Material

Nina Kühn GS Heiden, Lage, 15.06.07
Fach: Deutsch
Klasse: 3a
Studienseminar für Lehrämter an Schulen
Anzahl der Kinder: 17 (8 Mädchen / 9 Jungen)
Zeit: 8:30 – 9:15
Detmold
Seminar Primarstufe
Unterrichtsbesuch Nr.: 2
Fachbesuch Nr.: 1
Thema der Unterrichtseinheit und Teilthemen:
Bei der Unterrichtseinheit handelt es sich um eine Teileinheit der Auseinandersetzung mit der
Lektüre „Die Reise zur Wunderinsel“ von Klaus Kordon.
„Sonneninsel - Elfchen“ – Wir lernen die Gedichtform „Elfchen“ kennen und schreiben
eigene Elfchen zum Thema „Leben auf einer einsamen Sonneninsel“.
1. Stunde: „Einsame Sonneninsel“ – Wir sammeln Assoziationen zu diesem Thema und
erstellen eine themenbezogene Wortschatzsammlung
2. Stunde: „Die Sprache der Gedichte“ – Wir setzen uns mit den sprachlichen
Ausdrucksmöglichkeiten von Gedichten auseinander.
3. Stunde: „Elfchen“ – Wir lernen den Aufbau und die Struktur der Gedichtform
„Elfchen“ kennen.
4. Stunde: „Sonneninsel - Elfchen“ – Wir schreiben eigene Elfchen zum Thema
„Leben auf einer einsamen Sonneninsel“
5. Stunde: „Dichterarbeit“ – Wir stellen unsere Elfchen fertig und präsentieren sie auf
Schmuckblättern im Klassenraum und als Vortrag in einer „Dichterlesung“.
1

Intention der Unterrichtseinheit:
Bezogen auf das in der Lektüre behandelte Rahmenthema „Leben auf einer Sonneninsel“,
setzen sich die Kinder mit den sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten von Gedichten
auseinander. Sie lernen die Gedichtform Elfchen kennen und schreiben schließlich eigene
„Sonneninsel-Elfchen“. Auf diese Weise sollen die Kinder die Möglichkeit des sprachlichen
Ausdrucks mit Gedichten praktisch kennen lernen und somit ihre Fähigkeiten zum kreativen
Umgang mit Sprache im Bereich des schriftlichen Sprachhandelns erweitern. 1
Thema der Stunde:
„Sonneninsel – Elfchen“ – Wir schreiben eigene Elfchen zum Thema „Leben auf einer
einsamen Südseeinsel“.
Ziel(e) der Stunde:
Die zuvor erarbeitete Gedichtform der Elfchen soll von den Kindern in dieser Stunde
umgesetzt und angewendet werden. Dabei sollen sie praktisch erfahren, wie durch die gezielte
Auswahl und Anordnung von Wörtern ein sprachliches Gebilde entsteht, welches die
Ausdruckskraft eines Gedichts besitzt. 2 Des Weiteren sollen die Kinder ihre verfassten
Elfchen gezielt überarbeiten und auf eine Präsentation ihrer Ergebnisse hinarbeiten. Auf diese
Weise sollen sie den Schreibprozess bewusst wahrnehmen. 3
Aspekte der Unterrichtsplanung:
Die Kinder setzen sich im Rahmen der UE auf unterschiedliche Arten mit dem Inhalt des
Buches „Die Reise zur Wunderinsel“ auseinander. An dieser Stelle möchte ich eine kurze
Zusammenfassung des Inhalts der gesamten Lektüre anbringen:
„Silke lebt mit ihren Eltern am Rande eines Industriegebiets, wo aus hohen Schornsteinen
schwarze Rauchschwaden in den Himmel steigen. Ist Silke deshalb so krank geworden? Die
Ärzte glauben nicht mehr an Heilung. So beschließen die Eltern, ihrem Kind den allergrößten
Wunsch zu erfüllen: auf einem Segelschiff in die Südsee zu reisen. Sie verkaufen ihr Haus und
stechen mit der „Oma Breuer“ in See. Abenteuer gibt es unterwegs genug: Sie geraten in
wilde Stürme, ein blinder Passagier sorgt für Aufregung und schließlich verbringen sie sechs
1 vgl.: Grundschule. Richtlinien und Lehrpläne zur Erprobung. Ritterbach Verlag. 2003. S. 29
2 vgl.: Menzel, W.: Elf Wörter sind noch kein Elfchen. Eine Unterrichtsanregung. In: Praxis Deutsch, Heft 172.
S. 20
3 vgl.: Grundschule. Richtlinien und Lehrpläne zur Erprobung. Ritterbach Verlag. 2003. S. 37
2

