwachstum<br />

und wirkt als Kohlenstoffspeicher: BIOKOHLE im<br />

Fokus von Forschung und Landwirtschaft.<br />

10<br />

24<br />

13 14 15<br />

MASSNAHMEN ZUM<br />

KLIMASCHUTZ<br />

LEBEN IM WASSER<br />

LEBEN AN LAND<br />

Muhammad Arshad untersucht, wie sich das KLIMA IN<br />

PAKISTAN im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert hat<br />

und wie die LANDWIRTSCHAFTLICHEN KLEINBETRIEBE im<br />

Land damit umgehen.<br />

34<br />

INTERVIEW 32 · NEWS 38 · IMPRESSUM 40<br />

01


TITELTHEMA<br />

DIE DIGITALE<br />

LANDWIRTSCHAFT<br />

DER ZUKUNFT<br />

2 9 13 14 15<br />

Im Jahr 2050 wird es mehr als neun Milliarden Menschen auf der<br />

Erde geben. Sie alle müssen ernährt werden. Dabei leiden die verfügbaren<br />

Anbauflächen schon heute unter Klimawandel, Erosion<br />

oder Verarmung. Die Digitalisierung und neue Technologien könnten<br />

den Agrarsektor revolutionieren, sind sich Forscherinnen und<br />

Forscher einig. Gemeinsam haben sie eine Vision entwickelt, die<br />

Umwelt- und Klimaschutz mit Ernährungssicherung verbindet: die<br />

digitale Landwirtschaft der Zukunft.<br />

<strong>02</strong><br />

03


Digitale Landwirtschaft<br />

Digitale Landwirtschaft<br />

Es ist das Jahr 2050. Landwirt Meyer inspiziert seine Felder. Über ihm fliegt eine<br />

Drohne und misst die Biomasse auf seinen Äckern. Die Daten verraten ihm,<br />

wann der beste Zeitpunkt für die Ernte gekommen ist. Feldroboter jäten das<br />

Unkraut zwischen den Rüben, die in einer Senke wachsen. Andere autonome<br />

Maschinen düngen den Weizen auf dem kleinen Hang nebenan. Zuvor haben<br />

sie mit empfindlichen Sensoren genau bestimmt, an welchem Nährstoff es den<br />

Pflanzen fehlt. Der Landwirt ist zufrieden. Alle Pflanzen sehen gesund und<br />

kräftig aus. Im Spätsommer wird er eine gute Ernte einfahren.<br />

Auf einem einzigen Feld finden bei Meyer nun bis zu 5 Nutzpflanzen<br />

Platz. Er hat auch an den Naturschutz gedacht und eine ökologische Schutzfläche<br />

angelegt. Aus Sicht der Drohne wirkt der Acker wie ein bunter Flickenteppich.<br />

Doch hinter diesem scheinbaren Durcheinander verbirgt sich ein ausgeklügeltes<br />

System. Jede Pflanze wächst genau dort, wo ihre Bedürfnisse am besten erfüllt<br />

werden. An einer Stelle seines Feldes – dort, wo die Nutzpflanzen in den vergangenen<br />

Jahren immer vor sich hin kümmerten, weil der Boden hier sandig<br />

und nährstoffarm ist, hat Bauer Meyer einen Blühstreifen mit Wildkräutern<br />

angelegt. Zwischen Margariten, Lupinen und Malven summen die Insekten.<br />

Den Plan für seinen Pflanzenanbau hat der Landwirt in diesem Jahr mit Hilfe<br />

eines digitalen Systems erstellt.<br />

SCHUTZ DURCH DIGITALES MANAGEMENT<br />

Zurück ins Jahr <strong>2018</strong>. Überdüngung, Bodenerosion, Insektensterben oder riesige<br />

Monokulturen – dies sind die Probleme der modernen Landwirtschaft. Klimawandel<br />

und extreme Wetterereignisse setzen ihr zu. Gleichzeitig wächst die<br />

Weltbevölkerung rasant. Die Landwirtschaft muss in den nächsten 40 Jahren so<br />

viele Nahrungsmittel produzieren, wie in den letzten 8000 zusammen. Um diese<br />

Herausforderung zu meistern, arbeiten Forscherinnen und Forscher von zehn<br />

wissenschaftlichen Einrichtungen unter Federführung des Leibniz-Zentrums<br />

für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. an einem neuen Konzept, das die<br />

Landwirtschaft revolutionieren soll. »Digital Agricultural Knowledge and Information<br />

System« (DAKIS) heißt das Projekt, für das beim Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung Fördermittel beantragt sind. Im Frühjahr 2019 ist<br />

der Start geplant. Herzstück von DAKIS ist die Digitalisierung: Mithilfe von<br />

Robotik, Sensorik und Computermodellen soll zukünftig ökonomisch effizienter<br />

und gleichzeitig ökologisch nachhaltiger produziert werden.<br />

Das erfordert ein Umdenken. Denn bisher ist vor allem die Produktion<br />

möglichst hoher Erträge oberstes Ziel der Landwirtschaft. Die Betriebe holen<br />

Die Betriebe<br />

müssen mitgestalten<br />

können, sonst<br />

haben wir am Ende<br />

ein System, das<br />

niemand will.<br />

PROF. DR. SONOKO DOROTHEA<br />

BELLINGRATH-KIMURA<br />

mit den Maschinen, Pestiziden und Düngemitteln, über die sie heute verfügen,<br />

das Maximale aus ihren Äckern heraus. Schließlich entscheidet die Höhe des<br />

Ertrags über ihr Einkommen. Dass unter dem ökonomischen Druck jedoch<br />

Böden, Artenvielfalt und Klima leiden, lässt sich heute nicht mehr ignorieren.<br />

Soll die Landwirtschaft der Zukunft neun Milliarden Menschen und mehr<br />

ernähren, müssen heute die Weichen für eine ressourcenschonende, effiziente<br />

und anpassungsfähige Bewirtschaftung gestellt werden.<br />

DAKIS soll das dazu notwendige Wissen bündeln und verfügbar machen.<br />

»Es soll eine Entscheidungs- und Unterstützungshilfe für die Betriebe geschaffen<br />

werden«, erklärt Prof. Sonoko Bellingrath-Kimura, Koordinatorin des Projekts<br />

und Agrarwissenschaftlerin am ZALF. »In Zukunft muss die Landwirtschaft viel<br />

mehr Aspekte als heute bedienen«, erklärt die Forscherin. Dabei steht die Branche<br />

vor weitreichenden Entscheidungen. »Vielen ist bewusst, dass sie das Land<br />

nicht nur bewirtschaften, sondern auch erhalten müssen«, betont die Wissenschaftlerin.<br />

Bodenerosion, extreme Unwetter oder Artenschwund nimmt auch<br />

die Landwirtschaft als Signale war, auf die es zu reagieren gilt. »Die Betriebe<br />

würden mehr tun, oft fehlt aber das Wissen um die beste Methode, die am Ende<br />

auch wirtschaftlich machbar sein muss.«<br />

An genau dieser Stelle kommt DAKIS ins Spiel. »Mit der Digitalisierung<br />

ist es möglich, sehr komplexe Probleme zu beschreiben und zu lösen. Wir müssen<br />

diese Möglichkeiten jetzt nutzen«, drängt Bellingrath-Kimura. Agrarforschung,<br />

Ökonomie, Soziologie, Informatik aber auch Rechtswissenschaft – mehr als 30<br />

