Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Nutzen & Kultur
Schuhpflege
Schuhpflege
mehr als nur Kosmetik
Wie bei der
Waffe ist die regelmässige
Pflege von
Jagdschuhen Pflicht.
62 JAGD & NATUR 9 l 21
Werden Schuhe nicht gereinigt, gehen sie wesentlich
schneller kaputt – und auch Blasen bekommt man schneller.
Ungepfl egte Schuhe: Das ist wahrlich keine Nonchalance
oder ein Zeichen gegen übertriebenes
Spiessertum. Denn ein guter Schuh ist quasi die
ULebensversicherung in anspruchsvollem Gelände. Wie
bei der Waff e ist daher regelmässige Pfl ege Pfl icht.
Doch wie pfl egt man Jagdschuhe richtig? Das kommt
ganz auf die Materialisierung an. Was einem Schuh aus
Vollleder gut tut, kann einen synthetischen schädigen.
Die verwendeten Pfl egemittel sollten daher auf den jeweiligen
Schuh abgestimmt sein. Bevor wir einen Schuh
jedoch wachsen oder imprägnieren, müssen wir ihn reinigen:
Schuhe aussen reinigen
Dreck verklebt die Poren und reduziert die Atmungsaktivität.
Ausserdem kann er Leder austrocknen und
brüchig machen. Etwas vom Schlimmsten ist Gülle: Das
darin enthaltene Ammoniak ist aggressiv und greift Leder
wie auch synthetische Stoff e an. Zudem zersetzt es
Leim, wodurch – bei längerem und regelmässigem Einwirken
– Schuhe förmlich auseinanderfallen können.
Raphael Hegglin
Wer durch eine Wiese mit Gülle läuft, sollte die Schuhe
so schnell wie möglich reinigen: Spätestens nach der
Tour, noch besser unterwegs in einem Bach.
Zur gründlichen Reinigung nimmt man zuerst die
Schnürsenkel und Innensohlen heraus. Danach reinigt
man die Aussenseite mit einer Schuhbürste und lauwarmem
Wasser. Dabei kein heisses Wasser und keine
Seife verwenden, auch gehören Bergschuhe nicht in
die Waschmaschine. Dies würde den Sohlenkleber angreifen
und das Leder spröde machen.
Schuhe innen reinigen
Schuhe sollten regelmässig auch innen gereinigt werden
(mit herausgenommener Innensohle): Die im
Schweiss enthaltenen Salze und anderen Substanzen
greifen Kleber und andere Materialien an, sie verstopfen
die Poren und sorgen für üble Gerüche. Schuhe mit
synthetischem Innenfutter reinigt man anders als solche
mit Leder-Innenfutter:
Synthetisches Innenfutter: Schuh zu 2/3 mit lauwarmem
Wasser füllen und hin und her schütteln. Danach
zwei- bis dreimal nachspülen.
Innenfutter aus Leder: Dieses lässt sich mit einer
nicht parfümierten und nicht fettenden Körperlotion
(auf Wasserbasis) reinigen. Dazu ein wenig Lotion auf
ein Haushaltspapier geben und das Leder-Innenfutter
abreiben. Überschüssige Lotion mit einem sauberen
Haushaltspapier entfernen und trocknen lassen.
Schuhe wachsen oder imprägnieren
Auch wenn wir es anders gelernt haben: Schuhe sollte
man weder fetten noch ölen. Beide Substanzen verstopfen
die Poren und machen die Atmungsaktivität eines
Schuhs zunichte. Zudem machen Fette und Öle
das Leder weich, und es verliert an Stabilität. Folgende
Pfl ege empfehlen die Schuhhersteller:
Schuhe aus Leder: Diese werden gewachst und
nicht imprägniert. Dazu gibt es Schuhwachs, das sich mit
einem Tuch oder Schwamm auftragen lässt. Doch Vorsicht:
Wachs kann die Optik des Leders verändern. Daher
immer das zum Schuh passende Wachs verwenden.
Wem das Einreiben zu mühsam ist, kann auch zu einem
Flüssigwachs greifen. Dieses gibt es als Spray oder in einer
Quetschflasche mit aufgesetztem Schwamm. Auch
hier darauf achten, dass man das zum Schuh passende
Produkt verwendet. Wer seine Lederschuhe regelmässig
wachst, sorgt dafür, dass sie geschmeidig bleiben und
Wasser von ihnen abperlt. Die Lebensdauer eines
Schuhs erhöht sich dadurch markant.
Schuhe aus synthetischem Material: Hier braucht
es regelmässig Imprägnierungsspray, ansonsten perlt
Wasser nicht mehr von der Oberfläche ab, sondern das
Material saugt sich voll. Mit der Atmungsaktivität ist es
dann trotz Membran dahin. Wichtig ist auch bei Synthetik-Schuhen,
ein passendes Produkt zu verwenden. So
ist nicht jeder Imprägnierungsspray für Schuhe mit
GORE-TEX-Membran geeignet. Nachfragen im Fachgeschäft
lohnt sich auf jeden Fall. Da die meisten Schuhe
nicht vollständig aus synthetischem Material bestehen,
braucht es gelegentlich auch Lederpflege. Diese wird
wie oben beschrieben durchgeführt.
Tipp für Leder und Synthetik: Vor dem Wachsen
oder Imprägnieren Schnürsenkel entfernen, damit sich
die Pflegesubstanzen überall auftragen lassen.
Je nach Material –
sei es Leder oder
Synthetik – bedürfen
die Jagdschuhe unterschiedlicher
Pflegeprodukte.
Schuhe richtig trocknen lassen
Schuhe trocknen stehend mit hineingelegten Schnürsenkeln nur schlecht.
Denn feuchte Luft sinkt und bleibt so im Schuh gefangen, zudem bringt
man mit nassen Schnürsenkeln zusätzlich Feuchtigkeit hinein.
Schuhe sollten daher liegend trocknen, so ist die Luftzirkulation im
Schuh besser. Ebenfalls muss vorher immer die Innensohle herausgenommen
werden. Werden Schuhe nach jeder Tour vollständig getrocknet,
erhöht sich ihre Lebensdauer nicht nur deutlich, man bekommt dadurch
auch weniger Blasen oder Scheuerstellen. Da die Innensohle ein Verschleissteil
ist, sollte man sie regelmässig auswechseln – so bleibt der
Schuh-Komfort erhalten.
Wenn Schuhe innen sehr nass sind, dann lassen sie sich mit saugfähigem
Papier entfeuchten. Dazu das Papier regelmässig ersetzen und den
Schuh am Schluss wie oben beschrieben ohne Papier trocknen lassen.
Tipp für Vielläufer wie Wildhüter, Hündeler und Alpinisten: Zwei gleiche
Schuhpaare kaufen und diese abwechslungsweise tragen. So können die
Schuhe immer vollständig trocknen. Das bedeutet zwar doppelte Ausgaben
auf einmal, die beiden identischen Schuhpaare halten danach aber
mehr als doppelt so lange – was letztlich günstiger kommt.
9 l 21 JAGD & NATUR 63