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Mühle+Mischfutter (Heft 16 vom 23.8.2012) - ESA

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Neues Leitsystem<br />

Effizienz bei Futtermittelproduktion maximiert<br />

Von Ing. Andreas Bergmayr und Ing. Helmut Mitteregger, Wolfern/Österreich<br />

Das oberösterreichische Unternehmen <strong>ESA</strong> GmbH (Elektronische<br />

Steuerungs- und Automatisierungs GmbH) hat ein umfassendes<br />

Modernisierungsprojekt beim Futtermittelhersteller Likra<br />

West realisiert. Das Werk Ingolstadt wurde mit leistungs fähiger<br />

Prozesssteuerungstechnologie ausgestattet, die durch Einsatz<br />

des „<strong>ESA</strong>weight“-Leitsystems die Produktionseffizienz maximiert.<br />

Durch das „Retrofit“-Projekt konnten Kapazitäts -<br />

steigerungen von durchschnittlich 70% erreicht werden.<br />

Mit ihrer über 50 Jahre reichenden Tradition ist die Likragroup<br />

international anerkannter Partner der Landwirtschaft. Tiernahrung<br />

von der Likra West GmbH erfüllt hohe Qualitätsstandards<br />

und unterliegt strengsten Normen in der Produktion. Die<br />

Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Linz/Österreich bietet<br />

ein vollständiges Futtersortiment und ausgefeilte Spezialfuttermittel<br />

an.<br />

Abb. 1: Die moderne Leitwarte bei Likra steuert auf Basis des Systems „<strong>ESA</strong>weight<br />

7.5“ sämtliche Anlagen.<br />

Die Firma <strong>ESA</strong> arbeitet mit Kunden in allen Industriebereichen<br />

zusammen. Im Sektor Futtermittel finden sich über zwanzig Referenzen<br />

– allesamt Unternehmen der Branche, die mit dem leistungsfähigen<br />

Prozessleitsystem „<strong>ESA</strong>weight“ beste Erfahrungen<br />

gemacht haben. Seit über zehn Jahren setzt auch der<br />

Likra-Standort Linz auf das System von <strong>ESA</strong>.<br />

Abb. 2: Übersicht des Profibus-Netzwerkes der neuen Automatisierungsstruktur<br />

Abb. 3: Die vorherige Schaltwarte<br />

Integriertes Gesamtsystem<br />

Als „Retrofit“ bezeichnet man generell die Methode, veraltete<br />

Anlagen auf einen moderneren Stand zu bringen. Durch die<br />

Umrüstung lässt sich oft die Betriebssicherheit und Produktivität<br />

erheblich steigern. Ausschlaggebende Beweggründe für derartige<br />

Projekte sind unter anderem gesetzliche Vorschriften<br />

(TÜV, Rückverfolgung), verfahrenstechnische Änderungen, Ausfallsicherheit<br />

(Ersatzteile, Wartungen) sowie Anbindung an ein<br />

Warenwirtschaftssystem. Um den Anlagenstillstand so gering<br />

wie möglich zu halten, ist jedoch eine minutiöse Planung der<br />

Umbauphase entscheidend. Dies wurde bei dem Projekt Likra,<br />

wie auch in allen anderen Fällen, <strong>vom</strong> Team der Firma <strong>ESA</strong> in<br />

enger Abstimmung mit dem Kunden realisiert.<br />

Ein Kernpunkt des hier beschriebenen Auftrages der Likra West<br />

GmbH war die Vorgabe an <strong>ESA</strong>, dass die neue Steuerung nach<br />

aktuellsten Produktionsmethoden der industriellen Verarbeitung<br />

und vollautomatisch betrieben werden kann. Zudem sollte<br />

die Bedienung der Anlage möglichst einfach erfolgen, um die<br />

Konstanz der Produktqualität und Bedienerfreundlichkeit zu<br />

garantieren. Das gesamte Konzept wurde auf Basis des Produktionsleitsystems<br />