04 05


Digitale Landwirtschaft<br />

Digitale Landwirtschaft<br />

Forscherinnen und Forscher arbeiten eng zusammen, um diese Zukunftsvision<br />

gemeinsam umzusetzen. Seit drei Jahren sammeln sie bereits Ideen und feilen<br />

an ihrem Forschungsplan.<br />

DATEN FÜR DIE ZUKUNFT<br />

Nun wird es ernst. Zunächst gilt es, Unmengen an Daten zu sammeln. Mithilfe<br />

von Satelliten und Drohnen erfassen die Forschungsteams etwa, welche Landschaftsstrukturen<br />

Äcker und Weiden umgeben oder welche topografischen<br />

Merkmale vorhanden sind. Sensoren auf Traktoren ermitteln, wie die Böden<br />

beschaffen sind und wie hoch deren Nährstoffgehalt ist, weitere Geräte messen<br />

die Bodenfeuchte. Aus diesen und vielen weiteren Daten erfährt das Team,<br />

wie der ökologische Zustand der Flächen ist. Daraus entwickelt es Modelle, die<br />

prognostizieren sollen, wie sich Umweltparameter oder Produktivität bei verschiedenen<br />

Arten der Bewirtschaftung ändern.<br />

In den kommenden Monaten starten die Forscherinnen und Forscher<br />

ihre Untersuchungen in zwei landschaftlich sehr unterschiedlichen Testregionen.<br />

Eine liegt im bayerischen Ruhstorf an der Rott, die andere in der brandenburgischen<br />

Uckermark. Mithilfe der Landwirtschaft vor Ort kalkuliert das<br />

Forschungsteam die ökonomischen Kosten für bestimmte Wirtschaftsweisen,<br />

ermittelt in Workshops die Wünsche und Bedürfnisse der Bevölkerung und<br />

erfragt, welche Anreize notwendig sind, um ein neues Landwirtschaftskonzept zu<br />

etablieren. »Die Landwirtinnen und Landwirte müssen mitgestalten können, sonst<br />

haben wir am Ende ein System, das niemand will«, betont Bellingrath-Kimura.<br />

Alle diese Daten fließen schließlich in eine riesige Datenbank: Jeder<br />

Betrieb soll diese letztlich nutzen, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Zuerst<br />

muss dafür das Ziel des Landmanagements definiert werden. Anstelle der Produktion<br />

möglichst günstiger Nahrungsmittel könnte es auf einigen genutzten<br />

Flächen sinnvoller sein, den Schutz des Klimas oder der Artenvielfalt vorzuziehen.<br />

Wenn sich etwa in der Nähe eines Feldes ein Gewässer mit seltenen Pflanzen<br />

und Tieren befindet, könnte zu seinem Schutz weniger gedüngt werden.<br />

Vielleicht sinken dadurch die Erträge, doch Flußperlmuschel oder Bachforelle<br />

können nur in sauberen, klaren Gewässern überleben.<br />

Mit der Digitalisierung eröffnen sich<br />

neue Möglichkeiten, um sehr komplexe<br />

Probleme in der Landwirtschaft zu<br />

beschreiben und zu lösen.<br />

PROF. DR. SONOKO DOROTHEA<br />

BELLINGRATH-KIMURA<br />

Die in Zusammenarbeit von Industrie und Forschung entwickelten autonomen<br />

Roboter der Plattform »BoniRob« können bereits Unkräuter selektiv entfernen<br />

und mit Drohnen kommunizieren.<br />

06 07


Digitale Landwirtschaft<br />

Digitale Landwirtschaft<br />

Wie honorieren die Konsumenten,<br />

die Gesellschaft oder die Politik, dass<br />

Landwirtinnen und Landwirte weniger<br />

Ertrag erhalten oder teurer produzieren,<br />

dafür aber Klimaschutz oder<br />

Artenschutz betreiben?<br />

LANDWIRTSCHAFT MIT APP UND ROBOTERN<br />

Bevor die Vision einer neuen Landwirtschaft klare Formen annehmen kann,<br />

gibt es für die Wissenschaft noch viel zu tun. Eines ist aber klar: Landwirt Meyer<br />

wird in 30 Jahren anders wirtschaften, als es sein Vater heute tut. Er plant seinen<br />

Anbau wahrscheinlich per App, basierend auf Sensorik, die seine Felder haarklein<br />

vermisst und Analysen, die das beste Anbaukonzept nach Marktpreisen,<br />

Klimabedingungen und Schutzaspekten mathematisch ermitteln. Durch das<br />

gesamte Jahr begleitet ihn die App mit Vorschlägen und Entscheidungshilfen,<br />

um den Anbau zu optimieren – denn schließlich greift sie auch auf Echtzeitmessungen<br />

zurück, die kontinuierlich ins System eingespeist werden.<br />

In der Welt von Bauer Meyer spielen die Konzepte des ökologischen und<br />

konventionellen Anbaus keine Rolle mehr. Denn für ihn und seine Kollegen ist<br />

es selbstverständlich, so zu wirtschaften, dass die ökologischen Leistungen auf<br />

seinen Feldern und in der Umgebung erhalten bleiben. Und für seine Kundschaft<br />

ist es ebenso selbstverständlich, ihn dafür zu honorieren.<br />

DER PREIS DER VIELFALT<br />

»Wieviel würden wir dafür zahlen?« stellt Bellingrath-Kimura die entscheidende<br />

Frage. »Wenn die Gesellschaft sagt: ›Wir möchten mehr Bienen‹, dann müssen<br />

wir dafür auch etwas bieten«. Auch das ist eine Aufgabe der DAKIS-Forschung:<br />

neue Erwerbsmodelle für die Landwirtschaft.<br />

Als »Ökosystemdienstleistungen« bezeichnen Fachleute den Nutzen, den<br />

die Menschheit aus ihrer Umwelt zieht – wenn diese intakt ist. Durch den Boden<br />

gefiltertes, sauberes Trinkwasser gehört ebenso dazu wie die Bestäubung von<br />

Obstbäumen und Gemüsepflanzen oder der Schutzfunktion vor Überflutungen.<br />

Ohne diese Leistungen wäre menschliches Leben auf der Erde nicht möglich.<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bezifferten ihren Wert in einer Arbeit<br />

aus dem Jahr 1997 auf 33 Trillionen US-Dollar pro Jahr – eine 14-stellige Zahl.<br />

Bei ihrer Vision der Landwirtschaft der Zukunft geht es dem Forschungsteam<br />

auch um die Frage, wie die vorhandenen Flächen noch effizienter<br />

genutzt werden können. »Es geht nicht darum, aus ganzen Feldern Blumenbeete<br />

zu machen«, schmunzelt Bellingrath-Kimura. In Japan aufgewachsen, kennt die<br />

Wissenschaftlerin auch eine andere Form der Landwirtschaft, bei der kleinere<br />

Flächen intensiver bewirtschaftet werden. Nachhaltige Intensivierung ist das<br />