wunderschöne Wochen auf einer unbewohnten Insel. Dort passiert dann etwas, das allen wie
ein Wunder vorkommt...“ 4
Ein wichtiger Teil der Geschichte bezieht sich auf das Leben der Familie auf einer
unbewohnten Insel. Diese Zeit kann als Wendepunkt der Reise betrachtet werden, da die
Passagiere der „Oma Breuer“ während dieser Zeit zur Ruhe kommen und schließlich die
Verbesserung von Silkes Krankheit beobachten. Das Leben der Familie auf der sogenannten
„Eidechsen-Insel“ wird als sehr schön und abenteuerlich beschrieben.
Während der Unterrichtseinheit konnte ich immer wieder feststellen, dass die Schüler der 3a
von der Vorstellung eines Lebens auf einer einsamen Sonneninsel sehr fasziniert sind. Die
Vorstellung, völlig allein auf einer Insel mit Sonne, Sand, Palmen und spannenden Tieren zu
leben, klingt für die Kinder spannend und abenteuerlich. In Unterrichtsgesprächen fiel mir
auf, dass die Kinder sich leicht in diese „Robinson-Situation“ hineinversetzen und dazu
kreative Ideen entwickeln können. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, genau
diese Thematik der Lektüre aufzugreifen, und damit den Kindern die Möglichkeit sich durch
lyrische Texte sprachlich auszudrücken, näher zu bringen.
In der heutigen Unterrichtsstunde sollen die Kinder eigene Gedichte verfassen. Zwar kennen
die Kinder Gedichte, das eigene Schreiben von lyrischen Texten wurde im Unterricht dieser
Klasse jedoch noch nicht behandelt. Nun einmal selbst zum Dichter zu werden, halte ich
deshalb für eine motivierende Aufgabe für die Kinder.
Die Gedichtform „Elfchen“ zeichnet sich durch eine klare und eindeutige äußere Form aus,
die auf den ersten Blick als lyrischer Text erkennbar ist.
Wie aus dem Namen abzuleiten ist, bestehen diese Gedichte aus elf Wörtern, die auf eine
festgelegt Weise in fünf Zeilen angeordnet sind. In der ersten Zeile steht ein Wort, in der
zweiten Zeile zwei, in der dritten und vierten Zeile wieder jeweils ein Wort mehr und in der
letzten Zeile wird das Gedicht mit einem einzigen Wort beendet. 5
Wort1
Wort2 Wort3
Wort 4 Wort5 Wort6
Wort7 Wort8 Wort9 Wort10
Wort11
4 Kordon, K.: Die Reise zur Wunderinsel. Beltz & Gelberg. 1988. Klappentext
5 vgl: Bartnitzky, H. Sprachunterricht heute. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor GmbH &Co. KG, 2006. S. 80
3

Auch die ungefähre Bedeutung der Worte ist beim Elfchen festgelegt. So bezeichnet Wort1
eine Eigenschaft oder eine Farbe. In der zweiten Zeile wird der Gegenstand oder die Person
genannt, auf die sich die Eigenschaft bezieht. Die Worte in der dritten Zeile beschreiben, was
mit dem Gegenstand oder der Person passiert und in der vierten Zeile soll sich der Verfasser
auf sich selbst beziehen und das letzte Wort in der fünften Zeile bildet eine Art
zusammenfassenden Abschluss des Elfchens. 6
Da die Kinder der Klasse 3a bisher keine Erfahrungen mit dem Schreiben von Gedichten
gesammelt haben, halte ich diese Gedichtart wegen ihrer klaren und einfachen Form für die
ersten Versuche lyrischen Schreibens für geeignet. Auch die inhaltlichen Vorgaben dienen
den Kindern als Hilfestellung. Sollten sie sich allerdings eigenständig davon lösen, schränke
ich ihren kreativen Prozess nicht ein und werde sie gewähren lassen.
In der vorangegangenen Unterrichtsstunde habe ich mit den Kindern die oben beschriebene
äußere Form von Elfchen und die inhaltlichen Vorgaben erarbeitet. Um sicher zu stellen, dass
alle Kinder sich beidem bewusst sind, lasse ich diese als Einstieg in die Stunde anhand eines
gemeinsam erarbeiteten Beispielelfchens und erklärenden Wortkarten wiederholen. Diese
Materialien hefte ich an die Tafel, so dass es während der Arbeitsphase für alle Kinder
sichtbar ist und als Orientierungsgrundlage dienen kann.
Mit Hilfe von Anschauungsmaterial (Bilder, Sand, Muscheln, Palme, usw.) habe ich die
Kinder in der Einstiegsstunde der Unterrichtseinheit an das Thema „Sonneninsel“
herangeführt. Anhand der Schilderungen in der Lektüre und freien Assoziationen der Schüler
haben wir ein Wortfeld zu diesem Thema entwickelt. Die Ergebnisse sind auf einem Plakat
zusammen mit dem Anschauungsmaterial im Klassenraum dokumentiert. Sowohl das
Anschauungsmaterial als auch das Wortfeld kann den Kindern als Hilfestellung beim
Verfassen ihres Elfchens und der anschließenden Korrektur dienen.
Bevor die Kinder sich an die Arbeit machen ihr eigenes Elfchen zu verfassen, erläutere ich
ihnen den Arbeitsauftrag. Ich weise sie darauf hin, dass das Ziel ihrer Arbeit eine Präsentation
der Elfchen auf Schmuckblättern und der Vortrag ihres Elfchens während einer
„Dichterlesung“ am Ende der folgenden Deutschstunde ist. So möchte ich die Motivation der
Kinder steigern, das Elfchen so gut wie möglich zu erarbeiten.
Erst nach der Erläuterung des Stundenablaufs und des Arbeitsauftrags beginne ich mit der
Einstimmungsphase. Hierbei legen die Kinder ihre Köpfe auf ihre Tische und schließen die
Augen. Während im Hintergrund leise Musik zu hören ist, lese ich den Kindern Ausschnitte
6 Vgl.: Hiebl, P./ Stopfel, C.: Elf Wörter brauchst du nur. Kinderleichte Gedichte. In: Grundschulmagazin 3.
1998. S. 11
4