„<strong>ESA</strong>weight 7.5“ in Kombination mit einer<br />

Steuerungseinheit „Simatic S7“ realisiert. Um die Voraussetzung<br />

für die Vollautomatisierung zu schaffen, wurden alle Anlagenteile<br />

von der Rohwarenannahme über die Mischlinien und die<br />

Pressenlinien bis hin zu den Fertigwarensilos mit Absackung<br />

und Loseverladung modernisiert.<br />

Zügige Umsetzung<br />

Die Likra West GmbH hat sich aus mehreren Gründen für eine<br />

Steuerung der Firma <strong>ESA</strong> entschieden. Unter anderem konnte<br />

eine sehr kurze Inbetriebnahmezeit garantiert werden, entscheidend<br />

für die Aufrechterhaltung der laufenden Produktion.<br />

Es wurde ein etappenweiser Umstellungsplan festgelegt, bei<br />

dem jeweils die Anlage am Freitagabend gestoppt wurde. Bereits<br />

Montag früh konnte über die neue Steuerung produziert<br />

werden. So war es möglich, die gesamten Umbauarbeiten in<br />

vier Schritten durchzuführen. Seitens des Managements der<br />

Likra West GmbH merkt Betriebsleiter Detlef Milz an: „Die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>ESA</strong> war sehr gut und verlief äußerst professionell.<br />

Der Zeitplan wurde exakt eingehalten.“<br />

Die Aufgabenstellung sah u. a. auch vor, die Elektroinstallationen<br />

komplett zu erneuern. Im Zuge des Projektes erfolgte<br />

508 Mühle + Mischfutter · 149. Jahrgang · <strong>Heft</strong> <strong>16</strong> · 23. August 2012


Abb. 4: Prozessbild im Bereich Annahme<br />

die Implementierung des Prozessleitsystems in den Bereichen<br />

Warenübernahme, Umlagerung, Automatik- und Handdosierung,<br />

Mahlen, Mischen, Pressen, Absacken und Verladen. „Alles<br />

in allem haben wir für dieses Projekt an die 5000 Mannstunden<br />

aufgewendet“, erläutert der Projektleiter Ing. Andreas Bergmayr<br />

von <strong>ESA</strong>. Dies ist ein Anhaltspunkt für die Größenordnung<br />

des Projektes, das die komplexen Anlagen in Ingolstadt praktisch<br />

auf neue „Automatisierungssäulen“ stellte.<br />

Für die reibungslose Implementierung der Steuerungssysteme,<br />

welche auf die bestehenden Anlagenteile optimal abgestimmt<br />

wurden, erwies sich der modulweise Aufbau des „<strong>ESA</strong>weight“-<br />

Systems als sehr vorteilhaft. Es umfasst effizient konfigurierbare,<br />

standardisierte Software-Module, die Produktionsanlagen<br />

jeder Größenordnung vernetzen. Zentrale Verwaltung und Erfassung<br />

des aktuellen Systemstatus sind jederzeit gewährleistet.<br />

Zusätzlich zum zentral integrierenden Kernmodul „<strong>ESA</strong>manager“<br />

für die Verwaltung werden im Likra-Projekt die Module<br />

„<strong>ESA</strong>trade“ zur Warenannahme und -ausgabe, „<strong>ESA</strong>runtime“<br />

und „<strong>ESA</strong>com“ für die Dosieraufgaben, „<strong>ESA</strong>press“ im Bereich<br />

der Pressen, „<strong>ESA</strong>trans“ und „<strong>ESA</strong>pack“ für den Verpackungsbereich<br />

eingesetzt. Weitere Module sind unter anderem „<strong>ESA</strong>mix“<br />

bei Aufgaben der Veredelung und „<strong>ESA</strong>bigbag“. Generell verfügen<br />