Stichwort für die Zukunft. Kleine autonome Landmaschinen, die bedarfsgerecht<br />

düngen, bewässern oder jäten gehören genauso dazu wie angepasste Sorten und<br />

neue Fruchtfolgen.<br />

Es geht nicht darum, aus ganzen<br />

Feldern Blumenbeete zu machen.<br />

PROF. DR. SONOKO DOROTHEA<br />

BELLINGRATH-KIMURA<br />

PROF. DR. SONOKO DOROTHEA<br />

BELLINGRATH-KIMURA<br />

studierte Landwirtschaft an der Universität<br />

für Landwirtschaft und Technologie in<br />

Tokio (Japan). Seit 2015 arbeitet sie am<br />

Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung<br />

und ist Co-Leiterin des Programmbereichs<br />

2 »Landnutzung und Governance«.<br />

Zudem ist sie Professorin für Landnutzungssysteme<br />

an der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin.<br />

www.zalf.de/feld<br />

08 09


LANDWIRTSCHAFT<br />

IM WETTERCHAOS<br />

2 9 13 15<br />

Wettere xtreme nehmen weiter zu. Heiße, fast niederschlagsfreie<br />

Sommer wechseln sich mit ungewöhnlich starken Regenfällen ab.<br />

Hagel, Sturm, neue Schädlinge und Krankheiten vernichten ganze<br />

Ernten. Weltweit versucht die Landwirtschaft sich an die veränderten<br />

Klimaverhältnisse anzupassen. Eine europaweite Untersuchung<br />

zeigt jetzt: Mehr Vielfalt auf den Feldern kann schützen ‒ und sogar<br />

Erträge steigern.<br />

10<br />

11


Boden<br />

Boden<br />

Welche verheerenden Folgen der Klimawandel auf die Landwirtschaft haben<br />

kann, weiß der Agrarforscher Dr. Ahmad Hamidov aus seiner Heimat Usbekistan.<br />

Hier wird ein Großteil der Felder intensiv bewässert. Seit Jahrzehnten<br />

kämpft dort die Landwirtschaft deshalb nicht nur mit sinkenden Pegelständen<br />

von Seen und Flüssen, sondern auch mit versalzenden Böden. Mit steigenden<br />

Temperaturen verschärft sich das Problem. Denn je mehr Wasser verdunstet,<br />

desto mehr Salz bleibt in den oberen Bodenschichten zurück. Um dem Boden<br />

nicht weiter zu schaden, muss sich mit neuen Anbaumethoden an die veränderten<br />

Klimabedingungen angepasst werden. Nicht nur in Usbekistan, sondern<br />

überall auf der Welt.<br />

Es gibt keine<br />

Patentlösung.<br />

DR. AHMAD HAMIDOV<br />

Am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. erforscht<br />

Hamidov die Folgen dieser Anpassung mit Fokus auf die europäische Landwirtschaft,<br />

denn auch hier spitzen sich die Auswirkungen des Klimawandels in<br />

den letzten Jahren weiter zu. Im Mittelpunkt seiner von der EU und dem Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung im Projekt MACSUR geförderten<br />

Forschung steht dabei immer der Boden. Wie wirkt es sich aus, wenn Betriebe<br />

ihre Felder anders bearbeiten und bepflanzen, um ihre Ernten zu sichern? »Dazu<br />

wissen wir bisher noch sehr wenig«, erklärt Hamidov. »Die Wissenschaft schaut<br />

verstärkt auf die direkten Folgen des Klimawandels, wie vermehrte Bodenerosion<br />

oder Trockenheit. Aber die indirekten Folgen, die durch eine veränderte<br />

Nutzung entstehen, wurden bisher kaum beachtet.«<br />

Dabei seien gerade jene Prozesse entscheidend für unsere Zukunft,<br />

meint Hamidov. Es geht um die Ernährungssicherheit von bald neun Milliarden<br />

Menschen. Und um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die<br />

bis zum Jahr 2030 u. a. den Hunger beenden, den Klimawandel bekämpfen, die<br />

natürlichen Ressourcen erhalten und die Verschlechterung der Bodenfruchtbarkeit<br />

stoppen sollen. Ohne ein vernünftiges Bodenmanagement sind diese<br />

Ziele kaum zu erreichen.<br />

Die Versalzung von Anbauflächen ist in Usbekistan aufgrund eines nicht nachhaltigen<br />

Bewässerungsmanagements sehr verbreitet, was oft zu Ernteausfällen und Ertragsrückgängen<br />

führt. Hier zu sehen ist ein Baumwollfeld in der Region Choresm.<br />

12 13


Boden<br />

Boden<br />

In Spanien werden wir zukünftig mehr Beregnungsanlagen sehen, wie diese Tröpfchenberegnung<br />

für effektiveren Wassereinsatz (links). In Nordeuropa gilt es hingegen,<br />

zu feuchte Felder mit Entwässerungsgräben zu versehen (rechts).<br />

KEINE PATENTLÖSUNG<br />

Hamidov analysiert mit seinem Team die Forschungsergebnisse von 20 verschiedenen<br />

Studien aus ganz Europa, um herauszufinden, welche Strategien der<br />

Anpassung an den Klimawandel sich positiv auf den Boden auswirken und welche<br />

eher schaden. Ein gesunder Boden reinigt Wasser, speichert Nährstoffe, ist<br />

Lebensraum und Genpool, liefert Nahrung, Rohstoffe und Biomasse. Auch als<br />

Klimaschützer tritt er in Aktion, indem er Unmengen an organischem Kohlenstoff<br />

als Humus speichert. Ist das empfindliche Bodengefüge gestört – etwa durch<br />

Versalzung, Erosion oder Verdichtung – sind all diese Funktionen beeinträchtigt.<br />

Die ausgewerteten Studien reichen von Italien bis Norwegen, von Spanien bis<br />

Rumänien. Sie zeigen ein diverses Bild. In Skandinavien ist das Klima generell<br />

feuchter, im Süden Europas trockener. Entsprechend unterschiedlich sind die<br />

jeweiligen Herausforderungen – und die erforderlichen Anpassungsstrategien.<br />

Zudem treffen die Klimamodelle für die einzelnen Regionen unterschiedliche<br />

Vorhersagen. Während im nördlichen Europa noch mehr Niederschlag<br />

erwartet wird, wird es im Süden noch trockener. Die skandinavischen Betriebe<br />

werden ihre Böden mit Drainagen trockenlegen müssen, die spanischen oder<br />

griechischen Landwirtinnen und Landwirte werden mehr bewässern oder auf<br />

trockenresistente Pflanzen angewiesen sein. In einigen Gegenden wird es für die<br />

Erreichung der Nachhaltigkeitsziele und der Verbesserung der Bodengesundheit<br />

notwendig, Ackerland in Grünland umzuwandeln. Auch das Düngen der<br />

Kulturen und die Bearbeitung des Bodens müssen individuell angepasst werden.<br />

»Es gibt keine Patentlösung«, betont Hamidov.<br />

DIE VIELFALT MACHT'S<br />

Doch so unterschiedlich die Auswirkungen des Klimas auf die Landwirtschaft<br />

in Europa auch sein werden – die Analysen zeigen deutlich, dass vor allem jene<br />

Anpassungsstrategien Erfolg versprechen, die auf veränderte Fruchtfolgen und<br />

neue Feldfrüchte setzen. Jene Betriebe, die mehr Vielfalt auf ihre Felder bringen,<br />

streuen das Risiko für Ausfälle und unterdrücken Krankheiten. Vielfalt macht<br />

die Systeme widerstandsfähiger.<br />

In Brandenburg ist die Sojabohne so eine neue Fruchtart, die nach und<br />

nach ihren Weg auf die heimischen Felder findet. »Es ist eine ganz neue, vielversprechende<br />

Kultur, die hier aufgrund des Klimawandels zunehmend günstige<br />

Bedingungen vorfindet.«, sagt Hamidov. Mit ihrem tiefreichenden Wurzelsystem<br />

kann sie Wasser- und Nährstoffressourcen erschließen, die für andere<br />

Pflanzen unerreichbar sind. Zudem nutzt die Pflanze über eine Symbiose mit<br />

Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft. Beides macht die Sojabohne für die<br />

Landwirtschaft immer attraktiver, zumal die Nachfrage nach der eiweißreichen<br />