aus dem Kapitel „Auf der Eidechsen-Insel“ vor. Sie sollen sich die geschilderte Situation
dabei genau vorstellen und sich ausmalen, sie seien selbst mit auf der Insel. Diese
Assoziationsübung dient dazu, den Kindern Ideen und Anregungen für ihr „Sonneninsel-
Elfchen“ zu liefern. Die Kinder beginnen direkt nach dieser Einstimmung mit dem Schreiben
der Elfchen, so dass sie die hervorgerufene Stimmung spontan umsetzen können.
Da es bei dem Arbeitsauftrag darum geht individuelle Vorstellungen in einem Gedicht
umzusetzen, habe ich mich dazu entschieden die Kinder während der Schreibphase in
Einzelarbeit arbeiten zu lassen.
Die Kinder notieren ihr Elfchen auf kleine Karteikarten. Dabei wird auf jede Karte jeweils nur
ein Wort geschrieben. Die Karten geben den Kindern die Möglichkeit ihr Elfchen durch
austauschen oder vertauschen einzelner Wörter, immer wieder zu verändern. Durch dieses
spielerische und experimentelle Untersuchen von Sprache sammeln die Kinder Erfahrungen
im Bereich Wortstellung und Ausdruck. 7 Für Kinder, die mit Einhaltung der äußeren Struktur
der Elfchen Probleme haben, habe ich Vorlagen als Hilfestellung vorbereitet. Auf diesen
Vorlagen habe ich leere Kästchen gemäß der äußeren Elfchenform angeordnet. So können die
Kinder ihre Karten auf den Kästchen platzieren, um die richtige äußere Form eines Elfchens
zu erhalten. (s. Anhang)
Es ist davon auszugehen, dass die Schüler der Klasse 3a den Arbeitsauftrag in sehr
unterschiedlicher Geschwindigkeit ausführen werden, da einige der Schüler relativ viel Zeit
brauchen, um sich auf neue Lerninhalte einzulassen. Manchen Kindern wird der erste Versuch
ihres Elfchens bereits genügen, andere werden sich intensiv auf das Experimentieren
einlassen. Bei Ersteren werde ich den Lösungsvorschlag auf einen „Schmierzettel“ notieren
lassen und das jeweilige Kind bitten noch weitere Lösungsmöglichkeiten auszuprobieren.
Bei einigen Kindern kann es vorkommen, dass sie die Arbeit verweigern. Dies ist in der
Vergangenheit bereits vorgekommen. Ihr Verhalten begründeten sie meist mit Desinteresse
und Langeweile. Sollte dies der Fall sein und sollte die Arbeit der übrigen Kinder dadurch
behindert werden, lasse ich die störenden Kinder im Nebenraum arbeiten und erinnere sie
zusätzlich noch einmal an die anstehende Präsentation der Elfchen, zu der ich auch
Arbeitsergebnisse von ihnen erwarte.
7 vgl.: Bartnitzky, H.: Sprachunterricht heute. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor GmbH &Co. KG, 2006. S. 229
und vgl.: Menzel, W. Elf Wörter sind noch kein Elfchen. Eine Unterrichtsanregung. In: Praxis Deutsch, Heft
172. S. 20
5