Kunden durch den Einsatz der „<strong>ESA</strong>“-Module über zahlreiche<br />

Vorteile, da sie auf Basis der Erfahrungswerte laufend<br />

Abb. 5: Dieser Screenshot zeigt Bereiche der FuK-Dosierung.<br />

Prozesssteuerungstechnologie<br />

weiterentwickelt werden. Sie reduzieren die notwendigen Eingaben<br />

auf ein Minimum und integrieren umfassende Funktionalitäten.<br />

„Wir haben durch die neue Produktionssteuerung<br />

große Kapazitätssteigerungen von durchschnittlich 70% erzielt“,<br />

präzisiert Detlef Milz und ergänzt: „Die Übersichtlichkeit<br />

und Transparenz wurde erheblich verbessert gegenüber dem<br />

früheren Schaltbild. Das ist ein wesentlicher Vorteil für unsere<br />

Mitarbeiter. Die Aufträge können viel schneller abgearbeitet<br />

werden.“<br />

Hocheffiziente Steuerung<br />

Die gesamte Steuerschrankstruktur ist dezentral aufgebaut, sodass<br />

im Wesentlichen alle ein bis zwei Stockwerke Etagenverteiler<br />

zur direkten Ansteuerung der Aggregate installiert sind. Die<br />

Verbindung zur EDV-Anlage läuft über Ethernet quasi in Echtzeit.<br />

Alle Peripherie-Geräte wie Austragssysteme, Waagen und<br />

autarke Steuerungseinheiten wurden über Profibus komplett<br />

Abb. 6: Dosierung der Mineralstoffe für die Futtermittelproduktion<br />

im System integriert. Dies garantiert sowohl eine zentrale Verwaltung<br />

aller Daten als auch eine permanente Online-Kontrolle.<br />

Mehrere parallel betriebene Arbeitsplätze sichern eine effiziente<br />

und vor allem übersichtliche Anlagensteuerung. Schließ -<br />

lich verfügt die neue Anlage über eine multimediale Anlagenvisualisierung.<br />

Der Fernzugriff via VPN erlaubt den Verantwort-<br />

Mühle + Mischfutter · 149. Jahrgang · <strong>Heft</strong> <strong>16</strong> · 23. August 2012 509


Neues Leitsystem<br />

lichen von Likra und <strong>ESA</strong> einen raschen Zugriff auf die Anlage.<br />

Eine Anbindung an das bestehende Warenwirtschaftssystem<br />

(ERP-System „Axapta“) zum Online-Datenaustausch von Auftrags-<br />

und Produktionsdaten rundet die Gesamtfunktionalität<br />

ab. Zusätzlich wurde ein zeitgemäßes Wartungsmanagement<br />

integriert, um proaktiv Instandhaltung zu ermöglichen. Bei den<br />

seitens des Managements genannten Vorteilen der neuen Lösung<br />

von <strong>ESA</strong> wurde zudem auch erwähnt, dass eine beträchtliche<br />

Energieeinsparung realisiert werden konnte. Dies beruht<br />

etwa auf der gezielten Antriebssteuerung gegenüber dem permanenten<br />

Betrieb diverser Motoren im alten Anlagendesign.<br />

Pressenanlage<br />

Am Beispiel des Pressenmoduls „<strong>ESA</strong>press“ kann die effiziente<br />