14 15


Boden<br />

Boden<br />

Business as usual ist<br />

keine Option.<br />

DR. AHMAD HAMIDOV<br />

Faserhanf ist ein wahrer Alleskönner, mit Verwendungsmöglichkeiten unter anderem<br />

in der Kosmetik- und Nahrungsmittelbranche. Darüber hinaus schützt er durch seinen<br />

kompakten Wuchs den Boden sehr effektiv gegen Erosion und unterdrückt Unkräuter.<br />

Hülsenfrucht groß ist. Andere Leguminosen wie Bohnen, Wicken oder Lupinen<br />

haben ähnliche Eigenschaften, können bislang aber schlechter vermarktet werden.<br />

Auch der Faserhanf könnte eine Pflanze der Zukunft sein. Unter den<br />

Nutzpflanzen ist er ein wahrer Alleskönner. Schon heute kommt die Naturfaser<br />

als Dämmmaterial zum Einsatz. Die Samen liefern ein wertvolles Öl für<br />

die Kosmetik- und Nahrungsmittelbranche. Und er besitzt »ein wundervolles<br />

Wurzelsystem«, schwärmt Hamidov.<br />

ERSTMALIGER ÜBERBLICK<br />

In seiner Meta-Studie führte das ZALF-Team um Hamidov das Wissen unterschiedlicher<br />

Untersuchungen zusammen und gibt erstmals einen Überblick<br />

über die Folgen einer angepassten Landwirtschaft in Europa. In den kommenden<br />

Jahren wird es nun darum gehen, gemeinsam mit Entscheidungsträgern<br />

Strategien und neue Wertschöpfungsketten zu entwickeln. Die Betriebe sollen<br />

bestmöglich unterstützt werden, um gut gegen den Klimawandel gewappnet<br />

zu sein und gleichzeitig die Böden zu schützen. »Dazu sind die meisten auch<br />

bereit«, weiß Hamidov.<br />

Auch auf der Forschungsseite gibt es noch viel zu tun, denn nicht alle<br />

Geheimnisse des Bodens sind schon gelüftet. So wisse man bisher noch zu<br />

wenig über seine Biodiversität. In ihm tummeln sich nicht nur Regenwürmer<br />

und Maulwürfe, sondern jeden Kubikzentimeter bevölkern auch Abermillionen<br />

Bakterien, Pilzen und Mikroorganismen. Sie entscheiden maßgeblich darüber,<br />

wie gesund und produktiv ein Boden ist. Doch wie genau, ist noch weitgehend<br />

unverstanden.<br />

Business as usual – soviel ist für Hamidov klar – ist im Angesicht des<br />

Klimawandels jedenfalls keine Option. Denn eine angepasste Landwirtschaft ist<br />

nicht nur notwendig, um künftig Verluste in der Nahrungsmittelproduktion zu<br />

verhindern. »Eine erfolgreiche Anpassung«, stellt er klar, »hat sogar das Potenzial,<br />

die landwirtschaftliche Produktion zu steigern.«<br />

www.zalf.de/feld<br />

16 17


DIGITALE LANDWIRTSCHAFT<br />

DIGITALE LANDWIRTSCHAFT<br />

WAS BRINGT DIE<br />

DIGITALISIERUNG DER LANDWIRTSCHAFT?<br />

Die Landschaft stellt uns eine Fülle an verschiedenen Versorgungsleistungen<br />

bereit. Landwirtschaftliche Produktion ist ein entscheidender Teil in diesem<br />

Gesamtsystem, da sie alle anderen Leistungen direkt oder indirekt beeinflusst. Es<br />

ist daher wichtig, Ursachen und Wirkungen für Veränderungen in der Landschaft<br />

genau zu verstehen. Hier eröffnet die Digitalisierung neue Möglichkeiten.<br />

Energierohstoffe<br />

Gesellschaftliche<br />

Anforderungen an<br />

Landwirtschaft<br />

Photosyntheseleistung<br />

der Pflanzen<br />

Bestäubungsleistung<br />

von Insekten<br />

Einfluss der Landwirtschaft<br />

auf die Ökosysteme<br />

Welche Arten leben wo<br />

und unter welchen<br />

Bedingungen?<br />

CO₂-Speicher<br />

Schutzfunktion z. B.<br />

vor Überflutung<br />

Nahrungsmittelproduktion<br />

für Mensch und Tier<br />

Tourismus<br />

und Erholung<br />

18<br />

19


DIGITALE LANDWIRTSCHAFT<br />

DIGITALE LANDWIRTSCHAFT<br />

LANDSCHAFTSDATEN WERDEN ERFASST<br />

Im Projekt »DAKIS« wird in zwei Forschungsregionen im Norden und Süden<br />

Deutschlands ein Landschaftsmonitoring-System aufgebaut. Sensoren im<br />

Boden, im Wasser, in der Luft und im All überwachen Landschaftsparameter<br />

in Echtzeit. Diese Daten fließen zusammen mit Marktinformationen in ein<br />

intelligentes System zur Entscheidungsunterstützung (DAKIS).<br />

DAKIS-SYSTEM<br />

Digital Agricultural<br />

Knowledge and<br />

Information System<br />

Preise von<br />

landwirtschaftlichen<br />

Produkten<br />

Wetterdaten,<br />

Pflanzenzustand<br />

€<br />

Pflanzenzustand:<br />

Wasserbedarf, Nährstoffbedarf<br />

Pflanzenzustand:<br />

Reifegrad, Biomasse<br />

Feinstaubbelastung<br />

in der Luft<br />

Biodiversität:<br />

Artenvielfalt bei Tieren<br />

und Pflanzen<br />

Pflanzenzustand:<br />

Schädlings- oder<br />

Krankheitsbefall<br />

Bodenzustand:<br />

Nährstoffgehalt,<br />

Wasserspeicher<br />

Schadstoffbelastung<br />

im Wasser<br />

20<br />

Bodenzustand:<br />

Kohlenstoffgehalt,<br />

Dichte<br />

21


DIGITALE LANDWIRTSCHAFT<br />

DIGITALE LANDWIRTSCHAFT<br />

DURCH EINE VERNETZTE LANDWIRTSCHAFT<br />

ZU NACHHALTIGEREN LANDSCHAFTEN<br />

DAKIS vernetzt Daten, Informationen und Akteure miteinander und stellt<br />

Handlungsempfehlungen für die Anpassung der Landwirtschaft bereit. Diese<br />

berücksichtigen Wechselwirkungen zu weiteren Versorgungsleistungen der<br />

Landschaft und verbinden ökonomische Produktivität mit einer umweltgerechten<br />