Nach dem Verfassen der Elfchen sollen die Kinder ihre Ergebnisse überarbeiten. Sie sollen
sie rechtschriftlich korrigieren, auf Schmuckblätter übertragen und schließlich den Vortrag
des Gedichts üben.
Im Klassenraum sind für diesen Zweck drei „Stationen“ eingerichtet worden, in denen
Material für die jeweiligen Überarbeitungsschritte bereit liegt. An der Station „verbessern“
finden die Kinder Wörterbücher und das Plakat mit dem Wortfeld „Sonneninsel“. Mit Hilfe
dieser Materialien sollen sie ihre Gedichte nach Rechtschreibfehlern hin untersuchen und
diese verbessern.
An der „Schmuckblatt“ Station liegen farbige Papiere und Fineliner bereit. Beim Übertragen
der Elfchen auf diese Papiere, müssen die Kinder auf ein formklares und orthografisch
korrektes Schriftbild achten, da diese „Schmuckblätter“ im Klassenraum ausgestellt werden
sollen. 8
Außerdem ist eine „Vorlesen üben“ Station eingerichtet, in der sich die Kinder bereits ihre
Elfchen gegenseitig präsentieren können und dadurch ihren Vortrag für die „Dichterlesung“ in
der nächsten Stunde trainieren. An jeder dieser Stationen ist ein genauer Arbeitsauftrag für die
Kinder schriftlich festgehalten, so dass sie die einzelnen Schritte ihrer Überarbeitung
selbstständig und eigenverantwortlich durchführen können.
Diese Phase des Unterrichts bietet so eine gute Möglichkeit der Differenzierung. Parallel zu
den Kindern, die noch an ihren Elfchen schreiben können die schnelleren Kinder ihre
Gedichte bereits überarbeiten und auf die Präsentation vorbereiten.
Anschließend an die Überarbeitungsphase folgt die kurze Schlussphase der Unterrichtsstunde,
in der ich den Kindern einen Ausblick auf die nächste Deutschstunde gebe. Auch in der
folgenden Stunde steht den Kindern noch Überarbeitungszeit zur Verfügung. Schließlich
werden die Schmuckblätter im Klassenraum ausgehängt und einige Gedichte in einer
„Dichterlesung“ am Ende der folgenden Deutschstunde vorgetragen.
Geplanter Unterrichtsverlauf
Phase Unterrichtsgeschehen Arbeits- und
Sozialform
8 vgl.: Grundschule. Richtlinien und Lehrpläne zur Erprobung. Ritterbach Verlag. 2003. S. 36
6
Medien/ Material

Einstieg Wiederholung der
„Elfchen-Form“
Einstimmung LAA liest den Schülern
Arbeitsphase
(fließender Übergang)
Überarbeitungsphase
Ausschnitte aus dem
Kapitel „Auf der
Eidechsen-Insel“ vor.
Sch. schreiben eigene
Elfchen zum Oberthema
Sonneninsel.
Die Kinder überarbeiten
ihre Elfchen. Sie
bereiten ihre Elfchen auf
die in der nächsten
Stunde folgende
Präsentation vor. In der
„Leseecke“ können
bereits Elfchen
präsentiert und
besprochen werden.
Schlussphase LAA gibt Ausblick auf
Literatur:
die folgende
Deutschstunde.
Plenum Anschauungsmaterial,
Tafel, Magnete
Plenum Musik, Buch
Einzelarbeit am
Platz.
Einzel- oder
Partnerarbeit
Plenum -
Schreibkärtchen,
Mäppchen,
Elfchenform-Vorlage,
Wortfeldplakat,
Inselmaterial,
Schmierblätter
Wörterbücher,
farbige Papiere,
Fineliner,
Kissen, Reißzwecken
• Grundschule. Richtlinien und Lehrpläne zur Erprobung. Ritterbach Verlag. 2003
7

• Bartnitzky, H.: Sprachunterricht heute. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor GmbH &Co.
KG, 2006
• Hiebl, P./ Stopfel, C.: Elf Wörter brauchst du nur. Kinderleichte Gedichte. In:
Grundschulmagazin 3. 1998. S. 11
• Menzel, W. Elf Wörter sind noch kein Elfchen. Eine Unterrichtsanregung. In: Praxis
Deutsch, Heft 172. S. 20-22
• Kordon, K.: Die Reise zur Wunderinsel. Beltz & Gelberg. 1988
Material:
• Plakat mit Wortfeld „Sonneninsel“
• Wortkarten, Plakat zur „Elfchen-Form“
• Text zum Vorlesen
• Schreibkärtchen für die Kinder
• Papiere zum Aufschreiben der Elfchen
• Magnete
• Wörterbücher
• Fineliner
• Kissen
• Reißzwecken
Anhang
• Kapitel „Auf der Eidechsen-Insel“
• Elfchen-Struktur-Vorlage
• Schmierblätter
8