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Rettungsaktion Frankenwald

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Die Rettung des Frankenwaldes

– Erklärungen eines Försters

Seit drei Jahren verursacht der Buchdrucker im Frankenwald

enorme Probleme. Die Population hat sich

wahnsinnig stark vergrößert. Natürlich gab es den

Buchdrucker schon immer dort, wo es auch Fichten

gibt. Aber die Trockenheit der letzten Jahre hat für

eine explosionsartige Vermehrung des Tieres gesorgt.

Um den Frankenwald zu retten, müssen wir

zweigleisig fahren: wir müssen eine saubere Waldwirtschaft

betreiben und den Waldumbau vornehmen.


Aber was bedeutet saubere Waldwirtschaft und

Waldumbau konkret?

Bei der sauberen Waldwirtschaft handelt es sich um

den Lösungsansatz, der kurzfristig für Erfolg sorgen

soll: Durch sie soll das bereits bestehende Problem,

also die aktuell starke Verbreitung des Buchdruckers,

so gut wie möglich in den Griff bekommen

werden. So muss im Zuge dieser sauberen Waldwirtschaft

das befallene Holz sowie gefährdete Bäume,

also zum Beispiel Sturmschäden, so schnell wie

möglich aus dem Wald entfernt werden.


Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Das

Problem ist häufig, dass die Waldbesitzer gar nicht

die Möglichkeit haben, sich um ihren Wald zu kümmern.

Manche wohnen weit weg und bemerken deshalb

gar nicht, dass ihre Bäume befallen sind. Andere

haben nicht die Kenntnisse, den Buchdrucker

frühzeitig zu erkennen oder Bäume zu fällen. Natürlich

gibt es Forstarbeiter, an die diese Tätigkeit weitergegeben

werden kann. Allerdings ist die Nachfrage

nach genau diesen aktuell riesig. Sie sind zu

wenige, um allen Nachfragen nachzukommen. Ein

weiteres Problem ist, dass gerade in den schmalen

Tälern des Frankenwaldes die Lagerbedingungen

des entfernten Holzes nicht ideal sind. Eigentlich sollten

befallene Bäume mindestens 500m vom Wald

entfernt gelagert werden, um zu verhindern, dass der

Käfer wieder in den Wald zurückfliegt und weitere

Bäume befällt. Allerdings ist es in Orten, wie zum

Beispiel Wallenfels, unmöglich, eine Stelle zu finden,

die mehr als 500m vom nächsten Waldrand entfernt

liegt. Letztlich führte die große Menge an Schadholz

im letzten Jahr auch noch dazu, dass der Holzpreis

extrem gesunken ist. Das machte die Situation nicht

einfacher. Gerade für diejenigen, die ihre befallenen

Bäume nicht selbst bearbeiten können, die also auch

noch Forstarbeiter für das Aufarbeiten bezahlen

müssen, war diese saubere Waldwirtschaft sehr

kostspielig.



Dies führt dazu, dass einige Waldbesitzer aufgeben.

Doch das Problem kann nur gelöst werden, wenn wir

alle an einem Strang ziehen. Es nutzt nichts, wenn

ich meinen Wald vom Buchdrucker sauber halte und

mein Waldnachbar sich aber nicht kümmert. Es wird

nicht lange dauern, bis der Käfer wieder in meinem

Wald ist. Mit einer zu hohen Geschwindigkeit bohrt

sich der Buchdrucker in die Rinde. Um zumindest

das finanzielle Problem zu lösen, hat die bayerische

Regierung in den letzten Jahren Förderprogramme

gestartet. Ziel ist es, die Waldbesitzer finanziell zu

unterstützen und gleichzeitig die Lage auf dem Holzmarkt

etwas zu entspannen. Im Zuge dieser Förderprogramme

werden Waldbesitzer dafür bezahlt,

wenn sie ihre Bäume zum Beispiel in den Wald häckseln

lassen. Das ist der Grund, wieso wir im Frankenwald

derzeit überall solche Häufen hier sehen. Mit

dieser Methode kann der Baum zwar nicht verwendet

werden, aber der Holzpreis kann sich aufgrund eines

geringeren Angebotes stabilisieren und die Walbesitzer

gehen nicht völlig leer aus.


Der Waldumbau hingegen ist eine langfristige Lösung.

Er soll dafür sorgen, dass es zukünftig gar

nicht mehr zu so starken Populationsanstiegen kommen

kann. Es handelt sich also um die Vorbeugung

der Problementstehung. Durch den Waldumbau,

also dem Anpflanzen von Mischwäldern, sollen Monokultur

beseitigt werden. Idealerweise sollte so ein

Mischwald aus Douglasien, Weißtannen, Lärchen,

Buchen, Eichen, Ahorn und viel weniger Fichten bestehen.

Das Problem, dass dabei entsteht, ist, dass

ein solcher Umbau ein sehr langwieriges und aufwändiges

Vorhaben ist. Es wird Jahrzehnte dauern,

bis sich Erfolge zeigen werden. Außerdem benötigen

auch die Jungpflanzen anderer Baumarten Wasser,

um sich gut zu verwurzeln. In Trockenjahren, wie wir

sie in letzter Zeit erlebt haben, vertrocknen auch eine

Vielzahl dieser jungen Bäume. Erst wenn sie eine

Zeit lang gewachsen sind und sich entsprechend verwurzelt

haben, können sie Trockenheit und Wärme

Stand halten.


Letztendlich sind beide Lösungen notwendig, um

das Ziel eines zukunftsfähigen Waldes zu erreichen.

Also eines Waldes, der auch in Zeiten des Klimawandels

überleben kann. Der aus Baumarten besteht,

die auch bei Wärme und Trockenheit überleben

können. Klima, Boden und die Baumart müssen

möglichst optimal aufeinander abgestimmt sein.

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