Landwirtschaft.<br />

Agrarwissenschaftliche<br />

Forschungsergebnisse<br />

DAKIS-SYSTEM<br />

Digital Agricultural<br />

Knowledge and<br />

Information System<br />

Rechtliche, politische<br />

und gesellschaftliche<br />

Ansprüche<br />

Wie mache ich meinen Betrieb durch<br />

Vernetzung mit anderen Akteuren<br />

wettbewerbsfähiger?<br />

Wo lohnt sich<br />

Nahrungsmittelanbau,<br />

wo Umweltschutz?<br />

Wie kann ich den<br />

Pestizideinsatz<br />

reduzieren?<br />

Mit welchen neuen<br />

Technologien kann ich<br />

mein Anbausystem<br />

verbessern?<br />

Welche<br />

Möglichkeiten<br />

für neue<br />

Geschäftsmodelle<br />

entstehen?<br />

Welche<br />

Fördermittel kann<br />

ich beantragen.<br />

Welche Fruchtarten<br />

sollte ich wann anbauen<br />

und ernten?<br />

Wo müssen Roboter<br />

Unkraut bekämpfen?<br />

Wo kann ich Wasser<br />

und Düngemittel<br />

sparen?<br />

22<br />

23


KOHLE FÜR<br />

DEN ACKER<br />

1 2 9 13<br />

Aus pflanzlichem Abfall entsteht ein Substrat, das Bodenfruchtbarkeit<br />

und Ernteerträge erhöht. Biokohle wurde schon vor Jahrtausenden<br />

in Südamerika als Düngung eingesetzt. Das schwarze Pulver<br />

verbessert nicht nur das Pflanzenwachstum, sondern wirkt auch als<br />

Kohlenstoffspeicher. Die »Wunderkohle« könnte in den kommenden<br />

Jahren zu einer begehrten Ressource werden, speziell im Anbau<br />

von Leguminosen oder überall dort, wo Dünger zu teuer ist.<br />

24<br />

25


Biokohle<br />

Biokohle<br />

Ihre Blüten sind attraktiv, ihre Samen eiweißreich und nahrhaft für Mensch<br />

und Tier, doch das wirklich Besondere an ihnen ist unter der Erde versteckt:<br />

Leguminosen wie Lupinen, Erbsen oder Sojabohnen besitzen an ihren Wurzeln<br />

kleine kugelige Gebilde. In diesen leben Abermillionen Bakterien, die eine<br />

Lebensgemeinschaft mit der Pflanze eingehen, von der beide Seiten profitieren.<br />

Die auch Knöllchenbakterien genannten Mikroorganismen liefern den Pflanzen<br />

einen wertvollen Nährstoff. Sie fixieren Stickstoff aus der Luft und machen ihn<br />

damit für die Pflanze verfügbar. Im Gegenzug versorgt die Pflanze ihre winzigen<br />

Mitbewohner mit Nahrung.<br />

Wenn es sehr trocken ist,<br />

sterben die Bodenbakterien.<br />

DR. DILFUZA EGAMBERDIEVA<br />

Ohne diese Lebensgemeinschaft kümmern die Pflanzen vor sich hin. Denn einen<br />

Großteil ihres Stickstoffbedarfs liefern ihnen die Bodenbakterien. Die Pflanzen<br />

sind jedoch wählerisch: Jede Art geht nur mit ganz bestimmten Bakterien<br />

eine Verbindung ein. Während Bohnen oder Erbsen in den heimischen Böden<br />

problemlos ihre Partner finden, ist es für die Sojabohne schwieriger. Denn ihre<br />

Knöllchenbakterien kommen in Mitteleuropa nicht vor. Wer Sojabohnen in<br />

Deutschland anbaut, muss deshalb die geeigneten Bodenbakterien zusammen<br />

mit der Saat in den Boden bringen.<br />

BIOKOHLE ALS ÜBERLEBENSKAPSEL FÜR MIKROBEN<br />

Biokohle ist nicht gleich Biokohle. Ob Holz, Stroh, Mais, Dung oder Gärreste aus<br />

Biogasanlagen – je nach Ausgangsmaterial sind die Nährstoffgehalte und Eigenschaften<br />

unterschiedlich.<br />

Die Agrarforscherin Dr. Dilfuza Egamberdieva untersucht diese enge Lebensgemeinschaft<br />

zwischen Pflanzen und Bakterien seit Langem. Und sie weiß, dass es<br />

in manchen Jahren nicht gelingt, Sojabohnen und Knöllchenbakterien erfolgreich<br />

zusammenzuführen. Dann bleiben die Pflanzen klein und die Erträge niedrig.<br />

Der Grund: »Wenn es sehr trocken ist, bevor die Bakterien eine Symbiose eingehen<br />

können, sterben sie«, erklärt die Forscherin. Regnet es nach der Aussaat<br />

nicht, ist das Schicksal der Mikroorganismen besiegelt.<br />

26 27


Biokohle<br />

Biokohle<br />

Für die Feldversuche brachte Dr. Dilfuza Egamberdieva ein<br />

Gemisch aus Bodenbakterien, gemahlener Biokohle und<br />

Sojabohnensamen auf den Feldern aus.<br />

Doch die Forscherin hat einen Ausweg für dieses Dilemma gefunden. Mit Experimenten<br />

im Freiland und im Gewächshaus suchte sie nach einem Substrat,<br />

indem die Bakterien auch Trockenheit überstehen können. Sie wurde fündig:<br />

Setzte sie dem Boden Biokohle zu, überlebten die Organismen.<br />

Biokohle entsteht durch ein Verfahren, das Fachleute als Pyrolyse bezeichnen.<br />

Pflanzenreste, Biomüll oder sogar Dung werden dabei auf 300 bis 800<br />

Grad Celsius unter Luftabschluss erhitzt. Nach einer halben Stunde hat sich<br />

das Material in tiefschwarzes Substrat verwandelt, das an Holzkohle erinnert.<br />

Biokohle hat<br />

mikroskopisch kleine<br />

Poren, in denen<br />

sich die Bakterien<br />

ansiedeln.<br />

DR. DILFUZA EGAMBERDIEVA<br />

Seit etwa zehn Jahren beschäftigt sich die Forschung intensiv mit dem Thema.<br />

Denn im Boden entfaltet sie zahlreiche positive Eigenschaften. Das wussten auch<br />

schon die südamerikanischen Hochkulturen, die mit der Terra Preta bereits vor<br />

Jahrtausenden einen extrem fruchtbaren Boden schufen. Ein wichtiger Bestandteil<br />

dieser schwarzen Erde ist Biokohle. Wie ein Schwamm speichert sie Wasser<br />

und Nährstoffe und gibt sie nach und nach an die Pflanzen ab.<br />

»Biokohle hat mikroskopisch kleine Poren, in denen sich die Bakterien<br />

ansiedeln, und wo sie vor Trockenheit und Temperaturunterschieden geschützt<br />

sind«, erklärt Egamberdieva. Das Substrat wirkt wie eine Überlebenskapsel, in<br />

der die Mikroorganismen ungünstige Phasen überdauern. Keimen die Samen<br />

der Sojabohne aus, warten die Knöllchenbakterien schon darauf, die Wurzeln<br />

zu besiedeln. »Mit Biokohle bilden sich mehr Wurzelknöllchen als ohne«, betont<br />

die Forscherin. Dadurch sind die Pflanzen größer und die Erträge höher, denn<br />

die Pflanze ist besser mit Stickstoff versorgt.<br />

28<br />

29


Biokohle<br />

Biokohle<br />

HÖHERE BODENFRUCHTBARKEIT MIT KOHLE<br />

Doch Biokohle kann noch weitaus mehr. Weil das Substrat im Boden nur sehr<br />

langsam abgebaut wird, ist es ein effektiver Kohlenstoffspeicher. Auch deshalb ist<br />

das schwarze Gold für die Forschung so interessant. Zusätzlich verbessern sich<br />

weitere Bodeneigenschaften. Die mikrobielle Aktivität und der Nährstoffgehalt<br />

steigen, der Anteil an organischen Komponenten nimmt zu. Langfristig erhöht<br />

sich die Bodenfruchtbarkeit – und damit auch der Ertrag weiterer Nutzpflanzen<br />

wie Getreide oder Gemüse, erwartet Egamberdieva. Damit könnte das Verfahren<br />

auch über den Leguminosenanbau hinaus interessant werden.<br />

Dennoch sind längst nicht alle Fragen geklärt. Ob Biokohle auf alle<br />

Pflanzen und Böden positiv wirkt, oder ob sie auch Nachteile haben kann, muss<br />

noch weiter untersucht werden. In den kommenden Jahren wird Egamberdieva<br />

erforschen, wie Biokohle verschiedene Nutzpflanzen beeinflusst und welche Art<br />

von Biokohle besonders positiv wirkt.<br />

Bereits heute kann die Forscherin sagen, dass es sich für Klima und<br />

Boden lohnt, Biokohle einzusetzen. Besonders die Landwirtschaft in Entwicklungsländern<br />

könnte von der Methode profitieren. Hier ist Dünger teuer und<br />

In Topfexperimenten fügte sie dem Bodensubstrat<br />

etwas Biokohle hinzu (links). In beiden Ansätzen<br />

wuchsen die Pflanzen mit dem Kohlezusatz besser – vor<br />

allem, wenn es trocken war (rechts).<br />

die Umweltbedingungen für Pflanzenbau sind oft ungünstig. Biokohle ist leicht<br />

herzustellen, die notwendigen Ausgangsmaterialien sind nahezu überall verfügbar.<br />