Ablaufsteuerung u. a. detailliert nachvollzogen werden. Das<br />

Modul steuert die Weiterleitung der Produktionslote aus den<br />

Pressenvorzellen und startet den jeweiligen Pressenauftrag.<br />

Alle Daten werden hierbei online visualisiert und zur Rückverfolgbarkeit<br />

lot- und chargenbezogen protokolliert. Während<br />

des Pressenvorganges wird online über den Durchsatz aus der<br />

Quell- in die Zielzelle gebucht, nach Leermeldung der Pressenvorzelle<br />

erfolgt eine Korrekturbuchung. Über eine Quell- und<br />

Abb. 7: Visualisierung eines der Pressenmodule<br />

Zielzellenselektion wird der eigentliche Pressen-Auftrag gestartet.<br />

Vom Prozessrezept werden alle hinterlegten Produktionsdaten<br />

für diese Linie an das Steuerungssystem übergeben. Dies<br />

beginnt bei der Zuteilungsregelung und endet bei der Durchsatzleistung.<br />

Allgemein gilt: Sind Komponenten wie Expander,<br />

Hygieniser, Konditionierer, Kühler, Krümmler, Fettaufsprüher<br />

enthalten, so befinden sich die hierfür erforderlichen Einstellungen<br />

ebenfalls im Prozessrezept. Alle Einstellungen sind händisch<br />

übersteuerbar, ein automatisches Hochlaufen der Pressenanlage<br />

ist möglich. Sind Probenentnahmestellen vorgesehen, erfolgen<br />

die Entnahmen automatisch, soweit möglich. Ansonsten erscheint<br />

eine quittierpflichtige Anweisung für den Bediener und<br />

wird entsprechend der Benutzeranmeldung protokolliert.<br />

Verladung und Absackung<br />

Der Kreis zum Kunden wird über die Loseverladung und die Absackung<br />

geschlossen. Die Aufträge werden direkt im übergeordneten<br />

Warenwirtschaftssystem erstellt und in das Modul<br />

„<strong>ESA</strong>weight“ importiert. Über die integrierte Tourenplanung<br />

können die Verladeaufträge beliebig zusammengestellt werden.<br />

Bei Aktivierung eines derartigen Auftrages müssen noch<br />

die Daten für Frächter, Lkw etc. eingetragen werden. Analog<br />

zur Annahme erfolgt die Ausfertigung eines Ladescheines mit<br />

eindeutiger Vorgangsnummer. Wird am Bedienmodul an der<br />

Verladestation die Vorgangsnummer aktiviert, so erscheint die<br />

komplette Tour mit allen Detaildaten. Die Lkw-Zellenbelegung<br />

Abb. 8: Absackung der Produkte<br />

kann sowohl im Auftrag vorgegeben als auch <strong>vom</strong> Fahrer frei<br />

gewählt werden. Nach dem Start erfolgt die Verladung automatisch,<br />

wobei das Steuerungssystem mit selbst optimierten Nachläufen<br />

genau auf die Vorgabemenge dosiert. Sobald die Verladung<br />

beendet ist, werden die eichfähigen Daten selbsttätig<br />

ausgelesen und protokolliert, gleichzeitig wird die Quellzelle<br />

nach dem FIFO-Prinzip um die verladene Menge reduziert. Die<br />

Auftragsnummer mit zugehöriger Lot-Nummer der Produktion<br />

wird eindeutig dieser Kundenlieferung zugeordnet. Mehrkammerbelegungen,<br />

Umsetzen des Lkw etc. sind durch einfache Bedienung<br />

vor Ort möglich. Nach Abschluss der gesamten Tour<br />

kann automatisch ein Lieferschein mit gewünschter Deklaration<br />

erstellt werden.<br />

Abb. 9: Anlagenbereiche für Verladung<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Likra West<br />

GmbH mit dem Produktionsleitsystem „<strong>ESA</strong>weight 7.5“ erhebliche<br />

Effizienzsteigerungen erzielt hat. Die Abläufe wurden optimiert<br />

und beschleunigt, sodass eine wesentlich schnellere Auftragsabwicklung<br />

erfolgt, bei durchgängiger Qualitätsorien-<br />

tierung und Rückverfolgbarkeit. Dank der zügigen Projektumsetzung<br />

im kalkulierten Zeitplan war stets die Aufrechterhaltung<br />

des Produktionsbetriebes gewährleistet. „Das Team von<br />

<strong>ESA</strong> hat auch bei Änderungswünschen sofort verstanden, wie<br />

man es gerne ausgeführt haben möchte und immer alles prompt<br />

erledigt“, so Betriebsleiter Detlef Milz abschließend.<br />

510 Mühle + Mischfutter · 149. Jahrgang · <strong>Heft</strong> <strong>16</strong> · 23. August 2012

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