Hierzu braucht es aber langfristige Ansätze in Politik und Landwirtschaft,<br />

denn es wird einige Jahre dauern, bis die Biokohle den Boden nachhaltig<br />

verbessert. Schließlich wuchsen auch die fruchtbaren Terra Preta-Böden am<br />

Amazonas nicht über Nacht.<br />

www.zalf.de/feld<br />

30 31


Interview<br />

DROHNEN IN DER<br />

FORSCHUNG<br />

Wie unbemannte Flugsysteme die<br />

Erkundung von Landschaften unterstützen<br />

Herr Wehrhan, Sie arbeiten am ZALF als<br />

Drohnenpilot. Wofür benötigt die Forschung<br />

solche Fluggeräte?<br />

Wollen wir in einem Landschaftsgebiet flächendeckend<br />

Daten, zum Beispiel zu Vegetation<br />

oder Bodeneigenschaften erheben, sind wir<br />

bislang auf Satellitenaufnahmen angewiesen.<br />

Doch trotz des technischen Fortschritts ist die<br />

Auflösung für einige unserer Forschungsfragen<br />

zu gering. Wir haben keinen Einfluss auf den<br />

Zeitpunkt der Aufnahmen und: Satelliten können<br />

bisher nicht durch Wolken sehen. Einzige<br />

Alternative waren bislang Erhebungen mit dem<br />

Flugzeug, was aber sehr aufwendig und teuer<br />

ist. Fortschritte in der Drohnentechnik erlauben<br />

uns nun, diese Lücke zu schließen. Immer<br />

leichtere und preisgünstigere Sensoren und<br />

Flugsysteme lassen uns viel flexibler Aufnahmen<br />

machen, mit einer Auflösung von unter<br />

zehn Zentimetern.<br />

Wie funktioniert so ein Flug mit der Drohne?<br />

Das Drohnensystem »Tron«, mit dem ich arbeite,<br />

sieht aus wie ein kleines Segelflugzeug mit<br />

zwei kleinen Propellertriebwerken. Die meisten<br />

Missionen fliegt sie in einer Höhe bis 200 Meter<br />

mit rund 80 km / h. Bislang sind solche Einsätze<br />

nur im Sichtbereich des Piloten erlaubt, also in<br />

einem Radius von rund 600 Metern. In dieser<br />

Konstellation sind Flugzeiten von ca. 1 Stunde<br />

und eine Flächenabdeckung von ca. 100 Hektar<br />

möglich. Die Flugroute wird zuvor am<br />

Computer geplant und anschließend auf den<br />

Autopiloten übertragen. Der Flug erfolgt vollautomatisch.<br />

Ich bin zwar mit einer Fernbedienung<br />

vor Ort, greife aber nur im Notfall ein.<br />

Könnten Drohnen wie diese zukünftig auch<br />

in der Landwirtschaft genutzt werden?<br />

Das ist möglich, hängt aber von der Aufgabenstellung<br />

ab. Drohnen wie unsere eignen sich für<br />

weiträumige Erhebungen ganzer Landschaftsausschnitte.<br />

Um auf der Ebene der Einzelpflanzen<br />

beobachten zu können, werden eher tief<br />

und langsam fliegende Quadrocopter-Drohnen<br />

eingesetzt. Schwerlastdrohnen, die bis zu<br />

500 kg transportieren können, sowie Roboter<br />

am Boden verarbeiten diese Informationen<br />

dann, etwa um Pflanzenschutzmittel oder<br />

Dünger nur ganz lokal und damit umweltschonend<br />

einzusetzen – das wäre ein mögliches<br />

Zukunftsszenario.<br />

Welche Forschungsfrage versuchen Sie aus<br />

der Luft zu beantworten?<br />

Wir setzen die Drohne im Projekt CarboZALF<br />

2.0 gerade ein, um herauszufinden, wieviel<br />

zusätzlichen Kohlenstoff landwirtschaftlich genutzte<br />

Böden bei angepasster Bewirtschaftung<br />

speichern könnten. In diesem Speicherpotential<br />

liegt eine große Chance, einen Teil der weltweiten<br />

CO 2-Emissionen in Böden festzulegen und<br />

gleichzeitig die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen.<br />

Mit der Tron bestimmen wir einerseits den aktuellen<br />

Kohlenstoffsättigungsgrad der Böden<br />

und andererseits den Kohlenstoffeintrag in<br />

Böden über die Kulturpflanzen. So können wir<br />

die noch ungenutzten Speicherpotenziale der<br />

Böden ermitteln und die Landbewirtschaftung<br />

gezielt anpassen.<br />

MARC WEHRHAN<br />

ist Diplom-Geograph und seit 2004 als Fernerkunder<br />

am ZALF tätig. In der Arbeitsgruppe<br />

Landschaftspedologie beschäftigt er sich mit<br />

der Ableitung von Vegetations- und Bodeneigenschaften<br />

aus Drohnen- und Satellitenbildern<br />

sowie Verfahren zur Landnutzungsklassifizierung.<br />

32<br />

33


Pakistan<br />

WENIGER REGEN,<br />

WENIGER EINKOMMEN<br />

Die Zahl lässt aufhorchen: Seit 2009 ist die Reisproduktion in Pakistan um 30<br />

Prozent eingebrochen. Der Grund liegt in den steigenden Temperaturen. Das<br />

Land, das zu den ärmsten der Welt zählt, leidet unter dem Klimawandel. Hitze,<br />

Trockenheit oder Überflutungen setzen auch anderen wichtigen Nutzpflanzen<br />

wie Weizen, Baumwolle oder Hirse zu. Dr. Muhammad Arshad wollte es genauer<br />

wissen und hat das Land, aus dem er selbst stammt, mit einem vierköpfigen Forschungsteam<br />

für vier Monate bereist. Während seiner durch die Higher Education<br />

Commission Pakistan und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst<br />

unterstützen Promotionsarbeit besuchte er 240 landwirtschaftliche Betriebe<br />

in 16 Dörfern und acht unterschiedlichen agrarökologischen Zonen. Mit dem<br />

Geländewagen fuhr er mehr als 2500 Kilometer durch Gebirge und Tiefebenen,<br />

durch feuchte und trockene Landschaften, um mehr über die Lebensumstände<br />

der dort lebenden Bäuerinnen und Bauern zu erfahren.<br />

Ausgerüstet mit Fragebögen wollte das Forschungsteam herausfinden,<br />

wie sich das Einkommen der Menschen mit dem Klimawandel ändert. Deshalb<br />

interessierte es sich nicht nur für die Erträge der Felder, sondern auch für<br />

den Aufwand, den die Betriebe leisten mussten, um diese Erträge zu erzielen.<br />

KLEINBETRIEBE SIND BESONDERS ANFÄLLIG<br />

1 2 9 13 15<br />

Mit dem Klimawandel steigen nicht nur der Meeresspiegel und die<br />

Temperaturen. Für einige Regionen der Erde prognostizieren die<br />

Klimamodelle sinkende Erträge in der Landwirtschaft. Darunter<br />

werden vor allem die ärmeren Länder dieser Welt leiden. Zu ihnen<br />

gehört Pakistan. Der Forscher Muhammad Arshad hat untersucht,<br />

wie sich das Klima des südasiatischen Landes in den letzten Jahrzehnten<br />

verändert hat und wie dieser Wandel die landwirtschaftlichen<br />

Betriebe beeinflusst.<br />

»Die Ernte allein ist kein ausreichender Indikator, um die ökonomischen Folgen<br />

des Klimawandels zu erfassen«, erklärt Prof. Harald Kächele. Er betreut<br />

am ZALF gleich fünf Nachwuchsforscherinnen und -forscher aus Südasien. Sie<br />

untersuchen, wie der Klimawandel das Leben der Menschen in der Region Südasien,<br />

die zu den landwirtschaftlich produktivsten der Erde gehört, beeinflusst.<br />

Das Ziel ihrer Forschung ist es, die Lebensbedingungen der Kleinproduzenten<br />

in Ländern wie Pakistan, Iran oder Indien zu verbessern.<br />

In Pakistan sind die Felder oft klein und werden von Familienbetrieben<br />

bewirtschaftet. Sie bestellen ihre Äcker meist auf einfache, traditionelle Art:<br />

Statt motorisierte Landmaschinen zu nutzen, spannen sie Ochsen vor den Pflug.<br />

»Die Märkte sind außerdem schlecht reguliert, das Transportsystem ist marode<br />

und viele Betriebe sind von Zwischenhändlern abhängig, die einen Großteil der<br />

Gewinne in die eigene Tasche stecken«, beschreibt Arshad die Schwierigkeiten<br />

vor Ort. Es gibt kaum finanzielle Puffer, um größere Verluste auszugleichen. Für<br />

Risiken des Klimawandels sind die Kleinbetriebe, die 80 Prozent der Farmen<br />

ausmachen, aber nur 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Pakistans nutzen,<br />

besonders anfällig. Wieder zurück in Deutschland berechnete Arshad mit<br />

einem statistischen Modell, wie stark die Klimavariablen die wirtschaftliche<br />

34<br />

35


Pakistan<br />

Pakistan<br />

Effizienz der Farmbetriebe beeinflussen. Dafür zog er Wetterdaten aus den Jahren<br />

1980 bis 2011 heran und ermittelte, an wie vielen Tagen die Temperatur in<br />

der Wachstumsphase von Reis und Weizen auf Werte anstieg, die den Pflanzen<br />

schadeten. Während der Blüte sind beide Pflanzen besonders empfindlich: Ist<br />

es zu heiß, bilden sie keine Körner aus. »Manchmal genügen schon einige Stunden<br />

Hitze«, erklärt Arshad. Bei Weizen wird es ab 35,5 Grad Celsius kritisch,<br />

bei Reis ab 34 Grad Celsius.<br />

ANPASSUNGSSTRATEGIEN FÜR DIE KRISE<br />

Die Daten zeigen deutlich: Wenn die Temperaturen häufig über den Grenzwerten<br />

lagen, ernteten die Betriebe weniger. Mit den Erträgen sank auch die<br />

Wirtschaftlichkeit des Anbaus. Nur mit weiteren Investitionen – mit mehr<br />

Dünger, zusätzlicher Bewässerung, teuren Hochleistungssorten oder modernen<br />

Technologien – könnten sie diesen Verlust ausgleichen. Für viele Menschen vor<br />

Ort ist das existenzbedrohend. Ihnen fehlen die notwendigen Mittel, um auf<br />

die steigenden Kosten zu reagieren. Und häufig auch das Wissen über Anpassungsstrategien:<br />

»Das traditionelle Wissen über den Anbau wird vom Vater an<br />

den Sohn weitergegeben«, erklärt Kächele. »Wenn man daran festhält, obwohl<br />

sich die Umstände ändern, sitzt man in der Falle, denn Anpassung ist gefragt.«<br />

Fortbildung wird immer wichtiger. Wer etwa frühblühende Sorten kennt, die<br />

vor der großen Hitze heranreifen, könnte einen Teil der Verluste abfangen.<br />

»Weizen und Reis sind die wichtigsten Nutzpflanzen in Pakistan«, betont<br />

Arshad. Daran wird sich in naher Zukunft nichts ändern. Eine Chance sieht<br />

der Forscher aber in zusätzlichen Marktnischen. Weizenbauern könnten auch<br />

Geflügel halten oder Gemüse anbauen, um ihr Einkommen aufzubessern.<br />

Arshad sieht auch die Regierung in der Verpflichtung: »Die Kleinbetriebe<br />

benötigen Subventionen, um auf die Klimaänderungen zu reagieren.«<br />

Erste Schritte in diese Richtung gibt es bereits: Sie müssen weniger Steuern für<br />

Energie und Kraftstoff bezahlen. Für zusätzliche Bewässerung hat der Staat<br />

außerdem ein großes Brunnenbau-Programm gestartet.<br />

Die Ergebnisse seiner Forschung veröffentlichte Arshad im Fachjournal<br />

Ecological Indicators. »Es schlug ein wie eine Rakete«, freut sich der Wissenschaftler.<br />

Auch, weil die Autoren die Effizienz des Anbaus beleuchten und sich<br />

nicht nur auf den Ertrag beschränken. Doch Sichtbarkeit in der Wissenschaftsgemeinschaft<br />

ist nicht das Wichtigste. »Relevanz erhalten die Ergebnisse erst,<br />

wenn sie auch auf der Ebene der Politik wahrgenommen werden«, sagt Co-Autor<br />

Harald Kächele. »Daran arbeiten wir in den kommenden Jahren.«<br />

In pakistanischen Kleinbetrieben ist Landarbeit oft noch Handarbeit,<br />

wie hier beim Unkrautjäten (links). Für seine Interviews zu den Erträgen<br />

und Anbaumethoden sprach Muhammad Arshad mit den jeweiligen<br />

Haushaltsvorständen der Familienunternehmen (rechts). Auch Ochsen<br />

kommen in der Feldarbeit zum Einsatz (unten). In vielen Teilen Pakistans<br />

werden sie nicht nur zur Bodenbearbeitung, sondern auch zum<br />

Hochpumpen von Grundwasser oder zu Transportzwecken eingesetzt.<br />

www.zalf.de/feld<br />

36 37


News<br />

News<br />

QUER<strong>FELD</strong>EIN<br />

VERANSTALTUNG: AUSBLICK<br />

ZALF AUF DER INTERNATIONALEN<br />

GRÜNEN WOCHE<br />

OPEN SCIENCE<br />

DATEN ZUR FREIEN NACHNUTZUNG<br />

VERÖFFENTLICHT<br />

Das ZALF stellt sich auf der Internationalen Grünen<br />

Woche Berlin vom 18.–27. Januar 2019 mit seiner Forschung<br />

zum Thema »Landwirtschaft im Klimawandel«<br />

vor. Hauptexponat ist die autonom flugfähige Drohne<br />

»TRON«. Die Drohne wird zur Fernerkundung von<br />

landwirtschaftlich genutzten Flächen eingesetzt. Auf<br />

der Sonderschau des Bundesministeriums für Ernährung<br />

und Landwirtschaft (BMEL) in Halle 23a können<br />

Interessierte mithilfe von VR-Brillen selbst einen virtuellen<br />

Rundflug mit der Drohne unternehmen und sich<br />

über die Forschung des ZALF informieren.<br />

FORSCHUNG<br />

EXZELLENZFORSCHUNG MIT<br />

ROBOTERN<br />

Eine der großen Herausforderungen in der Agrarforschung<br />

besteht darin, die Pflanzenproduktion trotz<br />

begrenzter Nutzflächen zu erhöhen und gleichzeitig<br />

den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Um dies<br />

zu erreichen, werden im Exzellenzcluster »PhenoRob ‒<br />

Robotik und Phänotypisierung für Nachhaltige Nutzpflanzenproduktion«<br />

neue Methoden und Technologien<br />

erforscht, um Pflanzen zu beobachten, zu analysieren,<br />

besser zu verstehen und gezielt zu behandeln. »Pheno-<br />

Rob« wurde als eines von 57 Projekten im Rahmen der<br />

bundesweiten Exzellenzstrategie für die Förderung<br />

ausgewählt. Das ZALF ist am Vorhaben der Universität<br />

Bonn und des Forschungszentrums Jülich als assoziierter<br />

Partner beteiligt.<br />

In Dauerfeldversuchen der Agrar- und Bodenwissenschaften<br />

werden Auswirkungen des Klimawandels und<br />

von Anbausystemen über Jahrzehnte dokumentiert. Der<br />

Versuch »V140« läuft seit 1963 am Standort des ZALF<br />

in Müncheberg, etwa 50 km östlich von Berlin. Er ist<br />

einer der wenigen noch aktiven Dauerfeldversuchen<br />

auf sandigem Boden (https://dfv-karte.bonares.de/).<br />

Seit Oktober <strong>2018</strong> sind die Versuchsdaten in standardisierter<br />

Form online frei verfügbar:<br />

https://doi.org/10.20387/BonaRes-BSVY-R418.<br />

PROJEKTSTART<br />

MEHR INSEKTEN IN<br />

AGRARLANDSCHAFTEN<br />

www.zalf.de/de/aktuelles/<br />

FORSCHUNG<br />

SATELLITEN BEOBACHTEN LAND-<br />

WIRTSCHAFT IN DEUTSCHLAND<br />

Forscherinnen und Forscher der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin und des ZALF haben mithilfe des »Maschinellen<br />

Lernens« eine Methode entworfen, die es ermöglicht,<br />

aktuell angebaute Ackerkulturen von Satelliten<br />

aus zu bestimmen. Mit den gewonnenen Daten werden<br />

Simulationsmodelle zum besseren Verständnis der<br />

Wechselwirkungen zwischen Klima, Mensch, Pflanzen<br />

und Boden zukünftig noch effizienter.<br />

Welchen Einfluss hat Landwirtschaft auf Insekten und<br />

wie sehen besonders insektenfreundliche Nutzungssysteme<br />

aus? Diesen Fragen stellen sich seit Oktober Forschende<br />

im Projekt »FInAL ‒ Förderung von Insekten<br />

in Agrarlandschaften«. Das vom Bundesministerium<br />

für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit ca.<br />

5 Mio. Euro geförderte Verbundvorhaben unter Koordination<br />

des Thünen-Instituts untersucht erstmals in<br />

großen Landschaftsausschnitten, wie die Vielfalt und<br />

Funktionalität von Insekten gezielt erhöht werden<br />

kann. Das ZALF stellt dabei ein Landschaftslabor im<br />

Havelländischen Luch, nordwestlich von Berlin, bereit.<br />

Insgesamt sollen drei Gebiete, stellvertretend für die<br />

typischen Agrarräume Deutschlands, beforscht werden.<br />

38<br />

39


Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. erforscht<br />

Lösungen zu Herausforderungen in der Landwirtschaft – lokal, regional und<br />

international: Ernährungssicherheit für eine wachsende Weltbevölkerung,<br />

Reduktion von Klima- und Umweltfolgen, Transformation zu einer nachhaltigen<br />

Lebensmittelindustrie sowie Schutz und Erhalt von Biodiversität und<br />

Ökosystemleistungen. Die Arbeit des Forschungszentrums orientiert sich dabei<br />

an drei Dimensionen:<br />

LANDSCHAFTSPROZESSE<br />

Wie funktionieren Agrarlandschaften?<br />

Leibniz-Zentrum für<br />

Agrarlandschaftsforschung<br />

(ZALF) e. V.<br />

Eberswalder Straße 84<br />

15374 Müncheberg<br />

T 033432 82200<br />

F 033432 82223<br />

Vorstand<br />

Prof. Dr. Frank Ewert<br />

(Wissenschaftlicher Direktor)<br />

Cornelia Rosenberg<br />

(Administrative Direktorin)<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Hendrik Schneider<br />

public.relations@zalf.de<br />

T 033432 82405<br />

Texte<br />

Heike Kampe, Tom Baumeister (Interview)<br />

Redaktion und Lektorat<br />

Tom Baumeister, Hendrik Schneider<br />

Satz und Reinzeichnung<br />

Hannes Schulze, Nur Mut<br />

Bildnachweise<br />

Titel: Anton Khrupin / Shutterstock; S. 2: Herney<br />

Gómes / Pixabay; S. 5: Budimir Jevtic / Adobe<br />

Stock; S. 7: Universität Bonn; S. 8: anzebizjan /<br />

Adobe Stock; S. 9: Hendrik Schneider / ZALF; S.10:<br />

photographyfirm / Shutterstock; S. 13: Davron<br />

Yulchiev / TIIAME; S. 14: Juan Manuel Casillas /<br />

123RF; S. 15: Ben Schonewille / Shutterstock; S. 16:<br />

Karoline Arnold; S. 24: small smiles / Shutterstock;<br />

S. 26, 28: Hua Ma / ZALF; S. 30, 31: Dilfuza<br />

Egamberdieva / ZALF; S. 32: Jarno Müller / ZALF;<br />

S. 34: Nuralya / Dreamstime; S. 36 oben: Yasir<br />

Mehmood; S. 36 unten: habibshad / iStock; S. 38<br />

links: Quantum-Systems; S. 38 rechts: Bosch; S. 39<br />

links: ESA / ATG medialab; S. 39 rechts: pasja1000 /<br />

Pixabay<br />

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dem Betreff <strong>FELD</strong> und Ihren Kontaktdaten an:<br />

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Dieses Heft wurde auf 100 % Recyclingpapier<br />

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© ZALF <strong>2018</strong><br />

zalf_leibniz<br />

zalf.agrarlandschaftsforschung<br />

www.zalf.de<br />

LANDNUTZUNG UND GOVERNANCE<br />

Wie können wir Agrarlandschaften nachhaltig gestalten?<br />

SYNTHESE DER LANDSCHAFTSFORSCHUNG<br />

Wie sehen Agrarlandschaften der Zukunft aus?<br />

Eine moderne Forschungsinfrastruktur stellt hierfür die notwendige<br />

interdisziplinäre Exzellenz bereit:<br />

FORSCHUNGSPLATTFORM »DATEN«<br />

FORSCHUNGSPLATTFORM »MODELLE & SIMULATION«<br />

EXPERIMENTELLE INFRASTRUKTURPLATTFORM<br />

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MAGAZIN DES LEIBNIZ-ZENTRUMS FÜR<br />

AGRARLANDSCHAFTSFORSCHUNG (ZALF) E.V.

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